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Kimba Staffel 3

Vom Paradis in die Hölle
von

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(kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon)
 

Dies ist die Serienfolge 3 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@Tachyoon.de !
 

Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog.
 

Viel Spaß

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Kimba, der weiße Löwe

"Die Kharu - Rota (1) "

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Das Versammlungszelt im Flüchtlingstrek war doppelt so groß wie das der Nomaden, jedoch völlig ungeschmückt. War es bei den einen Wohnkultur, so hielten die anderen es nur für eine Notlösung, von der sie sich sobald wie möglich verabschieden wollten. Die Anführer der drei Menschengruppen und ihre Adjutanten hatten sich zum Gespräch im Lager der Flüchtlinge versammelt.
 

"Das sind sehr gute Waffen!" bestätigte der Anführer der Flüchtlinge das Urteil des Nomadenchefs. "Kimba hat ganze Arbeit geleistet," lobte der sehr breite Mann nochmals Kimbas Leistung.
 

"Nun müssen wir noch besprechen, wie wir gegen die Dunkelpiraten vorgehen können," schlug der Anführer der Flüchtlinge vor. Er war ein Mann mittleren Alters und trug eine alte Soldatenuniform aus Europa. Er war sehr viel schlanker als der Anführer der Nomaden, sah also wie ein normaler Mensch aus.
 

"Die Dunkelpiraten haben ein Versteck in einer Höhle am Rande des Verbotenen Sumpfes," informierte Kimba seine menschlichen Freunde.

"Wir kennen diese Höhle," erklärte eine schwarze Frau, die die Anführerin von Mbangis Stamm war. "Sie hat zwei Ausgänge, einen zum Sumpf hin und einen zur östlichen Ebene in Richtung unseres Dorfes. Die Höhle hat nach dem was unsere alten Leute erzählen nur wenige Seitenarme. Wir müßten die Dunkelpiraten dort hinaustreiben können."
 

"Am Besten lenken wir sie in die Schlucht im Westen dieser Ebene und treiben sie nach Norden in die Wüste. Dann werden sie weiterziehen müssen, wenn sie nicht verhungern und verdursten oder gegen uns kämpfen wollen." meinte der Anführer der Nomaden.
 

"Und danach vertreiben wir die restlichen aus ihren Miniverstecken überall hier im Tal," fügte seine Frau hinzu. "Wir müssen nur aufpassen, daß wir die Sumpfzombis nicht stören."
 

Kimba: "Sumpfzombis?"

"Ja, das sind die Wesen, die du im Sumpf getroffen hast," erklärte der Nomadenchef.

"Ganz scheußliche Wesen. Ein Glück, daß sie dir nichts angetan haben," fügte der Stammesälteste von Mbangis Stamm hinzu.

"Wenigstens bleiben sie in ihrem Sumpf. Da können sie auch bleiben," meinte die Frau des Nomadenchefs.
 

Kimba verstand nicht, was die Leute gegen diese Wesen hatten. Sie sahen zwar nicht gerade gut aus, aber sie waren friedliche Nachbarn und hatten ihm und den beiden Jungs damals wahrscheinlich das Leben gerettet.
 

Einige Zeit später stand der genaue und endgültige Plan und die Anführer kehrten in ihre Siedlungen zurück und bewaffneten ihre Leute. Am nächsten Morgen rückten sie ziemlich gleichzeitig aus in Richtung des Hauptversteckes der Dunkelpiraten. Dabei nahmen die Nomaden von den Plateaus Stellung nahe des Ausgangs der Höhle beim Verbotenen Sumpf, während die Leute von Mbangis Stamm und die Soldaten des Flüchtlingstreks vor dem Ostausgang warteten, um die fliehenden Piraten in die Schlucht zu treiben, die nach vielen Kilometern schließlich in der Wüste endete.
 

Auch Kimba und ein paar der anderen Tiere waren mit dabei und beobachteten das Treiben. Zu einer fest vereinbarten Uhrzeit rückten die Nomaden dann in die Höhle vor. Dann geschah einige Zeit lang gar nichts. Doch nach etwa 5 Minuten hatten die Nomaden das Versteck der Dunkelpiraten erreicht. Ein kurzes Feuergefecht überzeugte die Dunkelpiraten von ihrer massiven waffentechnischen Unterlegenheit und sie gaben das Versteck auf.
 

Als sie aus der Höhle strömten, schlugen sie tatsächlich zunächst den Weg in Richtung des Dorfes der Eingeborenen ein, gaben diesen Plan jedoch auf als sie die Hundertschaften der Flüchtlinge und der Eingeborenen sahen. Ihnen blieb keine Wahl, als den langen Weg durch die Schlucht in Richtung Wüste zu nehmen. Und sie mußten die Wüste auch durchqueren, wenn sie weder an der Grenze zur Steppe ihren Verfolgern in die Hände fallen, noch an Durst oder Hunger zugrunde gehen wollten.
 

Somit waren sie für die nächste Zeit vorerst vertrieben und konnten den Aufbau der großen Farm nicht länger beeinträchtigen. Dieser Sieg über die verhassten Feinde schmiedete die vier Gruppen enger zusammen, vor allem die Menschen, die ja den eigentlichen Kampf gekämpft hatten. Bei der Siegesfeier beschlossen die Menschen des Flüchtlingstreks, in die verlassene Stadt zu ziehen, da dort Raum und eine grundlegene Infrastruktur vorhanden war - wenngleich sie über die Jahre gelitten hatte.
 

Am nächsten Morgen begannen die Tiere des Dschungels wieder mit dem Aufbau der Farm. Doch diesmal waren sie nicht ohne Unterstützung.

"Achtet darauf, daß ihr den Boden mit dem richtigen Dünger düngt. Dieser hier zum Beispiel taugt nichts für den eisenhaltigen Boden hier," erklärte der große Mann mit schwarzem Vollbart, während er auf einen kleinen Plastikbehälter deutete, in dem eine gelblich-braune Flüssigkeit aufbewahrt wurde.
 

Der Mann war Juris Vater und wollte den Tieren aus Dankbarkeit und aus Respekt vor ihrem idealistischen Vorhaben beim Aufbau der Farm helfen. Immerhin hatte Kimba dafür gesorgt, daß die Flüchtlinge zu einem sicheren Ort gebracht worden sind und auch, daß sie und die Nomaden die benötigten Waffen erhalten hatten, um die Dunkelpiraten vertreiben und endlich wieder in Frieden leben zu können.
 

Bis zu dem Zeitpunkt, als Kimba und einige andere Tiere mit ein paar Nomaden im Lager vorbeikamen, um ein paar Probewaffen abzuliefern, hatte er es seinem Sohn nicht glauben wollen, daß es Kimba und die anderen tatsächlich gab.
 

"Hört ihm gut zu, der Mann weiß wovon er redet!" wies Kimba die umherstehenden Tiere an.

"Ja, ein echter Farmer ist schon ein Glücksgriff für uns," stimmte Daniel dem zu.
 

"Und diese Samen müssen mit der Spitze nach unten eingepflanzt werden?" fragte Lukas ungläubig in Menschensprache.

"Ja, genau richtig. Gut aufgepaßt, kleiner," lobte der Mann den jungen Geparden.
 

Die Tiere waren mit zwei Feldern schon fertig geworden und waren inzwischen dabei, das erste Saatgut zu säen: Loch in Saatreihe ausheben, Samen einsetzen, Loch zuschütten, einen Schritt weiter vorrücken und von vorne.

So ging das den ganzen Tag und vor allem die Jungtiere waren erschöpft.
 

"Oh man, ich kann nicht mehr!" jammerte Lukas.

"Ich kann zwar noch aber wenn ich weiter mache, krepiere ich," stöhnte Piwi auf, der alle Viere von sich gesteckt, auf einem kleinen Haufen Saatgut lag.

"Ihr sagt es, mein ganzer Hals tut weh. Und mein Rücken. Und die Beine," beklagte sich Gira.

Dodi schaute bemitleidend zu Gira hoch. "Wenn man so groß ist, ist das Pflanzen natürlich besonders anstrengend." Gira nickte und schaute zu ihrer Freundin herunter. "Die letzten beiden Stunden habe ich auch nur noch mit den Füßen eingepflanzt."

"Ja, das war ein verdammt harter Tag heute," stimmte Wildcat zu, "Allerdings muß die Farm rechtzeitig fertig werden, vor allem die Aussaat. Von daher müssen wir das halt mal ertragen."

"Stimmt ja eigentlich," meinte Piwi, "aber langweilig ist es trotzdem."
 

Die Sonne berührte den Horziont und nicht nur die Jungtiere waren am Ende, der Arbeitstag selbst war es auch. Erschöpft schleppten sich die Tiere wieder in den Dschungel, aßen bei Daniels notdürftig hergerichtetem Restaurant ihr wohlverdientes Abendmahl aus Blättern, Samen und Früchten des Dschungels.

"Seit diesem komischen Ereignis sind auch die Lieferungen mit Fleischersatz von Dr. ###### ausgeblieben. Die Fleischfresser haben nur noch wenig Fleischersatz," merkte Daniel beunruhigt an. "Stimmt, einige Zeit lang werden sie es auch ohne Fleischersatz aushalten können, aber wir müssen eben unbedingt herausfinden, was geschehen ist. Das muß etwas mit dieser komischen Nacht und den vielen Veränderungen zu tun haben... ." Kimba war sich dessen sehr sicher.
 

Auch am nächsten Tag waren die Tiere des Dschungels mit der Aussaat und dem Herrichten weiterer Felder beschäftigt. Am Abend kamen die wieder total erschöpften Jungtiere an Kimba vorbei, der noch beim Einsetzen einer letzten Saatreihe war.

Als Kimba die Jungtiere sah, bermerkte er, daß sie erschöpft aussahen. "Ihr wirkt ziemlich fertig, wollt ihr morgen nicht eine Stunde später anfangen und auch früher Schluß machen?" fragte er vorsichtig.

Lukas: "Ne Stunde? Am liebsten gar nicht. Ich kann nicht mehr. Und außerdem ist es total öde den ganzen Tag zu schuften und immer wieder dasselbe zu machen!"

Piwi leicht weinerlich: "Ich will endlich mal wieder spielen!"

Dodi: "Und schau dir Gira an: Der ärmsten tut inzwischen jeder Knochen weh, weil sie sich so bücken muß."
 

Kimba schaute sorgenvoll: "Ich weiß, daß das jetzt eine schwere Zeit ist. Und niemand verlangt von euch, daß auch ihr den ganzen Tag arbeitet. Ihr könnt die Sach ruhig mit etwas weniger Einsatz angehen. Aber viele der großen Tiere sind verschwunden und die Farm muß völlig neu aufgebaut werden. Wir brauchen nun mal jede Hilfe die wir kriegen können. Und du Gira brauchst dich nicht mehr zu bücken. Ich werde sehen, daß ich etwas günstigeres für dich finde."

Die Jungtiere waren zwar wenig begeistert aber sahen es zumindest halbwegs ein.
 

Am nächsten Morgen war erneut Juris Vater anwesend. Die Sonne schien ausnahmsweise mal nicht, worüber sich aber keiner der Beteiligten beklagte.

Die ehemals weiße Tropenbekleidung des Mannes mit dem dichten, schwarzen Vollbart hatte im Laufe der Jahre die Farben der Erde angenommen, hauptsächlich gelb, grau und rot.

"Diese Samen sind für diesen Boden weitaus besser geeignet, da sie kaum Calcium brauchen und dieser Boden eben recht Calciumam ist. Weiter im Süden, am Westhang des Berges ist der Boden wiederum recht calciumhaltig. Dort baut ihr die anderen Früchte an. Die sollten auch alle Tiere essen, damit ihr nicht aus Calciummangel krank werdet," erläuterte der Mann den Tieren.

"Vielen Dank, du bist uns eine wirklich große Hilfe!" lobte ihn Daniel.

"Wo kriegen wir diese Samen her?" wollte Buckey wissen.

"Die könnt ihr bei den Dorfbewohnern im Austausch gegen Früchte des Dschungels und die anderen Samen erwerben," antwortete ihm der Mann.
 

"Gut," meinte Kimba, "dann werde ich mich sofort auf den Weg machen."

"Du wirst Begleitung benötigen, um die Samen hin und zurück transportieren zu können," merkte Daniel an.

"Kein Problem, Buckey wird mich mit einigen seiner Freunde ins Dorf begleiten, nicht wahr, Buckey?"

Buckey erschreckte bei der Aussage: "Ins Dorf der Menschen?" fragte er entsetzt. "Du willst, daß ich wirklich dahin gehe, wo hunderte von Menschen wohnen?"

"Hab dich nicht so, Buckey, wir haben uns schon gegenseitig geholfen, die Dunkelpiraten loszuwerden. Die wissen doch schon seit Tagen, daß wir hier sind. Die Flüchtlinge sind auch auf unserer Seite und die Nomaden sowieso. Du mußt also wirklich keine Angst haben."

Buckey zitterte dennoch am ganzen Körper als er sagte: "Na gut, wenn du meinst... ."
 

Einige Zeit später kamen Buckey, seine Antilopenfreunde, Juris Vater und Kimba auf das Dorf der Eingeborenen zu, um Dschungelfrüchte gegen spezielles Saatgut zu tauschen.
 

Buckey reckte den Hals.

"Sieht recht verlassen aus... wenn wir Glück haben, sind keine Menschen da oder sie bemerken uns nicht," meinte er halb zu sich selbst.

"Aber Buckey, wir wollen doch die Menschen treffen," fand Kimba.

"Ach ja... he,he..." Buckey kratzte sich etwas verlegen am Kopf. So schrecklich wohl war ihm bei der Sache nämlich trotzdem nicht.
 

Hinter dem großen, gelbgrauen Dorfzaun waren dann doch etliche Dorfbewohner anzutreffen. Auch Mbangi war unter ihnen.

"Guten Morgen Kimba!" begrüßte der auch gleich seinen Freund.

"Guten Morgen Mbangi!" grüßte Kimba zurück.

"Was macht ihr hier denn?" wollte er dann gleich wissen, als er die mit vollen Säcken bepackten Antilopen sah.

"Wir wollen einige Dschungelfrüchte gegen ein spezielles Saatgut von euch tauschen. Juris Vater meinte, eine bestimmte Saat sei besser für unsere Felder geeignet als die, die wir bislang verwendet hatten."
 

Kimba schaute zu Juris Vater, der gerade mit zwei Frauen des Stammes sprach und offenbar den Handel plante. Neben ihm stand noch Daniel, der das ganze Treiben interessiert verfolgte. Dann, mit etwas Abstand kamen die Antilopen, unter ihnen auch Buckey. Und davor gingen zwei seltsame Typen in schwarzen Kutten mit roten Streifen daran vorbei. Der eine konnte ein Mitglied des Stammes sein, der andere war eindeutig ein Weißer.
 

Als die beiden kurz stehenblieben, um sich umzuschauen, bemerkte Kimba die aufgenähten Fußabdrücke eines Löwen und eines Zebras auf der Vorderseite ihrer Kutten. Ihre Gesichter konnte er nicht völlig sehen, da die beiden die Kapuzen der Kutton trotz der drückend-schwülen Hitze aufgesetzt hatten.
 

"Was sind denn das für komische Leute, Mbangi?" wollte Kimba wissen.

"Die gehören zur Kharu-Rota. Das ist eine Gruppe Leute, die einen bestimmten Gott verehren. Angeblich brauchen die Angehörigen dieser Religion nie hunger zu leiden und sind immer glücklich. Die ganze Gemeinschaft zieht durch das Land und ist aus dem Osten zu uns gekommen. Einige unseres Stammes haben sich ihnen angeschlossen." erklärte Mbangi.
 

"Klingt ja interessant, "meine Kimba, "aber wieso diese seltsamen Kutten?"

"Die tragen die immer. Das ist deren Erkennungsmerkmal. Aber wenn du mich fragst, sind das entweder Lügner oder da stimmt grundlegend etwas nicht. Wie soll man denn in dieser zerstörten Welt immer glücklich sein und nie hungern müssen? Am besten läßt man die Finger von denen, meint mein Vater," bemerkte der schwarze Junge, dessen Augen sich während des Erzählens zu schmalen Schlitzen verengt hatten.
 

Die Männer in den Kutten waren inzwischen weitergegangen.

"Alles klar, Kimba. Wir haben die Früchte und Samen ziemlich genau 1 zu 1 tauschen können," sprach Daniel Kimba an. Der schaute noch etwas nachdenklich hinter den beiden der Kharu-Rota her. "Na ich glaube eher, die haben uns doppelt so viel gegeben wie wir denen. Ich fühle mich wie ein Packesel!" beschwerte sich Buckey.

"Dann laß uns schnell zurückkehren, damit wir keine Zeit verlieren... ," meinte Kimba noch halb in Gedanken.

"Alles ok, Kimba?" fragte Daniel besorgt.

Kimba nickte nur kurz ohne weiter darauf zu antworten.
 

Auf der Farm machten die Tiere gerade Mittagspause, als Kimba und die anderen vom Dorf zurückkehrten.

"Hurra, hurra, die guten Samen sind da!" frohlockte Pauley und zog damit unweigerlich den Zorn der Jungtiere auf sich.

"Ja, klasse, Pauley. Da kommt unsere Arbeit für die nächsten zwei Wochen!" regte sich Lukas auf.

Piwi stöhnte auf: "Immer nur arbeiten. Als ob es nichts anderes mehr gäbe."

"Und wenn wir Glück haben, kommen die Dunkelpiraten zurück und zerstören uns wieder alles aus Rache," gab Wildcat deprimiert von sich.
 

Pauley versuchte zu beruhigen: "Achwas, ihr werdet sehn: Irgendwie wirds weitergehn."

"Wenn du schon so ein Optimist bist, kannst du mir meinen Haufen Samen auch gleich abnehmen!" knurrte Lukas ihn daraufhin an.

"Hey, hey, nur nicht aufregen Lukas. Das bringt uns doch auch nichts." versuchte Dodi nun ebenfalls zu schlichten.
 

"Hallo Freunde, da sind wir wieder!" rief Kimba quer übers Feld.

"Na Klasse, ich mache Luftsprünge!" rief Lukas mit tieffliegender Ironie zurück.

Kimba kam zu ihnen hinüber.
 

"Was ist denn?" fragte er vorsichtig.

"Gar nichts ist - außer arbeiten natürlich." meckerte Lukas Kimba an. Der schaute erstmal eine Weile dumm aus der Wäsche. (oder dem Fell eben)
 

"In letzter Zeit wars wirklich ein bißchen viel," meinte Gira. "Wie wäre es, wenn wir mal einen Tag lang Pause machen? Danach haben bestimmt alle viel mehr Lust weiterzuarbeiten." schlug Gira vor.
 

"Das ist schwierig, die Saat muß halt ausgesäet werden. Und wenn wir sie zu lange lagern wird sie schlecht. Wir haben ja schließlich kein Farmhaus mehr." bemerkte Kimba. "Aber wir werden den Bau des Hauses so weit es geht verschieben und erstmal nur die Saat ausbringen. In drei oder vier Tagen haben wir das dann geschafft und dann können wir uns ein oder zwei Tage richtig ausruhen. Was meint ihr?"
 

"Das ist doch ein Kompromiss, oder?" fragte Gira die anderen.

"Naja..." meinte Wildcat.

"Hmmmm.... " meinte Piwi.

"Also mir stinkts trotzdem... aber nun gut, wie du meinst Kimba," ärgerte sich Lukas noch immer.
 

Das schmuckvolle Kristallglas funkelte im Licht der Kerzen, die in dem ansonsten abgedunkelten Raum standen. Die Hälfte des Rotweines hatte der große Mann mit dem langen, schwarzen Kinnbart schon ausgetrunken. Der Wein war sehr gut, dennoch schien der Mann unzufrieden und vergrub sich etwas in seiner weißen Robe, auf die mit goldfarbenen Faden die Fußabdrücke eines Löwen und eines Zebras aufgenäht waren.

Es war der Raum, der ihm nicht paßte. Er war zu stickig, zu klein und ohne jeden kostbaren Schmuck, der von seiner Position gezeugt hätte. Er war sich sicher, daß dem Anführer der Kharu-Rota etwas besseres zustand. Doch noch hatte er nicht genug Anhänger, die ihm einen derartigen Luxus erarbeiten konnten - noch nicht.
 

Es war eben recht schwer, Menschen vom Glauben der Kharu-Rota zu überzeugen. Die meisten waren nämlich schon völlig ausgelastet damit, in dieser Welt überhaupt zu überleben. Daher war eine neue Glaubensrichtung für sie nur zusätzlicher Ballast. Das, was er brauchte, war mehr Magie. Mehr Mystik. Mehr der Möglichkeit, die Leute dazu zu bringen, an das Verschwinden ihrer Alltagsprobleme und Zukunftsängste zu glauben - wenn sie sich ihm anschließen und seinem Glauben folgen würden.
 

Es klopfte an der schweren, etwas schäbigen Eingangstür des dunklen Raumes.
 

"Es ist erlaubt, einzutreten!" sprach der Mann laut und richtete sich auf, blieb aber auf seinem Stuhl sitzen.

Es traten zwei seiner Mönche ein und verbeugten sich tief. Ehrfurchtsvoll blickten sie zu ihrem geistigen Führer auf.

"Sprecht!"

"Oh Messias der goldenen Zukunft, "begann der dunkelhäutige Mönch zu sprechen, "wir haben ein großes Wunder erlebt, wie du uns prophezeit hast, Allwissender."
 

Die Augen des Anführers begannen zu funkeln, als er im Folgenden von den sprechenden Tieren hörte. Seine Gedanken liefen in die Zukunft: "In anderen Gebieten kann ich die später als mein großes Wunder verkaufen. Die Leute werden mir in Scharen zulaufen und ich werde alles bekommen, was ich mir schon immer erträumt habe... "

Er unterbrach die letzten Ausführungen der beiden Mönche und befahl, zumindest einige dieser Tiere in die Kharu-Rota einzuladen.
 

Die Sonne stand wieder hoch am Himmel und die Tiere der Farm machten gerade eine sehr verdiente kleine Mittagspause. Wildcat sah irgendwie deprimiert aus und hob sich damit kein bißchen von den anderen Jungtieren ab.
 

"Irgendwie hab ich zu gar nix mehr Lust. Keine Abenteuer, keine Spiele mehr... selbst die Schule hat mehr Spaß gemacht. Und das will was heißen," meinte sie deprimiert zu den anderen, die mit dem Kopf nickend deutlich zustimmten.

"Und meine Pfoten tun schon weh von dem vielen Graben," maulte Piwi.

"Ich kann auch bald keine Samen mehr sehen," stimmte Dodi zu.
 

Es raschelte etwas im Gebüsch. Die Tiere drehten sich erschrocken um. Aus dem Gebüsch kamen die beiden Männer hervor, die Kimba und die anderen am Tage zuvor noch auf dem Marktplatz gesehen hatten.
 

"Habt keine Angst," begann der eine von ihnen, "Wir sind Freunde und kommen auch aus dem Dorf."

Lukas beäugte sie mißtrauisch: "Seid ihr etwa die, denen wir die vielen zusätzlichen Samen zu verdanken haben?" Zunächst wußten die beiden nicht, was sie darauf antworten sollten. Dann meinte der eine von ihnen, einen leisen Vorwurf in Lukas Stimme erkannt zu haben.

"Nein, wir gehören bloß zu einer Gruppe von Menschen, die auch ohne ständiges Arbeiten ein glückliches und zufriedenes Leben erreicht hat - einzig durch den Glauben an den Herrn der goldenen Zukunft."
 

Die Jungtiere spitzten die Ohren. Das hörte sich interessant an.

"Der Herr der Goldenen Zukunft?" fragte Dodi nach.
 

"Oh ja, er hat uns gezeigt, wie wir ein glückliches Leben führen können. Wir müssen nur auf seinen Messias hören, durch den er zu uns spricht. Dann wird alles gut."
 

"Und ihr braucht nicht zu arbeiten und habt trotzdem zu essen?" fragte Piwi ungläubig.

"Ja, genauso ist es."

"Toll... ," staunte Piwi erfreut.
 

"Und wie soll das gehen? Ohne Arbeit?" schallte es laut hinter den beiden Mönchen.

Kimba stand zwischen den Erdhügeln und Samenbergen und sah alles andere als erfreut aus.
 

"Es ist halt alles nur eine Frage des richtigen Weges. Unser Messias hat ihn uns gezeigt." versuchte der weiße Mönch erst gar keine Zweifel aufkommen zu lassen.
 

"Na den Weg möchte ich sehen... . Also los! Sagt mir, wie das gehen soll!" forderte Kimba die beiden auf.

"Nur unser Herr kennt den Weg und nur durch den Messias kann er zu uns sprechen. Wenn du und deine Freunde mit uns mitkommen, wird er auch euch den einzig wahren Weg zeigen."

Kimba war nun mehr als mißtrauisch. "Ihr beide habt den Weg gesagt bekommen aber könnt uns nicht sagen, wie der geht?"

"Der einzig richtige Weg ist für jedes Lebewesen verschieden. Deinen Weg kennen wir nicht. Nur der Herr der Goldenen Zukunft kennt ihn."
 

"Ich glaube euch kein Wort. Macht, daß ihr hier wegkommt, anstatt den Kleinen hier Lügen zu erzählen. Ohne Arbeit ein glückliches Leben... also so ein Schwachsinn. Los weg hier!" fuhr er die beiden Mönche an, die es auch für besser hielten, seiner deutlichen Bitte nachzukommen.
 

Kimba drehte sich zu den Jungtieren. "Glaubt bloß nicht, daß da auch nur ein Funken Wahrheit dran ist. Ohne Arbeit ist noch kein Feld bestellt worden. Scheint ja ein ziemlich doofer Glaube zu sein..."
 

Lukas schaute Kimba schief an: "Also so doof finde ich den eigentlich gar nicht... genaugenommen ist es viel dööfer, jeden Tag hier von Morgends bis Abends zu schuften."
 

"Ohje, Lukas. Glaub denen doch nicht alles. Ich geb ja zu, daß das hier im Moment eine harte Zeit ist, aber danach geht es wieder ganz normal weiter. Bisher hat es dir hier doch auch gefallen." versuchte Kimba Lukas wieder umzustimmen.
 

"Ich glaube sowas in der Art hatten wir gestern schon einmal. Tut mir leid, daß ich jetzt nicht mit dir darüber sprechen kann, aber ich muß arbeiten!" maulte Lukas Kimba an und ging wieder aufs Feld hinaus. Sorgenvoll blickte Kimba ihm nach.
 

"Ich hoffe doch, daß wenigstens ihr nicht so dumm seid und das geglaubt habt?" fragte Kimba die übrigen. "Nein, nein..." schüttelten die den Kopf.

"Hm. So schrecklich überzeugend war das ja nicht," dachte sich Kimba. Aber viele Möglichkeiten, daran etwas zu ändern, sah er auch nicht und belies es deshalb dabei.
 

Die Sonne senkte sich zwischen die Hügel und Berge des Westens und tauchte sie in ein rötlich-goldenes Licht. Für diese Zeit sahen die grau-gelbe Einöde und die rußig-schwarzen Ruinen einmal nicht tödlich und trostlos aus. Alles schien leicht romantisch angehaucht zu sein. Vor allem der Dschungel und die Farm, die beide ein Pool voller Leben in dieser Welt darstellten.
 

Doch selbst zu diesem herrlichen Zeitpunkt braute sich genau dort Unheil zusammen, wo es doch eigentlich am Schönsten war.
 

"Jetzt haben wir schon unseren Abenteuerberg wieder und können doch nicht spielen," ärgerte sich Lukas. Wildcat: "Warte noch eine Woche, dann klappt das schon wieder. Hat uns Kimba ja versprochen!"

Dodi: "Genau: Kimba hält, was er verspricht."

Lukas war am Überlegen: "Wißt ihr was? Die beiden Typen von heute Mittag... "

Wildcat zog eine Augenbraue hoch: "Meinst du die von der Sekte...?"

Lukas: "Jaaa... genau die. Wir können doch mal schauen, ob Kimba recht hat und das alles Spinner sind oder ob man da wirklich Spaß haben kann."

Gira schaute etwas ungläubig: "Ich glaube, Kimba hatte zu uns dann etwas von 'die sind gefährlich' gesagt und nichts von 'Spinnern' . Findest du nicht, daß du dich damit in große Schwierigkeiten bringen könntest?"

Lukas: "Achwas. Wenns brenzelig wird, kann ich immer noch viel schneller rennen als die."

Dodi: "Das stimmt. Wir müssen ja nicht gleich bis zu denen ins Haus gehen."

Lukas: "Du machst also mit?"

Dodi: "Hmmm... ich weiß nicht... - Gira, machst du mit?"

Gira: "Wenn du mitmachst."

Piwi: "Ok, dann will ich auch mit!"

Lukas: "Gut, dann gehen wir alle geschlossen dort hin."
 

Wilcat sah etwas kritisch aus. Lukas versuchte zu sticheln: "Komm schon Wildcat. Sei kein Feigling! Oder willst du bloß eine Miezekatze sein?"

Wildcat blinzelte zu Lukas herüber. "Du glaubst doch nicht im Ernst, daß du mich mit so einer billigen Masche dazu kriegen kannst bei dem Schwachsinn mitzumachen?"

Lukas rief verärgert: "Ahh... typisch! Immer die große Klappe haben aber kein bißchen Mumm in den Knochen!"
 

Mit einem "Phhhffffttt" drehte sich Wildcat demonstrativ von Lukas weg. Da kam Piwi zu ihr. "Ach komm doch! Bitte Wildcat!"

Wildcat sah in die großen blauen Augen des kleinen Geparden und ließ sich erweichen: "Naaa gut. Aber nur kurz testen und dann nix wie weg da."

Piwi: "Hurra! Und wenn Kimba dich ausschimpfen will, werde ich ihm sagen, daß ich dich dazu überredet habe. Versprochen!"
 

Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, bemerkte Kimba, daß weniger Tiere auf der Farm sind als sonst. "Daniel, sag mal, weißt du zufällig wo die Jungtiere sind? Ich habe heute noch keinen von ihnen gesehen und so langsam mache ich mir sorgen..." wandte er sich besorgt an seinen Mentor.

Daniel runzelte die Stirn. "Wenn die tatsächlich heute abgehauen sind, kann ich nur hoffen, daß sie die Finger von dieser komischen Sekte lassen."

"Ja, die kamen mir gestern auch sehr verdächtig vor. Ich werde mal im Dorf nachfragen, ob die sie gesehen haben."
 

Währenddessen einige Kilometer vom Dorf entfernt in einer alten Farmerhütte...

Der Meister stand aufrecht in seiner weißen Robe und präsentierte damit allen seinen Anhängern und seinen kleinen Gästen, den Jungtieren, das prachtvolle goldene Symbol auf der Vorderseite seiner Kutte. Er selbst war normal schlank, etwa 2 Meter hoch und sein langer, schwarzer Kinnbart hatte von dem Goldstaub, mit dem er sich eingerieben hatte, einen leichten Glitzereffekt gekriegt. Links und rechts neben ihm standen seine zwei treuesten Gefolgsleute in scharlachroten Roben mit demselben Symbol in schwarz draufgenäht.
 

"Seid mir willkommen! Seid unserem Herren willkommen! Endlich geht die Prophezeihung der Vergangenheit in Erfüllung und Mensch und Tier leben zusammen, anstatt einander zu bekämpfen. Gehet ersteinmal mit uns in unseren Speisesaal und esst euch satt. Ich hörte, ihr habt auf euerer Farm viel und hart gearbeitet. Wer arbeitet, soll dafür auch anständig belohnt werden! Folget mir!" lud der Meister die Jungtiere ein.

Die waren begeistert: "Danke, oh großer Meister! Gerne!" riefen sie fast im Chor. Selbst Wildcat hatte jede Vorsicht über Bord geworfen.
 

Der Speisesaal war ursprünglich mal ein Geräteschuppen gewesen, doch er war gut aufgeräumt: In der Mitte stand die gut gedeckte Tafel mit Speisen und Getränken, die morschen, hölzernen Wände waren mit weißen Laken verdeckt und am Ende des Raumes über dem Platz des Meisters hingen zwei Wappen mit den Symbolen der Sekte, den beiden goldenen Tierpfoten-Abdrücken. Die Tiere und Gefolgsleute betraten den Saal und setzten sich zu Tisch.
 

Von hinten traf die Jungtiere dabei ein düsterer Blick aus der Kaputze einer weißen Robe. "Wenn die wüsten..." dachte sich der Meister und ließ ein dämonisches Grinsen weit in sich hinein.
 

Das Fadenkreuz auf seiner Stirn bemerkte er jedoch nicht. Das konnte nur der Subco auf seinem Monitor sehen. Und er wünschte sich, daß er außer dem Fadenkreuz auch eine entsprechende Waffe für solche Zwecke zur Verfügung gehabt hätte. Doch so konnte er nichts weiter tun, als den Bordcomputer des Shuttles auf Automatik zu stellen, aufzustöhnen, sich dabei aus seinem Kommandosessel zu erheben und auf den Weg in den Frachtraum zu machen. Dort war nämlich die Ausrüstung für den Bodeneinsatz verstaut.
 

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Nächster Teil: Kimba 05 - Die Kharu-Rota (2)



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