Ankünfte und Auskünfte
Hallo, meine Lieben! Ich melde mich aus dem Urlaub zurück und hab sogar ein frisches Kapitel im Gepäck.=)
@moaboa:Tja, der liebe Mr. D bekommt eben Panik.=) Natürlich kann er ihn nicht zwingen, aber wenn die Bladebreakers ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, ist das doch gut für alle-denkt er zumindest. Die Szene mit Bryan ist zuerst gar nicht geplant gewesen, aber weil meine Beta so gerne eine wollte, hab ich sie eben eingeschoben- und voilá, sie hat perfekt gepasst! das hat mich selbst erstaunt.^^ Die Zeichenszene musste einfach sein, ich konnte mich nicht beherrschen.
@Night_of_Minerva: Na klar, es macht ihm eben ein bisschen Angst. Nähere erklärung kommt hier, keine Sorge. Ja, drei Monate sind definitiv zu kurz- aber sagen wir einfach mal, dass der größte Teil der Vorbereitung für die WM schon über die Bühne gegangen ist, bevor Mr. Dickenson eine Meldung herausgegeben hat.
So, und jetzt viel Spaß!
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Kapitel 5
Kai seufzte und versuchte angestrengt, seine Gedanken zu sortieren.
Yuriys Anwesenheit machte ihn nervös. Er bekam Herzklopfen- aber nicht aus Angst. Im Gegenteil: der Rotschopf war sein Ruhepol, immer schon gewesen. Jetzt aber war das etwas anderes zwischen ihnen und Kai und wusste nicht, was er davon halten sollte. Das war eine völlig neue Situation für ihn und er war aufgrund seiner Kindheit immer schon schlecht darin gewesen, seine Gefühle richtig einzustufen und dementsprechend mit ihnen umzugehen.
Unwirsch verscheuchte er diese Gedanken und zückte endlich sein Handy, um zwei Pizzen zu beordern. Als er auflegte, stürmte auch schon sein rothaariges Problem herein und wedelte freudestrahlend mit einem Stapel DVDs.
"Das ging aber schnell", staunte Kai und verbarg sein Gefühlschaos geschickt hinter einer Maske.
"Der Videoladen ist praktisch um die Ecke. Zumindest wenn man ein paar Abkürzungen kennt."
"Und die kennst du natürlich."
"Klar! Ich war schon immer gut darin, Schleichwege zu finden, das weißt du doch."
"Stimmt. Und dann hast du mich losgeschickt, um sie auszukundschaften."
"Na klar, es war eben doch zu etwas nutze, dass du der Enkel von Voltaire bist. Du wurdest sanfter bestraft, wenn der Weg dann doch nicht sicher war."
"Erinnere mich bloß nicht an diesen Menschen, sonst wird mir schlecht."
"Zur Kenntnis genommen", sagte Yuriy und grinste ihn an, dann schlug er vor: "Wie wäre es, wenn ihr uns zuerst 'Saw' ansehen? Ich liebe Komödien."
"Du spinnst." Kai lehnte sich seufzend gegen seinen Freund.
"Ich bin auch froh, dass du bei mir bist, Phönix."
"Ich hasse Russland!"
"Wenn Kai das hören würde, würde er dich umbringen, Ta-Chan", erwiderte Rei auf Takaos Beschwerde.
"Mir egal. Diese Stadt ist noch größer als Tokio! Außerdem ist es hier zu kalt, zu rau, es gibt zu viel Schnee und die Leute sind auch nicht gerade hilfsbereit!", wetterte Takao lautstark, sodass der Chinese ihm erschrocken den Mund zuhielt und zischte: "Sei leise, wir wissen nicht, wie viele Menschen hier japanisch verstehen und ich denke mal, dass die es nicht mögen werden, wenn du so über ihr Land redest!"
"Außerdem ist es doch gar nicht so schlimm, ich finde es sogar richtig schön hier!", mischte Hiromi sich ein.
"Yeah, kann verstehen, warum Kai immer wieder herkommt", stimmte Max ihr zu und versuchte abermals die Straßenkarte zu lesen, die er auf dem Flughafen gekauft hatte.
"Und wenn du nicht unbedingt hättest Pause machen wollen, wären wir schon längst in unserem kuscheligen Hotel!", belehrte das einzige Mädchen im Team den Weltmeister.
"Das war nötig! Ich musste Kraft schöpfen!", verteidigte dieser sich.
"Wenn du meinst … Gib mir die Karte, Maxie", befahl Hiromi und der Ami drückte sie ihr seufzend in die Hand. "Du kannst das doch auch nicht lesen."
"Ach, ich hab mal einen kleinen Crash-Kurs in Russisch gemacht", antwortete die Braunhaarige abwesend.
"UND DAS SAGST DU ERST JETZT?", explodierte Rei.
"Naja, ich kann ja nur das Allernötigste, also nicht viel. Und HÖR AUF MICH ANZUSCHREIEN!"
"Schon gut, schon gut. Bitte bring uns nur in unser Quartier!"
Yuriy stützte den Kopf auf die Hände und beobachtete Kai, der müde über seiner Kaffeetasse hing. Der gestrige Filmeabend war zunächst ruhig verlaufen, doch dann hatten die beiden dummerweise beschlossen, ein Wodka-Wetttrinken zu veranstalten. Dieses war unentschieden ausgegangen und es wurde nicht gerade nüchtern beendet. Normalerweise ließ der Rotschopf sich nicht gehen und auch gestern hatte er sich ein wenig zurückgehalten, da er es hasste, die Kontrolle über sich zu verlieren. Es war nur Kais monatelanger - ungewollter - Abstinenz vom Alkohol zu verdanken, dass der Grauschwarzhaarige nicht gewonnen hatte.
Allerdings war dieser ziemlich angeschlagen. Kai starrte nun schon eine geschlagene halbe Stunde in seine Tasse. Die Stirn war gerunzelt, als dächte er angestrengt über etwas nach, die Haare standen noch schlimmer ab als sonst und unter seinen Augen lagen tiefe Ringe.
Yuriy mochte es, den anderen zu beobachten. Er fand es faszinierend, wie sicher und gelassen Kai sich bewegte, wie er sprach, mit anderen Leuten umging (sich selbst zählte er dabei nicht; als Kais bester Freund hatte er so etwas wie einen Sonderstatus inne, was das betraf). Der Rotschopf liebte das Funkeln in den glühend roten Augen, wenn sie über etwas diskutierten - beziehungsweise stritten -, den teilweise sehr morbiden Humor des anderen und seine Leidenschaft beim Bladen. Außerdem sah er zum Knuddeln aus, wie er so verpeilt und verkatert am Tisch saß.
Okay, Moment … zum Knuddeln? Was war denn jetzt kaputt?
"Ich werde nie wieder mit dir einen Trinkwettbewerb machen, Idiot!"
"Besten Dank. Ich werde dich beim nächsten Mal daran erinnern", antwortete Yuriy trocken und der andere stöhnte. "Schlimmer kann's nicht mehr werden."
"Schlimmer geht's immer."
"Kannst du auch mal was Positives von dir geben?"
"Ist bei meiner Lebensgeschichte ein bisschen schwierig, aber dir zuliebe werde ich es versuchen, Schatzi", zog der Rotschopf seinen Kumpanen auf.
"Spinner", murmelte Kai und gähnte dann. "Ich glaube, ich lege mich noch ein bisschen hin. Du?"
"Verdammt gute Idee. Wir haben ohnehin nichts besseres zu tun."
Im Schlafzimmer zog Yuriy zuerst alle Vorhänge zu, dann warf er sich auf seine Matratze und hörte, wie Kai ins Bett schlüpfte. Eine Weile war von dem Grauschwarzhaarigen nur Geraschel zu hören, dann ein Seufzen und schließlich ertönte Kais Stimme in gewohntem Befehlston: "Yu, komm her. Mir ist kalt."
"Und weil Mr. Hiwatari kalt ist, muss ich jetzt spurten", murmelte der Rotschopf, erhob sich aber und schlüpfte zu Kai unter die Decke. "Besser, du Jammerlappen?"
"Bei Gelegenheit besorge ich mir eine Wärmflasche. Die nörgelt wenigstens nicht andauernd herum."
"Besten Dank", murrte Angesprochener und schloss dann erschöpft die Augen. Er hatte Schmerzen - eine Nachwirkung von Balkovs dämlichem Experiment, die alle paar Monate auftraten - und gab sein Bestes, um diese Tatsache zu verbergen.
"Was ist los mit dir?", fragte Kai.
"Warum interessiert dich das?", seufzte Yuriy und ärgerte sich, dass der Grauschwarzhaarige so mühelos hinter seine Maske sehen konnte.
"Ich weiß nicht", gab der Andere zu und sagte dann nach einigen Minuten des Überlegens: "Ich denke, ich will einfach nicht, dass es dir schlecht geht."
"Es ist nicht schlimm."
"Komm mir jetzt nicht mit Ausflüchten. Was genau hast du?"
"Muskelkrämpfe und relativ große Lichtempfindlichkeit. Ich sag doch, dass es nicht so schlimm ist."
"Schlimm genug." Kai tastete nach Yuriys Hand und verschränkte sie mit der seinen, dann lächelte er. Die Szenerie erinnerte ihn ziemlich an früher.
Und wie früher schmiegte der Halbrusse sich an seinen Freund und genoss das lang vermisste Gefühl von Geborgenheit.
"Schön. Okay. wir sind hier in diesem tollen Hotel. Wir haben alles, nur nicht den, den wir suchen!"
"Beruhig' dich, Romi-Chan. Mr. Dickenson hat Dizzy gerade die Adresse der Demolition Boys geschickt. Morgen gehen wir zu ihnen. Ich bin sicher, dass die Jungs uns weiterhelfen können", meinte Kyojou.
"Warum hat er die Adresse eigentlich erst jetzt geschickt?"
"Er meinte, dass es schwierig war, sie herauszufinden, weil die Demolition Boys eher zurückgezogen leben."
"Ach so. Ich hoffe wirklich, dass sie wissen, wo Kai ist. Ich könnte jemanden gebrauchen, der euch ein wenig bändigt. Nicht, dass ich hier irgendwelche Namen nennen will", meinte Hiromi und blickte Takao und Max an, die jetzt, wo sie Kai wieder sehen würden, vor Erleichterung außer Rand und Band waren.
"Wir tun doch gar nichts", verteidigte der Weltmeister sich und versuchte vergeblich, eine zu Bruch gegangene Vase hinter seinem Rücken zu verstecken.
"Natürlich nicht", murmelte der Chef kopfschüttelnd und wandte sich wieder seinem Computer zu.
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