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Kimba Staffel 3

Vom Paradis in die Hölle
von

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(kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon)
 

Dies ist die Serienfolge 26 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de !
 

Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog.
 

Viel Spaß

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Kimba, der weiße Löwe

"Teile und Herrsche"

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Die Sonne stand schon hoch am Himmel und die Schule war seit kurzem wieder aus. So konnten Kimba, Mbangi und Juri über die Ereignisse der letzten Zeit plaudern.

"Nun... und daher hat der Doc eben einen Kristall Leuchter aufgehängt, der alle Farben wirft. Nur eben die grünen und braunen nicht zur Theke hin. Und ich habe noch immer keine Ahnung, wie der das hingekriegt hat," berichtete Mbangi gerade von dem Club.

"Sag mal...," begann Juri, "hat der Doc nicht letztens eine neue Hose gehabt? Oder ist das wer neues, der da so verboten rumläuft?"

"Nö, das ist tatsächlich der Doc gewesen. Hat er aber schnell sein gelassen. Die rosa Lackhose sah halt einfach nur schwuchtelig aus und außerdem..."
 

Die Unterhaltung wurde von lautstarkem, tierischen Gezeter unterbrochen. Dodi und Lukas trugen offenbar gerade lautstark eine Meinungsverschiedenheit in Tiersprache aus.

"Was ist denn mit den beiden los?" fragte Juri den kopfschüttelnden Kimba.

"Es geht um ein Schulprojekt. Wir sollen jeweils zu zweit ein Projekt durchführen und die Ergebnisse presentieren. Und die beiden streiten sich gerade darum, wer nun der Leiter ihres Projektes sein soll."

Lukas hatte sich inzwischen aufrecht hingesetzt um besser Luft zu kriegen: "Du kannst doch noch nicht einmal ein Meßglas richtig aufstellen! Du hast einfach zwei linke Pfoten!"

Dodi lief schon leicht rot an: "Was hat das denn bitteschön mit der Projektleitung zu tun? Du bist doch zu faul fürs Schreiben und viel zu schlampig, die Ergebnisse richtig zu messen."

Lukas: "Hat das etwa mehr mit der Leitung zu tun? Schreiben und ablesen kannst du auch unter meiner Aufsicht!"
 

"Oh, man...," stöhnte Juri auf, "Das ist ja schon so schlimm wie mit der besten Freundin meiner Freundin und deren Schwester: Die zanken auch immer wegen solchen belanglosen Dingen und haben keine Argumente."

"Ach, du hast ne Freundin, kleiner Casanova?" grinste Mbangi.

"Ich bin ja wohl fast zwei Jahre älter als du! Du bist doch bloß neidisch, weil du selber noch keine hast," entgegnete Juri und Mbangi verging das Grinsen recht schnell., weshalb er gleich das Thema wechselte:

"Achja, ich wollte euch noch sagen, dass es neuerdings Schwierigkeiten im Dorf auf den Plateaus gibt. Einer meiner Kumpels aus dem Club hat das von seinem Freund erfahren. Der hat nämlich mal selber dort gelebt und ist letztens in die Stadt gezogen. Da ist jetzt so ein Typ, der will selber Anführer sein und der alte Anführer will das natürlich nicht. Da könnte es bald richtig heftige Schwierigkeiten geben, wenn das so weiter geht."

"Seit wann ist denn das der Fall?" wollte Kimba gleich wissen.

"Seit der Dorfälteste vor etwa zwei Wochen gestorben ist. Da fing es an. Aber so richtig deutlich ist es erst seit einer Woche geworden."

Juri schaute Kimba fragend an: "Sind das nicht auch deine Freunde? Vielleicht solltest du mal nach dem Rechten sehen. Immerhin hast du die besten Beziehungen zu denen und bist auch recht angesehen wegen den Taten dein Vate... ach nee... wegen den Taten deines künftigen Enkels, die der vor etlichen Jahren gemacht hat. Man, ist das eine komische Konstellation..."

Kimba seufzte. Nicht wegen der etwas seltsamen Verhältnisse, die ihn zu einem Freund des Dorfes machen, sondern weil er sich schon wieder um ein Problem kümmern mußte, dass die Menschen verursacht hatten. Dennoch wußte er auch, dass er immer froh war, helfen zu können. Selbst das skurrile Angebot des Subcos, ihn nach seinem Tode zu begleiten, hatte er angenommen.
 

Am späten Nachmittag wartete Kimba im Zelt des Anführers der Nomaden. Es dauerte auch nicht lange, bis der sehr runde Mann um die Ecke kam und aufgrund seiner Körperform beinahe die Vorhänge des Eingangs mitgenommen hätte. Bei der Gelegenheit mußte sich Kimba fragen, ob die Körperfülle angefuttert oder krankhaft veranlagt war.

"Kimba! Gott sei es gedankt, ich wollte schon einen Boten zu dir schicken. Wir haben hier große Probleme."

"Ich habe schon davon gehört..."

"Ein anderer aus unserem Stamm will die Macht an sich reissen - ohne jedes Recht. Doch leider hat er schon viele Anhänger und ich weiß nicht, wohin das frühren soll. Ohne eine rechtmäßige Anerkennung seiner Führerschaft wird der sowieso von vielen nicht akzeptiert werden - ausser natürlichen von seinen Anhängern. Es droht ein kleiner Bürgerkrieg, da er sehr aggressiv ist und die Stimmung gegen mich anheizt."

"Warum tut der das?" wunderte Kimba sich.

"Das liegt doch auf der Hand: Seit unser Dorfältester verstorben ist, traut er sich das, weil er nun nicht mit einem Machtwort von ihm rechnen muß. Der Dorfälteste war sehr angesehen und hätte viele seiner Anhänger mit einem einzigen 'Nein' überzeugen können, dass seine Aktionen unrechtmäßig sind."

"Das ist mir schon klar, aber warum will er überhaupt die Macht haben?"

"Na ganz einfach: Pure Machtgier! Der will einfach nur das Sagen haben, um sich Vorteile verschaffen zu können."

"Vielleicht sollte ich mir den mal vorknöpfen und ihn fragen, was das soll," schlug Kimba vor.

"Ich weiß nicht, ob du bei dem Erfolg haben wirst. Aber vielleicht kannst du seine Anhänger wieder zum richtigen Weg bekehren. Ich wünsche dir Glück, mein Freund," sagte der dicke Mann und schüttelte Kimba freundschaftlich die Pfote.
 

In einem anderen, großen Zelt am Rande des Dorfes saß ein recht dünner, jüngerer Mann mit energischem, hervorstehenden Kinn. Kritisch betrachtete er Kimba, der angeblich so dringend mit ihm reden müsse. War dieses Tier im Auftrage des Konkurrenten hier, also ein Feind? Oder war er neutral und leicht zu überzeugen, also ein Freund? Bald würde er es wissen.

"Du bist also der, der die ganze Aufregung hier im Dorf verursacht hat?"

Der Mann nickte.

"Warum willst du euren Anführer absetzen? Hast du dafür einen Grund?"

Der junge Mann entschied sich für 'eher Freund'.

"Ja, den hab ich: Dieser alte Hammel blockiert unsere Entwicklung und unseren Fortschritt. Das Dorf verkommt zu einer halbverlassenen Siedlung von Armen, weil unsere Jugend und viele andere Leute in die Stadt abwandern. Ich will das Ändern und habe bereits Pläne dazu ausgearbeitet. Doch der will davon nichts hören!"

"Er sagte mir, dass du unrechtmäßig die Macht an dich reissen wolltest."

"Unrechtmäßig? Welches Recht hat der denn, Anführer zu sein? Der kann doch bloß nicht von seiner Macht lassen."

Kimba überlegte. Dann machte er dem etwas aggressiv wirkenden Rebellen ein Angebot: "Wenn du doch nur das Beste für das Dorf willst und er auch, dann solltet ihr euch mal treffen und miteinander reden. Ich denke, ihr werdet zu einer Einigung kommen."

Der Mann blickte ihn mißmutig an. Doch dann nickte er zustimmend. "Um des Friedens und des Dorfes willen werde ich es versuchen. Auch wenn ich fürchte, dass der alte Sturkopf kein bißchen darauf eingehen wird."
 

Es war schon später Abend, als in das große Versammlungszelt des Dorfes immer mehr Menschen strömten und vor allem die beiden Anführer ihr Streitgespräch begannen:

"Du blockierst doch alles! Warum läßt du mich das nicht machen? Es geht immerhin um die Zukunft des Dorfes!" fuhr der dünne den dicken an.

"Weil du keine Erfahrung mit solchen Dingen hast. Wenn du mich einfach meine Arbeit machen lassen würdest, wären wir schon viel weiter."

"Du willst mir deinen Mißerfolg in die Schuhe schieben? Da hörts ja wohl auf!"

"Du wirst die Leute nicht zusammenhalten können, weil du eben nicht der rechtmäßige Anführer wärest!"

Kimba versuchte sich vermittelnd einzuschalten: "Wartet doch, Freunde!"

"Als ob du alter Sturkopf bisher die Abwanderung verhindert hättest! Schau dich doch um: Das halbe Dorf ist schon weg!"

"Weil sich seit deiner ständigen Unruhemacherei die Leute hier nicht mehr wohlfühlen!"

Kimba versuchte es wieder: "Trag doch deine Ideen dem alten Anführer vor und der kann sie dann in die Tat umsetzen."

"Die Abwanderung hat zuerst begonnen. Erst deshalb mache ich ja überhaupt Vorschläge, dass zu verhindern."

"Du hast kein Recht Anführer zu sein!"

"Du bist eine Fehlbesetzung als Anführer!"
 

Kimba versuchte noch einige Male, die beiden zum Reden zu bringen, doch sie stritten nur um so mehr - bis schließlich die Verhandlungen abgebrochen wurden und Kimba deprimiert nach Hause schlich.
 

Er wollte sich gerade unter seinem Fell verkriechen, als er eine warme, sanfte Pfote über seinen Kopf streicheln spürte.

"Es ist wohl nicht besonders gut gelaufen, Kimba?" fragte Rahja ihn mit einem wohlwollenden, tröstenden Lächeln. Der weiße Löwe schüttelte wortlos den Kopf. Er war traurig darüber, dass keiner der beiden Anführer gewillt war, seinen Machtanspruch abzutreten, wenn der andere für die Einhaltung seiner Forderungen einstehen würde. In Rahjas Fell eingeschmiegt schlief er dann schließlich ein.
 

Am nächsten Morgen wurde Kimba durch ein komnisches Geräusch geweckt. Es war ein regelmäßiges Geräusch, ein Klacken von zwei Holzstäben aufeinander.

"Komisch, was das wohl sein mag...," fragte sich Kimba. Er gab Rahja einen sanften Guten-Morgen-Kuss und versprach ihr, gleich wieder da zu sein.
 

Das Geräusch kam von einer Anlage, die in etwa eine Wassermühle darstellte. Lukas fummelte gerade irgendetwas an einem Holzstab herum, der bei jeder vollen Umdrehung des Mühlrades einmal auf einen anderen Holzstab schlug. Daneben lag Dodi auf dem Gras und zeichnete mit einem Kreidestein, den sie sich zwischen die Hufe geklemmt hatte etwas auf eine größere Steinplatte.
 

"Guten Morgen, ihr beiden. Ist das euer Schulprojekt?"

"Guten Morgen Kimba! Ja, wir messen an dieser Stelle die Fließgeschwindigkeit des Wassers im Fluß. Einmal wenn es trocken ist und einmal wenn es geregnet hat," antwortete Dodi. Lukas war offenbar so beschäftigt, dass er Kimba noch gar nicht bemerkt hatte.

"Habt ihr euch denn doch einigen können, wer von euch das Projekt leitet?"

"Wir beide: Lukas baut die Anlagen auf und berechnet nachher am PC die Ergebnisse, ich passe auf, dass er nichts verschlampt, Messe die Ergebnisse und schreibe die nachher selber auf, so dass alle das lesen können. - Nicht wahr Lukas?" Lukas drehte sich überrascht zu Dodi und verschwand dann in Richtung der Schwerkraft im Fluß.

"Das bringt mich auf eine gute Idee!" rief Kimba. "Danke, ihr habt mir sehr geholfen!"

Der weiße Löwe rannte zurück zu Rahja.

"Nanu? Ist etwas passiert?" fragte sie verwundert, als sie Kimba freudestrahlend wieder in die Behausung kommen sah.

"Ja: Lukas und Dodi führen ihr Schulprojekt durch!" erklärte Kimba kurz - etwas zu kurz.

"Ja und? Das machen doch alle Schüler der Dschungelschule. - Und wir auch, sobald du dich aufraffst. Wir haben nämlich nur zwei Wochen dafür."

Kimba schüttelte den Kopf, das meine ich doch gar nicht...," begann er einen neuen Versuch.

"Und warum erzählst du mir etwas, das du gar nicht so meinst?"

Kimba seufzte. "Dodi und Lukas konnten sich gestern doch nicht einigen, wer von ihnen das Projekt leiten sollte. Und jetzt haben sie das Problem gelöst. Die Nomaden haben dasselbe Problem: Sie konnten sich nicht einigen, wer mit seinen Idden Anführer sein sollte. Mein Versuch gestern war ja nicht so erfolgreich, doch Dodi und Lukas haben mich auf eine Idee gebracht."
 

Einige Zeit später hatte Kimba eine weitere Versammlung der Nomaden einberufen. Nach dem gestrigen Fiasko waren die meisten eher widerwillig, doch weil Kimba es forderte, nahmen sie dann doch daran teil.
 

Noch bevor wieder die große Streiterei losging, ergriff Kimba das Wort.

"Ruhe!" brüllte er einmal quer durch das Versammlungszelt.

"Da die meisten von euch gestern gar nicht erst mitgekriegt haben, was eure beiden Anwärter auf die Führung eigentlich wollen, erkläre ich das noch mal. Der neue Anführer will also Forschung betreiben und die Industrie herholen, damit es hier im Dorf technologisch und wirtschaftlich wieder bergauf geht und die Bewohner nicht in die Stadt abwandern. Auch will er das Dorf wieder in den öffentlichen Blickpunkt holen und dafür sorgen, dass es regelmäßig in den regionalen Zeitungen erwähnt wird. Euer Alter Anführer will, dass eure Traditionen gewahrt bleiben, eure Umwelt geschützt und die Gemeinschaft erhalten und gestärkt werden.

Gestern habt ihr nun darum gestritten, welcher von den beiden den besseren Weg eingeschlagen hätte. Ich sehe aber keinen Grund, warum sich diese Ziele gegenseitig ausschliessen sollten. Ganz im Gegenteil: Das Verhindern der Auswanderung in die Stadt würde beispielsweise helfen, die Dorfgemeinschaft zusammen zu halten.

Ich schlage also vor, dass ihr beiden euch den Posten des Anführers teilt und alle eure Vorschläge gemeinsam umsetzt. Jeder tut das, was er am besten kann."

Kimba schaute in die Runde. Überall sah er nachdenkliche und zumeist nickende Gesichter.

"Sie scheinen meinen Vorschlag anzunehmen," dachte sich Kimba und freute sich über diesen Erfolg.

"Im Prinzip ist der Vorschlag gar nicht schlecht," meinte der dicke Mann, "da die Vorschläge durchaus brauchbar sind. Aber er da...," er deutete auf den dünnen," darf nur Vorschläge machen, die ich mir anhören werde. Entscheiden werde nach wie vor ich selbst, da ich noch immer der Anführer bin."

"Ein Guter Vorschlag, Kimba," begann der dünne Mann, " aber wenn der alte Anführer auch nur ein bißchen Macht behält, wird der alles blockieren, was ihm persönlich nicht paßt. Die Erfolge würde er sich selbst zuschreiben und mir alle Fehlschläge zuschieben. Selbst wenn er die Macht teilen wollte, er dürfte sie nicht behalten. Und du siehst ja selbst, dass er nicht einmal für eine Machtteilung bereit wäre. Der gehört abgesetzt, weil er so machbesessen ist!"

Der dice erhob sich mit einer ihm nicht zuzutrauenden Geschwindigkeit von seinem thronartigen Sessel. Durch seine ruckartige Bewegung schwabbelte sein Körper wie ein Ozean bei schwerem Seegang.

"Du bist doch selber nur hinter der Macht her!" schrie er quer über den Saal den dünnen an.

"Der klammert sich mit aller Kraft an seine Position!" rief der dünne in die Menge, ohne seinen Kontrahenten auch nur eines Blickes zu würdigen.

Kimba wollte seinen Ohren nicht trauen: So gut sein Vorschlag auch war, die beiden wollten einfach keine geteilte Macht, keinen zweiten Mann am Steuer.
 

Der Ärger wurde immer größer und die Streiterei war schon kurz davor, in eine handfeste Schlägerei auszuarten, als Kimba seine Niederlage eingestand und geknickt und leise das Zelt verlies.
 

Die Sonne stand schon so hoch am Himmel, dass der Schatten von Kimbas Kopf genau dort lag, wo seine Nasenspitze hinzeigte: Senkrecht unter ihm. Und wenn er gekonnt hätte, hätte er den Kopf in den Sand gesteckt - nach bester Vogel-Strauss-Manier, die übrigens eine reine Erfindung der Menschen ist.
 

Kimba wußte, dass sich die Menschen im Nomadendorf früher oder später die Köpfe einschlagen würden, weil sein Vorschlag gescheitert war - nein, weil beide Anführer nichts taugten und ihre Machtinteressen über die ihres Volkes stellten. Wie betäubt war Kimba in Richtung der Schule marschiert, als plötzlich Rahja aus dem hohen Gras vor ihm auftauchte. Wortlos versperrte sie Kimba den Weg und schmiegte dann ihren Kopf an den seinen. Eine ganze Weile blieben sie so stehen.
 

Es waren 18 Tage vergangen. Juri war erschöpft vom Spielen draussen wiedergekommen und war mit einem halben Liter Eistee in sein Zimmer gegangen. Zwei Poster von Rennautos und Rennfahrern vergangener Tage hingen über seinem Bett. In einer Ecke zwischen Bett und Fenster bzw. Bett und Wand lag seine Schultasche, mit den Hausaufgaben für heute und dem blauen Brief von gestern. Am Kopfende seines Bettes stand neben einer einfachen Nachttischlampe ein weiß und rosa farbener Teddybär, der ein großes herzförmiges "I-Love-You" Schild hochhielt. Daneben stand noch ein kleines Bild von einem Mädchen. Juri lächelte, als er mal wieder diese Gegenstände betrachtete.

Er schaltete den kleinen Fernseher ein, der auf einem alten Gestell am Fußende seine Bettes stand. Eigentlich sah er nicht viel Fernsehen, doch seit einigen Tagen schaltete er regelmäßig zu den Nachrichten ein. Auch an jenem Tag. Und er traf auch gleich relativ genau das Thema, das ihn interessierte. Der Sprecher im Fernsehen berichtete:

"Nach fast zwei Wochen blutiger Auseinandersetzungen im Heimatdorf der Nomaden ist es heute zum Friedensschluß gekommen. Die Anführer beider Parteien einigten sich auf einen Kompromiss in diesem Konflikt: Die Führungspostion im Dorf wird zweigeteilt und jeder der beiden Anführer erhält jeweils die Hälfte der Machtbefugnisse. Beobachter sprechen von einer vernünftigen Lösung und sind sich sicher, dass dieser Frieden eine längere Zeit lang halten wird. Da diese Lösung nach Insider Informationen bereits lange davor möglich war, sind die Toten und Verletzten der vergangenen Wochen offenbar unnötig gewesen. Weitere Meldungen: ..."

Juri atmete durch. Jetzt, wo der Konflikt endlich vorüber war, durfte er auch wieder in den Dschungel und Kimba besuchen. Dieser war zwar zwischendurch in die Stadt gekommen, um ihn sehen zu können, doch Juri fand es im Dschungel gemütlicher - auch wenn seine Freundin Diana ihm sehr viele dieser Stunden des Wartens sehr gut versüßt hatte. Er fragte sich, wieso sie wohl derartig viel Zeit mit ihm verbrachte. Klar, sie mochte ihn sehr - und es war wohl auch schon Liebe. Aber manchmal hatte er das Gefühl, dass sie sich vor irgendetwas bei ihm versteckte. Ob es wohl die Schrecken der beiden vergangenen Kriege waren?
 

Kimba saß unterdessen auf einem mittleren Felsen und schaute über die Steppe hinweg. Die Plateaus und damit das Dorf der Nomaden lagen in der Ferne vor ihm. Er sah irgendwie nachdenklich und bedrückt aus.

Nach einiger Zeit setzte sich der Subco neben ihn. Kimba hatte ihn nicht materialisieren gehört, aber allzu weit war der Subco bislang nie gegangen.
 

"Du siehst aus, als bräuchtest du jemanden zum Reden, mein Freund," sprach ihn der Subco einige Sekunden später an. Kimba nickte unmerklich.

"Wieso?" fragte er dann.

"Menschen mit Macht teilen nicht gerne," antwortete der Subco.

"Aber warum nicht? Es war doch unvermeidlich..."

"Ich tippe auf eine schöne Kombination aus Gier, Hoffnung und Unwissenheit. Dass die Gier der Menschen eine der größten im Universum ist, hast du ja bereits häufiger erfahren dürfen. Zudem hatten beide die Hoffnung, den Konflikt doch noch zu gewinnen. Dass das nicht möglich war, haben wir schon davor gesehen. Für uns ist das einfacher gewesen, weil wir außerhalb des Irrgartens von Macht und Gesellschaft stehen. Die beiden und ihre Gefolgsleute jedoch stehen mitten darin und haben daher nicht unsere Übersicht."

"Hätte ich es anders machen können?"

"Anders? - Ja. Aber besser? - Sicherlich nicht. Auch mit bestem Willen wirst du nicht immer Erfolg haben können, so gut deine Ideen auch sind, so sehr du es auch versuchst. Wenn es darum geht, andere Wesen zu beeinflussen, bist du auf deren Mitarbeit angewiesen. Ein Wesen, dass sich nicht ändern will, kannst du mit Argumenten nicht ändern. Alle beide wollten die Macht und sie haben ihren Willen danach höher gesetzt, als die Logik, höher als die Realität. Nun haben sie beide verloren und trotzdem nur den Kompromiss erreicht, den du vorgeschlagen hast. Im Laufe deines Lebens wirst du noch häufiger in solche Situationen kommen, dass sich manche Wesen nicht helfen lassen wollen. Das darfst du dir nicht so zu Herzen nehmen - es wird immer welche geben, die durch jede Masche fallen, egal was du auch tust. Verliere nur nicht den Glauben an dich und deine Träume! Denn nur dann wirst du diese Zahl an verlorenen Seelen gering halten können."
 

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Nächster Teil: Kimba 28 - "Die Schande"



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