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Küchengeflüster

von

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Oh? Eier!

Kia saß entspannt auf der Anrichte und beobachtete seinen Geliebten, der gestresst durch die Küche huschte, um den Frühstückstisch vorzubereiten.

„Hey, komm doch mal endlich her! Wie oft muss ich denn noch bitten?“, maulte Kia übertrieben und warf Kagerou einen gespielt beleidigten Blick zu.

„Nein, und nochmals nein! Du siehst doch, dass ich in Eile bin, Kia! Du hättest mir ruhig sagen können, dass ich mit dem Tischdecken dran bin! Dann hätte ich nämlich auf die Extra-Runde mit dir im Bett verzichtet...“, brachte er aufgebracht hervor und sah mit seinen dunkelgrauen Augen zu Kia rüber, der nun schmollend das Gesicht verzog.

„So? Hättest du wirklich auf das verzichtet, was du da heute morgen erleben durftest? Hm... Wenn ich ehrlich bin, ich hätte nicht darauf verzichten können, dich so zu sehen, deine sexy Stimme zu hören...“ Kagerou schnitt ihm unsanft das Wort ab und sah wütend zu ihm rüber.

„Also, manchmal weiß ich echt nicht, was ich mit dir machen soll...“, wetterte dieser und wurde seinerseits nun abrupt von Kia unterbrochen.

„Küssen! Du sollst mich einfach nur küssen! Und zwar am liebsten jetzt gleich! Nur ein kleiner... Immerhin sitz ich hier schon die ganze Zeit bewegungslos auf der Anrichte oder Küchenzeile, was mir wirklich schwer fällt, musst du wissen! Du siehst so attraktiv in deinen Klamotten aus, dass ich vor Verlangen den Verstand verlieren könnte! Du bist so sexy, Kagerou...“, entgegnete Kia mit einem lasziven Ausdruck in der Stimme, und ließ seine Augen über Kagerous Körper wandern.

Kagerou hatte eine schwarze Hose an, zu der er ein grünes Hemd trug. Ein lose umgebundene hellgraue Krawatte hing ihm um den Hals. Sein längeres Pony hatte er mit einem kleinen Zopf nach hinten geknotet.

Kia seufzte enttäuscht, da er spürte, dass ihm Kagerou seinen Wunsch vorerst nicht erfüllen würde.

„Sag, wo musst du heute noch mal so schnieke angezogen hin? Muss ich mir da irgendwelche Gedanken machen?“, fragte er neugierig und nahm einen Schluck warmen Tee.

Kagerou sah für einen kurzen Moment irritiert zu Kia rüber, der ihm mit seinen hellbraunen Augen über den Rand der Teetasse interessiert entgegen blickte.

Willst du mich verarschen? Ich habe dir vor knapp einer Stunde zum mindestens zwanzigsten Mal gesagt, wo ich hin muss... Vielleicht solltest du deine Sexsucht etwas zurückfahren, mein Lieber?! Vielleicht ist ja doch etwas dran an dem Gerücht, dass mit jedem Höhepunkt ein Teil deiner Gehirnmasse verloren geht..., dachte Kagerou genervt, aber gleichzeitig vergnügt. Er musste über seine eigenen Gedanken laut lachen. Kia sah ihn argwöhnisch an.

„Was hast du gerade gedacht, he? Bestimmt nichts Gutes! Ich kenne dich... Ich will es wissen! Raus mit der Sprache!“, brummelte Kia, während er Kagerou beim Braten der Eier beäugte.

Hm...wäre eine gute Gelegenheit, dich von hinten zu erwischen! Schließlich kannst du die Eier nicht allein lassen..., überlegte Kia ernsthaft, aber entschloss sich dagegen.

Er blieb einfach auf der Anrichte sitzen und hoffte, dass Kagerou irgendwann für einen kurzen Moment zu ihm kam.

Er kannte Kagerou inzwischen so gut, dass er wusste, dass dieser früher oder später dem Verlangen nach einem Kuss nachgeben würde. Ein wissendes Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

„Ich treffe mich heute mit meinem Professor und einem ehemaligen Schüler von ihm. Das habe ich dir doch schon gesagt, Kia. Vielleicht solltest du deinen Gehirndruck überprüfen lassen...“, meinte Kagerou immer leiser werdend, während er dabei unkontrolliert zu lachen begann.

„Was war das eben? Wie...“, begann Kia überrascht, als Kagerou auch schon geschwind weiter erzählte und dabei krampfhaft versuchte, sein Lachen in Griff zu bekommen.

„Auf jeden Fall veranstaltet dieser ehemalige Student eine Ausstellung seiner neuesten Werke. Ich bin gefragt worden, ob ich bei den Vorbereitungen helfen könnte. Ich habe natürlich zugesagt! Vor allem daher, weil mir dessen Werke unheimlich gut gefallen...“, meinte Kagerou verträumt, während er die Eier auf die Teller verteilte.

Kia konnte sich sehr gut an das Gespräch mit Kagerou wegen diese Veranstaltung erinnern – insbesondere an Kagerous Schwärmereien für diesen Künstler. Er musste sich zwar keine Sorgen um Kagerous Gefühle ihm gegenüber machen, dennoch hinterließ dessen Begeisterung einen üblen Nachgeschmack in seinem Mund.

Pah...was der da so auf die Leinwand klatscht, kann ich schon alle Male! Gib mir einen Pinsel, Farbe, dann lege ich los... Obwohl ich ja lieber deinen Körper als Leinwand benutzen würde..., dachte Kia schief grinsend und tadelte sich innerlich für seine eifersüchtigen Gedanken Kagerou gegenüber.

„Stimmt ja, die Ausstellung... Ich kann mich erinnern! Aber musst du dich extra für dieses Treffen so schick machen?“, sagte Kia, trotz der eigenen Erkenntnis, dass er sich wie ein eifersüchtiger Teenager anhörte.

„Das Treffen ist nicht an der Uni, sondern in einem etwas gehobeneren Restaurant. Ich wollte dort nicht unbedingt negativ auffallen.“, erwiderte Kagerou beruhigend und stellte die Teller auf den Küchentisch.

„Ach was! Du und negativ auffallen! Du könntest einen Reissack anhaben und würdest selbst dann allen Anwesenden noch immer die Show stehlen!“, sprach Kia aufgeblasen.

„Danke für die Blumen! Könntest du jetzt aber bitte von der Anrichte herunterkommen und dich, wie es sich gehört, an den Tisch setzen?!“, fragte Kagerou mit einem Lächeln im Gesicht, da er sich innerlich über Kias Worte freute.

„Na klar, aber erst kommst du zu mir und gibst mir den verdienten Kuss, auf den ich schon geschlagene 25 Minuten warten muss!“, sprudelte es Kia voller Selbstvertauen aus dem Mund und er sah dabei fordernd zu Kagerou rüber, der nun kopfschüttelnd auf ihn zukam.

„Verdient für was?“, sprach er leise, während er vor Kia stehen blieb. Dieser lächelte ihn erwartungsvoll an.

Kagerou schob sich zwischen Kias geöffnete Beine und berührte mit einer Hand dessen Wange, während er die andere sanft auf Kias Oberschenkel legte. Er beugte sich leicht nach vorn und verschloss seine Lippen mit Kias.

Der Kuss belebte Kagerous Erinnerung an ihr Liebesspiel vor dem Aufstehen. Er genoss das wachsende Gefühl der Erregung und öffnete leicht seine Lippen, um Kias fordernder Zunge Einlass zu gewähren.

Die Berührungen ihrer Zungen ließen Kagerous Herz schneller schlagen. Sie berührten und trennten sich immer wieder in ihrem lustvollen Zusammenspiel und Kagerou konnte gleichzeitig spüren, dass Kia seine starken Arme sanft um ihn gelegt hatte.

Mit diesen zog er ihn nun so fest an sich heran, dass Kagerou in der Lage war, dessen vertraute Körperwärme zu spüren. Kagerou unterdrückte ein glückliches Seufzen. Er hatte gerade vor, ebenfalls die Arme um Kia zu schlingen, als ihn eine Stimme daran hinderte.
 

„Ey man! Kann ich nicht mal einen Morgen in die Küche kommen, ohne ein sich glücklich knutschendes Pärchen sehen zu müssen?!“, nörgelte Shino, während er an ihnen vorbei zum Tisch ging. Er ließ sich dort auf einen Stuhl fallen und sah anschließend die beiden strafend an.

Kia grinste unverschämt zurück und wollte Kagerou demonstrativ weiter küssen, als dieser sich aus seinen Armen befreite und ebenfalls zum Tisch ging.

Kagerou warf Kia dabei einen frechen Blick zu, bevor er sich Shino zuwandte.

„Entschuldige Shino! Ich vergesse manchmal einfach, dass wir hier ja zu viert wohnen!“, meinte Kagerou nicht wirklich überzeugend, da ein verschmitztes Lächeln seine Lippen zierte.

„Hey Kagerou! Wofür entschuldigst du dich? Sind Küsse in der Küche seit Neuestem verboten? Tja, und es ist ja nicht unsere Schuld, wenn der Herr hier niemanden zum Küssen hat, oder warte! Hiroki! Genau, Hiroki würdest du jetzt bestimmt gern küssen wollen, oder?“ Während Kia vergnügt sprach, hüpfte er von der Anrichte und gesellte sich zu den beiden an den Tisch.

Shino blickte angesäuert zu Kia rüber, der sich ihm gegenüber gesetzt hatte.

„Wieso kommst du jetzt ausgerechnet auf Hiroki? Kannst du mir das mal verraten, Kia?“, brachte Shino zerknirscht hervor und griff nach seiner Gabel.

„Ist doch ganz einfach! Ich erinnere dich doch gerne an das vergangene Wochenende und die spannende Kuss-Session hier in unseren vier Wänden! Also, wenn ich recht überlege, dann hast du nach Hirokis Kuss alles andere als unbefriedigt ausgesehen, stimmt`s?“, sprach Kia amüsiert, während er begann, sein Ei mit dem Reis zu zermanschen. Kagerou beobachtete ihn dabei und verzog missbilligend das Gesicht.

„Oh Kia, kannst du das nicht lassen?“, meinte Kagerou angewidert und schenkte sich Grünen Tee ein.

„Was lassen? Das Ei jetzt, oder Shino zu ärgern? Ich finde beides aber sehr unterhaltsam! Und was das Spiegelei angeht... Ob ich es mir nun abwechselnd mit dem Reis in den Mund stecke, oder es zermatscht mit dem Reis zusammen esse, ist doch egal! Denn schließlich landet es eh gemeinsam im Magen und sieht dabei nach dem Kauen noch viel interessanter aus... Findest du nicht auch, Shino?“, sagte Kia grinsend und sah Zustimmung suchend in Shinos Richtung. Dieser warf ihm einen ungläubigen Blick zu.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir nach deiner blöden Anmache eben ein hilfreiches Wort schenke?!“, meinte Shino und steckte sich Kias Blick ignorierend ein Stück Apfel in den Mund.

„Ach komm schon! Du kannst mir nicht erzählen, dass es dir Hiroki nicht angetan hat...“, drängte Kia zum ursprünglichen Thema weiter, während Kouya, längst erwartet, endlich in der Küche erschien. Er lächelte zur Begrüßung in die Runde und legte, als er zum Tisch trat, die Tageszeitung auf einen freien Stuhl und setzte sich.

„Was ist mit Hiroki? Hat er angerufen, als ich unterwegs war?“, fragte er neugierig und bedankte sich bei Kagerou für das Essen.

„Nein, wir sprachen gerade über Shinos nicht vorhandenes Liebesleben!“, entgegnete Kia wahrheitsgemäß.

„So? Und was hat das mit Hiroki zu tun?“, fragte Kouya irritiert und blickte fragend zu Shino rüber. Dieser versetzte Kia einen leichten Tritt gegen das Schienbein, um ihn so an einer Antwort zu hindern.

„Tja, das frage ich mich auch schon die ganze Zeit. Ich glaube, Kia sind Kagerous Küsse heute morgen zu Kopf gestiegen!“, antwortete er bissig und lächelte Kia gewinnend an.

Kouya schaute interessiert zwischen Kia und Shino hin und her. Sein Blick wanderte anschließend weiter zu Kagerou, der ihn schief angrinste und das Wort ergriff.

„Ignorier die beiden einfach. Wie war eigentlich dein Einkauf gestern? Hast du ein Geschenk für deine Mutter gefunden?“, fragte er Kouya freundlich.

„Oh!“ Kagerous Frage rief Kouya die Erlebnisse mit Yuu zurück ins Gedächtnis. Er begann zu lächeln und eine leichte Röte überzog seine Wangen. Kagerou hob überrascht die Augenbraue.

„War ein voller Erfolg!“, meinte Kouya geheimnisvoll und aß ein Stück Spiegelei.

„Was war ein Erfolg? Das Geschenk zu finden, oder womöglich Yuu in die nächste Umkleide gezerrt zu haben?“, witzelte Kia und schaute Kouya unverschämt an. Dieser bekam bei dessen Worten einen hochroten Kopf und er ärgerte sich innerlich darüber.
 

Kouya hatte bisher weder die bestehende Liebesbeziehung innerhalb der WG angesprochen, noch über seine eigene beginnende fern der WG. Dennoch war allen hier klar, dass Yuu ihm so viel mehr bedeutete, und seine starken Gefühle für diesen praktisch ein offenes Geheimnis waren. Verunsichert fragte er sich, ob sein eigener Bruder ebenfalls von der Sache Wind bekommen hatte, oder dieser noch immer im Dunklen tappte.

Es wäre nicht schade drum, wenn... Aber auf der anderen Seite wäre es leichter für mich, wenn Hiroki einen leisen Verdacht hegt... Hm, wenn er wirklich auf Kagerou steht, dann sollte er mit meinen Gefühlen für Yuu keine Probleme haben, oder?!, dachte Kouya hoffnungsvoll und wurde durch Kagerous laute Stimme aus den Gedanken gerissen.
 

„Sag mal Kia, kannst du nicht einmal dein loses Mundwerk halten?“, herrschte Kagerou Kia an, der entschuldigend zu Kouya rüber sah.

„Schon gut, ist ja nicht so, dass ich etwas zu verbergen hätte. Na ja. Ich bin eigentlich noch nicht wirklich bereit, damit offen umzugehen. Ich wäre euch also dankbar, wenn ihr Hiroki gegenüber nichts davon erwähnt, ja?!“, sagte Kouya etwas verlegen und blickte auf seinen Teller.

„Natürlich! Darüber musst du dir keine Gedanken machen, Kouya! Obwohl, wenn ich so an Kias Mund denke, dann könnte es doch zu einem Problem werden...“, meinte Shino spöttisch und sah herausfordernd zu der erwähnten Person.

Entgegen Shinos Erwartung, ignorierte Kia seine spitze Bemerkung und sah zu Kouya, der gedankenverloren auf seinem Teller herumstocherte.

„Ich hüte mich davor, etwas zu sagen, Kouya! Schon allein wegen dem silberhaarigen Dämon neben mir!“ Kia sah liebevoll zu Kagerou, der ihm einen unergründlichen Blick zu warf.

„Danke, aber so wirklich besser geht’s mir nicht, wenn du das sagst!“, sprach Kouya aufrichtig, blickte aber gleichzeitig mit neckisch blitzend grüngrauen Augen zu Kia. Dieser öffnete überrascht den Mund.

„Also echt Shino! Das ist deine Schuld! Kouya fängt nun auch schon an, böse Dinge über mich zu denken! Ich bin zutiefst getroffen...“, brachte Kia mit übertriebener Bestürzung hervor und zwinkerte Kouya belustigt zu.

Kagerou betrachtete die drei mit einem Lächeln und genoss die, trotz aller harsch gefallenen Worte, freundlich gefärbte Atmosphäre.

„Was hast du denn nun gekauft, Kouya?“, wollte Kagerou noch immer neugierig wissen.

„Oh genau! Da waren wir ja eigentlich. Ich habe ein hübsches Kokeshi Püppchen für meine Mutter gekauft. Die Idee dazu stammt nicht wirklich von mir, muss ich zugeben, aber für die Auswahl war ich allein verantwortlich.“, berichtete Kouya aufrichtig. Er griff nach seiner Teetasse.

„Ein Kokeshi Püppchen?! Ist deine Mutter eine von diesen leidenschaftlichen Sammlerinnen?“, wollte Shino grinsend wissen.

„Ähm, ja, kann wohl nicht anders gesagt werden. Aber ich habe das total vergessen, bis mir Yuu den Tipp gab. Das spricht ja dann für sie, oder? Sie hat also mit ihrer Leidenschaft unser Familienleben nicht wirklich gestörte... Gut, vielleicht habe ich es auch nur einfach verdrängt!?“, meinte Kouya lachend, während er seine Tasse leerte. Kagerou bot ihm sogleich neuen an, den dieser aber dankend ablehnte.

„Ich finde diese Püppchen spannend!“, erwähnte Kagerou plötzlich.

„Ich kenne einen Kunststudenten, der diese Püppchen, scheinbar völlig unpassend, in seine realistisch gezeichneten Bilder einbaut! Als ich das zum ersten Mal gesehen habe, war ich total irritiert darüber und der Meinung, dass er seine Bilder dadurch nur verunstaltete. Aber inzwischen sind seine Bilder ein richtiger Geheimtipp, und ich habe ebenfalls gefallen an ihnen gefunden. Vielleicht wäre ein Bild von ihm ein passendes nächstes Geburtstagsgeschenk? Was meinst du?!“ Kagerou schaute in Kouyas Richtung, der ihn begeistert anschaute.

„Klingt ja spannend! Aber die Bilder kosten bestimmt eine Stange Geld, oder? Ich meine, dieses einfache Kokeshi Püppchen hat schon meinen finanziellen Rahmen gesprengt...“, gab Kouya kleinlaut zu.

„Das weiß ich jetzt gar nicht so genau. Vielleicht kann ich ja einen Freundschaftspreis bei ihm herausschlagen?!“, erwiderte Kagerou aufmunternd und sah auf die Küchenuhr. Er fluchte unerwartet laut, so dass alle überrascht zu ihm rüber sahen.

„Oh, tut mir leid! Aber ich habe die Zeit vergessen. Ich müsste schon seit zehn Minuten unterwegs sein.“, sprach er hastig und erhob sich von seinem Stuhl. Er räumte sein Geschirr auf die Spüle und wollte gerade die Küche verlassen, als er durch Kouyas Frage aufgehalten wurde.

„Ach Kagerou, da fällt mir ein, ich habe meinen Bruder und Yuu zum Kletterwochenende eingeladen. Ist das in Ordnung? Wenn nicht, kann ich ihnen ohne Problem absagen...“ Kouya blickte fragend zu Kagerou und beobachtete, wie dieser auf einmal einen gequälten Gesichtsausdruck bekam.

„Alles in Ordnung, Kagerou!? Es ist kein Problem ihnen...“ Kouya wurde unsanft durch Kia unterbrochen.

„Sag bloß, diese Ausstellung ist am kommenden Wochenende, Kagerou!? Das kann nicht sein! Wir hatten das doch schon alles geplant! Ich glaub`s nicht...“, meinte Kia völlig enttäuscht.

„Oh Kia, das tut mir wirklich leid! Ich habe das tatsächlich total vergessen, als ich meinem Professor die Zusage gegeben habe. Aber ihr könnt doch auch ohne mich fahren! Shino und du seid doch erfahrene Kletterer und durchaus ausreichend für den ausgesuchten Übungsfelsen!?“, erwiderte Kagerou peinlich berührt.

„Es geht nicht darum, ob wir ausreichend sind, sondern...“ Kagerou fuhr Kia entschlossen dazwischen.

„Tut mir echt leid, Kia, aber ich muss weg! Wir müssen diese Unterhaltung auf später verschieben!“, sagte dieser besänftigend und trat zu Kia, um diesen sanft auf die Stirn zu küssen.

„Bis später!“, murmelte er und verließ anschließend eilig die Küche. Alle sechs Augen starrten auf die Tür, durch die Kagerou regelrecht geflüchtet war.
 


 

„Yuu, du hättest eben abbiegen müssen. Hast du nicht gesagt, dass du den Weg kennen würdest?“, sprach Hiroki gelassen, warf Yuu aber einen irritierten Blick von der Seite zu.

„Kein Grund zur Panik! Ich muss mal eben schnell in der Videothek vorbei, weil ich einem Freund versprochen habe, ihm einen Film zu besorgen. Ist doch okay für dich, oder? Ist nicht einmal ein richtiger Umweg! Wir kommen sogar noch immer pünktlich, weil wir eh viel zu früh losgefahren sind!“, versicherte Yuu Hiroki.

Eine rote Ampel unterbrach ihre Fahrt und Yuu nutzte die Gelegenheit, um in Ruhe am Radio einen neuen Sender einzustellen.

„Sag mal, Yuu... Du warst doch gestern mit Kouya unterwegs!? Hat er dir gegenüber vielleicht erwähnt, warum er unbedingt ausziehen wollte? Ich kann es immer noch nicht nachvollziehen... Es ist nicht so, dass ich es nicht gutheiße, aber ich würde gerne seine Gründe erfahren. Er redet aber nicht mit mir. Hm. Ich dachte, vielleicht hat er etwas zu dir gesagt?“ Während Hiroki seine Frage stellte, sah er gedankenversunken aus dem Beifahrerfenster, und so entging ihm Yuus betroffene Mine. Yuu räusperte sich unbehaglich.

„Tut mir leid! Zu mir hat er auch nichts gesagt. Ich kenne seinen Anlass auch nicht...“, erwiderte Yuu aufrichtig.

Ich weiß es wirklich nicht, Hiroki! Aber ich kann mir beinah denken, warum... Aber darüber mit dir zu sprechen, wäre ihm gegenüber nicht fair. Du musst wohl weiter geduldig bleiben..., fügte Yuu in Gedanken hinzu, während ein gequältes Lächeln auf seinem Gesicht erschien.
 

Yuu hätte Hiroki nur zu gern sein Herz geöffnet, aber es war noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Er hatte mit Kouya noch nicht wirklich über die weitere Vorgehensweise bezüglich ihrer Beziehung gesprochen. Ihnen beiden war klar, dass Hiroki ein Recht besaß, es zu erfahren – als Bruder und natürlich als bester Freund. Aber sie waren selbst noch so durcheinander und überrascht über die Entwicklung, dass sie sich noch nicht in der Lage sahen, offen mit Hiroki darüber zu sprechen. Er hoffte einfach, dass er es ihnen nicht übel nahm, wenn sie es ihm zu einen späteren Zeitpunkt erzählten.
 

„Verstehe. Dann muss ich wohl weiter darauf warten, bis er sich mir anvertraut. Mal was anderes. Was hältst du eigentlich von der WG? Was denkst du über die drei?“, fragte Hiroki neugierig.

Yuu blickte kurz in den Rückspiegel, bevor er bei grün weiter fuhr. Er dachte kurz über Hirokis Frage nach.

„Ich habe sie am Wochenende zum ersten Mal getroffen, zumindest bis auf Shino. Den habe ich durch Zufall vorher kennen gelernt...“, meinte Yuu ein wenig abwesend, da er nun mit dem Auto eine Bausstelle passierte, und sich auf die Anweisungen der Baustellenabsicherung konzentrierte.

Als Yuu Shinos Namen erwähnte, blickte Hiroki interessiert zu Yuu rüber, der sich leicht auf die Unterlippe biss, während er angespannt nach draußen sah. Hiroki hob erstaunt die Augenbraue.

Durch Zufall? Wo? Und wenn ich dich so ansehe, dann muss ich zugeben, dass mir dein Anblick gefällt... Dass du attraktiv bist, wusste ich ja schon immer, aber dass ich jetzt sogar darauf reagiere... Daran ist bestimmt dieser Shino schuld... Argh..., dachte Hiroki missmutig und fuhr sich unbewusst durch die Haare.

„Nun, ich glaube, die sind alle in Ordnung. Ich habe mich am Wochenende sehr wohlgefühlt und das Wichtigste ist ja, dass es Kouya dort gefällt. Und diesen Eindruck habe ich! Ich denke, Kouya hat mit dieser WG einen richtigen Glückstreffer erzielt, oder?“, sprach Yuu an Hiroki gewandt, der dessen Blick offen erwiderte.

„Hmmm... Weiß nicht. Ich mein, sie scheinen auf den ersten Blick völlig normal, aber so richtig schlau werde ich nicht aus ihnen.“, sprach Hiroki unbestimmt, während seine Gedanken zu Shino wanderten. Er verdrängte diesen aus seinem Kopf, und zwang sich an Kagerou zu denken. Dessen Anblick und die besonderen Gefühle dabei hatten ihn an etwas erinnert, woran er schon lange nicht mehr gedacht hatte.
 

Als er in seinem letzten Schuljahr war, gab es einen Jungen in der Nachbarsklasse, für den er schon eine ganze Zeit lang heimlich schwärmte – Hayato war sein Name. Er hatte es ihm natürlich nie sagen können, und auch sonst hatte er mit niemanden darüber gesprochen – nicht einmal mit Yuu, der schon zur damaligen Zeit sein bester Freund gewesen war. Ihm fehlte für beides einfach der Mut.

Das Überraschende an der Sache war, wie er später durch Zufall herausfinden sollte, dass Hayato mit einem Jungen aus der Nachbarsschule ausging.

Er hatte die beiden schon häufiger zusammen gesehen, was ihn aber nicht gestört hatte. Erst als er sie dann aber später zufällig küssend in einen leeren Klassenraum während ihres Schulfestes fand, spürte er Wut in sich aufsteigen. Wut auf sich selbst, und natürlich Wut auf die andere Person, die ihm seinen Schwarm stahl. Er wusste damals, dass seine aufgebrachten Gedanken und Gefühle ungerechtfertigt waren. Dennoch fiel es ihm zu Beginn schwer, diese zu verdrängen, aber mit der Zeit fand er zu seiner Ruhe zurück.

Bis zu ihrem Abschluss vergrub er sein Verlangen nach Hayato, und konzentrierte sich auf die Schule. Er ging sogar kurz eine Beziehung mit einem Mädchen ein, welches er nett fand, aber bevor es zu ernst wurde, zog er einen Schlussstrich.

Dann hatte er erfahren, dass sein Angebeteter die Universität einer anderen Stadt besuchen würde. Er nahm also all seinen Mut zusammen, um ihm zumindest zum Abschied seine Gefühle gestehen zu können. Er tat es, nicht weil er hoffte, dass Hayato seine Gefühle erwidern könnte, sondern um für sich selbst endlich damit abschließen zu können.

Hiroki konnte sich noch genau an seine Worte damals erinnern, an sein Stottern, an seine Aufgeregtheit – und an die warme Entgegnung dieser Person.

Ein bittersüßes Lächeln erschien auf Hirokis Gesicht. Er hatte seitdem zwar regelmäßigen Kontakt zu Hayato, aber ihre Beziehung überschritt nie die Grenze der reinen Freundschaft.

Yuus Stimme unterbrach seine Gedanken.
 

„Hey Hiroki, wir sind da. Willst du kurz im Auto warten? Ich komme auch gleich wieder raus...“, meinte Yuu unsicher, während er sich abschnallte.

„Ich komme mit. Vielleicht gibt es ja einen netten Film für später... Du hast doch eine Karte zum Ausleihen, oder?“, fragte Hiroki, der er sich ebenfalls abschnallte und das Auto verließ. Yuu blieb einen kurzen Moment seufzend sitzen und rüstete sich innerlich für das, was jetzt auf ihn zukommen könnte. Er stieg aus dem Auto und trat zum wartenden Hiroki.
 


 

Shino kniete mit einem Stapel neuer Filme zum Einsortieren hinter dem vordersten Regal, als er hörte, dass jemand den Laden betrat. Er richtete sich auf, um zu schauen, wer gekommen war, und erstarrte.

„Guten Abend Shino! Wie ich sehe, bist du fleißig am Einsortieren!?“, begrüßte Yuu Shino ungezwungen und sah sich nach der Aushilfe um.

„Bist du allein?“, fragte er neugierig.

Shino starrte entgeistert zu Yuu und anschließend zu der Person, die hinter diesem stand.

Hiroki..., schoss es ihm aufgeregt durch den Kopf, als er nach vorne kam, um sie richtig begrüßen zu können. Er konnte sehen, dass Hiroki genauso überrascht war, wie er selbst.

„Euch auch einen schönen Abend!“, erwiderte Shino freundlich und blickte Hiroki dabei direkt in die Augen. Dessen dunkelgraue Augen funkelten für einen kurzen Moment nervös zurück, ehe er sie abwandte.

„Wie du siehst, bin ich allein heute. Seid ihr etwa gekommen, um mir zu helfen?“, meinte Shino spaßig, während er Hiroki dabei immer wieder verstohlen anschaute. Er hatte sich längst vom Schrecken dieser unerwarteten Begegnung erholt und genoss nun dessen Anwesenheit.

„Nee, heute nicht. Wir sind auf dem Weg zu einem Treffen. Ich bin wegen dem versprochenen Film für den Freund vorbeigekommen. Du hast ihn doch da, oder?“, entgegnete Yuu fragend und beobachtete Hiroki dabei, wie dieser sich langsam entfernte und in den Regalen stöberte.

Er konnte an Hirokis immer wieder hochfahrender Augenbrauen erkennen, dass dieser über das besondere Filmsortiment merklich irritiert war.

Gut, der Film ist ja nicht für mich, also keine Panik, Yuu! Außerdem stehen noch genug andere Filme in den Regalen... Aber was, wenn er direkt nach meinen Beweggründen für das Aufsuchen solch einer Videothek fragt? Was, wenn Shino sich verplappert? Ich muss hier schnellstens raus...

Als hätte Shino seine Gedanken gelesen, oder aber einfach nur seine gehetzte Miene interpretiert, stupste dieser ihn mit einem beruhigenden Lächeln sanft an, und zog ihn entschieden mit sich zur Theke.

„Keine Angst. Ich werde nichts sagen, aber warum schleppst du ihn mit hierher, wenn du Schwierigkeiten damit hast? Das versteh mal einer...“, murmelte Shino, während er hinter die Ladentheke ging, um dort in einer Kiste zu kramen.

Yuu spähte kurz hinter sich und musste mit Bestürzung feststellen, dass Hiroki einen umstrittenen, aber hocherotischen Schwulenfilm in der Hand hielt. Yuu hatte sich den vor Monaten schon mal angesehen, aber dieser hatte keinen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen – vielleicht bis auf die Tatsache, dass immer, wenn er jetzt Gurken sah, er zwangsläufig an diesen Film denken musste. Er stöhnte.

„Oh?! Nun, diesen Film würde ich ihm zum Einstieg nicht empfehlen!“, meinte Shino amüsiert, der Yuus Blick gefolgt war.

Yuu sah ungläubig zu Shino rüber, der mit seinen begehrlichen Augen an Hirokis Körper klebte. Yuu schüttelte geschlagen den Kopf.

„Hey Shino, warum gehst du nicht einfach zu ihm rüber und lädst in ein? Ihr könnt euch ja den Film, oder auch einen anderen, zu zweit ansehen Na, wie klingt das?!“, meinte Yuu leise, und versuchte sich somit als schlecht getarnter Kuppler.

„Was? Fängst du auch schon...“ Shino stoppte mitten im Satz. Er sah aus dem Augenwinkel, dass Hiroki zu ihnen rüber blickte.

Er räusperte sich verlegen, und gab seiner Stimme ihre normale Lautstärke zurück.

„Entschuldige, ich bin wohl etwas empfindlich. Hat nichts mit dir zu tun. Hier ist also der Film.“, sprach Shino und hielt Yuu den versprochenen Film entgegen. Diesen ließ Yuu auch sofort in seiner Jackentasche verschwinden.

„Vielen Dank! Ich bringe ihn dann die Tage zurück, ja?! Okay, dann wollen wir mal wieder. Dir noch einen netten Abend, Shino!“, sagte Yuu, erleichtert darüber die Videothek wieder verlassen zu können, und hielt nach Hiroki Ausschau.

„Ich bin fertig, Hiroki! Wenn du also...“, fragte Yuu in dessen Richtung.

Hiroki kam auch sogleich zu ihm nach vorne und ließ erkennen, dass er bereit war zu gehen.

„Keinen Film gefunden, Hiroki?“, fragte Shino plötzlich, während ein geheimnisvolles Lächeln seine Lippen umspielte.

Hiroki sah verlegen zu ihm rüber und eine leichte Röte erschien auf seinen Wangen. Yuu überraschte dieser Anblick.

„Ähm... Nein, vielleicht beim nächsten Mal. Jetzt ist nicht die Zeit dafür, also ich meine, jetzt fehlt einfach die Zeit zum richtigen Durchstöbern.“, brachte er unangenehm berührt hervor, und machte sich auf den Weg zur Ladentür.

„O..okay, bis dann, Shino!“, meinte Yuu, der in Gedanken noch immer bei Hirokis ungewöhnlichem Verhalten war.

„Ach, noch was, ihr beide!“ Während Shino das sagte, kam er hinter der Theke hervor und ging zurück zum vordersten Regal, wo er seine niedergelegte Arbeit wieder aufnehmen wollte. Yuu und Hiroki folgten ihm neugierig mit den Augen.

„Ich habe gehört, dass ihr am Wochenende mit von der Partie seid? Kouya erwähnte so etwas. Ich hoffe, er hat euch auch darüber aufgeklärt, dass ihr dem Folge leisten müsst, was Kia und ich euch sagen? Klettern ist keine ungefährliche Sache! Daher verlange ich, dass ihr euch an das haltet, was wir euch sagen. Ich werde Kouya noch eine Liste mit Dingen geben, die ihr für das Wochenende benötigen werdet. Ach so, wir werden auch nur zu fünft sein. Kagerou ist unerwartet verhindert. Na ja, ich denke, es wird auch so ein lustiges Beisammensein! Also, bis spätestens Samstag früh!“, beendete Shino mit ernstem Gesicht seine Erklärung, und blickte in die beiden verblüfft schauenden Gesichter vor ihm.

Hiroki und Yuu nickten und bedankten sich gleichzeitig, als sie den Laden verließen. Shino sah ihnen wehmütig hinterher.

„Hm... Mal sehen, ob du dennoch mitkommst, Hiroki! Wenn ja, darf ich mir dann Hoffnungen machen?“, sprach Shino leise zu sich selbst, während er lächelnd den nächsten Film einsortierte.
 


 

Kouya lag schläfrig auf seinem Futon, und versuchte krampfhaft die verschwimmenden Buchstaben des Buches in seiner Hand in eine Reihe zu bekommen. Er seufzte geschlagen und legte es an die Seite.

Er blickte auf die Uhr auf seinem Handy.

„Erst halb elf... Noch nicht wirklich sehr spät. Ob Yuu schon wieder daheim ist?“, murmelte Kouya fragend vor sich hin, während er das Handy neben sich aufs Kissen fallen ließ. Er schloss gerade seine Augen, als es an der Tür klopfte.

„Hm ja?“, rief er und setzte sich dabei auf.

Im Türspalt erschien Shino, der ihn breit angrinste. Kouya konnte sehen, dass dieser einen Zettel in der Hand hielt, als er sein Zimmer betrat. Er vermutete, dass das die Liste fürs Wochenende war.

„Hey Kouya! Ich hoffe, ich habe dich nicht gestört?! Ich wollte dir die Liste für Samstag geben. Du solltest sie auch an Yuu und Hiroki weiterreichen, ja? Übrigens, ich habe Yuu heute gesehen...“, meinte Shino geheimnisvoll lächelnd, während er die Liste auf Kouyas Schreibtisch legte.

Kouya war auf einmal hellwach. Er sah wissbegierig zu Shino rüber, der sich nun auf den Schreibtischstuhl gesetzt hatte.

„Wie? Wo hast du ihn gesehen?“, fragte Kouya eine Spur hastiger als geplant und bereute es sogleich, da er die Befürchtung hatte, dass ihn Shino dafür aufziehen würde. Aber dieser tat nichts dergleichen.

„In der Videothek! Er kam, um einen bestellten Film abzuholen. Nun, er war nicht allein...“, entgegnete Shino und blickte Kouya dabei in dessen grüngraue Augen, die bei den Worten ‚nicht allein’ überrascht, aber gleichzeitig verunsichert aufblitzten.

„Kein Grund zur Sorge! Es war jemand, den du sehr gut kennst!“, erwiderte Shino vergnügt und Kouya wurde das Gefühl nicht los, dass sich Shino über ihn amüsierte.

„Seine Begleitung war niemand anderes als Hiroki!“

Kouya sah entgeistert zu Shino. Er konnte nicht glauben, was er da eben gehört hatte.
 

Er hatte von Yuu inzwischen erfahren, um was für eine Videothek es sich handelte, in der Shino arbeitete und ihm Yuu dort seit Kurzem, nachdem er lange Zeit einfach nur Kunde gewesen war, ab und zu freiwillig aushalf.

Sie hatten dort zwar auch die aktuellen Kinofilme, wie Yuu ihm erzählt hatte, aber hauptsächlich bestand das Filmsortiment aus nationalen wie internationalen Schwulen- und Lesbenfilmen. Und das Yuu Hiroki ausgerechnet dorthin mitgenommen hatte, wollte nicht in seinen Kopf. Er fragte sich, was sich Yuu dabei gedacht hatte.
 

„Sie waren nur für ein paar Minuten dort. Hiroki ist interessiert durch die Regalreihen geschlendert, und Yuu hat sich den Film bei mir geholt.“, berichtete Shino haargenau, der es offensichtlich genoss, dass Kouya mit jedem weiteren Wort mehr an Farbe verlor.

„Dann ist mir der Samstag und die Liste eingefallen! Außerdem habe ich die Chance genutzt, sie persönlich darauf hinzuweisen, dass sie sich an Kias und meine speziellen Unterweisungen beim Klettern halten müssen. Dann waren sie auch schon wieder weg...“, beendete Shino belustigt seine Erzählung und sah zu Kouya rüber, der nicht wusste, was er sagen sollte.

Kouya sortierte seine Gedanken und hatte vor, Shino eine Frage zu stellen, als sein Handy zu klingeln begann. Ein wenig erschrocken griff er danach. Sein Herz begann schneller zu schlagen, als er den Namen im Display las.

Yuu..., dachte er voller Freude, und blickte entschuldigend zu Shino, der sich inzwischen erhoben hatte und dabei war, dass Zimmer zu verlassen.

„Bestell Yuu meine Grüße...“, meinte dieser grinsend, während er die Türe hinter sich zuzog.
 

Noch ein wenig irritiert durch die Unterhaltung mit Shino, nahm Kouya das Gespräch mit bebender Stimme entgegen.

„Ja!?“

„Hey Kouya, ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt? Es ist schon spät, ich weiß. Aber ich wollte unbedingt deine Stimme hören...“

„Bist du von eurem Treffen schon zurück?“

„Mhm. Ich bin etwas früher gegangen. Hatte keine Lust mehr, und Hiroki war zudem auch nicht besonders gut drauf. Oder ich sollte wohl eher sagen, dass er unheimlich gut drauf war. Ich glaube fast, dass er noch immer dort ist und sich ein Bier nach dem anderen hinein kippt. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich ihn allein dort zurück gelassen habe...“

„Wieso? Er ist doch alt genug! Aber was meinst du mit ‚unheimlich gut’ drauf?“

„Na ja, bin mir nicht ganz sicher...“

„Hat es etwas mit eurem Besuch in der Videothek zu tun?“

„Woher... Äh... Ja klar, Shino! Er hat dir von unserem Besuch erzählt?“

„Ja, eben gerade. Warum schleppst du Hiroki ausgerechnet dort mit hin, Yuu!? Ich dachte, dass wir es langsam angehen und solch beinah eindeutigen Schritte vermeiden?“

„Es tut mir leid! Ich hatte nicht gedacht, dass er mit reinkommen würde. Es ist meine Schuld! Aber du musst dir keine Gedanken machen. Er weiß nichts, noch ahnt er etwas. Er hat auch keine Fragen gestellt, als wir den Laden wieder verlassen haben. Er war so wie immer – okay, vielleicht etwas aufgedrehter als sonst. Aber was der Auslöser dafür war, weiß ich nicht. Spannend war auf jeden Fall seine Reaktion auf Shinos Frage. Hat dir Shino davon erzählt?“

„Nein. Was für eine Frage, und welche Reaktion?“

„Nun, Shino hat Hiroki gefragt, ob er einen Film zum Ausleihen gefunden hätte...“

„Yuu!?“

„Bevor du so panisch reagierst, hör doch erst einmal zu! Auf jeden Fall verneinte Hiroki mit erröteten Wangen und stotternder Stimme, sagte aber zugleich, dass er vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt darauf zurückkommen würde! Ich sage dir, ein Bild für die Götter!“

„Also ich kann Hirokis Verhalten durchaus nachvollziehen. Bedenke, was er am Wochenende mit Shino gemacht hat!“

„Ja, aber trotzdem ist er sonst gefasster und lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen – außer von dir vielleicht...“

„Hey! Was soll denn das heißen!?“

„Soll heißen, dass ich total verknallt in dich bin, und dich jetzt gern hier hätte!“

„...“

„Noch da, Kouya?“

„Ja.“

„Und warum so einsilbig jetzt?“

„Weiß nicht.“

„Ist dir das unangenehm, wenn ich so direkt darüber spreche?“

„Nein, eigentlich nicht. Ich merke nur, dass ich dich vermisse, obwohl ich deine Stimme hören kann. Komisch, was?“

„Finde ich überhaupt nicht! Es freut mich, wenn du so fühlst! Ich mein, du sollst dich dabei natürlich nicht schlecht fühlen... Ähm, du weißt schon, was ich meine. Was kann ich tun, damit du mich weniger vermisst!? Soll ich vielleicht vorbeikommen?“

„Was?! Natürlich nicht! Und komm mir jetzt auch nicht mit Telefonsex!“

„Wie schade! Wäre mein nächster Vorschlag gewesen!“

„Yuu!!!“

„War ein Scherz... Okay, was anderes... Vielleicht gab es heute etwas, worüber du lachen musstest!? Wenn ja, dann erzähl mir davon!“

„Worüber ich lachen musste? Wie kommst du auf so eine schräge Frage, aber gut... Worüber ich lachen musste... Hmmmm...“

„Was? Du hast heute noch nicht gelacht? Wie schrecklich! Vielleicht sollte ich einen Witz herauskramen, aber du weißt ja, wie schlecht ich bei so was...“

„Schon gut, mir ist da etwas eingefallen! Ich durfte heute Abend Streitschlichter zwischen Kia und Kagerou spielen.“

„Ah ja?! Und was ist daran so lustig?“

„Die Art und Weise, wie sich Kia und Kagerou dabei angestellt haben! Ich dachte, ich sterbe vor Lachen. Ich musste mich ganz schön zusammenreißen, bin aber trotzdem mehrmals von beiden verwarnt worden... Hey, dabei hätte ich sie ständig ermahnen müssen!“

„Worüber haben sie sich gestritten?“

„Oh! Jetzt wo du fragst... Ich weiß es nicht.“

„Yuu?!? Ist jetzt nicht dein Ernst?“

„Doch, ehrlich! Ich habe wirklich keine Ahnung! Heute morgen war kurz angespannte Stimmung zwischen den beiden, weil Kagerou erwähnt hat, dass er am Wochenende nicht mitkommen kann. Aber was anschließend noch war, keine Ahnung. Ist, glaube ich, auch nicht so wichtig gewesen... Auf jeden Fall kam dann irgendwann Yuki ins Spiel...“

„Wer ist Yuki?“

„Ähm, ein besonderes Kuscheltier, das Kagerou gehört und auf das Kia wohl eifersüchtig ist.“

„Auf ein Kuscheltier?“

„Ja! Er hat es natürlich nicht offen gesagt, aber wie er darauf reagiert hat, ließ für mich keinen anderen Schluss zu. Außerdem hat er Yuki sogar schon einmal erhängt!“

„Wie bitte?“

„Als Kagerou das erwähnte, habe ich fast auf dem Boden gelegen vor Lachen! Es tat mir ja leid, aber ich konnte nicht mehr. Wenn ich darüber nachdenke, dass die beiden älter sind und mit gutem Beispiel vorangehen sollten...“

„Entschuldige die Unterbrechung, Kouya, aber mir fällt da etwas ein. Sag mal, kann es sein, dass Shino heute irgendwie mit Hiroki geärgert wurde?! Ich brauche ja nur an Kia zu denke... Bin ja fast froh, nicht mit dem zusammen zu wohnen!“

„Ja. Heute morgen am Frühstückstisch. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat Kia ihn wegen dessen nicht vorhandenen Liebesleben aufgezogen. Manchmal ist Kia echt fies...“

„Ha! Dann war das also der Grund!“

„Wofür?“

„Hm... Ich war auch nicht unbedingt besser als Kia. Jedenfalls war Shino etwas aufgebracht, als ich ihm vorschlug, Hiroki zum Filmgucken einzuladen.“

„Du hast was?!“

„Ist doch nichts dabei, oder? Hiroki hat diesen Vorschlag auch nicht mitbekommen – na ja, Shinos laute Stimme hat seine Ohren wohl nicht verfehlt.“

„Du überrascht mich immer wieder, Yuu! Oh, ich muss mal eben mein Handy ans Ladegerät anschließen, sonst bin ich gleich weg.“

„Nee, lass! Dann sparen wir uns die Entscheidung, wer als erster auflegt! Es ist eh schon spät...“

„He? Dann habe ich doch trotzdem als erster aufgelegt?! Was ist denn das für eine Logik!?“

„Akku-Leer zählt nicht als Auflegen, dass müsstest du doch wissen! Sollte ich dir nicht lieber süße Träume wünschen? Wer weiß, wann wir getrennt werden...“

„Du bist echt ein Spinner, aber ein liebenswerter... Ich wünsche dir auch eine gute Nacht! Wir sehen uns dann wohl am Samstag? Da fällt mir ein, die Liste!“

„Stimmt, von der sprach Shino. Kannst du sie mir als Email schicken?“

„Gute Idee. Werde ich machen. Irgendwie ist das komisch, darauf zu warten, bis der Akku leer ist. Findest du nicht auch?“

„Ich liebe dich, Kou...“

„Was?“

Kouya konnte Yuus angefangenen Satz nicht mehr zu Ende hören, da sein Akku endgültig den Geist aufgab. Enttäuscht blickte er auf das Ding in seiner Hand, bevor er seufzend aufstand, um es an die Ladestation zu hängen.

„Ich liebe dich auch, Yuu...“, murmelte er leise, während er sich anschließend gedankenverloren in seine Bettdecke kuschelte.
 

Kia richtete sich hastig auf und nieste.

„Alles okay?“, fragte Kagerou mit vor Erregung bebender Stimme. Er blickte mit glühenden Augen zu Kia hoch, der nackt über ihm thronte. Kia rieb sich kurz die Nase, und sah anschließend liebestoll auf Kagerou herab.

„Yepp! Deine Haare haben mich bloß ein wenig gekitzelt... Wo waren wir stehen geblieben? Ah, ich weiß...“ Er beugte sich wieder nach unten, und begann Kagerous Hals zu küssen.

Dieser schloss seine Augen und genoss Kias Berührungen. Er stöhnte lustvoll auf, als Kia seine Nippel rieb und ihm dabei sanft in die Schulter biss.

„Ngh...“

„Gefällt dir das?“, hauchte ihm Kia mit heißem Atem ins Ohr.

„Ich denke, ich werde dich für deine Absage bestrafen. Was hältst du davon?“ Während Kia mit bebender Stimme sprach, ließ er seine Hand in Kagerous Schritt verschwinden.

„Ah...“, entfuhr es Kagerou leise, der sich Kia dabei lustvoll entgegen bog.

„Das ist so sexy! Ich könnte dich auffressen...“, meinte Kia mit berauschter Stimme und fuhr fort Kagerous Schritt mit seiner warmen Hand zu verwöhnen.

„Ngh. Oh… Ha... Kia…”, stöhnte Kagerou ergeben und blickte zu Kia, der aus kurzer Entfernung auf ihn hinunter blickte.

„Bitte... Ich will nicht mehr warten!“, hauchte Kagerou gequält und sah ihn Kias hellbraune Augen, die ihn lüstern anfunkelten.

„So?! Was, wenn ich aber genau das vorhabe? Immerhin...heeeeey...“ Kia konnte seinen Satz nicht beenden, da ihn Kagerou sanft von sich runterschubste und er sich plötzlich auf dem Rücken liegen wiederfand. Kagerou kletterte sogleich auf ihn rauf, und setzte sich rittlings auf seinen Schoss.

„Hah! Mhm...“, brachte Kia erregt zwischen zusammengepressten Lippen hervor, während er zu Kagerou hoch sah.

„Ich glaube nicht, dass du mich warten lässt, oder?“, wisperte Kagerou bestimmend, als er sich in eine bestimmte Position brachte.

„Darf ich noch kurz darüber nachdenken?“, entgegnete Kia vergnügt, während er seine Arme verlangend nach Kagerou ausstreckte.

„Nein...“, antwortete Kagerou mit bebender Stimme und spürte, dass Kia seinem Wunsch nachkam.
 

Kagerou kuschelte sich in Kias warme Arme und ertrank beinah in seinem Glücksgefühl. Er seufzte leise und bemerkte, dass sich Kia regte.

„Alles in Ordnung?“, fragte dieser schläfrig.

„Yepp, um deine Worte zu kopieren. Ich habe gerade nur erkannt, wie verrückt ich nach dir bin...“, sprach Kagerou leise und küsste Kia sanft auf die Brust.

„Was? Jetzt erst! Ich bin entsetzt...“, murmelte Kia und zog Kagerou fester in seine Arme.

„So entsetzt wie Kouya, als er von deiner Yuki-Phobie erfahren hat?“, erwiderte Kagerou amüsiert, während Kia leise aufstöhnte.

„Erinnere mich bloß nicht daran, sondern mach endlich deine Augen zu und schlaf! Du musst doch fit für die Morgenrunde sein...“, meinte Kia unverschämt und küsste Kagerous Schläfe.

„Okay. Nacht, Kia!“

„Guten Nacht, Geliebter!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Xai
2008-11-21T17:19:16+00:00 21.11.2008 18:19
ok, ich bin anscheinend grade mal so die einzige..
es ist toooooooooooll <3
so niedlich..
ich liebe dein beziehungsgeflecht ^^
schreib weiter :)
Von:  Xai
2008-11-20T16:10:14+00:00 20.11.2008 17:10
WAI^^
ich liebe es <3
freu mich auf den rest ^^


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