Zum Inhalt der Seite

Eisengel

Einige Monate später
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Geheimnis

Mein Herz steht dir offen.

Stich ruhig hinein.

Ich würd’s so erwarten.

Anders kann’s nicht sein.
 

Stich feste und sicher,

nachhaltig und tief.

Blut wird fließen,

wie meine Träne lief.
 

Doch wo ist dein Messer?

Wieso der Verband?

Warum reichst du mir lächelnd

deine zarte Hand?
 

„Harry?“, Draco ließ seine Hand über die nackte Brust fahren, auf die er auch seinen Kopf gebettet hatte.

„Ja?“

„Was hältst du von einer Dusche?“

„Jetzt schon?“, der Schwarzhaarige drehte sich in Richtung des neben ihm Liegenden und schloss ihn enger in seine Arme, „Meinetwegen.“

„Ich werde einen Reinigungszauberspruch suchen gehen.“, versprach der Ältere, „Oder zumindest einen gegen Gerüche.“

„Verwöhnter Schnösel...“, murrte Harry leise.

„Mit einem anderen Mann ist der Geruch gleich doppelt so intensiv.“, beschwerte sich der Andere, „Außerdem ist es Zeit für unseren Spaziergang, wenn wir das Abendessen nicht verpassen wollen. Und Ted sollten wir auch langsam mal wieder abholen.“

„Draco...“, die Stimme maulte, aber man hörte das Spielerische, „Musst du mich unbedingt in dieser Situation an unseren Sohn erinnern?“, oho? Spürte er das falsch oder hatte sich Dracos Herzschlag gerade fast verdoppelt?

„Sprich nicht von unser, es ist deiner. Ich bin nur deine Affäre. Du hast selbst entschieden, dass es dabei bleibt.“

„Sei doch nicht immer so realistisch...“, er setzte dem Blonden einen Kuss auf die Stirn, „Gehen wir zusammen duschen?“

„Hm...“, der warme Körper drängte sich enger an seine Seite, „Gern...“

„Draco...“, Harry strich mit seiner Hand über die Wange des anderen und küsste auf dessen Stirn, „Lass uns vergessen, was wir da draußen auszustehen haben. Hier drin dürfen wir einfach wir sein. Okay?“

„Kay...“, murmelte der andere gegen seine Brust.

Oh Himmel... das würde noch ein Kampf werden. Wenigstens war Draco jetzt nicht mehr überzeugt, dass er nichts an ihm fand – eher schien er sogar annehmen zu können, dass Harry ihn für verdammt begehrenswert hielt. Ein Anfang. Aber wo sollte das noch hinführen? Affäre hin oder her, sie würden das nie für lange geheim halten können. Realität blieb Realität, da hatte Draco vollkommen Recht. Wenn er ihn richtig deutete, schien er ja sogar bereit zu sein auch öffentlich zu ihm zu stehen... aber er implizierte selbst, dass seine Mutter und er das nicht aushalten würden. Sie konnten einfach keinen solchen Skandal initiieren. Andererseits lief er schon. Was würde es interessieren, würde es jetzt wirklich noch eine Bestätigung geben?

Vermutlich würde es Kimmkorns Worte bestärken und Draco hinter Schloss und Riegel bringen. Ihre Artikel hatten schon einmal die Zaubererwelt gegen ihn gewandt und es hatte ihn beinahe nach Askaban oder St. Mungos gebracht – ein zweites Mal war es wirklich nicht nötig. Er wollte doch nur Ruhe.

Warum also hatte er sich hierauf eingelassen? Warum tat er es? Es war so verdammt unsinnig, so verdammt gefährlich, so verdammt... verdammt. Und doch... dieser Körper, groß, schlang, kurvenreich, die Alabasterhaut, das glänzende, platinblonde Haar, die Wasserperlen, die über sein Gesicht liefen... er konnte nicht von ihm lassen. Es war wie ein Fluch. Was war es, was ihn trieb? Er war doch nicht einmal schwul. Warum Draco? Warum – von allen Menschen dieser Welt – gerade er? Warum bewegte dieses Wesen ihn so?

Harry strich mit dem Handtuch zärtlich über das gerade trocken gerubbelte, helle Haar und zauberte so ein Lächeln auf die Lippen seines Liebsten. Warum ließ es sein Herz so springen? Warum trug es die Röte auf seine Wangen? Warum machte ihn dieses eine kleine Lächeln nur so verdammt glücklich?

Voldemorts Tod hatte ihn leer gelassen. Keine Wut mehr, keine Trauer, keine Erleichterung. Nur das wissen: Es war vorbei. Aber selbst das löste nicht die Angst, die ständige Anspannung, die Schreckhaftigkeit. Aber nur dieses kleine Zucken roter, voller Lippen – Dracos Lippen – strahlte eine solche Ruhe und Entspannung aus, dass er mit Körper und Geist in ihm versinken konnte. Gefühle, die ihn durchstürmten, die ihn durchdrangen, die erbarmungslos durch seinen Körper peitschten – und doch war alles nur wie eine seichte Welle, die sanft seine Füße umspülte. Nur durch ein Lächeln...
 

„Na?“, Harry trat lächelnd ein und sah Hermine – wie könnte es anders sein – über ein Buch gebeugt, „War er lieb?“

„Äußerst.“, ihr Kopf hob sich, die Lippen zogen sich in die Höhe, bevor sie abrupt stoppten und absackten, während sie sich langsam erhob, „Wo hast du deinen Anhang gelassen?“

„Draco? Er wartet unten am Hauptportal.“

„Gut.“, sie atmete tief durch, „Schließ die Tür, bitte.“

„Ist etwas passiert?“, fragte der Schwarzhaarige unsicher, während er tat, um was er gebeten worden war.

„Das kannst du mir besser beantworten als ich. Wollt ihr eure Beziehung offiziell machen oder geheim halten?“

Harry stoppte in der Bewegung. Ihre... Beziehung? Woher zur Hölle wusste sie... ? Er zog die Augenbrauen zusammen.

„Ach, Harry, nun komm schon, ich kenne dich gut genug. Man sieht dir an, dass in den letzten zwei Stunden etwas gelaufen ist. Und ich wette, ich werde nicht die einzige sein, die das bemerkt.“

„Aber...“, sollte er es verneinen? Es wäre doch nur ein unsinniges Verhalten. Es gab andere, wichtigere Dinge. „Wie?“

„Du strahlst urplötzlich Glück und Lebenskraft aus. Das hast du seit Jahren nicht mehr. Fremde mögen den Unterschied ja übersehen, aber die, die dich kennen, werden es dir auf den ersten Blick ansehen.“, sie seufzte, „Also?“

„Ich... wir...“, er wandte den Blick ab, „Geheim.“

„Dir ist klar, dass das nicht lange gut geht?“

„So lange, wie die Öffentlichkeit das Interesse noch nicht verloren hat, muss es klappen. Danach... sehen wir weiter.“

„Harry...“, sie seufzte und schüttelte den Kopf, „Ich sehe das in einer Katastrophe enden. Die Öffentlichkeit wird euch zerreißen. Und Ron ist nicht davon abzukriegen, dass Malfoy und Homosexualität absolute Grauen sind. Ich fürchte, er wird dir den Rücken kehren, wenn er davon erfährt. Und...“, sie wandte den Blick ab, doch es verbarg nicht die Tränen, die plötzlich aus ihren Augen schossen, „Ich... ich weiß wirklich nicht, was ich dann tun sollte...“

Harry wich einen Schritt zurück, knallte gegen das Holz der Tür, gegen das er sich halt suchend lehnte.

Ron.

Hermine.

Sollte er mit Draco offiziell werden, würden sie ihn verlassen. Beide. Ron wegen seiner Vorurteile, Hermine, weil sie Liebe und Karriere vor ihre Freundschaft setzen würde. Und wer wusste schon, was Neville, Luna, Dean und Seamus machen würden. Was die anderen machen würden.

Draco kostete ihn nicht nur seine Zukunft sondern auch seine Freunde. Und ihm schlimmsten Fall seinen Sohn und Draco selbst. Sie konnten niemals offiziell werden.

Niemals.
 

Genau das war es auch, was er Draco auf diesem Spaziergang erklärte. Mehr oder minder einfühlsam, zumindest gab er sein Bestes. Es brachte den Blonden – wie er nicht anders erwartet hatte – zum Weinen. Aber wenigstens tat er das an seine Schulter gelehnt und wendete sich nicht mehr ab, damit er es nicht bemerkte.

Und er hatte kein Problem damit trotz noch immer tränenden Augen Ted in seinem Arm zu wiegen, der sich lautstark über die schlechte Stimmung geärgert hatte. Selbst sechs Monate alte Babys merkten wohl, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.

„Wir werden also auf keinen Fall jemals offiziell zusammen sein?“, fragte Draco noch einmal mit sichererer Stimme als noch Minuten zuvor nach.

„Ja.“, antwortete Harry schlicht, „Es tut mir Leid.“

„Willst du... bereust du es?“, flüsterte der Slytherin leise, doch behielt seinen Blick auf dem Kind in seinem Arm.

„Was?“

„Das heute.“, die zwei Stunden, in denen sie sich geküsst, ausgezogen und gekuschelt hatten? In denen sie es einfach nur genossen hatten die Anwesenheit des anderen Haut an Haut zu spüren?

„Keinesfalls. Eher bereue ich nicht schon früher etwas Effektives gegen Menschen wie Rita Kimmkorn getan zu haben, dass sie glauben jetzt so mit mir umspringen zu können.“, Harry stieß einen verärgerten Seufzer aus. Die Frau ging ihm auf den Senkel.

„Und... was wird dann... aus uns?“, es war fast nur ein Hauchen, das kaum verständlich an das Ohr des Schwarzhaarigen drang.

Harry schluckte. Gute Frage. Was sollte aus ihnen werden? Diese „Beziehung“ hatte keine Zukunft.

„Was schlägst du vor?“, versuchte er auszuweichen.

Retour traf ihn allerdings nur ein Blick aus großen, hilfesuchenden, verzweifelten Augen. Er war so... schutzsuchend. So hilflos wie das Kind auf seinem Arm.

„Ich... ich sehe nur zwei Möglichkeiten.“, flüsterte Harry unsicher, „Entweder wir einigen uns, dass wir unsere Gefühle einfach beiseite schieben und Freunde sind und bleiben...“

Dracos Gesicht verzog sich zu tiefster Traurigkeit, während sein Blick sich auf Ted legte.

„Oder?“

„Oder wir behalten es bei, wie es ist. Vielleicht lieben wir uns, ja, aber wir sind nicht und werden niemals ein Paar sein. Du musst dich bis zum Ende des Jahres verloben und ich suche ebenfalls eine Frau. Wir gründen Familien, gehen arbeiten und leben unser Leben.“, in die Traurigkeit in Dracos Ausdruck mischte sich Entsetzen, „Und was bisweilen nachts oder auf Reisen passiert, hat niemanden zu interessieren...“

„Wie bitte?“, die grauen Iriden zwischen aufgerissenen Lidern wandten sich in Harrys Richtung, „Du siehst keine andere Möglichkeit als dass ich von zwei Küssen im Jahr zehre? Das soll alles sein? Dass ich dich vielleicht einmal in ein paar Monaten sehe, um bei dir sein zu können? Für eine Nacht?“, der Blonde hob Ted ein wenig ruppig in seinen Korb und schlang die Decke um ihn, was den wieder Schlafenden allerdings kaum störte, „Und das, während unsere Frauen und unsere Kinder zu Hause zurückgelassen werden? Das stellst du dir als Zukunft vor?“

„Draco.“, die Stimme des Schwarzhaarigen festigte sich und nahm einen dunklen Unterton an, „Mach einen besseren Vorschlag.“

Die Lippen des anderen verzogen sich zu einer dünnen Linie, während wiederum Tränen in seine Augen traten.

„Ich soll dich wirklich mit einer Frau teilen? Die bei Feiern an deiner Seite sein kann, mit dir zusammenlebt und deine Kinder gebärt?“, Draco schüttelte den Kopf, „Lieber trinke ich jede Stunde Vielsafttrank, um diese Frau an deiner Seite zu sein.“

„Draco...“, Harry machte einen Schritt auf ihn zu.

„Lass mich!“, der Blonde schlang die Arme um seinen Körper, „Lass mich einfach in Ruhe...“, Tränen liefen über seine Wangen, „Wäre ich nur eine Frau, dann könntest du mich lieben...“

„Draco!“, der Jüngere schmiss sich förmlich vorwärts, umgriff den anderen und drückte ihn mit aller Kraft gegen sich.

„Lass mich los!“, schrie dieser spitz, was auch sofort Ted wieder alamierte und plärren ließ.

„Beruhige dich!“, bewusst der Gefahr, dass er vermutlich gerade Dracos Luftversorgung unterband, drückte er ihn noch mehr, was diesen nur aufheulen und Kopf und Fäuste gegen Harrys Brust prallen ließ.

Schon nach dem dritten Schlag verloren sie an Kraft, was Harry dazu übergehen ließ den anderen zu umarmen – kurzum, seinen Griff zu lockern. Draco blieb stumm weinend bei ihm, legte den Kopf auf eine Schulter und einen Arm auf die andere.

Harry ließ den Korb heran schweben und strich Ted beruhigend über die Wange, während er dasselbe mit Dracos Rücken tat.

„Ich wünschte, ich hätte eine bessere Lösung...“, hauchte er dem lautlos weinenden ins Ohr, „Ich wünschte, ich könnte dich glücklich machen...“

„Dann mach das...“, graue, verweinte Augen hoben sich in sein Sichtfeld, „Lass uns abhauen. Hier und jetzt. Du bist der mächtigste Zauberer dieser Welt, wenn du nicht willst, dass sie uns kriegen, dann kannst du es möglich machen.“

„Und was wird aus Ted? Was für ein Leben soll er führen?“, erwiderte Harry ruhig, „Was wird aus deiner Mutter? Wer steht ihr bei und hilft ihr wieder einen Platz im Leben zu finden?“, er schüttelte den Kopf, „Wir haben Pflichten und Verantwortung, Draco. Davor können wir nicht davon laufen.“

„Das ist nicht fair...“, er drückte sein Gesicht wieder gegen Harrys Umhang, „Das ist das erste Mal, dass ich bereue...“, ein Stich fuhr durch das Herz des Schwarzhaarigen, „...dass du gerade der Retter der Welt sein musst. Wärst du ein niemand und ich auch, dann würde es niemanden stören...“

„Leider ist dem nicht so...“, was nicht die Erleichterung aus seiner Stimme verbannte, dass Draco nicht bereute sich auf ihn eingelassen zu haben.

„Tut mir Leid, dass ich es dir so schwer mache.“, die Schultern des Blonden zuckten, „Tut mir Leid...“

„Hör einfach nur auf dich selbst zu hassen, bitte...“, Harry küsste sein Haupt, „Bitte verachte dich selbst nicht so...“

„Aber es ist meine Schuld. Es ist alles meine Schuld.“

„Nichts ist deine Schuld.“, er wiegte den Weinenden in seinen Armen, „Du bist das Oberhaupt des Malfoy-Clans, ich bin der Retter der Welt und der Rest der Menschheit möchte uns nicht zusammen sehen. Zumindest jetzt nicht. Wer weiß, was wir beide morgen alles an Post kriegen. Vielleicht will man uns ja auch zusammen sehen? Kimmkorns Artikel könnte uns möglicherweise sogar etwas Gutes tun... wenn die Glückwunschkarten die Heuler überwiegen, melde ich mich bei unserem Minister, bespreche den Fall mit ihm und wenn er keine Notwendigkeit sieht uns Ted wegzunehmen und deine Mutter und dich nach Askaban zu sperren, können wir gerne zusammen sein. Auch, wenn mich das meine besten Freunde kostet...“, warum machte er ihm Hoffnung? Er wusste selbst, dass kaum mehr als eine Hand voll Glückwunschkarten kommen würden – gegen säckeweise Heuler und Hassbriefe.

„Wirklich?“, flüsterte Draco leise.

„Ja.“, er drückte ihn noch einmal fester an sich, bevor er ihre Körper auf Abstand brachte, „Auch, wenn es vermutlich nie eintreffen wird...“

Doch das schmälerte das strahlende Lächeln auf den Lippen des anderen nicht.
 

„Hey, Harry.“, Dean klopfte ihm auf die Schulter und grinste breit, „Hermine hat mir da was Interessantes erzählt – ist das wahr?“

Sie hatte nicht wirklich... Harrys Mimik entgleiste. Sie hatte es Dean erzählt? Und Seamus? Und Ron? Luna? Ginny? Er ließ seinen Blick durch die Reihe schweifen – Ron fehlte, Luna saß noch bei ihrem Haus.

„Was hat sie erzählt?“, die Stimme aus seinem Mund war leise und grabestief.

„Das mit dir und Malfoy. Hat mich echt von den Socken geholt.“, weiteres Grinsen, „Keine Sorge, meinen Segen hast du.“

„Und meinen Ärger.“, warf Ginny ein, „Warum erfährt sie das vor mir?“, doch auch sie lächelte.

„Ihr... ihr wisst es?“, Harry schüttelte den Kopf, „Und... ihr hasst mich nicht? Ihr seid nicht angeekelt?“

„Ein bisschen.“, gab Seamus zu, „Lass mich das nie sehen, ja? Und erzähl besser auch nicht davon... sonst reißt Ron dir endgültig den Kopf ab.“, er zuckte zusammen, „Oh, sorry, Harry, ich wollte nicht... also... tut mir Leid...“

Der Schwarzhaarige wischte sich über die Wange, die unter seiner Hand feucht war.

„Mein Bruder wird sich schon wieder einkriegen. Lass ihm einen Monat.“, der Rotschopf lächelte mütterlich.

„Aber ich kann echt nicht fassen, dass Kimmkorns Artikel wirklich wahr ist...“

„Ist er nicht.“, widersprach Harry.

„Nicht?“, Seamus und Dean lehnten sich näher, „Was soll das heißen?“

„Wir sind erst heute... also... vorher war da nichts. Nur Freundschaft.“

„Erzähl. Mit allen schmutzigen Details.“

„Dean!“, Seamus verzog den Mund, „Lass den Scheiß.“

„Mund zu, Ohren zu und Augen zu.“, befahl Ginny ihm nur und beugte sich über den Tisch, „Ich will das auch hören.“

„Leute...“, Harry seufzte, „Euch ist klar, dass das Ganze ein Geheimnis ist? Könntet ihr euch ein wenig unauffälliger verhalten, bitte?“

„Komm, wann steckst du nicht mit irgendwem die Köpfe zusammen?“, sie legte den Kopf schief und lächelte.

Der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rollte mit den Schultern, wandte kurz den Blick ab und seufzte. Na wunderbar. In was für eine Situation hatte Hermine ihn jetzt wieder gebracht? Aber diese Unterstützung war unerwartet.

„Na ja, heute Mittag war ja die Befragung und wir waren unter Veritaserum... dabei kam raus, dass ich nicht schwul bin...“, Verwirrung spielte mit den Zügen seiner Zuhörer – auch Seamus war heran gerückt, „Das hat Draco... ziemlich aufgeregt. Und nach der Befragung kamen wir halt darüber ins Gespräch...“

„Habt ihr euch geküsst?“, fragte Ginny aufgeregt.

„Auch, ja...“

„Miteinander geschlafen?“, warf Dean sofort ein, was Harry extrem erröten ließ, „Echt?“, Begeisterung auf seinem Gesicht – Ekel auf dem von Seamus.

„Haben wir nicht...“

„Warum bist du dann so rot?“

„Das hat dich wirklich nichts anzugehen.“, grummelte Harry vor sich hin.

„Mich vielleicht?“, fragte Ginny mit der flehensten Stimme, die sie beherrschte, „Du kannst es mir ins Ohr flüstern.“

Dieses fiese Schlangenpack...

„Frag Draco aus.“, bestimmte Harry, „Von mir hört ihr nicht mehr.“
 

Das war keine gute Idee gewesen. Nicht, wenn man seinem Freund nur eine Stunde vorher gesagt hatte, er solle sich eine Freundin suchen. Im Endeffekt war Ginny reinblütig, nett und liebevoll... Harry wusste gar nicht, auf wen er eifersüchtiger sein sollte.

Also lieber glauben, dass da nichts draus werden würde. Selbst, wenn Ginny gerade ihren ganzen Charme auf Draco sprühte, um ihm das Geheimnis zu entlocken, was Harry und er heute angestellt hatten. Wie weit galt eigentlich die uralte Feindschaft der Weasleys und Malfoys? Würde man es als Beilegung der Streitigkeiten sehen, wenn die beiden... ? Nicht dran denken.

Einfach nicht dran denken.

Grummelnd stand Harry am Herd und mischte Milch mit Öl, Karottensaft und Zucker, während Ted ausprobierte, wie lange er seinen Kopf in der Luft behalten konnte und wie weit er sich nach rechts und links zu drehen vermochte. Und das alles, während hinter ihm Ginny halb auf Dracos Schoß krabbelte und...

Die Zuckerdose krachte scheppernd zu Boden.

„Scheiße!“, fluchte Harry, knurrte und griff nach seinem Zauberstab.

„Hey... du heißt doch gar nicht Neville Longbottom.“, neckte Dracos Stimme ihn vom Sofa aus.

„Schlimmer.“, die Hexe schob den Schwarzhaarigen zu seinem Sohn, der ob des Geräuschpegels zu quengeln begonnen hatte, reparierte und füllte die Dose mit wenigen Sprüchen, bevor sie fortfuhr: „Wenn Harry verliebt ist, wird er wirklich extrem schusselig. Und er blamiert sich praktisch durchgehend.“

„Ginny!“, zischte das Gesprächsthema warnend.

„Was denn? Ist doch wahr. Erst bei mir hat sich das ein bisschen verbessert – aber so weg, wie du derzeit bist, dürfte der Fortschritt kaum Bedeutung haben.“, und schon wieder trieb sie ihm die Röte auf die Wangen... hatte er ja heute wahrlich noch nicht oft genug gehabt, „Lass mich das machen und genieß dein Leben mal ein Stück.“, sie klopfte ihm kurz auf die Schulter, bevor sie ihn Richtung Couch schob.

Draco verfolgte jede seiner Bewegung mit tiefgrauen Schlangenaugen und einem unbestimmten Schmunzeln auf den Lippen. Wollte Ginny, dass sie hier... ? Und Draco? Also... hatten die sich beide verschworen oder was sollte das werden? Wieso sah der Blonde ihn so absolut unwiderstehlich an?

Unsicher ließ Harry sich neben ihm auf die Couch sinken und wandte seinen Kopf nach rechts hinüber zu der wunderschönen Versuchung an seiner Seite, die ihm einen lasziven Augenaufschlag sandte.

Was zur Hölle sollte das hier werden?

Dracos freche Nasenspitze glitt seinen Oberarm hinauf zu seiner Schulter, seinen Hals entlang zu seiner Schläfe, während sich sein Oberkörper gegen Harrys Seite drückte und er sein rechtes Bein über ihn warf, um sich breitbeinig auf seine Oberschenkel zu setzen. Shit... er wurde noch röter. Was sollte das nur?

„Du wirst ja wirklich knallrot.“, stellte der Blonde amüsiert fest.

„Lach ruhig...“, grummelte Harry nur zurück.

„Ich sagte doch, das er zuckersüß ist.“, trällerte Ginny vom Herd aus.

„Ich muss dir zustimmen.“, das Lächeln auf Dracos Lippen verbreiterte sich, „Du bist unglaublich hübsch, wenn du rot wirst...“

„Ich hätte nie erwartet so etwas Schnulziges aus deinem Mund zu hören.“, versuchte der Untere der Situation zu entkommen.

„Aber ich habe dich in meiner Gewalt.“, stellte Draco fest und zog Harrys Zauberstab aus seiner Tasche, um ihn auf den Tisch zu legen, „Und du bist völlig wehrlos.“

„Glaubst du?“, fragte dieser zurück – die Reise bis vor einigen Monaten hatte doch noch einige Muskeln bei ihm übrig gelassen. Er könnte sie demnächst ja mal wieder trainieren, das würde Draco sicherlich... oh, das hätte Effekt, das konnte er sich vorstellen.

„Was bedeutet dieses Lächeln?“, der Blonde zog die Augenbrauen zusammen und den Kopf ein wenig zurück.

„Gar nichts...“, flötete Harry scheinheilig, beugte sich vor und setzte einen Kuss auf Dracos Lippen.

Hm... ein Hauch Bratensauce war dazu gekommen. Ebenso ein Hauch Kürbis. Eine interessante Mischung. Seine Zunge schlängelte sich aus seinem Mund und leckte über das rote, aromatische Fleisch, was den anderen dazu brachte mit seiner eigenen Zunge ein Abwehrmanöver einzuleiten.

„Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass ihr meine Worte gleich in die Tat umsetzt.“, drang Ginnys Stimme von relativ nah an sein Ohr, was ihn den Kuss lösen ließ. Die Hexe hatte sich mit Ted im Sessel niedergelassen, hielt ihn mit einem Arm und mit dem anderen die Flasche, aus der das Baby kräftige Schlücke nahm.

„Sollen wir etwa das Nebenzimmer nehmen?“, warf Draco ihr lächelnd entgegen – dieses neckische Wesen hatte kaum noch etwas von dem Draco, der erst vor einer Stunde weinend in seinem Arm gelegen hatte.

„Nein, nein... wenn ich es richtig verstanden habe, habt ihr nur ein paar Monate miteinander. Und da nicht einmal viel Zeit. Also nutzt die Zeit ruhig. Seid nur so gut und behaltet eure Kleidung in meiner Gegenwart am Leib.“

„Dir entgeht der absolute Traum einer jeden Witch’s-Week-Leserin. Die zwei absoluten Womanizer zusammen, nackt, einander haltend wie zwei Ertrinkende...“, der Hockende machte eine ausladende Geste mit der Hand. Hatte er den ersten Teil nicht gehört oder was? Wieso hatte er plötzlich so gute Laune? Nur wegen diesem einen verdammten Hoffnungsschimmer bezüglich morgen... ? Harry hätte sich selbst ohrfeigen können.

„Ich lese keine Witch’s Week.“

„Na gut, da verpasst du auch nichts.“, gab Draco zu.

„Was habt ihr jetzt für die Zukunft geplant?“, die Hexe setzte die Flasche kurz ab, hob Ted und ließ ihn kurz darauf weiter trinken.

„Wir suchen uns beide eine Frau, gründen eine Familie und sind ganz normale Männer.“, antwortete Harry mit einem weiteren besorgten Blick Richtung Draco.

„Außer die Zaubererwelt nimmt das mit uns positiv auf.“, die grauen Augen schienen von innen heraus zu strahlen, „Man sollte die Hoffnung nie aufgeben.“

Es war grausam, dass sie ihn zerschlagen würden. Diesen kleinen Funken in seinem Blick. Dieses schwache Lodern. Die Außenwelt würde Draco wehtun, morgen früh schon. Und Harry war der einzig Schuldige.

Der Einzige.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vergangenheit
2008-11-15T14:02:41+00:00 15.11.2008 15:02
Sie haben es also getan. ^^ Schön, aber wie geht es weiter, sie schwanken immer zwischen dem puren Glück ihrer Liebe und der Realität, die droht, diese zu zerstören. Beide wollen es, aber keiner traut sich, aus Angst vor den Konsequenzen. Dieser erste Abschnitt mit Harrys Gedanken, war wieder wunderbar geschrieben und man ist hin und her gerissen, ob man Harry und Draco dazu raten sollte, ihrem Verstand oder ihrem Herzen zu folgen.

Ja, Hermine ist wieder die Stimme der Realität, sie steckt da auch wirklich in der Zwickmühle, gerade weil ihr Mann eben so halsstarrig ist. Auch keine leichte Position für sie, aber sie scheint ihre Entscheidung getroffen zu haben und Harry hat daraus seine Konsequenzen gezogen. Du bringst einen in dieser Geschichte wirklich dazu Herz gegen Kopf zu stellen, denn man möchte schreien: Diese Leute sind nicht deine Freunde, wenn sie dich nicht so akzeptieren wie du bist und es ist egal, was die Öffentlichkeit denkt, solange ihr euch habt, könnt ihr alles durchstehen. Nur leider sagt einem der eigene Verstand, dass das nicht so einfach ist und auch fast nicht machbar. *seufz* Dennoch war unglaublich hart, was er Draco da vorgeschlagen hat, dafür hätte er fast schon eine Ohrfeige verdient gehabt, so herzlos war das, sowohl Draco, als auch ihren zukünftigen Frauen gegenüber.

Ja, warum hat Harry Draco Hofnung gemacht? ^^ Man klammert sich wohl immer irgendwie an einen Strohhalm, egal wie dünn er auch sein mag. *seufz* Außerdem gibt es nichts Schlimmeres als die Person, die man liebt leiden zu sehen.

So so, Hermine ist klüger als ich dachte und anscheinend besitzt Harry auch gute Freunde und ich hoffe wirklich, dass Ron sich noch wieder einbekommt. Ich mag es übrigens, dass du Seamus nicht hast in Begeisterung ausbrechen lässt, sonder dass er es akzeptiert, weil Harry sein Freund ist, dass lässt dem Ganzen den Realismus.

Tja, wie wirst du die Zauberwelt reagieren lassen? Wie wird es ausgehen? Ich glaube nicht, dass es falsch war, Draco diesen Hoffnungsfunken zu geben, vielleicht zerreißt die Zaubererwelt sie ja morgen, aber was übermorgen ist, weiß niemand. Man darf seine Träume nie aufgeben, sie sind das Wichtigste und vielleicht ist Ginny ja wirklich eine Hoffnung für die beiden, wenn sie Dracos Frau würde, hätten sie alle Chancen wenigstens ein wenig Glück zu finden. Wie das nun bei Harry ist, weiß ich nicht, bei ihm drängt ja keiner, wegen einer Ehefrau, so könnte er ja solo bleiben oder zum Schein ein paar Beziehungen eingehen, die leider immer scheitern. ^^

Ich bin gespannt, wieder mal. XD Tolles Kapitel, Gepo.

ByeBye
BlackSilverLady
Von:  Artanaro
2008-11-14T22:42:48+00:00 14.11.2008 23:42
super geschichte
super pitel...
ich bin echt gespannt, wie das weiter geht...
wie und überhaupt....
könnt ich vllt ne ens haben, wenn ein neues pitel kommt?
wäre nett....
Von:  mimaja56
2008-11-14T17:47:46+00:00 14.11.2008 18:47
ich find es war ein supertolles Kapitel.

Leider auch sehr realistisch. Denn leider ist es auch noch heute so, dass Freunde einem die Pistole auf die Brust setzen, weil sie sich vor der Öffentlichkeit bzw. öffentlichen Meinung fürchten.

Ich wünschte Harry und Draco meinen Bekanntenkreis, denn dann würde es keine Trennung, keine fingierte Ehe geben. Dann würden wir gemeinsam kämpfen.

Ich geniese es, mit den schwulen Freunden meiner Tochter in unserem Kaff auszugehen. Anfangs waren die Leute geschockt wenn sie sich mal küssten. Heute ist es normal, egal wo wir hingehn.
Von: abgemeldet
2008-11-13T15:30:51+00:00 13.11.2008 16:30
yaaay... es geht weitaah =)
also... Draco als Frau.. wieso nicht? ^^
Aber das er auf so ner mini-chance alles aufbaut... oO
Naaaja, ich bin gespannt, wies weitergeht..

LG Lori
Von: abgemeldet
2008-11-12T20:43:50+00:00 12.11.2008 21:43
ein super Kapi, aber ein echt geschissener Plan den die beiden haben.
*kopfschüttel* Draco muss zur Frau werden, dann wärs doch perfekt
schreib ganz schnell weiter
Von:  ReinaDoreen
2008-11-12T20:05:20+00:00 12.11.2008 21:05
Ich weiß nicht ob Harrys Freunde Ron und Hermine, wirklich als Freunde zu bezeichnen sind. Ihn vor die Wahl zu stellen Draco oder wir, finde ich mehr als mies. Wer solche Freunde hat braucht eigenltich keine Feinde mehr.
Ein bischen denke ich ist Harry auch feige. Es ist schon klar, das es alles andere als einfach ist diese Beziehung zu Draco und das es durchaus ernste Konsequenzen haben könnte. Harry aber versucht doch gar nicht erst zu kämpfen. Für ihn ist von vorn herein klar, das alles geheim ist und ehrlich der Gipfel der Geschmacklosigkeit war der Vorschlag jeder sucht sich eine Frau und man trifft sich ein paar mal im Jahr.
Draco bleibt ja nicht viel als sich Harry unterzuordnen oder wirklich aus dessen Leben zu verschwinden. Draco ist in dem Fall im abhängig von Harry und dessen Entscheidungen.
Vielleicht sollte er irgendwann gehen, weil er an dieser "Beziehung" kaputt geht.
Reni
Von:  Siri
2008-11-12T18:33:20+00:00 12.11.2008 19:33
Jipie...entlich geht es weiter....
schon ne ziemlich lange Pause zum letzten Mal
aber so gesehen en tolles ergebnis....teilweise
extrem süss *Herzchenaugenbekommenhat* und dann
wieder ziemlich traurig *Taschentuchsuch*
Freu mich schon aufs nächste Teilchen....
P.s. zu Abwechslung nur zwei mal gelesen...^^


Von:  mondscheinlichter
2008-11-12T17:44:36+00:00 12.11.2008 18:44
Juhchu... es geht endlich weiter.

Ich fand das Kapitel so gut und so wie das Kommentar vor meinem, von Congaemon, muss ich sagen... da würde schon alles gesagt. ;)

Ich hoffe das das auch mit dem nächsten Kapitel wirklich ein bisschen schneller geht.
Ich freu mich schon so auf das nächste.
Und hoffe das Draco nicht seelisch zerschlagen wird, er scheint doch so glücklich...

Naja bis dann
Lg mondscheinlichter
Von: abgemeldet
2008-11-12T16:27:50+00:00 12.11.2008 17:27
OMG. Es geht weiter!

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht was ich von dam Kapitel halten soll. Einerseits weckt es in mir wehmut, andererseits macht es Hoffnung. Und ein weiterer Teil von mir ist irgendwie verwirrt. Über Draco, sein Verhalten, gebären, sprechen...
Tja, Harry mag nicht schwul sein, aber er steht aben auf Draco. Und der widerum wird zur Frau an seiner Seite. Du meine Güte...

Keine Kritik. Ich glaube am Ende des ersten Absatzes einen Rechtschreibfehler gesehen zu haben. *g* Aber ansonsten... Interessanter Aufbau.

Hoffe es geht dieses Mal ein klein bisschen schneller zum nächsten Kapitel.

Danke!

Von:  leewes
2008-11-12T16:25:32+00:00 12.11.2008 17:25
aaaaaaahhhhh wie geil... und doch soooo süß..... ich will unbedingt weiter lesen und ich hoffe doch das das bald möglich sein wird.-...*g*
bis dann
lee


Zurück