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Strichmännchen

Kira/Kato Yaoi
von

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Lieblos

2. Kapitel - Lieblos
 

>Kira<
 

Es ist schon spät als Kato durch die Tür kommt. Eigentlich ist es ja immer spät, wenn er mir einen Besuch abstattet, muss wohl an seinem Job liegen. Wie immer sieht er völlig ausgehungert aus und ich habe sein Essen schon parat. Bleibt er heute länger, oder wird er wieder von irgend so’nem dreckigen Kerl weggerufen und vergisst dann sogar in seiner Eile zu bezahlen?
 

Du siehst müde aus. Deine Schultern hängen ein Stückchen zu weit unten, und auch die Ringe unter deinen Augen sind zu tief. Du gefällst mir gar nicht. Am liebsten würde ich dich ja sofort nach Hause ins Bett schicken, aber das kann ich wohl nicht. Du lässt dir von niemandem etwas sagen.
 

Wir sitzen eine Weile beieinander und grade als ich ihm einen Drink ausgegeben habe, klingelt sein Handy. Es ist sicherlich wieder einer seiner unzähligen Kunden. Um ehrlich zu sein, konnte ich es noch nie verstehen, wie er so dämlich sein kann seinen Körper zu verkaufen, aber das ist seine Sache. Natürlich habe ich nicht das Recht, ihm da rein zu reden und eigentlich habe ich auch gar keine Lust dazu. Er soll sehen, wie er klar kommt. Ich bin ja nicht seine Mutter.
 

Trotz alledem fühle ich mich leicht angenervt. Ich hasse es, wenn er seine Geschäfte hier abwickeln muss. Natürlich hat er dazu die Freiheit, ist doch mein Chef selbst ein immer wieder gern gesehener Kunde von ihm. Aber mich stört es einfach. Was weiß ich.
 

Als er dann endlich mit seinem Telefonat fertig ist, erzählt er mir, dass er für eine Woche nach Kyoto fliegen wird. Na super. Schön für ihn. Was aber interessiert es mich? Nicht sonderlich viel, oder? Kann ich wenigstens meinen Job wieder ordentlich machen, ohne mich dabei immer mit ihm zu verquatschen und dann die zweideutigen Seitenblicke von Inutamu-San...
 

„Schreib mir mal ne Postkarte.“

Das ist so ziemlich alles, was ich zu ihm sage, kurz bevor er sich auf die Socken macht. Bezahlt hat er ja dieses Mal auch schon, also was soll ich ihn noch groß aufhalten?
 

Er verlässt das 2Bi ohne sich noch einmal umzudrehen. Ich muss aber sagen, einen Knackarsch hat der Junge. Viel dran ist ja an ihm nicht, aber das Bisschen reicht mir vollkommen aus. Ein Geräusch, das verdächtig nach einem Seufzen klingt, entflüchtet meinen Lippen. Das hat jetzt keiner gehört, oder? Ich hoffe doch mal... Wäre ja nicht auszudenken, wenn irgendjemand Sakuya Kira beim Seufzen erwischt hätte...
 

Ich sehe ungeduldig auf die Uhr. Verdammt, mir fehlt jegliche Motivation, wann hab ich noch gleich... oh. Es gibt anscheinend doch einen Gott, ich kann tatsächlich in einer viertel Stunde Schluss machen! Sehr erfreut über diese Tatsache geht mir die Arbeit schneller von der Hand und auch wenn diese fünfzehn Minuten sich anfühlen wie eine Stunde, so wartet auch schon Inutamu-San und weist die Reinigungskraft zurecht. Ich blicke die Frau entschuldigend an, mache mich aber nichtsdestotrotz auf den Nachhauseweg.
 

Ich hab irgendwie so absolut gar keine Lust mehr, heute noch irgendetwas zu tun, was sich als leichtes Problem entpuppen könnte, da ich nichts mehr zu Essen zu Hause habe. Also heißt es wohl oder übel: Einkaufen gehen. Eine mir ungeahnte Beglückung (Achtung, das nennt man Sarkasmus) durchströmt meinen jungen Körper.
 

Muss ich wirklich? Unwillig begebe ich mich zu meiner Karre. Verdammt, wieso ist mein Kühlschrank eigentlich immer genau dann leer, wenn ich so schlecht drauf bin, dass ich am liebsten zu Hause in mein Bett fallen und mich für immer tot stellen könnte? Und warum bin ich eigentlich so schlecht drauf? Ich versteh das gar nicht, bis vor ein paar Stunden war mein Tag doch eigentlich noch ganz okay gewesen. Na gut, es war ein recht ereignisloser und langweiliger Tag, aber darum geht es ja auch gar nicht. Es geht nur darum, dass ich bis vor wenigen Stunden noch relativ gut drauf war, und sich das im Laufe des Abends schlagartig geändert hat. Na super. Ich will gar nicht wissen, wer oder was daran schuld ist.
 

Ohne weiter darüber nachzudenken parke ich auf dem wirklich minimalen Parkplatz irgendeines x-beliebigen Convinis und schau mal hinein. Einige dubiose Typen lungern da herum und wenn ich mich nicht getäuscht habe auch ein oder zwei Schulmädchen, die dort zu dieser Zeit sicherlich nichts zu suchen haben. Aber was interessiert es mich. Ich steuere erstmal auf die Gefriertruhen zu. Mal sehen. Putenbrust? Rein damit in den Korb. Cheeseburger? Pommes? Ich muss ein Grinsen unterdrücken. Es ist immer besser, so etwas im Haus zu haben, man konnte ja nie wissen, wann Kato mal wieder vorbei schneien würde und es war einfach zu genial mit anzusehen, wie er die Mayonnaise von den Pommes lutschte, als dass ich es mir entgehen lassen würde.
 

So, was hatten wir denn noch? Mehl, Eier, Reis, Bier und... oh natürlich dürfte ich nachher ein paar Schachteln Kippen nicht vergessen! Um Himmelswillen, alles bloß nicht ein Haushalt ohne Zigaretten. Also lege ich noch einige Fertiggerichte in den Wagen, ich hab nämlich heute Abend keine Lust noch groß was zu kochen. Eine Plastikschüssel mit lecker Salat und ein Schälchen Trauben und ich kann beruhigend sagen auch was Gesundes gekauft zu haben. Was bin ich doch für ein tugendhafter Mensch! (Auch das war Sarkasmus, aber hey, so bin ich halt!)
 

An der Kasse lasse ich mir noch drei Schachteln Davidoff geben und damit erkläre ich meinen Einkauf für beendet. Was brauch ich auch mehr? Ich packe alles in meinen schwarzen Rucksack und mache mich nun endlich auf den Weg in meine Wohnung. Ich muss morgen schon wieder viel zu früh raus, denn mein lieber kleiner Bruder hat einen Termin bei der Schulpsychologin und ich muss mit. Ich habe eigentlich gar keine Lust dazu, doch Mika-Chan kann sich nicht benehmen und unser lieber Herr Vater ist geschäftlich verreist. Irgendwo in den Staaten, wahrscheinlich Chicago. Also muss ich wohl als sein Vertreter agieren.
 

Die Straßen sind nicht gerade leer, aber zum Glück muss ich nicht in der Rushhour durch Tokyo schleichen. Das ist einer der wenigen Vorteile, den meine Arbeitszeiten haben. Und so wahnsinnig weit entfernt von meiner Wohnung ist das 2Bi ja nicht. Nach einer halben Stunde kreuz und quer durch die bunten Lichtermassen bin ich auch schon da.
 

Der Hausflur ist dunkel und es herrscht eine angenehme Stille. Ich steige schnell die Treppen zum dritten Stock hinauf und suche nach meinem Haustürschlüssel. Hatte ich ihn nicht in meine Hosentasche gesteckt? Nein, er ist doch in der Jacke. Na ja, irgendeine Tasche war es auf jeden Fall. Ich war wohl zu abgelenkt von Mika, der sich auf der anderen Seite der Leitung lautstark über diese „unfähige Schlampe von einer Klassenlehrerin“ beschwert. Wenn ich so daran zurück denke dann tun mir meine Ohren doch noch ein bisschen weh.
 

Ich schließe auf und betrete die leicht kühle Wohnung. Es ist schon fast deprimierend jeden Abend in eine leere Wohnung zurückzukehren, aber so ist das Singledasein nun mal. Ich will keine feste Beziehung, weder zu einer Frau noch zu einem Mann. Klar bin ich für schnellen Sex zu haben, aber das hat dann weniger mit Romantik zu tun. Ich mag Sex, aber bitte ohne die Ketten einer festen Beziehung. Und erst recht nicht mit mir. Das ist wohl mein größtes Problem: Ich verliebe mich nicht. Ich habe es jahrelang versucht, mir immer wieder etwas vorgemacht. Jedes Mal wenn ich eine Beziehung eingegangen bin, scheiterte es im Endeffekt daran, dass ich mich einfach nie verliebt hatte. Da waren niemals diese so genannten Schmetterlinge gewesen, kein Kribbeln im Bauch, keine zärtlichen Gefühle und ganz sicher keine Anzeichen von Liebe. Und dabei habe ich es schon mit allem Versucht: Frauen, Männer, Mädchen und Jungen. Aber mehr als sexuelle Anziehungskraft war da niemals von meiner Seite aus gewesen. Niemand hatte mein Interesse für längere Zeit halten können und ich habe sie alle nach einiger Zeit in den Wind geschossen.
 

Ich stelle erstmal den Einkauf weg und packe eine Fertiglasagne aus. Ich erfreue mich an den Vorzügen der Mikrowelle. Während mein Abendessen so vor sich hin grillt zünde ich mir eine Zigarette an. Der graublaue Rauch, der meine Lungen durchflutet beruhigt mich ungemein und es geht mir sofort besser. Ich lasse mich auf einen silbergrauen Küchenstuhl sinken. Wenn man wirklich Hunger hat, dann können fünf Minuten eine richtige Ewigkeit darstellen. Jetzt weiß ich, wie sich Kato immer fühlt wenn er vollkommen ausgehungert auf seinen Cheeseburger wartet.
 

Endlich ist mein Dinner auch bereit für den Verzehr und ich grabe ungeduldig meine Gabel tief in das nicht unbedingt gesunde Mahl. Der Käse zieht Fäden und klebt unangenehm an der Gabel. Auch ist der Geschmack nicht grade das Wahre und das ganze Wasser, das in der Schachtel schwimmt, macht die Lasagne viel zu heiß. Ich kann wesentlich besser kochen, aber das steht ja jetzt gar nicht zur Debatte. Ich bin selbst schuld, wenn ich zu faul zum Kochen bin, dann muss ich mich mit dieser Qualität eben zufrieden geben.
 

Das Mahl ist schnell beendet und ich werfe die überflüssige Pappe in den Müll. Die Nachrichten enthalten keine spannenden Neuigkeiten für mich und nach einer weiteren Zigarette lasse ich mich erschöpft in mein Bett fallen. Duschen kann ich morgen Früh noch und alles andere interessiert mich einfach nicht. Aus und basta.
 

Ach geliebter Schlaf, wo bleibst du nur? Nein, aber ich kann wirklich nicht einschlafen. Liegt es an mir, oder ist es die Lasagne, die mir so schwer im Magen liegt? Sicher bin ich mir nicht, aber auf jeden Fall wälze ich mich noch eine ganze Zeit unruhig zwischen den Laken. Das ist ja kaum zum Aushalten! Es hilft alles nichts. Um wenigstens ein bisschen müde zu werden, streife ich mir meine Boxershorts herunter und beginne damit, mich langsam ein wenig zu streicheln. Okay, man merkt wohl, dass ich schon seit zwei Wochen keinen Sex mehr hatte. Es ist vielleicht nicht die schönste Art, aber irgendwie muss ich mir ja Abhilfe verschaffen. Der Tag war lang und danach bin ich vielleicht ein bisschen müder und entspannter.
 

Es ist nur allzu schnell vorbei und ich wische mir mit einem Papiertaschentuch die Überreste meines verzweifelten Versuches, mir selbst Zärtlichkeiten zukommen zu lassen, von den Händen und der Decke. Na toll. Jetzt muss ich auch noch das Bett neu beziehen. Vielleicht hätte ich doch duschen sollen? Unter dem angenehmen Wasserstrahl hätte ich nicht so eine Sauerei veranstaltet, denn alles wäre innerhalb weniger Sekunden weggespült worden und auf nimmer Wiedersehen im Abfluss verschwunden.
 

Erschöpft und müde sinke ich in die verklebten Laken zurück. Der Tag war nicht spektakulär gewesen und doch anstrengend. Ich weiß auch nicht was mit mir los ist. Aber zumindest kann ich jetzt endlich einschlafen. Und Schlaf brauche ich jetzt mehr als gewöhnlich.
 

~*~
 

Ein Sturmklingeln reißt mich aus meiner traumlosen Ruhe. Wie spät ist es? Ich blicke auf den Funkwecker und eine leuchtend rote 8.00 Uhr blickt mir entgegen. Na herrlich. Wer um alles in der Welt stört mich denn um diese unchristliche Zeit? Langsam schäle ich mich aus dem Bett und stoße die klebrige Decke von mir. Zu allem Überfluss habe ich auch noch Kopfschmerzen. Na das kann ja ein herrlicher Tag werden.
 

Die Wohnung erscheint mir selbst in dem gedämpften Licht der Jalousien als zu grell und ich kneife die Augen zu, in dem verzweifelten Versuch, wenigstens ein wenig Licht ausblenden zu können. So richtig will das aber nicht funktionieren. Also schleppe ich mich durch das gestreifte Flutlicht des Wohnzimmers und trete endlich in den dunkleren Flur. Doch dass meine Augen jetzt geschont werden, heißt nicht automatisch, dass es mir jetzt besser geht. Nein, ganz im Gegenteil. Hier hört man diese verfluchte Klingel gleich doppelt so laut.

Um all dem endlich entfliehen zu können, reiße ich die Tür mit einem Schwung auf.
 

„Wird auch langsam Zeit.“, kommt es mir sogleich entgegen geschnauft.

Mika steht, den Rucksack lässig über eine Schulter geworfen, mit überkreuzten Beinen im Türrahmen gelehnt und sieht mich mit seinem üblich grimmigen Blick an.
 

„Is was?“, fragt er nach einigen Sekunden. „Bist du fertig?“

Ich erwidere nichts. Er mustert mich schweigend von oben bis unten und stampft dann ohne ein weiteres Wort zu verlieren an mir vorbei, schleudert seinen Rucksack in die Ecke und lässt sich auf meine Couch fallen.

Ich seufze kurz auf, schließe aber dann die Tür wieder.
 

„Dir auch einen guten Morgen, Brüderchen.“
 

„Nenn mich gefälligst nicht so.“
 

Schon schaltet er den Fernseher an. Gut, weiteres Reden mit ihm wird keinen Erfolg bringen, der ist erstmal vollauf beschäftigt. Wie diese Jugend von heute doch nur so gebannt vor einem schnöden Anime sitzen kann, ist mir unbegreiflich. Na ja. „Jugend“. Dabei bin ich selbst nur zwei Jahre älter als der Zwerg. Egal, zwei Jahre oder zwanzig, ich bin älter, basta.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  feuerregen
2008-03-04T19:33:18+00:00 04.03.2008 20:33
mika und kira/luzifer diesmal einträchtig? *g*
das ist schön! ^^

dass kira keine gefühle entwickelt, find ich gut!
natürlich, für ihn oder seine fallen gelassenen weniger, aber es passt zu meinem bild seiner person und zur story! ^^

lg und freu mich aufs nächste kappi!
feuerregen


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