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Nur zu Besuch

Eine Monk Songfiction
von

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Immer wenn ich dich besuch, fühl ich mich grenzenlos

Es war nur ein Friedhof von vielen in San Francisco.

Ein Ort, an dem im Gegensatz zum Rest der Stadt eine fast schon ehrfürchtige Ruhe herrschte. Als ob jedes unnötige Geräusch die Toten in ihrem Frieden stören könnten.

Grab an Grab reihte sich an diesem Ort. Jeder Stein und jedes Kreuz stand für eine Geschichte.

Eine Geschichte, die manchmal nur noch derjenige kannte, dessen Namen auf dem Epitaph vermerkt war.
 

Immer wenn ich dich besuch, fühl ich mich grenzenlos.

Alles andere ist von hier aus so weit weg.
 

Ich mag die Ruhe hier zwischen all den Bäumen,

als ob es den Frieden auf Erden wirklich gibt.
 

Es ist ein schöner Weg, der unauffällig zu dir führt.

Ja, ich habe ihn gern, weil er so hell und freundlich wirkt.
 

Adrian Monk lief den hellen Kiesweg entlang, sein Ziel war ein ganz bestimmtes Grab und den Weg dorthin kannte er bereits im Schlaf. Er kannte die genaue Anzahl der Schritte vom Tor zum Grab und auch wieder zurück.

Die meisten Leute hielten den Berater des San Francisco Police Departments für verrückt, er sich selbst manchmal auch.

Vielleicht war er das auch.

Aber wer ihn wirklich kannte, kam nicht umhin, einzusehen, dass Adrian Monk nicht verrückt war. Er war lediglich ein gebrochener Mann, dem das Schicksal übel mitgespielt hatte und der nun in seiner eigenen kleinen heilen Welt lebte.

Nur manchmal verließ er diese Welt, um einen Mord aufzuklären und damit das Gleichgewicht im Universum wieder herzustellen.
 

Ich habe Blumen mit, weiß nicht, ob du sie magst.

Damals hättest du dich wahrscheinlich sehr gefreut.
 

Wenn sie dir nicht gefallen, stör dich nicht weiter dran.

Sie werden ganz bestimmt bald wieder weggeräumt.
 

Wie es mir geht, die Frage stellst du jedes Mal.

Ich bin okay, will nicht, dass du dir Sorgen machst.
 

Seit dem Tod seiner Frau Trudy hatte sich alles für ihn verändert.

Hatte er zuvor nur Macken und Kanten gehabt, so waren diese inzwischen zu Manien und Phobien ausgewachsen, mit denen kaum jemand klarkam.

Und selbst die wenigen Freunde, die er noch hatte, kamen nicht damit zurecht.

Man betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn, manchmal mit einem Schmunzeln, wurde schnell ungeduldig mit ihm...

Trudys Grabstein wurde dies nie.
 

Und so red ich mit dir wie immer,

so als ob es wie früher wär,

so als hätten wir jede Menge Zeit.
 

Er redete mit dem Grabstein, der ihm geduldig wie eh und je zuhörte. Genauso geduldig wie Trudy es getan hatte.

Adrian Monk erzählte dem Stein, was zwischen seinem letzten und seinem jetzigen Besuch passiert war, wie viele Fälle er geklärt hatte, beklagte sich darüber, dass ihn niemand verstand, obwohl er doch nur das Beste für alle wollte und entschuldigte sich schließlich dafür, dass er immer noch keine Spur von ihrem Mörder hatte.

Obwohl er so verzweifelt nach diesem Mann suchte, der Mann, der das Attentat auf Trudy befohlen hatte. Auch das war ein Grund, weswegen er jeden Mord klärte, dem er begegnete. Er wollte die nötige Erfahrung sammeln, die Erfahrung, die er brauchte, um Trudys Mörder zu finden und verhaften zu lassen.
 

Ich spür dich ganz nah hier bei mir,

kann deine Stimme im Wind hören

und wenn es regnet, weiß ich, dass du manchmal weinst,

bis die Sonne scheint; bis sie wieder scheint.
 

Er stellte sich vor, wie sie ihm zuhörte, wie sie lächelnd nickte oder empört das Gesicht verzog, wie sie lachte, wenn er etwas Lustiges erzählte und wie sie verständnisvoll den Kopf schüttelte, wenn er sich wieder für seine Unfähigkeit entschuldigte, ihren Mörder hinter Gittern zu bringen.

Er wusste genau, dass sie ihm lächelnd erklären würde, dass er nichts dafür könne und sie es schätzte, dass er sich so sehr anstrengte, um Gerechtigkeit für sie walten zu lassen.
 

Ich soll dich grüßen von den andern:

sie denken alle noch ganz oft an dich.
 

Und dein Garten, es geht ihm wirklich gut,

obwohl man merkt, dass du ihm doch sehr fehlst.
 

Und es kommt immer noch Post, ganz fett adressiert an dich,

obwohl doch jeder weiß, dass du weggezogen bist.
 

Seit Trudys Tod war inzwischen so viel Zeit vergangen. Er war schon so oft an diesem Grab gewesen. Doch noch immer tat es weh, wie am ersten Tag.

Adrian Monk hatte nie wegen seinem Verlust geweint und er würde es auch nie.

Die Trauer, die ihn langsam auffraß, saß tiefer als dass Tränen sie hätten ausdrücken können.

Nichts linderte den Schmerz. Vielleicht, weil er die Erinnerung an sie gewaltsam am Leben erhielt, indem er sogar ihr Kopfkissen, an dem ihr Geruch haftete, in einer Plastikfolie aufbewahrte.

Aber er wollte auch keine Linderung. Dieser Schmerz war das einzige, was ihm zeigte, dass er noch lebte, was ihn jeden Morgen aufstehen ließ, was ihn anspornte, weiterhin ihren Mörder zu suchen.

Und sobald er diesen hatte... konnte er vielleicht weiterleben.
 

Und so red ich mit dir wie immer

und ich verspreche dir,

wir haben irgendwann wieder jede Menge Zeit.
 

Er verabschiedete sich von Trudy und ging den Weg wieder zurück.

Irgendwann würde der Tag kommen, an dem er ihr von seinem Erfolg berichten konnte.

Und irgendwann würde auch der Tag kommen, an dem er hier bei ihr liegen würde.

Für immer im Tode vereint und sie könnten wieder von Angesicht zu Angesicht miteinander reden, miteinander lachen, so wie sie es immer getan hatten.

Aber für heute wartete seine Assistentin Natalie Teeger auf ihn vor den Toren des Friedhofs.

Er hatte noch einen Termin bei seinem Psychiater, zu dem sie ihn bringen sollte.

Er verließ den Friedhof schließlich, mit dem sicheren Gefühl, dass Trudy sich über seinen Besuch gefreut hatte.
 

Dann werden wir uns wiedersehen,

du kannst dich ja kümmern, wenn du willst,

dass die Sonne an diesem Tag auch auf mein Grab scheint -

dass die Sonne scheint, dass sie wieder scheint.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  traumherz
2009-01-13T16:50:30+00:00 13.01.2009 17:50
Also ich bin eigentlich kein Freund von Songfics, aber in diesem Fall hast du sehr gute Arbeit geleistet. Ich kenne das Lied natürlich und finde die Geschichte wirklich schön geschrieben. Du hast einen schönen Stil und diese kleine Songfic hat mir doch wirklich gut gefallen. Man kann sich die Szene sehr, sehr gut vorstellen.
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*Lob da lass*
Weiter so^^
Liebe Grüße,
Evenfall


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