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Der verlorene Sohn

von

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Ein typischer Montag

Am nächsten Morgen fühlte er sich wie geschlaucht. Eine plötzliche, unangenehme Kälte die ihn umgab hatte ihn geweckt. Leise knurrend blinzelte er um zu sehen wer ihm da die Decke geklaut hatte. Er hasste es auf diese Art geweckt zu werden. Eigentlich hasste er sämtliche Arten geweckt zu werden. Er war eben ein Morgenmuffel. Manchmal fragte er sich wirklich woher er das hatte, seine Eltern waren schließlich immer schon vor dem Aufstehen wach und arbeiteten oder trainierten schon Stunden lang, wenn er sich endlich aus dem Bett bequemte. „Los aufstehen, sonst hol ich Papa und der kippt dir einen Eimer Eiswasser über den Kopf.“ Hörte er eine widerlich fröhliche Stimme sagen. „Lass mich schlafen…“ murrte er und tastete blind nach der ihm genommenen Wärmequelle.
 

Als er sie nicht fand öffnete er schließlich doch die Augen und sah in das freudige Gesicht seiner kleinen Schwester. „Du kommst zu spät zur Schule, es ist schon halb acht.“ Quietschte sie und sprang zu ihrem Bruder ins Bett um übermütig auf ihm herum zu tollen. Die Kleine war selbstverständlich schon fertig angezogen und bereit in den Kindergarten zu gehen. Trunks hingegen schlief noch fast und musste sich sehr zusammen reißen um sie nicht anzubrüllen dass sie verschwinden soll.
 

Sichtlich ärgerlich warf er einen Blick auf den Wecker. Tatsächlich, er hätte schon vor einer halben Stunde aufstehen müssen. Warum hatte ihn nicht eher jemand geweckt? Wahrscheinlich war einfach nur niemandem aufgefallen dass er noch nicht wach war. Mitten in einem ihrer Hüpfer fing er seine Schwester ab und hielt sie fest. „Schon gut ich bin wach okay?“ brummte er und ließ sie wieder los um sich zu erheben. „Geh runter zu Mum du musst sicher gleich in den Kindergarten oder?“ Die 4-jährige zog einen Schmollmund und sah beleidigt zu ihrem großen Bruder auf, der sichtlich missgelaunt war. „Mama hat gesagt du bringst mich heute hin.“ Giftete sie und starrte ihn böse an. „Also musst du das auch machen sonst sag ich’s Daddy.“ Fügte sie noch hinzu und hob mit einer gewissen Arroganz ihr kleines Stubsnäschen noch ein wenig höher als sie es eh schon trug.
 

Der lilahaarige seufzte resigniert. Auch das noch…er würde also wirklich hoffnungslos zu spät in die Schule kommen. Er könnte natürlich einfach so tun als wäre er krank, doch das würde seine Mutter ihm nicht durchgehen lassen. Sie kannte ihren Sohn gut genug um zu wissen wann er wirklich krank war und wann er die ‚Null-Bock-auf-gar-nichts-Krankheit hatte. „Ja ja…wenn’s sein muss. Aber dann geh schon runter und pack deine Sachen zusammen ich muss noch duschen.“ Gab er sichtlich genervt und unfreundlicher als gewollt zurück. Seine kleine Schwester quittierte das mit einem beleidigten Blick und stolzierte schließlich aus seinem Zimmer.
 

Trunks suchte sich unterdessen ein paar saubere Klamotten aus dem Schrank und verschwand damit eilig im Bad. Prompt fand die Shorts ihren Weg zu Boden und schon stand er unter der eisigen Dusche, die in ihm wieder die wenigen Lebensgeister weckte. Nach einigen Sekunden stellte er wieder auf warm, wusch sich schnell und war kurz darauf fertig geduscht und angezogen. Sein Haar tropfte noch vor sich hin als er schließlich nachdenklich in den Spiegel blickend seine Zähne putzte. Eigentlich war er recht hübsch, doch ein dunkles Veilchen zierte sein rechtes Auge und ließ das blasse Gesicht ziemlich jämmerlich drein schauen. Seufzend spuckte er den Schaum aus, spülte sich den Mund und drehte sich zu einer kleinen Kommode um aus deren Schublade holte er eine kleine Dose mit Make up heraus. Ein mittlerweile unverzichtbares Requisit für ihn, damit sein Gesicht nicht ganz so gruselig aussah. Bisher war es niemandem aufgefallen das er kleinere Blessuren damit überschminkte.
 

Das war auch besser so, denn sein Vater würde ihn sicherlich umbringen wenn er das wüsste. Er war nicht unbedingt zufrieden mit dem Ergebnis seiner Arbeit, hatte aber keine Zeit sich weiterhin mit seinem Aussehen zu beschäftigen. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm dass es bereits kurz vor Acht war und um Acht begann der Unterricht an seiner Schule. Schnell ließ er die unscheinbare Dose wieder in der Schublade verschwinden. In seinem Zimmer griff er nur schnell nach seiner Schultasche und verließ dieses dann Augenblicklich um hinunter in die Küche zu stürmen. Sein Frühstück ließ er ausfallen. Schließlich musste er auch noch seine Schwester in den Kindergarten bringen.
 

Die wartete schon ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her rutschend auf ihn und sprang sofort herunter als er endlich auftauchte. „Da bist du ja, ich komme noch zu spät beeil dich mal ein bisschen.“ Tadelte sie ihren älteren Bruder und erinnerte ihn dabei ein bisschen an seine Mutter, von der allerdings jede Spur fehlte. Wo die sich wohl wieder herum trieb? Wahrscheinlich steckte sie schon wieder mitten in ihrer Arbeit und hatte alles andere um sich herum längst vergessen. „Hättest du mich eher geweckt wären wir längst unterwegs.“ Gab der ältere ein wenig barsch zurück, während er sein Schulbrot lieblos in die Tasche warf, die über seiner rechten Schulter hing.
 

Dass seine Schwester schon wieder nah dran war zu heulen beachtete er diesmal einfach nicht. Er war so schlecht gelaunt, dass ihm ein KO schlag seines Vater gerade recht käme. Dann müsste er sich wenigstens nicht vor seinem Lehrer rechtfertigen warum er schon wieder zu spät kam. Das kann in letzter Zeit nämlich häufiger vor. „Sei nicht immer so gemein.“ Zischte die Kleine und schnappte sich ihren pinken Rucksack in Miniaturform und setzte ihn sich abreisebereit auf den Rücken. Trunks überging den Kommentar, hob sie hoch und warf sie geradezu auf seinen Rücken während er schon in Richtung Tür ging.
 

Noch auf der Schwelle hob er bereits ab und verschwand blitzschnell zwischen den dichten, weißen Wolken. Er wechselte kaum ein Wort mit seiner Schwester und achtete auch kaum auf ihr vergnügtes Quietschen. In einer recht dunklen Gasse einige Straßen vom Kindergarten entfernt landete er schließlich, nahm seine Schwester an der Hand und schritt weiterhin Wortlos mit ihr die wenigen Meter zum Kindergarten, vor dem sich schon eine Menge Kinder und 3 Betreuerinnen versammelt haben. „Bis heute Nachmittag Trunks.“ Rief sie, riss sich los und stürmte zu ihren Freundinnen die sie schon freudig erwarteten. Scheinbar machten sie heute einen Ausflug.
 

Kurz spielte der lilahaarige mit dem Gedanken die Schule einfach zu schwänzen, doch er wusste dass es sowieso wieder irgendwie heraus kommen würde und den Ärger konnte er sich auch ersparen. In der nächsten Menschenleeren Gasse erhob er sich also wieder in die Lüfte und machte sich mit einer halben Stunde Verspätung auf den Weg zur 15 Kilometer entfernte Schule. Auf dem Schulhof war keine Menschenseele zu sehen. Er landete auf dem Dach, wo ihn niemand sah und eilte die Treppen hinunter in das Schulgebäude. Noch immer achtete er darauf möglichst unauffällig zu sein, soweit er das als eine recht berühmte Person eben sein konnte. Aber zumindest das Geheimnis der Saiyajin wollte er wahren, wenn er sonst schon kaum ein Privatleben hatte.
 

Leise schlich er in den Klassenraum, blieb aber leider mal wieder nicht unbemerkt. Wie es zu erwarten war, wurde er vom Lehrer mit einem strafenden Blick bedacht und den Worten dass er bei der nächsten Verspätung eine Woche lang jeden Nachmittag würde nachsitzen müssen abgestraft. Er nickte ergeben, murmelte eine Entschuldigung und ließ sich dann auf seinen Platz neben Son Goten sinken. „Langsam nimmt das aber echt Überhand mit deinen Verspätungen.“ Wisperte ihm der schwarzhaarige zu. „Was machst du nur immer?“ Trunks zuckte nur mit den Schultern „Musste meine Schwester in den Kindergarten bringen…und hab verschlafen.“ Gab er knapp zurück. „Trunks!“ donnerte die Stimme des sichtlich verärgerten Lehrers durch den Raum.
 

„Hätten sie die Freundlichkeit meine Frage zu beantworten?“ fragte er schließlich gespielt freundlich, den roten Stift und das Klassenbuch schon in der Hand, da er sicher war dass der Junge mit dem fliederfarbenen Haar keine Ahnung hatte was er soeben gefragt hatte. Trunks machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung und beantwortete Beiläufig die Matheaufgabe die er schnell im Kopf ausgerechnet hatte. Der Lehrer mochte ihn ja für dämlich halten, doch das war er ganz sicher nicht. Als Sohn einer anerkannten Wissenschaftlerin hatte er nicht nur ihren Namen sondern auch ein wenig von ihrer Intelligenz geerbt.
 

Sichtlich verärgert ließ der Lehrer das Buch und den Stift wieder sinken und musste wohl oder übel bestätigen dass die Antwort richtig war. Dieser Junge war ihm ein Dorn im Auge, er schien nie richtig aufzupassen, sondern lieber mit seinem Sitznachbarn zu reden und wusste trotzdem immer worum es im Unterricht gerade ging. Ganz im Gegensatz zu Goten, der ständig darauf angewiesen war dass Trunks ihm die Lösung zuflüsterte. Nur allzu gern würde der blonde dem lilahaarigen einmal eins auswischen. Und er schwor sich das würde er spätestens bei der nächsten Verspätung auch tun. Da konnte sich der Junge schließlich nicht rausreden.
 

Der Rest des Tages verlief wie immer. Trunks starrte gedankenverloren aus dem Fenster während alle anderen gelangweilt dem Unterricht folgten oder sich irgendwie anderweitig die Zeit vertrieben. Die Lehrer arbeiteten ihren Stoff ab, ob ihn nun alle verstanden oder nicht und waren froh wenn der Unterricht zu Ende war und sie sich nicht mehr mit dem pubertierenden Jugendlichen herumschlagen mussten, die teilweise wirklich nur Unsinn im Kopf hatten.

Goten hatte es scheinbar bereits aufgegeben mit seinem Kumpel ein Gespräch anfangen zu wollen und flirtet stattdessen lieber mit irgendeiner neuen Mitschülerin, von der Trunks nicht mehr wusste wie sie hieß. Ihm war es recht so, da hatte er wenigstens seine Ruhe.
 

Als es endlich zum Unterrichtsschluss klingelte verschwand er fast augenblicklich aus dem Klassenraum. Goten sah ihm ein wenig mitleidig nach und folgte ihm schließlich. Allmählich machte er sich wirklich Sorgen um seinen besten Freund. Aber wenn er nicht reden wollte konnte er ihm wenig helfen. Das einzige was er tun konnte war ihm das Gefühl zu geben dass er immer für ihn da war. Auf dem Schulhof entdeckte er ihn unter einem großen Baum sitzend. Seinem Lieblingsplatz. Langsam schlenderte er auf ihn zu und ließ sich neben ihm sinken. „Was ist los? Willst du nicht nach hause gehen?“ fragte er und musterte ihn aufmerksam.
 

Der ältere schüttelte den Kopf und deutete auf seine Uhr. „Das lohnt sich nicht, ich muss Bra vom Kindergarten abholen.“ Murmelte. Es war eine ungeschriebene Regel bei ihm zu Hause, dass derjenige der seine Schwester in den Kindergarten brachte sie auch wieder abholen musste. Ziemlich lästig, da das meistens an ihm hängen blieb, doch er hatte die ewigen, sinnlosen Diskussionen über dieses leidige Thema längst aufgegeben. Das gab nur unnötigen Stress und er musste ja eh morgens früh aus dem Haus. Goten nickte nur und erhob sich langsam wieder. „Na dann…sollen wir so lange noch etwas unternehmen?“ fragte er, sah dabei aber nicht gerade Hoffnungsvoll aus. Entgegen seiner Befürchtungen nickte der andere aber und erhob sich ebenfalls. „Wie wär’s mit einem Eis?“ fragte er leise wobei sich eines seiner mittlerweile selten gewordenen Lächeln sich auf seinen Lippen ausbreitete.
 

Goten grinste verschmitzt und ging sofort darauf ein. „Super…wer zuletzt an der Eisdiele ist muss bezahlen.“ Und damit war er schon davon gerannt. Trunks schüttelte den Kopf und rannte ihm nach, wobei er nicht wirklich versuchte ihn einzuholen, was er sicher gekonnt hätte. Am Ende war sowieso immer er derjenige der zahlte, aus dem einfachen Grund dass Goten nie Geld hatte.
 

Als schließlich beide zufrieden an ihrem Eis schleckten - Goten brauchte natürlich wieder eine extra große Portion von 10 Kugeln, während Trunks sich auf bescheidene 3 beschränkte - schien der ältere langsam ein wenig aufzutauen und wieder Ähnlichkeit mit dem alten Trunks zu bekommen. Sie unterhielten sich über dies und das und natürlich auch über Goten’s Lieblingsthema…Frauen. Trunks steuerte höflich doch ohne übermäßiges Interesse seinen Teil dazu bei und dabei verging die Zeit recht schnell, so dass er sich schließlich recht schnell verabschieden musste um nicht zu spät zum Kindergarten zu kommen.
 

Am Kindergarten angekommen wartete seine Schwester schon ungeduldig und kaum dass er in Hörweite war rannte sie auf ihn zu und begann dabei schon ihm die neusten Erlebnisse von ihrem Ausflug zu erzählen. Trunks war nicht ganz bei der Sache, versuchte aber möglichst interessiert und begeistert zu tun während er mit ihr in Richtung der Gasse ging, in der sie heute morgen schon einmal waren. Die Kleine unterbrach nicht einmal ihren Redeschwall und merkte dabei kaum dass ihr älterer Bruder sich eigentlich kein bisschen dafür interessierte wie viele Regenwürmer sie im Wald ausgebuddelt und aneinander geknotet hatte. Vielmehr hatte er irgendwie das Gefühl beobachtet zu werden und sah sich des Öfteren aufmerksam um. Da er aber nie etwas Auffälliges entdecken konnte, tat er es schließlich als Hirngespinst ab und widmete sich wieder dem Geplapper der jüngeren.
 

* * * *
 

Ein finsterte Ausdruck legte sich auf das blasse Gesicht, welches von weichem, Pechschwarzem Haar umspielt wurde, das teilweise die Sicht der eisigen blauen Augen verschleierte. Blanker Hass spiegelte sich in ihnen wieder und eine Eiseskälte, zu der sonst nur ein Eisberg fähig war. Mit einer schnellen und eleganten Bewegung wandte sich der Junge Mann ab und verschwand mit wehendem, schwarzem Mantel wieder in den tiefen Schatten der dunklen Gasse, von der aus er die Szene zwischen den beiden Geschwistern mit einem gewissen Ekelgefühl beobachtet hatte. Bald würde das ein Ende habe…dafür würde er schon sorgen. ~Genießt eure gemeinsame Zeit…solange ihr noch könnt.~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-01-31T15:58:01+00:00 31.01.2009 16:58
WOW, einfach toll. (Sprache verschlagen)


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