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Flucht vor Sesshoumaru

Veränderung
von

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Unruhen im Lande

In Sesshoumarus Abwesenheit ist viel passiert. Jetzt muss er sich erst einmal den Bericht der Ratsmitglieder anhören (die ab jetzt auch bei den Charakteren zu finden sind). Diese Youkai finden (empörenderweise), dass Sesshoumaru unerfahren ist. Aber das wagt natürlich keiner auszusprechen.

Anis macht derweil Bekanntschaft mit den Hundedämonen aus dem Süden, den Feinden ihres Verlobten. Aber davon hat sie ja keine Ahnung. Hätte sie mal Geschichte besser aufgepasst, vielleicht hätte sie Sesshoumaru dann mit einem gewissen Titel in Verbindung gebracht und sich so viele Scherereien erspart.
 

XxX
 

Schnüffelnd reckte er die Nase in die Luft. Da kam doch etwas...oder? Ja, er konnte es genau riechen. All seine drei Köpfe ruckten in die Höhe. Ein Mensch! Oder? Ja, es musste ein Mensch sein. Er konnte keinerlei Aura spüren. Ein wenig roch es auch nach Hund, aber... nein, es war bestimmt ein Mensch. Endlich wieder eine ordentliche Mahlzeit!

Der Wurmyoukai richtete sich etwas auf, er befand sich zwar noch in der Erde, doch die Oberfläche war nur wenige Dezimeter unter seinen Köpfen. Sein breiter Körper spannte sich an, bereit sofort durch die Erde zu stoßen und den Menschen zu verschlingen, sobald er da war. Da er sich unter der Erde befand, ahnte er nicht, das dieser vermeintliche Mensch sich von Baum zu Baum bewegte, sonst wäre er sicher vorsichtiger gewesen. Da er großen Hunger und wenig Intelligenz besaß, wunderte er sich auch nicht über die Schnelligkeit, mit der das andere Wesen auf ihn zu kam. Und erst recht nicht witterte er die Gefahr.

Die Erde brach ganz plötzlich auf, die drei braunen Köpfe des Wurmes schossen hervor. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass sich sein Opfer am Boden aufhalten würde, doch das tat es dummerweise nicht. Wütend bemerkte er, dass der Mensch, den er eben hatte fressen wollten, auf einem Baum saß! Naja, wie gut das er mit seiner voll aufgerichteten Größe sehr wohl bis dort hinauf kommen konnte. Mit weit aufgerissenem Maul versuchte er, seine Mahlzeit zwischen die Zähne zu kriegen, doch diese machte einen großen Satz und landete kaum eine Sekunde später hinter ihm.

Plötzlich spürte der Dämon einen höllischen Schmerz im Rücken. Er hatte kaum noch Zeit, einen gequälten Laut aus zu stoßen, da wurde sein Körper schon von einer ungeheuer mächtigen Kraft zerfetzt.
 

Kuraifaia sprang rasch zur Seite, damit das Blut des Wurmes, das nach allen Seiten spritzte, nicht ihren neuen Kimono beschmutzte. Dieser Youkai war wirklich kein Gegner für sie gewesen. Sie hatte ihn mit ihrer Aurasicht schon lange gesehen, obwohl er sich unter der Erde verkrochen hatte. Nur anhand des Geruchs hätte sie sonst nicht seine genaue Lage ausmachen können. Dennoch hatte sie ihn nicht mit dem Bogen erledigt, was eigentlich nur logisch gewesen wäre. Aber dann hätte sie vermutlich nie Zeit gehabt, ihre Nahkampfwaffe zu testen. Nachdenklich besah sie sich ihre Hand. Noch immer qualmten ihre Fingerspitzen leicht, doch von dem blutrotem Licht, das sie eben noch umgeben hatte, war nichts mehr zu sehen. Diese magische Attacke war ihre wirkungsvollste Waffe. Um sie einzusetzen, musste sie ihre Hand auf den Boden legen und ihre Youki dort hinein leiten. Dieses breitete sich von ihren Fingern wie fünft tödliche Strahlen in die Richtungen aus, in die sie zeigte. Je länger ihre Haut die Erde berührte, desto mehr Youki wurde frei und sank auch tiefer hinein. Wenn sie dann die Hand mit einem mal los riss, brach der Youkistrom nicht etwa ab, sondern wurde aus der Erde gerissen und zerfetzte diese. Wenn sich nun ein Gegner auf dieser Strecke befand, wurde er ohne Rücksicht in Streifen geschnitten. Schmerzhaft, aber schnell. Nur das viele Blut war einfach widerlich und der Boden sah danach aus, als hätte jemand mit Tessaiga die Windnarbe drauflos gelassen. Um das zu verhindern, hätte sie auch ihre Hand direkt auf den Körper des Gegners legen können, um ihn dann zu zerfetzen. Es hätte auch nicht viel Körperkontakt gebraucht, nur ein wenig. Aber bei diesem Wurm wäre das einfach zu eklig.

Traurig dachte Kuraifaia an ihre Kindheit zurück, als sie mit ihrer Schwester Natasushi, die diese Technik ebenfalls beherrschte, geübt hatte, wie viel Youki man brauchte, um einen Baum aufzuspalten, ihn jedoch nicht zu fällen. Sie hatte den Dreh viel schneller heraus gehabt als Kuraifaia.

'Stell dir vor, du nimmst ein paar schöne Stoffbänder und gräbst sie in der Erde ein. Die Enden lässt du draußen. Dann ziehst du. Die Bänder kommen zu dir zurück und dabei fliegt auch ein bisschen Erde hoch, die da drauf lag. Genau so ist es auch mit der Attacke! Du musst sehen, wie tief du dein Youki in die Erde oder auch hier in das Holz einleiten musst, damit es nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Schaden nimmt!'

So hatte ihre Schwester ihr das damals erklärt. Leider besaß Natasushi nicht so viel Youki wie sie selbst und deswegen war sie im Kampf doch immer irgendwie besser gewesen. Die Technik hatte sie von ihr gelernt, obwohl sie eigentlich jünger als Kuraifaia war. Ja, mit ihr hatte sie sich sehr gut verstanden... Schade, dass sie nicht mehr lebte.

Jedenfalls hatte sie wohl verlernt, wie viel dämonische Energie sie in ihre Angriffe legen müsste. Da half nur eines: Üben.
 

*
 

"Seht mal, da oben!"

"Was ist das?"

"Das ist der Herr! Der Lord ist wieder zurück!"

Laute Rufe schallten über den Hof des Schlosses, als der zweiköpfige Drache in Sicht kam. Sofort versammelte sich das gesamte Personal vor den Toren und bildete eine Gasse. Kaum hatte der weißhaarige Inuyoukai den Bannkreis durchschritten, der das Dämonenschloss schütze, fielen sie alle geschlossen auf die Knie. Die beiden mächtigen Torflügel schwangen langsam auseinander und die edle Gestalt des Daiyoukai wurde sichtbar. Sofort eilte ein Diener herbei, der den Reitdrachen in einen geeignete Stall bringen sollte.

Die Rückkehr Lord Sesshoumarus weckte gemischte Gefühle in den Bewohnern des Schlosses. Einige hatten natürlich schreckliche Angst. Dies war hauptsächlich der menschliche Teil. Sie wussten nur allzu gut, dass der Herr ihre Art verabscheute, doch was sollten sie schon tun? Es gab nicht sehr viele Dämonen, die sich bereit erklärten als Diener zu arbeiten, deswegen wurden für diese Aufgaben oft Menschen her geholt. In gewisser Weise ging es ihnen gar nicht mal so schlecht, ihre Familien bekamen einen festen Preis dafür, dass sie ihre Söhne und Töchter hier her schickten und sie selbst bekamen genug zu essen. Aber wehe ihnen, wenn der Herr im Schloss weilte! Wenn ihm auch nur zufällig eine menschliche Dienerin über den Weg lief, war sie sofort des Todes. Zum Glück kam er aber auch nicht so oft und die anderen Dämonen waren etwas nachsichtiger. Dennoch war es oberste Regel, dass eine Putzfrau oder ein Arbeiter sich nur in Bereichen aufhielt, in denen er oder sie auch wirklich arbeitete, beziehungsweise wenn sie die Aufgabe hatten, das Schloss zu putzen, dies Nachts zu tun, wenn sich die Youkai in ihre Räume zurückzogen. Wenn der Lord selbst nicht da war - was er in den letzten zweihundert Jahren sehr oft der Fall gewesen war - hatte der Rat hier den höchsten Rang. Das war eine Gruppe aus siebzehn Dämonen, die meisten hatten ihren Posten schon zur Zeit des verstorbenen Inu no Taishus innegehabt. Ihre Aufgabe bestand darin, die Ländereien zu verwalten und Unstimmigkeiten mit den anderen Ländern zu stillen. Wenn Sesshoumaru da war, musste er natürlich dabei um Erlaubnis gebeten werden, andernfalls entschieden die Ratsmitglieder so, wie sie es für richtig hielten. Nur bei wichtigen Entscheidungen, die die ganze Gesellschaft der Inuyoukai der westlichen Länder auf lange Zeit betreffen würde - wie etwa eine Kriegserklärung - war es zwingend notwendig, Sesshoumarus Zustimmung einzuholen, ihm also einen Boten zu schicken. Andererseits war er zwar ein Lord und der rechtmäßige Erbe des alten Inu no Taishus, hatte jedoch bis jetzt den Fürstentitel noch nicht erlangt und musste sich in einigen Entscheidungen auch dem Rat beugen. Nun ja, wenigstens offiziell. Wenn er etwas wirklich wollte, hätte ihm natürlich auch niemand etwas entgegen zusetzen...

Doch abgesehen von der Angst der Menschen, in Zukunft auf den Gängen einfach umgelegt werden zu können, gab es auch hier und da etwas Verwunderung. Der Lord pflegte nur alle zehn Jahre hier her zu kommen, um nach dem echten zu sehen. Es war jedoch nun schon etwa 55 Jahre her, dass er das Schloss betreten hatte. Wieso kam er gerade jetzt? Hatte er etwa gespürt, dass seine Anwesenheit im Moment mehr gebraucht wurde denn je? Oder hatte er etwa die Botschaft schon erhalten, die der Rat ihm hatte schicken wollen? Nein, das war unmöglich! Der Bote war erst gestern los geschickt worden!

"Verehrter Herr... Wir sind erfreut, euch wieder hier begrüßen zu dürfen!" Aoi Yuki verneigte sich tief vor dem Lord. Er war eines der Vorstandsmitglieder des Rates und somit war es seine Aufgabe, Sesshoumaru zu begrüßen. Zurück bekam er nur einen kühlen Blick, dann ging der Youkai wortlos an ihm vorbei. Aoi Yuki unterdrückte einen Seufzer. Der Herr hatte sich kein bisschen geändert... Aber für die gegenwertige, politische Lage des Landes war das vielleicht auch ganz gut so.

"Habt ihr noch irgendeinen Wunsch, mein Lord?", fragte der Youkai.

"Ja. Ich möchte, dass du, Jijuuna Tori und Nagai mir in zwei Stunden Bericht erstattet, was sich in meiner Abwesenheit getan hat. Alles weitere besprechen wir dann." Seine Stimme klang nicht wirklich so, als wäre er daran interessiert, aber Aoi Yuki war schon froh, dass es noch keine Toten gegeben hatte. Die Zwillinge Jijuuna Tori und Nagai wären sicher nicht erfreut darüber, ihre Arbeit abzubrechen. Sie waren nach ihm die ranghöchsten Mitglieder im Rat und steckten bis über beide Ohren in der Arbeit. Aber wenn sie hören würden, dass Sesshoumaru wieder da war, würden sie sich alles stehn und liegen lassen.

Der Dämon gab einem nebenstehendem Diener einen Wink, die Angeforderten zu benachrichtigen.

Als er sich wieder umdrehte, war Sesshoumaru bereits im Schloss verschwunden.
 

Sesshoumaru stellte zufrieden fest, dass seine Gemächer im besten Zustand waren. Obwohl er sich mehr als ein halbes Jahrhundert nicht mehr hier hatte sehen lassen, hatte sich im Schloss kaum etwas verändert. Der Dämon durchquerte den riesigen Raum, die kostbaren Möbel nicht beachtend. Er ging geradewegs zum Balkon und trat dann hinaus. Der Fürstentrakt war so gut wie leer, da seine Familie entweder tot war oder nicht hier lebte. Und er selbst war ja auch nicht gerade oft auf diesem Schloss. Konnte er es überhaupt als sein Zuhause bezeichnen? Immerhin hatte er einen Großteil seines Lebens und auch seine Kindheit hier verbracht. Dennoch, die Jahre allein auf Wanderschaft waren einfach... anders gewesen. Er hatte sich frei gefühlt. Vogelfrei und immer von Feinden umringt. Aber er war frei gewesen. Hier fand er zwar etwas, das Geborgenheit gleichkommen könnte, aber das war es nicht, was er brauchte. Er brauchte kein Schloss, keine Diener, kein Königreich. Er brauchte Anis...

Ein frischer Wind kam auf und wehte hauchzarte Kirschblüten aus dem Schlossgarten auf den kunstvoll gearbeiteten Balkon. Aus irgendeinem Grund machte ihn der Anblick traurig.

Was wohl alles in seinem Reich passiert war, während er nicht hier war? Nun, bald würde er den Bericht des Rates erhalten. Bis dahin könnte er einfach noch ein wenig den Himmel beobachten und die Friedlichkeit genießen. Sie würde sicher nicht lange anhalten...
 

*
 

"Ihr müsst WAS?!" Mitsura unterdrückte nur mit Mühe ein äußerst gemeines Grinsen.

"Ja! Es ist schrecklich, katastophal, absolut grauenhaft! Das überleb' ich nicht! Und dann auch noch ganze FÜNF WOCHEN! Ich bitte dich, ich hab ja noch nicht mal jemanden getötet, das war alles Sesshoumaru! Wieso muss ICH seine Scheiße ausbaden?!" Makotoko rannte in dem Zimmer auf und ab und raufte sich die Haare. Sein Hund saß vollkommen unglücklich und mit hängenden Ohren in der Sitzecke.

"Na na, übertreibt mal nicht! In den Trümmern sind insgesamt sechs Menschen schwer verletzt worden, so unschuldig seid ihr also nicht", protestierte die Youkai.

"Willst du mir jetzt auch noch in den Rücken fallen?! Ich steh kurz vor dem Ende meines noch so jungen Lebens und du sagst, ich wär' nicht unschuldig?! Das ist ja wohl das Letzte!"

"Ihr steht wohl eher kurz vor einem Nervenzusammenbruch... Jetzt lasst euch doch nicht von der dämonischen Regierung unterkriegen!", versuchte Mitsura ihren Bruder auszumuntern.

"Aber FÜNF WOCHEN! Fünf Wochen, ich bitte dich! So groß kann der Schaden doch nun wirklich nicht sein! Das wird die Hölle auf Erden! Wie könn' die mir nur so etwas antun?! Das war'n doch nur ein oder zwei Häuser und es waren ja auch kaum Menschen da, die hat Sesshoumaru doch alle schon vertrieben. So viele Augenzeugen kann es doch gar nicht geben!" Restlos verzweifelt ließ sich Makotoko zu seinem Hund in die Kissen fallen.

"Nein, es waren ja nur so um die dreißig...", murmelte Mitsura sarkastisch.

"Eben! Das ist doch nen' Klachs! Wenn die von der Regierung nur nicht so engstirnig wären und mir erlaubt hätten, die umzulegen... Ich meine, man hätte sie als weitere Opfer der Trümmer abschreiben können, oder etwa nicht?!" Er redete sich schon wieder in Rage.

"Nun hört doch endlich auf mit eurem Selbstmitleid! Seit froh, dass die Strafe so sanft aufgefallen ist, ohne mich müsstest ihr bestimmt das Doppelte abarbeiten!" Der Dämonin reichte es jetzt auch langsam. Schließlich hatte sie extra einen Trank zusammengebraut, der die Erinnerungen an den dämonischen Kampf aus den Köpfen der Menschen vertrieb, so dass niemand wirklich mehr eine Ahnung haben würde, was da eigentlich passiert war. Aber Makotoko hatte tatsächlich eine harte Strafe abbekommen, fand Mitsura.

Die dämonische Regierung hatte genau auf die beiden schwächsten Punkte der Hundedämonen gezielt: Der ausgeprägte Gehör- und Geruchssinn. Makotoko hatte fünf Wochen lang in einer Fischfabrik zu arbeiten. Und es kam noch schlimmer: Nicht nur das dort die riesigen Maschinen zur Verarbeitung einen nicht auszuhaltenden Lärm machten, er musste auch noch die dreckigste Arbeit erledigen: Die faulen Fische von den frischen aussortieren. Der Gestank, der schon für einen Menschen SEHR unangenehm war, konnte bei einem Inuyoukai tatsächlich über lange Zeit hinweg schwere, gesundheitliche Schäden hervorrufen. Fünf Wochen lang, jeden Tag - auch am Wochenende - jeden Tag acht Stunden Arbeit, das war die schlimmste Folter die man ihm hätte antun können.

Doch trotz allem fand Mitsura, dass er es doch irgendwie verdient hatte.

"Es wundert mich überhaupt, das DU so einfach davon gekommen bist! Du warst schließlich auch dabei...", brummte Makotoko beleidigt.

"Undankbarer Flegel! Im Gegensatz zu EUCH hab ich mich nicht in einen unnützen Kampf gestürzt! Außerdem hat mich keiner gesehen, also kann man mir nichts nachweisen", antwortete sie.

"Na klar. Und außerdem hattest du schon mal was mit dem Vorsitzenden des Rats der dämonischen Regierung, stimmt's? Ich wette damit hast du ihn bestochen, der ist doch verheiratet!", meinte der Youkai neckisch.

"Haltet die Klappe!", fauchte sie daraufhin bissig.

"Hach, ist ja auch egal.... Aber sag mal, wie geht's jetzt eigentlich Anis? Wolltest du nicht zu ihr?" Er hatte bisher noch keine Gelegenheit bekommen, seine Schwester nach ihr zu fragen, weil er sich so sehr über die Nachricht von seiner Bestrafung aufgeregt hatte.

Mitsura seufzte auf einmal schwer. "Naja, sie hat halt ihre Kräfte zurück. Dummerweise scheint sie Sesshoumaru allein gelassen zu haben, kaum waren sie wieder im Mittelalter. Sie hat sich... sehr verändert."

"WIE BITTE? Der Typ hat sie allein gelassen?! Erst verfolgt er sie bis in eine andere Epoche, verlobt sich anschließend mit ihr und lässt sie dann einfach fallen wie eine heiße Kartoffel?! Und das, wo Anis jetzt ihre volle Kraft zurück hat?!" Makotoko war geradezu entsetzt.

"Ja, ich bin auch der Meinung, dass Sesshoumaru extrem lebensmüde sein muss“, murmelte Mitsura.

"Nicht nur lebensmüde! Ich kann mir vorstellen, dass sie ihm sehr viel schlimmere Sachen als den Tod antun könnte. Du weißt doch noch, was dieser Siegelheini damals gesagt hat? Alle seine Vorhersagen sind eingetroffen!" Unwillkürlich lief ihm ein Schauer über den Rücken.

Mit dem 'Siegelheini' meine Makotoko den Dämon, der damals die Kräfte der drei Geschwister gebannt hatte, damit sie sich unauffällig zwischen den Menschen bewegen konnten, bis sie alt genug waren, mit ihnen umzugehen. Er hatte vorausgesagt, dass sie sich nach der Rückverwandlung in einen Youkai grundlegend verändern würden. Mitsura beispielsweise war in ihrer Jugend einmal vergewaltigt worden und hatte seitdem eine panische Angst vor Männern gehabt. Und heute? Heute gehörte es zu ihrem Hobby, das andere Geschlecht zu verführen. Über Anis war etwas scheinbar ebenso Unglaubliches gesagt worden: Ihre Seele würde zu Eis werden und sie würde jedes Leid zurückgeben, das ihr jemand antun würde - ohne dafür bestraft werden zu können - bis sie ihre Macht auf einem Schlachtfeld voller Leichen fand.

Dazu musste man wissen, dass Anis schon immer ein eher friedliebendes Wesen war. Sie schätzte eine hübsche Blume mehr als einen kostbaren Dolch und war immer irgendwie aufgeschlossen gewesen. Ebenso war sie durchaus gewillt zu verzeihen, wenn sich jemand aufrichtig bei ihr entschuldigte. Des weiteren scherte sie sich meistens überhaupt nicht um Regeln und den Krieg hasste sie wie die Pest. Vielleicht hing das mit ihrer seltsamen Ernährungsweise zusammen - schließlich war sie Vegetarierin - aber sie verabscheute den Anblick von Leichen und wäre nie auf die Idee gekommen, über ein Schlachtfeld zu spazieren, geschweige denn an einem Kampf solchen Ausmaßes teilzunehmen.

Mitsura jedoch hatte ja beobachtet, wie ihre Schwester tatsächlich eine Wendung um hundertachtzig Grad gemacht hatte. Sesshoumaru hatte ihr ihr Herz gebrochen und das würde sie ihm sicher gleichtun - nur das sie wohl tatsächlich dieses lebenswichtige Organ zerstören und sich nicht an die Vorschriften dieser Redensart halten würde. Die Youkai erinnerte sich nur zu gut an die eisige Stimme ihrer Schwester, als sie sie weggeschickt hatte. Es würde sie wirklich nicht wundern, sollte sie Sesshoumaru bei ihrem nächsten Treffen erledigen wollen. Immerhin - bis dahin konnten noch Jahre vergehen. Jahre, in denen Anis mit Sicherheit anfangen würde, Sesshoumaru zu hassen, auch wenn das jetzt noch anders aussehen mochte.

"Weißt du wenigstens, was sie im Moment macht oder was sie vor hat?", fragte Makotoko erschöpft.

"Nun ja, so wie ich das sehe, wird sie erst einmal ihre alten Waffen trainieren. Ihr wisst - sie war von uns immer Diejenige, die in Sachen Magie am meisten Talent hatte", erwiderte sie.

"Na ja, in Ordnung, dann wird sie ja jetzt wahrscheinlich allein zurecht kommen. Ich würd ja gern zu ihr gehen, aber ich denke, sie würde mich im Moment nicht sonderlich herzlich begrüßen...", murmelte Makotoko.

"Würde sie garantiert nicht. Sie hat anscheinend wirklich vor, ein vollkommen neues Leben dort zu beginnen. Sie hat sich sogar einen neuen Namen gegeben: Kuraifaia", antwortete die Youkai.

"Tatsächlich? Na gut, Stil hatte sie schon immer. Entweder ganz oder gar nicht. - Na dann lass uns mal gehen." Er stand auf und machte Anstalten, den Raum zu verlassen. Sein Hund sprang von den Wissen und gesellte sich an seine Seite.

"Moment mal - Wo wollt ihr denn hin?", wollte sie verdutzt wissen.

"Na hör mal! Selbst wenn sie uns nicht sehen will, wir können sie ja trotzdem nicht allein da lassen. Zur Not schleusen wir uns eben auch undercover ein, darin haben wir ja schon Übung. Ich wette, nicht einmal Sesshoumaru würde uns wiedererkennen, wenn wir es nicht wollen", meinte er nur.

"Aber... Wir können doch hier nicht weg...", startete Mitsura einen Versuch.

"Wieso nicht? Unsere Eltern werden sicher nichts dagegen haben, die sagen sowieso immer, ich soll endlich ausziehen und mir ne' Gefährtin suchen. Ich werd ihnen einfach sagen, dass ich das genauso gut im Mittelalter machen kann... Und du brauchst auch endlich einen Ehemann!", fügte er hinzu.

"Na klar, die werden uns auch gerade glauben, dass alle ihre Kinder in der kriegerischen Epoche auf Brautschau gehen! Abgesehen davon meinte ich eigentlich, dass wir noch nicht SOFORT los gehen können. - Ich hätte ja um ehrlich zu sein auch nichts dagegen wieder zurück zu gehen, schon allein weil das Leben hier so langweilig ist. Ich würde mich dir schon anschließen, solange du nicht unbedingt darauf bestehst, dass wir zu Anis müssen... Die ist mir in letzter Zeit einfach zu unheimlich", erzählte sie.

"Ach komm, sie ist und bleibt unsere Schwester! Aber wir sollten ihr tatsächlich erst einmal etwas Ruhe gönnen und uns im Mittelalter einleben... - Aber sag mal, wie meinst du das von wegen, wir können nicht SOFORT zurück?", fragte er misstrauisch.

Die Antwort kam umgehend und mit einem äußerst gemeinem Grinsen: "Naja, ihr müsst doch noch eure fünf Wochen abarbeiten..."
 

*
 

Alle Vögel waren verstummt oder geflohen, kein Blättchen regte sich im Wald. Die Tiere hatten sich allesamt verkrochen und das auch aus gutem Grund - sie spürten die Dämonen.

Yoku Shinsetsuna und Kamu waren zwei Inuyoukai. Sie waren von ihrem Rudel ausgeschickt worden, um zu jagen. Diese Aufgabe hatten sie bereits erfüllt, nun waren sie unterwegs zum Fluss, um sich das Blut von den Händen zu waschen. Ihr Rudelführer Rakuna würde dafür sorgen, dass das Essen bald fertig war. Natürlich brauchten die beiden höchst selten selbst etwas zu sich zu nehmen - das Wildschwein, das sie als Beute gebracht hatten, war für ihre Hunde. Das waren ganz normale Tiere - wenn man von der Vorliebe für Menschenfleisch absah - die das Rudel ständig begleiteten und die natürlich auch versorgt werden mussten. Yoku Shinsetsuna und Kamu waren mehr als froh, heute auf die Jagt gegangen sein zu dürfen, denn das hieß, dass sie die Beute nicht in mühsamer Kleinstarbeit auseinander nehmen und haltbar verpacken brauchten - das konnten jetzt ihre Kollegen machen.

"Was meinst du, Kamu, wird Rakuna diesmal am Schloss haltmachen oder einfach zum nächsten Stützpunkt weiterziehen?", fragte Yoku Shinsetsuna seinen Gefährten, während er seine krallenbewehrten Hände in das eisige Wasser hielt.

"Woher soll ich das wissen?! Kannst du nicht mal deine Klappe halten?!", fauchte der Angesprochene unwirsch.

Yoku Shinsetsuna bedachte das nur mit einem amüsierten Lächeln. Kamu schien immer irgendeine Laus über die Leber gelaufen zu sein. Wäre er nicht so ein starker Krieger, hätte er mit seiner Unhöflichkeit sicher schon ernsthafte Probleme bekommen.

Kamu konnte den anderen einfach nicht leiden. Sie waren beide völlig verschieden, das fing schon beim Aussehen an: Er selbst hatte halblange, dunkle Haare, die schon als grün durchgehen konnten. Seine Augen waren violett, beinahe rot und seine Miene war immer irgendwie verbittert - vielleicht hing das damit zusammen, dass er seine Frau und die Welpen schon kurz nach deren Geburt verloren hatte. Wie alle Inuyoukai seines Rudels trug er eine stabile Rüstung, die eng am Körper anlag und darüber einen weiten Ledermantel, dessen Material sehr schnell zerriss. Das hatte zwei Vorteile: Erstens erkannte man ihn so nicht sofort als Krieger und zweitens war das obere Kleidungsstück zwar imposant wenn er sich schnell bewegte, aber er konnte damit nirgendwo hängen bleiben, beziehungsweise sich schnell losreißen. Ihr Rudelführer war der Einzige, der solche Kleidung nicht trug, er war ein zu guter Krieger und benötigte keine Rüstung.

Yoku Shinsetsuna war genauso gekleidet, doch sein Mantel war weitaus besser in Stand gehalten. Sowohl seine Haare als auch seine Augen waren violett, aber er wirkte bei weitem nicht so bedrohlich wie Kamu. Tatsächlich war er eher von sanftmütigem Wesen und dachte erst fünfmal darüber nach, bevor er einen Kampf begann - während der neben ihm stehende Youkai da schon fünf Kämpfe beendet hatte. Auch war er noch sehr viel jünger als Kamu, hatte noch nicht so viel Erfahrung.

Außer einem einfachen Schwert hatten die beiden keine Waffen bei sich, ihre Klauen genügten da vollkommen. Davon abgesehen gaben sie sich keine Mühe, ihr Youki zu unterdrücken, so dass jeder Depp sie als einen Hundedämon des Südens erkennen würde. Bei den Inuyoukai war ihr Land zusammen mit dem Westen das stärkste Reich und niemand würde es grundlos wagen, sie anzugreifen, oder sich überhaupt in ihr Territorium zu begeben.

Andererseits war gerade hier die Grenze vom nördlichem zum südlichem Reich und so sahen sich die beiden lieber einmal mehr um, als zu wenig. Zwar stand der Norden in dem schlechten Ruf, ziemlich laxe Sicherheitsvorkehrungen zu haben, aber sicher war sicher. Zudem waren sie ja auch eines der Grenzrudel, eine der vielen Truppen, die an den Übergängen entlangwanderten und Acht gaben, das keine fremden Hundeyoukai in ihr Land kamen. Innerhalb eines Jahres umrundeten sie das gesamte Reich und trafen manchmal auch auf andere Rudel des Südclans. So kamen sie auch nur selten an dem Schloss der Inuyoukai vorbei, in dem ihr Fürst Ninushu Omaru lebte. Dort brachte man alle Welpen hin, sobald sie einigermaßen auf eigenen Beinen stehen konnten, damit sie dort ausgebildet wurden. Da Dämonen nur sehr selten Nachwuchs bekamen, waren immer nur etwa zehn oder zwanzig Schüler dort. Dazu kam natürlich noch, dass einige Eltern es sich nicht nehmen ließen, ihre Sprösslinge selbst zu unterrichten. So war das Schloss eigentlich nur noch der Sitz der Herrscherfamilie, in ihm wurden alle wichtigen Entscheidungen getroffen, die alle Inuyoukai des Südens betrafen. Gerade jetzt, wo die Zeiten so unruhig waren, hoffte Yoku Shinsetsuna, dass sie dort einmal halt machen würden. Vielleicht könnte man einige Gerüchte aufschnappen, wie die nähere Zukunft aussehen mochte. Natürlich war es gut möglich, dass sich Rakuna dazu entschied, den Sitz der Herrschaftsfamilie zu meiden und gleich weiter zum nächsten Stützpunkt zu reisen. Entlang der Grenze waren nämlich immer wieder magische Lager versteckt, die die Rudel nutzen konnten. Erst neulich waren sie einem anderen Inu-Rudel begegnet und hatten neuste Nachrichten ausgetauscht. So bräuchten sie keinen Bericht abstatten, es wäre nicht nötig, zum Schloss zu gehen, aber dennoch...

"Hey, Yoku Shinsetsuna. Meinst du... Meinst du, es wird wieder Krieg geben?", fragte Kamu auf einmal. Sein Blick war starr auf das Wasser gerichtet, doch der Youkai verstand, was in ihm vorging. Seine Gefährtin war in einer Art Gemetzel gegen einen feindlichen Hundestamm gefallen.

"Ich weiß es nicht... Aber wenn ja, dann werden wir gewinnen", antwortete er optimistisch.

"Wie kannst du dir da so sicher sein?", knurrte er bissig.

"Na, sie haben keinen Führer! Wir Hunde haben nunmal eine strikte Rangordnung und wenn der Führer fehlt... Dann sind wir halt kopflos", erwiderte er gutgelaunt.

Kamu schüttelte den Kopf. "Mag ja sein, dass der Westen keinen Fürst hat, aber Ninushu Omaru ist zu alt für den Krieg und sein Sohn ist zu jung. Keine gute Mischung...", murmelte er.

"Hey, soll das etwa heißen, dass du Schiss hast, gegen ein paar Westler anzutreten?!", sagte Yoku Shinsetsuna herausfordernd.

"Unsinn! Aber machst du dir nicht auch Sorgen wegen der Sache mit Keisushiro?", kam die Antwort.

"Hm...", machte Angesprochener bloß. Keisushiro war der Erbe des Südens, aber zwischen ihm und seinem Vater sollte es angeblich überhaupt nicht gut laufen. Es gab sogar Gerüchte, der Jüngere wollte den Fürsten vom Thron stürzen. Solche Unstimmigkeit war natürlich gar nicht gut für den Krieg und die Mutivation der Inuyoukai.

"Das ist Politik, so etwas ist mir zu hoch. Lass uns lieber zum Rudel zurück gehen, sonst glauben die noch, wir hätten uns unterwegs verlaufen!", beendete er das Thema scherzhaft.

Kamu gab ihm einen schmerzhaften Knuff in den Arm, doch dann stand er auf.
 

Die beiden waren kaum zehn Schritte gegangen, da blieb der Ältere auch schon stehen.

"YoSet, riechst du das auch?", fragte er misstrauisch.

Yoku Shinsetsuna blieb stehen, er konnte es zwar nicht so gut leiden, wenn ihn jemand mit dem Spitznamen 'YoSet' ansprach, aber er sah darüber hinweg und prüfte stattdessen den Wind etwas genauer.

"Das... Das riecht nach einem von uns... und dann auch wieder nicht...", murmelte er verwirrt.

Kaumu nickte. "Es riecht nach Inuyoukai, aber ich kann ihn oder sie weder einem Clan zuordnen, noch ist auch nur die kleinste Spur Youki wahrzunehmen..."

"Entweder ist da jemand schwer verletzt, oder besonders stark, wenn er sein Youki vollständig unterdrücken kann", erwiderte Yoku Shinsetsuna.

"Quatsch, wir haben keine Kampfgeräusche gehört und Blut ist auch keines zu riechen. Komm YoSet, lass uns der Sache auf den Grund gehen." Kamu wandte sich bereits um und machte Anstalten, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, doch der Dämon widersprach: "Sollten wir nicht erst Rakuna Bescheid sagen? Nachher schickt er noch einen Suchtrupp los..."

"Blödsinn! Die Sache geht schnell, wenn es zu gefährlich wird, können wir immer noch Verstärkung holen."

Yoku Shinsetsuna warf sehnsüchtig einen Blick in die Richtung, in der er sein Rudel wahrnehmen konnte, doch dann folgte er dem Anderen seufzend. Hoffentlich brachte das keinen Ärger mit sich.
 

Kuraifaia saß mit geschlossenen Augen unter einer dicken Eiche und beobachtete die Auren der Pflanzen. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig, sie war vollkommen entspannt. Die beiden näher kommenden Inuyoukai erahnte sie bereits, hatte ihren Geruch in der Nase, aber sie rührte sich dennoch nicht vom Fleck. Es war schließlich gut möglich, dass die beiden einfach an ihr vorbei gehen würden. Sie selbst hatte im Moment jedenfalls überhaupt keine Lust auf einen Kampf, da sie die letzten vier Stunden damit zugebracht hatte, ihre Krallentechnik zu verbessern. Zwar könnte man nicht behaupten, dass sie erschöpft wäre, aber ein wenig Erholung täte ihr schon mal ganz gut.

Zwischen dem matten Grün der Büsche sah Kuraifaia schon bald zwei Gestalten, die eine eher orange - was auf Zweifel und Vorsicht schließen ließ - die andere mehr braun; dieser Youkai hatte wohl nicht übel Lust auf einen Kampf. Für ihre Aurasicht leuchteten ihre Emotionen und Gefühle wie ein Leuchtfeuer durch die Gegend und ihr war klar, das die beiden zumindest erst einmal überprüfen würden, ob sie eine Gefahr für sie darstellen würde.
 

*
 

Auf dem westlichem Schloss...

"Komm herein!", hallte eine bekannte Stimme aus dem Raum.

Nagai schob die Tür zur Seite und trat ein. Sein Zwillingsbruder Jijuuna Tori und Aoi Yuki waren bereits anwesend, genau wie der Lord selbst. Obwohl man ihn davon unterrichtet hatte, war er für einen Moment überrascht. Dann jedoch fasste er sich wieder, verbeugte sich einmal tief und wartete auf Sesshoumarus Zeichen, dass er sich setzen dürfte. Dieser erteilte es und Nagai ging auf die drei Dämonen zu. Sie saßen an dem riesigen, runden Tisch in der Mitte des sonst leeren Saales, an der Stelle wo normalerweise der Rat seine Beschlüsse besprach. Der Lord hatte seine Rüstung abgelegt, doch die beiden Schwerter trug er nach wie vor - wäre dies hier nicht sein eigenes Schloss, wäre das als eine große Unhöflichkeit angesehen worden.

Rechts von ihm saß Aoi Yuki, er trug einen kostbaren blauen Kimono mit verschiedenen Verzierungen, die seinen Rang kennzeichneten. Seine hellen, blauen Augen riefen den Anschein der Entspanntheit hervor, aber das war nur Täuschung.

Zu seiner Rechten hatte Jijuuna Tori Platz genommen, seine Kleidung war wie immer in weiß und grün gehalten, passend zu seinen smaragtfarbenden Augen. Man könnte ihn durchaus als gutaussehend bezeichnen, wäre sein eines Ohr nicht fast vollkommen zerrissen. Hören konnte er damit zwar noch wunderbar, aber schön war es sicher nicht.

Nagai hatte nicht besonders viel Ähnlichkeit mit seinem Bruder, er war einen halben Kopf größer, seine weißen Haare waren glatter, seine Augen gelb und seine Ohren noch heil. Vom Charakter jedoch waren die beiden fast gleich, wenn man von einem Unterschied absah: Jijuuna Tori liebte exotische Vögel, er schmückte seine Pfeile am liebsten mit den schönsten Federn. Nagai jedoch war eher von Schlangen und anderen Reptilien fasziniert.

Wie die meisten anderen Inuyoukai im Westen auch hatten die vier alle weiße Haare.

"Jetzt wo wir alle da sind, können wir ja anfangen. Jijuuna Tori, fängst du bitte mit der Wirtschaft an...?", sagte Aoi Yuki.

"Ja... Nun, die Menschendörfer, aus denen wir Abgaben ziehen, klagen über zu hohe Steuern. Es wurden in letzter Zeit wohl viel mehr von ihnen von Dämonen überfallen als üblich. Da sie Schutzgeld an uns zahlen, haben sie sich an uns gewandt... Wir haben einige Youkai befragt, was das zu bedeuten hat und sie sagten immer, das hinge mit einem magischem Juwel zusammen..." Auf eine Handbewegung Sesshoumarus hin verstummte der Dämon.

"Dieses Juwel existiert nicht mehr. Die niederen Youkai werden sich sicher bald wieder beruhigen. Wenn nicht, werden wir sie eben davon in Kenntnis setzen, was wir zu tun pflegen, wenn unser Eigentum beschädigt wird. Abgesehen davon hegen wir nicht die Absicht, einen Youkaikrieg zwischen den Hunden und den anderen Rassen anzufangen, nur wegen ein paar mickrigen Menschen...", bestimmte er.

"In Ordnung, dann hätten wir diesen Punkt fertig. - Die Finanzen im Westen sehen ganz gut aus, allerdings gab es in den Diamantmienen am Yamagatagibirge immer häufiger mysteriöse Todesfälle, die Arbeiter weigern sich, dort weiter zu graben. Ich habe mich erkundigt und hörte, dass aus dem Gestein manchmal giftige Gase austreten, die für die menschlichen Arbeiter schädlich sind", fuhr der Dämon mit dem zerrissenem Ohr fort.

"Aber ist ist natürlich unmöglich, Dämonen dort hin zu schicken. Gasmasken helfen auch nichts. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, dann schnappt sich ein anderer Youkaistamm die Mienen", meinte Nagai.

Sesshoumaru schwieg und überlegte kurz. Das letzte Mal war er im Yamagatagebrigte gewesen kurz nachdem Naraku erledigt war. Anis wollte sich dort... nein, nicht daran denken. Jedenfalls waren die Berge dort nicht sehr breit, eher hoch. Wenn die Menschen nun nicht bemerkten, wann diese Gase austraten... Nun, man bräuchte eine Art Anzeiger...

Sein Blick streifte Jijuuna Tori und da fiel ihm eine Idee ein..

"Die Arbeiter sollen kleine Käfige mit Tieren drin mitnehmen, am besten Vögel. Wenn die aufhören zu singen, beziehungsweise sterben, dann wissen sie, dass ein solches Gast in der Luft ist und können den Berg verlassen, bevor sie selbst dort sterben", schlug er vor.

"Das... Das wäre eine Möglichkeit, ja... Ich werde dafür sorgen, dass sie so handeln..." Aoi Yuki machte sich einige Notizen auf einem Blatt Papier, das er dabei hatte.

"War das dann alles?", fragte Sesshoumaru und sehnte sich bereits wieder in die freie Natur zurück.

"Nun, nicht ganz, mein Lord...", kam es vorsichtig von Nagai.

"Was denn noch?", fragte er geradezu genervt.

"Nun... An den Grenzen gibt es Unruhen. Immer häufiger treten Überfälle auf die Grenzrudel auf", antwortete der Youkai zögernd. Nun wurde Sesshoumaru tatsächlich hellhörig. Überfälle auf die Grenzrudel? Das waren meist nicht gerade schwache Dämonen. Wer sollte sie angreifen?

"Was hat das zu bedeuten? An welcher Grenze tritt dies auf?", fragte er scharf.

"An der Grenze der südlichen Länder. Wir... Wir befürchten, Ninushu Omaru könnte uns herausfordern", erwiderte Nagai mit eingezogenem Kopf.

Der Daiyoukai jedoch reagierte vollkommen anders als erwartet: Er lehnte sich entspannt zurück und schloss die Augen. Für einen Moment befürchtete der Dämon, ihr Herr würde gleich aufspringen und sie alle töten dafür, das sie zugelassen hatten, dass ein anderer Fürst so dreist wurde sie herausfordern zu wollen. Danach sah es allerdings nicht aus.

"Ninushu Omaru sucht also Streit, ja? Den kann er gerne haben... Dieser alte Greis bildet sich verdammt viel ein. Wie kommt er überhaupt auf diese schwachsinnige Idee?! Der Süden ist mit uns bisher immer gut klar gekommen...", murmelte Sesshoumaru mehr zu sich selbst als zu den Anwesenden. Natürlich war ein Krieg nie wirklich gut, aber in diesem Fall könnte er vielleicht helfen, ihn von Anis abzulenken.

"Nun, wahrscheinlich will er sein Reich vergrößern. Wir wissen nicht genau, warum er das gerade jetzt tut, wir hörten, er sei nicht gerade bei bester Gesundheit und er ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Doch er hat bereits eine Erben und es ist gut möglich, dass er für diesen den Weg ebnen will. Wenn er den Westen durch einen Krieg schwächt, können wir Keisushiro, den neue Fürsten, nicht mehr herausforden. Sonst wäre es ein leichtes, den Süden zu erobern", erklärte Jijuuna Tori.

Sesshumaru runzelte die Stirn. "Mein verehrter Vater hatte eine Pakt mit dem Süden, sie haben nie Anstalten gemacht uns anzugreifen."

"Nun, das ist so: Euer Ruf eilt euch weit voraus. Wenn es soweit ist, wird es Zeit, den anderen Fürsten eure Macht zu demonstrieren. Ninushu Omaru weiß, dass ihr... nun, anders als euer Herr Vater seid. Er wird befürchten, dass ihr ihn herausfordert, oder zumindest seinen Nachfolger. Neue Fürsten haben es in der Politik zu Anfang immer recht schwer... Sicher fürchtete der Fürst des Südens, dass ihr Keisushiro herausfordern werdet, oder vielleicht hegt dieser seinerseits sogar diesen Wunsch. Deswegen will er den Westen durch einen Krieg schwächen, solange er noch Zeit und Mittel dazu hat, damit wir sie in näherer Zukunft nicht mehr angreifen können. Somit müsste auch Keisushiro keinen erneuten Krieg beginnen. Und - mit Verlaub, mein Lord - solange ihr euch keine Gefährtin holt und somit zum Fürstenrang aufsteigt, erscheint der Westen wahrhaft verletzlich. Ninushu Omaru hätte sich keinen besseren Zeitpunkt für einen Krieg aussuchen können", erwiderte Aoi Yuki und Sesshoumaru hörte schon wieder diesen versteckten Vorwurf heraus. Aber er würde gewiss nicht heiraten, das kam überhaupt nicht in Frage.

"Westen und Süden sind schon seit langer Zeit gleich stark. Ich bin sicher, dass wir sie schlagen können", meinte er nur emotionslos.

"Mein Herr, ihr wollt es tatsächlich auf einen Krieg ankommen lassen? Meint ihr nicht, wir sollten uns erst einmal auf Verhandlungen einigen? Vielleicht gibt es eine friedliche Lösung." Jijuuna Tori war gar nicht wohl bei der Sache. Eigentlich war es klar gewesen, dass der Lord schwer zu überzeugen war, aber das er so auf den Kampf fixiert war...

"Nun, wir werden garantiert nicht zu den südlichen Kötern rennen und uns bei ihnen beschweren. Wir sollten zuerst die Grenzposten weiter verstärken, jeder Überfall soll gerächt werden. Sollte sich diese Sache nicht von allein erledigen, geben wir eine Kriegserklärung raus. Ninushu Omaru wird feststellen müssen, dass er sich mit den Falschen angelegt hat...", meinte der Daiyoukai kalt.

"Aber mein Herr -"

"Ich will nichts mehr hören! Die Sache ist hiermit abgeschlossen! - Nagai, schick einen Boten aus, ich will mit Chikara sprechen." Mit diesen Worten erhob sich Sesshoumaru, kurz nach ihm auch die Ratsmitglieder. Aoi Yuki, Nagai und Jijuuna Tori verneigten sich kurz, ehe der Lord den Raum verließ.

Die Zwillinge ließen sich seufzend wieder nieder. Das Gespräch war alles andere als gut verlaufen: In Kürze würden sie vielleicht einen Krieg am Hals haben!

"Der Lord ist noch sehr unerfahren... Man hätte es vielleicht auf friedliche Art lösen können. Möglicherweise ist alles nur ein Missverständnis...", murmelte Aoi Yuki.

"Ja, aber jetzt können wir auch nichts mehr machen. Befehl ist Befehl und wir müssen gehorchen", sagte Jijuuna Tori.

"Andererseits wird der Herr auf Seiten des Volkes sicher große Unterstützung erhalten. Der letzte große Krieg gegen die Katzen ist schon eine ganze Weile her, viele junge Kämpfer warten darauf, sich im Krieg beweisen zu können", gab Nagai zu bedecken.

"Sie werden alle gemeinsam ins Unglück stürzen... Ninushu Omaru ist zu erfahren, der Süden hätte gute Chancen, uns zu besiegen. Wir könnten ihnen sicher eine Zeit lang standhalten, vielleicht könnten wir sie sogar abwehren. Aber siegen könnten wir nicht...", murmelte Aoi Yuki.

"Ich bin der selben Meinung. - Aber lass das ja nicht Lord Sesshoumaru hören. Er scheint sich selbst ein wenig abreagieren zu müssen. Ich frage mich, ob auf seiner Reise irgendetwas passiert ist." Nagai stand auf. "Wir sollten seine Befehle weitergeben."

Jijuuna Tori nickte zustimmend und erhob sich ebenfalls wieder. Während die drei Youkai voller Sorgen den Ratssaal verließen, bedauerten sie alle mehr denn je das Ableben des Inu no Taishu. Jetzt hätten sie ihn gut gebrauchen können, war er doch schon immer der Einzige gewesen, der Sesshoumaru hatte im Zaum halten können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  cindy-18
2013-09-24T15:47:31+00:00 24.09.2013 17:47
tollig
Von: abgemeldet
2008-03-21T13:03:53+00:00 21.03.2008 14:03
Heftig... jetzt gehts um die Wurst. *oh shit, da kommen ja so viele hunde auf mch zu* da wirds wohl echt krachen, bin auch echt gespannt auf welcher seite Anis steht. Ich sehs schon vor mir, links der westen, rechts der Süden und Anis mitten drin *hin und her blick, Sessy seh, blöd guck *ich glaub ich hab was verpasst^^** wie immer spitzen kapi freu mich schin aufs nächste kapi

gupi *knuddel*
Von:  Thuja
2008-03-20T13:18:12+00:00 20.03.2008 14:18
echt hammermäßig.
da stehen uns wohl ernsthafte Konflikte bevor. ist aber auch ein blödes Timing. Gerade jetzt wo Sess mit dem Gedanken mehr bei Anis, als bei solchen sachen wie Politik ist, werden wichtige Entscheidungen von ihn gefordert.
die Strafe von Anis Bruder war ja heftig "fg" Der kann einen ja schon Leid tun. Frag mich nur ob die in der fischfabrik wirklich einen hund dulden. So richtig mitarbeiten kann der ja nicht :D


und Anis hatte mal wieder sehr interessante Techniken. Mir gefällt es, dass du Attacken immer so ausführlich erklärst, dass man sie sich einfach vorstellen kann, obwohl man sie noch nie gesehen hat


oh je und Anis Prophezeiung bereitet mir echt Kopf zerbrechen. Schlachtfeld voller Leichen. Eindeutiger kann ja gar nicht daraufhin gewiesen werden, dass sie im Krieg mitmischt. ich befürchte nur, sie wird es für die falsche Seite tun. Das würde Sess glaub ich echt nicht verkraften. Ich seh schon einen schlimmen Wutausbruch vor mir. Immerhin ist er eher der Typ der alles aus Wut zu Kleinholz schlägt, als das er vor Selbstmitleid zerflisst. Na ich bin gespannt wie das endet

Lg blackheart_
Von:  Somi
2008-03-17T23:07:55+00:00 18.03.2008 00:07
klasse kapi
bin gespannt, ob anis wirklich sterben wird oder sessy tötet
schreib schnell weiter
freu mich schon tierisch darauf weiter zu lesen *mega mega freu*
mach weiter so *anfeuer*
bye *knuddel*

Somi
Von: abgemeldet
2008-03-17T20:21:18+00:00 17.03.2008 21:21
hallo...
das ist mein erster kommi zu deiner tollen fanfic, hoffe du nimmst es mir nicht übel das ich einfach durch gelesen haben und nicht zu jedem kap ein kommi geschrieben haben aber ich musste einfach durchlesen ( SORRY/ bitte nicht Böse sein) Aber dafür schreibe ich jetzt ein ganz langen kommi^^

also ich finde das ganz ganz traurig das die sich jetzt getrennt haben und das die beiden unglücklich sind ich hatte gehofft die würden jetzt endlich zusammen sein aber nein der Idiot von Sessy lässt die jetzt gehen... ich glaube die beiden werden gegeneinander kämpfen, wegen der prophezeiung und weil anis jetzt kämpfer vom süden kennenlernen wird ,ich glaub die wird sich ihnen anschließen .... ich bin sehr gespannt

bye,
Mira91
Von:  -Fluffy-
2008-03-17T19:44:25+00:00 17.03.2008 20:44
Ist ja wieder ganz schön was los in den westl. Ländern. Wenn man so liest, was Sess so dazu zusagen hat, kann man es eigentlich mit Frustabbau gleichsetzten. Vor allem, er ist nie da (im Schloß) und wenn dann haben die meisten Angst und/oder es gibt Zoff. Bin ja mal gespannt was kommt, wenn Anis rausbekommt, was bzw. wer Sess denn nun in Wahrheit ist. Da wird es bestimmt noch mal ordentlich krachen.
Meine Neugierde auf Kommendes ist jedenfalls geweckt.

LG und *knuddels*, -Fluffy-
Von:  nivana
2008-03-17T17:43:12+00:00 17.03.2008 18:43
hm ... sieht ja nich gerade schön aus für die beiden. ... der eine verliert seinen guten charakter und der andere fängt krieg an... gibts da nich nen psychologen, der da mal ordnung machen könnte? oder nen beziehungsberater ? ^-^
spaß bei seite, das war ein schönes kapitel, wenn auch nich gerade romantisch....

nivana
Von: abgemeldet
2008-03-17T17:06:35+00:00 17.03.2008 18:06
OK
das ist dann also Sesshy´s Art sich abzureagieren
auch nicht schlecht^^

aber hey warum musstest du bei Anis gerade an dieser Stelle aufhören
jetzt verlange ich natürlich
dass du so schnell wie möglich weiter machst^^
freu mich schon aufs nächste Kapitel
LG
Fluffy-chan
Von: abgemeldet
2008-03-17T16:31:27+00:00 17.03.2008 17:31
wow, da gehts ja heiss her...abreagieren, der meinung bin ich auch...bin sooooooooo gespannt, ich muss echt sagen, deine ff ist richtig toll!!immer wenn man denkt, jetzt hat mans, kommst du mit neuen überraschungen^^
lg
Von: abgemeldet
2008-03-17T16:30:31+00:00 17.03.2008 17:30
oh nein
jetzt werden Anis und Sesshoumaru sich wohl auf dem Krieg beim Kapmf gegnüber stehen...
Und alle sagen Süden würde gewinnen weil Westen keinen Herrscher hat aber Sesshoumaru kann doch auch als anführer in den krieg ziehen (wie bei den Katzen)also ist es nicht so richtig. Er hat den rang nicht aber den meisten einfluss usw. hat er doch..
Naja bin schon auf Anis reaktion auf Sesshoumarus position gespannt (das schreib ich wohl auf jedem Kapitel astala ;))

also schreib bitte schnell weiter
hdl
kittykatty


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