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Berlin - Paris

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Berlin - Paris
 


 

Sanft schlummerte er in seinem Bett. Umgeben von vielen weichen Kissen verschwand er fast unter seiner Bettdecke, bis ihn das Klingeln seines Weckers jäh aus den Träumen riss. Der Mann versetzte seinem Wecker einen harten Klaps, dann versank er erneut brummelnd in seinem Meer von Kissen. Fast augenblicklich war er wieder eingeschlafen und murmelte leise vor sich hin: "Fender... Marshall... Gibson..." Wie ein Liebesschwur kamen ihm diese Worte über die Lippen.

Stunden später weckte ihn der Durst. Sebastian stand auf und tapste verschlafen in Richtung Küche. Er nahm sich einen Becher aus dem Schrank und ließ Wasser aus dem Hahn hineinlaufen. Basti nahm gerade einen tiefen Schluck, als sein verträumter Blick auf die Uhr fiel. "Mist." Lange ließ den Becher vor Schreck fallen, der scheppernd auf dem Boden landete. Geschockt rannte er ins Wohnzimmer, fiel dabei fast über das Telefonkabel und suchte sein Handy, das inmitten all des Chaos auf dem Couchtisch lag. Hastig wählte er Micha´s Nummer. Eine Stimme meldete sich am Telefon: "Der von ihnen gewünschte Gesprächsteilnehmer ist momentan nicht erreichbar...". Fluchend legte er auf und hetzte ins Badezimmer. Noch konnte er es relativ rechtzeitig schaffen. Hastig wusch er sich ab und eilte erneut in sein Schlafzimmer. Glücklicherweise hatte er am Vorabend seinen Koffer schon größtenteils gepackt. Aufgeregt warf er noch ein paar letzte Sachen hinein, zog sich rasch um. Er schnappte sich schnell noch seine Jacke, dann verließ er schon seine Wohnung. Basti eilte die Treppe hinunter, zwei Stufen gleichzeitig nehmend. Schließlich erreichte er sein Auto, warf den Koffer hinein und startete den Wagen. Schneller als erlaubt, bahnte er sich seinen Weg durch die Berliner Straßen. Seine jetzt bedrohlich ansteigende Anzahl an Punkten in Flensburg war ihm in diesen Moment herzlich egal - hauptsache er erreichte den Tourbus noch rechtzeitig. Das Glück schien ihm hold. Basti fand gleich in der Nähe des Treffpunktes einen Parkplatz. Nervös parkte er ein, nahm sein Gepäck und hetzte los. Er eilte um die Ecke und wollte schon vor Erleichterung aufseufzen, als er sah, wie der Bus verschwand. Der Gitarrist konnte gerade noch zusehen, wie der Tourbus um die Ecke bog. Sebastian stand wie gebannt da und konnte es nicht fassen. Die anderen waren ohne ihn losgefahren! Entgeistert zückte er sein Handy und wählte erneut Micha´s Nummer: "Der von ihnen gewünschte...". Er legte auf und wählte Kay´s: "Hier ist die Mobilfunkmailbox der Nummer..." Der Musiker legte erneut auf. "Verdammt!" Er wählte die nächste Nummer - besetzt. Sein Nervositätsgrad stieg immer mehr und mehr. Schließlich gab er resigniert auf. Keiner seiner Bandkollegen oder Crewmitglieder war irgendwie erreichbar. Verzweiflung stieg in ihm hoch. Morgen sollten sie ein Konzert in Paris spielen, wenn er da nicht dort wäre... Er wollte gar nicht daran denken. Der Rest und vor allem Micha würde stinksauer sein. Ihm blieb gar keine andere Wahl - er musste irgendwie nach Paris kommen. Der Gitarrist ging zurück zu seinem Auto, pfefferte seinen Koffer auf die Rückbank. Basti setzte sich hinters Lenkrad, startete den Motor und fuhr los - in Richtung Flughafen.
 

Kaum war er am Flughafen angelangt, packte er sich seine Sachen und lief los. Er rannte zum Schalter und stellte sich ungeduldig an. Gott sei dank sollte in circa einer halben Stunde ein Flieger Richtung Paris gehen. Der Gitarrist kaufte eilig ein Ticket, dann hetzte er los. Das Flugzeug würde er definitiv nicht verpassen. Basti gab sein Gepäck ab und eilte zur Kontrolle. Ungehindert passierte er sie und eilte zum Gangway. Eine Stewardess stand da und wartete auf die letzten Passagiere. Er hielt ihr sein Ticket hin. "Sie sind spät dran. Bitte steigen sie ein, wir starten in fünf Minuten.", sagte sie ihm lächelnd, als sie ihm sein Flugticket zurückgab. Er ging den Gang entlang und betrat das Flugzeug. 23 A - Reihe für Reihe ging er ab, bis er seinen Platz fand. Dummerweise war er besetzt. "Entschuldigung?", fragte er die Person, die auf seinem Platz saß. Keine Reaktion - der Mann schlief seelenruhig. Just in diesem Moment kam eine Stewardess. "Bitte setzen Sie sich auf ihren Sitz!" Basti zeigte auf den Mann auf seinem Platz. Die Stewardess versuchte ihn zu wecken, aber sie schaffte es ebenfalls nicht. Sie blickte sich im Flugzeug um. Schließlich entdeckte sie einen freien Platz. Sie führte Basti dorthin. Erleichtert ließ er sich auf den Sitz fallen und schnallte sich an. Wenn jetzt nicht gerade das Flugzeug abstürzte, würde er sogar früher als der Rest in Paris sein. Er würde die Zeit des Fluges nützen, noch ein kleines Nickerchen zu machen. Aber vorher schaltete er noch sein Handy aus. Zwei Stunden später wurde er durch eine Durchsage geweckt. "Sehr geehrte Passagiere, wir landen gleich in Paris. Bitte schnallen sie sich wieder an und stellen sie die Lehnen ihrer Sitze aufrecht..." Sebastian seufzte erleichtert auf.
 

Irgendwo in Deutschland blickte Micha auf sein Handy. Zwei entgangene Anrufe. Verwundert blickte er auf das Telefon. Basti. Was er wohl gewollt hatte? Er drückte auf den Wählknopf: "Der von ihnen..." Achselzuckend legte Micha wieder auf. Entweder würde der Gitarrist ihn wieder anrufen oder er probierte es später noch einmal.
 

Er verließ den Flughafen und rief sich ein Taxi. Nachdem er seine Sachen eingeladen und sich erleichtert auf den Rücksitz fallen gelassen hatte, war er wieder fröhlich. Der Rest konnte ihm auf jeden Fall nicht vorwerfen, dass er unpünktlich wäre. Er schaltete noch sein Handy ein, dann genoss er die Fahrt durch Paris. Nach einer Weile kamen sie am Hotel an. Basti stieg aus dem Taxi aus und blickte an der Fassade hoch. Er bezahlte den Fahrer, nahm seinen Koffer und betrat die Lobby.

Der Gitarrist begab sich zur Rezeption. "Excuse me, please?", fragte er den Rezeptionisten. "Yes, how could I help you?", entgegnete dieser. "There must be a room booked for Sebastian Lange or some rooms for a band called In Extremo for today." Der Rezeptionist blickte in sein Buch. Er fuhr mit seinen Fingern über die Namen. "No." "What?!" "No, there isn´t any booking for Lange or In Extremo for today." "That must be a mistake…" Basti war geschockt, er konnte es nicht fassen. Sein Handy rieß ihn aus seiner Erstarrung. Er hielt sich das Teil ans Ohr: "Hallo?" "Hi Basti, ich bin´s, Micha. Was gibt´s denn?" "Micha, ich hab´ schon die ganze Zeit versucht, einen von euch zu erwischen!" Er ging vom Schalter weg und stellte sich an die Wand. "Wie konntet ihr nur ohne mich fahren?! Ich war doch nur fünf Minuten zu spät!" "Wie, wir sind ohne dich los?", fragte Micha. "Das Konzert morgen Abend in Paris. Heute früh seid ihr doch losgefahren..." "Also, erstens ist das Konzert erst übermorgen, zweitens fahren wir erst morgen früh los... außerdem würden wir doch nicht ohne dich fahren!", erklärte ihm der Sänger. "Was...?!", stammelte Basti ins Telefon. "Wir fahren erst morgen.", sagte dieser noch einmal mit Nachdruck. "Wirklich nicht heute?", fragte Basti erneut. "Nein, morgen!" "Ähmm... Micha..." "Was? Und wo bist du eigentlich, die Verbindung ist nicht gerade die beste..." "In Paris." "In Paris?" Basti seufzte: "Ich habe heute früh verschlafen und geglaubt, wir fahren heute los. Also bin ich losgeeilt und als ich am Treffpunkt war, sah ich gerade noch, wie der Bus um die Ecke fuhr. Da ich keinen von euch erreicht habe, bin ich auf eigene Faust los..." Er seufzte erneut. Und hörte Micha´s Lachen aus dem Handy: "Na dann, bis morgen!", sagte dieser und legte einfach auf. Sebastian ging zurück zum Schalter: "Excuse me, do you have a room left for tonight?"



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