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Herzschmerz

von

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Kapitel 3

Kapitel 3.
 

Verschlafen hob Bou den Kopf und blickte auf den Wecker. 00:48 Uhr.

Seufzend ließ er sich zurück in sein weiches Kissen fallen und wischte sich mit der Hand eine Strähne aus dem verschwitzen Gesicht.

Wenn mir doch nur nicht so heiß wäre...

„Miku?“, fragte er heiser, doch in dem dunklen Zimmer rührte sich nichts. Bou runzelte die Stirn, doch dann fiel es ihm wieder ein.

Stimmt, ich hatte ihn ja weggeschickt...so ein Mist...jetzt muss ich mir selbst was zu Trinken holen gehen...

Als er sich aufsetzte, wurde ihm erneut schwindlig und er schloss die Augen.

Miku, wenn ich wegen dir wieder umkippe...!

Nachdem einige Minuten vergangen waren, wurde es besser und Bou griff nach dem leeren Glas, das er vor Stunden noch auf den Nachttisch gestellt hatte. Er stand vorsichtig auf und wankte durch den dunklen Flur, blieb aber verdutzt stehen, als er durch den Türspalt in der Küche Licht brennen sah.

Schlafen die anderen etwa noch nicht?

Er ging weiter, öffnete leise die Tür und trat ein.

Die Arme auf dem Tisch verschränkt und mit aufgelegtem Kopf saß Kanon am Tisch. Seine Haare hingen ihm im Gesicht, sodass Bou nicht feststellen konnte, ob er am Schlafen war.

„Kanon?“

Keine Reaktion.

Bou griff nach der Wasserflasche, die auf der Arbeitsplatte stand und füllte sein Glas randvoll. Als er ausgetrunken hatte, stellte er sein Glas ab, ging zu Kanon und rüttelte ihn leicht an der Schulter.

„Lass mich“, murrte Kanon verschlafen.

„Aber Kanon, du kannst doch nicht so schlafen“, meinte Bou.

„Is’ doch egal.“ Kanon bewegte sich leicht.

Klonk.

Erschrocken starrte Bou auf die leere Flasche, die Kanon mit seinem Fuß umgeschmissen hatte.

„Hast du etwa getrunken?!“

Kanon schreckte auf und sah Bou hellwach an. „Ach, du bist das, Bou!“

Bou stöhnte auf. Blitzmerker! „Wer sollte ich denn sonst sein?“

Statt eine Antwort abzugeben zuckte Kanon mit den Schultern und starrte gedankenverloren auf die Tischplatte.

„Du siehst ziemlich fertig aus“, sagte Bou besorgt, nachdem er Kanon eine Weile beobachtet hatte, und setzte sich auf den Stuhl neben ihm.

„Kein Wunder. Nach so einem Tag...“, murmelte Kanon.

„Nani?“

Kanon seufzte. „Hast du Miku irgendwie verärgert?“

Bou überlegte stirnrunzelnd. „Eigentlich nicht. Als ich schlafen wollte, musste ich ihn rausschmeißen, weil er einfach nicht gehen wollte.

Wieso?“

Kanon lehnte sich nach hinten und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

„Ach, Bou...“

„Was ist los?“, rief Bou, der langsam wütend wurde.

„Ich hatte Recht.“

„Recht womit?“

Kanon sah Bou an, der überrascht feststellte, dass die Augen des Bassisten feucht waren. Er holte tief Luft und erzählte Bou, was Miku getan hatte.

Bou sprang auf, als Kanon geendet hatte. „Ich muss zu ihm!“

Ohne auf Kanons Rufe und auf seinen mittlerweile wieder dröhnenden Kopf zu achten, lief er in Mikus Zimmer, in dem nur die kleine Lampe neben dem Bett gedämpftes Licht spendete.

Teruki, der, mit einer Hand auf Mikus Schulter, auf der Bettkante saß, schaute auf. „Hey, Bou“, flüsterte er mit müder Stimme. „Hat dir Kanon...“ Bou nickte. Er trat ans Bett und betrachtete besorgt Miku, der mit dem Gesicht zur Wand und mit geschlossenen Augen ruhig dalag. Sein Blick fiel auf den Verband um Mikus Arm. Er sah auf.

„Wie geht es ihm?“

„Er schläft.“ Teruki seufzte. „Es hat aber eine Weile gedauert, bis er sich beruhigt hatte.“ Er gähnte.

„Soll ich dich ablösen?“, fragte Bou leise, der gesehen hatte, wie müde Teruki war. Teruki nickte dankbar und stand vorsichtig auf. Schnell setzte sich Bou.

„Wo ist Kanon eigentlich?“

„Er sitzt in der Küche und betrinkt sich, glaube ich“, murmelte Bou und

nachdem Teruki davongehastet war, wandte er sich Miku zu.

Er sieht so blass aus...

Vorsichtig wischte er ihm eine Strähne aus dem Gesicht und stellte fest, dass es noch ganz feucht und verklebt von seinen Tränen war.

Ach, Miku...Warum hast du das nur getan? Habe ich dich eben so sehr verletzt? Das wollte ich doch gar nicht!

Bou fing an zu weinen und wandte sich von Miku ab.

Ich kann ihn in diesem Zustand nicht ansehen...wir hätten viel eher reagieren sollen...damals schon...es war eine falsche Entscheidung gewesen...wenn wir damals schon reagiert hätten, wäre das alles nicht passiert...ich wünschte, ich könnte ihm helfen...ich wünschte, ich könnte es ihm sagen...aber das geht nicht...denn dann wird er sich noch schlechter fühlen...Miku, ich...!

Bou spürte hinter sich eine Bewegung und drehte sich zu Miku um. Miku sah ihn erschöpft und ein wenig verwirrt an.

„Miku“, flüsterte Bou erleichtert. „Du bist wach.“

„Du weinst ja“, murmelte Miku nur. Er setzte sich auf und wollte gerade nach einem Taschentuch greifen, das auf dem Nachttisch lag, als er den Verband um seinen Arm bemerkte. Er stutzte. Wer...?

„Kanon und Teruki haben dich gefunden und verbunden“, sagte Bou leise, der Mikus Blick gesehen hatte und nun versuchte, sich sein Gesicht trocken zu reiben.

„Warte.“ Miku führte seine Bewegung weiter aus, griff nach dem Tuch und beugte sich zu Bou. Mit der freien Hand schob er Bous Hand weg und während er die Tränen des Blondschopfes wegzuwischen versuchte, hielt er dessen Gesicht sanft in seiner Hand. Bou schaute verlegen weg. „Lass das, Miku.“ Doch Miku hörte nicht auf ihn und fragte stattdessen:

„Wie geht es dir eigentlich?“

„Es geht. Aber das gleiche könnte ich dich fragen.“ Bou sah Miku eindringlich an.

Miku ließ ihn los und nachdem er das feuchte Taschentuch achtlos auf den Nachttisch geworfen hatte, vergrub er das Gesicht in seinen Händen und versuchte, sich zu erinnern, was genau passiert war.

Er brauchte einen Moment, bis er seine Gedanken geordnet hatte und ihm wurde schwer ums Herz. Jetzt machen sie sich Sorgen um mich...aber das wollte ich doch gar nicht...

„Miku?“, hörte er Bou sanft fragen. „Kann ich dich etwas fragen?“

Miku nickte.

„Warum hast du das getan?“

Was soll ich ihm nur sagen?...die Wahrheit?...aber das geht nicht...er wird mich verabscheuen...aber soll ich ihn anlügen? Das kann ich doch auch nicht tun!

Er fing an zu weinen.

Bou, der gesehen hatte, wie Miku wieder angefangen hatte zu weinen, nahm ihn in die Arme und drückte ihn an sich. Um ihn zu beruhigen strich er ihm über das Haar.

„Miku, es tut mir Leid, wenn ich vorhin so überreagiert habe“, sagte er leise. „Ich wollte dich nicht so anschreien. Ich habe mich übrigens sehr gefreut, dass du die ganze Zeit bei mir warst, als es mir richtig schlecht ging. Das musst du mir glauben.“ Bou griff nach einem unbenutzten Taschentuch und fing an, Mikus Gesicht zu trocknen. „Miku, hör bitte auf zu weinen. Ich mag das nicht.“ Seine Augen brannten, doch er hielt sie zurück.

Miku wurde ruhiger und legte einen Arm um Bou. Er schloss die Augen und genoss die beruhigende Wärme, die von ihm ausging.

„Miku, was ist los?“, fragte Bou ihn erneut und ließ ihn los. „Warum hast du mit uns nicht über dein Problem gesprochen?“

Miku wich seinem Blick aus. „Ihr habt doch genug Probleme“, murmelte er. Bou stöhnte auf. „Miku, eines möchte ich jetzt mal klar stellen. Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, dass du mit deinen Sorgen nie zu uns kommst? Du frisst alles in dich hinein! Kanon, Teruki und ich wünschen uns aber, dass du mit uns sprichst. Wir wollen dir helfen. Du hilfst uns doch auch, wenn wir Probleme haben. Und wenn du es mir nicht sofort sagst, was mit dir los ist, rede ich nie wieder ein Wort mit dir!“

Bou wischte sich mit dem Ärmel über die feuchten Augen.

„Ich...“ Miku überlegte, ob er mit Bou jetzt über seine Gefühle reden sollte. Einerseits hatte er panische Angst vor seiner Reaktion, aber andererseits war ihm bewusst, dass es die perfekte Gelegenheit war, es ihm zu sagen. Miku seufzte. Wenn ich es ihm jetzt sage...werde ich es hinterher bereuen? Aber...Miku schaute in Bous dunkle Augen, die voller Sorge waren. Wenn ich es ihm nicht sage, wird er wütend werden...

„Bou?“

„Hai?“ Bou sah ihn fragend an.

„Versprichst du mir, dass wir Freunde bleiben, egal, was ich jetzt sage?“

Bou nickte verständnislos. „Klar, aber was soll diese Frage? Du weißt doch, dass...Ach, Miku! Warum fängst du denn jetzt schon wieder an zu weinen?“

Miku schaute weg und wischte sich die Tränen weg. „Bou, ich...ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll...aber...“ Miku fühlte, wie er rot anlief.

„Vor ein paar Monaten habe ich gemerkt, was ich für...dich empfinde.“

Miku sah Bou an, der erstaunt dreinblickte und nahm ihn in die Arme.

Sein Herz klopfte wild und er versuchte, ruhig zu atmen. Bou legte seinen Arm um ihn und drückte ihn sanft an sich.

„Ich liebe dich“, flüsterte er in Bous Ohr. Er war erleichtert, dass er endlich den Mut aufgebracht hatte, ihm seine Liebe zu gestehen.

Er spürte, wie Bou den Kopf hob, ihn ansah und eine Hand in Mikus Nacken legte. Miku blickte in seine wunderschönen Augen. Bous Gesicht kam so nahe, dass er seinen Atem spüren konnte. „Ach, Miku“, flüsterte Bou sanft. „Du bist ein hoffnungsloser Fall.“ Miku wollte gerade fragen, warum, als sich die Frage schon erübrigt hatte, denn plötzlich schmeckte er Bous weiche Lippen auf den seinen. Bou drückte ihn nach unten, sodass er mit dem Kopf in seinem Kissen lag, während er anfing, ihn leiden- schaftlich zu küssen.

Noch nie hatten Bou und Miku so geküsst und als Bou den Kuss nach einer Weile endlich gelöst hatte, lächelte er Miku leicht an. „Warum hast du mir es erst jetzt gesagt, nachdem alles eskaliert ist?“

„Ich hatte Angst, dass du mich dann abweist.“

„Aber warum sollte ich?“, rief Bou irritiert. „Habe ich dir jemals das Gefühl gegeben, dass ich dich nicht mag?“

Miku schüttelte traurig den Kopf. „Nein. Gomen, das war dumm von mir.“

Bou schlug ihm leicht auf den Kopf. „O ja, das war es.“ Er lächelte, wurde jedoch schnell wieder ernst. „Hast du dich etwa deswegen ständig selbst verletzt?“

Miku nickte und rutschte ein Stück und Bou legte sich neben ihn. Er sah ihn wieder an „Aber was war heute los?“ Er deutete auf den Verband.

Miku seufzte und schaute an die Wand.

„Als du mich rausgeschmissen hattest, fühlte ich mich schuldig, dass es dir wieder schlechter ging. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass du mich nicht mehr magst“, flüsterte er.

„Ach, Miku.“ Bou fing an, mit einer Strähne von Mikus Haar zu spielen.

„Natürlich mag ich dich. Ich könnte dich gar nicht hassen.“

Statt zu antworten schloss Miku die Augen und genoss Bous Nähe. Er war froh, dass seine Gefühle erwidert wurden, doch er fühlte schlecht, dass er Kanon, Teruki und Bou solche Sorgen bereitet hatte.

Bou lächelte glücklich, schlang einen Arm um Miku und fing an ihn erneut zu küssen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  -miyavi
2011-04-21T17:47:16+00:00 21.04.2011 19:47
Sehr schöne FF und das sage ich als "nicht FF leser" XD
wirklich~ würde am liebsten noch mehr davon lesen ;)
Von: abgemeldet
2010-09-15T17:57:32+00:00 15.09.2010 19:57
auch diese ff ist mal wieder einfach nur toll *____*
iwie fließen bei mir immer tränen,wenn ich ne ff von dir les ;D
das s aber alles auch einfach nur zu toll geschrieben *-*
Von: abgemeldet
2009-12-25T12:51:09+00:00 25.12.2009 13:51
Ich finde deine ff voll geil.Da kann man sich richtig hineinversetzen in die welt wo das alles passiert, als ob man dabei gewesen wäre ^.^
Von:  Gedankenchaotin
2009-09-23T09:19:46+00:00 23.09.2009 11:19
Hey~
Es ist schon ewine schöne Story und sie ist auch flüssig geschrieben und eigentlich sollte hier jetzt ein Aber kommen, aber das hab ich vergessen. o.O
Fand ich aber richtig süß und ich kann Miku schon verstehen, dass er sich nicht getraut hat, zu Bou oder den anderen zu gehen..
eigentlich schade, dass es alles so eskalieren musste.

LG Senseii
Von:  Miru-chan
2009-09-11T14:32:34+00:00 11.09.2009 16:32
wow, dein schreibstil ist toll^^ ich hab so richtig gespannt gelesen ...
der arme miku ;_; gott sei dank liebt bou ihn auch. ich dacht schon, dass nimmt ein trauriges ende, aber dann gabs doch ein happy end <333

nur bei der frage "hörst du jetzt auf dich zu ritzen?" kann ich nur miyavi-- zustimmen, das kam etwas merkwürdig.

ansonsten einfach hammer gut geschrieben <33333

glg, Miru
Von: abgemeldet
2009-05-12T07:59:51+00:00 12.05.2009 09:59
Hach wie schön *__*
Total toll geschrieben <3
Und man hat voll mitgefühlt :D
Von:  Levyn
2009-04-08T20:56:53+00:00 08.04.2009 22:56
voll schöne ff =D
zwischendurch hab ich fast geheult >.<
tolle story, schöner schreibstil ^^
Von:  Shane-
2009-03-27T12:50:30+00:00 27.03.2009 13:50
Miku hat sich ernsthaft geritzt >.<
Bous Frage am Ende hat mich iwie grinsen lassen. Das klang iwie komisch dieses "hörst du jetzt auf dich zu ritzen?".
Ich weiß auch nicht.
Aber trotzdem schön geschrieben. ^^
Von: abgemeldet
2008-02-13T16:24:30+00:00 13.02.2008 17:24
wie schön *-*
dein schreibstil ist einfach toll,
hab die ff wie gebannt gelesen.
schön das es zwischen den zwei jetzt geklärt ist^^


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