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Nindo

Jeder muss seinen eigenen Weg gehen
von

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Der Plan

„Hör zu, Naruto, Sasuke ist seit einem dreiviertel Jahr weg.“ Sakura standen Tränen in den Augen, dennoch war ihre Stimme fest. „Auch wenn wir jetzt nach Oto-Gakure gehen, uns dort in Lebensgefahr bringen und riskieren, von Sasuke selbst getötet zu werden, er wird nicht mit uns kommen.“ Naruto saß neben ihr, hatte von seiner Nudelsuppe jedoch nicht aufgesehen. Er starrte etwas überrascht, gleichzeitig aber traurig auf seine Schüssel.

„Sakura, er würde uns nicht töten.“ Wütend schlug sie auf den Tresen und kniff die Augen zusammen, sie versuchte die Tränen zurückzuhalten, aber sie kamen unaufhörlich aus ihren Augenwinkeln und tropften auf ihr Handgelenk und die hölzerne Theke von Ichiraku’s Ramenstand.

„Hör auf damit, Naruto! Du lebst in einer Welt, die nicht der Realität entspricht! Du siehst immer das Gute im Menschen, auch wenn er es selbst nicht sieht, aber nicht jeder Mensch ist gut! Kapier das endlich und lass mich damit in Ruhe! Sasuke ist für mich gestorben, als er beim zweiten Versuch nicht mit uns kommen wollte! Lass es ruhen…“ Ihre wütende, aber auch gleichzeitig verzweifelte und aufgebrachte Stimme brach und verlor sich in einem herzzerreißenden Schluchzen, unter dem sie noch einen Satz hervorbrachte, bevor sie aufstand und ging. „Sasuke gehört nicht mehr hierher, versteh das.“

Naruto sprang auf, stieß dabei seine Ramenschale um und sah ihr nach. Sakura war noch keine fünf Meter von ihm weggegangen, da hörte sie seine ebenfalls wütende Stimme hinter ihr schreien. „Doch! Er gehört hierher, genauso wie du und ich! Nur weil du Angst hast etwas zu riskieren! Verdammt, sei nicht feige, Sakura!“ Sie war stehen geblieben, hatte sich aber nicht umgedreht. Es war, als würde sie nicht zuhören, ihn einfach ignorieren, ausblenden. Dem war nicht so, denn was er nicht sehen konnte, waren neue Tränen, die in ihren grünen Augen immer höher stiegen und dann stumm ihren Weg an den Wangen entlang nach unten fanden.

„Denk darüber nach, bitte“, waren Narutos letzte Worte, bevor die rosahaarige Kunoichi langsam von ihm wegging und nach wenigen Metern zu Laufen begann. Was wusste er schon? Er hatte nicht zugesehen, wie sich seine besten Freunde versucht hatten umzubringen. Er hatte das nicht zwei Mal mit ansehen müssen. Genau so wenig wie er jedes Mal als schwach und nutzlos bezeichnet worden war, schlimmer noch. Naruto war für Sasuke ein gleichwertiger, wenn nicht sogar überlegener Gegner. Daran hatte Sakura lange zu nagen gehabt, und nun, nun wo sie endlich ihr Leben halbwegs im Griff hatte und dachte, sie wäre annähernd stark und nützlich, da kam ihr toller Teamkamerad an und meinte so mir nichts dir nicht, sie könnten doch noch ein Mal versuchen, Sasuke zurückzuholen.

Als ob das was nützen würde, hatte sie gesagt. Und dann hatte sie auch schon angefangen zu weinen. In diesem Moment war Sakura nicht nur auf Naruto wütend, sondern vor allem auf sich selbst. Sie hatte geweint, etwas, was sie nie mehr tun wollte. Und vor allem nicht wegen Sasuke Uchiha. Dennoch hatte sie es getan, obwohl er nicht einmal da gewesen war. Das machte sie verrückt und zugleich auch wissend, dass sie immer noch an Sasuke hing. Nicht auf die Art und Weise, wie sie es damals getan hatte, aber sie waren einst zusammen in einem Team gewesen. Loyalität war ein Wort, das groß geschrieben wurde, zumindest bei ihr. Doch aller Loyalität zum Trotz, Sasuke war einmal. Früher, vor nicht einmal einem Jahr.
 

Auf solche Gedanken kam man also, wenn man alleine vor der Ninja Akademie auf einer Schaukel saß und das große, rote Tor anstarrte. Im selben Moment fragte sie sich, was sie hier wollte. Hoffte sie, dass Sasuke gleich da rauskommen, ihr zulächeln und sagen würde: „Hallo Sakura. Lass uns mit Naruto eine Runde trainieren gehen. Du bist echt stark geworden“, oder so Etwas in der Art? Energisch schüttelte sie den Kopf, dabei fielen ein paar Tränen zu Boden. Sakura wischte die übrigen weg und ließ sich Narutos Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Sie solle darüber nachdenken.

Also überlegte sie. Sasuke würde nicht zurückkommen, das stand fest. Nicht freiwillig. Selbst wenn sie mit ganz Konoha, und das war unmöglich, da diese von Naruto geplante Mission geheim und zudem noch illegal war, in Oto aufmarschieren würden, aus freien Stücken käme Sasuke, der Emo, Uchiha nicht mit ihnen mit. Dann hätte er gar nicht erst weggehen müssen. Also blieb nur eine Möglichkeit über. Sie mussten ihn zwingen. Und wie konnte man einen Uchiha dazu zwingen, mitzukommen, ohne dass er gleich wieder abhauen würde, wenn er in Konoha frei wäre? Genau das war das Problem bei der Aktion. Er würde wieder gehen und sie alle, vor allem Naruto und Sakura selbst, würden das kein zweites Mal verkraften. Beim ersten Mal war es schlimm genug gewesen. Es würde außerdem ewig weiter gehen. Naruto würde wiederum versuchen, ihn zurückzuholen, Sasuke würde zum abertausendsten Mal verweigern. Dann würde eine zweite Aktion gestartet werden und auch die würde nichts bringen. Es würde keiner aufgeben.

Sakura schüttelte den Kopf und stand auf. „Alles Blödsinn!“, zischte sie kopfschüttelnd und ging durch die leeren Straßen Konohas nach Hause.
 

Es war etwa Mitternacht gewesen, als Sakura Zuhause angekommen war und eine halbe Stunde später in ihrem Ninjaoutfit auf der Wohnzimmerbank eingeschlafen war. Keine fünf Stunden später, es war halb vier Uhr morgens, pochte etwas an Narutos Fenster. Er selbst war noch vor Mitternacht eingeschlafen. Das erste laute Klopfen hörte er nicht. Das zweite weckte ihn zwar, aber er war noch zu verschlafen, um sofort zu merken, was los war. Das dritte, noch lautere Pochen ignorierte er und schlussendlich sprang er vom vierten Klopfen genervt auf, aus Sorge, die nervende Person könnte seine Scheibe einschlagen.

„Oh Mann, Sakura, wieso nimmst du nicht wie jeder normale Mensch die Türklingel?“ Verschlafen ribbelte er sich die Augen und blinzelte mehrmals.

„Da redet ja der Richtige. Du magst ja diese extravaganten Auftritte, die aus dem Rahmen fallen.“

Der Blondschopf schloss die Augen und sog etwas Luft in seine Nase. „Wo? Ich rieche keinen Ramen!“ Dafür fing er sich eine leichte Kopfnuss ein.

„Das ist nicht lustig.“

„Entschuldige, ich dachte ich kann dich zum Lachen bringen.“ Sie grinste.

„Eigenartiger Humor, aber egal. Willst du Frühstück? Ich kann welches machen?“

Völlig perplex saß Naruto Uzumaki am Küchentisch seiner kleinen Küche und sah zu, wie Sakura nach der Reihe wunderbar duftende Sachen zubereitete und auf den Tisch stellte. Gleichzeitig fragte er sich, was an dieser Situation verkehrt war. Seit wann war seine Freundin so fürsorglich? Etwas stimmte hier nicht. Aber sie würde den Grund schon sagen, da war er sich sicher. Menschenkenntnis hatte er ja ein bisschen. Sakura stellte die köstlich riechenden Sachen auf den Tisch und setzte sich selbst Naruto gegenüber, der seinen Teller nun mit Eierspeise und Speck belud. Erst würde er essen, dann fragen, wie er zu dieser Ehre gekommen war und dann würde sie ihm erzählen, was los war. Aber erst durfte er essen.

„Sakura? Hast du jemals einen Kochkurs belegt?“, fragte der Blondschopf, als er den ersten Bissen der gelben Masse in den Mund nahm. Sie schüttelte den Kopf. „Man schmeckt es.“ Enttäuscht murmelnd fügte er ein Echt jetzt hinzu. Beleidigt verschränkte Sakura die Arme und schlug ein Bein über das andere, das sah leider ganz und gar nicht so aus, wie sie es wollte.

„Dann iss halt nicht. Ich mühe mich da ab und dann das! Undankbares Stück!“ Naruto wurde es zu bunt. Er beschloss, sämtliche Punkte seiner Liste zu überspringen und fragte unschuldig: „Was ist denn eigentlich los? Sonst kommst du doch nie zu mir nach Hause. Stimmt etwas nicht?“ Sakura löste ihre Arm- und Beinverschränkung auf und legte erstere in den Schoß.

„Es tut mir Leid. Wegen gestern. Ich habe überreagiert…glaube ich. Aber versteh doch, er war unser Freund. Dann hat er das Dorf verraten und uns dazu. Mir hat das sehr wehgetan und ich habe lange gebraucht, um über das alles hinwegzukommen.“ Naruto wollte etwas sagen, doch sie hatte schon wieder das Wort aufgenommen. „Ich weiß wohl, dass es auch für dich nicht leicht war, aber du bist so ein verdammter Optimist.“ Naruto lächelte.

„Sakura-chan…“ Sie lächelte zurück und ergriff dann seine Hand, die auf dem Tisch lag. Mit einem Händedruck wusste er, was sie vorhatte. Überflüssigerweise unterstrich Sakura ihre Geste mit ebenso überflüssigen Worten. „Wir werden ihn zurückholen, ob er will oder nicht.“

„Mal überlegen, wer könnte uns nützlich sein?“, fragte Naruto und kratzte sich am Kinn. „Du bist doch das Genie von uns beiden. Überleg dir was!“, forderte er danach seine Freundin auf, die neben ihm durch Konohas Hauptstraße schlenderte. Sakura legte den Kopf in den Nacken und blieb stehen. Der Himmel war klar, keine einzige Wolke war zu sehen. „Eigentlich alle aus unserer Altersklasse. Die meisten haben echt was drauf. Zum Beispiel ist Ino mit ihrer Shintenshin-no-Jutsu sehr nützlich. Spionage ist ja ihre Spezialität. Neji und Hinata haben die Byakugan, die sind auch sehr wichtig. Lee ist stark, genau wie Kiba und Shino. Nicht zu vergessen TenTen, ihre Waffen sind klasse. Shikamaru ist auf jeden Fall nützlich, immerhin kann er einen super Plan innerhalb von Sekunden aufstellen. Und er kann Sasuke notfalls mit Kagemane-no-Jutsu aufhalten. Oder wen anderen.“ Naruto nickte bei jedem Namen. „Gut, dann lass uns gleich die Leute auftreiben. Obwohl ich bezweifle, dass jemand anderer außer Ino und Lee mitgeht.“ Sakura hatte sich inzwischen wieder in Bewegung gesetzt und ging mittelschnellen Schrittes auf den Blumenladen der Yamanakas zu, der praktischerweise ja gleich auf der Hauptstraße lag, wo sie sich befanden. „Ach Naruto, wie naiv. Außerdem, wenn Ino mitgeht, dann kommen alle mit.“ Obwohl der Blonde neben ihr ziemlich wenig bis gar nichts begriff ließ er sich nichts anmerken und nickte nur eifrig. „Da hast du Recht.“
 

Die Türe zum hellen Blumenladen öffnete sich, doch statt Kunden kamen Sakura und Naruto hinein, die wohl kaum ein Pflanzenbuket für ihre Hochzeit bestellen wollten. Ino seufzte und lehnte sich missmutig auf den Verkaufstisch. „Was wollt ihr hier?“, fragte sie gelangweilt und genervt zugleich. Sakura stemmte mit gespielter Entrüstetheit die Hände in die Hüften.

„Spricht man so mit Kundschaft? Ich werde das gleich deinem Arbeitgeber petzen! Ich schulde deiner Mutter sowieso noch einen Gefallen.“ Jetzt war es an der blonden Verkäuferin, sich gespielt entrüstet zu erheben.

„Ich muss doch sehr bitten! Also, was wollt ihr hier? Wohl kaum Blumen kaufen, oder?“ Naruto schüttelte den Kopf. „Gut“, fuhr Ino fort. „Dann seid ihr keine Kunden, also kann ich mit euch umgehen wie ich will.“

Nachdem die beiden Besucher die Blonde endlich überredet hatten, den Laden kurzzeitig an eine Aushilfskraft zu übergeben und sich mit ihnen in den Personalraum zu begeben, ließen sich die drei auf den unbequemen Aluminiumstühlen nieder. Ino überschlug die Beine, was im Gegensatz zu der Rosahaarigen sehr damenhaft aussah, und lehnte sich zurück. Sie musterte die Ankömmlinge abschätzend und nahm einen Schluck Wasser aus ihrem Wasserglas, welches sie sich zuvor gefüllt hatte. Sakura legte sich in Gedanken passende Worte zusammen und begann dann zu erklären.
 

„Darum würden wir dich gerne dabei haben“, schloss sie und wartete auf Inos Antwort.

Überlegend kam es von ihr: „Und das ist alles illegal?“ Sie nickten. „Dann bin ich dabei! Endlich mal wieder was Spannendes. Außerdem muss ich dich doch beschützen, Sakura, nicht?“ Eine Ader an der Schläfe der Angesprochenen begann zu pochen, doch sie unterdrückte den Drang, ihrer angeblich besten Freundin Eine reinzuhauen, oder Zwei, und lächelte stattdessen nur schief. Sie wusste ja, dass sie es erstens nicht so meinte und zweitens, dass sie sowieso stärker war als eine gewisse Blondine. Aber Sakura stand entschieden über deren Niveau. „Ja, Ino“, brachte sie gequält hervor und weitete ihr schiefes Lächeln noch zusätzlich.

„Wer kommt noch mit?“, fragte Ino schließlich, natürlich hatte sie den Sarkasmus und die Ironie aus dem Lächeln ihrer Freundin herausgelesen. Diese überlegte kurz, bevor sie antwortete.

„Also…nur du, Naruto und ich. Bis jetzt. Aber wir werden schon noch Leute auftreiben. Verständige einfach alle, die nützlich sein könnten und uns sicherlich helfen. Und schau, dass das Alles geheim bleibt, Ino. Verstanden?“ Sakuras Ton war scharf, denn sie wusste genau, dass Inos zweiter Name Plaudertasche war und das sehr, sehr böse enden konnte. Diese nickte aber nur. „Klar doch. Also, wo treffen wir uns und wann?“

Naruto mischte sich in das Gespräch ein, kaum zu glauben, dass er bis jetzt eher ruhig gewesen war. „Morgen um halb neun bei mir. Es sollen einfach alle kommen, die wirklich helfen wollen. Am besten Leute, die Bezug zu Sasuke hatten. Guten, versteht sich.“ Die Blonde winkte ab.

„Klar doch. Ich bin 13 und keine drei!“

„Sagt wer?“, murmelte Sakura, doch die Beleidigte überhörte sie gekonnt und strecke den Daumen in die Luft.

„Alle klar! Morgen um halb neun! Ähm…Naruto, wo wohnst du eigentlich?“
 

Die Sonne schien schwach auf den Boden und erwärmte ihn mehr schlecht als recht. Es war immerhin Dezember. Der 15., wenn man genau sein wollte. Vereinzelt gingen geübte Ninjas, die vor nichts zurückschreckten zu einem gemeinsamen Ziel: Naruto Uzumakis Haus. Es war nicht wirklich kalt, zumindest nicht so extrem wie in Tsuschi no Kuni oder Taki no Kuni, aber für Menschen die einen eher milden Winter gewohnt waren, wie die Bewohner Hi no Kunis, waren sechs Grad Celsius schon eine dritte Eiszeit.

Die ersten die eintrafen waren Ino, Shikamaru und Hinata. Kurz darauf kamen Kiba und Lee und zum Schluss fanden auch noch Lee, TenTen und Shino den Weg in Narutos, nett ausgedrückt, unscheinbares Zuhause. Mit dampfenden Teetassen saßen sie nun alle hier und wartete, bis jemand beginnen würde, sie einzuweihen. Als erste erhob Sakura das Wort. Naruto ließ sie lieber reden, in solchen Sachen konnte er sich nicht so gut ausdrücken, Diplomatie eben.

„Zuerst einmal, danke, dass ihr alle gekommen seid.“ Sie konnte sich denken, wieso. Ino hatte als erstes Shikamaru überzeugt, das heißt Schläge oder Sonstiges angedroht, vielleicht auch eine Verabredung, wer weiß. Dann war sie zu TenTen gegangen, in dem dreiviertel Jahr nach Sasukes Verschwinden hatten die vier Mädchen einen gewissen Draht untereinander entdeckt und sich recht schnell angefreundet, und hatte ihr die Situation erklärt. Die Arme, Sakura konnte sich Inos Redeschwall gut vorstellen. Bereitwillig hatte TenTen dann ja gesagt, Sakura war ja auch eine sehr gute Freundin von ihr. Zu Hinata war die Rosahaarige selbst gegangen, und als sie hörte, dass Naruto mitkommen würde, hatte die Hyuga ohne langes Zögern ihre Hilfe angeboten. Neji war demnach wegen ihr mitgekommen, verdammtes Pflichtgefühl, pfui, und vielleicht auch um TenTen zu beschützen. Lee musste man nicht lange bitten, erklärt sich von selbst. Und Kiba war wahrscheinlich auch nur mitgekommen, damit Hinata und Naruto ja nicht alleine waren. Da waren sie nun alle und lauschten Sakuras Ansprache.

„Ich denke, ihr wisst alle, worum es geht, also halte ich mich nicht lange mit den Gründen auf. Wir gehen gleich zu dem wichtigsten Punkt über. Wie können wir Sasuke davon überzeugen, dass es in Konoha besser ist als in Oto?“ Schweigen. Ino stand auf und gab ihren Plan, den sie blitzschnell ausgearbeitet hatte, kund. „Wir schlagen ihn einfach nieder und schaffen ihn nach Konoha! Mit uns allen kann er es nicht gleichzeitig aufnehmen.“ Allgemeines Seufzen machte die Runde.

„Ja, Ino. Und keine zwei Tage später geht er dann wieder. Super, echt“, meckerte Shikamaru.

„Mach du doch einen Vorschlag, Superhirn!“, keifte sie zurück, doch der Nara konnte keine Antwort geben, er wurde von Lee unterbrochen.

„Wieso denn Gewalt? Sasuke ist tief in seinem Herzen immer noch auf unserer Seite. Glauben wir an das Gute im Menschen! Er wird zurückkommen, wenn wir ihn darum bitten.“ Diesmal kam noch lauteres Geseufze von der Bagage.

Sakura schüttelte den Kopf. „Stell dich in eine Ecke mit Naruto. Auch wenn Sasuke etwas Gutes in sich hat, da können wir lange graben.“

„Nehmen wir Schaufeln mit, dann geht’s schneller!“

„Sehr witzig, Kiba“, fuhr ihn Sakura an. Es war noch keine gute Idee gewesen.

Nach einigen sehr, sehr abstrusen und blöden Vorschlägen, die von einer Torte, in der eine Stripperin versteckt war, bis hin zu einem Kotelette als Köder reichten, erhob schließlich Shikamaru seine Stimme und machte den besten Vorschlag des Morgens. Inzwischen war es übrigens kurz vor elf und die Mägen knurrten, allerdings hatte Sakura ihnen allen Essen verboten, bevor sie nicht einen Plan hatten. Bei ihren Kochkünsten, die den meisten geläufig waren, willigte jeder sofort erleichtert ein.

„Wieso ist Sasuke Uchiha weggegangen? Weil er stärker als sein Bruder werden will. Soweit ich weiß, bessert mich aus, wenn etwas falsch ist“, sagte er an Sakura und Naruto gewandt. Die beiden nickten gespannt. „Also wäre das Naheliegendste, dass wir etwas finden müssen, das ihm das Training bei Orochimaru sinnlos erscheinen lässt.“

Einverstandenes Nicken, dann ein Knurren.

„Ich habe Hunger…“, weinte Naruto herzzerreißend und richtete sich auf. „Ich schlage vor, da wir nun einen Plan haben, dass wir Essen gehen und uns dort etwas Konkreteres überlegen. Immerhin können wir mit leerem Magen nicht so gut denken.“ Ohne Antwort abzuwarten wandte er seinen Freunden den Rücken zu und stolzierte schnellen Schrittes aus seinem Haus Richtung Ichiraku’s.

„Wo er Recht hat…“, Ino folgte ihm.
 

Zufrieden saßen sie nun alle in einer Reihe vor dem Tresen des Nudelsuppenstandes und beobachteten Ayame, wie sie hektisch mit ihrem Arbeitgeber versuchte, die vielen Bestellungen so schnell wie möglich fertig zu bekommen. Man hatte ja nicht alle Tage so einen Stress. Naruto aß zwar immer zehn Schalen, aber nacheinander.

Nichts desto Trotz standen nach wenigen Minuten sieben dampfende Schalen Ramen in verschiedensten Varianten auf der Theke. Neji hatte sich strikt geweigert, dieses Zeug anzurühren.

„Also, selbes Thema, wie können wir Sasuke überzeugen, nach Konoha zu kommen?“, fragte Naruto in die Runde. Sie ignorierten geflissentlich die neugierigen Blicke des Ramenstandbesitzers und seiner Angestellten. Shikamaru hatte in den paar Minuten, die sie zum Ramenstand gebraucht hatten, seinen Plan weiter ausgefeilt.

„Wir brauchen etwas, das ihm das Training bei Orochimaru sinnlos erscheinen lässt. Etwas, das nur jemand weiß, der Orochimaru gut kennt. Sehr gut kennt.“ Stille senkte sich über die Nachdenkenden. Eine halbe Minute später riefen alle: „Tsunade!“

Dass sich die beiden Neugierigen dabei so erschreckt hatten, dass Ayame sogar eine Suppenschale fallen gelassen hatte, störte die Ninjas nicht. „Gut, dann statten wir Tsunades Akten einen Besuch ab. Ino, du übernimmst das. Du bist immerhin hier die Spionin. Sakura, du gehst mit und schaust, dass sie keinen Scheiß baut“, bestimmte Shikamaru und ließ keinen Widerspruch zu. Verdutzt über diese klare Anweisung nickten die beiden Mädchen kurz und sahen sich fragend an. Gleichzeitig zuckten sie mit den Schultern.
 

Es war kurz vor Mitternacht, dennoch waren noch zwei Gestalten in Schwarz gekleidet auf den Straßen. Eigentlich auf den Dächern, aber egal. Diese zwei ziemlich sicher weiblichen Gestalten huschten schnell und lautlos geradewegs auf das Hauptgebäude Konohas zu. Sakura fand, dass dieses schwarze Outfit einfach nur bescheuert an ihr aussah, aber nachdem sie Ino eine Zeit lang gemustert hatte, beharrte sie darauf, dass es bei ihr noch blöder aussah. Lila stand ihr um einiges besser, aber für Spionageaktivitäten, wie sie es nannte, war ihr jetziges Outfit um einiges praktischer. Für die rosahaarige Kunoichi, die brav hinter ihr blieb und sich ohne Widerworte Anweisungen geben ließ, war das ganze eher Einbruch. Und das auch noch bei ihrer Meisterin. Wie tief sie schon wegen Sasuke Uchiha gesunken war, schrecklich. Für diesen speziellen Anlass hatte sie sogar ihr in rotes T-Shirt gegen ein nachtschwarzes eingetauscht.

Als Sakura und Ino Chakra in ihre Fußsolen leiteten und an der rauen Fassade des Hokagegebäudes hinaufwanderten, fühlte sich erstere sehr unwohl. Ihr kam es vor, als würde sie bei Tsunade einbrechen, was eigentlich auch so war. Von wegen Spionage, das war ganz eindeutig Hausfriedensbruch und würden sie etwas Interessantes finden, würde Diebstahl noch dazukommen, welch Schande. Leise seufzte die Rosahaarige und fuhr sich durch die Haare, die mit einem Zopf zusammengebunden waren. Sie gingen, würde sie Sakura offen tragen, ein bisschen über die Schultern. Doch da sie meistens mit einem einfachen roten Haargummi provisorisch zusammengehalten wurden, war dieser Vergleich sowieso hinfällig. Sakura hatte Ino immer um ihren wunderschönen Pferdeschwanz beneidet. Ihre Haare waren immer perfekt gestylt und sie schaffte es nicht einmal, einen normalen Zopf hinzubekommen.

„Sakura?! Träumst du?“, zischte Ino und stupste ihre Freundin in die Seite. „Los, komm endlich!“ Leicht irritiert schreckte Sakura aus ihrem Selbstmitleid auf und blickte ihre Freundin etwas erschrocken an.

„Du sag mal, Ino…“, begann sie. „Kannst du mir noch mal sagen, wieso wir das machen?“ Ino seufzte und öffnete das Fenster zu Tsunades Büro. Um diese Uhrzeit war sie immer in einer Bar, in der sie sich regelmäßig die Kante gab. Tja, Sake hielt auch nicht ewig.

„Wir wollen Sasuke zurückholen, schon vergessen? Außerdem muss ich mich ja dafür revanchieren, dass du mir diese coolen Heiltechniken beigebracht hast, auch wenn’s nicht viel war. Und Spionage ist immer nützlich.“ Sakura nickte kurz und schlich dann hinter der Blonden zu einem Regal, in dem sich die Akten nur so türmten.

„Ich sehe im Schreibtisch nach“, sagte die Rosahaarige und schob eine der vielen Laden auf. Eine Zettelwirtschaft, die sogar Narutos Chaos bei sich zu Hause übertraf, flog ihr entgegen.

„Ino, schau mal!“ Sakuras Stimme erreichte die Blonde und veranlasse sie dazu, hinüberzugehen. Sie sah über Sakuras Schulter und erkannte eine Abtrünnigenliste, die diese in der Hand hielt. In der anderen hielt sie einen Bleistift. „Was meinst du, sollen wir Sasuke gleich mal von der Abtrünnigenliste streichen, wenn wir schon in Tsunades Büro eingebrochen sind?“, fragte die Rosahaarige spaßeshalber und kicherte verschwörerisch. „Lass den Blödsinn“, mahnte Ino und machte sich wieder an die Arbeit.

Nach etlichen Minuten des vergeblichen Suchens, stöhnte Ino auf und stellte den letzten Ordner zurück. „Was haben wir denn erwartet?“, maulte sie erschöpft. „Dass Tsunade ein Tagebuch führt oder so? Lächerlich!“ Sakura schob ebenfalls die letzte Lade des Teakholztisches zu und ließ sich entmutigt auf Tsunades Sessel nieder. „Gehen wir lieber, wohl ist mir dabei immer noch nicht.“

Ein lautes Poltern ließ die beiden Mädchen zusammenschrecken. „Entschuldige“, säuselte Sakura, als sie einen der Ordner aufhob und an seinen alten Platz zurückstellte.

„Jag mir einen Schrecken ein, Mädchen“, regte sich Ino auf, da verstummte sie und lauschte einige Sekunden. „Da kommt jemand!“, flüsterte sie leicht panisch. Und so etwas schimpfte sich Spionageninja!
 

Shizune überlegte kurz. Tsunade war doch vor über einer halben Stunde zu dieser verruchten Bar gegangen, oder hatte sie sich das nur eingebildet? Das konnte nicht sein. So alt war sie doch nicht. Langsam stand sie auf und legte die Blätter, die sie bis morgen durcharbeiten musste, beiseite. So leichtgläubig und leicht zu täuschen war sie nicht. Tsunades Chakra hätte sie schon längst gespürt.

Mit leisen Schritten näherte sie sich der Türe zu Tsunades Büro und öffnete sie. Shizune war auf alles gefasst, doch sie brauchte auf nichts gefasst zu sein. Da war niemand. Halb besorgt, halb erleichtert ging sie zu ihrem Schreibtisch zurück. Nicht dass sie nicht wusste, dass jemand da gewesen war, das konnte man ja nicht überspüren. Ein Chakra war eher normal, aber das zweite war schon um einiges stärker. Vielleicht sogar so stark wie ihres, nein, ziemlich sicher stärker als ihr eigenes. Es kam nahe an Tsunades heran. Und die Hokage war stark.

Shizune war erleichtert, dass diese beiden Ninjas weg waren, andererseits machte sie sich Sorgen. Was wollten diese Gestalten und vor allem, würden sie wiederkommen?
 

Sakura seufzte erleichtert. Ino schüttelte nur den Kopf. Sie hingen an der Außenwand des Hauptgebäudes, Sakura mit unterdrücktem Chakra. Das hatte ihre Meisterin ihr vor ein paar Wochen gelernt. Sie konnte es noch nicht perfekt, aber es war für Notsituationen sehr hilfreich. Und das war ganz eindeutig eine.

„Mensch, du machst mit Sorgen“, beschwerte sich Ino im Flüsterton und machte sich langsam bereit zum Abstieg.

„Tut mir Leid, aber ich bin eben nicht zur Spionage geboren.“ Die Blonde schüttelte den Kopf und sagte kein weiteres Wort mehr, bis sie sich am nächsten Tag erneut pünktlich um halb neun, diesmal bei Sakura, trafen, um eine Lagebesprechung abzuhalten.
 

„Was habt ihr gefunden?“, fragte Shikamaru unvermittelt, kurz nachdem er eingetreten war. Sakura verschränkte beleidigt die Arme. „Ja mir geht es gut, danke der Nachfrage. Ich habe nicht viel geschlafen, aber es geht schon. Ich danke für deine Fürsorge. Ach und dir auch einen guten Morgen“, sagte sie schnippisch und wollte erneut ansetzen, da wurde sie von ihrer Spionagepartnerin unterbrochen.

„Nichts. Es war gar nichts. Das einzige was wir gefunden haben sind ANBU Listen, Jo-Nin Listen, Chu-Nin Listen, Ge-Nin Listen, Listen, Listen und habe ich Listen schon erwähnt? Dann waren da noch ein Haufen Friedensverträge mit Iwa, Suna, Kumo und Kiri und Missionsverteilungslisten, wieder mal Listen, welch Wunder.“ Sakura unterbrach sie.

„Ich habe nur noch Handelsabkommen mit den ganzen kleineren Ninjadörfern wie Kusa, Ame, Taki und Hoshi gefunden. Und diese Listen wo Abtrünnige draufstehen.“

Resignierend lehnten sich alle zurück. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Kiba. Shikamaru schloss die Augen, verschränkte die Hände und bekam einen griesgrämigen Gesichtsausdruck.

Der Hyuga, seine Freunde nannten ihn Neji, überlegte ebenfalls und kam dann zu einem für ihn guten Beschluss. „Wir prügeln solange drauf, bis er bewusstlos ist und dann verschleppen wir ihn nach Konoha, fesseln ihn und zeigen ihm solange Bilder von einem nackten Orochimaru, bis er freiwillig bleibt.“

Mit diesem Plan hätte man sogar Orochimaru selbst dazu bewegen können, Konoha zu dienen, aber wer wollte das denn schon? Ekelhafte Vorstellung. Sakura räusperte sich. „Oder wir machen es auf die humane Art und erfinden einfach was!“ Dieser Vorschlag fand um einiges mehr Zustimmung, obwohl den ein oder anderen die Quälmethode sehr gut gefiel. Böse Gedanken, böse, böse, weg da! Pfui!

Wie gesagt, sie waren alle in Sakuras Haus, da ihre Eltern aus unerfindlichen Gründen nicht da waren. „Weiß der Teufel wieso, ist mir doch egal“, hatte Sakura darauf nur gesagt, es kam anscheinend öfters vor, dass sie weg waren. Tolle Eltern-Tochter-Beziehung, konnte man nur beneiden. Zurück zum Thema! Da Sakura ja die Gastgeberin war, musste sie auch für das Essen sorgen und somit kochen. Sie hatten nämlich einstimmig beschlossen, Narutos Stimme zählte ja sowieso nicht, dass es keinen Ramen geben würde.

Ebenso einstimmig, diesmal wurde Narutos Stimme gezählt, viva la Revolution, wurde beschlossen, dass sie heute Nacht ihre illegale und geheime Mission, Rettet Sasuke vor dem pädophilen Schlangenmenschen, starten würden. Und genauso einstimmig, Naruto wurde abermals mitgezählt, beschloss man kurz nachdem man erfahren hatte, dass Sakura kochen würde, dass man das ganze ein bisschen vor verschieben würde. Was tat man nicht alles, um nicht an einer Lebensmittelvergiftung zu sterben.
 

Keine Stunde später, es war der 17.Dezember 70 in Konoha-Gakure, standen sie vor dem Nordtor Konohas und überprüften zum tausendsten Mal ihre Ausrüstung. Kam ja nicht alle Tage vor, dass man zum gefürchtetsten San-Nin seiner Zeit ging, um sich seinen Lieblingsschüler unter den Nagel zu reißen.

Die Wachen am Tor schienen zu schlafen, oder waren einfach nur zu faul um nach einer Ausreiseerlaubnis zu fragen, das konnte man drehen wie man es haben wollte. Umso leichter war es aus Konoha rauszumarschieren und sich auf den Weg nach Nordosten zu machen.
 

„Sag mal, Shikamaru, was erzählen wir Sasuke eigentlich, wenn wir bei ihm sind?“, fragte Naruto, nachdem er sich ein bisschen zurückfallen gelassen hatte, um mit dem Nara auf gleicher Höhe zu sein. Dieser zuckte aber lediglich nur mit den Schultern. „Keine Ahnung.“

Sakuras rechter Mundwinkel zuckten leicht nach oben, als sie das gehört hatte. Sie war nur einen Meter vor den Gesprächspartnern. „Was soll das denn heißen?“, fraget sie leicht hysterisch, als sie sich umgedreht hatte und kurze Zeit rückwärts weiter lief, bis sie nun ebenfalls auf gleicher Höhe mit den beiden war. „Ich dachte du hast einen Plan, du Schlauberger!“

Der Angesprochene zuckte abermals mit den Schultern. „Ich denke ja nach. Wir haben mindestens noch drei Tage, bis wir in Oto-Gakure sind. Da bleibt noch viel Zeit. Mir fällt schon was ein!“, verteidigte er sich. Wie mühsam. Aber noch mühsamer wäre es gewesen, jeden Tag Inos vorwurfsvollen Blick ertragen zu müssen oder gar ihre Schläge, die sie ihm angedroht hatte, sollte er sich weigern mitzukommen. Er sah gen Himmel. Nicht einmal Wolken waren da, wie enttäuschend. Einfach nur mühsam.
 

17.Dezember 70, 5 Stunden nach Aufbruch
 

Shikamaru, der mit Einverständnis aller zum Missions- und Teamleiter ernannt wurde, hielt urplötzlich mitten im Wald an. Es war weder eine Lichtung noch sonst etwas, lediglich ein winziger Weg zwischen dem Dickicht, den wahrscheinlich nur Ninjas nutzten, wenn überhaupt. Als er hinter einem Baum verschwand, sahen alle zu Ino, doch da diese nur mit den Schultern zuckte, gingen sie ihm einfach hinterher.

„Shikamaru? Was ist denn los?“, fragte Naruto unschuldig, als er den Nara nachdenklich an einen Baum gelehnt sah.

„Alles in Ordnung?“, hakte Ino nach und wollte eine Hand auf seine Schulter legen, als er die Augen öffnete und aufstand.

„Der Plan“, sagte er knapp und sah sich um. Shikamaru wurde nur schief angesehen, aber wer sollte schon an seiner Logik rütteln? Hatte doch alles seinen Sinn, hoffentlich.

Naruto nickte eifrig gespannt. „Wie lautet er?“

Der Teamleiter schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Ich muss ihn mir noch ausdenken.“ Sakura schluckte und konnte das entsetzte Aufseufzen von Hinata und TenTen hören. Als sie sich gefasst hatte, oder glaubte es zu haben, knurrte sie leise, dann schrie sie los. „Ich dachte du hast einen Plan!“ Shikamaru hob beschwichtigend die Hände und senkte sie als Zeichen, dass sie leise sein sollte.

„Sei doch ruhig, Sakura“, flüsterte er und sah sie leicht verängstigt an. Na toll, eine zweite Ino, das hatte ihm noch gefehlt. „Ich werde mir einen ausdenken, während wir weiterreisen.“ Als er sah, dass ihn alle säuerlich ansahen, setzte er noch hinzu: „Ich dachte nur, dass jemand von euch vielleicht eine Idee hat. Lasst uns weiter.“ Mit diesen Worten lief er an ihnen vorbei und nahm ihren alten Kurs nach Nord-Osten wieder auf.

Missverständnisse

17.Dezember 70, 19 Stunden nach Aufbruch
 

TenTen keuchte, beschleunigte aber trotzdem noch mehr, um den Anschluss nicht zu verlieren. Sie war am weitesten hinten, obwohl Neji eigentlich das Schlusslicht bilden sollte. Dieser jedoch war zu sehr damit beschäftigt, nach Feinden Ausschau zu halten, als dass er bemerkte, dass seine Teamkameradin etliche Meter hinter ihm war.

Endlich hatte die Braunhaarige den Hyuga erreicht und überholte ihn keuchend. Neji wechselte sein Blickfeld und sah zu TenTen nach vor. Er war nicht wirklich erschöpft, aber außer der kurzen Pause vor vierzehn Stunden hatten sie keinen Halt seit ihrem Aufbruch gemacht. Das nagte sogar an einem trainierten Ninja.

TenTen hatte inzwischen zu Sakura, die neben Hinata von Baum zu Baum sprang, aufgeschlossen und sie auf sich aufmerksam gemacht. Auch wenn sie immer ihre wahren Gefühle versteckte und so gut überspielte, dass es manchmal nicht einmal ihre engsten Freundinnen merkten, die Erschöpfung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Gleichzeitig wusste Sakura, auch sie war recht erschöpft, könnte aber noch mindestens zwei Stunden weiter rennen, dass sie es niemals zugeben würde. TenTen war eine richtige Kunoichi. Sie kämpfe bis zum Umfallen und trainierte bis an ihre Grenzen. Und die hatte sie gerade erreicht. Das Mädchen mit der schrecklichen Haarfarbe beschleunigte und holte zu Shikamaru auf, der recht weit vorne mit Naruto und Ino redete, oder besser gesagt gezwungen war ihnen zuzuhören.

„Shikamaru, können wir bitte eine Pause machen?“, bat Sakura, als sie ihn erreicht hatte. „Wir sind alle total fertig.“ Der Angesprochene überlegte kurz und rief dann Kiba, der seine Position mit Lee ganz vorne hatte, etwas von wegen Anhalten zu. Kurze Zeit später saßen sie alle, besonders TenTen, erledigt an einem Bach und füllten ihre Wasservorräte zur Gänze mit dem kristallklaren Wasser des Baches. Sie waren noch nicht wirklich weit gekommen, aber die Reise würde noch dauern. Wahrscheinlich würden sie drei Tage oder länger brauchen. Und diese Route war, da sie geradewegs in das Reisfeldreich führte und dies kein Bündnispartner mit dem Feuerreich war, eher unbenutzt. Deswegen waren die Bäche auch noch so klar und unverschmutzt.
 

Shikamaru lehnte sich an einen Baumstamm am Rande der Lichtung und dachte nach. Währenddessen hatten seine Mitreisenden einen Teil ihres Essens ausgepackt. Sie hatten nicht viel mit, aber bald würde sicherlich ein Zivildorf kommen, in dem man etwas Essbares bekommen konnte.

„Also, wer hat sich was überlegt, was wir Sasuke erzählen können?“ Diese Frage war unnötig. Natürlich hatte niemand etwas parat. Er seufzte und setzte dann wieder an. „Denken wir logisch nach. Wieso ist Sasuke Uchiha zu Orochimaru gegangen?“ Naruto blickte traurig zu Boden.

„Nun, er redet nicht viel. Aber wenn doch, dann nur über irgendeine Rache oder wie er stärker werden kann. Aber wer das ist, an dem er sich rächen will, das weiß ich nicht.“ Das weibliche Mitglied von Team sieben verkrampfte seine Finger.

„Uchiha Itachi.“ Ino holte erschrocken Luft, während die meisten anderen nicht weiter reagierten. Es war wohl eher Reflex, denn sie konnte es nicht leiden, dass Sakura weitaus mehr über Sasuke wusste als sie.

„Und weiter?“, drängte der Nara. Mit so spärlicher Information konnte er nicht viel anfangen.

„Sasuke hat nie viel geredet. Das erste was wir von ihm erfahren haben war, dass er ein Rächer sei. Mehr wusste ich damals auch nicht. Ich bin dann, kurz nachdem er gegangen ist…“ Sakura senkte ihren Blick und verkrampfte ihre Finger noch mehr. „…bin ich ins Uchiha Viertel gegangen. Als ich dort nichts gefunden habe, hab ich Kakashi-sensei gefragt und nach langen Bitten hat er es mir dann erzählt.“ Sie machte eine künstlerische Pause. „Itachi Uchiha hat vor acht Jahren seinen ganzen Clan, außer Sasuke und sich selbst, umgebracht. Deswegen will Sasuke seinen Clan rächen und Itachi töten.“

„Na damit kann man arbeiten“, stellte Shikamaru fest und legte seinen Kopf in den Nacken. Es war schätzungsweise zehn Uhr früh, deswegen war es schon hell. Aber sie hatten noch nicht geschlafen und waren die letzte Nacht durchgereist. Es würde in etwa sieben Stunden dunkel werden, bis dahin mussten sie noch ein gutes Stück schaffen. „Überlegt doch. Wir dürfen nicht trödeln“, forderte Shikamaru auf.

Lee sah den Teamleiter an. „Wir müssen einfach jemanden finden, der Sasuke stärker machen kann als Orochimaru!“

„Und wer? Tsunade würde ihn wohl kaum trainieren“, lenkte Sakura ein. „Außerdem trainiert sie mich schon.“

Lee aber lächelte siegessicher weiter. „Aber das muss Sasuke vorerst ja nicht wissen.“
 

18.Dezember 70, 1 Tag und 1 Stunde nach Aufbruch
 

Sie hatten nur etwa drei Stunden geschlafen, ansonsten waren sie durchgereist. Alle, allen voran Naruto, waren motiviert. Und wenn sie schon diese illegale Mission gestartet hatten, wollten sie sie auch erfolgreich zu Enden bringen. Auch wenn Sakura ihre Zweifel hatte, ob Tsunade den jüngsten Uchiha Sprössling wieder aufnehmen würde. Aber derzeit konnte ihr das egal sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sasuke wirklich mitkommen würde, war relativ gering. Sie wusste, dass er nicht blöd war. Er hatte zwar keine allzu gute Menschenkenntnis, aber eine so banale Lüge konnte sogar Sasuke durchschauen.

Wie gesagt, sie hatten kaum bis gar nicht geschlafen, zu viel Aufregung und Adrenalin, dementsprechend waren sie auch nicht ganz wach bis kurz vorm Einschlafen oder schon im Wachschlaf. Langsam wurde sie unvorsichtig und das konnte böse enden.

Shikamaru war einer der wenigen, der die maximale Zeit geschlafen hatte und war demnach auch der Wachste von allen. Er hatte schon lange erkannt, dass alle am Ende waren. Doch bis zum nächsten Zivildorf und somit zu nächsten Unterkunft dauerte es noch mindestens drei Stunden. In diesem Tempo höchst wahrscheinlich mehr.

„Leute, wenn wir so weiter rennen, dann kommen wir übermorgen nicht in ein Dorf wo wir uns ausruhen können. Legt einen Zahn zu, dann kommen wir schneller an“, waren seine Worte vor einer Stunde gewesen, doch nach dem anfänglichen Motivationsschub waren sie wieder in ihr Tempo zurück verfallen. Nun erkannte der Anführer endgültig, dass es nicht mehr ging.
 

Nachdem er eine Pause vorgeschlagen hatte, saßen sie alle um ein Lagerfeuer herum und wärmten sich. Gen Norden wurde es ja bekanntlich kälter, aber dass es so rapide unter null sinken würde, hätte niemand gedacht. Es war bereits dunkel, wahrscheinlich gegen sechs oder sieben, also konnten sie auch gleich schlafen. Die Nachtsicht im müden Zustand war sowieso so schlecht, dass es keinen Sinn hatte, weiterzureisen.

Nach kurzer Zeit erklärten sich Kiba und Shikamaru, die noch halbwegs wach waren, die erste Wache von drei Stunden zu übernehmen. Sie würden mindestens jeweils sechs Stunden schlafen müssen, wenn sie im halbwegs schnellen Tempo weiterreisen wollten. Ausgeschlafen würden sie die jetzt verlorene Zeit sowieso wieder aufholen.
 

18.Dezember, 1 Tag und 6 Stunden nach Aufbruch
 

Es war kalt, sehr kalt. Deswegen rückten alle sehr nah ans Feuer. Wie ein riesengroßes schlafendes, menschliches Wollknäuel sahen sie alle aus. Alle bis auf Sakura und Naruto. Denn die beide waren schon nach fünf Stunden aufgewacht und hatten Shikamaru und Kiba abgelöst. Sie würden nach der zweiten Ablöse noch eine Stunde schlafen. Genaugenommen war es eine unfaire Verteilung. Shikamaru und Kiba könnten höchstens noch drei Stunden schlafen, Naruto und Sakura hatten fünf Stunden geschlafen und der Rest würde insgesamt acht Stunden schlafen können. Aber wenn man es noch genauer betrachtete, dann brauchte der Nara sowieso wenig Schlaf, Kiba hatte bei jeder erdenklichen Pause geschlafen, wo andere wach lagen und nachdachten und Sakura und Naruto waren eben Sakura und Naruto. Also war es unter der Lupe betrachtet nur allzu gerecht.

Letzterer saß am dichtesten vor dem großen Lagefeuer und sah traurig und abwesend zugleich in die lodernden Flammen, die sich vor ihm türmten. Gegenüber von ihm saß seine Teamkollegin, die konzentriert die Umgebung nach fremden Chakren absuchte. „Naruto, konzentrier dich. Das kann böse ausgehen, das weißt du“, mahnte sie leise und stand auf. Der Angesprochene nickte nur, wandte den Blick aber erst ab, als er merkte, dass seine Freundin wegging.

„Sakura?“, fragte er leise, nachdem auch er aufgestanden war. Sie blieb stehen und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Baum. „Alles in Ordnung?“

Sie schüttelte leicht den Kopf und sah gen Himmel, der mit wunderschön funkelnden Sternen behangen war. „Weißt du, was Sasuke als letztes zu mir gesagt hat?“ Sie machte eine künstlerische Pause und seufzte traurig. „Er hat sich bedankt.“ Naruto wollte fragen, für was er sich bedankt habe, aber es war für sie klar gewesen, dass er das fragen würde. Deswegen fuhr sie gleich fort. „Ich weiß nicht wieso.“ Kleine Tränen bahnten sich ihren Weg in ihre Augenwinkel. „Ich habe keine Ahnung, warum sein letztes Wort Danke war. Wenn er wenigstens etwas gesagt hätte wie Es ist aus oder Lass mich in Ruhe. Damit hätte ich mehr anfangen können.“ Sakuras Blick hatte sich nach unten gesenkt. Sie stierte auf den Boden, während Naruto beobachten konnte, wie sie trotz ihrer dunkelroten Winterkleidung zu zittern begann. Auch wenn er sonst eher schwer von Begriff war, er wusste genau, dass es sie sehr mitnahm. Zugleich schätzte er es, dass sie sich ihm anvertraute.

„Wieso hättest du damit mehr anfangen können? Noch besteht Hoffnung“, flüsterte der Chaosninja einfühlsam und ernst. Sakura wischt sich eine Träne aus den Augenwinkeln, doch sofort kam eine neue nach.

„Eben deswegen. Ich will keine Hoffnung. Für mich war der Tag an dem Sasuke Uchiha das zweite Mal nicht mit uns kommen wollte, sein Todestag. Ich will nicht länger hoffen, dass er zurückkommt.“

„Aber du bist hier. Hier mit den anderen. Wenn du nicht wollen würdest, dass er zurückkommt, dann wärst du nicht hier, oder?“

„Genau das ist es eben, Naruto. Wegen dieses blöden Wortes haftet ein winziger Funken Hoffnung in mir und das will ich nicht mehr. Weißt du, wieso ich mitgekommen bin? Ich wollte anfangs nicht. Ich wusste, dass er nicht zurückkommen würde. Aber wegen Sasukes tollem Dank habe ich mir eingeredet, dass es noch Hoffnung geben würde. Und dabei ist Hoffnung so ein schwaches Wort.“

Naruto blickte hilflos zu seiner Kameradin, die in ein Schluchzen verfallen war. Dabei hatte er mit eigenen Augen gesehen, wie sie vor ihrem ersten Trainingstag bei Tsunade geschworen hatte, nie mehr wegen Sasuke zu weinen. Dabei war er nicht einmal hier. Unbeholfen legte der Blonde seine Hände um Sakuras Schultern und zog sie an sich heran. Es war eine freundschaftliche Umarmung und keine romantische Geste, so wie es für die ältere der beiden Hyugaschwestern des Haupthauses aussah.
 

Hinatas Augen weiteten sich bei dem was sich vor ihr darbot. Sie hatte im Ernst geglaubt, dass Naruto vielleicht etwas für sie empfinden würde. Nun war sie schon die zweite in dieser sternenklaren Nacht, die weinte. Sie sah aus ihren verweinten Augen, die noch gereizt vom Schlafmangel waren, wie sich Naruto von seiner rosahaarigen Freundin löste und sie eine Armlänge von sich weg hielt.

„Versprich mir, dass du nie mehr deswegen weinst. Ich kann es nicht ertragen, wenn du traurig bist.“ Nach diesen Worten drehte sich Hinata um und flüchtete auf die andere Seite des Lagerfeuers, welches schon fast ausgegangen war und legte sich zwischen TenTen und Ino. In den nächsten zwei Stunden in denen sie noch wach lag, würden noch viele Tränen fließen. Was sie leider nicht mehr mitbekam, waren wichtige Worte aus Narutos Mund.
 

„Wir sind Freunde. Nicht mehr und nicht weniger. Ich kann dir als Freund helfen, aber Liebe kann ich dir leider nicht geben. Die kann dir nur einer geben und ich weiß, dass wir beide genau wissen, wer das ist.“ Er ließ Sakuras Schultern los und reckte den Daumen in die Höhe. „Freunde für immer?“ Die Rosahaarige wischte sich lächelnd die Tränen aus dem Gesicht und streckte ebenfalls ihren Daumen hoch.

„Freunde für immer.“
 

19.Dezember, 2 Tage und 5 Stunden nach Aufbruch
 

Sie waren einen weiteren Tag ohne Pause durchgerannt. Nur ab und zu waren sie kurz stehen geblieben, damit Shikamaru ihnen seinen neuesten ausgefeilten Plan erzählen konnte. Das dauerte meistens nur eine Minute und außer diesen kleinen hatten sie bisher nur auf die Bitte von Ino eine einstündige Rast in einem kleinen Zivildorf gemacht. Dort hatten sie ihre Essens- und Wasservorräte aufgefüllt und die Mädchen hatten sich einen billigen dickeren Umhang gekauft. Zum Schlafen oder auch nur Ausruhen war keine Zeit geblieben.
 

Sakura hatte lange bitten müssen, aber nachdem die Gegend in der sie derzeit reisten relativ sicher war, durften die Mädchen der Gruppe nebeneinander laufen. Sie kamen immer weiter nach Norden und laut Kibas und Shikamarus Berechungen sollten sie in etwa einem Tag ankommen. Sie wollte unbedingt in der ausgeklügelten Formation neben ihren Freundinnen sein, andernfalls wäre sie an Langeweile gestorben oder zumindest eingeschlafen.

„Seid ihr auch so kaputt?“, fragte Ino und erhielt als Antwort ein Stöhnen. Obwohl TenTen eigentlich nie über Gefühle oder sonstigen Schnickschnack, wie sie es liebevoll nannte, sprach, konnte sie ihren Mädels gegenüber ganz ehrlich sein. „Ich will Sasuke zurückholen und dann nur mehr ins Bett.“

„Was du nicht sagst. Du sprichst für uns alle, nicht wahr, Hinata?“, fragte Sakura. Sogar ihr mit ihrer schlechten Menschenkenntnis war aufgefallen, dass die Hyuga noch ruhiger als sonst war. „Hinata?“ Die Angesprochene zuckte zusammen und wandte ihren wütend-gekränkt-enttäuschten Blick vom Weg vor ihr ab und sah zu Sakura. Sie schaffte es sogar, freundlich zu lächeln und zu nicken. Skeptisch sah die Rosahaarige ihrer Freundin nach, als diese den Blick wieder abwandte und ihre Schritte beschleunigte. Kaum zu glauben, dass sie in diesem Zustand noch schneller werden konnte.

„Habe ich was Falsches gesagt?“, fragte Sakura unsicher und sah Die Blondine neben ihr an. Diese zuckte mit den Schultern. „Ich wüsste nicht was. Hattet ihr Streit?“ Die Kunoichi in der Mitte schüttelte erst überlegend, dann überzeugt. „Nein, bestimmt nicht. Ich habe ja nicht wirklich viel mit den anderen geredet während dieser Mission. Außer mit Shikamaru und Naruto während der Pause gestern oder so.“

Ino schlug sich die Flache Hand gegen die Stirn. „Ja klar doch! Deswegen. Ist ja logisch, dass sie sich da irgendwie verarscht von euch vorkommt. Immerhin warst du es ja, die ihr gesagt hat, dass Naruto was von ihr wollen könnte.“

„Du meinst, sie hat uns- INO?! Hast. Du. Etwa. Gespannt?!“ Mit teils gespielter, teils echter Empörung sah Sakura ihre beste Freundin und zugleich Feindin an. Diese lächelte nur entschuldigend. „Tut mir Leid, aber ich konnte nicht schlafen und war neugierig. Du kennst mich doch.“
 

„Alles in Ordnung, Hinata-sama?“, fragte Neji mit gespielter Besorgtheit. Er war nicht wirklich daran interessiert, es galt eher als Zeichen seines Pflichtgefühls, und das durchschaute Hinata sofort.

„Ach tu nicht so, als ob dich das interessieren würde, Nii-san. Ich mache mir nichts aus gestellten Gefühlen und Heuchelei.“ Leicht irritiert suchte der ältere Hyuga nach seiner Fassung. Seine Fassade allerdings blieb unberührt.

„Für das, dass du dir nichts daraus machst regt es dich aber ganz schön auf. Irgendetwas ist los. Das merke ich.“ Diesmal war etwas mehr Wahrheit in seiner Stimme. Doch Antwort bekam er keine. Hinata lief ungerührt neben ihnen her.

Naruto sah abwechselnd von einem Hyuga zur anderen. Sogar ihm war aufgefallen, dass das schüchterne Mädchen aus dem Haupthaus gerade gar nicht wie ein schüchternes Mädchen aus dem Haupthaus fungierte. Ihm kam allerdings nicht in den Sinn, dass es das Ereignis von dieser einen Nacht sein könnte. Wer würde auch schon darauf kommen, dass Hinata Hyuga ein Gespräch belauschen könnte und eine so banale Geste der Freundschaft missverstehen würde. Er hatte seine Momente, in denen man fast sagen konnte, dass er einfühlsam und erwachsen war, aber diese Momente kamen zum Leidwesen aller sehr selten.
 

Ein weiteres Mal hielt Shikamaru an. Er wartete ein paar Sekunden, bis seine müden Teamkollegen, deren Haut von den Ästen zerschunden und deren Augen vor Übermüdung gerötet waren, bei ihm standen. Er nahm seinen Kunai und ritzte ein N in den Baumstamm neben ihm.

„Hört gut zu. Wir kommen bald an die Grenze zum Reisfeldreich. Dort und auch schon hier vor der Grenze gibt es Oto-Nins wahrscheinlich wie Sand am Meer. Wir werden alle dreißig Minuten anhalten und uns einen Notfallpunkt ausmachen, dafür steht das N hier. Wenn wir angegriffen werden und fliehen müssen, das ist Plan B, dann treffen wir uns alle hier, nachdem wir die Feinde abgeschüttelt haben. Uns darf keiner folgen, sonst sind wir alle dran. Verstanden?“

Alle nickten. Sie versuchten sich die Stelle einzuprägen und sprangen dann wieder auf die dickeren Äste der Bäume, um ihre Reise fortzusetzen.
 

„Sakura-chan, willst du das nicht klären?“, fragte TenTen, die seufzend das Schweigen zwischen ihnen beobachtet hatte. Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf. „Später. Ich denke nicht, dass es gut wäre, jetzt damit anzufangen.“ Ungläubig sahen sie die beiden neben ihr an. Sakura seufzte nur. „Diese Mission ist ausschließlich ein letzter Versuch, Sasuke dazu zu bewegen, wieder zurück zu kommen. Sie ist nicht für Liebesgeschichten und sonstigem Zeug da. Wir sollten uns nur darauf konzentrieren, unsere Aufgabe zu erfüllen. Ich werde es klären, später. Jetzt ist der falsche Zeitpunkt.“

Während des Redens stieß sie plötzlich mit Naruto zusammen, der aprubt stehen geblieben war. Hinata beobachtete enttäuscht die vertrauten Bewegungen, als der Blonde seiner Teamkollegin aufhalf. Sie war bei dem Zusammenstoß nach hinten gekippt.

„Was ist denn jetzt los?“, fragte Ino schnippisch, als Shikamaru plötzlich neben ihr stand und sie mit der Schulter anstieß. Es war ihre Art im Team zu zeigen, dass etwas nicht stimmte. Schlagartig verstummte die Blondine und sah sich unauffällig um. Sakura hatte das bemerkt und verstand sofort. Sie schloss die Augen und suchte nach Chakren. Doch sie brauchte nicht länger zu suchen.
 

Ein Rascheln kam von vorne. Oder von hinten? So konzentriert sie alle waren, sie konnten die Geräuschrichtung nicht bestimmen.

„Sound-Nin“, zischte Sakura den anderen zu. „Die machen sich einen Spaß daraus, Leute zu verwirren.“ Der Flüsterton wurde zu einem Schrei, als sie sich umdrehte und blitzschnell auf einen Busch zustürmte. „Aber ich lass mich nicht verarschen!“ Ohne dass es die anderen bemerkt hatten, stand sie vor einem der grün bewachsenen Beerenbüschen und schlug gezielt mit der Faust hinein. Ein Schmerzensschrei ertönte, keine Sekunde später flog ein Ninja mit einem gebrochenen Nasenbein gegen den Baum, der genau hinter ihm stand.

Plötzlich standen mindestens 20 Sound-Nin, zumindest hatten sie ein Stirnband mit einer Note darauf, mitten im Wald. Es war nicht einmal eine Lichtung, kein Platz zum Kämpfen und vor allem war es dunkel. Die Baumkronen des dicht bewachsenen Waldes nahmen jedes noch so spärliches Licht in dem dunkeln Wintermonat Dezember. Zudem kam die Erschöpfung der Konoha-Nin. Sie würden das nicht überstehen, auch wenn Sakura gerade mächtig zugeschlagen hatte. Noch einmal würde sie das nicht mit so viel Kraft schaffen, schon jetzt keuchte sie unter der kleinen Anstrengung.
 

„Plan B!“, schrie Shikamaru und Sekunden später hatte sich der kleine Waldweg geleert. Die acht Ge-Nin und der Chu-Nin aus Konoha waren in die verschiedensten Richtungen geflohen, auf dem Weg zu dem letzten besprochenen Notfallpunkt.

Ino, Naruto und Neji waren die ersten, die an dem Baum mit dem eingeritzten N ankamen. Sie waren durch Zufall in dieselbe Richtung gerannt. Kurz nach ihnen kamen Shikamaru und Hinata, die ebenfalls zu zweit in die gleiche Richtung geflohen waren. Nach und nach folgten TenTen und Sakura und nach etwa zehn Minuten fand auch Lee den Weg zu dem vereinbarten Treffpunkt.

Sie warteten, denn einer fehlte. Kiba Inuzuka. Sein Hund Akamaru war ebenfalls nicht da. Hinata wurde schon leicht panisch und Naruto hielt es kaum noch aus, untätig herumzusitzen. Er hatte schon fünfzehn Minuten gewartet, in denen alle bis auf vorhin genannter Ninja eingetroffen waren.

Entschlossen sprang er auf. „Shikamaru, die Chancen, dass er noch auftaucht sind gering. Wir müssen ihn suchen. Am besten wir teilen uns auf.“ Neji unterbrach ihn. „Nein, Naruto. Wir müssen zusammenbleiben. Wenn diese Ninjas noch immer hier sind, dann haben zwei von uns keine Chance. Wir müssen zusammenbleiben.“

„Mir ist egal was wir machen“ Hinatas zittrige Stimme war so leise, dass sie fast überhört wurde. „Aber wir müssen etwas tun!“

Keine Minute später hetzten acht besorgte Konoha-Nin durch die Umgebung, auf der Suche nach dem neunten Teamkameraden.
 

„Sakura!“, tönte es von Naruto zu Sakura, die nur einen Meter hinter ihm war. Er deutete auf eine Gestalt, die auf einer kleinen Lichtung lag. „Kiba!“ Ohne zu zögern beschleuniget Sakura und wies die anderen von der Lichtung aus an, weg zu bleiben. Sie brauchte Konzentration und da ihr eine nervöse Hinata oder ein optimistischer Naruto, der dauernd etwas von „Du schaffst das, ich glaub an dich“, faseln würde, im Nacken nicht gerade dabei halfen, wies sie gleich alle an, weg zu bleiben. Immerhin konnte ihr keiner behilflich sein. Sie war eine Medic-Nin und das bisschen Medizin Jutsu, das sie Ino aus Mitleid beigebracht hatte, tat es auch nicht.

Seriös kniete sie neben Kiba nieder und begann, seinen zerschundenen Körper zu untersuchen. Langsam fuhr sie mit dem Zeigefinger über seine Brust, bis kurz über die Hüfte. „Lebst er noch?“, fragte auf einmal eine Stimme, die sehr nach Naruto klang. Sie wollte ihn schon anschreien, dass er wieder zurückgehen solle, aber das würde zu viel Zeit und Kraft brauchen, also entschied sie sich für die einfache Variante.

„Er lebt noch, gerade so. zwei Seiner Rippen sind gebrochen und er hat wahrscheinlich innere Blutungen, das Gewebe ist ziemlich weich.“ Naruto wollte etwas fragen, doch Sakura hatte anscheinend seine Gedanken gelesen. „Ich sage dir als Medizinerin wie es ist. Seine Chancen stehen schlecht, sehr schlecht. Wenn wir keine medizinischen Einrichtungen haben, und die haben wir nicht, dann wird er sterben.“ Während ihrer Diagnose hatte sie sich daran gemacht, Kibas Weste aufzumachen und mit der Hand einen Chakraball zu formen. Es sah aus wie ein grünes Rasengan, nur dass es sich innerhalb der Kugel nicht so schnell drehte.

„Naruto, ich bin ehrlich. Seine einzige Chance ist diese Heilmethode. Ich habe sie noch nie praktisch angewandt und es wird schmerzhaft, weil ich nicht geübt bin. Halt ihn fest und egal was passiert, lass ihn nicht los. Wenn das nicht funktioniert, dann wird er sowieso sterben.“ Naruto nickte nur und kniete sich zu ihr herunter. Nachdem er seine Hände fest auf Kibas Schultern gepresst hatte und seine beiden Schattendoppelgänger dessen Beine festhielten, begann Sakura ihre Handfläche zu senken. Der grüne Chakraball war nur noch ein paar Zentimeter entfernt, als sie stoppte. Schnell legte sie ihre freie Handfläche auf seinen Hals und ließ den Ball verschwinden.

„Sakura? Was ist los? Mach schon, es geht um sein Leben!“

„Naruto…“

„Jetzt ist nicht die Zeit für Selbstzweifel, Sakura-chan!“

„Naruto! Er wird sterben. So oder so. Alles was ich tun kann, ist ihm einen schmerzfreien Tod zu bereiten. Wenn ich jetzt eine so große rotierende Chakramenge in seinen Körper befördere, dann wird er sterben. Sein Herz wäre mit der Arbeit überfordert und würde so schnell schlagen, bis es plötzlich still stehen bleibt.“ Sie legte einen Finger auf Kibas linkes Bein, nachdem die Schattendoppelgänger verschwunden waren. Naruto ließ seine Schultern los, als er plötzlich einen leichten Druck auf seinem Handgelenk spürte. Kibas Hand hatte sich auf dieses gelegt und weilte dort. Perplex sah er von seinem Freund zu Sakura. Ein Funken Hoffnung keimte in ihm auf, Kiba war wach. Er würde überleben.

„Naruto.“ Sakuras Gesichtsausdruck wurde ernst und traurig zugleich. „Ich muss deine Hoffnung zerstören.“ Sie wandte sich zu Kiba und hob seinen Oberkörper an. Naruto lehnte ihn an einen Baum, sodass er halbwegs gerade saß. „Kiba?“, fragte sie leise. Er hatte seine blutunterlaufenen Augen noch nicht geöffnet.
 

Hinata spürte Inos Arme um sich, doch ihr kam alles irgendwie unwirklich vor. Da waren Naruto und Kiba, die begabten Ninjas, zwischen denen sie sich immer hin und hergerissen fühlte. Einer davon lag im Sterben, der andere sah Sakura, ihre beste Freundin, ihre anscheinende Rivalin, mit einem glasigen Ausdruck in den Augen an. Was sie redeten verstand sie nicht, sie waren zu weit weg. Aber Neji und Shikamaru hatten sie aufgehalten. Sie hatten nur Naruto widerwillig gehen lassen. Doch mehr Aufruhr würde auch nicht helfen, das verstanden alle.

„Hinata-chan, es wird gut werden“, flüsterte Ino und wiegte sie wie ein kleines Kind hin und her. „Glaub an Sakura-chan, sie schafft das schon, da bin ich sicher.“ Die blauhaarige Hyuga hatte Tränen in den Augen. Doch nicht nur Trauer spiegelte sich im Spiegel ihrer Seele wieder. Auch Wut. Sie, Hyuga Hinata, war wütend, dass sie nicht da stand und an Narutos Seite war.

„Hina-chan, das ist alles ein Missverständnis!“ Sie hatte ihre Gedanken anscheinend laut ausgesprochen, ansonsten hätte die Blondine ihr nicht geantwortet. „Ich mische mich nicht gerne in solche Angelegenheiten ein, aber diese Umarmung, die du beobachtet hast, die war freundschaftlich. Und weißt du, was Naruto danach gesagt hat?“ Hinata schüttelte völlig neben der Spur den Kopf. „Er hat gemeint, dass er ihr Freundschaft geben kann, aber keine Liebe. Und das wollte sie auch nie. Ihr Herz schlägt für jemand anderen und das wissen wir alle. Und du solltest das auch wissen. Ist alles geklärt?“, fragte Ino am Schluss ihrer Aufklärungsaktion. Die Hyuga nickte nur und wischte sich eine Träne der Wut auf Sakura weg. Doch eine andere Träne auf der anderen Seite blieb, die Träne um Kiba. Denn die spürte, dass er bald nicht mehr unter ihnen weilen würde.
 

Kiba öffnete langsam die Augen. „Sag nichts“, befahl ihm Sakura mit einfühlsamer Stimme. „Weißt du, was passiert ist?“ Er nickte leicht, doch es genügte. „Du wirst sterben, Kiba.“ Einfühlsamer konnte sie es nicht sagen, das lag nicht in ihrer Natur. Dafür war sie zu sehr Ninja als Ärztin. Doch Kiba reagierte anders, als sie dachte.

„Ich weiß“, brachte er gequält hervor. „Wieso…lebe ich…dann…noch?“

„Ich habe dein Nervensystem ausgeschaltet. Man wird nur bewusstlos, damit die physische Seite des Körpers, also das Bewusstsein, keinen allzu großen Schaden erleiden muss. Dadurch dass du keinen Schmerz fühlst, bist du wach. Aber das schaltete leider nicht die Tatsache aus, dass du schwer verletzt bist. Du wirst in einer halben Minute tot sein.“

Doch wieder reagierte der Inuzuka nicht so wie die beiden es erwarteten. Er zeigte keinen Schock, eher Erleichterung. Wahrscheinlich wusste er, dass sein Leben vorbei war. „Wo ist Aka…maru?“, Naruto schüttelte den Kopf. Kiba schloss die Augen. Ihm blieben nur noch zwanzig Sekunden. Und in diesen zwanzig Sekunden wollte er noch etwas loswerden.

„Sagt Hina…Hinata…-chan, dass…ich sie…liebe. Bitte.“ Nach diesen letzten quälenden Worten, die eine unausgesprochene Vermutung bestätigten, öffnete er seine Augen nicht mehr. Sakura erhob sich und klopfte sich den Dreck von den Schenkeln.

„Naruto, wir sagen Hinata nichts“, fuhr ihn Sakura scharf im Flüsterton an. „Verstanden?“ Der Chaosninja nickte nur stumm und perplex. Er wollte nicht fragen wieso, das würde er sowieso nicht verstehen. Aber was er verstand, war, dass Sakura in solchen Dingen immer vernünftiger war. Und er vertraute ihr und ihrem Instinkt. Sie wusste schon, was sie machte. Da war er sich sicher.
 

Der Grund, wieso Sakura Hinata nichts sagen würde, war komplex. Aber sie hatte in nur einer Sekunde alle Möglichkeiten durchgespielt und war zu dem Schluss gekommen, dass es besser für alle Beteiligten wäre, auch wenn man den letzten Wunsch eines Sterbenden respektieren sollte. Irgendwann würde sie es ihr sagen, aber nicht jetzt.

Sie kannte Hinata, und die junge Hyuga würde in einen Interessenskonflikt geraten. Sie würde ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie mir Naruto glücklich wäre, und er hatte schon mehrmals Andeutungen gemacht, dass er mehr als Freundschaft wollte. Sie würden beide daran zerbrechen, vor allem Naruto, da er Hinatas Konflikt nicht verstehen könnte.

Solche und ähnliche Gedanken schossen der Haruno durch den Kopf, nachdem sie Kibas Worte gehört hatte. Diese Variante war nur die einfachste von vielen.

„Lass und zurückgehen. Wir werden Kiba in Ehre zurücklassen. Er ist für unsere Mission gestorben.“ Entschlossen ging Sakura zurück und schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid.“ Hinata wischte sich die Tränen von den Wangen und befreite sich aus Inos Armen.

„Sakura…es tut mir leid, dass ich…dass ich so gemein zu dir war, aber…“, begann sie stotternd. Die Rosahaarige schüttelte nur den Kopf und legte einen Arm auf ihre Schulter. „Es ist okay.“ An Shikamaru gewandt, fügte sie mit fester Stimme hinzu: „Sollen wir weiter?“ Ein Nicken folgte.

„Hinata-chan? Geht es?“, fragte TenTen leicht besorgt und sah die Blauhaarige besorgt an.
 

Es war nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, was sie gerade miterlebt hatten, doch als Ninjas mussten sie den Tod neutral nehmen, das taten sie. Zumindest so lange sie noch Ninjas waren. Und das war noch bis zum Ende der Mission. Doch auch danach würden sie wieder diesen gefährlichen Beruf ausführen. Das war sicher.
 

Tsunade saß in ihrem Büro und schrieb den letzten Namen auf die Liste der neuen Jo-Nin. Shizune hatte ihr sofort am nächsten Tag von dem Einbruch erzählt. Das war vor knappen zwei Tagen gewesen. Die Hokage wusste, dass es kein normaler Einbruch gewesen war, es war immerhin nichts gestohlen worden. Außerdem kamen ihr die Spuren sehr bekannt vor.

Aber sie würde warten, mit dieser Information konnte sie vielleicht die ein oder andere aufmüpfige Seite ihrer Schülerin zähmen. Und eines stand fest, zum Spionage Ninja war ihre reizende Schülerin nicht geboren. Dazu war sie zu banal gestrickt und vor allem viel zu brutal. Außerdem hatte besagte Schülerin eine große Klappe und einen gewissen Hang zum Zynismus.

Tsunade seufzte und nahm einen Schluck aus ihrer gerade gekauften Sakeflasche.
 

Flashback
 

Die Hokage betrat halbwegs nüchtern ihr Büro in den frühen Morgenstunden. Heute würde sie Überstunden machen müssen, die Akten stapelten sich ja sogar schon auf dem Fußboden. Sie wurde stutzig. Das waren eindeutig die Listen der Abtrünnigen aus Konoha. Sie waren doch schon längst durchgearbeitet. Im selben Moment lächelte sie wissend.

„Du bist echt keine Spionin, Sakura Haruno“, murmelte sie und hob die schwarze Mappe auf, um sie wieder einzuordnen.

„Sag bloß, du hättest es nicht geahnt“, lachte eine altbekannte, aber nervige Stimme hinter ihr.

„Halt den Mund, Jiraiya. Ich wusste, dass sie früher oder später gehen würden. Uchiha ist ihr Freund, da kann ich doch schwer erwarten, dass sie brav zu Hause bei Mami und Papi bleiben und Däumchen drehen.“

„Reg dich ab, Tsunade. War doch nur ein kleiner Scherz. Ich wusste ja selbst, dass die beiden nicht still sitzen können. Und dass sie gleich die ganze Bagage an Ge-Nin mitnehmen würden, war ja auch logisch gewesen.“

Tsunade setzte sich schwungvoll auf ihren Stuhl. „Ich hoffe nur, dass Sakura ihm nicht allzu weh tut.“

„Wem? Sasuke oder Orochimaru?“

„Sasuke natürlich. Ich denke nicht, dass Orochimaru da sein wird, wenn sie ankommen. Und das weißt du. Dazu kennen wir ihn zu gut. Irgendwie dachte ich ernsthaft, dass sie erst in ein paar Jahren einen neuen Versuch starten würden.“
 

Flashback Ende
 

Langsam zweifelte sie daran, dass sie alle mit einem Jungen mehr zurückkommen würden. Und wie Recht sie damit hatte, würde sie schon in ein paar Tagen erfahren.

Das Manöver

20.Dezember, 3 Tage und 13 Stunden nach Aufbruch
 

Der letzte Tag nach Kibas tragischem Tod war zum Glück ereignislos. Sie waren nun schätzungsweise zehn Kilometer vor Oto-Gakure und saßen seit geschlagenen zwanzig Minuten im Dickicht, versteckt vor nicht anwesenden Feinden. Sie alle waren relativ ausgeschlafen, so ausgeschlafen wie man sein konnte, wenn man vor zehn Stunden vier Stunden auf hartem Waldboden geschlafen hatte. Doch es war wahrscheinlich die Aufregung, das Adrenalin, welches sie so aufputschte und entspannt wirken ließ. Im Gegensatz zu seinem Ruf, einen nervös zu machen, konnte Adrenalin auch ganz anders wirken.

„Adrenalin gibt dir in Paniksituationen den gewissen Kick. Manchmal wird man ganz high, wie auf Drogen, aber manchmal, dann wenn es nötig ist, beruhigt es dich auch äußerlich und man kann sich besser konzentrieren.“ So hatte es Sakura, ihres Zeichens Medic-Nin in Ausbildung, ausgedrückt. Natürlich war es um einiges komplexer, aber wer wollte das schon hören?
 

„Leute, hört zu. Ich habe endlich einen fertig ausgereiften Plan“, durchdrang Shikamarus Stimme die angespannt-entspannte Stille. „Im Endeffekt hat sich nichts an meinem alten Plan verändert, außer dass ich nun weiß, wer Uchiha diese schockierende Nachricht überbringen soll.“ Ohne eine künstlerische Pause sagte er den Namen der einzigen Teamkollegin von Sasuke. „Sakura. Du wirst das machen.“ Erst verlor sie die Fassung, dann fragte sie sich, wieso sie, und nachdem sie nach einigen abwegigen Gedanken keine Erklärung fand, fragte sie einfach.

„Wieso ich? Ich denke, dass es mehr bringt, wenn Naruto das sagt. Sasuke hört auf ihn mehr als auf mich. Immerhin denkt der feine Herr Uchiha, dass ich zu schwach bin und sieht nur Naruto als gleichwertigen Gegner an.“ Ihr Tonfall hatte einen scharfen Ton angenommen. In ihr kochte etwas wie Wut.

„Genau so musst du mit ihm reden, Sakura“, beschloss der Teamleiter. „Er hat dich als schwach und verliebt in Erinnerung. Uchiha wird nie im Leben denken, dass du ihn hassen könntest. Wenn du aber so mit ihm sprichst, dann wird das den meisten Eindruck auf ihn machen. Außerdem kannst du ihm gleich eine reinhauen, wenn er blöd kommt. Da ist deine Schlagkraft von Nutzen. Und ich hab mir sagen lassen, dass du noch dazu schlagfertig bist und Zynismus für dich entdeckt hast. Genau das, womit wir Uchiha schlagen können. Mit seinen eigenen Waffen.“

Nach dieser sehr genauern Ausführung schluckte Sakura, rief sich den eigentlichen Plan in Erinnerung und legte sich die Worte zurecht, die sie sagen sollte. Dann nickte sie. „Alles klar. Ich wollte ihm schon immer eins auswischen.“

„Jetzt hast du die Gelegenheit dazu“, sagte Naruto grinsend. „Und da er noch kein Konoha-Nin ist und nicht in unserem Team ist, kannst du das auch. Ich werde dich nicht aufhalten, ich weiß nämlich genau wie du dich fühlst.“ Selten hatte Naruto mit so fester Stimme gesprochen, aber diesmal ließ er keinen Zweifel daran, dass auch er Sasuke noch nicht ganz verziehen hatte.

„Ich habe noch neue Informationen“, fuhr Shikamaru dazwischen. „Es ist mir erst vor kurzem eingefallen, aber ich habe Hokage-sama und Jiraiya-sama bei einem Gespräch zufällig gehört.“ Er hatte gelauscht. „Die beiden haben etwas von Körpertausch gesprochen. Also wie ich das verstanden habe, zerfällt Orochimarus Körper bald und deswegen braucht er einen neuen. Den von Sasuke. Wenn wir es so drehen, dass Orochimaru erst Itachi wollte, dann würde das einen größeren Effekt erzielen, als die pure Aussage, dass er bei Hokage-sama stärker werden könnte.“

Eine nachdenkliche Stille herrschte eine Minute lang, bis sie Lee durchbrach. „Also, dann lasst uns los. Lange halte ich das nicht mehr aus.“
 

Es waren nur mehr zehn Kilometer bis nach Oto-Gakure. Natürlich wollten sie nicht direkt dort hin, das wäre etwas zu offensichtlich. Es musste irgendwo eine geheime Basis geben, hinter dem eigentlichen Dorf. Diese Theorie hatte Shikamaru aufgestellt und die anderen hatten ihm zugestimmt.

In dieser Basis würden wahrscheinlich die höherrangigen Ninjas zwischen ihren Missionen leben. Orochimaru selbst würde wohl kaum dort sein, er würde sicherlich in einer anderen Behausung leben. Aber das alles waren nur Vermutungen und der Lebensstil der Oto-Nin war nicht zwingend wichtig für eine Mission dieser Art.
 

Sie waren auf diesen zehn Kilometern Waldboden so schnell wie noch nie auf irgendeiner Mission, in der es nicht um ihr Leben ging und sie vor einem übermächtigen Feind flüchten mussten. Adrenalin, dieses Teufelszeug.
 

Sakura war in Gedanken vertieft. Nicht etwa in das was, wie und in welches Reihenfolge sie Sasuke das sagen würde, was sie sagen würde. Sie vertraute auf ihre Schlagfertigkeit, ihr großes Mundwerk und ihrer Fähigkeit, wie ein Wasserfall zu reden. Sie dachte nach, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, Hinata nichts von Kibas letzten Worten, die sie nun einmal in aller Form betrafen, zu sagen. Einerseits fühlte sie sich schuldig, dass sie etwas so Wichtiges verschwiegen hatte und weiterhin verschweigen würde. Aber andererseits hielt sie es für ungerecht, wenn ein Toter zwischen dem Glück ihres besten Freundes und ihrer engen Freundin stehen würde. Sie mochte Kiba eigentlich, obwohl sie ihn nicht allzu gut kannte. Die Streitereien und unwillkürlichen Buhlerein um die ältere Hyugatochter der beiden Jungs hatten sie an Ino und sich selbst erinnert. Das war alles ganz amüsant gewesen, aber es wurde mit seinem Ableben, so traurig es auch war, noch schwieriger.
 

Sakura kannte Hinata Hyuga nur allzu gut. Sie wusste, das Mädchen würde mit ihrem Willen, es allen recht zu machen, innerlich daran zerbrechen. Ihre Seele war viel zu filigran und zart, als das sie so etwas verkraften könnte. Da war sie selbst etwas einfacher. Würde ihr das mit Sasuke und Naruto passieren, Naruto würde hierbei die Rolle von Kiba spielen, dann würde sie ohne zu zögern mit Sasuke eine Beziehung eingehen. Immerhin wäre Naruto dann Vergangenheit, nicht, dass sie nicht an ihn denken und trauern würde, aber es wäre nun einmal so.

„Was denke ich da?!“, fuhrt sie sich selbst dazwischen. Hatte sie sich gerade vorgestellt, dass, wenn Naruto Uzumaki, ihr bester Freund, sterben würde, sie dann mit Sasuke Uchiha, gerade mit diesem Jungen, zusammenkommen würde? Das war doch absurd! Und vor allem gegen ihre moralischen Grundsätze. Nicht diese Situation, wie gesagt, sie würde da kein Problem damit haben, aber ein moralisches Prinzip war Lass dich nie mit einem Uchiha ein, oder auch mit dem einen, mehr sind ja sowieso nicht mehr übrig. Sie hatte sich wirklich zu viel Uchiha Zynismus angeeignet. Da merkte man, dass Sasukes Anwesenheit böse war.

Was zum Henker machte sie da? Sie zog gerade eine ernste Situation ins Lächerliche. Was war bloß mit ihr los? Freute sie sich gerade darauf, Sasuke Eine oder Zwei reinzuwürgen und seinen blöden Gesichtsausdruck zu sehen, wenn sie ihm das schöne Märchen von Orochimaru und Itachi erzählen würde? Wenn man es so betrachtete, ja. Sie hoffte sogar, dass Sasuke etwas Dummes machen würde, damit sie ihm ihre Faust ins Gesicht oder den Magen rammen konnte.

Da sah man es wieder, Uchihas waren böse, beziehungsweise der eine. Sogar seine Freude, Menschen zu verprügeln war auf sie abgefärbt. Es war zum Verzweifeln. Aber andererseits, Shikamaru hatte gesagt, dass sie ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen würde.

„Dann lasst die Spiele beginnen.“
 

Hinata hatte Sakuras Selbstgespräche nicht mitbekommen. Sie war mehr abwesend als anwesend. Zu mindest geistig. Der Tod Kibas nahm sie sehr mit. In solchen Zeiten wünschte sie sich, mehr eine Kunoichi zu sein. Sie hatte Kurenai immer schon bewundert. Sie war nicht nur ihr Sensei, sondern auch ihre einzige Freundin, bis sich die Hyuga mit den anderen Mädchen ihrer Altersgruppe angefreundet hatte. Aber auch das war nur möglich, nachdem die wunderschöne Schwarzhaarige ihr Mut gemacht hatte und Sakura, TenTen und Ino gebeten hatte, sich um Hinata zu kümmern.

Nicht nur dass Kurenai Yuuhi eine starke Kämpferin war, die es mit vielen Gegnern aufnehmen konnte, sie war zudem noch schön, klug und hatte für alle Verständnis. Noch dazu kam, dass sie bei den meisten ihrer Kollegen Respekt hatte. Auch das war als Frau im Ninjabusinesse nicht einfach. Sich Respekt zu verschaffen. Doch sie hatte das alles.

Als Bilanz konnte man sagen, zumindest sah Hinata Hyuga das so, dass sie komplett verschieden waren. Sie bewunderte Kurenai und wollte so werden wie sie. Nicht nur ihren Sensei hatte sie bewundert, auch TenTen, Ino und Sakura waren zu Vorbildern geworden. Sie waren ebenso schön und stark. Wenn auch die Haruno um Welten fester zuschlagen konnte, als Kurenai Yuuhi. Diese vier wichtigen Personen waren ihre Idole, Hinata wollte so werden wie sie.

Und was hatte sie erreicht? Sie trauerte, wo sie nicht trauern durfte. Sie war schwach, wo sie keine Schwäche zeigen durfte. Sie weinte, wo sie keine Tränen verschwenden durfte. Und sie war alles andere als hübsch. Ihre Figur war so zierlich, dass sie manchmal selbst Angst hatte, sie würde bei einem Kampf zerbrechen. Das alles waren Nachteile für eine Kunoichi. Und ihre Schüchternheit, die sie so verfluchte, machte das alles noch schlimmer.

Noch etwas, wofür sie vor allem Sakura bewunderte. Sie konnte sich alles erlauben. Sogar zu Tsunade, der Hokage der fünften Generation, war sie alles andere als respektvoll. Sie redete drauf los, hatte eine etwas vulgäre Sprache und war frech oben drein. Dafür müsste man Sakura Haruno eigentlich hassen, doch sie schaffte es, dass alle sie mochten und respektierten. Kein Wunder, bei der Schlagkraft.

Hyuga war das einzige, womit sie sich schmücken konnte, denn dieser Nachname sicherte ihr, zumindest politisch, ein bisschen an Macht. Macht, die zum Beispiel Sakura mit ihrem unbedeutenden Nachnamen nicht hatte. Doch diese hatte wiederum einen Draht zu der Hokage höchstpersönlich und somit war ihr Nachname unwichtig. Denn Politische Macht hatte sie durch Tsunade auch.

Das wirklich einzige war ihr Byakugan. Es hob sie von den andren Mädchen ihrer Gruppe heraus. Ino hatte nur ihre Shintenshin no Jutsu, eine Technik, die alle anderen mit viel Übung auch erlernen könnten. TenTen konnte hervorragend mit Waffen umgehen, etwas, das andere auch konnten. Und Sakura hatte lediglich ihre Schlagkraft, mit der sie Alles zertrümmern konnte. Aber auch das konnte jeder andere erlernen. Doch sie, Hinata, hatte das Byakugan. Etwas, das nur dem Hyugaclan vorbehalten war. Eine Waffe, die nützlicher war als das Sharingan.

Und doch, sie fühlte sich schwach und nutzlos. Der Tod von Kiba hatte ihr nut zusätzlich gezeigt, dass sie es war. Sie hätte es verhindern können, wäre sie bei ihm gewesen. Doch sie war feige gewesen und hatte ihn zurückgelassen. Aus Angst.
 

Flashback
 

„Hianat-chan, lauf! Ich werde sie ablenken und komme nach. Vertrau mir“, erreichte sie Kibas entschlossene Stimme. Schon war er stehen geblieben, hatte ihr den Rücken zugedreht und sich den übermächtigen Feinden gestellt.

Hinata drehte sich im Rennen um und blieb stehen. Sie wollte ihn nicht zurücklassen. Er würde das nicht alleine schaffen. Doch was konnte sie schon tun? Sollte sie am Rand stehen, ihn anfeuern und sich danach töten lassen? Das war keine Hilfe für ihn. Blitzschnell, die Angst saß ihr noch immer tief in den Gelenken, fasste sie schweren Herzens den Entschluss, zu laufen. Feige wegzulaufen. Zu fliehen. Ohne Kiba. Sie vertraute ihm, er würde das schaffen. Im selben Moment wusste sie, dass sie sich das nur einredete.

Nach wenigen Minuten traf sie Shikamaru und nach zehn Minuten sahen sie Naruto, Neji und Ino am Notfalltreffpunkt lehnen.
 

Flashback Ende
 

Sie war feige gewesen, und dafür hatte Kiba sterben müssen. Sein Hund wahrscheinlich auch. Nachdem sie ihn nicht gefunden hatten, hatten ihn die Feinde wahrscheinlich mitgenommen oder sogar gegessen. Bei diesem Gedanken schüttelte es sie.
 

Plötzlich riss sie ein erschrockener Schrei aus ihren Gedanken. Neji, der etwa einen Meter vor ihr stehen geblieben war, hielt einem Ninja aus Oto-Gakure einen Kunai an die Kehle. Dieser hatte einen Laut des Entsetzens von sich gegeben. Um die beiden herum hatte sich die gesamte Bagage der sieben übrigen Konoha-Nin versammelt und starrten auf das Schauspiel.

„Okay“, begann Neji Hyuga mürrisch und kalt, wie es nicht einmal Sasuke hinbekommen hätte. „Du hast die Wahl. Willst du langsam und qualvoll…“ Die beiden letzten Verben betonte er besonders intensiv und langsam. „…oder schnell und schmerzfrei sterben?“ Der Ninja, für den definitiv sein letztes Stündlein geschlagen hatte, zitterte unkontrolliert und fügte sich dabei selbst einen leichten Schnitt an seiner Kehle zu. Er war höchstens Chu-Nin, andernfalls hätte er sich schon längst aus dieser provisorischen Bedrohsituation befreien können. Nach kurzem Überlegen entschied er sich für die schmerzfreie Variante.

Neji sah ihn böse an. „Wo ist die Basis von Orochimaru?“
 

Der Schwachmat von einem Ninja zitterte nun noch mehr und kreischte, als der Hyuga des Nebenhauses seinen Kunai enger an die schon verwundete Kehle hielt. Er würde ohnehin sterben, da wollte er nicht auch noch zusätzlich leiden. Für diesen Ninja hatte sich gerade sein Schicksal besiegelt. Er konnte zwischen zwei Varianten wählen. Die erste war ein schmerzvoller Tod, der durch seine Loyalität zu seinem Herren, dem pädophilen Schlangenmenschen Orochimaru, eintreten würde. Oder aber die Möglichkeit, schmerzfrei ins Jenseits zu entschwinden. Dafür musste er nur verraten, wo die Basis war. Ach, was sollte Orochimaru ihm schon anhaben, wenn er es verraten würde? Immerhin war er dann tot.

„Okay…ich…ich sag es euch!“, sagte er mit zittriger Stimme. „Sie ist etwa zwei Kilometer hinter dem eigentlichen Zivildorf Oto-Gakure.“ Der Abtrünnige schluckte schwer. Anscheinend war diese Antwort zu unpräzise für den Typen, der ihm einen Kunai an die Kehle hielt und bedrohlich knurrte. „N…Nö…Nördlich! Es ist…nördlich von Oto! Die Geheimbasis ist unterirdisch und sieht aus wie eine Steinruine, da wachst Efeu oder so ein Zeug drüber. Es ist total verfallen, aber Innen…Innen, da ist es groß und so!“

„Danke. Das ist alles was wir wissen wollen“, meinte Neji mit ruhiger Stimme und lächelte breit. Doch dieses Lächeln ließ nichts Gutes vermuten. Es war das Lächeln des Teufels, wie es TenTen und Lee immer bezeichnete. Das Weißauge wollte gerade zum vernichtenden Schnitt ansetzen, da ging Sakura dazwischen.

„Ich denke, da er uns so schön die Informationen gegeben hat, sollten wir ihn…“

Neji fuhr dazwischen. „…am Leben lassen? Spinnst du?“

„…mit Gift töten. Das ist etwas humaner.“ Ohne eine Antwort oder gar eine Genehmigung abzuwarten, zückte sie ein kleines Täschchen und zog eine winzige Nadel heraus. Mit dieser filigranen Nadel stach sie gezielt in eine besonders gut sichtbare Ader des Sound-Nin und ließ sie stecken. „So. Das war’s. Viel Glück noch!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging zu Hinata und Ino zurück, die sie ein wenig ängstlich ansahen.

„Oh Mann, Sakura, du bist echt gruselig…“, bemerkte Ino verstört lachend. Hinata nickte nur.
 

Keine zehn Minuten später saßen sieben Ge-Nin und ein Chu-Nin auf geheimer und illegaler Mission dicht gedrängt in einem sehr kleinen Busch. Wieso sie auf diesem einen Quadratmeter sitzen mussten, und nicht einen der größeren Verstecke benutzt hatten, war allen ein Rätsel. Die meisten fragten sich sogar, ob Shikamaru, von dem dieser Beschluss kam, überhaupt wusste, wieso er den Beschluss so beschlossen hatte.

Jedenfalls saßen sie nun mehr oder weniger nebeneinander, aufeinander, untereinander oder hintereinander und hörten dem Gruppenleiter gespannt zu.

Shikamaru machte eine Pause, und ließ Sakura noch einmal alle Informationen, die sie an den Mann, also Sasuke, bringen sollte, durchgehen. Nach einer Minute nickte sie und deutete somit, dass sie wusste, wie sie es sagen wollte. Natürlich wusste sie gar nichts. Sie verließ sich grundsätzlich auf ihre Schlagfertigkeit und die Fähigkeit, Sachen so auszuschmücken, dass sie eh niemand mehr richtig verstand und sie dadurch total klug klangen. Wie dem auch sei, Shikamaru ergriff wieder das Wort.
 

„Ino, du fängst an.“ Die Blondine nickte und ein paar Sekunden später landete ihr schlaffer Körper leblos neben Sakura. „Du hättest sie auffangen müssen, aber egal.“

„Oh…hoppla.“

Nach einigen Minuten kam die Yamanakatochter wieder in ihren Körper zurück, wunderte sich, wieso sie auf dem dreckigen Erdboden lag und berichtete dann. „Also, die Basis hat fünf Kammern, so weit ich das gesehen habe. In der vierten war ein Kerl mit schwarzen Haaren, der verdächtig nach Sasuke aussah.“

„Wie viele Ninjas sind da?“, wollte Shikamaru wissen.

„Ich weiß es nicht. Schätzungsweise zwischen zehn und fünfzehn. Aber Neji kann das mit seinen Byakugan bestimmt besser beurteilen.“ Neji nickte und aktivierte sein Bluterbe.

„Ich sehe vier schwächere Chakren in der ersten Kammer, sechs mittlere in der dritten und zwei starke in der vierten. Das eine ist sicherlich das von Uchiha.“

„Und wie sind die Gänge angeordnet?“, fragte der Teamleiter weiter.

„Ziemlich gerade, es gibt einen Hauptgang, der durch alle fünf Kammern geht und einige Zwischengänge, da ist aber niemand drinnen.“

„Könnte das zweite starke Chakra das von Orochimaru sein?“

„Nein, eher nicht. Die Person ist zu klein dafür. Orochimaru ist nicht da, soweit ich das sehe.“ Neji deaktivierte seine Byakugan wieder und sah, genau wie alle anderen, wieder zu Shikamaru, der angestrengt an einer Strategie bastelte. Sie brauchten nicht lange zu warten, bis er seinen ausgefeilten Plan präsentierte.
 

„Neji, Lee und Naruto, ihr geht vor“, begann er mit gedämpfter Stimme. „Ihr drei habt die größte Angriffskraft und schaltet die ersten paar leichten Gegner ohne großes Gemetzel aus.

Ino, Hinata, wir drei bleiben draußen. Hinata, du behältst mit deinen Byakugan die Lage innen im Auge und sagst uns, wenn irgendwer rauskommt. Die, die fliehen wollen, räumen wir dann aus dem Weg.

Sakura und TenTen, ihr habt die wichtigste Aufgabe. Ihr haltet euch im Hintergrund und verschwendet ja keine Kraft. Auf mein Zeichen geht ihr rein und begebt euch auf direktem Weg zu Naruto und Neji. Hinata wird euch sagen, wo sie sind. Kümmert euch um keine Feinde sondern geht mit den Naruto, Lee und Neji zu Sasuke. Versucht auf jeden Fall seine Aufmerksamkeit nicht auf euch zu lenken. Wir müssen bei ihm den Überraschungsangriff innehaben, also kämpft leise.

Sobald ihr bei Sasuke seid, schaltet ihr den zweiten aus, den Neji gesehen hat und versucht ihn davon zu überzeugen, mit euch zu bekommen. Verschwendet aber keine Zeit, wir wissen nicht, wie unberechenbar er geworden ist. Denkt immer daran, er könnte euch jederzeit töten.

Wenn ihr es nicht sofort schafft, ihn zu überreden, dann schlagt ihn bewusstlos. Neji, das solltest du machen, also halte dich eher abseits, dass er dich nicht im direkten Blickfeld hat oder wenn möglich gar nicht erst sieht. Egal wie es ausgeht, agiert schnell und flieht dann mit ihm, egal ob er freiwillig mitgeht oder nicht, nach Westen. Wenn ihr es nicht schafft, ihn zu überwältigen, dann lasst es. Riskiert nicht unnötig euer Leben. Gibt es keine Chance, dass ihr euren Auftrag schafft, flieht einfach und lasst ihn zurück. Schaut aber, dass er euch nicht folgt.

Wenn alle ihre Aufgabe erledigt haben treffen wir uns etwa zehn Kilometer westlich der Basis. Dort müsste eine Lichtung sein, wo sich ein kleiner Fluss gabelt.

Habt ihr noch Fragen?“

Alle dachten angestrengt nach, versuchten, sich alles zu merken. Als nach einer Minute keine Frage kam, nickte Shikamaru den anderen zu. „Dann los.“
 

Blitzschnell, aber dennoch leise, rannten Neji, Naruto und Lee zum versteckten Eingang der Basis, die mit ein wenig Efeu überwachsen war und verlangsamten ihre Schritte, damit sie nicht so laut an den kalten Steinwänden hallten. Die erste Kammer kam nach nicht einmal zehn Metern und in weniger als einer halben Minute schalteten Neji und Lee jeweils einen und Naruto sogar zwei der schwachen Oto-Nin mit einem lautlosen, gezielten Schlag in den Nacken aus.

Draußen berichtete Hinata den übrigen die Lage.

Innen hatten die drei Kämpfer schon die zweite, unbesetzte Kammer passiert und waren auf dem Weg in die dritte, wo sich nach Nejis Angaben sechs Sound-Nun auf Chu-Nin Rang aufhielten. Drei davon lagen schon bewusstlos auf dem Boden, als keiner der sechs noch bemerkt hatte, was los war. Zwei weitere folgten, einer rannte schnellen Schrittes nach draußen, um Verstärkung aus dem Dorf zu holen.

Naruto wollte ihm nachrennen, wurde aber von Lee aufgehalten. „Shikamaru und Ino machen das. Wir müssen auf Sakura-chan warten“, sagte er im Flüsterton und lehnte sich an eine der nassen Steinwände.

Neji setzte sich hin und kundschaftete die vierte Kammer aus. Es waren immer noch zwei Personen anwesend. Sie benahmen sich normal, hatten also wahrscheinlich nichts von den Konoha-Nin bemerkt.
 

Vor der Geheimbasis sagte Hinata zu Shikamaru und Ino: „Da kommt einer. Wahrscheinlich ein Chu-Nin oder so. Nicht allzu stark.“ Die beiden Angesprochenen stellten sich gut sichtbar vor den Ausgang der Ruine und warteten kurz, bis ein leicht panischer Ninja herausgelaufen kam und die Blondine fast umrannte. In seiner Panik entschuldigte er sich sogar und wollte an ihr vorbeilaufen. Wie durch Zauberhand fiel er plötzlich um und blieb mit einem Kunai in der Bauchgegend liegen.

Hinata sah angestrengt ins Innere der Basis und nickte dann Shikamaru zu, der wiederum die Hand hob, das Zeichen für Sakura und TenTen. Entschlossen richteten sich beide Kunoichi auf und liefen geradewegs in die dritte Kammer, in der ihre drei Teamkameraden warteten.

Ohne weitere Worte zu verlieren nickten sie sich zu und huschten den dunklen Gang entlang Richtung vierter Kammer. Kurz vor dem Durchgang blieben sie im düsteren Gang stehen und sahen sich noch einmal an. Vollkommen ruhig schlossen sie die Augen, konzentrierten sich auf das, was ihnen bevorstand und atmeten leise ein und wieder aus.
 

Lee ging vor. Er war im letzten Jahr so schnell geworden, dass ihn ungeübte und unaufmerksame Augen gar nicht bemerkten. Zudem hatte er Spezialunterricht in der Kunst des lautlosen Kampfes genommen und bevor Sasuke Uchiha, der an der auf einem Sessel saß und irgendetwas las, mitbekam, was geschah, lag der Ninja, der gerade noch neben ihm gestanden hatte, auf dem Boden. Anstelle des grünhaarigen Oto-Nins stand nun ein schwarzhaariger Konoha-Nin, der mit seinem grünen Anzug sofort erkannt wurde.

„Was zum…?!“, brachte Sasuke noch heraus, ehe er drei Kunai an seiner Kehle spürte. Zwei davon stammten von Neji Hyuga, seinem Erzfeind, das dritte hielt Naruto, sein Teamkollege und ehemaliger bester Freund, in der Hand.

„Hör gut zu, Uchiha“, zischte plötzlich eine Stimme an seinem Ohr. Die Stimme kam von einer weiblichen Person hinter ihm und er hatte sie sofort erkannt.

„Schön dich zu sehen, Sakura.“ Er grinste, doch dieses Grinsen verging ihm sofort wieder, als er einen vierten Kunai an seiner Kehle spürte, der eindeutig von Sakura gehalten wurde.

Es war unnötig, denn erst jetzt bemerkte er, dass ein Pfeil seinen Arm getroffen hatte und sich eine Art Lähmungsgift in seinem Körper ausgebreitet hatte, das aber dem Kinn alles bewegungsunfähig machte.

„Halt die Klappe, jetzt rede ich“, sagte sie in normaler Lautstärke, jedoch unheimlicher und bedrohlicher als jemals zuvor. „Du hast sowieso keine Wahl, also empfehle ich dir, zuzuhören, zu verstehen und dich für das Richtige zu entscheiden.“ Sie unterstrich ihre Worte, indem sie mit einer Haarsträhne von Sasuke spielte. Es war keine Geste der Zuneigung, eher das Zeichen, dass sie ihn in der Hand hatte, dass sie ihm überlegen war. Früher hätte er sie halb umgebracht, wenn sie das getan hätte und man sah ihm an, dass er keine Sekunde zögern würde, es nun zu tun. Doch er konnte nicht und das machte ihn rasend. Das Gefühl, dass Sakura Haruno stärker war als er, dass sie Macht über ihn hatte.

Doch genau das wollte sie. Aber was sie nicht wollte, war ihm ihre sorgfältig ausgedachten Informationen jetzt schon zu sagen. Sie kannte ihn und wusste genau, dass er nur darüber lachen würde und nicht mitkommen würde. Also tat sie das einzig Richtige in dieser Situation.
 

Sasuke keuchte kurz und fiel dann bewusstlos nach vorne. Bei Ohmacht verlor das eher schwache Gift seine Wirkung. Die drei Konoha-Nin, die bei ihm standen, hatten ihre Waffen gerade noch rechtzeitig weggezogen. Mit voller Wucht knallte der Kopf des Schwarzhaarigen auf den schweren Steintisch vor dem er saß und blieb reglos dort liegen.

„Kommt, wir sollten gehen“, bemerkte Sakura ungerührt und wies Naruto an, seinen Freund zu tragen. Dieser hob widerwillig die Last auf seine Schultern und folgte leise fluchend seinen Teamkollegen, die allesamt hinter Neji herliefen. Sakura atmete schwer. Sie hatte gar nicht gewusst, dass sie so kaltherzig sein konnte, andererseits gefiel ihr das verdammt gut.
 

„Er wollte trotz der Informationen nicht mitkommen?“, fragte Shikamaru, als sie sich eine viertel Stunde später an der Lichtung im Westen trafen. Sakura schüttelte nur den Kopf. „Ich hab ihm noch nichts gesagt. Er wäre ja sowieso nicht mitgekommen. TenTen, wie lange wirkt das neue Gift, das du ihm vorhin gegeben hast, eigentlich?“

„Ähm…keine Ahnung.“

„Du benutzt ein Gift und weißt nicht, wie lange es wirkt? Bist du verrückt?“
 

Doch sie warteten nur fünf Minuten, in denen sie miteinander über das Wetter redeten, bis Sasuke Uchiha, der an einen Baum gefesselt worden war, aufwachte.
 

Er sah leicht verschwommen, dennoch konnte er in etwa die schemenhaften Umrisse eines rosahaarigen Mädchens erkennen, die etwa drei Meter vor ihm saß und ihn ansah. Sie stand auf und ging ein paar Schritte auf ihn zu, bis sie sich hinkniete und ihm tief in die Augen sah. Seine emotionslosen Augen spiegelten sich in den ihren, die genauso emotionslos auf ihn herabsahen.

Schlagartig verstummten die Stimmen der anderen. Alle Blicke waren auf die beiden gerichtet.

„Wehe du sagst auch nur ein Wort“, drohte Sakura ihm in ausdrucklosem Tonfall, stand auf und drehte ihrem ehemaligen Teamkameraden den Rücken zu. Mit verschränkten Armen hörte sie, dass ihrem Befehl keine Folge geleistet wurde.

„Sakura, wie schön-“, begann Sasuke höhnisch, doch er verstummte schlagartig, als sich Sakura wütend umdrehte und ihn anschrie.

„Halt die Klappe, Uchiha! Du sollst verdammt noch mal die Klappe halten, geht das in deinen Schädel rein?“ Völlig perplex starrte er auf die Rosahaarige vor ihm und wollte erneut ansetzen, als er einen starken Schlag im Gesicht spürte, der ihm das Genick schmerzhaft zur Seite riss. Sakura zog ihre Faust zurück und bemühte sich um ihre Fassung. Sie hatte noch nie so einfach zugeschlagen, aber er schaffte es, sie in nicht einmal einer Minute zur Weißglut zu treiben.
 

„Hast du wenigstens diese Botschaft verstanden?“, fragte sie, Sasuke nickte nur. Ja, diese Sprache sprach er sehr gut. „Sehr gut. Ich will dir erklären, wieso du hier bist. Wenn du mich unterbrichst, dann hau ich dir noch Eine rein, ist das klar?“ Wieder bekam sie ein Nicken, doch genau wie das vorherige war es nicht eingeschüchtert, sondern eher desinteressiert, und das machte sie rasend.
 

Naruto lehnte sich zu Hinata, die neben ihm saß und flüsterte ihr ins Ohr: „Genieß die Show, das kann lustig werden.“ Vollkommen unerwartet wurde diese puterrot und nickte nur schüchtern.

Ino hielt sich vorsorglich schon einmal ein Ohr zu.
 

„Wenn du nicht sofort aufhörst, so desinteressiert zu nicken, dann prügle ich dir dein selbstgefälliges Grinsen aus der Visage, Uchiha. Und ich rate dir, verscherz es dir nicht. Also, du weißt, wieso du hier bist?“

„Ich komme nicht nach Konoha zurück, vergiss es.“

Ungeachtet seiner Bemerkung, fuhr Sakura fort. Und ihr Ton verhieß kein Teekränzchen. „Schön, aber ich weiß, dass du zurückkommen wirst. Weil ich nämlich etwas weiß, dass du nicht weißt.“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, beugte sie sich zu ihm herunter und grinste böse, bevor sie sich wieder erhob und auf ihn herabblickte. „Du möchtest stärker als Itachi sein, ja? Deswegen bist du bei Orochimaru. Aber hast du eine Ahnung davon, dass Orochimaru deinen Körper übernehmen wird, wenn du stark genug bist? Und weißt du auch, dass er erst nicht dich wollte, sondern Itachi? Aber er hat Itachi nicht bekommen, weil er zu stark für ihn war. Und du willst im Ernst behaupten, dass du nach deinem Training bei dieser Schlange stärker bist, als dein lieber Bruder? Wenn das deine Absicht ist, dann fragte ich mich, wie willst du stärker als Uchiha Itachi werden, wenn sogar dein Lehrmeister schwächer war als er?“

Bevor Sasuke auch nur die Möglichkeit hatte, etwas darauf zu antworten, fuhr Sakura mit ihrer Erläuterung fort.

„Orochimaru kann dich nicht stärker machen als Itachi. Nein, das kann er sicherlich nicht. Aber Tsunade-sama kann das. Sie ist stärker als Orochimaru.“ Sie bemerkte seinen leicht geschockten Gesichtsausdruck. „Ach, wusstest du das nicht, Sasuke Uchiha? Hattest du keine Ahnung, dass mein Sensei deinen Sensei fast getötet hätte und der ach so tolle San-Nin sich feige aus dem Staub gemacht hat?“ Ihr Tonfall war immer höher geworden, jetzt sprach sie fast so wie mit einem Kind. Doch schlagartig wandelte sich ihre Tonlage. Sie war ernst und provokant zugleich. „Tja, dann tut es mir Leid um das verschwendete Jahr bei Orochimaru, das du bei Tsunade mit mehr Fortschritten hättest verbringen können. Aber noch, Sasuke, noch ist es nicht zu spät. Noch ist sie bereit, dich wieder aufzunehmen und dich zu trainieren. Entscheide dich.“
 

Das hatte gesessen. Vollkommen aus der Fassung gebracht, was allerdings niemand recht sah, saß der stolze Uchihasprössling an einen Baum gefesselt da und verarbeitete diese Informationen. Dass er nur die zweite Wahl gewesen war und vor allem, dass Orochimaru seinen Bruder ihm vorgezogen hatte, das traf ihn hart. Und plötzlich war er gar nicht mehr so stolz und arrogant.

Er rang mit sich, das konnte man ihm ansehen. Einerseits war da der Stolz. Er hatte Konoha verlassen und nun hatten ihn eine Hand voll Ge-Nin mit einem faulen Chu-Nin dazu bewegt wieder zurückzukommen? Die Ehre des Uchihaclans wäre dahin. Aber, welcher Clan? Besagter Clan bestand aus ihm und seinem Bruder, den er unbedingt töten wollte.

Das war die andere Seite. Wenn das alles stimmen sollte, und er zweifelte nicht daran, dazu passte einfach alles zu genau, dann wäre er in Konoha besser dran.

Und dann war da noch die dritte Seite. Sein verletzter Stolz. Er hatte sich als Orochimarus Liebling gesehen. Stark und unentbehrlich. Doch er war nur die zweite Wahl gewesen. Nach seinem verhassten Bruder. Das wiederum konnte er auch nicht verkraften.

Also entschied er sich unter den durchdringende Blicken der Konoha-Nin für eine Seite.
 

„Tsunade wird mich trainieren?“

„Ja.“

„Ihr habt gewonnen. Ich komme mit.“

Streit unter Freunden

Es war der 25.Dezember 70 nach Konoha Zeitrechnung. Und es war kalt. Arschkalt. Der sonst so milde Winter im Feuerreich war leider gar nicht so mild und wurde von Tag zu Tag schlimmer. Eigentlich hätten die ersten Schneeglöckchen schon blühen müssen, aber da die Schneedecke auf dem Boden so dicht war, konnte sich keine der Blumen dazu durchringen, zu wachsen und den Menschen Hoffnung auf einen warmen Frühling zu geben.

Auch an den sechs Ge-Nin, dem einen Chu-Nin und dem einzigen noch Nuke-Nin war der kalte Winter nicht spurlos vorbeigezogen. Sie waren gen Norden nach Oto-Gakure gereist und befanden sich seit genau vier Tagen und neun Stunden auf dem Heimweg nach Konoha-Gakure. Sie alle hatten erwartet, dass es wärmer werden würde, je näher sie Konoha kamen.
 

„Pustekuchen!“, murrte Ino und giftete Shikamaru an. „Von wegen es wird wärmer. Da lach ich doch! Ich wusste gleich, dass es ein schwerer Winter werden würde, aber auf mich hört ja keiner.“ Es hatte keinen Zweck sie zu beruhigen, bei der nächsten Kleinigkeit würde sie sowieso wieder ausrasten und herumschreien, also versuchte niemand sie zu beschwichtigen oder gar gut zuzureden. „Himmel! Ich bin durchfroren, spüre meine Finger nicht mehr, habe ein Dauerzähneklappern und an meinen Haaren bilden sich Eiskristalle! Ich glaub es ja nicht!“, fluchte die Blondine weiter und rückte näher an den nächstbesten Ninja heran. Lee sah sie kurz verwirrt an, ließ sie dann aber ihren Kopf auf seine Schulter legen und sich nicht von ihrem Zittern beirren.

„Wie weit ist es noch nach Konoha?“, wollte Neji wissen, der sich ein wenig Schnee von der Hose klopfte, nachdem er aufgestanden war. Shikamaru überlegte kurz und gab zehn Kilometer an. „Wieso sitzen wir dann hier in der Kälte? Los, kommt.“
 

Elf Kilometer weiter starrte eine verärgerte Hokage aus dem Fenster ihres Büros und blickte auf das Nordtor herab. Sie hatte eine Eingebung und da sie immer ihrem Gefühl vertraute, wartete sie ungeduldig auf ihre reizende Schülerin und die gesamte Bagage an Ge-Nin.

„Kommen sie?“, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihr.

„Ich hab dir schon tausend Mal gesagt, dass du anklopfen sollst. Ich hasse es, wenn du dich so anschleichst“, sagte Tsunade ruhig. „Und ja, ich hatte so eine Eingebung.“

„Ja, deine Eingebungen kenne ich. Du dachtest auch damals, dass Orochimaru ganz sicher angezogen war, als wir in sein Haus gestürmt sind. Und was war? Er war natürlich na-“

„Sprich den Satz zu Ende und du erlebst deinen vierundfünfzigsten Geburtstag nicht mehr.“

„Ja, aber der war doch schon vor drei Monaten…hahaha. Bist du wieder lustig. Aber was bilde ich mir ein, du hattest noch nie Humor.“

An Tsunades Stirn pulsierte eine Ader, die kein gutes Zeichen war. Sie hatte eine Hand zur Faust geballt und war gerade dabei auf irgendetwas einzuschlagen, wahrscheinlich Jiraiya, als sie eine Türe aufgehen hörte und eine wohlbekannte Stimme schreien hörte: „Uchiha, bleib draußen hab ich gesagt!“ Man hörte es knallen, dann noch einmal. Tsunade wandte sich von ihrem weißhaarigen Freund ab und starrte kochend vor Wut auf ihre reizende Meisterschülerin und ihren blonden Freund, der zufälligerweise der Schüler ihres ebenso reizenden Ex-Teamkollegen war.
 

Die Ader an der Schläfe der Hokage begann nach wenigen Sekunden wieder bedrohlich zu pulsieren. Jetzt konnten die Anwesenden ihr letztes Gebet sprechen. Jiraiya grinste den beiden Ge-Nin mitleidig zu und schlich sich auf Zehenspitzen aus dem Büro.

„Stehen geblieben, Eremit!“ fachte Tsunade bösartig und setzte sich auf ihren Stuhl, nur um Sekunden später wieder aufzustehen.
 

„WAS FÄLLT EUCH EIGENTLICH EIN, UCHIHA EINFACH SO ZURÜCKZUHOLEN UND DAS AUCH NOCH OHNE MEINE ERLAUBNIS GESCHWEIGE DENN GENEHMIGUNG? WAS SOLLTE DIESE BESCHEUERTE AKTION ÜBERHAUPT UND WIESO GRINST DU SO, SAKURA?!“, rasend vor Wut schlug sie auf den Schreibtisch ein und beugte sich bedrohlich nach vorne.

„Tsunade-sama, wissen Sie denn nicht mehr, was Sie vor drei Monaten zu uns gesagt haben?“

„Bitte was?“
 

Flashback
 

Naruto und Sakura standen samt Jiraiya und Kakashi in dem Büro der Hokage, die ihre Akten durchsortierte. Gespannt sahen sich die vier immer wieder abwechselnd an, bis Tsunade schließlich ihre Stimme erhob.

„Ende März findet das erste Chu-Nin Examen des nächsten Jahres statt. Das ist zwar erst in etwa sechs Monaten, aber ihr müsst langsam anfangen zu trainieren.“

„Was denken Sie tun wir denn den lieben Tag lang?“, fragte Sakura rhetorisch und fragte sich zugleich auch, wieso sie plötzlich so ein loses Mundwerk hatte. Sasukes Verschwinden hatte wirklich enorme Auswirkungen gehabt.

„Aber auf was ich hinaus wollte, ihr braucht ein drittes Mitglied, anders geht’s nicht. Also wird euer neuer Auftrag sein, ein geeignetes Teammitglied zu finden. Schaut euch einmal diese Steckbriefe durch. Das sind alles talentierte Ge-Nin, die gerne jetzt schon bei der Auswahlprüfung mitmachen würden, es aber nicht können, weil ihre jetzigen Teamkameraden noch zu schwach sind.“ Sie drückte ihnen einen Stapel aus etwa zwanzig Zetteln in die Hand. „Viel Spaß.“
 

Flashback Ende
 

„Ihr wusstet genau, dass das nicht so gemeint war!“, fauchte Tsunade böse.

„Das kann man auslegen wie man will. Sie sagten mit keinem Wort, dass wir einen aus diesen Grünschnäbeln von Ge-Nin nehmen müssen. Was regen Sie sich überhaupt so auf? Wir haben einen neuen alten Teamkameraden, Sie haben einen neuen alten Krieger für Konoha, der nicht ohne ist und Jiraiya hat endlich mehr zu tun. Sakura beendete ihre Auslegung und sah ihre Meisterin lieblich lächelnd an. Diese machte aber keinerlei Anstalten nachzugeben. Also setze sie noch eines drauf. „Außerdem haben Sie etwas, das Orochimaru haben möchte.“

„Ja, das ist ein Argument“, überlegte Tsunade langsam, aber in ihrem Gehirn ratterte es wie wild. „Okay, er darf bleiben. Aber er muss das tragen.“ Sie drückte Naruto, der nur still nickend daneben gestanden hatte, ein Konoha Stirnband in die Hand. Als ob Sasuke Uchiha das wirklich jemals tragen würde. Wortlos nickte der Chaosninja ein weiteres Mal und betrachtete das Stirnband misstrauisch. Natürlich würde ein stolzer Uchiha, der sein Dorf verraten hatte, so etwas nicht einmal ansehen.

„Die Chu-Nin Auswahlprüfung ist am 29. März. Bis dahin will ich nicht, und ich verbiete es euch hiermit offiziell, dass ihr bis zu diesem Zeitpunkt nicht trainieren, geschweige denn Aufträge ausführen dürft.“ Sie sah von Sakura zu Naruto und drohte ihnen etwas Schreckliches, was hier aus Minderjährigenschutz nicht wörtlich wiedergegeben wird. „Ich sehe euch drei dann morgen pünktlich um halb neun vor dem Trainingsplatz zum Training.“

„Haben Sie nicht vorhin-“

„Halt die Klappe, Naruto. Sehr wohl, Tsunade-sama.“ Sakura lachte gekünstelt. „Morgen um halb neun, alles klar.“ Sie zerrte ihren Teamkollegen aus dem Büro und seufzte erleichtert, nachdem die schwere Eichenholztüre von Jiraiya geschlossen wurde.
 

„Du bist unverbesserlich. Und als ob dir eine Schülerin nicht reichen würde“, spottete der einzige männliche San-Nin, der kein Abtrünniger war.

„Ich bin ja auch nicht alleine, stimmt’s?“, grinste Tsunade und klopfte ihm auf die Schulter.

„Wie kommst du darauf, dass ich dir helfe, Tsunade-hime?“

„Weil ich Hokage bin und alles darf. Also befehle ich dir, dass du mir hilfst sie zu trainieren. Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte, als aus diesen Bälger ordentliche Shinobi zu machen. Außerdem, liebster Jiraiya, Uzumaki ist dein Schüler. Übernimm endlich zur Abwechslung mal ein bisschen Verantwortung für deinen Schützling.“ Brummend nickte Jiraiya und verließ durch das offen stehende Fenster das Büro. Gleich nachdem er verschwunden war, machte die Hokage selbiges zu. Welcher Depp hatte denn bei dieser Eiseskälte aufgelassen?
 

Sakura saß missmutig neben Naruto, von dem wiederum rechts Sasuke saß. Sie ignorierte letzteren, besser gesagt musste man ihn nicht ignorieren, sondern nur seine Gestalt ausblenden. Naruto versuchte Sasuke nun schon seit geschlagenen zehn Minuten dazu animieren, dass er doch endlich sein neues Konoha Stirnband umbinden solle. Aber dieser weigerte sich strikt.

„Ach komm schon, Teme! Du gehörst wieder zu Konoha, da musst du das tragen. Außerdem steht dir das echt!“

„Dann kannst du dir sicher sein, dass er es nicht nimmt. Immerhin hast du einen grauenvollen Geschmack. Moment mal, bist du schwul?“ Naruto schüttelte den Kopf. „Wieso sagst du dann, dass es ihm stehen würde? Das ist…abartig.“ Sakura beendete ihren kleinen Redeschwall und drehte den beiden Jungs wieder den Rücken zu.

Sie saßen seit einer guten halben Stunde an der Ramenbar, doch bisher hatte nur der Blonde zwei Schüsseln verdrückt. Währenddessen hatte er von ihrer Reise nach Oto erzählt, wie Kiba gestorben war und wie Sakura dagegen war, dass sie ihn zurückholten. Bei diesen Worten hatte sie nur geschnaubt und ihnen protestierend den Rücken zugedreht. Nur die Tatsache, dass sie alles erfunden hatten, hatte er ausgelassen. Ein Wunder, dass Naruto so weit mitgedacht hatte.

„Ist doch egal! Also, wir sollten auf jeden Fall bei der Chu-Nin Prüfung mitmachen. Diesmal schaffen wir es alle. Da bin ich mir sicher!“

„Elender Optimist“, sagte Sakura missgelaunt.

„Und was bist du dann?“, fragte Naruto.

„Ich bin Realistin.“

„Genau wie Neji.“

„Nein, der ist ein Fatalist.“

„Und was ist Sasuke?“

„Ein Pessimist.“

„Ich bin außerdem nicht so optimistisch wie Ino.“

„Die ist nur eine Masochistin.“

„Häh?“

„Sie tritt immerhin immer wieder gegen mich an.“

„Und wie nennst du dann Gaara?“

„Sadist.“
 

Die Sonne schien hell, zumindest so hell wie es die dicke Wolkenschicht über die gesamte Fläche Hi no Kunis zuließ, auf den weichen Waldboden, der unter der Eisschicht eigentlich total schlammig vom Regen war. Kurz gesagt, es war ein scheiß Tag. Trotz der Eiseskälte und dem Regem, der durch den starken Wind schmerzhaft im Gesicht piekte, standen drei Personen am Trainingsplatz und hörten so gut es ging ihren beiden Lehrern zu.

„Okay“, schrie Tsunade, sie hatte definitiv das größte Stimmvolumen. „Zuerst wollen wir eure Schwächen analysieren und sehen, was wir verbessern können.“ Der Wind ließ zum Glück endlich nach und ermöglichte es ihnen in normaler Lautstärke zu sprechen. „Naruto, du fängst an. Was ist bei dir noch nicht so gut?“

Der Chaosninja überlegte. Er überlegte lange. Nach etwa zehn Minuten kratzte er sich am Hinterkopf. „Mehr als meine miese Chakrakontrolle fällt mir nicht ein.“

„Na macht ja auch nichts. Sakura, was ist mir dir?“ Sie hatte vorhin schon eine Menge Zeit gehabt, um sich ihre Schwächen zu überlegen, deswegen konnte sie sofort antworten. „Na ja, ich kann keinerlei Nin-Jutsus.“

„Sasuke?“

Prompt drehte er seinen Kopf weg und verschränkte die Arme provokant. Es war ja logisch gewesen, dass er nicht sofort der nette, hilfsbereite Junge sein würde, er war immerhin ein Uchiha. Arrogant, hinterfotzig und stark. „Sasuke“, fauchte Sakura leicht säuerlich. „Sag schon. Langsam gehst du mir auf den Keks mit deiner arroganten Art.“

„Reg dich ab. Ich kann ja eh alles gut.“

„Du mieser, kleiner, eingebildeter Wi-“

„Sakura! Was habe ich dir über Flüche und Schimpfwörter gelehrt?“

„Nur zu Feinden oder Zivilpersonen sagen.“

„Sehr gut. Halte dich zurück. Und du, du mieser, kleiner, eingebildeter Wi…Uchiha, stell dich nicht quer, sonst wirst du mich kennen lernen!“

Naruto tippte Sasuke auf die Schulter. „Sie kann fester zuschlagen als Sakura. Ich würde es nicht riskieren.“

„Meine Güte! Vielleicht fehlt mir ein bisschen Tai-Jutsu. Aber dafür habe ich mein Sharingan, also sind eh alle Schwächen hinfällig.“ Arrogant wie immer. Fehlte nur noch das kleine Hündchen in der Gucci Handtasche und eine Chanelsonnenbrille.

„Aber wenn du Schlauberger nicht mehr allzu viel Chakra hast, dann nützt dir dein ach so tolles Bluterbe auch nichts mehr!“, rief Sakura verärgert und musste sich beherrschen, nicht gleich los zu schreien.

„Ist es möglich, dass du etwas gegen mich hast?“

„Ist es möglich, dass du schon immer so arrogant und eingebildet warst?“

„Ist es möglich, dass ich nichts dafür kann? Ich bin ein Uchiha!“

„Ist es denn möglich, dass du, wenn du nicht sofort deine Klappe hältst, eine von mir reingehauen bekommst?“

„Sakura! Schluss mit diesen einfältigen Wörtern. Da ihr jetzt endlich eure Schwächen kennt, werdet ihr sie beheben. Sakura, du bringst Sasuke und Naruto die Grundlagen im Tai-Jutsu und die Chakrakontrolle bei. Sasuke, du kannst den beiden ein paar Katon Jutsus oder was du sonst noch draufhast zeigen. Naruto, du bringst den beiden Kagebunshin no Jutsu bei. So, das war’s. In einer Woche könnt ihr das alles und wir treffen uns nächsten Dienstag wieder genau hier um neun Uhr früh. Bis dann!“

Bei diesen Worten fragte sich Jiraiya, wieso er denn nun hier gewesen war. Eine Träne der Verzweiflung stahl sich in sein Auge. Wie schön hätte es jetzt im Frauenabteil des öffentlichen Bades sein können.
 

Drei schweigsame Ninjas saßen verzweifelt am Tisch von Sakuras Küche und starrten auf den kleinen Holztisch. Ihre Eltern waren, welch Wunder, wieder nicht Zuhause, also hatten sie einstimmig beschlossen, zu ihr zu gehen. Sasuke hatte ja keine Wohnung und Narutos war etwas zu klein für das Training. Er hatte ja nicht einmal einen Garten, wo sie Feuerjutsus üben könnten.

„Schon komisch, oder?“, durchbrach Sakuras leise Stimme die bedrückende Stille. Die beiden Jungs sahen auf. „Wir haben uns seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen und trotzdem haben wir uns nichts zu sagen. Das ist schon traurig für ein Team.“

„Team?“, fragte Sasuke ungläubig. „Wir waren nie wirklich ein Team. Denk doch einmal nach. Naruto war in dich verknallt, du warst in mich verknallt und ich war in meine Rache verliebt.“

„War?“, Sakura räusperte sich.

„Ist doch jetzt völlig egal. Auf jeden Fall habe ich dich immer abgewiesen. Du hast deinen Frust an Naruto ausgelassen und Naruto hat seinen Frust wiederum bei mir abgeladen.“

„Siehst du! Hättest du mich nicht abgewiesen oder zumindest nicht dauernd beleidigt, wären wir alle glücklich gewesen!“ Sie grinste triumphierend, doch noch war Sasuke nicht fertig.

„Wir haben uns doch ständig nur gezofft. Du dich mit Naruto, ich mich mit Naruto und wir zwei waren auch nicht gerade auf gutem Fuß miteinander.“

„Falsch. Du warst nicht auf gutem Fuß mit mir!“

„Soll das heißen ich bin an Allem schuld?“

„Ja!“

„Das ist ungerecht!“

„Genauso ungerecht wie deine ständigen Beleidigungen!“ Sakura schlug ihre Handfläche auf den Tisch und fuhr auf.

„Ich habe nur gesagt wie es war. Du warst eben schwach!“ Sasuke machte es ihr gleich.

„Das hättest du mir nicht auf die Nase binden müssen!“ Sie kam bedrohlich nah an sein Gesicht.

„Und noch dazu ziemlich unweiblich.“ Auch er streckte seinen Kopf nach vorne.

„Bitte?! Ich hab mich wohl verhört!“

„Aber du musst zugeben, du warst schon immer ein halber Kerl.“

„Na warte ab, bis du mich mal richtig wütend erlebst! Ich bin kein Kerl, ich bin viel schlimmer!“

„Ach ja? So etwas Schwaches wie du kann doch höchstens eine Memme sein!“

„Uchiha! Haruno!“, brülle Naruto dazwischen. „Klappe! Ihr setzt euch jetzt beide in eine Ecke und haltet den Mund!“ Geschockt von dieser klaren Ansage starrten die beiden Streitenden lange auf ihren ebenfalls aufgesprungenen Teamkameraden.

„Sag mal Sakura, hat er uns gerade echt angeschnauzt?“

„Ja…sieht so aus.“
 

Eine Stunde später war ein Vertrag verfasst, er wurde sogar von Narutos unleserlicher Schrift zu Papier gebracht. Nach langem Diskutieren waren die drei, beziehungsweise Sasuke und Sakura, endlich übereingekommen, sich nicht mehr zu streiten. Der Vertrag war zwar etwas nebulös aufgeschrieben worden, aber sie wussten alle, was gemeint war. Nun standen sie im Garten von Sakuras Elternhaus und stritten sich darum, wer wem was zuerst beibringen sollte. Von wegen Vertrag…

„Was soll das nun wieder heißen?“

„Das soll heißen, liebste Sakura, dass ich im Tai-Jutsu auf jeden Fall besser bin als du!“

„Ich habe mich wohl verhört!“

„Dann geh zum Ohrenarzt!“

„Ich bin Ärztin!“

„Was?“

„Wusstest du das nicht, Sasuke?“ Sakura sah ihren neuen alten Teamkollegen verdutzt an. Irgendwie war es ein seltsames Gefühl, wieder zu dritt zu sein. „Ich habe kurz nachdem du weg warst bei Tsunade-sama zu trainieren begonnen. Deswegen habe ich mich auf Tai-Jutsu und Medic-Jutsus spezialisiert.“

„Egal!“, rief Naruto dazwischen. „Fangen wir endlich an! Und da es ja dieses tolle Sprichwort gibt, wenn sich Sakura-chan und Sasuke-teme streiten freut sich Naruto, darf ich beginnen euch was beizubringen!“

Ein Heuballen flog hinter ihnen nach rechts. „Allzu viel hat sich doch nicht verändert.“ Sakura nickte nur. „Aber Naruto, muss man nicht so eine komische Schriftrolle lesen, damit man Kagebunshin no Jutsu anwenden kann?“

„Aber nein. Es muss einem nur erklärt werden, wie’s geht. Für das ist die Rolle halt gut, aber ihr habt ja mich, kein Grund zur Sorge.“

„Genau das ist unser Grund zur Sorge“, meinte Sakura und setzte sich seufzend hin. „Also, Chaosninja, bring uns was bei.“
 

Es hatte keine fünf Minuten gedauert, da waren plötzlich über zwanzig Sasukes in dem kleinen Garten versammelt, die sich alle musterten und dann nur ein „Umwerfend siehst du aus“, äußerten.

„Sasuke?“, fragte Sakura, schlug sich aber gleich in Gedanken. Es war logisch gewesen, dass plötzlich vierundzwanzig gleich klingende Stimmen mit Ja antworteten. „Das ist total unfair! Du hast dein blödes Sharingan.“ Schulterzuckend verpuffte ein Sasuke nach dem andern und ließ einen zertrampelten Rasen zurück.

„Los, Sakura, probier es einfach! Du musst dich einfach nur darauf konzentrieren, dass du keine Doppelgänger machst, sondern eigenständige Personen, die einen Teil deines Chakras in sich tragen.“ Ein Glück, dass sie das schon viele Male bei Shizune gesehen hatte und diese ihr das gütiger Weise erklärt hatte. Die Wortwahl des Blonden stammte übrigen im Originalen von besagter Jo-Nin. Mit viel Konzentration schloss Sakura ihre Augen und formte ein Fingerzeichen. Es machte Puff und heraus kam ein mickriges weißes Etwas. Nicht einmal für Farbe hatte sie genug Chakra gehabt, oder es richtig eingesetzt.

„Oh Mann…wie deprimierend“, flüsterte Sakura und spürte Narutos Hand auf ihrer Schulter.

„Das wird schon.“ Sie nickte nur und setzte sich leicht erschöpft auf das kalte Gras.

„Sasuke?“, fragte sie und sah auf. „Sag mal, wo schläfst du eigentlich?“ An so etwas Unwichtiges hatte noch keiner gedacht. Die Nacht davor hatte er gezwungenermaßen bei Naruto schlafen müssen.

„Stimmt. Meine Wohnung ist auf Dauer zu klein und ich glaube nicht, dass irgendetwas gerade frei ist. Es sei denn, du hast genug Geld für die Moonville Residenz im Südteil.“

„Blöde Frag. Natürlich habe ich genug Geld, ich bin der Alleinerbe des Uchiha Vermögens. Aber ich will auf keinen Fall dahin, da wohnen sämtliche Fangirlies, die ich nicht gebrauchen kann. Außerdem, was ist denn mit meiner alten Wohnung?“

Sakura überlegte kurz. Irgendetwas hatte Tsunade deswegen erwähnt. „Ich glaube Tsunade-sama hat sie vor etwa vier Monaten verkauft.“

„Was? Sie hat meine Wohnung verkauft?“, rief der Uchiha empört und bemühte sich um seine Fassung. Sakura grinste.

„Na ja, du hast die Rechnungen nicht bezahlt, immerhin bist du ja abgehauen. Und wenn die Miete und der sonstige Kram nicht innerhalb von vier Monaten nachbezahlt wird, und das konntest du ja auch nicht, da du wie gesagt nicht einmal in Konoha warst, geht die Wohnung an den Staat über. Und wenn sie nach drei Wochen nicht vom eigentlichen Besitzer ausgelöst wird, darf sie verkauft werden.“ Als sie Sasukes verdutzten Gesichtsausdruck sah, fügte sie noch hinzu: „Ich wusste gar nicht, dass du so an diesem Loch hängst.“

„Loch?! Das. War. Mein. Zuhause. Außerdem, Miss Besserwisser, woher weißt du überhaupt wie ich wohne?“

„Weil, Mister Superklug, ich deine Wohnung saubermachen durfte! Ja, Tsunade-sama hat mich dazu eingeteilt, den ganzen Krempel rauszuschmeißen und mal durchzuwischen.“

„Durchzuwischen?!“

„War klar, dass du das nicht kennst. Das hat man so eine Art Besen, den macht man nass und bewegt ihn auf dem Boden durch das Haus. Alles klar?“

„Das meinte ich nicht! Was hast du überhaupt mit meinen Möbeln gemacht?!“

Sakura überlegte kurz. „Die gesamte Kücheneinrichtung haben wir dem Waisenhaus gestiftet.“

„So etwas gibt’s in Konoha?!“

„Die Badezimmermöbel stehen jetzt im Krankenhaus auf der Besuchertoilette für Männer.“

„Ich glaub’s ja nicht!“

„Das Bett hab ich mir untern Nagel gerissen. Ich hatte keine Lust mehr auf dem Sofa im Wohnzimmer zu schlafen.“

„Das heiß du schläfst in meinem Bett?“

„Sag ich doch! Du glaubst gar nicht wie viele Morddrohungen ich deswegen bekommen habe. Meine Güte! Ach ja, das Wohnzimmer steht glaub ich bei Naruto, oder?“ Der Chaosninja nickte, grinste und kratzte sich am Kopf. Der Schwarzhaarige, der innerlich vor Wut kochte, blieb äußerlich recht ruhig. Er suchte nach seiner Fassung und versuchte sich davon abzuhalten, Sakura keine reinzuhauen. Es war wie verflucht. Seit er wieder in Konoha war, und das waren erst zwei Tage, brachte ihn ständig jemand auf die Palme. Meistens war es Sakura. Langsam fragte er sich, was aus der kleinen, schwachen, unproportionierten Kunoichi geworden war, die so unsterblich in ihn verliebt war.

„Sasuke?“ Die Rosahaarige fuchtelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum. „Erde an Uchiha! Wir haben immer noch nicht geklärt wo du schläfst.“ Der Angesprochene blinzelte und drängte ihre Hand weg. „Na wenn du so fragst, lieber in einem Gasthaus als bei Naruto oder dir.“

„Gasthaus? Und du denkst, dass du in so was leben willst? Du? Ein Uchiha? In einem Gasthaus? Oh ja, der war gut!“ Sie hatte während ihrer kleinen Rede unkontrolliert zu lachen begonnen. „Also ehrlich. Wie wäre es, wenn du einfach zu Naruto ziehst?“

Naruto schüttelte energisch den Kopf. „Sakura! Du weißt, dass das nicht gut geht! Außerdem ist es hier viel zu klein. Soll er doch zu dir ziehen!“

„Und meine Eltern? Die regen sich dann total auf!“

„Die sind doch eh nie da.“

„Das ist ein Argument. Okay, aber nur als Notlösung und nur bis du was Neues hast. Das Uchiha Viertel zum Beispiel. Man hat viel Platz, einen großen Garten, es ist halbwegs sauber nach dem Hausputz, den Tsunade angeordnet hat…“

„…und da wurden meine Eltern von meinem Bruder ermordet. Klar, total gemütlich dort!“

„Dieses kleine Detail kann man doch weglassen. Sonst bist du doch auch der Emo persönlich und bei so etwas machst du dir ins Hemd? Super Ninja bist du!“

„Sakura…ich warne dich…“, knurrte Sasuke und drehte sich um. „Ich bleibe hier, für ein paar Tage. Nicht länger.“

„Und wer fragt mich?“, rief Sakura empört. Sie bekam keine Antwort.
 

Die Tage vergingen schleppend. Sasuke und Sakura gingen sich Großteils aus dem Weg und versuchten so gut es ging miteinander auszukommen. Der Uchiha aß meistes Auswärts wenn Sakura bei Ino, TenTen oder Hinata war. Er mochte ihr Essen sowieso nicht.

„Sakura“, fragte er am vierten Tag, als sie wieder einmal die Jacke anzog, um zu Ino zu gehen. Sie hatte ihr versprochen beim Abrechnen im Blumenladen zu helfen. „Könntest du…vielleicht heute Zuhause bleiben?“ Sie sah ihn schief an. Hatte er sie gerade darum gebeten bei ihm zu bleiben?

„Ähm…okay.“ Sie zog ihre Jacke wieder aus und fragte sich im nächsten Moment, wieso um alles in der Welt sie tat was er sagte. „Und wieso, wenn ich fragen darf? Hast du etwa Angst, so ganz alleine im Dunkeln?“

„Nein. Aber da du noch nicht die Güte besessen hast, mir einen Zweitschlüssel zu geben und ich daher nicht aufsperren kann, wenn du noch nicht da bist, wäre es besser, wenn du sowieso da bleiben würdest.“ Sämtliche Farbe wich aus ihrem Gesicht, während sie sich vor die Türe stellte und grimmig die Arme verschränkte. Sakura dachte ernsthaft, er habe sich verändert und würde nun gute Freunde zu schätzen wissen. „Tu ich doch. Und als gute Freundin tust du mir diesen Gefallen.“ Anscheinend hatte sie ihre Gedanken laut ausgesprochen.

„Nein. Du bist hier vorübergehend in meinem Haus. Wenn du unbedingt weggehen - Moment mal! Wohin willst du bitteschön gehen?“ Irgendwie brachte sie es fertig, interessiert zu klingen.

„Und das willst du wirklich wissen?“ Ihm kam diese ganze Situation komisch vor. Sie hatten sich seit einem Jahr nicht mehr gesehen und dann stritten sie sich die ganze Zeit? „Sag mal, Sakura, können wir vielleicht in Ruhe reden? Ohne Zankereien und Angiftereien?“ Sie nickte leicht verwundert und ging in die kleine Küche.

„Also, über was willst du reden?“

„Erst einmal, wo sind denn deine Eltern überhaupt?“ Als ob er das wirklich wissen wollte. Aber es war schonend genug für den Anfang.

„Sie sind glaub ich zu Besuch bei meiner Tante. Oder meiner Oma oder so. Aber nun mal ehrlich, was willst du?“

„Sakura, als ich wegging warst du total in mich verknallt. Du warst ziemlich nutzlos und vor allem immer fröhlich, nett und nie in irgendeiner Weise bösartig. Jetzt bist du eine kratzbürstige Furie mit einem Zynismus, der sogar meinen übertrifft. Und dass du stark bist hast du auch schon eindrucksvoll bewiesen. Was ist passiert?“ Hätte er nicht wie ein Eisklotz gesprochen, sondern wie ein besorgter Junge, der Gefühle hatte, dann hätte Sakura komplett die Fassung verloren. Jetzt allerdings konnte sie fast ohne Mühe antworten.

„Ich habe bei Tsunade trainiert, wie du sicherlich schon mitbekommen hast. Außerdem ist mir klar geworden, dass sich ein Ninja nicht verlieben darf. So sieht es aus. Punkt.“ Die Härte in ihrer Stimme unterstrich ihren finsteren Gesichtsausdruck nur noch mehr.

„Okay, das wollte ich nur wissen. Ich bin dann mal weg!“ Mit einem Satz sprang er aus dem Fenster, welches er zuvor zum Lüften geöffnet hatte. Er hörte nur noch ein Lautes „Sasuke!“ hinter sich aus dem Haus dröhnen, bevor er um eine Ecke bog und sich leicht grinsend in Gedanken gratulierte. Er hatte seine tollen Abgänge also nicht verlernt.
 

Drei Tage später, in denen die beiden so gut wie nichts redeten, außer wenn sie sich gegenseitig etwas beibrachten, standen drei Ninjas, eine Hokage und ein San-Nin auf dem üblichen Trainingsplatz bei den Holzpfeilern. Tsunade hatte gefragt, was sie in der letzten Woche alles gelernt hatten. Ohne zu warten hatte sich Sakura daran gemacht, den Bericht abzugeben und redete nun schon seit geschlagenen zehn Minuten.

„Wir können nun alle die Kagebunshin-no-Jutsu und sämtliche Katon-Jutsus. Naruto und Sasuke können ihre Chakras halbwegs unterdrücken und haben eine anständige Schlagkraft drauf. Und Tsunade-sama, was ich Sie noch fragen wollte, könnten Sie Sasuke vielleicht eine eigene Wohnung besorgen? Es ist der blanke Horror, wenn er bei mir wohnt! Ich halte diesen eingebildeten, arroganten, undankbaren, stolzen, zu nichts zu gebrauchenden, besserwisserischen Schmarotzer nicht länger aus! Außerdem bekomme ich ständig irgendwelche Morddrohungen von diesen verdammten Fangirlies, die sich einbilden, ich würde jetzt mit Sasuke zusammen sein. Die meisten Briefbomben funktionieren zwar nicht, aber eine ist wirklich explodiert! Mein Vorzimmer ist jetzt nur mehr schwarz und es stinkt fürchterlich nach verkohltem Mensch! Sehen Sie sich das an!“ Sie hielt ihrer ungerührten Meisterin ihren Unterarm hin, krempelte den Ärmel des Wintertrainingsgewandes und deutete mit der freien Hand auf ein recht großes Brandmahl.

„Wofür habe ich dich als Medical Ninja ausgebildet, wenn du nicht mal so was heilen kannst? Habe ich so versagt?!“ Die Hokage seufzte genervt und klatschte in die Hände. „Auf was du hinauswolltest, Sakura, war wohl, dass eure Fähigkeiten nun einigermaßen angeglichen sind. Ihr habt alle noch spezielle Schwerpunkte, die ihr perfekt beherrscht, das wird auch ewig so bleiben, aber ihr seit nun zumindest annähernd auf gleicher Stufe.“

Sakura indes heilte ihre Brandwunde und murmelte beleidigt etwas von: „Ich kann das sehr wohl heilen, aber ich wollte es nur mal zur Veranschaulichung der Lage herzeigen.“

Tsunade räusperte sich über das Murmeln ihrer reizenden Schülerin hinweg und grinste danach fies. „Jiraiya, ich übergebe an dich. Du darfst ihnen die tolle Neuigkeit überbringen.“

Der San-Nin, der sich bisher nur gefragt hatte, was er hier verdammt noch mal sollte, schreckte aus seinem Tagtraum auf und sah ein wenig verwirrt in die Runde. „Ähm…Tsunade-hime…was soll ich machen?“, fraget er flüsternd nach, als er vorgegangen war und nun neben der Blonden stand. Die Antwort kam in Form einer Kopfnuss, die Jiraiya einige Zentimeter tief in den Boden rammte. Zufrieden mit dem Ergebnis verließ die ehrenwerte Hokage den Jammerhaufen und stolzierte in Richtung Hauptgebäude. Immerhin hatte sie wichtigere Dinge zu tun als talentierte Shinobi auszubilden, die einfach nur zu faul für Allem waren.
 

Jiraiya versuchte sich daran zu erinnern, was er machen wollte, und fand die Antwort hinter einem neuen Vorschlag für das Icha Icha Paradise Nummer sieben. „Also, da ihr ja alle spezielle Schwerpunkte habt, die ihr perfekt, oder eher annähernd perfekt beherrscht, beziehungsweise ein tolles Bluterbe oder einen Dämon in euch tragt, wollen wir, oder eher ich, Tsunade, diese Heuchlerin, hat sich ja aus dem Staub gemacht, einmal sehen, wie ihr zueinander steht in punkto Allgemeines. Es zählt nicht nur die Stärke oder die Taktik, sondern das Gesamtbild, eben wie in einem normalen Kampf.“

Ein Heuballen rollte hinter Sasuke, Sakura und Naruto von links nach rechts. „Ihr habt kein Wort verstanden, oder?“

Einstimmiges Nicken. Ein Seufzer von dem San-Nin.

„Ihr sollt in Einzelkämpfen gegeneinander antreten. Sasuke und Naruto, ihr fangt an.“

Verdutztes Schweigen.

„Na los!“

Unsichere Blicke.

„Ich warte!“

Schweres Schlucken. „Aber, Ero-sennin, wir sind in einem Team und sollten doch nicht gegeneinander kämpfen!“ Zustimmendes Kopfnicken und Murmeln von Sakura und Sasuke.

„Ihr sollt auch nicht auf Leben und Tod gegeneinander kämpfen. Das wäre ja noch schöner! Wir können Konoha gleich danach neu aufbauen, wenn ihr beide mit voller Stärke kämpft. Nein, nein. Ihr sollt schon ernsthaft kämpfen, aber ich werde euch aufhalten, sollte das außer Kontrolle geraten. Der Kampf dient dazu, die Taktiken des jeweils anderen in Natura zu studieren und somit besser im Ernstfall auf die individuellen Stärken und Schwächen des Partners achten zu können. Alles klar?“

Team 7, das eigentlich schon längst keine Nummer mehr hatte, weil ihr Trainer sie ja eigentlich nicht mehr trainierte, nickte als Zeichen, dass sie es kapiert hatten. Sakura trat einen Schritt nach vor und stellte sich neben Jiraiya. „Das kann spannend werden.“ Er lächelte und verschränkte die Arme
 

Naruto und Sasuke grinsten sich auffordernd an und stellten sich gegenüber auf.

„Auf diesen Kampf warte ich schon so lange, Naruto.“

„Ich auch, Sasuke. Ich kann es kaum erwarten.“

Kämpfe unter Freunden

Sasuke stürmte erst auf Naruto zu, blieb aber abrupt stehen, als sich dieser wie in Luft aufgelöst hatte. Hektisch blickte er um sich und bemerkte einen Schatten über sich, der schnell größer wurde. Im letzten Augenblick sprang Sasuke zur Seite und zog einen Kunai aus der Halterung, die an seinem rechten Oberschenkel befestigt war. Der Kunai verfehlte Naruto, dieser wiederum konterte mit zwei Kagebunshins, die auf den Uchiha zustürmten.
 

„Was denken Sie, Jiraiya-sama? Ich setze 10 Ryo auf Naruto“, bemerkte Sakura und blickte zu dem weißhaarigen Mann empor, der angestrengt dem Kampf folgte. Er überlegte kurz und grinste. „Ich halte dagegen. 10 Ryo, dass es unentschieden ausgeht.“
 

Die beiden Schattendoppelgänger Narutos lösten sich einen halben Meter vor Sasuke auf, durch die beiden Rauchwolken griff eine Hand und packte ihn beim übergroßen Kragen des Uchiha Trainingsgewandes, das Naruto für den Fall aufgehoben hatte, was den beiden anderen recht seltsam vorgekommen war.

„Hab ich dich!“, rief der Chaosninja und holte zum Schlag mit der freien Faust aus. Die geballte Faust traf Sasuke im Gesicht, dieser verpufft allerdings keine Sekunde später. „Verdammt!“, fluchte Naruto frustriert und suchte die Gegend nach seinem Kontrahenten ab. Er brauchte allerdings nicht lange zu suchen, da sauste lautlos ein Shuriken an seinem Ohr vorbei und schnitt ihm ein Büschel Haare ab. „Sag mal, heiße ich Sakura?!“ schrie er aufgebracht und sammelte seine losen Haarsträhnen vom Boden auf. Sasuke Mundwinkel zuckten kurz in seinem Versteck. Ein sehr böses Wort schoss ihm durch den Kopf, dann vertrieb er seinen Gedanken und trat lautlos hinter dem Baum hervor. Das war seine Chance.

Naruto richtete sich auf und ließ die blonden Haare wieder fallen. „Oh nein…die brauchen Monate um wieder nachzuwachsen!“, beschwerte er sich und drehte sich gleichzeitig um. „Komm raus, du Mörder meiner Haare!“ Wie auf Kommando trat Sasuke von hinten an ihn heran und hielt einen Kunai hoch.

„Du bist erledigt“, sagte er überlegen und hielt den Dolch stramm vor Narutos Hals. Seine Hand zitterte kein Bisschen. In seinem Siegesgrinsen entging ihm leider das verschwörerische Grinsen seines Kollegen und Gefangenen, welches von Sekunde zu Sekunde breiter und angsteinflößender wurde. Nicht das Grinsen, sondern eher die gigantischen Ausmaße der Lippen.

„Freu dich nicht zu früh, Teme“, murmelte er, als er ein Fingerzeichen formte und Sasukes fragenden Gesichtsausdruck ignorierte. Kurze Zeit später spürte der Uchiha Erbe etwas Metallisches an seinem Hals, das ebenso ruhig wie seine Waffe gehalten wurde. Naruto löste das Fingerzeichen und befreite sich in Sasukes Überraschtheit aus der bedrohlichen Stellung.
 

Sakura betrachtete die Situation gespannt. „Was war das für ein Fingerzeichen?“, fragte sie, ohne den Blick von dem Schauspiel abzuwenden.

„Tiger, Sakura. Das war der Tiger. Und ja, ich weiß…“, setzte er hinten nach, als Sakura ihm das Wort abschneiden wollte. „…du wolltest wissen, was es bewirkt hat. Stimmt’s?“ Sie nickte nur, was Jiraiya aber nicht sehen konnte, da auch er die Augen nicht vom Geschehen abwenden wollte. „Also, es bewirkt nichts. Das war rein zur Ablenkung, dass Sasuke sich eher darum kümmert, was er vorhat, als dass er sich auf seine Stellung konzentriert. Diesen Moment der Unachtsamkeit hat Naruto dann genutzt und einen seiner übrigen Schattendoppelgänger, die er vorher ja unauffällig gemacht hat, auf Sasuke gehetzt.“

„Beeindruckend. Naruto hat sich echt gemacht…und ich hab das alles nicht mitbekommen, weil ich so sehr auf mein eigenes Training versessen war. Echt schade, dafür jetzt umso beeindruckender.“
 

Sasuke trat mit seinem Fuß den Kagebunshin in den Magen und konnte das wohltuende Puff vernehmen. Der war erledigt, aber wo war Naruto jetzt? Hektisch sah sich der Uchiha um und versuchte dann Narutos Chakra zu spüren. So viel davon konnte er ja wohl nicht unterdrücken, das war unmöglich. Dafür war sein eigenes und das des Kyubi viel zu groß.

Sasuke schloss sie Augen und konzentrierte sich. Er konnte zwei Chakren spüren. Das kleinste war zweifellos das von Sakura oder vielleicht auch Jiraiya. Er wusste ja nicht, was Sakura alles getrieben hatte während er weg gewesen war. Vielleicht hatte sie so viel trainiert oder eine Art Chakrapille eingenommen, es sollte so was geben, hatte er gehört. Dann könnte das etwas stärkere auch zweifellos ihr gehören, mit ihrem Chakra hatte er sich damals nie beschäftigt. Aber er hatte jetzt keine Zeit über so etwas nachzudenken. Folglich gehörte das nächste stärkere dem jeweils anderen.

Er presste die Augen fester zusammen und konnte endlich ein drittes Chakra spüren, was eindeutig von Naruto stammen musste. Oder nicht? Es war fast genauso stark wie das erste, welches er aufgespürt hatte.

„Verflucht“, zischte er und öffnete seine Augen. Seine schwarzen blickten in leuchtende blaue, die zu Schlitzen verengt worden waren. Der dazugehörige Mund grinste überlegen.

„Hast aber lange gebraucht, bis du gemerkt hast, dass ich genau vor dir stehe, Sasuke-chan!“, neckte Naruto seinen Gegner und entfernte sich ein paar Schritte, um danach in Kampfposition zu gehen.

Benahe hätte der Schwarzhaarige zugegeben, dass er nicht einmal gespürt hatte, dass Naruto vor ihm stand, doch gerade noch so konnte er sich einbremsen und schüttelte mitleidig den Kopf. „Taktik, Naruto. Alles reine Taktik.“

Sekundenlang musste Naruto einen Lachanfall ersticken, dann räusperte er sich, zog hinterrücks zwei Shuriken aus der Hüfttasche und rannte ohne Vorwarnung auf seinen Kontrahenten zu. Neben ihm liefen plötzlich drei Kagebunshins mit jeweils zwei Wurfsternen auf Sasuke zu. Er wich dem ersten aus, schlug dem zweiten seine Hand ins Genick und wehrte mit einem Shuriken, den er vorhin einem Naruto aus der Hand gerissen hatte, zwei Wurfgeschosse ab. Seinerseits warf er die Waffe auf Gutglück auf einen der restlichen drei Blonden Ninjas und konnte sehen, wie der getroffene verpuffte. Drei Shuriken kamen auf ihn zugeflogen, zwei wehrte er ab, eines fügte seiner so und so schon dreckigen Kleidung einen langen Riss zu.

Die zwei Narutos lächelten triumphierend und der rechte warf das letzte Metallgeschoss auf seinen Gegner. Wegen reiner Unachtsamkeit traf es die linke herabhängende Strähne der Schwarzhaarfrisur. Er musste sich ein „Das war die Rache“ verkneifen und streckte stattdessen seine Handfläche aus. Der Kagebunshin begann dran herumzuwerkeln und der daraus entstandene innerlich rotierende Chakraball wuchs an.

Sasuke beobachtete die Situation nicht nur, er hatte beschlossen, zum Gegenschlag auszuholen. Seinerseits gewann ein ebenfalls blauer Chakraball an Größe; immer mächtiger werdende Blitze züngelten aus ihm heraus und verloren sich keinen Meter weiter wieder.
 

Sakura konnte und wollte den Blick nicht abwenden, dennoch merkte sie Jiraiyas leichte Anspannung. Er konnte zwar eingreifen, aber dann würden sie später sowieso wieder gegeneinander kämpfen wollen. Es war besser, wenn sie es jetzt klären würden, wenn ein starker Ninja dabei war, der Schlimmeres verhindern konnte.

„Pass auf, Sakura. Die Chakrawelle wird dich zu Boden werfen, wenn du dich nicht dagegen lehnst.“ Grimmig und besorgt zugleich verschränkte er die Arme und starrte stur auf das Szenario vor ihm.
 

Sasuke grinste siegessicher, Naruto ebenfalls. Sie nickten sich kaum merklich zu, doch beide dachten das Selbe in diesem Moment. Das Rasengan auf Narutos Seite hatte seine endgültige Größe erreicht, das Chidori in Sasukes Hand konnte seinerseits auch nicht mehr anwachsen.

Der Blonde begann zu rennen, Millisekunden später setzte sich auch Sasuke in Bewegung. Sie rasten aufeinander zu, so schnell, dass man nur mehr die blauen Rotationsspuren wahrnehmen konnte, die hinter den schattenähnlichen Ninjas herzogen. Es würde nur mehr kurz dauern, dann würde eine riesengroße Welle an Energie freigesetzt werden und die umliegende Umgebung zerstören. Jiraiya würde nicht eingreifen, er machte sich bereit, dem Druck Stand zu halten.

Doch statt dem „Rasengan!“ von Naruto, dem „Chidori!“ von Sasuke und der erwarteten Energiewelle standen zwei junge Ninjas voreinander, nur einen halben Meter Platz zwischen ihnen, jeweils eine Hand erhoben. „Wir geben auf!“, riefen sie und reichten sich die Hand.
 

Sakura grinste unwillkürlich und schlug sich in Gedanken. Sie hätte es wissen müssen, die beiden würden nicht ernsthaft gegeneinander kämpfen. Ernsthaft schon, aber nicht mit der Absicht, alles Umliegende in Schutt und Asche zu legen.
 

„Nächstes Mal, wenn wir mehr Platz haben, dann mach ich dich fertig, Dobe“, versicherte Sasuke und ließ Narutos Hand los.

„Geht klar, Sasuke.“
 

Jiraiya räusperte sich und klatschte demonstrativ in die Hände. „Schön, schön. Toll, dass ihr nicht irgendwelche Wahnsinnigen seid und ein wenig Gehirn eingesetzt habt. Also, nächster Kampf!“, trällerte er freudig und dachte kurz nach, wer nun kämpfen würde. „Sakura gegen Naruto. Das wollte ich schon immer mal sehen!“

Sakura lächelte nur herausfordernd und ging an Sasuke vorbei, der wiederum auf ihren vorherigen Platz zuging.

„Viel Glück“, flüsterte er ihr leicht mitleidig zu.

„Brauche ich nicht“ gab sie nur stur zurück. So leicht würde sie ihn nicht wieder als Freund ansehen. Ihn nicht.
 

Sakura stand vor Naruto, der sich kleine Schweißperlen von der Stirn wischte. „Pause?“, neckte sie ihn. Immer noch ihre Lieblingsbeschäftigung. Wobei Sasuke ärgern ernsthafte Konkurrenz war.

„Verarscht du mich?“, fragte er beleidigt und richtete sich demonstrativ auf. „Fangen wir an?“ Ohne eine Antwort abzuwarten flog schon die ersten beiden Kunai auf Sakura zu. Sie wehrte den einen ab und duckte sich unter dem anderen hinweg. Ihre Haare würde er nicht abschneiden, das hatte sie schon einmal und wollte es nicht wiederholen. Der unordentlich gebundene Zopf begann sich langsam aufzulösen. Das nächste Mal würde sie Ino bitten, ihr zu helfen. Das Haarezusammenbinden war eine eigene Wissenschaft, die nur wenige Ninjas wirklich beherrschten. Viele Kunoichis trugen die Haare sowieso kurz oder mit dem Stirnband zurückgehalten.

Ein dritter Kunai holte sie aus ihren Überlegungen zurück auf das Kampffeld. Wie viele davon hatte Naruto denn davon? Langsam mussten sie ihm doch ausgehen. Sie beschloss in die Offensive zu gehen und stürmte nach vorne, den Wurfgeschossen immerzu ausweichend. Nahkampf war ihr Spezialgebiet geworden, darin war sie nicht zu schlagen. Irgendwann musste es soweit kommen, ein Shuriken streife ihre schwarze Hose und riss sie leicht ein. Dabei hinterließ der Wurfstern eine seichte Schnittwunde an ihrem Oberschenkel, die sie allerdings nicht weiters beachtete.

Naruto griff in eine leere Waffentasche. Seine Shuriken in der Hüfttasche waren aufgebraucht und die Kunai an der Oberschenkelhalterung steckten in sämtlichen Bäumen der Umgebung.

Tai-Jutsu war noch nie seine Stärke gewesen, und Sakura würde es bestimmt darauf anlegen, ihm nahe zu kommen. Ihren starken Schlägen konnte sogar er nicht standhalten. Er war stark, aber nicht unverwundbar. Dafür war er schnell. Schneller als Sakura. Solange er das war, konnte er ihren Angriffen ausweichen und sich von ihr entfernen, um dem Nahkampf zu entkommen. Der perfekte Plan.

Sakura holte zum ersten Schlag aus und verfehlte Narutos Kopf nur knapp. Die Wucht des Schlages musste aber ein Ziel finden, somit war Sakura dazu gezwungen auf den Boden einzuschlagen, in dem sich nun Risse bildeten und einzelne Erdbrocken auslösten. Naruto war hochgesprungen und somit außerhalb der Gefahrenzone. Noch. Denn schon packte Sakura einen der losen Erdbrocken und schleuderte ihn in Richtung Naruto, der sich mit seinen Füßen dagegen stemmte und mit der enormen Kraft nach hinten geschleudert wurde.

„Tja, das war wohl nichts, Naruto! Sieh es endlich ein, du kannst meine Kraft mit deiner nicht einfach abblocken, dafür bin ich zu sehr darauf spezialisiert!“ Sie lachte siegessicher, gleichzeitig wohl wissend, dass sie nicht gewinnen konnte. Aber das Pokerface würde sie noch bis zu ihrer Niederlage beibehalten.

Naruto landete unbeholfen auf einem der losen Erdbrocken und sprang sofort auf einen anderen, als der erste durch die Wucht seines Aufkommens zersprang. Sakura staunte ein paar Augenblicke, dass er solch eine Kraft hatte und sprang ihrerseits zurück auf die noch befestigte Graswiese. Naruto hatte endlich sein Gleichgewicht wieder gefunden und stürmte nun über das Trümmerfeld zu ihr. Er war schnell, das mussten alle zugeben. Und er besaß um vier Ecken mehr Chakra und konnte es dank des vielen Trainings gezielter als früher einsetzen.

Für einen kurzen Moment sah Sakura ihren Teamkameraden nicht, dann tauchte er vor ihr auf und holte zum geplanten vernichtenden Schlag aus. Aber er hatte die Rechnung, mal wieder, ohne ihre Reflexe gemacht. Wenn man nicht gut abblocken konnte, dann musste man eben improvisieren und seine Reflexe so hoch trimmen, dass man nicht getroffen werden konnte. Und genau das hatte sie monatelang gemacht.

Ohne recht zu wissen dass sie es tat, wich Sakura aus und konnte sehen, dass sich Narutos Faust in den Boden bohrte.

„Mist“, fluchte sie leise und lief wieder auf ihn zu. Er blickte auf, zu spät um noch auszuweichen. Seine Hand steckte bis zum Handgelenk im Grasuntergrund und seine andere Hand war damit beschäftigt, die feststeckende herauszuziehen, eine verhängnisvolle Situation.

Sakuras Schlag traf mit voller Wucht in Narutos Gesicht. Von der Wucht des Schlages weggerissen brach der Boden ein wenig mehr auf, wodurch seine Hand befreit wurde. Man konnte ein Knacken hören, danach wie etwas Orangenes gegen einen der Bäume flogund die Rinde ein Stück weit brach.
 

Ihr Angriff war ein einziger Nachteil gewesen. Naruto war jetzt etwa zehn Meter von ihr weg und konnte in den Distanzkampf übergehen. Bis sie bei ihm gewesen wäre und einen neuen Angriff starten hätte können, hätte Naruto schon ein paar Kagebunshins erschaffen und ihren Angriff abgeblockt.

Es war zum Verzweifeln. Aber das hatte sie gewusst, trotzdem hatte sie diesen Schlag gemacht, nur um zu zeigen, dass sie nicht so schwach war, wie es jeder, vor allem Sasuke Uchiha, glaubte.
 

Genau dieser sah dem Kampf leicht gebannt zu. Wäre vielleicht ein Abverkauf von Kunais oder Shuriken gewesen, dann hätte ihn das mehr begeistert, aber schon alleine seine Aufmerksamkeit beflügelte Sakura, Alles zu geben. Nicht dass sie behaupten würde, sie würde ihm etwas beweisen müssen, er war ihr ja egal, aber trotzdem war es ein befriedigendes Gefühl.

Sasuke sah sie leicht fragend an. Sie hatte gestoppt und ihn ungefähr eine halbe Minute lang angestarrt. Wie sie gestarrt hatte wusste sie nicht, sie hatte es ja nicht einmal richtig bemerkt. Trotzdem würde sie es als überlegen bezeichnen, vielleicht ein wenig Spott, aber so genau konnte er ihren Blick ja sowieso nicht deuten. Vermutlich.
 

Naruto hatte die ganze Zeit zwischen den beiden hin und her geschaut, wie bei einem Tennisturnier. Aber anscheinend wurde es ihm nun zu langweilig, sodass er seinen rechten Arm hob und laut und deutlich sagte: „Ich gebe auf.“

Ja war denn heute der Ich-gebe-auf-Tag oder was hatte Sakura hier bitteschön verpasst?!

Keiner der drei männlichen Wesen hatte aufgepasst, als Sakura verschwunden war, gleich danach vor Naruto wieder auftauchte und ihm eine Ohrfeige gab, die ihm den Kopf zur Seite riss und ihn nach hinten taumeln ließ.

„Hast du einen Knall, oder was?! Wieso gibst du denn auf? Du hättest mich fertig machen können!“ schrie sie außer sich vor Wut. Tsunade hatte kaum abgefärbt. „Weißt du eigentlich wie man sich da fühlt?!“ Ihre Stimme wurde brüchiger doch sie hatte sich schnell wieder gefangen.

Naruto sah nur verdutzt zu seiner Freundin hoch und nahm dann ihre Hand an, die sie ihm hinuntergestreckt hatte. Mit Leichtigkeit zog sie ihn auf und ging strammen Schrittes auf Jiraiya und Sasuke zu. Der San-Nin klatschte einmal anerkennend in die Hände und nickte dann mit verschränkten Armen. „Tsunade hat anscheinen ganze Arbeit geleistet. Okay, Sakura, du darfst gleich mit Sasuke kämpfen. Oder willst du eine Pause?“

Die Angesprochene schüttelte energisch den Kopf und versuchte ihr Schnaufen leiser zu stellen. Der Kampf war anstrengend gewesen, man kämpfte ja nicht alle Tage gegen einen Jinchuuriki.

Sasuke sah sie an. Dieser Blick konnte einen richtig nerven. So undeutbar. Er konnte sich freuen, gegen sie anzutreten oder langweilen. Vielleicht dachte er sich auch einfach, dass sie es nicht wert war oder möglicherweise ging ihm etwas vollkommen anderes durch den Kopf. Dieser Blick war einer der Gründe, wieso er ihr inzwischen so auf die Nerven ging.
 

Ohne dass Sakura wirklich mitbekommen hatte, wie sie in diese Position gekommen war, standen sie sich gegenüber. Sasuke mit diesem dämlichen Blick, der auf ihr ruhte, sie selbst mit geballter Faust und so unbeschreiblich viel Wut.

Jiraiya gab gar kein Signal, kein Zeichen, da stürmten die beiden Kontrahenten aufeinander zu. Sakura spürte, wie sie einem Schlag auswich, Sasuke spürte im selben Moment eine Faust auf seiner Handfläche. Er hatte ihren Schlag abgeblockt. Die beiden erstarrten in ihrer Bewegung, als sie plötzlich Kakashis Stimme hörten, der mit Jiraiya redete und etwas von einem Auftrag faselte. Naruto stand nur daneben und versuchte sich alles zu merken, es könnte ja vielleicht wichtig sein.

Die beiden Ninjas, die mit S anfingen besahen der Situation weiter und fragten sich, was Kakashi wohl wollte.

„Könntet ihr beiden die körperlichen Zärtlichkeiten bitte Zuhause austauschen und herkommen?“, hörten sie Jiraiyas Stimme und liefen rot an. Sofort lösten sich die beiden und stammelte verwirrende Sätze vor sich hin.

Sasuke unterstrich Sakuras intelligente Ausführung („Wir haben…das ist nicht…wegen dem Kampf…nur beruflich!“) mit seinen kläglichen Versuchen die Fassung zu bewahren („Lach nicht so blöd, Dobe! Ich mach dich kalt! Das ist nicht so wie es aussieht!“). Nachdem Naruto nur spöttisch den Kopf geschüttelt hatte, gingen Sakura und Sasuke auf Kakashi zu und fragten ohne Begrüßung was los war.

„Ja, danke, mir geht es auch gut. Vielen Dank der Nachfrage. Also, weshalb ich hier bin, Tsunade will euch sprechen. Keine Ahnung wieso, aber ich musste den Boten spielen.“

„Gerade Sie?“, fragte Sakura ungläubig und zuckte bei diesen Worten zusammen. Sie war wirklich frech geworden. Das musste sie sich abgewöhnen. „Entschuldigen Sie, Kakashi-sensei!“ entschuldigte sie sich förmlich und verbeugte sich leicht. Kakashi belächelte die Situation nur und winkte dann, bevor er sich in Rauch auflöste.

„Wir sollten zu Tsunade-obachan gehen, oder?“, bemerkte Naruto und ging voraus.

Sakura sah ihren schwarzhaarigen Teamkollegen abschätzend an. „Und dabei habe ich mich auf diesen Kampf gefreut. Verdammt“, zischte sie, war jedoch froh über diesen Abbruch. Sie hatte keine Chance, gegen keinen von den beiden. Naruto hatte sich nur ein wenig zurückgehalten und Sasuke hätte sie innerhalb einer Minute fertig gemacht, das war die harte Wahrheit und sie hatte gelernt, sie zu akzeptieren.
 

Es klopfte an der Türe und Tsunade massierte sich die Schläfe, bevor sie laut „Herein!“ brüllte. Sie hatte schlechte Laune, sehr schlechte Laune. Sasuke, Naruto und Sakura traten samt Jiraiya ein, der sich gleich in die Ecke hinter Tsunade verzog. Sein neuester Stammplatz anscheinend.

„Also, ohne Umschweife, ihr habt eine Mission. Alles was ihr wissen müsst steht da drauf“, erklärte sie und warf eine Schriftrolle zu Sakura, die sie Dank ihrer ausgeprägten Reflexe ohne zu erschrecken auffing. „Gute Reise.“ Sie hatte anscheinend erwartet, dass die drei ohne zu fragen abschwirrten und ihre Mission ausführten. Doch, wie so oft, sie hatte ihre vollkommen unverständliche Rechnung ohne Naruto gemacht, dessen Hirn einmal nicht wie ein Nudelsieb funktioniert hatte.

„Aber, Tsunade-obachan, Sie haben uns doch Missionen verboten!“, sagte er dazwischen und fing sich zwei böse Blicke ein. Der erste galt für seinen Widerspruch, der zweite kam etwas verspätet für das Suffix, das die Hokage so hasste.

„Ist mir egal was ich gesagt habe! Ich habe euch hiermit befohlen, eine Mission auszuführen und die habt ihr gefälligst zu machen, klar?!“, fauchte sie überzeugend und konnte sehen, wie drei verängstigte Ninjas aus ihrem Büro stürmten und eine kleine Stabwolke hinterließen.
 

Sakura ergriff ihren immer fertig gepackten Rucksack und stürmte aus ihrem Haus. Es war von Vorteil, wenn die Eltern nie da waren. Keine lästigen Fragen, keine unnötigen Verabschiedungen und vor allem keine Verbote. Da ihre werten Erzeuger sowieso dagegen waren, dass ihre einzige Tochter in ihre Fußstapfen treten wollte, verbaten sie ihr jede nur erdenkliche Mission, die über den Buchstaben D hinausgingen.

Sasuke lief ihr hinterher, immerhin musste er ja vorerst bei ihr wohnen. Auch sein Rucksack stand gepackt neben dem von Sakura. Sie hatten seine wenigen restlichen Habseligkeiten aus der Abstellkammer des Staates, wie alle das büroähnliche Haus immer nannten, geholt und seinen kargen Besitz in Sakuras Zimmer abgestellt. Zu diesem Besitz zählten genau Kunai, Shuriken, ein nutzloses Waschbecken, welches auf der Mülldeponie landete, besagter Rucksack und ein unbeschriftetes Buch mit schwarzem Ledereinband, das er sofort an sich genommen und versteckt hatte.
 

Die drei Ninjas standen vor der Ramenbar, die in den letzten Monaten der übliche Treffpunkt der Bagage geworden war - zum Liedwesen aller. Aber das war ja eher unbeabsichtigt gewesen. Alle wussten wo Ichiraku’s war und wenn man etwas von Naruto brauchte oder wollte, dann war er sicherlich dort.

Sakura entrollte die Schriftrolle und las sie im Stillen kurz durch. Dann ging sie an Naruto vorbei, noch immer vertieft in das Schriftstück. „Wir müssen zum Südtor und uns dann südwestlich halten.“

„Was wollen wir denn in Suna?“, fragte Naruto, der aufgeholt hatte und nun neben Sakura ging. Sasuke ging auf ihrer anderen Seite.

„Es ist leider nur eine C-Rank. Die Medic-Nins dort haben Probleme mit einem Fall. Der Patient hat unbekannte Symptome und sie wissen nicht weiter. Tsunade hat geschrieben, dass mich der Fall interessieren könnte und außer mir sowieso keiner von unseren Medic-Nins eine so gute Ausbildung hatte wie ich. Rühmt sich kaum selbst, die Frau.“ Sie machte eine künstlerische Pause und las weiter. „Ihr sollt mich begleiten, damit mir nichts passiert und ich genügend Chakra habe, um den Patienten sofort zu kurieren und schnell wieder nach Hause kommen. Und…oh!“ Ein zweites Blatt rollte sich im Inneren der eigentlichen Rolle auf und lenkte Sakuras Aufmerksamkeit darauf. „Bei unserer Rückkehr sollen wir außerdem ein Ehepaar mitnehmen, das in eines der umliegenden Zivildörfer Konohas will. Also punkt um, eine Palette voller Aufgaben. Na toll!“ schloss sie ihre Rede und seufzte.

Sie hatten das Südtor erreicht und meldeten sich bei den sowieso unaufmerksamen Wächtern ab. Hätten sie die Listen nicht selbstständig ergriffen, hätten die Wachen sie ohne weiteres passieren lassen. Konoha war auch nicht mehr das, was es einmal war. Nachdem sie das Südtor passiert hatten, fingen sie an zu rennen. Bald war die Chu-Nin Auswahlprüfung und sie mussten viel trainieren, sehr viel. Wenn sie dieses Mal durchfallen würden, dann wäre das die Blamage ihres Lebens. Sie waren kein Mittelmaß, sie waren Überdurchschnitt. Und das sollten alle wissen.
 

Es war der zweite Jänner 71 nach Konoh’scher Zeitrechnung und es wurde wärmer. Ja, endlich hielt der Frühling Einzug, der sich sonst schon Ende des vorherigen Jahres gezeigt hatte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie immer weiter gen Süden kamen. Die Sonne erwärmte langsam den Boden und die ersten Blütenknospen sprossen aus den neu gewachsenen Stängeln der werdenden Blumen.

Trotz dieser Idylle drangen laute Stimmen durch die friedlichen Wälder zwischen Suna und Konoha. Die eine gehörte dem einzigen lebenden und nicht enterbten Erben des Clans mit dem rot-weißem Fächer, die andere dem wahrscheinlich einzigen rosahaarigen Mädchen der Welt. Die beiden unverwechselbaren Stimmen ließen manche schlafende Tiere aufschrecken und ein gewisser übriger Ninja verfluchte den Tag, als Kakashi sagte, sie könnten ab jetzt Missionen alleine machen. Also musste er wohl oder übel den Streitschlichter spielen, wieder einmal, sonst war ja keiner da.

„Uchiha Sasuke! Du weißt genau, dass ich es hasse, wenn du das sagst!“

„Na und? Ist mir doch egal!“

„Ich sage es dir ein letztes Mal: Nenn. Mich. Nicht. Rosahaarige.“ Ihre Stimme war nur mehr ein Zischen, so bedrohlich wie die Ruhe vor dem Sturm, nein, dem Tornado, dennoch ließ es Sasuke kalt.

„Sag es so oft du willst, du hast nun einmal diese Haarfarbe. Genauso wenig wie du nichts gegen deine Stirn tun kannst.“ Gelassen ging er weiter; vor etwa einem Kilometer hatten sie ins Schritttempo gewechselt, da sie eine Pause gebraucht hatten. Doch aus der Pause wurde nichts.
 

Flashback
 

Naruto setzte sich leicht erschöpft hin. Sie waren seit zwei Tagen unterwegs, hatten aber im Vergleich zu der Sasuke-Rückhol-Mission viel geschlafen. Trotzdem konnte nicht einmal der hartgesottenste Ninja der Welt ohne eine kleine Pause reisen.

Sakura ließ sich neben ihn fallen und stupste ihn ein wenig beiseite, um auch ein Platz am Baumstamm zu haben. Sasuke hingegen setzte sich im Schneidersitz den beiden gegenüber.

„Sag mal“, begann er unschuldig und blickte zu Sakura, die nichts Gutes ahnte. „Wieso bist du eigentlich rosahaarig?“

Sie dachte sich verhört zu haben und sah ihn verwirrt an. „Wieso interessiert dich das?“ wollte sie wissen und fuhr sich unbewusst durch die Haare. Irgendwie wurde er immer unheimlicher. Dass er etwas über ihre Person wissen wollte passte nicht zu ihm.

„Keine Ahnung. Ich weiß ja schon alles über Naruto, dass er keine Eltern hat und so. Und über mich wisst ihr ja anscheinend auch bestens bescheid. Aber über dich weiß ich nichts, also wollte ich mal dem Teamgeist wegen nachfragen.“

„Und wenn ich das nicht sagen will?“, schnarrte sie und verschränkte die Arme.

„Dann ist mir das auch egal. Da will man mal Smalltalk anfangen und dann so was.“

„Bitte? Wer war denn hier immer das Kameradenschwein, der Sozi des Team 7, der Rächer und Unverstandene? Das warst ja du, wenn ich mich recht erinnere, nicht?“ giftete sie ihn an. Gleichzeitig tat es ihr ein wenig Leid, dass sie ihn immer gleich so anfahren musste. Diese Reue verflog aber auch gleich wieder, als sie Sasukes Antwort hörte. Dieser Ton, den er die ganze Zeit drauf hatte, unmöglich!

„Jetzt tu doch nicht so. Mit deinem ewigen „Sasuke-kun, ich liebe dich“ hast du doch den ganzen Teamgeist kaputt gemacht!“

„Ich höre wohl nicht recht!“

„Leute?“, wollte Naruto einwerfen, wurde aber gekonnt ignoriert.

„Doch, du hörst sehr gut, Sakura. Du bist hier das Kameradenschwein!“

„Sau! Kameradensau, du ungebildeter Eisklotz!“

„Dann sag du auch Kameradeneber!“

„Das hört sich aber scheiße an!“

„Na und? Ist mir doch egal! Du hast damit angefangen, Haruno!“

„Spinnst du, Uchiha? Nenn mich außerdem nicht beim Nachnamen!“

„Du hast damit angefangen, du rosahaarige Zicke!“

„Was. Hast. Du. Gesagt?“, fauchte sie wütend. Er schaffte es doch immer wieder.

„Zicke. Roshaarige Zicke.“

„Leute?“, startete der Blonde einen neuen Versuch, ebenfalls ohne Erfolg.

„Rosahaarig? Sag das noch mal…“, ihre Stimme hatte etwas Bedrohliches, was Sasuke allerdings kalt ließ.

„Rosahaarige.“

Rasend vor Wut, nein, eher schäumend oder kochend, stand Sakura auf und schritt eilig an ihm vorbei. Naruto, der noch einmal etwas sagen wollte, stand etwas perplex auf und rannte ihr nach kurzem Zögern nach. Nach wenigen Sekunden erhob sich Sasuke seufzend mit den Gedanken: „Und da geht sie hin, die Pause.“
 

Flashback Ende
 

Jetzt waren sie hier, irgendwo zischen Konoha und Suna, wo es immer wärmer und wärmer wurde und sich teilweise schon erste Sandspuren abzeichneten, wenn sie zu Flussbetten kamen, um die Wasservorräte aufzufüllen. Naruto verwünschte weiter den Tag, an dem Kakashi gesagt hatte, sie wären gut genug um selbstständig Missionen zu erledigen und fragte sich gleichzeitig, wieso normale Unterhaltungen zwischen seinen beiden Teamkollegen immer mit einem riesengroßen Streit enden mussten. Aus seinen Gedanken holten ihn die Stimmen der beiden Genannten.
 

„Sag nichts gegen meine Stirn! Ich habe Jahre gebraucht, um diesen Komplex zu überwinden!“ Sie ohrfeigte sich in Gedanken.

„Komplexe?! Miss Oberschlau hatte Komplexe wegen ihrer Stirn? Ich glaub’s ja nicht!“, brüllte Sasuke los und ließ einen lauten, falschen Lacher hören.

„Lach lieber nicht, Sasuke, das steht dir nicht“, gab sie trocken zurück und beschleunigte ihre Schritte.

„Leute?“

„Bleib da, wenn ich mit dir rede!“ Sasuke holte auf. „Sag mal, wieso streiten wir eigentlich immer?“

„Frag nicht mich! Du hast angefangen!“

„Ach, wirklich? Ich kann mich daran erinnern, dass du mich bei einer normalen Frage angefaucht hast!“

„Ach, papperlapapp!“

„Leute?!“ Narutos Stimme wurde zwar lauter, aber weiterhin ignoriert.

„Pass bloß auf, was du sagst!“ Sasuke war nun richtig wütend. Doch das war Sakura schon lange. Sie blieb abrupt stehen und drehte sich um neunzig Grad zu Sasuke, der ebenfalls stehen blieb und sie verwundert ansah. „Was?!“, fragte er schnippisch

„Jetzt hör mal zu, Sasuke Uchiha“, fauchte sie bösartig.

„Leute!“ Naruto legte noch eins drauf und schrie, dennoch schenkte ihm keiner trotz seiner verärgerten Stimme Beachtung.

Sakura fuhr ungestört fort. „Unser Teamgeist war im Keller, als du noch da warst, dann ist er urplötzlich hinaufgestiegen, als du weg warst.“

„Kann man das leicht messen? Welche Einheit hat Teamgeist denn?“, spottete er, wurde aber nun genau wie Naruto ignoriert.

„Und nun haben wir den selben Scheiß wieder, weil du da bist! Leuchtet das nicht ein?“

„LEUTE!“, schrie der Blonde der Gruppe lauthals.

„Was?!“, kam es scharf von den beiden. Aber endlich hatte man ihn beachtet, ein Erfolg für ihn.

„Ich wollte nur kurz sagen, dass wie seit unserer Pause verfolgt werden, aber streitet euch ruhig weiter.“ Sein Tonfall sollte eigentlich sarkastisch, ironisch, spöttisch oder so etwas in der Art sein, aber es war eher unbeholfen, so wie wenn ein Schauspieler seinen Text vergessen hatte und ihn mühsam wieder suchte. Doch die Wirkung blieb nicht aus. Sakura wollte ihn gerade belehren, dass er das früher hätte sagen sollen, doch da schossen schon zwei Kunai aus dem Dickicht hinter ihnen und verfehlten ihren Oberkörper nur knapp.

„Schwarzer Falke in Offensive, Gelbe Schwalbe in Offensive, Rosakehlchen in Defensive, bleib zurück!“, schrie Naruto und wurde kurz schief angesehen.

„Rosakehlchen? Ich glaube ich höre nicht recht!“

„Und ein weiteres Mal sage ich dir, Sakura, du hörst sehr wohl richtig“, warf Sasuke ein und wehrte einen Schlag ab. Die Angreifer waren recht schwach, sie hatten keine große Angriffskraft und anscheinend keine speziellen Fähigkeiten, soweit man das sehen konnte. Aber was nicht war, konnte ja noch werden. Sakura wollte etwas auf Sasukes blöden Kommentar erwidern, doch jemand hielt ihr einen Kunai an die Kehle und zog sie eng an seinen Körper, damit sie nicht entwischen konnte. Der Unbekannte war groß, ihr Kopf war gerade einmal in der Mitte seiner Brust. Er drehte sie um, sie konnte nichts weiter machen, als dem Druck nachzugeben und sich mitzudrehen, direkt vor Sasuke und Naruto, die in ihrer Bewegung erstarrten und auf das Szenario sahen.
 

„Waffen fallen lassen, oder ich stech sie ab!“, keifte der Geiselnehmer und drückte den Dolch fester an Sakuras Kehle.

„Das darf doch nicht wahr sein, wieso immer ich?“, maulte diese nur und seufzte gelangweilt. Sie sah nur, wie ihre beiden Teamkollegen mit den Schultern zuckten und den Unbekannten mitleidig ansahen. Naruto legte nur ein „Lebe wohl“ hinterher, bevor er einen zweiten Kunai aus der Schenkelhalterung zog, sozusagen als Provokation.

„Was? Ist euch das Leben eurer kleinen Freundin nichts wert?“, fragte der Übergroße leicht geschockt. Man konnte ihn murmeln hören: „So war das nicht geplant, verdammt.“

Zu mehr war er auch nicht gekommen, denn Sakura hatte die brutalste aller Methoden gewählt.

Erst landete ihr Fuß schmerzvoll, sehr schmerzvoll, man bedenke ihre Kraft, in den gewissen Weichteilen ihres Geiselnehmers. Ein Aufjaulen war die Folge, der Kunai schnitt dafür leicht an ihrer Kehle ein, bevor sie sich unter seinen durchtrainierten Armen wegducken konnte. Das machte ihr aber herzlich wenig aus, denn kurz danach folgte ein Schlag ins Gesicht. Eine blutende Nase war das Resultat. Danach nahm sie einen am Boden liegenden Kunai und rammte den Griff in den Nacken des Mannes. Innerlich triumphierte sie über das genaue Treffen des Druckpunktes, das zur Bewusstlosigkeit führte.
 

Die Gelegenheit der Überraschung nutzten Sasuke und Naruto aus und schlugen ihre Gegner bewusstlos.

Die restlichen drei Angreifer wurden ganz altmodisch mit Shuriken und Kunai zur Bewusstlosigkeit gebracht, denn töten konnten und wollten sie diese Menschen nicht. Die Mitglieder von Team 7 zogen ihre Waffen aus den Bäumen und Körperteilen und wischten sie notdürftig mit dem Stoff der Trainingsklamotten ab. Dabei drückte Sakura leider ein wenig zu fest auf und durchtrennte den eigentlich dicken Stoff ihres Outfits. Sie fluchte leise und besah den Schnitt ihres Kleid-Oberteils.
 

Sasuke richtete sich auf und ging an Naruto vorbei, der gerade den letzten Kunai festmachte und verzweifelt nach einem Shuriken Ausschau hielt. „Wo ist der denn?“, hörte er ihn sagen und hielt neben Sakura.

„Du hast mir immer noch nicht gesagt, von wem du rosa Haare hast.“

„Und ich frage dich noch einmal: Wieso willst du das wissen?“

„Soll ich dir das alles noch einmal erklären?“

„Hey, fangt nicht schon wieder an!“, ging Naruto dieses Mal sofort dazwischen, als er merkte, dass der Ton seiner beiden Freunde härter wurde. „Bitte. Zumindest bis wir in Suna sind.“

Sakuras Fortschritt

Die restliche Zeit bis sie in Suna-Gakure herzlich von Temari und Kankuro begrüßt wurden verging ruhig. Schleppend, aber ruhig. Da sie die meiste Zeit schweigend hintereinander herliefen und nur wenn nötig Pausen machten, waren sie unglaublich schnell über die Grenzen des Flussreiches gekommen, das zwischen Hi no Kuni und Kaze no Kuni lag, und schon kurze Zeit später konnten sie Umrisse der Stadt hinter dem leeren Wüstenfeld sehen.

Kurz darauf betraten sie nach endlos auszufüllenden Formularen das Dorf, das versteckt im Sand lag. Wahrscheinlich hatte Naruto gehofft, dass Gaara selbst ihn begrüßen würde, nachdem er ihn ja schon so lange nicht mehr gesehen hatte, aber stattdessen streckten nur seine zwei Geschwister ihre Hände den Ankömmlingen entgegen. Sakura wurde von Temari viel überschwänglicher begrüßt als die beiden Jungs und sofort nach vorne verschleppt, während die restlichen beiden zehn Meter hinter den Mädchen mit Kankuro mitgehen mussten.
 

„Sakura-chan“, begann Temari süßlich. Dabei jagte es der Angesprochenen einen Schauer über den Rücken. Das passte gar nicht zu Temari, und dass sie ein Suffix verwendete machte die Sache nur noch komischer. „Also, ich wollte dich fragen, was du von diesem neuen Kleid hältst.“

„Kleid?“ Sie musterte Temari und fragte sich, ob sie das lila Ninjagewand damit meinte. „Ich dachte, das ist eine Art…Trainingsgewand.“

„Nicht das. Es liegt in meinem Zimmer. Aber Mitte Juni ist doch der Sommerball in Konoha und da gehen wir hin, so quasi als Zeichen des Friedens zwischen Suna und Konoha. Du weißt schon, weil wir ja die Kinder der Kazekagen sind und Gaara ja bald Kazekage wird und deswegen halt.“

„Aber, Temari-san, wieso willst du da denn so gut aussehen? Es ist doch nur ein Ball, oder?“

„Ja, nur ein Ball.“ Leicht enttäuscht senkte Temari den Kopf. Sie wollte es nicht laut aussprechen, das würde es nur bestätigen.

„Ach so! Jetzt verstehe ich. Aber ich vermute, dass Shikamaru nicht kommen wird. Der und Bewegung? Außerdem ist er nicht der Typ für so etwas. Und dass du mich um Rat in Stylingfragen bittest ist keine gute Idee. Ich meine, schau nur wie ich rumlaufe!“ Sie breitete unterstreichend die Arme aus und drehte sich leicht, bevor sie wieder ihr übliches Tempo aufnahm.

„Diese Zicke konnte ich wohl kaum fragen. Außerdem bist du da. Und du kennst Shikamaru doch gut und weißt ja, auf was er steht.“

„Also, gut kennen wäre zuviel…ich unterhalte mich hin und wieder mit ihm, aber auch nur, weil Ino meine beste Freundin ist. Und, keine Sorge, ich werde ihr nicht sagen, dass du sie Zicke genannt hast.“
 

Sasuke und Naruto gingen lustlos neben Kankuro her und hörten sich seine neuesten Geschichten über Aufträge und sonstigem Kram an. Anscheinend hatte er eine Art Freundin, die er auf einem Auftrag kennen gelernt hatte und was weiß der Teufel. Die Konoha-Nin interessierte das herzlich wenig und sie beneideten die anscheinend ausgelassene Stimmung der beiden Mädchen viele Meter vor ihnen.

„Weißt du über was die reden und wieso wir da nicht zuhören dürfen?“, maulte Naruto gelangweilt. In seinem Wintergewand fühlte er sich wie in einer Mikrowelle. Es hatte hier im Windreich, da wo kein Wind wehte und es zehn Monate im Jahr Sommer war, geschätzte 25°C und das mit langen Ärmeln und Hosenbeinen von mehreren Schichten zu ertragen grenzte an Menschenrechtsverletzung.

„Keine Ahnung, aber es ist mir egal“, gab Sasuke gelangweilt zurück und zog sich den Kragen seines schwarzen Oberteils ein wenig weiter weg. Auch ihm war sichtlich heiß.

Kankuro bot an, ihnen ein paar seiner Klamotten zu geben, was die beiden allerdings entschieden ablehnten. Das fehlte ja noch. Die Sachen eines Ninjas, der mehr Schminke benutzte als seine Schwester. „Wieso versteht sich Sakura denn eigentlich so gut mit Temari? Was habe ich verpasst?“

„Sakura hat eine Tante oder so was hier in Suna und musste sie auf Anweisung ihrer Eltern für eine Woche besuchen. Das war irgendwann im Juni oder so. Auf jeden Fall hat sie da, um nicht aus der Übung zu kommen, mit Temari-nee trainiert. Sie war, soweit ich weiß, sowieso nie bei ihrer Tante. Die wusste nicht einmal, dass sie kommt. Soll eine schreckliche Person sein, schlimmer noch als Schwiegermütter“, spulte Naruto monoton herunter und kämpfte gegen einen Hitzekollaps an.

Sasuke hingegen fragte sich, was er noch alles verpasst hatte. Langsam wurde es ärgerlich. Es war so viel passiert und er wusste das alles nicht. Nicht, dass ihn die einzelnen Wissenslücken gestört hätten, nur das Gefühl, unwissend zu sein nagte an ihm.
 

„Sag mal, Temari-san, weißt du etwas von unserer nächsten Mission? Du wusstest ja anscheinend auch, dass wir herkommen.“

„Nächste Mission?“

„Ja. Wir sollen irgendein Ehepaar in ein Dorf bei Konoha bringen. Gleich nachdem ich mir diesen Patienten angesehen habe. Vielleicht kennst du sie ja sogar.“

„Hast du Namen?“

„Ähm…ich glaube Tanakawa oder so ähnlich.“

„Tanzaka. Das sind die einzigen, die dort im Frühling und Sommer wohnen. Mein Beileid, wenn du die hast.“

„Wieso?“, hakte Sakura nach, doch sie bekam keine Antwort.

„Später. Komm, du hast was zu tun. Oder möchtest du dich noch umziehen?“

„Wieso?“ Sie blickte an sich herab und seufzte dann. Ihre Klamotten waren zerschnitten, ihre Haut zerschunden und an dem dunkelroten Stoff klebte helles Rot, Blut. Nicht ihr eigenes, aber es sah schlimm aus. Sie hatte sich ja den blutigen Kunai an dem Gewand abgewischt. „Nein, schon okay. Ich brauche nur ein Glas Wasser, wenn du so nett wärst.“

Temari lächelte nur und machte die Tür des großen Krankenhauses auf. „Michiyo-chan, bring Sakura-chan zu unserem Sonderfall und sorg dafür, dass alle das tun was sie sagt und vor allem, dass sie das bekommt, was sie braucht.“ Sie drehte sich Sakura zu. „Sag Michiyo-chan oder einem der Helfer einfach was du brauchst, sie werden dir alles bringen. Wir haben das beste Ärzteteam zusammengestellt.“ Mit diesen Worten verschwand sie.

Ein paar Sekunden später kamen Kankuro mit Sasuke und Naruto im Schlepptau durch die Glastüre des Hospitals herein. Den beiden war es deutlich anzusehen, dass sie sich über die Klimaanlage in der Lobby freuten.

„Sakura-sama, kommt bitte mit“, bat das Mädchen namens Michiyo und ging voraus. Sie war etwa in ihrem Alter. „Der Patient liegt im vierten Stock.“

Sakura war es nicht gewohnt, so förmlich angesprochen zu werden. Vor allem nicht von Gleichaltrigen. „Sakura-san genügt“, bemerkte sie leicht verwirrt und peinlich berührt.

„Wie Sie wollen, Sakura-san. Ich bewundere Sie sehr, wissen Sie?“, sagte Michiyo, als sie einen langen Gang entlanggingen. „Ich habe nur wegen Ihnen die Ausbildung zum Medical-Ninja gemacht. Ich habe gerade erst angefangen, vor einem Monat, da bin ich zwölf geworden.“

„Ähm…das ist…schön, Michiyo-chan.“ Sie beschloss, sie einfach mit diesem Süffix anzusprechen, da sie schließlich ein Jahr jünger war und noch unerfahrener. „Aber du kannst mich duzen, ja?“ Ihr ging das alles hier gewaltig auf die Nerven. Und der Gang schien auch kein Ende zu finden.

„Ich wollte schon immer mal zusehen, wie Sie…ich meine…du deine Arbeit machst, Sakura-san. Du bist eine bewundernswerte Person, ehrlich. Deswegen habe ich gebeten, dass ich dir zusehen darf. Ich darf noch nicht assistieren, weil ich ja gerade erst angefangen habe, aber zusehen zu dürfen ist schon Ehre genug.“

Endlich hatte der endlos lange Gang sein Ende gefunden und eine Treppe wartete darauf, erklommen zu werden. Während der Stufensteigerei musste sich Sakura noch einige Lobesreden auf sich selbst anhören, die sie irgendwie vor Scham wegsehen ließen. So gut war sie doch gar nicht. Sie selbst war noch keine völlig ausgebildete Medic-Nin.

Nach wenigen Minuten blieben sie in der Mitte eines weiteren Ganges im vierten Stock stehen. Michiyo machte die steril wirkende Türe auf und betrat dicht gefolgt von Sakura, Sasuke und Naruto den Raum. In der Mitte lag ein Mann, vollkommen in Bandagen gewickelt auf einem Medizin Fouton. Um ihn herum standen angespannte Männer und Frauen in baigen Gewändern, die wahrscheinlich die erwähnten Spezialisten Sunas waren.

„Okay“, setzte Sakura an, band sich die mittellangen Haare einmal mehr provisorisch nach hinten und kniete sich vor dem Patienten hin. Sie spürte die Blicke sämtlicher Menschen in diesem Raum auf sich. Die Medical-Ninjas aus Suna, ihre Teamkameraden, die gerade hinzugekommene Temari, Kankuro, Michiyo, einige weitere Zuseher, die wahrscheinlich Medic-Nins in Ausbildung waren – alle starrten auf sie und beobachteten jeden Handgriff, den sie tätigte.
 

Erst legte sie sämtliche Kunaihalterungen und Shurikentaschen ab, dann befreite sie einen Kunai aus der Halterung und ließ ihn langsam über den Verband des Mannes gleiten. Außer seinen Augen war vorhin nichts zu sehen gewesen, jetzt löste sie die aufgetrennten Verbandsstreifen und besah den leicht geröteten Körper. Der Verband war eindeutig zu eng angelegt worden.

„Hat die Bandagen eine Hilfsschwester oder Auszubildende angelegt?“, fragte sie konzentriert, während sie den Bauch abtastete. Ein Mann verneinte und fragte weiter, wieso das Wichtig sei. Sakura schüttelte nur den Kopf und murmelte etwas vor sich hin. Die Blicke der Anwesenden machten sie nervös.

„So kann ich nicht arbeiten!“, jammerte sie leise und seufzte. Sie stand auf und zog sich die oberste Schicht ihres langärmeligen Gewandes aus. Danach streifte sie die lange Hose ab. Sie warf die Sachen achtlos in eine Ecke. Nun stand sie in ihren üblichen Klamotten da. Sie hatte ja gewusst, wieso sie nicht nur die Winterkleidung angezogen hatte.

Ein weiteres Mal kniete sie sich vor den Mann hin und schlug nun die Decke, die noch halb über ihm lag, zur Seite. Zum Vorschein kamen einbandagierte Beine. Sie hob ihren Kunai wieder auf und schnitt abermals den Verband auf.

Der Mann lag nun vor ihr, bekleidet mit einer kurzen Hose, ohne markante äußerliche Symptome. Keine schweren Wunden, nur ein paar blaue Flecken und Druckstellen, zweifellos durch den Verband ausgelöst. Sakura beschloss, einfach eine normale Untersuchung anzuwenden.

Nachdem diese abgeschlossen war, hatte sie immer noch keinen Anhaltspunkt. Ihre Hand zitterte leicht, als sie den Allzweckkunai ein drittes Mal in die Hand nahm und damit leicht über die Brust des jungen Mannes fuhr. Ein blutiger Schnitt zeigte sich an der Stelle, an der sie den Kunai bewegt hatte.

„Was zum…?!“, entwich ihrer Kehle, doch plötzlich tat sich alles zu einem einleuchtenden Bild zusammen. Sie lächelte wissend und siegessicher. Endlich hatte sie einen Anhaltspunkt. Sie hörte eine Stimme hinter sich. Einer der Medic-Nin hatte sie gefragt, was los sei. Sie antwortete erst nicht, sondern bat Michiyo zu ihr. „Du wolltest doch helfen, oder?“, fragte sie, ohne eine Antwort abzuwarten. „Bist du nur eine Medical-Nin, oder hast du auch die Ausbildung zum Ninja gemacht?“

„Nein, hab ich nicht. Wieso, Sakura-san?“

„Drück mal mit normaler Kraft auf meinen Unterarm, so wie wenn du einen Lichtschalter umlegen würdest. Und frag nicht, tu’s einfach.“ Sie spürte einen zarten Druck auf ihrem Arm und nickte Michiyo dann zu. „Jetzt drück mit derselben Kraft auf den Unterarm des Mannes.“

„Das ist Morina Hideki-san“, informierte sie einer der Medic-Nins.

Michiyo tat wie ihr geheißen und drückte behutsam auf Hidekis Arm. Sakura nickte ihr zu und ließ sie wieder zurücktreten. Sie zähle in Gedanken bis sechzig und sah dann erneut auf die Druckstelle. Es war genau das Ergebnis, welches sie sich gedacht und gewünscht hatte. Sakura drehte sich zu den acht Ärzten und Ärztinnen, die links von ihr an der Wand standen.

„Erst dachte ich, dass ein Unerfahrener Morino-san zu eng bandagiert hat. Nachdem Sie mir aber gesagt haben, dass das nicht der Fall war, konnte ich davon ausgehen, dass es einer von Ihnen getan hat. Liege ich richtig?“ Sie versuchte so klug wie möglich zu reden, aber bei ihr klang das eher gezwungen. Trotzdem nickte eine der Medic-Nins. „Nachdem ich den Verband gelöst habe, waren überall Druckstellen. Ich habe mir gedacht, dass er einfach zu eng war, aber das würde nicht damit zusammenpassen, dass es eine erfahrene Ärztin gemacht hat. Also habe ich, wie Sie alle gesehen haben, Michiyo-chan auf seinen Unterarm drücken lassen. Bei mir hat sich nichts getan, bei Morino-san allerdings hat sich nach nicht einmal einer Minute ein blauer Fleck gebildet.“

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Michiyo, die neben Sasuke stand, sehr nahe neben Sasuke stand. Das behagte diesem anscheinend weniger, denn er rückte immer näher von ihm weg, also gezwungener Maßen zu Naruto. Dieser wiederum ignorierte das, obwohl ihm sichtbar unwohl war, man bedenke den Kuss vor fast zwei Jahren.

„Das heißt, dass er an einer Hautstörung leidet. Bei alten Menschen tritt das häufig auf. Die Haut verliert an Spannkraft und Hautzellen, dadurch bilden sich schneller Blaue Flecken, Blutergüsse und Druckstellen. Ich schätze Morino-san auf Anfang zwanzig, also ist das bei ihm unmöglich des Alters wegen. Andernfalls wäre es in irgendeiner Weise verzeichnet worden, wenn es eine vererbte Hautstörung wäre. Ich nehme an, das wird in den Akten angeführt und er war hier sicherlich als Ninja nicht das erste Mal Patient. Ist das soweit richtig?“

Der Oberarzt nickte. „Er war hier insgesamt neun Mal mit leichtere Verletzungen nach verschiedenen Missionen. Er ist übrigens Chu-Nin. Einmal ist er mit einer gebrochenen Hand und einer leichten Vergiftung hergebracht worden.“

„Was hatte er für eine Mission, bevor er hierher kam?“ Bei all der Aufregung hatte sie vergessen, das Wesentlichste zu fragen.

„Er hat eine C-Rank Mission nach Kiri-Gakure bekommen. Sein Freund hat ihn schon bewusstlos hierher gebracht.“

„Und da habt ihr Unwissenden ihn natürlich sofort in Bandagen gelegt, war ja klar“, murmelte sie zu sich selbst und fragte sich in Gedanken, wieso zum Teufel diese Nichts wissenden Medic-Nins nur ihre Prüfungen bestehen konnten. Aber durch Tsunades Arrangement im medizinischen Sektor hatten sie wahrscheinlich schlichtweg die besser ausgebildeten Medic-Nins. Sakura schüttelte den Kopf und wandte sich wieder den Medic-Nins zu. „Ich denke ich weiß, was los ist.“ Vielleicht keine glückliche Wortwahl, aber immerhin. „Es gibt drei verschiedene Giftsortenstämme, die Hautstörungen in dieser Form verursachen. Eines davon kann ich jetzt schon ausschließen, er hat kein Blut gehustet, oder?“

Kopfschütteln ging durch. Amateure. Sie verwendete bewusst keine Fachausdrücke, dass es erstens Michiyo, die Kleine lag ihr irgendwie am Herzen, und zweitens die untergebildeten Medical-Ninjas hier verstanden. Michiyo erinnerte sie irgendwie an sich selbst. Sie war redegewandt, anfangs zurückhaltend und einfach nur liebenswert. Sie fühlte sich als Vorbild, wie Tsunade es für sie selbst war. Sakura kam wieder in die Realität zurück und betete, dass das was sie vorhatte funktionieren würde. Sie atmete tief durch und schloss ihre beiden Hände zu einer Faust. Sie zitterte leicht, das konnte schmerzhaft werden, für den Mann, aber einen Versuch war es wert.

Sakura atmete tief durch, löste die Fäuste und legte die Handflächen aufeinander. Mit voller Kraft schlug sie mit der flachen Unterseite der Hand auf den Brustbereich Hidekis. Sie spürte die erschrockenen Blicke aller hier im Raum auf sich, störte sich aber nicht daran. In Gedanken zähle sie wieder bis sechzig und suchte nach einem Bluterguss im Brustbereich. Wie vermutet zeichnete sich nichts ab.

„Wusste ich’s doch!“, murmelte sie sich selbst zu und winkte Michiyo wieder zu sich. „Michiyo-chan, weißt du, was Spitzwegerich und Wermut ist?“ Sie sah sie nicken. „Habt ihr so etwas in eurem Kräutersammelsarium?“ Michiyo überlegte kurz und nickte dann ein weiteres Mal. Sakura zeigte auf zwei männliche und eine weibliche Medic-Nin. „Sie drei bringen mich dort hin.“ Es war lustig mit anzusehen, wie sich erwachsene Ärzte von einem 13-jährigen Mädchen herumkommandieren ließen.
 

Grün. Hin und wieder konnte man die lila Blüten von Lavendel sehen oder gelbe Knospen von Sonnenblumen erblicken, doch vorwiegend sah man die Farbe Grün. Eilig schritt Sakura durch das riesengroße Gewächshaus und suchte nach den Pflanzen, die sie brauchte. Wermut und Spitzwegerich waren nur wenige der vielen Zutaten, die sie brauchte, aber sie waren die seltensten hier in Suna. Es war zu heiß für diese empfindlichen Pflanzen. Sie konnte natürlich schon wachsen, aber da es hier so heiß war und keine Möglichkeit der effizienten Kühlung da war, verloren die zarten Pflänzchen ihre besondere Heilkraft.

Sakura riss vorsichtig zwei Blätter einer dunkelgrünen Pflanze ab und legte sie sachte in einen Behälter. Nach zehn Minuten war alles eingesammelt und sie legte einzelne Blätter in vier verschiedene Mörser, die auf dem Zubereitungstisch standen.

„Es soll erst eine Paste ergeben. Damit es später flüssig wird, müssen drei verschiedene Pasten hergestellt werden. Sie drei machen die, zerreiben sie einfach die Zutaten, Sie wissen ja, wie das geht. Ich werde inzwischen die Flüssigkeit herstellen. Wenn Sie fertig sind, sagen Sie Bescheid.“ Sie schloss ihre Erläuterung und kippte ein wenig Wasser in ihren Mörser.
 

Michiyo drehte sich zu Sasuke und Naruto. „Damit sie das Gegengift herstellen können brauchen sie mindestens eine Stunde. Gehen wir inzwischen in die Cafeteria? Sie ist nicht sonderlich groß, aber dafür sehr gemütlich.“

Die beiden Jungs wollten den Kopf schütteln, doch sie kamen nicht dazu. Michiyo hatte bereits ihre Arme ergriffen und in den obersten Stock verschleppt. Die Cafeteria war hell beleuchtet und man hatte durch die Glaswand einen schönen Ausblick auf die Grünanlage Suna-Gakures. Der einzige Ort, wo überhaupt Pflanzen wuchsen.

„Wisst ihr“, begann Michiyo schon wieder zu schnattern. Das Mädchen war noch schlimmer als Ino. „Hier in Suna gibt es schon seit Ewigkeiten keine medizinische Versorgung. Zumindest keine so gute wie in Konoha. Tsunade-sama hat sich damals ja dafür eingesetzt und selbst als Medic-Nin andere Menschen ausgebildet. Sie hat im Jahr dreizehn nach Konoh’scher Zeitrechnung angefangen und erst jetzt hat das Gesundheitswesen bei euch richtig angefangen zu funktionieren.“

„Wieso weißt du denn eigentlich so viel über Konoha?“, fragte Naruto. Nicht dass es ihn interessieren würde, aber er wollte nicht immer nur untätig daneben sitzen, gehen, stehen oder sonst etwas.

„Wir mussten das alles lernen. Medizinkunde besteht nicht nur aus der Praxis, so wie ihr es wahrscheinlich von Sakura-san kennt. Man muss sich genauestens mit den Chakraströmen befassen und sie auswendig können. Dann die ganzen Gifte, wie man sie erkennt, was die Gegengifte sind und wie man die herstellt. Außerdem hat mein Sensei ein gewisses Fabel für historische Sachen, also mussten wir das alles durchnehmen.“

„Aha…“, machte Sasuke und starrte, genau wie Naruto, aus dem Fenster.

„Ich beneide Konoha. Die Medical-Ninjas in Konoha wissen so viel. Sicherlich ist Sakura-san eine Ausnahme, sie ist unglaublich, aber was ich gehört habe, sind sie Auszubildenden genauso gut wie unsere Spezialisten. Das macht mich irgendwie traurig.“ Michiyo seufzte. „Einerseits finde ich es toll, dass Kazekage-sama so viel in unser Angriffs- und Verteidigungssystem gesteckt hat, andererseits ist es bedauernswert, dass das Gesundheitswesen dadurch zu kurz gekommen ist. Und nun, da Kazekage-sama tot ist und wir bald einen neuen Kazekagen feiern dürfen, hoffe ich, dass wir mehr für die Gesundheit investieren. Wir können keine ernsten Fälle behandeln, lediglich einzelne Brüche oder Prellungen heilen. Jedes Mal müssen wir Hilfe aus Konoha anfordern. Das ist schade.“

„Ja, schade…“, murmelte Sasuke und verfluchte den Tag, an dem er wieder in Konoha war. „Ich will wieder nach Hause.“

„Du hast ein Zuhause, Sasuke-teme?“

„Nein, weißt du? Ich lebe unter der Brücke.“

„Das meine ich nicht. Aber ich dachte mir, dass du Konoha nicht deine Heimat nennst.“

„Willst du eine auf’s Maul?“, forderte Sasuke auf.

„In fünf Minuten auf dem Krankenhausdach.“

„Nicht schon wieder!“

Sie schwiegen. Langsam aber sicher verstrichen nun die Minuten, in denen Michiyo vom einen zum anderen saß. Vielleicht sah sie es als gute Idee, ein Gespräch in Gang zu bringen, aber sie kannte Sasuke ja nicht. Unüberlegt fragte sie so beiläufig wie möglich: „Sasuke-san, hast du eigentlich eine Freundin?“

Er verschluckte sich an seinem Tee, den ihm Michiyo spendiert hatte. Sie bekam ja als Angestellte alles umsonst. „N…Nein“, hustete er und spürte, wie Naruto etwas zu fest auf seinen Rücken klopfte. „Und ich habe nicht die Absicht, eine zu haben.“

„Oh…na ja, ich dachte nur, weil du ein Uchiha bist…wegen deinem Clan.“

Langsam wurde das alles zu bunt. Jetzt fragten ihn schon wildfremde Mädchen wegen seinem Clan. Das war doch zum Verzweifeln. „Woher weißt du, dass ich ein Uchiha bin? Und was hat das eine mit dem anderen zu tun?“, fragte er verwirrt, geschockt, verzweifelt, man konnte es nicht herauslesen.

„Ach, überall sind diese Fächer abgebildet, und deswegen weiß ich, dass du ein Uchiha bist. Und es kam das Gerücht in die Runde, dass du nach einer Frau suchst, mit der du deinen Clan wieder aufbauen kannst. Also dachte ich, dass Sakura-san…“

„Halt! Das sprichst du nicht aus! Diese Unterhaltung hat niemals stattgefunden, klar?“ Er sah Naruto durchdringend an und erhob sich. Nach einer halben Minute war er die Treppe hinuntergegangen und außer Sichtweite.

„Habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte Michiyo verwirrt.

„Die beiden mögen sich nur nicht sonderlich. Schon gut.“ Er lächelte ihr zu und ging dann Sasuke hinterher.
 

Sakura vermengte die drei Pasten und kippte die Flüssigkeit hinein. Das Gemisch wurde flüssig und glasig, während die grüne Basisfarbe langsam verblich. Sie drehte eine der Heizplatten auf, woher die kam wusste sie nicht, und stellte die glasige Flüssigkeit auf die sich erhitzende Platte. Nach vier Minuten war ein Großteil davon verdampft und zurück blieben geschätzte zehn Milliliter der Flüssigkeit übrig.

„Wie langwierig“, maulte Sakura, ergriff vorsichtig den Glasbehälter und schwenkte den Inhalt, bis er aufhörte zu blubbern. „Okay, fertig. Gehen wir!“, befahl sie und eilte zum Behandlungszimmer.

Als sie eintrat stand Michiyo am anderen Ende des Zimmers, weit weg von Sasuke und Naruto, die mitten im Weg vor der Türe standen. Sie drängte sich an den beiden vorbei und kniete sich wieder vor Hideki nieder. Langsam schwenkte sie die Flüssigkeit weiter, bis sie halbwegs abgekühlt war. Sie füllte den Inhalt in eine Ampulle, die ihr gereicht wurde, und befestigte darauf einen Spritzenkopf. Das sowieso schon geringe Gegengift war zu kostbar, so ließ sie die Spritzprobe aus und stach auf Gutglück in den Oberarm ihres Patienten.
 

Die Stimmung war angespannt, sehr angespannt. Alle warteten auf eine Reaktion, ein Nicken, ein Kopfschütteln von Sakura. Sie selbst legte eine Hand auf den Brustkorb Hidekis und verweilte ein wenig in dieser Position. Erleichtert seufzte Sakura.

„Das erste wäre geschafft!“, sagte sie froh zu sich selbst. „Ich brauche drei Schüsseln. Eine mit Wasser, eine leere und eine mit Wasser, das mit Rosenblütenessenz versetzt ist!“, befahl sie und löste den Zopf, nur um ihn wieder neu zu binden.

Naruto trat vor und stellte sich kniete sich neben sie. „Sag mal, Sakura, was hast du jetzt vor?“

„Ich werde eine abgeänderte Basismethode anwenden, um das vorhandene Gift aus seinem Körper zu holen. Tsunade-sama hat sie mir irgendwann einmal gezeigt und ich habe sie jetzt einfach an diese Situation angepasst.“

Michiyo hatte bisher nur still zugesehen und sich Notizen auf einem Block gemacht. Jetzt aber kniete sie sich Sakura und Naruto gegenüber hin und fragte: „Sakura-san, welche Basismethode?“

„Du wirst sie noch nicht kennen, diese Methode kommt erst später, weil sie ein wenig kompliziert ist. Dabei bindet man das Wasser mit Hilfe seines Chakras an seine Handfläche und schleust es in den Körper ein.“

„Wie geht das denn?“

„Die Wasserpartikel vermischen sich mit den Chakrafäden und werden somit samt dem Chakra in den Körper eingearbeitet, wenn man das so sagen will. Man kann mit dieser Methode Gift lösen, das an den Organen festsitzt und sie beeinträchtigt oder zerstört.“

Naruto legte die Stirn in Falten. „Ich dachte mir, dass du mit diesem Gegengift das andere Gift irgendwie unschädlich gemacht hast!“

„Nein, nicht ganz. Das Mittel hat das schon vorhandene Gift gelöst und gebündelt. Jetzt kann ich es an einer Stelle abschöpfen, das spart ungemein an Zeit und Chakra.“
 

Wie auf Kommando standen endlich die drei geforderten Behälter vor ihr. Sie breitete die Hand knapp über der Wasseroberfläche aus und man konnte sehen, wie sich ein riesengroßer Wassertropfen unter ihrer Handfläche bildete. Sie setzte den Tropfen auf die Brust des Mannes und ließ ihn langsam in ihm verschwinden. Sakura legte die zweite Hand flach neben die andere. Sie hob ganz langsam und schwerfällig die vorhin noch leere Hand und zog den gleichen Wassertopfen wieder aus dem Körper. Das Wasser, in dem nun dunkelblaue Teilchen gefangen waren, ließ sie in die leere Schale fallen.
 

„Das sieht echt professionell aus, oder?“, flüsterte Naruto angespannt, nachdem er zurückgetreten war und neben dem Uchiha stand.

„Hn“, ließ dieser informativ hören und verschränkte die Arme. Er musste sich jedoch eingestehen, dass sie einfach nur toll dabei aussah. Nicht toll im Sinne von attraktiv oder anziehend, sondern eher auf kollegiale Art und Weise. Er konnte sich das alles nicht erklären, aber irgendwie respektierte er sie von Tag zu Tag mehr. Das hielt ihn aber nicht davon ab, dass er sie ärgern musste.
 

Währenddessen hatte Sakura das gesamte Wasser verbraucht und begann nun mit der Reinigungsphase, wie sie es kurz und bündig bezeichnete. Diese Basismethode schädigte die Organe. Da man aber keine Heilsalbe oder sonstiges auftragen konnte und er Medikamente in seinem Zustand nicht vertragen würde, benutzte sie Rosenblütenessenz.
 

Es waren genau zwei Stunden und vierzehn Minuten nach dem Eintreffen von Team 7 vergangen, als sich Sakura Haruno den Schweiß von der Stirn wischte und zufrieden aufstand. „Er braucht Ruhe und vor allem viel Sonnenlicht.“ Es klang ein wenig albern, aber durch das Sonnenlicht konnten wichtige Reaktionen im Körper besser gestartet werden. Genau das, was ein Komapatient der aufwachen sollte brauchte.

Einer der Ärzte wollte vortreten und eine Ellenlange Dankesrede halten, doch Sakura schüttelte nur den Kopf. „Sie alle brauchen nichts zu sagen, ich muss sowieso schnell weiter. Wir haben schließlich noch einen Auftrag. Naruto, Sasuke, wir müssen!“, trällerte sie zufrieden und ging schnellen Schrittes an ihren beiden Teamkollegen vorbei.

„Halt!“, hörte sie plötzlich Temari, die hinter ihnen stand. „Was ist mit dem Kleid?!“

Sakura schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber ich bin in Sache Mode die Falsche. Ich muss los!“ Mit einem Grinsen auf den Lippen fasste sie Sasukes und Narutos Handgelenk und zog die beiden Jungs schnell mit sich nach draußen – was sich als fataler Fehler herausstellte.
 

Draußen war es heiß und die Hitze erschlug die drei fast. Nach nur zehn Minuten gehen rannten ihnen Schweißtropfen an der Stirn herunter. Es war der 12.Jänner und es war verdammt heiß. In Konoha hatte es jetzt wahrscheinlich an die minus 5°C, denn es war der stärkste und längste Winter seit langem. Doch hier in Suna war es heiß. Aber was erwartete man anderes von einem Dorf, das in der Sandwüste fast genau am Äquator lag? Die jeweils vier Schichten Kleidung hatten Naruto, Sasuke und Sakura in ihren Rucksäcken verstaut. Sie würden ja in Unterwäsche gehen, aber das würde wohl eher unpassend in diesem Dorf sein, wo alle außer den Ninjas in langen Tüchern steckten.

Naruto hatte in einem Anfall von Intelligenz, der Sasuke große Sorgen bereitet hatte, nach dem Weg zu ihren Auftraggebern gefragt. Nun führte der Blonde seine beiden Teamkollegen an und ging schon das fünfte Mal an dem Brunnen am Hauptplatz vorbei, auf dem eine steinerne Statue des ersten Kazekagen prunkte. Sasuke versuchte schon seit vielen Metern Naruto davon zu überzeugen, dass sie rechts und nicht geradeaus gehörten, er war ja bei der Wegbeschreibung auch dabei gewesen.

Nun standen sie wieder an der Kreuzung und der Chaosninja wollte gerade einen Schritt nach vor machen, als ihn Sakura am T-Shirt packte und nach rechts zerrte. „Sei ein braver Naruto und hör einmal auf Sasuke, okay?“, sagte sie genervt und zog ihn hinter dem Uchiha her, der schon vorgegangen war. Obwohl er schrie, tobte und Sakura als Verräterin beschimpfte, ließ sie nicht los, bis sie vor einem relativ großen Haus, nennen wir es Villa, standen und ausknobelten, wer Anklopfen dürfte.

„Auf drei!“, befahl Naruto und streckte seine geschlossene Faust zu den anderen beiden seiner Teamkameraden in die Mitte. „Eins, zwei, drei!“, Naruto grinste, als er feststellte, dass er gewonnen hatte. Papier schlug immerhin Stein, auch wenn er zweimal da war. „Seht ihr, nicht immer führt Stärke zum Sieg!“, spottete er.

„Klappe, Baka!“, zischte Sakura nur genervt und funkelte Sasuke böse an. „Auf drei! Eins, zwei, drei!“ Sie hatte die Augen geschlossen und öffnete eines ein paar Millimeter und linste nach unten, wo Sasuke gerade ihr Papier mit seiner Schere zerschnitt. „Verdammt!“, fluchte sie und ließ den Kopf hängen.

„Ach, Miss Oberschlau wollte wohl ganz klug sein. Du dachtest im Ernst, dass ich wieder Stein nehmen werden würde, nicht wahr?“

„Ich wollte, dass du glaubst, dass ich denke, dass du Stein nehmen würdest und deswegen Papier wähle. Dann dachte ich aber, dass du denken würdest, dass ich nicht so dumm wäre und mir das denken würde und deswegen würdest du die Schere nehmen“, sagte Sakura ein wenig stolz.

„Aber dann hättest du doch wohl Stein genommen und ich wäre erledigt gewesen. Du hast aber das Papier genommen“, konterte Sasuke.

„Weil ich dich klüger eingeschätzt habe und mir dachte, dass du mich durchschaut hast und dadurch wüsstest, dass ich Stein nehmen würde und deswegen würdest du dann das Papier nehmen und ich die Schere, aber da du ja dann wüsstest, dass ich die Schere nehmen würde, würdest du dann Stein nehmen.“

„Deswegen dachtest du, dass du mit Papier gewinnen könntest. Da mir das aber zu blöd wurde und ich in der Hälfte aufgehört habe zu denken, hast du Papier genommen, um meinen Stein zu schlagen!“

„Aber da du ja zu blöd warst um bis zum Ende zu denken, habe ich verloren.“

„Ich hätte aber auch einfach deine ganze Strategie durchschauen können und deswegen einfach die Schere genommen!“

„Hast du aber nicht!“

„Vielleicht, Miss Oberschlau, vielleicht habe ich das nur gesagt, um dich zu verwirren.“

„Und was hätte dir das jetzt noch gebracht? Ich habe doch schon verloren!“

„Ja und, vielleicht macht es mit Spaß, dich zu verwirren!“

Es trat eine kurze Pause ein, in der sich die beiden Köpfe zu Naruto bewegten. „Was sagst du dazu, Naruto?“, kam es von beiden gleichzeitig und ihre Blicke durchbohrten ihn fast.

„Also…ich…ähm…glaube….“ Die Blicke wurden erwartungsvoller. „…dass Sakura…“ Sie wollte gerade losjubeln und Sasuke den Sieg unter die Nase reiben, doch sie hatte die Rechnung ohne Narutos Anflug von Intelligenz gemacht, den er heute schon das zweite Mal hatte. „…einfach zur Tür gehen und sich vorstellen sollte. Das wäre wohl das Einfachste. Ja, genau.“

Interessante Auftraggeber

Sakura drückte sachte gegen das Holztor und trat leicht erstaunt ein, als sie merkte, dass es nicht abgeschlossen war. Sie ging den kurzen Schotterweg zur Villa entlang; Naruto und Sasuke standen noch vor dem Tor und winkten ihr darüber hinweg zu, als sie sich umgedreht hatte. Die Worte Temaris hallten ihr noch immer in den Ohren.

„Mein Beileid, wenn du die hast.“

Auf dem Goldschild neben der Eichenholztüre war der Name Tanzaka am oberen Rand eingraviert, darunter waren vier Vornamen, die Sakura herzlich wenig interessierten. Sie schluckte und malte sich die schrecklichsten Szenen aus. Dann schüttelte sie den Kopf. Wer war sie denn? Ein Feigling oder ein Ninja? Die Antwort war nicht schwer, auch wenn sie gerade aussah wie ein Tourist. Sakura klopfte laut an die Flügeltüre und konnte dahinter Geräusche von Stöckelschuhen hören, die auf einem Fliesenboden auftraten. Die Türe wurde geöffnet und eine groß gewachsene Frau mittleren Alters musterte Sakura skeptisch. Sie überlegte kurz, doch bevor die Kunoichi vor der Türe etwas sagen konnte schrie die Dame schon nach ihrem Mann oder Sohn. „Minoru-kun, komm runter! Eine deiner kleinen Freundinnen ist da!“ Sakura wollte protestieren, erklären, was auch immer, da stand auch schon ein Junge, der vielleicht elf war, hinter seiner Mutter und drängte sie beiseite. „Wer ist sie denn?“, wollte nun die Frau, die wahrscheinlich seine Mutter war, wissen.

Sakura machte den Mund auf und wollte sich vorstellen, doch Minoru schnitt ihr das Wort ab. „Schön dich zu sehen, Sakura! Mama, lass uns doch bitte alleine!“, forderte er und sah Sakuras verdutzen Gesichtsausdruck. Er lehnte sich lässig mit der rechten Seite gegen den Türrahmen und musterte sie. „Also, wer bist du und wer hat dich geschickt?“

„Meinen Namen kennst du anscheinend und geschickt hat mich Tsunade-sama“, sagte sie trocken, bemüht die Fassung wieder zu finden.

„Woher soll ich deinen Namen kennen? Ich kenne dich doch nicht. Aber wie sollte ich dich auch kennen, du kommst doch anscheinend aus Konoha, oder?“, fragte er und nickte zu ihrem Stirnband, das sie immer noch als Haarband missbrauchte.

„Du hast Sakura zu mir gesagt.“

„Sag bloß, dass das dein echter Name ist.“ Er lächelte. „Oh Mann, ich bin echt gut.“ Als er Sakuras Fragezeichen sah, begann er überflüssiges Zeug zu erklären. „Ständig stehen irgendwelche süßen Mädchen vor meiner Tür und wollen was von mir. Dann stellt sich meistens heraus, dass irgend so ein Mädchen die geschickt hat, die anscheinend scharf auf mich ist. Da meine Mutter bei so was immer gleich ein wenig hysterisch ist, hab ich ihr erzählt, dass ich halt mit denen befreundet bin und erfinde immer irgendwelche Namen. Genial, dass ich deinen erraten habe.“

Nun war es an Sakura, ihn zu mustern. Er war klein, um ein paar Zentimeter kleiner als sie selbst, und sie war schon klein. Seine mausgrauen Augen passten nicht zu seinen braunen Haaren und ansonsten machte er eher einen normalen Eindruck. Außerdem ging ihr sein Gehabe, als wäre er schon erwachsen, auf die Nerven. „Überspielen wir das Ganze mal, weil mich das echt nicht interessiert und kommen zum geschäftlichen.“

Wieder unterbrach er sie und sie musste sich zusammenreißen, dass sie ihm keine rein haute. „Woher hast du eigentlich das hübsche Stirnband?“ Als er seinen linken Arm dann hob und sich lässig durch die Haare fuhr, rutschte seine kurzärmelige Weste ein wenig hoch und Sakura konnte einen Blick auf ein braunes Ninjastirnband erhaschen.

„Falls du es nicht mehr weißt, das bekommt man, wenn man die Ninja Akademie abschließt. Da du ja auch ein Ninja bist, falls dein Band überhaupt dir gehört, müsstest du das ja eigentlich wissen.“

Minoru räusperte sich und faselte eine fahrige Entschuldigung, die sich darauf bezog, dass er sie wegen ihres bezaubernden Aussehens nicht als Ninja eingeschätzt hatte. Das kannte sie ja zur Genüge und sie hasste es, wenn das jemand als Kompliment sah. „Okay, ich bin ein Ninja aus Konoha-Gakure und soll dich und deine Familie in ein Dorf in der Nähe von Konoha bringen, soweit richtig?“ Er nickte nur. „Sehr schön, dass wir uns einig sind.“ Bevor er sich die Ohren zuhalten konnte, schrie sie schon zwei ihm unbekannte Namen und er konnte sehen, wie zwei Jungs das Tor öffneten und auf sie zugingen. Sie stellten sich neben die Rosahaarige und sahen sie an. „Wir sind hier richtig, also, lasst uns keine Zeit verschwenden. Minoru-san, würdest du uns bitte zu deinen Eltern bringen, oder wer auch immer diesen Auftrag aufgegeben hat?“ Sie ließen sich von dem braunhaarigen Jungen hineinführen und warteten ein paar Minuten in der Küche, wo sie Platz genommen hatten.

Sasuke sah Minoru skeptisch hinterher. „Der Typ ist mir unsympathisch.“ Er erhielt zustimmendes Nicken und stand auf. Mit den Händen in den unendlichen Weiten seiner Hosentaschen, sah er aus dem Fenster und schnappte Gesprächsfetzen von Naruto und Sakura auf, die sich über die Mission unterhielten.

„Temari-san hat gemeint, dass wir ihr Leid tun, wegen diesen Auftraggebern. Ich frage mich, was sie damit gemeint hat. Der Kerl ist zwar ein bisschen aufgeblasen, aber ansonsten…“

„Wir kennen die anderen ja noch nicht“, sagte Naruto nur und stützte seinen Kopf auf seiner Handfläche ab. „Vielleicht hat er ja noch Geschwister, die Ärger machen oder die Eltern sind solche elenden Snobs.“ Damit blickte er zu Sasuke und grinste. Der Uchiha überspielte seine Verärgerung mit einem Tz und sah weiter aus dem Fenster. „Sasuke-teme hat ja viermal mehr Geld als wir beide zusammen, Sakura-chan.“

Sie kicherte und nickte. „Wird wohl so sein, aber ein Snob ist er nicht. Eher ein Eisbrocken.“

„Eisbröckchen“, ergänzte Naruto. „Für sein Alter ist er klein.“

„Du doch auch“, kam es nun von Sasuke, der sich beleidigt umgedreht hatte und nun auf Naruto zuging. Er stützte eine Hand am Tisch ab und funkelte den Blonden an. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander und Sakura musste den Drang unterdrücken, die Aktion von der Ninja Akademie zu wiederholen. In Gedanken spielte sie die Szene noch einmal durch und versuchte sich daran zu erinnern, wie der Typ ausgesehen hatte, der Naruto gestoßen hatte. Sie musste ihm noch einen Dankesbrief schreiben, auch wenn sie erst seit etwa einem halben Jahr so dachte.
 

Die Frau von vorhin trat mit einem Mann und einem Mädchen ein. Sie hatte sich bei dem Mann neben ihr eingehakt, also schloss der scharfsinnige Verstand der drei Konoha-Nin, dass sie wohl verheiratet waren. Die beiden Goldringe an ihren beiden rechten Ringfingern bestätigte ihre Vermutung. Das Mädchen war geschätzte Sechzehn und auch sie hatte mausgraue Augen und braune Haare, die ihr überhaupt nicht standen.

Die Dame Mitte Dreißig lächelte den Ninjas zu und schüttelte jedem von ihnen die Hand. Ohne Umschweife begann sie die genaue Mission zu erklären. „Das Dorf, in das wir wollen, heißt Otafuku Gai. Es liegt etwa zwanzig Kilometer südöstlich von Konoha, wir können sofort los.“

Sakura musterte die Frau und musste sich ein Lachen verkneifen. Sie war von oben bis unten mit Goldschmuck behangen, hatte hohe Absätze und einen engen, knielangen Rock, in dem sie nur schwer vorankommen würde. Sie beschloss, lieber nichts zu sagen und grinste Naruto zu, der sich anscheinend in Gedanken ausmalte, wie Frau Tanzaka über einen Stein stolpern würde.
 

Mit spärlichem Gepäck, das Herr Tanzaka und Minoru in einem Rucksack tragen durften, traten sie aus dem Vorgarten und warteten, bis Frau Tanzaka es abgeschlossen hatte. Sie brauchten nicht lange, bis sie an der Grenze den Wachen ihren Ausweis herzeigen mussten und sich dabei dachten, wieso das in Konoha nicht so schnell und unkompliziert, sondern meist gar nicht ablief. Nachdem das Team 7 den ersten Sand in den Schuhen spürten, wurden sie auch schon von dem Mädchen, das, wie sie mitbekommen hatten, Hisako hieß, zugetextet. Dabei machte sie erst Sakura schlecht, zerriss sich das Maul über ihre Haarfarbe und, dass sie nicht aussehe wie ein Ninja, dann schwärmte sie Sasuke vor, wie gut sie doch zusammenpassen würden. Sakura war nur froh, dass Hisako endlich aufgehört hatte sie schlecht zu machen und ging Nichtssagende Dinge mit Naruto redend voran.
 

Sie waren gerade vier Tage unterwegs gewesen. Im Normalfall wären sie schon an der Grenze Ha no Kunis, doch mit vier quängelnden, verliebten, unpassend gekleideten und leicht erschöpften Zivilpersonen im Schlepptau, ging das alles ein wenig langsamer.

„Bereust du es jetzt, dass wir Sasuke zurückgeholt haben?“, wollte Sakura nicht ganz ernst gemeint wissen. Sie hatten seit der illegalen Mission nicht darüber geredet. Generell hatten sie sehr wenig über Privates geredet, was sie eigentlich früher sehr oft getan hatten.

„Nein…er ist doch eigentlich jetzt viel fröhlicher als damals, oder?“

Sakura warf einen Blick über ihre Schulter zu Sasuke und grinste, als er griesgrämig, mit den Händen in den Hosentaschen, neben Hisako herging und versuchte, ihrem Gefasel zu entfliehen. „Ja, ist er“, lächelte sie und schämte sich dabei fast, dass sie sich so gegen diese illegale Mission gesträubt hatte. „Denkst du, dass uns jemand angreifen wird?“

„Keine Ahnung. Aber wenn, dann geht mir Hisakos Geschwafel jetzt schon auf den Senkel. Kann ich mir richtig gut ausmalen. Wir kämpfen da erbittert, Frau Tanzaka weint ihrem abgebrochenen Stöckel nach, Herr Tanzaka versucht ihren anderen Stöckel aus der Erde zu ziehen, Hisako feuert Sasuke an und macht dich schlecht und Minoru bedauert, dass du sterben wirst.“

„Wieso soll ich denn sterben?!“

„Nein! So war das nicht gemeint, also…ich…ähm…hehehe…“ Naruto kratzte sich am Kopf und trat vorsichtig schon einen Schritt zur Seite. Das nützte ihm aber recht wenig, denn Sakura war inzwischen nachgerückt und hatte die Faust über seinen Kopf erhoben.

„Eine Erklärung, aber dalli! Und wehe wenn das keine Gute ist!“, schrie sie wütend und war mit Naruto stehen geblieben. Um die beiden bildete sich eine kleine Menschentraube, bestehend aus den Tanzakas und Sasuke, der genervt seufzte und sich bereit machte, einzugreifen.

„Nein! Sakura! Ich hab das nicht so gemeint! Ehrlich!“, winselte Naruto und hob abwehren die Hände.

„Klappe!“ Damit schlug sie mit der Faust auf seinen Kopf, sodass er bis kurz unter die Knie im Waldboden steckte. „Und sag das nicht noch mal, klar?!“, kreischte sie hysterisch und musste von Sasuke festgehalten werden, um Naruto nicht als Boxsack zu verwenden. Dabei bekam der Uchiha ihre Faust ins Gesicht und ließ sie für kurze Zeit los, sodass sie sich aus seinen Armen winden konnte und zu Naruto raste, der verzweifelt versuchte, aus dem Boden zu kommen, es aber nicht schaffte. Sasuke stürmte ihr hinterher und wollte sie aufhalten, doch urplötzlich blieb Sakura von selbst stehen und sah zu beiden Seiten. Auf der einen standen die beeindruckten Tanzakas, auf der anderen Seite ging der Weg geradeaus weiter.

„Naruto!“, rief sie und rannte auf ihn zu. Aber anstatt ihn zu schlagen, zog sie ihn mit einer Hand aus dem Boden und nickte nach rechts, wo der Weg ohne Biegung weiterging. „Da ist jemand.“ Ein leichter Windzug streift die Büsche an der Seite des Waldweges, doch anstatt den Wind auch auf seiner Haut zu spüren, wehte es nicht einmal ein Härchen von Sasuke zur Seite. Das war kein Wind, da hatte sich etwas bewegt.
 

Sekunden starrten die drei auf den Waldbeerenbusch, der sich auf mysteriöse Weise bewegt hatte, doch er blieb regungslos. „Passt auf!“, rief Naruto plötzlich und Sasuke schaffte es gerade noch so, die Shuriken, die auf die Tanzakas flogen, mit seinem Kunai abzuwehren. Vier Ninjas ohne Stirnband standen plötzlich vor Sakura und Naruto und zwei davon hielten ihnen jeweils einen Kunai an die Kehle. Sasuke schluckte. Die beiden würden sich schon befreien, das war nicht das Problem, eher die Frage, woher die Ninjas kamen und wie stark sie waren. Doch er sollte es gleich erfahren.

Naruto hatte Sakuras Geiselnehmer gegen den Knöchel getreten, Sakura hatte dasselbe bei Narutos Geiselnehmer gemacht und noch zusätzlich ihren Ellenbogen in seine Brust gerammt. Dabei hatte der Chaosninja sich leider zu schnell bewegt, sodass der Kunai an seiner Kehle, der von Sakura noch nicht wegegekickt worden war, seinen Hals streifte. Die Klinge des Dolches hinterließ einen Schnitt, doch niemand hatte nun Zeit, sich darum zu kümmern.

Naruto nahm sich den größten Mann vor und war dabei, auf ihn einzudreschen, während Sasuke es gleich mit zwei zu tun hatte. Es war zum verzweifeln. Die Angreifer waren nicht sonderlich stark, eher war es so, dass sie gut im Nahkampf waren, also da, wo Sasuke und Naruto leider den Kürzeren zogen und genau das nützten sie aus. Zumindest die beiden, die Sasuke gerade bearbeiteten. Der kleinere von beiden tauchte hinter ihm auf und schlug mit der flachen Hand gegen seinen Rücken, wobei Sasuke nach vorne flog und einen Schlag ins Gesicht von dem vorderen kassierte. Er konnte sich nicht befreien, denn sooft er weggestoßen wurde, sooft wurde er innerhalb einer Sekunde wieder zurückgeworfen. Und selbst seine außergewöhnliche Schnelligkeit nutzte ihm nun nichts. So wurde er ein paar Mal als Punchingball missbraucht, bis er plötzlich nach vorne flog und keine Haut auf seiner spürte, sondern den dreckigen Erdboden, auf dem er nun lag.

Er öffnete seine Augen und sah, wie der maskierte Kerl, der vorhin vor ihm gestanden hatte, neben ihm lag. Bewusstlos oder tot, das konnte er nicht sagen, aber es interessierte ihn nun herzlich wenig. Sasuke drehte sich auf den Rücken und stand blitzschnell auf. Er sah, wie Naruto seinen zweiten Gegner gerade zusammenschlug. Er wartete kurz, denn er wusste genau, dass gleich Wut in ihm kochen würde. Wut darüber, dass Naruto schon wieder stärker war als er. Und mit dieser Wut im Bauch drosch er auf den Gegner ein, der vorhin noch von Naruto verprügelt worden war.

Der Chaosninja starrte kurz auf die Szenerie und eilte dann zu Sakura, die inzwischen den Gegner fertig machte, den sich Naruto vorhin vorgenommen hatte. Aber er war sich sicher gewesen, dass er ihn bewusstlos geschlagen hatte. Schnell schüttelte Naruto den Kopf. Das war jetzt auch egal, der Kerl lebte noch und hatte Sakura gerade einen kräftigen Tritt in die Magengrube verpasst, der sie einige Meter nach hinten beförderte und gegen einen Baum krachen ließ.

Als Naruto angekommen war, rammte er dem Größten der Männer seinen Kunai in den Rücken und setzte ein paar Shuriken an der Brust nach. Er fühlte kurz seinen Puls, doch eigentlich war es nicht nötig gewesen, denn der Ninja hatte im Kampf so viel Blut verloren, dass er bald sterben musste. Als Naruto keinen Puls fühlte stand er auf und lief zu Sakura, die sich gerade versuchte aufzurappeln.

„Alles okay?“, fragte er und half seiner Freundin auf.

„Pass auf!“, schrie sie plötzlich. Etliche Kunai und Shuriken flogen auf sie zu. Sie waren schon so nahe, dass es keine Möglichkeit gab, ihnen auszuweichen. Beide schlossen die Augen, Sakura zuckte leicht, als eines der Wurfgeschosse ihr Bein streifte und einen tiefen Schnitt hinterließ. Sie schloss mit ihrem Leben ab, denn es würde keine Sekunde mehr dauern, bis die restlichen Waffen ihren Körper durchbohren würden. Doch die Zeit verging, nach ein paar Sekunden öffnete sie ein Auge leicht und sah Schwarz. Erst nachdem sie das zweite Auge geöffnet hatte, erkannte sie Sasukes Trainingsgewand, das sich keinen Meter vor ihr abzeichnete. Er stand mit abgewinkelten Armen da, in seinen Händen ein Katana, mit dem er einen Großteil der Waffen abgewehrt hatte. Nur ein paar hatte er nur so ablenken können, dass sie Sakura und Naruto gestreift hatte.

Sie hauchte einen leisen Dank und löste sich aus Narutos Griff, der ihr beim Aufstehen geholfen hatte. Ein Schmerz durchfuhr sie von der linken Fußsole bis in den Kopf, wo er noch ein paar Sekunden nachzitterte und erst dann verschwand. Sakura war wegen des Schmerzes eingeknickt und beim erneuten Versuch, ohne Hilfe aufzustehen, abermals zu Boden gesunken. Sie spürte Sasukes Hände um ihre Taille, die sie schnell aufzogen und ihren Stand festigten. Ihr hastiger Blick suchte den zum Kampffeld umfunktionierten Waldweg ab und erfasste Naruto, der es schon wieder mit drei Gegnern aufnehmen musste. Sakuras Gehirn rechnete fieberhaft und auch Sasuke machte den Anschein, als würde ihm gerade etwas klar werden.

Wenn sie sich richtig erinnerte, hatte sie einen Kerl ganz sicher getötet, wenn auch mit einem eigenartigen Gefühl. Naruto hatte auch zwei fertig gemacht und Sasuke hatte sich dann mit dem Letzten beschäftigt. Doch währenddessen hatte Naruto ihren ersten Gegner noch einmal umgebracht und jetzt waren es noch immer drei von vieren? Es waren definitiv dieselben, denn die Gesichter konnte es kein zweites Mal auf dieser Welt geben.

„Das sind keine Menschen!“, rief Sasuke nun endlich, er hatte noch vor Sakura verstanden, was hier abging. „Naruto, das sind nur Marionetten!“ Just in diesem Moment schlug ihm der vierte, vermisste, Gegner zu Boden. Er rappelte sich schnell wieder auf, währenddessen humpelte Sakura zu ihm und rief Sasuke hinterher: „Wir machen das schon, such du den Marionettenspieler!“

Sasuke nickte nur und aktivierte seine Sharingan. In solchen Momenten wünschte er sich, ein Byakugan zu haben, um die unsichtbaren Chakrafäden zu erkennen. Doch sein Sharingan war ja auch nicht vollkommen nutzlos. Denn damit konnte er die Bewegungen der Marionetten genau erkennen und analysieren. Wenn er erkannte, in welche Richtung die Angriffe gingen, dann konnte er sie zurückverfolgen und das Zentrum erkennen, wo der Marionettenspieler sitzen musste. Und genau das tat er jetzt. Es dauerte knapp zwanzig Sekunden, als er losrannte und drei Kunai zu einen Baum schleuderte. Genauer gesagt zwischen zwei Bäumen hindurch und genau in den Kopf einer Frau, wie der Schrei vermuten ließ.

Noch bevor der Schmerzensschrei erloschen war, fielen die Puppen um und regten sich nicht mehr. Naruto trat einer der Puppen leicht in die Seite und wartete, ob sie aufspringen würde, doch es geschah nichts. Als er sich bei den drei Marionetten vergewissert hatte, dass sie nicht mehr benutzt wurden, eilte er zu Sakura, die sich von der vierten befreite. Die Puppe war genau auf sie gefallen, als sich die Chakrafäden aufgelöst hatten. Der Blonde hob die leblose Hülle auf und zog Sakura darunter weg. Mit einem kräftigen Ziehen zog er sie auf die Beine und stützte sie ab, sodass sie nicht sofort wieder umfiel.

„Naruto, warte kurz“, sagte Sakura und ließ sich mit von Schmerz verzogenem Gesicht wieder zu Boden fallen. „Ich heile das schnell.“

Sasuke war an sie herangetreten und wartete. Er wollte auf jeden Fall nicht alleine nachsehen, wen er da gerade getötet hatte. Vielleicht waren da auch noch andere Ninjas, die ihr Chakra einfach unterdrückten.

Sakura hielt ihre Handflächen über das linke Bein, welches sie mit einer Fleischwunde diagnostiziert hatte. Grünes Licht drang darunter hervor und drang langsam in das Bein ein. Nach nur zehn Sekunden tippte sie auf die verheilte Haut und stand leichtfertig auf, als hätte sie nur simuliert. „Wieso werde eigentlich immer nur ich schwer verwundet?“, beschwerte sie sich, als die drei Konoha-Nin, dicht gefolgt von den verängstigten Tanzakas, das Opfer suchten.

„Willst du eine Antwort darauf haben?“, fragte Sasuke und schlug einen dünnen Ast zur Seite.

„Nein.“

„Da!“, rief Naruto plötzlich und deutete schräg nach links. Wenige Meter vor ihnen lag eine Leiche, oder zumindest ein lebloser Körper. Die Augen hatten jeglichen Glanz verloren und den Mund hatte die Frau wohl nicht aus Spaß weit geöffnet. Sakura hockte sich neben sie und fühlte den Puls, als ihr Blick auf ein Iwa-Stirnband fiel. „Leute? Seht euch das an.“ Sie deutete darauf und sah die beiden Jungs fragend an. Sasuke zuckte nur mit den Schultern, Naruto schüttelte den Kopf. Es war ihnen anzusehen, dass sie das so schnell wie möglich hinter sich bringen wollten, denn vor ihnen lag ein Mensch, den sie getötet hatten. Sakura spürte einen Hauch von Übelkeit und Schüttelfrost. Sie hatte immer noch zwei Finger am Hals der jungen Frau. Sie schätzte sie auf Mitte zwanzig und eigentlich war sie recht hübsch. Blaue, kurze Haare und dazupassende eisblaue Augen. Ihr Gesicht wirkte trotz der kühlen Farbe ihrer Augen sehr freundlich, auch wenn sie schon tot war.

„Los, lasst uns gehen“, forderte Sasuke und bereute es sofort, als sich Hisako wieder an ihn heftete und Lobesreden über seinen Mut schwang.

„Tut er uns leid?“, fragte Naruto an Sakura gewandt, als Sasuke mit seiner Verehrerin vorging und außer Hörweite war.

„Nein.“
 

Nun war bereits eine Woche vergangen und sie hatten vor einem Tag endlich die Grenze passiert, die das Flussland von Kaze no Kuni trennte. Es würde nur mehr ein oder zwei Tage brauchen, bis sie über die nächste Grenze gehen würden und endlich im heimatlichen Ha no Kuni waren. Die Tatsache, dass Frau Tanzaka aber alle halbe Stunde mal ein halbes Stündchen Pause brauchte, ließ sie noch langsamer vorankommen, als sie so und so schon brauchten.

„Könnte ich bitte eine Pause haben?“, keuchte sie schon wieder, diesmal hatte sie es sogar eine knappe Stunde ohne ausgehalten. Sasuke wurde weiterhin von Hisako belagert und auch wenn er nur von einem Schlamassel ins nächste rennen würde, alles war besser, als das nervtötende Gequatsche Hisakos zu hören, die schon dabei war, ihren vier Kindern Namen zu geben. Und was ihn am meisten nervte war, dass Sakura mitzog. Sie plante mit Hisako sogar schon ein Haus und half ihr beim Aussuchen der Kindernamen.

„Steigen Sie auf, Tanzaka-san“, sagte er schlicht und ging leicht in die Knie, sodass sie auf seinen Rücken konnte. Frau Tanzaka sah erst Sasuke, dann ihren Mann verdutzt an. Sasuke wurde die Situation schon peinlich, aber Sakura hatte Erbarmen. Er hatte auf dieser Mission schon genug gelitten.

„Hören Sie, wir können nicht alle paar Minuten eine Pause machen, sonst kommen wir gar nicht voran. Steigen Sie schon auf, er wird Sie nicht fressen.“

Zögerlich folgte sie Sakuras Aufforderung und fühlte sich sichtlich unwohl. Doch schon nach wenigen Minuten faselte sie wirres Zeug von ihren Enkelkindern, die sie doch bald haben werden. Sasukes Plan war total nach hinten losgegangen. Ziel war es gewesen, Hisakos Gerede zu entkommen. Er dachte sich, dass sie in Gegenwart ihrer Mutter nicht so reden würde, doch nun hatte er zwei Quatschtanten hier, die ihn nervten. Doch plötzlich stellte Hisako eine halbwegs normale Frage: „Wie lange braucht ihr Ninjas eigentlich von Suna nach Konoha?“

Überrascht von dieser Frage brauchte Naruto ein paar Sekunden, bis er antwortete. „Zirka eine Woche, wenn es schnell gehen muss, dann auch schon mal nur drei Tage.“

„Und ihr lauft einfach durch?“, fragte sie weiter. Den drei Konoha-Nin, vor allem Sasuke, war das eigentlich nur recht.

„Kommt drauf an“, antwortete Sakura, nachdem sich keiner ihrer Kameraden zu Wort meldete. „Wenn es ein Notfall ist, wie zum Beispiel ein Krieg oder so, dann schon. Vielleicht nur eine kurze Rast von zehn Minuten, aber mehr nicht. Wenn es nicht so wichtig ist, wie Personenschutz oder Ähnliches, dann machen wir schon längere Pausen und schlafen dazwischen auch. Ansonsten würden wir dann am Zielort vollkommen kaputt sein.“ Zufrieden mit der Antwort schwieg Hisako ein paar Minuten, bis sie schon wieder anfing, mit ihrer Mutter das Kinderzimmer zu planen.
 

Als ob es ein Wink des Himmels gewesen war, kamen nun auch Sakura und Naruto darauf, dass sie die restlichen Familienmitglieder tragen konnten, denn Hisako war die nächste, die plötzlich alle Weihnachten eine Pause brauchte. Und anscheinend war Weihnachten öfter, als alle angenommen hatten. Nachdem Sakura und Naruto darum geknobelt hatten, wer die beiden Kinder tragen würde, die zusammen schwerer waren als der Vater, und Sakura gewonnen hatte, musste sie nun erst die beiden tragen. Naruto hatte sie im Ernst mit dem Argument, dass sie körperlich stärker war als er, überredet. Nun durfte sie Minoru auf dem Rücken tragen, ihre Ellenbogen um deren Füße geschlungen, und Hisako vorne, der wie ein kleines Kind im Rest ihrer Arme lag. Vor allem Minoru hatte sich gesträubt, immerhin was es eine Schande für einen Ninja, aber er hatte eben noch keine Kondition. Es gab ein komisches Bild ab, wie sie da reisten, aber einen Großteil der Strecke liefen sie so schnell, dass sie die verdutzten Blicke der normalen Menschen nicht lange ertragen mussten.

Ab und an machten sie eine kleine Pause von etwa zehn Minuten, in der sie sich kurz ausruhten und dann sofort wieder losliefen. In diesem Tempo kamen sie schnell voran und nach bereits anderthalb Tagen hatten sie Otafuku Gai erreicht. Der Abschied war eher kurz, Sakura, Sasuke und Naruto wollten einfach nur mehr nach Hause und weiter für die Chu-Nin Prüfung trainieren. Sie hatten schon genug Zeit mit diesen Kinkerlitzchen verschwendet.

Eigentlich wollte Sasuke ja sofort gehen, ohne sich zu verabschieden, denn kurz nach ihrem Eintreffen waren die vier Tanzakas in ihrem mächtigen Herrenhaus verschwunden und hatten die drei Ninjas einfach draußen stehen gelassen. „Das ist unhöflich“, hatte Sasuke gemeint. „Da können wir doch auch unhöflich sein und einfach gehen. Bitte.“ Sakura hatte nur gelacht und sich den Kopf darüber zerbrochen welche Droge er genommen hatte, dass er tatsächlich dieses, in seinem Wortschatz lange verschollen geglaubtes Wort benutzte.

Dann war das Wunder geschehen und endlich traten Frau und Herr Tanzaka mit Minoru und Hisako aus dem Haus und ließen ein recht geschäftliches „Auf Wiedersehen“ hören. Hisako konnte nicht drum rum ihrem Sasuke ihre Telefonnummer zu geben und zu versuchen, ihm seine Adresse abzuringen, was ihr aber zum Glück misslungen war, da er gegen ihre Bezirzmethoden schon immun geworden war. Als Sakura jedoch gemerkt hatte, dass Hisako im Inbegriff war, Sasuke zu küssen, hatte sie seinen Kragen ergriffen und schnell weggezerrt. Gleichzeitig hatte sie beschlossen, nicht darüber nachzudenken was sie tat, das würde eh nur peinlich werden.
 

Und nun waren sie hier. Nur noch knappe zehn Kilometer weit weg von Konoha-Gakure und einem warmen, flauschigen Bett. Davor stand noch die Berichterstattung für Tsunade, aber das ließen die drei in ihren Tagträumen aus. Und so kam es, dass Sakura einen Kilometer vor der Grenze plötzlich zusammenbrach und Sasuke und Naruto darum knobelten, wer sie nun tragen musste, durfte, wollte.

„Oh Mann, bis ihr mich ins Krankenhaus gebracht habt, verrecke ich ja!“, beschwerte sie sich, als sie schwer atmend wieder aufgestanden war, die Hand an ihre Brust gepresst. „Lasst uns weiter gehen.“ Als Naruto fragte, was los sei, antwortete sie nur knapp etwas von zu großem Chakraverbrauch. Doch sie konnte Narutos besorgten Blick weiterhin auf ihrem Rücken spüren.

Nach wenigen Minuten erreichten sie endlich das Südtor Konohas und schrieben ihre Namen auf die Auftrag-Liste, damit die Wachen Ein- und Ausreise kontrollieren konnten. Die drei sahen extrem angeschlagen aus, sie hatten mit zunehmender Kälte, da sie ja nach Norden gereist waren, wieder ein paar Schichten ihres Ninjaoutfits angezogen. Diese hatten sie zuvor, als sie noch unnütz gewesen waren, als Schlafunterlagen und Waffenputzer missbraucht, weshalb sie dementsprechend dreckig, blutverschmiert und zerkratzt waren. Zum Glück ließen sie die beiden Chu-Nin fraglos passieren und sie konnten den Weg sofort zur Hokage fortsetzten.

Vor dem Tor des Hauptgebäudes drehte sich Sakura um, die fast im Schlaf dorthin gegangen war, weil sie den Weg so oft gegangen war, dass sie ihn schon auswendig kannte. „Ihr könnt schon nach Hause gehen, ich werde Tsunade-sama alleine Bericht erstatten, das ist okay.“

Naruto wollte protestieren, doch er spürte schon, wie seine Glieder ihm leicht versagten. Selbst er, der mit dem unermesslichen Chakra des neunschwänzigen Fuchses, war am Ende seiner Kräfte. Schließlich nickte er und schleppte sich zu sich nach Hause, wo er vor der Türe umkippte und in einen tiefen Schlaf sank, ungesehen von seinen beiden Teamkameraden.

„Du kannst wirklich gehen, Sasuke“, bestätigte Sakura ihr Angebot abermals, denn der Uchiha hatte sich bis jetzt noch nicht von der Stelle bewegt. „Ach ja, der Schlüssel liegt bei Ino, du kannst ihn dort abholen.“ Bei all den Missionen und dem vorherigen Training für die Auswahlprüfung hatte Sasuke vergessen, sich nach einer neuen Wohnung umzusehen, was er aber sobald wie möglich nachholen würde. „Geh.“ Mit ein wenig Nachdruck in der Stimme drehte Sakura ihn an den Schultern um, sodass er mit dem Rücken zu ihr stand und ihre Hände darauf spürte, die ihn sachte vorwärts drückten.

Als er sich umdrehte, war Sakura weg. Er musste mit Tsunade reden, dringend, denn er hatte einen Verdacht. Aber er würde seine Vermutung, Befürchtung erst zu Ende denken, wenn er diese Informationen von Tsunade hatte.
 

Sakura trat ohne zu Klopfen in das Büro ihrer Shishou ein, sie war schlicht und ergreifend zu müde, um ihre Hand zu heben und grundlos auf das Holz einzuschlagen. Tsunade sah von ihrem Buch auf, das sie gerade las und Sakura war sich sicher, dass es ein Medizinbuch war. Sie hatte diesen ekelhaft violetten Umschlag schon oft in den Händen gehabt.

„Ah, ihr seid zurück“, stellte die Hokage nur trocken fest und schlug das Buch zu. „Berichte.“

Sakura gähnte und setzte sich ohne Aufforderung, für Etikette war sie einfach zu erschöpft. Mit müder, träger Stimme und halb geschlossenen Augen begann sie zu erzählen. „Der Unheilbare in Suna ist geheilt. Er hatte ein Gift in seinem Körper, das eine dermitale Erkrankung ausgelöst hat. Muss ich das näher ausführen?“ Tsunade schüttelte den Kopf, sie merkte, dass es ihrer Schülerin nicht gut ging. „Gleich nachdem ich den Patienten versorgt hatte, haben wir uns auf den Weg zur Familie Tanzaka gemacht. Wir wurden am vierten Tag angegriffen, von einer Frau, geschätzt Mitte zwanzig, sie konnte Puppen kontrollieren. Es waren vier. Sasuke hat sie getötet.“

Die Hokage nickte. „Gut. Irgendwelche besonderen Vorkommnisse, außer diesem Kampf?“

Sakura verneinte und erhob sich schwerfällig. „Ich werde nun nach Hause gehen, ich bin müde. Auf Wiedersehen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging sie in einem Trance ähnlichem Zustand aus dem Büro.

„Sakura!“ Die Gerufene blieb stehen, drehte sich aber nicht um. „Die Chu-Nin Auswahl-“ doch sie verstummte, als sie Sakuras gehobene Hand sah, die ihr nur zuwinkte und sich ihr Körper langsam wegbewegte. „Sie wird langsam übermütig“, stellte Tsunade mit einem Lächeln auf den Lippen fest. „Aber besser als dieser ekelhafte Zynismus, den sie zutage gebracht hat.“

Barbie, Snoopy, Gummibärchen

Es waren fast zwei Monate vergangen, nachdem Team 7 Anfang Februar ihre höchst nervenden Auftraggeber in Otafuku Gai abgeliefert hatten und sich wieder dem Training widmen konnten, doch sooft sie sich in Sakuras Garten trafen, da ihre Eltern wieder einmal aus unerklärlichen Gründen nicht da waren und Naruto schon eine Vermisstenanzeige aufgeben wollte, von seiner rosahaarigen Freundin aber brutal aufgehalten wurde, sooft war der Fortschritt eher spärlich, denn Sakura konnte zwar schon ein paar Schattendoppelgänger machen, aber mit den Katon-Jutsus hatte sie schlimme Probleme, wie auch Naruto, der sich noch dazu mit der Chakrakontrolle herumschlagen musste und auch Sasuke hatte seine Zweifel, ob er irgendwann einmal einen so großen Felsen wie Sakura zertrümmern konnte, also konnte man Alles in Allem sagen, dass sie stillstanden, was auch Großteils daran lag, dass sich schon wenige Minuten nach Beginn des Trainings erste Hitzewellen zwischen Sakura und Sasuke anbahnten, was zwangsläufig zum Streit führte, den Naruto ja sowieso nicht schlichten konnte und er sich lieber damit beschäftigte, die Chakrakontrolle in Sakuras kleinem Gartenteich zu üben, als hilflos zu versuchen, das Wort zu bekommen, auf jeden Fall steckten sie in einer Sackgasse, wobei sie nicht wussten, woran es lag, denn Kämpfe innerhalb des Teams wollten sie nicht noch einmal machen und für Rundenlaufen waren sie sich zu schade.

Kurz gesagt: Sie kamen nicht weiter. Und nun war es Ende März, genau der 27.März 71, und in zwei Tagen würde die Chu-Nin Auswahlprüfung beginnen. Es machten wieder alle Konoha-Nin aus ihrer Altersgruppe mit, und auch TenTen hatte Sakura gegenüber angedeutet, dass ihr Team wieder mit von der Partie sei.
 

Und nun stand Team 7 vor Jiraiya und Tsunade, die ja jetzt irgendwie Kakashi abgelöst hatten, der mal ihr Teamleiter gewesen war, sie jetzt aber durch ein neues Team ersetzt hatte. So ersetzlich war ein Shinobi…traurig.

„Gut, ihr kennt euch aus, ist ja nicht das erste Mal, dass ihr da mitmacht“, sagte Tsunade trocken und drückte jedem von ihnen ein Formular in die Hand. „Ich muss los. Jiraiya, komm!“ Flehend trottete der San-Nin ihr nach. Auch wenn sich da sicherlich mehr zwischen den beiden abspielte, Sakura hatte da so ein gewisses Gespür dafür, hielten sie es geheimer als so mancher Shinobi seine Homosexualität.

Es war der übliche, langweilige, nervende Papierkram, den sie nun durchlaufen mussten. Sie fragten sich manchmal, wieso diese Ninjagroßmacht so auf Bürokratie aus war. Aber was sollte man machen? Es war zum Verzweifeln. Wortlos füllten die drei den Fragebogen mit Name, Adresse und Geburtsdatum aus und als Sakura zu dem Feld kam, wo nach den Angehörigen gefragt wurde, die im Falle des Ablebens verständigt werden sollten, linste sie zu Sasuke, der das Feld nur durchstrich. In diesem Moment wurde ihr wieder klar, wie traurig es war. Auch sie ließ das Feld leer, was aber nur Sasuke bemerkte, da Naruto gerade ebenfalls überlegte, was er da wohl hinschreiben sollte.

Sie gaben die Zettelwirtschaft einem Chu-Nin und gingen an einer Ansammlung Ge-Nin vorbei, die vor dem vermeintlichen Raum 301 standen und versuchten an zwei ebenso vermeintlichen Ge-Nin vorbeizukommen. Es war zum Verzweifeln, nichts hatte sich verändert. Naruto ging auf den Chu-Nin mit dem Illusionsjutsu, das ihn zum Ge-Nin machte, zu und wollte gerade etwas sagen, als Sakura ihm mit einer Hand den Mund zuhielt und mit der anderen sein Ohr ergriff, um ihn zurückzuziehen.

„Komm mit, Naruto, wir müssen in der dritten Stock und können uns nicht mit so was aufhalten“, sagte sie tonlos und schleifte den Chaosninja die Treppe hoch.

Gemurmel brach aus. „Dritter Stock?“

„Ist das nicht der dritte Stock?“

„Wer waren denn die?“

Das Gemurmel erlosch, als plötzlich einer der Ge-Nin auf den Chu-Nin zustürmte und ihm einen Tritt in die Magengrube versetzte. Oder versetzen wollte, denn bevor er dazu in der Lage war landete er auf dem Boden. „Geh nach Hause!“, forderte der als Ge-Nin verkleidete Chu-Nin.
 

Naruto, Sakura und Sasuke traten in den Raum ein, in dem sie nun bis zum Anfang der ersten Runde sitzen mussten und erkannten sofort bekannte Gesichter, die anscheinend schon länger hier waren.

„Ihr kommt spät“, neckte Ino Sakura und zerstrubbelte ihre Haare.

„Lass das, du bist ein Mädchen!“, mahnte diese nur feststellend und drehte ihr beleidigt den Rücken zu, nur um sich Sekunden später wieder umzudrehen. „Wer ist das?“, fragte sie an Ino gewandt und deutete auf das Mädchen, das sich mit Choji unterhielt.

„Das ist Kazuko. Sie ist vorübergehend in unserem Team, weil ihr anderes Team noch zu schwach war, um hier mitzumachen und da Shikamaru ja sowieso schon Chu-Nin ist und man wieder in Dreierteams antreten muss, hat sie kurzerhand zu uns gewechselt.“

„Es gab anscheinend einige Änderungen, nicht wahr?“, warf Sasuke ein und bereute, dass er dadurch Ino auf sich aufmerksam gemacht hatte. Denn diese begann schon wieder wie ein Wasserfall zu reden. Woher sie wohl diese ganzen Informationen hatte?

„Also, Kiba…ihr wisst schon. Irgend so eine Schnepfe namens Keiko ist jetzt mit Hinata-chan und Shino in einem Team. Ach ja, dieser kleine Knirps da drüben, Konohamaru oder wie auch immer, der hat nach dir gefragt“, sagte sie und blickte Naruto beim letzen Satz an.

„Was?! Der ist schon Ge-Nin?!“ Sichtlich geschockt winkte Naruto Konohamaru zu, der durch sein Gebrüll zu ihm gesehen hatte. „Oh Mann…ich dachte, die haben die Mindestaltergrenze nach dem Oto Krieg auf dreizehn gehoben. Der ist doch noch zehn oder so.“

„Haben bei dem ehrenwerten Enkel wohl eine Ausnahme gemacht“, vermutete Sakura und fasste sich an die Stirn. Flüsternd und nur für sich selbst bestimmt fügte sie noch hinzu: „Verdammte Vetternwirtschaft.“ Plötzlich spürte sie Inos Finger, der ihr auf die Schulter tippte. Die Blondine nickte sich über die Schulter und ging ein paar Schritte zurück. Als sie außer Hörweite der übrigen Bagage waren, zu der sich gerade Neji, TenTen und Lee gesellt hatten, seufzte Ino. „Sakura…weißt du irgendetwas über diese Keiko? Die, die mit Hinata-chan in einem Team ist.“

Sakura überlegte kurz. „Nein. Wieso denn? Stimmt etwas nicht mit ihr? Oder sollte ich sie kennen?“

„Na ja, es ist nur, weil sie aus Kusa-Gakure kommt und auf einmal für Konoha antritt. Außerdem hat sie Shikamaru etwas in die Hand gedrückt, es sah aus wie ein Brief oder etwas Ähnliches, aber nachdem Shikamaru das gelesen hat, hat er sie irgendwie angewidert angesehen und ist gegangen. Sie hat danach geweint und Shikamaru wollte mir nicht sagen, was los war.“

„Ino, kann es sein, dass du einfach nur eifersüchtig bist? Was soll sie denn tun? Ihn erpressen? Oder hast du Angst, dass sie ihn dir wegschnappt? Wenn ja, dann mach dir lieber Sorgen um Temari, denn die ist da um einiges gefährlicher.“ Sakura schloss ihre Belehrung und seufze. Sie legte eine Hand auf die Schulter ihrer besten Freundin und lächelte sie an. „Mach dir keine Gedanken, sie ist sicherlich bedeutungslos.“
 

Als sie zurückging sah sie sich noch einmal um. Es waren inzwischen mehr Ge-Nin gekommen, geschätzte hundertzwanzig, die in kleineren Grüppchen standen und sich aufgeregt unterhielten. Manche Gesichter, die Sakura erblickte, kannte sie, andere vergaß sie sofort wieder, doch als ihr Blick durch die Menge schweifte, glitt er über ein Mädchen, dessen Gesicht sie nicht sofort wieder vergaß. Sie war blond und hatte violette Augen, wie Sakura feststellte, nachdem sie sie genauer betrachtet hatte. Ihr Gesicht war eher unscheinbar, sie hatte keine markante Kleidung oder Frisur, ihre Haare hingen lediglich leicht gewellt bis kurz über die Schultern und eine Strähne hing ihr ins Gesicht. Sakura wusste nicht wieso, aber irgendetwas warnte sie vor diesem Mädchen, die wahrscheinlich nicht älter war als sie selbst.

„Hey, Kirin, ich habe Neuigkeiten!“, rief plötzlich ein noch unscheinbarerer Junge, der auf die Blonde zuging. Sie hatte bis jetzt zwischen zwei anderen Ge-Nin gesessen und ihre Waffen geschärft und poliert. Nun sah sie auf und sah den Jungen vor ihr missbilligend an. Kirin richtete sich auf und steckte einen Kunai in die Oberschenkelhalterung, die, anders als die blauen der Konoha-Nin, violett war. Sakura hatte die Kleidung vorhin nicht richtig sehen können, da diese Kirin die Knie angewinkelt hatte, doch jetzt sah sie das Outfit komplett. Es war eine Kombination aus einem weißen, kurzen Shirt und einem violetten, eng anliegenden Oberteil, das sich darunter abzeichnete. Die Hose war ebenfalls weiß und eher Hot Pan ähnlich, als dass sie einer Ninjakleidung angehören konnte. Was Sakura aber sofort ins Auge stach waren die Schuhe, denn sie hatte nicht die üblichen zehenfreien Ninjaschuhe an, sondern violette Sandalen, wie es Tsunade hatte. Insgesamt hatte sie den Eindruck, als wäre Kirin kein Ninja, sondern eher die Enkeltochter von Tsunade, obwohl ihr Körperbau eher dem von Ino ähnelte, spindeldürr, ausgenommen dem Busen, der nun wirklich etwas zu groß für diese dürre Gestalt war.

Sakura hatte sich so in ihr Aussehen hineingesteigert, dass sie sich erst wieder auf das Gespräch konzentrierte, als Kirin wutentbrannt wegging.

„Sakura ist alles okay?“ Sie zuckte zusammen und hätte Naruto fast eine reingehauen. Erschrocken wich er zurück und hob abwehrend die Hände. „Schon gut, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich wollte nur mal sagen, dass wir schon rein können – falls du es nicht bemerkt hast. Ach ja, unser erster Prüfer ist so ein kleiner, schmächtiger Kerl, hab seinen Namen vergessen.“
 

Als sie Platz genommen hatten seufzte Sakura unweigerlich. Sie hatte das große Los gezogen und saß genau neben dem verdeckten Chu-Nin, der die richtigen Lösungen kannte. Es war nicht schwer zu erkennen, dass er es war, denn so ruhig und gelassen konnte niemand in diese Prüfung gehen. Sogar Neji wirkte ein wenig angespannt. Sie lächelte ihm zu, als er bemerkte, dass sie ihn anstarrte und er zurückstarrte.

„Viel Glück“, sagte er und wandte sich wieder nach vorne.

„Das hatte ich schon, als ich die Nummer neben dir gezogen hatte.“

Der Chu-Nin blickte sie wieder an und nickte anerkennend. „Herzlichen Glückwunsch, so schnell hat das noch keiner erraten.“
 

Die Prüfung verging, die Regeln waren dieselben und als Mitarashi Anko durch das Fenster herein kam, das dabei lautstark zerbrach, zuckten nur die Neulinge zusammen. Die Prozedur, bis sie endlich vor den ihnen zugewiesenen Toren standen, dauerte ewig. Nach dem Oto Krieg hatte Tsunade die Sicherheitsvorkehrungen noch verstärkt, also musste noch einmal überprüft werden, ob sie alle über zwölf waren. Danach erklärte Anko ihnen noch, dass sie nur das Codewort, welches in einem Anfall aus Einfallsreichtum Rettungsring getauft wurde, schreien mussten. Sie durften sich nicht unnötig in Gefahr begeben und auf keinen Fall aus dem Wald abhauen. Auf diese paar Regeln folgten noch zwanzig, die harmloseste lautete da noch: Bringt niemanden um. Anscheinend wollte Tsunade sichergehen, dass ja kein Jungshinobi mehr starb, er konnte ja schließlich noch Aufträge annehmen. Wie viel Eigennutz doch in den liebevoll gemeinten Regeln steckte. Bewundernswert.
 

Nach knapp einer Stunde, in der die Ge-Nin Teams, die von 44 auf 32 geschrumpft waren, einem langweiligen Sicherheitsvortrag lauschen durften, standen nun endlich alle vor den Toren und warteten auf ein Signal. Manche mussten sogar zu sechst an einem Tor stehen, da nur 28 vorhanden waren. Diese Teams hatten allerdings dieselben Schriftrollen.

Naruto, Sakura und Sasuke hatten die Nummer 17 gezogen und warteten ungeduldig auf den Startschuss, der in diesem Moment ertönte. Sie fingen an zu laufen, als die beiden Chu-Nin das Tor geöffnet hatten und waren schon bald nicht mehr zu sehen.
 

Sasuke lehnte sich an einen Baum, während Naruto sich hingesetzte hatte und Sakura einfach nur stand. Team 7 war erst wenige Stunden unterwegs gewesen, aber durch die Verzögerung wegen des ellenlangen Vortrages war es wahrscheinlich schon nach Mitternacht. Sie hatten nicht wirklich einen Plan ausgearbeitet, aber eine Strategie war Sakura doch schon in den Sinn gekommen. „Okay, wir machen es einfach wie letztes Mal. Wir laufen gen Mitte und wenn wir auf jemanden treffen, nehmen wir ihm einfach die Schriftrolle ab. Was haben wir eigentlich für eine?“ Sie hatte sie zwar eingesteckt, weil sie im Nahkampf einfach besser war als Naruto und Sasuke, aber die Ausgabe der Rollen und Einteilen der Tornummern war so hektisch verlaufen, dass sie nur einen kurzen Blick darauf geworden hatte.

„Misu. Wir haben eine Misuschriftrolle“, gab Sasuke monoton kund und sah sich weiter um. Man konnte im Wald nie sicher vor Feinden sein.

„Wasser also. Und die andere ist eine Kajischriftrolle, ja?“

„Ja. Auch Feuerschriftrolle genannt.“ Langsam nervte ihn dieses komische Getue, doch Sakura überging seinen genervten Laut. „Lasst uns weiter, wir wissen ja jetzt, was wir tun müssen.“ Die anderen beiden nickten und schon waren sie wieder auf den Weg in die Mitte, wo der große Turm stand, den sie allerdings noch nicht sahen.
 

Ino schleifte Choji und Kazuko derweil durch den gesamten Wald, auf der Suche nach einer Wasserschriftrolle. Sie hatte sich riesig gefreut, als sie die Feuerschriftrolle bekommen hatte, denn Feuer war ihr Element, wenn man nach den Sternen ging. Sie hatte es als gutes Zeichen gedeutet und war deswegen unbesorgt, oder zumindest tat sie so. Denn sie machte sich sehr wohl Sorgen. Die letzte zweite Runde der Chu-Nin Auswahlprüfung hatten sie nur durch Shikamarus Strategie halbwegs heil überstanden, doch das Superhirn war nun weg und sie gingen hier, mitten im Todeswald, ohne Plan, ohne Strategie herum und hofften darauf, dass sich eine Gelegenheit ergeben würde.

Keinen Kilometer entfern liefen Neji, TenTen und Lee schnell und fast lautlos durch das Dickicht. Ihnen war egal, ob sie entdeckt wurden oder nicht, denn bevor der Feind auch nur wissen konnte, was passierte, hätte Lee ihn schon mit seiner ungeheuren Geschwindigkeit K.O. geschlagen. Und wenn das nicht hinhaute, dann würde er es mit TenTens Waffen zu tun bekommen und Neji würde es sich dann nicht nehmen lassen, mitzukämpfen. Und gegen diese drei hatten nur genau drei andere eine Chance.

Am anderen Ende des Waldes lief derweil Hinata, die sich in der Gegenwart von Keiko sehr unwohl fühlte. Etwas Komisches ging von dieser Person aus, auch wenn sie nie böse Ambitionen gezeigt hatte. Die Hyuga Erbin hatte einen ausgeprägten sechsten Sinn, und dieser sagte ihr schon seit Keikos Auftauchen, dass sie nicht nur wegen der Chu-Nin Auswahlprüfung hier war.
 

Etliche Kilometer weiter hörten Naruto, Sakura und Sasuke einen schrillen Schrei. Der Uchiha hatte sofort das Gesicht verzogen, denn er wusste, dass er gegen die stark helferisch ausgeprägten Adern seiner beiden Teamkameraden keine Chance hatte. Also rannte er ihnen widerwillig nach, auf der Suche nach der Person, der gerade etwas Schlimmes zugestoßen war.

„Wir sollten uns lieber um uns kümmern!“, startete Sasuke einen verzweifelten Versuch, die beiden davon abzubringen, in die Richtung des Schreies zu laufen und überraschender Weise stimmte ihm Naruto sofort zu. „Ja, du hast Recht. Sakura, das Sicherheitssystem ist so gut, denen kann nichts passieren!“ Doch Sakura schüttelte nur den Kopf. Sie hatte ein mulmiges Gefühl, und auch wenn sie wusste, dass es nicht gut war, wenn sie der Sache nachging, spürte sie einen übermächtigen Drang, dem sie folgen musste. Etwas war dort, etwas, das ihnen helfen würde.

Und plötzlich stand Sakura vor einem blonden Mädchen, deren lila Augen sie förmlich durchbohrten. Sie hatte gerade eine Schriftrolle aufgehoben, neben ihr lag ein Körper am Boden, der leicht zuckte. Sasuke und Naruto standen hinter Sakura, beide mit gezückten Kunais, bereit, anzugreifen, wenn es nötig werden würde. Die beiden kannten das Mädchen nicht, doch irgendwie schien ihrer Teamkollegin etwas einzufallen.

„Dein Name ist Kirin, nicht wahr?“, fragte sie tonlos, bemüht, die unberührbare Fassade der Unverletzlichkeit zu wahren.

Die Blondine, deren Haare im Schatten der Bäume eher grünlich wirkten, steckte die Kajischriftrolle ein und grinste leicht. Ihre beiden Teamkameraden, ein Mädchen und ein Junge, standen nun neben ihr. „Ja, das bin ich wohl. Und dein Name ist wohl...“ Ihr Blick blieb an Sakuras Haaren hängen. „…Haruno Sakura, oder? Meine Shishou hat dich einmal erwähnt.“ Ihr Blick wurde etwas lockerer und durchbohrte Sakura nicht mehr so stark. Kirins hübsches Gesicht nahm sogar ein paar freundliche Züge an. „Ich habe von ihr ein bisschen was über dich gehört, Sakura-san. Wir haben den gleichen Kampfstil. Ich mache hier eigentlich nur aus zwei Gründen mit. Einer davon ist, dass ich wissen will, wer von uns beiden seine Kampftechnik mehr beherrscht.“

„Dann kämpfe mit mir, jetzt sofort.“ Die Unterhaltung gefiel keinem der Beteiligten.

„Oh, nein, nein! Noch nicht jetzt. Ich möchte das gerne nachholen, wenn wir beide bei Kraft sind. Weißt du, ich bin echt geschafft und möchte mich erst ein wenig ausruhen, bevor wir zur Sache kommen.“

„Und hat dein anderer Grund etwas mit mir zu tun?“, wollte Sakura wissen.

„Nein, keinesfalls. Es ist eine…familiäre Angelegenheit, aber für dich und deine Freunde nicht von Belangen.“
 

Sasuke bemerkte ein Rascheln hinter sich und wusste, noch ehe er sich umdrehte, was es verursacht hatte. Urplötzlich verschwand er, unbemerkt von Sakura und Naruto und tauchte im selben Moment hinter drei Ge-Nin auf, die sich im Gebüsch versteckt und die Szene beobachtet hatten.
 

Sakura musterte Kirin noch immer misstrauisch. Sie hatte ein komisches Gefühl. „Was hast du mit dem da gemacht, Kirin-san?“ Sie deutete auf den leicht zitternden Ge-Nin, der schräg hinter Kirin auf dem Boden lag; das Suffix hängte sie einfach so dran, Manieren gehörten sich schließlich.

„Ähm…“ Sie kratzte sich am Hinterkopf. „Also, wir haben einen Schrei in der Nähe gehört. Ich habe leider eine kleine helferische Ader, also sind wir hin, um nachzusehen was los war. Als wir angekommen sind, haben wir ihn so gefunden. Neben ihm lag eine Feuerschriftrolle, und die haben wir dann einfach genommen.“ Sie streckte Sakura ihre Hand hin, die sie schwer irritiert nahm und leicht drückte. „Hör zu, Sakura, ich bin keine Psychopatin, die dich schon jahrelang beschattet hat, nur um dein Leben zu zerstören, das gibt es nur im Theater. Ich bin ein normales Mädchen wie du, die dich nur kennt, weil ihre Meisterin deine Meisterin wegen ihrer medizinischen Fähigkeiten sehr bewundert und einmal deinen Namen erwähnt hat. Ich bin nicht gefährlich, noch nicht, aber beim Kampf in der dritten Runde werde ich es sein. Ich freue mich.“ Mit diesen Worten drehte sie ihnen den Rücken zu und verschwand samt ihren Teamkameraden im Schatten der Bäume.
 

Der Uchiha sah die drei Ge-Nin missmutig an, gleichzeitig war er froh, dass das so einfach gewesen war. „Gebt mir die Schriftrolle und geht nach Hause, das ist kein Ort zum spielen.“
 

Gekreische war aus dem Dickicht hinter Sakura und Naruto zu hören. Keine Sekunde später rasten drei verängstigte, schreiende Ge-Nin an den beiden vorbei und hinterließen nur ein bisschen aufgewühlten Staub.

„Diese Kinder…“, bemerkte Naruto nur grinsend und hielt Ausschau nach Sasuke. „Wo ist der denn hin?“

„Er hat während die beiden Damen ihren kleinen Konflikt ausgetragen haben die fehlende Kajischriftrolle besorgt“, drang eine arrogante, dunkle Stimme zu ihnen, die unverkennbar zu Sasuke gehörte. „Wisst ihr, diese Prüfung wird immer komischer.“

„Noch komischer als die letzte?“, lächelte Naruto.

„Wohl kaum. Aber irgendwie macht mir diese Kirin Sorgen.“ Sasuke gab seiner Teamkollegin die Schriftrolle. „Sie hatte gewaltiges Chakra. Ich habe das Gefühl, dass sie mehr weiß als sie uns verraten hat.“ Er sah Sakura an. „Woher wusstest du eigentlich ihren Namen?“

Sie überlegte kurz. Diese ganze kleine Aufregung hatte sie ganz schön durcheinander gebracht. „Ach ja, sie saß im Warteraum vor der ersten Runde, und da habe ich gehört, wie sie einer Kirin genannt hat. Ist das wichtig?“

Der Uchiha schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte es nur wissen. Bei dieser Kirin habe ich kein gutes Gefühl, sie wird uns irgendwann noch in Schwierigkeiten bringen.“

„Ja, und morgen ist Ostern!“, tat es Naruto ab, der fest an das Gute im Menschen glaubte.

„Ähm…Naruto? Ich will ja dein schönes Argument nicht zerstören, aber morgen ist wirklich Ostern.“ Sakura faltete die Hände. „Tut mir leid. Aber heute ist der 29. März und es ist Samstag, genauer gesagt Karsamstag…entschuldige!“

Leicht verwirrt fragte sich die Autorin, ob es etwas wie Ostern in Konoha überhaupt gab, aber da sie Naruto dieses Argument hatte sagen lassen, gab es das einfach.
 

Sie brauchten noch etwa einen Tag bis zum Turm, da sie im Vorbeigehen einigen schwächeren Ge-Nin, die ihnen eine Schriftrolle entreißen wollten, eine kleine, schmerzhafte Lektion erteilen mussten und sich dabei meistens zehn Minuten aufhielten. Ein Illusionsjutsu war auch wieder mit von der Partie gewesen, aber das hatten sie gelöst, nachdem ihnen langweilig geworden war. Nun standen sie also vor dem Turm, Sakura im Halbschlaf, Naruto hypermotiviert und Sasuke gelangweilt, und öffneten die Tür mit dem Wasserschriftzeichen.

Dieser Raum hatte sich kein Bisschen verändert und Sakura erinnerte sich gegen ihren Willen, ohne es wirklich zu merken. Damals hatte sie Sasuke gestützt, sie konnte noch immer ihr Herz spüren, das damals so wild gepocht hatte wie noch nie. Wie in Trance starrte sie auf den Boden und eine kleine Träne wollte sich ihren Weg nach unten bahnen, der alten Zeiten Willen. Damals war sie ein unbekümmertes Mädchen gewesen, hoffend auf die Gegenliebe eines wunderbaren Jungen, mit dem sie praktischer Weise auch noch in ein Team gekommen war.

Sie gab Naruto eine der beiden Schriftrollen und wartete auf sein Zeichen. Letztes Mal war Iruka aus einer großen Rauchwolke erschienen und hatte ihnen einen kleinen Vortrag über Stärken und Schwächen gehalten. Sie war gespannt, wer es diesmal war. Vielleicht Tsunade, aber das konnte sie sich nicht wirklich vorstellen. Eine andere Möglichkeit war Jiraiya, das war schon eher möglich, oder aber auch…

„Los geht’s!“

…niemand. Naruto und Sakura hatten die beiden Rollen geöffnet und vorsichtshalber die Augen zugemacht, um sie vor dem Rauch zu schützen, doch als diese vorübergegangen war, stand dort nichts als Luft.

„Ähm…okay…interessant…“, bemerkte sie trocken und hustete leicht, doch dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Kakashi-sensei. Ganz sicher.“

Zustimmend nickten ihre beiden Teamkollegen und setzte sich hin. Es konnte noch ein wenig dauern, bevor sich ihr eigentlich nicht mehr Sensei, aber eigentlich schon noch Sensei, her bequemte. Und wahrlich, es verging Minute um Minute und dann war es eine Stunde, als plötzlich ein kleines Rauchwölkchen vor ihnen erschien. Es entstieg ihr ein groß gewachsener Mann mit ironischer Weise grauem Haar, der sie durch sein freies Auge müde anlächelte. „Entschuldigt, aber ich dachte nicht, dass ihr so schnell fertig seid“, sagte er monoton. „Kann ich die Körper-Geist Geschichte überspringen und euch gleich zum Bestehen der zweiten Runde gratulieren?“ Er sah die drei nicken und sagte tonlos und müde: „Herzlichen Glückwunsch, juhu, juhu…gute Nacht.“ Damit war er wieder verschwunden.

Naruto sah zu Sasuke. „Okay, jetzt gebe ich dir Recht. Diese Prüfung wird wirklich immer komischer.“
 

Sich immer noch über diesen extravaganten Auftritt wundernd, trat Team 7 in den nächsten Raum ein und bekam erst einmal einen kräftigen Händedruck von Tsunade, die sie anscheinend schon erwartet hatte. „Ich dachte ja, dass ihr schon vor einer Stunde hier sein solltet, aber das war auch nicht schlecht“, gratulierte sie und sah die missmutigen Blicke ihrer irgendwie schon Schüler, aber irgendwie auch nicht Schüler, und ihrer Schülerin, die eigentlich einen Hang zum Zynismus hatte, diesen aber schon seit Wochen nicht mehr zutage gebracht hatte.

„Wir wären auch schon vor einer Stunde da gewesen, wenn ein gewisser Sensei uns nicht so lange hätte warten lassen.“ Zu früh gefreut, da war er wieder, der Hang zum Zynismus. Zum Glück noch etwas abgeschwächt, wie die ehrenwerte Hokage befand, aber sie war über die Monate wohl einfach nur abgehärtet worden.

„Wie dem auch sei, ihr seid die Zweiten hier. Vor euch war nur ein Team aus Kusa, wenn ich mich richtig erinnere.“ Mit dieser Information verschwand Tsunade wieder. „Ich habe noch etwas zu erledigen!“, konnte man sie noch um die Ecke hören, nachdem sie schon nicht mehr zu sehen war.

Und nun waren sie hier, drei Dreizehnjährige, alleine und zu dritt in einem großen, steinernen Kampfsaal. Das letzte Mal waren sie so spät gekommen, dass sie keine Ahnung hatten, was sie nun tun sollten. Außerdem verwirrte sie die Tatsache, dass die Hokage hier gewesen war ein wenig.

„Vielleicht sollten wir einfach…gehen?“, schlug Naruto vor und erntete erst verwunderte Blicke, dann Zustimmung.

„Ja, wäre wohl das Beste. Dann suchen wir Tsunade-sama und fragen sie, wann wir wieder her kommen sollen“, sagte Sakura, doch ihr fiel etwas ein. „Sagt mal, habe ich schlechte Augen oder sind Gaara, Temari und Kankuro dieses Jahr nicht hier? Die waren doch letztes Mal so früh fertig.“

„Stimmt. Was haben die eigentlich gemacht?“, fragte Sasuke mehr sich selbst als die beiden anderen. „Und jetzt wo du es sagst, die sind wirklich nicht da…wirklich komisch.“

„Dein neues Lieblingswort, Sasuke? Weißt du denn überhaupt was das bedeutet?“

„Haha! Sehr witzig, Sakura! Ich lache mich tot!“

„Das ist schon mal eine Ursache, an der du nicht sterben kannst. Du hast noch nie gelacht!“

„Na und? Ich bin eben kein Gummibärchen wie Naruto! Lass mich doch!“

„Gummibärchen?!“ Naruto hatte sich in diesen, mal wieder sinnlosen, Streit eingemischt. „Wenigstens bin ich nicht so ein elendiger Emo mit einer Frisur wie ein Emu!“

„Beleidige meine Haare nicht, Dobe!“

„Sag mal, Naruto, wieso mischt du dich da eigentlich ein, Gummibärchen?“

„Nenn. Mich. Nicht. Gummibärchen!“

„Gummibärchen, Gummibärchen!“, trällerte Sakura und hörte, wie Sasuke sich dazuschaltete.

„Hör auf damit, du - Barbie!“

Schlagartig verstummte Sakura. „Barbie?…Barbie?!...Barbie?! Nimm! Das! Sofort! Zurück!“

„Nein! Barbie!“ Naruto streckte ihr die Zunge raus.

„Leute!“, schrie Sasuke genervt. „ Ruhe!“

Naruto überhörte es, doch Sakura drehte sich wütend um. Woher sie dieses Wort hatte, das ihr jetzt gerade auf den Lippen lag wusste sie nicht, aber ohne nachzudenken brach es aus ihr heraus. „Halt dich da raus, Snoopy!“
 

Eine halbe Stunde später war der Streit endlich aufgrund von Luftmangel und Halsreizungen abgebrochen worden, doch er hatte drei schreckliche Spitznamen zutage gebracht, die nun von den jeweils anderen Beteiligten benutzt wurden. Sasuke musste nun als Snoopy sein Dasein fristen, Sakura konnte sich über Barbie freuen und Naruto durfte als Gummibärchen herumlaufen.

Das einzig Gute an diesem Streit war, dass Asuma nun hereinkam und den Anschein machte, als ob er sie aufklären wollte, was nun zu tun war. „Wenn ihr durch die Tür hinten rechts geht, dann kommt ihr in eine Art Aufenthaltsraum. Da drinnen laufen auch die Videoüberwachungen für den gesamten Wald. Dort könnt ihr dann die restlichen drei Tage warten, bis das Zeitlimit erreicht worden ist.“

Sie hatten sich eigentlich mehr davon erwartet, schon nach zwei von fünf Tagen fertig zu sein. Vielleicht, dass sie nach Hause gehen durften oder Ähnliches, genau hatte keiner der drei darüber nachgedacht, aber es war auf jeden Fall enttäuschend. Doch tun konnte man nichts dagegen, also begaben sie sich still in den beschriebenen Raum. Er war eigentlich relativ hell und noch zusätzlich durch die vielen Monitore beleuchtet, die verschiedenste Bereiche des Waldes zeigten. Es gab außer den vielen Schreibtischen, die von drei Erwachsenen Chu-Nin besetzt waren, nur zwei gegenüberstehende Bänke und einen kleiner Tisch dazwischen, auf dem drei Gläser standen. Sakura sah ein wenig weiter nach oben und blickte in violette Augen.

„Hallo, Sakura“, grüßte Kirin sie. „Ihr wart ja auch sehr schnell.“ Sakura hätte ihr am liebsten dieses selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht geprügelt, doch bevor sie ihre Faust noch erhoben hatte sprach die Blondine sie wieder an. „Hey, ganz ruhig! Wir werden unseren Kampf noch bekommen, okay?“ Sakura ließ ihre Hand wieder locker und spürte einen schwachen Schmerz auf der Handfläche. Der klägliche Rest ihrer sowieso schon kurzen, unmanikürten, abgebrochenen Fingernägel hatte sich darin hineingebohrt. Sie versuchte ein halbwegs freundliches Lächeln zustande zu bekommen, doch alles was sich zeigte war ein nüchternes Zucken ihrer Mundwinkel.

Sasuke räusperte sich. „Entschuldigt, dass wir uns in diese enorm wichtige und intellektuelle Unterhaltung hier einmischen, aber wer sind deine beiden Freunde da?“ Er deutete auf die teilnahmslos daneben sitzenden Ninjas. Der eine hypnotisierte den Fußboden, die andere zog Sasuke anscheinend in Gedanken aus.

Kirin nickte zu dem Jungen neben ihr. „Das ist Hamada Shisoru-kun und die reizende junge Dame…“ Sie deutete in Richtung des Mädchens. „…ist Saito Nanami-chan. Die beiden sind mit mir in einem Team.“

Sakura stieß gehässig auf. „Nein, wirklich? Das hätte ich nicht gedacht!“

Die Blondine überging es und sah Sasuke an. „Du bist ein Uchiha, nicht wahr? Sasuke, wenn ich mich recht erinnere. Itachi wäre ein wenig älter. Dich kenne ich nicht, Blondschopf, wie heißt du?“

Naruto hatte sich schon in eine Ecke verkrümelt, als sie nur Sasukes Namen erwähnt hatte. Bei der letzten Auswahlprüfung war es genauso gewesen. Sasuke wurde von Neji gefragt, wer er war und Gaara wollte auch wissen, wie sein Name ist. Ihn hatte natürlich niemand gefragt, weil er ja so unwichtig war. Aber er hatte mächtig Eindruck geschunden und war sich eigentlich sicher, dass ihn nun viele kennen würden. Aber anscheinend war sein Ruf immer noch keinen Pfifferling wert. „Uzumaki…Uzumaki Naruto“, wisperte er und zog die Beine enger an seinen Körper. Was er dachte wusste er nicht einmal selber, aber Faktum war, dass es eine Menge schmutziger und böser Worte waren.

„Du kennst meinen Bruder?“, fragte Sasuke.

Kirin antwortete mit einem Schulterzucken. „Vom Namen her“, meinte sie gleichgültig. „Geschichten über Mord und Totschlag verbreiten sich schnell über die Grenze.“ Keiner erwiderte etwas.
 

Die Zeit verging, leider viel zu langsam, und während Nanami Sasuke weiterhin auszog, sich Sakura fragte, wie viel er in ihren Gedanken wohl anhatte, wenn sie sich nicht gerade mit Kirin verbal duellierte und Naruto weiterhin schmollte, kamen weitere Ge-Nin Teams an, die sich zu ihnen gesellten.

Gleich am selben Tag, nur ein paar Stunden später, kamen Neji, TenTen und Lee, der, zu Sakuras Leid, seit dem keinen Zentimeter von ihr wich. Leider mussten sich alle Unbeteiligten jetzt nicht nur Sakuras Gezanke mit Kirin anhören, sondern sich auch noch Sasukes Streit mit Neji, der um einiges derber war, gefallen lassen.

Am nächsten Tag kehrten endlich Shino, Keiko und Hinata ein, mit der die ganze Stimmung abrupt trauriger wurde.

„Ich…ich wünschte…Kiba wäre hier…“, hatte sie aus Versehen gesagt und somit eine Massenschweigerei ausgelöst, die alle Betroffenen in einer Ecke verschwinden und verstummen ließ. Sie alle hatten nicht über Kibas Tod nachgedacht, es war einfach zu viel passiert. Gleich danach konnten sie nicht, denn die Adrenalinstöße von Sasukes Rückholmission waren zu gewaltig gewesen, dann war da noch das Training für die Auswahlprüfung und der Auftrag, den Team 7 ausführen musste. Alles in Allem war Hinata die Einzige gewesen, die weinend auf ihrem Bett gekauert hatte und sich drei Wochen lang nicht beim Training hatte blicken lassen.

Doch die Trauer verflog einigermaßen mit Ino, Choji und Kazuko. Kazuko war ja noch okay, sie war mehr wie TenTen, nicht schüchtern aber distanziert. Doch Ino war einfach nur…Ino. Laut, nervig, schrill, schräg und redete wie ein Wasserfall. Und schon einige Minuten nach ihrem Eintreffen kamen die Trauergestalten, einschließlich Hinata, auf andere Gedanken. Und zwar nicht nur, weil sie wirklich jedem einen guten Ratschlag geben wollte und herumschrie wie eine Schwangere, sie machte auch noch alles und jeden kaputt. Es fing klein an, als sie die hässliche Blumenvase herunter schmiss. Doch als das Wasser dann auf sämtliche Computer spritzte, ihnen einen Kurzschluss verpasste und somit das gesamte Überwachungssystem lahm legte, konnte man nicht mehr von einem kleinen Missgeschick sprechen. Dazu kam Sasukes kaputtes T-Shirt, das sie unbedingt vom Staub befreien wollte, welches dann aber aus unerklärlichen Gründen Feuer gefangen hatte.

Zum Glück hörten diese Attacken auf, nachdem plötzlich Shikamaru eingetreten war und ihnen verkündete, dass nun endlich die fünf Tage vorbei waren. Davor war nur ein unwichtiges Team aus Taki-Gakure und ein nicht erwähnenswertes aus Suna-Gakure gekommen, bei denen es sich nicht um die Sabakuno Geschwister handelte. Nicht zu vergessen Konohamaru, Moegi und Udon, die dieses Jahr das erste Mal mitmachten.

„Es ist nur mehr ein Team aus Taki eingetroffen“, verkündete er kurz und schmerzlos und deutete nach draußen in die Steinarena. Man konnte ihn nur mehr etwas von mühsam nuscheln hören, nachdem er ihnen den Rücken zugewandt hatte.

Traurig ließ Naruto seinen Instant-Ramen stehen, den er aus dem Mitarbeiterkühlschrank geklaut hatte, von dem sich aber auch die anderen die letzte Zeit versorgt hatten. Immerhin hatte es mit keinem Wort geheißen, dass sie hier verhungern sollten.

Ino stieß Sakura leicht in die Seite. „Sag mal, hast du eine Ahnung, was Shikamaru hier macht? Er ist doch kein Jo-Nin, oder habe ich etwas nicht mitbekommen?“

„Das musst du wissen. Ich kenne ihn ja nicht sonderlich gut. Und ich denke, dass er uns nur holen sollte, weil die Prüfer zu faul waren.“

Die beiden beließen es dabei, denn schon mussten sie sich hintereinander aufstellen. Der Prüfer war der, der damals die dritte Runde geleitet hatte und hatte sich anscheinend, genau wie der Prüfer der Zwischenrunde letztes Mal, eine Erkrankung eingefangen. Sakura nahm sich vor, ihn einmal zu untersuchen, das war ja nicht normal. Als sie sich gerade hinter Sasuke aufstellen wollte, der hinter Naruto stand, trat er einen Schritt zurück und zog den Blonden mit sich.

„Ladies first, nicht wahr?“, grinste er und sie hatte ein komisches Gefühl. Da steckte doch ein Plan dahinter. Und als ob sie es nicht besser gewusst hätte, bekam sie bald einen winzigen Speicheltropfen ins Gesicht, der zweifellos von dem kranken Jo-Nin stammte, zumindest dachte sie, dass es ein Jo-Nin war, denn dieser hatte mit seiner Rede begonnen.
 

„Erst einmal herzlichen Glückwunsch, dass ihr alle es bis hierhin geschafft habt.“ Er hustete. „Wie ihr seht sind noch zehn Teams über und das sind zweifellos zu viele. Diejenigen, die die vorletzte Prüfung mitgemacht haben, und ich erkenne ein paar, wissen, was jetzt kommen wird. Für die anderen erkläre ich es.“ Er musste zwischendurch einige Male husten, doch der Autorin wurde es zu blöd, das zu schreiben, also ließ sie es weg. „Nach jeder Runde darf eine Zwischenrunde durchgeführt werden, für den Fall, dass noch zu viele Prüflinge da sind. Und genau das werden wir jetzt tun. Die Regeln sind einfach. Durch Zufallsverfahren werden zwei Namen auf dieser Tafel hinter mir erscheinen. Diese beiden werden gegeneinander kämpfen. Wenn einer kampfunfähig ist oder aufgibt, hat der andere gewonnen. Bei gleichzeitiger Kampfunfähigkeit werden beide ausgeschlossen.“

Sakura hörte Narutos Stimme hinter sich flüstern. „Sollte nicht erst Tsunade-obachan was sagen? Weil sie ja Hokage ist.“

Sakura zuckte nur mit den Schultern.

Der Prüfer hatte derweil gefragt, ob es noch Fragen gäbe, oder jemand aufgeben wolle. Als sich keine Hand hob, sagte er spannungsvoll:
 

„Dann lasst den ersten Kampf beginnen!“

Ungeahnte Kräfte

Routiniert begaben sich die meisten Ge-Nins auf die Plattformen oberhalb der Kampfarena, die Neulinge folgten ihnen einfach. Generell bildeten sich zwei Fronten, auf der einen Seite die fünf Konoha Teams, auf der anderen das Suna Team, das Kusa Team und die beiden Taki Teams, die alle etwas abseits voneinander standen.
 

„Wir sind dieses Jahr echt gut“, stellte Tsunade überrascht fest. Sie saß bei sämtlichen Senseis der anderen Teams und Kakashi, der ja irgendwie der Sensei von Team 7 war, aber auch irgendwie nicht, doch diese genossen das Privileg eines Sessels leider nicht und mussten somit stehen. „Es verspricht spannend zu werden, wenn Sie sagen, dass Kirin so eine gute Kämpferin ist.“ Sie sagte es zu einem der Jo-Nin, der schräg hinter ihr stand. Er nickte nur ein wenig grimmig und wartete stumm, bis die ersten beiden Namen auf der Tafel erscheinen würden.
 

„Ich hoffe, dass ich gleich am Anfang kämpfen darf!“, sagte Naruto, der die Vorfreude in Person war und sich mit dem Rücken an das Geländer anlehnte. „Oh, letztes Mal musste ich so lange warten, ich hoffe, dass ich endlich mal als erster kämpfen darf.“

Sakura seufzte und stupste ihn leicht an. „Naruto, schau auf die Anzeigetafel.“ Sogleich bereute sie es, denn sie bekam einen schlimmen Hörschaden, als Naruto voller Tatendrang und lautstark nach unten stürmte, nachdem er die beiden Namen gelesen hatte.
 

Uzumaki Naruto

vs.

Hamada Shisoru
 

Der Name kam ihm bekannt vor und als er die laute Stimme Kirins hörte, die Shisoru anfeuerte, wusste er, dass es der Kerl in Kirins Team war. Die beiden stellten sich gegenüber auf und sahen sich ernst an. Auch wenn jeder, der Naruto kannte, wusste, wer gewinnen würde, war die Stimmung dennoch angespannt. Der Jo-Nin mit dem überlangen Stäbchen im Mund, das immer länger zu werden schien, gab das Startzeichen und trat einen Schritt zurück. „Fangt an!“ Und kaum hatte er diese beiden Worte ausgesprochen, stürmten die beiden Ge-Nins aufeinander zu.
 

„Was macht er denn da?“ fragte Sakura rhetorisch und umklammerte das Geländer ein wenig fester. Als sie Sasukes fragenden Blick bemerkte, erklärte sie: „Naruto ist im Nahkampf nicht so richtig gut. Er hat sich mehr auf seine Kagebunshins spezialisiert und macht damit seine Kombi Attacken. Aber ohne diese Bunshins kann er keine seiner Tai-Jutsus anwenden. Du weißt doch, dass er zum Beispiel das Uzumaki Naruto Rendan hat. Dazu benötigt er aber drei oder vier Kagebunshins. Das ist furchtbar dumm von ihm.“
 

Naruto raste auf Shisoru zu, doch als dieser zum Schlag ausholte, wich er aus und rannte genau an ihm vorbei. Er sprintete bis zur Wand, erzeugte während des Laufens vier Kagebunshins, die sich mit ihm an der Mauer abstießen und mit einem übermenschlichen Tempo auf den Gegner zurasten.

Shisoru wollte ausweichen, schaffte es sogar bei zwei der fünf Narutos, doch der dritte versetzte ihm einen Hieb in den Magen, der vierte einen Tritt aufs Schienbein und der fünfte eine Schlag ins Gesicht. Blutend und nach Luft ringend fiel Shisoru rückwärts zu Boden und verweilte dort für zwei Sekunden. Als er aufstehen wollte, spürte er plötzlich fünf Fußtritte, die ihn endgültig zu Boden rangen.

„Der Sieger ist: Uzumaki Naruto!“, verkündete der Jo-Nin, dessen Stäbchen plötzlich wieder ein wenig kürzer geworden war.

„Gratuliere, aber das war klar, dass du gewinnst“, sagte Sakura freudig und umarmte Naruto, was ihr einen etwas neidvollen Blick von Hinata bescherte. Diese ging langsam zu der Gruppe und zupfte an Narutos Ärmel. Er wurde von Sakura losgelassen, die Sasuke ein paar Schritte zurückzerrte und so tat, als redete sie mit ihm über die nächste Runde. „Und, wer glaubst du, kommt nun dran?“

„Sei leise, ich will das hören!“ Er deutete auf Naruto, der seine Mühe damit hatte, Hinata vor der Ohnmacht zu bewahren. Dafür stieg ihm Sakura auf den Fuß. „Was denn?!“ Sie seufzte nur und beobachtete Hinata und Naruto aus den Augenwinkeln.
 

„Naruto-kun…ich wollte…dir…also…ähm…“

„Ja, danke! Der Kampf war echt toll. Ich find es echt klasse, dass du mir gratulieren willst, danke, Hinata-chan!“

Doch genau das Suffix brachte Hinata dazu, ohnmächtig umzufallen. Bevor sie auf dem kalten Boden aufprallte, spürte sie Narutos Hände unter sich, der sie aufgefangen hatte. „Er hat…mich Hinata-chan genannt…“, hörte er sie nur mehr wispern, dann war sie vollkommen weg von dieser Erde.

Indes erschienen zwei neue Namen auf der Anzeigetafel.
 

Sasako Hideaki

vs.

Yamashita Shizuko
 

„Kennst du die?“, fragte Sasuke, doch Sakura schüttelte nur den Kopf. „Bin gespannt, was die draufhaben.“ Der Kampf versprach anfangs viel, denn die beiden Kontrahenten – wobei Hideaki aus Suna kam und Shizuko eine Kunoichi aus Taki war – sahen beide ziemlich stark aus. Doch sobald sie eher schlapp und langsam aufeinander zustürmten, ließen alle den Kopf hängen. Dieser Kampf hatte zwar viel versprochen, aber er hatte sein Versprechen nicht im Mindesten gehalten.

Während Shizuko auf Hideaki zustürmte, hielt dieser an und warf drei Kunai auf sie, denen sie mehr durch Glück als Können ausweichen konnte. Sie antwortete mit ein paar Shuriken und einem normalen Bunshin, der an ihm vorbeilief und ihn von hinten festhielt. Kurze Zeit später konnte Hideaki diesen mit einem Fußtritt verpuffen lassen und zog nun einen weiteren Kunai, mit dem er auf die Kunoichi zustürmte. So entstand ein mittel spannendes Waffengefecht, denn auch sie hatte einen Kunai gezogen, mit dem sie abwehrte und teilweise angriff.
 

„Kann das nicht endlich aufhören?“, maulte Naruto, der neben Hinata saß und, auf Sakuras Anweisung, ihre Hand hielt. „Das tut doch der Seele weh, wenn solche Kinderkämpfe stattfinden.“

„Deiner war auch nicht besser, Gummibärchen“, antwortete Sasuke kurz und gähnte gelangweilt.

„Nenn! Mich! Nicht! So! Snoopy!“, feuerte Naruto ihm entgegen und spürte einen leichten Händedruck von Hinata. Anscheinend war sie durch sein Gebrüll aufgewacht. Sie sah an sich herab und als ihr Blick an ihrer Hand hängen blieb, die von Naruto gehalten wurde, verließ sie das Reich der Wachen wieder. „Hinata-chan? Hinata-chan? Hinata-chan! Verlass mich nicht!“, heulte Naruto plötzlich und drehte sich zu Sasuke um. „Sieh was du angerichtet hast, Snoopy!“

„Ich? Das warst du!“, fauchte dieser zurück und wandte sich ab.

„Jungs?“

„Klappe, Barbie!“

Äußerlich unberührt fuhr Sakura fort. „Schaut mal, die sind fertig.“

Der Jo-Nin hob seine linke Hand. „Der Gewinner ist Sasako Hideaki!“

Shizuko wurde von zwei Medic-Nin abtransportiert und nun war die Kampffläche wieder frei für die nächsten beiden, denn die Anzeigetafel hatte schon die nächsten Namen angezeigt.
 

Kai Tamiko

vs.

Judo Kouki
 

Naruto hielt noch immer Hinatas Hand, da ihn Sakura bei jedem Versuch, sie loszulassen, böse angesehen hatte. Es war ihm ja nicht unangenehm, er mochte Hinata, aber der Kampf war nun einmal auch spannend, zumindest hoffe er es. Ein kleiner Lichtblick war ja immer noch da.

„Wieder zwei, die wir nicht kennen. Das ist echt komisch. Es sind die Hälfte hier Konoha-Nin, aber gekämpft hat bisher nur einer.“ Sakura setzte sich neben Naruto. „Snoopy, ruf mich, wenn was Spannendes passiert.“

Sasuke überging den Spitznamen, den er ihr ja zu verdanken hatte, und nickte nur. Doch es gab keine Möglichkeit, sie zu rufen. Beziehungsweise keine Notwendigkeit. Das Einzige was passierte, war eine Riesenflutwelle, die sich aber leider nur als recht gut gelungene Gen-Jutsu herausstellte, bevor er Sakura rufen konnte, was er eigentlich sowieso nicht getan hätte. Ansonsten verlief der Kampf fast ausschließlich in halbherzigem Tai-Jutsu. Und ehe sie sich versahen – es sah sowieso kaum jemand zu – hatte Tamiko, die laut ihres Stirnbandes aus Taki-Gakure kam, Kouki zu Boden geschlagen. Der war anscheinend nur zu faul um wieder aufzustehen, denn nachdem der Prüfer verkündet hatte, dass Tamiko gewonnen hatte, stand er auf und ging ein wenig missmutig aus der Arena.
 

Sakura war wieder aufgestanden um Naruto mit Hinata alleine zu lassen, da diese anscheinend wieder aufwachte. Sie hatte ihm davor noch schnell gesagt, dass er es jetzt endlich tun sollte, aber was sie damit gemeint hatte, wusste er nicht. Als sie nun neben Sasuke stand, wieder einmal, seufzte sie. „Der Typ raubt mir den letzten Nerv.“

„Wieso musst du denn immer Amor spielen, Barbie?“

„Nenn mich bitte nicht so, Snoopy, du kannst das ja auch nicht leiden.“

„Aber Barbie ist doch so ein schöner Name, Barbie!“ seine Stimme hatte einen süßlich hohen Klang, der Sakura eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

„Dann tauschen wir, wenn er dir so gut gefällt, Barbie, mir gefällt nämlich Snoopy besser!“

„Was?! Nein!“

„Dann ist es beschlossene Sache!“ Sie grinste fröhlich. Das hatte gesessen, jetzt musste sie nur mehr Naruto Bescheid sagen. Doch ehe sie das tun konnte, las sie die nächsten beiden Namen und hustete überrascht.
 

Midari Sakura

vs.

Akira Ryota
 

„Noch eine Sakura, oh mein Gott!“, schnarrte Sasuke und klatschte sich die Hände auf die Stirn.

„Klappe, Barbie!“

„Du bist hier die Barbie, Barbie!“

„Nein. Du bist die Barbie, Barbie!“

„Ich bin Snoopy!“

„Barbie!“

„Snoopy!“

„Barbie!“

„Snoopy!“

„Snoopy!“

„Barbie!“

„Gewonnen, Barbie!“, jubelte Sakura und klatschte fröhlich wie ein kleines Kind. „Juhu! Ich habe gewonnen! Du hast verloren!“ In ihrem Freudentanz wurde sie von Ino unterbrochen, die sie an ihrem Arm wegzog. „Ino? Was ist los?“, fragte Sakura, als Ino sie losgelassen hatte. Die Blondine sah sehr ernst und traurig aus.

„Sakura…ich habe…ich muss mit dir reden.“ Ino standen schon Tränen in den Augen, als sie fortfuhr: „Ich habe diese Keiko in Hinatas Team gesehen. Mit Shikamaru. Er…sie…sie standen nach der ersten Runde zusammen. Während uns die ganzen Sicherheitsvorkehrungen vor dem Todeswald erklärt wurden, da ist er plötzlich aufgetaucht und sie sind weggegangen.“

„Und du bist hinterher?“ Sakura sprach leise und gefühlvoll. Sie wusste, dass etwas Schreckliches vorgefallen war. Zumindest schrecklich für Ino.

„Ja…und sie haben angehalten. Dann hat er ganz leise geredet, aber ich hab es trotzdem verstanden…Shikamaru meinte etwas von einer Heirat und dass seine Eltern das angeordnet hätten.“

„Ino, das muss nicht heißen, dass er sie liebt!“

„Aber er hat sie geküsst!“ Sie schluchzte schwer. „Nachdem er ihr erklärt hat, dass er dem Willen seiner Eltern folgen wird…da hat er sich zu ihr runtergebeugt und hat sie geküsst…einfach so…“ Sie brach nun vollkommen in Tränen aus und spürte Sakuras Arme um sich, die sie hin und herwiegten.

„Ino, solange der goldene Ring nicht an ihrem und seinem Finger steckt, solange ist noch nichts verloren, okay? Wo bleibt die coole, lustige, ehrgeizige Ino, die sich nichts gefallen lässt? Du gibst doch sonst nie so schnell auf! Kämpfe einfach um seine Liebe…und vor allem: gib nicht einfach auf. Versprichst du mir das?“ Sakura machte eine Pause und fragte sich, wie sie plötzlich in diese seltsame Situation geraten war und vor allem woher sie diese Worte hatte. Das hörte sich sehr nach einer Soap an. „Solange er nicht gesagt hat „Ja, ich will“, solange gibt es noch Chancen für dich.“ Sie wischte Ino eine Träne aus den Augen und umarmte sie noch einmal freundschaftlich.
 

„Sakura! Sakura! Komm schnell!“, schrie Naruto aufgeregt, der Hinata ohnmächtig liegen gelassne hatte und weit über das Geländer gebeugt dastand. Sie drehte der Stimme den Kopf zu und sah Naruto aufgeregt wirken.

„Okay, Ino, ich gebe dir nun einen Rat, den mir meine Mutter einmal gegeben hat. Wenn du weinen willst, wein. Wenn du lachen willst, lach. Wenn du schreien willst, schrei. Verstanden? Vorhin hat man dir auch nichts angemerkt.“

„Also, soll ich…einfach ich selbst sein?“

„So ungefähr, ja.“ Sie lächelte noch einmal und lief dann schnell zu Naruto, der gebannt auf den Kampf starrte.
 

Midari Sakura stand unten in der Kampfarena und hatte nicht einmal einen Kratzer, während ihr Gegner schwer keuchend dastand und zahlreiche Wunden aufwies. Sie sah leicht gelangweilt aus und starrte auf ihre Nägel. Ihr Gegenüber, der Kerl aus Kusa-Gakure, versuchte mühvoll auf den Beinen zu bleiben, doch sein ganzer Körper zitterte schon vor Erschöpfung.

Soweit sich Sakura erinnern konnte, war diese andere Sakura aus Suna. Zumindest hatte sie einen kurzen Blick auf ihr Stirnband erhascht, das sie, wie die wenigsten, wirklich als Stirnband gebrauchte. Ihre Hände schlossen sich ein wenig fester um das Geländer, als sie eine unbekannte Fingerzeichenkombination aus zwei Zeichen sah. „Tiger und Schlange? Was will sie denn damit?!“ flüsterte sie sich selbst zu und dachte angestrengt nach, doch diese Kombination kannte sie nicht.

Sekunden später wurde ihre Frage beantwortet. Eine etwa zwei Meter hohe Illusion erhob sich hinter der kämpfenden Sakura; es war eine Schlange.

Sakura sah zu Sasuke, der ebenfalls sichtlich geschockt war, es aber nicht so zeigte wie sie selbst. Was hatte dieses Mädchen vor? Und wieso hatte sie eine Schlangenillusion geschaffen?

Sasuke schüttelte ungläubig den Kopf. „Das…das ist kein Gen-Jutsu. Aber auch keine Kuchiyose Technik.“

„Aber was ist es dann?“, wollte Sakura vom Geschehen gebannt wissen.

„Ich weiß es nicht, aber es ist seltsam…“
 

Das rothaarige Mädchen, das sich Sakura nannte, schloss für einen Moment die Augen und riss sie dann auf. Mit ihren Augen riss sie auch die Arme in die Höhe und winkelte die Handflächen flach ab. Auf diesen sammelte sich eine kleine Menge Chakra, das hellblau erstrahlte und schlussendlich nach oben schoss, wo es sich auflöste.

Blitzschnell stieß die Schlange hervor und umwickelte den geschockten Ryota. Sie drückte fest zusammen und man konnte sehen, wie sie hell leuchtete. Das Leuchten stellte sich allerdings als Ryotas Chakra heraus, das in die Schlange überging. Nach etwa einer halben Minute ließ die Schlange den Kusa-Nin los und der halbtote Körper fiel lautstark auf den Steinboden.
 

Sakura schluckte. Es war eine beeindruckende Technik und die Tatsache, dass es eine Schlange war, besorgte sie sehr. Sie dachte immer, dass Schlangen ein Zeichen Orochimarus waren, doch anscheinend benutzten es auch andere Ninjas. Die Möglichkeit, dass Orochimaru seine Finger im Spiel hatte, zog sie gar nicht in Erwägung. Das durfte nicht sein.
 

Shikamaru stand gelangweilt ein wenig abseits der anderen Jo-Nin. Sein Vater hatte ihn dazu verdonnert, hier zuzusehen, damit er lernen konnte. Tsunade hatte etwas widerwillig zugestimmt und das erste Mal in ihrer Amtszeit war Shikamaru nicht froh, dass sie etwas genehmigte. Vor allem wurde er von den älteren Ninjas als Bote missbraucht, der die Teilnehmer holen und den ganzen anderen Mist machen musste. Es war zum Verzweifeln. Er sah auf den großen Monitor und sein Gesicht zeigte einen Anflug von Lächeln. Der nächste Kampf versprach zumindest etwas von strategischem Handeln.
 

Uchiha Sasuke

vs.

Shinji Yori
 

Sasuke dankte dem lieben Gott, dass er nun endlich drankam und ging gelassen die Stiegen hinunter. Er hörte Sakura, wie sie ihm viel Glück wünschte und Naruto, wie er mit ihr diskutierte, dass er endlich Hinatas Hand loslassen durfte.

Als er unten angekommen war, musste er fast lachen. Sein Gegner sah ziemlich schwach aus. Schmächtig, eine Brille, fettige Haare und klein. Er konnte es nicht fassen. Er war doch nicht so schwach um gegen diese Jammergestalt ernsthaft kämpfen zu müssen. Doch was sein musste, musste sein. Vielleicht stellte sich dieser Yori als passabler Gegner heraus, was er eigentlich bezweifelte, wenn er ehrlich war.

Der Prüfer hatte das Signal gegeben, und noch während er die Hand senkte, warf Yori, dessen Stirnband eindeutig aus Kusa war, zwei Kunai auf Sasuke, der diesen allerdings mit einem Seitwärtsschritt auswich, die Hände immer noch in den Hosentaschen vergraben. Er würde seine Hände wohl nicht brauchen, wenn Waffentechnik das Einzige war, was dieser Kerl konnte. Yori hatte inzwischen seinen zweiten Schachzug vorbereitet und schmiss nun mit drei Shuriken, die an dem Uchiha vorbei flogen, ohne dass er auswich. Sasuke wollte gerade sein altbekanntes Tz hören lassen, als er plötzlich einen dünnen Faden um seinen Oberkörper spürte, der ihn wuchtig nach hinten riss. Zwei der Shuriken blieben in der Wand stecken und hefteten ihn somit auch daran.

„Verdammt. Damit habe ich nicht gerechnet“, zischte Sasuke erbost und versuchte sich zu befreien.

„Vergiss es, Uchiha! Das ist ein unzerstörbarer Faden!“, lachte Yori höhnisch und zückte einen Kunai, mit dem er auf den Angepinnten zulief.

„Unzerstörbar? Tz!“, meinte dieser nur, presste sich an die Wand und hielt die Luft an. Der Kunai flog nun geradewegs auf ihn zu und blieb dort in der Wand stecken, wo vor einer halben Sekunde noch sein Kopf gewesen war. Sasuke war elegant an der Wand hinuntergeglitten und einfach unter dem unzerstörbaren Faden durchgeschlüpft. „Der unzerstörbarste Faden ist nicht unbezwingbar, klar?“ Er aktivierte sein Sharingan und verschwand.

Yori blickte sich hektisch um. Damit hatte er nicht gerechnet. In seinen Gedanken war er nun schon der Sieger. Sasuke tauchte plötzlich hinter ihm wieder auf und machte sich nur durch einen lauen Luftzug bemerkbar. Er wollte gerade den letzten und auch ersten Schlag ausführen, als er plötzlich zwei Stimmen über sich hörte.

„Du schaffst das, Barbie!“ Anscheinend hatte Sakura Naruto über den Spitznamenwechsel in Kenntnis gesetzt und ihn überzeugt. Sie standen auf alle Fälle beide mit erhobenen Händen nahe beim Geländer und feuerten ihn mit diesem grässlichen Spitznamen an.

„Klappe! Alle beide!“, schrie er wütend nach oben. Humor in allen Ehren, aber das war ja auch wirklich etwas Ernstes. Durch die Zwischenrufe konnte sich Yori allerdings orientieren und hatte sich im letzten Moment unter Sasukes Schlag weggeduckt, was ihm aber herzlich wenig half, denn ein Tritt in die Magengegend ließ ihn rückwärts taumeln und zu Boden fallen, wo er liegen blieb. Sasuke wurde zum Sieger erklärt und ging zornig wieder zu Sakura und Naruto, die sich hinter Neji versteckt hatten. Allerdings kam er nicht dazu, seine Wut auszulassen, denn der nächste Kampf versprach ein wenig Lächerlichkeit.
 

Rock Lee

vs.

Moegi
 

Ja, man konnte sagen, dass es lächerlich war. Für das, dass Lee es locker mit Naruto aufnehmen konnte und Moegi eine Anfängerin war, die etwa Sakuras früherem Stand entsprach, war es mehr als nur lächerlich. Eine Art Witz des Himmels, der ihnen allen ein flüchtiges Lächeln ins Gesicht wischte. Lee war zwar noch nicht in Höchstform, aber immerhin könnte er Naruto schon ein paar Minuten in Schach halten.

Moegi war ein wenig ängstlich und auch Konohamarus und Udons aufmunternde Zwischenrufe konnten ihr den Bammel nicht nehmen. Sakura wollte ja nicht wissen, wie sie damals bei dieser Prüfung ausgesehen hatte. Ihre Aufgabe bestand eigentlich sowieso nur aus Ohnmächtigsein, Schreien und Weinen. Sie schüttelte den Kopf. Das gehörte hier nicht hin!

Zwischen Moegi und Rock Lee hatte sich sogar schon ein wenig Spannung aufgebaut, wobei diese genau genommen lediglich aus Moegis zitternden Knien bestand. Der Prüfer gab das Zeichen zum Start.

„Fangt an!“

Während Moegi nur zu Tode geängstigt dastand, seufzte Lee enttäuscht. Er hatte sich eigentlich einen besseren Gegner wie Sasuke oder Neji gewünscht, doch da konnte man jetzt nichts mehr machen. „Hör zu, Kleine“ sagte er lächelnd. „Ich habe keine Lust dir wehzutun, also gib lieber auf.“

Sie nickte und hob die Hand. „Ich, Moegi, gebe auf!“, schrie sie mit winzigen Tränen in den Augen. Dabei wirkte Lee gar nicht so furchterregend. Aber sie hatte ihn wahrscheinlich einmal kämpfen sehen. Teils niedergeschlagen, teils erleichtert ging Moegi den Gang entlang, der zu den Verlierern führte. Lee begab sich enttäuscht wieder hinauf zu Neji und TenTen, die ihm ihr Mitleid aussprachen.
 

„Der Arme“, sagte Sakura. „Ich kann mir vorstellen wie es ist, wenn man nicht gescheit kämpfen kann. Ich hoffe nur, ich bekomme einen starken Gegner wie Neji oder diese Kirin!“

Sasuke zupfte an ihrem Rockoberteil. „Stark genug?“
 

Hyuga Hinata

vs.

Haruno Sakura
 

Sakura schluckte. Jeder, nur nicht Hinata. Diese war vor ein paar Minuten aufgewacht und hatte sich wieder zu Shino und Keiko gestellt, die ihr aufmunternd zusprachen.

„Naruto, du brauchst mir nicht viel Glück zu wünschen“, sagte Sakura trocken und sprang leicht bedrückt über das Geländer nach unten. Sie hatte den anderen den Rücken zugewandt, da ihr Hinata nun gegenüberstand. Auf einmal hörte sie eine Stimme hinter sich, die sie dazu bewegte, sich umzudrehen. „Viel Glück, Sakura!“ Sie konnte Hinatas Blick förmlich auf sich spüren, doch dieser wurde abrupt freundlicher, als Naruto der Hyuga zuzwinkerte und den Daumen nach oben streckte.

„Fangt an!“, ertönte die Stimme des Prüfers, dessen Stäbchen wieder gewachsen war.

Die beiden Mädchen sahen sich an. Sie waren sich in der letzten Zeit näher gekommen, freundschaftlich. Zwar konnte von bester Freundschaft keine Rede sein, aber da die Anzahl der weiblichen Jung-Shinobi sehr begrenz war, mit denen man über Kunoichi Kram reden konnte, verstanden sie sich alle recht gut.

„Hinata-chan, wir sind Freundinnen. Aber wir sind auch Shinobi.“

„Ich weiß. Wir sind für die Dauer des Kampfes keine Freundinnen, sondern Gegner. Ich werde mich nicht zurückhalten. Und du?“

„Ich habe schon das letzte Mal versaut und das wird nicht noch einmal passieren!“

„Das Gleiche gilt für mich, Sakura-chan.“

Sakura blieb stehen, als Hinata auf sie zu rannte. Sie war inzwischen so stark, okay, man konnte es auch als arrogant bezeichnen, dass sie nie den ersten Schritt machte. Außerdem genoss sie das Kämpfen und hatte keine Lust, so schnell aufzuhören. Aber bei Hinata war das anders. Sie war ihre Freundin und deswegen war Sakura nicht daran interessiert, ihr unnötig wehzutun. Es war von vornherein klar, dass Sakura hier die Nase vorne hatte.

Hinata war im Nahkampf gut, sie konnte mit ihrem Byakugan die Keirakukei verstopfen. Wenn sie zwei bestimmte traf, dann würde sich Sakura für ein paar Minuten nicht mehr bewegen können, aber es würden keine bleibenden Schäden bleiben. Das erste Keirakukei lag in der Wadengegend des linken Beins, das andere am linken Handknöchel.

„Byakugan!“, schrie Hinata im Laufen, doch ihr kamen erste Zweifel. Als sie Sakura das erste Mal bei dieser Prüfung kämpfen gesehen hatte, war sie relativ schwach. Sie konnte von allem ein bisschen etwas. Doch nun hatte sie sich auf Tai-Jutsu spezialisiert und war im Nahkampf besser als Hinata. Das war ein großer Nachteil. Bevor se also einen Treffer auf einem der Keirakukei landen konnte, würde Sakura sie schon lange einbetoniert haben. Doch nun war nicht die Zeit für Selbstzweifel.

Sakura hingegen war es nur recht, dass Hinata anscheinend auf den Nahkampf zählte. Sie wich einem Schlag aus, sprang in die Luft und entging somit einem Tritt. Erst würde sie ausweichen, damit Hinata durch das Byakugan und die Angriffe Chakra verlieren würde. Und dann war alles viel einfacher.

„Kämpfe anständig!“, brüllte Hinata. Sie war wütend, und auf einmal wusste Sakura wieder wieso. Wieso war ihr das nicht vorhin schon eingefallen? Hinata sah in Sakura noch immer eine Rivalin.

„Das tue ich!“, schrie Sakura zurück und landete schwer auf dem Boden, der einen kleinen Riss bekam. Sie richtete sich auf und holte zum Schlag aus, dem Hinata allerdings mehr schlecht als recht auswich. Mit dem Byakugan kämpfte es sich eigentlich nicht so gut, denn es brauchte viel zu viel Chakra.

Ein Schlagabtausch folgte, für Sakuras Verhältnisse sehr halbherzig. Hinata wurde zunehmend durch ihr Kekkeigenkai schwächer. Und während sich Sakura dem Goken widmete, versuchte Hinata noch immer ihr Glück mit Juken. Der Kampf dauerte etwa fünf Minuten. Ab und zu flog eine spärliche Portion Wurfgeschosse, dann wurde wieder nah gekämpft. Sakura konnte keinen Treffer landen, denn Hinata wich dauernd aus. Doch sie wurde langsamer. Einzelne Schweißtropfen hatten sich schon auf ihrer Stirn gebildet und auch sonst konnte sie nur schwer atmen. Die Hyuga war stark, doch das Byakugan war nicht für einen lang dauernden Kampf geschaffen. Es war ein wenig töricht von ihr, dass sie ihr Bluterbe die ganze Zeit aktivierte. Doch etwas anderes konnte sie nicht, zumindest nicht so gut, als dass es etwas gegen Sakura genützt hätte.
 

Naruto stand weit über das Geländer gelehnt. Es war einer der spannendsten Kämpfe, denn erstmals in diesem Chu-Nin Examen trafen zwei starke Gegner aufeinander. Wohl wahr, es waren einige starke Ninjas hier, doch bisher hatten die wirklich starken nur gegen relativ schwachen Gegner gekämpft.

Sasuke und Naruto und auch alle anderen wussten, dass Sakura gewinnen würde. Sie war im Nahkampf fast perfekt und Hinata brauchte den Nahkampf, um die Wirkung ihres Kekkeigenkais zu nutzen. Dass die Hyuga-Erbin noch immer stand, grenze an ein Wunder. Anscheinend war sie ein wenig flinker als die Zuseher es ihr zugetraut hatten.
 

Sakura war leicht erschöpft. Hinata war besser als sie gedacht hatte. Doch bisher hatte sie normal gekämpft, immerhin wollte sie sie ja nicht töten. Nun aber hatte sie genug. Sie wich einer Attacke auf ihren Knöchel aus und sprang zwei Meter in die Höhe. Hinatas Blick wanderte mit ihr und senkte sich wieder, als sie schnell nach unten kam und Sakura ihr Bein ausstreckte. Sie traf Hinata mit dem Unterschenkel auf der Schulter und konnte sehen, wie sie zu Boden ging. Blitzschnell rammte sie ihre Faust in Hinatas Magen, als sich diese noch im Fall befand und beschleunigte sie somit. Lautstark krache Hinata zu Boden und blieb regungslos mit geschlossenen Augen liegen, bis sie von zwei Medical-Nins abtransportiert wurde.
 

„Die Siegerin ist Haruno Sakura!“
 

Sie ging etwa erschöpft die Treppe hinauf und stellte sich seufzend zu ihren beiden Teamkollegen. „Entschuldige, Naruto. Aber das musste sein.“ Er nickte nur und sah wieder auf die Tafel.
 

Konohamaru

vs.

Ochiho Naoki
 

Der ehrenwerte Enkel durfte also als nächstes kämpfen. Naruto musste grinsen. Er wollte unbedingt wissen, wie stark Konohamaru geworden war. Er versprach sich viel von dem Kampf, doch dann sah er Shikamaru gelangweilt seufzen. Anscheinend hatte er eine gewisse Ahnung.

Der Kampf begann als der Prüfer das Signal gab und man konnte Konohamaru ausmachen, der in beachtlichem Tempo auf Naoki zustürmte, der noch dabei war sein Taki Stirnband zurechtzurücken. Konohamaru holte aus und schlug mit voller Kraft in sein Gesicht, doch er rührte sich keinen Millimeter, machte nicht einmal den Anschein, als hätte er Schmerz empfunden. Der Ge-Nin zog seine Hand aus Naokis Gesicht und riss die Augen weit auf. Es fing an zu bröckeln. Sekunden später war nur mehr ein Steinhaufen am Boden zu sehen.

Ein ohrenbetäubendes Tosen lenkte Konohamarus Aufmerksamkeit nach hinten. Dort stand Naoki und hinter ihm baute sich ein riesengroßer Steinhaufen auf, der urplötzlich auf ihn zuschoss und seinen Körper umschlang. Konohamaru schrie auf und versuchte sich aus dem Steinhaufen zu befreien, doch als er nach einer Minute immer noch nicht frei war, wurde Naoki zum Sieger erklärt.
 

Naruto seufzte leicht enttäuscht. Er hatte sich mehr erwartet, aber die Steinkunst von diesem Naoki hatte ihn schwer beeindruckt. Er wandte sich samt seinen Teamkollegen wieder dem Monitor zu.
 

Aburame Shino

vs.

Udon
 

Anscheinend war Konohamarus Team nicht wirklich vom Glück verfolgt, denn Shino war ein starker Gegner, ebenso wie Lee und Naoki es gewesen waren. Der braunhaarige Junge ging leicht lethargisch in die Kampfarena und stand nun vor Shino.

„Ich gebe auf“, sagte er schlicht, nachdem er die Hand erhoben hatte. Eine kluge Entscheidung, wie die meisten fanden. Sämtliche Konoha-Nin wussten, was mit dem Gegner vor einem Jahr passiert worden war. Und Udon konnte seine Arme wohl noch gebrauchen. Ein enttäuschtes Raunen ging um und langsam fragten sich alle wo die Spannung und die taktischen Schachzüge waren, die letztes Mal regiert hatten. Anscheinend hatte die ganze Generation an Shinobi auf einen schnellen, brutalen Sieg oder auf ein Bluterbe gesetzt. Die Tafel spuckte währenddessen die nächsten beiden Gegner aus.
 

TenTen

vs.

Kawato Masaru
 

Masaru ging nach unten. Er sah mit seiner Rasierstoppelglatze schon aus wie ein Frauenhasser, doch Sakura wollte sich da nicht sofort festlegen, was sich aber schlagartig nach seinem ersten Satz änderte.

„Oh Mann, ein Mädchen! Das wird einfach!“

„Halt die Klappe und kämpfe“, sagte TenTen nur tonlos und wartete auf das Zeichen des Jo-Nins.

„Fangt an!“

Sie ging anscheinend sofort aufs Ganze und zückte eine der Schriftrollen, die an ihrem Gürtel befestigt waren. Ohne das Gesicht zu verziehen biss sie sich in den Finger und drückte ihren Daumen auf das Papier. Ein paar hundert Waffen erschienen und rasten in Höchstgeschwindigkeit auf Masaru zu. Es sah so aus, als ob sie ihn mit voller Kraft treffen würden, doch wenige Zentimeter vor seinem Körper stoppten die Wurfgeschosse wie durch Zauberhand und fielen mit einem unverwechselbaren metallischen Geräusch zu Boden.

TenTen stutzte. Sie sah ihre Waffen, verteilt auf dem Steinboden der Arena, und suchte nach einer Erklärung. Und dann sah sie es. Eine transparente Barriere, genau da wo die Waffen zu Boden gefallen waren. Man sah sie kaum, nur wegen dem leicht gelblichen Glanz hatte sie sie erkannt. Doch plötzlich war Masaru weg. Sie blickte sich hektisch um und suchte nach ihrem Gegner.

„Verdammt, versteck dich nicht!“, schrie sie und drehte sich um. Just in diesem Moment tauchte er vor ihr auf und rammte TenTen seinen Ellenbogen in den Magen. Er zog die Faust hinauf und schlug mit den Knöcheln direkt in ihr Gesicht. Die Kunoichi drehte sich noch im Fall und zog Masaru mit sich. Mit letzter Kraft rammte sie ihren Fuß in seinen Bauch und verlor das Bewusstsein.

„Unentschieden!“ schrie der Jo-Nin, dessen Stäbchen nun gewaltige Ausmaße angenommen hatte.
 

„Was hat er gemacht? Wieso sind die Waffen plötzlich runter gefallen?“, fragte Naruto und sah Sakura an.

Sie überlegte kurz und zuckte dann die Schultern. „Keine Ahnung, aber TenTen hat es anscheinend erkannt. Interessant. Der Kerl ist schnell und hat anscheinend eine Art Magnetfeld um sich oder eine Barriere.“ Sie sah immer noch nachdenklich auf den Monitor.
 

Murakami Michiyoko

vs.

Hyuga Neji
 

„Okay, langsam wird es langweilig“, beschwerte sich Sasuke und ließ sich an der Wand hinunter gleiten. Er musste nicht zusehen um zu wissen, was jetzt kommen würde.

Keine Sekunde nach dem Startzeichen stand Neji vor Michiyoko und hatte sein Byakugan aktiviert. Unsagbar schnell hatte er drei Keirakukei getroffen und man sah Michiyoko zu Boden fallen.

„Langweilig!“ buhte Naruto und setzte sich neben Sasuke. Sakura sah zurück und schüttelte leicht den Kopf. Ihre beiden Jungs waren echt seltsam. Sie wandte ihren Kopf wieder dem Monitor zu.
 

Yamanaka Ino

vs.

Tai Keiko
 

Dieser Kampf könnte interessant werden. Nicht kämpferisch, eher wegen dem persönlichen Konflikt der beiden. Ino war wohl stark, aber diese Keiko sah auch nicht gerade schwach aus.

„Keiko, ich sage es dir nur ein Mal: Lass. Die. Finger. Von. Shikamaru“, sagte Ino ruhig und verengte die Augen zu Schlitzen.

„Ino“, begann Keiko mit leiser Stimme. Man könnte meinen, dass eine zweite Hinata vor ihr stand. „Ich hatte nicht die Absicht, euch beiden in die Quere zu kommen, aber meine Eltern haben vor Jahren mit Shikamaru-sans Eltern einen Vertrag geschlossen. Und wir lieben uns.“

Mehr brauchte Ino nicht. Sie raste auf Keiko zu und schlug mit ihrer Faust direkt in Keikos Gesicht. „Halt deine Klappe!“ Ihr standen Tränen in den Augen, als sie noch einmal zuschlug und einen Fußtritt nachpfefferte. „Was weißt du schon von Liebe?!“ Keiko machte nicht den Anschein, als ob sie sich wehren wollte. Noch nicht. Sie machte sich nicht einmal die Mühe auszuweichen, als eine Welle von Schlägen und Tritten auf sie zukam. Ino liefen nun bei jedem Schlag neue Tränen im Gesicht herunter; sie steigerte sich zu sehr in diesen Kampf hinein.

„Ino-san! Ich liebe Shikamaru genauso wie du!“ Die Angeschrieene hörte für einen Moment auf, Keiko zu attackieren. Sie wollte doch gar nicht so ausrasten. Shikamaru sollte doch gar nicht wissen, dass sie ihn mochte. „Also hör auf mir etwas von Liebe zu erzählen!“, schrie Keiko erneut und holte zum Schlag aus.
 

Sakura schloss die Augen und wandte den Kopf unnötiger Weise ab. Sie hörte nur mehr Inos schmerzvollen Schrei und einen Körper an die Wand krachen. Ab diesem Zeitpunkt konnte sie einem Schlagabtausch folgen, dann kam ein Waffenkampf und dann wieder ein waffenloser Nahkampf. Als sie ihre Augen wieder nach etwa fünf Minuten öffnete, saß Ino bewusstlos an der Wand gelehnt, sie war anscheinend dagegen geknallt und daran hinunter gerutscht. Zaghaft ging Keiko die Treppen hinauf; sie war sichtlich aufgewühlt. Alle Blickte wanderten wieder zu der Anzeigetafel.
 

Akimichi Choji

vs.

Shinji Narito
 

Es ging also langweilig weiter. Choji hatte noch nie wirklich etwas Außergewöhnliches draufgehabt und außer seiner Baika no Jutsu war da nichts Großartiges zu sehen. Sakura setzte sich nun zu ihren beiden Teamkollegen und seufzte genervt.

„Diese Prüfung nimmt komische Ausmaße an…“, sagte Sasuke und schloss die Augen. „Weckt mich, wenn wir hier fertig sind.“ Der Kampf dauerte zum Glück nicht lange und bald stand ein Unentschieden fest. Gelangweilt sah sie zur Tafel und sah dann zu Boden. Wieder zwei, die sie nicht kannte. Wieso hatten es eigentlich so viele untalentierte Ge-Nins bis hierher schaffen müssen?
 

Araki Kazuko

vs.

Saito Nanami
 

Dieser Kampf dauerte ebenfalls nicht lange und war so unwichtig, dass ihn die Autorin gar nicht erst beschrieb. Am Schluss stand es unentschieden und die nächsten zwei, die zum Glück auch die letzten zwei waren, wurden angezeigt.
 

Amori Kirin

vs.

Arai Masuyo
 

Die drei richteten sich wieder auf. Der Kampf dauerte nicht lange, denn keine Millisekunde nach dem Startzeichen lief Masuyo auf Kirin zu. Sie machte einen Schritt nach links und wich lässig aus. Doch das war noch nicht alles. Sie streckte den linken Arm weg und holte aus. Masayu flog in hohem Bogen gegen die Wand, die über fünf Meter weit weg war.

Sakura staunte. „Das…das ist stark…“

„Da kannst du einpacken, mit deinen Häschenschlägen“, stimmte Sasuke zu, doch seine Stimme klang eher besorgt als beleidigend.

Kirin war inzwischen bei ihrem Gegner angelangt und rammte ihm ihre Faust ins Gesicht. Masayu spuckte Blut, das auf den Boden spritzte, auf welchem er hart landete. Es knackte leise, doch die blonde Kunoichi aus Kusa-Gakure ließ sich nicht im Geringsten beirren. Sie prügelte weiter auf ihren wehrlosen Gegner ein, welcher ein paar kläglich scheiternde Versuche machte, sich aus seiner miserablen Lage zu befreien. Nach etwa fünf Minuten wandte sie sich ab, was eigentlich ein fataler Fehler war, aber auch irgendwie nicht. Der Shinobi hatte sich erhoben, sichtlich geschwächt, und rammte Kirin einen Kunai in die Schulter. Jeder normale Mensch hätte vor Schmerzen geschrieen, doch sie griff ruhig nach hinten und zog sich die Waffe aus der Schulter. Sekunden später verpuffte sie. Der Überraschungseffekt blieb nicht aus.

„Also ein Schattendoppelgänger…das sie das draufhat“, pfiff Sasuke anerkennend und schielte zu Sakura. Sie hatte ihre Hände fest um das Geländer geschlungen und sah dem Kampf gespannt und beunruhigt zu.

Man konnte nur noch Masayus gellenden Schrei hören, dann sahen die Ge-Nins, Jo-Nins und die Hokage seinen Körper gen Boden fliegen. Kirin tauchte hinter ihm auf und sah aus den violetten Augen zu ihm nach unten.

„Die Siegerin ist Amori Kirin!“
 

„Sie ist wirklich gut, aber gegen Sakura hat sie keine Chance“, sagte Tsunade zu einem der Jo-Nins, der Kirins Trainer war. „Da wette ich mit Ihnen.“

„Wenn Sie das wünschen. Wir werden es hoffentlich in der dritten Runde sehen.“

„Ich setzte 1000 Ryo auf meine Schülerin.“

„Ich halte dagegen.“

Die beiden reichten sich die Hand und wandten sich wieder ab; der Mann mit einer kleinen Verbeugung. Kakashi beobachtete die Szene und seufzte. Es machte sich Sorgen um seine Schülerin, die ja eigentlich nicht mehr seine Schülerin war, aber eigentlich doch noch.

Kampf um Ehre

Naruto, Sasuke und Sakura standen vor Tsunade und Jiraiya und Kakashi, der sich sichtlich am falschen Platz fühlte. „Sakura, du wirst dich besonders anstrengen, ich wette auf dich.“

„Das weiß ich zu schätzen, Shishou.“

„Nein, du verstehst mich nicht. Ich wette auf dich. 1000 Ryo um genau zu sein.“

Sakura wurde bleich im Gesicht. Ihr Mund stand offen und sie schien der Ohnmacht nahe zu sein. „Wie gewettet?“

„Ich habe mit Moshihiro-san gewettet, dass du gegen seine Schülerin in der dritten Runde gewinnst. Amori Kirin ist ihr Name.“

„Ha-Ha-Ha-Ha!! Der war gut, Tsunade-sama.“ Sakuras Lachen klang hohl und stumpf. „Gegen Kirin…Ha. Ha. Ha.“

„Wieso lachst du? Das ist mein voller Ernst, Sakura“, bestätigte die ehrenwerte Hokage ernst. „Also, streng dich an.“

Sakura schluckte, dann begann sie hysterisch zu kreischen: „Sie haben was?! SIND SIE DENN VERRÜCKT GEWORDEN?! SIE HABEN DIE KRAFT VON KIRIN DOCH GESEHEN! DA KOMME ICH DOCH NIE DAGEGEN AN!!“

„Seit wann schreist du mit mir, junge Dame?!“, fragte Tsunade rhetorisch. Ihr gefiel der Ton ihrer Schülerin nicht, da war ihr dieser schreckliche Zynismus noch lieber. Doch bei genauem hinhören konnte man sogar den aus dem Gekreische heraushören. „Ich habe ja nicht vor dich unbereitet in den Kampf zu schicken. Du bekommst etwas ganz Spezielles.“ Sie ergriff Sakuras Hand und zog sie mit sich. „Kakashi, mitgekommen!“ Wie ein Hündchen folgte ihr der Jo-Nin, dessen Stolz sichtlich verletzt war.

Sasuke und Naruto sahen den Dreien fragend nach. Jiraiya räusperte sich und bekam die Aufmerksamkeit seiner beiden Schüler, also irgendwie schon Schüler, aber auch irgendwie nicht Schüler. „Also, gegen wen dürft ihr kämpfen?“, fragte er ohne Umschweife.

Sasuke antwortete zuerst. „Kai Tamiko. Sie kann anscheinend nichts besonderes, nur eine Riesenflutwelle, die aber lediglich eine Illusion ist.“

Naruto setzte mit seinem Gegner nach. „Ochiho Naoki. Er hat gegen Konohamaru gekämpft. Ich glaube er hatte so eine Art Steinhaufen, der lebendig werden kann. Eben das, was Gaara mit seinem Sand machen kann, aber halt mit Stein.“

Jiraiya nickte. Er war ja bei der Ziehung nicht dabei gewesen. „Gut. Sasuke, du kannst doch mit deinem Sharingan Illusionen sofort erkennen. Und wenn es keine Illusion ist, dann kannst du mit deinen Katon Jutsus benutzen. Ich denke die sind stark genug, um den größten Schaden aufzuhalten.“

Sasuke nickte immerzu. Er hatte diese Strategie, wenn man es so nennen konnte, schon kurz nach der Ziehung entwickelt. Es war offensichtlich gewesen; einen leichteren Gegner konnte es für ihn ja gar nicht geben.

„Nun zu dir, Naruto. Bei dir ist das schwieriger…Stein…Du bist auf jeden Fall stark. Vielleicht kannst du den Stein ja zerschlagen?“ Er kratzte sich am Kinn. „Was hättest du für eine Strategie?“

„Augen zu und draufprügeln. Bei Stein ist das ja eigentlich nur von Vorteil.“

„Augen zu und draufprügeln“, äffte Sasuke nach. „Mensch, Dobe, du hast echt ein Spatzenhirn!“

„Nicht streiten, Jungs. Naruto hat gar nicht so unrecht. Wenn er genügend Chakra aufbringen kann, um diese Steindinger zu zerhauen, dann ist das gar keine blöde Strategie. Sakura kann das wahrscheinlich, vielleicht solltest du dir von ihr helfen lassen. Sasuke, du trainierst dein Sharingan und deine Katon Jutsus, beziehungsweise dein Chidori mit Kakashi. Der hat sowieso Zeit im Überfluss. Naruto, du lässt dir von Tsunade oder Sakura Tipps geben und wirst dann mit mir trainieren.“

Doch sie bekamen Sakura nur mehr selten zu Gesicht und wenn einer der beiden Shinobi aus Team 7 sie sahen, dann sah sie komplett fertig aus. Sie hatte dicke Augenringe und war leicht lethargisch, wenn sie mit ihnen redete. Naruto konnte gerade mal so ein paar Tipps aus ihr herauskriegen, denn sie war immer sehr in Eile. Das Training bei Tsunade schien oft und hart zu sein.

Bei Sasuke war es nicht anders. Kakashi wollte Sasuke nicht trainieren, doch dafür, dass ihm das anscheinend widerstrebte, nahm er die Freizeit des Uchihas sehr ein. Naruto bekam auch ihn nur mehr sehr selten zu Gesicht, doch wenn er ihn einmal sah, dann war er entschlossen und ebenfalls sehr in Eile.

Und wenn man genauer nachdachte, dann war mit Naruto das Gleiche los. Er sah außer Jiraiya nur noch seinen Ramen, auf den er auf Hals- und Beinbruch bestanden hatte.
 

Ehe man sich versah war plötzlich ein ganzer Monat um und sie befanden sich in der riesengroßen Kampfarena, auf deren Tribünen sich schon einige Leute eingefunden hatten. Sakura saß diesmal nicht auf einem der Plätze und blickte neidvoll hinab; sie war mitten im Geschehen und durfte sogar gleich als Erste kämpfen. Bis vor einem Tag hatten sie alle noch eifrig trainiert und am letzten Tag hatten die drei nur mehr versucht zu schlafen. Niemand wusste um Sakuras Strategie, die Tsunade so geheim hielt wie ihre Beziehung zu Jiraiya, okay, sehr viel geheimer, denn dass zwischen den beiden mehr lief, sah ein Blinder mit Krückstock. Auf jeden Fall hatte Sakura einige tiefe Schnittwunden und blaue Flecken, die aber nur mehr äußerlich sichtbar waren, da sie von Tsunade ausreichend geheilt wurden.

Es dauerte noch eine knappe Stunde, bis wirklich alle Plätze besetzt waren und die letzten Kämpfer in der Arena standen. Sie wurden alle kurz vorgestellt und mussten sich nun auf das Podest begeben, das extra für die Teilnehmer aufgestellt worden war. Sie lauschten ein paar aufmunternden Worten der ehrenwerten Hokage. Normalerweise sollte auch noch der Kazekage eine kleine Rede halten, doch da es noch keinen gab, fiel das ins Wasser.

Der Prüfer, wieder einmal der komische Kerl mit dem Stäbchen im Mund, das auf unerklärliche Weise immer länger und dann wieder kürzer wurde, stallte sich in die Mitte und rief mit lauter Stimme:

„Der erste Kampf! Es kämofen Haruno Sakura und Tai Keiko!“

Die beiden genannten sprangen elegant über das Stahlgeländer vom Podest und stellten sich gegenüber auf.

„Beginnt!“

Sakura war zu stolz, um zuerst anzugreifen. Sie erinnerte sich an Inos Worte, als sie sie im Krankenhaus besuchen war. Eines der wenigen Dinge, die Tsunade ihr während des Trainings erlaubt hatte. Sie hatte sich aufgesetzt und fast angefangen zu weinen. Keiko musste und wollte Shikamaru heiraten und hatte ihr im Kampf Dinge an den Kopf geworfen, die Ino zutiefst verletzt hatten. Ihre Worte klangen nun in ihren Ohren wieder. „Mach diese Schlampe für mich fertig, Sakura!“ Die Ausdrucksweise war vielleicht etwas zu direkt, aber im Grunde konnte Sakura ihre Freundin verstehen.

Keiko verschwand und tauchte vor ihr auf. Ihre Faust erhoben schlug sie in Sakuras Richtung, sie duckte sich darunter weg und schmiss sie mit ihrem Unterschenkel von den Beinen.

Der Kampf war relativ schnell vorüber. Nach einem Schlagabtausch, den Sakura haushoch gewann, entschied sich Keiko für ein paar billige Illusionsjutsus, die Sakura allerdings schnell auflöste. Danach folgte ein Waffenkampf, der allerdings wieder nur von Keiko ausging. Sie versuchte mit einem Kunai Abstand zu wahren, doch der Versuch schlug leider fehl. Nach zehn Minuten konnte Sakura endlich den entscheidenden Treffer landen, der Keiko bis an die Steinwand zurückschleuderte und bewusstlos werden ließ. Die Menge klatschte laut, denn der Kampf, der für Sakura selbst so einfach war, hatte beeindruckend ausgesehen. So viel zur Objektivität eines Ninjas.

Die nächsten die kämpfen durften waren die beiden übrigen Suna-Nins. Es war ein wenig tragisch, dass zwei Teamkameraden gegeneinander kämpfen mussten.

„Es kämpfen Midari Sakura und Sasako Hideaki! Beginnt!“, rief der Prüfer und trat zurück. Sasuke erinnerte sich verschwommen an ein Gespräch, dass die beiden gar nicht in einem Team waren, sondern lediglich für die Prüfung zusammengestellt worden waren, da die Teamkameraden der beiden noch zu schwach dafür waren. Andernfalls wäre es wahrscheinlich auch gegen die Regeln gewesen. Mehr oder weniger. Eher weniger. Aber moralisch wäre es inkorrekt.

Der Kampf begann spannend. Diese Sakura beherrschte eine Menge unbekannter Nin-Jutsus, die sie nach der Reihe hinaus haute. Darunter war das beeindruckendste eine Kombination aus Sandbällen und Wassertropfen, die sich zu einem riesengroßen Klumpen formten, der sofort steinhart wurde und Hideaki zwei Zähen ausschlug. Es gab viele solcher Jutsus, deren Zweck erst dann ersichtlich wurde, als es schon zu spät war. Das beeindruckende an diesem Kampf war die Schnelligkeit, mit der Sakura ihre Jutsus erzeugte und Hideaki auswich oder zuschlug. Wegen der ungeheuren Geschwindigkeit waren bald beide erschöpft, doch für den Wurf eines letzten Kunais reichte es. Beide warfen, Sakura konnte ausweichen, Hideaki wurde unter einem Schrei an der Schulter getroffen und ging zu Boden. Sie ging auf ihn zu und trat ihren Gegner noch einmal kräftig in den Bauch, sodass dieser Blut spuckte und endgültig das Bewusstsein verlor.

Wieder klatschte die Menge begeistert und nur für einen kurzen Moment war es still. Dieser Moment war als der Prüfer die nächsten beiden Gegner ankündigte.

„Es kämpfen Rock Lee und Amori Kirin! Beginnt!“ Er hatte nicht einmal gewartet, bis sich die beiden in der Arena befanden, aber das machte die Sache nur spannender. Lee landete leichtfüßig auf dem Boden. Er hatte seine Gewichte abgenommen, kein Wunder bei der Kraft, die Kirin in der Ausscheidungsrunde an den Tag gelegt hatte. Er wollte einfach kein Risiko eingehen.

Die beiden verloren keine Zeit, denn schon war Lee verschwunden und hinter ihr wieder aufgetaucht. Kirin war sichtlich irritiert und überrascht. Sie hatte nicht mit dieser unglaublichen Schnelligkeit gerechnet. Trotzdem reagierte sie gerade noch in letzter Millisekunde und wich wackelig aus. Der Schlag traf den Boden und die kleinen Erdbröckchen rieselten mit schneller Geschwindigkeit auf ihre Haut. Elegant landete sie wieder am Boden und ging dabei in die Knie. Während Lee nicht einmal erschwert atmete keuchte sie schon ein wenig.
 

„Ich hoffe, dass sie verliert“, sagte Sakura und beobachtete den Kampf besorgt mit verschränkten Armen. „Aber sie wird gewinnen, so viel steht fest.“

Naruto und Sasuke sahen sich fragend an. „Wieso und wieso?“, wollte Naruto wissen.

„Weil ich keine Lust habe, gegen sie zu kämpfen und weil sie zu stark für Lee ist. Ihr könnt es nicht genau erkennen, weil ihr euch nicht auf Tai-Jutsu spezialisiert habt, aber ich sehe es genau. Beobachtet ihre Arme.“

Die beiden wandten sich Kirin zu. Sasuke schüttelte den Kopf. „Was sollten wir sehen?“

„Wie gesagt, euch fällt es nicht auf, aber in ihren Armen sammelt sich eine gewaltige Menge an Chakra. Sie blockt nur, damit sie genug Zeit auftreiben kann, um Chakra zu horten. Das wird schmerzhaft.“
 

Kirin atmete ein wenig schwerer. Sie war kein bisschen außer Atem, aber keine Regel besagte, dass man den Gegner nicht täuschen dürfte. Langsam senkte sich ihr Brustkorb und als nur mehr Restluft in ihren Lungen war, schloss sie die Augen. Lee stand etliche Meter vor ihr, er war von den vielen und schnellen Angriffen sichtlich geschwächt, doch aufgeben würde er nicht. Solange er noch Chakra hatte, solange würde er um den Sieg kämpfen. Kirin formte ein Handzeichen und hörte, wie ihr Gegner auf sie zulief. Darauf hatte sie gewartet.

Immer näher kamen Lees Schritte, er war nur mehr einen Meter von ihr entfernt und schlug zu. Kirin duckte sich unter seinem Arm weg und zog ihm mit dem Fuß die Beine weg. Er fiel zu Boden und noch bevor sein Rücken den Erdboden berührte, hatte Kirin ihre Faust erhoben und rammte sie von unten mit so großer Kraft neben seine Wirbelsäule, dass er hochflog und ein paar Meter weiter wie ein Sack Mehl zu Boden fiel.

Der Schiedsrichter und Prüfer erhob die Hand. „Die Siegerin ist Amori Kirin!“

Es kamen eine Menge Medical-Nins und trugen den verletzten Rock Lee weg. Er sah schlimm aus – kleine Steinchen hatten sich bei Aufprall in sein Gesicht geheftet und hinterließen blutige Kratzer und Schnitte. Sakuras Hände klammerten sich fest an das Geländer, sodass es sich leicht verbog. Sasuke sah sie an, sagte aber nichts.

„Das Mädchen ist stark. Sogar ich könnte nicht so viel Chakra aufbringen, das ist beängstigend. Ich hoffe, dass es Lee gut geht.“ Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sich ihre Finger so stark um das Geländer geschlossen hatten und lächelte erst entschuldigend und gezwungen, als sie sah, dass sie die Eisenstangen verbogen hatte.
 

Der nächste Kampf würde zwischen Neji und Shino sein. Naruto wollte eine Wette mit Sasuke abschließen, dass Neji gewinnen würde, aber so blöd war selbst dieser nicht, dass er nicht wusste, dass Neji auf jeden Fall gewinnen würde. Denn zwischen Shino und Neji lagen Welten, wenn nicht sogar Sonnensysteme.

Der Prüfer erhob wieder die Hand und verkündete die nächsten Gegner: „Es kämpfen Hyuga Neji und Aburame Shino!“ Das Getuschel erlosch und nach wenigen Sekunden begann der halbwegs spannende Kampf.

Shino wich aus, als Neji ihn mit aktiviertem Byakugan attackierte und versuchte, ein Keirakukei zu treffen. Er wollte es anscheinend schnell machen. Der Kampf verlief ruhig, keine unnötigen Konversationen zwischen den beiden, wo es um Fragen zu Gefühlen oder der Ethik ging. Für die Zivilisten war es ein großartiger Kampf, doch für alle Ninjas war er mehr oder weniger langweilig. Wenn keine brennenden Diskussionen um Liebe oder so stattfanden, dann waren die meisten Kämpfe uninteressant. Persönliche Gefühle machten das ganze erst richtig genial. Es passierten auch keine interessanten Techniken, denn jeder kannte das Byakugan allzu gut. Nach etwa drei Minuten traf Neji endlich einen Chakraknoten und man konnte Shino nur noch keuchend zu Boden fallen sehen.

Naruto war auf das Geländer gesprungen und schrie laut: „Langweilig!“ Sakura zerrte ihn von der Brüstung und gab ihm eine Kopfnuss. „Spinnst du?! Hör auf damit, dein Kampf kommt doch sowieso gleich!“

Wie auf Knopfdruck konnte man die Stimme des Schiedsrichters hören, nachdem Neji die Arena verlassen hatte und Shino von zwei Medic-Nins weggebracht worden war. „Es kämpfen Ochiho Naoki und Uzumaki Naruto! Fangt an!“ Es wurde wieder nicht gewartet, bis die Kontrahenten in der Arena standen, deswegen raste Naruto blitzschnell vom Geländer aus zu Boden und schlug ein Loch in den Boden, wo vorhin noch Naoki gestanden hatte. Glücklicherweise, für diesen zumindest, hatte er sich noch rechtzeitig wegbewegt, sodass er nur leicht geschockt vor Naruto stand, der daran ging, ihn mit acht Schattendoppelgängern zu attackieren. Doch Naoki erzeugte ebenfalls Bunshins, die den Kagebunshins aber unterlegen waren. Auch dieser Kampf war eher von fader Natur, sodass sich Sasuke und Sakura irgendwie nicht streitend unterhielten.
 

„Denkst du im Ernst, dass dieser Naoki eine Chance hat?“, fragte Sasuke und setzte sich an die Wand gelehnt hin. Dieser Kampf würde doch sowieso nur wieder zeigen, dass Naruto stark war.

„Nein. Aber ich denke, dass er noch ein wenig durchhalten wird“, meinte Sakura und ließ sich neben ihm nieder. „Naruto will sich austoben, weil das sein letzter Kampf hier werden wird.“

„Da hast du Recht. Immerhin muss er dann gegen mich kämpfen.“

„Falls du gewinnst“, schränkte Sakura ein.

Falls? Was soll denn das heißen?!“

„Hey, zuck nicht gleich wieder aus, wenn wir hier einmal friedlich beieinander sitzen, ja?“

„Du hast angefangen. Also, was sollte das falls heißen?“, wollte Sasuke mithochgezogenen Augenbrauen wissen.

„Sasuke, du weißt doch, dass ich dich nur ein wenig ärgere. Du bekommst eben alles in mundgerechten Portionen zurück, was du mir jemals angetan hast.“

Die beiden schwiegen, die Vergangenheit war immer noch ein heikles Thema. Nur mühsam nahmen sie den Faden wieder auf und vertieften sich in ein harmloses Gespräch über die verschiedenen Jutsus der Familien in Konoha.
 

Naoki hatte inzwischen etwas Zeit gefunden um einen riesengroßen Felsbrocken zu erschaffen, der in unglaublicher Geschwindigkeit auf Naruto zuraste. Dieser versuchte sich daran zu erinnern, was er für eine Strategie gehabt hatte, doch als er genügend Chakra aufbringen wollte, um dieses nervige Steingebilde zu zerschmettern, traf es ihn mit voller Wucht. Naruto wurde von den Füßen gerissen und landete hart auf dem Steinboden. Er sah nach oben als sich der Himmel verdunkelte. Über ihm hatte sich eine dicke Steinwand gebildet, die sich wie eine Decke über ihn legte und halb zerdrückte. Doch so leicht würde er es Naoki nicht machen. Schnell begann er eine Chakraimpulswelle in seiner Hand zu formen und schlug mit voller Kraft auf die Steindecke, die ihm fast die Luft abschnitt. Erst war nur ein kleiner Riss an der Innenseite, doch nach zwei weiteren Schlägen bröckelte die Wand ganz und der vierte Schlag durchbrach den Stein.

Nach dieser extrem auffälligen Demonstration seiner ungeheuren Kraft lief er auf seinen Gegner zu, der keuchend vor ihm stand und nach Luft rang. Dieses Jutsu, das eigentlich Narutos Ende besiegeln hätte sollen, hatte ihm beinahe sein gesamtes Chakra gekostet. Auf jeden Fall wurde er zum Sieger erklärt und grinste Sasuke neckisch entgegen. „Mach’s besser, Teme.“

„Klar doch, Dobe.“

Die nächsten und zugleich auch letzten beiden Kontrahenten des ersten Durchganges der dritten Runde wurden namentlich gerufen und diesmal wartete der Prüfer sogar, bis sich die beiden unten eingefunden hatte, bevor er den Beginn ankündigte. „Kai Tamiko und Uchiha Sasuke bestreiten den letzen Kampf der ersten Runde! Fangt an!“

Auch Naruto hatte nun mit Sakura ein Gespräch angefangen, stand jedoch neben ihr hinter der Brüstung und beobachtete den ungerechten Kampf. Tamiko hatte von Anfang an eine so reelle Chance gegen Sasuke gehabt wie Sakura, aber sie hielt sich tapfer. Auch wenn Sasuke mit seinem Sharinghan die Aktionen seiner Gegner voraussagen konnte, sie bewegte sich so schnell, dass er es fast nicht sehen konnte. Sie konnte keinen Angriff starten, denn dieser wurde jedes Mal abgefangen, dennoch wich sie geschickt aus.

Sasuke hatte seine Sharinghan deaktiviert. So würde er nur unnötiges Chakra verbrauchen. Er schlug mit der Faust gegen ihr Kinn, sprang zurück und warf ein paar Shuriken nach seiner Gegnerin. Sie fiel nach rückwärts, rollte sich aber auf die Seite und entging so den Wurfgeschossen. Der Kampf verlief die ersten paar Minuten noch ausgeglichen, aber danach konnte man beobachten wie die Bewegungen Tamikos schwerer wurden. Sie hatte kaum noch Chakra und bewegte sich dementsprechend langsam.

Sasuke sah seine Chance den Kampf zu beenden. Er aktivierte noch einmal sein Sharinghan und wich ihrem letzen Schlag aus. Tamikos Hand war neben seinen Rippen, er ergriff sie und drehte sie so schnell in die andere Richtung, dass sie vor Schmerzen aufschrie. Er hätte ihr den Arm brechen können, dennoch wäre das selbst für Uchiha Sasuke sehr fies.

Eine kleine Staubwolke bildete sich, nachdem Tamiko flach auf dem Rücken lag und nach Luft rang. Der letzte Kampf des ersten Durchganges der dritten Runde wurde von Sasuke gewonnen. Der Prüfer gab ihn offiziell als Sieger bekannt und verkündete eine halbe Stunde Pause, in der sich die Sieger erholen und vorbereiten konnten.
 

„Herrje, das war ja weniger berauschend“, meinte Sakura und ließ sich zwischen Sasuke und Naruto nieder, die in einem kleinen Raum mit allen anderen Siegern versammelt saßen. Sie hatten eine Flasche Wasser und eine trockene Portion Reis bekommen, die sehr spärlich ausfiel. Vor einem Kampf sollte man ja auch nicht wirklich viel essen. „Außer Kirin waren alle ziemlich…durchschaubar.“

Naruto nickte ernst. „Das Mädchen ist unglaublich. Und ich dachte immer, dass Tsunade-obachan und du so ziemlich die einzigen seid, die so fest zuschlagen können.“

„Es ist nicht nur die Kraft in ihren Schlägen, die mir Sorgen macht. Sie ist schnell, fast doppelt so schnell wie ich. Diese Kirin ist auf jeden Fall eine ernst zunehmende Gegnerin. Sasuke?“ Er hatte ihr leicht gegen die Schläfe getippt und sich so Aufmerksamkeit verschafft.

„Sakura, es ist doch egal wie gut sie ist. Wir drei werden auf jeden Fall Chu-Nin. Tsunade und die ganzen Beurteilungsrichter haben echt blöd aus der Wäsche geguckt, als sie dich und Naruto kämpfen haben sehen. Bei mir konnte ich es nicht sehen, aber ich denke, das es das Selbe war.“

Sakura senkte den Kopf und stocherte mit den Essstäbchen in ihrem Reis herum. „Trotzdem ist es beunruhigend, dass sie das kann. Es ist diese Schnelligkeit, die mir Sorgen bereitet.“

„Wieso?“, wollte Naruto wissen und nahm ihre Portion.

„Du kannst Chakra in die Füße leiten, damit du schneller wirst. Das muss man trainieren, damit man auch noch Chakra in den anderen Bereichen des Körpers hat, zum Beispiel für Nin-Jutsus oder Gen-Jutsus. Aber wenn sie Chakra in den Füßen hat, und das hat sie sicherlich, dann kann sie nicht auch noch eine so große Menge an Chakra in den Händen haben, um Lee so zuzurichten. Das ist beängstigend. Dafür bräuchte man so viel Chakra wie ich und Sasuke zusammen.“

Die Pause war viel zu schnell zu Ende und die Zuschauerränge füllten sich allmählich wieder. Sakura konnte von dem Kandidatenpodest aus Ino sehen, die sich mit Shikamaru unterhielt, beziehungsweise ihn versuchte wach zu halten. Hinata war nicht da, sie hatte gehört, dass sie immer noch im Krankenhaus liegen würde. Vielleicht hatte Sakura doch etwas übertrieben? Sie schüttelte leicht den Kopf. Hinata war zäh, wahrscheinlich hatte sie mit ihrem Byakugan nur zu viel Chakra verbraucht und hatte heimlich im Krankenhaus trainiert und somit einfach den Chakrawiederherstellungsprozess verlangsamt. Ja, das war es ganz sicher.

Aber sie musste sich nun konzentrieren. Ihr nächster Gegner war diese Midari Sakura aus Suna-Gakure. Sie sah eigentlich nicht aus wie eine Sakura. Schwarze Haare, braune Augen, klein, für ihre Größe relativ…nicht dünn und vor allem sehr…eben unsakuramäßig. Trotzdem war sie ihre Gegnerin und damit musste die rosahaarige Sakura nun einmal leben. Soweit sie das einschätzen konnte würde der Kampf nur ein paar Minuten ihrer kostbaren Zeit in Anspruch nehmen.
 

„Es kämpfen Haruno Sakura und Midari Sakura!“, schallte es vom Prüfer quer über das Kampffeld und die Gegnerinnen fanden sich unten ein. „Fangt an!“

Die Schwarzhaarige ließ es sich nicht nehmen, einige ihrer wahrscheinlich besten und stärksten Nin-Jutsus gleich als Eröffnung einzusetzen. Ein fataler Fehler, wie die andere Sakura fand, aber sie wollte sich nicht beklagen. Erst traf sie fast ein Feuerball, dem sie aber gerade noch ausweichen konnte. Es folgten einige kleine Wasserwellen und zum Abschluss der Wasserphase eine Riesenflutwelle, die aber kein Gen-Jutsu war. Sakura schluckte. Das hatte sich nicht erwartet, aber damit konnte sie hoffentlich fertig werden. Geistesgegenwärtig sammelte sie Chakra und schlug so fest wie nur möglich auf den Erdboden. Es löste sich in weniger als einer Sekunde ein Erdbrocken, den sie wie eine Schutzmauer aufstellte und sich mit voller Kraft dagegen lehnte, um nicht weggeschwemmt zu werden. Sakura hatte wegen der Anstrengung ihre Augen zu Schlitzen verengt, doch sie konnte sehen, wie das Wasser links und rechts an ihr vorbeirauschte. Sie wäre wuchtig gegen die Betonabgrenzung geprallt, wäre ihr nicht die rettende Idee einer Mauer gekommen.

Der Druck der Riesenwelle ließ endlich nach und hörte in den nächsten paar Sekunden ganz auf. Leicht erschöpft stand Sakura ihrer schwer keuchenden Gegnerin gegenüber. Diese hatte sich mit dieser Attacke ihren Trumpf aufgehoben, der ihr den Sieg bringen sollte. Man konnte ihr die Enttäuschung und Wut ansehen, doch verloren hatte sie noch nicht, fast nicht. Bevor sie reagieren konnte stand die Rosahaarige genau vor ihr und rammte ihr das stumpfe Ende eines Kunais in den Brustkorb. Die Schwarzhaarige rappelte sich wieder auf und holte zum Gegenschlag aus. Sie formte ein Fingerzeichen und konzentrierte ihr Chakra auf ihren Fuß, soweit Sakura das sehen konnte. Nun war es an ihr, schneller zu handeln als ihre Gegnerin, die gerade Chakra anhäufte. Sie schloss kurz die Augen, atmete tief ein und aus und riss ihre Augenlieder wieder auf, sodass die braunhaarige Sakura direkt in ihre mordlustigen grünen Augen schauen konnte. Mehr nahm sie nicht mehr wahr, denn Sakuras Faust bohrte sich tief in ihren Magen. Ein Fußtritt auf den Rücken folgte, als die Gegnerin zu Boden flog. Sie schlug noch einmal zur Sicherheit auf ihre Gegnerin ein, doch diese rührte sich nicht mehr. Als sie sich hingekniet hatte, um ihren Puls zu fühlen und diesen spürte, erhob sich Sakura und stellte sich zufrieden zu ihren Teamkollegen. Naruto gratulierte ihr, Sasuke nickte anerkennend und sah zu, wie die Medical-Ninjas die Suna-Nin von der Kampffläche trugen.

„Der nächste wird spannend“, bemerkte Naruto und sah zu Sakura. „Neji gegen Kirin.“ Sie hörte zwar zu, reagierte aber nicht. Wenn Kirin so war wie sie dachte, dann wäre es für Neji eine Art Untergang. Verlieren würde er wahrscheinlich, aber wenn es stimmte, was Sakura vermutete, dann würde es nicht nur bei einer normalen Niederlage bleiben. Der Hyuga ging hinter ihr vorbei und sie dachte nicht nach, bevor sie handelte. „Neji!“

Er drehte sich zu ihr und blickte sie verwundert an. „Was ist?“

„Pass auf dich auf. Diese Kirin ist nicht zu unterschätzen.“

„Natürlich, ich bin vorsichtig.“

„Sag das nicht so! Sie ist gefährlich.“ Hoffentlich hatte er ihre Wortwahl bemerkt und verstanden. Dass Kirin stark war wussten alle, doch sie war mehr als das. Zumindest für einen Hyuga. „Außerdem bringt mich TenTen um, wenn dir etwas passiert.“

„Wieso sollte sie dich umbringen und wieso sollte mir etwas passieren?“

„Weil ich etwas über Kirin weiß, oder glaube zu wissen, was sie dir überlegen macht. Ich darf es nicht sagen, das würde gegen die Regeln verstoßen, aber bitte, pass auf dich auf.“

Nejis Gesichtsausdruck hatte sich verfinstert. Da Sakura des Öfteren mit TenTen, und damit auch mit Lee und ihm, trainiert hatte, hatte er gelernt, ihren Warnungen zu vertrauen. „Ich passe auf, aber ich werde nicht aufgeben, wenn es nicht unbedingt nötig ist.“

Sakura nickte und drehte sich wieder um. Sie wurde von Sasuke komisch angesehen. „Wieso verstehst du dich plötzlich so gut mit Hyuga?“

„Gleiche Freunde verbinden.“

Er zog nur eine Augenbraue hoch und wandte sich den Gegnern zu, die sich nun gegenüberstanden und die Spannung durch Nichtstun hoben. „Was ist an ihr so gefährlich?“

„Sagen wir es so, die Amoris sind eine Familie, die sich nicht gut auf die Hyugas verstehen. Sie hegen eine gewisse Abneigung und ich denke, dass vor allem die jüngeren davon mehr als genug Gründe haben, um diesen Clan zu hassen. Wenn das ein moralischer Kampf um Ehre wird, dann kann das für Neji böse enden.“

„Aber wieso? Er ist doch, und das sage ich nur ungern, verdammt stark. Kann er denn verlieren?“

„Sieh einfach zu. Die Amoris beherrschen laut meiner Informationen eine Technik, die speziell gegen den Hyuga Clan gerichtet ist.“

„Und das sagst du jetzt?!“, ging Naruto dazwischen und fuchtelte wild mit seinen Armen herum. Sakuras Hände krallten sich fester an das Geländer. „Ich…ich habe es ein paar Tage nach dem Beginn von Tsunade-samas Training herausgefunden. Sie hat mich angewiesen, zwei Bücher aus der Bibliothek zu holen und zu lesen. Der Mann, der vor mir dran war, hat ein Buch über die Konohas Politikgeschichte zurückgegeben. Er hat sich mit der Bibliothekarin über die Amoris unterhalten. Dass es ein Wunder ist, dass die Jüngste überhaupt an einem Turnier teilnehmen darf, bei dem ein Hyuga zugeben ist. Das hat mich neugierig gemacht und ich habe Tsunade-sama danach gefragt. Ich wollte es Neji sagen, aber ich kam nicht dazu und jetzt ist es zu spät. Seht einfach zu, ihr werdet sehen was ich meine.“
 

Der Kampf begann mit der allbekannten Stimme des Prüfers: „Es kämpfen Amori Kirin und Hyuga Neji! Beginnt!“

Der Kampf begann gleich mit voller Härte. Anscheinend wollte Neji schnell gewinnen, um sich keinem Risiko auszusetzen. Er hatte seine Byakugan aktiviert und versuchte mit atemberaubender Geschwindigkeit die Keirakukei zu treffen und somit den Chakrafluss zu unterbrechen. Aber Kirin ging ebenfalls aufs Ganze; sie wich präzise aus, bekam aber nie Zeit um einen Angriff zu starten. Nur eine Hand voll Leute konnte sehen, dass sie Chakra in ihre Füße leitete und mit jeder Sekunde schneller wurde. Neji konnte nach einer Minute nicht mehr mithalten und auf einmal war sie verschwunden. Der Hyuga blickte sich hektisch um. Was war das wohl, vor dem Sakura ihn gewarnt hatte?

Er bekam die Antwort prompt, als sich eine Handkante in seinen Rücken bohrte und ihn aufschreien ließ. Er fiel vorne über und kniete mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Kirin hatte inzwischen endlich die Zeit gefunden, ein paar Fingerzeichen zu formen und das nötige Chakra zu sammeln. Neji richtete sich auf und ging wieder in Kampfstellung, als sich um ihn herum eine dunkle Nebelschicht bildete.

„Was zum..?!“, fluchte er und konnte nur viele kleine Stiche auf seinem Körper spüren, die die Kleidung durchdrungen hatten. Theoretisch hätte er Kirins Chakrasystem durch den Nebel sehen können, doch er konnte nichts erkennen, nicht einmal seinen eigenen Chakrafluss konnte er ausmachen. „Was läuft hier?!“. fragte er in die Nebelwand hinein und bekam die Antwort von einer scheinbar körperlosen Stimme.

„Deine Familie hat sich durch das Byakugan auf Augentechniken spezialisiert. Das ist euer Trumpf, euer Ass im Ärmel, aber wenn die Augen nutzlos sind, wie in diesem speziellen Nebel, dann nützt diese Geheimwaffe nichts mehr!“ Neji konnten einen schwachen Schatten vor sich ausmachen, doch noch bevor er reagieren konnte, spürte er eine Hand um seinen Hals, die sich fest zusammendrückte. „Ich bin ein normales Mädchen, aber trotzdem will ich Rache. Hörst du, Neji Hyuga?“ Sie drückte fester zu.
 

„Was passiert da drinnen wohl?“ fragte Naruto und versuchte etwas zu erkennen. Sasuke hatte seine Sharingan aktiviert, konnte aber nichts erkennen. „Verdammt! Sakura, was ist da los? Du weißt doch immer alles!“

„Ich denke, das ist diese spezielle Technik. Dieser Nebel ist mit winzig kleinen Partikeln versehen, die es unmöglich machen, mit irgendwelchen Augentechniken oder so durchzusehen. Die Hyugas haben schon lange die Vorherrschaft in Konoha, vom Clantechnischen ausgehend. Angeblich haben sie einige Familien zerstört, die ihnen in die Quere gekommen sind und den Rest vertrieben. Die Amoris waren eine davon und haben anscheinend eine so große Wut auf die Hyugas, dass sie eine Technik zur Rache oder so entwickelt haben.“

„Woher weißt du das alles?!“

„Ich sitze an der Quelle“, erinnerte Sakura schlicht und deutete auf Tsunade, die anscheinend gar nicht versuchte durch den Nebel zu sehen.
 

„Ich will nicht lange herumreden, töten will ich dich auch nicht, aber ihr mit euren verdammten Byakugan! Ich sorge dafür, dass du es nicht mehr benutzen kannst.“ Das nächste was Neji spürte war ein stechender Schmerz in seinen beiden Augenhöhlen. Er schrie auf und wurde losgelassen. Der Nebel lichtete sich, doch der Hyuga konnte nur mehr Schwärze sehen. Er lag vor Schmerzen gekrümmt am Boden und hielt sich die Augen mit den beiden Händen zu. Unter den Handflächen trat Blut hervor.

Sakura keuchte. „Scheiße!“, fluchte sie und sprang über das Geländer in die Arena. „Neji!“ Sie lief auf ihn zu, war noch vor den Medic-Nins da und zerrte seine beiden Hände weg. Was zu sehen war, war ein grausiger Anblick. Seine Byakugan waren deaktiviert, die Augen verfärbten sich langsam braun. Sakura nahm einem der Medic-Nins den Erste-Hilfe-Koffer ab und suchte eine Schmerzspritze, die sie in dem ordentlich gepackten Koffer schnell fand. Ein Schatten erschien hinter ihr.

„Shishou! Er muss sofort ins Krankenhaus!“ Sie blickte ihre Meisterin nicht an, sondern konzentrierte sich auf die Setzung der Spritze. Sie stand auf, als sich der Hyuga einigermaßen beruhigt hatte und starrte Kirin hasserfüllt an. Dass sie soweit gehen würde hatte sie nicht gedacht. Aber sie würde gegen Kirin kämpfen müssen. Denn diese hatte gewonnen und Sakura auch. Das hieß ein Kampf würde unweigerlich kommen. Sakura begab sich wieder auf das Podest und wünschte keinem der beiden nächsten Ninjas viel Glück.

Sasuke und Naruto gingen hinunter. Sie beide waren schockiert über den vorherigen Kampf. Doch ihr Kampf würde nicht lange dauern, oder eigentlich gar nicht dauern, denn sie würden beide gleichzeitig aufgeben. Es brachte nichts, wenn die zwei gegeneinander kämpfen würden. Der Kampf würde Eindruck schinden, das Stadion zerstören und wahrscheinlich auch noch das umliegende Waldgebiet ausrotten. Da war es doch klug von den beiden, wenn sie gleich die Hand heben und einfach aufgeben würden.

„Es kämpfen Uzumaki Naruto und Uchiha Sasuke! Fangt an!“

„Wir geben auf“, kam es von beiden wie auf Knopfdruck, als der Prüfer die erhobene Hand noch nicht einmal bis zur Hälfte gesenkt hatte. Er musste ein paar Mal blinzeln, bevor er vom einen zum anderen starrte und unverständliche Wörter stammelte. „Aber…wie…warum…der Kampf?!...Was…das ist…“ Er brauchte einige Sekunden, erklärte aber dann beide zu Verlierern und sah verdutzt zu, wie sich die zwei wieder auf das Podest zu Sakura begaben und ihr gut zuredeten.

„Sakura-chan, hey, du schaffst das! Die ist nicht so gut wie sie aussieht! Und um so viel stärker als du ist sie gar nicht“, versuchte Naruto sie aufzumuntern,

„Naruto?“, säuselte Sakura und sah ihn aus großen Augen an.

„Ja?“

„Halt die Klappe.“ Ihr Blick verfinsterte sich und sie fuchtelte hysterisch mit den Armen herum. „Du machst eher runter als du aufmunterst! Ich…ich kann das. Oder?“ Ihre Stimme war leicht zittrig, was sich aber sofort wieder legte, als sie aufstand und tief durchatmete. Sie hatte schon so viele überlegende Gegner erledigt, da würde sie Kirin auch noch schaffen. Aber wenn nicht einmal Neji das konnte? Nein! Jetzt war nicht die Zeit für Selbstzweifel. „Sakura, du kannst das“, flüsterte sie sich selbst gut zu. „Tritt ihr in den Arsch.“ Sie war zuversichtlich, wusste aber noch nicht, dass der Kampf kürzer dauern würde als angenommen.

„Es kämpfen Haruno Sakura und Amori Kirin!“

Worte waren überflüssig. Sie warteten nicht einmal bis der Prüfer das Startzeichen beendet hatte, sondern stürmten einfach aufeinander zu. Sakura begann mit ein paar Kunais und Shuriken, die sie gezielt auf Kirins Kopf schoss. Diese wich mit einem Linkshaken aus und startete den ersten Tai-Jutsu Angriff mit ihren Fäusten. Das Gefecht war eröffnet. Der erste Schlagabtausch dauerte fast fünf Minuten, immer wieder wurden die Schläge und Tritte der Gegenseite abgefangen. Nach dem ersten Schlagabtausch sprangen sie auseinander und lieferten sich ein paar klägliche Waffenattacken, die aber nicht einmal halb so spannend waren wie ein Kampf mit Tai-Jutsu.

Der zweite Schlagabtausch folgte und diesmal mussten beide Seiten einiges Einstecken. Sakura war schon mehr außer Atem als ihre Gegnerin, aber noch konnte sie stehen und kämpfen. Sie beschloss etwas Unerwartetes zu probieren und rief in Kombination mit den richtigen Fingerzeichen: „Katon! Go-“ Doch bevor sie noch etwas anderes sagen konnte, rammte Kirin ihr die Faust in den Magen und schlug sie mit dem Fuß zu Boden. Nun hatte sie die Oberhand gewonnen. Kirin schlug immer weiter auf Sakura ein, bis sich diese endlich wegrollen konnte, vom Boden aus Kirins Fuß ergriff und sie von den Beinen riss. Schwer geschunden stand sie auf und wischte sich ein wenig Blut vom Mundwinkel.

„So leicht gebe ich nicht auf!“, schrie sie und rannte mit einem Kunai auf Kirin zu, die sich gerade schwerfällig erhob. Mit einem lauten Schrei stieß sie den Dolch in ihre Schulter und ein zweiter, schmerzerfüllter Schrei, vermischte sich mit dem Kampfgebrüll. Sie grinste siegessicher, doch Kirin zog sich den Kunai nur mit mäßig schmerzverzerrter Miene aus der Schulter. Ihre Hand hing ein wenig träge hinunter, aber sie konnte sie noch bewegen.

„Ich aber auch nicht!“

Es folgte ein dritter Schlagabtausch und diesmal hatte eindeutig Kirin die Oberhand. Sie traf öfters und konnte nach einigen von Sakura geblockten Versuchen Sakuras Gesicht treffen. Die Rosahaarige drehte sich in der Luft und prallte hart am Boden auf. Ihr Gesicht war voller Dreck und sie schmeckte ein wenig Staub vermischt mit Blut. Sie blieb liegen, kraftlos, ein Bein angewinkelt, einen Arm ausgestreckt und den anderen an den Bauch gepresst. Dann hörte sie Stimmen. Die eine erklärte Kirin zur Siegerin, die zweite war direkt über ihr und zweit weitere neben ihr.

„Sakura? Sakura? Hörst du mich?“, konnte sie Tsunades Stimme erkennen. Sasuke und Naruto sagten etwas Ähnliches. Sie nickte schwach, war sich aber nicht sicher, ob es jemand bemerkt hatte. Dann wurde alles schwarz vor ihren Augen.

Das Leben der Anderen

Sakura erwachte und fuhr instinktiv auf. Im selben Moment wusste sie, dass sie höchste wahrscheinlich im Krankenhaus war und deswegen erwartete sie auch sanfte Hände einer Krankenschwester, die ihr sagen würde, dass sie sich nicht bewegen dürfe. Aber nichts dergleichen passierte, es war noch nicht einmal jemand da, der sie begrüßte oder sonst etwas tat. Im Zimmer war es still und dunkel. Sie fühlte sich nicht wirklich wohl und stand langsam auf. Ihren Körper schütze ein hellblauer Pyjama vor Nacktheit und sie fragte sich, wer ihr den wohl angezogen hatte. Langsam tastete sie sich vor, auch wenn sich ihre Beine noch sehr zähflüssig anfühlten. Sakura tastete im gedämpften Raum nach dem Lichtschalter und legte ihn um, als sie ihn endlich fand. Das Krankenhauszimmer stellte sich allerdings als ihr eigenes Zimmer heraus, das erklärte auch, wieso es eher länglich war als quadratisch, wie die Standardzimmer eines Krankenhauses eigentlich waren. Weiteres erklärte es das Fehlen der Schwester und die gelblichen Wände, die eigentlich hätten weiß sein sollen. Sakura wanderte zum Fenster und zog die Vorhänge auf. Danach schaltete sie das Licht wieder aus und legte sich zurück in ihr Bett, wo sie die Decke bis über die Ohren zog und sich fragte, wieso sie nicht gewonnen hatte.

Ein lautes Klopfen weckte sie ein paar Stunden später, aber sie hatte keine Lust aufzustehen. Dafür war sie noch zu erschöpft und vor allem zu faul. Es war gerade so wohlig warm und gemütlich in ihrem Bett. Kein Mensch der Welt könnte sie jetzt zum Aufstehen bewegen. Der Mensch vor der Türe hörte nicht auf zu klopfen, deswegen zog sie einen Schluss daraus: Es war Naruto. Durch diese scharfsinnige Schlussfolgerung rief sie so laut sie konnte: „Komm rein!“ Sie war sich nicht sicher, ob er es gehört hatte, aber er wäre sowieso einfach beim Fenster eingestiegen. Zu ihrer Verwunderung war Naruto in Begleitung von Sasuke.

„Sakura, wie geht es dir?“, fragte Naruto laut wie immer.

„Schlecht, jetzt wo du da bist.“

„Hey! Wieso so miesepetrig? Es ist der fünfte März! Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, das Wasser hat schon fast Badetemperatur-“

„Ich habe gerade die größte Niederlage meines Lebens eingesteckt, spüre meine Beine als eine Art Joghurt, mein Kopf schmerzt höllisch, ich habe Magenschmerzen-“

„Na und?“

„Naruto. Halt deine Klappe und lass mich schlafen!“, murrte Sakura und zog die Decke über den Kopf. Sie wurde mit sanfter Gewalt weggerissen und eine kalte Luftwelle bahnte sich ihren Weg durch Sakuras Pyjama und traf auf nackte Haut. Sie begann leicht zu zittern, obwohl es eigentlich schon Anfang Mai war. Es war ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit, aber vielleicht kam ihr das auch nur so vor. „Gib die Decke wieder her!“, kreischte Sakura nun hysterisch und sprang wie von der Tarantel gestochen auf. „Weißt du was? Du bist unmöglich!“ Sie machte einen Schritt auf Naruto zu. „Dauernd musst du mich nerven.“ Es kam ein weiterer Schritt, doch der Uzumaki wich zurück, sodass sie nachrückte. „Hör mir genau zu!“ Ihre Stimme wurde leiser und bedrohlicher. „Wenn du nicht sofort diese verdammte Decke hergibst, dann versichere ich dir, dass du für den Rest deines Lebens keine Kinder mehr zeugen kannst oder auch nur in der Lage bist, dein bestes Stück je wieder zu berühren, weil ich es solange um einen Bleistift drehen werde, bis mich ein leises, knackendes Geräusch zufrieden stellt. Klar?“ Damit riss sie dem verängstigten Naruto die Decke aus der Hand, schmiss diese auf ihr Bett und riss ihre Zimmertüre auf. Sie drehte sich um, schrie so laut ein Schimpfwort, dass es niemand verstand und knallte die Türe zu, sodass der Boden bedrohlich zitterte.

Naruto schluckte und spürte Sasukes Hand auf seiner Schulter. „Hey, reife Leistung. Nicht einmal auf meine Genitalien hat sie einen verbalen Angriff gemacht, und das heißt schon was.“

„Halt die Klappe,…die ist immer so zu mir, hast du das noch nicht gemerkt?“

Sasuke zuckte mit den Schultern. Es gab wirklich vieles, das er nicht mitbekommen hatte.
 

Es vergingen Minuten, es verging eine halbe Stunde, doch Sakura kam nicht wieder in ihr Zimmer. „Wo ist die bloß?“, fragte Sasuke und schmiss sich genervt auf ihr Bett. „So lange kann doch kein Mädchen im Bad brauchen.“

„Also, wenn wir schon mal alleine hier sind, können wir die Zeit auch sinnvoll nutzen.“ Damit setzte er sich zu Sasuke aufs Bett.

„Igitt, rück mir bloß nicht auf die Pelle!“

„Um Himmels Willen, an was denkst du denn? Ich meinte reden.“ Der Blonde verdrehte genervt die Augen. „Also, Sakura mag dich…“ Es war ein Schnauben vom Schwarzhaarigen zu hören. „…und sag bloß nichts anderes, und du – überlege, bevor du mich umbringst! – magst sie ja auch irgendwie. Wieso müsst ihr euch dann dauernd streiten?“

„Weil sie anfängt!“

„Ich dachte nicht, dass ich das jemals sage, aber benimm dich nicht wie ein kleines Kind! Ihr seid es beide. Wenn sie anfängt, dann denk dir deinen Teil und schweige. Es geht mir nicht darum, dass ich euch verkuppeln möchte. Ich will einfach nur, dass ihr nicht ständig die Harmonie im Team zerstört, okay?“ Sasuke sagte nichts, sondern erhob sich und sprang aus dem Fenster. Bis jetzt war alles gut gewesen, aber wieso fühlte er sich jetzt so komisch?
 

Sakura war inzwischen fernab des Geschehens auf der Parkbank der Erinnerungen. Sie hatte sich die etwas zu freizügigen Sachen ihrer Mutter genommen und war lautlos aus dem Schlafzimmerfenster verschwunden. Diese komische Umgebung war nicht zu ertragen gewesen. Nun saß sie da in den alten Trainingsklamotten ihrer Mutter – eine einfache, schwarze, knielange Trainingshose und ebenso einfaches, weinrotes, kurzärmeliges T-Shirt mit dem Harunozeichen am Rücken und einem kleinen weißen Ring vorne über der linken Brust – und starrte ins Leere. Sie zupfte an den engen Sachen herum, sie war eindeutig zu dick dafür. Ihre Mutter war eine Schönheit gewesen, nach der sich alle umgedreht hatten. Sogar Fugaku Uchiha war angeblich in sie verliebt gewesen, doch sie hatte sich nicht von Ruhm und Reichtum beeindrucken und ihn somit abblitzen lassen. Viel lieber hatte Suyuki einen unbekannten Mann geheiratet, der sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, ihr den Himmel zu Füßen zu legen. Ihre werten Eltern waren eigentlich das perfekte Paar, sie ergänzten sich mehr als perfekt und waren ein Herz und eine Seele. Nur das war ihr Verhängnis. Sakura hatte schon als kleines Kind die Vermutung gehabt, dass sie nicht das war, was ihre Eltern, insbesondere ihre Mutter, wollten.

Wie gesagt, ihre Mutter war eine Schönheit und Sakura brachte es nicht einmal zusammen, dass sich irgendjemand nach ihr umdrehte. Suyuki war eine großartige Kunoichi. Sie war stark und schnell, konnte ihr Chakra perfekt kontrollieren und war stärker als viele andere - und das ohne Bluterbe.

Und was war Sakura? Natürlich stark, aber nicht schnell. Sie hatte Muskeln und glich eher einem Mann als einer jungen Frau. Zudem war da diese schreckliche Haarfarbe, die wie eine Leuchtboje die Nacht erhellte und auf sie aufmerksam machte. Zu ihrer Mutter hatte es gepasst, außerdem waren ihre Haare blasser. Sie hatte sich oft gefragt, ob sie ein Wunschkind gewesen war, aber nach langem Überlegen war sie zu einem negativen Ergebnis bekommen. Es hatte viele Andeutungen und Situationen gegeben, die vermuten ließen, dass eine Tochter nicht in das Leben ihrer Eltern passte.

Schon mit acht musste sie für sich selbst kochen, musste alleine zur Schule gehen und wieder nach Hause. Sie musste das Haus sauber halten, während ihre Eltern oft wochenlang unterwegs waren. Wenn Sakura ein Problem hatte, dann kam ein Spruch wie „Du bist alt genug, um das selbst zu lösen“ oder „Das musst du selber wissen“, mit dem sich die Situation glätten sollte. Doch ein kleines, unwissendes Kind konnte nicht wissen, was falsch und was richtig war. Wie auch, wenn es ihr nie jemand beigebracht hatte? In Ino fand sie die einzige Freundin, der sie alles anvertraut hatte, bei der sie geweint hatte, für die anderen spielte sie die unverwundbare Kämpferin, für die sie sie auch hielten.

Sakura seufzte. War das der richtige Zeitpunkt, um über so etwas nachzudenken? Eigentlich nicht. Es deprimierte sie und machte sie nieder. Sie lag sowieso schon am Boden, aber Sasuke musste sie ja auch noch mit Füßen in die Erde stampfen. Sie stand auf und zupfte sich wieder ihre Kleidung zu Recht. Im Alter von vierzehn schon dicker zu sein als die Mutter, das war beinahe noch schöner als die Tatsache, dass sie sowieso hässlicher war als sie.

In Selbstzweifel und Selbstmitleid ertrinkend machte sich Sakura auf den Weg zu Tsunade. Vielleicht sollte sie ein paar Tage frei nehmen und wenn Temari wegen dieses Friedensballs, oder was auch immer, nach Konoha kam, einfach mit ihr nach Suna mitfahren. Dort könnte sie sich dann entspannen und mit ihr über alles lästern, was ihnen einfiel. Irgendwie war Temari eine genauso gute Freundin geworden wie Ino.

Ohne es wirklich zu merken lief sie ziemlich weit hinter Sasuke her, der anscheinend ebenfalls auf den Weg zur Hokage war. Aber sie war zu sehr mit Ferienplanung beschäftigt als dass sie das gemerkt hätte. Es waren ja auch fast zwanzig Meter.

Das Hauptgebäude wurde immer schärfer in ihren Augen und spiegelte sich detailreicher in ihren grünen Augen wieder. Das war das einzige, was sie an sich schöner fand als an ihrer Mutter. Suyuki hatte seichte blassblaue Augen, die keinerlei Glanz hatten. Aber ihre Augen waren glanzvoll und, wie Temari einst gesagt hatte, voll tiefer Schönheit. Nun, an diesen winzig kleinen Strohhalm klammerte sie sich die ganze Zeit über, aber auch der drohte bald zu brechen.

Sakura trat in Shizunes Büro ein, um zu fragen ob ihre Meisterin Zeit hatte. Doch Shizune schüttelte den Kopf. „Sasuke Uchiha ist gerade bei ihr, du musst leider warten.“

„Sasuke? Was will der denn bei Tsunade-sama?“

„Ich weiß es nicht. Er hat nur gesagt, dass es dringend war.“
 

„Und wann gedenken Sie mich zu trainieren?“, fragte Sasuke genervt und stemmte seine Hände auf Tsunades Tisch. Diese presste ebenfalls ihre auf das Möbelstück und stand ruckartig auf.

„Dann, wenn ich es sage. Ich habe gerade viel zu tun, klar?“

„Hören Sie, ich bin nur hierher gekommen, weil mir Sakura versprochen hat, dass Sie mich unterrichten würden, damit ich meinen Bruder töten kann!“

„Ich habe n-“ Die Hokage stoppte ihren Satz und fuhr sich an die Schläfe. Sie hatte ganz vergessen, dass ihre wunderbare Schülerin diese geheime, illegale Mission mit einer grandiosen Idee gestartet hatte. Jetzt durfte sie sich nicht verplappern. „Sasuke Uchiha, ich habe im Moment viel zu tun. Um genau zu sein ertrinke ich gerade in Papier. Ich habe weder Nerven noch Zeit noch Lust mich mit deinem Spezialtraining auseinanderzusetzen. Zudem habe ich auch noch eine eigene Schülerin. So weit verständlich?“

Sasuke nickte nur abweisend und ebenfalls genervt.

„Gut. Ihr seid nun Chu-Nin und werdet Aufträge mit verschiedenen anderen Teams erledigen. Damit ihr euer Potenzial voll ausschöpft werde ich euch aus meiner nicht enden wollenden, grenzenlosen Fürsorge besonders schwere Missionen auftragen. Dabei werdet ihr abwechselnd das Kommando übernehmen, damit keine Ungerechtigkeit aufkommt. Sieh es als ersten Teil deines Unterrichts an. Stärke dein Durchhaltevermögen und…konzentriere dich auf das Wesentliche bei diesen Missionen. Lese zwischen den Zeilen und wenn du weißt, was ich dir mit den Missionen lehren will, dann komm her und verkünde mir deine Vermutung. Dann werden wir sehen. Geh jetzt.“

„Verzeihen Sie mir bitte, wenn ich misstrauisch bin…“ Der Sarkasmus in Sasukes Stimme war kaum zu überhören. „…aber das erscheint mir alles seltsam.“

Die ehrenwerte Hokage seufzte genervt. Hatte ihr Rang denn gar nichts mehr zu bedeuten? „Was denn, Sasuke?“

Er zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme. „Ich wurde mit einem Angebot zurückgeholt, das mir nun auf Zeit verwehrt wird. Außerdem wimmelt mich Sakura immer ab, wenn ich zu Ihnen will und redet auf mich ein, dass das nicht nötig wäre. Ist diese Mission wirklich auf ihrem Schreibtisch entstanden.“

Erneut seufzte Tsunade. „Nein.“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Diese Idee entstand in einem kleinen Wirtzhaus, als ich mir einen hinter die Binde kippte und nicht mehr klar denken konnte, denn klar bei Verstand war ich sicherlich nicht, dann wäre ich nie auf die bescheuerte Idee gekommen, dich zurückholen zu lassen. Und noch etwas: Was tut das überhaupt zur Sache? Du bist mitgekommen, weil du es wolltest, und nicht, weil ich die Idee hatte, oder?“

Sasuke wollte etwas erwidern, aber entschied sich kurzfristig doch dagegen. Er verbeugte sich kaum merklich und ging schweigsam zur Türe.

„Und Sasuke“, rief ihm Tsunade hinterher. „Komm nicht vor zwei Monaten zu mir. Es braucht lange um die Wahrheit hinter der Wahrheit zu erkennen.“

Die Türe fiel ins Schloss und Tsunade schmiss sich in ihren Sessel. Durch das offene Fenster kam ein allbekannter Gast, wieder einmal. „Die Wahrheit hinter der Wahrheit? Was sollte denn der Mist?“, fragte Jiraiya, der anscheinend vor dem Fenster gelauscht hatte.

„Mir ist nichts Besseres eingefallen!“, schnaubte die Blonde nur und verschränkte die Arme. „Und dafür, dass es spontan ausgedacht war klang es doch recht überzeugend.“

„Gib es zu, du hattest einfach keine Lust mit ihm zu diskutieren.“

„Wenn du es so ausdrücken willst.“

„Und was ist nun diese Wahrheit hinter der Wahrheit?“

„Keine Ahnung. Er wird sich schon was zusammenreimen und wenn ich dann Zeit habe sage ich ihm, dass es stimmt. Perfekter Plan, nicht?“

„Du bist unverbesserlich, Tsunade-hime.“

„Aber gerissen!“

„Wenn du es so ausdrücken willst.“

„Haha…“
 

Shizune betrat den Raum und kündigte Sakura an, die ohne Aufforderung eintrat. „Guten Morgen, Shishou!“

„Hallo, Sakura. Was führt dich zu mir? Ah, bevor ich es vergesse! Du bist mir was Großes schuldig, Fräulein.“

„Wieso?“

„Weil ich deinem Sasuke gerade eine perfekte Lüge aufgetischt habe, nur damit deine eigene Lüge nicht auffliegt.“

Mein Sasuke?“, fauchte die Rosahaarige und stemmte die Hände in die Hüften. „Egal. Weshalb ich hier bin: Ich brauche Urlaub.“

„Nein.“

„Was?“

„Nein. Geht nicht. Du bist gerade einmal Chu-Nin geworden, jetzt beginnen erst die richtig tollen Missionen.“

„Aber, Shishou!“

„Nein heißt nein. Hier, deine nächste Mission.“ Tsunade reichte ihrer Schülerin eine Schriftrolle und scheuchte sie mit einer Handbewegung hinaus. Ohne ein weiteres Wort sagen zu können befand sich Sakura vor der Türe des Büros. „Was war das?“ flüsterte sie vollkommen aus der Fassung und ging, Shizune ignorierend, aus dem Hauptgebäude.
 

Es waren, um es gelinde auszudrücken, einfache bis langweilige Missionen. Es war eine reiche Auswahl vorhanden, aber fad waren sie alle. Von Leibwache in ein fernes Dorf über Artefakte stehlen und irgendwelche Informationen beschaffen, was zu Sakuras Missfallen sehr in Spionage überging, dauerte einer dieser Aufträge zwischen vier Tagen und zwei Wochen. Sasuke war während dieser Missionen sehr ruhig und aufmerksam. Er ließ sich nie auf Streit oder Neckereien ein und machte auch sonst den Eindruck als wäre jeder Auftrag der wichtigste.

So ging das bis zum 15.Juni, als sich ein klitzekleiner Lichtblick in den Köpfen aller Menschen in Konoha ausbreitete. Für Sasuke und Sakura war es allerdings etwas ganz und gar unpassendes, wenn sie es auch zu ignorieren versuchten. Der Sommerball aka Friedensball. Eigentlich der einzige Ball. Auf jeden Fall kam alles hin was Rang, Namen oder einen Partner hatte. Das hieß im Klartext bei ihrer Generation:

Naruto würde Hinata fragen. Er hatte seine Teamkollegen solange damit genervt, ob er hingehen solle und ob sie ja sagen würde, bis Sakura ihm wieder mit Impotenz gedroht hatte. Ino würde womöglich mit Shikamaru hingehen, irgendwie schaffte sie es immer das zu bekommen, was sie wollte. Konohamaru hatte Andeutungen gemacht, dass er als Enkel des dritten Hokages ja auch hingehen müsse und er Moegi oder Hanabi fragen wolle. Choji hatte irgendwo ein ebenso rundliches Mädchen aufgegabelt und sie verstanden sich prächtig. Sakura wollte nicht hingehen, aber Tsunade hatte mit dem Zaunpfahl gewinkt, dass ein paar wichtige Leute kommen würden, die Sakura gerne kennen lernen würden. Wer’s glaubte!

Auf jeden Fall war es wieder das Ende einer dieser langweiligen Missionen von der sie kamen. Der Tag war lange gewesen, eigentlich Nacht. Sie waren fast acht Stunden lang im Marschtempo zurück nach Konoha gewandert. Ohne Pause. Nun war es sieben Uhr früh und der Großteil der Bevölkerung des Dorfes, das versteckt unter den Blättern liegt, schlief noch. Sakura sah gen Himmel und fasste einen sehr gewagten Entschluss.

„Du…Sasuke?“

„Hm?“

„Ähm…also wegen heute…“

„..war ein anstrengender Tag und ich bin müde, mach’s kurz, Barbie.“

„Snoopy.“

„Was?“

„Egal.“ Ihre Stimme klang leicht genervt und drängend, also unterbrach Sasuke sie nicht wieder. „Hör zu, Sasuke. Heute ist dieser komische Sommerball und Tsunade-sama hat gemeint, dass ich da hin muss, wegen irgendwelchen Leuten, die mich kennen lernen wollen oder was auch immer. Ich habe keine Lust da alleine hinzugehen, also frage ich dich: Würdest du mir den Gefallen tun und mit mir hingehen? Du hast auch was bei mir gut! Wenn du magst, dann werfe ich mich beim nächsten Mordversuch der dir gilt dramatisch vor die Waffe und schreie lang gezogen und qualvoll ‚Nein’!“

„Du willst, dass ich mit dir auf den Sommerball gehe?“

„Ja.“

„Du willst, dass ich mich in einen Anzug zwänge?“

„Ja.“

„Du wirst ein langes, elegantes Kleid anhaben?“

„Ja, verdammt noch mal, ja!“

„Na gut, ausnahmsweise. Aber das ist rein geschäftlich, klar?“

„Natürlich. Du bist meine Rettung, danke!“ Sie wollte ihm die Hand schütteln, doch er wich zurück.

„Keine. Unnötigen. Berührungen. Okay?“

Peinlich berührt nickte Sakura. „Ja, klar. Danke noch mal!“ Sie drehte sich um und lief zu sich nach Hause. Einige Meter weiter stoppte sie noch einmal und drehte sich lachend um. „Hol mich um halb acht bei mir ab! Komm nicht zu spät!“

Sasuke zwang sich ein verzerrtes Lächeln auf und fragte sich ob man die Worte hilfsbereit und Sasuke Uchiha in einem Atemzug aussprechen konnte.
 

Ein paar hundert Meter weiter befand sich das Krankenhaus in Konoha. Die meisten Zimmer waren glücklicherweise leer, aber in einem der belegten befand sich eine Person, die drohte verrückt zu werden. Neji saß aufrecht in seinem Bett, um ihn herum war nichts, nur Schwärze. Er fand nur wenig Schlaf seit dem Chu-Nin Examen. Die Türe ging leise quietschend auf und er schreckte zusammen.

„Hallo TenTen. Was machst du hier?“

„Ich komme dich besuchen.“ Seine Stimme war immer so kalt und abweisend, aber TenTen wusste, dass er nur gekränkt war. Neji war schon ewig der starke, unzugängliche Junge gewesen. Er schämte sich für seinen Zustand. Ein Hyuga, der blind war. Es war Schmach und Schande die er ertragen musste. Deswegen war er kalt und abwesend wann immer sie kam. Der Raum war abgedunkelt und wirkte kahl. „Neji. Du weißt doch, dass ich dich immer vor der offiziellen Besuchszeit besuche, wenn ich kann.“ Die Braunhaarige hatte es sich angewöhnt so früh zu kommen, da noch nicht so viel los war. Sie setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett und steckte eine frische Blume in die kleine Vase.

„Wieso tust du das? Ich kann sie doch sowieso nicht sehen und im Dunkeln wird sie kaputt.“

TenTen lächelte schwach. Sie sah ihm in die offenen, leeren Augen. „Es ist eine Geste, falls du das noch nicht bemerkt hast. Man bringt Leuten als Aufmunterung Blumen. Und auch wenn du sie nicht sehen kannst, sie sie da. Du kannst sie riechen und fühlen.“ Sie nahm seine Hand und ließ nicht los, als er zusammenzuckte. TenTen führte seinen Zeigefinger zu der kleinen Pflanze und ließ ihn darüber streichen. „Du kannst sie spüren.“

„Eine Tulpe?“

„Märzenbecher. Aber das ist nicht das Wesentliche. Es ist genau dasselbe wenn ich da bin, oder?“

Neji schwieg.

„Du kannst mich nicht sehen, spürst aber mein Chakra und hörst meine Stimme. Und du weißt, dass ich da bin.“ Die Braunhaarige hatte diesen Text fast eine Woche lang mit Ino geübt, bis sie ihn auswendig konnte.

„Seit wann bist du so poetisch, TenTen?“

„Schon immer gewesen, du hast es nur nicht bemerkt.“ Gelogen, zeigte aber seine Wirkung. Neji senkte seinen Kopf und zog seine Hand, die noch immer auf der Blume gelegen hatte, zurück. Seine Finger krallten sich leicht in die Bettdecke. „Geh jetzt bitte.“ TenTen erhob sich und lächelte noch einmal schwach. Vielleicht konnte er es nicht sehen, aber spüren konnte er es sicherlich.
 

Hinata Hyuga lag ebenfalls in ihrem Bett. Sie träumte einen verworrenen Traum, an den sie sich nicht mehr erinnern sollte, wenn sie aufwachte. Es war gestern für sie ein komischer Tag gewesen. Neji war außergewöhnlich nett zu ihr gewesen, als sie ihn besucht hatte, Naruto hatte sie gefragt, ob sie mit ihm auf den Ball gehen wolle, Ino hatte vorbeigeschaut und ihr ein wunderbares Kleid gezeigt, das sie beim Ausmisten im Schrank gefunden hatte und ihr etwas zu groß war. Man konnte sie nicht beneiden, denn obwohl sie Diät Wirkung zeigte musste sie sich mehr quälen als sie dünn war. Keine Frage, sie war dünn, aber eben nicht so dünn wie sie es wollte. Als ob die jemals zufrieden sein konnte.

Hinata schlug die Augen auf. Sie starrte auf ihre Zimmerdecke und stand auf. Ihr Blick fiel aus dem Fenster und blieb an einem Baum hängen, der prachtvoll blühte. Das Leben der jungen Hyugaerbin war nicht gerade vom Glück geprägt. Auch wenn Naruto Ambitionen zeigte, mit ihr eine Beziehung aufzubauen, der Tod Kibas nagte immer noch an ihr. Sie hatte nicht mehr oft darüber nachgedacht, aber manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie in Gedanken Hand in Hand mit Kiba durch einen Park ging. Er war gestorben um sie alle zu retten, das hatte sie immer noch nicht verkraftet. Hinata stand auf und zog sich an. Über ihre normale Sommerninjakleidung streifte sie einen schwarzen Pulli und nahm aus einer Lade eine rote Kerze.

„Kiba…“, hauchte sie in die Morgenluft und stellte die Kerze vor den Grabstein des Inuzukas. Er war mit seinem Hund begraben worden, deswegen stand unter seinem Namen Akamaru.

„Hinata?!“, hörte sie eine wohlbekannte weibliche Stimme hinter sich. Sakura kam auf sie zugeschritten und umarmte sie freundschaftlich. „Hinata, wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen.“

„Ja, da hast du Recht.“

„Ich hatte so viele Missionen, da habe ich meine Freundinnen ganz und gar aus den Augen verloren.“

„Schon gut“, flüsterte die Dunkelhaarige und starrte zu Boden. „Ist nicht so schlimm.“

„Ich komme gerade von einem Auftrag und bin müde, also-“ Sakura brach ab und sah auf Kibas Grab. „Es ist schwer loszulassen, nicht wahr?“

Hinata nickte nur stumm.

„Aber glaub mir, in der Vergangenheit zu leben ist oft schmerzvoller als in die Zukunft zu gehen. Ich spreche aus Erfahrung.“

„Aber Sasuke war nicht tot“, drang Hinatas zittrige Stimme an Sakuras Ohr.

„Aber so gut wie. Er war bei Orochimaru, beim Feind, ein Nuke-Nin, der Konoha verraten hatte. Und er war weit weg und ist es auch jetzt noch. Weißt du, du hast Naruto. Sprich mit ihm und er wird verstehen was in dir vorgeht. Naruto kann dich in Situationen zum Lachen bringen, in denen dir eigentlich nach Weinen zumute ist. Und danach geht es dir besser, das verspreche ich dir. Also, ich bin müde, nimm es mir nicht übel, bitte, aber ich bin acht Stunden lang ohne Pause gelaufen. Ich werde schlafen gehen. Wir sehen uns sicherlich am Ball, ja?“ Sie umarmte Hinata noch einmal und ging dann nach Hause.
 

Es war wieder niemand Zuhause, anders wäre es auch ein Wunder und Fluch gewesen. Ihre Eltern nervten nur, wenn sie einmal da waren und das war sehr selten. Mehr als selten, ihre Anwesenheit betrug etwa ein sechzehntel ihres Lebens. Wenn man den Nebenwohnsitz in Suna und den anderen in Port City und den dritten in Taro Island dazuzählte hatten sie insgesamt vier Häuser, die sie Zuhause nennen konnten. Meistens hatten sie Aufträge außerhalb Ha no Kunis, also weit weg von Konoha, da war es nur logisch, dass sie nicht nach Hause zu Sakura kamen. Sie war ja ihrer Ansicht nach alt genug um für sich selbst zu sorgen.

Sakura streifte sich ihre grüne Hose ab und schmiss sie zu den Schuhen in eine Ecke. Das Kleid-Oberteil folgte schon nach ein paar Sekunden und Sakura legte sich in ihrer Unterwäsche in das Bett. Wenig später befand sie sich im Land der Träume.
 

Der Tag verging wie im Flug und es war bereits fünf Uhr Nachmittags, als Sakura erwachte. Langsam sollte sie sich um ein Kleid kümmern, also rief sie Ino an.

„Was?! Und da kommst du jetzt drauf?“, kreischte diese hysterisch in das andere Ende der Leitung und sagte noch: „Komm vorbei!“ ehe sie das Telefon krachend auflegte. Sakura seufzte und zog sich Zivilkleidung an. Heute würde sie wohl kaum noch Aufträge ausführen müssen. Bei Ino verlief es mehr oder weniger hektisch. Sie hatte herumtelefoniert und ein blassgelbes Kleid auftreiben können, was an Sakura gezwungen anstatt elegant aussah.

„Weißt du was? Ich gehe in meinem Trainingsgewand!“, schmollte die Rosahaarige und warf sich auf Inos Bett.

„Steh wieder auf, du verknitterst das Kleid!“, keifte diese nur und zerrte ihre Freundin am Handgelenk auf. „Zieh es einfach an. Ich mach dir noch schnell eine halbwegs elegante Frisur, okay?“

Sakura nickte und setzte sich wieder hin, diesmal mit Acht auf das Kleid.

Es dauerte eine knappe Stunde und schließlich war es sieben als sie mit einer großen Tasche zu sich nach Hause ging. Ihre Haare waren nun aufgesteckt, mehr schlecht als recht, aber wenn man nicht so genau hinsah, fiel das nicht auf. Es war ihr eigentlich auch egal. Der einzige Grund wieso sie dahin ging, war, weil Tsunade es ihr mehr oder minder befohlen hatte und sie sich nie einem Befehl widersetzte.

Kurz vor halb acht stand sie reichlich nervös hinter ihrer Haustüre und spähte durch den Türspion, bis sie Sasuke im Anzug erblickte, die Tür aufriss und hinaustrat. Er musterte sie nur kurz und drehte sich dann um.

„Was denn? Kein ‚Gut siehst du aus’ oder so was in der Art? Wie enttäuschend“, maulte sie neckisch und ging neben ihm her. Diese blöden Schuhe brachten sie jetzt schon um und dabei hatten sie nicht einmal Absätze.

„Ich war noch nie ein Mann großer Worte, das weißt du ja. Lass uns das nur schnell hinter uns bringen.“

Der Ball verlief ruhig. Sakura plauderte ein wenig mit verschiedenen Bewunderern, die ihr Lob für ihre hervorragenden medizinischen Kenntnisse aussprachen und schleimten so wie sie es noch nie erlebt hatte. Sasuke tanzte ein paar Lieder mit ihr, aber bald mussten sie erkennen, dass Tanzen nicht zu ihren besonderen Begabungen gehörte. Den Rest des Abends verbrachten sie mit der restlichen Bagage an einem Tisch. Man konnte ihnen allen ansehen, dass sie sich nicht wirklich wohlfühlten. Ino war sogar mit Shikamaru gekommen, war aber mit Temari auf der Toilette verschwunden und führte mit dieser wahrscheinlich einen verbalen Kampf. Den Nara ließ das allerdings kalt, er redete nur mit Choji und wechselte ab und zu ein Wort mit Leuten, die ihn ansprachen. Sie hatten relativen Spaß, so viel Spaß abgehärtete Ninjas eben haben konnten, wenn sie in so feinem Ambiente wie Elefanten im Porzellanladen wirkten. Vor allem das allbekannte Team 7. Hinata war hier wohl noch am angebrachtesten, aber darüber wollte niemand reden.

Es war ganz amüsant, außer dass TenTen und Neji fehlten. Jeder wusste um das Schicksal des Hyugas, Sakura hatte ihre Vermutung ja gleich nach der Erstversorgung im Chu-Nin Examen ausgesprochen und TenTen und Lee hatten es ein paar Tage später niedergeschlagen erzählt.

Kazuko und Keiko waren schon längst wieder in die Heimat gefahren, leider ohne Chu-Nin geworden zu sein, aber das störte niemanden. Die beiden hatte sowieso niemand Recht leiden können. Sie waren nun einmal eine Art Clique und da konnte sich niemand hineindrängen. Vor allem hatte Ino sie gegen Keiko aufgestachelt, da diese ja angeblich Shikamaru heiraten musste. Wie dem auch sei, es fing an, als Naruto mit Hinata gehen wollte. Er war gerade aufgestanden, als Tsunade plötzlich, leicht angetrunken – voll besoffen – vor ihnen stand und etwas von Jo-Nin Examen grölte. Man konnte Namen erkennen, die sich wie Haruno Sakura, Uzumaki Naruto, Uchiha Sasuke und Nara Shikamaru anhörten. Sie konnten es sich zusammenreimen, nachdem die ehrenwerte, betrunkene Hokage ein Datum gelallt hatte.

Das Jo-Nin Examen war am ersten September diesen Jahres und am ersten Juli würden die Vorbereitungen beginnen. Nun, das war ja wieder ein Lichtblick. Sie würden auf alle Fälle mitmachen, egal was kommen würde. Aber bis dahin war es noch weit. Immerhin noch mehr als drei Monate, in denen eine Menge geschehen konnte.

Naruto reichte es. Er zog Hinata mit sanfter Gewalt von ihrem Sitzplatz und schleifte sie aus dem provisorischen Ballsaal, von dem niemand wusste was er vorhin gewesen war. War ja auch irrelevant und uninteressant. Nach und nach löste sich die Gruppe auf. Sakura und Sasuke verabschiedeten sich gleich nach Shikamaru, der Ino netterweise zurückließ. Aber dafür würde er schon noch bezahlen, da waren sich alle sicher. Mit eleganter Distanz brachte der Uchiha seine Begleitung nach Hause und gab ihr förmlich die Hand bevor sie die Türe hinter sich schloss.
 

Ino war immer noch auf dem Ball und versuchte sich Tsunades Gefasel zu entwinden. Sie erfuhr unwichtiges Zeug, wie beispielsweise die Tatsache, dass dieser Ball nur dazu da sei um Konohas Wohlstand zu beweisen. Ihr war das Ganze relativ egal, denn sie war die Letzte der Gruppe, die noch hier war.

Nach einer viertel Stunde schaffte sie es endlich sich von der ehrenwerten Hokage loszureißen. Blitzschnell verschwand sie aus dem Saal und fand sich auf einer gepflegten Grünanlage wieder. Sie blinzelte und fragte sich, wo genau sie war und welchem Zweck dieses Gebäude sonst diente. Doch niemand beantwortete ihre Frage, also genoss sie die kühle Nachtluft. Ino seufzte, ihre Beine schmerzten vom Tanzen und den unbequemen Schuhen. Ihr Blick wanderte herum, als sie niemanden entdeckte streifte sie sich die Sandaletten ab und nahm sie in die Hand.

„Wunderschön, nicht wahr?“

Die Blondine fuhr herum. Ihr Herz schlug für einen kurzen Moment schneller, doch als sie Shikamaru erkannte atmete tief aus. „Du hast mich erschreckt.“

„Für eine Kunoichi eine ganz schöne Schande, Ino. Immerhin warst du auf der Akademie die Beste. Und nun hat dich sogar Sakura überholt.“

„Bist du nur gekommen, um mich zu beleidigen?“, fuhr sie ihn an und ging in strammen Schritt von ihrem Teamkameraden weg.

„Eigentlich wollte ich mein zukünftiges Heim mal von Außen sehen.“

Wie vom Blitz gerührt blieb Ino stehen. Sie war neugierig geworden. Langsam drehte sie sich um und ging auf Shikamaru zu. „Was meinst du damit?“

„Das Haus gehörte der zweiten Generation vor mir und ist immer noch im Besitz meines Clans. Sobald ich Keiko-san geheiratet habe werde ich mit ihr hier einziehen.“

Das wollte ich nicht wissen“, maulte Ino trotzig und wollte sich gerade wieder umdrehen, als sie die Hand des Naras um ihr Handgelenk spürte, die sie zurückhielt.

„Ich will sie ja nicht heiraten, aber meine Eltern wollen es. Und ihre ebenso. Du kennst mich doch nun schon einige Zeit und müsstest wissen, dass ich mich dem Willen meiner Familie beugen werde, egal was es ist.“

„Du denkst, dass das ehrenwert ist, aber du solltest nichts tun, nur weil es dir jemand befiehlt. Das waren deine Worte. Aber wenn du nicht mal deinen eigenen Idealen treu bist, dann kann ich deinen Rat nicht ernst nehmen. Tu was du für richtig hältst, aber zieh es durch bis zum Schluss.“ Sie sah Shikamaru durchdringend an. Es war das erste wirklich ernsthafte Gespräch, das sie jemals geführt hatten. Ino hatte alles gesagt, was sie sagen wollte. Für sie bestand kein Grund mehr hier zu bleiben, aber ihr Gegenüber war noch nicht fertig.

Er beugte sich zu ihr, gab ihr einen Kuss auf die Wange und flüsterte: „Wenn ich könnte, würde ich mit dir zusammen sein.“ Danach ging er an ihr vorbei und verschwand in der Dunkelheit.

Ino unterdrückte ihre Tränen, ballte beide Hände zu Fäusten und schrie so laut sie konnte in die Nachtstille hinein: „Shikamaru, du Idiot!“ Sie schluckte ihre Tränen endgültig hinunter und erkannte ihre eigene wispernde Stimme wieder. „Du machst alles noch unerträglicher für mich. Wenn ich wenigstens wüsste, dass du mit Keiko glücklich bist.“
 

Es folgten Missionen und Missionen, zwischen drin befanden sich noch Missionen. Was sich dieser komische Ball genau gebracht hatte, außer angeblich Konohas Wohlstand zu zeigen, wusste niemand, nicht einmal die Autorin selbst. Aber vielleicht wollte sie einfach nur zeigen, dass Sakura und Sasuke distanzierter denn je waren und wahrscheinlich war ihr nichts Besseres eingefallen, wie sie das Jo-Nin Examen ankündigen konnte. Auf alle Fälle kam der erste Juli und zu großer Überraschung trainierte sie ihr irgendwie doch, aber irgendwie doch nicht Sensei, Hatake Kakashi. Sie versuchten ihm natürlich gleich Informationen über das Examen zu entlocken, aber der Kopierninja war hartnäckig.

Sie mussten einige Aufgaben bestehen, ein Überlebenstraining im Übungsgelände zwölf, das leider keinen schmückenden Spitznamen hatte, das allerdings nur drei Tage dauerte, aber das war schon genug. Dieses Gebiet war einfach nur extrem gewesen. Wir wollen hier nicht näher darauf eingehen. Dann kam eine allbekannte Glöckchenprüfung unter erschwerten Bedingungen, sie durften nur eine Hand benutzen, und am fünften Tag wäre eigentlich eine Art Ausdauer- und Solidaritätsstärkungstraining auf dem Plan gestanden, wenn nicht etwas dazwischen gekommen wäre.

„Kakashi-san!“, keuchte ein aufgeregter Chu-Nin, der eine Schriftrolle in der Hand hielt. „Sie sollen sofort zu Hokage-sama kommen! Mit Ihrem Team!“

Die vier waren schneller als jemals zuvor in Tsunades Büro, denn wenn sie mit einem Boten nach ihnen verlangte, musste schon etwas wie der Weltuntergang bevorstehen.

„Nicht der Weltuntergang“, sagte Tsunade besorgt. „Krieg. Iwa und Kusa haben uns vor drei Stunden den Krieg erklärt.“

„A-Aber wieso!?“, fragte Sakura aufgebracht.

„Angeblich haben Konoha-Nins die Enkelin des Tsuschikagen getötet. Es dürfte schon länger her gewesen sein, etwa Anfang des Jahres. Wisst ihr etwas darüber?“

Sakura, Naruto und Sasuke sahen sich an. War da nicht etwas gewesen?
 

Flashback
 

„Da!“, rief Naruto plötzlich und deutete schräg nach links. Wenige Meter vor ihnen lag eine Leiche, oder zumindest ein lebloser Körper. Die Augen hatten jeglichen Glanz verloren und den Mund hatte die Frau wohl nicht aus Spaß weit geöffnet. Sakura hockte sich neben sie und fühlte den Puls, als ihr Blick auf ein Iwa-Stirnband fiel. „Leute? Seht euch das an.“ Sie deutete darauf und sah die beiden Jungs fragend an. Sasuke zuckte nur mit den Schultern, Naruto schüttelte den Kopf. Sakura hatte immer noch zwei Finger am Hals der jungen Frau. Sie schätzte sie auf Mitte zwanzig und eigentlich war sie recht hübsch. Blaue, kurze Haare und dazupassende eisblaue Augen. Ihr Gesicht wirkte trotz der kühlen Farbe ihrer Augen sehr freundlich, auch wenn sie schon tot war.
 

Flashback Ende
 

„Wisst ihr etwas darüber?“, fragte Tsunade fordernd.

Sakura sah von einem zum anderen: „Ja, vielleicht war da etwas...aber es war keine Absicht!“

„Seid ihr wahnsinnig? Ihr habt die Enkelin des Tsuschikagen getötet?“

„Aber Tsunade-sama! Shishou, sie hat uns angegriffen! Wirklich, wir wussten nicht-“

„Raus. Alle drei. Ich werde das versuchen zu klären. Und ihr bleibt zusammen, klar?!“

Die drei verbeugten sich tief und gingen reumütig aus dem Büro.
 

„Scheiße. Ich hoffe Tsunade-obachan bekommt das wieder hin“, flüsterte Naruto. „Ich will nicht Schuld an einem Krieg haben. Echt jetzt.“

„Ich auch nicht, Naruto. Ich auch nicht“, antwortete Sakura niedergeschlagen.

Tod und Sterben

Tsunade brachte es nicht in Ordnung und die Aufrüstung für den angekündigten Krieg begann schon nach wenigen Stunden. Erst wurden die Chu-Nin, darunter auch Naruto, Sakura, Sasuke und Shikamaru, angewiesen, alle Zivilisten zu evakuieren. Suna hatte noch immer keinen neuen Kazekagen und wegen der instabilen innenpolitischen Lage konnten sie niemanden entbehren. Konoha war immer noch ein wenig angeschlagen wegen des Oto-Krieges vor nicht allzu langer Zeit, aber glücklicherweise hatten das Nebelreich Mizu no Kuni Hilfe in Aussicht gestellt. Der Mizukage hatte angeblich bereits Truppen losgeschickt.

Die Jo-Nin sammelten während der Evakuierung schon Waffen und bildeten Kampfeinheiten. Tsunade hatte man seit mehreren Stunden nicht mehr gesehen, sie war angeblich mit der Kriegsplanung beschäftigt. Es waren schon zwei Tage seit der Kriegserklärung vergangen, bereits am nächsten Morgen würden die Streitkräfte Iwas und Kusas eintreffen und Konoha niedermetzeln, wenn sie nicht bald eine Strategie hätten.

Es war zum Verzweifeln. Iwa lag im Nordwesten, Kusa genau zwischen Tsuchi no Kuni und Ha no Kuni. Sie würden nicht vereinzelt eintreffen sondern mit geballter Kraft. Das war für sie ein Vorteil, denn Iwa-Gakure hatte alleine schon mehr Einwohner als Konoha und zusammen mit Kusa-Gakure war mit einer Armee im hohen vierstelligen, wenn nicht sogar fünfstelligen Bereich zu rechnen. Dagegen hatte Konoha nicht die geringste Chance, nicht einmal mit der Unterstützung von Kiri-Gakure.
 

Sakura saß niedergeschlagen auf den Stiegen vor ihrem Haus und ließ sich die aufgehende Sonne ins Gesicht scheinen. Sie war seit vier Stunden auf, seit zwei Uhr früh, und hatte Waffen poliert, gepackt, wieder ausgepackt, erneut poliert und wieder eingepackt. Sie hatte sich sogar extra die Chu-Nin Kleidung angezogen, die ihr Tsunade nach dem Examen gegeben hatte. Bis jetzt hatte sie sich ja geweigert, genau wie ihre beiden Teamkollegen, diese Uniform anzuziehen. Aber an diesem Krieg waren sie schuld und sie ganz alleine trugen die Verantwortung für die vielen Menschenleben, die der Kampf kosten würde. Langsam wurde es hell und sie erkannte zwei verschwommene Silhouetten am Ende der Straße. Sakura blinzelte einmal und stand dann auf. Anscheinend war es soweit.

„Sakura-chan“, sagte Naruto ernst und trat einen Schritt auf sie zu, ebenso Sasuke. Sie steckten die Köpfe zusammen und redeten gedämpft. „Wir sind schuld an diesem Dilemma und deswegen müssen wir alle beschützen, okay?“

„Ja“, antwortete sie bestimmt. Das hatte er schon so oft gesagt und genau genommen kam die Aussage das erste Mal von Sasuke, aber in dieser Situation dachte niemand an Copyrights.

Ein Signal ertönte, es war ein tiefes Dröhnen, und alle Ninjas, die noch im Dorf waren wussten, dass der Krieg in wenigen Minuten beginnen würde. Sie standen auf der Plattform über dem Nordtor, von hier aus würden sie sofort sehen, wenn sich die Feinde nähern würden. Sakura stand zwischen Sasuke und Naruto. Dieser hatte Hinatas Hand genommen, weswegen sie fast in Ohnmacht gefallen wäre. Niemand hatte es so wirklich mitbekommen, aber zwischen den beiden hatte sich eine Romanze aufgebaut. Sie hatten es wahrscheinlich wegen Hinatas Vater geheim gehalten, doch im Moment war es egal. Es war sowieso ein Wunder, dass sie hier war. Hiashi Hyuga hatte sich partout geweigert seine älteste Tochter an die Front zu schicken, aber Tsunade war so erbarmungslos wie noch nie gewesen. Generell hatte sie einen sehr einfachen und brutalen Plan gemacht.

Die Jo-Nins waren an vorderster Front, gleich dahinter alle Chu-Nin, die schon von der Evakuierung zurück waren, der Rest von ihnen sollte im Laufe des Kampfes eintreffen. Die Ge-Nins, die sich gemeldet hatten, sollten ganz hinten sein und die restlichen, erschöpften Gegner ausschalten. Es war herausgekommen, und das beruhigte Team 7 ein wenig, dass Iwa und Kusa den Krieg schon lange geplant hatten und nur auf einen Grund gewartet hatten, um eine Kriegserklärung loszuschicken. Dennoch, sie waren es, die die Enkelin des Tsuschikagen getötet hatten, genauer gesagt war es Sasuke, der ihr ein Kunai in den Körper gejagt hatte, also war das alles seine Schuld. Der Kerl machte nur Ärger. Sakura schlug sich in Gedanken. Wieso war ihr alter Zynismus wieder da? Sich über eine so ernste Situation lustig zu machen, wer war sie denn? Eine Uchiha? Ganz bestimmt nicht und sie wollte auch keine werden!

Generell hatte sich in letzter Zeit ein gewisser Frühling über Konoha gelegt. TenTen war nur noch bei Neji und ihm schien es nichts auszumachen, Naruto und Hinata verbrachten auch mehr Zeit miteinander als üblich und Ino hatte sich an Shikamaru geheftet, der dies allerdings als aufrichtig nervig empfand. Sakura wusste noch genau, dass er diese Keiko aus Kusa-Gakure heiraten musste, sobald er sechzehn war. Sie war es gewesen, die Ino geraten hatte, nichts unversucht zu lassen, um ihn zu bekommen. Eigentlich war sie die einzige Kunoichi in ganz Konoha, die nicht verliebt war.

„Woran denke ich bloß?“, zischte sie empört und zog Sasukes und Narutos Blicke auf sich, die sie peinlich berührt abwimmelte. Als sie ihren Blick gerade ausrichtete, sah sie sie. „Da!“ Sofort waren alle in Kampfstellung, bereit für Konoha ihr Leben zu lassen. Plötzlich hörten die drei Tsunade hinter sich.

„Bleibt unter allen Umständen zusammen, habt ihr gehört? Das ist ein Befehl!“

Sie hatte sie zu den Jo-Nin gesteckt, da sie sie für stärker als Chu-Nin Rank hielt, aber sie wussten, dass es auch Bestrafung war. Sie waren schuld, und das ließ sie die Hokage spüren. Natürlich würde sie nie das Leben ihrer Schüler absichtlich in Gefahr bringen, vor allem nicht, weil sie noch etwas mit ihnen vorhatte, aber sie wusste, dass sie überleben würden. Deswegen sollten sie zusammen bleiben. Naruto konnte den Kyubi schon halbwegs kontrollieren, er würde Notfalls die Gegner töten.

Der Krieg begann, nachdem sich der Tsuchikage und die Hokage gegenüber gestanden hatten und nach einer kurzen Konversation wieder auf ihre Armeen zugingen. Die beiden Oberhäupter verschwanden hinter ihren Truppen, dann kam ein riesengroßer Knall und die Fronten stürmten aufeinander zu. Die Truppen aus Kiri waren immer noch nicht da und es sah schlecht für Konoha aus.
 

Hinata hatte es gleich am Anfang mit einem übermächtigen Gegner zu tun, gegen den sie keinerlei Chance hatte. Sie hielt sich tapfer. Gerade als sie einem Schlag ausgewichen war, folgte ein zweiter, der sie auf den Rippen traf. Ihr Gegner, ein Mann Mitte dreißig, wahrscheinlich Jo-Nin, war schnell, hatte aber keine Schläge, die einen die Rippen einfach so brechen konnten, deswegen überstand sie den Tritt halbwegs gut. Hinata lag auf der dreckigen Erde, ihr Gesicht mit Blut und Dreck übersäht. Aber sie wollte es. Sie wollte für Konoha kämpfen, für ihr Land, für ihre Heimat. Sie rappelte sich schnell wieder auf und rannte mit gezücktem Kunai auf den Mann zu, unterschätzte aber abermals seine unglaubliche Schnelligkeit. Er verschwand, tauchte hinter ihr auf und schlug mit dem stumpfen Griff seines Dolches zu. Hinata hatte ihre Byakugan aktiviert und konnte noch rechtzeitig ausweichen. Langsam wurde es eng und das, obwohl der Krieg erst seit zehn Minuten ging.

„Wer bin ich denn?“, zischte sie, als sie keuchend zum Stehen kam. Sie hatte im Ernst wegrennen wollen. „Hyuga Hinata und ich trage diesen Namen mit Stolz, verdammt!“ Es war ein richtiger Gefühlsausbruch, der sie übermannte, aber er gab ihr Kraft. Mit voller Wucht rammte sie dem Mann ihr Knie in den Magen, sah wie er nach hinten taumelte und nutzte den Moment seiner Überraschtheit. Es folgte ein Schwall an Faustschlägen, die ihn leicht zusammengehen ließen. In ihren Schlägen steckte nicht halb so viel Kraft wie in denen von beispielsweise Naruto oder Sakura, aber sie zeigten Wirkung. Der Ninja war langsamer, so konnte sie die Keirakukei besser treffen. Nach bereits zwei Chakraknoten, die sie grazil getroffen hatte, ging er gänzlich zusammen. Ob er tot war oder nur bewusstlos, wusste sie nicht, es war ihr auch egal, denn schon hatten sich zwei neue Iwa-Nins auf sie gestürzt.
 

Shikamaru war bei Ino und Chouji angelangt. Er war Chu-Nin, also in der mittleren Front eingeteilt, aber seine beiden Teamkameraden im Stich lassen konnte der Nara nicht, so loyal war er. „Ino!“, schrie er, als sie sich zu ihm umgedreht hatte. Gerade noch rechtzeitig wich sie einem Kunai aus, der nun auf Shikamaru zuflog. Er wehrte ihn mit einem Shuriken ab, hob ihn auf und schoss ihn zurück zu dem Angreifer, der sich mit Choji einen erbitterten Kampf lieferte. Ino war nun ebenfalls in einen Kampf verwickelt worden, aber glücklicherweise hatte sie einen relativ schwachen Gegner erwischt, den sie mit Links besiegen konnte. Shikamaru entwickelte gerade einen Plan. Sie sollten alle zusammen bleiben. Er rechnete nach, während er einen Shinobi aus Kusa attackierte. Wer war alles in der Front? Er hatte Naruto, Sakura und Sasuke gesehen, dann waren da noch Hinata, Rock Lee und TenTen, die er nur kurz im Kampftumult entdeckt hatte. Shino war nicht da, ebenso Neji, der noch immer nicht sehen geschweige denn kämpfen konnte. Ino, Choji und er selbst. Waren das alle? Insgesamt neun Leute aus seinem Jahrgang, von denen er wusste, dass sie was drauf hatten. Wenn sie zusammen sein würden, dann hätten sie mehr Chancen.

Ein Schlag traf Ino im Gesicht und ließ sie nach hinten an einen Baum krachen. Erst jetzt bemerkten sie, dass sie an den Rand des Kampffeldes gedrängt worden waren. Sie stieß einen Schrei aus, fiel aber nicht einmal hin. Manchmal hatte er wirklich Respekt vor ihr. Die Blonde stand kurz zitternd da und zögerte nicht, auf den Gegner zuzulaufen, während sie sämtliche Waffen zog und sie ihm in den Bauch rammte oder was sie auch immer erwischte.

Shikamaru erkannte seine Chance, als Choji mit seinem Gegner fertig war und den Shinobi, den der Nara bearbeitete, von der Seite rammte. Er zog einen seiner Kunai und schoss ihn gezielt auf die Herzgegend, ohne Rücksicht auf Verluste. „Kommt, wir gehen zu den anderen!“, befahl Shikamaru und lief mitten in den blutrünstigen Kampf hinein. Ino und Choji folgten ihm. Der Kerl würde schon bald verblutet sein.
 

Sie schlug zu, aber die Kunoichi, gegen die sie kämpfte, war kampftechnisch bewanderter als sie. TenTen verfluchte gerade, dass sie nur mit Waffen kämpfen konnte. Seit geraumer Zeit, wahrscheinlich schon über eine halbe Stunde, war sie unaufhörlich in Gefechte verwickelt, nicht anders zu erwarten bei einem Krieg. Ihr Körper verlangte noch nicht nach einer Pause und im Gegensatz zu der illegalen Rettet Sasuke vor dem pädophilen Schlangenmenschen Mission war sie noch nicht im Geringsten erschöpft, jedoch gingen ihr langsam die Waffen aus. Wieder verfluchte sie ihre Kampftechnik und suchte auf dem Boden nach gebrauchten Schusswaffen, Speeren oder Schwertern. Sie hatte nicht viel Zeit, denn die Schläge ihrer Gegnerin, eine junge Frau aus Iwa, kamen in kurzen Abständen. Sie war nicht sonderlich schnell, dafür konnte sie viel einstecken. Schon mindestens zwanzig Kunais und Shuriken hatte sie ohne eine Meine zu verziehen aus ihren Armen und Beinen gezogen, die Kunoichi hatte schon so viel Blut verloren, da wäre jedem anderen schlecht geworden.

TenTen hatte Glück. Sie zog ein Katana aus dem leblosen Körper eines Konoha-Nins und ging damit auf ihre Gegnerin los. Es war ein Katana für Männer, aber darauf konnte nun niemand Rücksicht nehmen. Endlich war sie wieder im Vorteil. Die Iwa-Kunoichi konnte nicht schnell genug ausweichen und schon nach drei Schlägen landete TenTen einen Treffer. Nun zog sich ein tiefer Schnitt quer über den Bauch der Gegnerin und sie stach zu. In diesem Moment wünschte die Braunhaarige sich irgendwo anders zu sein, egal wo, nur nicht hier. Sie presste die Augen zusammen und spürte, wie die Klinge des Schwertes sich durch die Bauchdecke schnitt und am Rücken austrat. Das Katana wurde schwerer, TenTen zog es aus dem Körper der Toten und sah, wie der leblose Körper zu Boden fiel. Diesen Blick würde sie niemals vergessen können. Doch ihr blieb keine Zeit um darüber nachzudenken, was sie gerade getan hatte, denn von hinten packte sie ein Mann. Sie würde nun wohl wieder töten müssen.
 

Rock Lee sah kurz Sakuras rosa Haarschopf, zumindest bildete er sich das ein. Er hatte sich vorgekämpft, dort wo die wirklich starken Gegner kämpften, denn sein Ziel war es, Sakura zu beschützen. War sie es nun wirklich gewesen? Vielleicht, aber er hatte im Moment keine Zeit, um ihr hinterherzulaufen. Um ihn kümmerten sich drei Iwa-Nins und eine Kunoichi aus Kusa, die eine ANBU Maske trug. Natürlich, er war gut, aber gegen so viele hatte er keine Chance. Die Kunoichi war plötzlich weg und tauchte hinter ihm auf. Ohne Vorwarnung, als ob er die erwartet hätte, verpasste sie ihm einen Tritt in die Kniekehlen, sodass er nach hinten fiel. Gerade noch rechtzeitig fing er sich, stütze sich mit den Händen auf, hievte seinen Oberkörper hinauf und konterte mit zwei Fußtritten seinerseits, die sie genau im Gesicht trafen und zu Fall brachten. Die drei Ninjas rannten nun auf ihn zu, einer mit einem Kunai, der andere mit einem Shuriken und der letzte unbewaffnet. Lee wusste, mit zwei konnte er es aufnehmen, aber selbst er war nicht so schnell, dass er drei Ninjas gleichzeitig ausweichen konnte.

Aber aufgeben ging nicht, das war Krieg und kein Übungskampf. Das war eine Schlacht auf Leben und Tod. Er wich dem ersten aus, schlug dem zweiten den Shuriken aus der Hand und traf den letzten mit voller Wucht auf der Nase. Er torkelte nach hinten und fiel genau auf einen Stein. Wahrscheinlich war er durch den Genickbruch sofort tot, dafür stürzten sich aber zwei weitere Kusa-Nins auf ihn. Der Kampf war aussichtslos. Lee knallte wenig später gegen einen Baumstamm und rutschte zu Boden. Vor seinen Augen verschwamm es. Er hatte bereits zwei Iwa-Nins und die Kunoichi aus Kusa töten können, aber vier waren zu viele für ihn. Er sah nur noch, dass alle vier auf ihn zu rannten, bereit ihn zu töten. Er schloss die Augen und wartete ab.

Als nach etlichen Sekunden immer noch nichts passiert war, öffnete er sie. Vor ihm standen Naruto und Sakura. Die vier Shinobi lagen tot vor ihnen. „Alles okay, Lee-san?“, fragte Sakura und half ihm auf.

„Eigentlich wollte ich dich retten, aber jetzt war es umgekehrt. Danke. Und dir auch, Naruto“, sagte er und sah sich um. „Wo habt ihr Sasuke gelassen?“

„Wir haben ihn verloren, er ist weiter in die Mitte gegangen“, erklärte Sakura, doch ihr viel etwas ein. „Scheiße, Naruto! Wir sollten doch zusammenbleiben! Los, kommt!“ Sie drehte sich am Absatz um und lief Richtung Mitte, wo sie den Uchiha das letzte Mal gesehen hatte.
 

Ino sah sich hektisch um. Hatte sie nicht gerade ein Uchiha Wappen gesichtet? Shikamaru wehrte sich hinter ihr verbissen. Er war zugerichtet, kein Wunder, bei anderthalb Stunden Dauergefecht mir überlegenen Gegnern. „Shikamaru!“, rief sie und deutete nach links. „Ich glaube da war Sasuke!“ Er konnte nicht reagieren, da sich ein Kunai gerade in seine Bauchhöhle bohren wollte, was es zu verhindern galt. Choji hatten sie schon vor zehn Minuten verloren, aber derzeit blieb keine Zeit, um ihn zu suchen, er würde schon klarkommen. Ino griff an und erstach einen Gegner. Sie hatte schon drei Menschenleben ausgelöscht. Ihre Augen verengten sich, sie musste die Tränen zurückhalten, jetzt bloß keine Schwäche zeigen, das wäre ihr Ende.

„Ino! Was machst du da?!“, drang Shikamarus Stimme an ihr Ohr und sie sah, wie er sich schützend vor sie stellte. Erst jetzt realisierte die Kunoichi, dass sie zusammengesunken auf der Erde kauerte und alles um sich herum vergessen hatte. Als der Nara ihre Hand nahm und sie aufzerrte, löste sich der tranceähnliche Zustand, dieses seltsame Gefühl aber blieb. „Komm mit, wir schlagen uns nach links durch, wenn das vorher wirklich Uchiha war.“ Stumm nickte sie und hob einen fremden Kunai auf, der mit Blut beschmutzt war.
 

Hinata war froh, noch niemanden getötet zu haben. Ihr erster Gegner war nur für den Rest seines Lebens ganzkörpergelähmt, aber das war nicht ihr Problem. Sie hatte es nun im achten oder neunten Kampf mit gleich drei Gegnern zu tun, die stärker waren als sie. Das Problem war, dass sie schon verdammt viel Chakra mit ihrem Byakugan verbraucht hatte. Langsam ging ihr die Energie aus, das spürte sie am ganzen Körper, der heftig zitterte und sich gegen die Anstrengung wehrte, indem er immer öfters einfach Aussetzer hatte, die ihr schon fast das Leben gekostet hatten. Ob sie es bereute, dass sie kämpfte? Nein. Wieso auch? Wenn sie sterben würde, dann in Ehre für ihre Heimat. Sterben? Was sollte der Blödsinn! Was dachte sie über den Tod nach, wenn sie noch voller Energie war?

Die Hyuga Erbin brach zusammen. Vielleicht doch nicht mehr so viel Energie, wie sie sich einreden wollte. Die drei Shinobi sahen sie nur wartend an, dann nickten sie sich zu und zückten irgendwelche Waffen, die Hinata aus den verschwommenen Augen nicht erkennen konnte. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet, bereit zu sterben war sie zwar nicht, aber wenn ihr nicht gleich etwas einfallen würde, dann wäre sie geliefert. Was konnte sie nun noch tun? Noch während sie sich diese Frage stellte kam ihr eine Idee.
 

„Naruto-kun!“
 

Naruto stoppte im Rennen. Sakura drehte sich zu ihm um und Lee hielt ein paar Angreifer von ihnen ab. „Was soll das? Komm weiter!“

„Hast du das gehört?“

„Was? Da war nichts! Komm, wir müssen Sasuke suchen!“

„Geht ihr beide vor, ich komme nach!“ Er drehte sich auf den Ballen um und rannte in die Richtung aus der er den Schrei vermutete. Er war sich sicher, dass es Hinata gewesen war.
 

TenTen keuchte vor Erschöpfung. Seit fast zwei Stunden kämpfte sie erbittert, ihre Waffen waren längst aufgebraucht und sie war alleine. Lee war als Chu-Nin in die Mittelfront gesteckt worden, Neji konnte nicht kämpfen und die anderen hatte sie erst gar nicht wirklich gesehen. Sie sah sich um und stutzte kurz.

„Ino?“ War das wirklich die Yamanaka, die da vorbei gerannt war? Auf jeden Fall war da ein blonder Pferdeschwanz und lila Kleidung. „Ino!“

Ino drehte sich um und suchte die Gegend nach dem Mädchen ab, das ihren Namen gerufen hatte. Zum Glück hatte sie gerade keinen Gegner, ansonsten hätte der sie eben getötet. Shikamaru kam ebenfalls zum Stehen und erblickte TenTen als erster. Ohne Umwege sagte er: „Wir müssen die anderen suchen, das ist das einzig Vernünftige in dieser Situation.“ Sie nickte und rannte ihnen hinterher, während sie Ausschau nach einem bekannten Haarschopf hielt.
 

Lee zog Sakura aus der Schussbahn eines Wurfsternes und duckte sich darunter hinweg. Fast hätte es die Rosahaarige getroffen, die gerade dabei war, einen Kerl aus Kusa aufzumischen. Er sah schon sehr mitgenommen aus, nicht wirklich stark im Vergleich zu ihr, aber sie konnte ihn nicht einfach so töten. So kaltherzig war sie nicht.

„Sakura-san, mach schon! Wir haben nicht ewig Zeit!“, forderte Lee und warf eine Kunoichi, die er gerade getötet hatte, auf den schmutzigen Erdboden.

Ein Regentropfen benetzte die Erde, es folgten weitere. Innerhalb weniger Sekunden ergoss sich ein Platzregen über das Kampffeld, das mit Blut besudelt war. „Ich kann nicht. Ich kann keinen Menschen töten.“

„Du musst!“

An Sakuras Wange rann eine Träne hinunter, vermischt mit Regentropfen. Sie hob einen Kunai auf, den sie vorhin fallen gelassen hatte und flüsterte leise: „Ich will das nicht“ bevor sie zu stach und sich Blut über ihre rote Trainingskleidung ergoss.
 

Naruto kam gerade noch rechtzeitig und sah seine Freundin zusammengebrochen im Regen auf der Erde liegen. „Hinata-chan!“, schrie er und attackierte die Kerle, die sie töten wollten, ohne Erbarmen. Er bekam nicht einmal mit, wie er sie tötete, sein Gehirn begann erst wieder klar zu denken als er Hinata aufhob und so schnell wie möglich wegtrug. Irgendwo hatte man in Konoha eine Krankenstation aufgebaut. Da musste er hin. Sie war, soweit man das auf den ersten Blick sagen konnte, nicht lebensgefährlich verletzt, aber ein so zartes Mädchen gehörte nicht in einen Krieg, wie er fand. Dazu war sie zu empfindlich, was aber nicht schlecht war, denn genau das war es, was er so an ihr mochte, vielleicht sogar liebte.

„Was ist passiert?“, fragte eine Krankenschwester und wies Naruto an die Patientin auf eines der Klappbetten zu legen.

„Ich glaube, sie ist nur erschöpft. Eine Stunde ohne Pause zu kämpfen war zu viel für sie.“

„Eine Stunde? Der Krieg hat schon vor drei begonnen.“ Er hatte echt kein Zeitgefühl mehr, aber das war jetzt alles andere als wichtig. „Willst du dich auch ausruhen?“, fragte ihn die Frau, doch er schüttelte den Kopf.

„Ich kann noch kämpfen, aber kümmern Sie sich um sie.“

„Pass auf dich auf“, sagte sie und verbeugte sich kurz. Als Naruto raus gegangen war fügte sie leise hinzu: „So jung und schon im Krieg. Wie traurig.“
 

TenTen sah Lee, zumindest bildete sie sich das ein. Gleich darauf erblickte sie einen rosa Hinterkopf. Kein Zweifel, das war Sakura. „Ino, Shikamaru! Da sind Sakura und Lee!“ Sie hielten an, zum Glück hatten sie ihre Gegner schon vor zwei Minuten ausgeschaltet, so hatten sie Zeit um sich durch die kämpfende Menge zu schlagen. Es wurden in ihren Augen immer weniger Ninjas, die sich umbringen wollten. Natürlich waren es noch viele, aber dennoch nahm die Menge ab. Die versprochenen Truppen aus Kiri-Gakure waren immer noch nicht da, so hatte Konoha nicht die geringste Chance, obwohl sie derzeit im Vorteil waren, denn sie hatten Naruto. Trotzdem, irgendwann würde auch er erschöpft werden und nur auf ihn verlassen konnte man sich nicht. Es waren zu viele, als dass er etwa Größeres ausrichten konnte.

„TenTen!“, kreischte Lee und wollte sie umarmen, wurde jedoch in einen Kampf verwickelt. Sakura gesellte sich zu Ino und half ihr mit ihrem Gegner fertig zu werden, mit dem sogar sie Probleme hatte. Shikamaru rechnete derweil nach. Wer war nun alles hier? Lee, TenTen, Sakura, Ino und er selbst. Wer fehlte noch?

„Sakura!“, rief er zu ihr und keuchte unter der Wucht eines Angriffes. Er war müde und schwächer geworden, aber die Gegner auch. „Wo sind Naruto und Sasuke?“

„Weiß ich nicht!“ Sie verpasste dem zwei Meter Shinobi einen Schlag, der ihm das Nasenbein brach. „Sasuke ist schon vorher verschwunden und Naruto hat angeblich jemanden gehört.“ Sakura ging in die Knie, als sie der Gegner schlug, zog allerdings Vorteil daraus und zog ihm die Beine weg, während sie eine Giftnadel zog und sie in seinen muskelbepackten Körper stach. Sie stand auf und half Ino auf die Beine, die nun schon ärger erschöpft war. Sie atmeten alle schwer, Ausdauer war nicht wirklich die Stärke dieser Gruppe. Sie hatten allesamt Schlagkraft, aber auf Dauer wurden sie schnell müde.

„Wir müssen auf jeden Fall zusammen bleiben, das ist die beste Möglichkeit um das hier lebend zu überstehen.“

„Du hast Recht, Shikamaru. Wenn Naruto und Sasuke hier wären, wäre das von Vorteil“, saget die Rosahaarige und rang nach Luft. „Wo sind die anderen?“

Lee und TenTen waren endlich mit ihren Gegnern fertig, sehr schwache Iwa-Nin. Sie hatten kaum noch Chakra, und waren Shikamaru zu Hilfe gekommen. Es war wirklich eine gute Idee, dass sie gemeinsam kämpften. Die Schlagkraft beider Seiten hatte nachgelassen, aber weder die Hokage noch der Tsuschikage machten Anstalten, den Kampf zu beenden. Sie würden wahrscheinlich kämpfen, bis alle tot waren. So sah es zumindest aus.

„Choji ist vor geraumer Zeit verschwunden“, berichtete Shikamaru, der ebenso schwer atmete. „Neji konnte gar nicht kämpfen. Der Aburame Clan hat Shino verboten, im Krieg mitzukämpfen und Uchiha und Naruto sind ja auch weg.“

„Hinata! Wo ist Hinata?“, wollte Sakura wissen, sie bekam die Antwort von ihrem besten Freund, der hinter ihr aufgetaucht war.

„Sie ist in Sicherheit. Ich hab sie zusammengebrochen auf dem Kampffeld gefunden, also hab ich sie auf die Krankenhausstation gebracht.“ Ein erleichterter Seufzer ging durch die Reihen.
 

Plötzlich hören alle auf zu kämpfen. Die fünf drehten sich um. Auf der Plattform über dem Nord-West Tor stand Tsunade, die ihre Hand erhoben hatte. Es war das Zeichen für das Ende des ersten Kriegstages. Alle starrten gebannt, froh und erleichtert auf die Hokage. Es war ganz still. Auf der anderen Seite des Schlachtfeldes hatten der Tsuschikage und das Dorfoberhaupt Kusa-Gakures dasselbe Zeichen gemacht. Nun durften sich die Truppen in ihre Lager zurückziehen. Bis zum nächsten Tag hatten sie nichts voneinander zu befürchten. Das garantierte der Bushido, der Ehrenkodex der Ninjas.

Plötzlich ertönte ein erstickter Schrei. Sakura drehte sich erschrocken um. Sie befürchtete das Schlimmste und ihre Befürchtungen bestätigten sich, als TenTen auf Lee zu rannte und seinen blutenden Körper auffing. „Lee! Lee! Sag was!“ Von einem Feind keine Spur, es hatten sich schon längst alle auf den Weg auf ihre Seiten gemacht. „Das war nicht fair, das verstößt gegen den Kodex!“

„TenTen…“, sagte Sakura und legte ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter, während sie ihre Tränen zurückhielt. „Der Kodex hilft uns leider nichts mehr. Lee ist…er ist…tot.“ Nun rannten ihr stumme Tränen hinunter, während Ino und TenTen hemmungslos schluchzten. Sie wandte dem Trauerspiel den Rücken zu und versuchte sich einzureden, dass schob so viele Menschen in diesem Krieg ihr Leben verloren hatten, er war nur ein weiteres Opfer, aber sie schaffte es nicht. Es war doch Rock Lee, der da eben gestorben war.
 

Sasuke kam erst zehn Minuten, nachdem sich alle im verlassenen Hyuga Anwesen eingefunden hatten. Anscheinend hatte Tsunade ihm gesagt, dass sie alle dort waren. Hinata hatte den Vorschlag gemacht, dass sie hingehen sollten, denn da es weit im Inneren des Dorfes lag, war es nicht beschädigt worden. Die Hyugas waren sowieso alle in Suna oder Kiri.

Es gab keinen Strom, man hatte anscheinend die Leitungen beim Kampf durchtrennt. Fließend Wasser gab es zwar, aber duschen gestaltete sich mit eiskaltem Wasser zur Tortur. Sie würden am nächsten Tag sowieso wieder schmutzig werden. Trotzdem wagten es alle und man konnte leise Flüche aus den drei Badezimmern hören, die allesamt besetzt waren.

Sasuke schmiss sich erschöpft in die Ecke des Raumes, der wohl das Gesellschaftszimmer war. Anwesend waren nur Sakura und Shikamaru, die schon fertig mit der Dusche waren. Sie hatten nasse Haare und trugen kurze Bademäntel, die ihnen Hinata gegeben hatte. „Die Truppen aus Kiri sind immer noch nicht da“, sagte Shikamaru und sah, wie sich Sakura wegen dem komischen Aussehen seiner nassen Haare das Lachen verkneifen musste.

„Ja, ich befürchte, dass sie nicht kommen,“ meinte Sakura und lehnte sich zurück. „Das ist doch alles scheiße.“

„Was meinst du?“, fragte Ino, die nun auch fertig war und mit nassen Haaren den Raum betrat. Hinter ihr ging Hinata.

„Einfach alles. Die Motive des Krieges und die Kämpfe selber. Jetzt ist es vorbei und trotzdem ist es noch nicht zu Ende. Ist doch scheiße.“

Ino sah sich um. „Wo ist Choji eigentlich? Ist er immer noch nicht da?“ Sie sah in die Runde und hatte die schlimmsten Befürchtungen. „Sagt mir bitte, dass er schon da ist! Sagt, dass er da ist! Na los!“

„Ino, beruhige dich!“, mahnte Sakura und umarmte sie. „Er kommt schon noch, Choji stirbt nicht so einfach.“ Endlich kam Naruto, wenige Minuten darauf auch TenTen. Nun saßen sie da, allesamt, außer Sasuke, mit nassen Haaren und Bademänteln. „Sakura, du meintest vorhin was über das Motiv des Krieges. Was ist das Motiv? Wir haben nie etwas darüber erfahren, da wir nur unbedeutende Ge-Nins sind.“ Ino verschränkte die Arme und setzte sich neben Shikamaru hin.

Sakura, Sasuke und Naruto sahen sich an und nickten. Irgendwann würden sie es sowieso alle erfahren. Die Rosahaarige stand auf, drehte ihnen den Rücken zu und betrachtete durch das geschlossene Fenster die melodramatischen Regentropfen, die erbarmungslos auf Konohas Dächer einschlugen. Sie drehte sich nicht um, als sie zu erklären begann. „Konoha-Nins sollen Anfang Jänner die Enkelin des Tsuschikagen getötet haben.“ Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. „Kusa und Iwa hatten schon länger einen Krieg gegen Konoha geplant, aber ihnen fehlte ein Grund, um uns den Krieg zu erklären.“

„Woher weißt du das?“, wollte Shikamaru wissen. „Weil du Hokage-samas Schülerin bist?“

„Nein. Die Konoha-Nins, das waren wir. Naruto, Sasuke und ich.“
 

Stille.
 

Ob sie lachen oder weinen sollten, wussten sie nicht. Womöglich war es nur ein Scherz, aber keiner begann zu lachen oder sagte etwas in der Richtung. TenTen war die erste, die etwas sagte. „Ist das ein verspäteter Aprilscherz? Wir haben Anfang August…das ist nicht lustig…Sakura…Naruto? Sagt doch was!“

„TenTen, das war keineswegs ein Scherz, auch wenn ich es gerne sagen würde“, sagte Naruto und zog Hinata an sich. Sie begann fast zu weinen. Man sah Tränen in ihren Augen glitzern. „Ich weiß, wahrscheinlich werdet ihr uns jetzt hassen, aber-“

„Red keinen Scheiß!“, unterbrach ihn Ino und stand entschlossen auf. „Ihr könnt sicherlich nichts dafür. Wie könnten wir euch hassen? Wir wissen, dass ihr es nicht darauf angelegt habt. Oder?“

Sakura nickte. „Sie hat uns angegriffen und wir mussten uns wehren.“

„Seht ihr? Dann könnte es auch sein, dass sie engagiert worden ist, damit sie das tut, eben weil Iwa und Kusa dann einen Grund hatten anzugreifen! Das war sicherlich ein abgekartetes Spiel!“

„Schön wär’s, Ino, aber wir sind keine Idealisten. Wir wissen genau, dass es unsere Schuld war, auch wenn sie nach einem Grund gesucht haben.“ Hinata legte ihren Kopf auf Narutos Schulter. Sie war immer noch erschöpft und müde, wollte aber nicht länger auf der Krankenstation bleiben. Es war auch nicht notwendig gewesen.

TenTen begann wieder leise zu schluchzen und wischte ihre Tränen weg. „Tut mir leid“, schniefte sie. „Ich sollte nicht so sentimental sein.“

Hinata befreite sich aus Narutos Umarmung und rutschte zu TenTen, um nun sie mit ihren zierlichen Armen zu umschließen. „Ist okay. Wir wissen, dass es nicht leicht ist. Es ist für uns alle schwer, wir haben Lee alle gemocht. Ich hab das alles durchgemacht, wegen Kiba, aber du kommst drüber weg…früher oder später.“

Es war ein heikles Thema. Kiba war der erste ihrer Gruppe, der gestorben war. Nun auch noch Rock Lee und alle hatten Befürchtungen um Choji. Neji war nach wie vor nicht außer Lebensgefahr, sein Zustand war zwar stabil, aber es konnte immer noch einen Rückschlag geben.
 

Es klopfte an der Tür. Wahrscheinlich war Choji einfach noch geblieben, um beim Wegtragen und Bestatten der Leichen zu helfen und war gerade gekommen. Das hofften zumindest alle. Tsunade hatte ihnen allen verboten, zu helfen, denn sie meinte, sie haben schon genug für heute durchgemacht. Ironischer Weise durften Sasuke, Naruto und Sakura am nächsten Tag wieder an der Forderfront kämpfen. Sie vertraten die traurige Meinung, dass es nur mehr eine Front gab, denn es waren schon so viele Menschen gestorben, dass es nicht mehr viele gab, die Fronten bilden konnte.

Hinata öffnete die Türe und wechselte ein paar Worte mit dem Besucher, den die anderen nicht sehen konnten. Die Stimme hörte sich nicht nach Choji an und anstatt eines rundlichen Jungen trat Asuma ein. Er sah schon nach schlechten Nachrichten aus, so niedergeschlagen wie er war.
 

„Choji ist tot.“

Leben und Leben lassen

„Was?“ Aus Inos Gesicht war jegliche Farbe gewichen. Ihr Körper zitterte, hinter ihr war Shikamaru aufgesprungen und hatte einen Schritt auf seinen Sensei zugemacht. „I-Ist das wahr?“

Asuma nickte. „Er wurde vor zehn Minuten am westlichen Rand des Kampffeldes gefunden. Tot. Er starb vermutlich vor zwei Stunden, also relativ am Ende dieses Kriegstages. Es tut mir leid. Ich muss wieder gehen, wir haben noch eine Menge Leichen, die wir bestatten müssen. Ihr solltet euch ausruhen und auch wenn ich es euch nicht befehlen kann, verschwindet von hier und lasst den Krieg die Erwachsenen austragen.

„Das geht nicht!“, fuhr ihn Shikamaru an. „Wir müssen kämpfen. Mit jedem Ninja ist Konohas Armee stärker und hat eine größere Chance auf den Sieg! Wir werden kämpfen. Asuma-sensei, verstehen Sie das bitte.“

„Natürlich. Ich habe nichts anderes erwartet. Chojis Beerdigung ist in zwei Stunden, falls ihr kommen wollt.“

Sie alle nahmen sich vor, hinzugehen, denn kurz darauf sollte auch Lee beigesetzt werden, doch bereits nach einer viertel Stunde waren alle in einen tiefen Schlaf gefallen, manche traumlos, andere von Alpträumen verfolgt.

TenTen träumte von den Augen, die sie angestarrt hatten, als sie den Shinobi erstochen hatte. Sie drehte sich oft hin und her, ihre Stirn war schweißnass, als sie aufwachte und aus den geweiteten braunen Augen auf die Decke über ihr starrte. Es war ein grausamer Traum gewesen und sie befürchtete, dass sie ihn noch öfters haben würde. Keine Minute später versank sie in einen, diesmal zum Glück traumlosen, Schlaf.

Shikamaru träumte etwas Ähnliches, doch es war Choji, der ihn verständnislos ansah. Er beschuldigte und attackierte ihn. Im Schlaf wisperte der Nara immer wieder: „Es war nicht meine Schuld, ich wollte das nicht.“ Der Traum war furchtbar, beängstigender als die Realität, aber trotzdem wollte er nicht aufwachen, denn er wusste genau, dass es seine Schuld war. Das war die Strafe, und er wollte sie ertragen.

Sakura und Naruto hatten einen traumlosen Schlaf, Sasuke schlief überhaupt nicht mehr, nachdem er um Mitternacht herum aufgewacht war. Er wollte niemanden wecken, so viel Einfluss hatten seine lieben Teamkameraden also schon gehabt. Er war richtig umsichtig geworden. Deswegen ging er in die Küche, es war die erste Tür, die er fand. Den Rest der Nacht verbrachte er dort und starrte auf den Mond. Er kam hier nicht weiter. Das Rätsel, das Tsunade ihm aufgegeben hatte, der erste Teil seines Trainings, war ihm noch immer schleierhaft.

Stärke dein Durchhaltevermögen und konzentriere dich auf das Wesentliche bei diesen Missionen. Lese zwischen den Zeilen und wenn du weißt, was ich dir mit den Missionen lehren will, dann komm her und verkünde mir deine Vermutung. Dann werden wir sehen.

So etwas Blödes hatte er noch nie gehört. Was sollte er denn zwischen den Zeilen lesen? Und welche Missionen? Es herrschte Krieg. Okay, das hatte die ehrenhafte Hokage nicht wissen können, aber dennoch wurmte es ihn. Was hatte er in der Zeit eigentlich gemacht? Blödsinnige Missionen mit Naruto und Sakura gemacht, nutzloses Training für eine nutzlose Prüfung, die er mit links bestanden hatte und nutzloses Gerede und Gestreite mit einem gewissen, er sagte nun nicht mehr nutzlosen, rosahaarigen Mädchen. Bei Orochimaru hätte er viel mehr Fortschritte gemacht. Er war nur hier, weil ihm das gewisse rosahaarige Mädchen Training bei einer Person versprochen hatte, die stärker war als Orochimaru. Aber von diesem Versprechen hatte er noch nichts gemerkt.

„Sasuke?“ Er schreckte aus seinen Gedanken. Das war überhaupt das erste Mal, dass er so in Gedanken versunken war, dass er nichts um sich herum mitbekommen hatte. Sakura hatte anscheinend schon vor einer Minute die Küche betreten, denn sie hatte ein Wasserglas und ein Stück Brot in der Hand.

„Wie kannst du um die Uhrzeit etwas essen?“, fragte er und musterte sie. Sakura hatte das rote Kleid-Oberteil ausgezogen. Er sah sie zum ersten Mal ohne dieses grässliche Kleidungsstück. Sie trug ein normales schwarzes Tanktop und die übliche schwarz-grüne Hose. „Steht dir besser“, sagte er gleichgültig wie eh und je.

„Was?“

„Na das Oberteil. Diese Mischung aus Kleid und Shirt sieht schrecklich aus.“

„Der Tag an dem du mir Ratschläge in Sachen Mode gibst nenne ich Apokalypse. Lass es lieber, bitte. Das endet nur in einem Desaster.“ Lässig setzte sie sich auf die Küchentheke und biss von ihrem Brot ab. „Magst du auch was?“

„Nein. Wie dir eigentlich meine Aussage von vorhin mitgeteilt hat, kann ich um diese Uhrzeit nichts essen.“

„Entschuldige, dass ich höflich sein möchte und gefragt habe“, gab Sakura beleidigt zurück und legte das Brot weg.

„Müssen wir uns schon wieder streiten? Wir haben Naruto doch versprochen, dass wir friedlich sind.“ Ein Anflug von Lächeln schlich sich über seine Lippen, verschwand aber im selben Moment wieder.

„Entschuldige. Ehrlich.“ Sie sah zu Boden. „Ich finde nur, dass ein wenig Normalität in dieser Zeit gut tut.“

„Normalität ist Schwachsinn. Verstehst du unter Normalität, dass wir uns andauernd zanken, dass wir uns anschreien und regelmäßig den anderen zu Weißglut treiben? Dass wir Menschen töten, weil wir Ninjas sind und tagtäglich unser Leben riskieren, um irgendwelche Auftraggeber zu beschützen?“

„Ja. Ich kenne nichts anderes. Meine Familie wollte schon immer, dass ich ein kaltblütiger Ninja werde, ich hatte gar nichts zu sagen.“

„Wird das jetzt ein psychologisches Gespräch?“

„Du wolltest doch irgendwann einmal wissen, was mit meiner Familie ist, wenn ich mich recht erinnere. Also, willst du oder nicht?“

Sasuke seufzte. Es interessierte ihn nicht wirklich. Das einzige, was ihn daran störte, war, dass er nichts über sie wusste. Er war ahnungslos und irgendwie gab ihm das das Gefühl entmachtet zu sein. Vielleicht war es eine Einbildung von seinem kranken Hirn, aber er wollte alles über sie wissen, um Macht zu haben. Nicht, dass er sie erpressen konnte oder so, eher, dass er sie verstand und das er das Gefühl hatte, nicht ahnungslos zu sein. Schwach nickte er und bereute es fast.

„Na gut. Ich mach es kurz.“ Sakura nahm noch einen Schluck von ihrem Wasser, ehe sie es neben sich zu der angebissenen Brotscheibe stellte. „Meine Großeltern waren gegen die Hochzeit meiner Eltern, irgendwelche Familienzwiste, aber nicht so dramatisch wie bei Romeo und Julia. Sie haben trotzdem geheiratet und deswegen haben sie ihnen die finanzielle Unterstützung gestrichen. Mama war schon damals eine Kunoichi, eine verdammt gute, und Papa war auch ganz okay. Sie hat es bis zur ANBU geschafft, Papa wurde zwar auch Jo-Nin, hat sich aber geweigert, der ANBU beizutreten. Er hat einen etwas sensibleren Charakter, deswegen hat er so wenig Menschen getötet wie er konnte. Mama wurde dann mit mir schwanger, ich glaube ungewollt, aber sie haben mir versucht einzureden, dass ich ein Wunschkind war.“

Sakuras Stimme klang sehr sachlich, als würde sie von einem Kinofilm erzählen, der ihr so lala gefallen hatte. Das irritierte Sasuke zwar, er versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen, was ihm durchaus gelang. Er sah recht gelangweilt bis fast vorm Einschlafen aus. Trotzdem folgte er seiner Teamkameradin ein wenig interessiert.

„Eigentlich habe ich seit ich denken kann nur mit Shuriken und Kunais herumgeworfen. Ich habe mit anderen Kindern Ninja gespielt, obwohl ich noch nicht einmal wusste, was ein Ninja war. Manche Väter sagen zu ihren Töchtern Prinzessin oder so, meiner nannte mich immer Kuno-chan, Kurzform für Kunoichi. Mama hat mir immer eingeredet, dass man nur als Ninja weit kommen kann und dass es das Einzige ist, womit man unabhängig ist, eben diesen Idealistenkram, den ich nie verstand. Ich lernte immer viel Theorie und trainierte ständig, damit meine Eltern stolz auf mich sein konnten.“

„Wieso bist du eigentlich immer alleine Zuhause?“

„Meine Eltern haben ein Haus in Port City, eines in Suna und eines auf Taro Island, da kommen sie selten nach Konoha, weil das das kleinste ist und sie Konoha nicht so schön finden. Mit Loyalität haben sie’s nicht so.“

„Und wie sieht es psychologisch aus?“

„Psychologisch? Na ja, Mama meinte immer, dass ich alles alleine regeln muss oder dass ich das Problem selbst lösen muss. Solche Sachen eben. Als kleines Kind konnte ich das nicht, deswegen bin ich jetzt wahrscheinlich so verkorkst. Auf jeden Fall habe ich sie schon über ein Jahr nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich sind sie irgendwo in Port City und haben mich vergessen.“

„Ziemlich tragisch“, sagte Sasuke, immer noch mit tonloser Stimme. „Ist deine Mutter hübsch?“

„Hä? Ähm…ja, sie ist wunderschön.“

„Dachte ich mir.“

„Wieso?“

Ein Grinsen schlich sich auf Sasukes Lippen. „Du hast irgendwelche Komplexe, weil du dich nicht so schön findest wie deine Mutter es ist. Deswegen vergleichst du dich mit ihr und versuchst, sie zu übertreffen.“ Er stand auf. „Ich lege mich wieder hin. Ach ja, noch was.“ Sasuke legte eine Hand auf Sakuras Schulter, als er an ihr vorbeiging und blieb kurz hinter ihr stehen, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. „Charakter ist wichtiger.“ Dann ging er aus der Küche und ließ sie alleine zurück.

Sakura lächelte. „Idiot.“
 

Ein Klopfen weckte sie alle am nächsten Morgen. Man öffnete gar nicht erst die Türe, denn es war sicherlich nur ein Chu-Nin, der alle aufwecken musste, damit sie an die Front gingen. Es war kaum zu glauben. Mitten im Krieg hatte Sakura mit Sasuke the Emo Uchiha ein Gespräch über ihr Leben geführt. Sie hatte ihm ihr Herz in Sachen Familie ausgeschüttet, das hatte sie bisher nur bei Ino gemacht. Und der Kerl wusste es nicht zu würdigen, wie ihr schien. Sie stand auf und suchte ihr Oberteil, das irgendwo hier sein müsste. „Hat jemand meine Sachen gesehen?“, fragte sie laut, doch als Antwort bekam sie nur Kopfschütteln. Ihr schwebte da schon eine Theorie vor, aber sie wagte es nicht, sie zu Ende zu denken. Das war zu absurd. Sie hatte eine Menge nachgedacht. Über den Krieg, über Kiba und Lee und das Gespräch in der Nacht. War sie kurz davor, sich wieder in Sasuke zu verlieben? Energisch schüttelte sie den Kopf. „Blödsinn!“

„Was?“, kam es von drei Leuten gleichzeitig.

„Nichts! Wir sollten schnell gehen.“ Sakura gab es auf, nach ihrem Oberteil zu suchen, befestigte die Kunaihalterung, den Shurikenbeutel und den Giftnadelgürtel, ehe sie hinter Naruto und Shikamaru nach draußen trat. Sie hatten fast vergessen, dass Krieg war, aber als sie ins Freie traten bestätigte es sich wieder. Überall zerstörte Häuser, obwohl das nur der innere Stadtteil war. Als sie auf den Weg zum Nord-West Tor waren, kamen sie logischerweise durch die äußeren Stadtviertel, die noch schlimmer verwüstet waren. Sie kamen an Sakuras Haus vorbei und blieben kurz stehen. Es sah nicht mehr aus wie ein Haus, eher wie eine Ruine, vollkommen in sich zusammengefallen wo die Wand kein Loch hatte. Anscheinend hatten sich einige von der hinteren Front in die Stadt verirrt.

„Sakura-chan?“ Naruto nahm ihren Ellenbogen, doch sie zog ihn weg und ging weiter.

„Kann man nichts machen…es…war sowieso nicht so schön.“ Das gezwungene Lächeln war verkrampft, als sie sich umdrehte und sie aufforderte, weiterzugehen.
 

Der Kampf begann wie er am Vortag begonnen hatte. Hokage und Tsuschikage gaben das Zeichen, dann stürmte die restliche Armee aufeinander zu. Endlich war Kiri eingetroffen, glücklicherweise mit genügend Shinobi um diesen Krieg endlich zu beenden. Angeblich hatte die Armee aus Kiri-Gakure einen Umweg machen müssen, da der schneller passierbare Weg zerstört worden war. Eindeutig Iwa und Kusa, aber das spielte nun keine Rolle mehr.

Hinata durfte wieder kämpfen, sie hatte sich wieder erholt, aber Naruto, der mit seinen beiden Teamkollegen in der ersten Reihe stand, kämpfte sich sofort nach hinten durch, damit seiner Freundin ja nichts passieren konnte. Sie hatten auf dem Weg zum Tor diskutiert. War es klüger, wenn alle nach hinten kommen oder sich vorne treffen würden? Sie hatten sich aus Zeitmangel geeinigt, dass alle nach vorne kommen sollten. Anscheinend waren sie ganz scharf auf starke Gegner. Auch wenn das Krieg war, Training war es ebenso, wenn man überlebte.

Sakura und Sasuke versuchten, zusammenzubleiben, auch wenn sich das als sehr schwierig gestaltete. Dauern wurden sie absichtlich auseinander gebracht, bis sie ihre Gegner töteten und sich wieder suchten. Das ging schon seit zehn Minuten zu, in denen sie zusammen schon mindestens acht Shinobi und eine Kunoichi getötet hatten. Sasuke stieß an etwas an, das sich als Sakuras Rücken entpuppte. „Schön dich wieder zu sehen, Sakura.“

„Kann ich nicht behaupten, Sasuke, langsam geht es mir auf die Nerven“ – sie parierte einen Schlag und trat mit voller Kraft zurück, sodass ihre Gegnerin auf dem Boden landete – vier Meter weiter – „dass wir uns andauernd verlieren. Die haben es echt drauf abgesehen, dass sie uns trennen. Wieso wohl?“

Auch Sasuke war wieder damit beschäftigt, einen Iwa-Nin aufzumischen. „Was soll’s! Lass sie doch. Innerhalb einer Minute sind sie dann sowieso tot, solange sie nicht auf die Idee kommen, zu acht anzugreifen, dann wird’s eng!“

„Gib ihnen noch Ratschläge, Barbie! Was soll denn das eigentlich?“ Sie nickte beiläufig auf den Ninja, den der Uchiha schon blutig geschlagen hatte, der aber noch lebte, während sie selbst einem Kerl ihren Kunai in die Brust rammte

„Hab noch nicht sie Zeit gefunden, einen Kunai zu ziehen.“

„Bei dir klingt das so…gruselig.“ Sakura hatte herausgefunden, dass sie nach dem vierten Menschen, den sie innerhalb von zwei Tage getötet hatte, nicht einmal mehr etwas dabei fühlte, wenn sie jemandem den Todesstoß versetzte. Sie hatte langsam Angst vor sich selbst.
 

Ino seufzte. Inzwischen waren die meisten starken Gegner schon tot, nun bekam sie nur mehr die Schwächlinge ab, die in ihren Augen nicht einmal die Ge-Nin Prüfung hätten bestehen dürfen. Langsam hörte sie auf sich Gedanken darüber zu machen. Ihr Gesicht sah schlimm aus, überall Blut, aber nicht ihres. Das einzige was sie abbekommen hatte waren Schürfwunden und sie befürchtete, dass sie sich am Vortag eine Rippe angeknackst hatte, was sie bisher irrtümlich als Seitenstechen abgetan hatte. Aber darüber machte sie sich keine Gedanken mehr.

Shikamaru neben ihr hatte da schon mehr Schwierigkeiten, denn seine Gegner waren von einem anderen Kaliber. Er wollte nicht mehr kämpfen, das war alles zu mühsam für ihn. Gerade hielt er seinen Gegner mit der Kagemane no Jutsu in Schach und überlegte sich, was er nun mit ihm machen sollte. Ihm fiel auf, dass er Linkshänder war, also seine Kunaihalterung auch links hatte. Shikamaru griff mit seiner rechten Hand nach einem Kunai, der Gefangene griff ins Leere, dann warf er es gezielt in die Herzgegend, verfehlte die linke Herzkammer um nur drei Millimeter. Er löste Kagemane und sah, wie der ältere Kusa-Nin nach hinten fiel. Innerhalb einer Minute würde er verbluten.

„Ino! Halte dich nicht mit so was auf, komm mit! Wir gehen zu den anderen!“ Ino nickte und hinterließ einen weiteren tiefen Schnitt auf der Haut ihrer Gegnerin, die schon so viel Blut verloren hatte, dass sie ohnmächtig wurde. Auch sie würde schon bald sterben.
 

TenTen war bei Hinata und Naruto. Die beiden Mädchen mussten fast nichts tun, da der Uzumaki sie hervorragend beschützte. Sie liefen hinter ihm her, auf der Suche nach den anderen, und konnten beobachten, wie ein Shinobi nach dem nächsten ohnmächtig umfiel. Naruto tötete sie absichtlich nicht vor den Augen seiner Freundin, es würde sie zu sehr schockieren. Sakura hatte ihm erklärt, wo und wie tief man schneiden und stechen musste, damit der Gegner erst das Bewusstsein verliert und kurz später verblutet. Es war eine ziemlich grausame Art zu sterben, aber man bekam es nicht mehr mit, da das Bewusstsein schon vorher flöten ging.

Endlich sahen sie Shikamaru und Ino. „Hey!“, schrie Naruto, rannte auf sie zu und legte beiläufig noch zwei Ninjas aus Iwa um. Langsam wurde das alles gruselig. Sie empfanden nicht einmal mehr etwas, wenn sie töteten.

Shikamaru drehte sich um und nickte ihnen zu. „Es fehlen nur noch Uchiha und Sakura.“ In Gedanken rechnete er nach. Hier waren Naruto, TenTen, Hinata, Ino und er selbst. Es waren Anfangs neun Ninjas aus ihrem Jahrgang am Kampf beteiligt gewesen, von denen er wusste, dass sie genug draufhatten, um das alles halbwegs unbeschadet zu überstehen. Nun waren es lediglich sieben. Eine Welle von Trauer erfasste ihn. Choji war tot. Es ließ sich nicht mehr ändern, es war unwiderruflich. Ja, genau. Es war passiert und auch mit Schuldgefühlen konnte er nichts mehr machen. Akimichi Choji war tot, so ungern es sich der Nara eingestand, aber es war so. „Okay. Gehen wir nach vorne!“
 

Sakura sah sich um. Sie war schon wieder abgedrängt worden. Endlich hatte sie eine Gegnerin, die etwas draufhatte. Es war ein Mädchen, etwa in ihrem Alter. Sie trug eine Maske. Wahrscheinlich war sie schon bei der ANBU in Iwa. Sakura vermutete, dass sie gleich alt waren, denn die durch die Maske gedämpfte Stimme klang recht jung. Jung oder alt, Maske hin oder her, dieses Mädchen war stark, verdammt stark. Das Schlimme daran war, dass sie sie nicht tötete, obwohl sie das konnte. Schon mindestens drei Mal hatte Sakura sich gewundert, warum die Blondine nicht zu gestochen oder ihr das Genick gebrochen hatte, denn genauso oft war die perfekte Möglichkeit da gewesen. Sie kamen immer weiter vom Kampftumult ab, sie sahen schon fast die Äderchen der Blätter, die auf den Bäumen am Waldrand wuchsen.

Das rosahaarige Mädchen verfluchte diese Gegnerin. Sie spielte nur mit ihr. Wenn sie gewollt hätte, wäre dieser Kampf schon vor zehn Minuten zu Ende gewesen, aber stattdessen fügte ihr die Maskierte nur leichte Wunden zu, die sie nicht einmal richtig spürte. Immer weiter entfernten sie sich vom Kampffeld, wo sich der Kampf gerade steigerte. Anscheinend wollten alle noch ein letztes Mal ihr Bestes geben, damit sie den Sieg für das jeweilige Land erringen konnten. Sakura bekam einen Schlag in die Magengrube, doch sie schrie weder vor Schmerzen noch ging sie großartig zusammen. Stattdessen zog sie einen Kunai und attackierte ihre Gegnerin damit, die allerdings auswich und kein einziges Mal getroffen wurde. Waffenkampf war nicht ihre Stärke, wie Sakura sowieso schon wusste. Sie ging in den Nahkampf über, in dem sie entschieden besser war als in irgendetwas anderen.

Ihre blonde Gegnerin aus Kusa-Gakura stellte sich hinter einen der großen Felsen, der nur mehr ihren Kopf für die Leute auf dem Schlachtfeld sichtbar machte. Sie kniete sich hin und Sakura erkannte ihre Chance. Schneller als jemals zuvor hatte sie einen Kunai gezogen und sich vor die Kunoichi hingekniet. Die Klinge des Kunais berührte fast den Hals des Mädchens. „Jetzt habe ich dich! Du hättest mich früher töten sollen, denn nun mach ich das bei dir.“

„Warte!“, drang die Stimme der Kusa-Nin unter der Maske hervor. Sie griff langsam auf ihre Maske und zog sie ab. Violette Augen sahen Sakura an.

„Kirin?“ Es war kaum zu glauben. Die Siegerin des Chu-Nin Examens, das Mädchen, das sie geschlagen hatte, kniete vor ihr ohne eine Spur von Angst, dass Sakura sie gleich umbringen könnte.

Sie nickte nur und sah nach hinten. „Die haben ein Attentat auf dich geplant, Sakura-san und haben mich vorgeschickt, um dich zu schwächen. Dann sollten dich fünf Jo-Nin aus Iwa töten.“

„Und wieso sagst du mir das und wieso hast du mich hierher gedrängt?“

„Ich sollte dich ans Ende deiner Kräfte treiben, dir aber nicht den Todesstoß versetzten, keine Ahnung wieso. Irgendwas mit deinen Eltern und Rache oder was weiß ich, das haben sie mir nicht gesagt. Auf jeden Fall konnte ich dir das ja schwer mitten im Kampf sagen, also hab ich dich raus gedrängt, wo uns niemand sehen kann.“

Sakuras Griff straffte sich wieder, sie hatte den Kunai noch nicht an Kirins Hals. „Und wer sagt mir, dass das keine Falle ist?“

„Ich. Vertraue mir einfach und bleib hier, bis der Krieg zu Ende ist.“

„Warum hilfst du mir? Du bist mir nichts schuldig.“

„Aber du bist stark und ich möchte unbedingt beim Jo-Nin Examen gegen dich antreten. Ich kann nicht zulassen, dass das einzige gleichaltrige Mädchen, das genauso stark ist wie ich, einfach bei einem Krieg draufgeht und das auch noch bei einem geplanten Attentat, das wäre unfair.“

„Danke, aber ich kann nicht hier bleiben. Ich muss kämpfen, auch wenn du mir das Leben fürs Erste gerettet hast. Ich werde dich nicht töten, da du es auch nicht getan hast, aber ich werde Kusa und Iwa nicht gewinnen lassen.“

„Das erwarte ich auch nicht, Sakura.“ Kirin stand auf und setze sich die Maske wieder auf. „Viel Glück.“ Dann verschwand sie.

„Brauche ich nicht!“, rief ihr Sakura nach, doch sie hob nur leicht die Hand, ehe sie im Kampfgetümmel verschwand. Die Rosahaarige fasste sich an den Kopf. War das eben wirklich passiert? Ihre Erzfeindin hatte ihr das Leben gerettet. Das war so lächerlich und unglaublich. Ein Mordanschlag auf sie, als ob das was nützen würde. „Nicht zynisch werden, Sakura!“, mahnte sie sich selbst. Ihre zynische Seite gewann langsam wieder die Oberhand. Das war alles so unfassbar. Sie seufzte und begab sich wieder auf das Kampffeld.
 

Naruto, Hinata, Shikamaru, Ino und TenTen erreichten Sasuke, der gerade wieder einen Shinobi aus Kusa-Gakure getötet hatte. Seine blutverschmierte Kleidung, sein Gesicht und das aktivierte Sharingan jagten vor allem den Kunoichis einen Heidenschreck ein. „Sasuke!“, schrie Naruto und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. Der Krieg war eigentlich so gut wie gewonnen, denn durch Kiris Verstärkung waren nun etwa doppelt so viele Männer auf Konohas als auf Iwas Seite. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis sie endlich gewinnen würden. Der Boden der Ebene, die als Schlachtfeld diente, war sowieso schon so blutgetränkt, dass er kein weiteres Blut mehr aufnehmen konnte.

Es begann wieder zu regnen. „Symbolik, hm?“, sagte Sakura und winkte kurz, ehe sie mit der stumpfen Seite ihres Kunais einem Kerl zwei Rippen brach.

„Meine Güte!“ Naruto seufzte. „Dein Zynismus hat wieder zugenommen.“

„Entschuldige, aber es hilft mir mit dieser Situation fertig zu werden.“

Sie standen da. Im Regen. In Blutlachen. Auf einem Schlachtfeld. Bereit zu töten. Es war tragisch und wahrscheinlich auch historisch erwähnenswert. Viele Menschen hatten schon ihr Leben gelassen, langsam musste es aufhören. Um sie herum kämpfte man nur mehr halbherzig mit einer gewissen Kriegsmüdigkeit. Man ignorierte sie weitgehend, alle hatten genug damit zu tun endlich diesen verdammten Krieg zu beenden. Konoha war geschwächt, es würde Jahre dauern, bis sie wieder eine richtige Großmacht werden würden, aber sie hatten schon fast gewonnen. Auf einen Iwa- oder Kusa-Nin kamen zwei oder auch gelegentlich drei Shinobi aus Konoha und Kiri, sie hatten keine Chance gegen Ha no Kuni, trotzdem gaben sie nicht auf. Noch nicht.

Sakura, Sasuke, Naruto und Shikamaru waren die einzigen Chu-Nin aus dieser Gruppe, die Sakura im zynischen Scherz Soba genannt hatte. Den Grund kannte nur sie, denn keiner konnte sich einen Reim darauf machen. Eine eiskalte Truppe von jungen Killern, die schon fast nichts mehr dabei fühlten und dann nannte sie sie Nudel? Vielleicht würde es sich später klären, aber im Moment war es egal. Es zähle das Überleben und sonst nichts.

Ino warf einen Blick zurück und sah das Oberhaupt Iwa-Gakures in die Mitte des Kampffeldes schreiten. Der Tsuschikage erhob seine Hand und schlagartig hörte alles auf zu kämpfen. Man konnte nur den Wind hören, der durch die Blätter streifte und den Regen, der auf die durchnässte Erde tröpfelte. Die Stimmung war gespannt und als Tsunade das Feld betrat und auf den Mann zuging, hielt man den Atem an. Sie reichte ihm die Hand.

Der Tsuschikage erhob seine Stimme über das stille Schlachtfeld. „Tsuschi no Kuni und Kusa-Gakure No Sato geben auf! Der Krieg ist beendet!“

Erst reagierte niemand, dann brach Jubel aus. Naruto warf in seiner Umarmung Hinata zu Boden und küsste sie, Ino und TenTen fielen sich um den Hals, Shikamaru ließ sich auf die durchweichte Erde fallen und sogar Sakura umarmte Sasuke stürmisch. Dieser war erst perplex, sagte aber nichts und lächelte sogar ironisch. Wieso er sich freute, dass Konoha gewonnen hatte, wusste er nicht. Ihm lag weder etwas an diesem Dorf noch an seinen Bewohnern und dennoch war er erleichtert und froh.

Iwa und Kusa zogen sich zurück, Sakura hatte nichts von einem Anschlag mitbekommen und Tsunade war so ruhig wie noch nie. Man konnte ihr die Erleichterung und Freude richtig ansehen und es auch an ihrer freien Stimme hören, die wenige Minuten später eine Rede ansprach.

„Konoha hat gewonnen. Mit der Hilfe von Mizu no Kuni und Kaze no Kuni, die viele Zivilisten aufgenommen haben, konnten wir diesen Krieg für uns entscheiden. Wir sollten daraus lernen und unsere Bündnisse stärken, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Es mussten viele großartige Shinobi ihr Leben lassen, viele sind schwer verletzt und haben Angehörige verloren. Es ist etwas Schreckliches passiert, aber wir müssen nach vorne sehen und Konoha-Gakure wieder aufbauen, damit das nicht noch einmal passiert.“ Sie stieg von dem kleinen Podest und begab sich in ihr Büro, das Großteils unbeschädigt geblieben war.

Es würde viel Zeit brauchen, um die Spuren zu verwischen und Normalität hineinzubringen, aber sie hatten gewonnen. Das war das, an das sich alle festhielten. Am selben Tag noch wurden die übrigen im Krieg Gefallenen begraben. Die Zivilisten sollten innerhalb der nächsten zwei Tage vereinzelt zurückkommen, dann würden die Aufbauarbeiten beginnen. Man hatte beschlossen, dass jeder für sein Hab und Gut verantwortlich war. Man konnte sich zusätzlich für den Wideraufbau der staatlichen Einrichtungen melden, alles auf freiwilliger Basis. Erst sollte alles geräumt werden, danach sollten die Straßen repariert werden, um den Handel so schnell wie möglich wieder herzustellen. Zum Schluss kamen die öffentlichen Einrichtungen, wie Bibliotheken und das Krankenhaus. Es würde ein schwerer Weg sein, doch alle waren entschlossen.
 

Naruto, Sasuke und Sakura standen vor den vielen Gräbern, die frisch ausgehoben worden waren, um die Leichen der Kriegsopfer zu begraben. Sie befanden sich vor einem Grabstein, recht einfach gehalten. Der Name Rock Lees war eingraviert worden. Sakura legte einen Blumenstrauß darauf, stand auf und begab sich zu ihrem Kampfkameraden. Sie hatten noch immer ihre zerschnittenen, blutverschmierten Trainingsklamotten an, die Gesichter voll Dreck, Tränen und kleiner Blutspritzer neben Schnitten und blauen Flecken.

Hinter dem Hauptfriedhof befand sich eine Art Familiengruft, auf der der Name Aburame eingraviert war. Sie hatten noch nicht erfahren, dass das Anwesen des Clans während des zweiten Kriegstages überfallen worden war. Sämtliche Shinobi dieser Familie waren im Kampf gestorben, die Kinder und Alten waren bei dem Überfall getötet worden, unter ihnen auch Shino, dessen Vater ihm verboten hatte, mitzukämpfen. Die traurige Wahrheit war, dass er im Krieg vielleicht eine größere Chance auf Leben bekommen hätte.

„Sakura-chan“, begann Naruto. „Wo wirst du jetzt wohnen?“

„Ich…ich habe keine Ahnung.“ Sie hatten noch einmal bei ihrem Haus vorbeigeschaut, aber es war noch stärker verwüstet worden. Unbewohnbar hatte es Sasuke bezeichnet, aber es war nicht einmal mehr eine Ruine. Man konnte nur erahnen, dass da irgendwann einmal ein Haus gestanden hatte. Naruto hätte ihr ja angeboten bei ihm zu bleiben, aber Hinata war schon dort, da nun auch das Hyuga Anwesen einiges abbekommen hatte, obwohl es eigentlich mittig lag. Zu dritt wäre es zu eng.

„Du kannst bei mir wohnen, wenn du magst.“ Sasuke war überrascht von sich selbst. Hatte er das gerade eben gesagt? Was hatte er sich dabei gedacht? Er hatte ja noch nicht einmal ein eigenes Haus. Bisher hatte er bei Sakura geschlafen, da das mit seiner Wohnung immer noch nicht geregelt worden war.

„Du hast ja auch keine Bleibe, Sasuke“, erinnerte ihn Sakura, aber ihm kam eine Idee.

„Das Uchiha Viertel. Es ist ziemlich leer und wahrscheinlich etwas verstaubt und so, aber es hat vier Wände und ein Dach und ist wahrscheinlich noch gut erhalten, weil da niemand reinkommen kann.“

„Ich weiß nicht…geht das in Ordnung für dich?“

„Hätte ich es dir sonst angeboten? Wenn du möchtest. Du müsstest mir nur ein wenig mit dem Hausputz helfen.“ Er war bemüht abwesend und kühl, dennoch lag in seiner Stimme etwas wie Freundlichkeit, was Sakura erkannte und zu schätzen wusste. Sie verbeugte sich formell, wurde aber nur wieder hoch gedrückt. „Das ist unnötig, wir sind doch Freunde.“

„Danke.“
 

Sasuke hatte ein mulmiges Gefühl als er das Haus betrat und sich umsah. Er hatte es kleiner und wesentlich unheimlicher in Erinnerung, trotzdem war es ein seltsames Gefühl, in dem Haus zu sein, wo der gesamte Clan einst sein Leben verloren hatte. Plötzlich spürte er Sakuras Hand, die sich an seine drückte. „Was ist?“

„Das ist unheimlich hier! Wie ein Geisterhaus!“

„Bist du ein Ninja oder ein Angsthase?“

„Beides! Und das ist dasTragische daran.“

„Sakura, du kannst Felsen mit einer Hand zertrümmern und fürchtest dich vor irgendwelchen Geistern, die hier unmöglich herumschwirren können?“

„Eben! Geister kann man nicht zertrümmern!“

„Du spinnst doch.“

Er befreite sich aus ihrem Griff und tastete nach dem Lichtschalter, der überraschender Weise noch seinen Zweck erfüllte. Strom hatten sie also schon wieder. Sakuras Gesicht wurde ein wenig entspannter. Der Vorraum wirkte freundlich, bis auf die Spinnweben und den verstaubten Boden. Sasuke forderte sie auf mit ihm mitzugehen. Er umging es geschickt ins Wohnzimmer zu müssen, das hätte sie nur verstört. In Wirklichkeit aber wusste er genau, dass er selbst nicht hinein wollte. Verschwommen konnte er sich daran erinnern, dass Sakura auf Tsunades Befehl sogar hier geputzt hatte.

„Du kannst hier schlafen“, sagte er und öffnete eine Türe am Ende eines Ganges im ersten Stockwerk. „Mein Zimmer ist da vorne, wenn du etwas brauchst. Dieses Zimmer hat ein eigenes Badezimmer, da hinten. Gute Nacht.“ Seine Stimme klang wieder bemüht kalt und er wartete nicht einmal bis Sakura ihm ebenfalls eine gute Nacht gewünscht hatte, sondern drehte sich nur um und schloss die Türe hinter sich.

„Nicht dass ich Angst hätte, nein, es ist nur seltsam, dass in diesem Haus Menschen getötet worden sind und ich mit mir selber spreche, während ich mich ausziehe und überlege ob ich jetzt noch duschen soll oder nicht.“ Sie wurde wirklich langsam ein wenig panisch. Angst war übertrieben, aber es war nicht angenehm über dieses grausige Wissen zu verfügen. Langsam sah sich Sakura um. Das Zimmer war recht ansehlich, es hatte vielleicht sogar einem Mädchen gehört. Das anscheinend teure und spärliche Mobiliar hatte ein wunderschönes Muster, das sehr nach weiblichem Geschmack aussah. Es stand recht wenig in dem Raum. Ein großes Bett, ein Kleiderkasten, ein Kasten mit vier Schubladen, ein Sessel und ein Tisch. Dekoration hatte sie auch nicht erwartet, aber es wirkte alles sehr steril und lieblos. Die Rosahaarige schüttelte den Kopf. Das sollte jetzt nicht ihr Problem sein. Sie öffnete die Türe zwischen Sessel und Wand und trat in das Badezimmer ein, wo sie sich duschte und minutenlang im Spiegel betrachtete.

„Der Krieg ist zu Ende…und trotzdem wird mir erst jetzt bewusst, dass ich viele Menschen getötet habe. Ist doch scheiße. Ein Ninja hat keine Gefühle.“ Sie wischte sich eine Träne weg und warf sich mit nassen Haaren und einem verstaubten Bademantel auf das große Bett. Sekunden später fiel sie in einen traumlosen und ganz und gar nicht erholsamen Schlaf.

Résumés und Andeutungen

Sakura erwachte durch ein lautes Poltern, das von draußen kam. Sie schreckt auf und fragte sich für einen Moment, was los war. Kein guter Grundstein für eine Kunoichi, irgendwo aufzuwachen und aus dem Schlaf zu schrecken, wenn man nicht wusste wo man war, aber im Moment war es ihr egal. Sie war weder auf einer Mission noch sonst wo. Der Krieg hatte alles andere hinter sich gestellt. Ihr gingen viele Dinge durch den Kopf, als sie sich, nur mit Bademantel bekleidet, auf den Balkon stellte, den sie gerade eben entdeckt hatte und die frische Sommerluft genoss. Sie ging alles der Reihe nach durch. Es hatte alles angefangen, als sie beschlossen hatten Sasuke zurückzubringen.
 

Kiba Inuzuka war gestorben, damit hatte es begonnen. Die Lage hatte sich danach halbwegs normalisiert und nachdem Sasuke und Sakura sich nicht mehr so oft in den Haaren lagen, da sie es Naruto ja versprochen hatten, war es einigermaßen normal geworden. Dann kam die Chu-Nin Prüfung, die wieder alles auf den Kopf stellte. Sie lernte Kirin kennen, wegen der Neji blind wurde und wahrscheinlich nie wieder sehen konnte, und sie erfuhr, dass Keiko Shikamaru heiraten musste und auch wollte, was Ino wiederum fertig machte. Dann kam der Krieg und stellte alles hinter sich. Sämtliche Sorgen waren vergessen, alle Gefühle waren wie weggeblasen, es zählte nur mehr der Sieg für Konoha. Langsam wurde Sakura bewusst, was alles passiert war. Lee war tot, Choji ebenso. Natürlich, sie stand Choji nicht wirklich nahe, aber trotzdem war er der Freund ihrer besten Freundin und das machte die Sache schwer. Lee hatte sie wirklich gemocht und sie war ihm dankbar, dass er ihr immer wieder Mut gemacht hatte, auch wenn sie anfangs kalt zu ihm gewesen war. Richtig gedankt hatte sie ihm nie.

Sie lehnte sich ein wenig über das Geländer, schloss die Augen und atmete die klare Luft ein. Der Morgen war friedlich, ein paar Vögel sangen, die Sonne war schon aufgegangen und unter ihr befand sich ein wunderschöner Garten, den man nur von sämtlichem Unkraut befreien musste. Sie mochte das Grün der Natur, generell war sie schon immer ein sehr naturbezogener Mensch gewesen. Sie wusste schon, dass es ihr Spaß machen würde, den Garten herzurichten, wenn Sasuke sie denn lassen würde. Eigentlich hatte sie es gar nicht so eilig von hier wegzukommen. Es musste zwar noch viel gemacht werden, aber das mulmige Gefühl des Vortages war schon schwächer geworden.

„Hey, Sakura! Zieh dich an und komm runter!“, schrie Sasuke von der Veranda herauf und bekam nur ein Nicken zurück, das er allerdings nicht mehr sah. Nein, sie hatte es wirklich nicht eilig von hier wegzukommen. Sakura ging zurück in ihr Zimmer – was sich ihrer Meinung nach ein wenig komisch anhörte – und suchte ihre Sachen zusammen. Sie musterte sich von oben herab, als sie angezogen war und zog das Kleid-Oberteil wieder aus. Sie hasste dieses Ding sowieso schon, es passte einfach nicht mehr. Sie erinnerte sich an Sasukes Aussage, ihr stehe das Tanktop besser, und sie musste lächeln. Nein, sie zog es nicht für ihn an. Das andere passte einfach nicht mehr. Punkt.

„Hey, du hast dir meinen Rat zu Herzen genommen, wie ich sehe“, sagte Sasuke sofort, als er Sakura erblickte, die gerade die Treppe hinunterging.

„Hab ich gar nicht. Wie gesagt, den Tag an dem du mir Stylingtipps gibst nenne ich Apokalypse. Also, wo fangen wir an?“

„In der Küche. Ich hab Hunger und in diesem Dreck kann man nichts kochen. Kannst du kochen?“

„Sehe ich so aus?“

„Nein.“

„Ganz genau.“ Sie warf ihre Haare in den Nacken und band sie zu einem praktischen Pferdeschwanz. Das Konoha Stirnband hatte sie schon am Vortag abgelegt. „Also dann ab in die Küche!“

Sie putzten ohne große Worte. Es war keine angespannte Stille, eher eine konzentrierte, die sich über das Haus legte. Die Küche war schwierig, da niemand Ahnung vom Putzen hatte. Welches Putzmittel, Sasuke hatte ungefähr zwanzig gekauft, und ob man Tuch oder Lappen nehmen musste, wusste auch niemand. Der Zufall kam ihnen zu Hilfe in Form von Naruto und Hinata, die nach den beiden sehen wollten. Hinata war ein Engel mit Verband. Sie kannte sich gut aus, obwohl niemand wusste, wieso, da sie ja aus dem reichen Haupthaus stammte und sicherlich niemals putzen musste. Die Hyuga erklärte den dreien was zu machen war und vor allem wie und nach einer halben Stunde bat sie Sakura mit ihr schon mal das Wohnzimmer anzufangen.

„Sag mal, du kennst Naruto doch gut, oder?“, fing sie zögerlich an. Ihre schüchterne Art war manchmal nicht auszuhalten. Hinata sah Sakura nicken und wandte sich dem Boden zu, den sie erbarmungslos mit einem Fetzen schrubbte. „Wir sind ja jetzt irgendwie zusammen, aber ich habe Angst, dass er mich verlässt.“

„Wieso denn das?“ Die Rosahaarige klang vielleicht etwas zu neutral, aber sie hatte einem Blutfleck gerade den Krieg erklärt und erschrak selbst über ihre zynischen Wortspiele. „Er mag dich und ich denke, er ist richtig verliebt in dich, auch wenn er manchmal wie ein Gummibärchengoldfisch rüberkommt.“

„Ein was?“

„Egal! Also, wieso sollte er dich verlassen?“ Sakura schüttete etwa einen halben Liter des aggressivsten Putzmittels über den hartnäckigen roten Fleck und konnte zusehen, wie sich der Boden halb auflöste. Schnell versuchte sie das Mittel mit einem Lappen aufzusaugen, doch auch dieser löste sich nun halb auf. Hinata hatte ihr den Rücken zugedreht und sah somit das komische Schauspiel nicht, das sich hinter ihr darbot.

„Ich denke, dass er mehr will als Händchenhalten und so. Ich denke er will…er will…mich küssen!“

Sakura fiel zur Seite. Und da dachte sie schon zwischen dem sich auflösenden Boden und dem aufdringlichem Zitronengeruch, dass Hinata über Sex redete. „Jetzt hör mal, Hinata, Naruto würde nie etwas wollen, was du nicht willst. Ramen ist eine Ausnahme, aber du weißt was ich meine. Und Küsse sind doch was Schönes. Wenn du in ihn verliebt bist, dann merkst du schon, wann du bereit bist, um den nächsten Schritt zu machen. Ihr habt alle Zeit der Welt, ihr seid gerade einmal vierzehn Jahre alt!“ In diesem Moment kam sie sich vor wie jemand, der Ahnung hatte. Sie war ja noch nie mit jemandem zusammen gewesen, wie konnte sie da wissen, wann man bereit war und wann nicht? Aber Hinata merkte nichts und stellte gleich die zweite Frage.

„Denkst du nicht, dass er dann du weißt schon was will, wenn wir uns küssen?“

„Also zwischen Küssen und Sex“ – Hinata wurde knallrot – „liegen Welten. Das eine muss nicht zum anderen führen. Klar, wenn ihr euch liebt und die Zuneigung zeigen wollt, dann könnt ihr miteinander schlafen“ – erneutes Erröten von Hinata – „aber ihr seid ja erst vierzehn, da könnt ihr ruhig noch drei Jahre warten, wenn überhaupt. Auf jeden Fall, sag es Naruto, wenn er zu weit geht, er wird es verstehen.“ In Gedanken dankte sie der letzten Ausgabe dieser Jugendzeitschrift, die Ino abonniert hatte und ihr immer vorlas. „Also, wie bekomme ich Blutflecken weg, ohne dass das passiert?“ Sakura deutete auf den kleinen Krater, wo vorhin noch ein Blutfleck von nicht einmal einem Zentimeter Durchmesser war.
 

Naruto war kindisch wie immer. Sasuke verstand sowieso nicht, wie Hinata es mit diesem Kerl von Ninja aushalten konnte. „Hey, Gummibärchen, hast du heute deine Medikamente vergessen?“

„Sehr lustig! Wie heißt du jetzt noch mal? Barbie oder Snoopy?“

„Keines von beiden. Nenn mich…the Emo-Avenger!“ Es folgte ein mörderisches Lachen, der Hintergrund verdunkelte sich und man konnte Bösewichtmusik hören.
 

Sasuke erwachte. Sein Kopf lag auf dem Esstisch, wo er anscheinend durch den beißenden Geruch des Putzmittes eingeschlafen war. „Was? Wohin?“

„Hä? Was ist los mit dir, Barbie?“, fragte Naruto und Sasuke fragte sich, wieso dieses Gummibärchen von dem unfreiwilligen Namenstausch wusste. Aber der Blonde hatte ja schon immer ein unglaubliches Repertoire an Quellen gehabt, da war es nicht verwunderlich.

„Nichts. Das Putzen macht einfach schläfrig.“

„Der große Sasuke Uchiha wurde von einem Putzmittel ausgeknockt? Das muss ich in mein Tagebuch schreiben!“

„Du hast ein Tagebuch? Nein, warte. Du kannst schreiben?“

Naruto drehte sich beleidigt um und verschränkte die Arme. Putzen machte mit diesem arroganten Schnösel keinen Spaß. „Weißt du was? Ich gehe jetzt! Bis morgen oder so.“ Mit diesem Worten sprang er aus dem Fenster, was vollkommen unnötig war, weil sich daneben eine Tür befand, die in den Garten hinaus führte, aber niemand wollte dem Chaosninja den Abtritt versauen. Sasuke starrte ihm noch ein paar Sekunden teilnahmslos hinterher und erfand gerade eine Menge unflätiger Schimpfwörter für den Blonden.

In diesem Moment betrat Hinata die Küche. „Wo ist Naruto? Ist er schon weg?“

Sasuke nickte und seufzte. Seit er hier in Konoha war, war zwar eine Menge passiert, aber nichts, was ihm auch nur im Entferntesten helfen könnte, sein Ziel zu erreichen. Er würde die Gesamtsituation zusammenfassen, wenn er Zeit dazu hatte, aber für Résumés blieb jetzt gerade kein Termin übrig.

Sakura kam wenig später in die Küche und schmiss sich getnervt auf einen frisch geputzten Sessel. Ihre Hand fuhr an ihre rechte Schläfe, wo sie eine Beule traf und ihr ganzer Körper zusammenzuckte, jedoch nicht weiter darauf reagierte. „Ich will nicht mehr. Diese ganze Idee war bescheuert. Wir können doch nicht dieses riesige Haus innerhalb der Zeit putzen, die es braucht um an einer Schimmelinfektion zu erkranken. Das ist Wahnsinn! Ich gehe.“

„Wohin denn, Sakura? Etwa in dein zerstörtes Haus?“, fragte Sasuke rhetorisch und lehnte sich lässig mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen gegen die Wand neben der Küchentheke. „Oder willst du etwa zu Naruto ziehen?“

„Nein, aber zu Ino. Im Gegensatz zu dir habe ich nämlich Freunde“, gab sie bissig zurück und merkte gar nicht, wie sich Hinata mit leiser Stimme verabschiedete und verschwand. „Freunde? Ich habe auch Freunde.“ Sein Tonfall missfiel ihr sichtlich, denn sie verzog genervt den Mund und die Augenbrauen. Er hörte sich wie früher an. Kalt, herzlos und abweisend. Wie sie diese drei Worte hasste.

„Naruto und ich sind deine einzigen Freunde. Aber die anderen vergraulst du mit deiner beschissenen Art. Sobald sich dir jemand nähert weist du ihn ab und tust, als ob er dir egal wäre. Vielleicht sind dir einmal deine Fangirlies zu Füßen gelegen, aber es hat sich einiges verändert, seit du Konoha verraten hast.“ Sie erschrak innerlich. Bisher hatte Sakura seinen eindeutigen Verrat immer als Verschwinden verharmlost, aber diesmal sprach sie aus, was jeder wusste. Außerdem hatte sie sich in Fahrt geredet und dachte nicht im Traum daran ihre Amateurpsychoanalyse zu unterbrechen. „Naruto ist dein bester Freund, auch wenn er dich anfangs eher weniger leiden konnte, aber nur, weil du mit deiner arroganten Art einfach nichts anderes zugelassen hast. Ich sage ja nicht, dass du ein schlechter Mensch bist, aber…eigentlich bist du das!“ Ihre Stimme wurde wieder lauter und wütender, denn jetzt war sie erst richtig warmgelaufen. „Jeder kann verstehen, dass du viel durchmachen musstest, aber das ist noch lange kein Grund wie der letzte Mensch auf Erden zu leben! Du verkriechst dich bei jeder kleinsten psychischen Krise in deinem Granitschneckenhaus, das du schon seit Jahren um dich aufbaust. Und deswegen hast du nämlich keine Freunde. Wenn du glaubst, dass dich die Leute hier akzeptieren, dann hast du dich getäuscht. Sie haben Angst vor dir. Naruto war der Einzige, der auf die Idee gekommen ist, noch einen letzten Versuch zu starten, um dich zurückzuholen.“ Sie machte einen Schritt auf Sasuke zu, sein Gesicht blieb ausdruckslos, sein Blick starr auf sie gerichtet. „Ich gebe ganz offen und offiziell vor dir zu, dass ich diejenige war, die am meisten gegen diese Idee war, auch wenn die meisten anderen auch dagegen waren. Und wenn du so weiter machst, dann habe ich die Bestätigung, dass ich Recht hatte, denn mein Misstrauen und mein Widerwille sind noch immer nicht ganz weg, auch wenn es nicht so aussieht.“

Nun war es an Sasuke, einen Schritt auf sie zuzumachen. „Und du glaubst, dass ich freiwillig hier bin? Hör mir zu, Sakura Haruno, hör mir jetzt einfach nur gut zu. Denkst du, dass es mir Spaß macht, jeden Tag aufs Neue mit euch Versagern hier zu sitzen und sinnlose Missionen auszuführen? Ich bin hier, weil ich Itachi umbringen möchte und Tsunade mich trainieren soll, aber bis jetzt hat sie sich ja nicht sonderlich viel Zeit für mich genommen. Ich frage mich langsam, ob sie es überhaupt war, die diese Mission in die Wege geleitet hat.“

Sakura hielt seinem Blick nicht mehr Stand. Sie drehte sich um und ging fast fluchtartig zur Tür. Bevor sie sie öffnete, drehte sie sich um, die Hand schon um den Griff geschlossen. Sie suchte nach einer Beleidigung, einem Argument oder irgendetwas, was ihren Abgang unterstreichen konnte, doch die Wut unterdrückte ihre Kreativität. Rasend vor Zorn schnaufte sie und riss die Türe auf ohne etwas gesagt zu haben.

Sasuke sah noch kurze Zeit auf die zugeknallte Tür, wandte sich dann aber ab und ging in sein Zimmer. Ihre Reaktion hatte für sich gesprochen. Er fühlte sich in dem Verdacht, den er schon vor Wochen gehabt hatte, bestätigt. Aber im Grunde war es egal, wer diese Mission angezettelt hatte, denn solange ihn Tsunade nur irgendwann trainieren würde, wäre es nicht mehr von Belangen.

Außerdem waren es weniger Sakuras Worte, die ihn verwundert hatten, sondern ihre Stimmlage. Wie konnte sie so mit ihm reden? Er war ja gewisse Dissereien und Neckereien gewöhnt, aber dieser Wutausbruch war eine Liga höher. Sasuke starrte auf die Decke, auf der sich Schattenspiele abzeichneten. Draußen tobte ein Sturm und es regnete. Er dachte an die Menschen, die kein Dach über den Kopf hatten, doch so recht konnte er kein Mitleid aufbringen. Sie waren ihm schlichtweg egal.

Er ertappte sich bei dem Gedanken an Sakura, wie sie durchnässt auf der Straße saß und zitternd ihre Haare aus dem Gesicht strich. Doch auch für dieses Bild konnte er nichts empfinden. Weder Trauer, noch Mitleid, noch Reue, dass die Situation das erste Mal so schrecklich eskaliert war. Eigentlich war sie doch nur ein Mädchen, das wurde ihm gerade wieder klar. Manchmal dachte er an Naruto, der sich heimlich mit Hinata traf, darauf bedacht nicht von Hiashi Hyuga erwischt zu werden, aber auch das konnte ihm kein Lächeln entlocken. Irgendwie kam es ihm vor, als wäre er noch kälter geworden, aber das störte ihn nicht. Wenn Itachi einmal tot war, dann wäre sowieso alles zu Ende. Es wollte ja nicht in Gedanken auf seinen Tod anspielen, denn er hatte keineswegs vor zu sterben, aber der Uchiha Clan sollte ebenfalls sein Ende finden. Diese tragische Familiengeschichte hatte das Ansehen zu sehr angeschlagen, als dass es noch Sinn hätte, den Clan wieder aufzubauen.

Ihm fiel etwas ein. Am Nachmittag hatte er doch gemeint, dass er seine Situation zusammenfassen wollte um danach einen Plan auszuarbeiten.

Was war bisher alles passiert?
 

Er war unfreiwillig nach Konoha geschleift worden, in der Hoffnung, dass ihn jemand trainierten würde, der stärker war als Orochimaru, was zwar nicht zwangsläufig bedeutete, dass diese Person stärker als Itachi war, aber das sollte ihm vorerst egal gewesen sein. Doch bisher hatte er in dem knappen Jahr bei Orochimaru um einiges mehr erreicht, als er in Konoha erreicht hatte. Genauer gesagt hatte er in Konoha nichts erreicht, denn eigentlich hatte er bisher bei unzähligen, unsinnigen, blöden Missionen, einer genauso unsinnigen Chu-Nin Prüfung und einem bescheuerten Krieg mitgemacht, bei dem er nicht einmal für Konoha gekämpft hatte. Das alles hatte ihm nichts gebracht, außer ein wenig Training und Streitereien mit Sakura, die ihm irgendwie immer häufiger im Kopf herumschwirrte, was er gar nicht mochte. Wenn er an sie dachte waren zwar keine Gefühle dabei, weder Zuneigung – bei dem bloßen Gedanken daran zog es ihm alles zusammen – noch Hass – was er auch sehr begrüßte –, aber trotzdem dachte er an sie. Zwar nicht direkt, aber es kam eben so, genau wie jetzt. Er wollte einen Plan ausarbeiten, wie er diese Situation ändern konnte und endlich Tsunades blödes Rätsel lösen, vor dessen Lösung sie ihn ja nicht trainieren wollte. Und was machte er nun? Er dachte darüber nach, dass er über Sakura nachdachte und deckte sich dabei mit flachen Wortwitzen ein.

Doch das alles half ihm nichts in seiner Lage. Er spielte mit dem Gedanken, wieder zu Orochimaru zu gehen, aber wenn er genauer darüber nachdachte, dann würde der ihn sofort umbringen. Das führte ihn allerdings gleich zu seiner nächsten Überlegung, denn Orochimaru hätte eigentlich schon vor Wut einen Angriff starten müssen, was er aber bisher nicht getan hatte. Es kam ja nicht alle Tage vor, dass die Frau, die in ihn verliebt gewesen war, das so ziemlich Wertvollste ausspannte, was der San-Nin besaß. Sasuke wollte sich ja selbst nicht so hoch schätzen, aber irgendwie war Orochimaru doch sehr an ihm interessiert gewesen. Da fielen ihm die Gerüchte ein, die ihm vor Tagen zu Ohren gekommen waren. Angeblich solle er, Sasuke Uchiha, Orochimaru umgebracht haben. Wie die Leute auf so etwas kamen wusste er nicht, denn auch wenn er stark war, –eigentlich sehr stark – konnte er es mit dem Schlangenmenschen noch lange nicht aufnehmen. Diesen Tag wollte er zwar erreichen, aber der war ja anscheinend in unabsehbare Ferne gerückt.

Sasukes Hand fuhr automatisch zu seinem Nacken. Das Siegel hatte schon lange nicht mehr geschmerzt, obwohl das eigentlich unüblich war, seit er die zweite Stufe erreicht hatte. Trotzdem machte es ihm Sorgen. Vielleicht plante Orochimaru etwas und war deswegen so ruhig. Es war so gut wie alles möglich bei diesem Mann, denn er war wie ein versiegeltes Buch. Selbst sein Gesicht hatte immer denselben sadistischen Ausdruck, selbst wenn er schlief oder aß. Das hatte ihn schon ziemlich genervt, aber noch mehr hatten ihn Sakuras und Narutos Grimassen genervt, wenn sie sich unbeobachtet fühlten und Orochimaru nachmachten. Es ärgerte ihn nicht, er mochte ihn ja nicht irgendwie oder so, aber sie sahen dabei so dämlich aus, dass ihm der bloße Anblick einen bösen Gedanken einjagte. Die beiden waren einfach kindisch. Vor allem Sakura. Manchmal konnte sie ernst sein, aber das war eigentlich die Ausnahme. Vielleicht war er auch einfach zu ernst? Fakt war, dass Sakura nun mal kindisch und durchschaubar war.

„Mist!“, fluchte er und schüttelte energisch den Kopf, der noch immer auf dem Polster ruhte. Er dachte schon wieder an sie und das war genau das, was er gemeint hatte. Es waren keine liebevollen Gedanken oder so, er ärgerte sich über sie und das ärgerte ihn. Bei jedem Thema schweifte er zu Sakura Haruno ab, das durfte nicht wahr sein. Wieso war dieses verdammte Mädchen so tief in seinen Gedankengang eingebrannt? Manchmal spielte er mit dem Gedanken irgendjemanden zu fragen, was das zu bedeuten hatte, aber er konnte sich eigentlich schon etwas dabei denken. Es war keine Liebe – bei diesem Gedanken schüttelte es ihn – aber auch kein richtiger Hass. Sie war einfach da. Aber vielleicht hing das auch damit zusammen, dass sie immer um ihn war, denn während der Zeit bei Orochimaru hatte er keinen einzigen Gedanken an das Mädchen mit den rosa Haaren verschwendet.

Er drehte sich um und schloss die Augen. Wieder dachte er an ihre kümmerliche Gestalt, wie sie zitternd dasaß, die Lippen blau gefärbt, die Haare durchnässt und verwirrt vom starken Wind. Mitleid kam wieder nicht. Er war eben kein Gefühlsmensch.
 

Sakura zitterte, nein, sie bebte vor Wut. Ihre Lippe schob sich demonstrativ nach vorne und ihre Arme waren schon die ganze Zeit über verschränkt. Die kurzen Fingernägel hatten sich bereits in ihre Unterarme gebohrt, sodass sich ein wenig Blut darum gesammelt hatte, aber sie störte sich nicht daran. Ino saß ihr gegenüber und streckte sich. Es war schon kurz vor Mitternacht gewesen, als Sakura vor ihrer Tür gestanden war und Sturm geklingelt hatte. Sie hatte einen erbärmlichen Anblick geboten, die Haare vollkommen verknotet und wirr herumhängen, das Gesicht nass vom Regen und ihre Klamotten klebten regelrecht an ihrem Körper. Nach einer kurzen Waschprozedur hatte Ino ihrer besten Freundin eine Tasse Tee in die Hand gedrückt und gebetet, dass ihre Eltern nicht wach werden würden.

Nun saßen sie schon seit einer halben Stunde da und Sakura hatte kurz und bündig erzählt, was passiert war. Dabei hatte sie aber eigentlich mehr über den hartnäckigen Blutfleck als über den Streit mit Sasuke erzählt.

„Ich weiß nicht, wo dein Problem ist, Sakura“, meinte Ino und gähnte, obwohl sie eigentlich schon relativ munter war. „Du hast so verdammtes Glück, richtig zu beneiden.“

„Glück? Was meinst du denn damit?“, hakte Sakura nach und wartete mit hochgezogener Augenbraue auf Inos Erklärung.

„Zuerst kommst du mit Sasuke in ein Team, dann darfst du fünf Tage mit ihm alleine in einem Wald verbringen.“

„Ich korrigiere, wir waren unmittelbar mit Naruto zusammen und es war eine Prüfung im Todeswald!“

„Ist doch egal! Du weißt, was ich meine. Er hat sich außerdem bei dir bedankt!“

„Bevor er mich bewusstlos geschlagen hat! Toll, das nennt man doch Glück. Außerdem war ich alles andere als glücklich über die Umstände seines Dankes“, maulte Sakura. Ino war doch wirklich der Optimismus in Person.

„Das meine ich doch nicht, aber prinzipiell habe ich Recht. Du durftest außerdem noch einen glänzenden Auftritt bei ihm hinlegen und dann habt ihr zusammen gewohnt!“

„Das war auch alles andere als ein glückliches Zusammenleben. Wir haben uns nur gestritten und angefaucht. Ich wünschte, wir hätten ihn nie zurückgeholt.“

Ino verstummte und sah auf die Tischplatte des Küchentisches. Ihre zarten Hände schlossen sich fest um die Teetasse und ihre Augen bekamen einen merkwürdigen Glanz. „Ich weiß ja, dass es nicht immer einfach war, du hast mir ja fast alles erzählt, aber schau mal, du bist näher an deinem Mister Right dran als wir anderen.“

„Außer Hinata“, protestierte Sakura sofort und löste nun endlich ihre Arme aus der schmerzhaften Verschränkung. „Die ist schließlich mit Naruto zusammen.“

Die Blonde sah wieder auf. „Ja, stimmt schon, aber Naruto ist eine andere Kategorie. Ich meine, könntest du dir jemals vorstellen, dass es mit Shikamaru, Neji oder Sasuke eine harmonische Beziehung geben könnte?“

Sakura überlegte und stimmte ihrer besten Freundin dann zu: „Ja, stimmt irgendwie. Naruto ist sicherlich ein toller Freund. Ich hätte auch gerne so einen.“

„Er war doch in dich verliebt. Deine Chance ist vorbei, Liebes!“

„Liebes? So reden doch nur Männer von der alten Schule und kleine Zicken.“

„Mensch, Sakura! Versau mir nicht immer alles. Zurück zum Thema. Also, stell dir vor, wenn du mit einem der drei zusammen wärst.“

Die Rosahaarige streckte sich ausgiebig, bevor sie antwortete. „Also, mit Shikamaru wäre es wohl recht langweilig. Man müsste ihn wohl zu allem zwingen.“ Als sie Inos schockiertes Gesicht sah fügte sie noch schnell hinzu: „Aber er wäre sicherlich ein toller Freund. Mit Neji könnte ich mir allerdings gar nichts vorstellen. Der ist mir irgendwie zu abweisend und abwesend. Außerdem mag ich sein Schicksalsgerede nicht sonderlich.“

„Und was ist mit Sasuke?“ fragte Ino mit neckischem Grinsen.

„Was soll mit ihm sein? Ich kann mir nicht vorstellen, etwas mit ihm anzufangen. Er ist nicht der Typ dafür, außerdem hat er doch sein blödes Ziel, seinen Bruder umzubringen.“

„Und dann will er seinen Clan aufbauen, oder?“, hakte die Blonde weiter, fing sich aber nur eine empörte Antwort ein.

„Keine Ahnung! Woher soll ich das wissen? Es ist ja nicht so, dass ich mich für sein Privatleben interessieren würde. Ich meine, falls er eines hätte, aber nach seinem Training gibt es nur noch mehr Training. Und glaub mir, ich weiß das inzwischen sehr gut.“

„Aber er redet schließlich mit dir.“

„Na und? Wir sind in einem Team, ohne reden kommt man da nicht wirklich aus. Außerdem reden wir ja nicht über Privates und Persönliches.“

„Na, wenn du das sagst.“
 

Die Bäume wankten leicht am Waldrand, als Naruto fröhlich summend samt Hinata an der Baustelle einer kleinen Bibliothek ankam. Sie hatten sich alle freiwillig für das Wiederaufbauprojekt gemeldet und heute hatte man die ganze Bagage, zumindest die, die sich gemeldet hatten, für den Aufbau der Büchereibibliothek eingeteilt. Eigentlich war nicht einmal die Hälfte der anfänglichen Gruppe da. Sakura, weil sie den Ruf der Hilfsbereiten zu verlieren hatte, Sasuke, weil er von ihr schon vor Tagen mit Teamworkargumenten zum Eintragen gezwungen worden war, Hinata, weil sie ein Engel in Person war, Naruto, weil er nichts Besseres zu tun hatte und Shikamaru, weil er von seinen Eltern gezwungen wurde. Folglich fehlten also Ino, Neji und TenTen, da Kiba, Lee, Shino und Choji ja tragischerweise dahingeschieden waren.

Es lag eine gedämpfte Stimmung über ihnen allen. Sakura und Sasuke redeten noch immer nicht miteinander, Naruto und Hinata sahen sich nur manchmal verliebt an und Shikamaru schwieg mit sich um die Wette. Manchmal redeten Sakura mit Naruto oder Hinata, aber ansonsten wurde nur konzentriert gearbeitet. Es waren zwar noch etwa zehn andere Helfer da, aber auch die sagten nicht allzu viel.

Es war unerträglich heiß, was nicht anders von Mitte August zu erwarten war, aber trotzdem hatte niemand mit dreiunddreißig Grad Celsius gerechnet. Sämtliche Männer und Jungs hatten schon ihre T-Shirts ausgezogen, die Mädchen, die keine Figurkomplexe hatten, waren schnell nach Hause gelaufen und hatten sich Hot Pants oder Bikinioberteile geholt. Hinata war aber immer noch eingepackt wie ein Eskimo, was Sakura zwar zu ändern versuchte, aber es gelang ihr nicht. Sie selbst hatte ja keine Probleme mit ihrer Figur. Sie aß bewusst und trainierte viel, deswegen konnte sich da schon etwas zeigen lassen, aber wohl war ihr dabei nicht. Sie hatte nämlich nicht nur wenig Fett sondern auch wenig Oberweite, was sie persönlich gerade störte. Sonst ja eher nicht, weil das nur hinderlich war, aber irgendwie fühlte sie sich ziemlich ungerecht von Gott behandelt.

Was sie allerdings weniger störte, vielleicht nur ganz wenig, war, dass die Männer ihr weder nach pfiffen noch blöde Bemerkungen machten. Was sie aber aus unerfindlichen Gründen verdammt störte war, dass Sasuke sie ebenfalls keines Blickes würdigte. Jedes Mal, wenn sie an ihm vorbeiging drehte er sich demonstrativ und arrogant weg. Sie bemerkte, obwohl sie mit Argusaugen wachte, keinen einigen Seitenblick und keine einzige Musterung ihres Antlitzes.

„So ein ignorantes, egoistisches Schwein“, fluchte sie leise und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie hatte gelesen, dass das auf Männer erotisch wirken würde, aber so recht konnte sie das nicht glauben. Genauso wenig wie sie glauben konnte, dass Frauen attraktiver aussahen, wenn sie voll Schmutz waren. Irgendwie ekelhaft. Und wenn das wirklich stimmen würde, dann müsste sie ja ein Sexsymbol sein. „Mieser, arroganter Schnösel.“

„Redest du über mich?“, wollte Sasuke wissen. Er hatte sein Shirt aus – wie er es nannte, arbeitstechnischen Gründen – nicht ausgezogen. Wenn er, laut seiner Meinung, sein Oberteil nämlich ausziehen würde, dann würden alle Mädchen in Ohnmacht fallen und das würde ja eher schlecht für den Arbeitsprozess sein. Okay, so hatte er es nicht gesagt, aber Sakura hatte es so interpretiert und blieb bei ihrer Version.

„Wieso sollte ich?“

„Weil sich das nach mir anhört.“

„Stimmt allerdings. Du bist ein ignorantes, egoistisches Schwein und ein mieser, arroganter Schnösel und jetzt lass mich weiter arbeiten.“

„Willst du dich nicht mit mir aussprechen?“

„Nein.“ Sakura legte die Schaufel weg. Sie arbeiteten schon seit über vier Stunden und waren immer noch dabei den Schutt wegzuräumen. „Du bist nicht sehr gesprächig, ich habe keine Lust mit dir darüber zu reden und eigentlich ist es mir egal. Versteh das nicht falsch, mir tut es keinesfalls Leid, dass ich solche Dinge zu dir gesagt habe, denn die habe ich auch so gemeint. Allerdings wäre es nicht sehr förderlich für unser Teamwork, wenn wir uns nur mehr anschweigen. Also, lassen wir das und sind wieder gut miteinander, okay? Dem Teamgeist willen.“

„Schön gesagt, Sakura!“, rief Kakashi feierlich und legte lobend eine Hand auf ihre Schulter. „Und für die nächsten Wochen braucht ihr auch dringend jeden Teamgeist, den ihr auftreiben könnt!“

Naruto wurde hellhörig. „Wieso denn die nächsten paar Wochen? Steht eine große Mission an?“

Kakashi schüttelte den Kopf. „Nein. Etwas Besseres.“ Die Spannung stieg und nun scharten sich mehrere Leute um den Jo-Nin. „Das Jo-Nin Examen ist in genau zehn Tagen und folgende hier anwesende Ninjas machen mit: Uzumaki Naruto, Haruno Sakura, Uchiha Sasuke und Nara Shikamaru. Euch drei“ – er deutete auf das Team mit der Nummer sieben – „sehe ich morgen um punkt zwölf Uhr am üblichen Trainingsplatz.“

Die drei salutierten gehorsam und sagten gleichzeitig: „Jawohl!“

Als Kakashi wieder weg war konnte sich Naruto nicht mehr beherrschen. „Wir machen bei der Jo-Nin Prüfung mit! Juhu!“
 

___
 

Ich sage nur eines: Es wird, mal wieder, viel gekämpft in den nächsten Kapiteln. So viel Romantik ist ja jetzt immer noch nicht dabei, aber ich glaube nicht, dass es noch großartig was wird damit.

Nein, Spaß. Es wird noch romantisch. Vielleicht. Kommt auf die Kommentare an. ^^
 

LG

Jo-Nin Examen wir kommen!

Es war ein wenig seltsam mit vierzehn Jahren bei der Jo-Nin Prüfung anzutreten, aber die einzige die Bedenken hatte, war, mal wieder, Sakura. Sie lag in jener Nacht wach, nachdem Kakashi ihnen mitgeteilt hatte, dass sie bei dem Examen mitmachen durften. Es störte sie keineswegs, dass sie mitmachen durften, aber was sie sehr wohl störte, war die Tatsache, dass sie keine Ahnung vom Prüfungsablauf hatten. Vielleicht war es so wie bei der Chu-Nin Prüfung, nur mit schwierigeren Gegnern, möglicherweise aber auch ganz anders. Sie raufte sich die Haare, neben ihr bewegte sich Ino. Ihre beste Freundin hatte vorgeschlagen, dass Sakura doch hier bleiben sollte, bis die Sache mit Sasuke auf privater Ebene geklärt war, denn sie wollte die beiden nicht alleine lassen. Erst würde Sakura die Bude zu Kleinholz verarbeiten und danach würde Sasuke sie wahrscheinlich anzünden. Lieber nicht.

„So ein Mist!“, zischte Sakura leise und drehte sich um. Es war zum Verzweifeln. Sie war wie immer die einzige, die sich wahre Sorgen machte und das störte sie. Am liebsten würde sie es einfach auf sie zukommen lassen, aber der Typ Mensch war sie nicht. Sie war nicht so optimistisch wie Naruto, nicht so ignorant wie Sasuke und nicht so faul wie Shikamaru, der wahrscheinlich auch wach lag und sich fragte, wieso er da mitmachen musste.
 

Shikamaru lag tatsächlich wach, aber aus einem anderen Grund. Er hatte im Stillen vor acht Tagen seinen vierzehnten Geburtstag mit seiner Familie gefeiert. Nicht einmal Ino wusste, dass er Geburtstag gehabt hatte und er hatte eigentlich auch nicht vor, es ihr zu sagen. Es ging sie nichts an, denn sie waren zwar Teamkollegen, Freunde aber lange nicht. Shikamaru hasste sie ja nicht, aber sie war einfach zu anders. Dabei wusste er genau, dass sie in ihn verliebt war. Besser gesagt hatte sich Sakura vor gut einem Jahr an Ino rächen wollen und es ihm unauffällig gesteckt. Sie hatte zwar nur Andeutungen gemacht, aber blöd war er ja schließlich nicht.

Teufel noch mal, er war klug. Er war verdammt schlau, berechnend und taktisch unschlagbar. Wieso musste gerade er diese Keiko heiraten? Er wollte sein Leben nicht für irgend so eine dahergelaufene Tussi wegschmeißen. Er konnte es sich richtig gut vorstellen. Jeden Tag, wenn er eine Mission hatte ihre helle Stimme, wie sie Pass auf dich auf quiekte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte. Keiko war genau dieser Typ von Mädchen, die Friede, Freude und Eierkuchen wollten. Shikamaru fragte sich sowieso, wieso gerade jemand aus der Nara Familie ein außerdörfliches Ehebündnis eingehen musste. Die Hyugas hatten viel mehr Einfluss und Ansehen. Sollte sich doch Neji mit dieser nervigen Göre auseinandersetzen, er selbst hatte überhaupt keinen Bock darauf.

„So ein Mist!“, fluchte der Nara laut und stand auf. Er konnte nun sowieso nicht schlafen. Zu sehr befand er sich in einem inneren Konflikt. Er könnte Keiko einfach heiraten und so die Ehre seiner Familie aufrechterhalten oder er könnte sich auf die Gefahr hin verstoßen zu werden weigern diesen Bund einzugehen und sich mit Ino abseilen, immerhin wusste er ja genau, dass er die ganze Zeit verdrängte, dass er sie eben mochte. Schließlich hatte er es ihr ja gesagt. Aber Fakt war, egal was er machte, er musste eine Entscheidung treffen und das war nun einmal nicht seine Stärke.
 

Neji schlief endlich einmal wieder durch nach so langer Zeit. Auch wenn er es sich nicht eingestand, nicht einmal im Land der Träume, er fühlte sich einfach wohler, wenn TenTen bei ihm war. Es war ja nicht so, dass er ihre Anwesenheit brauchte, aber eigentlich war es schön, zur Abwechslung einmal nicht alleine zu sein. Wegen des Krieges war er in letzter Zeit nicht besucht worden, was ihm aber eigentlich gar nicht so unangenehm war. Was sollten denn die Hyugas schon hier? Ein paar Mal war Hinata gekommen, aber die hatte nur unwichtiges Zeug geredet und sich jedes Mal verplappert, sodass er nun genau wusste, dass sie mit Naruto zusammen war. Solle ihm Recht sein, er kümmerte sich nicht weiter darum. Es war ihr Leben und sie war alt genug um zu wissen, was sie tat. Er war außerdem froh, dass sie endlich jemanden hatte, andernfalls hätte sie ihn ja nur wieder genervt, solange er noch hier im Krankenhaus liegen musste.

Irgendwie kam er sich hilflos vor. Er wollte sich gar nicht vorstellen wie das aussah. Er, Neji Hyuga, wie ein kleines Kind, das Bettsperre hatte. Er musste hier in diesem Zimmer liegen, dessen Wandfarbe er nicht einmal kannte. Nicht, dass er sich darum geschert hätte, welche verdammte Farbe diese Wand hatte, aber es machte ihn wahnsinnig, dass er es nicht wissen konnte. Inzwischen hatte er es zwar geschafft sein Byakugan umzufunktionieren, sodass er ein wenig sehen konnte, aber das war nur für äußerste Notfälle. Ansonsten blieb er in völliger Dunkelheit. Neji konnte zwar Chakra wahrnehmen, die Umrisse der Möbel via Bluterbe erkennen, aber Farben und exakte Formen konnte er nicht sehen. Er tastete nach einem Wasserglas, das auf seinem Nachttisch stehen sollte und schmiss es dabei hinunter. Das Glas kam klirrend am Boden auf und zerschellte.

„Neji?“ TenTen war aufgewacht, stand nun auf und machte das Licht an. „Was ist los?“

„Ich habe das Glas zerbrochen. Tut mir leid“, sagte er neutral und wollte aufstehen um die Scherben wegzuräumen.

„Bleib liegen, ich mach das schon.“ Sie drückte ihn wieder zurück ins Bett und kniete sich auf den Boden, um die Glasscherben aufzuheben und holte danach ein Stück Küchenrolle.

„Danke, TenTen.“

„Hey, ist doch Ehrensache. Ich kann einen Kameraden doch nicht im Stich lassen. Außerdem weiß ich, dass du dasselbe für mich tun würdest. Stimmt doch, oder?“ Er erwiderte nichts. Neji wusste nicht, was er sagen sollte. Vielleicht hätte er dasselbe für sie getan, vielleicht aber auch nicht. Er hätte sie auch einfach als Klotz am Bein sehen und schon nach wenigen Tagen vorschlagen können, ein neues Teammitglied zu suchen. „Neji, du hättest dasselbe für mich getan. Mach dich nicht verrückt damit. Wir sind doch Freunde.“ Er lächelte schwach.
 

Sakura stöhnte, als Inos Unterarm in ihrem Gesicht landete und ihr halb die Nase brach. „Pass mit deinen Gliedmaßen auf, sonst schneid ich sie dir ab!“, fauchte sie und räumte den Körperteil unachtsam weg, weswegen Ino aufwachte.

„Verdammt, ich habe gerade so schön geträumt!“, meckerte sie und drehte ihrer Freundin den Rücken zu.

„Dann hau mir deinen Arm nicht ins Gesicht! Ich will keine gebrochene Nase haben, so kurz vor der Jo-Nin Auswahlprüfung.“

„Musst du mir das eigentlich immer unter die Nase reiben, Sakura?“

Immer? Ich glaube, ich spinne! Ich hab dir das einmal erzählt und es jetzt zufällig erwähnt. Außerdem sage ich nur wie es ist. Ich mache beim Examen mit und du nicht. Damit wäre nun endlich geklärt, wer von uns beiden die Stärkere ist. Du bist ja noch immer ein Ge-Nin!“

Inos Gesicht verkrampfte sich. So lieb sie Sakura auch hatte, diese ständigen Neckereien nervten gewaltig. „Ich bin aber auch nur mehr für drei Monate eine Ge-Nin! Dann beginnt nämlich schon das nächste Examen und das bestehe ich!“

„Ohne Team?“ Sakura verfluchte sich. Es war ja nicht wirklich zynisch gemeint, aber es war ihr so in diesem Tonfall rausgerutscht. „Tut mir leid. Ich wollte das nicht sagen.“

„Schon gut, du hast ja Recht. Shikamaru ist schon ein Chu-Nin und vielleicht sogar bald Jo-Nin und Choji, na ja, du weißt schon.“ Tränen bildeten sich in ihren Augen und sie setzte sich auf. Sakura umarmte sie freundschaftlich und versuchte die Situation abzuschwächen, doch das war nicht leicht. Sie selbst kannte nur ihre Art mit dem Tod umzugehen, tapferes Lächeln und zynische Bemerkungen, wenn sie darauf angesprochen wurde.

„Ino, Choji war ein besonderer Mensch…“

„Hey, schon gut“, schluchzte die Blonde und wischte ihre Tränen weg. „Ich weiß ja, dass du in so was nicht gut bist. Ich komm schon klar.“ Sie lachte ehrlich.

„Na gut, aber das wird sich alles schon regeln, das mit dem Team.“

„Ja, wird schon.“
 

Kakashi wartete. Es war eine etwas verkehrte Situation, dass der immer zu spät Kommende nun selbst schon über eine halbe Stunde wartete, war er doch sage und schreibe drei Stunden zu spät gekommen. Also hatten seine irgendwie schon Schüler, aber irgendwie auch nicht Schüler, jetzt aber irgendwie schon wieder Schüler schon über dreieinhalb Stunden Verspätung. Das würde sie eine satte Strafe kosten.

„Kakashi-sensei?“, fragte Sakura irritiert und richtete ihre Einkaufstüte wieder, damit sie nicht herunterfallen konnte. Sie hatte für die Yamanakas ein paar Einkäufe getätigt, immerhin durfte sie ja zeitweilig dort wohnen. „Was machen Sie denn hier? Beziehungsweise: was machen Sie denn schon hier?“

„Auf euch warten! Ihr seid über drei Stunden zu spät“, sagte er gelassen und sah nicht einmal von seinem Icha Icha Paradise auf. Sakura sah auf ihre Armbanduhr, die sie nur in der Freizeit trug, und schüttelte den Kopf. „Das Training ist doch erst in einer Stunde. Es ist gerade einmal elf Uhr!“ Sie sah, wie Kakashi nachrechnete und dann mit einem Verdammter Mist in einer Rauchwolke verschwand. Sakura sah noch einige Sekunden auf die Stelle, an der ihr Meister kurz zuvor noch gestanden hatte und ging dann schwer seufzend wieder zurück ins Yamanaka Anwesen. Dieser Tag war irgendwie merkwürdig.

Sie brauchte relativ lange, denn an jeder Ecke stand jemand, den sie kannte und der unbedingt mit ihr reden wollte, musste oder konnte. Es hatte mit Hinata angefangen, die gefragt hatte, wo Naruto sei. Woher sollte Sakura das denn wissen? War er ihr Teamkollege? Ja, okay, schon, aber man wusste ja nicht alles und wollte vor allem nicht alles wissen. Erschreckende Vorstellung. Dann kam Naruto selbst und erinnerte sie an das Training in einer dreiviertel Stunde. Als ob sie schon jemals das Training ausgelassen hätte. Wenige Minuten war niemand in Sicht und sie hoffte schon, dass die Welle an Freunden nun verebbt war, aber da kam TenTen, die sie zutexten wollte. Irgendetwas über Neji oder so, aber da war Sakura auch schon weg gewesen. Jetzt hatte sie Wichtigeres zu tun. Ein paar Meter vor dem Blumenladen, sie dachte ihr Ziel endlich erreicht zu haben, kam ihr Shikamaru entgegen, der wirklich und wahrhaftig mit ihr, Sakura Haruno, redeten wollte. Reden war vielleicht übertrieben, aber er fragte sie, ob sie etwas über das Jo-Nin Examen wisse. Das an und für sich war ja nicht schlimm, aber er druckste mindestens fünf Minuten herum, weil es ja eigentlich nicht seine Art war, jemand anderen so etwas zu fragen.

„Ich bin wieder da und gleich wieder weg!“, rief Sakura und stellte die Einkaufstüte auf den unbesetzten Verkaufstresen und machte sich auf den Weg zum Trainingsplatz nachdem sie die Uhr abgelegt hatte. Dieser Tag war wirklich seltsam.
 

Die nächsten zehn Tage verliefen ruhig. Stressig, erschöpfend und auslaugend, aber ohne Zwischenfälle außernatürlicher Art. Sakura übte weiter Kage Bunshin no Jutsu, während Sasuke und Naruto Felsen zertrümmerten. Sie fragten Kakashi geschickt und vollkommen unauffällig, was beim Jo-Nin Examen passieren würde, aber er gab immer nichtssagende Antworten. Das Einzige, was sie aus ihm herausbekommen hatten, war, dass sein früheres Auftauchen kein fahrlässiges Unterfangen gewesen war, sondern irgendeinen tieferen Sinn gehabt hatte. Er hatte ja anscheinend auch nicht wirklich gedacht, dass das Training schon für neun Uhr angesetzt war. Doch was genau er so früh da wollte und wieso er den Ahnungslosen spielte, als Sakura ihn gesehen hatte, das verheimlichte er. Nach zehn Tagen sah es eigentlich nicht anders aus, bis auf dass Sakura nun endlich, und sie dankte Gott alle paar Sekunde dafür, vier voll funktionstüchtige Schattendoppelgänger produzieren konnte und Naruto einen achtzig Kilo schweren Felsbrocken mit einer Faust zertrümmern konnte. Sakura konnte das zwar mit einem Fingerschnippen, aber das hielt sie ihm ja nicht sonderlich oft unter die Nase, nur ab und zu. Auf jeden Fall lief es darauf hinaus, dass die Jo-Nin Prüfung immer näher rückte und Sakura nun langsam richtigen Bammel bekam. Es war nicht die Angst, verletzt zu werden, es war eher die Angst, sich vor allen lächerlich zu machen. Jo-Nin waren verdammt stark, es waren immerhin Elite Ninjas, und die, die Jo-Nins werden würden, mussten ebenfalls verdammt stark sein, um zu bestehen. Also würde die Konkurrenz größer und härter sein, als bei der Chu-Nin Auswahlprüfung.
 

Der erste September kam und es wurde wieder ein kleines Bisschen kälter, was sich aber hauptsächlich an der Kleidung der erfahrenen Ninjas zeigte. Die hatten nun nämlich wieder kurze Ärmel, statt Träger oder Neckholder. Die vergangenen Tage waren verdammt hart gewesen, deswegen hatten die drei nur mehr relativ wenig Zeit für Dinge wie Freunde, Hausputz und Streit. Sakura und Sasuke begegneten sich wieder freundlich, auch auf privater Ebene, wahrscheinlich hatten sie eingesehen, dass es dämlich war, denn sie konnte ja nicht ewig bei den Yamanakas Quartier beziehen. Ihr Haus konnte außerdem tragischerweise nicht einmal wiederaufgebaut werden, denn das Grundfundament war vollauf zerstört worden. Für den Aufbau würde sie ein paar Hunderttausend Ryo brauchen, aber ihre Eltern hatten auf ihre Briefe noch nicht geantwortet. Naruto hatte sie im Stillen als Rabeneltern bezeichnet, aber Sakura sah eben nur die Vorteile an einem Leben ohne reale Vormundschaft. Sasuke beschloss, mit Sakuras Widerwillen, dass sie wieder bei ihm einzog und sie nahm später dankend an. Es war immerhin angenehmer einem Teamkollegen im Nacken zu liegen, als den Eltern der besten Freundin und ärgsten Feindin.

Naruto hatte da weniger Beziehungsprobleme, denn Hinata verstand wirklich vollauf, dass er keine Zeit hatte und beschwerte sich auch nicht. Ino zum Beispiel hätte ihm die Hölle heiß gemacht, wenn sie plötzlich nicht mehr die Nummer eins gewesen wäre. Shikamaru hatten sie auch nicht mehr allzu oft gesehen. Sie fragten sich, in welchem Team er wohl antreten würde, oder ob man bei der Jo-Nin Prüfung überhaupt als Team antrat, denn eigentlich waren Chu-Nin ja nicht im fixen Team. Diese ganzen Fragen stellte sich Sakura bis kurz vor acht Uhr morgens, als Sasuke sie weckte und sie vor Schreck fast gestorben wäre, als er da in ihrem Zimmer, das eigentlich seines war, stand, während sie nur in Unterhose und Pyjamaoberteil aus dem Bett fiel. Dann hatte sie Frühstück gemacht, es wieder weggeräumt, weil keinem der beiden nach Essen war und gewartet, bis Naruto kam. Zusammen brachen sie dann auf, ohne Rucksack, weil Kakashi gemeint hatte, dass sie keinen brauchen würden. Eine halbe Stunde später, um genau halb neun, standen insgesamt fünfzehn Chu-Nin vor einem großen Gebäude, das sich irgendwo fünf Kilometer hinter Konoha-Gakure befand. Sakura musterte einen Teilnehmer nach dem nächsten. Sie sah Shikamaru bei zwei etwa zwanzig jährigen Ninjas stehen, eine Frau und einen Mann, die sich beide etwas nervös unterhielten. Es waren außerdem sechs Ninjas von etwa Mitte zwanzig aus Kumo da, wie sie an den Stirnbändern erkennen konnten, die sie nicht kannten. Ganz hinten standen noch zwei Shinobi, die sich ebenfalls unterhielten und Anfang zwanzig waren, an der Wand gelehnt hinter den beiden lehnte ein jüngeres Mädchen mit blonden Haaren. Sakura schluckte und starrte sie an. Sie lehnte da mit verschränkten Armen, einem angezogenen Bein und geschlossenen Augen als ob sie jeden Tag ein Jo-Nin Examen machte.

„Kirin-san!“, rief Sakura und ging zu ihr. Kirin öffnete die Augen und lächelte Sakura an. „Hallo, Sakura-san. Machst du hier etwa auch mit? Das wird ja genial!“

„Das letzte Mal hast du zwar gewonnen, aber diesmal bin ich besser.“ Sakura musste sich überwinden, normal mit ihr zu reden, denn immerhin war es Kirin gewesen, die Neji das Augenlicht geraubt hatte.

Naruto und Sasuke waren ihr hinterher gegangen und natürlich konnte der Uchiha nicht umhin, ein blödes Kommentar abzugeben. Sakura hatte ihnen nicht erzählt, dass Kirin sie vor einem Attentat gewarnt hatte. „Weißt du was, Sakura? Man kann schon langsam ein Beuteschema bei dir erkennen. Deine Feindinnen sind immer blond und haben eine Vorliebe für Lila.“ Sie stieg ihm unabsichtlich auf die Füße und bohrte bei der Gelegenheit ihre Ferse in seinen Fußrücken, was ihm aber nur einen kleinen Schmerzenslaut entlockte. Sie würde es nie wagen, ihm mit voller Kraft auf die Füße zu treten, sie wusste ja nicht, wie es in seiner Seele wirklich aussah. Bei diesem Gedanken schüttelte sie es kurz, doch sie fing sich sofort wieder, als ein Mann mittleren Alters aus einer Rauchwolke erschien, wahrscheinlich der Prüfer oder der erste Prüfer.

„Stellen Sie keine Fragen, kommen Sie einfach mit“, ertönte seine schroffe Stimme, die erstaunlich rau klang, obwohl sein Gesicht eigentlich relativ freundlich aussah. Sie taten wie ihnen geheißen und fanden sich in einem großen Kampfsaal wieder. Er sah in etwa so aus wie der im Todeswald, nur dass dieser hier etwa dreimal so groß war, mehr Säulen im Weg standen und die Steine nicht so stark abgenutzt waren. Außerdem waren die Steinbodenplatten heller. An der rechten Längswand hing ein großer Monitor, darunter ein lang gezogenes Podest, auf dem einige Sesseln standen. Bei der Chu-Nin Auswahlprüfung hatten dort die Trainer und ein paar Kagen gesessen, die den Wettkampf beobachtet hatten. Nun saßen dort insgesamt zwei Kage, fünf Shinobi und drei Kunoichis, die wahrscheinlich allesamt Jo-Nins waren. Darunter Kurenai, Kakashi und Gai, die ihnen zuwinkten. Gai rief irgendetwas von der Blüte der Jugend, was aber keiner so recht verstanden hatte, weil das akustisch unmöglich war. Der vermeintliche Prüfer trat auf das Podest und wies die Teilnehmer an, sich davor aufzustellen. Nun standen sie nebeneinander und er musterte sie genau. Als er Sakura ansah zog er eine Augenbraue leicht hoch und grinste innerlich. Anscheinend musste Personalmangel herrschen. Tsunade, die ja auch zusah, da sie Hokage war und verdammt neugierig, merkte seinen Blick und räusperte sich. Der Prüfer fing an, den Prüfungsablauf zu erklären.

„Es gibt drei Runden, die alle heute ausgetragen werden. Es ist anders, als bei der Chu-Nin Auswahlprüfung, denn im Gegensatz zu jenem Examen wisst ihr, was auf euch zukommen wird. Das hat den Sinn, dass es unnötig ist, eure Flexibilität und Spontanität zu testen, hättet ihr die nämlich nicht, dann wärt ihr keine Chu-Nin geworden. Es wir ausschließlich gekämpft. Die erste Runde bestreitet ihr im Team. Von jedem Land, das hier antritt, darf nur ein Team mitmachen. Das heißt im Klartext: Konoha-Gakure hat zwei Teams aufgestellt, die beide gegeneinander antreten werden. Die Gewinner sind in der zweiten Runde. Für Kumo-Gakure gilt dasselbe, Kusa kann sofort in die zweite Runde, da nur ein Team aufgestellt worden ist. Die zweite Runde besteht wieder aus Teamkämpfen, aber diesmal nicht gegeneinander, sondern gegen zwei Jo-Nin, die durch Zufall ausgewählt werden. Die Gewinnerzahl ist unbegrenzt, es können alle weiterkommen oder keiner. Die dritte Runde besteht aus Einzelkämpfen. Durch das Zufallsprinzip werden zwei Gegner ausgewählt, die gegeneinander kämpfen. Wer Jo-Nin wird, entscheiden Kampftechnik und Kampfstil, nicht, ob jemand gewinnt oder nicht. Noch Fragen?“ Er sah kurz in die Runde und räusperte sich dann: „Ich sage euch im Voraus, dass bei dieser Prüfung noch nie mehr als zwei Ninjas auf einmal Jo-Nin geworden sind. Strengt euch an, wir wollen euer Bestes sehen und denkt daran: Nur weil weniger Gegner sind heißt das nicht, dass es leichter wird. Alle hier Anwesenden kämpfen auf hohem Niveau. Es wird um einiges schwerer als bei der Chu-Nin Auswahlprüfung.“ Er machte eine künstlerische Pause und kündigte dann an: „Die beiden Konoha Teams auf die Kampffläche!“

Sakuras und Shikamarus Blick trafen sich flüchtig. Sie kannte zwar die anderen Mitglieder aus seinem vorläufigen Team nicht, aber sie kannte den Nara und seinen Kampfstil gut. Er würde ihr mit seiner perfekt geplanten Strategie wahrscheinlich Probleme machen, aber dafür hatten sie einen entscheidenden Vorteil: Sie waren ein Team, das sich perfekt kannte. Sie konnten sich Zeichen geben, Strategien während des Kampfes mit Augenkontakt besprechen und sie kannten die Stärken und Schwächen der anderen beiden.

„Beginnt!“
 

Noch ehe Sakura etwas sah, war die junge Frau übermütiger Weise nach vorne gelaufen und hatte schon einen Kunai gezückt, bevor der Beginn noch fertig angesagt worden war. Sie zog einen Shuriken mit der freien Hand heraus, warf ihn auf Sasuke, der ihn gelangweilt abwehrte und stand mit dem Kunai plötzlich vor Sakura.

„Mariko, du versaust Alles!“, schrie der andere und wurde von ihr angeschrieen.

„Halt den Mund, Saburo, das sind doch nur kleine Kinder!“ Sie zog den Kunai durch, aber Sakura tätigte lässig einen Schritt zurück, sodass Mariko ins Leere schnitt. Sie erkannte ihre Chance und schlug mit der Handkante auf das Handgelenk der Hand, die den Kunai hielt, sodass Mariko ihn fallen ließ und ein paar Schritte zurück taumelte.

Sasuke und Naruto hatten sich inzwischen mit Shikamaru und Saburo auseinandergesetzt, wobei Shikamaru mehr auswich als angriff. Sie wollte ja nicht schlecht von anderen reden, aber Sakura bezweifelte, dass er jemals Jo-Nin werden würde. Weniger der Stärke wegen, sondern eher, weil er einfach faul war und nichts freiwillig tat. Ein Elita Ninja musste schließlich von sich aus handeln und nicht erst warten, bis es um Leben und Tod ging. Sakura schreckte leicht aus ihren Gedanken. Sie hatte inzwischen wie automatisch agiert und wunderlicherweise Mariko, die eine neue Waffe gezogen hatte, diese auch gleich aus der Hand geschleudert.

„Okay, jetzt reicht es mir aber!“, rief sie. Mariko war wohl stark, aber sie hatte drei entscheidende Nachteile. Nachteil eins war, dass sie sich zu hundert Prozent auf den schnellen Überraschungsangriff verlassen hatte und damit Sakura hatte ausschalten wollen. Nachteil zwei war, dass ihre Stärke eindeutig nicht im Tai-Jutsu lag und Sakura sie so geschickt in Schach hielt, dass sie keine Zeit für Nin-Jutsus oder Gen-Jutsus hatte. Und Nachteil drei war, dass sie Sakura vollkommen unterschätzt hatte.

Eben jene war inzwischen leicht wütend. Diese Frau war ja nicht auszuhalten. So einfältig und durchschaubar, mit diese Fähigkeiten würde sie nie ein Jo-Nin werden und Sakura hatte auch nicht vor, das zuzulassen. Sie schickte einen Blick in Richtung Naruto und Sasuke, die Saburo schon längst ausgeschaltet hatten und sich mit Shikamaru einen kleinen, nicht allzu ernst zu nehmenden Kampf lieferten. Der Nara war recht gelangweilt, wahrscheinlich wollte er gar nicht zur Prüfung antreten, aber genau das war ein Vorteil für das schon längst nicht mehr existierende Team 7, das aber trotzdem noch ein Team war. Als sie Chu-Nin geworden waren, hatte Tsunade ihnen offiziell den Namen aberkannt und ihn einem neuen Ge-Nin Team gegeben. Inoffiziell verlangte sie aber weiterhin nach dem berüchtigten Team 7, wenn sie etwas von ihnen wollte.

Sakura seufzte innerlich und hob beide Fäuste. Sie atmete tief durch, setzte zum Angriff an und rannte die paar Meter auf Mariko zu, die sie voneinander trennten. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Shikamaru die Hand hob, doch in genau diesem Augenblick traf ihre Faust durch Marikos Verteidigung in ihr Gesicht und schleuderte sie gegen die nächste Wand.

„Das letzte kampffähige Mitglied von Team 2 gibt auf, Team 1 gewinnt!“, schrie der Prüfer und bat die drei Sieger auf das Zuschauerpodium, von dem die beiden Teams aus Kumo-Gakure hinuntergingen, um nun ihrerseits den Kampf zu entscheiden.
 

„Ich bin etwas enttäuscht…“, sagte Sakura leise und rutschte mit dem Rücken die Wand hinunter, um sich auf den Steinboden zu setzen. „Shikamaru hat so schnell aufgegeben.“

„Er hat richtig gehandelt“, kommentierte Sasuke. „Wir waren zu dritt, er war alleine. Du hast noch nicht einmal ein Viertel deines Chakras verbraucht, Naruto ebenfalls so gut wie nichts und ich habe lediglich diesen Typen fertig gemacht, der aber nicht allzu viel drauf hatte. Er hätte schon gegen mich oder Naruto keine Chance gehabt, und zusammen hätte er gleich einpacken können.“

„Danke für die Blumen“, gab Sakura bissig zurück.

„Was hab ich jetzt schon wieder gemacht?“, fragte Sasuke irritiert und spürte, wie sie es schon wieder schaffte, Wut in ihm kochen zu lassen.

„Er hat gegen dich oder Naruto keine Chance. Und wo bleibe ich? Hm?“

„Jetzt reg dich ab!“

„Nein, ich rege mich nicht ab! Verdammt noch mal, ich bin nicht mehr das kleine, blöde Mädchen, das nichts kann und nur Sasuke-kun sagen kann! Teufel noch mal, du eingebildeter-“

„Sakura!“, warf Naruto ein und unterbrach sie damit. „Sei doch ruhig! Hast du den Friedensvertrag vergessen? Außerdem verpassen wir den ganzen Kampf da vorne!“ Als er noch einmal hinsah fluchte er unwillkürlich. „Mist! Jetzt ist er vorbei!“ Die beiden übrigen Mitglieder des Teams sahen ebenfalls auf die Kampffläche und blinzelten erstaunt. Der Kampf war tatsächlich schon vorüber. Anscheinend war die Kraftdifferenz der beiden Teams zu groß gewesen, denn das fünfte Team wurde gerade zum Sieger erklärt.

„Dieser Kampf wäre sowieso nicht spannend gewesen“, meinte Sasuke. „Der hat doch höchstens eine Minute gedauert.“

Sakura hatte Einwand. „Vielleicht nicht spannend, aber informativ. Wenn dieses Team die zweite Runde übersteht, dann muss einer von uns vielleicht in der dritten Runde gegen einen von denen kämpfen. Wir haben keine Ahnung, wie sie kämpfen und was sie können.“

„Ach, wer braucht schon Informationen?“, fragte Naruto rhetorisch und grinste siegessicher. „Vielleicht haben wir Glück und die überstehen die nächste Runde nicht!“

„Deinen Optimismus hätte ich gerne“, meinte Sakura und wandte ihren Blick zu dem unsympathischen Prüfer, der sich vor das Podest gestellt hatte.

„Es sind nun noch drei Teams im Rennen. Ihr wisst alle, was bei der zweiten Runde auf euch zukommt?“ Eindeutiges Nicken ging durch die Reihe der übrigen Kandidaten. „Auf dieser Tafel werden nun die Namen zweier Jo-Nin erscheinen. Sie werden die Gegner für Team 1, das Team aus Konoha, sein.“ Die Tafel leuchtete kurz auf und zeigte dann so schnell hintereinander Namen, dass sie niemand lesen konnte. Sie stoppte und zwei der Namen leuchteten in der Mitte in Gelb auf.
 

Yuuhi Kurenai mit Kuroki Souta

vs.

Team 1
 

Sakura wusste nicht, ob sie jubeln oder heulen sollte. Kurenai war nicht wirklich stark, aber dafür umso gefährlicher. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um eine Strategie zu entwickeln. Die Jo-Nin hatte relativ wenig Kraft, dafür aber konnte sie verdammt reale Illusionen hervorrufen und genau das machte sie gefährlich. Solange man sich nicht in einer ihrer Gen-Jutsus befand war man sicher und man konnte sie mit ein wenig Glück schnell ausschalten, aber wenn erst einmal einer der Gruppe darin gefangen war, dann konnte man nur mehr auf Glück oder Unachtsamkeit hoffen, und letzteres war bei einer Elite Kunoichi wohl nicht zu erwarten.

„Psst! Sasuke, Naruto!“, zischte sie den beiden zu, als sie auf die Kampffläche gingen. „Bei Kurenai müssen wir schnell handeln, sonst sind wir dran. Nicht trödeln, überlegt im Teamwork!“ Sie hoffte, dass diese paar Stichwörter ihnen genug Informationen geliefert hatten und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Jetzt zählte jede Bewegung. Ein weiteres Problem stellte der unbekannte Jo-Nin dar, der laut seines Stirnbands aus Kiri-Gakure kam. War er stark? Was konnte er? Wie gut konnte er es? Auf was war er spezialisiert? Fragen über Fragen tummelten sich in Sakuras Kopf, doch sie konnte noch nicht darauf antworten. Er sah normal aus, nicht stark, nicht schwach, aber wem war die Stärke schon anzusehen? Sie selbst wusste das genau. Rosa Haare, wie oft hatte man sie deswegen unterschätzt? Zu oft! Und genau das war ein Vorteil. Sie wusste, dass er ohne Können niemals Jo-Nin geworden wäre. Zu unterschätzen war dieser Souta sicherlich nicht.

Sasuke ging vor, dahinter Naruto und wenige Sekunden später setzte sich auch Sakura in Bewegung. Die beiden Jungs waren siegessicher und gespannt auf den Kampf. Ihnen war es egal. Sasuke wollte lediglich bei Tsunade punkten, damit sie ihn endlich trainieren würde, selbst wenn er dieses bescheuerte Rätsel noch immer nicht gelöst hatte und Naruto verspürte schon lange den Drang gegen die Besten der Besten anzutreten, um stärker zu werden. Außerdem wollte auch er bei Tsunade Bonuspunkte sammeln, denn Hokage zu werden war immer noch sein Traum, Ziel und Vorhaben. Sakura hingegen hatte vor als Jo-Nin hinauszugehen, doch sie zweifelte. Und das war auch gleich ihr erstes Problem. Zweifel hatten in einem Kampf nichts zu suchen. Außerdem kämpfte sie zwar gut, aber nicht gerne. Bei jeder ihr zugeteilten Mission versuchte sie so zu planen und zu agieren, dass sie jedem Kampf ausweichen konnten. Ansonsten musste sie eben kämpfen, das machte ihr auch nichts aus. Was ihr aber sehr wohl zusetzte waren diese geplanten, unumgänglichen Kämpfe bei Prüfungen und Überprüfungen.

Sakura schüttelte den Kopf und wurde von Naruto fragend angesehen. „Ist dir nicht gut, Sakura?“, fragte er besorgt.

„Nein, es geht mir gut!“, flötete sie übertrieben fröhlich und bestätigte damit nur Narutos Sorge. In den letzten Monaten hatte der sonst so begriffsstutzige Ninja viel Erfahrung mit Gefühlen gesammelt, denn Hinata war ein Ass auf diesem Gebiet. Sie brauchte jemanden nur anzusehen und schon sah sie hinter die dicksten Fassaden. Die Hyuga hatte ihm einiges erklärt, vor allem über Sakura, denn nicht selten war seine Unwissenheit, man wollte ja nicht sagen Ignoranz ihrer Gefühle, der Grund wieso sie so oft austickte. Vielleicht sollte Naruto ein Treffen zwischen Sasuke und Hinata engagieren, das würde ihm sicherlich helfen die Rosahaarige nicht so oft auf die Palme zu bringen.

Alle drei schüttelten synchron den Kopf und sahen entschlossen zu den beiden Jo-Nin, die sich ihnen gegenüber aufgestellt hatten. Es ging hier um alles.

Um den Einzug in die dritte Runde, um die Chance Jo-Nin zu werden und um die Ehre und das Ansehen. Sakura schluckte, Sasuke grinste und Naruto lächelte sogar vorfreudig. Jetzt hing alles von diesem einen Kampf ab.
 

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So, jetzt war es mal wieder ein Kapitel, was nur im Genre Epik anzusiedeln ist, aber naja, ich habe euch vorgewarnt: es wird eben episch. Ich habe jetzt aber eine konkrete Zahl im Kopf, in der es wirklich romantisch wird. Kapitel 18.

Aber nur mal was zu den vorigen Kaps: Oft wird Sasuke als weich und besorgt um Sakura dargestellt, zumindest in SasuSaku FFs. Das wollte ich vermeiden. Er ist zwar nicht ganz so kalt wie normal, aber er zeigt kein Interesse. Seine Gedanken um Sakura sollen auch nicht darauf anspielen, dass er Sakura doch mag, es aber nicht zugibt. Das nehmt ihr bitte so wie es da steht. Sie spukt ihm im Kopf herum, eben nicht weil er sie mag. Nun, wenn es Fragen dazu gibt immer her damit, ich erörtere das gerne ausführlicher, wenn es jemand nicht verstanden hat oder genauer wissen möchte.
 

LG Nicki

Die Entscheidung

Von diesem Kampf würde alles abhängen, zumindest alles was mit dem Jo-Nin Examen zu tun hatte und die drei Chu-Nin waren nicht gewillt hier aufzuhören.

„Beginnt!“

Sie hatten erwartet, dass einer der Jo-Nin, Kurenai oder dieser Souta, den ersten Zug machen würden, doch sie standen nur da und warteten auf einen Angriff. „Eine Falle?“, zischte Sasuke zu Sakura, doch sie zuckte kurz mit den Schultern, ohne den entschlossenen Blick von den Gegnern abzuwenden. Naruto nickte seinen beiden Teamkameraden zu und ging in Kampfposition. Dann würden sie eben anfangen, das war bei Kurenai nur ein Vorteil. Zeit zum Zögern blieb sowieso nicht, denn in diesem Moment sammelte sie wahrscheinlich Chakra und der andere Jo-Nin brütete sicherlich auch etwas aus.

Naruto rannte nach vorne. Er war schnell, Sasuke hatte sogar mit seinen Sharingan Mühe ihm zu folgen, Sakura konnte ihn gar nicht mehr sehen. Kurenai und Souta sahen sich um. Auch sie konnten ihn nicht mehr sehen, aber das bereitete den beiden keine großen Sorgen. Ein lauter Kampfschrei war zu hören, dann ein Schlag. Der Chaosninja hatte die Jo-Nin getroffen. Sie fiel dumpf zu Boden und verpuffte wenige Sekunden später. Sakura hatte das befürchtet. Sie waren bereits mitten in ihrem Gen-Jutsu.

„Naruto!“, schrie sie und lief nun nach vorne. Sie würde ebenfalls einen Angriff starten, zusammen mit Sasuke, der knapp vor ihr lief. Die Aufmerksamkeit des Blonden wurde auf sie gelenkt und er verstand sofort. Im Team waren sie stark und das war der Vorteil. Sie waren zu dritt, hatten also zahlentechnisch einen großen Vorteil. Außerdem hatten sie ein Sharingan, einen Kyubi und eine Hand, die Felsen mit Links zertrümmerte. Naruto drehte sich auf dem Absatz um und rannte weg von Souta und der gerade verpufften Kurenai auf seine Kollegen zu. Als er bei ihnen war wandte er seinen Körper blitzschnell und wechselte damit auch seine Laufrichtung. Der Jo-Nin aus Kusa-Gakure stand da als wäre nichts passiert. Womöglich war er doch nicht so stark. Oder das genaue Gegenteil. Doch Überlegen nützte nun nichts mehr. Sie mussten handeln und das schnell.

Inzwischen hatten sie Souta umzingelt und jeweils einen Kunai gezückt. Der eigentliche Kampf konnte beginnen – Kurenais Verschwinden hin oder her. Sie würde schon noch auftauchen, wenn es nötig war. Sakuras gesamte Strategie war sowieso schon auf den Kopf gestellt worden. Sasuke begann mit einer Kombination aus Tai-Jutsu und Waffenangriffen, gleich danach folgte Naruto mit fünf Kage Bunshins, die er schnell mal eben herbeigezaubert hatte. Sakura wartete. Sie war nicht sonderlich schnell, was das Problem war, aber wenn der Gegner erst einmal müde war konnte sie ihn ausknocken. Sie startete ein paar vorsichtige Versuche, stellte aber schnell fest, dass Souta nicht so leicht zu erschöpfen war. Er wich immer nur aus, konterte nicht einmal und griff auch nicht an. Kurenai war immer noch nicht aufgetaucht. Was Sakura aber sehr wohl sah, war seine Deckung, die er an einem bestimmten Punkt immer vernachlässigte. Und zwar genau die Sekunde in der er sich unter einem Schlag hinwegduckte und hinter dem jeweiligen Angreifer, sprich Sasuke oder Naruto, wieder hochging. Sie grinste angesichts ihrer Erkenntnis und setzte alles auf eine Karte.

Naruto war schon genervt. Kämpfe machten ihm zwar Spaß, aber doch nicht so! Dieser Kerl griff nicht an, was ihn zur Weißglut trieb. Es war wie gegen einen Geist zu kämpfen: Man schlug hin, traf aber nicht und das war es, was er so hasste.

Sasuke hingegen war eher gelangweilt. Er fand das ganze lächerlich. Drei Chu-Nin gegen zwei Jo-Nin, das war ungerecht. Eliteninjas gehörten nicht ohne Grund zur Elite. Kein Chu-Nin der Welt, egal wie talentiert, könnten einen Oberninja jemals besiegen. Sie hatten mehr Erfahrung und mehr Praxis, das war der große Unterschied. Dieser Shinobi kämpfte absichtlich nicht, denn er würde sie alle mit einem Schlag wegpusten, dessen war sich der Uchiha sicher. Chu-Nin werden konnte jeder Trottel, aber Jo-Nin war ein anderes Kaliber. Über diese Überlegung hinweg beobachtete er Sakura mit Argusaugen. Sie brütete etwas aus, das konnte er an ihrer Körperspannung und ihrem wechselnden Blick erkennen. Aber was es genau war, das sie überlegte, wusste er nicht, aber er sollte es bereits in der nächsten Sekunde erfahren.

Die Rosahaarige wartete den richtigen Moment ab, bevor sie, so schnell es ihr Körper erlaubte, die Seite wechselte und sich hinter Naruto stellte. Er tat das was sie vermutet hatte, ein Faustschlag in die Kopfgegend des Jo-Nin. Ebenfalls wie erwartet duckte sich dieser unter Naruto hinweg um hinter ihm wieder in die Höhe zu schießen, doch er hatte die Rechnung ohne Sakura gemacht. Sie holte aus und schlug in dem Moment zu, als er seinen Kopf nach oben richtete. Durch die Wuchte des Schlages sank er zusammen und blieb regungslos am Boden liegen. Seine Augen waren geschlossen, aber die drei wussten, dass er nicht bewusstlos war. Er spielte nur. Ob es ein Trick war oder einfach weil er nun aufgegeben hatte wussten sie zwar nicht, aber das war nun eigentlich ihr geringstes Problem. Sie sahen sich um, auf der Suche nach Kurenai. Aus den Augenwinkeln beobachtete Naruto wie Souta aufstand und auf die Tribüne ging, wo er mit Tsunade und dem Prüfer sprach. Also war es doch nur ein Test und kein echter Kampf gewesen. Irgendwie deprimierend, aber Naruto dachte nicht weiter darüber nach. Das war jetzt egal.

Sakura erblickte Kurenai in einer Ecke kontinuierlich ein Fingerzeichen haltend. „Das ist sicherlich ein Gen-Jutsu, was sie da gerade macht“, flüsterte sie Sasuke zu.

„Wahrscheinlich. Aber sie ist unachtsam, wir sollten es versuchten und sie angreifen. Dobe, komm her!“, zischte er und winkte Naruto unauffällig zu sich. Er war zwar nur einen Meter weit weg, aber flüstern konnte man auf die Entfernung nicht leise genug. „Wir greifen an. Sakura, du machst den Anfang, Naruto-“

„Moment mal, Sasuke!“, warf Sakura leise ein. „Wer hat dich zum Gruppenführer erklärt? Ich bin hier das strategische Hirn, klar?“

„Dann bitte, mach. Ich habe keine Lust auf Streit in dieser Situation. Außerdem könnte sie jederzeit angreifen. Wir sollten hier gar keine Strategie besprechen.“

„Klappe! Also, ich gehe vor und lenke sie ab. Naruto und du kommt nach und versucht so unauffällig wie möglich von hinten anzugreifen. Dann mach ich den Rest und hau sie nieder. Okay?“

Sie bekamen nicht mit wie der Prüfer auf die Kampffläche gegangen war und die Hand gehoben hatte. Erst als er laut etwas verkündete schenkten sie ihm ihre Aufmerksamkeit. „Das Team aus Konoha ist eine Runde weiter!“

Sie sahen sich verwirrt an. „Was sollte das denn?“, rief Naruto und versuchte sich einen Reim auf das zu machen.

„Ich erkläre es euch später. Geht nun bitte auf die Teilnehmertribüne und macht die Arena für den nächsten Kampf frei.“

Bahnhof war alles was die drei verstanden, aber Sasuke hatte da eine leise Ahnung, die er allerdings für sich behalten wollte.

Der zweite Kampf wurde angekündigt. Es war Kirins Team, das die Arena betrat und gespannt auf die Tafel sah.
 

Hatake Kakashi mit Maito Gai

vs.

Team 3
 

„Sakura, was denkst du, wieso die plötzlich den Kampf einfach so beendet haben?“, fragte Naruto, doch sie gab ihm keine Antwort. „Sakura? Hey, hörst du mir überhaupt zu?“

„Sei ruhig, Naruto! Ich will das sehen.“ Auf Sakuras Stirn standen ein paar winzige Schweißtropfen, ihre Augen waren gespannt auf das blonde Mädchen gerichtet und ihre Mundwinkel zogen sich angestrengt ein wenig nach unten.

„Dobe, halt die Klappe! Du weißt ja, Sakura will unbedingt sehen wie diese Kirin gewinnt um sich danach zu fragen wieso sie so stark ist und in Panik auszubrechen, wenn sie dann gegeneinander kämpfen müssen.“

„Sasuke!“, kam es von beiden Seiten zurück. Naruto führte seinen Satz weiter: „Wieso nennst du mich auf einmal wieder so? Teme?“

„Ruhe! Alle beide!“, herrschte die Rosahaarige ohne den Blick abzuwenden. Das würde interessant werden, dessen war sie sich sicher. Dieser Kampf war wichtig. Womöglich konnte sie endlich Kirins Schwachstelle finden.
 

Kirin Amori stand gelangweilt am Kampffeld. Ihr ganzes Erscheinen wirkte zwar nicht so, aber tief in ihrem Inneren gähnte sie gerade. Ihre Arme waren verschränkt, ihre Beine eng beieinander und sie stand schief, den Kopf aber zu Kakashi und Gai gedreht. Alles in Allem sah sie elegant aus, ganz und gar nicht wie eine harte Kunoichi, die mächtig was drauf hatte. Eher wie ein arrogantes Gör, aber dass Äußerlichkeiten trügen konnten wussten hier die meisten nur zu gut. Kirin hatte sich sowieso gesträubt hier mitzumachen. Sie hatte keine Lust mit irgendwelchen minderbemittelten Chu-Nin in ein Team gesteckt zu werden, dennoch hatte sie ihr Meister mit schlagfertigen Argumenten überzeugen können. Mehr oder weniger.

„Beginnt!“

Der Kampf unterschied sich wesentlich von dem vorigen, den Sakura bestritten hatte, das erkannte die Blondine sofort. Kakashi hatte einen aggressiven Kampfstil, ebenso wie Gai. Ihre beiden Teamkameraden waren den beiden sehr ähnlich, Sachiko berief sich meist auf ihre Nin-Jutsus und Masaru hatte ein mäßiges Talent für Tai-Jutsus. Trotzdem würden sie hier verlieren, dessen war sich Kirin sicher. Sie würden verlieren, wenn sie nicht wäre. Es klang eingebildet – ein wenig war es das auch – aber im Grunde hatte sie Recht. Sachiko und Masaru stürmten nach vorne, Kirin schüttelte mitleidig den Kopf. Amateure, mehr waren sie nicht. Sie selbst blieb im Hintergrund stehen, früher oder später würde sie ihren Kampf schon bekommen.

Kakashis Blick ruhte auf Sachiko. Er hatte gleich gewusst, dass sie Nin-Jutsus benutzen würde, also war er vorgewarnt. Wenn Kirin nicht in diesem Team gewesen wäre, dann hätten er und Gai schon lange gewonnen, aber sie hielten sich zurück. Dieses Mädchen war die einzige aus diesem Team, das es wert war in die letzte Runde zu kommen, aber dazu musste das Talent der anderen beiden auch noch reichen. Es würde ihnen Leid tun, wenn eine so talentierte Kunoichi nicht die Chance hätte Jo-Nin zu werden.

Kakashi hatte aus Protest sein Icha Icha Paradise gezückt. Er würde hier nicht ernsthaft kämpfen, zumindest nicht gegen Sachiko und Masaru. Und auch Kirin war ihm nicht gewachsen, noch lange nicht, aber womöglich bald. Er verlief sich in seinen Gedanken und fand sich in einem Kampf wieder, der mehr als fad war. Gai hatte Masaru zu Boden geworfen und saß nun auf seinem Rücken, sodass er sich nicht bewegen konnte und lächelte triumphierend. Der Kopierninja machte nun ebenfalls kurzen Prozess mit seiner Gegnerin. Er achtete auf empfindliche Punkte, sodass er sie nicht verletzen werden würde und hatte sie nach wenigen Handgriffen und Angriffen mit zwei Kunais an die Wand genagelt. Es war zwar eine Steinwand, aber niemand hatte je behauptet, dass das ein Hindernis für Jo-Nins darstellte.

„Hey, Kirin!“, rief er über das Feld und klappte sein Buch zu. „Willst du nicht auch einfach einmal kämpfen und nicht die anderen die Drecksarbeit machen lassen?“

Sie grinste und tauchte hinter Kakashi auf. Natürlich sah er es, er war ja kein Anfänger, also drehte er sich provokativ um und winkte ihr zu. Man sah ihre Schläfenader pulsieren. Wut war ein falsches Wort für ihr Gefühl, eher Entrüstung über diese kindische Art. Er unterschätze sie, und zwar gewaltig. Das sollte ein Fehler sein, das schwor sie sich in Gedanken. Kakashi wartete ab was passieren würde und fing ohne großen Aufwand einen kräftigen Schlag ab. Gai war inzwischen in ein Gespräch mit Masaru vertief und beachtete den Kampf nicht, Sachiko pinnte immer noch an der Wand und versuchte sich fluchend loszumachen.

Kirin war in eine Folge von Schlägen gefallen, die der grauhaarige Jo-Nin aber immer parierte. Gleichzeitig merkte er die immer größer werdende Wucht, die mit jedem weiteren Angriff kam. Diese Strategie verfolgte sie also. Erst die schwachen, dann den starken Abschlussschlag, mit dem niemand gerechnet hatte, aber nicht mit ihm. Seine Überlegung bestätigte sich, doch der erwartete Schlag war stärker als er vermutet hatte und warf ihn einige Meter zurück, wo er leichtfüßig landete. Kirin formte zwei Fingerzeichen und drückte dann ihre Handflächen auf den kalten Steinboden, wo sie kurz verweilte.

„Was soll denn das werden?“, wollte Kakashi wissen, doch seine Frage wurde wenig später von selbst beantwortet. Um sie herum bildete sich eine unsichtbare Aura, die ihre Haare ein wenig hoch wehte. Die Aura, die der Jo-Nin nur mit seinem Sharingan als Chakra benennen konnte, färbte sich gräulich und konnte nun auch von seinem normalen Auge erkannt werden. „Es materialisiert sich“, sagte er wenig beeindruckt, wartete aber ab. „Was auch sonst. Die Amoris sind bekannt für Nin-Jutsus, die sich auf Luft beziehen.“ Sie überhörte es und blickte auf. Der Prüfer hatte das Feld betreten und seine Hand gehoben.

„Das Team aus Kusa-Gakure ist eine Runde weiter!“ Gai ließ Masaru los, Kakashi löste Sachiko von der Wand und Kirin stoppte ihre Wind Jutsu.
 

„Sagt mal, habt ihr eine Ahnung, wann ein Team gewonnen hat und wann nicht?“, fragte Sakura verwirrt und strich sämtliche Theorien darüber aus ihrem Kopf, da Kirins Kampf die gerade alle über Bord geworfen hatte.

Sasuke schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Ich vermute, es hat etwas mit Teamwork zu tun.“

„Aber es war kein Teamwork da bei dem Kusa Team! Kirin hat alleine gekämpft“, meinte Sakura und legte den Kopf schief, ehe sie sich zu Tsunade drehte, die sich mit einigen Jo-Nins unterhielt und sie deswegen nicht beachtete. „Wir werden es ja nach diesem Kampf erfahren.“

Der Chaosninja zu ihrer Rechten hatte ebenfalls keine Ahnung, was auch nicht verwunderlich war, also wechselte er das Thema: „Der nächste Kampf wird sicherlich langweilig. Das spüre ich.“

„Natürlich, Mister Übernatürlich“, spottete Sakura und wandte sich dem Kampf zu, der gerade begonnen hatte. Auf der Tafel standen noch immer die beiden Namen der Jo-Nins, die gegen das Team aus Kumo antreten durften, mussten, sollten.
 

Araki Hiroshi mit Murakami Tamiko

Vs.

Team 5
 

Der Kampf dauerte nicht lange, denn die beiden Jo-Nins waren nicht wirklich gnädig. Der Mann, der anscheinend Hiroshi hieß, machte kurzen Prozess mit Akira und Yuuto, die beiden männlichen Mitglieder des Teams. Erst pinnte er, wie auch schon Kakashi vor ihm, Yuuto an die Steinwand und gab ihm einen so festen Ellenbogenschlag in die Bauchgegend, dass er halb ohnmächtig wurde. Dann lieferte er sich ein kurzes Katz- und Mausspiel mit Akira, doch auch dieser war schnell zu Boden geworfen und aus der Arena geschleudert, was als kampfunfähig galt.

Seine Kampfpartnerin hatte derweil die Kunoichi aus dem Team in die Mangel genommen und trug sie aus der Arena zu Akira. Innerhalb einer Minute war der Kampf beendet.
 

„Sind die wirklich so stark, oder waren wir so stark oder waren die so schwach?“, fragte Naruto und sah zu Sakura, die seine Frage nicht ganz verstand.

„Ähm…ich habe keine Ahnung. Und das System verstehe ich immer noch nicht…“, murmelte sie. „Es ergibt alles keinen Sinn!“

„Du hast vollkommen Recht, Sakura“, meinte Sasuke überlegt und griff sich mit einer Hand ans Kinn. „Unsere Gegner haben nicht mit voller Kraft gekämpft und der Prüfer hat uns zu den Siegern erklärt obwohl Kurenai noch kampffähig war. Beim zweiten Kampf waren zwei von drei Teammitgliedern kampfunfähig und trotzdem hat er sie zu den Siegern erklärt. Und jetzt beim letzen Team haben die Jo-Nins mit voller Kraft gekämpft und kurzen Prozess gemacht.“

„Wir werden den Grund gleich erfahren, vermute ich.“ Sie deutete nach vorne in die Mitte der Arena, wo der Prüfer nun stand und alle Finalisten zu sich winkte. Die drei standen auf und gingen mit Kirin und ihren beiden Kameraden nach vorne.

„Ihr werdet euch wahrscheinlich Gedanken über das System der Entscheidung über Sieg und Niederlage gemacht haben, aber es ist unmöglich es zu erkennen. Eigentlich gibt es kein System, zumindest kein fixes. In dieser Runde, die ihr sechs nun erfolgreich bestanden habt, einige mehr und andere weniger, geht es um zwei Dinge. Teamwork und Talent. Es ist unserer Meinung nach ungerecht ein ganzes Team rausfliegen zu lassen, wenn auch nur eine einzige Person darin das Zeug zum Jo-Nin hat. In die letzte Runde zu kommen bedeutet ja auch nicht, dass auch alle Jo-Nin werden. Im Grunde haben die Jo-Nin, gegen die ihr angetreten seid, über den Ausgang des Kampfes bestimmt. Ich werde das an jedem Team einzeln erklären, damit ihr es besser versteht. Zuerst das Team aus Konoha. Eure Gegner haben sich erst zurückgehalten um eure Stärke zu prüfen, dann um auf euer Teamwork zu achten. Als Jo-Nin muss man unbedingt im Team arbeiten können. Natürlich ist Stärke genauso wichtig, aber am Anfang kann kein noch so guter Chu-Nin gegen einen erfahrenen Jo-Nin ankommen. Es wäre also unfair, wenn man sie wirklich besiegen müsste, um weiter zu kommen. Erfahrung und Praxis sind das A und O, und die sammelt man im Laufe der Zeit. Nichts desto weniger seid ihr talentiert, wenn auch noch unerfahren. Das ist der Grund, wieso ihr weiter gekommen seid. Das Team aus Kusa hingegen wurde rein wegen dem Talent einer einzigen Kunoichi zum Sieger erklärt. Auch wenn das Teamwork nicht vorhanden war, hat uns deine Stärke beeindruckt, Amori Kirin. Wir fanden es ungerecht, dir den Zugang zur finalen Runde zu verwehren, nur weil deine Teamkameraden deinem außerordentlichen Talent ein wenig nachstehen, was nicht bedeutet, dass sie schwach sind. Gibt es noch Fragen?“ Er sah in die Runde, als sich niemand meldete fuhr er fort. „Damit erkläre ich die dritte und letzte Runde für eröffnet. Es werden Einzelkämpfe sein, die zufällig ausgelost werden. Es wird aber keine Teaminternen Kämpfe geben. Die Auswahl ist somit auf jeweils drei mögliche Gegner beschränkt.“

Sakura betete. Was genau, das wusste sie selbst nicht, denn sie wusste ja nicht einmal ob sie gegen Kirin antreten wollte oder nicht. Gespannt blickte sie mit den fünf anderen Finalisten auf die Tafel, die aufleuchtete und alle Namen abspulte.
 

Uchiha Sasuke

vs.

Fukuzawa Sachiko
 

Sasuke lächelte. Er würde mit diesem Mädchen keine Schwierigkeiten haben. Sie würde nicht einmal dazu kommen eine ihrer Nin-Jutsus zu machen, denn davor hätte er sie schon fertig gemacht. Gegen Kakashi hatte er damals gut durchgehalten, also würde sie leicht zu schlagen werden. Die beiden stellten sich gegenüber auf, sie kannten das alles ja zu gut von der Chu-Nin Prüfung, die bei Sasuke ja noch gar nicht so lange her war.

„Beginnt!“

Sasuke hatte eilig beschlossen einfach anzugreifen und sie bewusstlos zu schlagen solange sie noch keine Ahnung von dem hatte was hier vorging. Genau das tat er auch und es war fast schon zu einfach. Sie formte gerade das Fingerzeichen der Schlange, als Sasuke verschwand und hinter ihr auftauchte. Er wollte sie gerade außer Gefecht setzten, als er in seiner Bewegung erstarrte und schreiend auf die Knie ging.
 

„Was hat sie gemacht, Sakura?“, fragte Naruto neugierig und versuchte, die Situation zu erkennen.

„Ich weiß es nicht, aber ich denke nicht, dass sie etwas damit zu tun hat. Schau doch!“ forderte sie ihn auf und zeigte auf Sasuke. Der Chaosninja wusste sofort, was sie meinte. Sasuke Uchiha kniete schreiend auf dem Arenaboden und presste seine rechte Hand gegen seinen Nacken. „Der Fluch.“
 

Kakashi wollte auf die Kampffläche rennen, doch der verschwitzte Sasuke hatte sich bereits wieder aufgerichtet. „Halt! Ich bin okay, brechen Sie den Kampf nicht ab!“ Er sah etwas blass um die Nase aus, ansonsten aber wieder fit. Sachiko stand noch immer starr da und fragte sich, was hier los war. War das etwa eine Taktik ihres Gegners, um sie zu verwirren? Noch innerhalb ihres Gedankenganges musste sie erkennen, dass Sasuke hinter ihr stand und sie keine Möglichkeit mehr hatte, auszuweichen. Er schlug so fest mit der Handkante auf ihren Nacken, dass sie nach vorne kippte und regungslos am Boden liegen blieb.

„War das gerade ein Scherz?“, fragte er halblaut und konnte irgendwie nicht fassen, dass dieses Mädchen wirklich Chu-Nin war. Die Ge-Nin Sakura war ja im Vergleich dazu Goliath. Als er sich umsah, auf der Suche nach einer versteckten Kamera oder einem Anhaltspunkt für eine Gen-Jutsu, sah er den Prüfer, der seinen Sieg verkündete. Der Uchiha ging zu seinen beiden Teamkollegen, die inzwischen mit Masaru und Kirin auf die Zuschauertribüne gegangen waren. „Bin ich so gut oder war die so schwach?“

„Wenn du erwartest, dass ich sage, dass du so stark bist, dann hast du dich geschnitten!“, meinte Sakura hochnäsig und drehte sich demonstrativ weg.

„Genau, Teme!“, gab Naruto bei und drehte sich ebenfalls weg. Sakura drehte sich jedoch wieder um und sah Sasuke durchdringend an. Er wusste sofort, dass sie wissen wollte, was auf dem Feld passiert war, aber er hatte ja selbst keine Ahnung.

„Lass es mich bitte ansehen, ja?“, bat sie um Erlaubnis und bekam sie schnaubend.

„Hat sich etwas verändert?“, wollte Sasuke wissen. Er war selbst gespannt.

„Hm…“, machte Sakura und begutachtete das Siegel ein paar Sekunden. „Es sieht blasser aus und…bilde ich mir das ein, oder hatten die drei Punkte nicht immer einen Schweif?“

„Ja, wieso?“

„Nun, weil da jetzt plötzlich kein einziger mehr ist. Es sind nur mehr normale schwarze Punkte.“

„Das ist unmöglich…was hat das zu bedeuten?“

Das nächste Paar wurde angezeigt und Naruto, der diese Unterhaltung nicht ganz mitverfolgt hatte, jubelte freudig. Man konnte es ihm ja nicht antun als Letzter zu kämpfen. Bevor der Prüfer aber ihren Kampf eröffnete, komplimentierte er Sasuke auf die Bühne, wo Tsunade und die anderen Jo-Nin saßen.
 

Uzumaki Naruto

vs.

Hara Masaru
 

„Viel Glück, aber das brauchst du ja nicht“, wünschte ihm Sakura und lächelte schief. Das hieß wohl oder übel, dass sie gegen Kirin antreten durfte. „Na bravo…“, murmelte sie leise und heulte in Gedanken. Dann schwang sie um. „Ich werde sie fertig machen, ja genau!“

„Was hast du gesagt, Sakura?“, fragte Kirin. Sie war zu der Haruno gegangen, ohne dass diese es gemerkt hatte.

Diese erschrak fürchterlich, fing sich aber schnell wieder. „Ah! Red mich doch nicht so von der Seite an, verdammt! Und wenn du glaubst, dass ich es dir einfach machen werden, nur weil du mich vor diesem Attentat gewarnt hast, dann hast du dich geschnitten!“

„Hey, bleib ruhig! Ich erwarte gar nichts von dir. Ich werde dich auch so schlagen, du wirst schon sehen.“

Sie hörte sich gerade genau so an wie Ino und das mochte Sakura nicht. Sie grummelte leise und ballte eine Hand zur Faust, ehe sie sich beruhigen konnte. „Vergiss es. Diesmal gewinne ich! Sieh lieber dem Kampf zu und unterstütze deinen Freund.“

„Er ist nicht mein Freund“, gab Kirin neutral zurück. Sie klang wieder einigermaßen normal, wenn man das Wort definieren konnte. „Wir wurden in ein Team gesteckt, weil ihnen ein Mitglied fehlte und ich überhaupt die Einzige aus unserer Altersstufe war, die Chu-Nin geworden ist.“

„Tragisch“, meinte Sakura nun ebenso neutral. „Hat Kusa denn nicht mehr zu bieten?“

„Das hat nichts damit zu tun. Kusa-Gakure ist viel kleiner als Konoha, da ist es ganz klar, dass bei euch mehr talentierte Shinobi sind. Außerdem sind in dieser Altersstufe auch nur drei Leute Chu-Nin geworden.“

Sakura hatte Naruto fixiert und stand mit verschränkten Armen da. Sie beobachtete den Kampf mehr schlecht als recht, denn er war langweilig. Masaru war verdammt schnell, weswegen Naruto wohl entschlossen hatte ein wenig mit ihm zu spielen. Er jagte seinen Gegner durch die ganze Arena. „Das sind immerhin dreimal so viele wie in Kusa.“

Die Blondine schnaubte leise. „Wenn man aber bedenkt, dass Konoha achtmal so viele Einwohner hat seid ihr in Relation schwächer.“

„So kann man das ja nicht rechnen.“

„Siehst du?“ Kirin lächelte schwach. „Ich wünsche dir viel Glück für unseren Kampf. Ich will einen fairen und harten Kampf. Okay?“

„Abgemacht.“ Die beiden gaben sich die Hände und drückten so fest sie konnten zu. „Kirin“, sagte Sakura leise. Es war sicherlich nicht der richtige Zeitpunkt dafür, aber sie musste das fragen. „Wieso hast du das mit Neji gemacht? Du hast gesagt, dass du ein normales Mädchen bist und keine verrückte Stalkerin.“

Die Blondine sah weg und nuschelte. „Es war ein Auftrag, den mein Vater mir offiziell gegeben hat. Ich wollte das nicht, aber es war ein Auftrag. Tut mir leid.“

„Das nützt ihm jetzt auch nichts mehr.“

„Ich weiß.“

Als sie sich ansahen verpassten sie Narutos finalen Schlag, der Masaru genau in den Magen traf und zu Boden warf. Er wurde zum Sieger erklärt und ging zu Sasuke. Über seine Schulter rief er Sakura zu: „Bereite uns keine Schande! Nicht schon wieder!“

„Klappe!“, keifte sie ebenfalls über ihre Schulter und sah so nicht, dass der Chaosninja zusammenzuckte und entschuldigend lächelte. Er konnte gut auf eine Ohrfeige von seiner besten Freundin verzichten.

Kirin und Sakura gingen einfach so in die Arena und stellten sich auf. Die Tafel zeigte zwar ihren Namen an, aber es war ja klar, dass die beiden den Kampf bestreiten würden.
 

Haruno Sakura

vs.

Amori Kirin
 

„Beginnt!“

Das ließen sich die beiden Mädchen nicht zweimal sagen. Ein jeder Außenstehender hätte bei diesem Anblick gelacht. Ein Mädchen mit rosa Haaren und einem roten Kleidoberteil, das aussah wie eine Puppe und ein anderes Mädchen mit blonden Haaren und lila Kleidung, das aussah wie Barbie höchstpersönlich, standen sich gegenüber und würden im Finale des Jo-Nin Examens den finalen Kampf bestreiten. Lächerlich, für jeden, der nach Äußerlichkeiten ging. Aber womöglich war es ja eine Art Krankheit, dass alle Kunoichis stark waren, die aussahen wie Tussis, Zicken oder Porzellanpüppchen. Eigentlich hatte Sakura noch nie eine Kunoichi getroffen, die stark aussah und es dann auch wirklich war.

Kirins erster Angriff holte sie aus ihrer Gedankenwelt. Es war kein Eröffnungsschlag, eher eine Warnung, dass sie auch wirklich mit voller Kraft kämpfen würde. Die Rosahaarige grinste herausfordernd, parierte dabei den Angriff mit Leichtigkeit und sprang ein paar Meter zurück. Im Sprung warf sie einen Kunai auf die Blondine. Kirin wich mit einem Seitenschritt aus und konterte mit einem Wurfstern, der aber abgewehrt wurden. Waffenkampf war langweilig, im Tai-Jutsu würde es erst interessant werden, denn das war das Spezialgebiet der beiden.
 

Naruto maulte. „Wieso kriegt sie die starken Gegner und wir immer nur diese Flaschen?“

Sasuke stimmte mit ein: „Warum darf sie immer ernsthaft kämpfen während wir nur spielen dürfen? – Moment mal! Wieso beschwere ich mich auf diese kindische Art?“

„Weil es ja so ist! Wir konnten gar nicht zeigen was wir drauf haben. Das ist unfair! Aber möglicherweise sind wir einfach nur so gut?“

„Ja, vielleicht.“
 

Sakura und Kirin rannten aufeinander zu. Würden es nicht alle besser wissen, dann würden sie denken, dass sie ineinander rennen würden. Bevor das aber geschah stoppte Sakura und schlug so stark in den Boden, dass ein Krater entstand. Kirin verlor das Gleichgewicht und torkelte ein wenig nach hinten. Steine in allen Größen flogen auf Kirin zu.

„Eindrucksvoll, aber du bist nicht die einzige, die das drauf hat!“ Die Blondine formte das Fingerzeichen der Schlange und streckte die Arme den auf sie zufliegenden Steinen entgegen. Sie wurden wie durch Zauberhand in einer Linie aufgehalten und flogen wenig später senkrecht nach unten.

Die Haruno war beeindruckt, was sie natürlich nie im Leben zugegeben hätte. Kakashi hatte einmal erwähnt, dass die Amoris sich auf das Element Luft spezialisiert hatten, wahrscheinlich war es ein Luftschutzwall oder Ähnliches. Oder sie hatte einfach ihr Chakra materialisiert, was Sakura natürlich auch konnte. Ein wenig. Neben ihr puffte es drei Mal und sie jubelte innerlich, dass sie drei perfekte Kage Bunshins geschaffen hatte. Mit ihren Schattendoppelgängerinnen rannte sie über das leicht zerstörte Kampffeld, übersprang den kleinen Krater und landete genau vor Kirin. Keine der beiden zögerte lange, denn es begann sofort ein Schlagabtausch. Die Blondine wich gekonnt den ersten beiden Schlägen aus, landete danach einen Treffer, der direkt in Sakuras Gesicht landete. Die Rosahaarige wurde von der Wucht des Schlages zu Boden gerissen. Die Kage Bunshins verpufften, nachdem sie auf dem Boden gelandet war. Sakura spürte eine Flüssigkeit aus ihrem Mundwinkel laufen und wischte das Blut achtlos weg. Sofort stand sie wieder, nun war sie an der Reihe. Sie holte aus, wich dabei noch einem Tritt von Kirins Seite aus und traf sie ebenfalls im Gesicht. Ihr Schlag war stärker, Kirin flog nach hinten und knallte gegen die Wand, die drei Meter hinter ihr eine der drei geschlossenen Seiten der Arena abgrenzte. Ihre Nase blutete und ihre Lippe war aufgeplatzt. Kirin wischte sich das Blut weg und kniff kurz die Augen zusammen. Sogar aus dieser Entfernung konnte Sakura sehen, dass sie mindestens einen Knochenbruch erlitten hatte.

„Gib auf, du hast keine Chance mehr!“, rief Sakura zu ihr, doch die Blondine stand mit leicht verzerrtem Gesicht auf. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein seichtes Grinsen ab. Sie rannte auf Sakura zu, keine Spur mehr von Schmerz. Entschlossenheit lag in ihrem Blick und ihre folgenden Schläge und Tritte bestätigten diesen Eindruck nur noch mehr. Die Rosahaarige hatte Mühe auszuweichen und einen Gegenangriff zu starten. Kirins Faust verfehlte sie nur knapp, doch der bloße Luftzug davon traf Sakura wie ein dumpfer Schlag. Diese ungeheure Kraft war doch nicht normal. Die Haruno wich einem Tritt aus und konnte nun endlich einen Gegenangriff starten. Sie holte aus und war sich sicher, dass sie Kirin treffen würde, doch diese wich mit einem lässigen Schritt zur Seite aus. Stattdessen traf Sakura die Wand. Ein Krater hatte sich um ihre Faust gebildet, doch die Mauer stand glücklicherweise noch. Bei ihr wusste man das nie.
 

„Bilde ich mir das ein oder fliegt Kirin gleich um?“, fragte Naruto und lehnte sich an die Wand. „Ich meine, sie sieht recht fertig aus.“

Sasuke nickte, sagte aber nichts. Dieser Kampf war der spannendste des ganzen Examens und er wollte jede Kleinigkeit auffassen. Wieso wusste er selbst nicht, aber er redete sich einfach ein, dass Kirin so unglaublich stark war.

„Sakura sieht unglaublich cool aus, findest du nicht?“, schwelgte der Chaosninja neben ihm, doch er erhielt wieder keine Antwort.
 

Sakura sah es kommen, doch wegen ihrer letzten Parade konnte sie nicht ausweichen. Die Faust kam näher, sie wollte schützend die Arme hochreißen, doch es war zu spät. Selbst wegdrehen konnte sie sich nicht mehr, dazu reichte die Zeit nicht mehr. Wie in Zeitlupe sah sie die Faust auf sich zukommen, dann ging alles verdammt schnell, wie so oft on solchen Situationen. Kirin traf sie mit voller Kraft und schleuderte sie einige Meter nach hinten. Doch der Angriff war noch nicht zu Ende. Kirin schnellte vor, tauchte neben ihr auf als Sakura noch nach hinten flog und verpasste ihr einen Tritt, der sie zu Boden beförderte. Um sie herum flogen die Steine hoch, ihr Körper lag in einem Krater, der ihre Form hatte. Damit nicht genug, Kirin holte erneut aus und rammte ihre neu gebildete Faust in Sakuras Bauchhöhle. Diese fuhr hoch und hustete und spuckte Blut. Dann wurde ihr Schwarz vor Augen. Das letzte was sie mitbekam war die Stimme des Prüfers, der Kirin als Siegerin rief und zwei Medical-Nins, die sie etwas fragten. Dann verlor sie das Bewusstsein und sank in einen traumlosen Zustand, den man mit Schlaf vergleichen konnte.
 

Anmerkung der Autorin: Dass Sachiko und Masaru so schwach sind ist vielleicht ein wenig unverständlich, da sie ja immerhin beim Jo-Nin Examen mitmachen, aber es wird hier angedeutet, dass Naruto, Sasuke, Sakura und Kirin so außergewöhnlich stark sind! In Relation dazu sind die beiden also Mittelmaß! Und vergessen wir nicht: Jo-Nins sind nicht umsonst Eliteninjas! Die haben eben was drauf!

Der neue Auftrag

Als Naruto Uzumaki aufwachte musste er grinsen. Neben ihm lag Hinata, natürlich komplett bekleidet, in seiner Wohnung war es immer aufgeräumt, seit sie hier ein und aus ging und seit genau drei Monaten war er ein Jo-Nin. Es fühlte sich einfach nur gut an sich mit dem genauen Wortlaut vorzustellen: „Mein Name ist Uzumaki Naruto und ich bin ein Eliteninja!“ Auch wenn den anderen diese Tatsache gehörig auf die Nerven ging, gönnten sie es ihm. Man bedenke die Tatsache, dass alle bis auf Shikamaru noch Ge-Nins waren. Was sich aber in zwei Wochen ändern sollte, denn da begann die zweite Chu-Nin Prüfung dieses Jahres. Naruto streckte sich und belächelte die schlafende Hinata, die den Mund ein wenig geöffnet hatte. Er ließ das letzte Jahr in Gedanken revùe passieren.

Es war kaum zu glauben, dass sie vor fast einem Jahr, genauer gesagt vor elf Monaten, die Rettet Sasuke vor dem pädophilen Schlangenmenschen Mission gestartet hatten. Nun war der dritte November. Kaum zu glauben, dass er schon so lange hier war. Naruto grinste unwillkürlich. Diese Mission war allen Ärger wert gewesen. Zumindest fast. Er dachte an Kiba, doch schon bald verflog seine Trauer wieder. Es hatte lange gedauert, bis er darüber hinweg gewesen war, und er wusste, dass er immer an ihn denken würde. Vor allem dann, wenn Hinata in seinen Armen lag.

Hinata regte sich leicht und gähnte. Sie rollte sich auf den Rücken und wäre dabei fast aus dem Bett geflogen, das viel zu klein für zwei Personen war, hätte ihr Freund sie nicht aufgehalten. Ihre Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln, als sie seine Arme auf ihrer Taille spürte, die sie auf dem Schlafplatz hielten. „Guten Morgen, Naruto-kun“, sagte sie leise, bevor sie noch die Augen geöffnet hatte.

„Guten Morgen!“, flötete er und stand nun endgültig auf. „Es ist ein wunderschöner Tag und ich freue mich auf eine Mission!“

Sie musste lachen. „Du hörst dich an wie ein schlechter Schauspieler.“

„Hey! Es ist aber wahr! Ich wollte eben einmal nach der Schrift reden.“

„Lass es lieber, Naruto-kun!“, riet sie und stand auch auf. Sie waren nun schon über vier Monate zusammen und noch immer verdammt glücklich. Er brachte sie zum Lachen, sie ihn auf den Boden der Tatsache zurück. „Weißt du was? Ich werde bald ein Chu-Nin sein!“ Sie war viel selbstbewusster geworden, seit sie zusammen waren, und nun glaubte man auch, dass sie eine Kunoichi war. Ihre Schläge waren herausfordernd, nicht mehr zurückhaltend. Das Training mit Naruto hatte ihr viel geholfen. „Ich bin so stolz auf dich! Ich habe einen Freund, der ein Eliteninja ist und das mit vierzehn Jahren!“

„Bald Fünfzehn!“, meinte er. Auch Naruto hatte sich verändert. Er war erwachsener geworden, verantwortungsbewusster und überlegter. Auch wenn sein Kampfstil noch immer ein wenig an Draufprügeln und hoffen, dass es gut geht erinnerte, er legte sich Strategien parat, wie er die Situation zu seinem Vorteil machen konnte. Was ja eigentlich bei Kyubis Chakra unnötig war, aber Strategie war immer gut. „Hinata-chan, ich muss dann los, Tsunade-obachan wollte mich heute für eine Mission einteilen.“

„Hm…du weißt, dass ich mir immer Sorgen mache.“ Sie war aber teilweise immer noch die alte geblieben.

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich schaffe das schon!“ Ach er war teilweise noch wie früher.

„Pass auf dich auf. Und pass auch auf Sakura auf.“

„Werde ich. Und mach dir auch keine Sorgen um Sakura, die weiß was sie tut. Und sie ist verdammt stark. Woher weißt du eigentlich, dass sie mitkommt?“

„Ihr wart bisher immer zusammen auf den Missionen. Sasuke wird wahrscheinlich auch mitkommen.“

„Ich glaube nicht. Seit dem Jo-Nin Examen haben wir ihn nicht mehr gesehen. Tsunade meinte plötzlich, dass sie ihn nun trainieren würde und hat ihn mit sich genommen. Der wird wahrscheinlich trainieren bis er schwarz wird, Sakura hat da einiges über Tsunades Trainingsmethoden erzählt. Möge er in Frieden ruhen.“

„Du bist gemein.“

„War doch nur Spaß!“ Er gab ihr einen Kuss und verschwand im Badezimmer.

Während Naruto ehrgeizig jedem erzählte, dass er nun Jo-Nin war, ließ es Sakura Haruno ein wenig langsamer angehen. Es brauchte niemand zu wissen, zumindest nicht gleich. Es beiläufig zu sagen und dann die Gesichter zu sehen, machte viel mehr Spaß. Sie war ja schon immer taktisch bewandert gewesen und ein klein wenig Sadismus war ihr ja auch irgendwie angeboren. Gleich neben ihrem Zynismus, der in letzter Zeit zum Glück wieder weniger geworden war. Sie stand schon seit einer halben Stunde auf dem Balkon und starrte in den Garten des Uchiha Anwesens. Man hatte ihr altes Haus gar nicht neu aufgebaut, sondern einfach den Schutt davon weggeräumt und ein neues Haus hingestellt, in dem nun eine neue Familie wohnte. Ihr war es sowieso lieber, bei Sasuke zu wohnen. Obwohl, so konnte man das nicht sagen. Ihr war es lieber unter Menschen zu wohnen und nicht alleine wie ein ruheloser Geist durch ein leeres Haus zu wandern. Leider war Sasuke seit der Jo-Nin Auswahlprüfung fast gar nicht Zuhause gewesen, denn Tsunades Training nahm ihn so ein, dass er meist gleich am Trainingsplatz schlief.

„War ja bei mir genauso…“, murmelte sie abwesend und presste ihre Hände fester an die dampfende Teetasse. Auch wenn sie erst neulich eine Garnitur Trainingsklamotten für den Winter gekauft hatte – in diese alberne Jo-Nin Kleidung würde sie sich niemals zwängen! – war ihr ein wenig kalt. Immerhin war es Anfang November und wenn man nur stand und nichts tat, konnte es ganz schön kühl sein. Es schüttelte sie leicht und Sakura ging wieder ins Haus. Inzwischen sah ihr Zimmer sehr einladend aus, denn mit Sasukes Einwilligung hatte sie die Wände gestrichen und ein paar Dekorationen aufgestellt. Es war ihr eigenes kleines Reich und eigentlich der einzige Ort im ganzen Anwesen, an dem sie sich richtig wohl fühlte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie in zehn Minuten bei Tsunade sein sollte. Es würde knapp werden, aber sie ließ sich nicht hetzten. Eliteninjas durften ein paar Minuten zu spät kommen, sie waren ja immerhin sooo beschäftigt.
 

Einige Kilometer weiter erwachte Sasuke gerade. Er hatte endlich wieder richtig durchgeschlafen, wenn auch nur fünf Stunden. Tsunade hatte früher mit dem Training aufgehört, besser gesagt sie hatte es abgeschlossen. Drei Monate, mehr hatte sie nicht gebraucht, um seine Fähigkeiten auf ein Maximum zu schrauben. Na ja, fast. Auf jeden Fall war er nun ausgeschlafen. Es war nicht so, dass er nervös vor dieser Mission war, eher freudig erregt, denn sie sollte ihm endlich das geben, was er so lange gesucht hatte. Frieden. Die Hokage hatte gemeint, dass sie ihm Naruto und Sakura mitgeben wollte, aber womöglich kamen sie auch einfach nicht. Sie sagte, sie würde ihnen die freie Wahl lassen. Er bezweifelte zwar nicht ihre Loyalität, aber möglich wäre es schon, dass sie sich weigerten. Es war schließlich gefährlich.

Sasuke schälte sich aus seinem Schlafsack und stand auf. Das kleine Haus gleich neben dem Trainingsplatz war zwar eher ein Kiosk, aber sie hatten auch ein winziges Zimmer für erschöpfte Ninjas, die sich ausruhen wollten. Das war sein zweites Zuhause geworden, aber er war froh darüber, es endlich verlassen zu können. Der Uchiha zog sein Oberteil an und sammelte seine Waffen zusammen. Er hatte alles sorgfältig gepackt, trotzdem überprüfte er seine Ausrüstung noch einmal. Sasuke sollte beim Südtor auf seine beiden Kameraden warten. Wenn sie bis Mittag nicht da waren, würde er alleine gehen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es erst neun Uhr war, er hatte also noch Zeit. Wenn er nachrechnete, dann kam er darauf, dass Sakura und Naruto gerade bei Tsunade waren. Sie würde ihnen alles erklären und dann vor die Wahl stellen. In weniger als einer Stunde wären sie am Südtor. Dessen war er sich fast sicher.
 

Während Naruto klopfte ging die Türe auf. Sakura war bereits anwesend und schenkte ihm einen stillen Morgengruß. Die Hokage saß hinter ihrem Schreibtisch und legte zwei Papierordner in eine der oberen Schubladen. „Ihr seid hier, weil ich eine Mission für euch habe. Sie ist gefährlich und in gewisser Weise inoffiziell. Eigentlich sogar unverantwortlich von meiner Seite. Trotzdem gebe sie ich euch. Ihr könnt sie ablehnen oder annehmen.“

Sakura unterbrach sie: „Und was ist mit Sasuke?“

„Er wartet bereits am Südtor auf euch. Aber bevor ihr losstürmt, lasst mich euch erst die Lage erklären. Sasukes Training ist bereits seit gestern abgeschlossen. Ihr erinnert euch vage an sein Ziel, seinen Bruder zu töten?“

Die beiden nickten. Sie wussten schon jetzt, dass es darum ging, Itachi zu töten, sagten aber nichts.

„Eigentlich seid ihr als Jo-Nin dazu nicht berechtigt, dazu ist die ANBU da, aber trotzdem will ich euch losschicken. Kurz und bündig lautet die Mission: Tötet Uchiha Itachi. Aber so einfach ist es nicht, erst will ich euch die Gründe erklären. Itachi ist schwer zu fassen, er löst sich sozusagen immer in Luft auf, wenn wir einen Tipp bekommen, wo er ist, ähnlich einem Geist. Die Sache ist nun die, dass wir uns ziemlich sicher sind, dass Itachi nun bereit ist, gegen Sasuke zu kämpfen. Und ihr braucht gar nicht so ungläubig zu schauen, als Hokage hat man seine Quellen. Eigentlich weiß ich, dass es unverantwortlich ist, drei Vierzehnjährige loszuschicken, um einen S-Rank Nuke zu töten und trotzdem tue ich es. Das soll nicht heißen, dass ich euch blind links vertraue oder eure Fähigkeiten für so hoch halte, aber ich denke, dass Sasuke so oder so gehen würde. Sein Training ist vorbei, es gibt nichts mehr, was ich ihm beibringen könnte. Das einzige, das ihn noch in Konoha-Gakure gehalten hat, ist nun zu Ende. Er wäre so oder so gegangen und das ist der Grund, wieso ich euch mit ihm gehen lasse. Ihr wärt ebenso gegangen, das weiß ich genau. Ich erinnere nur an diese illegale Mission, bei der ihr Sasuke zurückgeholt habt.“

Naruto überlegte. „Also, das soll jetzt im Klartext heißen, dass wir beide mit ihm mitgehen können, wenn wir wollen, ohne als Nuke-Nins zurückzukehren?“

„So in etwa. Auch wenn meine Version viel besser klang.“

Sakura grinste leicht und murmelte: „Sie redet viel um nichts zu sagen.“

„Alles klar, ich bin dabei!“, rief der Chaosninja neben ihr begeistert. Er würde lebend zurückkehren, dessen war er sich sicher. Kein Itachi der Welt würde ihn klein kriegen. Außerdem hätte der dann ärgere Probleme mit Hinata. „Sakura?“

„Klar doch. Was haben wir zu verlieren?“

„Euer Leben?“, sagte Tsunade mit Nachdruck. Möglicherweise war es doch keine gute Idee, ihnen zu erlauben einen Abtrünnigen zu suchen und zu töten. Sie waren immerhin noch Kinder. „Überlegt es euch genau. Wenn ihr mitgehen wollt, Sasuke wartet bis Mittag am Südtor.“

„Geht er denn auch, wenn wir nicht kommen?“, fragte Sakura, auch wenn sie die Antwort schon kannte. Sasuke konnte sich in den drei Monaten nicht so stark verändert haben.

„Ich weiß es nicht, aber das soll eure Entscheidung nicht beeinflussen. Geht jetzt und überlegt es euch.“
 

Sakura musterte Naruto genauer und kicherte amüsiert. „Oh, Naruto, hat Hinata dich endlich dazu bekommen, annehmbare Kleidung anzuziehen?“

Annehmbare Kleidung? Und was heißt hier endlich? Ich glaub ich spinne! Ich hatte vorher auch immer annehmbare Kleidung an!“, regte er sich auf und sah an sich herunter.

„Oh nein, bisher hast du immer dieses ekelhafte Orange getragen, dss einem alle Nervenzellen explodiert hat lassen. Aber das sieht ganz schick aus. Und das bisschen Restorange kann man sich wegdenken.“ Es war ihr erst jetzt aufgefallen, dass inzwischen die wunderschöne Farbe Schwarz bei seiner Kleidung überwog. Nur mehr Teile waren in stechendem Orange gefärbt. „Und ich bin stolz auf dich, dass du dich nicht der Schande hingegeben hast, eine Uniform anzuziehen.“

„Sag mal, Sakura, wieso zum Henker bist du plötzlich so fröhlich? Wir haben gerade den gefährlichsten Auftrag unseres Lebens bekommen und unsere Chancen stehen schlecht, dass wir überleben.“

Sakura blieb stehen und sah Naruto entschlossen an, als er ebenfalls stehen blieb und sich zu ihr umdrehte. „Ich bin genauso beunruhigt wie du.“ Ihre Stimme war ernst und ein wenig pessimistisch. „Die Chance, dass drei Jo-Nin Frischlinge gegen zwei S-Rank Nuke gewinnen und das auch noch überleben sind verschwindend gering. Wir sind zwar Jo-Nin, aber noch am Anfang. Mit Kakashi könnten wir es immer noch nicht aufnehmen und das weißt du genauso gut wie ich.“ Sakuras Stimme wandelte sich, sie wurde weicher und trauriger. „Trotzdem macht es mich glücklich, Sasuke endlich helfen zu können. Als ich ihm das Angebot machte, mit ihm zu gehen und für ihn zu töten, war ich töricht und dumm. Zu glauben, dass ich ihm eine Hilfe sein könnte, war einer der größten Fehler, die ich in meinem Leben begangen habe.“

„Sakura…“

„Und deshalb will ich ihm nun umso nützlicher sein. Nein, eigentlich will ich mir selbst nützlich sein. Ich möchte mir selbst beweisen, dass ich kein Hindernis bin und helfen kann. Das ist der Grund, wieso ich mich freue. Ich kann mir endlich beweisen, dass ich was drauf hab und nicht nur im Weg stehe.“

Naruto lächelte und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Also brauche ich dich nicht zu fragen, ob du gehen wirst?“

Sie nickte entschlossen und grinste. „Ich werde gehen. Nichts kann mich aufhalten.“
 

„Was?! Aber, Naruto-kun!“, keuchte Hinata und schoss vom Sofa in ihrem Zimmer im Hyuga Anwesen auf, auf dem sie saß. „Sasuke hat dich immer verachtet und du willst dein Leben für ihn geben? Das ist nicht wahr!“

„Hinata-chan“, sagte der Blonde sanft und drückte sie wieder auf die Couch. „Du kannst mich nicht aufhalten. Bitte, versteh doch, dass ich ihn nicht im Stich lassen kann.“ Ohne weitere Worte küsste er sie flüchtig und stand auf. Als er in der Tür stand, wandte er sich zu Sakura, die der Szene zugesehen hatte und noch immer an der Wand lehnte. „Komm, wir haben nur mehr eine Stunde und müssen noch packen.“ Dann verschwand er aus dem Zimmer und ließ die beiden Mädchen zurück.

„Wie kann er…?“, wisperte Hinata und sah ihm mit Tränen in den Augen nach.

„Hinata, versteh ihn doch. Sasuke ist sein Freund, er ist wie ein Bruder für ihn. Wir sind ein Team und können keinen Teamkameraden im Stich lassen. Naruto fällt es schwer zu gehen, denn er liebt dich, aber genauso liebt er Sasuke wie einen Teil seiner Familie.“

„Aber deswegen muss er doch nicht gehen! Das ist doch viel zu gefährlich!“

„Jetzt sei keine Glucke!“, sagte Sakura hart, danach wurde ihre Tonlage wieder sanfter. „Du weißt genau, wie Naruto ist. Er ist nun mal ein Mensch, der sich für andere aufopfert und deswegen wirst du ihn nicht aufhalten können. Wünsch ihm viel Glück und glaub an ihm. Mehr kannst du im Moment nicht tun.“

Hinata sah traurig zu Boden. Sakura hatte Recht, aber es fiel ihr schwer, ihre beiden besten Freunde einfach so ziehen zu lassen. Mit dem Wissen, sie womöglich nie wieder zu sehen. „Sakura. Pass auf Naruto-kun auf. Und bring ihn heil nach Hause.“

Die Rosahaarige streckte einen Daumen in die Höhe und zwinkerte ihr zu. „Geht klar.“ Doch genauso genommen zweifelte sie daran, selbst heil zurück zu kommen.
 

Die Sonne schickte nur schwache Strahlen gen Erde und wärmte sie kaum. Es war nicht so kalt wie damals, als sie ihre erste inoffizielle Mission gestartet hatten, aber ein wenig Nostalgie hatte es. Naruto und Sakura standen schon seit zehn Minuten beim Südtor, doch von Sasuke Uchiha keine Spur.

„Wo bleibt der Kerl bloß?“, flüsterte die Kunoichi ein wenig trotzig und zog an ihrem dunkelroten, weiten Pullover herum, der das schwarze Netzshirt wegen seines schulterfreien Schnittes nicht ganz verdeckte. An ihrem Rücken hatte sie ein Katana befestigt, das sie nur für Notfälle gebrauchen wollte. Als sie an sich heruntersah bezweifelte sie, dass die schwarze, enge Hose wirklich so etwas wie Thermoregelung hatte, wie der kompetente Verkäufer ihr weisgemacht hatte. Wenigstens war sie so klug gewesen und hatte geschlossene Stiefel angezogen, damit ihre Zehen nicht froren. Naruto gähnte herzhaft. Nicht weil er müde war, aber er schätzte es nicht, dass Sasuke sie warten ließ. Er hatte sich über sein voriges Gewand noch eine dickere Weste gezogen und auf Sakuras Vorschlag hin ebenfalls geschlossene Schuhe.

„Das ist doch die Höhe!“, beschwerte sich der Chaosninja und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Seine Füße wippten hin und her, was seine Freundin nervös machte. „Wir sind bereit unser Leben für ihn zu geben und er lässt uns warten. Was ist das für eine Unart?“

„Tut mir leid.“ Sasuke war ebenfalls in Wintersachen gehüllt und lautlos vor ihnen aufgetaucht.

Sakura blinzelte ein paar Mal. „Sag mal, bist du da eben gerade aufgetaucht ohne einen einzigen Laut zu machen? Das ist verdammt…gruselig.“

„Wir haben keine Zeit für Komplimente“, herrschte er und drehte sich um. Hinter seinem Rücken verengten sich Sakuras Augen zu Schlitzen während sie sich zu Naruto beugte und ihm zuflüsterte, dass das kein Kompliment war. „Gehen wir.“

„Aber, wohin denn?“

„Keine Ahnung. Itachi wird uns finden, da bin ich sicher.“

„Und was genau macht dich da so sicher?“, wollte Naruto wissen und setzte sich in Bewegung.

„Er ist nun-“

Wartet!“ Hinata kam auf sie zu gerannt und blieb keuchend wenige Meter hinter ihnen stehen. „Naruto-kun, pass auf dich auf!“

Der Blonde lächelte, winkte und rief ihr zu: „Bis später!“
 

Sie waren etwa eine halbe Stunde unterwegs gewesen. Schweigend. Irgendwie fiel keinem ein Gesprächsthema ein, wenn auch Sasuke keine Lust hatte zu reden. Trotzdem versuchte Naruto sein Glück. „Sag mal, Sasuke, wieso will Itachi dich denn finden?“

„Ja, genau, das wollte ich auch schon fragen“, meinte Sakura und holte mit Naruto zu dem Uchiha auf, der vorhin noch zwei Meter vor ihnen gegangen war.

„Er ist bereit mit mir zu kämpfen. Nun bin ich stark genug, um eine Chance gegen ihn zu haben.“

Der Chaosninja zu seiner linken war neugierig geworden. „Und wieso weißt du, dass er weiß, dass du nun stark genug bist?“

„Er hat eine Nachricht geschickt.“

Naruto und Sakura sahen sich an. Sie dachten beide das Selbe: Tsunade, dieses Schlitzohr, wollte ihnen weismachen, dass sie zuverlässige Quellen hatte, aber in Wahrheit wäre ohne Itachi Uchihas Zutun nichts gewesen. „Diese Frau soll Hokage sein? Ich glaube ich spinne“, fluchte der Blonde und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er sah leicht aufwärts und ging unbeschwert neben Sasuke her, der ab und zu wachsame Blicke in die Umgebung warf. Sakura ging schweigsam rechts neben ihm mit vor der Brust verschränkten Armen.
 

„Was willst du hier, Keiko?“

„Nichts. Meinetwegen kannst du Nara Shikamaru haben, Ino-san, aber glaube nicht, das ich ihn dir überlasse, weil ich dich mag oder denke, dass ihr ein schönes Paar abgeben werdet.“ Blut schoss der Blonden in den Kopf. Es war pure Wut, reiner Zorn, mit dem sie ihre Augen aufschlug und ihrem Gegenüber ihre geballte Faust ins Gesicht rammte.

„Das habe ich auch nicht erwartet. Auch wenn ich das erste Mal gegen dich verloren habe, werde ich das nun nicht mehr.“

Keiko, von der Wucht des unerwarteten Schlages zu Boden geworfen, stand wieder auf und wischte sich den Dreck aus dem Gesicht. „Du bist so naiv, Ino-san. Werde glücklich mit Shikamaru-kun, wenn er dich will.“

„Nur damit du es weißt, er will mich. Das Einzige, das zwischen uns gestanden ist, warst du, Keiko.“

„Soll mir recht sein.“

„Aber beantworte mir eine Frage“, forderte Ino mit kalter Stimme. „Wieso heiratest du Shikamaru nicht? Du hast doch von Liebe gesprochen.“

Keiko grinste und drehte ihr den Rücken zu. „Ich will etwas erleben, eine echte Kunoichi sein und verdammt noch mal nicht mit zwanzig herumsitzen und die Kinder und den Hund füttern. Das ist mir zu blöd.“

„Und was hast du vor? Eure Eltern haben sich das doch ausgemacht.“

Keiko seufzte. „Eigentlich geht es dich nichts an, aber ich werde zu meinem Bruder in ein anderes Ninjadorf ziehen, wo meine Eltern nichts zu sagen haben. Lebe wohl.“ Danach verschwand sie aus der Seitenstraße, in die sie Ino bestellt hatte. Diese konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und fragte sich im selben Moment, was das gerade für eine abstruse Situation gewesen war.
 

Es war eine schweigsame Reise, die sieben Tage dauerte. Es passierte nicht viel, sie irrten ziellos herum, entfernten sich immer weiter von Konoha. Itachi würde sich zeigen, wenn die Zeit reif sein würde, bis dahin wanderten sie über Berge, entlang von Flüssen und durch Wälder. Inzwischen dürften sie nahe der Grenze zu Cha no Kuni sein, die Halbinsel deren nördliche Breite an den Südosten Konohas angrenzte. Der Chaosninja führte hin und wieder unwichtige Gespräche mit seiner Freundin, Sasuke jedoch ignorierte die beiden jedes Mal. Er antwortete auf manche Fragen knapp, auf andere gar nicht. Die ganze Zeit über ging er still, ernst und wachsam voran.

Es war kurz nach Mittag, als sie einen Fluss überquerten, der Uchiha wie immer voran, hinter ihm mit verschränkten Armen Sakura und mit hinter dem Kopf verschränkten Armen Naruto.

„Sakura, du, sag mal, wieso warst du noch so lange mit Hinata-chan im Zimmer?“ Naruto lief neben seiner Teamkameradin her, die einen ihrer Arme aus der Verschränkung löste, senkrecht nach oben streckte und den Zeigefinger ausstreckte. Auf ihrem Gesicht bildete sich ein selbstgefälliges Grinsen. „Ich habe eure Beziehung gerettet.“

„Was? Wie meinst du das?“, hakte er nach.

„Na ja, Hinata war ziemlich sauer und gleichzeitig traurig. Sie dachte wahrscheinlich, dass du sie nicht mehr mögen würdest und dass dir eure Beziehung nichts mehr bedeutet, weil du so leichtfertig gehst.“

„Und was hast du gesagt?“

„Dass Sasuke dir eben viel bedeutet, wie ein Bruder, und dass du ihn nicht so einfach gehen lassen kannst. Solches Zeug eben. Nichts Weltbewegendes, aber eben so viel, dass sie dich ohne Zweifel ziehen lässt.“

„Seid ihr der Meinung, dass Narutos Beziehungsprobleme hierher gehören?“, meinte Sasuke mit konzentrierter Stimme und schritt ein wenig schneller voran.

„Es ist doch egal, über was wir reden! Ob nun über Narutos Beziehung oder das Wetter ist doch vollkommen unrelevant. Was ist dir denn über die Leber gelaufen, Barbie?“ Im gleichen Moment bereute sie, was sie gesagt hatte, denn Sasukes Blick durchbohrte sie förmlich. Wie angewurzelt blieb sie stehen und sah, wie Sasuke auf sie zuschritt. Erst jetzt wurde ihr das erste Mal bewusst, dass er wieder diesen kalten Schimmer in seinen Augen hatte. Kurz vor ihr blieb er stehen und sah sie durchdringend an.

„Diese Mission ist wichtig. Wenn du dein Leben nicht ernst nimmst und es durch deine Unaufmerksamkeit und Naivität wegwerfen willst, habe ich kein Problem damit, aber lass mich damit zufrieden. Verstanden? Ich habe vor, meinen Bruder zu töten, und wenn du das hier als Spaß siehst, dann dreh dich um und verschwinde.“ Er drehte sich wieder um und ging schneller als zuvor weiter. Naruto trat einen Schritt näher an Sakura heran, die blass dastand und ins Leere starrte.

„Sasuke, das hätte nicht sein müssen!“, schrie er dem Uchiha nach. Der Schwarzhaarige blieb stehen, drehte sich aber nicht um. „Wir wollten lediglich die Situation auflockern. Jeder hat Angst um sein Leben, auch Sakura, aber wir sind nicht so verbissen darauf, die Spannung bis zum Zerreißen zu bringen. Wenn es zum Kampf kommt sind wir voll da und werden dir helfen wie es nur geht, aber bis dahin wollen wir nicht mit den Nerven fertig sein. Deswegen brauchen wir diese Alltagsgespräche.“

Sakura hatte sich wieder gefangen und ging an Naruto vorbei. Als sie auf Sasukes Höhe war flüsterte sie: „Tut mir leid.“

Er zeigte keine Regung auf ihre Worte sondern setzte sich wieder in Bewegung. „Lasst uns gehen.“

Naruto starrte dem Uchiha noch einige Sekunden wütend hinterher, bevor er ihnen nachging. Er wollte Sasuke helfen, aber so konnte er sich nicht vorstellen, dass es eine angenehme Reise werden würde.
 

„Denkst du, dass sie uns schon bemerkt haben?“

„Natürlich. Sie sind nicht dumm. Aber sie lassen sich nichts anmerken. Sasuke hat nicht grundlos so überreagiert und dieses Mädchen stand nicht nur wegen seinen Worten so bleich da. Der Kyubijunge hat auch etwas gemerkt, da bin ich sicher.“

„Wieso gehen sie dann weiter?“

„Sie wissen, dass wir uns von selbst zeigen. Und damit behalten sie Recht. Aber wir brauchen einen schönen Platz um den Kampf zu eröffnen. Ich denke da an den Senshiba.“

„Welch passender Name.“

„Gehen wir.“
 

Sasuke blieb stehen. Es wehte ein drohender Wind über die freie Fläche, die sich vor den dreien erstreckte. In der Mitte der Ebene standen zwei Gestalten. Ohne sie genauer erkennen zu können wussten sie, wer sie waren. Sakura zitterte leicht, Naruto stand voller Tatendrang neben ihr und blickte zu Sasuke. Es war seine Mission und er würde nichts tun, solange er es nicht befohlen hatte. Auch wenn er Itachi Uchiha mit Vorlieben die Seele aus dem Leib prügeln würde, er hatte Respekt vor Sasukes Rache. Sasuke schritt langsam über das Gras, seine beiden Teamkameraden folgten ihm in wenigen Metern Abstand.

Es dauerte fast eine halbe Ewigkeit, bis sie Itachi Uchiha und Kisame Hoshikage angelangt waren. Eigentlich hätte Sakura damit gerechnet, dass die beiden unfairer Weise gleich angreifen würden, doch sie standen da und warteten geduldig, bis sie angekommen waren. Sasuke spürte, wie der Blick seines Bruders seinen Kopf durchbohrte und versuchte seine Gedanken zu lesen.

„Endlich bekomme ich meine Rache.“

„Versuche dein Glück, kleiner Bruder. Ich werde mit aller Kraft kämpfen. Denke nicht, dass es einfach werden wird.“ Itachi nickte Kisame zu und wandte sich wieder seinem Bruder zu. Dieser hatte längst die Sharingan aktiviert, er war schon bereit zum Kampf gewesen, als sie aufgebrochen waren. „Kisame, kümmere dich um die Begleiter meines Bruders. Ich habe nun endlich vor ihn zu töten.“

„Kannst du mir vorher noch erklären, wieso?“

„Immer diese Fragen, bevor man zum Kämpfen kommt, es ist lästig. Aber gut, du hast ein Recht darauf.“ Itachi schloss kurz die Augen und atmete tief ein und aus. „Es hat mir Spaß gemacht. Spaß, dir zuzusehen wie du von Hass zerfressen wirst und nur mehr an Rache denkst. Körperlicher Schaden kann verheilen, den Tod nimmt man nicht wahr, aber der seelische Schmerz ist schlimmer als alles andere. Ich wollte dich stärker werden sehen, hasserfüllter und verletzter. Und nun, da du endlich deine volle Stärker erreicht hast, will ich das zu Ende bringen, was ich damals angefangen habe. Und nun, kämpfe oder stirb!“

___
 

1. Wenn ihr euch jetzt fragt, was Senshiba heißt, hier die Antwort: Kriegerplatz. Zumindest sehr, sehr, sehr frei übersetzt. Mir ist nichts Besseres eingefallen, aber es hört sich meiner Meinung nach ganz cool an.

2. Im nächsten Kapitel fängt nun endgültig das Romantische an. Ich weiß, das verspreche ich schon lange, aber schlagt mich nicht, ich habe von Anfang an gesagt, dass es episch wird.

3. Cha no Kuni hab ich mir nicht ausgedacht. Es gibt eine genaue Karte von der Naruto-Welt, die zu groß ist, um sie in die Chara Beschreibung hoch zu laden, da man nichts erkennen würde.
 

LG

Eure Nicki

Anfang und Ende?

„Kämpfe!“

„Mit Vergnügen!“

Ein gespenstischer Wind zog über die weite Ebene, auf der sich die beiden Brüder gegenüber standen. Es hatte etwas Nostalgisches, aber Sakura verscheuchte den Gedanken. Sie hatte andere Sorgen. Kisame Hoshikage war ein S-Rank Nuke und nicht zu unterschätzen. Gegen Naruto hätte er sowieso keine Chance, aber trotzdem beschlich sie ein leises Gefühl von Unbehagen, das sie als böse Vorahnung deutete.

Während sie unbewusst in Gedanken war, hatten Itachi und Sasuke Uchiha bereits angefangen zu kämpfen. Es war ein atemberaubender Kampf, den sie mit bloßem Auge gar nicht richtig mitbekam, aber die Gelegenheit, ihn zu beobachten, war sowieso gerade vorbei. Naruto und Kisame hatten ebenfalls angefangen zu kämpfen und Sakura hatte ein wenig Angst davor, in den Kampf einzusteigen. Weniger wegen Selbstzweifel, aber dieser Kampf war auf einem zu hohen Level für sie.
 

Ino schluckte. Noch einmal verfluchte sie Shikamaru Nara – den Jungen, der ihr Herz gestohlen hatte und dann einfach davongelaufen war. Pflichten, dass sie nicht lachte. Er redete von Ehrgefühl, Familienverpflichtungen und Versprechen, aber in Wahrheit hatte er nur Angst, dass sie ihm zu nahe kommen könnte.

„Jetzt oder nie“, murmelte sie, atmete tief durch und klingelte bei dem Anwesen der Naras. Nach ein paar Sekunden öffnete eine ältere Dame die Türe und fragte Ino nach ihrem Verlangen. „Ich möchte Shikamaru sprechen.“

„Komm doch rein, ich werde ihn holen.“ Die Frau ließ sie herein und bot ihr einen Platz auf einem Sessel im Vorzimmer an. „Ich sage ihm, dass du da bist. Yamanaka Ino-chan, nicht wahr?“ Sie nickte. War diese Frau seine Mutter, oder eine Art Haushälterin? Auf jeden Fall hatte sie leichte graue Strähnen in den rotblonden Haaren und für seine Mutter war sie eigentlich zu alt.
 

Während Shikamaru seinen Kunai betrachtete klopfte es. „Ja?“ Die Tür ging auf und die Haushälterin trat ein. „Was gibt es, Minora-san?“

„Shikamaru-kun, eine junge Dame will dich sprechen. Ich denke, es ist wichtig“, sagte sie mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen.

„Wer ist es?“

„Yamanaka Ino. Und ich denke wirklich, dass es wichtig ist.“ Ein wenig Nachdruck lag in ihrer Stimme.

„Schon gut. Du führst dich schon auf wie Mutter.“ Er stand gequält auf und ließ ein Stöhnen hören. Was sie nun schon wieder wollte? Seit dem Ballabend hatten sie nicht über den Kuss geredet, wenn man es so nennen konnte. Es war ja immerhin nur ein Küsschen auf die Wange. Dass sie sich so in das hineinsteigern konnte! Es war bisher ja auch kein Thema gewesen. An diesem Abend hatte er ihr deutlich gesagt, dass er Keiko heiraten würde, weil seine Familie das wollte. Wie von selbst trugen ihn seine Füße ins Vorzimmer und blieben vor Ino stehen. „Hallo.“
 

Ein Shuriken flog knapp an Sakuras Ohr vorbei und hinterließ ein lautes Zischen, das erst nach ein paar Sekunden verflog. Kisame Hoshikage hatte keinen Wurfstern geschossen, er hatte Narutos abgewehrt und ihn präzise zu Sakura zurückgeschleudert. Und das alles mit seinem Raspelschwert. Sakura wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und warf einen Blick zu Sasuke.
 

„Du hast keine Chance!“ Sie kämpften schon seit über einer halben Stunde, aber es kam Sasuke vor wie wenige Minuten. Er hatte es sich ein wenig schwieriger vorgestellt, gegen seinen Bruder zu bestehen, aber er war sich sicher, dass Itachi es ihm leicht machte. „Kämpfe verdammt noch mal richtig, oder ich töte dich hier und jetzt!“

„Tu, was du nicht lassen kannst, kleiner Bruder.“ Es war Hohn, der sich in seiner Stimme spiegelte, als Itachi sein Katana fallen ließ und seine beiden Arme ausstreckte. „Wenn du es verantworten kannst, deinen eigenen Bruder aus Hass zu töten. Ich mache es dir einfach.“

„Das ist es nicht, worauf ich hingearbeitet habe!“, schrie Sasuke. Er fühlte sich falsch in dieser Situation. Jahrelang hatte er seinen Bruder abgrundtief gehasst, ihn verabscheut und nach Rache gestrebt, aber nun, da er endlich die Gelegenheit dazu hatte, sein Lebensziel zu erfüllen, fühlte er sich unbefriedigter denn je. Wieso hatte er so hart trainiert, wenn Itachi es ihm so einfach machte? „Legst du es darauf an zu sterben, oder was willst du damit erreichen?“

„Ich bin keineswegs lebensmüde, aber ich weiß, dass du niemals den Mut dazu hast, mich so zu töten. Habe ich recht?“

Sasuke grinste. „Ja, hast du. Denn ich habe Fragen, die ich beantwortet haben will.“

„Und die wären?“

„Wieso hast du unsere Familie umgebracht?“

„Und schon wieder eine dieser altmodischen Fragen. Es ist immer so. Kurz vor dem tragischen Moment wird das Wieso und Warum gestellt. Aber kurz gesagt, weil ich es wollte. Ich war schon immer anders, sie waren nur im Weg.“

Der jüngere Uchiha verfinsterte seinen Blick unwillkürlich. Der pure Gedanke an seine Worte ließ ihn erschaudern. Nach dem Grund, wieso er ihn am Leben gelassen hatte, wollte er gar nicht fragen. Trotzdem tat er es.
 

„Lass uns ein Stück gehen, Ino“, meinte Shikamaru und ging aus dem Haus. Sie stand ein wenig perplex auf und lief ihm nach, bis sie ihn eingeholt hatte. „Was ist los? Wieso willst du mit mir reden?“

Die Blondine sagte erst nichts. Sie wusste ja nicht einmal, ob er überhaupt etwas von ihr wollte. „Shikamaru, du hast doch, also, an dem Abend an dem der Ball war. Da haben wir doch miteinander geredet. Über Pflicht und so. Erinnerst du dich?“

„Ja, natürlich. Auf was willst du hinaus?“, fragte er abwesend, was Ino ein wenig wütend machte. Es fiel ihr sowieso nicht leicht, aber wenn er so desinteressiert neben ihr die Straße entlang ging, war es noch schwerer.

„Jetzt hör mir doch zu!“, schnaubte sie, blieb stehen und wartete, bis Shikamaru sich umdrehte. Sie sah ihm tief in die Augen und nun war sie sich sicher, dass er ihr aufmerksam zuhörte. „Es fällt mir nicht leicht, aber du machst es mir sogar noch schwerer!“ Nun war er wirklich neugierig und das sah sie mit Wohlgefallen. „Keiko wird dich nicht heiraten!“

„Was? Wie kannst du – woher weißt du das?“ Er wirkte sichtlich geschockt. Ob positiv oder negativ konnte er selbst noch nicht sagen, aber es war eine Nachricht. „Wissen meine Eltern davon? Oder wenigstens ihre?“

„Ich habe keine Ahnung, aber sie hat mich in eine Seitengasse bestellt und mir mitgeteilt, dass sie die Absicht hat, zu ihrem Bruder zu ziehen und weiter als Kunoichi zu leben und nicht als Ehefrau und Mutter. Soviel weiß ich.“

„I-Ino…“

„Hör zu, ich wollte es dir sagen, weil ich es fair finde. Ich erwarte ja nicht, dass du mir jetzt um den Hals fällst oder so was in der Art, weil das nicht du bist, aber-“

„Jetzt sei doch mal still“, unterbrach er sie. „Ich kann dir nichts versprechen, aber ich kann versuchen, dich glücklich zu machen.“

„Was…?“ Die Blonde stutze und schluckte fest. „Du stellst dich für mich gegen den Willen deiner Eltern?“

Shikamaru legte seine Arme schützend um sie und drückte ihren zierlichen Körper an sich. Er wirkte unbeholfen, doch als sie sich an ihn presste und ihre Hände auf seinen Rücken legte, wurde er ruhiger. Er spürte wie Ino leicht zuckte und schluchzte. „Wieso weinst du?“

„Vor Glück, du Dummkopf. Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet und jetzt ist alles so unwirklich.“ Ino sah auf und blickte dem Schwarzhaarigen tief in die Augen. Langsam kamen sich ihre Lippen näher und in dem Moment, in dem sie sich trafen, wünschte sie sich eine Stoppuhr.
 

Es war kein Kampf wie jeder andere. Die übermenschliche Geschwindigkeit, die Naruto und Kisame an den Tag legten bereitete Sakura Sorgen. Sie kämpfte mit, doch ihrer Meinung nach war sie keine große Hilfe. Der Fischmensch mit seiner Raspel und der Junge, in dem Kyubi versiegelt war. Sie dagegen war ein rosahaariges, normales Mädchen. Nicht mehr und nicht weniger, vor allem aber nagte das nicht mehr an ihren Selbstbewusstsein.

„Sakura! Jetzt sei bei der Sache, ich brauche dich!“ Narutos Stimme drang an ihr Ohr, an dem vor wenigen Sekunden noch das Raspelschwert vorbeigesaust war. Die beiden Konoha-Nin waren außer Atem, Kisame dagegen sah sogar ein wenig ausgeruhter aus als vor dem Kampf. Sakura wollte nach Sasuke sehen, doch als sie ihren Blick kurz nach links schickte sah sie nur eine leere Ebene.
 

„Sag schon, wieso?“, keifte Sasuke und ging einen Schritt vorwärts auf seinen Bruder zu.

„Ich bin es Leid dir die Gründe zu erklären, töte mich oder ich töte dich. Ich kann es nicht verstehen, dass dir Gründe so wichtig sind und du dich nach Klarheit sehnst.“ Itachi lachte leise und zog sein Katana aus der Scheide. „Und jetzt kämpfe endlich und halte mich nicht auf!“
 

Es war kalt, als TenTen erwachte und sich fragte, wo sie war. „Alles okay?“, drang eine leise Stimme an ihr Ohr und beruhigte sie. „Ich habe das Licht ausgemacht, damit du besser schlafen kannst. Du musst nicht immer hier sein.“

„Schon gut, ich habe nichts Besseres zu tun und außerdem…naja, irgendwie hatte ich noch nie wirklich eine Aufgabe. Das gefällt mir. Also nicht deine Situation, Neji, aber-“

„Ich weiß was du meinst und ich danke dir.“ Neji Hyuga war vor drei Tagen aus dem Krankenhaus entlassen worden, jedoch nur auf seinen eigenen, drängenden Wunsch hin. Tsunade hätte ihn zur Sicherheit noch länger hier behalten, aber sie vertraute TenTen soweit, dass sie sich um den stolzen Sturkopf kümmern würde, auch wenn es ihm gegen den Strich ging.

Die Braunhaarige lächelte sanft. Sie bemerkte Nejis wehmütigen Gesichtsausdruck. „Ich würde dich so gerne einmal lächeln sehen…“

„Jetzt werde verdammt noch mal nicht sentimental, sonst fange ich an zu weinen und das steht mir nicht“, sagte sie mit weinerlicher Stimme.

„Aber du weinst doch schon. Weißt du, ich werde damit leben müssen. Machen wir uns nichts vor, die Chancenm, dass ich jemals wieder sehen kann, sind so gering, dass nicht einmal Tsunade es wagt auf Heilung zu hoffen. Ich muss damit fertig werden. Und mit dir an meiner Seite ist es mir um einiges leichter.“ Unbeholfen tastete er nach ihrer Hand und umschloss sie mit seinen beiden.

„Soll ich das Licht anmachen?“, fragte TenTen ernüchternd.

„Du hast gerade die ganze romantische Stimmung zerstört. Das war schon das zweite Mal.“

„Was versteht ein Neji Hyuga denn von Romantik?“

Neji führte TenTens Hand an seine Wange. „Ich kann dich nicht sehen, also musst du wohl mich küssen, sonst könnte das schmerzhaft werden, wenn ich dich nicht treffe.“

„Jetzt hast du die Romantik zerstört“, meinte sie lächelnd und zögerte kurz, bevor sie ihre Lippen auf seine legte.
 

Es waren mehrere Minuten vergangen, in denen Sakura und Naruto erbittert gegen Kisame gekämpft hatten, obwohl die Kunoichi eigentlich für Naruto mehr Hindernis als Hilfe war. Zumindest ihres Ermessens nach.

„I-Ich kann nicht mehr“, keuchte Sakura außer Atem, doch es hörte sich mehr nach einem leisen Schnaufen an. Ihre Stimme hatte versagt, als der Griff des Fischmenschen ihr Schlüsselbein getroffen hatte und seine flache Hand auf ihren Hals traf. Seit diesem Zeitpunkt war ihre sonst eigentlich laute Stimme ein leises Flüstern, das nicht einmal sie richtig verstand.

„Sakura!“ Sie sah auf und stieß einen schrillen Schrei aus.
 

Der Schrei hallte durch den Wald und erreichte Sasuke. Er war für einen Moment unaufmerksam und fand sich an einem Baumstamm wieder. „Langsam macht es mir ja Spaß auf irgendwelche Bäume zu prallen. Ist ja immerhin die Lieblingsbeschäftigung eines Ninjas“, presste er zynisch hervor und nahm nun endlich sein eigenes Katana in die Hand. „Warte nur, Nii-san, bald wirst du um Gnade betteln!“

„Versuche es, kleiner Bruder.“ Der jüngere Uchiha rappelte sich auf und stieß einen Kampfschrei aus, als er auf Itachi zu rannte, mit dem Vorsatz, ihn nun endlich umzubringen.
 

Kisames Klinge war nur wenige Millimeter von Sakuras Augen entfernt. Sie zitterte am ganzen Leib und saß zusammengesunken auf dem dreckigen Waldboden. Naruto stand vor ihr, den linken Arm ausgestreckt. Um ihn herum hatte sich orangfarbenes Chakra formiert und umgab seinen Körper wie ein loderndes und gleichzeitig flüssiges Feuer. Seine Hand war nicht zu sehen, an seinem Kopf ragte Kisames Schwert vorbei und berührte Sakuras Gesicht fast.

„N-Naruto“, flüsterte sie und hielt ihre Tränen zurück. Jetzt war nicht der Zeitpunkt um Schwäche zu zeigen, immerhin hatte sie schon Schlimmeres gesehen, als Narutos Krallen, die samt Hand im Brustkorb eines Halbmenschen steckten.

„Alles…in Ordnung…Sakura?“, keuchte er außer Atem und drehte seinen Kopf ein wenig nach hinten. Sakura stand auf, nickte und nahm das überdimensional schwere Schwert am Griff, sodass Naruto seine Hand gefahrlos aus dem Körper des Fischmenschen ziehen konnte. „Geht es dir gut?“

„Ja, klar. Danke, Naruto.“ Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande und reichte ihm die Hand. „Gute Arbeit.“

„Gleichfalls.“
 

Sasuke war wie im Rausch. An seinem Oberteil klebte Blut, ebenso an seiner Hose. Seine Hände waren verkrampft und hielten das Katana so fest, als wäre es ein rettendes Seil. Zu seinen Füßen lag Itachi Uchiha, tot. Sogar sein lebloser Körper verspottete Sasuke noch immer, sodass er noch einmal zu stach. „Du Idiot! Du verdammter Idiot!“, schrie er und das erste Mal seit Jahren fanden heiße Tränen ihren Weg nach draußen. „Ich hasse dich! Wieso?! Die ganze Zeit habe ich nach dem Grund gesucht und jetzt bist du tot!“ Seine Stimme versagte. „Und ich werde nie erfahren wieso! Du elender Feigling!“ Er spürte plötzlich eine Hand auf seiner Schulter und zuckte zusammen.

„Sasuke…“ Naruto zog seine Hand wieder zurück, als er Sasukes Blick sah.

„Ein Uchiha weint nicht, ist das klar? Naruto, Sakura?“ Er wischte seine Tränen weg und sah die beiden abwartend an.

Sakura nickte ernst. „Natürlich nicht, niemand weint hier.“ Sie selbst wischte sich eine winzige Träne aus dem Gesicht. „Lasst uns nach Hause gehen.“ Sie bekam Zustimmung von ihren beiden Freunden und sah auf den leblosen Körper zu Sasukes Füßen. „Wie hast du das geschafft?“

„Ich weiß es nicht“, sagte Sasuke zittrig. Sein Körper bebte, seine Stimme war leise und rau und sein starrer Blick traf einen unsichtbaren Punkt fernab der Wirkichkeit. !Ich habe die Kontrolle über mich verloren. In meinen Gedanken klafft ein Loch. Das Einzige an das ich mich erinnern kann ist, dass ich mein Katana genommen habe und plötzlich lag er vor mir. Tot.“
 

„Denkst du, dass es funktionieren wird? Mit uns?“

„Ino? Ich habe keine Lust über so etwas nachzudenken. Lass uns einfach die Tage genießen, die wir haben, ja?“

„Okay. Aber-“

„Ino“, mahnte Shikamaru und stand auf. „Vielleicht solltest du jetzt gehen. Du musst sicherlich deinen Freundinnen erzählen, dass wir nun zusammen sind, oder?“

„Wirfst du mich gerade raus?“ fragte sie empört und stemmte die Hände in die Hüften.

„Nein, aber ich sollte meinen Eltern das noch erklären.“ Sie nickte und ließ sich zur Tür bringen. Ohne einen Kuss verabschiedeten sie sich und schon nach einer Sekunde hatte der Nara die Haustüre geschlossen.

Ino seufzte. Das alles kam ihr wie ein Traum vor. Sie wollte nichts mehr tun als zu Sakura zu laufen, beziehungsweise zu Sasukes Haus, wo ihre Freundin ja nun wohnte, sich einen Haufen Eiscreme reinschaufeln und hemmungslos zu reden. Sie war das glücklichste Mädchen auf Erden, aber die Person, mit der sie dieses Glück am meisten teilen wollte, war gerade auf einer Mission. Die Blondine ahnte ja gar nicht auf welcher sich ihre Freundin befand.

„Ino! Ino! Bleib stehen!“ Hinata rannte ihr hinterher und atmete tief durch ehe sie zu reden begann. „Sag mal, weißt du, ob Naruto-kun, Sakura und Sasuke schon wieder da sind?“

„Er ist dein Freund. Eigentlich solltest du das wissen, oder? Wieso bist du so aufgebracht und besorgt?“

„Also, es ist nichts. Ehrlich! Ähm, vergiss, was ich gesagt habe, ja?“, stammelte Hinata. Tsunade wollte doch, dass diese Mission geheim blieb.

„Mach mir nichts vor. Was ist los?“, hakte Ino nach und wurde von Hinata in eine Seitengasse gezerrt. „Was ist los?“, flüsterte sie. „Wieso tust du so geheimnisvoll?“

„Weil, also Hokage-sama wollte, dass diese Mission geheim bleibt. Du musst mir versprechen, es niemandem zu erzählen, okay?“ Die Blondine nickte gespannt. „Naruto-kun und Sakura sind mit Sasuke aufgebrochen um Itachi Uchiha zu töten.“
 

Sakura ging es schlecht. Ihr Körper fühlte sich ein wenig taub an, ihr rechter Arm hing während des Laufens nur mehr herunter. Irgendwie war ihr heiß, aber nicht wegen der Anstrengung. Sie fühlte sich krank, und zwar sehr krank.

„Sakura?“ Naruto reduzierte seine Geschwindigkeit und wartete, bis sie zu ihm aufgeholt hatte. „Was ist los mit dir?“

„Keine Ahnung.“ An ihrer Stirn hatten sich erste Schweißtropfen gebildet. „Es ist so verdammt heiß.“ Nun ließ sich auch Sasuke zurückfallen und lief neben ihr her. Er kannte sich nicht gut mit Medizin aus, da er selbst von Kranksein wenig hielt und daher auch wenig bis gar nicht zum Arzt ging, aber das Mädchen zu seiner Rechten sah alles andere als gesund aus. Er musterte sie kurz und beschloss dann, dass es keinen Sinn hatte, weiter zu rennen. Vor etwa einem halben Jahr war etwas Ähnliches mit ihr passiert, das sich als Schwächeanfall entpuppt hatte. Jetzt so lange zu laufen, bis sie ohnmächtig wurde, war zwecklos. Der Uchiha blieb stehen. Das Blut an seinen Sachen war längst getrocknet und verlieh ihm ein gespenstisches Aussehen. Hätten ihn seine Freunde nicht so gut gekannt, hätten sie Angst vor ihm gehabt. „Was ist los, Sasuke?“, keuchte Sakura, versucht lässig zu klingen.

„Machen wir uns nichts vor, du kannst nicht mehr weiter laufen. Legen wir eine Pause ein.“

„Aber je früher wir in Konoha sind, desto früher kann ich mich ausruhen!“

„Ich möchte eine Pause machen“, sagte er kühl und setzte sich auf den harten Waldboden. Es war eines der wenigen Male, an denen sie an keiner Lichtung Rast machten, aber man musste nehmen was kam. Außerdem würden sie in einer Viertel Stunde sowieso wieder aufbrechen. „Unsere Wasservorräte sind erschöpft, unsere Nerven und Kräfte ebenso. Naruto holt Wasser und du ruhst dich aus, klar?“

„Ich muss mich nicht ausruhen!“, rief Sakura aufgebracht. Eigentlich war ihr Stolz das Dämlichste an ihr, aber sie konnte sich nicht dagegen wehren. „Behandle mich nicht wie ein Kind!“

„Ich behandle dich nicht wie ein Kind, aber ich bin der Leader dieser Mission und ich habe die Verantwortung für euch. Und wenn ich sage, dass du dich ausruhen sollst, dann tu es gefälligst.“

„Hör auf mit so einer besserwisserischen Stimme zu reden! Wir sind weder deine Untergebenen, noch deine Kinder, die du beschützen musst. Du scherst dich doch um niemanden! Und deine abwesende, kühle Stimme treibt mich in den Wahnsinn!“ Sakuras Stimme wurde leiser und ihre Augen immer kleiner. Ihre Stirn war heißer als jemals zuvor, irgendwie war sie plötzlich müder als vor fünf Sekunden. Sie spürte, wie ihr Kreislauf langsam in sich zusammenbrach. Das nächste, das sie spürte, war der Waldboden, der sich gegen ihren Körper drückte.
 

Als Naruto mit frisch gefüllten Wasserbehältern wiederkam, sah er Sakura am Boden liegen, daneben Sasuke, der versuchte ihren Puls zu fühlen. „Was ist los? Sie atmet doch noch.“

„Ihr Puls rast und sie ist heiß“, meinte der Uchiha sah auf. Naruto sah ihn fragend an, sagte jedoch nichts. Er hatte wenig Ahnung von Medizin, ebenso wie Sasuke, aber er sah genau, dass es seiner Freundin schlecht ging.

Hinter ihnen raschelte es. Die beiden drehten sich instinktiv um, doch es war zu spät, als sie die Falle bemerkten. Es waren etwa zwei Dutzend Banditen, doch auch wenn Sasuke und Naruto normalerweise spielend mit solchen Leuten fertig wurden, war diese Zahl doch mehr als unfair. Zudem lag Sakura bewusstlos auf dem Boden und war somit ein leichtes Ziel und ihr Leben wollte niemand gefährden. „Naruto, halte sie auf und komm dann nach! Ich kümmere mich um Sakura!“ Es war ihm eigentlich nicht recht, dass Naruto den Helden spielen durfte, doch es war die klügste Entscheidung. Mit seinen Kage Bunshins, die um einiges mehr her machten als seine eigenen, hatte der Blonde eben größere Chancen. Sasuke drehte sich zu Sakura, griff sie unsanft auf, hievte sie auf seinen Rücken und rannte um ihr Leben. Zu dritt hätten sie diese Banditen fertig gemacht, aber es war zu riskant mit einer kampfunfähigen Person. Diese Mission war schon schlimm genug gewesen, aber nun war sie das zweit Schrecklichste, das er jemals erlebt hatte.

Naruto sah ihm kurz hinterher, dann wandte er sich zu den unzähligen Angreifern. „Ist schon lange her, dass ich einen Kampf hatte“, flüsterte er sarkastisch und grinste, ehe er zehn Schattendoppelgänger erschuf und sich zum Kampf bereit machte.
 

Der Uchiha sah sich erst nach wenigen Minuten um, als er sicher war, alle abgehängt zu haben. Er war sowohl psychisch als auch physisch erschöpft. Das alles zehrte an seinen Nerven. Es war schon so viel geschehen und jetzt hatte er sein einziges Lebensziel erreicht. Ein feiner Tropfen fiel auf seine Schulter. Erst dachte er, dass Sakura wach war und weinte, aber es folgten weitere Tropfen und als er gen Himmel sah, seufzte er. Regen. Wie so oft, wenn etwas Schlimmes passierte, weinte der Himmel ironisch mit. Es war eine schlechte Eigenschaft, die der Himmel mit sich brachte, denn er machte schlechte Situationen noch schlechter. Es war zu gefährlich weiter zu laufen, denn der erste Donner kündigte sich grollend an. Sasuke selbst war erschöpft und müde vom Kämpfen. Wie eine göttliche Fügung bemerkte er eine Höhle, auch wenn es logisch war, dass in solch gebirgigen Gegenden eine Anhäufung an Höhlen sein musste. Sasuke war dankbar für diesen Unterschlupf und trat ein. Es war noch hell, aber durch den Regen dämmerte es schon. Er vermutete, dass es zwischen sechs und acht Uhr war, doch über das machte er sich wenige Gedanken. Jetzt waren andere Dinge wichtig.
 

Narutos Chakra war stark reduziert worden, denn seine Gegner hatten mehr drauf als er gedacht hatte. Nicht dass er an seine Grenzen gegangen wäre, aber es war schon heftiger gewesen als er gedacht hatte. Nun war er auf dem Weg nach Konoha-Gakure, wohin Sasuke mit Sakura sicherlich auch war. Er vermisste Hinata. Sie machte sich sicherlich schon große Sorgen um ihn.

¬¬

Als Sakura erwachte sah sie nur grau. Langsam drehte sie den Kopf zur Seite, um ihre Umgebung zu erkunden. Es war eine Höhle, aber wie sie hierher gekommen war, war ihr ein Rätsel. „Geht es dir wieder besser?“, fragte Sasuke mehr routiniert als besorgt.

„Ich habe dir doch gesagt, dass du diese kühle Stimmlage lassen sollst. Das nervt. Wie spät ist es überhaupt?“

„Du warst einige Stunden bewusstlos, es ist schon Morgen. Ich habe dein Leben gerettet und dafür werde ich angekeift? Das ist nicht sehr freundlich.“

Ein stechender Schmerz durchzuckte ihren Arm und ließ Sakura zusammenzucken. „Ich habe keine Lust mich mit dir zu streiten!“, presste sie hervor und lehnte sich an die feuchte Höhlenwand. „Lass uns Frieden schließen, ja?“

„Das haben wir doch schon so oft versucht.“

„Seit wann bist du eigentlich so?“, fragte Sakura und sah ihn sanft an.

„Wie bin ich denn?“ Sasuke rückte ein wenig näher an sie heran, damit sie beide nicht schreien mussten, um miteinander zu reden. Er hoffte, dass sie diese Bewegung nicht falsch verstehen würde.

„Von uns allen machst du die meiste charakterliche Entwicklung. Das meinte ich damit.“

„Versuchst du gerade deine Hobbypsychologie bei mir?“

„Darf ich denn?“

„Wenn es sein muss. Es ist vielleicht ganz interessant seinen Charakter von jemandem erklärt zu bekommen, der nicht man selbst ist.“

Sakura lächelte leicht, sie mochte diese Seite an Sasuke, denn sie war menschlich. „Als wir uns kennen lernten, war ich furchtbar verliebt in dich und du brauchst mich gar nicht so anzusehen“, mahnte sie. „Ich sah nur diese coole und lässige Seite an dir, aber nachdem wir gezwungener Maßen Zeit miteinander verbracht haben, habe ich andere Seiten an dir kennen gelernt. Ich habe gemerkt, dass du unnahbar warst und versessen auf ein mir damals unbekanntes Ziel. Doch später erkannte ich deine verletzliche Seite, die dich daran hinderte, anderen zu vertrauen und dich auf andere zu verlassen. Diese auf Rache versessene Seite gewann schließlich die Oberhand und du hast dich Orochimaru angeschlossen. Als wir dann wieder als Team 7 vereint waren hast du dich komplett geändert.“

„Und wie genau?“, hakte Sasuke nach. Es war nichts, das er nicht selbst gewusst hätte, aber dennoch faszinierte ihn Sakuras Erläuterung. Sie räusperte sich, um ein Zucken zu überdecken, das von den Schmerzen in ihrem Arm ausgelöst worden war.

„Wie genau, fragst du?“, sagte sie lachend. „Du hast plötzlich über Witze gelacht, wegen denen du damals nicht einmal mit den Mundwinkeln gezuckt hättest. Du hast dich mit mir gestritten, ohne gemein zu sein. Du hast mich beleidigt, ohne es wirklich so zu meinen. Plötzlich warst du teamfähig, konntest mit anderen normal reden und hast Leuten geholfen, die du eigentlich nicht kanntest. Und du wolltest Naruto nicht umbringen.“

„Ach ja?“

„Jetzt tu bloß nicht so, Sasuke. Du bist ein vollkommen anderer Mensch. Du bist ein Mensch, der mir wichtig geworden ist.“

„War ich dir damals nicht wichtig?“, wollte Sasuke wissen. Er hatte sich von ihren Worten fesseln lassen, so etwas war ihm noch nie passiert.

„Du warst mir wichtig, weil wir in einem Team waren. Es war mehr Loyalität als Sorge um dich, aber nun bist du mir als Mensch wichtig. Ich mache mir Sorgen um dich und will, dass du glücklich bist.“

„War das eben eine Liebeserklärung?“

„Wäre es so schlimm, wenn ja? Wieso wehrst du dich immer noch gegen Gefühle? Es muss nicht Liebe sein, ich will nur deine Freundin sein. Nur eine Freundin, die dir hilft und für dich da ist. Nimm diese Hilfe an, bitte.“

Sasuke sah zu Boden. „Es ist nicht so einfach. Immer wenn mir Menschen wichtig werden, dann werden sie mir weggenommen.“

„Dein Bruder ist tot. Es kann nichts mehr passieren. Lebe doch endlich!“ Das nächste was Sasuke spürte, waren Sakuras Arme um seinen Körper. Es war eine Umarmung, eine einfache Umarmung, ohne Hintergedanken und große Bedeutung, doch für ihn bedeutete es alles. Es war das erste Mal seit Jahren, dass ihn jemand so berührt hatte. Es war als ob ihn seine Mutter umarmen würde, und doch war es anders. „Lass dich gehen und lebe.“

„Ich weiß nicht, ob ich das kann“, flüsterte er an ihrem Kopf vorbei, immer noch in dieser Umarmung versunken.

„Aber ich weiß, dass du es versuchen kannst. Mit meiner und Narutos Hilfe wirst du es schaffen. Glaube an uns und glaube an dich.“
 

Während Naruto die Gegend absuchte, kam das Südtor Konohas zum Vorschein. Er war die ganze Nacht durchgerannt, hatte Sasuke und Sakura aber nicht gefunden. Womöglich waren sie schon in Konoha und erstatteten Tsunade Bericht. Der Blonde macht sich Sorgen. Sasuke konnte unmöglich so lange und schnell mit Sakura auf dem Rücken gelaufen sein. Hoffentlich waren sie wirklich schon bei Tsunade…

Entscheidungen

„Manche Menschen mögen es wohl Schicksal nennen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Uchiha das alles eingefädelt hat, wenn du mich fragst.“ Tsunade nahm einen Schluck Sake und fasste sich an die Stirn. „Wenn der kleinere Uchiha den größeren umbringt, dann hab ich einen Haufen Papierkram am Hals.“

„Wenn er es nicht schaffen würde hättest du aber noch mehr Papierkram, denn dann müsstest du ANBU Akten sortieren, die bei einem Auftragsmord an Uchiha ums Leben gekommen wären.“

„Ich kann also zwischen Arbeit und Arbeit wählen. Du hast ein riesiges Talent Leute aufzumuntern, Jiraiya.“

„Ich weiß. Ich hoffe, dass Sasuke seinen Bruder umbringt. Das wäre das Beste.“
 

Es hatte schon vor Stunden aufgehört zu regnen, dennoch hatten sich Sasuke und Sakura noch nicht auf den Weg zurück nach Konoha gemacht. Sakura ging es immer noch nicht gut und sich tragen zu lassen war für beide zu riskant. Wenn Angreifer kommen würden, dann wären sie schlichtweg im Nachteil. Bis Konoha-Gakure waren es noch etwa zwei Tage.

„Wie fühlst du dich?“

„Ich denke wir können bald aufbrechen. Mein Arm ist wieder in Ordnung und das Fieber ist auch fast weg.“

Sasuke stand auf und sammelte seine Sachen ein, um sie in den Rucksack zu packen. Er hoffte, dass Naruto noch nicht sämtliche Ninjas zu Suchteams gespannt hatte, um nach ihnen zu suchen. Das würde ihm ähnlich sehen. „Gut, dann lass uns gehen.“ Sakura nickte und stand ebenfalls auf. Der Schwarzhaarige hatte ihr den Rücken zugewandt und stand bereits am Ausgang der Höhle. „Sakura…erzähl bitte keinem, was hier passiert ist.“

Sie war froh, dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte, denn sie hatte gerade die Fassung verloren. „Okay…ich weiß ja, du hast…einen Ruf zu verlieren.“ Sakura brachte ein enttäuschtes Lächeln zustande und berührte im Vorbeigehen leicht seinen Arm mit ihrer Hand. „Aber du solltest eines wissen: Wenn du nicht bald auftaust, dann ist es irgendwann zu spät.“

„Und wieso sollte ich dich wählen?“

„Komm, wir sollten gehen.“

Die Reise verlief schweigend. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Sakura versuchte die Fassung zu wahren und hielt ihre Faust streng nach unten. Sie war kurz davor Sasuke wie eine Fliege gegen den nächsten Baumstamm zu schlagen. Sie fand es einfach nur anmaßend wie er redete. Wieso er sie wählen sollte? Was bildete sich dieser Kerl bloß ein? Sie waren hier bei keiner Dating Show, bei der sie mit zwei anderen Kandidatinnen um sein Herz buhlte. Und sie war auch kein Preis, den man sich aussuchen konnte. Eigentlich dachte sie, dass er sich geändert hätte, aber seine Arroganz und sein unglaublich großes Ego waren immer noch unverändert geblieben.

„Soll ich dir etwas sagen?“, fragte sie rhetorisch mit kühler Stimme. Sakura hatte eben beschlossen, dass es an der Zeit war Klartext zu reden. „Ich finde deine Art widerlich. Du behandelst mich wie ein Objekt und das obwohl ich und Naruto die einzigen waren, die an dich geglaubt haben und noch immer an dich glauben. Wie kannst du es dir anmaßen mit mir so zu reden, als ob ich nur ein unbedeutender Teil deines Lebens bin? Die Ausrede mit deinem Bruder und deinem zerstörten Menschenvertrauen reicht mir langsam. Dieses Kapitel ist vorbei und du musst lernen, dass das Leben weiter geht, verstanden? Behandle Menschen die dir wichtig sind nicht wie Dreck, denn irgendwann werden wir nicht mehr da sein, wenn du erkennst, dass du uns brauchst.“

Sasuke sagte nichts. Er sah starr gerade aus und machte keine Anstalten sich zu rechtfertigen. Sakura sah ihm mit Genugtuung hinterher, als er ein wenig schneller wurde und einen knappen Meter vor ihr her lief.

Wie konnte sie es wagen so mit ihm zu reden? Er war ein Uchiha und außerdem hatte er vieles durchgemacht. Es war ja nicht so als ob Sasuke sich als Opfer darstellen wollte, das war nicht seine Art, aber mit diesem Vortrag hatte sie sein Ego gewaltig verletzt. Er behandelte seine Freunde nicht wie Dreck. Naruto und Sakura waren ihm wichtig und das zeigt er auch immer. Oder etwa nicht?
 

Als Hinata mit einem Einkaufskorb die Straße entlangging kam ihr ein blonder Haarschopf entgegen, den sie besser kannte als alle anderen Menschen, die gerade in Konoha waren. „Hinata-chan! Hinata-chan!“ Ohne groß zu überlegen ließ sie den gefüllten Korb fallen und spürte keine Sekunde später Narutos Umarmung. Sie weinte fast vor Freude, hielt ihre Tränen aber so gut es ging zurück. Einzig und alleine die glasigen weißen Augen verrieten sie. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!“

„Ach Naruto, ich bin es, die vor Sorge fast gestorben ist. Wo sind Sasuke und Sakura und was ist mit Itachi?“

„Der ist tot und Kisame auch. Sind die beiden denn noch nicht hier?“

Hinata schüttelte den Kopf. „Ich habe sie noch nicht gesehen und Sakura hätte mir sicherlich Bescheid gesagt. Aber…ihr wart doch gemeinsam unterwegs!“

„Man hat uns angegriffen und deswegen mussten wir uns trennen. Vielleicht sind sie ja bei Tsunade! Ich sehe nach, außerdem muss ich mich ja bei ihr anmelden, dass die Leute nicht denken, dass ich ein Nuke sein würde.“

„Wenn du bei Hokage-sama fertig bist, kann ich dann vorbei kommen?“

Naruto hatte ihr einen leichten Kuss auf die Wange gehaucht und war schon auf dem Weg zum Hauptgebäude, als er sich im Rennen umdrehte und ihr winkte. „Klar doch! Ich freu mich schon!“
 

„Jetzt sage ich dir mal etwas, Sakura“, sagte Sasuke im ernsten Tonfall, nachdem er sich wieder auf Sakuras Höhe zurück fallen gelassen hatte. „Ihr seid mir wichtig und ich behandle weder dich noch Naruto wie einen unwichtigen Teil meines Lebens. Womöglich zeige ich es euch nicht oft genug, aber ihr wisst genau, dass ich es so meine.“

„Nur wissen reicht aber nicht! Denkst du, dass es uns leicht fällt immer nur auf deine kalte Schulter zu stoßen, wenn wir nett zu dir sind? Das zehrt an unseren Nerven!“

Sasuke sah stur nach vorne. „So hat mir das noch nie jemand gesagt.“

Sie musste lächeln. „Genau das meinte ich mit Veränderungen. Früher hättest du einfach nur geschmollt und nichts mehr gesagt. Du zeigst Einsicht, das ist schön.“

„Denke ja nicht, dass ich plötzlich weich geworden bin.“

„Das würde ich nie behaupten. Einsicht ist eine gute Eigenschaft und kein Hindernis in deinem Leben.“ Sakura beschleunigte ihre Schritte. „Komm schon, wenn wir uns beeilen sind wir in zwei Stunden in Konoha.“
 

„Was heißt hier sie sind noch nicht da?“, fragte Naruto besorgt und aufgebracht. „Sie müssen schon da sein! Wo sollen sie denn sonst sein?“

„Naruto! Setz dich hin und beruhige dich“, mahnte Tsunade und sah ihn böse an. „Wenn du hier hysterisch wirst hilft das keinem. Erzähl mir was passiert ist und dann suchen wir nach einer Möglichkeit Sakura und Sasuke zu helfen.“

„Wir waren sieben Tage unterwegs bis wir an der Grenze von Cha no Kuni auf Itachi Uchiha und Kisame Hoshikage trafen. Sasuke und Itachi duellierten sich am Rande des Senshiba, Sakura und ich kämpften gegen Kisame am anderen Ende. Sasuke hat Itachi getötet, Sakura und ich Kisame. Wir waren erst ein paar Stunden unterwegs, wieder auf dem Rückweg nach Konoha, als Sakura Fieber bekam und ohnmächtig wurde.“

„Was ist mit den beiden Leichen?“

„Sie sollten immer noch dort liegen, aber wegen unseren Verletzungen haben wir es uns nicht zugetraut, die Leichen mitzunehmen.“ Tsunade nahm sich vor, ein Team nach Cha no Kuni zu schicken, um den Tod der beiden Nuke zu bestätigen. Ihre Leichen mussten vernichtet werden, denn sie waren sogar tot noch mächtig und enthielten viele Informationen, die Konoha schaden könnten. „Als Sakura in Ohnmacht fiel, griffen uns gute zwanzig Straßenräuber an. Da sie uns zahlenmäßig überlegen waren und Sakura kampfunfähig war, hielten wir es für zu riskant gegen sie zu kämpfen. Ich hielt sie für kurze Zeit in Schach, Sasuke flüchtete mit Sakura. Ich dachte, dass sie nach Konoha zurückkommen würden.“

„Geben wir ihnen noch drei Stunden. Immerhin ist Sakura krank, da wird die Rückkehr wohl länger dauern als bei dir. Wenn sie bis Mittag nicht hier sind, werde ich ein Suchteam aussenden. Geh nach Hause und ruh dich aus, helfen kannst du den beiden mit deiner Sorge derzeit nicht. Denk an deine eigene Gesundheit.“

„Danke, Tsunade-sama. Ich hoffe nicht, dass ein Suchtrupp nötig sein wird.“

„Ich auch, Naruto, ich auch.“
 

Die nächsten zwei Stunden waren die reinste Qual für den sonst so sorglosen Chaosninja. Hinata tat alles, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, obwohl sie sich selbst Sorgen machte. Sie kochte ihm Ramen, räumte seine Wohnung oberflächlich auf, umarmte ihn und redete ihm gut zu, doch ganz von seiner Befürchtung konnte sie ihn nicht befreien. Es machte sie fertig, dass sie nichts für ihn tun konnte. Er war Jo-Nin, sie konnte erst in wenigen Tagen die Chu-Nin Prüfung beginnen. Naruto war stark, selbstbewusst und ehrgeizig. Das viele Training trug schnell Früchte bei ihm, doch wenn Hinata trainierte, dann brachte das ihrer Meinung nach nichts. Alle machten Fortschritte. Alle, außer sie.

„Was ist los, Hinata?“, fragte Naruto. Er merkte, dass etwas mit ihr nicht stimmte. „Was hast du?“

„Nichts, schon gut.“

„Hey, ich merke doch, dass etwas nicht mit dir stimmt. Sag es mir doch, ich werde zuhören.“

Die Hyuga stand auf und lehnte sich ans Fenster. „Es ist der Fortschritt! Euer Fortschritt. Du wirst von Tag zu Tag stärker, Sakura hat sich innerhalb eines Jahres so sehr weiterentwickelt, dass sie mich mit links besiegen könnte und sogar Ino ist schon stärker als ich! Das ist nicht fair! Ich trainiere so hart und bin die einzige, die auf der Stelle läuft.“

Naruto stellte sich zu ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Das ist Blödsinn und das weißt du genau. Ich habe einen Dämon in mir, also kannst du dich mit mir schon einmal nicht vergleichen. Ino hat eben einen Schub bekommen, dafür bleibt sie nun auch stehen, wie du es bezeichnest.“

„Und was ist mit Sakura? Auch wenn es blöd klingt, aber sie hätte gegen mich vor einem guten Jahr noch verloren, nun besiegt sie mich ohne Anstrengung!“

„Sakura und dich zu vergleichen ist unmöglich. Sie hat einen anderen Charakter als du und Tsunade hat auch einen Großteil dazu beigetragen. Hättest du bei ihr trainiert, dann wärst du jetzt so stark. Sakuras Situation ist anders als deine und deswegen hat sie auch eine andere Art von Antriebskraft als du. Ihr seid einfach zu verschieden.“

„Danke für den Versuch mich aufzumuntern, Naruto-kun.“

„Hab ich das etwa nicht geschafft?“

Hinata lächelte und wischte sich eine winzige Träne aus dem rechten Auge. „Doch. Es geht mir schon viel besser.“
 

Als Sakura das Südtor Konohas erblickte erhellte sich ihr Gesicht. Ihre Augen strahlten, ihr Blick wirkte plötzlich viel weicher und das Lächeln, das ihre Lippen umspielte, war aufrichtiger denn je. Sasuke bemerkte diese Veränderung und das erste Mal in seinem Leben erkannte er, dass sie ein Mädchen war. Er hatte natürlich gewusst, dass sie eines war, aber bisher hatte er sie als Teamkollegin und Kampfgefährtin gesehen. Dass sie ein Mensch war, der Hobbys, Interesse, Freunde und Familie hatte wurde ihm erst jetzt schlagartig klar. Womöglich ging es jetzt zu schnell, aber er hatte das Gefühl, als ob sie ihm mehr bedeuten würde als eine einfache Freundin.

„Was ist?“, kicherte sie leise und richtete ihren Blick wieder nach vorne. Nachdem sie Itachi getötet hatten konnten sie nun endlich in Frieden leben. Keine Familienfehden mehr, keine Racheaktionen und hoffentlich in nächster Zeit kein Krieg. Das Leben kam ihr in diesem Moment so unendlich schön vor.

„Nichts. Schon gut. Ich freue mich nur, dass du so glücklich aussiehst.“

Sakura schoss eine leichte Röte ins Gesicht. „D-Danke. Was ist mit dir los?“

„Wie meinst du das?“

„Schon gut. Vergiss es.“ Sie hatten Konoha erreicht, wiesen sich aus und traten ein. Der erste Schritt, den sie auf den vertrauten Boden ihrer Heimatstadt setze fühlte sich besser an als alles andere auf dieser Welt. Sie war wieder zurück und diesmal endgültig. Naruto, Sasuke und sie waren als Team zusammen, die Gefahr von Akatsuki war fürs erst gebannt und Sasuke hatte nun endlich seine Rache und war ein normaler Mensch. Sakura hätte die Welt umarmen können, wären ihre Arme nicht so lädiert gewesen.

„Ich gehe zu Tsunade und liefere den Bericht ab. Geh nach Hause und ruh dich aus.“

„Danke. Wir sehen uns später.“ Sakura bog recht ab, während Sasuke geradeaus ging. Sie wollte erst sofort ins Uchiha Anwesen zurückkehren, doch wenn Naruto schon zurück war, machte er sich sicherlich große Sorgen um sie beide. Ihm zu sagen, dass sie wieder da waren hielt sie für fair. Außerdem wollte sie Hinata und Ino von der Mission erzählen und sich auf den Neuesten Stand bringen lassen.

Es war verblüffend wie schön die Welt auf einmal war. Das Vogelgezwitscher und der Duft der Blumen hoben Sakuras Stimmung zusätzlich und ohne es wirklich bemerkt zu haben, stand sie plötzlich in Narutos Wohnzimmer. Wieso er auch nie absperrte.

„Naruto?“ Das nächste was sie hörte war ein umfallender Sessel, eine vor Freude weinende Hinata und einen schreienden Naruto. Das nächste was sie hingegen spürte waren zwei feste und zwei zierliche Arme, die sich um sie schlangen und sie fast zerdrückten. „Ich freu mich ja auch euch zu sehen, aber ich kriege keine Luft mehr!“, keuchte sie und versuchte sich aus den Griffen der beiden zu befreien. Glücklicherweise ließen sie schnell ab, nur die Hyuga hielt ihre Hand in ihren beiden Händen und redete schnell und unverständlich auf sie ein.

„Naruto hat gesagt ihr seid verschwunden…habe mir Sorgen gemacht…gedacht, dass ihr tot seid…bin so glücklich!“, waren nur wenige Wortfetzen die sie verstand, bis sie ihre Freundin unterbrach.

„Hinata, halt die Luft an!“ Sie nahm es wörtlich und hörte wirklich auf zu atmen. Sakura sah sie skeptisch an, doch anscheinend half es. „Gut, zähle bis drei und dann atmest du fünf Mal tief aus und ein, dann kannst du wieder reden, ja?“ Hinata nickte und tat wie ihr geheißen. Die Rosahaarige wandte sich zu Naruto und setzte sich mit ihm auf die Couch.

„Und?“, fragte er.

„Sasuke ist bei Tsunade-sama und erstattet Bericht. Ich nehme an, du hast ihr schon alles bis zu dem Zeitpunkt unserer Trennung erzählt?“ Er nickte. „Ich wollte nur schnell vorbei schauen und dir sagen, dass wir unverletzt wieder hier sind. Ich hoffe du bist mir nicht böse, wenn ich nach Hause gehe, ich bin müde.“

„Klar, kann ich verstehen.“ Sie stand auf und wandte sich zum Gehen um. Hinata war anscheinend in der Küche verschwunden. „Ach ja, Sakura! Ist etwas zwischen euch passiert?“

„Nein. Wir haben uns nur ordentlich die Meinung gesagt. Also alles wie immer.“

„Was ist los mit dir?“, fragte er nun, als ihm der eigentliche Grund für ihre Trennung wieder einfiel. „Wieso bist du ohnmächtig geworden?“ Damit hatte sie nicht gerechnet und vor allem wusste sie es selbst nicht so genau. „Das war schon einmal, kannst du dich erinnern?“

„Natürlich“, meinte sie langsam. „Damals war es bloß ein Schwächeanfall, nun ist es wahrscheinlich ein Virus. Ich habe mich damals von Tsunade-sama untersuchen lassen, aber sie meinte, dass alles mit mir okay sei. In ein paar Tagen werde ich wohl eine Grippe oder etwas Ähnliches bekommen. Ich will dich nicht anstecken, also, bis dann.“ Sakura stand auf, lächelte ihn an und verschwand dann.
 

Als Sasuke Uchiha das Uchiha Anwesen, sein Elternhaus, sein Heim, betrat, schlief Sakura schon. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits kurz nach halb sieben war. Es war schon dunkel, obwohl es erst Mitte November war. Kaum zu glauben, was alles passiert war. Er hatte einfach so gesagt, dass Naruto und Sakura ihm wichtig waren. Ohne Hintergedanken, ohne Plan, ohne Scham, ohne Furch vor Ablehnung. Vielleicht hatte ihn der Tod seines Bruders doch ein wenig befreit. Bevor sie zu dieser Mission aufgebrochen waren wollte er sich nicht einmal eingestehen, dass er Sakura mochte. Er wusste es ja, aber er wollte es einfach nicht wahrhaben, dass es plötzlich Menschen gab, die ihm wichtig waren und um die er sich sorgte. Nun konnte er verstehen, wieso Naruto ihn unbedingt aufhalten wollte und ihn nicht aufgeben wollte. Er würde nun das Selbe für ihn tun.

Sasuke legte seine Sachen ab und ging wie mechanisch ins Badezimmer um zu duschen. Während das warme Wasser auf seine Haut prasselte dachte er weiter nach. Er war nun fünfzehn Jahre alt, seinen Geburtstag hatte er wegen des Trainings nicht gefeiert. Es war nun der vierte in Folge, den er einfach so passieren ließ ohne etwas zu bekommen oder zu verlangen. Narutos Geburtstag hatten sie letztes Jahr auch nicht gefeiert, Sakuras genauso wenig. Es war irgendwie traurig, dass sie keine Zeit für solche Dinge hatten. Das war nichts, was ihm jemals wichtig gewesen war. Geburtstage. Man feierte, dass man geboren wurde, aber wichtig war es ihm nie. Jetzt fand er es schade, sie nicht gefeiert zu hatten. Es war nicht die Feier an und für sich, die ihm plötzlich wichtig erschien, sondern das Zusammensein mit Familie und Freunden. Familie…ein Luxus, den keiner der drei genießen durfte. Auch wenn Sakuras Eltern anscheinend noch lebten, es nützte nichts, wenn sie nicht da waren.

Als er aus der Dusche stieg, zog er seinen Pyjama an und ließ sich erschöpft ins Bett fallen. Bis er einschlief dachte er in einem Dämmerzustand über Sakuras Worte nach. Sie hatte Recht und komischerweise machte ihm das nichts aus.
 

Die Sonne warf ihre ersten morgendlichen Strahlen gen Erde. Sie waren zu schwach, um irgendjemanden in der Nase zu kitzeln, aber trotzdem erwachte Sakura recht früh. Sie war aber auch schon zeitig zu Bett gegangen. Leise zog sie einen Hausanzug an und tapste die Stiegen runter ins Erdgeschoß. Sasuke schlief anscheinend noch, anders hätte es sie auch gewundert. Viel geschlafen hatten sie ja auf dem harten Höhlenboden nicht. Sakura öffnete die Tür die in den Garten hinausführte und zuckte leicht, als sie das kalte Gras unter ihren Füßen spürte. Sie machte sich erst gar nicht die Mühe, ihre Schuhe anzuziehen. Der Garten sah immer noch aus als hätte eine Bombe eingeschlagen, aber Sakura war froh darüber. Dann hatte sie wenigstens etwas zu tun, wenn ihr Tsunade Zwangsurlaub aufdrücken würde und das tat sie sicherlich. Sie kannte ihre Meisterin gut und sie würde ihnen ziemlich sicher ein paar Wochen keine Missionen geben, damit sie alles physisch und psychisch verdauen konnten. Eigentlich war ihr das gar nicht so unrecht, denn es war seit einem Jahr viel passiert. Die zähen Durststrecken ohne Spannung waren immer nur von kurzer Dauer gewesen und im Großen und Ganzen war es immer recht aufregend und bewegt gewesen.

Das plätschernde Wasser, das aus dem kleinen Bambuswasserfall floss, beruhigte sie und endlich konnte sie einmal richtig ausspannen. Sakuras Gedanken schweiften ab. Sie dachte über alles und nichts nach. Irgendwann blieben ihre Gedanken bei Naruto und Sasuke und dem Kampf hängen, den die beiden irgendwann einmal bestritten hatten. Bei dem bloßen Gedanken daran wurde ihr wieder unbehaglich zumute. Diese ungeheure Kraft und Ausdauer. Im Gegensatz dazu war sie schwach. Sie wollte auch einmal so stark sein. Leider würde sie das nie werden, aber dennoch würde sie hart trainieren. Für sich und für ihr Team.
 

Manchmal hasste Tsunade das Amt des Hokagen. Eigentlich hasste sie es immer, außer wenn sie Befehle verteilen konnte und herumherrschen durfte, aber das war nur selten der Fall. Ihr Tisch stöhnte unter den vielen Aktenbergen und sie konnte sich nicht erinnern, wo diese ganzen Stapel hergekommen waren. Das meiste waren sowieso Anträge auf Förderungen und Neubauten, die die Bewohner stellten. Es war eine Menge Platz nach dem Krieg frei geworden, deswegen siedelten sich viele Zivilisten aus anderen Dörfern an, was ihr gar nicht so recht war. Anstellte die Verluste, die der Krieg bereitet hatte, mit neu zugehenden Shinobis auszugleichen, hatte sie auf einmal eine Ecke mehr kampfunfähige Zivilisten in Konoha, als ihr lieb war. Es war eine zusätzliche Belastung für die Dorfkasse und für sie selbst ebenso. Aber als Hokage durfte man sich ja nicht beschweren und das hatte sie auch nicht vor, aber Gedanken waren immerhin frei.

„Jiraiya, ich weiß, dass du da bist, du brauchst dich gar nicht anzuschleichen!“, keifte sie missmutig ohne sich umzudrehen.

„Ich schleiche nicht“, gab er zurück und beschloss im Geiste wieder an seinen Spionagefähigkeiten zu feilen. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich den üblichen Verdächtigen eine Nachricht zukommen ließ. Sie sollten in einer halben Stunde hier sein. Und ich sage dir, mit deiner Nachricht werden sie nicht gerade glücklich sein.“

„Das weiß ich, aber sie sind immer noch Kinder. Sasuke ist fünfzehn und Naruto und Sakura sind vierzehn. Da sie alle Vollwaisen sind, trage ich als Dorfoberhaupt und Kopf des Staates die Verantwortung für ihre Sicherheit und Gesundheit.“

„Sie werden sich sowieso nicht daran halten“, vermutete Jiraiya.

„Das werden wir noch sehen was sie befolgen und was nicht“, warf sie dazwischen und ließ ihre Handknöchel knacksen.
 

Exakt eine halbe Stunde später standen die drei Jo-Nin Frischlinge im Büro Tsunades und mussten sich einen Vortrag anhören. „Eigentlich war diese Mission unverantwortlich, aber ihr hättet es ja sowieso getan. Dennoch trage ich die Verantwortung für alle Vollwaisen in diesem Dorf und deswegen müsst ihr euch an meine Befehle halten. Zudem bin ich hier der Chef, klar?“

Naruto rechnete nach. „Moment Mal, Sakura ist doch keine Vollwaise!“ Als ob gerade der Groschen bei allen anderen gefallen wäre sahen sich alle möglichen Leute an. Erst blickte Sakura zu Tsunade, dann sah sie ihre beiden Freunde entschuldigend an. Sasuke und Naruto hatten sich ebenfalls kurz fragend angesehen, bevor sie sich Sakura zugewandt hatten. Die Hokage hatte inzwischen dem Tisch ihre Aufmerksamkeit geschenkt. „Oder nicht? Sakura, sag doch was!“

„Also…Naruto, Sasuke…meine Mutter ist schon vor einem Jahr gestorben, mein Vater vor drei Monaten.“

„Aber…wieso hast du nichts gesagt?“, wollte Sasuke wissen. In seiner Stimme lag eine gewisse Weichheit und Wärme, wie sie es eigentlich nur von Naruto kannte.

„Ich wollte kein Mitleid von euch. Außerdem warst du nie da und Naruto hatte seine eigenen Probleme. Das hätte alles nur schlimmer gemacht. Ich mache mir ja nichts daraus, immerhin habe ich meine Eltern vor drei Jahren das letzte Mal gesehen. Glaube ich. Vielleicht auch länger. Fakt ist, dass ich meine Eltern sowieso so gut wie nie gesehen habe, also lassen wir das. Tsunade-sama, bitte fahren Sie fort.“

Anscheinend gaben sich die beiden Jungs mit dieser Antwort zufrieden, denn sie sagten nichts mehr darauf. „Ich habe beschlossen euch gewissermaßen Zwangsurlaub zu verpassen.“

„Bitte was?!“

„Ihr bekommt einfach so lange keine Missionen, bis ich es euch wieder zumuten kann. Ihr seid Kinder und habt Schlimmes erlebt. Auch wenn ihr euch sträubt, es ist zu eurem Besten. Stellt meine Entscheidung also nicht in Frage und nehmt das so hin.“

„Okay“, kam es von den dreien bevor sie sich umdrehten und aus dem Büro gingen. Naruto schlug vor an die Ramenbar zu gehen, was auch sonst. Zwangsurlaub sollte ihnen nur recht sein, die Zeit war wirklich anstrengend und trainieren konnten sie immer noch.
 

„Ist die bescheuert?!“, raunte Sasuke, als sie außer Hörweite Tsunades waren, sprich an der Ramenbar saßen. „Hat die einen Knall oder wie darf ich das verstehen?“

Naruto war genauso aufgeregt. „Uns Zwangsurlaub zu verpassen! Als ob wir normale Kinder wären. Vor allem ich! Ich meine, hallo? Irgendwie glaubt sie doch selber nicht, dass wir uns daran halten, nicht wahr?“

„Ach, regt euch doch ab. Sie will eben das Beste für uns. Ihr benehmt euch verdammt kindisch“, warf Sakura ein und überwand sich eine Schüssel Ramen zu bestellen. Sie mochte dieses Gericht ja, aber wenn Naruto in der Nähe war bestand ihre Portion nie lange und sie hatte das Geld ja auch nicht bei den Ohren raus stehen. „Seht es so: Wir haben viel Zeit um zu trainieren und den Rest der Freizeit können wir genießen, ohne in Lebensgefahr zu schweben.“

Sasuke sah sie skeptisch an. „Da magst du Recht haben, aber ich konnte noch nie still sitzen.“

„Dann lern es eben jetzt. Es ist ganz einfach, du darfst dich nur nicht von einem halsbrecherischen Abenteuer ins nächste stürzen.“ Sie grinste, doch plötzlich fiel ihr etwas ein. Sakura legte die Stäbchen weg und schlürfte den Rest der Nudelsuppe. „Ich muss noch schnell zu Ino, wartet nicht auf mich, ja?“, Sie stand auf und lief die Straße runter Richtung Yamanaka Anwesen. Sie musste doch noch das Essen planen.

Als sie weg war drehte sich Naruto zu seinem Freund. „Sag, Sasuke, was ist zwischen euch?“

„Wie, was ist zwischen euch?“

„Ich bin doch nicht blöd…“ Lachen seitens Sasuke. „Da ist etwas zwischen euch. Vor allem bei dir. Sakura ist meine Freundin und du bist mein Freund, ich merke doch, dass da was nicht stimmt. Raus mit der Sprache.“

„Es ist nichts.“

„Dann eben nicht, aber eines sollte dir klar sein: Sakura wird nicht ewig warten.“

„Ich will nichts von ihr!“ protestierte Sasuke ein wenig genervt.

„War ja auch nur eine Vermutung!“

Sasuke seufzte und hielt sich zurück, seinem Freund nicht sofort seine Faust ins Gesicht zu rammen. Es kostete ihn einige Überwindung, aber schließlich hatte sich das zitternde Verlangen nach Streit gelegt. „Ich werde jetzt gehen. Wenn ich noch einmal etwas über Sakura und mich höre, dann werde ich das nächste Mal nicht so freundlich sein“, sagte er gelassen und ging nach Hause. Wieso konnte Naruto nicht so begriffsstutzig wie immer sein? Mit den Händen in den Hosentaschen bog er zum Uchiha Anwesen ein, dass dieses eine Mal unerklärlicher Weise keine schlechten Erinnerungen in ihm auslöste.

War Freundschaft wirklich so stark?

Drei Küsse und ein Desaster

Als Sakura den Gemüseladen mit Hinata und Ino verließ, regnete es in Strömen. Sie waren in den letzten paar Wochen irgendwie zu einer Art Hausfrauengemeinschaft geworden, was vor allem Sakura ganz und gar nicht passte, da sie eigentlich viel lieber trainieren wollte, aber das geahnte ein Ding der Unmöglichkeit war nun doch real geworden. Sie war krank. Besser gesagt hatte sie fürchterlichen Husten und so gut wie keine Stimme. Ihr Kampfgeschrei hörte sich an, wie wenn man auf eine bereits toten Vogel treten würde und Sasuke und Naruto hatten sich deswegen so vor Lachen gekrümmt, dass es ihnen nicht mehr möglich war, ernsthaft zu trainieren.

Nun ging Sakura also, eingehüllt wie im tiefsten Winter, mit ihrer Zivilkleidung die Straße entlang und zerbrach sich den Kopf, was sie heute wohl kochen würde. Sie hatte TenTen, die ja fast gar nicht mehr von Neji wegzubekommen war, überredet mit ihm heute Abend zum Essen zu kommen. Der Hyuga war mit der endgültigen Entscheidung, dass er für immer blind sein würde, vor drei Tagen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Er hatte relativ gefasst gewirkt, wahrscheinlich hatte er die Hoffnung schon vor Wochen verloren.

„Sakura-chan?“, flötete Ino fröhlich. „Schrei doch mal bitte!“ Die Blondine krümmte sich unter dem roten Faltregenschirm vor Lachen und lief schon rot an. Es war köstlich, ihrer Freundin zuzuhören, wenn sie gerade jemanden anschreien wollte.

Sakura fand das alles gar nicht lustig und wollte sie ignorieren, aber aus alter Gewohnheit versuchte sie doch ihre Stimme zu erheben und krächzte armselig: „Halt deinen Mund, du verdammte Egoistin!“ Das, was da aus ihrem Mund kam, ließ sie schnell verstummen, doch für Ino und Hinata hatte es gereicht.

Naruto hatte gar keinen guten Einfluss auf seine feste Freundin, wie Sakura gerade beurteilte. Sie war nicht mehr so schüchtern, zumindest nicht mehr in der Gegenwart ihrer Freundinnen. Sogar sie lachte laut los und ließ den Schirm fast fallen. „Ich kann nicht mehr! Bitte, Sakura, bitte! Hör auf zu reden, ich bekomme schon Bauchschmerzen!“ flehte sie und man konnte kleine Tränen in ihren Augenwinkeln sehen.

Natürlich war die rosahaarige Kunoichi das Opfer, aber es tat ihr gut, dass wieder alles beim alten war. Sie wagte nicht einmal daran zu denken, dass das wieder anders werden könnte.

„Was soll ich heute kochen? Vorschläge von eurer Seite?“, flüsterte sie, doch wegen Inos noch immer andauernden Lachanfalls, hatte sie nur die Hyuga Erbin verstanden und mit Schulterzucken geantwortet. Sie würden heute acht Leute sein, die acht Leute, die von zwölf übrig geblieben waren. Naruto, Sasuke, Neji, Shikamaru, Hinata, TenTen und Ino. Es war womöglich die unerklärliche Ironie des Lebens oder der Selbsterhaltungstrieb des menschlichen Schicksals, dass genau vier Jungs und vier Mädchen von ihnen übrig geblieben waren und sechs davon bereits in einer festen Beziehung waren.

Sakura seufzte unmerklich, da ihre Stimme zu leise war, um lauter als ein toter Vogel zu sein. Sasuke und sie waren noch übrig. Die schlimmen Zeiten waren vorbei, man konnte endlich das Leben genießen und sie wusste genau, auf was diese Situation hinausführen würde. Beim Essen müssten sie beide kritische Blicke ertragen und sich leicht auffordernden Kommentaren stellen. Andererseits…
 

Flashback
 

„War deine Mutter hübsch?“

„Hä? Ähm…ja, sie ist wunderschön.“

„Dachte ich mir.“

„Wieso?“

Ein Grinsen schlich sich auf Sasukes Lippen. „Du hast irgendwelche Komplexe, weil du dich nicht so schön findest wie deine Mutter es ist. Deswegen vergleichst du dich mit ihr und versuchst, sie zu übertreffen.“ Er stand auf. „Ich lege mich wieder hin. Ach ja, noch was.“ Sasuke legte eine Hand auf Sakuras Schulter, als er an ihr vorbeiging und blieb kurz hinter ihr stehen, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. „Charakter ist wichtiger.“ Dann ging er aus der Küche und ließ sie alleine zurück.

Sakura lächelte. „Idiot.“
 

Flashback Ende
 

Es war eine der wenigen Situationen, in denen ihr Herz höher geschlagen hatte. Sasuke war von sich aus so nett gewesen und hatte eine kleine Anspielung gemacht. Er hatte sie bisher immer beschützt, zumindest fast immer. Irgendwie hoffte sie, dass jemand heute Abend etwas sagen würde und er sie einfach küssen würde. Natürlich nur des Effektes wegen.

„Halt!“, krächzte sie entschlossen, doch eigentlich brauchte sie sich nicht mehr zu ermahnen. Sasuke hatte seine Rache bekommen, er war ihr wichtig und umgekehrt bedeutete sie ihm viel, es herrschte Frieden und er war nicht mehr der kalte Junge ohne Vertrauen. Es verstieß aber irgendwie gegen ihre Prinzipien. Vor zwei Jahren hatte sie sich geschworen, sich nicht in Sasuke zu verlieben.

„Hast du was gesagt? Du bist so leise“, meinte Ino, gerade von ihrem Lachanfall erholt, und musste erneut grinsen. Diesmal bekam sie als Antwort boshaftes Schweigen. Noch einmal würde sie sich nicht wegen Sakura so totlachen, das hatte sich diese gerade geschworen. Und irgendwann, da würde sie Rache nehmen. Fürchterliche Rache. Ein diabolisches Grinsen umspielte Sakuras Lippen und lenkte Hinatas Aufmerksamkeit auf sie. Es war wirklich eine entspannte Atmosphäre. Es war lange her, dass sie so frei und unbefangen reden und scherzen konnten.
 

„Sasuke!“, versuchte Sakura zu schreien, und wieder einmal verfluchte sie ihren Hals. Es hatte ja doch keinen Sinn. Hinata war schon bei Naruto, Ino im Yamanaka Anwesen, also konnte ihr niemand helfen. Das hasste sie so an Sasuke Uchiha. Egal wie gut man ihn kannte, man wusste nie, wo er sich wann aufhielt. Es gab so viele Möglichkeiten, doch die beste war wohl das weitläufige Gartenareal, das sie während des Zwangsurlaubes in einen schönen parkähnlichen Platz verwandelt hatte. Es war der perfekte Ort zum trainieren und sie sollte Recht behalten.

„Ah, Sakura!“, rief Sasuke ein wenig zu freundlich für ihren Geschmack. „Ich habe mich schon gefragt, wann du zurückkommst.“

„Wieso?“, flüsterte sie und sah ihren Freund mitleidig lächeln. „Ich war doch nur einkaufen.“

„Ja, aber ich war vorhin bei Tsunade-sama, weil ich wegen des Urlaubes nachfragen wollte. Und da habe ich auch gleich gefragt, ob es etwas gibt, was dir deine Stimme zurückbringt.“ Sakura wurde hellhörig. Hoffentlich hatte ihre Shishou ein Mittel parat gehabt und es Sasuke gegeben. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, bevor er weiter sprach. „Sie hat mir eine Teemischung mitgegeben, die du zwei Mal täglich trinken musst, dann müsste es innerhalb von zwei Tagen weg sein.“

„Zwei Tage?!“, empörte sie sich leise. „Das ist ja eine Ewigkeit! Aber sag mal, Sasuke, seit wann bist du so fürsorglich?“

Er runzelte die Stirn. „Bin ich das? Eigentlich hat mich ja Hinata darum gebeten, als sie heute da waren, um dich abzuholen und du dich noch anziehen musstest. Ino wollte mich daran hindern…kann es sein, dass sie das recht amüsant findet?“

„Nein, wie kommst du darauf?“, fragte sie sarkastisch und war ein wenig enttäuscht. Wegen Hinata also. Dabei hätte sie sich so sehr gewünscht, dass es seine Idee gewesen wäre. Plötzlich unterbrach sie ihre Gedankengänge. Hatte sie das nicht schon einmal?
 

Flashback
 

„Hat jemand meine Sachen gesehen?“, fragte sie laut, doch als Antwort bekam sie nur Kopfschütteln. Ihr schwebte da schon eine Theorie vor, aber sie wagte es nicht, sie zu Ende zu denken. Das war zu absurd. Sie hatte eine Menge nachgedacht. Über den Krieg, über Kiba und Lee und das Gespräch in der Nacht. War sie kurz davor, sich wieder in Sasuke zu verlieben? Energisch schüttelte sie den Kopf. „Blödsinn!“
 

Flashback Ende
 

Sasuke lächelte und legte ihr eine Hand auf die Schulter, als er ihren leicht traurigen Gesichtsausdruck sah. Er war von sich selbst überrascht, dass er es bemerkt hatte. Bis vor wenige Wochen wäre das für ihn noch undenkbar gewesen. „Ich hatte das eigentlich sowieso vor, wollte aber eher in die Apotheke oder zu dieser Kräuterhexe gehen, deren Garten wir bei unserer zweiten oder dritten Mission von Unkraut befreien mussten.“

„Das weißt du noch?“, fragte sie erstaunt. Ihre verdammte Stimme war so leise, dass sie sich ein wenig näher zu Sasuke lehnte. Sie hatte so eine Ahnung, Befürchtung und Hoffnung, was zwangsläufig passieren musste.

„Natürlich.“ Er beugte sich etwas zu ihr hinunter. Wieder einmal bemerkte er, dass sie außergewöhnlich war. Ihre leicht blasse Haut, ihre zart rosa Lippen, die ausdrucksstarken grünen Augen und ihre zarten Hände, die gar nicht zu dem muskulösen Körperbau passten und sich langsam und zaghaft um seinen Nacken schlossen. Auch er umschloss ihre Hüften mit seinen Armen und schloss die Augen, so wie sie es soeben getan hatte. Bevor er sich versah, lagen ihre Lippen aufeinander.
 

„Sakura?“, nannte er zaghaft ihren Namen, als sie beide auf der Veranda saßen und die frisch eingesetzten Karpfen im Teich betrachteten. „War das ein Fehler?“

Sie überlegte lange, bevor sie antwortete und fast fürchtete er ihre Antwort. Auf einmal war ihm jedes ihrer Worte so unendlich wichtig, dass es schon ins Absurde ging. „Nein“, hauchte sie. „Darf ich…mich an deine Schulter lehnen?“ Obwohl er verlegen nickte, fügte sie hinzu: „Dann verstehst du mich besser.“

„Schon okay.“

„Möchtest du auch wissen, wieso ich denke, dass es kein Fehler war?“, wollte sie wissen und rückte ein wenig schüchtern näher an ihn heran, damit sie ihren Kopf auf seine Schulter legen konnte. Er nickte abermals. „Der Krieg ist vorbei, Itachi ist tot, du hast deine Rache bekommen und kannst nun ein normales Leben führen. Sasuke, du bist nicht mehr von Hass zerfressen, sondern bist nun ein normaler Shinobi. Zweifellos mit übernatürlichen Kräften, aber dennoch musst du nicht mehr für dein Ziel leben. Du kannst nun selbst bestimmen, was du tust und wieso. Ich habe so lange gehofft, an deiner Seite sein zu können und nun kann ich es endlich. Es mag eingebildet sein, aber ich bin der Meinung, dass ich dich glücklich machen kann.“

„Hm…“, machte Sasuke gedankenverloren und legte einen Arm um sie.

„Willst du mich denn an deiner Seite?“

„Nur, wenn du mir vergibst, dass ich in manchen Situationen unbeholfen bin. Ich hatte noch nie eine Beziehung.“

„Ich doch auch noch nie“, flüsterte sie. Zu gerne hätte sie ihm entgegen gerufen, dass er ein verdammter Idiot war, weil er sie so lange hatte warten lassen, doch mit ihrer Stimme, Marke toter Vogel, hätte das einen eher bescheidenen Effekt gehabt. „Ähm, du, Sasuke?“ Sie richtete sich auf und sah ihn an. „Sagen wir es den anderen?“

„Sagen wir es so, in einem passenden Moment werden sie über kurz oder lang davon erfahren. Natürlich nur wenn es dir Recht ist.“

Sie lachte. „Siehst du? Das ist es, was eine Beziehung unter anderem ausmacht. Du hast mit deiner Frage auf mich Rücksicht genommen, ohne zu wissen, wie man eine Beziehung führt. Du bist ja ein Naturtalent.“ Sasuke war im ersten Moment erstaunt, stand dann aber auf und reichte Sakura seine Hand, um ihr aufzuhelfen. Sie ließ sich aufziehen und das erste Mal realisierte er wirklich, dass sie trotz ihrer Kunoichi Figur durchaus weiblich war. „Ich bin gerade richtig glücklich.“

„Was hast du gesagt? Du redest so leise“, meinte er und hatte einen Vorwand, um sie erneut zu küssen. So konnte er leben, so wollte er leben.
 

Die Kartoffeln brieten über dem offenen Feuer und die kleinen Fleischstückchen, die notdürftig auf lange, gewaschene Zweige gespießt worden waren, waren nun endlich durch. Nach einer Reihe von Zwischenfällen in der Küche, wie beispielsweise Narutos verspätetes Auftauchen durch das offene Küchenfenster, das dazu geführt hatte, dass sein linker Fuß im Nudeltopf hänge geblieben war und er ihn mit zu Boden gerissen hatte oder Inos Ungeduld, in der sie den Gasherd auf höchste Stufe gestellt hatte und somit die halbe Küche abgefackelt hatte, waren nur wenige der insgesamt sieben Zwischenfälle. Jeder von ihnen war an gewissermaßen einem Schuld, außer Neji. Der saß schweigend am Tisch, gab nur Antwort und Stellung, wenn er gefragt wurde und giftete Sasuke das eine oder andere Mal an. Zu verübeln war es ihm ja nicht, immerhin hatte er sein Augenlicht verloren. Nicht nur das, sein Bluterbe war ebenfalls nutzlos geworden. Er hatte zwar herausgefunden, dass er mit dem Byakugan verschwommen sehen konnte, doch es kostete mehr Chakra, als es die wenigen Sekunden des unscharfen Sehens wert gewesen wären. Früher oder später würde er sich mit seiner beschissenen Lebenssituation abgefunden haben. TenTen war ihm eine große Hilfe und Stütze.

Kurzerhand hatte Sasuke einen Stapel Holz zusammen getragen und mit einem Feuerjutsu zu einem Lagerfeuer gemacht, über dem sie nun zu acht die kläglichen Überreste ihres Mahles rösteten.

„Also ich fand das heute ganz witzig“, erklärte Ino ihre Meinung und überprüfte noch einmal ihr Fleisch, das aber noch immer relativ roh zu sein schien. „Wir hatten schon so lange keinen Spaß mehr.“

Sasuke räusperte sich und sagte vorwurfsvoll: „Ich finde es auch witzig, dass du meine Küche in Brand gesetzt hast. Wenn du mich nicht magst, dann sag mir das doch ins Gesicht und lass meine Küche gefälligst nicht dafür büßen.“

„Also du brauchst dich ja gar nicht so aufzuregen, Sasuke!“, warf Naruto ein. „Wegen dir haben wir den Sushiröllchen Lebe wohl sagen müssen.“

„Aber wenn du den Topf nicht zu Boden gerissen hättest, dann wäre ich nicht auf dem Wasser ausgerutscht und hätte auch nicht nach Halt gegriffen“, beschuldigte Sasuke nun seinen Freund.

„Halt, mein lieber Sasuke, findest du aber sicher nicht auf einem Tablett mit fünfundzwanzig Sushiröllchen!“

Shikamaru meldete sich auch endlich zu Wort: „Dreiundzwanzig, wenn man die beide wegrechnet, die unsere Küchenchefin“ – er deutete auf Sakura – „brutal mit dem Messer abgeschlachtet hat.“

„Ich sage es nur noch einmal!“, wollte sie gespielt erbost rufen, doch ihre wunderbare Vogelkadaverstimme war schneller und ließ sie nur krächzen. Alle brachen in schallendes Gelächter aus, selbst Neji musste lächeln und wurde von TenTen deswegen freudig umarmt. „Hey!“, krächzte Sakura weiter und versuchte die Aufmerksamkeit wieder zu erlangen. „Ich habe sie nicht abgeschlachtet. Weil mich unser lieber Shikamaru gestoßen hat ist mir das Messer aus der Hand gefallen und der Griff hat eben diese zwei zerdrückt.“
 

Es war wirklich das reinste Chaos gewesen. Sakura, Hinata und Ino hatten in der Küche gestanden, TenTen war noch nicht von der Toilette zurückgekommen. Erst war alles so perfekt gewesen. Die Nudeln hatten fröhlich in den beiden Kochtöpfen vor dem Fenster geköchelt, das Fleisch langsam vor sich hergebrutzelt, das noch rohe andere Fleisch hatte auf einem Teller neben den Gasherd geruht, die Kartoffeln waren bereits geschält in einer Schüssel für die weitere Verarbeitung zwischengelagert, die Eier standen schon hergerichtet auf der Theke neben dem Fenster und die Sushiröllchen fertig geschnitten auf der Theke. Dann hatte das Übel seinen Lauf genommen.

Erst drehte Ino unbemerkt den Gasherd voll auf, wurde dann aber durch Naruto abgelenkt, der durch das Fenster kam und den einen Topf mit den Nudeln mit zu Boden nahm. Angelockt durch den Lärm war Shikamaru, gefolgt von Sasuke, gekommen. Shikamaru wich im letzten Moment dem Nudelwasser aus, stieß aber mit Sakura zusammen, die gerade die letzte Rolle in fünf Hälften geschnitten hatte. Sie ließ das Messer fallen und machte mit dieser Aktion zwei Sushiröllchen kaputt. Sasuke konnte nicht mehr ausweichen, rutschte auf dem Wasser aus und suchte Halt, erwischte aber nur das Tablett, das aufgrund verschiedenster physikalischer Gesetzte zu Boden viel. Währenddessen war Shikamaru wegen dem Zusammenstoß mit Sakura vorn über gekippt und hatte sich den Kopf an der Thekenkante angeschlagen, bei Fall aber noch die geschälten Kartoffeln mitgenommen, die Hinata gerade retten wollte. Sie stürzte über ihn und nahm sogleich das rohe Fleisch mit, das neben dem Herd stand.

Als das Chaos schon beinahe perfekt war, TenTen wieder kam, sich über diesen Anblick erst entrüstete, dann vor Lachen nicht mehr halten konnte und alle sieben Verunglückten in der Küche fluchten, fing plötzlich der Gasherd an, riesengroße Flammen zu schlagen. Ein Genie wie Ino musste ja auch nicht unbedingt wissen, dass wegen des offenen Fensters und des dadurch entstehenden Luftzuges der Herd so fürchterlich Feuer speien konnte, wenn er auf volle Power aufgedreht wurde.

Panisch liefen nun alle durcheinander und versuchten den Brand zu löschen. Dem zweiten Genie der Gruppe, nämlich TenTen, fiel schlussendlich eine bescheiden kluge Lösung ein. Sie ergriff den übrigen Nudeltopf und goss das Wasser samt dem Teigwareninhalt über die Flammen. Die einzigen, die noch heil geblieben waren, waren die acht Eier, die unversehrt auf einem kleinen Teller auf der Theke ruhten. Aber das wäre zu schön gewesen, wenn das so geblieben wäre, denn als sich Sakura erschöpft auf die Theke setzte, hörte sie es genau acht Mal auf ihrem Sitzplatz knacken. Dann spürte sie eine unangenehme Nässe, die sich über ihren Hintern ausbreitete.
 

Naruto seufzte. „Verflucht sei dieser neunte Oktober, der als schwarzer Dienstag in unsere Geschichte eingehen soll!“

„Wir haben Mittwoch, Dobe“, verbesserte ihn Sasuke und hatte einen Ton, Marke du bist unverbesserlich dämlich, drauf, der Naruto fast an die Decke gehen ließ. Der Chaosninja rang mit sich, doch dann beschloss er, seine Zeit sinnvoller zu investieren. Er lächelte bösartig, sagte aber nichts.

Ino nahm nun endlich ihr Fleisch von dem Zweig und biss ab. Es war Anfang Oktober und relativ kühl, weswegen sich alle Mädchen außer Sakura eine Decke organisiert hatten. Die war wegen ihres wunderbaren Halses ja sowieso so dick eingepackt wie im tiefsten Winter.

„Also, es war eine Katastrophe, aber jetzt können wir darüber lachen“, stellte Ino fest.

Shikamaru zog sie zu sich, aus rein taktischen Gründen, wie sich gleich herausstellte. „Du bist die einzige hier, die darüber lachen kann.“ Noch bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, wollte sich Ino aus seiner Umarmung befreien, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen, doch er hielt sie so fest, dass sie sich nicht lösen konnte. Würden ihre Freunde sie nicht so gut kennen, dann würden sie nicht gerade denken, dass sie eine harmonische Beziehung führten. Nun begannen aber alle aus voller Provokation zu kuscheln.

TenTen schmiegte sich an Neji, Naruto legte einen Arm um Hinata und Ino hatte aufgehört, Shikamaru schlagen zu wollen. Sasuke sah in die Runde. Gut, sie wollten es also auf die harte Tour. Dann war dies nun sein passender Moment. Keine fünf Sekunden, nachdem die anderen sich zu Zärtlichkeiten entschlossen hatten, zog auch er Sakura zu sich, die erst vollkommen perplex war, legte einen Arm um sie und hielt mit seiner freien Hand die ihre. Nicht nur Sakura war erstaunt gewesen. Fünf offene Münder und ein Fragezeichen in Nejis Gesicht waren die Antworten.

„Was ist los?“ wollte der Hyuga wissen. TenTen brachte nur unvollständig gestotterte Sätze heraus: „D-Da!...Sasuke…und Sakura…er…Hand…Schulter! Kann…nicht glauben, was ich…da sehe…“

„Was ist mir Sasukes Schulter?“, hakte Neji nach und verstand es erst unter seinem Fragen. „Uchiha und Sakura sind ein Liebespaar? Ich glaub es ja nicht!“

„Und wie du das glauben kannst, Hyuga!“, sagte Sasuke in seinem arrogantesten Tonfall und küsste Sakura als Beweis. Wenn du das sehen könntest, Hyuga, dir würden die Augen raus fallen, dachte er bei sich, ermahnte sich aber ebenfalls in Gedanken, solche Wortspiele jemals wieder zu machen.
 

Stille.
 

„Ich hatte Recht!“, jubelte Naruto schließlich. Seinen Racheplan von vorhin hatte er beiseite gelegt. Was zählte war, dass er Recht behalten hatte. Da lief was zwischen den beiden und er hatte es erkannt. Ein Wunder, eine göttliche Lenkung.

„Beruhige dich, Naruto“, krächzte Sakura, als sie sich von Sasuke gelöst hatte. „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, also reg dich ab, setz dich hin und nimm den Kartoffel aus dem Feuer, der verbrennt gerade.“ Der Chaosninja folgte ihrem Rat und entfernte sein Essen aus den Flammen.

Dieser Abend tat allen überaus gut. Es war das Alltägliche, eigentlich Langweilige, was sie schätzten. Als Shinobi lebte man gefährlich, da brauchte man einfach diese Tage, an denen alles gut war, vor allem wenn man Naruto, Sakura und Sasuke hieß. Sie hofften, dass das in Zukunft so bleiben würde. Zumindest für die nächsten paar Jahre. Abenteuer waren wunderbar, aber sie ermüdeten, vor allem in diesem Ausmaß. Sie hatten so oft in Gedanken die letzten beiden Jahre durchspielt, doch es nutzte nichts. Was passiert war, war passiert.

Es ließ sich nichts daran ändern, dass Sasuke das Dorf verraten hatte. Es ließ sich nichts daran ändern, dass er kurzfristig auf die andere Seite gewechselt hatte, genauso wenig ließen sich die vielen Toten wieder ins Leben zurückbringen, die als Tribut gefordert wurden, damit die drei ihre Aufgabe erfüllen konnten.
 

Als das Feuer am verglühen war, löste sich sie Gruppe auf. Es war schon spät nachts, wahrscheinlich gegen zwei Uhr Früh, aber sie waren zu müde, um auf die Uhr zu sehen. Sakura quälte sich in ihr Zimmer und hätte fast gefragt, ob sie nicht bei Sasuke schlafen durfte, aber sie hielt sich zurück. Das wäre zu viel auf einmal. Immerhin waren sie erst seit ein paar Stunden zusammen. Dennoch fühlte sie eine eigenartige Verbundenheit mit ihm, die wohl daher rührte, dass sie so lange Gefährten gewesen waren.
 

Stunden später schlug Sasuke die Augen auf und fuhr schweißgebadet in die Höhe. Seine Hände hatten sich in die Bettdecke gekrallt, sein Körper zitterte. Langsam normalisierte sich sein Kreislauf wieder, seine Hände ließen die Decke los und fuhren sich durch die vom Schlafen wirren Haare. „Dieser Traum…“, nuschelte der Uchiha und sah sich um.

Wieder einmal hatte er von Itachi geträumt, wie er ihre Eltern getötet hatte. Dieser Traum nervte allmählich und zehrte zudem an seinen Nerven. Sein Bruder war tot, was sollte noch passieren? Langsam müsste er sich damit abgefunden haben, dass dieses Kapitel seines Lebens endlich abgeschlossen war. Ein unangenehmes Gefühl beschlich ihn dennoch. Sasuke stand auf und ging leise den Gang entlang. Vor Sakuras Tür zögerte er jedoch, bevor er eintrat.

Sasuke beruhige sein Gewissen leise: „Ich will nur sehen, ob es ihr gut geht, mehr nicht.“ Nachdem er schwer geschluckt hatte, öffnete der Uchiha sachte die Tür. Er erschrak, als er Sakuras Bett leer vorfand. Sämtliche Horrorszenarien spielten sich in seinem Hirn ab, bevor er sie am Fenster stehen sah.

„Kannst du nicht schlafen?“, fragte sie so laut wie es ihr möglich war, ohne sich umzudrehen. Eigentlich logisch, dass sie sein Chakra schon bemerkt hatte, als er vor ihrem Zimmer gestanden hatte.

Unschlüssig setzte Sasuke einen Fuß nach vorne, wollte dann wieder zurückgehen, entschloss sich aber schließlich doch dafür, sich zu seiner Freundin zu stellen. Ihre Haut schimmerte im Licht des zunehmenden Mondes gespenstisch blass, dennoch war sie wunderschön. „Ich habe geträumt.“

„Hm…“, machte sie, eine warme Teetasse in den Händen, ohne den Blick vom Mond abzuwenden. „Sasuke? Darf ich dich was fragen?“ Er nickte, sie sah es aus den Augenwinkeln. „Denkst du oft an die Vergangenheit?“

„Die Vergangenheit?“, wiederholte er langsam. Auf eine solche Frage war er nicht vorbereitet gewesen. „Ja, manchmal schon. Ich möchte nicht vergessen, was mein Bruder getan hat und unserem Clan widerfahren ist. Natürlich wäre es mir lieber, wenn das alles nicht passiert wäre, aber da man nichts rückgängig machen kann, will ich es als Warnung sehen. Wieso fragst du?“

Sie zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck Tee. „Möchtest du auch einen?“

„Danke, aber ich bringe so kurz nach dem Aufstehen noch nichts hinunter“, lehnte er dankend ab und ließ sich vom Anblick des Mondes in seinen Bann ziehen. „Sakura? Denkst du denn oft an die Vergangenheit?“ Er glaubte einen Anflug von Tränen zu sehen, doch so schnell er gekommen war, so schnell war er auch wieder verschwunden.

„Ja“, sagte Sakura bestimmt, aber wehmütig. „Ich denke oft daran, dass Kiba sein Leben wegen Naruto und mir ließ, dass ich Hinata etwas Wichtiges verschwiegen habe und es immer noch tue, dass Lee und Choji im Kampf sterben musste und dass Shinos ganzer Clan ein Opfer des Krieges werden musste.“

„Erzähl mir bitte alles, was in Konoha passiert ist, während ich weg war“, flüsterte er ebenfalls wehmütig. Diese Monate verpasst zu haben machte ihn nun ein wenig traurig. Sasuke hatte von nichts eine Ahnung, was nach seinem Verrat passiert war.

„Es ist fast nichts passiert. Zumindest nichts, was dich interessieren würde. Lediglich unwichtige Details, wie beispielsweise Inos Cousine, die für kurze Zeit da war und sich in Neji verknallt hat.“ Sakura lachte leise. „Es war komisch zu sehen, wie Neji immer versuchte, ihr aus dem Weg zu gehen. Du hättest TenTen sehen müssen. Sie ist bei jeder Gelegenheit an die Decke gegangen. Choji hat einen Esswettbewerb gewonnen und hat einen Gutschein bekommen, mit dem er für ein Monat in allen Restaurants und Kneipen des Dorfes umsonst essen konnte. Der Schein hat acht Minuten und neunzehn Sekunden überlebt, dann hat ihn Naruto unabsichtlich zerrissen.“

„Es war sicherlich lustig“, bemerkte Sasuke. Seine Freundin erkannte Wehmut in seiner Stimme. Er hatte diese ganzen Momente nicht miterlebt, das machte auch sie ein wenig traurig.

„Aber es werden sicherlich noch viele andere Dinge passieren, bei denen du dabei sein wirst. Trauere nicht um die Vergangenheit, sondern sieh voll Freude in die Zukunft.“

„Schön gesagt“, lobte Sasuke und sah, wie Sakura grinste und hörte, wie sie kicherte.

„Stand heute in dem Glückskeks, den mir der Ladenbesitzer dieses Lebensmittelgeschäfts geschenkt hat. In Hinatas stand, dass sie mehr Ruhe und Gelassenheit an den Tag legen sollte und Ino hatte was mit Freundschaft drinnen stehen. War ganz lustig.“ Sasuke wandte nun endlich seinen Blick vom Mond ab und umarmte Sakura von hinten. Sie spürte sein Kinn auf ihrer Schulter, sein Haar an ihrer Wange und seinen Atem auf ihrer Haut. In diesem Moment konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. „Ich bin so glücklich…wieso durften sie es nicht sein? Warum mussten sie uns verlassen?“ Sie schluchzte leise. „Sasuke, versprich mir, dass du mich niemals alleine lässt.“

„Ich verspreche es“, hauchte er in ihr Ohr und in diesem Moment gab es nur sie beide auf dieser Welt. „Aber du musste mir ebenfalls etwas versprechen, Sakura.“ Sie nickte. „Lass mich nie wieder gehen.“

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, aber er konnte es nicht sehen, denn seine Augen waren geschlossen. „Nie mehr. Ich halte dich fest, selbst wenn ich dich erdrücken müsste, damit du nicht gehst.“
 

Wie lang die beiden so dagestanden und geredet hatten wussten sie nicht, aber die Sonne machte bereits Anstalten aufzugehen, als sie sich in ihren Zimmern anzogen und gemeinsam frühstückten. Ausnahmsweise aß Sasuke etwas, mit der Begründung, er sei ja auch schon mindestens zwei Stunden wach.

Die Küche sah immer noch aus wie ein Schlachtfeld, auf dem sich Nudeln und Eier einen harten Kampf geliefert hatten. Sakura seufzte, machte aber keine Anstalten, aufzuräumen. Sie würde für heute Ino, Hinata und TenTen einladen, die dann das Privileg bekommen würden, mit ihr sauber machen zu dürfen. Die Jungs wollte sie erst gar nicht fragen, denn ansonsten wäre am Schluss ein größeres Chaos als davor. Als Sakura gerade eine neue Tasse Tee einschenken wollte, klopfte es an der Türe. „Ich geh schon“, sagte sie zu Sasuke und öffnete die Eingangtür des Haupthauses. Als sie einen ihr unbekannten Boten sah, fragte sie: „Ja, bitte?“

„Haruno Sakura?“, sagte er mit strammer Stimme.

„Ja, so ist mein Name.“

„Hokage-sama wünscht Sie und Uchiha Sasuke in einer halben Stunde in ihrem Büro zu sprechen.“

„Gut, ich werde es ihm ausrichten“, sagte sie leicht verwundert und schloss die Tür, als der Bote sich in einer Rauchwolke aufgelöst hatte. Was konnte Tsunade wohl von ihnen wollen?
 

Ein paar Kilometer weiter klopfte derselbe Bote an die Tür des Hauses Uzumaki. Dieser öffnete sie verschlafen im Pyjama und gähnte zur Begrüßung.

„Uzumaki Naruto?“

„Hm? Äh, ja, das bin dann wohl ich“, murmelte der Genannte verschlafen und gähnte ein weiteres Mal herzhaft.

„Hokage-sama wünscht Sie in einer halben Stunde in ihrem Büro zu sprechen.“

„Sagen Sie ihr, dass ich noch schlafe. Ich komme frühestens in einer Stunde. Richten Sie ihr das bitte aus.“

„Das kann ich nicht, Uzumaki-san. Sie hat ausdrücklich befohlen, dass Sie in einer halben Stunde dort sein müssen.“ Er fügte noch hinzu: „Andernfalls habe ich die Erlaubnis, Sie mit Gewalt hinzubringen.“

„Und Sie glauben im Ernst, dass Sie als Chu-Nin eine Chance gegen einen Jo-Nin haben? Aber gut, ich werde dort sein“, maulte Naruto und schloss missmutig die Türe. Was wollte die alte Schachtel nun schon wieder von ihm?

Unsere Zukunft

Exakt um dreiviertel neun standen Naruto, Sasuke und Sakura vor Tsunades Schreibtisch und fragten sich, was sie wohl so dringend zu besprechen hatte.

Naruto sah missmutig drein, er hatte sich nur schnell irgendwelche alten Sachen übergeworfen und sah demnach aus wie ein Obdachloser, der von einem Menschen mit grässlichem Modegeschmack eine Kleiderspende erhalten hatte. Zudem hatte er einen leichten Knutschfleck am Hals und ein wenig Lippenstift an der rechten Wange. Sakura wollte gar nicht darüber nachdenken, was er und die unschuldige Hinata diese Nacht angestellt hatte. Immerhin waren sie schon über ein dreiviertel Jahr zusammen und waren beide fünfzehn. Hiashi Hyuga würde ausflippen, wenn er erfahren würde, dass die Stammhalterin sich mit jemanden wie Naruto Uzumaki eingelassen hatte.

Sasuke stand relativ frisch und munter da, leicht angespannt, weil er keine Lust auf eine weitere verquere Situation hatte, die ihn in etwas hineinziehen würden. Sein Leben war gerade einmal seit wenigen Tagen normal, der Zwangsurlaub tat ihm gut, auch wenn er es leugnete, und er konnte endlich herzhaft lachen, ohne sich an schreckliche Dinge erinnern zu müssen.

Sakura war wohl die Gespannteste von ihnen. Sie kannte ihre Meisterin zu gut, als dass jetzt etwas Belangloses kommen würde. Andererseits war sie auch die Beruhigteste von den dreien, denn hätte Tsunade eine schlechte Nachricht für die oder zumindest etwas Unerfreuliches, dann hätte sie einen komplett anderen Gesichtsausdruck. Sakura hielt das nicht aus. Die Hokage saß seelenruhig da, als ob sie ihre bestellten Ninjas nicht bemerkt hätte und sortierte ein paar Aktenstapeln neu.

Chrm, chrm“, räusperte sich Sakura schließlich und stemmte die Hände in die Hüften. Ihre Stimme war schon wieder verständlich, auch wenn sie noch ein wenig krächzte und hin und wieder ihre Aussetzer hatte. „Wenn Sie uns etwas zu sagen haben, dann sagen Sie es bitte und ignorieren uns nicht zehn Minuten lang.“

Tsunade sah endlich auf. Sie hatte so einen provokanten Gesichtsausdruck, der nicht darauf anspielte, dass sie es schnell machen würde. „Ja, tatsächlich. Ihr seid hier. Also, ich möchte, dass ihr eurer Dasein als Jo-Nin aufgebt.“
 

Als Hinata erwachte, stand ihr Fenster sperrangelweit offen. Die seidenen Vorhänge wehten in ihr Zimmer und ließen teilweise die aufgehende Sonne durch. Sie seufzte und stand auf. Das Hyuga Anwesen wieder aufzubauen hatte lange gedauert, ein halbes Jahr, aber für die Größe und Weitläufigkeit des Areals war es relativ schnell gegangen. Nun erstrahlte der Villenkomplex in alter Schönheit und war wieder vollkommen bewohnbar. Hinata war mit ihrem Leben zufrieden. Sie dachte nur noch selten an Kiba, und auch wenn sie es tat, dann mit Respekt und nicht mit Verzweiflung, so wie anfangs. Sie bewunderte Sakura, die viel mehr durchgemacht hatte als sie und dennoch so stark durchs Leben ging. Hinata wollte auch so sein. Irgendwann einmal. Ihre Freunde halfen ihr dabei so gut es ging, dennoch würde sie wohl immer ein wenig in sich gekehrt bleiben, das machte sie nun einmal aus.

Doch eine Sache konnte sie tun, damit sie endlich als eigenständige Person akzeptiert wurde. Sie würde ihrem Vater etwas beichten, was sie schon viel früher hätte sagen sollen. Ihre Liebe geheim zu halten war dumm von ihr, denn nur wenn ihr Vater ihr seinen Segen gab, würde sie vollkommen glücklich werden können.

Hinata schlüpfte in ihren Kimono und die Hausschuhe, die schon von einem Dienstmädchen hergerichtet worden waren. Zuhause musste sie die traditionelle Kleidung tragen, immerhin war sie die Stammhalterin eines jahrhundertealten Clans. Hiashi Hyuga konnte nur an einem Ort sein, und das wusste die dunkelhaarige Kunoichi, also ging sie zielstrebig in die Bibliothek, die ihrem Vater gleichfalls als Arbeitszimmer diente. Hinata klopfte und trat ein. Sie verbeugte sich kurz und trat dann entschlossen vor den Schreibtisch ihres Vaters.

„Du siehst aus, als hättest du etwas auf dem Herzen, Hinata“, sagte Hiashi und sah von ein paar Zetteln auf. Das neue Haus machte eine Menge Papierkram.

„Ja, so ist es, Vater. Ich…“, begann sie, sah dann zur Seite und ermahnte sich in Gedanken, stark zu bleiben. Sie konnte jetzt nicht zurück. „Ich bin seit beinahe einem Jahr mit Uzumaki Naruto zusammen und wir lieben uns!“

Hiashi Hyuga sagte erst nichts, dann begann eine Ader an seiner Stirn gefährlich zu pochen. „Was?!“, hallte seine brüllende Stimme durch den großen Raum. Er war aufgefahren und hatte seine Hände auf den Tisch geknallt. „Du hast mich belogen? Und dann auch noch wegen dieses Nichtsnutzes? Das ist eine Schande!“

„Nein, er ist kein Nichtsnutz! Er ist ein einfühlsamer Junge, der nie die Chance bekam, sich zu beweisen. Aber inzwischen respektieren ihn alle! Alle, außer du! Er liebt mich, Vater, und er macht mich glücklich!“

„Genug! Es reicht. Wenn du mit ihm glücklich werden willst, dann stehe ich dir nicht im Weg, aber glaube ja nicht, dass du noch länger den Namen Hyuga tragen kannst, wenn du nun gehst!“

Hinata war kreidebleich im Gesicht. Ihr Vater stellte sie gerade vor die Wahl. Entweder die Familie oder die Liebe ihres Lebens. Was war schlimmer zu verlieren? Ihr Körper zitterte und war starr vor Entsetzen. Sie hatte nicht mit Verständnis gerechnet, aber das hatte sie nicht erwartet. Langsam fand das Blut aus ihrem Körper wieder den Weg in ihr Gesicht und brachte Farbe hinein. „Dann…D-Dann…“, stotterte Hinata und war sich im Leben noch nie so unsicher. „L-Leben Sie wohl, Hiashi-sama.“ Ihre Stimme klang so dünn wie noch nie, aber ihre Schritte, die sie aus dem Arbeitszimmer führten, hätten strammer und entschlossener nicht sein können. Sie war gerade verstoßen worden. Einfach so, nur weil sie liebte. Das war nicht fair. Hinata ging in das Zimmer der früheren Stammhalterin, die nun nicht länger existierte. Sie hatte keinen Nachnamen mehr, nur Erinnerungen. Mit immer noch zitternden Händen packte sie die wichtigsten ihrer Sachen in eine Tasche.

Mit jedem Kleidungsstück wurde der Schmerz größer, gleichzeitig wurde sie mit dem Foto, das sie einmal mit Sakura, Ino und TenTen gemacht hatte, in ihrem Entschluss bestärkt, denn wenn ihr Vater nicht wollte, dass sie glücklich war, dann hatte sie nichts mehr in der Familie Hyuga zu suchen. Ein wehmütiger Blick kam ihr aus, als sie vor dem Tor des Viertels zurückblickte und ihr die Tränen kamen. Einfach so, sie hatte einfach so keine Familie mehr.
 

„Was?!“, fuhren Sasuke, Sakura und Naruto die Hokage an, die gelassen auf ihrem Sessel saß und die Hände faltete. „Wie kommen Sie darauf, dass zustimmen, unser Jo-Nin Dasein aufzugeben?“, fragte Naruto weiter. Vorhin war er noch im Halbschlaf, nun war er hellwach.

„Ihr werdet es nicht mehr nötig haben, euch Eliteninja zu nennen“, setzte Tsunade fort und wirkte so, als ob sie gerade eine Speisekarte vorlas und entscheiden musste, was sie essen wollte.

„A-Aber wieso?“, wollte nun Sakura wissen und stemmte ihre Hände auf den Tisch. Das durfte doch alles nicht wahr sein. „Wollen Sie uns etwa keine Missionen mehr geben? Wieso tun sie uns das an?“
 

Man konnte nicht gerade sagen, dass es Neji Hyuga leicht hatte. Er war im Nebenhaus des Clans und hatte wenig bis nichts zu sagen. Um seine Meinung scherte sich keiner, um ihn kümmerte sich niemand. Nun war er nicht einmal mehr ein Shinobi, denn mit seiner Behinderung hatte er seinen größten Vorteil verloren. Durch die Byakugan konnte er zwar verschwommen sehen, aber er hatte nicht genügend Chakra und Ausdauer, um diese Technik mehr als eine Minute durchzuhalten. Dennoch war es sein Ziel, sie zu perfektionieren und alltagstauglich zu machen, zumindest wenn er außer Haus ging.

TenTen half ihm so gut es ging, unterstützte ihn wo sie konnte und wollte sogar ihren Job als Shinobi aufgeben, um sich genügend um ihn kümmern zu können, doch er hatte dankend abgelehnt. Mit seiner Ausschlagung ihres Angebotes war sie aber nicht zufrieden. Sie kannte Neji zu gut, als dass sie nicht wissen würde, was in ihm vorging. In Wahrheit wollte er sie rund um die Uhr bei sich haben, denn er fühlte sich hilflos und schutzlos. Deswegen würde TenTen sobald es möglich war als Lehrerin an der Ninja Akademie anfangen. Sie wollte diese Richtung, denn es war harmlos. Sie hatte fixe Arbeitszeiten, musste ihren Freund nicht so lange alleine lassen und verdiente damit auch genug Geld um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Außerdem hatte Neji auch noch Zugriff auf das Vermögen des Hyuga Clans.

Bis sie als Lehrerin anfangen konnte, würde TenTen keine Missionen mehr annehmen, die lange dauerten, oder gefährlich waren. Sie war eine Chu-Nin und auch, wenn sie nicht gerade schwach war, so reichte es dennoch nicht zur Elite. Damit hatte sie aber die geringsten Probleme, denn sie brauchte nicht ständig Adrenalin in ihrem Blut. Ihr Leben war ihr wichtig und vor allem wegen Neji wollte sie es nicht aufs Spiel setzen.
 

„Ihr hasst mich jetzt, habe ich Recht?“, fragte Tsunade, immer noch die Ruhe selbst. Anscheinend war es ihr egal, dass sie gerade das Leben der drei talentiertesten Jungshinobi des Dorfes zerstörte.

„Das kann man so sagen, Tsunade-sama“, bestätigte Saura entrüstet und fasste sich an die Stirn. So recht konnte sie nicht glauben, dass ihre Meisterin das alles ernst meinte.

„Nun, dann werdet ihr mich nun lieben.“ Ihr starrten drei verdutzte Gesichter entgegen. Sie liebte es einfach, wenn sie die Oberhand über die Situation hatte und alles nach ihren Wünschen formen konnte. Deswegen mochte sie es ja auch ein wenig, Hokage zu sein. „Ab nächsten Monat werdet ihr keine Jo-Nin mehr sein. Genauer gesagt werdet ihr Auszubildende sein.“

„Auszubildende?“, wiederholte Sasuke ungläubig. Wollte sie sie etwa wieder in die Akademie zurückstecken?

„So ist es. Diese Ausbildung geht fünf Jahre, danach werden Jiraiya und ich uns beraten, was mit euch geschehen soll.“ Zufrieden mit dem Spannungsaufbau und der Verwirrung, die sie gestiftet hatte, lehnte sich Tsunade zurück und genoss noch einmal den entgeisterten Blick ihrer Schützlinge. Doch hatte sie das Gefühl, dass Sakura etwas ahnte. Diese Mädchen hatte wirklich eine bemerkenswerte Auffassungsgabe.
 

Traumpaar war wohl die unpassendste Bezeichnung, die man für Shikamaru und Ino finden konnte. Sie schrie ihn regelmäßig an, er ignorierte sie immer wieder aufs Neue und machte sie damit noch wütender. Meist beendeten sie den Streit mit einem Kuss, der mehr vor Aggressionen, als vor Liebe triefte, aber irgendwie schien ihre Beziehung doch zu funktionieren, wie auch immer die beiden das schaffen mochten, es verdiente höchsten Respekt.

Ino war nun auch endlich eine Chu-Nin, also hatten sie schon mal einen Streitpunkt weniger, die restlichen fünfhundertvierundzwanzig blieben aber und endeten regelmäßig in einem lautstarken Wortgefecht, das von ihr angeführt wurde. Dennoch gab es genügend zärtliche Momente, denn wenn sie alleine waren, war alles ganz anders.

„Ino?“, fragte Shikamaru noch im Halbschlaf und strich ihr durch das dichte Haar, das in der Sonne golden glänzte. Sie waren das Paar, das von den vier existierenden ihrer Gruppe das wohl unversehenste war. Auch wenn Keiko im Weg gestanden hatte, so hatte es die anderen doch weitaus schlimmer getroffen und sie waren froh darüber. Natürlich nicht über das Unglück ihrer Freunde, aber sie waren glücklich, dass alles so locker und selbstverständlich in ihrer Beziehung war. Ihre Familien akzeptierten ihre Beziehung tadellos und hatten sogar schon Hochzeitspläne geschmiedet, mehr aus Jux als sonst etwas, aber es war ein gutes Zeichen.

„Hm…“, nuschelte die Angesprochenen und schreckte auf. Sie hatte schon wieder bei Shikamaru übernachtet, obwohl sie das eigentlich nicht vorgehabt hatte. Sie hatten natürlich nicht miteinander geschlafen, dafür fanden sie sich beide noch zu jung, aber in den Armen seines Geliebten aufzuwachen war das Schönste für sie auf der ganzen Welt.

„Na, gut geschlafen?“, fragte ihr Freund und lächelte sie an. Ja, es war alles perfekt und es machte auch nicht den Anschein, als ob sich das ändern würde.
 

Sakura ahnte wirklich etwas, denn was ihr an körperlicher Kraft und Chakra fehlte, korrigierte sie mit ihrem taktischen Verstand. Sie rechnete blitzschnell zusammen. Tsunade und Jiraiya mussten sich beraten, was hatten die beiden gemeinsam? Sie waren beide…

Tsunade unterbrach mit ihrer Stimme Sakuras Gedankengänge: „Nach dieser fünfjährigen Ausbildung werdet ihr drei die San-Nin der nächsten Generation sein.“

Stille hing im Raum.

„Waaaas?!“, schrie Naruto und hüpfte jubelnd in die Höhe. „Das ist total cool! Dann kann ich endlich Hokage werden!“

„Erst wenn ich meinen Posten abgebe und das habe ich nicht so schnell vor, klar? Außerdem werdet ihr nach dieser Ausbildung keine vollwertigen San-Nin sein, noch nicht. Jiraiya und ich werden euch zu Anwärtern machen, wenn ihr reif genug seid werdet ihr dann als offizielle San-Nin der neuen Generation bekannt sein.“

„Das ist…absolut cool!“, rief der Blonde und konnte es immer noch nicht fassen. Sakura kam etwas seltsam vor, aber sie wollte nicht fragen, da sie die Antwort schon kannte. Dennoch tat sie es.

„Tsunade-sama, was ist mit Orochimaru?“ Naruto hörte auf zu tanzen und Tsunade und Sasuke sahen sie an. „Ich meine, er ist immer noch der dritte der legendären San-Nin und ohne seiner Zustimmung dürfen keine neuen San-Nin bestimmt werden, habe ich Recht?“

Tsunade nickte und wurde ernster. „Ihr müsst eines wissen: Es heißt offiziell, dass wir Densetsu no San-Nin wegen unserer Leistungen diesen Titel tragen. In Wahrheit haben auch wir eine harte Ausbildung hinter uns und waren erst Anwärter auf diese Titel. Vor uns gab es noch nie San-Nin, aber der Hokage der dritten Generation wollte, dass diesen Titel nur die tragen, die auch dazu bereit waren. Deshalb unterzog er uns einer Ausbildung, die fünf Jahre dauerte. Er lehrte uns nicht nur die Kampfkunst, sondern vor allem Wissen. Als San-Nin trägt man Verantwortung, denn man ist eine angesehene Person und muss Entscheidungen treffen, die teilweise ein ganzes Dorf oder sogar Land betreffen. Die San-Nin sind das Tribunat unter dem Kagen, das er um Rat fragt. Orochimaru war dazu nicht bereit und ihr wisst, was aus ihm geworden ist. Ihr werdet viel lernen, vor allem die Historik und Theorie. Wir wollen verhindern, dass noch einmal das passiert, was bei uns vorgefallen ist.“ Dabei sah sie Sasuke eindringlich an. „Ich denke zwar, dass die Gefahr gebannt ist, aber man weiß ja nie. Wenn ihr mit dieser Ausbildung fertig seid, werdet ihr einer Prüfung unterzogen, die nicht mit reiner Kraft bestanden werden kann, aber dazu mehr, wenn es soweit ist.“

„Tsunade-sama…“, unterbrach Sakura ihre Meisterin. „Was ist nun mit Orochimaru? Was ist mit seiner Einverständnis?“

Sie lächelte. „Du bist wie deine Mutter. Deine Auffassungsgabe ist bemerkenswert, aber wenn du etwas nicht wahr haben willst, auf das du die Antwort schon kennst, stellst du auf Durchzug. Was ich euch schon die ganze Zeit erklären will, ist Folgendes: San-Nin zu sein bedeutet nicht, einen Posten zu haben. Eigentlich war es nicht die Absicht von Sarutobi-sensei, dass es eine zweite Generation geben sollte, aber ich halte es für richtig, unser Wissen weiterzugeben. Zum Wohle Konoha-Gakures. San-Nin zu sein hat keine bestimmten Richtlinien, die auf Tradition beruhen und sind somit sehr leicht zu ändern oder abzuschaffen. Da es vor uns noch keine Generation gab, ist es zusätzlich leicht. Aber um der Vollständigkeit halber und vor allem, weil er eine Bedrohung für Konoha darstellt, muss Orochimaru vernichtet werden.“

Es war so, wie Sakura gedacht hatte.

„Ich kann ihn nicht einfach seines Titels entheben, das steht nicht in meiner Macht. Jiraiya und ich werden freiwillig zurücktreten, aber er wird das wohl kaum tun. Deswegen muss er sterben.“

Sakura schluckte. Schon wieder ein Krieg, das wollte sie nicht. „Gibt es keine andere Möglichkeit, Tsunade-sama? Es gab doch schon so viele Kriege, bei denen Menschen und Freunde starben, ich möchte das nicht noch einmal erleben.“

„Sei unbesorgt, Sakura“, versuchte ihre Shishou sie aufzumuntern. „Wir werden eine schlagkräftige Armee zusammenstellen und mit Sasukes Hilfe die Basis aus dem Hinterhalt angreifen. Eine faire Schlacht ist mit Orochimaru sowieso nicht möglich und wäre auch viel zu riskant. Er ist eine Bedrohung für Konoha. Wenn er tot und Oto-Gakure zerschlagen ist, ist Konoha in Sicherheit. Erst dann können wir in Frieden leben. Das wird eure erste Prüfung werden.“

Naruto hatte bisher alles verstanden, aber das kapierte er nun nicht mehr. „Was für eine Prüfung?“

Tsunade lächelte über seine Geradlinigkeit. „Naruto, hast du nicht zugehört? Ihr sollt diesen Krieg zu dritt planen.“

„Was?!“, rief er empört. „Aber…wir haben doch keine Ahnung davon!“

„Dann bekommt Ahnung. Verschafft euch einen Überblick und arbeitete zusammen. Kombiniert eure Stärken und minimiert gegenseitig eure Schwächen. Ihr habt zwei Tage Zeit. Das soll keinen Spaß machen, es soll eine Lehre fürs Leben sein, verstanden?“

Die drei standen stramm vor ihr und antworteten einstimmig: „Ja!“

Sie sollten einen Krieg planen, besser gesagt einen Feldzug gegen Orochimaru und obwohl Sakura komplett gegen diesen Krieg war, freute sie sich darauf, so viel Taktik an den Tag zu legen, dass sie die Wurzel allen Übels endlich beseitigen konnten. Eigentlich war das Itachi, aber Orochimaru hatte erheblich dazu beigetragen.

„Und, was wollen wir nun machen?“, fragte Naruto und wurde ignoriert. Sakura heckte schon einen Plan aus, Sasuke überlegte, ob das alles eine gute Idee war. „Hallo? Was machen wir jetzt?!“, sagte er lauter und bekam von Sakura nur einen verwunderten Blick.

„Schrei doch nicht so. Ganz einfach, du erklärst Hinata, dass du die nächsten zwei Tage im Uchiha Anwesen bist und kommst dann zu uns. Nimm deine Sachen mit, du wirst bis morgen bei uns schlafen.“

Naruto nickte und bog bei der nächsten Kreuzung links ab, während Sasuke und Sakura rechts zum Uchiha Viertel gingen.

„Denkst du, dass wir das schaffen werden?“, fragte Sasuke und nahm Sakuras Hand. Es war das erste Mal in der Öffentlichkeit, dass sie sich so zeigten. Sie waren zwar erst seit gestern zusammen, aber das war Nebensache.

„Es geht Tsunade-sama glaube ich gar nicht um den Kriegszug, sondern um unser taktisches Geschick. Sie wird wohl kaum einen wichtigen Krieg drei unerfahrenen Fünfzehnjährigen überlassen. Sie haben sicherlich schon einen Plan, den sie umsetzen werden, aber sie will uns in dieser extremen Situation testen.“ Sakura klang sehr nachdenklich.

„Also sollten wir das nicht ernst nehmen?“

„Doch, es ist eine Art Prüfung mit der sie unsere geistige Reife testen will. Wenn wir nur Blödsinn ausarbeiten, dann erkennt sie, dass wir nicht dazu geeignet sind, San-Nin zu sein. Ich bin mir sicher, dass sie weiß, dass ich weiß, dass sie uns nur testen will und diesen Plan niemals in die Praxis umsetzen wird, aber sie verfehlt ihre Wirkung nicht. Wenn wir uns hier nichts Gutes überlegen, werden wir niemals San-Nin werden und das wollen wir ja. Oder?“

Sasuke nickte. „Ja. Ich möchte gerne das wieder gut machen, was ich Konoha angetan habe. Und als San-Nin geht das. Außerdem möchte ich nicht, dass noch einmal so etwas passiert wie bei uns.“

„Da hast du Recht, ich habe fast dieselben Gründe.“

„Die wären?“, wollte Sasuke wissen. Sie fand es toll, dass er sich für sie interessierte.

„Ich will ebenfalls verhindern, dass sich die Geschichte ein drittes Mal wiederholt. Tsunade, Jiraiya und Orochimaru und auch du, Naruto und ich. Das reicht zumindest mir. Außerdem möchte ich mitentscheiden, was aus Konoha wird. Unter uns gesagt, die Dorfältesten werden inzwischen zu alt. Die meisten sind schon senil und haben keine Ahnung mehr, was sie daher brabbeln. Da hab ich Angst um unsere Zukunft.“

Sasuke erwiderte nichts und ließ ihre Hand wieder los.
 

„Was soll das heißen? Du wurdest ausgestoßen?“, fragte Naruto ungläubig, als er Hinata mit gepackter Tasche vor seiner Wohnungstür gefunden hatte. Sie hatte ihm alles im Schnelldurchgang erzählt und er hatte nur ungläubig genickt und immer fassungsloser geschaut. „Hör zu, ich muss bis morgen bei Sakura und Sasuke bleiben, weil wir…“ Er brach ab. Konnte er es ihr sagen? Vertrauen konnte er ihr ja, aber er wusste nicht, ob er sie in so was einweihen durfte. Er beschloss, es zu lassen und sie einfach mit ins Uchiha Anwesen zu nehmen. Außer zu ihm konnte sie nirgends anders hin und alleine in seinem Haus wollte er sie nach dieser Tragödie auch nicht lassen. Er fühlte sich schuldig und das war er auch, auch wenn Hinata es als ihre Entscheidung annahm. Er war der Auslöser.
 

Sasuke und Sakura saßen im Wohnzimmer und hatten bereits alle Vorkehrungen getroffen. Sie hatten einen Stapel Notizzetteln auf den Tisch gelegt, eine Garnitur Stifte, ein zum Glück noch heiles Tablett Sushi Maki, das Sakura in Windeseile gezaubert hatte und zwei große Kannen Tee, die wohl nur bis Mittag reichen würden. Es war erst viertel zehn Uhr morgens und der Tag war schon versaut. Ein Krieg. Schon wieder.

Als Naruto kam und den Überraschungsgast Hinata mitbrachte, hatten Sasuke und Sakura für einen Moment den Feldzug vergessen. Besonders die rosahaarige Kunoichi nahm sich der ehemaligen Hyuga Erbin an. Sie konnte es nicht fassen, dass sie einfach so aus der Familie geschmissen worden war.

„Was müsst ihr überhaupt machen?“, wollte sie wissen und sah in die Runde. Die drei angehenden San-Nin sahen sich kurz an und beschlossen dann mit einem Blick, dass sie davon erfahren durfte.

„Wir müssen einen Krieg gegen Orochimaru planen. Es ist ein Test von Tsunade-sama. Wenn wir ihn bestehen, bekommen wir eine Ausbildung und wenn wir damit fertig sind, dann sind wir fast die neue Generation San-Nin!“

Hinata war überrascht, freute sich aber für die drei. Vor allem für ihren Freund, denn er war seinem Traum, Hokage zu werden, der in Anbetracht der Ereignisse unbedeutend wurde, ein entscheidendes Stück näher gekommen. Sie wollte ihnen keine Last sein. „Kann ich euch vielleicht helfen?“, fragte Hinata hilfsbereit wie immer.

Sakura winkte ab. „Das ist etwas, was wir drei alleine machen müssen.“

„Aber ich muss doch was tun, ich will euch nicht behindern.“

„Ich will nicht unverschämt sein, aber es wäre uns eine große Hilfe, wenn du uns ab und zu Tee bringen würdest oder etwas zu Essen machen könntest, wenn wir nichts mehr haben“, bat Sakura. Ihr war unwohl dabei, ihre Freundin das zu bitten, aber es wäre wirklich eine große Hilfe.

Doch Hinata lächelte nur glücklich. „Gut, ich werde mich darum kümmern. Ruft einfach, wenn ihr etwas braucht. Ich werde inzwischen die Küche sauber machen.“ Sie war ein Engel, aber das war zu viel. Sakura pfiff sie zurück.

„Du kannst ruhig hier bleiben, wir sind ja keine Geheimagenten oder so.“ Die ehemalige Stammhalterin des Hyuga Clans setzte sich wieder hin und lauschte ihren Freunden gespannt. „Gut“, begann Sakura und ergriff das unsichtbare Zepter. Sie war hier das taktische Genie, wenn Shikamaru nicht da war. „Sasuke kennt den Standort, die Beschaffenheit und die Eigenschaften der Basis. Das ist ein wesentlicher Vorteil. Wir werden erst alles aufschreiben, was wir haben und daraus einen Lageplan machen. Erst benötigen wir einen Überblick. Also, Sasuke, was hast du für uns?“

Er überlegte kurz und ergriff dann einen Stift und einen Zettel. „Falls sich in diesen zwei Jahren nichts geändert hat, dann liegt die Basis immer noch in etwa hier, wenn das Oto-Gakure im Ganzen ist.“ Er zeichnete eine kleine Karte von Oto und markierte eine Stelle mit einem Kreuz. „Ihr wart dort, als ihr mich zurück nach Konoha geholt habt. Ich weiß nicht was ihr alles wisst, aber ich sage euch alles, was ich weiß.“ Sasuke atmete tief ein und aus, bevor er weiter sprach. „Ihr wart im Hauptteil. Der besteht aus insgesamt fünf Kammern.“

„Neji hat das damals mit seinen Byakugan herausgefunden“, warf Naruto ein und erinnerte sich an die Mission zurück.

„Ja, aber die Basis ist weitaus größer und weitläufiger. Das übrige Areal ist durch verschiedenste Bannkreise und Flüche geschützt, die ein Einsehen von Außen verhindern. Es gibt viele Gänge, auf den ersten Blick sind sie wirr angeordnet, sodass man schnell die Orientierung verlieren kann. Aber es gibt ein Schema, nach dem sie angelegt sind.“ Er zeichnete eine Skizze der gesamten Basis und schnell wurde die Regelmäßigkeit klar. Jeder Hauptgang hatte einen Zwischengang, der parallel zum weiteren Hauptgang verlief. Zudem waren insgesamt acht Diagonalgänge gebaut worden, die in der ganzen Basis verteilt waren, um zusätzliche Verwirrung zu erschaffen. Die abgerundeten Ecken in den Gängen sorgten zudem für Orientierungsverlust, da sie, laut Sasuke, nur optisch eine Kurve bildeten. In Wahrheit ging man aber gerade aus. Es war einer der wenigen Tricks, die er nicht ganz durchschaut hatte, aber es war wohl eine Art Gen-Jutsu oder einfach architektonisches Meisterniveau. „Es gibt nur zwei Eingänge. Einen Haupteingang hier im Südwesten, durch den man in die Kammern kommt. Von dort aus müsste man bis in die fünfte Kammer und dann eine dieser beiden Türen nehmen. Eine führt in den östlichen Bereich, die andere in den westlichen. Orochimarus Bereich liegt genau hier.“ Er deutete auf eine Stelle genau in der Mitte. „Man müsste das gesamte Areal durchlaufen, um dorthin zu kommen, egal von welcher Seite man kommt. Der zweite Eingang ist ein Boteneingang, durch den man durch einen Gang direkt zum Regimentssaal kommt, wie Orochimaru ihn nennt. Von dort ist es allerdings sehr zeitaufwendig in seinen Bereich zu kommen.“

Sakura runzelte die Stirn. „Also ist es egal wo wir reingehen, wir müssen die halbe Basis durchlaufen?“

„Nun, ja, wenn man unbedingt durch diese Eingänge rein will schon“, sagte Sasuke und grinste wissend.

„Du hast schon einen Plan, nicht wahr?“

„Allerdings. Tut mir Leid, dir die Show stehlen zu müssen, Sakura, aber ich habe den perfekten Plan.“

Naruto lehnte sich nach vorne. Bereits jetzt war die halbe Sushiplatte gegessen und die erste Kanne Tee leer. „Und der wäre?“

„Wir öffnen den Bereich direkt über Orochimarus Raum und zwar dann, wenn er darin ist, das heißt in der Nacht. Er schläft nur selten auswärts.“

„Aber woher wollen wir wissen, wo sein Bereich genau liegt?“ warf Sakura ein.

Sasuke hatte eine Antwort parat. „Was nur die wenigsten wissen ist, dass er aus Vorsicht einen Gang zwischen der Oberfläche und der Decke seines Zimmers bauen ließ. An dieser Stelle wurde nur aufgeschüttet, das heißt-“

Sakura unterbrach ihn. „Das heißt, dass der Boden dort härter ist als auf dem übrigen Gebiet und wir wissen folglich, wo genau er ist! Das ist ein verdammt guter Plan. Wenn wir den perfektionieren, dann haben wir die perfekte Strategie. Sasuke, du bist Gold wert!“
 

Achtundzwanzig Stunden später hatten Sasuke, Naruto und Sakura, mit lediglich fünf Stunden Schlaf, den perfekten Plan vollständig ausgearbeitet und zu Papier gebracht. Die Skizzen veranschaulichten das und sie hatten die Hoffnung, dass diese Strategie wirklich zum Einsatz kommen würde. Dass Tsunade mit dem Krieg nur die Spannung heben wollte, daran glaubte niemand, auch wenn Naruto es einmal eingeworfen hatte. Die Situation war einfach zu plausibel und sie hatten Recht damit behalten, dass das kein Scherz war.

Als sie um elf in Tsunades Büro waren, scheuchte sie diese sofort in eine Art Tagungsraum, als sie den Plan kurz überflogen hatte. „Das hätte ich euch ehrlich gesagt nicht zugetraut, alle Achtung. Der Plan ist mit Sasukes Informationen besser als der, den wir ausgearbeitet haben“, gratulierte sie, doch an ihrer Stimme hörte man, dass sie log. Warum genau, wusste niemand, aber das war nicht ihr Problem. „Sakura!“ befahl sie. „Du als meine Schülerin wirst den Dorfältesten, Jiraiya und mir den Plan vorstellen, dann werden wir entscheiden, was geschieht.“

„Jawohl, Tsunade-sama, es ist mir eine Ehre!“, sagte sie stramm und betrat entschlossen den Saal, in dem die Dorfältesten und Jiraiya schon warteten. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie befanden sich schon mitten im Krieg.

Über Vergeben und Vergessen

Sakura stand vor sämtlichen wichtigen Personen Konohas. Die Dorfältesten blickten skeptisch zu ihr, als wollten sie sagen, dass sie noch zu jung war und keine Ahnung vom Krieg hatte. Eigentlich hätten sie im Krieg gegen Iwa-Gakure und Kusa-Gakure auch gar nicht mitkämpfen dürfen, da sie noch zu jung waren, aber sie hätten es sowieso getan, deswegen hatte Tsunade sie ohne Widerrede, aber nicht ohne mulmiges Gefühl, losziehen lassen.

Sie erhob ihre Stimme und hatte sofort ungeteilte Aufmerksamkeit: „Wie Sie alle sicherlich schon von Tsunade-sama informiert worden sind, hatten Uchiha Sasuke, Uzumaki Naruto und ich, Haruno Sakura, den Auftrag von ihr bekommen, eine Kriegsstrategie für den Kriegszug gegen Oto-Gakure auszuarbeiten.“ Woher Sakura die Kraft nahm, mit so lauter und überzeugter Stimme zu reden, war selbst ihr schleierhaft. „Wir haben uns vor allem Uchiha Sasukes Hintergrundinformationen zu Nutze gemacht, die uns sehr weitergeholfen haben. Zusammen mit ihm haben wir einen Lageplan der Basis von Orochimaru erstellt, die genau hier liegt.“ Sie suchte den Punkt auf der Karte in ihrer Hand und zeigte dann auf die exakt selbe Stelle auf dem größeren Kartenmodell hinter ihr, das dort schon immer gehangen hatte. Zusätzlich ließ sie die überarbeitete, größere Skizze der Basis durchgehen. „Wie Sie sehen sind die Gänge systematisch angeordnet, um zu verwirren. In der Mitte des Lagers befinden sich die Gemächer Orochimarus. Aus Sicherheitsgründen ließ er einen Schutzgang exakt über seinen Räumen bauen, der die Erdoberfläche von seinem Bereich trennt. Da oberhalb dieser Stelle laut Sasuke nur Erdreich aufgeschüttet wurde, ist diese Stelle spürbar härter als der Rest des Bodens.

Unser Plan sieht wie folgt aus: Unsere Truppen marschieren in Quadern mit jeweils zwanzig Personen und fünf Minuten zeitlichem Abstand zur Basis, um weniger Aufmerksamkeit zu erregen. Die erste Gruppe wird ein Spähtrupp von zehn Spionen sein, der bis zur Basis vorrückt und die Stelle oberhalb von Orochimarus Räumen unauffällig markiert. Ein paar Kilometer vor dem Ziel wird die zweite Einheit auf die übrigen warten, bis die gesamte Schlagkraft der Armee wieder hergestellt ist. Der Spähtrupp begibt sich wieder zurück und wartet ebenfalls, dann werden Tsunade-sama und ich die markierte Stelle zum Einsturz bringen. Das ist der Beginn der Schlacht. Die Armee wird sich mit den anwesenden Nuke-Nins befassen und jeden töten, der gefährlich sein könnte. Durch das Manöver haben wir den Überraschungsmoment auf unserer Seite. Tsunade-sama und Jiraiya-sama werden ausschließlich mit Orochimaru kämpfen. Der erste Quader wird ihnen Rückendeckung geben und sie von den übrigen Kämpfen trennen. Sobald Orochimaru getötet ist, ziehen wir uns zurück. Ohne ihren Anführer wird die Organisation auseinander brechen, außerdem werden wir bei diesem Krieg den Großteil töten.“

Sie schloss ihre Erläuterung und wartete auf eine Reaktion. Ein Husten kam, dann stand Jiraiya auf. „Ich stimme für diesen Plan.“ Sakura sah ihn verwundert an, doch seinem Beispiel folgten Tsunade und zwei weitere Mitglieder des Rates. Immer mehr Leute erhoben sich und stimmten der Strategie zu, bis auch der letzte der Zweifelnden stand und sich geschlagen geben musste.

„Ist das Ihr Ernst, Tsunade-sama?“, fragte Sakura ungläubig und sah noch einmal die Stehenden an. Der Plan war gut, aber dass sie alle zugestimmt hatten ließ sie doch etwas stutzig werden. Vor allem da es so schnell gegangen war.

„Ja, allerdings. Mit den Informationen die wir hatten haben wir bis auf ein paar unwichtige Details alles genau so geplant. Glückwunsch, ihr habt bestanden. Alle drei. Den Rest könnt ihr uns überlassen.“

Naruto war nun aufgesprungen. „Dürfen wir auch mitkämpfen?“

„Kann ich euch davon abhalten?“ Die drei verneinten entschlossen. „Ihr seid euch im Klaren, dass dies kein Spiel ist? Ihr seid erst fünfzehn, Sakura erst vierzehn. Ich bin euer Vormund, wenn ich es euch erlauben würde, wäre es sogar legal“, überlegte sie. „Aber selbst wenn ich es euch verbieten würde, würdet ihr erst recht mitgehen.“ Sie seufzte und willigte ein, doch es fiel ihr nicht sonderlich schwer. Diese Schlacht würde dieses Mal keinen einzigen Konoha-Nin als Opfer fordern.
 

Die Hokage würde die Truppen zusammenstellen und die Quader einteilen, für Naruto, Sasuke und Sakura war die Taktik erledigt. Sie würden im dritten Quader sein, zusammen mit Shikamaru und Hinata. Tsunade hatte es auf Bitten Narutos so eingeteilt. Ino durfte von ihrer Mutter aus nicht mit, Neji konnte sowieso nicht und TenTen wollte ihn nicht alleine lassen. Dieser Krieg würde zwar nicht so heftig wie der gegen Iwa und Kusa werden, aber sie wollte sich nicht unnötig in Gefahr bringen.

Die Stunde der Abreise rückte näher. Es war der elfte Oktober, genau acht Uhr und zweiundzwanzig Minuten, als die letzte Gruppe Shinobi auf der Fläche hinter dem Nordtor Konohas eintraf. Sie alle wusste, zu welcher Einheit sie gehörten und wann sie sich auf den Weg machen mussten.

Sakura, Sasuke und Shikamaru waren die ersten aus ihrem Quader gewesen, inzwischen waren die sechzehn der siebzehn restlichen Ninjas eingetroffen. Sie hatten noch genau achtzehn Minuten, dann würde es kein Zurück mehr geben. Sakura wollte nicht kämpfen. Das würde kein ehrenhafter Kampf werden, sondern ein einfaches Gemetzel, doch etwas in ihr sagte ihr, dass sie es für Konoha-Gakure tun musste. Besser sie taten es jetzt, als später vernichtet zu werden.

„Sakura?“, riss sie Narutos Stimme aus ihren düsteren Gedanken. „Wann wird die erste Gruppe losgeschickt?“

„Um halb neun. Wir werden zehn Minuten danach aufbrechen. Der Weg nach Oto-Gakure wird etwa drei Tage dauern, wenn es keine Zwischenfälle gibt. Wir werden gegen Mittag an unserem Ziel ankommen und dann noch bis Abend warten, bis die restlichen Quader da sind.“ Naruto nickte gedankenverloren und ergriff Hinatas Hand. Ihm war es nicht recht, dass sie mit ihm ging, aber aufhalten hätte er sie sowieso nicht können. Sie war seit ihrer Verbannung aus der Familie vor einem Tag entschlossener denn je. Nun musste sie sich beweisen, da sie den Namen Hyuga nicht mehr trug und ihrer Meinung nach nichts mehr zählte.

Wenig später brach die erste Gruppe, der Spähtrupp, auf und, obwohl eine gedrückte Stimmung herrschte, wurde er mehr oder weniger feierlich verabschiedet. Die Familien der Shinobi, die sich freiwillig dazu gemeldet hatten, für Konoha erneut in den Krieg zu ziehen, waren hergekommen, um ihre Liebsten zu verabschieden. Tsunade hatte gesagt, dass keiner verpflichtet war, sein Leben für Konoha zu riskieren, da dies ein Kriegszug war und keine Schlacht. Dennoch, und genau das hatte sie gewusst und es auch darauf angelegt, war die Motivation bei den anwesenden Kampfbereiten größer als normal.

Tsunade und Jiraiya kamen erst im letzten Quader, somit war gesichert, dass alle zusammen warten würden und nicht auf eigene Faust handelten. Wenn sie den Überraschungsmoment geschickt ausnutzen konnten, würde dieser Kampf nur ein paar Minuten dauern und das würde er auch, denn sie hatte nicht vor, große Reden vor Orochimaru zu schwingen. Nostalgie hatte im Krieg nichts verloren, das wusste sie allzu gut.

Die fünf Minuten bis der erste Kampfquader aufbrach vergingen schleppend. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Sasuke dachte wieder an seine Vergangenheit, die ihn nur schwer losließ, aber es war schon besser geworden. Der Hass gegen seinen Bruder war mit dessen Tod verebbt, die Nähe zu Sakura half ihm aus seinen Zweifeln und die Freundschaft zu Naruto bestärkte ihn darin, weiterzumachen.

Shikamarus Gedanken hingen bei Ino. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie in ihrem Zimmer tobte und versuchte, sch davonzustehlen, sie aber immer wieder aufs Neue von ihrem Vater aufgehalten wurde. Sie war eben ein naiver Kindskopf, was er persönlich aber an ihr irgendwie mochte.

Naruto hielt immer noch Hinatas Hand und sprach leise mit ihr über etwas, das anscheinend niemand anderen zu interessieren hatte. Die anderen sahen sie nur teilweise lächeln und dann wieder rot werden. Die beiden waren ein wundervolles Paar und ergänzten sich toll. Naruto machte sich Sorgen um seine Freundin, denn er würde in erster Linie Tsunade und Jiraiya schützen müssen und nicht sie. Natürlich, Hinata war stark, aber die Sorge ließ ihn nicht los.

Sakura war die einzige, der es zu blöd war, um an etwas zu denken. Sie hatte in den letzten Jahren zu viel nachgedacht und sich über alles und jeden Sorgen gemacht. Jetzt konnte das jemand anderer. Sie würde die beiden San-Nin, die gegen ihren ehemaligen Freund kämpfen mussten, schützen und das tun, was nötig war, um in diesem Krieg zu überleben. Sich zum tausendsten Mal zu beschweren, dass sie keinen Krieg wollte wurde ihr zu anstrengend. Für sie verging die Zeit am schnellsten und darüber war sie verdammt froh.

„Sasuke“, sagte sie schließlich mit gedämpfter Stimme und ergriff seine Hand, während sie sich zu ihm hinüber lehnte. Sie hatten bis jetzt beide an der inneren Seite der Stadtmauer gelehnt und geschwiegen. „Versprich mir bitte, dass du vorsichtig bist.“

„Genau das habe ich befürchtet“, stöhnte Sasuke und seufzte anschließend. Als sie fragend eine Augenbraue hob, lächelte er entschuldigend. „Wir sind jetzt zusammen und das ist genau das, was verdammt schlecht für diesen Krieg und die nachfolgenden Missionen ist, wenn wir während unserer Ausbildung welche haben, was ich stark annehme.“

„Hm“, machte Sakura und wusste, was er meinte. Sie würde sich nun mehr Sorgen um ihn, als um das Gelingen der Mission machen und das war schlecht, sogar verdammt schlecht. Aber sie konnte dagegen nichts tun. Bei Naruto und Hinata war es dasselbe, wobei Sasuke und Sakura annehmen, dass die ehemalige Hyuga über kurz oder lang ihr Ninjaleben aufgeben würde um, genau wie es TenTen vorhatte, als Lehrerin zu arbeiten. Genau das war der Grund, wieso es überwiegend Shinobis gab und die paar Kunoichis alle alleine waren. Man musste sich entscheiden. Liebe oder Ninja und die meisten Frauen wählten die Liebe. Sakura wollte beides und sie fürchtete sich schon davor, vor die endgültige Wahl gestellt zu werden. Aber womöglich kam es gar nicht dazu, weil sie ja früher oder später eine der San-Nin sein würde. Wer wusste schon, was die Zukunft brachte? Doch nun war einzig und alleine der Sieg wichtig.

„Mach dir keine Sorgen, Sakura, ich kann auf mich aufpassen, das weißt du ja. Die Reise wird wahrscheinlich anstrengender als der Kampf“, meinte er und sie legte kurz ihren Kopf auf seine Schulter, bevor sie wieder hoch fuhr.

„Wer ist eigentlich unser Leiter?“

Jeder Quader hatte einen Leiter, der den Rang Jo-Nin hatte oder, wenn so jemand in dieser Einheit zugeteilt worden war, einer von der ANBU. Das hatte verschiedenste Gründe, vorwiegend aber wurde dieser Krieg wie eine Mission gehandhabt und diese brauchte einen Leiter.

„Ich natürlich!“, hörte sie eine bekannte Stimme und machte fast einen Freudensprung. Aus den Augenwinkeln sah Sakura, dass Naruto es getan hatte.

„Kakashi-sensei!“, kam es gleichzeitig aus den Mündern der drei und sie waren alle der Meinung, dass dieser Kriegszug wenigstens ein gutes Ereignis hervorgebracht hatte.

„Ja, leibhaftig und pünktlich“, scherzte er und hatte damit mehr als Recht. In diesem Moment kam Tsunade zu ihnen und wünschte ihnen Glück, dann erteilte sie den Befehl zum Aufbruch.
 

„Ich bin echt froh, Sie wieder zu sehen“, jubelte Naruto, als er zu Kakashi, Sakura und Sasuke aufgeholt hatte. Hinata war der Privatsphäre wegen bei Shikamaru geblieben und lief schweigend neben ihm her.

„Ja, ich auch“, beteuerte ihr immer noch irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht Sensei. „Wir haben uns wegen der besonderen Umstände ja lange nicht mehr gesehen.“ Die drei nickten. „Erzählt mal, was ist alles passiert?“

Sakura hatte Einwende: „Ich denke, dass das nicht der richtige Zeitpunkt für so was ist, oder?“

„Wieso nicht?“, fragte Kakashi und lächelte unter seiner Maske. Erst jetzt war ihr aufgefallen, dass er die Uniform der ANBU anhatte. „Wir haben drei Tage, bevor wir am Treffpunkt ankommen.“

„Genau, Sakura!“, rief nun auch Naruto. „Du selbst hast doch gesagt, dass man in schwierigen Situationen solche Alltagsgespräche braucht, um nicht durchzudrehen! Du willst doch nur verhindern, dass ich Kakashi-sensei erzähle, dass du und Sasuke zusammen seid!“

Sakura hätte ihn erschlagen können, aber sie wollte sich ihre Kraft für die Sound-Nin aufsparen. Jeder einzelne würde ihr Befriedigung verschaffen, denn sie waren schuld, dass sie so viel durchmachen mussten, bevor Sasuke und sie glücklich werden konnten.

„Ach, seid ihr? Das ist ja toll!“, freute sich Kakashi ehrlich und dachte ein wenig wehmütig an Obito, Rin und sich selbst zurück, die nicht glücklich werden durften. „Seit wann?“

„Zwei Tage“, grummelte Sasuke. Ihm war es nicht peinlich, dass Kakashi nun davon wusste, denn er hätte es ihm lieber selbst gesagt.

„Ihr wisst hoffentlich, dass das keinen Einfluss auf eure Missionen haben darf?“ Er war also doch noch ihr alter Sensei. Kakashi hatte sich kein bisschen verändert. Er dachte wie ein Ninja und war doch menschlich. Als er seine irgendwie doch, aber irgendwie auch nicht Schüler nicken sah, fuhr er fort: „Es gab keinen offiziellen Abschluss für Team Sieben, aber ich denke, dass wir nun, da wir auf gleichem Level sind, nicht mehr Meister und Schüler sind, oder irre ich mich?“

Narutos Augen bekamen ein erwatungsvolles Glitzern. „Heißt das, ich darf Sie Kakashi-san nennen?“, fragte er begeistert. Kakashi nickte. „Ist ja obercool!“

Sakura und Sasuke ließen ein leises Tz hören und sahen sich an. „Unheimlich, echt jetzt!“, meinten beide gleichzeitig und waren noch schockierter. Einerseits über ihren synchronen Kommentar, andererseits über das echt jetzt. Kakashi und Naruto lachten neben ihnen.

„Ihr habt eindeutig zu viel Zeit zusammen verbracht“, meinte Kakashi und beschleunigte seine Schritte kaum merklich.
 

Die ersten beiden Tage vergingen schnell, am dritten waren die neunzehn Ninjas der dritten Einheit und ihr Leiter schon ein wenig nervös. Sie erblickten bereits die zehn Leute des Spähtrupps und die ersten zwanzig Shinobi des ersten Quaders. Sie hatten etwa fünf Kilometer vor Orochimarus Basis auf einer Lichtung den Treffpunkt bestimmt. Man wusste nie, wo er überall seine Späher hatte. Die Reise war anstrengend gewesen, zumindest mehr als sie gedacht hatten.

Innerhalb der nächsten zwei Stunden sollten die restlichen Quader eintreffen. Durch die unterschiedlich langen Pausen und verschiedenen Reisegeschwindigkeiten hatten sich die fünfminütigen Abstände ziemlich verschoben.

Ein Mann in ANBU Outfit begrüßte sie. „Etwa einen halben Kilometer östlich gibt es einen Fluss. Wenn ihr Hunger habt, könnt ihr unauffällig in einem der umliegenden Dörfer etwas essen.“ Sie bedankten sich für die Informationen, doch er war noch nicht fertig. „Wir erwarten den Rest der Armee bei Sonnenuntergang, also in etwa ein bis zwei Stunden. Dann werden wir warten, bis es dunkel ist und werden dann mit dem Manöver beginnen.“ Naruto hatte vor, Ramen essen zu gehen, da seine Vorräte nur noch für die Rückreise reichen würden, doch keiner seiner Freunde wollte mit ihm gehen.

„Tut mir Leid, Naruto, aber ich bringe nichts runter bei dem Gedanken, in ein paar Stunden wieder töten zu müssen“, war die Antwort von Sakura und Hinata. Shikamaru und Sasuke waren da weitaus weniger einfühlsam und sagten frei raus, dass sie Ramen nicht unbedingt mochten und im Endeffekt verließ den Ramenliebhaber doch noch der Appetit, kurz bevor die vierte Truppe eintraf.
 

Tsunade und Jiraiya sprachen leise miteinander. Wahrscheinlich unterhielten sie sich über vergangene Zeiten oder berieten sich, wer Orochimaru den Todesstoß versetzen sollten. Die Sonne war schon seit etwa einer Stunde untergegangen und sie alle warteten nur mehr auf den Manöverbeginn, den Tsunade gleich verkünden würde.

Sakura war voller Tatendrang, sie wollte zwar niemanden töten, aber im Krieg würde sie ihre Moral einfach über Bord werfen. Neben ihr überprüfte Sasuke ein weiteres Mal seine Waffengarnitur, weil er nichts Besseres mit sich anzufangen wusste und warf ab und zu einen Blick zu Sakura, die ihn seicht lächelnd erwiderte.

Die Hokage erhob sich und sofort verstumme das angespannte Murmeln der genau hundert Shinobi – eine sehr epische Zahl, wie viele fanden.

„Ninjas aus Konoha-Gakure, ihr habt euch aus freien Stücken dazu entschieden, für den Frieden zu kämpfen und dafür danke ich euch von ganzem Herzen. Ich bitte euch, kämpft mit vollem Einsatz. Um Konohas Willen!“ Damit schloss Tsunade ihre kurze Ansprache und nickte Jiraiya zu. Die kleine Armee formierte sich erneut und lief hinter den beiden San-Nin her, bis sie wenig später auf einem großen Feld zum Stillstand kamen.

„Hier?“, fragte Tsunade und sah zu Sasuke. Er nickte und deutete auf einen großen Erdfleck, der relativ mittig auf dem Feld zu sehen war. Die Hokage atmete tief ein, dann nickte sie ihrer Schülerin zu. Gemeinsam schlichen sie, vorsichtig und leise wie Katzen, im Schutz der Dunkelheit, auf den gedeuteten Punkt zu. Hinter ihnen war eine hundert Mann starke Armee, die nur darauf wartete, endlich mit Orochimaru abrechnen zu können. Sakura betete inzwischen, dass der San-Nin sie nicht schon längst bemerkt hatte.

Tsunade hielt und gab Sakura ein lautloses Zeichen. Gemeinsam sammelten sie Chakra in der rechten Faust, holten aus und donnerten mit einer gewaltigen Kraft ihre Fäuste gegen den Erdboden. Die Konoha-Nin staunten, als vor ihnen lautstark der Erdboden in hunderte Stücke zerbrach und den Weg in Orochimarus Gemächer frei gab.

Und ab dann ging alles ganz schnell. Während Orochimaru von seinem Sessel hochfuhr und laut fluchte, stürmten etwa vier dutzend Sound-Nin in den Raum, während Tsunade und Jiraiya sich schon einen harten Kampf mit ihrem ehemaligen Teamkameraden lieferten.

Es entbrannte ein Kampf, diesmal aber sollte er nicht länger als zehn Minuten dauern.
 

Shikamaru war einer der ersten um die San-Nin, der einer Angriffswelle standhalten musste. Tsunade und Jiraiya hatten zuvor mit ein paar andren Seiten eine Kampfstrategie entwickelt, die sich nun als überaus nützlich erwies. Der erste Quader sollte die San-Nin vom übrigen Kampfgeschehen abschotten, sodass sie beinahe ungestört waren, ab dann ging es quaderweise nach vorn. An der Front stand der dritte Quader, in dem auch Naruto, Sasuke, Sakura, Shikamaru, Kakashi und Hinata waren und ganz hinten waren die letzten Einheiten mit dem Spähtrupp. Lange hielt diese Stellung zwar nicht, aber dennoch hatten sie dadurch einen gewaltigen Vorteil erlangt. Die Sound-Nin waren unkoordiniert, wie hätten sie auch einen Plan haben sollen, und kämpften nur für sich. Einige Wenige versuchten zu Orochimaru durchzudringen, um ihm zu helfen, doch jeder, der es wagte, wurde von der geballten Kraft der Armee niedergerissen.

Sasuke zückte einen zweiten Kunai, denn er sah aus den Augenwinkeln, wie ihn ein zweiter Oto-Nin angreifen wollte. Schnell stach er seinen jetzigen Gegner nieder, ohne eine Gefühlsregung zu zeigen, und wandte sich dem andren Angreifer zu, dessen Angriff er gerade mit dem Kunai geblockt hatte.

„Schön dich wieder zu sehen, Sasuke-kun, leider bist du auf der falschen Seite“, sagte eine gelassene Stimme zu ihm und ihr Besitzer griff ihn erneut an.

„Ich kann dasselbe leider nicht über dich sagen, Kabuto“, erwiderte Sasuke. Er wollte diese Sache schnell zu Ende bringen.

„Unverschämt wie immer.“ Auf Kabutos Gesicht zeigte sich ein widerliches Grinsen. „Hat man dir etwa keine Manieren beigebracht? Oh, ich vergaß, deine Eltern hatten ja nicht die Gelegenheit dazu.“ Das ging zu weit. Sasuke aktivierte seine Sharingan, doch als er nach seinem Ausweichmanöver wegen Kabutos Angriff selbst zur Tat schreiten wollte, fiel der Grauhaarige leblos um. In seinem Rücken steckte ein Kunai, hinter ihm stand Sakura und sah seine Leiche zufrieden an. Sasuke lief ein kalter Schauer über den Rücken.

„Er war einer der Gründe für deinen Verrat“, erklärte sie. „Außerdem kann ich ihn nicht leiden.“ Wohl war ihr dabei zwar nicht gewesen, denn Rache war nicht ganz ihre Art, Probleme zu lösen, aber sie hatte schon so viele Leute getötet, da konnte sie keine Rücksicht auf ihre eigentlichen Ambitionen nehmen, die ihn eigentlich richtig leiden sehen wollten.

„Du…du bist echt gruselig, wenn du wütend bist“, meinte Sasuke, hatte aber keine Zeit mehr, sich zu fürchten, da ihn schon wieder drei Sound-Nins angriffen. Anscheinend waren doch mehr Leute in der Basis gewesen, als sie angenommen hatten. Dennoch wurde die Zahl der Angreifer immer weniger. Manche Konoha-Nins machten sich sogar schon daran, die wenigen Verwundeten, die es gab, zu heilen, da die Oto-Nin sowieso nicht mehr an der vordersten Front vorbeikamen. Der Kampf zwischen Tsunade, Jiraiya und Orochimaru war allerdings noch nicht zu Ende.
 

„Wenn du nach den genauen Gründen fragen möchtest, Tsunade, dann solltest du es jetzt tun, bevor ich dich und Jiraiya töten werde.“

„Das glaubst du doch wohl selber nicht, Orochimaru!“, fauchte die Hokage und spürte, wie ihr Kampfgeist noch größer wurde. Sie wollte ihn leiden sehen, er sollte büßen, was er ihnen und Konoha angetan hatte, aber ihre Vernunft war stärker. Es war besser, alles so schnell und einfach wie möglich zu erledigen. „Wir sind zwei gegen einen. Du hast keine Chance.“

Der Schlangenmensch lachte allerdings nur und biss sich in den Finger. Was jetzt kam war so durchschaubar und klar, als wenn Naruto vor einem Ramenstand stehen würde und Hunger hatte.

Die Zeit schien still zu stehen, als er die Hand mit dem blutenden Finger auf den Boden schlug und sich um sie herum ein Siegel bildete. Noch während er seine Hand zu dem Steinboden führte, hatten Tsunade und Jiraiya es ihm gleichgetan und wenige Sekunden später ragte eine riesengroße Schlange aus der Basis, die noch ein größeres Loch in die Decke schlug. Gleichzeitig erschienen nun auch eine übergroße Schnecke und ein ebenso großer Frosch. Der ultimative Kampf hatte soeben begonnen.
 

Sasuke schluckte. Manda war gefährlich, selbst Orochimaru konnte ihn nicht immer kontrollieren. Wenn er tot wäre und er Manda nicht mehr zurückrufen würde, würde er die Konoha-Nin allesamt töten und auffressen. Er wollte gar nicht daran denken. Sakura neben ihm sah ebenso gebannt nach oben, wo die San-Nin auf den Häuptern ihrer Tiere standen.

„Sakura!“, riss sie plötzlich die Stimme ihres Freundes aus dem Staunen und sie drehte sich reflexartig um. Im gleichen Moment sah sie den so ziemlich letzten lebenden Oto-Nin auf sich zurasen, zückte einen Kunai und dachte gerade, dass es sich nicht mehr ausgehen würde, einen Angriff zu starten oder eine Verteidigung aufzubauen, als Sasuke sich vor sie stellte und den Ninja mit seinen bloßen Fäusten zu Boden schlug. Ohne groß zu zögern, nahm er ihr den Kunai aus der Hand, um damit den Feind zu töten.

„D-Danke…“, murmelte sie ein wenig geschockt, erholte sich aber schnell wieder.

„Keine Ursache“, gab Sasuke zurück. Er hatte soeben wirklich den letzten anwesenden Sound-Nin getötet. Nun konnten sie ungehindert dem Kampf zusehen.

„Das ist Wahnsinn.“

Sasuke sah Sakura verwundert an. „Hat dir Tsunade das etwa nicht beigebracht?“

„Wie jetzt? Soll das heißen du kannst das auch?!“, fragte sie ebenso verwundert, wandte den Blick aber nicht von der großen Schnecke ab.

Er nickte. „Ja, ich kann mit der Kuchiyose no Jutsu ebenfalls Schlangen rufen. Naruto kann das ja auch.“

„Das wusste ich, Jiraiya-sama hat es ihm beigebracht, er kann das mit Fröschen. Oh Mann, ich bin eben immer noch verdammt weit hinten.“ Ihre Stimme klang enttäuscht, doch der Kampf war nun interessanter. Das konnten sie nachher auch noch klären.
 

Tsunade hatte nicht vorgehabt Katsuyu zu beschwören, aber wenn Orochimaru es so haben wollte, würde sie ihm den Wunsch erfüllen. Sie würde ihn so fertig machen wie damals, als sie alleine gegen ihn gekämpft hatte. Nun hatte sie zusätzliche Hilfe von Jiraiya, der Orochimaru ebenso ebenbürtig war sie sie selbst. Bisher hatten sie nur dagestanden, auf den Köpfen ihrer unterwürfigen Tiere, wobei man bei Manda erkannte, dass er damit nicht einverstanden war, und sich angestarrt.

Orochimaru machte den ersten Zug und besiegelte damit schon sein Todesurteil. Er war bereits ein wenig geschwächt vom vorherigen Kampf und seinen Körper zu verformen kostete ihn mehr Chakra als ein aufwendiges Jutsu. Er musste mit dem Chakra seine Knochen verlängern und gleichzeitig stärken, dabei aber genau die richtige Konzentration behalten, um keinen Schmerz zu empfinden, das war verdammt anstrengend und offiziell war er der einzige, der seinen Körper wie eine Schlange bewegen konnte.

Jiraiya erkannte, ebenso wie Tsunade, dass Orochimaru einen schrecklichen Fehler begangen hatte und griff an, bevor dieser seinen Angriff vollenden konnte. Ein Schlagabtausch war die Folge, aber der weißhaarige San-Nin war nicht gerade der geborene Nahkämpfer, deswegen mischte sich nun auch die einzige weibliche Person in diesen Kampf ein. Jiraiya zog sich ein wenig zurück und deckte sie, während die Blonde sich ganz Orochimaru widmete.

Ab diesem Zeitpunkt kam ihr alles wie ein Déjà-vu vor. Diesmal war es allerdings nicht Naruto, der ihr beistand, sondern Jiraiya, und damit waren ihre Chancen, zu gewinnen und dieses Kapitel ihres Lebens endlich für immer abschließen zu können, um einiges höher als damals. Jiraiya kannte seinen ehemaligen Freund, seine Kampftechniken und sein krankes Hirn. Er wusste, wann er wo und wie angreifen und zuschlagen würde.

„Sprich dein letztes Gebet, Tsunade-hime!“, zischte Oroachimaru. Sie nahm seinen sarkastischen Befehl wörtlich, während sie seine Zunge packte und ihn mit einer gewaltigen Wucht zu sich heranzog.

„Herr, gib mir die Kraft, diesen Mann zu töten!“, schrie sie und machte diesmal nicht denselben Fehler wie damals. Jiraiya stand neben ihr mit gezücktem Schwert und wartete darauf, dass er es Orochimaru in den Körper rammen konnte, um diesem Alptraum endlich ein Ende machen zu können. Er hatte zu viel angerichtet, als dass sie ihm jemals verzeihen könnten. Die Anspannung war ihm ins Gesicht geschrieben, denn nach all seinen grausamen Taten, war es doch Orochimaru, sein bester Freund und Feind, den er töten musste. Er sah, wie auch Tsunade zitterte und es fast nicht übers Herz brachte, ihn weiter an sich zu ziehen, um mit seinem Leben abzuschließen. Doch sie blieb stark.

Das alles passierte in wenigen Sekunden, die den Konoha-Nins am Boden aber ebenso schrecklich lange vorkamen wie den San-Nin.

Und dann war es zu Ende. Jiraiyas Katana bohrte sich mit einem Geräusch, das ihm den Magen umdrehte, durch Orochimarus Körper. An seinen Händen klebte Blut, das auch noch da haften würde, wenn es schon längst von Wasser und Seife von der Haut entfernt worden war. Schuldgefühle, Trauer, Schmerz, Hoffnung und Erleichterung machten sich in den beiden San-Nin breit, die gerade ihren Teamkameraden tödlich verwundet hatten.

Tsunade weinte, als Orochimaru mit dem Schwert, das die Lunge getroffen hatte, vor ihr lag und sie aus leeren Augen ansah. Sie kniete sich neben ihn hin und verbeugte sich auf Kniene, Jiraiya tat es ihr gleich. „Was du getan hast, können wir weder vergessen noch vergeben. Es tut uns leid, dass es soweit kommen musste.“

„Wie einfältig…ihr doch…seid…ihr beide“, hechelte Orochimaru leise, dann wölbte sich sein Körper nach oben, er hustete und spuckte Blut und eine Sekunde später wich jegliche Lebensenergie aus ihm. Die Hokage spürte die Hände ihres Gefährten um sich und schluchzte weiter.

„Wir haben das Richtige getan, Tsunade“, tröstete sie dieser und ließ sie wieder los.

„Ja“, stimmte sie ihm wieder gefasst zu. „Mit seinen letzten Worten hat er uns wieder einmal bewiesen, dass er nicht mehr der Orochimaru ist, den wir damals als Freund bezeichnet haben.“

„Denkst du, dass er sterben wollte?“

Tsunade zuckte mit den Schultern. Der Kampf war zwar nicht allzu einfach gewesen, aber dennoch hatte Orochimaru mit höchstens halber Kraft gekämpft.

„Womöglich hat er uns unterschätzt, oder sein Körper war zu geschwächt von den vielen Versuchen. Wir werden es nie erfahren, aber sterben wollte er sicherlich nicht, dazu ist er zu stolz.“ Tsunade wischte sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht, bevor sie trocknen konnten und ließ sich von Jiraiya aufhelfen. Während er Manda umständlich zurückrief, bevor er etwas anrichten konnte, verkündete sie erfreut:

„Ab jetzt kann Konoha-Gakure, nein, ganz Ha no Kuni, in Frieden leben!“

Für unsere Liebe

Jubelgeschrei hallte über die Ebene, auf der noch vor wenigen Minuten Orochimarus Basis gestanden hatte. Sie stand zwar noch immer, doch Orochimaru war tot. Nun war es lediglich eine Ruine, die an schlimme Zeiten erinnerte. Die Vergangenheit war schwer genug gewesen, nun wollten die Kämpfer aus Konoha-Gakure nur mehr in die Zukunft blicken.

Tsunade rief Katsuyu zurück, Jiraiya hatte Gamabunta zusammen mit Manda, der sich schlagkräftig gegen seinen Rückruf gewehrt hatte, schon längst wieder verschwinden lassen.

„Nach all der Zeit, die wir in Angst um unser Leben und unser Dorf gelebt haben, sind nun vorbei. Frieden wird nicht für immer herrschen, aber dennoch sind wir diesem Ziel ein großes Stück näher gerückt. Ihr habt euch alle freiwillig dazu bereit erklärt, uns in diesem Kampf zu unterstützen, dafür danke ich euch als Hokage und Mensch. Ihr habt euer Leben riskiert um das eurer Familien und die Sicherheit des Dorfes zu sichern. Das ist nicht selbstverständlich.“ Tsunade erntete Beifall. Es war kein einziger Konoha-Nin gestorben, was wahrscheinlich daran lag, dass sie in der absoluten Überzahl gewesen waren und sich nur die besten Kämpfer gemeldet hatten. „Wir werden so zurückkehren, wie wir hergekommen sind, in Einheiten.“ Tsunade wandte sich Jiraiya zu, der den Körper des toten San-Nin inzwischen von seinem Katana befreit hatte.

Ein erleichtertes Seufzen machte die Runde und Sakura spürte, wie Sasuke ihre Hand ergriff und zu sich zog. „Ich bin das erste Mal in meinem Leben frei von jeglicher Sorge und das habe ich dir und Naruto zu verdanken.“ Er umarmte sie.

Ein wenig perplex legte auch sie befreit von Zweifeln und Angst die Arme um seinen Körper. „Nein, das hast du dir und uns allen zu verdanken. Tsunade, Jiraiya, Hinata, Shikamaru, Kiba, Shino, Lee, Ino, TenTen, Neji und Choji.“ Sie hatte ihre Augen geschlossen, um eine aufkommende Träne zu unterdrücken. Oft hatte sie geweint, doch nie aus Freude und Glück. Nun konnte sie auch das endlich.

Naruto und Hinata standen neben ihnen. Er hatte den Arm um ihre Schulter gelegt und lauschten den Worten Tsuandes, die eine Dankesrede schwang. Sie hätte auch sagen können, dass sie gestern Nacht von einem blauen Schwein in Pyjama geträumt hätte und hätte dennoch tosenden Beifall erhalten, denn die Erleichterung war ihnen allen anzusehen.

„Und wenn wir Zuhause sind, dann ziehst du bei mir ein und irgendwann heiraten wir und gründen eine kleine Familie!“, rief Naruto freudig und knuddelte seine Freundin wie einen kleinen Teddybären. Womöglich war er doch noch nicht so erwachsen, wie sie alle dachten.
 

Der Weg zurück war ganz anders als die Hinreise. Es wurde viel gelacht, viel gefeiert und sie machten innerhalb ihrer Einheit sogar einmal Halt in einem Dorf, um dort endlich einmal wieder etwas frisch Gekochtes zu Essen zu bekommen.

„Acht Schüsseln Ramen!“, bestellte Naruto überschwänglich. Neben ihm am Ramenstand saßen Hinata, Sakura und Sasuke. Die anderen hatten es vorgezogen, etwas Richtiges zu essen, wie sie gemeint hatten. „Und für die anderen auch jeweils eine.“

Wie jeder Ladenbesitzer hatte ihn auch dieser in dem kleinen Dörfchen erst skeptisch angesehen und überlegt, ob es ein Scherz gewesen sein könnte.

„Er isst immer so viel, machen Sie sich keine Sorgen“, gab Sakura etwas peinlich berührt zum Besten und stützte ihren Kopf auf die Hände. „Du bist so peinlich, Naruto…“ Ja, alles war wieder beim alten. Bis auf drei wesentliche, begrüßenswerte Unterschiede. Hinata war bei ihnen, sie war mit Naruto zusammen und Sasuke und Sakura waren auch endlich ein Paar. Ein wenig komisch fühlte sich das Ganze aber schon an, denn obwohl sie hier so ungezwungen saßen, war vieles passiert, das man nicht rückgängig machen konnte. Es war traurig, dass es erst so viele Opfer gebraucht hatte, damit sie glücklich werden konnten, doch noch öfters an die Vergangenheit zu denken brachte auch nichts. Man konnte die Zeit nicht zurückdrehen und ungeschehen machen, was passiert war. Das hatten sie schon so oft schmerzlich feststellen müssen.

Sakura hatte auch vor kurzem beschlossen, Hinata endlich zu sagen, was Kiba sie kurz vor seinem Ableben gebeten hatte, ihr auszurichten.
 

Flashback
 

Kiba schloss die Augen. Ihm blieben nur noch zwanzig Sekunden. Und in diesen zwanzig Sekunden wollte er noch etwas loswerden.

„Sagt Hina…Hinata…-chan, dass…ich sie…liebe. Bitte.“ Nach diesen letzten quälenden Worten, die eine unausgesprochene Vermutung bestätigten, öffnete er seine Augen nicht mehr. Sakura erhob sich und klopfte sich den Dreck von den Schenkeln.

„Naruto, wir sagen Hinata nichts“, fuhr ihn Sakura scharf im Flüsterton an. „Verstanden?“
 

Flashback Ende
 

Sie hatte es sich vorgenommen, denn wohl war ihr bei dem Gedanken immer noch nicht, dieses Geheimnis für sich behalten zu haben. Naruto hatte sich ja anscheinend noch nicht verplappert, obwohl er und Hinata sicherlich oft über ihn gesprochen hatten.

Es wurde dunkel und sie wurden müde. Die Meisten zogen es vor, wieder außerhalb des Dorfes in den Zelten zu schlafen, ein paar wenige nahmen sich ein Zimmer in einem der beiden einzigen Gaststätten. Zu ihnen zählten Hinata, Sasuke, Sakura und Naruto, der das eigentlich nicht wollte, da er nicht genug Geld für so etwas hatte und sich von Sasuke erst nicht einladen lassen wollte.

„Komm schon, sonst müssen wir anderen auch auf dem Boden schlafen, weil wir andernfalls ein schlechtes Gewissen hätten“, meinte der Uchiha und klimperte mit dem Geld in seiner Hand. „Du kannst es ja abarbeiten, wenn du möchtest! Komm, nimm es endlich, wir sind müde!“

„Nein!“, blieb Naruto standhaft und warf dem Geld einen kleinen, flüchtigen, sehnsüchtigen Blick zu, der alles verriet.

„Du bist ein Idiot, Naruto.“ Sasuke sah zu Hinata. „Hör zu, Dobe, ich mache dir ein Angebot.“ Seine Stimme wurde düster und er beugte sich drohend zu Naruto. „Wenn du deinen Arsch nicht sofort in Richtung Zimmer bewegst, dann werde ich dich solange unter den Augen deiner Freundin foltern, bis sie sich das Leben nimmt und du dich so schlecht fühlst, dass du dir wünschst, endlich auch zu sterben. Aber ich werde dich dann nicht sterben lassen, denn wenn du Essen verweigerst, werde ich es dir gewaltsam verabreichen, damit du mir nicht wegstirbst, weil ich dich noch jahrelang quälen werde, bis ich schließlich die Güte besitze, dir langsam und extrem qualvoll das Leben zu nehmen.“ Sasuke lehnte sich wieder zurück und legte den Arm um Sakura. „Ist es dir das wert?“

Naruto schluckte, sagte aber nichts. Hinata neben ihm sah hilfesuchend zu Sakura, die wiederum Sasuke mit geweiteten Augen ansah. Er war wirklich beängstigend, wenn er es sein wollte.

„Dann sieh es eben als Rückzahlung.“

„Wieso?“, brachte er zögernd heraus.

„Weißt du noch, vor drei Jahren? Du hast mich auf zwei Schüsseln Ramen eingeladen. Das Geld will ich dir nun zurückgeben.“

Endlich nahm Naruto, wenn auch nur widerwillig, das Geld an. „Na gut, ist ja schließlich auch meines, wenn das so ist“, murmelte er und bekam schließlich doch einen Zimmerschlüssel für ein Doppelzimmer in zweiten Stock.

Erschöpft quälten sich die beiden Paare hinauf. Das Zimmer von Sasuke und Sakura war im ersten Stock. Sie wünschten den anderen beiden eine gute Nacht und sperrten die Türe zu dem bescheidenen Raum auf.

„Er hat dich nie auf eine Schüssel Ramen eingeladen, Sasuke“, sagte Sakura und zog ihre Oberbekleidung aus. Darunter hatte sie zum Glück noch ein kurzärmeliges Unterteil und eine lange, dünne Hose an. „Mir wird eben schnell kalt im Winter!“, rechtfertigte sie sich, als sie Sasukes fragenden Blick sah.

„Er muss das doch nicht wissen. Aber ich war müde und wollte endlich ins Bett.“ Mit diesen Worten ließ er sich in die graue, einfache Bettwäsche fallen und seufzte wohlig. „Ein Bett ist doch wahrhaftig der Himmel auf Erden.“

„Komisch…ich dachte immer du bist ein hart gesottener Kerl, der keinen Komfort braucht.“

„Sakura, selbst der härteste Mann hat gerne eine Matratze anstatt einem Stein und einem Stock unter seinem Körper.“ Er lächelte etwas nervös. Nicht, dass etwas passieren würde in dieser Nacht, nur weil sie gemeinsam in einem Bett schliefen, aber es war eine komische Situation. Sie hatten noch nie zusammen in ein und demselben Bett geschlafen, während sie zusammen waren, was vielleicht auch daran lag, dass sie gleich zwei Tage nachdem sie zusammen gekommen waren, in einen Krieg ziehen mussten. Also war es eine Art Premiere.

Sakura zögerte es so lange wie möglich heraus, neben Sasuke zu liegen, doch als sie keine Ausrede fand, setzte sie sich scheu auf das Bett und schüttelte ihr Kissen auf.

„Komm schon, so ekelhaft bin ich auch wieder nicht!“, lachte Sasuke und zog sie an sich heran. Er küsste sie auf die Stirn während sie errötete. „Ist es dir so peinlich?“

„Dir etwa nicht?“, wollte sie wissen und setzte sich wieder auf.

„Wie oft haben wir beisammen geschlafen, während wir auf einer Mission waren?“, stellte er eine Gegenfrage. „Verdammt oft. Und jetzt willst du mir sagen, wo wir zusammen sind, ist es dir unangenehm? Ich werde schon nicht über dich herfallen, immerhin bin ich auch erst fünfzehn.“

Dass er mehr oder weniger frei darüber sprach, verblüffte Sakura, doch es nahm ihr auch ein wenig das mulmige Gefühl. Langsam entspannten sich ihre Gesichtszüge und ihr Körper entkrampfte sich. Mit einem sanften Lächeln ließ sie sich zurückfallen und starrte erschöpft an die Decke. „Ich bin echt fertig…“

„Vielleicht hättest du doch nicht mitkämpfen sollen?“, neckte sie Sasuke und wusste gar nicht, wie sehr er gerade ihren wunden Punkt getroffen hatte.

„Was?“, fragte sie halb ernst empört, halb gespielt.

Sasuke hob abwehrend die Hände. „Hey, schon okay! Ich werd so etwas nie wieder sagen!“, schwor er und duckte sich, als Sakura einen Polster nach ihm warf. „Ach, so spielst du also? Das kann ich auch!“ Und wie es bei noch jedem Liebespaar war, so entbrannte auch bei Sasuke und Sakura eine Kissenschlacht, nach der sie erschöpft einschliefen.
 

Bei Naruto und Hinata ging es da geregelter und routinierter zu, immerhin waren sie ja auch schon seit etlichen Monaten ein Paar. Der Blonde kam gerade aus dem Bad, als Hinata das Fenster öffnete, um die stickige Luft aus dem Zimmer zu treiben. Er hatte schon wieder sein Untergewand an, dennoch lief ihm ein Schauer über den Rücken.

„Soll ich das Fenster wieder schließen?“, fragte Hinata, rücksichtsvoll wie immer. Sie war wahrlich ein Engel.

„Nein, schon okay. Ich wickle mich einfach in die Decke ein.“ Naruto nahm ihre Hand und küsste sie sanft. „Ich bin so froh, dich zu haben, Hinata“, nuschelte er und bekam einen ernsten Gesichtsausdruck. Seine Stimme war tief und besorgt, nicht so laut und hell, wie sie normal klang.

„Was hast du, Naruto?“, wollte Hinata wissen, der diese Veränderung aufgefallen war. „Stimmt etwas nicht?“

„Bitte, hör jetzt nur zu. Ich kann dir nichts bieten, außer einem Leben mit mir. Als Jo-Nin verdiene ich zwar so viel Geld, dass es zum Leben reicht, aber wenn du bei mir bleibst, dann wirst du nie mehr in einem Luxus leben können, der dem der Hyuga Familie gerecht wird.“

„Deswegen werde ich dich nicht verlassen, denn…ich liebe dich.“ Hinata umarmte ihn so fest, als wolle sie ihn nie mehr los lassen. „Ich bin glücklich über jede Minute, die ich mit dir verbringen kann. Egal wie unser Leben auch aussehen mag, mit dir an meiner Seite werde ich immer glücklich sein.“

Naruto lächelte. Er kannte Hinata zu gut, als dass er etwas anderes von ihr erwartet hätte. Dennoch wollte er es aus ihrem Mund hören, damit diese Worte ihre Aussagekraft bekamen. „Ich möchte ewig mit dir zusammen bleiben. Und wenn wir wieder in Konoha sind, dann möchte ich dich irgendwann heiraten. Nicht jetzt und nicht morgen, aber in ein paar Jahren.“

Hinata schossen die Tränen in die Augen. „Ja, das will ich auch.“

„Ich liebe dich und in ein paar Jahren bekommst du dann einen richtigen Heiratsantrag.“

„Ich bin über alles glücklich, solange es dich mir näher bringt.“ Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. Das war also wahre Liebe.
 

Während Naruto und der Rest der Truppe im dritten Quader waren, hatte sich Shikamaru von Tsunade die Erlaubnis geholt, mit fünf anderen Shinobi schon früher zu gehen und außerhalb der Einheit nach Konoha reisen zu dürfen. Wie auch die anderen Shinobi wollte er schnell zurück zu seiner Familie und vor allem zurück zu Ino. Er wollte ihr die freudige Botschaft selbst überbringen. Außerdem vermisste er sie. Schon komisch, was Liebe alles anrichten konnte.

Aber war es denn schon Liebe? Wegen ihr konnte er nicht ruhig schlafen, wenn er nicht bei ihr war. Wegen ihr machte er sich unnötige Sorgen, wenn er nicht in ihrer Nähe war. Und wegen ihr musste er ständig an sie denken, dabei war es so lästig und gleichzeitig schön.

Ino war für ihn etwas Besonderes und für kein Geld und keinen Sieg der Welt würde er diese Beziehung aufgeben wollen. Er hatte sowieso von jeher wenig Interesse an anderen Mädchen gehabt, trotzdem war auch er nur ein angehender Mann und sah ab und zu auf schlanke Beine. Doch nun, wo er mit Ino gewissermaßen liiert war, interessierten ihn die anderen überhaupt nicht mehr.

Wenn das Liebe war, dann konnte er eigentlich auf sie verzichten, doch unerklärlicherweise wollte er das nicht. Immer nur bei einem Mädchen zu sein, beziehungsweise überhaupt bei einem Mädchen zu sein, schien immer etwas Absurdes für Shikamaru zu sein, nun war es real und noch dazu wunderbar. Er verstand weder sich noch die Welt, aber trotzdem war er glücklich.

Shikamaru beschleunigte seine Schritte noch einmal, seine Weggefährten hielten locker mit. Dass die Liebe einem solche Kraft geben konnte, wollte er aber immer noch nicht wahrhaben.

„Alles Blödsinn…“, murmelte er. Liebe war toll, aber sie war doch keine Energie. Mit dieser Auffassung war er zwar nicht alleine, sollte aber bald von Ino zurechtgewiesen werden.
 

Bei Neji und TenTen lief alles normal ab. Sie machte ihm Abendessen, da im Nebenhaus nur Bedienstete waren, wenn sie im Haupthaus nichts zu tun hatten und redete so mit ihm, als wäre alles beim Alten.

„Wie schmeckt es?“, wollte sie wissen und setzte sich mit ihrem Teller ihm gegenüber. Inzwischen war sie öfters bei ihm als Zuhause, was allerdings niemanden sonderlich zu stören schien.

„Sehr gut, so wie immer. Du bist eine ausgezeichnete Köchin“, lobte er ihr Essen und nahm einen weiteren Bissen von dem gebratenen Fleisch. „Schwein?“

„Kalb, aber egal“, lächelte sie und wieder einmal wurde ihr schmerzlich bewusst, dass er nie wieder ihr Lächeln sehen konnte. Es tat ihr immer wieder weh und sie mochte gar nicht daran denken, wie sehr ihr Freund darunter zu leiden hatte.

„Wieso weinst du?“

Unbewusst waren ihr Tränen in die Augen gestiegen und hatten sich ihren schweren Weg nach draußen gebahnt. Anscheinend hatte sie auch leise geschluchzt, ansonsten hätte Neji das niemals merken können. „Ich weine nicht, das bildest du dir nur ein“, sagte sie gefasst und wischte sich schnell die Tränen aus den Augen.

„Wenn die Augen nicht mehr funktionieren, dann sind die anderen Sinne umso geschärfter. Ihr höre, wie deine Stimme zittert und ein wenig belegt ist. Außerdem hast du ganz leise geschluchzt. Ist es, weil ich blind bin?“ TenTen sah in seine leeren Augen, die nichts über seine Psyche aussagten. „Hör mir zu. Ich habe mich längst damit abgefunden, nicht mehr normal sehen zu können. Dir braucht mein Schicksal nicht das Leben so zu erschweren.“

„Das tut es aber, weil du mir wichtig bist“, unterbrach sie ihn. Seine Behinderung traf sie mehr als ihn selbst. „Ich möchte, dass du glücklich bist!“

„Aber das bin ich doch. Nur weil ich mein Augenlicht verloren habe, muss das nicht heißen, dass ich deswegen unglücklich bin. Das Schicksal hat mir einen Stein in den Weg gelegt und einen Schutzengel gegeben, der mich sicher um ihn herum führt.“

„Und dieser Schutzengel bin ich?“

Neji nickte. Er war kein Romantiker, aber diese Worte gingen ihm so leicht über die Lippen. „Du bist das Beste, was mir je passieren konnte. Schade, dass ich das erst eingesehen habe, als ich schon nicht mehr sehen konnte. Es tut mir Leid.“

TenTen stand auf und umarmte ihn. „Nichts braucht dir Leid zu tun. Absolut gar nichts.“
 

Am nächsten Morgen brach der dritte Quader frohen Mutes auf. Sie würden spätestens am Abend des nächsten Tages wieder in Konoha sein.

„Hinata“, sagte Sakura zaghaft und holte zu ihr auf. Es war an der Zeit, reinen Tisch zu machen. Solche Dinge konnten gefährlich werden, wenn sie zu lange ungesagt blieben. „Ich muss mit dir reden. Alleine.“ Naruto und Sasuke beschleunigten ihre Schritte und holten zu Kakashi auf, mit dem sie eine mehr oder weniger angeregte Unterhaltung zu führen versuchten.

„Was ist los, Sakura?“, wollte die ehemalige Hyuga wissen. Sie war neugierig geworden. „Ist etwas passiert?“

„Nein. Ja, eigentlich schon, aber nicht jetzt. Also nicht in letzter Zeit“, es war schwerer als die Rosahaarige gedacht hatte. „Vor zwei Jahren, als wir Sasuke aus Orochimarus Basis geholt haben, um ihn nach Konoha zu bringen, da hat…also Kiba ist während dieser illegalen Mission gestorben, das weißt du ja.“

Hinata nickte und ihre Freundin sah, wie der alte Schmerz wieder in ihr hochkam.

„Hör zu, ich will keine alten Wunden aufreißen und auch nicht deine Beziehung mit Naruto zerstören, wo ihr doch so glücklich seid, aber damals hat Kiba mich gebeten, dir etwas zu sagen.“ Wieder zögerte Sakura. Sie konnte Hinata nicht einmal in die Augen sehen. „Es tut mir unendlich Leid, dass ich es so lange für mich behalten habe, aber ich wollte dich damit nicht belasten.“

„Sakura, sag mir bitte einfach, was los war“, drängte Hinata. Sie hatte eine gewisse Ahnung, was sie zu sagen versuchte.

Die junge Kunoichi atmete tief durch, dann sagte sie es frei raus: „Kiba hat mich, kurz bevor er starb, gebeten, dir zu sagen, dass er dich liebt.“ Es war raus und Sakura fühlte sich um einiges leichter.

Hinata lief still neben ihr her, bis sie leise flüsterte: „Ich wusste es.“ Sakura sah sie fragend an. „Ich wusste, dass er in mich verliebt war. Er hat mich kurz vor der Mission gefragt, ob ich mit ihm privat etwas unternehmen wolle und ich habe ja gesagt. Wir wollten nach der Mission essen gehen, aber ich habe nie wirklich geglaubt, dass ich für ihn das Selbe empfinden könnte, wie er für mich.“

„Das wusste ich nicht.“

„Wie könntest du auch? Kiba war wie ein Bruder für mich, Naruto wie ein Freund. Doch aus Verwandtschaft kann niemals Liebe entstehen, aus Freundschaft schon. Das wollte ich ihm sagen, nach der Mission. Es war ein Fehler, ihm Hoffnungen zu machen, aber ich konnte nicht nein sagen, als er mich angesehen hat.“

Sakura legte im Laufen ihre Hand auf die Schulter ihrer Freundin, die beinahe zu weinen begonnen hatte. „Mach dir keine Vorwürfe, Kiba hätte es sicherlich verstanden.“

„Aber auch wenn nicht, er ist tot. Er ist die Vergangenheit, Naruto die Zukunft. Ich möchte nicht mit Trauer auf Kiba zurückblicken, sondern mit Dankbarkeit für die wunderbare Zeit, die wir verbracht haben.“

Sakura wusste darauf nichts zu sagen. Sie bewunderte Hinata nur, wie erwachsen sie mit dieser Situation umging.

Indessen sprachen Naruto und Sasuke mit Kakashi über unwichtige Dinge, wie über das Wetter, Narutos frühere Vorliebe für Orange und, dass nun zum Glück Schwarz seine Kleidung dominierte, bis Sasuke eine interessante Frage einfiel. Sakura und Hinata hatten inzwischen aufgeholt und waren auf gleicher Höhe. „Sagen Sie, Kakashi-san“, es hörte sich noch immer seltsam an, ihn nicht mehr mit Sensei anzusprechen. „Was haben Sie eigentlich gemacht, nachdem sie uns nicht mehr trainiert haben?“

Kakashi lächelte unter seiner Maske. „Das ist eine wunderbare Frage, Sasuke, aber ich kann sie leider nicht beantworten, weil diese Sache der strengsten Geheimhaltung unterliegt.“

Naruto seufzte. „Geben Sie es zu, Sie haben langweilige Aufträge erledigt, Papierkram für Tsuande-obachan erledigt und die dritte Ausgabe vom Icha Icha Paradiese noch einmal gelesen.“

„Seit wann hat der so eine verdammt gute Auffassungsgabe?“, fragte Kakashi an Sakura und Sasuke gewandt, die entschuldigend lächelten und lieber schwiegen, als zu antworten.
 

Shikamaru war erschöpft, als er von der Türe des Nara Anwesens stand. Er betrat sein Haus und wurde von Minora, der Haushälterin der Nara Familie, freudig empfangen. „Willkommen Zuhause, Shikamaru-kun! Hast du alles heil überstanden?“

„Ja, keine Sorge, Minora-san. Wir haben gewonnen, Orochimaru und die meisten Sound-Nin sind tot. Sind meine Eltern da?“

Sie schüttelte den Kopf. „Deine Mutter ist mit Yamanaka-san zum Essen gegangen, dein Vater trainiert gerade am Trainingsplatz.“

„Oh Gott, hecken die beiden Weiber also schon wieder Hochzeitspläne aus? Die machen mich fertig“, beschwerte er sich über seine und Inos Mutter, dann warf er seinen Rucksack in sein Zimmer, ging duschen und nahm sich vor, danach direkt zu Ino zu gehen.
 

Bei den Yamanakas herrschte Hochbetrieb. Ino kam gar nicht dazu, alle Blumensträuße zu binden, geschweige denn ratlose Kunden zu beraten. Ihre Mutter hatte sich aus dem Staub gemacht, da sie mit Shikamarus Mutter verabredet war. Nun stand die junge Blondine also in einem überfüllten Laden, wusste nicht wo vorne und hinten war und konnte nicht einmal jemanden anrufen, da alle im Krieg waren. Wie gerne hätte sie für Konoha mitgekämpft, doch jetzt im Nachhinein war sie ein wenig froh, dass sie nicht mit gedurft hatte. Ehre hin oder her, ihr Leben war ihr wichtig und so stark war sie nicht, dass sie mit den anderen mithalten konnte. TenTen war ja auch nicht mitgegangen. Das tröstete ein wenig.
 

Anscheinend wollten alle Familien, deren Mitglied mit in den Kampf gezogen war, ihre Liebsten mit Blumen begrüßen, anders konnte sich Shikamaru den großen Ansturm nicht erklären, der ihm den Weg zu Ino beinahe unmöglich machte. Schon von weitem sah er ihre schnellen, geschickten Hände, die so präzise arbeiteten, als täte sie nichts anderes außer Blumenbinden und kassieren. Ihre Augen zuckten nervös von der Kassa zum Packpapier und streifte auch kurz die Menschenmenge, die im Blumenladen zugeben war. Ihre Augen gingen wieder zurück zur Kassa, dann sah sie erneut über die Kunden hinweg.

„Shikamaru? Shikamaru! Du bist wieder da!“, brülle sie lautstark durch den Verkaufsraum und winkte ihrem Freund.

Shikamaru war es verdammt peinlich, dass ihn plötzlich alle Leute anstarrten und freundlicherweise ein wenig Platz machten, damit er zu Ino gehen konnte. Es war ihm schlichtweg unangenehm, die Aufmerksamkeit auf sich zu haben. Ino allerdings schien das nicht zu stören. Sie umarmte ihn und gab ihm einen Kuss. Mit Fragen hielt sie sich allerdings vorerst zurück, da sie weiterarbeiten musste.

„Soll ich dir zur Hand gehen?“, bot der Nara seine Hilfe an.

„Nein, danke. Nichts gegen dich, aber du würdest mehr kaputt machen, als du mir helfen könntest. Aber du kannst mir erzählen, wie der Kampf war. Habt ihr Orochimaru getötet? Wo sind die anderen? Ist jemand gestorben?“ Shikamaru begann ausführlich zu erzählen. Was Liebe nicht alles anrichtete.
 

„Morgen sind wir endlich wieder Zuhause“, stöhnte Sakura ein wenig entnervt. Sie wollte nur mehr in ihr eigenes, warmes Bett. Auch wenn die Nacht in der Gaststätte weitaus angenehmer war, als in einem Zelt auf dem harten Waldboden zu schlafen, zog sie es vor, in ihren eigenen vier Wänden, beziehungsweise denen von Sasuke, zu nächtigen.

„Tja…“, lächelte Naruto und seufzte ebenfalls. „Man muss eben Opfer bringen für sein geliebtes Heimatdorf. Glaubt ihr, dass Shikamaru schon wieder in Konoha ist?“

Sasuke mischte sich ein. „Na, wenn er das Tempo durchgehalten hat, mit dem er vorgeprescht ist, dann sicherlich. Ich wette, er lässt sich von Ino schon wieder herumkommandieren“, scherzte er und fing sich einen bösen Blick von Sakura ein.

„Du tust ihr Unrecht. Sie mag ein wenig herrisch sein, aber so schlimm ist sie auch nicht.“

„Ja, schon gut. Verteidige sie, aber mach deinen festen Freund nieder“, beschwerte sich der Uchiha und drehte demonstrativ den Kopf weg, was beim Laufen allerdings nicht wirklich ein Vorteil war. Als er fast gestolpert wäre, beschloss er, seinen Kopf doch nach vorne zu richten. Ein Uchiha, der hinfällt! Das wäre etwas unverzeihlich Peinliches.

„Stell dich nicht so an. Du weißt genau, wie ich das meine“, rechtfertigte sich Sakura und wurde etwas langsamer. „Ich wäre für eine Pause. Kakashi-san?“ Er stimmte nach kurzem Überlegen zu, immerhin waren sie schon seit zwei Stunden ohne Pause unterwegs.

Als sie nach einer halben Stunde ihre Trinkvorräte aufgefüllt hatten und sich zum Aufbruch bereit machten, begann es zu regnen.

„Toll, jetzt werden wir wenigstens gleich gewaschen“, sagte Sakura zynisch und war überrascht, dass ihr alter Zynismus wieder ans Tageslicht getreten war. Sie dachte, ihn verbannt zu haben.

„Ach, sieh es positiv!“, versuchte Naruto sie aufzumuntern. „Es blitzt wenigstens nicht.“ Sofort sahen alle gen Himmel und warteten darauf, dass ein Gewitter losbrach, wie es bisher noch immer in diesen Situationen der Fall gewesen war, doch der Himmel war zwar grau, blieb aber glücklicherweise ruhig. Kakashi animierte sie dazu, aufzustehen und sich wieder auf den Weg zu machen. Es konnte doch nichts Besseres geben, als erschöpft im Regen nach Hause zu laufen.

Naruto und Hinata waren ganz vorne bei Kakashi und unterhielten sich mit ihm, während Sakura uns Sasuke relativ weit hinten liefen. Sie hatten sich eher unfreiwillig von den anderen entfernt, da die Kunoichi langsam am Ende ihrer Kräfte war, während ihr Freund nur geringste Anzeichen von Erschöpfung zeigt.

„Wir sollten Kakashi-san bitten, im nächsten Dorf zu übernachten“, schlug Sasuke vor. „Wir rennen sowieso schon seit drei Stunden und es wird schon bald dunkel.“ Sakura erwiderte nichts. Sie musste sich darauf konzentrieren, vor Sauerstoffmangel nicht umzukippen. „Warte hier, ich sage es ihm“, befahl der Schwarzhaarige und war innerhalb weniger Sekunden bei Kakashi, der schon erkannt hatte, dass die meisten der Einheit müde waren.

„Ach, und Naruto“, wandte sich der Uchiha zu Naruto. „Wenn du heute wieder so einen Aufstand wegen des Geldes machst, dann werde ich dir sämtliche Knochen brechen, dass du gar nicht anders kannst, als es anzunehmen. Wir sind erschöpft und möchten, wenn diesmal möglich, vor Sonnenaufgang schlafen gehen.“ Der Blonde nickte beleidigt und schickte sich, etwas Beleidigendes zu sagen, wurde allerdings von Hinata zurückgehalten, die sich für ihn bei Sasuke bedankte.
 

Die Zimmermietung verlief reibungslos, sodass sich Sasuke und Sakura vollkommen fertig in ihrem Zimmer umsahen. Es sah ein wenig gemütlicher aus, als das letzte, war jedoch in punkto Ausstattung genauso schäbig. Wenigstens gab es wieder ein mehr oder weniger weiches Bett und diesmal verlief das Zubettgehen mit weniger Komplikationen, als das andere Mal.

„Sag mal, Sakura, hast du vor, irgendwann zu heiraten?“

Sie sah ihn fragend an. „Wie kommst du darauf? Denkst du jetzt schon darüber nach?“

„Nein, es ist nur, irgendwann möchte ich eine schöne, kleine Familie haben…“

„…um deinen Clan wieder aufzubauen“, vollendete Sakura ihren Satz. Es war doch immer dasselbe. Natürlich wollte er den Clan wieder aufbauen, das hatte er schon mehrmals gesagt, aber ein wenig enttäuscht war sie schon. „Ich weiß ja, dass du Kinder haben möchtest, damit der Clan weiterleben kann, aber ich möchte mir dieser Entscheidung Zeit lassen. Immerhin sind wir erst seit ein paar Tagen zusammen. Wer weiß, wie es in zwei Jahren aussieht.“

Sasuke lächelte, zog sie zu sich herunter und küsste sie. Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich möchte eine Familie mit dir gründen, weil ich dich liebe. Der Clan ist mir egal.“

In diesem Moment war alles andere unwichtig. Sakura hatte das gehört, was sie schon immer hatte hören wollen. Nun war ihr Glück beinahe perfekt.

„Ich liebe dich auch, Sasuke.“
 

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Fertig!! Jetzt kommt noch ein Epilog und dann sage ich:

Danke fürs Lesen und Kommentieren!
 

LG

Für unser Leben

Es war der neunte Oktober 82 nach Konoh’scher Zeitrechnung. Während der zwei Jahre alte Kiba in seinem Bettchen schrie und seine Mutter versuchte ihn zu beruhigen, betrat seine 4 jährige Schwester den Raum.

„Sayu, Schatz, bring mir doch bitte die Flasche von unten! Ich hab sie beim Raufgehen vergessen“, bat Sakura ihre Tochter. Die Kleine breitete die Hände aus und lief lachend die Stiegen runter. Sie war wirklich ein Engel und während ihr kleiner Bruder seinem Vater immer ähnlicher wurde, sah sie eigentlich keinem der beiden Elternteile sonderlich ähnlich. Sayuri hatte Sasukes schwarze Haare geerbt und Sakuras grüne Augen, doch ansonsten gab es wenig äußerliche Gemeinsamkeiten zwischen Eltern und Tochter. Vom Charakter aber war sie eine beinahe perfekte Mischung. Sayuri hatte die Auffassungsgabe und das strategische Denken ihrer Mutter, die Gelassenheit und natürlich die Sharingan von ihrem Vater und eine unerklärliche Vorliebe für Lila.

Das Mädchen kam genauso lachend wie sie hinunter gerannt war wieder hoch in das Kinderzimmer ihres Bruders und übergab die von vorher schon vorgewärmte Flasche ihrer Mutter. Hinter ihr betrat Sasuke das Zimmer.

„Yukino-chan und ihre Eltern sind da“, sagte er und meinte damit Ino und Shikamaru.

Die Augen Sayuris begannen zu strahlen. „Yukini ist da? Juhu!“ Übermütig wie immer, wenn ihre allerbeste Freundin da war, nahm sie mit den zierlichen Händen das Handgelenk ihres Vaters und zog ihn mit sich nach unten.

Sakura lächelte. Sie war seit sechs Jahren verheiratet und immer noch glücklich, auch wenn es natürlich Höhen und Tiefen gab. Und auch, wenn ihr Tsunade davon abgeraten hatte, schon mit neunzehn Jahren zu heiraten, hatte sie sich auch in dieser Entscheidung nicht bevormunden lassen. Mit einundzwanzig wurde sie dann mit Sayuri schwanger, vor zwei Jahren kam Kiba auf die Welt. Sakura und Sasuke hatten lange überlegt, ob diese Namenswahl klug wäre, weil sie somit immer an die schrecklichen Ereignisse erinnert werden würden, aber im Endeffekt empfanden sie es als schöne Geste, denn eigentlich waren sie beide an Kibas Tod schuld, auch wenn man das so nicht direkt sagen konnte.

Um die Vergangenheit hatten die zwei nie ein Geheimnis gemacht. Weder, wenn es um den Uchiha Clan ging, noch um die schwere Zeit, bis sie endlich zusammen waren. Wenn ihre Kinder sie fragten, antworteten sie ehrlich und beschönigten nichts, ließen aber die blutigen Details weg.
 

„Papa! Wir kommen wegen dir immer zu spät“, maulte der fünfjährige Taro und verschränkte die Arme. „Du bist unmöglich, echt jetzt.“ Ja, er war wahrhaftig Narutos Sohn, auch wenn er die Byakugan und schwarze Haare hatte, er konnte die Verwandtschaft nicht abstreiten.

„Schatz, sag das nicht immer, das ist nicht schön“, tadelte ihn Hinata liebevoll und nahm den drei Jahre alten Senji auf den Arm. „Naruto, beeil dich. Und nimm bitte dieses Jahr wieder die Tür, okay?“

Ihr Mann grummelte und zog sich die zweite Socke an. „Das war vor genau zehn Jahren, Hinata, ich bitte dich. Außerdem bin ich erwachsen, du musst mich nicht wie ein Kind behandeln.“ Er hörte sie seufzen, dann lachen. „Hey! Ich bin immerhin einer der drei San-Nin der zweiten Generation!“

„Ja, du großer San-Nin, du bist aber noch in Ausbildung. Eure Zeremonie findet erst in drei Monaten statt. Also spiel dich nicht auf, zieh dein Hemd an und komm“, forderte Hinata lächelnd und ging inzwischen mit den beiden Söhnen aus dem Schlafzimmer. Sie hatten sich vor drei Jahren endlich ein größeres Haus leisten können, das zwar nicht so prunkvoll wie das von Neji und TenTen Hyuga war, aber dennoch genug Platz für die vierköpfige Familie bot.
 

Der schwarze neunte Oktober, wie sie ihn wegen Naruto seit zehn Jahren nannten, hatte für sie alle eine besondere Bedeutung. Auch für Neji und TenTen, die ja irgendwie auch in diese ganze Geschichte involviert gewesen waren. Sie hatten Lee verloren und hatten mit ansehen müssen, wie Kiba Inuzuka gestorben war. Dennoch waren sie froh, nicht so gelitten zu haben wie Naruto, Sasuke und Sakura, die es ja eigentlich am schlimmsten getroffen hatte.

Neji war blind, TenTen seine Frau, sie wohnten im Nebenhaus der Hyuga Familie, hatten einen einjährigen Sohn namens Shiroi, eine vier jährige Tochter namens Aka und einen ebenso alten Sohn, der Keichi hieß. Alles war normal und so sollte es auch bleiben.

Als sie beim ehemaligen Anwesen der Uchihas, das jetzt das Anwesen der Harunos war, ankamen, musste TenTen wieder einmal über diese wunderbare Liebesgeschichte schmunzeln. Nachdem Sakura und Sasuke endlich zusammen waren, er ihr im Alter von achtzehn einen Heiratsantrag gemacht hatte und sie überglücklich zugestimmt hatte, ergab sich für den Uchiha ein Interessenskonflikt der besonderen Art. Einerseits dachte Sasuke daran, den Clan wieder aufzubauen, andererseits wollte er die tragische Vergangenheit ruhen lassen. Der Nachname Uchiha hatte einen so bitteren Nachgeschmack von Tod und Schlechtheit bekommen, dass es ihm gar nicht recht war, seine Kinder mit diesem Namen aufwachsen zu lassen. Also hatten er und seine Verlobte nach langen Nächten von Diskussionen, Streits und Vorwürfen beschlossen, die Vergangenheit dieser Familie ruhen zu lassen. Der einzige, noch lebende, Sprössling dieses Clans gab seinen Namen auf und wurde zu einem Haruno, einem normalen Bürgerlichen.

TenTen hatte oft über dieses Opfer nachgedacht. Sie fand es einfach schön, dass Sasuke Sakura so sehr liebte, dass er sogar seine Identität gewisser Maßen für sie aufgegeben hatte. Es war der wundervollste Liebesbeweis, den sie kannte.

Neji und seine Frau klopften, warteten aber gar nicht erst, bevor jemand öffnete, sondern traten gleich ein. Der Hyuga hatte inzwischen seine Technik so weit ausgebaut, dass er beinahe den ganzen Tag mit seinen Byakugan sehen konnte. Es war kein perfektes Bild, aber er konnte Gesichter einigermaßen erkennen und sich auch in fremder Umgebung normal bewegen. Es war, als ob er eine Sehschwäche haben würde und keine Brille aufhatte, aber es war besser als völlig im Dunkeln zu tappen. Viel besser.

„Wir sind da!“, rief Neji und wurde von Sakura begrüßt, die gerade mit dem kleinen Kiba auf dem Arm die Treppe herunter kam. „Schön dich zu sehen, Sakura.“

Sakura lachte. Diese Worte hatten eine besondere Bedeutung für Neji und das wusste sie. „Ich freu mich auch, dass ihr da seid. Es ist wie jedes Jahr. Ino, Shikamaru und Yuki-chan sind schon da, die Uzumakis werden wie immer zu spät kommen.“

Aka riss sich von der Hand ihrer Mutter los und rannte in den Garten, wo Sasuke gerade das Lagerfeuer anzündete. „Sayu, Yukini!“ rief das kleine Mädchen und umarmte ihre Freundinnen, die sie ebenso herzlich begrüßten. Yukino sah aus wie Ino, bis auf die dunklen Augen, und hatte eindeutig die Ruhe von Shikamaru geerbt. Zudem war sie eine begeisterte Shogispielerin und war bereits im zarten Alter von vier Jahren zumindest für dieses Alter strategisch sehr gut bewandert.

„Hallo TenTen!“, rief Ino freudig durch das offene Küchenfenster und winkte ihrer Freundin. „Komm doch und hilf uns Frauen in der Küche!“ Es war wie jedes Jahr. Die Männer saßen draußen beim Lagerfeuer und unterhielten sich, während ihre Gattinnen, beziehungsweise vor ein paar Jahren noch Freundinnen, drinnen das Essen auflegten. Sakura lud ihren Sohn bei Shiroi, Keichi und den Mädchen ab, dann ging sie mit TenTen zu Ino in die Küche.
 

Dieser Tag war für alle etwas Besonderes. Sie lachten viel und redeten über frühere lustige Ereignisse. Wenn die Kinder allerdings schliefen redeten die acht über die schrecklichen Dinge ihres Lebens. Sie hatten seit acht Jahren nicht mehr bei diesem Treffen geweint, denn nun waren sie so erwachsen geworden, dass sie in die Zukunft sehen konnten und die Vergangenheit eben als diese sahen. Man konnte es eben nicht rückgängig machen, so war es und so wird es auch bleiben. Deswegen unterhielten sie sich über alles Vergangene, um sich immer mal wieder bewusst zu werden, was alles passiert war.

Naruto, der samt Frau und Söhnen knapp eine halbe Stunde zu spät gekommen war, ergriff dann, wie jedes Jahr, das Wort. „Also, da wir hier zusammen sitzen, die Kinder schlafen und wir über alles, außer unserem derzeitigen Leben geredet haben, lasst uns nun das tun!“ Er erntete fragende Blicke. Dieser Satz war ihnen neu. „Ich fange an. Also, Taro hat zum fünften Geburtstag einen Satz Spielzeugshuriken bekommen und damit unkoordiniert herum geschossen. Uns ist diese hässliche Vase zu Bruch gegangen, die wir damals von Tsunade-obachan zur Hochzeit bekommen haben. Als ich ihn heimlich gelobt hab, da hat sich der Kleine überhaupt nicht mehr ausgekannt!“ Sie lachten, bis Hinata zur Sprache kam.

„Naruto ist manchmal echt wie ein kleines Kind. Letztens hat er mit Senji und Taro Ninja gespielt und wollte sich partout nicht besiegen lassen.“

„Ja, das ist unser Naruto“, bemerkte Sakura. „Aber Sasuke ist da nicht viel anders.“

„Hey, was soll das heißen?“

Sie sah ihn entschuldigend an. „Weißt du noch, Ino? Als du mit Yuki-chan da warst und sie mit Sayu Sasuke herausgefordert hat?“

„Ja, das war total lustig. Die beiden haben ihn ins Wasser geschubst und Sasuke ist dann beleidigt abgezogen. Von zwei vierjährigen Mädchen in den Gartenteich gestoßen zu werden ist ja auch nicht besonders rühmlich.“

Sasuke sah demonstrativ weg. „Sayu hat eben großes Potenzial, irgendwann eine große Kunoichi zu werden. Außerdem war das Absicht.“

„Ja, klar“, witzelten Ino und Sakura. „Aber das ist schon okay, auch ein ehemaliger Uchiha kommt mal zu Fall!“

Es war eine entspannte Atmosphäre, die bis ein Uhr früh hielt – auch, als Neji von Inos Cousine zu erzählen begann, die plötzlich aufgetaucht war und von TenTen fast zusammengeschlagen worden wäre. Dabei hatte sie nur einen Freund aus dem Nebenhaus der Hyugas besuchen wollen. Sie erzählten sich gegenseitig von den ersten Worten ihrer kleineren Kinder, von den ersten Schritten und ersten Kampferfahrungen. Jeder Elternteil war stolz auf seine Kinder.

„Wisst ihr was?“, begann Naruto. „Erst jetzt fällt mir auf, wie sehr wir uns alle verändert haben. Früher haben wir uns stolz von Siegen und geglückten Missionen erzählt, nun unterhalten wir uns darüber, welche Obstsorten unsere Kinder am liebsten essen und welche Schuhgröße sie haben. Das Komische daran ist, dass es mir genauso wichtig ist, wie unsere früheren Kämpfe. Plötzlich sind mir andere Dinge viel wichtiger.“

Sasuke stimmte ihm zu. „Ja, im Hinblick auf damals. Früher wollte ich immer der Beste und Stärkste sein, nun wünsche ich mir für die Zukunft, dass wir alle gesund bleiben, dass meine Kinder gut aufwachsen und ein schönes Leben haben. Ich war damals versessen auf Rache und Kraft, nun will ich unbedingt eine friedliche Zukunft, in der niemand mehr kämpfen muss.“

Seine Frau kuschelte sich an ihn und zog die Decke, die sie sich vorhin geholt hatten, enger um sie beide. „Ich habe mich auch komplett verändert. Vor zehn Jahren konnte ich mir nicht vorstellten, mein Leben als Kunoichi für meine Familie aufzugeben, aber jetzt möchte ich nie mehr ein anderes Leben führen. Ich war froh über jeden Tag, den ich trainieren durfte, jetzt freue ich mich über jeden Tag, an dem ich gemütlich mit meinem Mann auf der Veranda sitzen und meinen beiden Kindern beim Spielen zusehen kann.“

„Schon komisch, wie die Zeit vergeht“, meinte Ino nachdenklich. „Yukino ist jetzt schon vier Jahre alt.“

„Ja“, meinte TenTen nachdenklich. „Aka und Keichi werden bald fünf, Shiroi ist jetzt auch schon ein Jahr alt.“

„Erst an den Kindern merkt, man, wie schnell alles wirklich vorüber zieht.“ Hinata lehnte sich an Naruto an. „Taro ist nun auch schon fünf und Senji wird bald vier, das ist Wahnsinn.“

Shikamaru lächelte. „Tja. Wir bleiben eben nicht ewig jung.“

„Wer sagt denn hier was von alt werden?“, kam es von Sakura und Ino gleichzeitig. „Die Rede war nur vom Vergehen der Zeit! Wir sind alle erst fünfundzwanzig!“

„Ich bin sechsundzwanzig“, gab TenTen kleinlaut von sich und fing sich einen bösen Blick von Ino ein. „Aber das tut ja hier nichts zur Sache.“

Doch Sakura gab Shikamaru schließlich Recht. „Aber es stimmt. Als Sayuri geboren wurde war ich einundzwanzig, jetzt ist sie vier und sogar Kiba ist schon zwei, dabei kommt es mir vor, als wäre ich gestern noch in den Wehen gelegen.“
 

Der Abend wurde zur Nacht und gegen zwei Uhr früh sammelten alle Eltern ihre Sprösslinge auf, um nach Hause zu gehen.

„Es war wieder einmal ein wundervoller Abend, nicht wahr, Sasuke?“ Er nickte gedankenverloren und umarmte sie von hinten. „Was ist los?“

„Nichts“, flüsterte er. Es war Vollmond und sie beide standen vor dem Fenster, diesmal im alten Schlafzimmer von Sasukes Eltern. „Aber vor genau zehn Jahren standen wir auch hier und du hast mich gefragt, ob ich oft an die Vergangenheit denke.“

„Ja, das habe ich zwar, aber was ist plötzlich los mit dir? Stimmt etwas nicht?“

„Alles ist wunderbar. Aber frag es mich noch mal. Bitte.“

Sakura runzelte die Stirn, entschloss sich dann aber doch, es zu tun. „Sasuke, denkst du eigentlich oft an die Vergangenheit?“

Sein Kinn lag auf ihrer Schulter und sie spürte, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog. „Ja, jeden Tag. Ich denke jeden Tag an unseren ersten Kuss, an unsere erste Nacht, an den Heiratsantrag, an die Hochzeit, an Sayuris Geburt und an Kibas Geburt. Und jedes Mal, wenn ich an das alles denke, bin ich froh, dass es so gekommen ist, denn ich wüsste nicht, wie ich ohne dich hätte glücklich werden können.“

„Das hast du schön gesagt, Sasuke. Frag es mich jetzt bitte.“

„Denkst du oft an die Vergangenheit?“

„Nur manchmal, wenn ich nachts wach liege, weil ich vor Glück nicht schlafen kann und mir ausmale, was noch alles passieren könnte. Denn egal was kommen mag, ich werde immer an deiner Seite sein und solange es so ist, solange muss ich nicht an die Vergangenheit denken, weil ich weiß, dass unsere Zukunft noch glücklicher wird.“

„Ich liebe dich, Sakura.“

„Ich weiß…“

„Das war nicht romantisch.“

„Ja, da hast du wohl Recht.“

„Sakura, du hast soeben die gesamte romantische Stimmung kaputt gemacht.“

„Tut mir leid, ich liebe dich ja auch.“

„Das klang nicht sehr überzeugt.“

„Sasuke, du weißt genau, dass ich es ehrlich meine.“

„Wie wäre es mit einem dritten Kind?“

„Wie jetzt, noch eines? Willst du, dass im vollkommen ausleiere?“

„Ich meine ja nur…“

„Andererseits, ich wäre dem Gedanken nicht abgeneigt, eine kleine Großfamilie zu haben.“

„Womöglich werden es Zwillinge“, sagte Sasuke hoffend.

„Vergiss es! Eines will ich noch, aber zwei bekommst du nicht!“

„Das werden wir ja noch sehen!“

Sasuke hob Sakura auf und trug sie vom Fenster zum Bett. Romantik hin oder her, diese Neckereien waren immer noch die Schönsten, denn sie zeugten von Glück, Verständnis, Liebe und Freundschaft.
 

Und neun Monate später, als Naruto, Sasuke und Sakura schon San-Nin waren, erblickte schließlich ein kleines Mädchen, das Kana heißen sollte, rosa Haare und grüne Augen hatte, das Licht der Welt.
 

___
 

Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich den letzten Absatz mit Kana noch schreiben sollte, aber irgendwie hatte ich das Bedürfnis, einer Tochter rosa Haare geben zu müssen XD
 

So und ich will jez keine großen Dankesreden schwingen, also sag ich nur:
 

Danke fürs Lesen!

Ich hoffe, es hat euch gefallen.
 

LG



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Kommentare zu dieser Fanfic (268)
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Von: abgemeldet
2009-02-27T21:08:40+00:00 27.02.2009 22:08
Na endlich komm ich mal zum Lesen...Himmel!
Ein sehr schönes Ende, hat mir gut gefallen. Jetzt ist es also aus. Schade, ich hab die FF gerne gelesen. Hoffe mal, du fängst bald eine neue an. ^^

Liebe Grüße
Starlight
Von:  starcatcher
2009-01-19T17:16:04+00:00 19.01.2009 18:16
Hey :)

Tolles Ende !
Sasukes Antwort auf die Frage war toll :D Sakuras natürlich auch
Dass Sasuke seinen Namen aufgegeben hat ist natürlich mal was neues,
aber ich denke gut nachvollziehbar ^^
Das Gespräch der Freunde über ihre Kinder und die vergangende Zeit
gefiel mir sehr gut =)
Sehr schöne FF !
Liebe Grüße ♥
Von: abgemeldet
2009-01-16T10:01:43+00:00 16.01.2009 11:01
Hey! Das war super!
Einfach nur süß wenn man sieht wie glücklich jetzt alle zusammen sind *heul*
Ein richtiges Happy End so wie ich es liebe :D
Die Kinder von Sasu und den andren kann ich mir richtig vorstellen ^^
Es ist schön das alle eine glückliche Zukunft und Familie haben!
Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen ^^
Naja es war etwas seltsam das Sasu seinen Uchiha-Namen aufgegeben hat :(
Ich fand den toll ;)
Aber egal!
Und Naru hat sich ja auch kaum verändert :D

Endlich sind die Drei San-Nin geworden! Würdige Nachfolger!

Also deine FF war spitze!!! *knuff*
Von:  dannysahne
2009-01-14T09:53:51+00:00 14.01.2009 10:53
Ein tolles Ende!
Die ganze FF an sich hat mir super gut gefallen!
Klasse gemacht!

LG
Von: abgemeldet
2009-01-11T17:57:05+00:00 11.01.2009 18:57
Schönes Ende.
Klar, eine Tochter von Saku muss ja rosa Haare haben XD
Das ist Pflicht!
Also gehört der letzte Absatz da auch noch hin!
I-wie schon schade, dass die Ff jetzt vorbei ist,
aber das letzte Kapitel ist dir echt gut gelungen, wie ich finde.
<3<3<3<3<3
Lg Akina
Von: abgemeldet
2009-01-10T21:24:23+00:00 10.01.2009 22:24
Oh. Wie. Süß.
Das Ende hat mir wirklich gut gefallen, vor allem der letzte Teil mit Sasuke und Sakura. Sowas passt viel besser zu denen, als bittersüße, klebrige Romantik.
Wenn ich nicht gewusst hätte, ob sie zusammen bleiben, wäre ich verrückt geworden, womit ich sagen will, dass mir die Idee, dass der Epilog zehn Jahre später spielt, sehr gut gefällt.
Schluss endlich hat mir die FF sehr gut gefallen, zum Mal sie auch mal was anderes war.
LG
Lufix
Von: abgemeldet
2009-01-09T22:00:20+00:00 09.01.2009 23:00
hey
das ende ist total süß. das happy end gefällt mir total gut.
hast du sauber gemacht. der ff ist dir sehr gut gelungen^^
mach weiter sooo
lg, yesilli
Von:  The-Sunn
2009-01-09T20:02:21+00:00 09.01.2009 21:02
oh wie süß
das war mal ein tollers Happye End
ich fand dein Kappietel wunder schön
da ist mit sasukes Zwilinge ja nichs geworden.
den kappietel war super.
mit lieben grüßen
The-Sunn
Von:  Sakura-Jeanne
2009-01-09T19:04:12+00:00 09.01.2009 20:04
hammer geiels ende
Von: abgemeldet
2009-01-06T17:39:32+00:00 06.01.2009 18:39
Schade, dass es vorbei ist. Mir hat der Schluss aber sehr gut gefallen. Nach all der Zeit dürfen sie endlich glücklich sein. Das mit Naruto und Sasuke war einfach nur cool. XD
Als er ihm so viel angedroht hat. Ich kanns mir richtig gut vorstellen!
Auf jeden Fall toll. Hat mir sehr gut gefallen und ich freu mich schon auf den Epilog.

Liebe Grüße


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