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15 Jahre

..träumte ich, zu Frau und Kind zurückzukehren
von

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Am 4. Tag - Mrs Lovett Teil 2

Schnell eilte Mrs Lovett in die Wohnung, in der vor wenigen Tagen die glückliche Familie Benjamins gelebt hatte und kam der Bitte des Büttels nach, jedoch nur dem Barbier zuliebe. Oft genug war sie nun schon in dem Zimmer gewesen, um zu wissen, wo sich die Utensilien für eine Rasur befanden, weshalb sie schnurstracks, ohne anderen Dingen die geringste Beachtung zu schenken, zu dem kleinen Tisch lief, auf dem sich ein Spiegel befand ebenso wie Benjamins wertvolle Rasiermesser.

Und da waren sie. Alle sieben lagen sauber poliert in der kleinen Schachtel, in der sie aufbewahrt wurden. Beinahe ehrfürchtig nahm Mrs Lovett eins heraus und betrachtete es, wie es das Licht reflektierte. Sanft fuhr sie mit dem Finger über die Einarbeitungen des Griffes, bis sie das Rasiermesser wieder zurück zu den anderen legte. Sie waren wahrlich viel zu schade dafür, um am Ende gar in den Händen des Richters zu landen, wo sie ja doch nur wieder verkauft wurden. Nein, sie wusste etwas viel Besseres.

Im Bereich rechts vom großen Fenster begann Mrs Lovett die Bodendielen zu prüfen und abzuklopfen. Eine, so wusste sie, war locker und ließ sich problemlos herausheben. Genau das war der ideale Ort, um die kostbaren Rasiermesser Benjamins zu verstecken.
 

Nach einiger Zeit des Suchens fand sie schließlich das lose Brett und hob es sogleich heraus. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie es einst durch Zufall gefunden und sich gedacht hatte, wie gut es sich doch für ein Versteck eignen würde, weshalb sie auch nichts gegen die lose Bodendiele getan hatte. Das einzig störende fand sie, war die Falltür, da sie sich beim besten Willen nicht erklären konnte, was sich der Architekt dabei gedacht hatte, genau von dem Zimmer unterm Dach aus einen steilen Schacht zu bauen, der in den Keller führte. Aber das spielte in diesem Augenblick keine Rolle. Schließlich war diese Falltür kaum einem ihrer Mieter aufgefallen, geschweige denn dass sie ihn gestört hätte.

Vorsichtig legte Mrs Lovett die Schachtel, in denen die sieben Rasiermesser sicher verwahrt waren, in den Zwischenraum, den die lose Bodendiele freigegeben hatte, und griff nach dieser, um sie wieder an ihren Platz zu legen. Nachdem sich die Bäckerin sicher war, dass das Versteck nicht weiter auffallen würde, begann sie mit der eigentlichen Arbeit, suchte verschiedene Dinge der Barker zusammen und hörte bald wieder damit auf. Nach einem kurzen Blick durch den Raum, befand sie, dass dies genügen sollte, schließlich hatte sie auch noch andere Dinge zu tun und für das Zusammenpacken der Sachen würde sie höchstwahrscheinlich nicht bezahlt werden.

Deshalb ging sie wieder hinunter in die Küche, wo sie mit dem Zubereiten der Pasteten beschäftigt war, während sie darauf wartete, dass endlich die Männer kamen, die der Büttel angekündigt hatte.
 

Mittlerweile war später Nachmittag eingebrochen und noch immer ließ sich niemand blicken. Mrs Lovett ärgerte sich über sich selbst. Ihr hätte von Anfang an klar sein müssen, dass die angeblichen Männer, die der Büttel angekündigt hatte, nur eine Ablenkung Bamfords gewesen waren, damit sie nicht weiter darauf bestand, Johanna zu Lucy zu bringen. Sie hatte sich also für dumm verkaufen lassen. Und das war beinahe genauso schlimm wie das Wissen, dem kleinen Kind doch noch hätte helfen zu können.

Ärgerlich kniff Mrs Lovett die Lippen zusammen und bearbeitete den Teig für die Pasteten viel zu heftig, als es eigentlich nötig gewesen wäre, bis ihr Blick plötzlich aus dem Fenster fiel und sie eine Kutsche vor ihrem Geschäft halten sah, aus der der Büttel in Begleitung mehrerer Männer ausstieg. Mit einem selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht lief dieser gemächlich auf den Pastetenladen zu. Er musste nicht einmal mehr anklopfen, da hatte die Besitzerin des Geschäfts ihm schon die Tür vor der Nase aufgerissen. Der Ärger stand ihr ins Gesicht geschrieben, den sie jedoch schnell hinter einem höflichen Lächeln verbarg.

„Ich nehme an, Sie wollen nun in die Wohnung von Mrs Barker gelassen werden“, meinte Mrs Lovett, bemüht darum, ihre Stimme so sachlich wie möglich klingen zu lassen, während sie sich in Gedanken ausmalte, was sie alles am liebsten mit dem Büttel machen würde.

„Ganz recht, genau das wollen wir“, entgegnete Bamford, wobei er den Mund zu dem verhassten schmierigen Lächeln verzog, von dem er wohl glaubte, es würde auf Frauen anziehend wirken, was in dem Fall wohl eher die genaue gegenteilige Wirkung mit sich brachte: Es war abstoßend.

Mrs Lovett entfuhr ein kaum hörbarer Seufzer, ehe sie den Büttel und seine Begleitung aufforderte: „Wenn sie mir dann bitte folgen würden.“ Mit diesen Worten führte sie die Männer in die Wohnung der Barker, wo sie sogleich mit dem Ausräumen begannen.

Ein Möbel nach dem anderen wurde wenn nötig auseinander genommen und hinunter zur Kutsche gebracht, wo es auf dem Kutschdach verstaut wurde. Währendessen musste Mrs Lovett mit ansehen, wie das einst so gemütliche und freundliche Zimmer der Barker immer leerer und kälter wurde. Hinzu kam das Wissen, dass sie nun darauf angewiesen war, neue Mieter zu finden, ansonsten würde sie selbst langsam aber sicher in Geldnot geraten.
 

„Wissen Sie vielleicht noch, wo Mr Barker seine Rasiermesser aufzuheben gedachte?“, fragte der Büttel auf einmal und riss die Bäckerin aus ihren Gedanken.

„Verzeihung, ich habe nicht alles mitbekommen“, murmelte Mrs Lovett und unterdrückte den Drang verwirrt den Kopf zu schütteln.

„Ich habe mich gerade gefragt“, wiederholte Bamford eindringlich, „wo Mr Barkers Rasiermesser sein könnten…“

Ein heißer Schauder durchlief Mrs Lovett bei den Worten. Dennoch blieb sie gefasst, als sie mit ruhiger Stimme entgegnete: „Ja, das habe ich mich selbst auch schon des öfteren gefragt. Sie müssen wissen, dass er immer sehr viel auf diese Rasiermesser gehalten hat und sie deswegen wie seinen Augapfel gehütet haben soll. So haben es mir zumindest einmal gute Kunden erzählt, die nach einer Rasur eine Pastete kaufen gingen. Wer weiß, vielleicht befinden Sie sich ja gut verwahrt in irgendeinem der Möbel? Oder aber: Er trägt sie immer mit sich herum. Bei einem Menschen, wie er einer ist, kann man schließlich nie wissen, wozu man solch gefährliche Gegenstände noch gebrauchen könnte…“ Dass sich die sieben Rasiermesser in Wahrheit wenige Schritte entfernt unter ihren Füßen befanden, würde der Büttel wohl nie erfahren.

„Hmm das sind interessante Vermutungen, die Sie da haben“, brummte Bamford und schien eine der beiden genannten Möglichkeiten ernsthaft in Betracht zu ziehen. „Jedenfalls sollte ich später wohl die Möbel nach geheimen Verstecken untersuchen lassen.“

Mit Mühe verkniff sich Mrs Lovett ein spöttisches Verziehen der Mundwinkel und schenkte ihre Aufmerksamkeit wieder der Ausräumarbeit der Männer. Es war kaum mehr etwas da. Mittlerweile war sogar eine zweite Kutsche angefahren, um die restlichen Dinge auf dem Kutschdach verstauen zu können. Wahrscheinlich würde nur die Hälfte in Lucys Besitz gelangen, den Rest würde man verkaufen und das dafür eingenommene Geld natürlich für die eigenen Zwecke behalten, was in diesem Falle die des Richters wären.
 

Plötzlich ertönte ein heftiges Fluchen und zog somit Mrs Lovetts ebenso wie die Aufmerksamkeit des Büttels auf sich. Dieser schnalzte missbilligend mit der Zunge, als er die Ursache dafür erkannte. Das Glas eines großen Spiegels war nun über und über einem Spinnennetz gleich mit Sprüngen bedeckt.

„Wie konnte das denn passieren?“, fragte Bamford ärgerlich mit einem drohenden Unterton in der Stimme.

Eine Weile schwiegen die Verantwortlichen unbehaglich, bis sich einer der beiden schließlich zu einer Antwort aufraffte und nach einigem Herumdrucksen erklärte: „Hab’n nich’ ganz aufgepasst un’ sin’ gegen das Teil gestoßen.“ Damit meinte er ein Teil des Tisches, auf dem vor kurzem noch die sieben wertvollen Rasiermesser Benjamins gelegen hatten.

Bevor sich der Büttel weiter über die Tölpelhaftigkeit der beiden Männer ärgern konnte, kam ihn eine Idee und er wandte sich mit einem abfälligen Grinsen an Mrs Lovett. „Mir ist da gerade eine Idee gekommen“, sagt er, „für all die Umstände, die ihnen durch die Barker widerfahren sind, lasse ich ihnen den Spiegel da und betrachte ihn als eine Art Bezahlung für die Miete, die ihnen noch zusteht.“

Mrs Lovett wollte ihren Ohren nicht trauen von dem, was sie da hörte. Nun da das Glas des Spiegels zersprungen war, hatte er nahezu keinen Wert mehr und genau den gab der Büttel ihr jetzt als Bezahlung für die Miete, die sie diesen Monat noch bekommen hätte. Das war Betrug! Wütend meinte sie daraufhin: „Ich denke nicht, dass der Spiegel für die gesamte Miete aufkommen wird.“

„Doch das tut er!“, bestimmte der Büttel. „Denn es ist ja nur ein halber Monat, für den Sie die Miete bekommen.“ Für ihn schien das Thema damit beendet zu sein und ignorierte weitere Proteste geflissentlich.

Mrs Lovett erkannte, wie zwecklos weiter Beschwerden waren und wartete verärgert ab, dass die Männer mit dem Ausräumen der Wohnung endlich fertig wurden. Das taten sie auch ziemlich schnell und gingen so schweigend wie sie gekommen waren wieder, gefolgt vom Büttel, der sich zu einem knappen Wort des Abschieds herunterließ.
 

Wütend sah die Bäckerin ihnen hinterher. Aber etwas anderes hatte sie eigentlich auch gar nicht erwartet können. So wandte sie sich seufzend ab, als ihr auf einmal ein Grinsen voller Genugtuung über die Lippen huschte. Alles hatten sie doch nicht mitnehmen können: Die sieben Rasiermesser befanden sich unbeachtet gelassen unter der lose Bodendiele, von der nur sie selbst wusste.

Dann sah sich Mrs Lovett den Spiegel an. Immerhin hatte sie so eine Art Andenken an Benjamin oder aber sie hatte Glück und sie konnte ihn für ein wenig Geld verkaufen. Bis dahin würde sie den Spiegel jedenfalls in den Keller stellen, wo sie stattdessen die anderen Einrichtungen für das Zimmer würde hervorholen müssen. Schließlich schenkte sie dem leeren Raum ihre Aufmerksamkeit. So kahl kam er ihr völlig fremd vor. Zu frisch waren noch die Erinnerungen von dem gemütlichen Zimmer, was die Barker gehabt hatten. Nun hieß es neue Mieter auftreiben. Womit Mrs Lovett jedoch nicht rechnete, war der Tratsch und die Gerüchte, die sich leider viel zu schnell verbreiteten…
 

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Hier ist nun endlich der 2. Teil! Ich war mal ein wenig kreativ, was Sweeneys früheren Besitz betrifft, nur um die Zeit hinauszögern zu können, die ich brauche, um endlich was Vernünftiges über die Deportation herauszufinden. Genützt hat es nicht viel, ich komme einfach nicht voran. Wahrscheinlich werde ich mir zumindest bei der Fahrt nach Australien dichterische Freiheit erlauben. Dann wird es auch wieder schneller Kapitel geben, hoffe ich.

Zur Zeit ist zwar noch Schustress und ich schaffe es so gut wie gar nicht meine eigenen Sachen zu schreiben (T-T) aber bald ist das alles vorbei und ich kann mich ganz meinen FFs widmen^^

Jedenfalls hoffe ich, dass einigen das Kapitel tortzdem gefallen hat.
 

lg -Hakura



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Caro-kun
2009-09-10T20:43:28+00:00 10.09.2009 22:43
Was? Moment mal!
Die Falltür und der Schacht zum Keller waren schon immer da?
Gott, wie peinlich >.<
Ich dachte immer, die seien erst entstanden, als Mrs Lovett damit angefangen hat, das Fleisch der Leichen in die Pasteten zu verarbeiten.
Aber … na klar, wie hätte Sweeney das denn machen sollen? Er hat ja lediglich den Stuhl umgebaut, den Schacht selbst auszumauern, hätte er niemals geschafft.
Oh, ich bin so blöd!

Das Lächeln von Bamfort ist übrigends wirklich abstoßend. Einfach nur ekelhaft, so wie alles an ihm.
Und es ist so fies von ihm, Mrs. Lovett nicht ordentlich zu bezahlen >-<

Von:  DasJessi
2009-01-11T13:19:58+00:00 11.01.2009 14:19
auch mir gefällt das kapitel sehr gut, auch wenn die story nciht allzuweit fortschreitet.

zu deiner deiner nachforschungsarbeit, um die FF weiterzuschreiben, und deine momentane lage hab ich auch noch was ^^, das schreib ich dir aber per ENS ^^"

jessi
Von:  Jefferson
2008-11-28T14:45:26+00:00 28.11.2008 15:45
Und auch wenn es nur ein Filler gewesen sein mag - mir hat es trotzdem wieder gefallen. ^___~
Erklärt den gesprungenen Spiegel im Film, genauso wie den Ort des Versteckes der Rasiermesser. Es bedarf nicht viel Inhalt um etwas langes zu schreiben, das sich auch noch gut lesen lässt, finde ich.

Jedenfalls wünsche ich dir in Punkto Recherchen viel Gück! Denn natürlich hoffe ich auch, dass du darüber bald etwas findest und es dann natürlich auch weiter geht.


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