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Digimon Alpha Generation

Sieben Jahre nach Tamers
von  Alaiya

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Episode 09: Die andere Seite

Hi!
Hier ist wieder ein neues Kapitel, in dem ihr - wie versprochen - neue Charaktere kennen lernt :D Und Culumon ist wieder da. Muss - ist doch immerhin das Maskottchen von Tamers und was wäre eine Tamersfortsetzung ohne Culumon?
Ach ja, und ihr werdet Freude mit Yamaki haben ^.~
Egal~ Lest einfach, bevor ich euch hier vollspoiler!


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Episode 09: Die andere Seite

„Culu, guten Morgen! Culu!“, rief Culumon und flatterte über den Köpfen von zwei Jugendlichen, die auf dem Boden einer Höhle auf der physischen Ebene der Digiwelt lagen und offensichtlich schliefen. „Aufwachen, Culu!“
Neben den beiden Jugendlichen – ein Junge und ein Mädchen – schlief ein Digimon, das Ähnlichkeit mit einem Teddybären hatte, eng an das Mädchen gekuschelt und öffnete nun ein Auge. „Sei endlich ruhig, Culumon“, gähnte es. „Es ist noch viel zu früh!“ Damit zog es sich das Band, das um seinen Kopf gewickelt war, weiter auf die Stirn hinunter, streckte einmal seine beigeen Flügel und faltete sie dann wieder.
„Nichts da, Culu“, protestierte das weiße, rundliche Digimon und zog die Decke, mit der die Teenager zugedeckt waren, von ihnen. „AUFWACHEN!“
Nacheinander begannen die beiden sich zu regen, blinzelten, grummelten und sahen sich schließlich um.
„Zu hell“, beschwerte sich schließlich der etwa achtzehn oder neunzehnjährige Junge und
zog die Decke zurück. Aber das kleine Digimon ließ nicht locker:
„Jetzt steht auf, es ist morgen, Culu!“
Nun regte sich auch das Mädchen und richtete sich verschlafen – das lange hellbraune Haar ins Gesicht hängend – auf. „Morgen?“, fragte sie scheinbar irritiert. „Aber wir haben uns doch grade erst hingelegt.“
„Denkt ihr, ihr Langschläfer, Culu“, protestierte Culumon.
Nun waren sie langsam alle wach und auch das andere geflügelte Digimon, der Partner des Mädchens, mischte sich wieder ein:
„Nur, weil du ein Frühaufsteher bist, sind wir keine Langschläfer.“
„Culu, doch, culu!“ Das weiße Digimon grinste breit und flog ein paar Achten über die Köpfe der kleinen Gruppe.
Schließlich seufzte der Junge und strich sich durchs kurze, dunkle Haar. „Jetzt sind wir ohnehin wach“, grummelte er verschlafen. „Besten Dank…“ Wieder seufzte er und zuckte mit den Schultern. „Naja, aber dann können wir jetzt auch aufstehen. Vielleicht finden wir, wenn wir heute weiterziehen, mal wieder ein Dorf.“
„Ja, culu, weiterziehen, culu!“ Culumon schlug ein Looping.
 
Nicht viel später zog die Gruppe, immer noch verschlafen wirkend, durch den Boden, der Kluft, in deren Felswand sie die Nacht verbracht hatten. Das Teddybärendigimon, Chiupumon genannt, flog nicht einmal selbst, sondern hockte auf der Schulter des Mädchens, über die sie auch ihre Tasche gehängt hatte, als würde es jeden Moment wieder einschlafen.
Die beiden Jugendlichen, Kayako und Toshi, zogen schon seit einigen Wochen durch die Digiwelt, hatten sich aber offensichtlich noch nicht an die Umstände in dieser Gewöhnt. Dasselbe galt auch für Kayakos Digimonpartner, der sich noch immer regelmäßig beschwerte, dass er Hunger hatte.
„Schneller, schneller, Culu!“, feuerte Culumon, dass immer wieder ein Stück vorflog und dann wieder zurückkam, die Gruppe an. „Wenn ihr weiter durch die Gegend schleicht, kommen wir nie aus dieser Schlucht heraus, Culu.“
„Du hast ja leicht reden, Culumon“, meinte Toshi und gähnte zum sicherlich zehnten Mal heute. „Du bist ja auch schon viel länger in dieser Welt als wir… In unserer Welt…“
„Ich kenne eure Welt, Culu!“, merkte es an.
„Ja, ich weiß ja“, murmelte der Junge, der ohne einen Partner in diese Welt aufgebrochen war, um Kayako zu begleiten. „Aber wie lange ist das her, dass du dort warst?“
In der Luft schwebend schien es zu überlegen. „Seeeeeeeehr lange!“, erwiderte es, ehe es noch ein „Culu!“ hinzufügte. Dann landete es auf dem Kopf des jungen Mannes und zog seine Ohren ein. „Ich frage mich, was Guilmon macht…“
„Guilmon?“, fragte Kayako, die diesen Digimonnamen von dem Kleinen schon einige Male, zuvor aber noch nie gehört hatte. „Wer ist denn Guilmon?“
Doch sie bekam dieselbe Antwort wie immer: „Ein Freund, Culu!“
Daraufhin sahen die beiden Menschen sich an, grinsten und zuckten mit den Schultern. Culumon war manchmal wirklich nicht mehr zu helfen. Ab und zu wurde es kurz ernst, war im nächsten Moment jedoch wieder fröhlich und übereifrig wie immer. Außerdem war ihr immer noch ein Rätsel, ob es wirklich jemals in der realen Welt gewesen war. Wie konnte das sein?
Sie hatten das kleine Digimon zu Beginn ihrer Reise durch die Digiwelt getroffen und es hatte sich, ohne groß zu fragen, ihnen angeschlossen. Es war immer eifrig bei allem was es tat, übereifrig, so konnte man meinen. Außerdem nervte es sie mit seinem ständigen Culu, das es scheinbar an jeden Satz anhängte.
„Und ich will etwas zu essen haben“, nörgelte Chiupumon.
„Du kannst aber keinen Hunger haben“, erwiderte Kayako, ohne zuzugeben, dass sie selbst gerne etwas gegessen hätte. Damit tippte sie dem Digimon auf die Stirn, woraufhin es versuchte, ihren Finger zu fangen.
„Habe ich wohl“, protestierte es.
„Hast du nicht“, meinte das Mädchen.
„Jawohl!“
Da fing Toshi an zu lachen, was den geflügelten Teddybären noch wütender machte. „Lach nicht!“
Der junge Mann sah das Digimon an und grinste. „Entschuldige.“ Erneut musste er ein Kichern unterdrücken, was das Digimon damit kommentierte, ihm die Zunge heraus zu strecken.
„Ihr seid komisch, Culu.“ Culumon schwebte vor ihnen und hatte die kleinen Ärmchen vor dem runden Körper verschränkt. „Jetzt bleibt nicht stehen, Culu! Weiterlaufen! Weiterlaufen!“ Erneut schlug es ein Looping über ihren Köpfen und flog dann ein Stück voraus.
„Das muss ein Programmfehler sein“, grummelte Chiupumon und sah dem nun vor sich hin singenden Digimon hinterher.
„Ach du…“ Kayako kraulte das Digimon am Kinn.
Nun sah Toshi zu ihr. „Naja, wir sollten uns beeilen, sonst fliegt es uns noch davon.“ Er grinste und griff nach ihrer Hand. „Komm.“
Sie erwiderte sein Grinsen und setzte sich in Bewegung, so dass sie zusammen nun zügigen Schrittes dem kleinen, schwebenden Digimon folgten.
 
Es war nun etwas über eine Woche her, dass der Shinjuku Central Park sich in einen Urwald verwandelt hatte und noch immer gingen beständig Presseanrufe in der Hypnoszentrale ein, die Ryou gekonnt ignorierte, während sie Yamaki zu einem nervlichen Wrack gemacht hatten.
„Nein, nein, wir haben keine Informationen“, murmelte er ins Telefon. „Nein, darüber darf ich nichts sagen. – Nein, sie bekommen kein Interview.“ So ging es noch eine Weile, ehe er auflegte. „Verdammt“, grummelte er, als er auflegte und gleichzeitig Ryos Handy zu klingeln begann. „Hört das denn nie auf?“ Er fasste sich mit der Hand an den Kopf.
Der junge Mann schaute derweil auf das Display des Handys und lehnte den Anruf ab. „Gekonntes Ignorieren, Yamaki-san“, grinste er nur und legte seine Füße auf Tastertur, die in eine der Anlagen eingebaut war.
Dies bedachte der Ältere mit einem entnervten Blick. „Manchmal frage ich mich, warum ich dich eingestellt habe, Akiyama.“
„Weil wir beide ein Yama im Namen haben?“, schlug Ryo weiterhin grinsend vor.
Da meldete sich Reika von ihrem Platz unter der Überwachung der äußersten Ebene zu Wort: „Es war, weil du nur noch halbtags arbeitest, Mitsuo“, antwortete sie.
Ihr Mann erwiderte daraufhin nichts.
„Außerdem kenne ich mich mit Digimon aus, dass musst du zugeben“, meinte der Junge weiterhin grinsend und setzte sich wieder normal hin, wenngleich wohl weniger Yamaki wegen, sondern um Monodramon, das wieder einmal unter seinem Stuhl schlief, zu tätscheln. „Glücklich bin ich auch nicht damit, ´ne Krawatte tragen zu müssen.“
„Solange das dein größtes Problem ist“, erwiderte Yamaki entgeistert und holte sein Zippo aus der Jackentasche.
Da öffnete sich die Tür im hinteren Teil des Raumes und Jenrya trat mit Terriermon auf dem Kopf, herein.
„So spät schon?“, murmelte Ryo und sah auf die Digitaluhr an seinem Handy, ehe er dem anderen Tamer zuwinkte. „Hey, was machst du hier?“
 
„Ich habe immer noch Hunger“, fing Chiupumon wieder an.
„Hast du nicht“, erwiderten die anderen drei gleichzeitig.
„Du willst nur essen“, meinte Kayako dann und hob das Digimon von ihrer Schulter. „Und du bist unglaublich faul.“ Wie ein Plüschtier hielt sie es in der Hand und schüttelte den Kopf. „Lauf oder flieg mal selbst.“
Chiupumon zog eine Schnute.
Sie waren nun schon seit Stunden gelaufen, so dass wahrscheinlich bereits später Nachmittag war, auch wenn man das hier nicht sagen konnte – immerhin gab es ja keine Sonne. Mittlerweile hatten sie die Schlucht auch verlassen und liefen durch eine Savannenähnliche Gegend: Es war relativ trocken, doch es waren vereinzelte kleine Flächen mit Gras bewachsen und einige dürre Bäume zu sehen.
„Wenn wir nicht bald etwas finden, werden wir heute Nacht wohl ungeschützt übernachten müssen“, meinte Toshi nun und sah sich um. Was ihm merkwürdig vorkam, war, dass sie nun seit einiger Zeit kein Digimon mehr gesehen hatten – von Chiupumon und Culumon abgesehen.
„Culu?“ Das zuletzt genannte flog um eine Gruppe aus drei Bäumen herum und lugte in das Blattwerk. „Culu…“
„Was machst du da, Culumon?“, rief das Mädchen ihm zu.
„Culu! Da sind Digimon!“
„Was?“ Die beiden Menschen sahen zu ihm hinüber, als auf einmal mit einem Aufschrei eine kleine grüne Gestalt aus dem Geäst fiel und unten auf dem Kopf landete, sich aber sofort – diesen kratzend – wieder aufrichtete.
„Tatsächlich“, murmelte der Junge.
„Ein Digimon“, stellte das Mädchen fest.
Ehe sich das kleine Wesen versah, standen die beiden vor ihm und sahen es erwartungsvoll an, was es selbst nur mit einem leisen „Mist“ kommentierte.
„Das ist ein Koemon“, stellte Kayako fest und holte ihr Digivice hervor.
„Das sind Tamer“, erklang da auf einmal eine Stimme über ihnen und ein weiteres Digimon – ebenfalls ein Koemon – landete auf Toshis Kopf, bevor es weiter auf den Boden sprang.
„Tamer?“, fragte das gestürzte grüne Äffchen.
„Ja, Menschen!“
Toshi und Kayako sahen sich an und zuckten mit den Schultern. Dann wandten sie sich wieder den beiden fremden Digimon zu. „Äh… Lebt ihr hier?“, fragte das Mädchen vorsichtig.
„Menschen!“, grölte das gestürzte Digimon statt zur antworten auf, und begann um den Baum zu laufen.
 
„Habt ihr mittlerweile Takato erreichen können?“, fragte Jenrya in die Runde, während er sich selbst auf die Treppe setzte, die den unteren mit dem oberen Laborbereich verband.
Ryou schüttelte den Kopf. „Bisher nicht“, erwiderte er. „Wir wissen nicht einmal, wo er ist.“
„Wann hattet ihr das letzte Mal mit ihm Kontakt?“
„Das ist sicher schon zwei Monate her“, meinte Ryo. „Danach haben wir ihn verloren.“
Es herrschte Schweigen, das schließlich von Terriermon unterbrochen wurde. „Moumantai“, sagte es. „Es geht ihm bestimmt gut, immerhin passt Guilmon ja auf ihn auf.“
„Es ist trotzdem nicht gut“, murmelte der junge Mann und stricht Monodramon beiläufig über den Kopf.
„Naja, dafür haben wir aber etwas anderes interessantes heraus gefunden“, meinte Reika und ließ den bewegbaren Sessel, auf dem sie vorher noch gesessen hatte, auf den Boden herunter fahren.
Jenrya – immer noch in seiner Schuluniform – sah auf. „Was?“
„Bei der Sache im Park“, begann Yamaki, wieder mit dem Zippo spielend. „Gab es merkwürdige Veränderungen in der physischen Schicht der Digiwelt.“
„Und was heißt das?“, fragte Terriermon und lief zu dem Mann, der grade ein Programm startete, herüber.
Auf dem Bildschirm, vor dem Yamaki saß, erschienen nun verschiedene Diagramme, die Jenrya, der seinem Partner gefolgt war, nur mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte, um zu signalisieren, dass ihm das nicht viel sagte.
„Es gab einen Schnitt in der Ebene“, erklärte Ryo. „Die Datenmenge ist plötzlich rapide gesunken und war später wieder da und daraus folgern wir, dass dieses Mädchen es irgendwie geschafft hat, ein ganzes Stück der Digiwelt in unsere Welt zu bringen.“
„Oder das es eine Überschneidung gab“, ergänzte Reika.
„Eine Überschneidung?“, fragte Jenrya.
„Ja, dass sich die Welten für kurze Zeit irgendwie verbunden haben und dadurch ein Teil der Digiwelt materialisiert wurde.“
Noch immer verwirrt sah der chinesische Junge sie an. „Aber wie?“
„Das wissen wir auch nicht“, erwiderte Yamaki und schwang sich auf. „Ich hole mir einen Kaffee.“
 
„Das ganze fühlt sich trotzdem irgendwie merkwürdig an“, kommentierte Kayako ihre Lage, auf den schwankenden Untergrund Bezug nehmend.
Toshi nickte zustimmend. „Zumal das physikalisch nicht funktionieren dürfte.“
Dieses Misstrauen, die Sicherheit ihrer Umgebung betreffend, kam daher, dass sie in einem Kastenartigen Gebilde saßen, das an einem Seil oder einer Ranke in einem Loch, dessen Boden von hier aus nicht zu erkennen war, hing. Dieser Kasten war nicht der einzige in dem wie ein umgedrehter Trichter geformten Abgrund. Nein, es waren einige, sicher zwanzig oder dreißig, die bis in eine Tiefe von vielleicht vierzig Meter hingen und mit Hängebrücken, Seilen und Leitern verbunden waren. Es grenzte schon an ein Wunder, dass sie es überhaupt bis zu diesem Kasten, der vielleicht fünf oder sechs Meter tief hing heruntergekommen waren, zumal das Mädchen Höhenangst hatte.
„Wollt ihr nichts essen?“, fragte das Koemon, das ihnen gegenübersaß und bot ihnen eine Schüssel mit merkwürdig gefärbten Früchten an.
Die beiden lächelten verhalten. „Nein, danke.“ Dabei waren sie sehr froh, dass in der Digiwelt es nicht lebenswichtig war zu essen. Währenddessen stopfte sich Chiupumon gleich zwei Früchte auf einmal in den Mund und auch Culumon biss mit großem Appetit von der violetten Frucht, die halb so groß, wie sein Kopf war, ab.
Neben dem Koemon, das sie die ganze Zeit zum essen animieren wollte, saß noch ein weiteres in dem Kasten und zudem noch ein Hanumon – das einzige im Dorf, so hatte man ihnen gesagt.
Dieses musterte sie schon eine Weile. „Es ist selten“, begann es schließlich langsam.
Kayako und Toshi sahen es an, während ihre Begleiter noch immer mit Essen beschäftigt waren.
„Es ist selten, dass Menschen in diese Welt kommen“, sprach es. „Jedenfalls ist es normal so… Selten…“
Toshi horchte auf. „Normal?“
„Normal ist es selten“, wiederholte der große gelbe Affe, ehe eins der beiden Koemon erklärte.
„Vor nicht allzu langer Zeit kam ein Junge mit einem Digimon hier vorbei, aber er blieb nicht und wurde dann von einem Stream erwischt“, meinte es mit seiner hohen Stimme.
Die beiden Jugendlichen sahen sich an. Sollte das etwa heißen, dass außer ihnen wirklich noch andere Menschen in dieser Welt waren? War der Junge, von dem das grüne Äffchen sprach, vielleicht auch ein Tamer gewesen oder hatte es sich vielleicht nur geirrt?
Mit einem missmutigen Geräusch griff Hanumon nach dem Haufen Früchte und nahm sich eine pinke mit grünen Punkten heraus, die es mit einem Bissen verspeiste. „Dinge scheinen sich zu ändern…“, murmelte es dann. „Ändern sich schnell.“ Es kaute.
Nun hatte es auch Chiupumon geschafft sich dem Essen abzuwenden und sah es neugierig an, auch wenn es nicht wirklich verstand, worüber geredet wurde. Trotzdem krabbelte es zu seinem Tamer hinüber und legte den Kopf auf ihren Oberschenkel, woraufhin sie ihm den Kopf kraulte.
„Diese Welt“, redete das Digimon ihnen gegenüber weiter. „Ändert sich auch.“ So, wie es sprach, konnte man nicht sicher sein, ob es sich überhaupt dessen bewusst war, dass es laut sprach. „Dinge verschwinden, wird gesagt. Einfach verschwunden…“ Wieder griff es nach einer der bunten Früchte. „Und verändern sich…“ Erneut kaute es gemächlich vor sich hin. „Es werden Dinge erzählt… Die Digimon reden einfach zuviel“, murmelte es. „Andere Welten soll man manchmal sehen können. Was bilden die sich ein? Und Armeen von Digimon… Ganze Armeen? Habe ich noch nicht gesehen.“
„Andere Welten?“, harkte Toshi nach.
„Andere Welten“, wiederholte Hanumon, bevor es plötzlich aufsah. „Was schaut ihr mich so an, Kinder? Das ist unhöflich.“ Damit stand es auf und brachte so den Kasten zum Schaukeln. Durch die Tür in der Kastenwand, sah man nur Dunkelheit. „Es ist Nacht“, meinte das Digimon und sah zu den Koemon, die daraufhin ebenfalls aufstanden.
„Es ist schon spät und ihr seid weit gereist“, sagten sie fast gleichzeitig.
„Wir werden uns zur Ruhe legen“, sprach das eine weiter.
„Tut es uns gleich und seit unbesorgt“, führte das andere fort.
„Ihr seid unsere Gäste und hier vollkommen sicher“, endeten sie dann zusammen. „Wir wünschen eine geruhsame Nacht.“ Bei diesen Worten sprang das Hanumon aus der Öffnung, dann folgten die Koemon und einen Moment später waren sie allein.
Nun kletterte Chiupumon ganz auf den Schoß seiner Partnerin. „Ein komisches Digimon“, meinte es und tippte sich mit einer Kralle gegen den Kopf. „Das ist doch ein wenig verwirrt.“
Daraufhin schüttelte Culumon energisch den Kopf. „Nicht verwirrt, Culu!“, protestierte es. „Aber sehr weise.“
Kayako kicherte. „Naja, es war schon komisch“, meinte sie und sah zu dem Jungen hinüber.
„Komisch, ja“, erwiderte er. „Aber auch…“ Er senkte seinen Blick, wie er es immer tat, wenn er überlegte.
„Aber auch?“, fragte Kayako.
„Wenn das mit der anderen Welt stimmte“, begann er. „Könnte das unsere Welt gewesen sein? Und der andere Junge… Vielleicht war er auch ein Tamer.“
„Ich weiß es nicht“, murmelte das Mädchen, woraufhin er lächelte.
„Wie dem auch sei“, meinte er dann. „Die Digimon haben Recht, wir sollten schlafen.“ Er beugte sich zu ihr herüber und küsste sie auf die Stirn.
Sie nickte nur. „Ja, wahrscheinlich.“
„Faulpelze, Culu.“ Gespielt streng verschränkte Culumon die Arme vor dem Körper, bevor es selbst anfing zu gähnen. „Naja, Culu, vielleicht ist schlafen doch ganz gut.“ Damit ließ es sich rückwärts fallen und schien sogleich eingeschlafen.
Kayako hingegen sah sich um. „Wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich hier schlafen kann“, meinte sie mit Gedanken an die Tiefe unter ihnen.
„Ja, genau“, stimmte Chiupumon zu. „Es ist viel zu hell.“ Das war darauf bezogen, dass in dem Kasten ein gelbliches Dämmerlicht herrschte, ohne dass eine Lichtquelle zu sehen war.
Der junge Mann grinste. „Das wird schon.“ Auch er sah sich noch einmal um. „Ich pass schon auf euch auf.“
 
„Was hast du?“, fragte Shuichon ihren Bruder, als dieser am Abend die Wohnung betrat.
Schweigend zog er sich seine Schuhe aus, ehe er herein kam. „Ich komme grad von Hypnos“, antwortete er.
„Und?“ Die Neugierde war der Stimme der Vierzehnjährigen deutlich zu entnehmen.
„Sie haben Dinge über die Sache im Park letzte Woche herausgefunden“, murmelte er und ging zu der Tür seines Zimmers. „Es scheint, als habe dieses Mädchen ein ganzes Stück aus der Digiwelt in unsere gebracht.“
„Wie?“
„Das ist die Frage“, erwiderte er leise und öffnete nun die Tür. „Und wir haben immer noch nichts von Takato gehört.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging er in sein Zimmer. „Ich muss noch Hausaufgaben machen“, meinte er und schloss dann die Tür hinter sich, was Shuichon mit verschränkten Armen wahrnahm.
„Danke für die ausführliche Erklärung“, rief sie und streckte der Tür die Zunge heraus, ehe sie „typisch“ murmelnd ins Wohnzimmer verschwand, um fernzusehen.
 
Ein Knall gefolgt von hohen Schreien ließ Toshi, Kayako, Chiupumon und Culumon aus dem Schlaf hochfahren und sich umdrehen. Draußen ging irgendwas vor sich, dass wurde ihnen schnell klar, da der Kasten, in dem sie tatsächlich eingeschlafen waren, wie wild hin und her schwang.
„Was“, begann Toshi und wollte auf die Öffnung in der Kastenwand zuklettern, als sie auf einmal von einem heftigen Stoß durchgeschüttelt wurden, ehe das Gefühl zu fallen von ihnen Besitz ergriff und ihnen klar wurde, dass sich der Kasten wohl losgegangen war und mit ihnen in den Abgrund stürzte.
Gleichzeitig begannen sie zu schreien. Da leuchtete Kayakos Digivice auf.
„Chiupumon – Shinka! Chipamon!“ Mit den Händen drückte es die Wände des Kastens auseinander und brach ihn so irgendwie entzwei, so dass die beiden Menschen einen Moment später so hinab fielen. Nur Culumon schwebte, immer noch verwirrt hinab sehend, dort, wo sie aus dem Würfel herausgekommen waren.
Doch Chipamon flog ihnen im Sturzflug hinterher und fing beide – wenngleich nicht ohne Mühe, da es selbst nicht viel größer war als die Jugendlichen – auf und brachte sie dann, so schnell es ihm möglich war, nach oben, dorthin, wo sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten.
Kayako brachte kein Wort hervor und die Beine gaben ihr, kaum dass sie stand, nach. Dies lag allerdings nur an dem Sturz zuvor und nicht an der Digitation, denn es war nicht die erste, die Chiupumon vollzog.
Chipamon sah noch einmal zu ihr, um sich zu versichern, dass auch alles in Ordnung war, ehe es sich dem Abgrund zuwandte und hinab sah.
Das Digimon selbst hatte menschlichen Körperbau, jedoch einen tierischen Kopf und einen komplett mit hellbraunem Fell überzogenen Körper. Auch an Armen und Beinen waren keine Hände und Füße, sondern Klauen und Tatzen. Auf seinem Rücken waren zwei beige Flügel, die ihm das Fliegen ermöglichten und es trug eine weite, dunkelgrüne Hose, an dessen Flachsgürtel ein Holzschwert hing.
Unten in der Schlucht bewegte sich etwas, direkt an einer Brücke, die sich einen Moment später löste und in die Tiefe hinab sauste, gefolgt von zwei weiteren Kasten. Da waren Digimon und es waren keine Koemon. Drei Stück.
„Geht es euch gut, Culu?“, fragte Culumon besorgt an Kayako und Toshi gewandt, als es endlich bei ihnen angekommen war.
„Halbwegs“, murmelte Toshi, dem der Schreck ebenfalls noch immer anzumerken war.
Nun visierte Chipamon einen der Schatten an und hob seine Hand. „Lightning Boomerang!“, rief es, als ein Blitz in seine Klaue erschien und tatsächlich die Form einer Wurfwaffe annahm, die es auf seinen potentiellen Gegner schleuderte.
Die Attacke verfehlte den Schatten, der nun auf einmal verschwunden war, und sorgte nur dafür, dass einige Felsen begannen sich aus der Wand zu lösen.
„Was?“ Das geflügelte Digimon fuhr etwas zurück, als sich plötzlich die drei Schatten direkt vor ihm aus der Dunkelheit des Abgrunds löste und ihn angriffen, alle drei mit jeweils zwei dünnen Holzstäben bewaffnet.
„Wooden Sword!“ Chipamon zog sein breites Holzschwert, um die Schläge zu blocken, doch die Digimon, die Kayako nun als Yashamon erkannte, waren zu schnell und vor allem zu viele auf einmal, als dass es eine Chance gehabt hätte, sie alle zu blocken. Schon hagelten die ersten Schläge auf es ein und es schrie auf.
Nun fand Kayako endlich ihre Sprache wieder. „Chipamon!“, schrie sie, als einige Koemon aus der Schlucht geklettert kamen und ihre eigenen Bumerange hoben: „Baby Sling!“
Die Wurfwaffen wurden zu kleinen Energiebällen, die auf die Yashamon trafen und diese für einen Moment ablenkten. „Nutzlos“, meinte dann eines der großen Digimon und holte mit seinen Schwerter aus. „Bisecting Sword!“ Ohne, dass es die Koemon berührte, schrieen diese auf und zerfielen zu Datenpartikeln, was von den Umstehenden fassungslos aufgenommen wurde.
„Was…“, murmelte Kayako und versuchte auf die Beine zu kommen, während Toshi die Yashamon anfuhr:
„Wieso habt ihr das getan?“
Das Digimon, das die Childs ausgelöscht und daraufhin absorbiert hatte, wandte sich ihm zu. „Sie waren nutzlos.“
„Aber“, begann der junge Mann wieder.
„Unsere Meister können mit nutzlosen Digimon nichts anfangen“, meinte es. „Und mit euch auch nicht! – Bisecting Sword!“ Zu dritt wollten die Yashamon die Jugendlichen und Culumon, welches ganz fassungslos über das Geschehende schien, angreifen, als sich Chipamon vor sie stellte und die Schläge, die es erneut nicht alle blocken konnte, abfing.
„Chipamon!“, rief Kayako aus und kam nun endlich auf die Beine.
„Du bist nicht schwach“, begann das Yashamon, das die feindliche Gruppe scheinbar anführte, mit abwertender Stimme. „Aber dumm. Wieso beschützt du diese Menschen?“
„Sie sind meine Freunde“, erwiderte Chipamon. „Das Mädchen, ist mein Tamer.“
Das Dämonendigimon schwieg kurz. „Tamer?“, fragte es dann.
Kayako tastete nach ihren Karten, die sie normal an ihrem Gürtel befestigt hatte, jedoch in der Nacht abgelegt hatte. „Verdammt“, murmelte sie, als ihr klar wurde, dass die Karten, wie auch ihre Tasche wohl am Boden des Abgrunds lagen, wenn dieser überhaupt existierte. „Chipamon…“
„Culu.“ Das weiße Digimon landete auf ihrem Kopf und zog die Flügelohren ein. „Wir müssen ihm helfen…“
„Aber wie?“, flüsterte Kayako, als Toshi das Wort ergriff.
„Chipamon!“, rief er. „Flieg über den Abgrund!“
Das Digimon sah zu ihm herüber, dann zu seinem Tamer und nickte, ehe es die Flügel ausbreitete und sich in die Lüfte erhob. „Lightning Boomerang!“ Erneut feuerte es seine Attacke – dieses Mal gleich dreifach – auf die Yashamon ab, die zwar auswichen, ihm nun aber folgten, als es in den Abgrund hinab flog.
„Und was jetzt?“, fragte Kayako, doch Toshi zuckte nur mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht wirklich, aber zumindest ist es ihnen dort im Vorteil, weil es fliegen kann“, murmelte er. „Es tut mir leid.“
Zwar stimmte es, was er sagte. Chipamon war im Vorteil, da es nun in der Mitte es Abgrunds schwebte, während die Yashamon an den Felswänden hin und her sprangen und immer wieder festen Halt suchen mussten, um sich vom Gestein abzustoßen, wenn sie ihren Gegner mit den Schwertern attackieren wollten. So war es ihm möglich, sie zu blocken. Doch dann blieben sie auf einmal stehen und sahen Chipamon an.
„Lightning Boomerang!“, rief es und attackierte sie erneut, doch die Attacke wurde von allen drein geblockt. Dem Digimon war klar, dass sie etwas vorhatten, doch es wusste nicht was. Es kannte doch nicht einmal die Attacken seiner Gegner.
„Kugutsu no Jutsu!“, klang es dann durch die ganze Schlucht. Einen Moment später wusste Chipamon, dass es nicht mehr Herr über den eigenen Körper war.
Es flog auf einen der Kästen zu und zog sein Schwert. Mit einem Schlag durchtrennte es die Ranke, an der der Kasten hing, so dass er in die Tiefe fiel, mit drei Koemon darin. Wie war das möglich? Die Yashamon kontrollierten es und es konnte nichts dagegen tun.
„Dummkopf“, meinte das eine Yashamon hämisch. „Und jetzt wirst du nach oben fliegen und deinen geliebten Tamer selbst töten.“
„Nein“, rief Chipamon verzweifelt, doch sein Körper begann schon sich auf den Rand des Abgrunds zu zu bewegen. Es wollte das nicht tun, aber es konnte sich nicht dagegen wehren. Aber was konnte es nur tun?
Es hatte den Rand und damit die Jugendlichen schon fast erreicht, als plötzlich eine fremde Stimme vom Himmel zu vernehmen war. „Sacred burning Sword!“ Ein Flammenwirbel erfüllte die Schlucht und Chipamon konnte sich auf einmal wieder frei bewegen. Sofort drehte es sich zum Abgrund, in dem ein Flammentornado zu toben schien.
„Was geht da vor?“, fragte Toshi.
„Ich weiß es nicht“, erwiderte das Mädchen neben ihm, doch da hob Culumon sein Ärmchen.
„Culu! Da!“
Ihre Blicke wanderten in die Richtung, in die das Digimon zeigte, zum Himmel hinauf, wo der Schatten einer Gestalt zu erkennen war, auch wenn man diese nicht genau identifizieren konnte.
„Aber“, murmelte Kayako, als Datenpartikel aus dem Abgrund zu der Gestalt hinauf schwebten. Es war also ein Digimon.
Nun landete Chipamon neben der am Boden sitzenden Gruppe. „Es hat die Yashamon besiegt“, sagte es und sah ebenfalls zum Himmel, doch der Schatten war verschwunden.
„Chipamon“, hauchte das Mädchen mit Tränen in den Augen, doch Toshi unterbrach sie, bevor sie sich nach dem Wohlergehen ihres Partners erkundigen konnte.
„Unsere Sachen…“, murmelte er.
„Wir werden sie holen“, meinte Chipamon. „Aber dafür bekomme ich auch morgen etwas zu essen.“
Nun lächelte Kayako etwas. Auch wenn es digitiert war, war da immer noch Chiupumon zu erkennen, und wenn es immer noch an seinem vermeintlichen Hunger litt, konnte es ihm nicht all zu schlecht gehen.
Da packte das Digimon die beiden und erhob sich in die Luft.
„Was“, begann Toshi, als sich das Digimon schon kopfüber mit ihnen in die Tiefe stürzte.
Culumon folgte ihnen und schaffte es grade noch, sich an Chipamons Bändern festzuhalten. „Culu“, murmelte es dabei. „Culumon würde auch so gerne helfen.“ Dabei zog es seine Ohren wieder ein.


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Anmerkungen:
*Chiupumon/Chipamon: Beides von mir erfundene Digimon ^^" Tierdigimon vom Typus Serum, genaueres findet ihr unter meinen FAs (Seite 3) :D Danke an NAA, der mir beim Digimonerschaffen immer eine große Hilfe ist!
*Koemon: Tierdigimon vom Typus Virus auf dem Childlevel. Sehen aus wie kleine grüne Affen und sind mit einem wie ein Bumerang geformten Ast bewaffnet.
*Hanumon: Hanumon (im deutschen Apemon) ist die Weiterentwicklung eines Koemon und ebenfalls Affenartig. Es ist allerdings vom Typus Serum und in erster Linie ein Nahkämpfer.
*Yashamon: Ein Digimon auf dem Armorlevel und vom Typus Serum. Es kämpft mit zwei Holzschwertern und kann mit seiner Puppenspielerei andere Digimon kontrollieren. Yasha bedeutet übrigens ungefähr soviel, wie Dämon.



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