Asylum
Asylum
Kannst du das wirklich tun Sammy? Kannst du deinen eigenen Bruder töten?
Und das war die Frage. Konnte er das tun? Wäre er wirklich fähig dazu seinen eigenen Bruder zu töten? Das schlimme war, dass es er nicht wusste. Sicher, sein Geist hatte da nicht seinem freien Willen gehorcht, aber trotzdem. Er hatte die Waffe abgedrückt gehabt und wäre sie mit richtiger Munition geladen gewesen, dann wäre Dean jetzt tot. Das war eine der Tatsachen, welche sich ziemlich schlecht für ihn leugnen ließ. Ja, hätte er eine anständig geladene Waffe gehabt, dann wäre sein Bruder tot und er wäre ein Mörder gewesen, der Mörder seines eigenen Bruders.
Und diese Tatsache war es auch, die ihm in dieser Nacht in dieser Nach den Schlaf raubte, ihn nicht ruhen ließ. Seufzend drehte er sich auf die Seite, blickte zu seinem älteren Bruder, welcher ruhig auf dem anderen Bett schlief. Dean hatte offenbar nicht so große Probleme mit dem geschehenen, da er tief und fest schlief und anscheinend noch nicht einmal Alpträume hatte. Schon immer hatte Sam ihn deshalb bewundert. Soweit er es mitbekommen hatte, hatte Dean noch nie Nächte schlaflos wachgelegen um sich mit solchen tiefenpsychologischen Problemen zu befassen. Eigentlich befasste sich Dean nie mit psychologischen Problemen oder mit Gefühlen und manchmal beneidete er ihn sogar darum. Auch er wünschte es sich, nicht mehr so sehr von seinen Gefühlen belastet zu werden.
Schon seit sie beide klein waren, war er immer der emotionale von ihnen beiden gewesen und dies hatte sich im Laufe der Jahre auch nicht geändert. Wenn es eine Sache gab, in der Dean wirklich perfekt war, dann war es die Tatsache, dass es kaum jemanden gab der seine Gefühle so gut verstecken konnte wie er. Und vielleicht war es für ihn auch wirklich besser damit anzufangen. Sein Bruder hatte ihn davor gewarnt gehabt seine Gefühle die Oberhand gewinnen zu lassen. Und er wusste auch, dass es besser so war, aber dennoch fiel es ihm sehr schwer und er wusste nicht ob er es jemals schaffen würde.
Das vergangene Ereignis zeigte ihm, was passieren konnte, wenn seine Gefühle und Emotionen mit ihm durchgingen. Zwar wurde sein Geist von einem Fremden kontrolliert, doch wie eine düstere Vorahnung ahnte er bereits, dass es vielleicht eines Tages dazu kommen könnte, dass er so etwas auch ohne Fremdkontrolle passierte und ob das dann gut gehen würde, ohne das er irgendwen verletzte oder tötete, dass überschritt deutlich seinen Wissenshorizont.
Na toll, dachte er, jetzt verstand er noch nicht einmal sich selbst. Das hatte ihm ja gerade noch gefehlt gehabt. Als wenn es schon nicht genug war, dass Dean ihn nicht verstand, nein jetzt waren sogar ihm selbst seine eigenen Gedanken zu kryptisch. Vielleicht sollte er ja einfach mal damit anfangen nicht immer so moralisch korrekt zu sein. Schon so oft bezeichnete sein Bruder ihn als Moralapostel und eine Moral zu haben gehörte in dem Job definitiv genauso wenig wie Skrupel. Aber er war schon immer so gewesen, schon von klein auf, und um die Fehler in der Erziehung seines Vaters wieder gut zu machen war es definitiv zu spät.
Seufzend drehte er sich wieder auf den Rücken. Er stand in einer mentalen Sackgasse. Egal, was ihm in den Sinn kam, es führte nirgendwo hin. Langsam spürte Sam, wie die Müdigkeit auch übe ihn kam, und er ließ es zu, dass sie die Überhand gewann und vergaß wenigstens für die Nacht all die Probleme.
Finis
