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Das Leben ist schwarz...schwarzblau

Zwei Welten krachen aufeinander
von

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Kapitel 1 Teil 1und 2

Kapitel 1 Teil 1
 

Noch nie hatte ich weniger Lust aufzustehen, als Heute. Nein. Vielleicht sollte ich es anders formulieren: Heute ist mal wieder kein Tag, an dem ich gerne aufstehe. Einer von 365 Tagen im Jahr, an denen ich nicht gerne aufstehe. Ehrlich gesagt kann ich mich an keinen Tag erinnern, an dem es anders gewesen ist, seit… ist wohl zu lang her.
 

Nach langem Zögern und Winden schäle ich mich endlich aus meinem gemütlichen Bett, dem einzigen Ort in diesem Haus, an dem ich mich manchmal entspannen kann. Warum noch länger gegen das Unvermeidliche ankämpfen? Das habe ich schon lange aufgegeben.
 

Einen Kampf zu kämpfen, den man nicht gewinnen kann ist nicht nur sinnlos sondern auch dumm, eine Qualität die ich glücklicherweise nicht besitze. Ein Blick in den Spiegel sagt mir, ich werde am ersten Tag in dieser neuen Folteranstalt beschissen aussehen. Lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern, denn der Wecker erinnert mich freundlicherweise daran, dass ich auch noch zu spät kommen werde.
 

Was für ein mieser Tag, wie jeder dieser 365 Tage, an denen es besser gewesen wäre im Bett zu bleiben!
 

Als ich den verlassenen Gang entlang gehe, merke ich, wie meine Schritte immer langsamer werden. 210…211…212. Ich bleibe stehen. Ich könnte mich jetzt einfach umdrehen, langsam und gelassen diesen trostlosen, mit krankenhausgrünen Spinden voll gestellten, muffigen Schulgang zurücklaufen, die Treppe nach unten nehmen und hinaus in die nicht vorhandene Sonnen treten, um einen schönen Tag in irgendeinem einsamen, nasskalten Park zu verbringen.
 

Ich glaube ich würde mir jetzt sogar lieber ne Stunde Musikantenstadel reinziehen, als diesen Raum zu betreten und das will schon was heißen! Aber stattdessen hebt sich meine Hand wie von allein, um gegen die rostrote Tür mit der Nummer 212 zu klopfen.

Mein Hirn wehrt sich verzweifelt gegen diese Bewegung, es arbeitet auf Hochtouren, stemmt sich mit aller Kraft dagegen, ächzt und stöhnt, bäumt sich verzweifelt auf uuuund…verliert den Kampf. Scheiß Hirn!
 

Mir ist als könnte ich die Schnüre sehen, mit denen ein unsichtbarer Puppenspieler meinen blassen, dünnen Körper (vom Hirn im Stich gelassen) meiner Kontrolle entreißt und mich zu Dingen zwingt, die kein vernünftiger Mensch tun sollte. Unter seinen geschickten Fingern tanze ich ganz nach seinem Willen, ohnmächtig auch nur einen Schritt entgegen seinen Absichten zu tun.
 

Hätte ich Fantasie, würde ich mir vielleicht etwas in der Art vorstellen und wer weiß, ich würde mich dann ob meiner Ohnmacht vielleicht etwas besser fühlen, aber die habe ich leider nicht und selbst wenn ich sie hätte, würde ich mir das nie abkaufen. Göttliche Marionettenspieler, wie alt bin ich denn, drei?
 

Ich bin mit der zerstörerischen Gabe gesegnet, der Realität ungeschönt ins Gesicht sehen zu können. Das nenne ich echt Glück, ein Hoch auf den göttlichen Marionettenspieler, der entschieden hat, welche Gaben er in das Set: „Elija“ packt, er hatte wirklich einen außerordentlich schlechten Geschmack.

In dieser Realität, hätte es Konsequenzen, wenn ich jetzt einfach gehen würde, Konsequenzen, vor denen ich mehr Angst habe, als vor allem Anderen und die zu tragen ich nicht bereit bin; nicht schon wieder.
 

Jemand scheint mein Klopfen bemerkt zu haben.

„Herein!“, ruft eine Frauenstimme durch die Tür.

Sie ist mir schon jetzt unsympathisch; unangenehm schrill und aufgesetzt fröhlich.
 

Die letzte Chance mich zu verdrücken, habe ich verschenkt, das Tor zu Hölle hat sich geöffnet. Ein schneller Blick durch den Raum offenbart etwa 25 Übungsteufel, die alle mit erwartungsvollem Blick an mir hängen und jeden meiner Schritte mit Argusaugen verfolgen.

„Ah, du musst Elija sein. Der Direktor hat schon angekündigt, dass ein neuer Schüler in unsere Klasse kommt“, dringt es an meine Ohren.

„Willst du dich nicht kurz vorstellen?“

Wow, ich wusste gar nicht, dass die Hölle gefrieren kann, aber meine rapide sinkende Laune hat das geschafft. Man lernt eben nie aus.

Erwartungsvoll liegt ihr Blick auf mir.
 

Ich habe mir noch nicht die Mühe gemacht, mich mit diesem neuen und überaus nervigen Exemplar der Spezies Lehrer genauer auseinander zu setzen. Als ich jetzt meinen Blick kurz hebe, wird mein erster Endruck sofort bestätigt. Karierte Hochwasserhosen, hochgezogen bis kurz unter die Brust, eine orange Weste über einem grünen Wollpulli, schaut sie mir, unter einer akkurat gescheitelten Nichtfrisur, durch eine vergoldete Brille mit Leopardenoptik, direkt in die Augen. An diesem außergewöhnlich schönen Exemplar können sie alle Merkmale dieser Spezies in vollster Ausprägung bewundern. So was habe ich ja noch nie gesehen, das ist ja museumsreif.
 

Noch lächelt sie. Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um und wende mich, auf der Suche nach einem freien Platz, der Klasse zu. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie dieses falsche Lächeln langsam von ihrem Gesicht tröpfelt und sie die Stirn runzelt, als wüsste sie was da noch auf sie zukommt.
 

Viel Glück, kann ich nur sagen! Ich bin hier und das muss reichen, mehr wird sie von mir nicht kriegen.
 

Ganz hinten an einem Zweiertisch ist ein Platz neben einem Jungen mit braunen verstrubbelten Haaren frei. Es wird noch mal um ein paar Grad kälter; kein Einzeltisch mehr. Auf meinem Weg durch den Raum begegnen mir viele verwunderte und überraschte Blicke. Kein Wunder ich hätte wahrscheinlich auch nicht anders ausgesehen, wenn ich mich hier vorne gesehen hätte:
 

Ein 17-Jähriger Trottel: mittelgroß, blasse, fast weiße Haut, rabenschwarzes Haar, das ihm wirr ins Gesicht hängt und seine grünen Augen beinahe gänzlich verdeckt. Ganz und gar unauffällig und durchschnittlich, wären da nicht diese feindseligen Augen, die manchen Schüler schnell den Blick senken lassen, wenn er vorbeikommt, und diese Kleidung, an der kein Fleckchen Farbe zu erkennen ist. Schwarz, schwarz wie sein Haar. Überhaupt scheint alles an ihm Schwarz zu sein, sodass die unnatürlich blasse Haut und die grünen Augen das Einzige sind, was sich von der Dunkelheit abhebt.
 

Ich glaube nicht, dass ich mich gefreut hätte, wenn sich jemand wie ich neben mich gesetzt hätte. Es ist also das gute Recht meines neuen Nebensitzers das Gesicht zu verziehen, genervte Blicke mit den Nachbarn zu tauschen, ein Stückchen von mir weg zu rutschen und mich für den Rest des Schuljahres nicht mehr anzusprechen. Unvorsichtigerweise riskiere ich einen Blick nach links und werde fast von einem gigantischen Lächeln erschlagen. Eine Frohnatur, das hat mir gerade noch gefehlt!
 

„Hi, ich bin Denis“, er streckt mir seine Hand hin und wieder lächelt er, „Du warst ja nich’ gerade nett zu der alten Kramer“, stellt er fest.

Memo an mich selbst: Schildchen mit „Kramer“ vor dem Schaukasten im Museum für exotische Spezies aufstellen.
 

Als ich weder seine Hand nehme, noch ihm antworte, verebbt auch dieses Lächeln und erlaubt meinen geblendeten Augen eine kleine Erholungspause. Ja, darin bin ich gut, bis jetzt habe ich noch jeden Anflug eines Lächelns, das auch nur irgendwie an mich gerichtet war, verschwinden lassen. (Ich bin ein zweiter Houdini.) Bei manchen dauert es länger, bei anderen geht es überraschend schnell. Ich hoffe mal, er gehört zur letzteren Sorte, denn jedes Lächeln birgt für mich eine Erwartung.
 

Das heißt bei keinem Lächeln: keine Erwartung. Niemand, den ich enttäuschen könnte…
 

„Du scheinst ja eher von der ruhigen Sorte zu sein. Aber das macht nichts, denn meine Freunde und zu meinem Leidwesen auch die Lehrer, sagen ich rede für mindesten Zwei. Wir müssten also gut miteinander auskommen…“

Dieser erneute Kontaktversuch meines Nebensitzers reißt mich aus meinen Gedanken. Völlig überrumpelt, ich hatte nicht mit diesem Wortschwall gerechnet, entweicht mir ein leises:

„Häh?“

Ein amüsiertes Funkeln ist in seinen Augen zu sehen: „Du kannst ja doch sprechen! Und ich hatte schon gefürchtet Gebärdensprache lernen zu müssen.“

„…“

„…“
 

Hab ich ihn zum schweigen gebracht? Mein Gott, für zwei? Der redet für Zehn! Und selbst das ist noch maßlos untertrieben.

Hoffnungsvoll schwenkt mein Blick aus dem Fenster, doch leider ist kein Ufo in Sicht, um mich aus dieser Hölle zu entführen und ein paar perverse Tests mit mir durchzuführen. Wenn man sie mal brauchen könnte, sind die nicht da!
 

Dass ich es neben… wie hieß er noch… ach ja, Denis, lange aushalte, bezweifle ich stark. Vielleicht sollte ich schon mal meinen letzten Willen zu Papier bringen. Plötzlich spüre ich einen Blick auf mir ruhen und eine böse Vorahnung überkommt mich, als ich mich umwende.

„Ich hab mich schon gefragt, wie lange es dauert“, er starrt mich unverwandt an, ein Lächeln umspielt seine Mundwinkel.
 

Langsam geht er mir wirklich auf die Nerven. „Was willst du!?“, zische ich.

„Hey, warum so aggressiv? Ich hab nur versucht ein normales Gespräch mit dir zu führen, aber du bist so wortkarg, dass selbst Regenwürmer neben dir gesprächig aussehen... und bei denen bin ich mir nicht mal sicher, ob sie überhaupt Laute von sich geben können. Haben die überhaupt einen Mund?“, er kratzt sich nachdenklich am Kopf und fährt fort (Bitte ihr Aliens kommt und rettet mich!):

„Du beantwortest mir jetzt ein Paar Fragen und…“, eine Kurze Geste erstickt meinen Protest „…und wage es ja nicht, nur zu schweigen…“, er wartet auf einen erneuten Protest. Ich bin still, will nichts tun, was ihn dazu veranlassen könnte noch mehr zu sagen. Er zuckt nur mit den Schultern.
 

„Na dann, Erstens: Wie kommt unsere Schule zu der Ehre dich hier als neuestes Opfer begrüßen zu dürfen: Bist du neu in der Stadt? Zweitens: Hast du irgendwelche Hobbys oder Interessen, die sich für einen zivilisierteren Smalltalk eignen? Denn weißt du, das machen normale Menschen, wenn sie neue Leute kennen lernen: Reden. Und Drittens, und das interessiert mich am meisten: Kannst du mit den ganzen Haaren vor den Augen überhaupt noch was sehen?“
 

Ich glaube, ich muss ziemlich dämlich aussehen, denn er jedenfalls bricht in schallendes Gelächter aus und die ganze Klasse dreht sich verwundert zu uns um.
 

„Du“, quetscht er zwischen einzelnen Lachsalven hervor, „bist echt komisch!“

Das Kompliment kann ich gerne zurückgeben. Ich kann mich nicht erinnern, wann jemand zum letzten Mal in meinem Beisein so bescheuert… und herzlich gelacht hat…
 

Ist wohl zu lange her.
 


 

Kapitel 1 Teil 2
 

Elija sitzt jetzt schon seit eineinhalb Monaten neben mir und ich weiß eigentlich immer noch nicht viel mehr über ihn als in der ersten Stunde. Wahrscheinlich hat er es mir sehr übel genommen, dass ich diesen Lachanfall hatte, aber er sah einfach zu komisch aus, wie er da so zwischen seinen Haaren hervorlugte, die Augen überrascht geweitet.
 

Seitdem jedenfalls, hat er nicht mehr als zwei, drei Worte mit mir gewechselt und das, ehrlich gesagt, geht mir langsam ziemlich auf die Nerven. Ich bin ja sonst sehr geduldig, aber bei ihm stoße ich langsam aber sicher an meine Grenzen. So was Stures hab ich noch nie erlebt. Wenigstens ist er konsequent, das muss man ihm lassen.
 

Ich blicke auf meine rechte Seite. Er ist nicht da. Wenn er hier wäre, säße er jetzt da, seinen Kopf auf die Arme gestützt, mit trübem Blick ins Nichts starrend. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er dabei mit offenen Augen schläft.

Nicht, dass er nicht schlafen würde. Er schläft eigentlich dauernd, während des Unterrichts, in den Pausen, sogar während des Sportunterrichts habe ich ihn schon schlafen gesehen: Den Kopf in die Hände gebettet, seelenruhig, als ob er zu Hause im Bett sei. Wenn er dann mal wach ist (und das ist echt selten) scheint er mit seinen Gedanken ganz wo anders zu sein.

Ich frage mich wirklich warum er überhaupt kommt, wenn er nie etwas mitkriegt. Erstaunlicherweise schafft er es trotzdem in den meisten Fächern zumindest sechs Punkte zu kriegen, auch wenn er die Lehrer in den Wahnsinn treibt. Er meldet sich nie und wenn er aufgerufen wird, weigert er sich schlicht und ergreifend.
 

Der Vorfall während der Biostunde letzte Woche schleicht sich in meine Gedanken. Da hat er sich echt was geleistet:
 

„Was meinen sie denn zum Thema Genmanipulation Elija?“

Den Blick aus müden Augen suchend durch den Raum gleiten lassend, versuchte er offenbar die störende Stimme zu orten, bis er schließlich die Lehrerin anvisierte.

„Schön, dass sie wieder bei uns sind, ich wiederhole mich ja nur ungern, aber ich würde gerne ihre Meinung zu Genmanipulation hören!“

Dass er sich überhaupt aufsetzte, grenzte schon an ein Wunder und dass er etwas sagen würde, hatte ich sowieso nicht erwartet. Das folgende Schweigen war also voraussehbar. Langsam schien auch die sonst recht geduldige Frau Witzbacher ihre Geduld zu verlieren.
 

„Elija, wenn sie jetzt nicht sofort antworten, muss ich ihnen einen Eintrag wegen Arbeitsverweigerung erteilen! Ich habe langsam genug von ihnen und ihren anderen Lehrern geht es genauso! Sie kommen hier in die Schule, schlafen, beteiligen sich nie und antworten nicht mal auf Fragen! Das wird noch ernsthafte Konsequenzen haben! Das wird in ihrem Zeugnis vermerkt und ich werde ihre Eltern kontaktieren. Solches Verhalten kann und werde ich nicht mehr dulden!!“

Ich hatte die Frau noch nie so in Rage gesehen. Der sonst so ruhigen und stillen Frau Witzbacher reißt der Geduldsfaden und sie brüllt durchs Klassenzimmer. So was war seit Jahren nicht mehr passiert.
 

In der Klasse war es Mucksmäuschen still, alle Blicke waren auf Elija gerichtet. Was ich sah schockierte mich. Noch nie hatte ich ein derart feindseliges Glitzern in den Augen eines anderen Menschen gesehen. Doch nicht nur Feindseligkeit und unverhohlene Wut, etwas anderes, das ich nicht deuten konnte, lag in seinem Blick.
 

Die Fingerknöchel der Hände traten selbst durch seine blasse Haut deutlich weiß hervor. Ich konnte hören, wie sein Atem merklich schneller ging, so als würde er kurz vor einem Wutausbruch stehen. Er rang offensichtlich um die Beherrschung und man konnte sehen, wie sich ganz langsam seine Hände entspannten, sein Atem sich beruhigte und er kurz die Augen schloss. Als er sie wieder öffnete, war er völlig ruhig. Fast schon zu ruhig für meinen Geschmack. Der Endruck, dass es in seinem Inneren immer noch brodelte ließ mich nicht los.
 

Was zum Teufel hatte ihn derart aus der Fassung gebracht? Es war nicht das erste Mal, dass die Lehrer ihn wegen seines Verhaltens rügten.
 

„Wissen sie Frau Witzbacher in diesem wunderbaren Klassenraum sitzen 25 Schüler, die wie willige kleine Schweinchen, die nichts ahnend auf den Metzger zulaufen, nur darauf warten eine ihrer bescheuerten Fragen zu beantworten. Aber sie haben nichts Besseres zu tun, als sich den einzigen Schüler auszusuchen, von dem sie wissen, dass er nicht antworten wird. Warum? Nun, das kann ich ihnen sagen.

Ihr bemitleidenswertes Lehrerleben ist so bedeutungslos und nichts sagend, dass sie die Schüler, die so viel mehr haben als sie, die sich noch nicht, wie sie, jede Chance verbaut haben aus dieser grauen Einöde zu flüchten, die sie Leben nennen, abgrundtief hassen.

Wissen sie, was ich denke: Sie sitzen jeden Abend zu Hause, verfluchen ihr Lehrerdasein und bemitleiden sich selbst, fragen sich, warum kein Mann jemals mit ihnen ausgegangen ist und ob sie alleine sterben werden. Und dann irgendwann im Laufe des Abends, wandern ihre Gedanken zur Schule, zu den Schülern und sie sehen, was diese Drecksbälger, die ihnen das Leben schwer machen, alles haben und sie nicht.

Ganz allmählich wird diese Eifersucht dann zu Hass, den sie dann an armen Schülern auslassen, denen es auch nicht anders geht als ihnen.

Und das, ist einfach nur erbärmlich!“
 

Man konnte eine Stecknadel fallen hören. Nicht nur, dass sich niemand je getraut hätte so etwas zu einem Lehrer zu sagen, keiner von uns hatte Elija je so viele Worte auf einmal sagen hören.
 

Das entsetzte Gesicht unserer Lehrerin werde ich nie vergessen.
 

Seitdem ist eine Woche vergangen. Kurz darauf hatte er einfach den Unterricht verlassen und war seitdem nicht mehr in der Schule. Die ganze Klasse fragt sich, was er wohl für eine Strafe bekommen hat und unsere gute Frau Witzbacher hat seitdem besonders schlechte Laune.
 

Manchmal frage ich mich ob Elija nicht nahe an der Wahrheit vorbeigeschrammt ist, so wie sie sich gerade aufführt, könnte man meinen sie hasst die Schüler wirklich. Vielleicht hasst sie aber auch nur einen ganz speziell…
 

„Denis! Hey Denis, sag mal schläfst du? Es hat schon längst geklingelt. Wir haben Pause“, reißt mein bester Freund Sebastian mich aus meinen Gedanken.

„Sorry, hab vor mich hin geträumt.“

„Ja das scheint mir auch so“, grinst er. „Wer ist sie denn?“

„Häh?“

„Mann bist du heute intelligent. Ich meine das Mädchen von dem du gerade geträumt hast.“
 

„Oh, ach so! Nein, ich denk nicht dauernd nur Mädels, ich bin ja nicht du“, grinse ich ihm entgegen, “Ich hab mich bloß gefragt wo Elija steckt. Er war schon seit einer Woche nicht mehr in der Schule.“

„Du meinst den Neuen? Na ja, nach dem, was der sich geleistet hat, würde ich auch nicht mehr in die Schule kommen… Warum machst du dir überhaupt Gedanken um diesen Freak, der kann dir doch völlig egal sein und glaub mir, du bist ihm mit Sicherheit vollkommen schnuppe.“
 

„Ich…“

„Ja, ja“, lachend zieht er mich von meinem Platz hoch, „ich kenne doch deine soziale Ader. Nur weil er jetzt dein Nebensitzer ist, fühlst du dich für ihn verantwortlich. Aber du solltest dich besser von ihm fernhalten. Er ist unfreundlich, griesgrämig und so wortkarg wie eine Friedhofsmauer. Außerdem ist er mir unheimlich. Schau doch mal wie der sich schon anzieht, n’ Trauerzug könnte nich gegen den anstinken, so schwarz ist der. Glaub mir, wenn du dich mit dem abgibst, dann endest du mit Depressionen beim Psychiater. Oder noch schlimmer auf’m Tisch vom nächsten Leichenbestatter. Du weißt ja, da gibt es mysteriöse Verbindungen zwischen zu viel Schwarz und Selbstmord…“
 

„Jetzt hör schon auf“, meine ich scherzhaft, das Zucken um seine Mundwinkel hat mich besänftigt, „So was sagt man nicht. Er ist doch eh schon ein Außenseiter, da musst du ihn nicht auch noch schlecht machen.“

„Aber wenn’s doch wahr ist…“
 

Genervt schmeiße ich meine Schultasche in die Ecke meines Zimmers. Wie kann dieser Biodrachen es wagen, uns einen fünfseitigen Aufsatz über Genmanipulation aufzugeben. Die hat sie doch nicht mehr alle. Das ist alles nur die Schuld von diesem schwarzen Freak. Hätte er sie nicht so auf die Palme gebracht, hätte ich jetzt einen schönen, ruhigen Nachmittag.
 

Missmutig, stampfe ich in die Küche, um mir einen kleinen Snack zu holen.

„Was ist dir den für eine Laus über die Leber gelaufen?“, meine Mutter schaut mich fragend an, „Oder wohl doch eher eine ganze Lausarmee?“

„Ich hab nur viel Arbeit für die Schule, das ist alles“, meine ich kurz angebunden.

„Na, dann musst du dich halt beeilen mit Einkaufen. Du weißt doch noch, was du mir gestern versprochen hast, oder?“

„Oh Mist! Das hatte ich total vergessen.“ Das hat mir gerade noch gefehlt. Aber, versprochen ist versprochen. Noch missmutiger als vorher trample ich geradezu in den Flur um meine Schuhe anzuziehen.

„Bis später Mum.“
 

Ich habe Glück, denn im Supermarkt scheint es relativ leer zu sein. Suchend laufe ich mit meiner Einkaufsliste durch die Gänge. Brühwürfel…Brühwürfel… Ich glaube sie haben den Markt umgeräumt; anders kann ich mir nicht erklären, warum ich diese dämlichen Brühwürfel einfach nicht finden kann. Hilfe suchend blicke ich mich um und tatsächlich sehe ich an der nächsten Ecke einen Supermarktschergen in grüner Uniform, der mit einem mehr als siffig aussehenden Wischmopp den Boden schrubbt.
 

Ich nähere mich ihm von Hinten und tippe ihm vorsichtig auf die Schulter.

„Entschuldigen sie bitte, ich bin auf der Suche nach den Brühwürf…“, als der Angestellte sich umdreht stocke ich mitten im Satz.
 

Ich hätte ihn beinahe nicht erkannt, die grünen Klamotten lassen ihn ganz anders aussehen, aber es besteht kein Zweifel, dieser grüne Putzmann ist doch wirklich…
 

„Elija, was machst du denn hier?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Inan
2009-09-04T17:26:20+00:00 04.09.2009 19:26
Die uniform sollte schwarz sein xD
Tolles Kapi
Ich fand die Lehrerin soooo geil, wie der die zusammengeschissen hat, das
sieht man nie mehr wieder XDDDD
Zu geil!
Von:  Yumicho
2008-06-08T17:14:17+00:00 08.06.2008 19:14
Armer Elija o.o
Außenseiter.. -schnief-
Bin gespannt wie's weiter geht, mach mich gleich mal an das zweite Kappi ran... ^^

Toller Schreibstil, mag deine FF ^-^
-auf Favo gepackt hat-


Von: Skeru_Seven
2008-03-16T18:32:50+00:00 16.03.2008 19:32
Warum ist hier erst ein Kommentar? ô.ô
Ich find die FF bis jetzt nämlich super.
Elijas Gedanken am Anfang waren einfach zu gut^^ [der ist mir sympatisch]
Mal sehen, was der Junge noch so anstellt.
Ich bin gespannt :)

Kavelala
Von:  Misuzu
2008-02-27T13:31:13+00:00 27.02.2008 14:31
hihi xD cooli :D
er hat auch mal ab und zu grüne Klamotten an ^^ xD geil :D

deine Ff gefällt mir xD die zwei sidn total das Gegenteil :D xD
schreib auf jeden weiter!!!
*Ff in die Favo-Liste pack*

lg
misu ♥




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