Es war einmal
Harhar, es geht wieder los.
Ich hatte mir ja eigentlich vorgenommen, bis zum nächsten Jahr oder zumindest bis nach Weihnachten mit der neuen Geschichte zu warten, aber dann hatte ich so viele abartige Ideen, dass ich höchstens noch krank geworden wäre, wenn ich die für mich behalten hätte.
Tja, dabei herausgekommen ist zunächst einmal dieser merkwürdige Prolog … ich befürchte, ich hatte heute zu viel Schokolade.
Wann es weiter geht, kann ich noch nicht sagen, da ich mich morgen in heimatliche Gefilde begeben werde, und so inspirierend meine Familie auch ist, sie hält mich vom Schreiben ab.
Ich wünsche euch, meinen ehrbaren Lesern, wie immer viel Vergnügen, und da wir die 100-Kommi-Grenze ja doch beim letzten Mal schon geknackt haben, weiß ich irgendwie nicht, was ich mir noch vornehmen soll.
Jetzt ist aber genug, sonst werden meine Bemerkungen hier noch länger als der Prolog …
Viel Vergnügen mit den coolsten Dämonenvernichtern, seit Buffy ihren Pflock niederlegte.
moko-chan
„Dude, das gibt 5 Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala.“
Dean musterte pikiert ihren Gegenspieler des Monats, einen Kerl in einem weiten dunkelblauen Umhang mit silbernen Glitzersternen drauf, er trug einen ebenso dunkelblauen Spitzhut – ebenfalls mit Glitzersternen – und hatte doch tatsächlich etwas in der Hand, das auch nach der gründlichsten Betrachtung noch wie ein Zauberstab aussah.
Dean und Sam standen Seite an Seite, hatten die Knarren im Anschlag und gaben ein derart heroisches Bild ab, dass Dean sich zu einem selbstzufriedenen Grinsen hinreißen ließ.
„Gentlemen, es gibt nicht den geringsten Grund, mich mit diesen Waffen zu bedrohen“, ließ sich nun der Bösewicht vernehmen, und Dean schnitt ihm ungeduldig das Wort ab.
„Schnauze, Gandalf!“
Sam neben ihm sah ihn kurz von der Seite an.
„Du meinst Dumbledore.“
„Ich selbst nenne mich den Geistermeister“, versuchte der Antagonist sich wieder in das Gespräch einzubringen, und Dean zog abschätzig die Augenbraue in die Höhe.
„Das gibt noch mal 5 Punkte Abzug.“
Der geschmähte Schurke runzelte seine buschigen Brauen und erklärte, dass es überhaupt nicht in seiner Absicht gelegen habe, dass Menschen zu Schaden kämen.
„Ich wollte doch lediglich ein wenig Magie in die Welt bringen …“
„Deinetwegen haben sich drei unschuldige Mädchen bei dem Versuch, Frau Holle nachzuspielen, fast den Hals gebrochen, als sie sich in ausgetrocknete Brunnen gestürzt haben!“, pflaumte Dean ihn an. „Und jetzt rück gefälligst das Buch raus!“
Der Geistermeister hob seinen Zauberstab, und Dean konfrontierte ihn mit dem Lauf seiner Waffe.
„Denk nicht mal dran, Merlin.“
Der Angesprochene ließ seine Hand wieder sinken und sah einen Augenblick lang unentschlossen aus, dann fand er wieder zu seinem pompösen Ich zurück.
„Aber ich will euch das Buch nicht geben – ihr seid unwürdig!“
Dean schnaubte, und Sam neben ihm wusste nicht, ob es ihm noch lange gelingen würde, den Lachkrampf zu unterdrücken, der ihn seit geschlagenen zwanzig Minuten zu überwältigen drohte.
Apple Valley, Minnesota hatte ihnen definitiv einen der interessantesten Jobs in ihrer illustren Karriere als Jäger geliefert.
Sie waren eher zufällig über den Zeitungsartikel mit der klingenden Schlagzeile „Pechmarie und ihre Schwestern“ gestolpert, und als sie sich im Krankenhaus mit den verletzten Mädchen unterhalten hatten, war ihnen recht schnell klar geworden, dass die entweder gehörig einen an der Waffel hatten, oder aber von jemandem kontrolliert wurden, der gehörig einen an der Waffel hatte.
Sie alle hielten sich für die Goldmarie aus Frau Holle und waren davon überzeugt, ihr Lebensglück hinge davon ab, sich zuerst die Finger blutig zu spinnen, um sich anschließend in einen Brunnen zu stürzen.
Gerade, als Sam und Dean das Krankenhaus wieder hatten verlassen wollen, war ein weiteres Mädchen eingeliefert worden – diesmal wäre das arme Ding beinahe an einem Apfel erstickt.
Zum Glück hatten ihre sieben jüngeren Brüder sie noch schnell genug entdeckt und einen Krankenwagen gerufen, sonst hätte sie wohl nur noch ein waschechter Märchenprinz wachküssen können.
Gründliche Nachforschungen hatten Sam und Dean zu der Legende über das „Buch der magischen Erzählungen“ geführt, das vor knapp einer Woche aus dem Fundus der örtlichen Bibliothek entwendet worden war.
Besagtes Buch verlieh seinem Besitzer angeblich magische Fähigkeiten und gab ihm die Macht „die alten Geschichten wahr werden zu lassen“.
Das hatte ihr Geistermeister – mit bürgerlichem Namen hieß er übrigens Nigel und war Gebrauchtwagenhändler – ja nun auch versucht, und das mit den bekannten Folgen.
„Wir mögen unwürdig sein, aber dafür haben wir noch alle Zacken in der Krone!“, empörte Dean sich schließlich, und Nigel warf mit einer theatralischen Geste seinen Umhang über die Schulter.
„Wie kannst du es wagen, Bursche! Siehst du denn nicht, was ich Großartiges vollbringen kann?“
Dean verstand selbst nicht, warum er mit dem Typen tatsächlich zu diskutieren begann. „Großartiges? Was soll an Märchen denn bitte so großartig sein? Die meisten sind grausamer und blutiger als jeder Horrorfilm!“
Das schien Nigel nicht zu überzeugen, er machte ein Gesicht, als täte Dean ihm von Herzen leid und schüttelte bedauernd den Kopf.
„Du muss eine sehr traurige Kindheit gehabt haben – die Magie soll sich deiner annehmen!“
Nigel riss seine rechte Hand in die Höhe – in der hielt er den Zauberstab – der fing doch tatsächlich an zu leuchten, entlud sich in einem Sternchenregen mit mächtig viel Geglitzer, und dann fühlte Dean, wie Sam ihn beiseite stieß und sich vor ihn warf.
Als er sich wieder aufgerappelt hatte, war von Nigel weit und breit nichts mehr zu sehen, und Sam sah aus, als habe Naseweiß ihren gesamten Vorrat an Feenstaub über ihm ausgeschüttet.