Das Mysterium Vase I
„Es wird Zeit, dass du es tust!“
Sakura horchte auf.
Der Blick des Leaders war auf Itachi gerichtet, welcher kurz nachdachte und dann nickte.
Dann lächelte er Sakura zu.
Bei dieser Gelegenheit fiel ihr auf, dass er insgesamt mehr lächelte.
Viel mehr.
„Also, Sakura-Schätzchen, ich muss…“
„Keine Verniedlichungsformen an meinem Namen, bitte!“
„Also, Sakura, ich muss leider weg!“
Sakura sah ihn fragend an.
„Streng geheim und auch nicht gerade kurz!“, bestätigte der Leader, „Itachi schiebt es schon viel zu lange vor sich her!“
Die Rosahaarige sah fragend zwischen den beiden hin und her.
„Ja aber was denn nun?“, fragte sie, aber keiner der beiden verriet etwas.
„Und wann gehst du los?“
Itachi zuckte mit den Schultern und sah fragend den Leader an.
Der musterte die beiden abschätzend.
„Ihr habt noch eine Nacht!“, entschied er dann und flüchtete aus dem Raum.
Dabei entging Sakura jedoch nicht der leichte Rosaschimmer auf den Wangen ihres Vorgesetzten.
„Er hat wieder das Falsche gedacht!“, stellte sie fest und Itachi nickte.
Dann legten sie sich total entspannt und aneinander gekuschelt aufs Sofa und unterhielten sich über alles, was ihnen gerade einfiel.
Die meiste Zeit redete Sakura, doch daran hatte sie sich schon gewöhnt.
Ihr herzallerliebster Itachi war eben etwas schweigsamer.
„Und ihr kommt auch ganz sicher alleine zurecht?“
„Klar, wir haben doch Sakura da!“
Deidara grinste Itachi frech an.
„Ja, aber sie hat nur zwei Augen!“, wandte der Schwarzhaarige ein, „Da kommen schon einige von euch auf jedes Auge!“
„Das kriegen wir schon hin… oder willst du etwa behaupten, dass du dir solche Sorgen um uns machst?“
„Natürlich nicht!“, knurrte Itachi nur und drehte sich energisch um.
Sakura stand lächelnd neben der Tür.
„Gute Reise! Und komm gesund wieder, ja?“
„Versprechen kann ich nichts… aber ich werde mein Bestes geben!“, versprach er und küsste sie sanft.
Alle versammelten Akatsuki, die sich in den kleinen Flur gequetscht hatten, sahen andächtig zu.
„Pass auf dich auf!“
Sakura nickte und winkte noch einmal, dann verließ Itachi das Haus.
Es sollte das letzte Mal sein, dass er über diese Türschwelle trat.
Doch das ahnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner.
Als Itachi verschwunden war, war das letzte bisschen Ernsthaftigkeit mit ihm verschwunden und die Akatsuki versammelte sich erst einmal zu einem Wölkchenspiel im geräumigen Garten des Hauses.
Dabei bemerkte keiner den dunklen Schatten, der sich durch den Garten schlich und heimlich durch eines der zum Lüften geöffneten Fenster ins Haus eindrang.
Nach etwa zwei Stunden ausgelassenen ‚Trainierens’ klingte Sakura sich aus, um noch etwas in Ruhe zu lesen.
Sie ließ sich seufzend auf der Fensterbank im Wohnzimmer nieder und nahm ihr Buch.
In dieser lesenden Haltung verharrte sie, bis sie auf einmal ein lautes Klirren in der Küche vernahm.
Verwirrt sah sie auf.
„Sasori?“
Langsam legte Sakura das Buch beiseite und stand auf.
In Gedanken ging sie die Liste der Leute durch, die von einem Gegenstand wussten, der aus Glas war.
Diese Liste war relativ kurz, so viele Leute waren sie ja nicht.
Und sonst kam ja eh niemand mehr in Frage.
Doch gerade war definitiv etwas in der Küche zu Bruch gegangen.
Sakura betrat die Küche.
Dort auf dem Boden lag weit verbreitet die Vase, die sie auf den Tisch gestellt hatte.
Nun waren von ihr nur noch Scherben übrig.
Doch von einem potentiellen Umschmeißer war nichts zu sehen.
Das war merkwürdig.
Vielleicht war der eine oder andere Akatsuki etwas ungeschickt, doch keiner von ihnen hätte sich einfach so aus dem Staub gemacht und die Vase so liegen gelassen.
Sie wussten alle, was dieses ‚komische Ding mit Blumen drauf’ Sakura bedeutete.
…
Eigentlich ja nichts.
Aber das brauchten sie ja nicht zu wissen!
Es war eben die einzige Blumenvase im Haus gewesen.
Die Rosahaarige seufzte leise und machte sich daran, die Überreste zu entfernen.
Während sie die Scherben von der Erde auflas, musste sie irgendwie an Konoha zurückdenken.
Damals, in der Nacht, in der Sasuke verschwand, war auch alles zu Bruch gegangen und danach hatte sie nur noch Scherben einsammeln können.
Doch seitdem hatte sich vieles verändert.
Sie trauerte ihrem alten Leben nicht mehr nach.
„Sakura? Wir haben ein Klirren gehört!“
Sie sah auf und erblickte Sasori und Deidara, die in der Tür standen und sie verwundert ansahen.
„Hast du die Vase kaputt gemacht?“
Sakura schüttelte den Kopf und sammelte noch eine Scherbe vom Boden auf.
„Sind die anderen noch draußen?“, fragte sie leise und die beiden Schüttelten ihre Köpfe.
Sakuras Herz begann zu Klopfen, als ihr bewusst wurde, was das hieß.
„Dann muss ja ein Fremder im Haus sein!“
In Windeseile wurden alle zusammengetrommelt und ihnen der Tatbestand vorgelegt.
„Wir suchen ihn!“, beschloss der Leader und teilte seine Leute in Gruppen ein.
Zusammen mit Zetsu und Kisame durchstöberte Sakura den Keller.
„Wie soll der hier reingekommen sein?“, fragte Kisame und schob einen Schrank ein Stück zur Seite, damit der sich durch eine Tür quetschen konnte.
„Heute stehen alle Fenster im Erdgeschoss zum Lüften offen!“, erklärte Sakura, während sie den Raum durchkämmten.
Den Rest der Kellersuche brachten sie schweigend hinter sich.
„Und, irgendwer irgendwas gefunden?“
Alle schüttelten die Köpfe und sahen sich fragend an.
„Aber wie ist das dann passiert?“, fragte der Leader und sah jedem ganz genau ins Gesicht.
Darauf wusste keiner eine rechte Antwort.
Nach diesem eigentümlichen Ereignis gingen alle ratlos schlafen.
So auch Sakura.
Als sie ihr Zimmer betrat und einen Schritt hinein trat, hörte sie auf einmal hinter der Tür etwas Rascheln.
Gerade als sie sich umdrehen wollte, um nachzusehen, wer oder was da war, spürte sie einen scharfen Schmerz im Nacken und sank zusammen.
„Ich hab sie!“, war das letzte, was sie hörte, bevor alles um sie herum schwarz wurde.
Der Fremde hatte sich also in ihrem Zimmer versteckt.