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Supernova

von

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28. Kapitel - (Die perfekte Welt)

Kommentar: Diese FF weiterzuschreiben war ein wahrer Kampf. Eben weil sie über Jahre geschrieben ist, steckt viel von meinen eigenen Gefühlen darin und teilweise konnte ich auch deswegen nicht weiterschreiben. Auch musste ich dem Drang widerstehen, sie von vorne bis hinten zu bearbeiten und verändern, um sie auf ein 'Niveau' zu bringen. Doch die alten Kapitel bleiben wie sie sind, sie haben alle etwas, was ich mag, und was ich nicht mag. Auch die folgenden 5 Kapitel sind über Monate hinweg entstanden und vor allem Kapitel 28 habe ich ungefähr 8x völlig neu geschrieben.
 

Feedback und Konstruktive Kritik sind daher immer sehr erwünscht.

Ach ja, wenn jemand vom letzten Kapitel verwirrt war, das war gewollt. In den nächsten Kapiteln wird sich einiges klären (vielleicht gibt es dafür aber noch andere Verwirrungen?)
 

Ach ja, ich habe momentan keinen Beta für diese FF.... ich hoffe das macht sich nicht bemerkbar. Wenn jemand grobe Fehler oder Ungereimtheiten (die nicht zur Story gehören) findet, wäre es super, das irgendwo zu vermerken (von mir aus auch in ner ENS).
 

Edit 28.Mrz 2013: Ich habe einen Beta! Tadaa!! Deswegen wurden hier noch ein paar Fehler rausgebügelt und das nächste Kapitel ist dann sozusagen beta-päpstlich abgesegnet. Vielen Dank an Nina! Du hast wirklich klasse Arbeit geleistet!
 

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Natürlich würde er es nicht so offen zugeben: Doch als Kind hatte er tatsächlich geglaubt, die Welt sei perfekt.
 

Nicht immer schön (all die Dinge, die ihn ärgerten, ängstigten; die für Erwachsene Sinn machten, für ihn aber völlig unverständlich waren) – und die manchmal - ohne dass er groß den Überblick darüber hatte, warum - weh tat.
 

Doch im Großen und Ganzen schien die Welt jedoch schon in Ordnung. Eine Ordnung, in die er hinein geboren worden war, in der er seinen Platz hatte, die unantastbar für die Ewigkeit schien und damit perfekt. Doch diese Ordnung brach zusammen.
 

Natürlich. Das tat sie immer irgendwann. Doch seine Ordnung tat es nicht Stück für Stück auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Sondern auf einen Schlag innerhalb einer einzigen Nacht voll Feuer und Schreie und Tod kurz vor seinem 12. Geburtstag (viel zu früh hörte er die Leute ab Hof mitleidig flüstern, aber wann war sonst die richtige Zeit alles bedeutende zu verlieren?, fragte er sich damals und kämpfte nur noch um so verbissener).
 

Lange Jahre lang musste er sich eine neue Welt zurechtbiegen, seinen Platz in ihr erkämpfen. Er hatte es geschafft und er war stolz darauf. Doch ein letzter Rest von Chaos war nie verschwunden:
 

Sein Blick dafür, wie wenig perfekt die Welt war; Die Wut über jeden, der sein Leben als selbstverständlich hinnahm; Das Wissen, wie leicht Menschen zu töten waren und wie viel Schutz und Kraft man aufbringen musste, um auch nur ein einziges Leben zu beschützen; Dieser leise Verdacht, dass trotz seiner Stärke, sich die Welt jeder Zeit noch mal auf den Kopf drehen könnte, wenn er nicht ständig um sie kämpfte.
 

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Vor 2 Tagen hatte er Tomoyo am Arm gepackt und aus der überfüllten Küche gezogen. Das blinde Mädchen hatte keinen Protest von sich gegen als er sie vor dem Schlafen/Bewusstlosen/Toten auf dem Sofa gezogen hatte, auf ihn zeigte, so als könnte das blinde Mädchen ihn sehen.
 

„Erklär mir das!“
 

Denn sie war ja das Ebenbild seiner Prinzessin, umgeben von Geheimnissen und wenn er nur stur genug war, dann bekam er schon die Antworten, die er nicht mehr von Fye bekommen konnte (als hätte das jemals geklappt).
 

Das Mädchen schüttelte nur traurig den Kopf. „Ich kenne mich nicht so gut damit aus... ein Schock, wegen der Strahlung... ich... ich weiß nicht, was man da tun kann. Wenn es selbst der Doktor nicht weiß... Nach dem Glauben der alten Welt könnte man ihm mit Hilfe seiner 'Essenz' Kraft zurück geben, doch Laborerzeugnisse haben keine 'Essenz'-- es..“ Sie biss sich auf die Lippen und kämpfte gegen die Tränen an und Kurogane sah auf seine Hand, der ihren Arm so fest hielt, dass er rote Abdrücke hinterließ als er sie freigab. Ein Kind. Er verlangte von einem Kind Antworten, nur weil sie jemandem ähnlich sah, der ihm schon einmal Halt gegeben hatte, nachdem die Ordnung zusammenbrach.
 

„Du solltest zu deiner Freundin zurückgehen, es ist zu gefährlich hier.“
 


 

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Und nun war die Welt so:
 

An irgendeinem Ort in irgendeiner Illusion. In Welt von dem ihm nur das Weiß ihm im Sinn blieb, wenn er die Augen schloss. In einer Stadt, die am besten mit 'Gestank' und als wässrigen 'Labyrinth' zu beschreiben war. Und sein Herzschlag erinnerte ihn immer mehr an Schneerauschen, je länger er in dem abgedunkelten Wohnzimmer saß, Schatten anstarrte, Stunden passiv verstreichen ließ und die Imperfektion der Welt in jeder Zelle spürte. Sich fragte, wie er das nicht hätte ahnen können; dass es so werden würde; ihm der verdammte Magier so sehr unter die Haut ging.
 

Das Wohnzimmer wurde in unregelmäßigen Intervallen von blauem Licht geflutet: Suchscheinwerfer, die nach der Sperrstunde die Straßen ausleuchteten. Ein braunhaariges Mädchen, das die Hand ihres Freundes hielt, als würde er aufwachen, wenn sie nur genug geheult hatte.
 

In der Küche plärrte das Radio, warf neue Prophezeiungen von Gefahren und neue Meldungen über das Attentat auf EX- Oberhaupt Ashura vor die Füße ihrer unfreiwillig zusammengewürfelten Wohngemeinschaft (wirklich, es war nur ein Einbruch gewesen).
 

Der Geruch von Instantkaffee, Milchpulver und Smog.
 

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In der Innenstadt von Sytarax herrschte der selbe Lärm und der selbe Trubel wie stets, so als hätten in der Nacht keine verstärkten Kontrollen stattgefunden, keine Ausgangssperre nach Sonnenuntergang und als sei kein striktes Ein- und Ausreiseverbot verhängt worden. Vermutlich waren die Leute hier solche 'Maßnahmen' gewohnt. Sie kamen und gingen und hatten auf die Gewohnheiten nicht mehr Einfluss als das Wetter. Auf wen das ganze jedoch Einfuss hatte, war der bunt zusammengewürfelte Haufen an Hain-Flüchtlingen, Kindern und Dimensionsreisenden in der viel zu kleinen Wohnung.
 

Auch war die Realität auch am dritten Tag nach Omehals nicht völlig vor der Sorge und dem Schweigen geflüchtet. Genau so wenig wie die alltäglichen Probleme: Ihnen gingen langsam die Vorräte aus. Da die meisten dieser Bewohner auch noch von den Industriellen gesucht wurden, war es an ChuNyan, Shaolan und Sakura Lebensmittel zu besorgen.
 

Zwar war es auch für die Dimensionsreisenden nicht ungefährlich draußen herumzulaufen, doch dank den seltsame Apparaten, an denen Shaolans Ebenbild die ganze Nacht gearbeitet und die ihnen Dr. Kyle dann unter die Haut operiert hatte, mussten sie zumindest die Kontrollen nicht fürchten. Es war ein komisches Gefühl für das Mädchen, dieses harte Stück Metall unter ihrer Haut erfühlen zu können, doch es war praktisch, so konnten sich Shaolan und sie auch ohne Mokonas Hilfe mit den Menschen in dieser Welt verständigen. Das weiße Wesen wollte Kurogane und 'Fye' eh gerade nicht allein lassen.

Mit schlechtem Gewissen spürte sie auch, dass sie ganz froh war, aus der beengten, überfüllten Wohnung heraus zu kommen und in den bunten Trubel eintauchen zu können, sich irgendwie nützlich zu machen, wenn sie sich schon dort verstecken durften.
 

Gerade betraten sie ein riesiges Gebäude, das aussah wie ein Palast mit zehn Stockwerken, das jedoch in Wirklichkeit eine riesige Markthalle war. Händler boten ihre Wahre an, Illusionen schwebten in der Luft und sprachen mit ihnen, Musik drang aus den Lautsprechern in ein Meer aus Eindrücken, die die Prinzessin regelrecht benebelten.
 

„Wir brauchen Milchpulver und Konserven, außerdem Antibiotika. Milchpulver bekommen wir im dritten Stockwerk bei 'Kleinkinderbedarf', die Apotheke ist in der zehnten. Von da hat man eine super Aussicht auf den Gemischtwarenmarkt unten! “, erklärte ihnen ChuNyan und bahnte sich ihren Weg zu den Aufzügen. „Daneben ist auch ein Buchladen. Sakura hat mir erzählt, du magst Bücher, Shaolan?“
 

Sakura musste ihn am Ellbogen berühren, bevor er aus seinen Gedanken gerissen werden konnte.
 

„Shaolan-kun?“
 

„Eh- was? Ja, ehm. Sehr gerne.“
 

„Mit der Software, die dir Shaolan eingebaut hat, kannst du sogar die Schrift dieses Landes lesen! Super, oder?“
 

„Ja...Danke.“
 

Besorgt sah Sakura zu dem Jungen, während das schwarzhaarige Mädchen voran lief. Shaolan konnten nicht mal Bücher von seinen Grübeleien ablenken. „Geht es dir nicht gut?“, fragte sie.
 

Leicht schüttelte er den Kopf und hielt sich am Griff des durchsichtigen Fahrstuhls fest, der sie in rasender Geschwindigkeit in den 10.Stock brachten.
 

„Nein, ich war nur in Gedanken.“
 

„Ich finde...“, begann Sakura und zögerte es anzusprechen, „Ich finde eh... diese Welt ist ziemlich gefährlich... vielleicht sollten wir nicht nach der Feder-“
 

„Wir müssen eh Fye-san finden, dann können wir auch zur selben Zeit nach deiner Erinnerung suchen, Prinzessin“, unterbrach sie der Junge. "Es macht keinen Unterschied."
 

Sie nickte zustimmend, fühlte sich aber unwohl dabei. Sie hatte den anderen noch nicht von ihrer Begegnung mit Fyes Ebenbild in der Villa erzählt, irgendetwas hielt sie davon ab. Wenn es in der Welt mehrere Menschen gab, die das selbe Aussehen hatten... und der Mann hatte sie eindeutig nicht erkannt. Und Ashura-san wirkte wirklich besorgt um ihn...
 

Die durchsichtige Kabine hielt mit einem sanften Ruck und sie mussten sich durch die hereinströmenden Menschenmassen hinaus schieben. Ashura-san, der selbe Mann, den die Hainleute fürchteten und verfluchten... sie konnte irgenwie nicht glauben, dass es so einfach war.
 

Doch die Aussicht lenkten sie von diesen Gedanken ab.Von hier aus konnte man fast auf all die Menschen sehen, die sich im Gebäude befanden! Sie liefen auf den Etagen herum, lehnten sich unterhaltend ans Geländer und zwischen ihnen hingen die 'Geister' (hier nannte man sie Hologramme), blau und mysteriös. Auf der untersten Etage war ein Markt aufgebaut und überall funkele es und alles war so voller Stimmen und unterschiedlicher Musik und Gerüche, dass ihr fast schwindelig wurde.
 

Sie kauften die Medizin, fuhren dann wieder mit dem Aufzug, kaufen Milchpulver, Nudeln und ChuNyan schleifte 'Shao' in den Buchladen, wo dieser letztendlich doch etwas Ablenkung fand.

Zum Abschluss schlenderten sie mit Tüten beladen über den Markt im Erdgeschoss. Das dunkelhaarige Mädchen erklärte ihr alles so schnell, dass sie fast über ihre eigenen Worte stolperte und ergriff immer wieder ihre Hand, um sie weiter zu ziehen. Es schien ihr als versuchte ChuNyan ihe angeschlagene Laune wett zu machen, indem sie einfach schneller redete, wilder gestikulierte und mehr Enthusiasmus an den Tag legte.
 

Shoalan folgte den beiden Mädchen meist nur schweigend und hielt die Umgebung im Blick. Doch auch ihn traf völlig unvorbereitet, was dann geschah.
 

Plötzlich gingen alle Lichter aus, die Leute um ihn herum hielten sofort inne und schauten sich verunsichert um. Die Notbeleuchtung flackerte kurz auf, dann gingen auch diese Lampen wieder aus.
 

„Was ist passiert?“, wollte Sakura gerade ihre Freundin fragen, als diese sie auch schon grob vorwärts zog. „Wir müssen hier raus! Schnell!“, rief sie dem Jungen zu und rannte mit ihr durch die Menge, stolperte über Kabel und Stände und prallte gegen Menschen. Nur durch das gläserne Dach hoch oben kam etwas Licht, doch es reichte kaum aus, um mehr als Schatten zu erkennen.
 

Doch sie schafften es nicht ganz. Bevor sie auch nur die Hälfte der Strecke zum Ausgang hinter sich gebracht hatte, ertönte ein lauter Knall und eine heiße Druckwelle riss sie und alle umstehenden Leute zu Boden; das Licht war in dreifacher Intensität wieder zurück. Die Einkaufstüte flog Sakura aus der Hand und Sakura schlitterte ein Stück weit über den Boden, stieß gegen andere Menschen und realisiere erst dann, dass sie auf dem Boden lag. Plötzlich war alles viel zu hell und mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf die oberen Stockwerke, die lichterloh in Flammen standen. Ein weiterer Knall erschallte, übertönte selbst die erschrockenen Rufe um sie herum und Scherben von Fensterscheiben segelten wie ein kristallener Regen auf sie hinunter, in denen sich funkelndes Licht brach. Es sah schön aus, sie hätte es ewig ansehen können, doch Shaolan war plötzlich über ihr, drückte sie nach unten und schirmte sie mit seinem Körper ab, während die Scherben prasselnd wie Regen um sie herum niederfielen.
 

Dann wurde sie wieder auf die Beine gezogen, stolperte über liegende Menschen und umgekippte Stände, versuchte einfach nur Shaolans Hand auf keinen Fall loszulassen. Immer wieder ertönten weitere Explosionen, Dinge rasselten auf sie nieder, stürzten um oder wurden plötzlich von unsichtbaren Kraft durch die Gegend geschleudert. Auch der Boden unter ihren Füßen wackelte schwindelerregend, brach an manchen Stellen auf und gab den Blick auf brennende Lagerräume frei. Doch irgendwie schafften sie es zum Ausgang.
 

Draußen angekommen, hatte sich schon eine Menschentraube gebildet und Wächter drangen in das Gebäude ein, um es zu stürmen, oder um den Menschen darin zu helfen, konnten in dem Chaos niemand von ihrer Gruppe sagen. Doch es war besser ihnen nicht zu begegnen, weswegen sie im Schutz der Menschenmasse in einer der Seitengassen verschwanden. Schwer atmend kamen die kleine Gruppe zum halten.
 

„Bist du verletzt, Prinzessin?“, Sakura schüttelte den Kopf, bis auf ein paar Kratzer war ihr nichts passiert, auch Shaolan und Chu Nyan schien es wie durch ein Wunder bis auf ein paar Schnittwunden und Prellungen gut zu gehen. Ihre Beine zitterten und sie kämpfte gegen die Tränen an als sie sich durch enge, verwinkelte und mit Müll völlgestellten Gassen hindurch eilig auf den Rückweg machten.
 

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„WARUM VERDAMMT GREIFEN DIESE IRREN IHRE EIGENEN LEUTE AN?!“ Kuroganes Faust donnerte auf den Tisch, der dadurch fast zerbrach.
 

„Ich glaube nicht, dass das Wächter waren...“, bemerkte Souma und schüttete Kaffe nach, während ihr Mann die Wunden der Kinder reinigte und auf die Schnitte eine durchsichtige Paste auftrug. Im Radio war von mehreren Verletzten und auch Toten berichtet worden. Die Küche hatte sich längst zu einer Art 'Konferenzraum' entwickelt, nur Hime fehlte, die sich strikt weigerte die Seite ihres Freundes zu verlassen.
 

„Wer bitte dann?!“, verlangte Kurogane zu wissen.
 

„Es ist gut möglich, dass es sich um eine Racheaktion handelt...:“ Shaolans Ebenbild blickte beim Sprechen bedrückt auf die Tischplatte, um dem Blick der Dimensionsreisenden nicht stand halten zu müssen. „Es gibt durchaus Leute von unten, die die politische Lage mit Waffengewalt zu ändern versuchen...“
 

„Besonders da es in den letzten Wochen mehrere Angriffe auf uns gab“, erklärte Souma weiter. „Der Hain war nur der Auftakt. Die Kontrollen sind stärker geworden, die ehemaligen U-Bahnschächte und der ganze Untergrund sollen gesprengt werden... es gab eine Menge Tote auf unserer Seite... niemand weiß wie viele. Ashura geht diesmal hart gegen uns vor.“
 

Bedrücktes Schweigen breitete sich in der Küche aus. Eine hölzerne Küchenuhr über der Tür tickte monoton vor sich hin, ihre fein geschwungenen Zeiger sich unerbittlich auf den Nachmittag zubewegend.
 

„Und daher ist es okay, dass andere Unschuldige darunter leiden?“ Es war mehr eine ironische Feststellung seitens Kurogane, statt einer Frage.
 

„Bitte sparen Sie sich diese Verallgemeinerungen. Niemand in diesem Raum neigt zu besonderer Gewalt – außer Sie vielleicht“, bemerkte der Arzt.
 

„Ach, Schnauze.“
 

„Ich erinnere mich nur an Ihr nicht gerade pazifistisches und zudem unnötiges Eingreifen im Hain.“
 

„Was ist denn im Hain passiert?“, fragte Sakura.
 

„Nichts“, unterband Kurogane jegliche Antwort. Das brauchte die Prinzessin nicht zu wissen.
 

In das schwere Schweigen hinein, das darauf folgte, fragte Sakura mutig: „Und wie geht es 'Fye'....?“
 

Der Doktor sah nicht einmal auf, wahrscheinlich hatte er längst den Überblick über die Lage und war nur von Souma angehalten worden, sich zurückzuhalten. „Ich versuche es noch mal mit dem letzten Rest Antibiotika, aber eigentlich ist das reine Verschwendung, vor allem, da ihr den Nachschub bezahlt und dann im Einkaufszentrum habt liegen lassen.“
 

Shaolan zuckte leicht zusammen während ein größerer Splitter aus seiner Hand entfernt wurde und Sakura streichelte vorsichtig über das weiche Gefieder des Vogels in ihren Händen. Sie überlegte, ob der Mann in Ashuras Villa davon wusste, was Ashura-san tat. Ihr Blick huschte zu dem Krieger, der völlig in Gedanken verloren Souma anblickte, die seinem Blick auswich, indem sie sich auf ihre Kaffeetasse konzentrierte. Ihre Reisegruppe hatte sich gerade erst, wenn auch unvollständig, wieder gefunden. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass in der Zwischenzeit Jahre vergangen waren.
 

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Es war Abend geworden. Nichts.
 

Es war Nacht geworden. Nichts.
 

4 Tage.
 

Doch erst in der Dämmerung des fünften Tages war auch die letzte trügerische, heuchlerische,

kindische Hoffnung verschwunden und machte einer ihm unbekannten Art von Verwirrung Platz. Verwirrung, die den Krieger an den Sessel pappte, ihn in diesen abgedunkelten Wohnzimmerwänden einkesselte, durch die leisen, stetigen und doch irgendwo sinnlosen Atemzügen einschnürte. Die Niederlage hatte endlose Stunden gedauert, doch nun war sie definitiv. Er hatte wieder jemanden nicht beschützen können und wieder tat es verdammt weh. Als hätte er es nicht schon vorher besser gewusst.
 

Langsam ging Kurogane zum Fenster, sah eine Weile auf die verlassenen Straßen, die kaputten Stege, das matte Schimmern des Wassers dazwischen und das Asphaltufer. Mittlerweile hatte sich auch Hime von Souma überreden lassen sich schlafen zu legen. Das blaue Licht der Kontrolldrohnen war wieder da, floss wieder über die Fensterbank, über die Sofalehne und über das schlafende Gesicht, die hellen Haare. Verschwand. Kam wieder. Verschwand abermals. Es gab dem Bewusstlosen das Aussehen eines Geistes, wenn Fyes Aussehen nicht zuvor schon fremd und traumartig für den Krieger aus Japan gewirkt hatte, so wurde dieser Eindruck nun um ein Vielfaches verstärkt. Gleichzeitig wirkte es so seltsam vertraut.
 

Je länger Kurogane darauf starrte, desto jünger wirkte das Gesicht im Vergleich zu dem des Magiers – weicher und kindlicher. Doch das konnte auch eine Sinnestäuschung sein. Schließlich hatte er das Gesicht 'dieses' Mannes Stunde um Stunde mit anderen Augen betrachtete als die Tage und Monate zuvor das des Magiers, obwohl schon damals sich irgendetwas in seinem Blick verändert haben musste. Doch im Nachhinein konnte er wohl nicht viel darüber sagen, schließlich hatte er diesen Mann und den Magier lange Zeit für ein und die selbe Person gehalten. Bei den Gefühlen für Kameradschaft, körperlicher Anziehung und Neugier gegenüber dem Magier angefangen, hatte er jegliches Gefühl von Zuneigung und Vertrauen gegenüber dem 'Fye' dieser Welt aufgebaut, an der Vergangenheit abgewogen, bewertet, verbunden wurde und zeitweise einfach ignoriert, so wie alle Ungereimtheiten. Die Zusammenhänge waren zerrissen und Kurogane hatte wenig Muße sie wieder zusammen zu fügen.
 

Fyes Atem ging leise und stetig. Kurogane fragte sich, wie man so einen 'Tod' akzeptieren konnte, ob er den Worten des Doktors überhaupt glauben konnte. Eine leere Hülle, die nie wieder aufwachen würde und irgendwann einfach einfach aufhören würde zu funktionieren, so wie eine kaputte Maschine? Wie konnte so etwas bluten, weinen, lachen, seinen Namen in sein Ohr flüstern, grinsen, lügen, laufen?
 

Langsam fuhr der Krieger mit der Hand über das kühle Gesicht -ob darunter wirklich nichts mehr war? Als er tiefer fuhr, fühlt er das schlagende Herz – ob das hier nur noch eine Hülle war? Er konnte es sich nicht vorstellen, doch vielleicht war es das letzte an 'Schutz' was er den anderen bieten konnte. Es eindeutig zu machen. Nicht so ein Zwischending zwischen Leben und Tod. Wenn er etwas spürte, konnte es doch nur unangenehm sein. Kurogane glaubte nicht an Seelen oder Geister, doch er glaubte an Schmerz und er wollte wenigstens....
 

Kurogane beugte sich runter, um den Atem zu schmecken. Er roch längst nicht mehr nach Mais und Honig, eher strahlte er eine gewisse Kühle aus, als ob das Innere dieses Körpers erstarrt wäre, trotz dass die Lippen warm waren. Einen Moment fühlte sich die ganze Aura dieser Welt um ihn herum wie erstarrtes Eis an. Die bunte Decke rutschte zur Seite und floss zu seinen Füßen zu einem Haufen zusammen. Der Pulsschlag direkt über Fyes Brustbein war unter seinen Fingern am deutlichsten zu spüren und sobald der Krieger die Augen schloss, kamen Bilder von Meerestiefen in ihm auf. Dunkle Strömungen, die das Licht brachen, bis er nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Kurogane hatte damals in diesem Lagerhaus so gefürchtet diesen Puls zu verlieren, jetzt war er sicher unter seiner Hand. Doch das Leben, das er beschützen wollte, floss fort. Verdammte Scheiße.
 

Mit einem tiefen Atemzug legte er seine Hand um den schmalen, weißen Hals und drückte zu.
 

________Ende Kapitel 28_______________________
 

Disclaimer: Kein Recht an Charakteren von TRC oder an der Story von Manga und Anime.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schneeprinzesschen
2013-02-02T23:55:08+00:00 03.02.2013 00:55
Ich freue mich total dass es weiter geht :) Durch die lange Pause musste ich alles von vorne lesen und bin nun endlich fertig. Es ist wirklich ein besonderes Werk dass du hier geschaffen hast und ich hoffe sehr dass du es noch zuende bringen wirst, es gibt noch so viel was geklärt werden muss :)


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