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Darkest Days

One-Shot Sammlung| 05 - Die Sterne, der Mond und die Sonne
von

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1| to the moon

darkest days | to the moon

Einsamkeit

Naruto | Neji Hyuga
 

Art thou pale for weariness

Of climbing heaven and gazing on the earth,

Wandering companionless

Among the stars that have a different birth, -

And ever changing, like a joyless eye

That finds no object worth its constancy?

Percy Bysshe Shelley
 

Er stand mit dem Rücken zur Wand. So war es ihm am liebsten, denn diese Position gab niemandem die Möglichkeit ihn von hinten zu überraschen. Nicht das er wirklich einen Angriff zu fürchten hatte, denn immerhin war das hier nur ein harmloses Familienfest und keine Mission. Im Augenblick wäre er lieber auf einer Mission gewesen, bei der es nötig war auf seinen Rücken zu achten, als hier in diesem großem Raum mit dem Rest seines Clans.
 

Sie machen sich keine Mühe den angewiderten Ausdruck auf ihren Gesichtern zu verbergen, während sie auf dich hinab sehen. Du schaust mit halb geschlossenen Augen ungerührt zurück. Du brauchst deine Augen nicht um zu erkennen was sie nicht so offen zeigen. Du könntest deine Augen schließen und trotzdem in ihnen lesen wie in offenen Büchern. Sie sind nur normale Menschen, keine Ninja. Sie haben niemals gelernt ihre Gefühle wirklich zu verbergen, nicht so wie du. Sie haben Angst.
 

Er war nicht wie alle anderen männlichen Mitglieder der Zweigfamilie zum Wachdienst eingeteilt worden um an den Grenzen des Anwesens zu patrouillieren. Stattdessen hatte er das seltene Privileg an der Feier teilzunehmen, wenn auch unter der Bedingung, dass er seine Cousine Hinata ständig im Auge behielt. Er hätte nur allzu gerne darauf verzichtet. Er bevorzugte den Wachdienst.
 

Die groben Seile mit denen sie deine Arme auf deinen Rücken gefesselt haben schneiden in deine Handgelenke. Du ignorierst den Schmerz. Du bist Schlimmeres gewöhnt. Du könntest die Fesseln lösen, aber du tust es nicht. Noch nicht. Du willst herausfinden, wer dahinter steckt. Kein normaler Mensch kann eine solche Falle stellen. Du hast sie erkannt, denn deine Augen sehen mehr. Mehr als die Augen eines normalen Menschen und mehr als die trainierten Augen eines Ninja. Du hast dich trotzdem fangen lassen um dein Team nicht zu gefährden. Du hast gewusst, dass es keine andere Möglichkeit gab sie rechtzeitig zu warnen.
 

Er beobachtete das Geschehen wie ein Außenstehender, der er, wenn man ehrlich sein wollte, auch war. Es war der 27. Dezember, Hinatas 15. Geburtstag und wie jedes Jahr gab es eine Zeremonie, bei der alle Hauptfamilienmitglieder anwesend sein mussten. Im Gegensatz zu den ausgelassenen Festen, die er auf seinen Missionen gesehen und die er von anderen Ninja aus Konoha kannte, glich dieses eher einer Trauerfeier, doch er war es gewöhnt. Er kannte diese Feste seit seiner Kindheit. Er hatte niemals etwas anderes gekannt.

Die Familienmitglieder standen in kleinen Grüppchen beisammen und sprachen nur leise miteinander. Sie alle trugen die traditionellen Kimonos in den Familienfarben Dunkelblau und Beige. Manchmal warfen sie ihm kurze, herablassende und missbilligende Blicke zu. Er ignorierte sie. Er sah hinter diese Blicke und erkannte nur Neid. Neid auf seine Fähigkeiten, Fähigkeiten, derer er nicht würdig war. Er erwiderte die Blicke ungerührt, er spürte sie schon lange nicht mehr.

Das dumpfe Spiel zweier Shamisen untermalte das leise Gemurmel.
 

Sie halten Abstand, du wartest. Sie wagen es nicht dir näher als zwei Schritt weit zu kommen. Sie fürchten dich und sie hassen dich, weil sie nicht wissen, wer du bist, was du bist und was du willst. Sie fürchten das Unbekannte, das Fremde. Sie wissen, dass du anders bist. Sie sehen es an deinen Kleidern, an den Waffen, die du bei dir trägst, an deiner Maske, die sie dir abgenommen habe, an dem seltsamen Zeichen auf deiner Stirn und natürlich an deinen Augen. Vielleicht ist es sogar das, was sie am meisten fürchten, deine Augen.

Sie kennen den Begriff Ninja und sie glauben auch zu wissen was dahinter steckt.

Schritte nähern sich und die Menschen weichen zur Seite. Sie bilden eine Gasse für einen hoch gewachsenen, grobschlächtigen Mann mit schulterlangem, braunen Haar. Du weißt, dass er kein Ninja ist, du erkennst es in dem Augenblick als du aufsiehst um zu sehen, ob er ihr Anführer ist. Du erkennst es an der Art, wie er sich bewegt, an den Kleidern, die er trägt, an den Waffen, die er offen zeigt und an dem Mangel an Vorsicht in seinem Blick. Er ist groß und stark, sein Gesicht gezeichnet von Wetter und Kampf, doch er ist kein Ninja, du musst ihn nicht fürchten. Nicht du.
 

Sein Blick wanderte zu einem der Fenster. Es war bereits dunkel, doch der Schnee glitzerte im kalten Licht des Vollmondes. Es war eine schöne Nacht, bestimmt war der Himmel voller Sterne. Es kümmerte ihn nicht. Warum auch? Er saß hier ohnehin bis zum Morgengrauen fest. Sein Blick wanderte weiter durch den Raum, streifte die Mitglieder seines Clans, die ihm ebenso egal waren, wie die Sterne und ebenso unerreichbar fern. Er war es müde sie zu beobachten und sich über sie zu wundern. Seit jenem Tag, an dem man ihm erklärt hatte, dass es das Schicksal nicht gab, hatte er nach Gründen gesucht. Er hatte wissen wollen, warum sie ihn verachteten, warum sie ihn mieden, warum er weniger wert war als sie, denn wenn nicht das Schicksal sie unterschied, was dann? Warum durften sie frei sein und hielten ihn gefangen? Warum ausgerechnet ihn, der an Talent allen anderen überlegen war? Was für einen Grund gab es, wenn nicht das Schicksal?
 

„Wie heißt du?“ Seine Stimme klingt tief und rau, älter als er selbst sein kann. Du schätzt ihn auf älter als dreißig aber jünger als vierzig. Du irrst dich selten. Er weiß was es heißt zu kämpfen und hat dem Tod schon einmal ins Auge geblickt. Er verzieht das Gesicht, als du nicht antwortest. Er unterschätzt dich. Er hält dich für zu jung um eine wirkliche Gefahr darzustellen. Du achtest nicht darauf, stattdessen siehst du ihm in die Augen. Du weißt, dass dein Blick nichts verrät, weder dich noch deine Gedanken. Noch immer befreist du dich nicht von deinen Fesseln. Du bist nicht hier um ihn zu töten, du bist hier um Informationen zu sammeln.
 

Er war es müde nach Gründen zu suchen. Nach guten Gründen, die es wahrscheinlich überhaupt nicht gab. Wenn es aber keine Gründe gab und auch kein Schicksal, machte dann überhaupt irgendetwas in seiner Familie einen Sinn oder war alles schlichtweg sinnlos und willkürlich? Er wusste es nicht und er wollte es nicht wissen. Er wollte sie nicht mehr beobachten. Sie begegneten ihm mit Verachtung und er ihnen mit gelassener Gleichgültigkeit. Er hatte sie aufgegeben. Sie waren es nicht wert.
 

Er mustert dich. Dein langes, schwarzes Haar, das dir offen über die Schultern fällt, dein blasses Gesicht, deine weißen Augen und das Zeichen auf deiner Stirn. Das sanftgrüne Juin. Du kannst förmlich sehen, wie es in ihm arbeitet, wie sich seine Brauen zusammen ziehen, wie er in seinem Gedächtnis nach den Augen und dem Zeichen sucht. Er findet sie nicht. Er hat niemals zuvor von dir oder deinem Clan gehört. Aber in seinen Augen liegt derselbe angewiderte Ausdruck. Dieser Mann weiß was du bist und er verachtet dich dafür, aber er fürchtet dich nicht.
 

Sein Blick richtete sich auf Hinata. Ein sanftes Lächeln lag auf den Lippen seiner Cousine, doch es war nicht echt. Er konnte durch dieses Lächeln hindurch sehen. Ebenso wie er konnte sie sich wohl tausend Orte vorstellen, an denen sie im Augenblick lieber sein wollte. Man begegnete ihr mit Respekt, doch er war nicht echt und sie wusste das ebenso gut wie er. Die Mitglieder der Hauptfamilie verachteten sie für ihre sanfte Art und ihre Unterlegenheit ihm gegenüber. Sie stand in dieser Familie ebenso alleine wie er und auch sie hatte es aufgegeben, denn ihr Lächeln war leer und sie es nicht wert.
 

Sie verstehen es nicht. Sie verstehen dich nicht und deshalb verachten sie dich. Sie verstehen nicht, warum du dieses Leben gewählt hast, dabei gab es nie eine Wahl. Spionage und Meuchelmord gehören zu den Aufgaben eines Ninja. Immer verdeckt und im Geheimen. Sie fürchten diese Dinge, also verabscheuen sie sie. Für sie verkörperst du all diese Dinge, also verabscheuen sie dich. Kaltblütig und Gnadenlos. Sie sehen nur diese Dinge in dir. Sie sehen nicht, wer du wirklich bist, wie du bist. Sie sehen nur, was sie zu sehen glauben, nicht tiefer, niemals tiefer.

Diese Menschen kennen dich nicht. Sie haben keine Ahnung wer du bist und doch mustern sie dich mit den gleichen Blicken wie deine Familie.

„Wie dein Name ist, habe ich gefragt.“ knurrt der große Mann, der nun direkt vor die steht und mit bedrohlicher Miene auf dich hinabstarrt. Deine Stimme klingt ruhig und ausdruckslos, als du schließlich antwortest.

„Hyuga Neji.“
 

„Hyuga Neji?“

Die Gespräche verstummen und alle Augen richteten sich mit einem Mal auf ihn. Er wandte den Blick von Hinata ab und musterte den Jungen, der vor ihm stand. Er war ungefähr 3 Jahre jünger und wahrscheinlich noch Genin. Er war offensichtlich nervös, aber das war kein Wunder umgeben von all den schneeweißen Augenpaaren, die alles sahen und denen nichts entging.

„Tsunade-sama lässt dich rufen.“ erklärte der Junge und Neji hörte deutlich, dass er sich Mühe gab die Unsicherheit aus seiner Stimme zu verbannen. „Sie sagt es sei sehr wichtig.“

Neji nickte nur. Der letzte Teil war unnötig gewesen, das wusste er, denn wenn Tsunade jemanden zu sich bestellte war es immer wichtig und doch war es sinnvoll, dies gerade dem Hyugaclan noch einmal zu verdeutlichen.

Ohne seinem Onkel oder einem der Ältesten, die er in anderen Fällen um Erlaubnis zu bitten hatte, noch einen letzten Blick zuzuwerfen folgte er dem Jungen nach draußen. In seinen Rücken bohrten sich die hasserfüllten Blicke seiner Verwandten.
 

„Und dein Rang?“ Du wunderst dich über diese Frage, aber das zeigst du natürlich nicht. Du bezweifelst, dass dieser Mann sich mit den Rängen eines Ninjadorfes auskennt.

„ANBU.“ antwortest du deshalb ohne zu zögern und ohne den Blick von ihm abzuwenden. Er versucht deinen Augen stand zu halten, aber es gelingt ihm nicht ganz.

„Mörder.“ zischt er. Du glaubst nicht, dass er verstanden hat, was du gesagt hast. Wahrscheinlich hättest du ebenso behaupten können, dass du Anwärter seisd und er hätte auf dieselbe Art reagiert.

Er schlägt dir mit der Faust ins Gesicht. Du siehst den Schlag kommen, lange bevor er dich erreicht, aber du weichst ihm nicht aus, obwohl es für dich ein leichtes gewesen wäre. Du drehst nur deinen Kopf ein Stück zur Seite, damit der Schlag nicht deine Nase zertrümmert.

Du bleibst ungerührt. Du schreist nicht und zuckst nicht zusammen. Du zeigst den Schmerz nicht, du ignorierst ihn. Du blinzelst nicht einmal und deine Augen bleiben ungerührt auf die Seinen gerichtet. Er wird wütend. Du bist Schlimmeres gewöhnt.
 

Als er über die Schwelle trat spürte er plötzlich den bekannten stechenden Schmerz hinter seiner Stirn. Jemand hatte das Juin aktiviert, wenn auch nur ein wenig, vielleicht nicht einmal bewusst. Er ignorierte es, darin war er inzwischen geübt. Der Schmerz breitete sich in seinem Kopf aus und machte es ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen, doch er ging unbeirrt weiter, setzte einen Fuß vor den anderen und tat so, als spüre er überhaupt nichts. Er würde ihnen nicht den Gefallen tun und schreiend zusammenbrechen. Er schaute nicht zurück, denn sie waren es nicht wert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Chimi-mimi
2008-11-19T16:17:26+00:00 19.11.2008 17:17
Okay, eindeutig ein Wow. Ich schließe mich meinen Vorgängern an.
Neji ist gut getroffen, in den kursiven Abschnitten konnte man besonders gut mitfühlen. Du hast auch bei Hinata ihr Dasein als Außenseiter kurz angesprochen, was mir wirklich sehr gut gefallen hat.

Rundum nur gelungen *_*

Chimiko
Von:  zintia
2008-07-21T21:39:30+00:00 21.07.2008 23:39
Geil
du hast das mit neji Super zusammengefasst und der Ausdruck war auch sehr stark und er lässt sich nicht Unterkriegen er ignoriert sie einfach das find ich Super

Deine zintia
Von:  Werewolf
2008-03-15T12:36:39+00:00 15.03.2008 13:36
Der OneShot war klasse. Es bekommt selten jemand das so hin, dass Neji wirklich rund um IC ist.
Die Story war wirklich super ausgedacht. Ich liebe das Thema mit der Hyuuga-Fehde und du hast es ganz hervorragend umgesetzt.

Auch das eigentliche Thema, was ja Einsamkeit war, hast du toll dargestellt, man hat es die ganze Zeit über gespürt, ohne dass du es einmal wörtlich genannt hast. Toll gemacht^^.
Dafür, dass es Neji in dem OS egal war, dass er als Außenseiter bei der Feier war, hat er sich ganz schön den Kopf darüber zerbrochen.

Mit den kursiven Einschüben, das hast du auch super hinbekommen. Ich finde auch, dass viele Menschen einfach zu schnell über andere urteilen, ohne sie zu kennen. Aber dieser Mann hat ihn ja gleich als ein 'Nichts', als einen 'Mörder' bezeichnet, obwohl er ihn zum ersten Mal gesehen hat.
Mir ist allerdings bisher noch nicht so ganz klar, ob Neji über diese Mission zeitweilig nachdenkt und mit seinem Clan vergleicht, oder ob er sich einfach nur gerade daran erinnert oder ob es überhaupt ein Flashback ist...oO

Insgesamt war das ein 1A-Start^^.
Ich freu mich schon auf den nächsten OneShot,
Yu-chan.
Von:  Wintersoldier
2008-03-14T11:49:08+00:00 14.03.2008 12:49
Wow! *__* Ich glaube, ich liebe deinen Schreibstil! Und deine Geschichte natürlich auch.

Eindrucksvoll. Man kann sich richtig in Neji hineinversetzen und seinen Schmerz fühlen, wie es ist, als Außenseiter eines Clans zu leben, was er durchmachen muss und dass er einfach nur stark bleiben will. Besonders die kursiven Abschnitten haben es mir ja angetan. Obwohl natürlich nur das Zusammenspiel von kursiven und normalen Abschnitten diese Atmosphäre aufbauen konnte.

Sehr schön war auch der Abschnitt mit Hinata und das sie in gewisser Weise auch eine Außenseiterin ist. Denn damit hast du irgendwie recht.

LG A-chan

P.S: du hast noch ein paar Tippfehler drin und ein Teil des kursiven Textes gehört - glaube ich - nicht kursiv. O.o Aber das nur mal so nebenbei...
Von: abgemeldet
2008-03-13T16:18:41+00:00 13.03.2008 17:18
O_O
*staun*
Wahnsinn!
Neji hättest du echt nicht besser treffen können!
*Sammlung auf die Favo-Liste pack*
Besonders schön fand ich die kursiven Absätze.
Dadurch konnte man sich sehr gut mit der Hauptperson identifizieren und sich auch ein wenig als Neji fühlen^^

Obwohl er ja nicht wirklich seine Gefühle zeigt, fühlte man doch irgendwie, dass es wahnsinnig hart sein muss als Außenseiter in einem Clan zu leben.
Ebenfalls gut haben mir die Stellen am Schluss gefallen, wo er dem Schlag absichtlich nicht ausweicht und sich beherrscht stark zu bleiben.

Also alles in allem.
I^^
Gelungener Auftakt für die Challenge
Weiter so
Lg Rose


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