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WoOlf

Geschichte einer Wölfin
von

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New Day - New Start

Langsam schlug Gaya die Augen auf. Die Umrisse eines kleinen Raumes schärften sich allmälich und Gaya erkannte Rave, der neben ihr saß und sie freudestrahlend ansah. "Du bist aufgewacht! Was für ein Glück." Gaya brauchte ein Weilchen um zu verarbeiten, was er gesagt hatte, dann versuchte sie aufzustehen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie aufstehen musste. "Bleib liegen Gaya! Du bist noch viel zu schwach!" Gaya fiel wieder zu Boden, doch sie landete weich auf einer Art Bärenfell vor einem Kamin, in dem ein kleines Feuerchen brannte. Von draußen schien die Sonne durch ein kleines Fenster ins Zimmer herein. Die Wände waren mit Bildern von den verschiedensten Landschaften und Tieren verziert. Wie eine Fantasiewelt kamen sie ihr vor. Gaya lag auf der Seite und schloss ab und zu für einen kleinen Moment die Augen. Schwach war sie wirklich. Aber nicht nur jetzt. Generell war Gaya nicht gerade die Stärkste. Sie würde viel trainieren müssen und lernen sich in dieser Welt zurechtzufinden. Langsam wusste sie wieder was passiert war. Sie erinnerte sich an die Untoten, an den Wandschleim, das Schaf und nicht zuletzt an den Wolf, der ihr so überraschend begegnet war. Die Sonne schien in ihr Gesicht und erwärmte es angenehm. Erst jetzt bemerkte Gaya wie kalt ihr Körper doch war. Wahrscheinlich wäre sie gestorben, wenn Rave sie nicht gefunden hätte. Sie hatte seine Stimme gehört. Jetzt erinnerte sie sich wieder. Er hatte nach ihr gerufen. Wahrscheinlich hatte er sich schreckliche Sorgen gemacht. "Es tut mir leid.", brachte Gaya leise hervor. "Was tut dir leid?", fragte Rave verwirrt. "Dass ich nicht auf dich gehört habe. Wegen mir musstest du dir ... Sorgen machen." Gaya fiel es immernoch ziemlich schwer zu sprechen. "Wo sind wir?", fragte sie. "Dies ist ein schöner Ort.", stellte sie fest. "Du wirst es nicht glauben, aber wir sind immernoch in Buran. Ich weiß nicht, was in der Nacht passiert ist, in der du weggegangen bist, aber als ich aufwachte war der faulige Gestank plötzlich weg und die Häuser sahen aus wie frisch gebaut. Was ist in der Nacht passiert, Gaya? Du musst irgendetwas damit zu tun haben, habe ich Recht?" "ich weiß nichtmehr genau. Es war dunkel und ich war in diesem Keller. Untote. Ein Schaf. Dann verschwimmt alles. Doch! Da war... ein Wolf. Er erzählte mir etwas über mein Schicksal und dass ich noch nichts weiß. Dann verschwanden er und die Untoten. Was danach passierte weiß ich nicht mehr."

"Ein anderer Wolf?", fragte Rave ungläubig. "Er schien etwas mit den Untoten zu tun zu haben. Wahrscheinlich war er ihr Anführer. Ich frage mich, was hier vor sich geht. Alle scheinen mich zu kennen, nur ich kenne mich selbst nicht. Ich weiß garnichts mehr. Ich muss diesen Wolf irgendwoher gekannt haben. Ich habe etwas Gespürt. So eine Art Verbindung zwischen ihm und mir. Bestimmt könnte er mir mehr über mich erzählen!" Gaya ließ den Kopf wieder auf das Fell sinken und schloss erneut die Augen. Sie war noch viel zu müde und erschöpft um klar denken zu können, doch sie fühlte sich sicherer mit Rave an ihrer Seite. Rave schaute sie besorgt an. Er wusste nicht, was er über die Wölfin denken sollte. Einerseits faszinierte sie ihn. Sie war wissbegierig und freundlich, neugierig und gebildet. Sie unterschied nur ihr Aussehen von einem Menschen. Andererseits war Gaya ihm unheimlich. Irgendetwas Mystisches umgab sie. Er wusste nicht was es war, er wusste nur, dass die Wölfin noch viele Gefahren überstehen musste. Wenn er wenigstens etwas mehr über sie wüsste, vor allem über ihre Vergangenheit, doch darüber wusste ja nichteinmal sie selbst etwas. Rave fragte sich ob es klug war bei der Wölfin zu bleiben. Allerdings konnte er sie doch nicht einfach zurücklassen. Sie würde seine Hilfe wahrscheinlich dringend benötigen. Sowohl als kämpfenden gefährten, als auch als Freund und Wegweiser, schließlich kannte sich Rave in diesen Gegenden bestens aus. "Nunja", Dachte er bei sich, "ich kenne bestimmt nicht jeden Ort, aber immerhin weiß ich, wo wichtige Orte sind, an denen gaya vielleicht etwas mehr über sich erfahren könnte." Irgendwoher musste die Wölfin ja stammen. Vielleicht aus den verschneiten Bergen von Latenia, doch was hatte sie dann in Kolun zu suchen? Das Hochland war viel zu weit entfernt. Welche Möglichkeiten Rave auch in Betracht zog, er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, woher Gaya stammen sollte. Eine Idee schien ihm unwirklicher und abstrakter als die Andere. Er lehnte sich zurück an die Wand und beobachtete die Wölfin aus den Augenwinkeln. Gaya schien wieder eingeschlafen zu sein. Er wollte sie auch nicht wecken, deshalb ging er leise hinaus auf die Straße und bog nach rechts in eine kleine Gasse ein, an deren Ende ein großer marktplatz in Sichtweite rückte. Der Platz war voller Menschen. Alte, junge, dicke und dünne Bürger liefen aufgeregt über den Marktplatz. Neben ihm schrien Mägde, die schnellstens ihre frischen Äpfel, Eier und andere Lebensmittel verkaufen wollten. Es waren schon 3 Tage vergangen, seit Gaya und er nach Buran gekommen waren. Nach jener Nacht, in der Gaya die Bekanntschaft mit den Untoten gemacht hatte, waren diese verschwunden und an ihrer Stelle tummelten sich die verschiedensten Arten von Wesen in der Stadt. Darunter Zwerge, Elfen, Menschen natürlich, aber auch sonderbarere Gestalten wie Onlos, gemütliche Waldwesen, die eigentlich in den Wäldern rund um Konlir beheimatet waren. Ab und zu konnte Rave auch ein paar Natla erspähen. Händler. Eigentlich waren sie eher Geschöpfe der Nacht. Vornehm, etwas eitel, aber doch freundlich und friedfertig gingen sie ihren Geschäften nach, handelten, spekulierten an der Börse und trieben dies und das um nicht sonderlich aufzufallen. Rave ging weiter in Richtung Stadtbrunnen, der sich in der Mitte des Marktplatzes befand. Die Sonne spiegelte sich sanft im Wasser wider. Wo ein paar Tage zuvor noch giftgrünes Dreckwasser war, war jetz sternenklares reinstes Wasser zu finden. Rave war überrascht, wie sich alles wie durch Zauberhand geändert hatte. Im Prinzip war es Gaya zu verdanken, dass dieser Ort jetzt so erblühte. Rave lächelte und schöpfte dann mit einer kleinen Ampulle Wasser aus dem Brunnen, verschloss das Gefäß und steckte es unter seinen Mantel. Dann ging er zum Stand der Lebensmittelhändlerin und verlangte ein paar frisch erlegte Kaninchen und ein paar Eier. Außerdem noch ein paar andere Köstlichkeiten um sich und Gaya eine Weile versorgen zu können. Dann machte er sich langsam wieder auf den Weg zurück zum Haus, dass er für sich und Gaya gefunden hatte. Es war das Haus, in dem sie sich bei ihrem ersten Besuch in Buran versteckt hatten.

Er bog wieder in die Gasse ein und erreichte bald den Eingang zu seinem haus. Er legte vorsichtig seine Einkäufe auf den Tisch um Gaya nicht zu wecken. Da sie tief und fest weiterschlief ging er wieder hinaus und ging in eine andere Gasse, in der Schmiede ihre Werkstätten hatten. Ein Goldschmied winkte ihn zu sich. "Seid gegrüßt mein Herr. Habt ihr Interesse an meinem Schmuck? Ich habe hier feinste Ware anzubieten. Ringe, Ketten, was das Herz begehrt. Heute zu super preisen. Seht sie euch nur an." Er lächelte und deutete auf die Theke vor sich. Rave sah sich die Schmuckstücke an. Sie waren wirklich sehr schön gearbeitet und wirkten edel. Ein Armband stach ihm besonders ins Auge. Es war ein wunderbar gefertigter Armreif aus Leder mit goldenen Verzierungen in Form von einem Drachen und einer Elfe. "Wie ich sehe interessiert ihr euch für diesen Armreif, mein Herr. Erlaubt mir ihn euch näher zu erklären." Rave schaute den alten Schmied erwartungsvoll an. Dieser fing an zu erzählen: "Einst lebte weit in den Gebirgen bei Latenia in einer eisigen Höhle ein mächtiger Drache. Sein Atem war kalt wie Eis und gefror das Land. Das halbe Königreich von Soluria war mit Schnee bedeckt und die Menschen starben in der Kälte. Es gab keine Sommer mehr und nichts gedeihte in den gefrorenen Schneewüsten. Viele tapfere Kriegr zogen los, um den Drachen zu töten, doch keiner kehrte zurück. Eine Elfe, die so wunderschön sang, wie niemand im ganzen Land verirrte sich eines Tages in den Bergen. Weil sie so allein war sang sie die schönsten Lieder, die an den Hängen der Berge widerhallten und den Drachen erreichten. Er versprach das Land nichtmehr heimzusuchen und von nun an in den Bergen von Latenia zu leben, wenn die Elfe bei ihm bliebe und für ihn sänge. Die Elfe sagte zu und lebt seitdem bei diesem Drachen. Ewigkeiten ist die nun schon her. Keiner weiß, ob der Drache oder die Elfe noch leben. Jedenfalls kann man manchmal in besonders kalten Nächten weit oben in den Bergen Gesänge vernehmen, die das kalte Herz des Drachen zum schmelzen bringen und ihn besänftigen. Wenige mutige Wanderer können davon berichten, aber alle sagen dasselbe." Der Schmied hielt inne. "Es ist schon eine wundersame Macht, die es ermöglicht durch die Liebe einer jungen Frau selbst das wildeste herz zu zähmen, selbst das kälteste Gemüt zum Glühen zu bringen." Er stieß einen romantischen Seufzer aus und lächelte Rave zu, der aufmerksam der Geschichte des kleinen rundlichen Schmiedes gelauscht hatte und darüber ganz die Zeit vergessen hatte.

Er lief wieder in Richtung Haus zurück, als ihm Gaya entgegenwackelte. Sie schien wieder laufen zu können, doch sahen ihre Schritte mehr oder minder unbeholfen aus und ab und zu taumelte sie. Mit größtem Erstaunen beobachtete sie die vielen menschen. Nie hätte sie gedacht, dass es so viele verschieden Menschen gäbe. Sehe sehr kleine runde, große hochgewachsene mit spitzen Ohren und zierliche kleine Wesen mit Flügeln, die sich als Feen bezeichneten. Gaya´s Neugier war überwältigend und sie konnte nicht anders, als sich jeden von ihnen ganz genau anzusehen. Dann erblickte sie Rave und rannte, mehr schlecht als recht, zu ihm. "Du bist also auf den Beinen kleine Gaya.", meine Rave frech grinsend. "Du hast mir nie erzählt, dass es so viele Menschen gibt!", warf ihm Gaya vor. "Nun, du hast nie gefragt!", entgegnete Rave. Beide mussten lachen. Zusammen gingen sie zum Marktplatz und setzten sich an den Brunnen. Die Leute warfen ihnen ab und zu neugierige Blicke zu, das sie noch nie einen sprechenden Wolf gesehen hatten, doch die meisten waren viel zu sehr von Hektik besessen, als dass sie überhaupt die zeit hätten über so etwas nachzudenken. Menschen, so erzählte Rave Gaya, hatten immer irgendetwas zu tun. Sie scherten sich nichts um die Probleme anderer und schon garnicht machten sie sich über etwas Gedanken, dass sie nicht unmittelbar betraf. Gaya musste lachen. Was Rave ihr erzählte klang für sie sehr abenteuerlich, interessant und leicht unglaubwürdig, doch Menschen waren vielseitiger als die Wölfin dachte. Schon lange glaubte Gaya nichtmehr daran, was ihr der Nebelwolf oder der geisteskranke Geist erzählt hatten. Sie begann damit sich ihr eigenes Bild von den Menschen zu machen. Noch lange beobachteten sie und Rave die anderen. Die Verhaltensweisen der Natla, die schlagfertigen Zwerge und die etwas eingebildeten Elfen, die ständig mit den Zwergen Streit anfingen, wer wohl der bessere Krieger sei. Sie beschimpften sich gegenseitig mit "Spitzohr" oder "fette Wühlratte". Gaya konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Auf den Rückweg zum Haus am späten Abend lauschten sie ein paar Natla, die behaupteten Vampire gesehen zu haben, die sich heimlich und unerkannt unter den Menschen bewegten auf der Suche nach Opfern um ihren Durst zu stillen. Rave erklärte Gaya, dass Vampire nur eine Legende waren und keine so genau wusste, ob es die skrupellosen Blutsauger in Menschengestalt wirklich gäbe. Er hielt das für totalen Blödsinn, aber nicht unmöglich.

In den nächsten Tagen kam Gaya immermehr zu Kräften. Sie und Rave gingen regelmäßig durch die Stadt, lauschten Wanderern, setzen sich in den Park am Rande der Stadt oder blieben einfach eine Weile zu Hause um die Atmosphäre zu genießen und alle Kräfte für die nächste Reise zu sammeln. So sehr es Gaya auch in Buran gefiel, sie konnte nicht ewig hier bleiben. Ihr natürlicher Instinkt lockte sie ins Weite und ins Abenteuer. Auch Rave konnte kaum still sitzen. Sie würden bald wieder aufbrechen. Gaya musste noch so viel über sich und ihre Vergangenheit erfahren und sie freute sich, dass Rave sie begleiten würde. Auch wenn sie sich etwas um ihn sorgte, denn wahrscheinlich würde ihre Reise kein Spaziergang werden. Doch zum Einen war Rave eine ganze Ecke stärker als Gaya und zum anderen wollte sie nicht allein weiterreisen. Sie hatte diesen Menschen lieb gewonnen. Er war immer für sie da, egal wohin Rave ging, Gaya war an seiner Seite und wenn Gaya irgendwohin ging, begleitete Rave sie auf Schritt und tritt. Sie lachten gemeinsam, aßen gemeinsam, spielten gemeinsam und blickten gemeinsam den Mond an, wenn sie auf dem großen Hügel südlich von Buran saßen. Rave hörte Gaya zu, wenn sie den Mond anheulte und beide deuteten die Sterne und welche Geschichten sich wohl hinter jedem einzelnen verbargen. Rave erzählte Gaya die Geschichten, die von seinen Eltern erzählt bekommen hatte und Gaya erzählte ganz andere Geschichten. Eine schöner und geheimnisvoller als die andere. Alle Geschichten hatte sie sich selbst ausgedacht und doch schienen sie auf eine merkwürdige Art und Weise real. Wie zu Anfassen. Rave konnte in seinen Gedanken die Elfen singen hören und den wilden Galopp der feurigen Pferde beobachten, die Gaya in seiner Fantasie zum Leben erweckte.

Bald würde dieses friedliche Zusammensein ein Ende haben und sie würden sich mehr und mehr Dingen stellen müssen, von denen beide nie im Leben zu Träumen gewagt hätten. Doch davon hatten sie noch keine Ahnung. Am Abend vor ihrem Aufbruch saßen sie noch einmal gemütlich am Kamin. Gaya lag auf dem Bärenfell und ließ sich vom Feuer wärmen und Rave saß neben ihr und kraulte sie hinter den Ohren. Sie erzählten von ihrem Tag und von den Abenteuern, die sie erwarten könnten und hofften insgeheim auf spannende Erlebnisse und jede Menge neuer Erfahrungen. Spät in der Nacht schlief Gaya vor dem Kamin ein und Rave schlummerte tief und fest in seinem großen weichen Bett, dass er wahrscheinlich so schnell nicht wiedersehen würde.



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