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Nacht

von

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Moonshadow

Moonshadow
 

Sophie lebte am Stadtrand, in einem wohlhabenden Viertel. Sie war fünf und hatte blonde kurze struppige Haare. Selbstsicher stand sie in Latzhose und einem roten Shirt auf dem Ga-ragendach des Nachbars.

„Komm da runter, Sophie!“, rief ihre Mutter von unten und sah besorgt hoch. „Gleich Ma-ma!“ Sie lief planlos über das Dach, holte den Drachen und lief denselben Weg zurück.

Sophie liebte es zu klettern. Sie kletterte auf jeden Baum in der Umgebung. Vor der Höhe hatte sie keine Angst. Ihr war noch nie etwas passiert!!

Sie ließ den Drachen vom Dach herunterfallen und setzte sich dann auf die Kante. Das war doch gar nicht so hoch. Sie sprang ab und fiel prompt um, als sie auf dem Boden aufkam. Ein dünner Schmerz durchfuhr ihre Beine. Sofort stand sie wieder auf und streckte die Beine. Es tat gut.

„Sophie!! Mach doch nicht so was!!“, rief ihre Mutter und kam auf sie zu. „Mir geht’s gut!“ Sie sprang auf und ab. „Mama? Darf ich noch mit dem Fahrrad rum fahren?“, fragte sie süß. Ihre Mutter runzelte die Stirn. „Von mir aus… aber bleib in der Nähe!“ Sie nickte eifrig, stieg aufs Fahrrad und sauste ohne zurück zu sehen davon.

Sie war schon fast sechs Jahre. Bald kam sie in die Schule! Aber nach sechs Uhr durfte sie nicht mehr raus. Obwohl es noch hell war.

Als sie um eine Ecke bog, sah sie drei Kinder auf der Straße malen. Sie hielt ganz knapp vor ihnen an. Erschrocken wichen sie zurück.

„Was macht ihr da?“, fragte Sophie neugierig. „Wir malen eine Straße für Fahrräder und unsere anderen Fahrzeuge!“, strahlte Phillip. Ein kleiner Junge mit Sommersprossen und roten gelockten Haaren. Zwei Mädchen saßen bei ihm. Eine von ihren war Phillips Schwester Ame-lie und die andere Amelies Freundin Hanna. „Darf ich mitmachen?“ Sophie stieg vom Fahr-rad.

„Okay! Du kannst grün haben!“ Hanna gab ihr ein Stück grüne Kreide. „Du musst die Bäume malen!“

Sophie malte also ungeschickt die Bäume neben die Straßen.

Als sie fast fertig waren hörten sie ein Klingeln. Die vier Kinder sahen auf. Eine Gruppe Jungen auf ihren Fahrrädern kamen durch die Gasse auf sie zu. Sie waren zu fünft und rasten genau auf sie zu.

„Weg da!“, schrie Sophie und die anderen drei warfen sich aus dem Weg. Die fünf Jungen bremsten über ihren Kreidestraßen und verwischten die Linien. Sie lachten lauthals. Einer der Jungen schubste Hanna um, die sofort zu weinen anfing. Dann verschwanden sie um die E-cke. Sie hatten alles kaputt gemacht. Sophie war stinksauer.

Sie setzte sich auf ihr Fahrrad und fuhr den Jungen hinterher.

„Bleibt stehen ihre Säcke!“, rief sie den Fahrrädern vor sich zu. Sie drehten sich um und er-schraken, dann fuhren sie noch schneller.

Aber Sophie hatte ein gutes Fahrrad und holte sie schließlich an der Hauptstraße ein. Sie stieß das letzte und vorletzte Fahrrad mit den Füßen um. Die zwei Jungen fielen um und lan-deten auf dem Rasen. Sophie bremste mit quietschenden Reifen und schmiss ihr Fahrrad auf den Weg. Sie lief auf einen Jungen zu.

„Macht das wieder heile!“, schrie sie. Der Junge lachte. „Machs doch selber dumme Kuh!“ Sophie lief auf ihn zu und schlug ihm in den Bauch. Er keuchte und warf sich auf sie. Sie prü-gelten sich eine Weile verbissen. Gegenseitig rollten sie sich über den Rasen und keiner ließ nach oder gab dem anderen auch nur die Chance. Die anderen drei Jungen waren nicht wie erwartet weitergefahren, sondern stehen geblieben. Einer der Jungen kam auf die beiden zu.

Sophie spürte keinen Schmerz, als der Typ über ihr, ihr in den Arm kniff. Sie bekam ihr Knie frei und schlug ihm damit in den Bauch.

„Hört auf!!“, rief jemand. Tatsächlich hören die beiden auf und blickten erst sich, dann den Redner an.

Es war ein Junge in ihrem Alter, aber schon sehr groß mit dunklen Haaren und einem ver-schmierten Gesicht. Der Junge über Sophie sprang plötzlich auf. Sie setzte sich auf und be-dachte den dunkelhaarigen Jungen vor sich mit einem skeptischen Blick.

„Man prügelt sich nicht mit Mädchen!“, sagte er. „’tschuldigung, Socke… aber sie hat an-gefangen!“, protestierte der andere.

Socke trat auf sie zu und machte seinen Fuß auf ihren Bauch. Sophie schlug den Fuß beisei-te und sprang auf. „Socke!! Was für ein dummer Name!“, warf sie bissig ein. „Stinkst auch genau wie eine!“ Er grinste. „Dumme Ziege!“, schimpfte er und schupste sie. Sie schupste so-fort zurück. Eine kleine Rangelei entstand.

Doch dann geschah etwas Seltsames. Socke hielt sie am Arm fest. Nahm ihr den Halt unter den Füßen weg und ließ sie mit dem Gesicht auf den Boden prallen. Er war über ihr und hielt ihren Arm am Rücken fest. Mir der anderen Hand drückte er ihr Gesicht in den Boden. Sophie musste feststellen, dass der Boden härter war, als sie gedacht hatte.

Sie keuchte erschrocken. „So so… Du prügelst dich also gerne mit Jungs“, sagte er spöt-tisch. Seine Jungs um ihn herum lachten. Sophie wurde rot. Sie versuchte sich zu befreien, aber Socke saß auf ihr drauf.

Eine S-Bahn rauschte in einiger Entfernung an ihren vorbei. Krähen waren auf der Wiese und krähten lautstark. Es war ein sehr seltsamer Moment. Beinahe Magisch.

Der Druck auf ihren Arm wurde höher. Zum ersten Mal spürte Sophie heftige Schmerzen. Sie stöhnte auf. Socke drückte ihr Gesicht noch tiefer in die Erde. Sie konnte den lehmigen Boden riechen.

„Sag, dass ich besser bin! Und Socke ein toller Name ist…“, flüsterte er. Die Jungs lachten wieder. „Niemals!“, schrie Sophie. Der Schmerz wurde noch stärker. Sie konnte kaum noch atmen.

„Sag es!“ Ein dicker Kloß saß in ihrem Hals. Wenn sie jetzt weinen würde, hätten die Jungs noch mehr zu lachen. Sie drückte mit aller Kraft gegen die Tränen an. Doch wenn Socke den Drück noch mehr verstärkte, war es aussichtslos.

Sie musste die Entscheidung treffen, wie sie sich also am ehesten blamieren wollte.

„Wenn du es nicht gleich sagt, breche ich dir den Arm!“ Socke schien eine Kaltgültigkeit auszustrahlen, dass sie ihm jedes Wort glaubte.

„Gut… du bist besser…“, keuchte sie. Das Atmen fiel ihr schwer. „Und?“ Socke lachte.

„Socke ist ein toller… Name.“ Endlich ließ er sie los. Sophie rang nach Luft und stand auf. Die Jungs um sie herum johlten und lachten. Ein Junge klopfte Socke auf die Schulter. „Der hast du es gezeigt!“

„Arschloch!“ Sophie steckte ihm die Zunge heraus und dreht sich herum. Sie lief zu ihrem Fahrrad und setzte sich darauf.

Socke blickte sie an. Sophie sah zurück. Ihr fiel auf, dass er blaue Augen hatte. Sie hielt seinem Blick eisern stand.

„Was glotzt du so doof!“, fragte Socke und sein Blick wurde überheblich. Sophie zeigt ihm den Mittelfinger und fuhr los.

Auf ihrer Uhr war es schon fast sechs. Sie sollte sich beeilen!

Punkt sechs war sie vor ihrem Haus. Ihre Mutter war auf dem Balkon. „Da bist du ja! Komm essen!“, rief sie hinunter. „Aber zieh deine Schuhe unten aus!“

„Jaha!“, schrie sie genervt zurück und setzte sich auf die Treppe. Dieser scheiß Socke! Ihre Wange war braun vom Dreck. Ihre Hose voller Grasflecken und quer über den Arm hatte sie eine Schürfwunde. Außerdem tat er höllisch weh.

Oben angekommen war ihre Mutter entsetzt. „Wie siehst du denn aus?“ Erschrocken fuhr sie dem Kind über die Wange.

„Hast du dich etwa geprügelt?“, scherzte ihr Vater. Allerdings, wollte sie sagen.

„Du kommst erstmal unter die Dusche.“ Während Sophie sich in der Dusche auszog, schwor sie sich, dass sie sich an Socke rächen würde.



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