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Weihnachtsengel

von

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Ich wünsche allen frohe Weihnachten! Habt viel Spaß beim Lesen und seid nicht beleidigt, dass es nicht mehr geworden ist, hab erst am 23. damit angefangen *g*
 

Weihnachtsengel
 

Die Morgensonne hob sich rotglänzend über den Nachthimmel und verkündete einen neuen, strahlenden Tag über Yuma. Kaum lugte sie über die ersten Bergspitzen, erwachte das Leben auf Yuma. Im Kavallary Oberkommando herrschte schon reges Treiben, auf dem gesamten Gelände tummelten sich allerhand Menschen, die alle Stress zu haben schienen. Nur ein Fleck auf dem gesamten Gelände lag ruhig da. Es war Ramrod. Er war am letzten Abend spät gelandet und die Crewmitglieder hatten sich dazu entschlossen, diese Nacht noch in ihrem fliegenden Hotel zu verbringen. Alle waren hundemüde wieder zum Stützpunkt zurückgekehrt und gönnten sich eine Mütze voll Schlaf. Leider nicht allzu lange, wie sie um kurz nach acht feststellen mussten. Ramrod hatte am Ende des Rollfeldes geparkt, denn bei ihrer Landung war niemand mehr hier gewesen, der den Koloss in eine der riesigen Hallen hätte lassen können. Aber nun, am helllichten Tag ging den Stewards das mächtige Schiff im Weg um. Die andern Schiffe konnten nicht richtig ausrollen und sie wollten eine Kollision auf dem Rollfeld verhindern. Deshalb machte sich ein Captain kurz nach acht lautstark bemerkbar.

Es war einer der wenigen Captains, der die Star Sheriffs und den Zugangscode zu Ramrod kannte. Polternd stolperte er durch den Flur, vorbei an den Quartieren der Star Sheriffs und schrie: „Aufstehen, ihr Schlafmützen! Ihr steht im Weg!“

Der Captain übersah einen kleinen Höhenunterschied zwischen der Brücke und dem Flur und fiel der Länge nach auf den Boden. Als er wieder aufsah, blinzelte er direkt in das Gesicht eines Star Sheriffs, der sich gähnend streckte. Es war Fireball, der von Colt und Saber vorgeschickt worden war, schließlich war er der Pilot, so die Ausrede der beiden Männer. Als er den Captain vor seinen Füßen vorfand, konnte er sich sein schelmisches Lächeln nicht verkneifen: „Ich weiß ja wie umwerfend du mich findest, Mandy. Aber das ist noch lange kein Grund vor mir in die Knie zu gehen.“

„Quatsch keine Opern und sieh zu, dass du den Schrotthaufen aus der Rollbahn raus bringst, Fireball!“, schimpfend und schnaubend stand Mandarin wieder auf und klopfte sich den Staub von den Klamotten. Mit einem hochroten Kopf blitzte sie den Rennfahrer an. Ja, sie mochte ihn, aber musste er ihr das jedes mal wieder unter die Nase reiben, dass er etwas Besseres als sie verdient hätte? Fireball schien genau zu wissen, was ihr wunder Punkt war und ihm schien es Spaß zu machen, ihr ihre Gefühle für ihn madig zu machen.

Achselzuckend drehte sich Fireball wieder um, anscheinend war sein Spruch nicht ganz das gewesen, was sich Mandarin als Begrüßung gewünscht hatte. Immer noch verschlafen und fertig von der letzten Schlacht torkelte Fireball in den Kontrollraum, um den großen Cowboy zu starten. Nachdem Mandarin ihn so angefahren hatte, hielt er es für besser, sie nicht mehr anzusprechen und sie noch mehr zu reizen. Schweigend startete er Ramrod und ließ ihn vorsichtig in den Hangar kullern. Das riesige Kampfschiff hatte dringend eine Überholung und Wartung nötig, es war bei der letzten Schlacht ziemlich in die Mangel genommen worden.

Immer noch wütend bedankte sich Mandarin und ging wieder ihrer Wege. Sie hatte ihre Schuldigkeit getan und den vier großen Star Sheriffs den Befehl erteilt, Ramrod anständig zu parken.

Nachdem der rothaarige Sterncaptain das Schiff verlassen hatte, stand Fireball aus seiner Satteleinheit wieder auf und blickte aus der großen Glasfront im Kontrollraum. Sofort nach ihrem Eintreffen hatten sich Dutzende Wissenschaftler und Mechaniker im Hangar eingefunden, die sich alle schon an Ramrod zu schaffen machten. Fireball persönlich war es noch viel zu früh, um irgendeine Arbeit zu verrichten, weshalb er wieder Richtung Quartiere verschwand. Ihm brummte noch immer der Kopf. Am Vorabend hatten es die Outrider geschafft, ihr internes Kommunikationssystem zu zerstören, was einen so schrillen Ton verursacht hatte, dass den vieren beinahe Hören und Sehen vergangen wäre. Ausnahmslos alle Teammitglieder hatten nach der Schlacht eine Kopfschmerztablette gebraucht und vor allem Ruhe.

Bei Fireball hatte sich das Pfeifen immer noch nicht gelegt und er fragte sich, ob es den anderen auch so ging. Bevor er wieder in sein Bett fiel, machte er noch einen Zwischenstopp in der Küche, um sich noch eine Schmerztablette zu gönnen. Vielleicht, so hoffte der Rennfahrer, würden die Kopfschmerzen verschwunden sein, wenn er gegen Mittag wieder aufwachte und endlich auch ausgeschlafen war.

Aber dazu kam es nicht mehr. Als Fireball die Tablette mit einem Schluck Wasser nachspülen wollte, stand April schon in der Tür. Sie lächelte ihm zu: „Guten Morgen, Fireball.“

Fireball stellte die Wasserflasche wieder auf den Küchentisch und lächelte April ebenfalls an. Sie war niedlich, wenn sie noch verschlafen war. Als sich Fireball bei diesem Gedanken erwischte, erschrak er innerlich. Ertappte er sich gerade selbst, wie er dabei war, sich in seine inzwischen beste Freundin zu verlieben?

Wortlos begann Fireball damit, das Frühstück für sich und die anderen zu richten. Wenn April schon wach war, würden die anderen wohl auch bald nachkommen. Die beiden Freunde setzten sich bei einer Tasse Kaffee an den Tisch und unterhielten sich. Die braunen Augen von Fireball wanderten immer wieder über den gedeckten Tisch hin zu seiner Kollegin. April hatte sich die Haare unkompliziert zu einem Knoten zusammengebunden, allerdings lösten sich hie und da Haarsträhnen. Die Blondine rieb sich hin und wieder die immer noch kleinen Augen, aber sie war durchaus gesprächig.

„Hast du den Angriff auf unsere Ohren schon verdaut, Fireball?“, April schien keine Probleme mehr mit diesem Pfeifton zu haben, der Fireball nach wie vor quälte.

Angeschlagen lächelte er zurück: „Ich werde einfach zu alt für so was. Mein Kopf bringt mich noch um.“

Sofort verschwand Aprils Lächeln aus ihrem Gesicht. Sie musterte Fireball besorgt und am liebsten hätte sie ihm ihre Hand an die Wange gelegt. Aber April behielt ihre Hände bei sich. Es war ihr unheimlich wie viele Sorgen sie sich immer ausgerechnet um Fireball machte. Es konnte nicht nur daran liegen, dass er der jüngste im Team war, es musste etwas anderes sein. Doch April war nicht bereit, sich das einzugestehen. Sie fürchtete, wenn sie sich selbst eingestand, welche Gefühle sie für Fireball hatte, würde nichts mehr so sein wie vorher und einer der beiden würde Ramrod verlassen müssen. Beziehungen waren im Oberkommando unter Kollegen nicht erlaubt.

Als April ihm nicht antwortete und auch nicht weiter nachfragte, sondern ihn nur besorgt ansah, entschärfte er seine Aussage mit einem sanften Ton: „Bis zum großen Fest heute Abend wird’s schon gut sein. Es ist doch bloß ein Tinitus.“
 

Auch Colt und Saber waren mit einem dicken Brummschädel aufgestanden. Die beiden Männer hatten genauso unter dem Angriff der Outrider gelitten. Nur April war im Großen und Ganzen davon verschont worden. Sie hatte nämlich keinen Helm getragen, als die Outrider Ramrods Frequenzen gestört hatten.

Nach dem Frühstück war erst mal Aufräumen und Ausräumen angesagt. Ramrod würde die nächsten vierzehn Tage im Hangar bleiben, zur Reparatur und für ein Update der Software. Für die Besatzung hieß das zwei Wochen Zwangsurlaub. Aber es war Urlaub. Und nichts anderes hatten sich die Star Sheriffs seit Wochen gewünscht. Alle waren müde von all den Kämpfen und ausgebrannt. Jeder brauchte diesen Urlaub, der eine um zu entspannen und der andere, um einen klaren Kopf zu bekommen.

Die vier hatten sich dazu entschieden, auf eigene Faust ihren Urlaub zu verbringen. Alle waren sich einig gewesen, sich lange genug gegenseitig ertragen zu haben und dass eine Pause voneinander wahre Wunder wirken könnte.

Saber machte sich kurz nach dem Frühstück schon auf den Weg. Er würde seinen Urlaub in den Highlands verbringen, wie immer. Der Schotte freute sich auf ein paar ruhige Tage in seinem Elternhaus und auf das große Weihnachtsfest, das sie jedes Jahr feierten. Dieses Jahr freute er sich ganz besonders darauf, denn er würde seine Eltern mit seiner Ankunft überraschen und ihnen so ein Geschenk geben, das sie lange nicht vergessen würden.

Colt würde in Yuma bleiben und mit seiner Angebeteten und ihrem Bruder in aller Seelenruhe Weihnachten feiern. Colt konnte es kaum erwarten, endlich die Tür zu Robins Wohnung aufzustoßen und ihr die Nachricht von seinem ungeplanten Urlaub mitzuteilen. Monate hatte er seine Liebste schon nicht mehr in den Arm genommen und mit ihr gekuschelt. Das würde er alles in den nächsten zwei Wochen nachholen und er hatte sich fest vorgenommen, die Couch nicht öfter als nötig zu verlassen.

April verbrachte ihren Urlaub mit ihrem Vater. Sie würde die Star Sheriffs bei den Weihnachtsfeiern des Oberkommandos vertreten. Und sie hatte sich ein paar ruhige Tage bei Susie in Frankreich eingeplant um ihre Skier mal wieder auszupacken. Weihnachten war das Fest der Familie und der Freunde und Susie hatte April seit Jahren schon nicht mehr besucht. Sie war gespannt auf Pierre, wie groß er wohl geworden war?

Als letzter verließ Fireball das Schiff. Er war der einzige, der keine Urlaubspläne mitgebracht hatte. Erstens hatte der Japaner einen ganz anderen Glauben als April, Saber und Colt und zweitens hatte er keine Lust, großartig was zu unternehmen. Fireball würde seinen Urlaub auf der Rennstrecke verbringen, einfach den Kopf ausrauchen lassen. Zu diesem Zweck hatte er schon bei seinem Kumpel angerufen und sich einen Startplatz für die Schneerallye sichern lassen. Das erste Training würde im Laufe des Vormittags von Statten gehen.
 

Das große Weihnachtsfest des Oberkommandos fand am Abend statt, und pünktlich erschien Fireball vor Commander Eagles Villa. Er hatte seine weiße Ausgehuniform an und zupfte immer wieder daran herum. Beinahe hätte er es nicht rechtzeitig hierher geschafft. Das Training und das Qualifying waren am selben Tag gewesen und es hatte bis in den Abend hinein gedauert, bis Fireball alles für einen Start beisammen hatte. Danach hatte er an dem geliehenen Wagen noch einige Veränderungen vorgenommen und hätte fast auf April und Commander Eagle vergessen. Er hatte April am Vorabend versprochen, mit ihr auf die Weihnachtsfeier zu gehen, damit sie sich nicht alleine den dämlichen Fragen der Kavalleristen stellen musste. Colt und Saber hatten von Anfang an abgelehnt.

Die Tür wurde Fireball von einem Angestellten geöffnet. Stirnrunzelnd trat er ein. Der Rennfahrer war der Meinung, dass sich den Luxus nur ein Commander gönnen konnte, denn Fireball verdiente als Star Sheriff viel zu wenig um sich auch nur annähernd so ein Häuschen leisten zu können. Der Angestellte leitete Fireball in den Salon, wo er vorerst Platz nehmen sollte. Es war dem jungen Mann unheimlich. Es war ein seltsames Gefühl. Er bei April zu Hause. Irgendwie wurde Fireball das Gefühl nicht los, sich wie ein Freier zu fühlen. Er fürchtete sich schon fast, dass jeden Moment Commander Eagle neben ihm stehen könnte und ihn nach seinen Absichten fragte.

Commander Eagle zog es allerdings vor, sich Fireball gegenüber zu setzen. Auch Aprils Vater hatte seine feinste Uniform herausgesucht. Nun gähnte er verstohlen und erklärte seinem Gast: „April braucht noch mindestens zehn Minuten, Fireball. Sie konnte sich für kein Kleid entscheiden.“

Schelmisch grinste Fireball. Der Commander hatte ihm sein schlechtes Gefühl völlig genommen und Fireball fühlte sich im Haus der Eagles willkommen. Er kicherte: „Das Problem hat sie auf Ramrod nicht. Sonst hätten uns die Outrider auch schon zehn Mal abgeschossen. An Board ist es ihr egal wie sie rumläuft.“

Charles lächelte Fireball väterlich an und unterhielt sich mit ihm über seine Tochter. Er war froh, dass Fireball so offen sprach, so erfuhr er wenigstens, was seine Tochter so trieb. Charles merkte, welch gute Wahl er auch für April privat getroffen hatte. Die drei Jungs, die sie auf Ramrod ständig begleiteten, benahmen sich in jeder Hinsicht wie große Brüder. Sie gaben auf April Acht, prüften jeden Mann, der April nahe kommen wollte, auf Herz und Nieren. Was Besseres hätte ihm nicht passieren können.

Endlich kam auch April in den Salon. Strahlend setzte sie sich neben Fireball und begrüßte ihn mit einer herzlichen Umarmung. Das blonde Mädchen trug die Haare locker hochgesteckt und war dezent geschminkt. Ihr dunkelrotes Kleid hatte allerhand Raffinessen und goldene Applikationen an den Rändern. Fireball blickte April prüfend an und lächelte dann: „Das Warten hat sich gelohnt. …Wollen wir dann, sonst kommen wir noch zu spät.“

April stand wieder auf, zog sich ihren Mantel über und schnippte vergnügt mit den Fingern: „Ich warte nur noch auf euch!“

Commander Eagle sah zu Fireball hinüber und schüttelte amüsiert den Kopf. Die ausgelassene Stimmung kannte er an seiner Tochter nicht, ansonsten war sie in seiner Gegenwart immer sehr gut erzogen. Aber es bereitete dem alten Kommandanten Freude, wie sehr sich April auf diesen Abend freute. Er konnte ihr an der Nasenspitze ansehen, wie vergnügt und froh sie über die Begleitung von Fireball war. Commander Eagle prüfte am großen Spiegel im Vorraum noch einmal sein Aussehen und begleitete die beiden auf die Weihnachtsfeier.
 

Kaum waren die drei dort angekommen, stand eine Schar neugieriger Kollegen um sie herum und bedrängte vor allem Fireball und April mit Fragen. Während sich April lieber in Schweigen hüllte, musste Fireball zumindest beruflich Rede und Antwort stehen. Sobald die Fragen aber zu sehr ins Detail gingen oder Bereiche erfassten, die weder mit dem Beruf noch mit der Lebensweise eines Star Sheriffs etwas zu tun hatten, wimmelte auch Fireball ab. Alles mussten diese Menschen nicht von ihnen wissen, es reichte ja wohl schon, wenn sie den Tagesablauf von ihnen kannten.

Abgekämpft brachte der Rennfahrer April auf die Tanzfläche, der Commander saß an einem Tisch mit General Whitehawk und anderen guten Bekannten. Die beiden Kollegen tanzten unbeschwert miteinander und hatten keinerlei Berührungsängste. Commander Eagle und die anderen warfen immer wieder prüfende und fragende Blicke zu dem jungen Paar.

Fireball nahm April fest in den Arm, er tanzte sehr gerne mit April. Die Blondine und der Japaner ergänzten sich sehr gut, nicht nur auf der Tanzfläche.

Mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht unterhielt sich Fireball mit ihr: „Hast du morgen schon was vor?“

Überrascht blieb April stehen. Sie musterte Fireball fragend und konnte seine Frage nicht einordnen. Wollte er sich mit ihr verabreden oder einfach nur am Nachmittag für zwei Stunden gemütlich zusammensetzen und reden? Sie blinzelte ihn an: „Kommt drauf an.“

Fireballs Lächeln verschwand. April hatte wohl keine große Lust, was mit ihm zu unternehmen. Eigentlich hatte er gehofft, sie würde sich freuen, wenn sie mal wieder alleine waren. Da hatte er sich wohl getäuscht. Mit einem etwas enttäuschten Unterton erklärte er: „Ich hab mich für eine Rallye qualifiziert. Eigentlich hätte ich ganz gerne deine moralische Unterstützung gehabt. Aber wenn du nicht willst, musst du mich nicht begleiten.“

„Was du alles Weihnachtsurlaub nennst“, lachend schüttelte April den Kopf. Sie hätte wissen müssen, dass der Rennfahrer nicht mit ihr ins Kino gehen wollte oder ein romantisches Abendessen mit ihr. Eigenartigerweise war April ein bisschen erleichtert, dass Fireball sie nur als moralische Stütze bei einem Rennen dabei haben wollte. Sie hatte gefürchtet, ihre Freundschaft könnte sich in eine Richtung entwickeln, die im Oberkommando nicht erlaubt war. Nicht, dass April Fireball nicht mochte, aber sie wollte auch nicht, dass er Ramrod verlassen musste. April begann wieder zu tanzen und zog Fireball mit sich. Sie nickte: „Sehr gerne. Ich bin gespannt, wie du dich bei einer Rallye schlägst.“
 

„April und Fireball passen gut zusammen.“, es war General Whitehawks Meinung, der die beiden Kollegen nicht wirklich aus den Augen ließ. Schon vor Monaten war ihm aufgefallen, wie zärtlich und innig der Umgang zwischen den beiden jüngeren Mitgliedern des Ramrod-Teams war. Und war der General ehrlich zu sich selbst, würde er die beiden gerne in Commander Eagles Fußstapfen treten sehen. April war mit der Diplomatenarbeit ihres Vaters aufgewachsen und kannte das Oberkommando wie kein zweiter. Und Fireball hatte seit seinem Eintritt im Oberkommando sehr viel gelernt und durchaus Führungsqualitäten entwickelt.

Verwundert blinzelte Commander Eagle. Hatte er sich eben verhört oder hatte General Whitehawk wirklich gesagt, er würde April und Fireball gerne zusammen sehen? Zuerst musterte Charles seinen alten Freund, danach warf auch er wieder einen Blick auf seine Tochter und ihren Kollegen. Er beobachtete sie einige Minuten aufmerksam. Aus April war eine junge Frau geworden, das erkannte Charles. Sie war eine hübsche junge Frau geworden, sehr hübsch sogar. Und es hatte den Anschein, als würde sie sich wirklich gut mit Fireball verstehen. Es war ihm nie aufgefallen, aber nun erkannte auch Charles, was Whitehawk gesagt hatte. April und ihr jüngerer Kollege würden ein Vorzeigepaar im Oberkommando abgeben. Beide waren Star Sheriffs, wussten wovon sie sprachen und hatten keinerlei Probleme damit, Kontakte zu knüpfen. Charles war erstaunt darüber, dass es ihm nie aufgefallen war.

Er zwinkerte dem General lächelnd zu: „Das ist unsere Meinung, Weiße Feder. Aber sehen das die beiden genauso?“

Es kam selten vor, dass Charles den General mit seinem Vornamen ansprach, aber das ungezwungene Zusammensitzen erlaubte einen freundschaftlichen Umgang miteinander. General Whitehawk und Commander Eagle unterhielten sich noch ausführlich über die beiden Star Sheriffs, bis sie endlich zu dem Schluss kamen, die Kinder selbst entscheiden zu lassen, was sie füreinander empfanden. Auf alle Fälle, so die Meinung der beiden ranghöchsten Offiziere im Oberkommando, war es an der Zeit, neue Regelungen im Bezug auf das Privatleben der Kavalleristen zu etablieren.
 

Colt wurde von Robin an der Tür empfangen. Die Lehrerin hatte vom Oberkommando schon die Nachricht erhalten, dass die Star Sheriffs am Vorabend gelandet waren und eine Weile Urlaub machen würden. Bis zu diesem Augenblick war Robin auf Nadeln gesessen. Als es endlich an ihrer Wohnungstür läutete, sprang sie freudig auf.

Noch bevor sie Colt etwas hätte sagen können, war Josh an ihr vorbei gesprungen und dem Cowboy um den Hals gefallen: „Colt!!!“

Verdattert fing Colt seinen kleinen Freund auf und alberte mit ihm herum. Allerdings hätte er in diesem Moment lieber Robin an seinem Hals hängen gehabt, als ihren kleinen Bruder. Aber Josh liebte den Kuhhirten abgöttisch, was auf Gegenseitigkeit beruhte. So rückte Robin für die nächsten fünf Minuten in den Hintergrund.

Die Lehrerin fand sich damit ab, allerdings nur widerwillig. Immerhin war Colt ihr Freund und nicht der von Josh. Während Colt und Josh die wichtigsten Neuigkeiten austauschten, deckte Robin den Tisch. Sie war gespannt, ob Colt die Veränderung auffallen würde, oder ob er es gar nicht bemerken würde.

Endlich hatte sich Colt den kleinen Racker vom Hals geschafft. Überglücklich fiel nun er Robin um den Hals und küsste sie stürmisch. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und flüsterte: „Das wollte ich schon vor fünf Minuten machen.“

Colt stemmte seine Freundin in die Höhe und erforschte sie mit seinen Blicken. Wenig galant setzte er sie kurz danach wieder auf dem Boden ab und stichelte grinsend: „Du hast ein bisschen zugenommen, wenn du mich fragst.“

Robins Wangen begannen zu glühen. Es war ihm doch aufgefallen, auch wenn er es wenig charmant aussprach. Verunsichert verschränkte Robin die Arme hinter dem Rücken und hauchte: „Das wird die nächsten Monate auch so weitergehen, Colt.“

„Wie?“, der Kuhhirte stieß sich den Hut aus dem Gesicht und zog die Augenbrauen kraus. Er verstand grade gar nichts. Was würde die nächsten Monate so weitergehen?

Robin setzte sich an den Küchentisch und nahm ihre Teetasse in die Hände. Sie lugte in die Tasse hinein und murmelte: „Du wirst …Papa.“
 

Das Schloss der Riders lag friedlich, aber in voller Beleuchtung da. Die alljährliche Weihnachtsfeier war schon im vollen Gange, als Saber zuhause ankam. Er hatte sich vorher extra noch umgezogen, er wollte nicht mit schmutzigen Sachen bei der Feier seiner Eltern auftauchen.

Im feinen Schottenzwirn schlich Saber ins Haus und bahnte sich seinen Weg in das große Wohnzimmer, wo seine Eltern mit Freunden gerade die Bescherung feierten. Sie bemerkten den Heimkehrer nicht, der schweigend in der Tür stehen geblieben war, und die Bescherung verfolgte. Als das letzte Geschenk verteilt worden war, trat er ins Wohnzimmer: „Ich hab auch noch ein Geschenk für euch. Hoffentlich freut ihr euch über eine gesunde Heimkehr.“

Sabers Mutter sprang vor Freude aus ihrem Sessel hoch. Mit Tränen in den Augen umarmte sie ihren Sohn und ließ ihn nicht mehr los. Ein schöneres Geschenk hätte Saber ihnen nicht machen können. Ihr Sohn war seit über einem Jahr nicht mehr zuhause gewesen, hatte sich selten bei ihnen gemeldet. Saber war die Überraschung gelungen. Im Gedanken notierte er sich, das ruhig öfter zu machen. Einfach ohne Anmeldung reinzuschneien, vielleicht auch mal die anderen mitzunehmen.
 

Fireball stand kurz vorm Start alleine neben seinem Wagen. April hatte ihn versetzt und war nicht gekommen. Vielleicht hatte sie verschlafen, immerhin hatte die Feier fast bis in den frühen Morgen hinein gedauert. Auch Fireball war erst kurz vor Sonnenaufgang nachhause gegangen. Gähnend zog er den Reißverschluss seines Rennanzuges nach oben und setzte sich anschließend den Helm auf. Er freute sich schon auf die kleine Rallye. Fireball war nach wie vor ein gern gesehener Gast auf Rennveranstaltungen, sei es als Fahrer oder als Zuschauer. Sein Bekannter hatte im Handumdrehen ein Auto für ihn organisiert, das sich auch gut fahren ließ.

Das Rennen wurde gestartet. Fireballs Start verlief nicht optimal, er musste gleich zu Beginn des Rennens einige Positionen einbüßen, aber das spornte den Rennfahrer nur noch mehr an. Für ihn war ein Rennen die reinste Entspannung, im Vergleich zu den Kämpfen gegen die Outrider, war das keine großartige Denkaufgabe für ihn.

Auf halber Strecke, Fireball hatte sich an die Spitze des Feldes gekämpft, fiel ein Schuss. Fireballs Wagen brach aus und drehte sich mehrmals, bis er zum Stehen kam.

Zufrieden steckte der Schütze das Gewehr weg und lobte sich: „Bye bye Blechstern. Die Rennsemmel sind wir los. Da waren’s nur noch drei.“
 

Als Fireball im Krankenhaus die Augen wieder aufschlug, saß Commander Eagle an seinem Bett. Von seinen Freunden war keine Spur und das bereitete Fireball ziemliches Unbehagen. Als Charles bemerkte, dass Fireball wach war, erklärte er ihm gleich: „April versucht gerade, Colt und Saber zu erreichen, Fireball.“

„Ah ja…“, langsam kehrte die Erinnerung zurück. Und der Schmerz. Als sich Fireball aufsetzte, durchfuhr ihn ein stechender Schmerz in der Schläfe. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand tausende feine Nadeln in den Kopf gesteckt. Brummend versuchte nun Fireball, seinem Boss zu erklären, was passiert war: „Ich bin auf der Rallye angeschossen worden. …Jesse Blue hat mich am Kopf erwischt.“

„Gott sei Dank hast du den Helm deines Kampfanzuges getragen, Fireball.“, der besorgte Gesichtsausdruck des Commanders wurde langsam freundlicher und hellte sich auf: „Bei einem anderen Helm hätte er dich umgebracht. So bist du mit leichten bis mittelschweren Kopfverletzungen davongekommen. Die nächsten Wochen heißt es für dich schonen und ausruhen. …Hast du jemanden, bei dem du dich einquartieren kannst?“

Der Commander wusste, dass Fireball auf Yuma alleine in einer Wohnung war. Er wollte den Sohn seines Freundes in den nächsten Wochen jedoch nicht alleine lassen, die Ärzte hatten ihm schon erklärt, dass es durchaus zu später auftretenden Verletzungen kommen könnte. Charles würde es persönlich vorziehen, den jungen Rennfahrer in der Nähe und bei Freunden zu wissen. Er beabsichtigte, Fireball bei sich einzuquartieren.

Fireball kniff verwirrt die Augen zusammen. Was war los? Kopfverletzungen? Jesse Blue hatte wohl ganz gut gezielt. Das würde dann auch seine Kopfschmerzen einleuchtend erklären, die er im Moment verspürte. Dem Commander antwortete er leise: „Auf die Schnelle wüsste ich niemanden, dem ich die Weihnachtsfeiertage versauen möchte, Commander.“

In diesem Moment fiel ihm April um den Hals. Sie drückte ihn an sich, gab ihm überschwängliche Küsse und jubelte: „Ich bin so froh, dass es dir gut geht! Oh mein Gott, ich hab mir solche Sorgen gemacht, als sie mich angerufen haben und gesagt haben, sie hätten dich ins Krankenhaus bringen müssen!“

Eine dicke Träne stahl sich von Aprils Augen davon. Sie war angerufen worden und zwar von der Rennleitung. Fireball hatte ihnen Aprils Nummer für solche Notfälle hinterlegt, damit schnellstmöglich jemand bei ihm sein konnte. Die Blondine hatte so schnell wie möglich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um bei Fireball sein zu können. Anfangs hatte sie sich Vorwürfe gemacht, denn am Vorabend hatte sie ihm hoch und heilig versprochen pünktlich an der Rennstrecke zu sein. Aber der Abend war zu lange für die Blondine gewesen und so hatte sie den Wecker nicht mehr gehört. Charles hatte sie ins Krankenhaus gebracht, zu Fireball und seit einer guten Stunde darauf gewartet, dass die Ärzte endlich ihre Untersuchungsergebnisse Preis gaben.

Als sie Fireball im Bett sitzen sah, war ihr ein Stein vom Herzen gefallen. Er sah bei weitem nicht so schlecht aus wie sie befürchtet hatte. April hatte erkannt, was ihr der Japaner wirklich bedeutete. Er musste erst dem Tod ein bisschen zu nahe für Aprils Geschmack kommen, um zu sehen, weshalb sie an ihm hing. Ohne auf die Regeln des Oberkommandos Rücksicht zu nehmen, hatte April ihrem Vater schließlich offen und ehrlich erzählt, was sie für Fireball empfand. Wider Erwarten hatte der vor ihr schon gewusst, wie der Hase die Haken schlug und hatte April Mut zugesprochen, es ihm zu sagen.

Verlegen wischte Fireball April die Träne von der Wange und lächelte sie an: „Scht… Schon gut, Kleines. Unkraut vergeht nicht, wie du siehst.“

Er fühlte sich gar nicht so schlecht, dafür dass ihn eine Kugel am Kopf getroffen hatte. Fireball hatte wieder mehr Glück als Verstand gehabt, das wurde ihm allmählich klar. Bis auf die Kopfschmerzen und Kratzer im Gesicht fehlte ihm nichts. Alles andere saß dort wo es hingehörte und blaue Flecken hielten sich auch in Grenzen.

Aber Fireball war sich nicht sicher, wie er sich verhalten sollte. April war ihm noch nie so stürmisch um den Hals gefallen, schon gar nicht neben ihrem Vater. Verunsichert warf er Commander Eagle einen Blick zu, der ihm aufmunternd zunickte. Fireball fixierte seine Augen wieder auf Aprils Gesicht. Da begann sein Herz zu rasen und pochte ihm bis zum Hals. Er hatte den Leuten von der Rennleitung Aprils Nummer gegeben, damit der Mensch, der ihm am wichtigsten war, als erstes bei ihm war, sollte ihm etwas zustoßen. Fireball sah ein, dass er sein Herz nicht mehr belügen konnte, es hatte sich auch ohne seine Zustimmung entschieden. Es hatte sich für April entschieden.
 

Der Commander hatte die Entlassungspapiere für Fireball unterschrieben und brachte den Rennfahrer zu sich und April in die Villa. Der alte Mann war froh, seine Tochter glücklich zu sehen, ihre Freude in den Augen strahlen zu sehen, wenn sie in Fireballs Armen lag. Die beiden Star Sheriffs waren das erste Paar, das von der neuen Regelung im Oberkommando Gebrauch machte. Beide würden auf Ramrod stationiert bleiben, auch wenn sie von diesem Tag an als Paar und nicht mehr als Freunde dort arbeiten würden.

Am Abend wurde das Haus der Familie Eagle wieder voller. Der Heilige Abend stand an und den wollte der Commander mit Freunden und Familie feiern. Es gab immerhin mehr zu feiern, als Weihnachten, er wollte April und Fireball hochleben lassen, die endlich zueinander gefunden hatten.

Um Punkt acht Uhr abends stand Colt mit Robin und Josh vor der Haustüre. Der Hausangestellte brachte die drei in den Salon, wo sie Commander Eagle und April empfingen. Colt nahm April in den Arm und neckte sie: „Na, wo ist denn dein Bruchpilot?“

„Das war bitte ein Attentat und kein Fahrfehler, was heute auf der Strecke passiert ist“, Fireball tippte Colt auf die Schulter und drückte ihn kurz. Der Kuhhirte war für einen kurzen Moment still. Er hatte sich vor Fireballs Anblick erschrocken, denn der Rennfahrer hatte um den Kopf einen dicken Verband gewickelt.

Allerdings hielt die andächtige Stille nicht lange. Unweigerlich brach es doch aus dem Kuhhirten heraus: „Meine Verlobte kennt ihr ja noch. Wir werden im Sommer Eltern!“

Colt konnte mit seinem Glück nicht hinterm Berg halten. Obwohl er im ersten Moment schlucken musste, als ihm Robin ihre Schwangerschaft gebeichtet hatte, freute er sich riesig auf den Nachwuchs. Colt hatte sowieso vor gehabt, Robin irgendwann zu heiraten und mit ihr eine Familie zu gründen, weshalb sollte er sich damit nun noch länger Zeit lassen. Das mit dem Familiegründen erledigte sich in sechs Monaten sowieso von alleine und dann konnte er Robin auch gleich im Frühjahr heiraten. Es machte keinen Unterschied mehr. Er war glücklich mit Robin, liebte sie über alles, da war es egal, ob er sie mit oder ohne Trauschein liebte.

Der Heilige Abend bei Eagles war ein angenehmes, aber nicht ganz so ruhiges Fest. Colt hatte früher oder später gemerkt, dass sich am Verhalten von April und Fireball was verändert hatte und als er endlich begriffen hatte, was, zog er die beiden Frischverliebten natürlich damit auf. Er stichelte gegen Fireball: „Dich muss man erst anschießen, bevor du merkst, was du wirklich für April empfindest. Menschenskinder, das kann ja noch heiter werden!“
 

THE END



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  collie
2008-04-08T10:52:09+00:00 08.04.2008 12:52
Hi Süße,

ist zwar nicht Weihnachten, aber da es schneit, wie es zu der Zeit hätte sollen, dachte ich ... lies es einfach. Nette Story ... mal wieder *g*

Cu
Collie
Von:  Sannyerd
2007-12-25T16:31:02+00:00 25.12.2007 17:31
uie das ist ganz toll geworden!!!
Von: abgemeldet
2007-12-24T16:48:55+00:00 24.12.2007 17:48
Niki, da haste dich mal wieder selbst übertroffen.
Das ist genau das, was ich heute an Weihnachten brauche :-)
Eine wunderschöne Kurzgeschichte mit Happy End. Was soll ich sagen, du weißt ja das ich ein riesen Fan von deinen FF´s bin *gg*

Frohe Weihnachten
Mona
Von:  Misano
2007-12-24T13:54:35+00:00 24.12.2007 14:54
Wie romantisch!!! *Schwärm*
Da schienen uns ja gestern ähnliche Gefühle übermannt zu haben, auch wenn ich den Kommibereich eigentlich nicht zur Werbung missbrauchen will, möchte ich Dich doch auf meine neuste Fanart aufmerksam machen, da sie so klasse zu deiner schönen Fanfic passt!

Frohe Weihnachten und guten Rutsch auch von mir!!!
Katty / Misano
Von:  Kittykate
2007-12-24T13:05:16+00:00 24.12.2007 14:05
Süüüüüüüüüüüüüüüüß.... muss man dazu mehr sagen? Ich finde das ist super schön und genau richtig für Weihnachten :-)

Super gemacht, ich liebe deine Geschichten, hab auch bald alle durch ;-)

liebe Grüße, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr...

Sunshine


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