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Nemesis

ItaSasu
von

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III. Gotta learn the hard way

Als die Tür aufgeht, beschäftige ich mich gerade mit dem vergitterten Fenster; genauer gesagt versuche ich, die Eisenstangen aus ihrer Verankerung zu lösen. Und genau in dem Moment kommt Itachi ins Zimmer. Ich habe wirklich nur Pech in letzter Zeit.
 

Er runzelt die Stirn, was bei ihm schon fast einem Gefühlsausbruch entspricht. Er atmet tief ein und sagt: "Ich habe dich gestern Abend in Ruhe gelassen, weil du sowieso schon Prügel bezogen hast. Aber jetzt werden wir uns mal unterhalten."
 

Ich denke zynisch, dass das eine sehr einseitige Unterhaltung werden wird.
 

"Ich habe dir gesagt, dass du das Haus nicht verlassen sollst, auch zu deinem eigenen Schutz. Jetzt ist Orochimaru nicht nur hinter dir her, sondern auch hinter mir." Gleichgültig zucke ich die Schultern. Er hätte mich ja nicht dort festzuhalten brauchen. Und ich habe ihn auch nicht gebeten, mich zu retten. Ich bin mir noch immer nicht sicher, was besser für mich wäre: Orochimaru oder mein Bruder.
 

Auf einmal schleicht sich ein sadistischer Zug auf sein Gesicht. "Erinnerst du dich an das Versprechen, das ich dir gegeben habe?" Ich glaube, ich werde gerade leichenblass. Das KANN nicht sein Ernst sein. "Ich habe gesagt, dass ich es halten werde. Also kommst du freiwillig oder muss ich dich übers Knie legen?" Nein. Nein, das kann er nicht ernst meinen. Ich bringe ihn um. Ich schwöre bei allem was mir heilig ist, wenn er nicht sofort verschwindet, dann springe ich ihn an und verbeiße mich in seinen Arm. Ich glaube, er lächelt. Zumindest die Itachi-Version eines Lächelns. Es macht ihm Spaß. Großer Gott, ich hasse ihn.
 

Itachi stellt sich neben das Bett. "Das ist mein Ernst, Sasuke. Du kannst es uns beiden einfach machen und es hinter dich bringen, oder du machst Ärger, aber dann wirst du es bedauern."
 

Ich kann kaum fassen, dass das hier wirklich passiert. Mit einem trotzigen Gesichtsausdruck, aber innerlich völlig aufgewühlt, drücke ich mich gegen die Wand. Wenn er sich einbildet, dass ich seelenruhig zulasse, dass er mich demütigt, dann hat er sich geschnitten. Feindselig schüttle ich den Kopf. Mein Bruder seufzt.
 

Und dann steht er plötzlich neben mir, blitzartig, und hat mich am Arm gepackt. Ich werde zum Bett gezerrt und die Schamesröte steigt mir ins Gesicht, als er mich tatsächlich über seine Knie legt. "WAG DAS JA NICHT!!!", brülle ich aus vollem Hals und versuche mit aller Kraft, mich aus dieser peinlichen Lage zu befreien. Er hat meinen rechten Arm gepackt und drückt ihn kraftvoll auf meinen Rücken. Ich… ich kann mich nicht befreien. Meine Fingernägel graben sich in sein Fleisch, ich versuche in meiner Verzweiflung sogar, ihn zu beißen. Nichts kann ihn beeindrucken.
 

Irgendwo über mir höre ich ihn amüsiert sagen: "Du sprichst ja doch mit mir."
 

"ARSCHLOCH!!", schreie ich und strample wie ein kleines Kind. "WAGE ES UND ICH TÖTE DICH! Lass mich SOFORT los!!" Er lacht leise.
 

Ich lasse das nicht zu! Ich lasse ihn das nicht tun! Aufgebracht sammle ich Chakra in meiner Hand, aber der Versuch wird schon im Ansatz unterdrückt, weil seine Finger sich sofort so eng um mein Handgelenk schließen, dass ich glaube, es bricht gleich. Gerade als ich glaube, dass es nicht peinlicher oder schlimmer werden kann, da klatscht seine Hand auf meinen Hintern und ich schreie: "Hey! AU!" Er wird es wirklich wahrmachen. Tränen der Erniedrigung steigen in mir hoch und dann… wird es noch viel, viel schlimmer.
 


 

Völlig erschöpft liege ich auf dem Bett. Mit einem selbstgerechten Ausdruck im Gesicht sitzt Itachi neben mir und ich stelle fest, dass das Wort Hass nicht mehr ausreicht, um meine Gefühle für ihn zu beschreiben. Ich stelle mir vor, wie ich ihm alle Finger einzeln abschneide und das gibt mir ein wenig Erleichterung. Oh nein, ich werde ihn nicht töten. Ich werde ihn foltern.
 

"Ich hoffe, du hast begriffen, dass es mir ernst ist. Wenn du noch mal ausreißt, wird dir das hier harmlos erscheinen."
 

Harmlos? Mein Hintern fühlt sich an als hätte ich mich auf eine Herdplatte gesetzt. Ich habe getobt wie ein Wahnsinniger, meine Stimme ist heiser vom Schreien und Fluchen. Aber genützt hat es nichts. Ich musste wie ein kleines Kind eine Tracht Prügel einstecken. Und ausgerechnet von ihm. Erschöpft antworte ich: "Ich hasse dich."
 

"Tu das ruhig."
 

Verbissen fauche ich: "Das wirst du bereuen."
 

Meine Drohung beeindruckt ihn nicht sonderlich. Er streichelt mir die Haare aus der Stirn und nur weil ich so müde bin, beiße ich ihm nicht in die Hand.
 

Ich schließe die Augen und höre, wie er geht. Das alles kommt mir vor wie ein Alptraum. Fünfzehn. Ich bin fünfzehn Jahre alt und er kann immer noch mit mir machen, was er will, ohne dass ich ihm irgendetwas entgegensetzen könnte. Es war so verdammt demütigend und hat mir wieder einmal deutlich vor Augen geführt, was für ein erbärmlicher Schwächling ich bin. Zu allem Überfluss habe mein Schweigen gebrochen. Jetzt kann ich ihm wenigstens sagen, wie sehr ich ihn hasse, aber es fühlt sich an wie eine weitere Niederlage. Seltsamerweise habe ich das Bedürfnis, zu weinen. Aber diese Genugtuung werde ich ihm nicht bereiten.
 


 

Mit einem Handtuch um die Hüften stehe ich im Bad. Und denke nach. Es ist kalt. Selbstverständlich gibt es hier unten im Bad kein warmes Wasser, weswegen ich notgedrungen kalt geduscht habe. Auf diversen, malträtierten Körperstellen war das kalte Wasser auch äußerst angenehm, aber jetzt friere ich wie verrückt. Ich sollte mich anziehen, aber irgendwie zögere ich es hinaus. Solange ich hier drin bin, muss ich keine Angst haben, dass jeden Moment die Tür aufgeht und Itachi mir meine Mord- und Fluchtgedanken am Gesicht abliest. Die Konsequenzen kenne ich jetzt und, so sehr ich es auch hassen mag, dass seine "Strafe" auf die eine oder andere Weise Wirkung gezeigt hat, ich werde Itachi so schnell nicht wieder zu sowas provozieren.
 

Ich löse das Handtuch und befühle meinen Hintern. Aua. Mann, er hat sich wirklich nicht zurückgehalten. Wenn ich bedenke, dass das die erste Tracht Prügel meines Lebens war… Vater hätte mich nie angerührt und Mutter sowieso nicht. Und jetzt bin ich fünfzehn und muss mir so etwas gefallenlassen. Vor gut zwei Stunden, als er gegangen ist, war ich noch so mordlustig, dass ich ihn wahrscheinlich angefallen hätte, wenn er mir über den Weg gelaufen wäre. Inzwischen sehe ich es etwas Pragmatischer. Was macht das eigentlich noch für einen Unterschied? Wie ein Kind hat er mich vorher schon behandelt. Und dass ich gegen ihn nicht ankomme, wusste ich auch schon. Diese unglaublich peinliche Episode hat bloß meine lodernde Wut auf ihn noch mehr angefacht. Es gibt im Moment nichts, was ich tun kann, um meine Rachsucht zu stillen. Mein Stolz wurde erheblich verletzt, aber um das wieder gutzumachen, müsste ich es ihm schon mit gleicher Münze heimzahlen und das kann ich mir gleich abschminken. Zwischen uns ist immer noch ein riesengroßer Unterschied. Im Grunde bin ich ihm und seinen Launen hilflos ausgeliefert. Ich habe alles versucht und trotzdem konnte ich mich nicht wehren.
 

Irgendwie ist mir komisch zumute. Im Spiegel sehe ich, dass ich mir zaghaft auf die Unterlippe beiße. Meine Hände liegen immer noch auf meinem Hintern und irgendwie… neben meiner ganzen Wut und der Schande und der Erniedrigung…
 

Da ist irgendwie so ein warmes, kribbelndes, angenehmes Gefühl, das ich beim besten Willen nicht einordnen kann.
 

Ich fasse mich an. Meine Finger streichen über meinen Bauch nach unten. Kaum zu glauben, dass diese geschundene Haut doch noch so empfindlich sein kann. Mein Blick wirkt im Spiegel irgendwie fiebrig. Irgendwas an dieser Situation erregt mich. Keine Ahnung, was, aber nach der Zeit bei Orochimaru dachte ich schon, ich würde nie mehr sowas empfinden. Schon allein deshalb kümmert es mich nicht sonderlich, was das so plötzlich ausgelöst hat. Es ist ein gutes Gefühl.
 

Mir kommen völlig irre Gedanken. Ich denke ausgerechnet an Itachi, ich kann es einfach nicht abstellen. Ganz offensichtlich ist Lust weitaus stärker als Wut, weil ich ihn in dieser Sekunde gerade nicht hassen kann. Nur um das klarzustellen, es ist NICHT mein Bruder, der mich erregt, sondern es ist… sein Blick… das, was er getan hat… das Gefühl, hilflos zu sein, das ich bis eben noch so verabscheut habe, lässt mich jetzt erschaudern und ich…
 

Irgendwo im Stockwerk über mir kracht es und ich zucke erschrocken zusammen. Bin ich jetzt eigentlich völlig bekloppt? Ich stehe splitternackt im Bad und betatsche mich selbst und das mit zwei Geisteskranken im Haus. Ich bin ja echt nicht mehr ganz richtig im Kopf! Ich verabscheue Itachi und dass ich gerade kurz davor war, zu irgendwelchen absonderlichen Phantasien mit ihm in der Hauptrolle zu masturbieren, beunruhigt mich ohne Ende. Es ging nicht wirklich um ihn, sondern um etwas ganz Anderes, etwas, über das ich noch gar nicht nachdenken möchte. Trotzdem fühle ich mich irgendwie schmutzig. Und ich komme mir vor wie ein Geisteskranker. Nicht unbedingt zu Unrecht.
 

Rasch hebe ich meine Sachen auf und ziehe mich an. Was hab ich mir dabei bloß gedacht? Es ist vielleicht Irrsinn, aber Itachi traue ich einfach alles zu. Wer weiß, was er alles mitbekommt. Und ich will nicht wissen, wie er reagiert hätte, wenn er mir gerade eben meine schmutzigen Gedanken im Gesicht hätte ablesen können. Auf einmal fühle ich mich in dem abgeschlossenen Raum beobachtet.
 

Vielleicht werde ich paranoid, aber ich könnte schwören, die Wände haben Augen.
 


 

Als ich abends nach oben komme, um etwas zu essen, treffe ich sehr zu meinem Missfallen Itachi und Deidara ebenfalls in der Küche an. Offenbar hat Deidara gekocht, denn auf dem Herd steht ein Topf mit dampfendem Reis. Mürrisch nehme ich mir eine Schüssel, stelle sie auf die Anrichte und fange an zu essen.
 

Feixend sagt Deidara: "Setz dich doch, Junge. Hmm."
 

Ich hebe den Kopf und antworte mit dem letzten Rest an Würde, der mir noch geblieben ist: "Ich ziehe es vor, stehenzubleiben."
 

Deidara prustet los und mein Bruder grinst. Ich möchte Deidara die Schüssel an den Kopf knallen und Itachi mit den Stäbchen die Augen ausstechen. Aber ich beherrsche mich und konzentriere mich wieder auf mein Essen, während der blonde Bastard hinter mir sich nur sehr langsam von seinem Lachkrampf erholt. Als er fertig ist, spottet er: "Heute früh klang es ja, als würde jemand ermordet werden. Ich habe noch nie so kreative Flüche gehört, das muss ich schon sagen, …hmm."
 

Ich stelle mir vor, wie ich ihn mit dem Tischtuch erwürge.
 

Als er es satt hat, sich über mich lustig zu machen, wechselt Deidara das Thema. Jetzt spricht er wieder mit Itachi. "Übrigens hat Orochimaru bereits von sich hören lassen. Man hat mitten in einem Dorf in der Nähe der Grenze die gehäutete Leiche eines Mannes gefunden, mit der deutlichen Warnung von Orochimaru, dass er mit dir dasselbe machen wird. Hmm."
 

Itachi wirkt ziemlich unbeeindruckt, aber mir läuft es kalt den Rücken runter.
 

"Ich weiß, dass du in einem Zweikampf eigentlich nichts von ihm zu befürchten hast. Aber du hast mit deinem kleinen Bruder einen Klotz am Bein, und wenn Orochimaru mitbekommt, dass du…"
 

"Ich weiß. Deswegen habe ich dich um Hilfe gebeten."
 

"Das war definitiv eine gute Idee. Wir können es uns nicht leisten, noch ein Mitglied zu verlieren, nicht jetzt. Ich werde die anderen verständigen, wir müssen so bald wie möglich etwas unternehmen. Hmm."
 

Irgendetwas stört mich. Es will nicht so recht zu Itachi passen, um Hilfe zu bitten. Außerdem hat Orochimaru es selbst gesagt: Itachi ist stärker als er. Wozu braucht mein Bruder Deidara oder gar noch weitere Akatsuki?
 

Ich befürchte, dass mir die Antwort nicht gefallen wird.
 


 

In dieser Nacht schlafe ich notgedrungen auf dem Bauch. Wieder kommt Itachi relativ spät, aber diesmal setzt er sich nicht mehr auf den Stuhl. Ich bin fast geschockt, als er sich zu mir ins Bett legen will. Augenblicklich bin ich hellwach, stemme mich hoch und fauche ihn an: "Komm mir nicht zu nahe!"
 

Er ignoriert meinen Protest und setzt sich auf die Bettkante. "Ich werde nicht auf dem Boden schlafen, nur weil du ein Problem mit mir hast."
 

Mir platzt der Kragen. Ich weiß nicht, wieso ausgerechnet jetzt. Er hat mir allein in den letzten Tagen so viel angetan und ausgerechnet jetzt raste ich aus. Aber dass er es wagt, meine grenzenlose Wut als "Problem", das ich mit ihm habe, zu bezeichnen, ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
 

Mit einem kehligen Wutschrei stürze ich mich auf ihn. Er ist tatsächlich so überrascht von meinem Angriff, dass er nicht reagiert. Ich springe ihn schlichtweg an und reiße ihn mit vom Bett. Er stürzt rücklings auf den Boden und ich falle auf ihn drauf. Mir tut es sicher mehr weh als ihm, schließlich habe ich so viele blaue Flecken am Körper, dass ich sie gar nicht zählen kann. Aber das ist mir egal, völlig egal. Ich schlage ihm mit der Faust ins Gesicht. Er wehrt sich immer noch nicht. Meine Knöchel tun weh, weil ich so fest zugeschlagen habe. Er sieht mich an, als hätte ich ihn kaum berührt, als würde er keinen Schmerz spüren. Das macht mich nur noch wütender. Ich weiß nicht, wie mir geschieht. Dieses Gefühlschaos, das ständige Schwanken zwischen allen Extremen, hat seine Spuren hinterlassen. Ich bin nicht ich selbst, ich verliere völlig die Kontrolle. Wie von selbst legen sich meine Hände um seinen Hals und ich drücke zu. "Bastard!", brülle ich ihn an. "Ich HASSE DICH!!!" Irgendwo in meinem Kopf weiß ich, dass ich langsam den Verstand verliere. Anstatt ihn zu würgen, sollte ich alle Jutsu aufbringen, die ich je gelernt habe. Mit brachialer körperlicher Gewalt ist ihm doch nicht beizukommen. Aber ich will ihn mit bloßen Händen umbringen, ich will ihm irgendwie einfach nur wehtun, so wie er mir immer und immer wieder wehtut.
 

Er sieht mir starr in die Augen und sein Blick ist nicht ganz so teilnahmslos wie sonst.
 

Seine Finger umfassen mein Handgelenk. Seine Fingernägel bohren sich in die Wunde, die ich mir selbst zufügte und mit der dieser Alptraum hier begonnen hat. Ich schreie. Es tut weh. Er drückt so fest zu, dass ich glaube, er wird mir gleich das Handgelenk brechen. Ich weiche zurück und sofort lässt er los. Ich komme stolpernd auf die Füße und mache ein paar Schritte nach hinten.
 

Er steht ganz gemächlich auf. Was bin ich für ihn? Nicht mehr als eine lästige Fliege? Ich will ihm wehtun. Irgendwie, mit allen Mitteln, ganz egal. Also stürme ich auf ihn zu, hole aus und schlage zu. Er weicht aus und meine Faust kracht gegen die Wand. Ich jaule wie ein verwundetes Tier, als irgendein Knochen in meiner Hand wie ein Streichholz bricht und der Schmerz wie Feuer durch meinen Arm rast. Tränen schießen mir in die Augen, aber der Schmerz macht mich nur noch wütender. Ich fahre herum und er steht einfach da, so als würde ihn mein Zorn nicht einmal kümmern.
 

"Bist du fertig?", fragt er ruhig.
 

Ich schlage wieder nach ihm, dann eben mit Links. Er weicht wieder aus, aber dieses Mal lässt er mich nicht gegen die Wand laufen, sondern fängt mich ab. Oder eher auf. Er hat seine Arme um mich geschlungen, als wolle er mich festhalten und so das Ende meines Wutausbruchs einfach abwarten. Ich winde mich, ich trete und schlage nach ihm, strample, so lange, bis er die Geduld mit mir verliert. Plötzlich krache ich mit dem Rücken gegen die Wand und er drückt meine Handgelenke dagegen.
 

Er drückt sich gegen mich und auf einmal fällt mir etwas ein. Ist mir egal, was es für Konsequenzen haben wird, Hauptsache, ich kann ihm wehtun. Blaue Funken erfüllen die Luft und Itachi reißt die Augen weit auf, als ich überall an meinem Körper Chakra freigebe und es wie Feuer an seiner und meiner Haut leckt. Eigentlich rechne ich damit, dass er mich loslässt, immerhin weiß ich am besten, wie es sich anfühlt, wenn sich die Haut vom Fleisch schält und vom blauen Feuer des Chidori verbrannt wird. Aber er lässt nicht los, stattdessen fühle ich, wie er irgendetwas mit mir macht. Ich spüre entsetzt, wie mein Chakra versiegt und das blaue Leuchten verblasst. Wie macht er das?
 

Weil ich so wütend und voller Hass bin und gar nichts tun kann, mache ich etwas, mit dem nicht einmal er gerechnet hat. Ich beiße ihm so fest ich nur kann in die Hand. Voll tiefer Befriedigung schmecke ich Blut, dann wird mein Kiefer auseinander gerissen, als er seine Hand losreißt. Im nächsten Augenblick fange ich mir eine schallende Ohrfeige ein.
 

Dann wird es ganz still im Raum. Ich halte mir die schmerzende Wange, Itachi seine blutende Hand. Die grenzenlose Wut ist verflogen. Jetzt tut mir einfach nur jeder Zentimeter meines Körpers weh. Ich lasse mich, wo ich gerade stehe, auf den Boden sinken und befühle ganz vorsichtig meine rechte Hand.
 

Bis größere Hände sich auf meine legen und er leise sagt: "Ich hole Deidara. Mach es nicht noch schlimmer."
 

Erschöpft lehne ich den Kopf an die Wand. Schlimmer? Es kann doch gar nicht mehr schlimmer werden.
 


 

Während er meine Hand einigermaßen fachmännisch verarztet hat, hat Deidara es sich natürlich nicht nehmen lassen, einige hämische Bemerkungen über "Bruderliebe" und dergleichen loszulassen. Ich habe still dagesessen und seine grobe Behandlung wortlos über mich ergehen lassen. Wenigstens scheint er zu wissen, was er tut, jetzt habe ich einen straffen, unflexiblen Verband um meine Hand und solange ich sie ruhig halte, bleibt der Schmerz auf einem erträglichen Niveau.
 

Itachi hat seine blutige Hand bloß unter kaltes Wasser gehalten. Es hat schon aufgehört zu bluten. Verdammt. Aber es ist eine beachtliche Fleischwunde, die ich da hinterlassen habe. Mit etwas Glück bleiben kleine Narben. Ich habe meinen Zahnabdruck auf Itachis Hand hinterlassen. Das verschafft mir eine gewisse Genugtuung.
 

Ich protestiere nicht mehr, als Itachi sich neben mich ins Bett legt. Es war dumm, auf ihn loszugehen. Letzten Endes tue ich mir damit nur selbst weh. Ich kann gegen ihn nicht gewinnen. Ich muss endlich begreifen, dass es Dinge im Leben gibt, gegen die man nicht ankommt und die man einfach stumm über sich ergehen lassen muss. Itachi ist so eine Sache in meinem Leben.
 

Und ich muss endlich lernen, mich zu fügen.
 


 

Wenn Itachi die eine, unabdingbare Konstante in meinem Leben ist, dann ist Schmerz die zweite, die, die mit Itachis Auftauchen stets einhergeht. Mir tut jede Faser meines Körpers weh. Die blauen Flecken sind dabei, abzuheilen, aber noch lange nicht verschwunden. Die rechte Hand, die, die ich mit voller Wucht gegen die Wand geschmettert habe, pocht wie verrückt und sendet gleißenden Schmerz bei jeder falschen Bewegung durch meinen Körper. Meine Wange ist dick angeschwollen und fühlt sich an, als hätte ich Watte im Mund. Aber das Schlimmste sind momentan die Konsequenzen, die jeder Einsatz des Chidori mit sich bringt. Ich bin kein Meister im Kontrollieren von Chakra. Wieviel ich auch immer frei gebe, es bleibt ein Rest zurück, der sich in meinen Muskeln festsetzt und mit ein paar Stunden Verzögerung äußerst schmerzhafte Muskelkrämpfe auslöst.
 

Ich sitze im Bad und mir kommen fast die Tränen, weil es so weh tut. Und zwar überall. Als ich noch bei Orochimaru war, konnte Kabuto mir mit seinen heilenden Händen Linderung verschaffen. Jetzt aber muss ich es aushalten und das Wissen, dass mir der Einsatz dieses Jutsu überhaupt nichts genützt hat, macht es nur noch schlimmer.
 

Mir ist kalt. Hier im Keller ist es nicht besonders warm und ich kann mich nicht bewegen, um mich warm zu halten. Jede Bewegung wäre purer Masochismus. Ich sitze seit mindestens drei Stunden hier, eher noch länger, und leide still vor mich hin. Ich bin froh, dass die anderen beiden mich bisher in Ruhe gelassen haben.
 

So als hätte Itachi meine Gedanken gelesen, geht in dem Moment die Tür auf. Er sieht mich an und ich spare mir die Mühe, den schmerzverzerrten Ausdruck aus meinem Gesicht zu tilgen. Etwas hat sich seit gestern verändert. Jetzt ist es mir egal, ob er meine Schwäche sieht. Ich habe mich entschieden, aufzugeben. Ich werde mich fügen. Was auch immer er noch mit mir vorhat, soll er es doch tun. Ich kann es ohnehin nicht verhindern.
 

"Du hast Schmerzen", sagt er und es ist keine Frage. Ich spare mir deshalb auch eine Antwort. Er kniet sich bei mir hin und legt seine große, warme Hand auf meine Stirn. Auch wenn ich seine Nähe verabscheue, lehne ich mich automatisch der Wärme entgegen. Mir ist einfach so schrecklich kalt.
 

Wie ein kleines Kind hebt er mich hoch. Es tut sehr weh, aber ich sage nichts. Alles egal. Er legt mich ins Bett und ich starre an die Decke.
 

"Wo tut es weh?", fragt er mich.
 

"Überall", antworte ich.
 

Ich spüre eine Berührung an meinem linken Unterarm. Mit überraschend geschickten Händen beginnt er, über den Arm zu streichen. Zuerst wird es bloß schlimmer, als die lädierten Muskeln sich zusammenziehen, aber dann merke ich, wie es langsam besser wird und sich die Muskeln unter seinen Fingern entspannen. Seine Hände wandern weiter hoch, zu meinem Oberarm.
 

Wieder massiert er die Stellen, die so weh tun, und wieder ist das Ergebnis äußerst angenehm. Ich wusste nicht, dass er irgendeine Ahnung von Medizin hat. Anschließend dreht er mich auf den Bauch. Seine Hände kneten meinen Nacken und lösen Verspannungen, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie habe.
 

Er hält inne. Auf einmal spüre ich etwas anderes. Er küsst meinen Nacken und sein Haar kitzelt mich dabei. Ich bin überrascht. Seine Hände… etwas ist anders. Wie er mich berührt ist anders. Ich muss plötzlich wieder an den Kuss denken, als ich zu ihm ins Zimmer kam. Eine Erinnerung, die ich eigentlich längst beiseite geschoben hatte.
 

Itachi schiebt einen Arm unter meinen Hals und dreht mich halb um. Ich liege wie eine Puppe in seinen Armen. Die Kraft, auf ihn wütend zu sein, habe ich nicht mehr. Was auch immer er vorhat, ich werde es geschehen lassen. Er streichelt meine Wange. Ich blicke an ihm vorbei an die Wand. Er beugt sich zu mir runter und lässt seine Lippen über meine streifen. Es fühlt sich komisch an. Wieder ein Kuss, oder zumindest etwas Ähnliches. Was hat das zu bedeuten? Jetzt küsst er meine Wange, die geschwollene Seite, die gestern noch Bekanntschaft mit seiner Hand gemacht hat. Vielleicht liebt er es so sehr, zu sehen, wie ich mich quäle. Sein Gesicht hat einen außergewöhnlich zärtlichen Ausdruck angenommen.
 

"Warum tust du das?", frage ich. In meiner Stimme findet sich kein Vorwurf. Es ist eine einfache, neutrale Frage.
 

Die er mit einer Gegenfrage beantwortet. "Warum wehrst du dich nicht?"
 

Eine Antwort bekommt er nicht. Ich starre immer noch an ihm vorbei. Als er sich wieder zu mir runter beugt, frage ich mich, ob er mein Schweigen wohl falsch gedeutet hat. Denkt er, ich will das hier? Kann er tatsächlich so verblendet sein? Oder weiß er, warum ich schweige und tut es trotzdem?
 

Wieder küsst er mich, aber dieses Mal ist es anders. Ich liege immer noch in seinen Armen, immer noch zwinge ich mich, völlig still zu liegen und mich zu entspannen. Seine Zunge schiebt sich zwischen meine Lippen. Spätestens jetzt kann ich nicht mehr verleugnen, was hier passiert. Trotzdem halte ich still. Seine Zunge tastet sich vor zu meiner und als sie sich berühren, stellen sich sämtliche Härchen an meinem Körper auf. Gänsehaut.
 

Itachi küsst mich. Richtig. Ich spüre seine Zunge in meinem Mund und seinen Atem in meinem Gesicht und ich kann nicht einmal sagen, ob ich es abscheulich oder schön finde.
 

Als es vorbei ist, ist das einzige, was an mir anders ist, dass mein Brustkorb sich heftig auf und ab bewegt, weil ich so außer Atem bin. Itachi streicht mir eine Haarsträhne aus der Stirn. "Ich mochte dich lieber als du widerspenstig warst."
 

Er steht vom Bett auf und lässt mich alleine im Raum zurück.
 

Ich starre weiterhin an die Decke. Mit dem Zeigefinger streiche ich mir über die Lippen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  sumomo_hioru
2008-03-16T15:14:36+00:00 16.03.2008 16:14
armer sasu...
der wird ja am laufenden bande verprügelt...
das ende war süß^^
die metapha mit der puppe hat mir sehr gut gefallen...
du schreist schön

cucu
su-chan
Von:  Frozen-Crusade
2008-01-19T18:25:38+00:00 19.01.2008 19:25
^^
Von: Rizumu
2008-01-10T12:53:24+00:00 10.01.2008 13:53
Aiaiai °__°"
*mag*
x3~
Ich les gleich weiter *3*
Von:  hell_bebii_x3
2007-12-28T20:21:35+00:00 28.12.2007 21:21
wow... also das Kapitel war echt der hammer.

Erst mal fand ich die Stellen in denen Deidara wieder für etwas auflockerung mit seinen Sprüchen sorgt einfach zu komisch! Die Sätze sind einfach genial und ich musste richtig lachen beim lesen.

Was ich aber besonders gut gelungen fand, ist wie du Sasukes Gefühle rüber gebracht hast. Wie er diese komischen Gedanken im Bad hat und ein paar stunden später auf ITachi los geht und ihn töten will und sich letzten Endes dann doch fügt und sogar zu lässt, dass er ihn küsst.
Eigtnlich ziemlich abstrakt und kaum nach zu vollziehen, wie ich finde. Aber du beschreibst das alles so gut, dass es wirklich "sinn" macht. Man kann seine Gedankengänge und warum er so handelt i-wie total verstehn, obwohl es glaub ich sehr schwer ist sich vorzustellen, dass man in so einer Situation so reagiert. Aber mich hat es total überzeugt.

Fand ich echt super.

lg sunny-chan
Von:  Isabella92
2007-12-01T13:13:02+00:00 01.12.2007 14:13
Hallo^^
Das war einfach nur toll! Der Hammer!

"Ich möchte Deidara die Schüssel an den Kopf knallen und Itachi mit den Stäbchen die Augen ausstechen."
Ich weiß nicht warum, aber dieser Satz ist mein Lieblingssatz in diesem Kapitel. Allein die Vorstellung finde ich urkomisch, aber auch wieder realistisch. Ich könnte mir vorstellen, dass Sasuke solche Gedanken hat oder auch zu sowas fähig wäre.^^

Dass Sasuke sich jetzt nich mehr wehrt, sondern alles einfach über sich ergehen lässt ist ein Zeichen von Hilflosigkeit. Ich finde es nur etwas schade, weil ich Sasukes Ausbrüche immer sehr amüsant fand, auf irgendeine Art und Weise.
^^
Es tut mir Leid, dass ich nicht so lange Kommis schreibe, wie die anderen. Gomen! >//<

Nya, ich werde auf jeden Fall noch viel Spaß beim weiteren lesen haben^^
lg Isa


Von:  Takui
2007-09-28T18:52:12+00:00 28.09.2007 20:52
Willkommen im Club der gehandicapten Sasuke...wenigstens ein Leidgenosse...^^°
Wobei...so schlecht wie ihm gehts mir nun auch wieder nicht. Ich bin gespannt wies jetzt zwischen Ita und Sasu weitergeht.
Von:  veress
2007-09-17T07:40:46+00:00 17.09.2007 09:40
Diese ff ist einfach nur der hammer!!! Vorerst, ich weiß es sind schon weitere Kapis draußen, aber ich muss es bis hier hin erstmal kommentieren, habs einfach nimmer ausgehalten XDDD
Von Satz zu Satz wurde es einfach nur besser und ich würde platzen, wenn ich nich endlich feedback geben könnte^^ uuund je mehr einzelne Kommis ich reinschreib, desto mehr hast du insgesamt ;D

Weißt du was ich an deiner Story liebe!!! Das sie so real ist. Sasuke und Itachis Chara konntest du nicht besser treffen und ihr Verhältnis zueinander auch.

Und was mir so endsehr gefällt, dass trotz der düsteren Atmosphäre, du diesen Humor, diesen Sarkasmus reinbringst. Am besten sind echt Sasukes Gedankengänge xDDDD einfach nur der hammer!!!! Ich werf mich echt weg.

Was ich wirklich bewundere, wie du Sasuke immer mehr der Gleichgültigkeit verfallen lässt. Erst wollte er Itachi unbedingt töten. Doch dann wurde dieser Wunsch immer schwächer, bis er alles über sich ergehen ließ. Und diese langsame Stufung von Hass auf Sinnlosigkeit haste so perfekt beschrieben >.< PERFEKT!!!
Ich finds toll, mehr gibts da nich zu sagen xD

Du hast wirklich nen endgeilen Schreibstil und ich kann es kaum erwarten gleich weiter zu lesen ^o^
Scheisse bin ich schon gespannt >.<
lg Veress ;D

Von:  Callisto
2007-09-11T07:35:56+00:00 11.09.2007 09:35
Diese Ff ist irgendwie so anders als andere und doh vllig faszinierend.
Es macht richtig Spaß das zu lesen.
Itachi hat sasuke wirklich den Hintern versohlt, ich bin fast vom Stuhl bei dieser Szene gefallen.
Normalerwiese mag ich keine Storys in der Ichform, aber diese hier ist eine Ausnahme.

Calli
Von: abgemeldet
2007-09-02T14:52:19+00:00 02.09.2007 16:52
Ich finde die FF echt klasse.
Du schreibst gut, besonders weil aus der ich Form ist und erfahrungsgemäß sehr schwer, wegen der Gefühle.
Die Story hat etwas... merkwürdiges an sich. Einerseits kann ich Sasuke vollstens verstehen, andererseits sind da immer diese anderen reaktionen.

Er tat mir total leid als Itachi ihn übers Knie gelegt hat. Ich habe dagesessen und mir vorgestellt mein großer bruder würde das bei mir machen und ich könnte mich nicht wehren... allein die Vorstellung... im nachhinein frage ich mich ob dann wohl eher ich oder mein bruder den psychischen Schaden haben... wegen meinen ganzen tollen Schimpfwörtern^.~

Den Selbstmord kann man total gut nachvollziehen, der ist super geschrieben. Ich mag die Begründungen warum er es tut und die einsicht das die Rache ihm eigentlich nichts direkt gebracht hat.

Was ich genial finde ist allerdings der Beschluss, dass er sich nicht mehr wehren wird. Dass er, aus Gerechnet ER, die Erkenntnis hat, dass es nichts bringt...

Zu der Szene im Bad hab ich nur eine Frage:
Kann es sein das in dem lieben, süßen Sasu ein frecher, kleiner Masochist steckt??? ^____^

Bitte bitte schreib ganz schnell weiter!
Kanns kaum erwarten weiter zu lesen!
*Kuchen zur Stärkung geb*

mfg Hanatsuki
Von:  Shady
2007-09-01T22:32:38+00:00 02.09.2007 00:32
Ich muss sagen, mir gefällt die Geschichte wahnsinnig gut.

Es ist nicht wirklich so, dass ich eine Ahnung von dem Verhältnis der beiden Brüder habe. Ich hab die zweite Staffel nie gesehen. Aber die Vorstellung, die du mir von den beiden ablieferst gefällt mir total.

Du schreibst wirklich wahnsinnig gut. Vor allem, wenn man in der Gegenwart und dann auch noch in der Ersten Person schreibt. Es gibt nicht viele Schreiber, die das so hinbekommen wie du es schaffst; mit all den Gefühlen und verwirrenden Gedanken ;-)

Ich verstehe nur nicht wirklich, warum Sasuke sich nicht dagegen wehrt. Also, dass Itachi ihn küsst. Klar, er hätte keine Chance, aber so würde er seinem Bruder wenigstens zeigen, dass er das überhaupt nicht will. (Das heißt, wenn er es nicht will ;D)

Aber andererseits ist Sasukes Aufgeben gut beschrieben. Der 'Kampf' der zwei war hinreißend beschrieben, ganz nach meinem Geschmack ^^

Wie schon gesagt, die Story gefällt mir total gut und ich würde mich freuen, wenn du bald weiter schreiben würdest ^^~
Glg
deine Dark


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