Sand und Salz
Das kommt dabei raus, wenn man an einem langen Wochendende mal wieder sein Schreibzeug auspackt und sich ein bisschen Romantik wünscht ^^ Viel Spaß.
„Du weißt es schon, nicht wahr?“
Sie stand an der Klippe, schon lange.
Das Wasser bäumte sich zu kleinen Wellen auf, die dann schäumend und blubbernd an den hohen Felswänden brachen.
Ein schönes, beruhigendes Geräusch.
Sie wusste, dass er kommen würde, irgendwann.
„Ja, Taichi hat es mir erzählt... Aber warum...“
Er brach ab und ging auf sie zu, stand dann dicht neben ihr und blickte ebenfalls in Richtung des endlosen Horizonts.
„Warum hast du es mir nicht gesagt?“
Ein Windstoß fuhr den Beiden durchs Haar. Er trug den Duft von Salz.
Langsam schloss sie ihre Augen.
„Ist das denn wichtig für dich in diesem Moment?“
Eine kleine Weile war es still zwischen den beiden, doch das Meer ließ sich nicht von der Ruhe abhalten.
„Nein“, sagte er schließlich. „Jetzt nicht mehr. Der Moment zählt“
Lächelnd nickte sie, die Augenlider immer noch geschlossen.
„Früher, als ich noch klein war und es mir nicht gut ging, habe ich mir immer ausgemalt was ich alles tun könnte, wenn die schlechten Zeiten vorüber wären.“
Auch er musste nun lächeln.
Das hatte er früher auch oft getan und manchmal machte er es sogar heute noch.
„Und...?“, fragte er vorsichtig. „Was würdest du tun wenn du morgen nicht gehen müsstest?“
Sein Blick wanderte zu den zwei roten Koffern, die keinen Meter weiter auf dem felsigen Boden standen und darauf warteten endlich zu gehen. Sie waren gepackt und bereit für einen Umzug, oder eine Reise, so genau wussten sie es nicht.
„Was würdest du tun, Sora?“, fragte er noch einmal.
Sie öffnete die Augen.
Ein erneuter Windstoß lies ihre Kleidung schweben. Schwerelos, das sollten sie jetzt sein.
„Was ich tun würde...?“
Sie schien zu überlegen, doch eigentlich wusste sie alles ganz genau.
„Ich würde in das kleine Stadtkino gehen und mir den erstbesten Film ansehen. Und das Popcorn von dort essen, das immer ein bisschen zu salzig schmeckt. Und ich würde den Film auf französisch ansehen, auch wenn ich kein Wort verstehen würde, nur allein deswegen, weil ich die Sprache so gern mag. Und ich würde Tauben füttern gehen, am alten Marktplatz, der gleich neben dem kleinen Trödelmarkt ist. Und dieser alten lustigen Frau mit dem Kopftuch würde ich all ihre kleinen Terrakotta-Tiere abkaufen und jedem Kind das mir begegnet eines schenken. Jedem eines was zu ihm passt. Und dann würde mich mein Weg zum Strand führen. Ich würde mich so wie ich bin in den grobkörnigen, gelben Sand legen und ihn über meine Hand rieseln lassen. Ich würde einfach nur atmen, einfach nur da sein. Zu Hause...“
Sie weinte beim erzählen.
Nein, weinen wollte sie es nicht nennen, denn sie lächelte als ihr die Tränen die Wangen hinunterliefen.
„Das alles würde ich zusammen mit dir tun, Yamato, nur mit dir, nur wir allein...“
Die ganze Zeit hatte er ihr zugehört und mit ihr in seinem inneren Augen eine kleine Reise gemacht.
„Das hört sich alles sehr sehr schön an.“, sagte er leise.
Langsam wendete er sich ihr zu. Seine Hände umschlossen zärtlich ihre und sie ließ es geschehen.
„Lass uns all das tun... Jetzt.“
Er lächelte.
Dann küsste er sie. Sanft legte er seine Lippen auf ihre und strich ihr die Tränen weg, denn sie weinte noch immer. Und sie hielten sich gegenseitig, auch wenn der Wind versuchte sie auseinander zu bringen.
Das Meer rauschte.
Es war ein kostbarer Moment und sie wurden eins mit ihm.
Als sie einige Zeit später im Auto saß, dass sie weit weg bringen würde, wusste sie nicht ob diese Nacht nur ein Traum oder doch Realität gewesen war.
Aber es war egal, denn für sie zählte nur die Erinnerung.
Und die kleine Terrakotta-Figur in ihrer Manteltasche.
Sie war bedeckt mit Sand und Salz...
