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Supernova

von

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35. Kapitel - (Brennen)

Kurogane
 

Kein Blut. Kein Aufbau. Kein Ventil. Keine Wut. Allein durch ein paar Worte, in einer vertrauten Stimme von einem Fremden ausgesprochen - der nicht wissen konnte, dass er mit diesen Worten genau ins Schwarze traf - hatte er jegliche Motivation verloren hier irgendwem die Kehle durchzuschneiden.
 

Wie oft hatte er Fye Gewalt angedroht. Wie oft hatte er ihn tatsächlich geschlagen. Unfähig in seiner Wut mit all den widersprüchlichen Gefühlen klarzukommen, die in ihm tobten. Wie oft hatte er verdächtigt, gemotzt, gedrängt und beschuldigt. Ohne etwas zu sehen, ohne irgendetwas zu sehen.
 

Wohl wissend, dass die anderen ihn nicht lange mit ihrer 'wertvollen Beute' allein lassen würden, zog er den selbstproklamierten Gründer ein paar Schritte durch den weißen Gang, der nach ein paar Metern in Ashuras Villa enden würde. Er erwartete immer noch die Phagen, doch was diese pistolenschwingenden Idioten auch darin taten, es schien diesen Ashura nicht dazu zu inspirieren irgendetwas auf sie zu hetzen. Weswegen hatten sie ihn noch mal mitgeschleppt? Weil er kämpfen konnte? Lächerlich... oder keiner von ihnen traute sich wirklich eine Waffe abzufeuern.
 

Sein Schädel brummte immer noch, plötzlich müde. So wie es aussah, hatte er nun wirklich all seine Stärke verloren. Nicht einmal mehr genug Feuer, um zu zerstören, nachdem er schon nicht beschützen konnte.
 

Ein blaues Auge, die Verletzung auf der selben Seite wie 'Fye'. Der Blonde auf dem Video hatte auch eine Augenklappe getragen und die Wunde im Gesicht des Gründers war längst vernarbt. Verwirrend genug, wenn es in jeder Welt ein Ebenbild von ihnen gab, hoffnungslos da durchblicken zu wollen, wenn da noch weitere 'Laborerzeugnisse', 'Doppelgänger', 'Klone' hinzukamen. Die Schultern des Gründers waren etwas eingesunken, sein Blick abgewendet und Kurogane wünschte sich, wünschte sich wirklich, er könnte noch nur eine einzige Frage stellen. Nur ein einziges Mal diesen Mann anfahren und Antworten einfordern; oder ihm eine runterhauen; oder wünschen, dass er bei allen Göttern verflucht noch mal nicht aussähe wie der Magier. Wünschte sich am allermeisten das Gefühl weg, diesen Mann umarmen zu wollen und sich für ein paar Sekunden vorzumachen, er wäre jemand, der ihm wichtig wäre – anstatt eines Fremden. Er wusste nicht mal, was er mit ihm hier draußen wollte.
 

„Kuro-sama...?“
 

„Nenn mich nicht so.“
 

„Wie sonst?“
 

„Kurogane.“
 

Der Gründer zuckte mit den Schultern und aufgrund der Bewegung merkte Kurogane erst, dass er ihn immer noch festhielt. Er befahl seinem Arm loszulassen, doch er konnte nicht. Der Gründer biss sich auf die Lippe und sah ihn direkt an, wirkte als wolle er etwas sagen, wüsste dann aber doch nicht, was.
 

„Kuro-sa-“
 

„'KUROGANE' VERDAMMT NOCH MAL!!!“, brüllte der Krieger los.
 

Kein Blut. Kein Aufbau. Kein Ventil. Keine Wut.
 

Der andere Mann schluckte hart, und hob ungeachtet dessen seinen freien Arm, die behandschuhte Hand schwebte unsicher vor Kuroganes Gesicht. Und da war wieder dieses Gefühl, dieses beklemmende Gefühl, das er schon so oft gehabt hatte; Jedes Mal, wenn er in dieser Welt aufwachte. Er hatte von Anfang an gewusst, dass sie diese Welt so schnell wie möglich verlassen sollten und er hatte Monate in ihr verbracht. Er war in ihr gelandet in dem Wissen, dass irgendetwas nicht stimmte, doch war er zuversichtlich gewesen, hier mit seiner Reisegruppe wieder raus zu kommen und nach Japan zurückzukehren. Er hatte gewusst, wer er war, wer ihm wichtig war und wohin er wollte. Nun konnte er sich nicht einmal mehr rühren, kam gegen das alles nicht an, kam nicht gegen dieses Gefühl von Realitätsverlust an, das anstatt seiner Stärke ihn nun auszufüllen schien.
 

„Oh, Kuro-sama....“, murmelte Fyes Stimme neben ihm und strich vorsichtig über seinen Hinterkopf, so wie es sein Ebenbild immer getan hatte. Den Nacken entlang, weil er wusste, dass das eine privilegierte Stelle war, an der sich der Krieger verletzlich zeigte. „Es tut mir Leid.... es tut mir so Leid.. ich dachte.... ich dachte, ich würde endlich mal etwas richtig machen...“ Die Stimme des Gründers brach, so wie es die des Magiers immer tat, wenn er sich sammelte, nachdem Kurogane wieder einmal total in Schwarze getroffen hatte und er der Welt nichts mehr vormachen konnte.
 

Erst als seine verkrampfte Hand den Gründer etwas mit sich herunterzog, merkte Kurogane, dass er auf die Knie gesunken war. Doch der Gründer nutzte die Gelegenheit zur Flucht nicht, sondern beugte sich weiter herunter und drückte ihn mit der Hand an seinem Nacken in eine leichte Umarmung, die nach Wasser und Chemie roch. Der weiße Anzug war leicht feucht, der Stoff rau, doch darunter konnte der Krieger lebendige Wärme fühlen, sogar einen Puls als seine schmerzende Stirn gegen seinen Bauch lehnte. Und er schloss die Augen und da war nur Meeresrauschen in der Dunkelheit.
 


 

Fye
 

Natürlich war Kuroganes Ausbruch nicht unbemerkt geblieben und kurze Zeit später kamen die Kinder und die Hainleute in den Flur gestürmt.
 

„Alles in Ordnung?“, fragte ihn die dunkelhaarige Frau. Fye war nicht ganz klar wen sie meinte, nickte aber. Eine Lüge, denn hier war so gar nichts in Ordnung. Die Kinder schienen entsetzt, als sie Kurogane auf dem Boden knien sahen. Doch jeglicher andersartiger Ausgang dieser Situation wurde von einem ohrenbetäubenden Donnern und einem heftigen Beben vereitelt. Die Prinzessin schrie auf und die Hainleute suchten Deckung, auch er selbst wurde von den Füßen gerissen und landete hart auf dem blitzblanken, weißen Boden. Ein weiterer Donnerschlag folgte und durch die Intensität der Druckwelle wurde ihm fast schwarz vor Augen. War das Ashuras Werk? Doch dieser hatte weit andere Methoden sie am Gehen zu hindern oder gar zu töten. Erst recht würde er nicht das Wohlergehen seines 'Patienten' gefährden, nicht wenn der König auch nur die letzte irrationale Hoffnung hatte, dass er im Zeitrahmen von 40 Minuten wieder kam. Und irrationale Hoffnungen und Wünsche, davon hatten sie selbst nach all der Zeit, einen schier unendlichen Vorrat.
 

Nach einigen Sekunden Stille sah Fye zu Kurogane auf, der schützend über ihn kniete. Ein paar weitere schnelle Herzschläge und auch die anderen regten sich langsam wieder. Vorsichtig strich Fye mit behandschuhten Fingern über das Gesicht über ihm, die Tränen weg. „Bevor du mich wieder anmotzt“, sagte er leise, „Ich habe keine Ahnung was das war...“
 


 

Shaolan
 

Eine Detonation! Wie bereits im Einkaufszentrum klirrten ihm die Ohren und er zog die Prinzessin schützend zu sich, wusste dass weder Hien noch die anderen Waffen sie schützen könnten, wenn der unterirdische Gang tatsächlich über Ihnen zusammenbrach.
 

„Wa-.. was?“, brachte ChuNyan unter Tränen hervor, nachdem ein paar weitere Sekunden Stille vergangen waren.
 

„Ist das dein Werk?!“, fuhr Souma Fyes Ebenbild an, das sich gerade aufrichtete. Dieser schüttelte den Kopf und wirkte selber geschockt. Der einzige, der gerade ruhig zu sein schien, war der Arzt.

„Wir müssen hier raus. Selbes Protokoll wie bei Zwangsräumungen. Zweiergruppe bilden und sich merken, wer zu einem gehört. Nur darauf achten, lasst euch nicht ablenken und verlauft euch nicht. Wir müssen die Villa verlassen. Nach oben. Unterirdisch werden wir hier noch lebendig begraben.“ Das brachte ChuNyan nur noch mehr in Panik und auch Sakura presste verängstigt ihr Gesicht gegen seine Schulter. Tief durchatmend, nickte Shaolan und wollte sich schon mit der Prinzessin Richtung Ausgang bewegen, als er sah, dass Kyle statt dessen zurück in den Laborraum ging.

„- was..? Kyle!“, bemerkte es jetzt auch Souma. „Was hast du vor?“
 

„Diesem Bastard eine Kugel durch den Kopf jagen. Meinst du ich bin den ganzen Weg hierher gekommen, um den Mann zu verschonen, der uns diesen ganzen Ärger verursacht hat?“
 

„Niemand jagt hier jemanden eine Kugel durch den Kopf!“ Souma schien entsetzt, obwohl sie selbst immer noch eine Waffe in der Hand hielt.
 

„Dafür sind wir hier!“
 

„Wir sind hier um den Gründer zu finden!“, unterbrach ChuNyan die beiden argumentierenden Erwachsenen. „Und wir haben ihn gefunden! Er kann uns helfen!“
 

„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun! Und wir wissen nicht einmal, ob er irgendetwas bewirken kann!“
 

„Ich habe jede Nacht bereut, was wir in den Laboren getan haben, Kyle“, Souma war auf ihn zugeschritten und hatte ihm am Kragen gepackt. „Jede Nacht! Was wir nicht nur unseren Patienten angetan haben, auch unseren Kollegen und Freunden! Ich bin nicht hierher gekommen, um jemanden zu exekutieren!“
 

„Doch. Bist du.“, antwortete der Arzt und Shaolan konnte an ihrem Blick sehen, dass er Recht hatte. Unauffällig warf Shaolan einen Blick durch die Tür zurück und atmete erleichtert durch.
 

„Wir sollten gehen“, versuchte er möglichst ruhig zu sagen, obwohl sein Herz ihm bis zum Hals schlug und er nicht gewusst hätte, wie er die beiden hätte aufhalten sollen ohne sie zu verwunden. Seinen Lehrmeister konnte er erreichen, doch diese beiden waren Fremde und er traute sich mit Hien nicht wirklich zu schon zwischen Freund und Feind unterscheiden zu können. „Ashura-san ist längst verschwunden.“
 


 

Fye
 

Fye lächelte trotz allem etwa sin sich hinein. Natürlich war er das. So paranoid wie Ashura war, hatte der Raum mehr als einen Ausgang, vermutlich befand sich sein König längst in den Ruinen von Ruval.
 

„Dann hält uns ja nichts mehr auf“, brummte nun auch der Krieger, der sich mittlerweile gefasst hatte. Sie liefen den Gang hinauf und fanden sich in einem Flur Ashuras Villa wieder. Einen Moment wirkte die Gruppe orientierungslos, doch Fye war in diesen Räumen großgeworden. „Wohin wollt ihr?“
 

„Nach oben“, antwortete der den Arzt. „Wir werden von einem Flugschiff abgeholt... wenn wir Glück haben.“
 

Auch hier oben war Donner zu hören, der jedoch diesmal zu weit weg war, um den Boden wesentlich zum Beben zu bringen. Was passierte da draußen bloß?
 

Doch da an ruhige, klärende Gespräche gerade eh nicht zu denken war und seine Zeit tickte, setzte er sich einfach in Bewegung und rannte los. Die unzähligen Gänge entlang, vorbei an all den Illusionen und falschen Türen und geheimen Gängen, jeden Zauber auswendig kennend – die Villa bestand zur Hälfte aus solchen Illusionen, die über ihre wahre Größe und Aussehen hinweg täuschten. Sie stiegen eine weitere Treppe hoch, hier hatten sich die Zimmer der höherstehen Bediensteten befunden, auch hier alles penibel sauber, obwohl hier niemand mehr lebte. Eine weitere Treppe, Gästezimmer, zweite Küche, die Bibliothek. Es tat gut zu rennen, zu laufen, zu brennen und endlich aus all dem Weiß und der Stille herauszukommen. Es schien im fast als wäre all der Krach dort draußen sein persönliches Geschenk.
 

Kurogane lief direkt neben ihm und je höher höher sie kamen, desto näher kam auch der Donner. An der letzten Treppe zum Dach ließ seine eh nicht besonders gepflegte Kondition endgültig nach und ihm wurde fast schwarz vor Augen. Doch der Krieger packte ihn nur mit einer fließenden Bewegung und nahm ihm im Lauf hoch, trug ihn das letzte Stück.
 


 

Sakura
 

Shoalan hielt ihre Hand fest in seiner während sie durch Gänge rannten, Fyes Ebenbild hinterher. Hoffentlich würde er sich nicht überanstrengen, doch sie konnte sich nicht wirklich darum Gedanken machen. Zu viel prasselte auf einmal auf sie ein. Nicht nur die erschreckenden Ereignisse um Ashura, nicht nur das Donnern und das gelegentliche Beben des Fußbodens und der Wände, die sie an die Explosion im Einkaufszentrum vor wenigen Tagen erinnerte. Nein, alles um sie herum schien zu verschwimmen, im Chaos und dem Schmerz, der in der Luft um sie herum war. Ständig sah sie Schatten oder streiften sie Emotionen von Geistern, hörte sie Stimmen, Schreie. Die Gänge der Villa veränderten immer wieder ihr Aussehen, wurden zu Steinmauern mit großen Fenstern, hinter denen tosende Schneestürme zu sehen waren statt gepflegter Gärten. Der Teppich auf einmal feucht und die Luft eiskalt.
 

Endlich waren sie oben und ein heftiger Wind empfing sie. Was sie sah, als sie endlich wieder zu Atem gekommen war:
 

Sie befanden sich auf einem Wachturm hoch über der Villa, die nun aussah wie ein Schloss. Doch das war nicht das Schreckliche. Das Schreckliche war, dass sie von hier aus fast ganz Omehlas sehen konnte, all das Grün und die Seen und die Tiere und vereinzelten Fachwerkhäuser, die sie Stunden lang beobachtet und auf der Suche nach ihren Reisekameraden durchstreift hatte. Darüber fegten Flugschiffe hinweg, immer und immer wieder, und jedes Mal wenn sie hochzogen, um im wolkigen Himmel zu verschwinden, gab es kurz später einen lauten Donner und an einer weiteren Stelle entstand eine Feuerwand.
 

Ganz Omehlas brannte.
 

Neben ihr ging ihr Freund in die Knie und starrte völlig geschockt auf die Szene vor sich. Auch Sakura selbst kämpfte mit den Tränen. Nun, eigentlich hatte sie den Kampf schon längst verloren, denn das alles sah sie nur noch verschwommen.
 

Sie hatte schreckliche Angst, doch in erster Linie fühlte sie nur eine tiefe Trauer. Wer immer die Leute waren, die in den Flugschiffen saßen, dort unten waren auch Menschen. Auch wenn ihr ChuNyan, Souma und Dr.Kyle immer hatten weißmachen wollen, dass es 'böse' Menschen waren. Ashura-san hatte ihr einmal erklärt, dass Omehlas der letzte Garten von Niaoulli wäre. Ansonsten bestand diese ganze Welt nur noch aus Eis und Schnee und feindlicher Magie, Orte, an denen niemand mehr leben konnte, nicht einmal andere Lebewesen wie Tiere. Daher waren die beiden Städte die letzten Zuflucht und Omehlas das letzte Stück grüne Natur, das es überhaupt noch gab.
 

Ein heftiger Windstoß riss sie fast von den Füßen, doch Shaolan hielt sie fest und als sie hoch blickte, erkannte sie, dass ein Flugschiff genau über ihnen schwebte. Eine Luke ging auf und die Leute darin gestikulierten wild, wollten, dass sie einstiegen.
 

Sie sah, dass der Gründer Kurogane irgendetwas zuschrie, doch sie konnte es durch den ganzen Lärm und den Wind nicht hören. Ein anders Flugschiff sauste über sie hinweg und warf ganz in ihrer Nähe eines dieser Donnergeschosse ab. Alles wackelte und diesmal konnte sie sogar die Wärme des Feuers spüren. Völlig erschrocken ließ sie sich von Shaolan nach oben heben und die Leute im Schiff zogen sie durch die Luke. Nach ihr wurde ChuNyan hinauf gehoben und die beiden Mädchen fielen sich sofort in die Arme, hielten sich aneinander fest. Die Leute hier konnte sie nicht ansehen und daher drückte sie einfach nur ihr Gesicht gegen die Schulter ihrer Freundin und hoffte bald aus diesem Alptraum aufzuwachen.
 


 

Kurogane
 

„WAS SOLL DAS HEIßEN? DU KANNST HIER NICHT WEG?“, schrie Kurogane den Mann vor sich durch den Lärm zu. Natürlich kam der Gründer mit ihnen, deswegen waren sie ja hergekommen! Auch wenn er selbst nicht wusste, warum auf einmal die Hölle um sie herum ausbrach und warum er nichts von dem Rückzugsplan mit dem Schiff gewusst hatte.
 

Der andere Mann schüttelte den Kopf und wirkte als würde er gleich umkippen, oder bei der nächsten Explosion über das Geländer fallen. Er blickte nach unten, dann wieder zu ihm und hinauf zur Luke, durch die gerade Souma und Kyle geklettert waren. Der Krieger war kurz davor ihn einfach zu packen und gegen seinen Willen durch diese verdammte Luke zu zerren!
 


 

Fye
 

Hatte er das getan? Warum verstand er dann nicht einmal ansatzweise, was dort unten geschah? War es das, was Ashura hatte verhindern wollen?
 

'Ich tue das, um dich zu schützen. Dieses Land braucht Stabilität – um jeden Preis'.

Der Lärm fraß sich in seinen Kopf, jedes Donnern ließ jedes einzelne seiner Organe verkrampfe. Er hatte das Gefühl so weit gerannt zu sein, endlich seinen Gefängnis und der Wiederholung entflohen, um letztendlich nun wortwörtlich an einem Abgrund zu stehen. Der Lärm zerstörte ihn, die Welt brannte und die Farben mischten sich ineinander bis ihm schlecht wurde.
 

Ganz Omehlas brannte, dieses Land zerstörte sich selbst und er wusste nicht wie er all die Toten und all die Zerstörung wieder ausgleichen sollte.... selbst wenn er es schaffen sollte jetzt noch umzukehren, wenn Ashura überhaupt noch lebte, es war eine Frage von Minuten bis auch die Villa getroffen wurde. Vermutlich würde die Bombardierung beginnen sobald sie eingesammelt worden waren. Er versuchte durch den ganzen Rauch über die Grenzen Omehlas heraus zu sehen, zur Eiswüste, doch das war unmöglich.
 

Was hatte er gewollt, als Ashura ihm seine Freiheit zurück gab? Darauf musste er sich konzentrieren. Wie viel Zeit hatte er noch?
 

Tief atmete er durch, schloss die Augen und versuchte sich auf das Trommeln seines wild schlagenden Herzens zu konzentrieren. Hier war immer noch das Zentrum der Magie. Er öffnete die Augen und sah nur Feuer. Er drehte sich um und sah den Mann an, den er fast zerstört hatte. Welchen Weg er auch nahm, es würde wieder so werden.
 

Der Krieger sah aus als würde er ihn jeden Moment niederschlagen und zwingen mitzukommen. Die Hand war schon wieder an seinem Arm, doch irgendetwas musste er bemerkt haben, denn er stockte. Kurogane sah selbst so unglaublich müde aus. Er beugte sich zu ihm und einen Moment war es still, bis auf das Rauschen des Windes, das ihn an ein Hochhaus unter zwei Monden erinnere.

„Fye, was passiert wenn du hier weggehst?“ Der Name an seinem Ohr ließ ihn verwirrt aufsehen und wie sehr er sich wünschte, er hätte nur 10 Minuten Ruhe, um alles zu erklären.
 

Er lehnte sein Gesicht an Kuro-samas und sprach in sein Ohr. Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus und es war wirr und nicht mal die Hälfte von dem, was er eigentlich hatte sagen wollten, doch sie hatten keine Zeit. Sie hatten keine Zeit.
 

„Kuro-sama... ich 'träume' diese Welt, ich bin der Gründer.. Ich... ich wollte dir so viel erklären, aber du musst jetzt gehen und darfst nicht wieder kommen. Nicht schon wieder. Dir und den Kindern wird nicht passieren, aber du darfst nicht wiederkommen! Ich reise nicht mehr weiter mit euch, ich... Du bist so oft wieder gekommen, doch das hier war mein Preis für meinen Wunsch. Ashura hat den Preis umgehen können, doch es ist endgültig Zeit ihn zu zahlen, auch du kannst daran nichts ändern. Es ist... das einzige, was ich je richtig gemacht habe... und... und… ich wünschte es würde dich nicht so verletzten... weil… weil ich dich so verdammt gerne habe. Doch bitte, versprich mir, dass du nicht wiederkommst... geh nach Japan, zu Tomoyo-hime, aber: Komm. Nicht. Wieder.“
 

Er würde nicht in dieses Raumschiff steigen und Kurogane noch einmal den Anblick aussetzen, wie jemand, den er beschützen wollte, vor seinen Augen starb. „Danke für alles... du hast mir so schöne Träume beschert, doch du musst aufwachen!“
 

Der Krieger löste sich und sah ihn mit geweiteten Augen an. Verwirrt, atemlos, tausend Gedanken im Kopf und: „Was zur Hölle redest du da?“
 

Fye schüttelte den Kopf und löste sich. Starrkopf... Er löste sich von dem Krieger, der ihn misstrauisch ansah. Oben von der Luke hörte er Rufe, dass sie 'gefälligst ihre Ärsche bewegen' sollten.
 


 

Kurogane
 

Und dann kapierte er es. Wie, wusste er nicht genau. Ein Wunder, dass er überhaupt noch irgendeinen Gedanken fassen konnte, oder wollte. Dass irgendetwas überhaupt Sinn ergab. Doch als sich der Gründer nach seinem Redefluss löste und er in dieses blasse Gesicht sah, nackt von jedem Lächeln und dem Blick, der genau das spiegelte, was er fühlte, da wusste er es einfach. „Du stirbst, wenn du von hier fortgehst... genau so wie dein Ebenbild...“
 

Fye hatte ihn scheinbar trotz des Lärms verstanden. „Ich sterbe in 20 Minuten, ich habe nur nicht vor es in deiner Gegenwart geschehen zu lassen. Und hier kann ich zumindest....“ Der Idiot schüttelte den Kopf, versagte ihm schon wieder Antworten. Kurogane wollte schon wieder an die Decke gehen, eine Hand schon zur Faust geballt.
 

Er wollte nichts lieber als Fye mitziehen, in dieses Flugschiff zerren und irgendwie retten. Denn 20 Minuten waren ihm gut genug, um die Wette einzugehen. Um irgendwie Mokona dazu zu bringen, doch noch Kontakt mit der Hexe aufzunehmen (mit Fyes Gründerfähigkeiten konnten sie sicher die Hexe kontaktieren oder auch sonst fanden sie irgendwie einen WEG!) und …. er würde alles zahlen, um diesen Idioten mitzunehmen. Das war wichtiger als Blut. Wichtiger als Aufbau. Wichtiger als ein Ventil. Wichtiger als Wut.
 

Doch er konnte sich nicht rühren.
 

Eine weitere Detonation riss sie fast von den Füßen und über ihm war ein Fluchen zu hören. Hier wurde es auch für die Kinder zu gefährlich. „WIR KOMMEN NICHT!“, schrie er nach oben und erntete unverständliche Blicke. Er schüttelte den Kopf. „FLIEGT ENDLICH!“
 

Scheinbar hatte der Pilot noch etwas gesunden Menschenverstand übrig und endlich hob das Luftschiff ab und verschwand im mittlerweile völlig verrußten Himmel. Als er sich umdrehte, sah ihn der Kerl völlig fassungslos an.
 

„Bist du wahnsinnig?!“, fragte Fye. Durch das abwesende Motorrauschen und den Flugwind konnten sie sich nun etwas besser verständigen. „Du solltest mit, du verdammter Idiot!“
 

„Das ist mein Text“, erwiderte Kurogane mit einem humorlosen Grinsen.
 


 

_____Kapitel 35 Ende_____



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