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Kätzchen

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Kätzchen

Kätzchen
 

Große braune Augen musterten das kleine Kätzchen in den dünnen Armen.

Kritisch betrachtete sie das Tier, skeptisch eine Augenbraue hochgezogen.

„Und du bist dir absolut sicher, dass das Harry ist?“ fragte Hermine an den Rothaarigen gewandt, von dessen Armen sie von stechend grünen Augen gemustert wurde.

Ron nickte eifrig. „Er war in unserem Schlafsaal!“

Die Brünette verdrehte die Augen.

Als ob das ein Beweis wäre!

Der Junge zeigte auf die rechte Stirnseite des Kätzchens. „Schau doch mal, sieht aus, wie Harrys Narbe!“

Er deutete auf eine blitzförmige Fellzeichnung, die nur geringfügig dunkler war, als das Fell drum herum.

Hermine besah sich das Schwarz auf Dunkelgrau. „Die Katze ist sowieso teils getigert!“

Beine, Füße, Bauch und Kinn waren weiß, ansonsten hatte die Klassenbeste natürlich mal wieder Recht.

„Aber die Karte der Herumtreiber sagt das auch!“ erklärte der Sommersprossige nun trotzig.

„Hm!“ machte Hermine.

Das war natürlich ein Beweis.

Fachmännisch warf sie einen Blick auf das ihr dargebotene Pergament.

Tatsächlich war der Punkt, der Harry darstellte, direkt neben den Punkten, die die beiden Freunde darstellten.

Aber was, wenn Harry sich einfach seinen Tarnumhang übergezogen hatte und sich innerlich halb totlachend neben ihnen stand?

Hermine sah sich mit zusammengekniffenen Augen um.

Ron bohrte seiner Freundin eine Hand in die Seite.

„Was?“ Hermine sah Ron ärgerlich an und bemerkte, dass er ihr den zusammengeknüllten silbrigen Stoff des Tarnumhangs entgegenhielt.

Sie sah den Rothaarigen perplex an.

Er wusste ja, dass Hermine erst in sämtlichen Richtungen überlegen würde, bevor sie ihm glaubte.

Also hatte er Vorkehrungen getroffen.

Die Brünette sah wieder auf das Kätzchen hinab.

„Was hast du nur wieder angestellt, Harry?“ seufzte sie dem Kater entgegen.

Dann wandte sie sich vorwurfsvoll an Ron. „Wieso hast du nichts bemerkt?“

„Was sollte ich denn bemerkt haben?“ hakte dieser irritiert nach.

War er jetzt mal wieder der Sündenbock, oder wie?

„Hast du nicht gemerkt, dass er irgendeinen Zaubertrank gebraut oder einen Zauberspruch benutzt hat? Immerhin wohnt ihr im gleichen Schlafsaal!“ erklärte Hermine.

„Es ist ja nicht so, dass du soooo weit weg wohnst!“ giftete Ron zurück, was ein ungeduldiges Fauchen des Katers zur Folge hatte.

Die beiden sollten sich verdammt noch mal nicht wieder streiten!

Der Rothaarige sah etwas perplex zu dem Tier in seinen Armen hinab, dann hob er den Blick wieder auf seine Freundin.

„Nein, ich habe nichts bemerkt. Vielleicht wollte er es geheim halten, weil er ein Mädchen beeindrucken wollte“, grinste er viel sagend.

Hermine wiegte bedächtig den Kopf. „Zumindest muss etwas schief gegangen sein, sonst würde er sich zurückverwandeln.“

Das Kätzchen maunzte leise und es kam den beiden Freunden so vor, als wolle es zustimmen.

„OK, wir sollten erst zu Madame Pomfrey“, bestimmte Hermine und schritt schnurstracks auf das Loch hinter dem Porträt der Fetten Dame zu.

Das Bild schwenkte zur Seite und Ron kletterte der Brünetten nach, Harry noch immer auf dem Arm tragend.

Er warf einen kurzen prüfenden Blick auf die Karte des Herumtreibers.

„Siehst du, Harrys Punkt verfolgt unseren!“ meinte er leicht triumphierend.

Hermine folgte seinem Blick und konnte erkennen, dass er Recht hatte.

„Jaja, ich glaube dir ja!“ versicherte sie nun.

Ein leises „Unheil angerichtet!“ war zu hören und Ron steckte das nun wieder leere Pergament ein.
 


 

Gemeinsam schritten sie durch unzählige Gänge, über ebenso viele Treppen, bis sie endlich zum Krankenflügel kamen.

Kaum hatten sie auch nur einen Fuß über die Türschwelle gesetzt, kam ihnen die Krankenschwester auch schon erwartend entgegen.

„Was ist passiert?“ Madame Pomfrey ließ ihren Blick über beide Körper gleiten, konnte aber weder Verletzungen noch irgendwelche missglückten Flüche an ihnen erkennen. „Nun?“

„Das ist Harry“, erklärte Ron und hielt ihr eine handvoll Katze entgegen.

Tatsächlich war das Kätzchen nicht viel größer als Rons Handfläche, doch er musste seine Vordertatzen ein wenig einziehen, damit seine Tatzen nicht ins Leere stocherten.

Er saß etwas unsicher auf Rons Hand, war das doch nicht gerade eine große Fläche, auf der er sitzen konnte.

Das Kätzchen schien etwas unsicher zum Boden zu blicken.

Der war so verdammt weit weg!

Er hatte definitiv keine Lust, herunterzufallen.

Nachdem er endlich halbwegs sicher saß, hob er sein Köpfchen und sah die Menschenfrau an.

„Ah. Habt ihr eine Ahnung, was er angestellt hat?“ wandte sie sich an die beiden Freunde.

„Nein“, antwortete Hermine. „Aber es wird nicht der Vielsafttrank sein.“

Sie biss sich auf die Unterlippe.

Jetzt hatte sie sich verraten! „Also, ich meine…“

„Mit dem Vielsafttrank darf man sich ja nicht in Tiere verwandeln, nicht wahr?“ sprang Ron der Brünetten bei und die war dankbar dafür, dass Ron wenigstens einmal in seinem Leben eine halbwegs intelligente Bemerkung hatte fallen lassen.

Schließlich musste die Krankenschwester keineswegs wissen, dass Hermines Katzenstruktur damals in der zweiten Klasse von dem verbotenen Vielsafttrank hergerührt hatte.

Aber die Katze, die es sich wieder auf Rons ganzem Unterarm, den dieser an seinen Bauch gepresst hatte, bequem gemacht hatte, war komplett verwandelt, Hermine hatte damals schon noch die Statur und die Größe eines normalen Menschen gehabt.

„Ich werde ihm trotzdem den Gegentrank dafür verabreichen“, entschied Madame Pomfrey und verschwand sofort in ihrem Büro, in dem sie auch sämtliche Tränke verwahrte.

Nach einer kurzen Zeit kam sie dann mit einem kleinen Glasgefäß mit einer grünlich schimmernden Flüssigkeit und einem Schälchen zurück.

Sie kippte das kleine Schälchen voll und stellte es auf den Boden.

Ron ging in die Hocke und setzte das Kätzchen fast schon liebevoll daneben.

Harry war motorisch noch etwas ungeübt, was seinen Katzenkörper anging, daher war er etwas unsicher auf den Beinen, wie ein frisch geborenes Kitten, als er auf das Schälchen zutapste.

Er senkte sein Köpfchen ganz tief über das Schälchen, schien erst zu überlegen, wie Katzen überhaupt Flüssigkeit zu sich nahmen, doch dann vertraute er einfach auf seinen Katzeninstinkt und leckte mit seiner Zunge die Tinktur auf.

Doch auch längst nachdem er den Trank geleert hatte, tat sich absolut nichts.

Das hätte er den drei Menschen, die um ihn herum standen, auch gleich sagen können, wenn er denn reden könnte, also hatte er es ihnen demonstrieren müssen.

Er hatte etwas anderes ausprobiert, und zwar…

„Dann kann er nur versucht haben, ein Animagus zu werden. Das macht die Sache natürlich um einiges komplizierter. Deshalb muss eine Verwandlung auch angekündigt werden, es muss jemand fachkundiges bei der ersten Verwandlung anwesend sein und er muss registriert werden“, erklärte Madame Pomfrey.

Sie nahm nun ihrerseits den kleinen Kater mit der Hand um den Bauch, so dass sämtliche Glider herabhingen und sie hielt ihn leicht über sich, so dass der Kater nach unten blicken musste, um sie anzusehen. „Was du nur immer machst! Du bringst es immer fertig, dich in Schwierigkeiten zu bringen!“

Sie seufzte resigniert. „Genau wie dein Vater!“

Sie ließ die Hand sinken. „Du wirst eine Woche warten müssen, bis Madame Sprout die Alcampas nachgezüchtet hat, bevor ich ein Gegenmittel brauen kann.“

Diesmal nahm Hermine den kleinen Kater entgegen und als sie ihm das Köpfchen streichelte, gab dieser ein zufriedenes Schnurren von sich.
 

**
 

Ron stürmte gleich auf den blonden Slytherin zu.

Das konnte doch nicht wahr sein!

Der Rothaarige war sehr erstaunt gewesen, als Harry plötzlich verschwunden war, aber er hätte nicht geglaubt, dass er den Kater nach längerer Suche schließlich ausgerechnet auf Malfoys Armen wieder finden würde.

Pansy Parkinson stand quietschend daneben und strich dem Kater immer wieder begeistert über den Kopf.

„Malfoy!“ schrie er. „Gib Harry sofort zurück!“

Der hob nur spöttisch eine Augenbraue. „Selbst wenn ich ihn hätte, wer sagt, dass ich ihn dir aushändigen würde?“

Pansy konnte den Blick nicht von der süßen Katze nehmen.

Sie war viel zu vernarrt in den Kleinen.

Zwar war sie etwas irritiert gewesen, als ausgerechnet Malfoy, der absolut gar nichts mit Tieren anfangen konnte, eben ein solches auf dem Arm hatte, aber sie war hellauf entzückt.

Ron deutete mit dem Finger auf das Fellknäuel, das zwischen den Falten des Umhanges des verhassten Slytherin lag. „Das ist Harry.“

Malfoy sah Ron an, als sei er jetzt vollkommen durchgeknallt.

Obwohl, so abwegig war das seiner Meinung nach auch gar nicht.

Auch Pansy hob nun amüsiert den Blick auf den Rotschopf.

„Ja, natürlich, und ich bin der Kaiser von China!“ Malfoys Stimme troff nur so vor Sarkasmus.

„Sieh dir doch die Blitzförmige Fellfärbung an seiner rechten Stirnseite an!“ Ron hatte sichtbar und auch hörbar damit zu kämpfen, ruhig zu bleiben und Malfoy nicht an die Gurgel zu springen.

Aber der hatte Harry im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand.

Malfoys Blick war skeptisch, dennoch kam er der Aufforderung nach, nicht auszudenken, wenn er wirklich seinen Erzfeind buchstäblich auf Händen tragen würde.

Tatsächlich konnte er besagte Fellfärbung nur allzu deutlich ausmachen.

Er gab ein undefinierbares Geräusch von sich und streckte die Arme angewidert von sich.

Noch ehe Ron es verhindern konnte, hatte Harry, der durch Malfoys Bewegung aller Grundlagen beraubt worden war, schon wieder sicheren Boden unter den Füßen.

Ohne sich weiter um Malfoy oder Ron zu kümmern, rannte er nun auf Hermine zu, die am unteren Treppenabsatz angekommen war.

Das Mädchen ging sofort in die Hocke und nahm das Kätzchen wieder auf den Arm.

Derweil funkelte Ron Malfoy böse an, doch als er den Mund öffnete, kam Pansy ihm zuvor und schnitt ihm das Wort ab.

„Was fällt dir eigentlich ein, das arme Tier einfach fallen zu lassen?“ kreischte sie, so dass es in Rons Ohren, der ja praktisch neben ihr stand, schmerzhaft schrillte.

Auf Tinitus war er nicht scharf, wartete aber dennoch gespannt auf Malfoys Antwort.

Der Blonde zuckte mit den Achseln. „Ist doch nur Potter!“

„Und? Er hat dir in seiner Katzengestalt doch nichts getan!“ quietschte Pansy weiter.

„Potter bleibt Potter! Er hat auch kein reines Blut!“ schnarrte Malfoy.

Für ihn war somit das Gespräch beendet.

Er drehte sich um, um mit wehendem Umhang Richtung Großer Halle zu gehen, ohne sowohl Ron, als auch die noch immer zeternde Parkinson zu beachten.

Ron zuckte mit den Schultern und trat zu Hermine, die gemeinsam nun ebenfalls den riesigen Saal betraten und würdevoll an den anderen Haustischen vorbei schritten.

Hermine setzte Harry auf ihren Schoß, auf dem er gelegentlich auch etwas zu Essen zugesteckt bekam.

Dennoch blieb Harry nicht vor den Blicken der vielen Mädchen verborgen, die ihn absolut niedlich fanden und jede Menge Tricks erfanden, zu Hermine zu gehen und somit auch den Kater zu erreichen, um ihn zu streicheln.

Auch dessen entnervtes Fauchen brachte sie nicht davon ab, so dass die Brünette ihn beruhigend hinter den, verhältnismäßig zum Körper, großen Ohren kraulen musste.
 

**
 

Harry saß mal wieder auf Hermines Arm, die gemeinsam mit Ron auf dem Weg zum Zauberkunstunterricht war.

Das Kätzchen schaute neugierig in die Umgebung.

Seit er ein Kater war, erschien ihm alles größer.

Die Menschen waren höher gewachsen, ebenso die Möbel.

Die Wände schienen himmelhoch, die Gänge verloren sich in der Unendlichkeit.

Wenigstens war er dadurch, dass er nun vier Beine zum Gehen benutzte, relativ schnell dort, wo er hinwollte.

Dennoch ließ er sich gerne von seiner brünetten Freundin überall hintragen und döste derweil auf dem weichen Stoff ihres Umhanges.

Professor Flitwick staunte nicht schlecht, als er den kleinen Kater auf Hermines Arm bemerkte.

Doch sie erklärte ihm schnell, dass es sich um Harry handelte und das sie der Meinung war, dass er keinen Stoff verpassen dürfe und dies schließlich die einzige Möglichkeit war, zumindest die Theorie mitzubekommen, denn sie war sich sicher, dass ein Animagus alles mitbekam, was um ihn geredet wurde, dem Harry innerlich zustimmen musste.

Trotzdem konnte er nicht anders, als neugierig den Hals zu Flitwick zu strecken und an ihm zu schnuppern.

Er wusste noch nicht, wie er die Katzentriebe unterdrücken konnte, war sich aber sicher, es noch zu lernen, schließlich lebte ja auch sein Pate mit seinen tierischen Instinkten.

Es wäre sicher einfacher, wenn Sirius ihm das beibringen könnte, aber erstens war sein Pate nicht anwesend und er hatte auch keine Ahnung, wo der sich herumtrieb, zweitens wäre das ein ziemlich einseitiger Unterricht, denn solange er nicht seine Menschengestalt annehmen konnte, konnte er auch keine Fragen stellen.

Hermine setzte ihn auf den Tisch vor sich und packte ihre Bücher aus.

Er bewegte seinen Schwanz hin und her, wartete, bis seine Freunde alle Unterrichtsmaterialien ausgepackt hatten, woraufhin er sich hinlegte und die Augen halb schloss.

Nichtsdestotrotz hörte er aufmerksam zu, denn Hermine hatte schon Recht und es würde ihm schwer fallen, den Unterrichtsstoff einer ganzen Woche nachzuholen.

Doch auf einmal sprang er auf.

Ihm war langweilig, denn schon die ganze heutige Stunde waren die Schüler damit beschäftigt, aus einem Buch vorzulesen.

Also tapste er quer über den Tisch und ohne, dass Hermine oder Ron, die fleißig mitlasen, es mitbekamen, hatte er auch schon die Tischkante erreicht.

So sprang er also hinunter auf den Boden und lief unter ein paar Tischen hindurch, an mehren langen Beinen vorbei.

Dann nutzte er eine Schultasche als Trampolin und saß auch schon auf einem der Slytherin-Tische.

Als er Goyle erkannte, wusste er, dass irgendwas schief gelaufen war.

Er hatte wohl in der Dunkelheit unter den Tischen und den vielen schwarzen Umhängen die Orientierung verloren, denn eigentlich hatte er den Tisch der anderen Gryffindor-Jungs aus seinem Schlafsaal angepeilt, um ihnen einen Besuch abzustatten.

Diese saßen ein gutes Stück weit weg von dem Tisch, an dem er und seine Freunde normalerweise saßen, denn am Anfang des Schuljahres waren die drei zu spät dran gewesen, so dass selbst Hermine nun ganz hinten im Klassensaal saß.

Goyle bemerkte ihn nicht, so dass er sich schnell wieder fangen konnte.

Wenn er schon mal hier war, ließ sich doch sicherlich irgendwas anstellen.

Harry sah sich um und sein Blick blieb an dem kleinen Tintenfläschchen hängen.

Er hatte eine Idee.

Schnell hatte er die grüne silbrig schimmernde Flüssigkeit umgekippt, so dass sie nun quer über Goyles Pergamente floss.

Der Kater rannte der Flüssigkeit nach, so dass es dem dicken Jungen nun auch auffiel.

„Hey!“ protestierte der, doch zu spät.

Auch Grabbes und Malfoys Pergamente zierten nun grüne Katzenpfoten.

Ohne hinzusehen oder zu erkennen, was auf seinem Pergament war, schlug Malfoy danach, so dass er mit dem Handrücken das Fellknäuel erwischte und dieses auf seinen dünnen Beinchen strauchelte.

Harry miaute gequält.

Dennoch stand er schon auf Zabinis Pergament, als dieser ihn im Nackenfell packte.

„Was soll das?“ funkelte der Schwarzhaarige ihn an.

„Genau!“ schloss sich Malfoy nun an, der erkannt hatte, wer der Quälgeist war.

Er schielte auf die grünen Katzenspuren auf seinem Pergament, wandte sich wieder grimmig dem Übeltäter zu und griff wütend nach eben jenem.

Doch Harry kämpfte erfolgreich gegen den Katzeninstinkt, sich klein zu machen und unbeweglich zu halten, wenn er im Nacken gegriffen wurde.

Stattdessen schlug er nun mit seinen Tatzen um sich und schon zierten drei schöne parallele blutigrote Kratzer Malfoys Wange.

Der sah ihn perplex an, doch noch ehe er reagieren konnte, griff Professor Flitwick ein. „Am Besten gehen Sie zu Madame Pomfrey. Und nehmen Sie den Kater mit, der stiftet nur Unruhe.“

Malfoy blickte nun noch wütender drein und griff den Kater um den Bauch, der schmerzvoll protestierend aufmaunzte.

Der Slytherin schien sich eindeutig unwohl dabei zu fühlen, Harry auch nur anzufassen.

Mit verzogenem Gesicht und einem zappelnden Kater in der Hand verließ er den Klassensaal.

Da Harry es nicht aufgab, sich zu wehren, lockerte Malfoy seinen Griff etwas und legte ihn schließlich Augen rollend doch wieder auf seinen Arm, auf dem Harry endlich Ruhe gab.

Im Krankenflügel angekommen, genügte ein kurzer Zauber, um den eitlen Malfoy von den gesichtsentstellenden Kratzern zu befreien.

Besänftigt beäugte er nun den Kater, der friedlich auf seinem Arm zu dösen schien.

Der Blonde zögerte, doch dann gab er sich einen Ruck und begann, Harry hinter den Ohren zu streicheln, was dieser mit einem leisen Maunzen quittierte.

Nach einem kurzen Blick auf die Uhr beschloss er, dass es sich nicht lohnen würde, zum Unterricht zurückzugehen.

Stattdessen beschäftigte er sich mit dem Kater.

Potter hin oder her, er war der Einzige, der sich seit geraumer Zeit so nah an Malfoy herantraute.

Was der allzu seltsam fand, da sie doch eigentlich Feinde waren.

Aber es machte ihm momentan auch gar nichts aus, sie waren alleine, so dass er kein Image aufrechterhalten musste.

Er hatte sich auf die zweitunterste Stufe der Treppe gegenüber dem Zauberkunstsaal gesetzt und Harry vor seinen Füßen abgesetzt.

Jetzt beobachtete der Blonde amüsiert, wie der Kater die Ohren in eine bestimmte Richtung drehte und sich auf leisen Pfoten davon schlich.

Grauen Augen folgten ihm und bemerkten, dass Harry tatsächlich ein kleines Tier aufgespürt hatte.

Auf die Entfernung konnte der Junge nicht ausmachen, ob Maus oder sonst was, aber als das Knäuel sich in die Lüfte erhob, konnte er eindeutig feststellen, dass der Kater eine kleine Eule aufgeschreckt hatte.

Leise rief der Slytherin nach dem Kätzchen und dessen Ohre drehten sich sofort nach der sanften Stimme um, bevor auch der Kopf folgte und der Kater seine interessierten grünen Augen von dem Piepmatz nahm.

Auf Samtpfoten trottete er zu dem Blonden zurück.

Was Malfoy allerdings nicht wusste, war, dass Harry der Eule keine Feder gekrümmt hätte, denn er hatte eindeutig Pigwidgeon erkannt und fragte sich, ob der kleine Vogel sich verirrte hatte oder aus welchem Grund er in den Gängen der Zauberschule unterwegs war, anstatt in der Eulerei zu sitzen.

Aber er hatte auch erkannt, dass die Eule keinen Brief oder ähnliches am Fuß angebunden hatte und er fragte sich, welche Bedeutung dies hatte.

Doch inzwischen war er bei dem jungen Blonden angekommen, der die Hand zum Boden gesenkt hatte, um Harry aufzunehmen.

Von der großen breiten Hand des Malfoy-Erben hielt Harry wieder Ausschau nach Pig, konnte ihn aber nirgends entdecken, also widmete er sich wieder dem Slytherin, der den Kater jetzt auf seinem Schoß abgesetzt hatte.

Er ließ sich streicheln und schnurrte leise, bis schon nach kurzer Zeit die Tür zum Zauberkunstsaal aufflog.

Malfoy setzte wieder seine kalte undurchdringliche Maske auf, erhob sich und kaum, dass er stand, stand auch schon Hermine vor ihm und ließ sich den Kater aushändigen.

Harry maunzte kurz zum Abschied und ließ sich von Hermine in den Gryffindorgemeinschaftsraum bringen, in dem er sofort wieder Mittelpunkt der Damenwelt war.
 

**
 

Am nächsten Tag war Harry einfach nur noch genervt von den ganzen Mädchen, die ihre Hände nach ihm ausstreckten und ihn streichelten.

Das ging jetzt schon seit seiner Verwandlung so und er bekam noch mehr Aufmerksamkeit als

normalerweise als Der-Junge-der-lebt.

Warum war das Interesse an ihm so groß?

Immerhin war er nicht die einzige Katze, die durch Hogwarts streifte.

Doch er war die einzige Katze, die von jemandem ständig und überallhin mitgeschleift wurde.

Hermine ließ ihn nämlich selten alleine und war ständig in seiner Nähe, was ihm auch schon auf den Geist ging, aber leider konnte er sich nicht verständlich machen.

Zurzeit saß er auf dem Gryffindortisch, aß Fisch, den Ron ihm hingeschoben hatte und trank Wasser, also typische Katzennahrung.

Dennoch ließen auch hier die Mädchen nicht von ihm ab und sobald er mit dem Essen fertig war, wobei er eingehend beobachtet worden war, streckten sie wieder ihre Hände nach ihm aus.

Wenn Katzen mit den Augen rollen könnten, dann hätte er es jetzt getan, also begnügte er sich damit, erst den Boden unter dem Tisch genauestens zu beobachten und sich dann fallen zu lassen.

Er landete sicher, von seinen Freunden unbemerkt, die sich wegen eines Artikels im Tagespropheten stritten und rannte geschwind unter sämtlichen Haustischen hindurch.

Unter dem letzten Tisch an der Wand strich er suchend an den Beinen vorbei, bis er das gefunden hatte, was er gesucht hatte.

Geschwind sprang er hoch und rollte sich dann auf Malfoys Schoß zusammen.

Der sah erstaunt nach unten, als er ein leichtes Gewicht auf seinen Beinen spürte, musste dann aber schmunzeln, als er das Fellknäuel erkannte.

Harry hatte in Katzenmanier die Augen fast geschlossen und entspannte sich nun erst einmal von der vielen Aufmerksamkeit und den vielen Händen, wohingegen Malfoy einfach weiteraß, als sei nichts gewesen.

Nachdem der Blonde dann zu Ende gegessen hatte, kraulte er Harry hinter den Ohren, während er sich mit seinen Freunden über ihr nächstes Quidditch-Spiel unterhielt.

Der Kater spitzte die Ohren.

Er wusste nicht, wer der Gegner Slytherins am Wochenende war, doch aus dem Gespräch konnte er heraushören, dass es Ravenclaw sein musste und sofort dachte er an Cho Chang, doch ihr Gesicht verdrängte er sofort wieder.

Diese Erinnerungen wollte er tief in sich vergraben, denn die Enttäuschung war zu bitter.

Um sich abzulenken rieb er seinen Kopf an Malfoy, denn der war so vertieft in seine Fachsimpeleien gewesen, dass er längst aufgehört hatte, Harry zu streicheln und der fühlte sich sträflich vernachlässigt.

Abermals richtete der Slytherin überrascht den Blick nach unten, doch nun wurde auch Pansy aufmerksam und sah den Kater neugierig an.

„Was macht der denn da?“ fragte sie und streckte die Hand aus, um den Kleinen zu streicheln, doch Malfoy fing ihre Hand auf.

„Ich nehme an, er hatte einfach die Nase voll, von den ganzen Mädchen betatscht zu werden“, erklärte der Blonde, während er Pansy in die Augen sah.

Die nickte verstehend und der Junge ließ ihre Hand los, die Pansy auch sofort wieder zu sich zog. „Ich dachte, du magst ihn nicht?“ erkundigte sie sich.

Malfoy sah auf den Kater hinab. „Naja…“

Doch weiter kam er nicht, denn scheinbar hatte Hermine Harry gefunden.

„Was machst du mit Harry, Malfoy?“ fragte die Brünette scharf, hatte Ginny, Lavender und Parvati im Schlepptau, die offensichtlich nur darauf warteten, den kleinen Kater wieder in die Hände zu bekommen.

Angesprochener fixierte sie mit seinen grauen Augen. „Ich tue gar nichts, Streberin. Er ist freiwillig zu mir gekommen und wie du siehst, halte ich ihn auch nicht auf.“

Zur Demonstration hob Malfoy beide Hände, doch wie vorhergesagt, blieb der Kater dort sitzen, wo er war, ließ nur seine Ohren etwas zucken.

„Er kann kommen und gehen, wann er will“, setze der Blonde noch hinzu.

Hermine schnaubte, drehte sich dann aber um, um zu gehen.

Harry hatte seinen freien Willen und scheinbar gefiel es ihm auf Malfoys Schoß.

Auch den Rest des Tages verbrachte der Gryffindor bei dem Slytherin, die sich auch ohne Worte verstanden.

Allerdings schleppte Malfoy den Kater meistens nicht mit sich herum, sondern Harry lief neben ihm her und spielte mit Malfoys Umhangsaum.
 

**
 

Zwei Tage später hatten sie zunächst Kräuterkundeunterricht.

Professor Sprout erklärte ihm den Fortschritt im Wachstum der Alcampas, bevor sie mit dem Unterricht begann.

Harry sah interessiert zu, wie Hermine und Ron Pflanzen umtopften, Wurzeln schnitten und Früchte ernteten.

Die Pflanzen, die sie heute behandelten, waren alles andere als gefährlich.

Bei dem dritten Gewächs wiederholte sich alles und Harry beschloss, sich davon zu stehlen und das Gewächshaus aus Katzenperspektive zu erkunden.

Überhaupt waren alle Pflanzen in diesem Gewächshaus ungiftig, also konnte der Kater sich nach Herzenslust austoben.

Er ließ lange herabhängende Blätter über seinen Körper streicheln, was leicht kitzelte.

Der Kater schlug mit den Pfoten nach den Blättern und sah begeistert zu, wie sie wieder zu ihm zurück schwangen.

Innerlich wunderte der Zauberer sich, womit er sich als Katze so alles beschäftigen konnte.

Er konnte stundenlang einfach nur dösen, stundenlang diesen Blättern zusehen, sich stundenlang von Malfoy, Hermine oder Ron kraulen lassen – die drei waren die Einzigen, bei denen er es nicht als unangenehm empfand.

Seit er eine Katze war, war er noch gar nicht richtig draußen gewesen, hatte sich also weder mit Mäusen, noch mit Vögeln konfrontiert gesehen, abgesehen von dem kleinen Zusammenstoß mit Pigwidgeon.

Doch jetzt hatte er eine Maus entdeckt.

Leise pirschte er sich heran, den Körper nah an den Boden gepresst und ließ das Tier nicht aus den Augen.

Er fühlte, dass sein Körper angespannt war und verfluchte diesen Katzeninstinkt, denn töten wollte er eigentlich niemanden, auch keine Maus.

Jedoch hatte er schnell einen Grund gefunden, sich zu entspannen, denn mittlerweile war er näher heran und konnte feststellen, dass die Glaswand des Gewächshauses die Maus gerettet hatte.

Der Kater setzte sich vor die Glasscheibe und beobachtete die Maus gewissenhaft, den eigenen Schwanz hin und her schwingend.

Doch auch dies wurde ihm mit der Zeit zu langweilig.

Die Maus knackte Nüsse und ansonsten gab es nichts Interessantes zu sehen.

Davon einmal abgesehen, dass die Maus sich auch nicht von ihm stören ließ.

Wahrscheinlich hatte sie ihn nicht bemerkt, da er ja hinter der Scheibe in dem Gewächshaus saß.

Also beschloss er, wieder zu der Klasse zurückzutrotten.

Als er zurückkam, waren seine Mitschüler dabei, ihre Arbeitssachen zusammen zu packen.

Verwundert stellte er fest, dass Malfoy sich besorgt suchend umblickte, doch als er den kleinen Kater entdeckte, umspielte ein leichtes erleichtertes Lächeln seine Lippen.

Doch als er bemerkte, dass auch das Kätzchen ihn ansah, wandte er sich schleunigst ab.

Harry tapste auf den groß gewachsenen Slytherin zu und strich ihm um die Beine.

Scheinbar hatte sich der Ältere doch tatsächlich Sorgen um das Kätzchen gemacht.
 

**
 

Nach dem Abendessen folgte der Kater Malfoy durch die Gänge von Hogwarts.

Überhaupt verbrachte er seit dem missglückten Zauber mehr Zeit mit dem Blonden, als mit Ron und Hermine.

Was aber keinesfalls daran lag, dass er die beiden nun plötzlich nicht mehr mochte.

Im Gegenteil, sie schienen es sogar zu akzeptieren, dass er sich so eingehend mit dem Slytherin beschäftigte, also gab es keinen Anlass, sauer zu sein.

Nein, der Grund war schlicht, dass Ron und Hermine schnell von vielen Mädchen umzingelt waren, die den kleinen Kater streicheln wollten, wohingegen Malfoy meist alleine war und sich niemand an den Eisprinzen herantraute, somit hatte auch Harry seine Ruhe.

Ihm war allerdings aufgefallen, dass Crabbe und Goyle in letzter Zeit nicht mehr so oft um ihren Boss herumwuselten, wie das früher der Fall war.

Er fragte sich, was wohl der Grund dafür sein mochte.

Vielleicht waren die beiden jetzt unter Malfoys Würde, da der endlich erkannt hatte, dass ihre Intelligenz weit hinter seiner eigenen zurücklag.

Oder Malfoy war der Meinung, keine Bodyguards mehr zu benötigen, da Harry als Kätzchen sowieso nichts gegen ihn ausrichten konnte.

Doch wenn es so war, dass er glaubte, sich vor Harry schützen zu müssen, würde er sich jetzt nicht täglich mit dem verwandelten Zauberschüler abgeben, denn dem blieben die kleinsten Angewohnheiten des Blonden nicht verborgen.

Vielleicht hatten sie sich auch einfach nur verkracht, Malfoy wollte seine Ruhe haben oder sonst was.

Aber ansonsten schien der Eisprinz recht einsam.

Pansy hatte ihren Fanclub aufgegeben, seit sie einen Freund hatte, Millicent Bullstrode hatte durch einen Umzug bedingt die Schule gewechselt und Zabini steckte all seine Energie in ein geheimes Projekt.

Hinzu kam, dass Malfoys Eltern zurzeit beide in Askaban einsaßen.

Harry fragte sich, welche Bezugsperson Malfoy überhaupt momentan noch hatte.

Er selbst hatte ja wenigstens noch seinen Paten.

Zu sehr in diesen Überlegungen vertieft, die man, wie er erschreckenderweise feststellte, schon fast Sorgen nennen konnte, bemerkte der Kater nun erst, dass die Gänge um ihn herum immer dunkler wurden.

Sie waren bei den Kerkern angekommen.

Vor einem dunkelgrünen Wandteppich blieb sein Begleiter stehen.

Das Kätzchen legte fragend das Köpfchen schief und blinzelte zu dem Grauäugigen empor.

Wenn er sich nicht irrte, war dies der Eingang zum Slytheringemeinschaftsraum.

Er wusste nicht, was Malfoy nun tun wollte.

Harry setzte sich abwartend hin, doch er hörte, wie Malfoy etwas murmelte und sah, dass dieser auch schon durch den Teppich trat.

Dennoch blieb er genau dort sitzen, wo er war.

Seiner Meinung nach hatte er kein Recht, einfach dort einzudringen, es sei denn, er würde direkt dazu aufgefordert.

Ein Kopf tauchte wieder aus dem Wandbehang auf und sah sich suchend um.

Harry musste innerlich grinsen.

Hätte er es nicht besser gewusst… es erinnerte ihn stark an die vielen Köpfe der ehemaligen Hauselfen, die auf einem Wandpodest an den Wänden ausgestellt wurden.

Außerdem war Malfoy quicklebendig, was Harry auch sofort zu spüren bekam, denn kaum hatte der ihn entdeckt, erschien noch zusätzlich ein Arm aus dem grünen Stoff und schnappte sich den Kater.

Der gab ein etwas überraschtes Maunzen von sich.

Nicht nur, dass es ungewöhnlich war, dass Malfoy ihn packte, denn meistens ließ der ihn in Ruhe, so dass Harry selbst entscheiden konnte, ob er dem Blonden folgte oder eine andere Richtung einschlug, sondern er hatte auch, wie er im Stillen vor sich selbst zugeben musste, etwas Bammel davor, den Slytherinwohnbereich zu betreten, obwohl die meisten Slytherin wahrscheinlich noch gar nicht mitbekommen hatte, dass ihr Erzfeind Potter ein kleines Kätzchen war, doch ob das bedeutete, dass sie ihm nichts tun würden, das war fraglich.

Doch zu seinem Glück war der Oberslytherin wohl sein Beschützer, weshalb er gleich wieder still war, als Malfoy ihn durch den Wandbehang zog.

In dem kalt wirkenden grauen Raum sah Harry sich neugierig um.

Nicht nur, dass Malfoy nicht unbedingt mitbekommen sollte, dass er hier schon einmal in seinem zweiten Schuljahr gewesen war, sondern auch, weil er neugierig war, wie sich alles in den vier Jahren, die zwischenzeitlich vergangen waren, verändert hatte.

Der blonde Junge setzte den Kater auf dem Boden ab und sah lächelnd dabei zu, wie dieser den ihm riesig vorkommenden Raum auf tapsigen Beinen erkundete.

Derweil setzte Malfoy sich in einen der behaglich aussehenden grün gepolsterten Sessel am Kamin.

Eine Weile versuchte er, der verspielten Katze mit den Augen zu folgen, doch der sauste unter dunklen Umhängen hindurch, so dass er bald nicht mehr zu sehen war.

Zum Glück waren nicht allzu viele Schüler da, so dass Harry keine Panik schieben brauchte, entdeckt zu werden.

Währenddessen starrte Malfoy nachdenklich in die Feuersbrunst, wurde erst wieder aus seinen Gedanken gerissen, als der Kater schließlich wieder auf seinen Schoß sprang.

Der Blonde war überrascht, wie schnell das Kätzchen seinen Erkundungsgang beendet hatte und kraulte ihn gedankenverloren.

Harry schnurrte sanft und der Slytherin spürte eine angenehm beruhigende Wirkung.

Später am Abend nahm Malfoy den Kater auf seine Hand, stand auf und stieg einige Treppen empor.

Abermals sah das Tier ihn fragend an, doch auch diesmal gab Draco keine Antwort.

Stattdessen staunte Harry nicht schlecht, als sie plötzlich ganz eindeutig in einem der Schlafsäle standen.

Mit großen grünen Augen musterte er die gleichfarbigen Himmelbetten.

Irgendwie hatte er ja eigentlich fast schon erwartet, dass die Slytherins auf harten Holzpritschen schlafen würden, um ihre Härte und Disziplin zu demonstrieren.

Erst als Malfoy ein bestimmtes Bett ansteuerte, wurde Harry so wirklich klar, wo er sich befand und er fühlte sich sogleich unwohl in seiner Haut.

Der Junge setzte ihn auf der Decke ab.

„Bin gleich wieder da!“ lächelte er sanft, zog etwas unter der Bettdecke hervor und war kurz darauf durch eine andere Tür im Zimmer verschwunden, hinter der Harry einfach mal das Bad vermutete.

Er warf einen Blick auf die verschlossene Zimmertür.

Wenn ihm nicht der Zufall zu Hilfe kommen würde und jetzt nicht jemand den Schlafsaal betreten würde, dann säße er hier in der Falle.

Aber wieso tat Malfoy das?

Ihn mit sich ins Schlafzimmer zu nehmen, so was taten Feinde nicht.

Eigentlich.

Doch so lange er auch die Tür anstarrte, den anderen Bewohner hier im Saal schien es noch zu früh zu sein, diesen zu betreten.

Stattdessen schwang nun die Badezimmertür auf und ein komplett umgezogener Malfoy stand keine zwei Sekunden später vor ihm.

Malfoy trug, wie konnte es auch anders sein, einen grün-silbernen Pyjama.

Harry stellte sich auf seine vier Pfoten, wollte schon vom Bett hinunter springen, aber Malfoy fing ihn geschickt unter dem Bauch auf, so dass dem Kater nichts anderes übrig blieb, als seine Gliedmaßen herabbaumeln zu lassen.

Es war kein Wunder, dass er ihn erwischte, immerhin hatte er das ständige Quidditch-Training und er war nicht umsonst der Sucher der Mannschaft.

Er hatte zwar noch nie den Schnatz vor Harry selbst gefangen, aber es musste ja irgendeinen Grund haben, dass Slytherin die anderen Spiele immer gewann, obwohl er nicht wusste, inwiefern Malfoys Sucher-Fähigkeiten damit zu tun hatten, doch es wurden ja nur selten Spiele gewonnen, ohne dass das Siegerteam den Schnatz gefangen hatte.

Er zappelte leicht, um sich aus Dracos Umklammerung zu befreien, während der die grünen Vorhänge um das Bett zuzog und sich dann in sein Bett und unter die Decke legte, wollte den Kater aber scheinbar nicht loslassen.

Es schien, als hätte er Angst, dass dieser sich dann verziehen könnte.

Stattdessen drückte Draco das Kätzchen an seine Brust.

„Bleib bitte bei mir, Harry“, flüsterte Malfoy leise.

Angesprochener hob den Kopf und sah, dass der Blonde ihm traurig entgegenblickte, während er wieder begonnen hatte, den Kater zu streicheln. „Du bist doch der Einzige, den ich noch habe.“

Der Junge verstummte und blickte das Tier eine Weile schweigend an, bevor er weiter sprach. „Der Einzige, der mir noch so was wie Aufmerksamkeit schenkt.“

Er legte sich auf die Seite, den Kater neben sich auf der Matratze.

„Am Anfang habe ich dich wirklich gehasst.“ Ein leises Seufzen war zu vernehmen und er schloss kurz besinnend die Augen, doch er hatte sich dazu entschlossen, es sich von der Seele zu reden.

„Wie du weißt, bin ich Einzelkind“, fuhr er schließlich leise fort und sah den Kater dabei wieder an, der ihn eingehend zu mustern schien. „Meine Eltern haben mich immer verwöhnt und verhätschelt, mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen, ich konnte immer meinen Willen bei ihnen durchsetzen. Und sie haben mir von dem berühmten Potter-Jungen erzählt. Als ich dann hörte, wir wären im gleichen Jahrgang, habe ich mich ehrlich darüber gefreut, dich kennen zu lernen, was wiederum meine Eltern nicht erfreut hätte, hätten sie davon gewusst, immerhin warst du ja der Grund, weshalb sie verfolgt worden waren und Voldemort von der Bildfläche verschwunden war. Bei unserer ersten Zugfahrt musste ich natürlich sofort wissen, wer dieser Potter war und war enttäuscht, schon einen Zauberer-Freund an deiner Seite zu sehen, und dann ausgerechnet noch einen Weasley. Ich war sauer, wütend und verletzt, denn bis dahin hatte ich immer alles bekommen, was ich wollte. Dennoch habe ich mich dir als Freund angeboten, aber als alleinigen Freund, kein Weasley sollte mir dazwischenkommen. Doch ich wurde erneut enttäuscht, da du mir ja eine eindeutige Abfuhr erteilt hast. Und schon war der Hass da. Hass, Neid und Eifersucht auf Weasley, der in deiner Nähe sein durfte, mit dir befreundet war. Hass auf den berühmten Potter, weil er mich abgelehnt hatte, weil er mich nicht als Freund brauchte, weil er mich ignorierte. Dieses Gefühl wurde immer wieder aufs Neue entfacht, jeden Tag, wenn ich dich gesehen habe. Deshalb konnte ich mir die bissigen Bemerkungen und die Häme nicht verkneifen und fand Gefallen daran, dich leiden zu sehen. Aber mit jedem Schuljahr, das verging, wurdest du stärker, vor allem innerlich. Ich kam mir vor, als wäre ich in einem Straßengraben ausgesetzt und zurückgelassen. Also musste ich dir wehtun, denn du warst Schuld. Ich wollte nichts weiter, als deine Aufmerksamkeit. Jetzt sind meine Eltern in Askaban, meine Freunde wurden erwachsen, ohne weiter an mich zu denken und ich sitze noch immer einsam am Straßenrand und sehe zu, wie alle an mir vorbei laufen, ohne mich eines Blickes zu würdigen.“

Draco seufzte abermals, doch diesmal vor Erleichterung.

Er hatte es endlich jemandem sagen müssen, anstatt seine Ängste in sich hineinzufressen und dass er es Harry erzählt hatte, umso besser.

Der Blonde schloss müde die Augen.

Zwar war er nicht körperlich müde, aber dieses Geständnis hatte ihn geistig angestrengt, denn es war sehr schwer für ihn, das alles zuzugeben.

Harry schlich sich auf Samtpfoten zu Dracos Gesicht, das ihm noch immer zugewandt war.

Der öffnete erschrocken die Augen, als er die raue Zunge des Katers über seine Wange streichen fühlte.

Im Gegensatz zu dem Kätzchen hatte Draco nicht bemerkt, dass ihm salzige Tränen über die Wangen flossen.
 

**
 

Sie waren in der Nähe von Hagrids Hütte bei ihrem Pflege-magischer-Geschöpfe-Unterricht.

Die meisten Schüler saßen eher teilnahmslos in der Wiese, zupften gelangweilt das Gras.

Einzig Hermine schien den Ausführungen des Halbriesen zu folgen und auch Ron täuschte sein Interesse nur vor.

Heute war das Wetter viel zu schön, um es mit einschläferndem Unterricht zu verbringen.

Malfoy hingegen beobachtete den Kater eingehend.

Harry lag vor der niedrigen Umzäunung flach an das saftig grüne Gras gepresst in Lauerstellung.

Die Ohren lauschten aufmerksam, doch nicht den Worten des Lehrers, sondern auf Geräusche der Tiere, die Hagrid ihnen heute vorstellen wollte.

Durch seine grünen Augen beobachtete er die Tiere.

Sie sahen aus, wie Ratten, hatten aber keinen Schwanz und kakigrüne oder braune Schuppen.

Malfoy verfolgte amüsiert das Interesse des Katers.

Dessen Instinkt sagte zwar ‚Angreifen!’ aber er wusste aus Erfahrung, dass die Tiere, die Hagrid behandelte, meist gefährlich waren und er hatte keine Lust, am eigenen Leib zu spüren, ob die Viecher nun Feuer oder Säure spuckten.

Dennoch ließ er die Tiere, die in dem Gatter übereinander herwuselten, nicht aus den Augen.

Bis seine Ohren plötzlich etwas vernahmen.

Der Kater drehte diese nach hinten und bald folgte sein Köpfchen.

Er hatte eindeutig ein Geräusch gehört, das aus dem Verbotenen Wald kam und er hatte die schuppigen Ratten in dem Käfig sofort vergessen.

Einer Eingebung folgend, preschte er kurz darauf davon.

Verwundert sah Malfoy ihm nach, aber vorerst konnte er seinen Platz nicht verlassen, wenn es auch nicht jedem gleich aufgefallen wäre, wenn er es getan hätte, da er alleine etwas abseits stand.

Das Kätzchen lief geschwind über die sonnenüberflutete saftig grüne Wiese, am Rand des Verbotenen Waldes entlang.

Bald darauf erschien ein riesiger schwarzer Hund auf der Bildfläche.

Der Blonde konnte sehen, wie Harry sofort eine andere Richtung einschlug, aber nicht zu seinen Mitschülern zurück, sondern auf das Schloss zu.

Malfoy keuchte leise auf und stieß sich von dem Holzzaun um Hagrids Garten ab.

Der Hund würde dem Kater doch nichts tun?

Das würde er nicht zulassen!

Noch ehe jemand reagieren konnte, rannte er auch schon den leichten Hügel zu den Eingangstoren von Hogwarts hinauf.

„Mister Malfoy!“ schrie Hagrid dem flüchtigen Schüler hinterher, doch dieser ignorierte es.

Hermine folgte ihm zunächst mit den Augen, bevor sie diese zu dem Hund und dem Kater gleiten ließ.

Sie erfasste die Situation intuitiv und setzte sich sogleich ebenfalls in Bewegung.

„Hermine!“ rief Hagrid, wurde aber abermals ignoriert.

Der Bärtige wandte sich Ron zu, der schon im Begriff war, seiner Freundin zu folgen.

„Du bleibst hier!“ befahl er harsch. „Und die anderen ebenfalls!“

Er funkelte den Rest der verwunderten Schüler an, als hätten auch sie vor, ungefragt den Unterricht zu verlassen.

Ron gab sich gefügig und schaute Hermine und Malfoy nach.

Derweil hatte Malfoy die Eingangshalle der Schule erreicht.

Schnell sah er sich um und erkannte, dass Harry einfach unbeweglich am Boden hockte, während der große Hund sich ihm schwanzwedelnd mit der Schnauze näherte.

Panik erfüllte ihn, als der Hund diese dann auch noch öffnete und er die scharfen Eckzähne aufblitzen sah.

Beherzt sprang Malfoy auf den Kater zu, umgriff ihn schützend mit der Hand und rollte sich über die Schulter auf dem Boden ab.

Ein stechend scharfer Schmerz durchzog seine Schulter, doch das war ihm egal.

Ein Knie beließ er auf dem Boden, während er ein Bein aufstellte.

Wütend blitzte er den Hund an, der ihn scheinbar nur verwirrt und fragend ansah.

„Schnuffel?“ erschallte nun Hermines Stimme von der Eingangstür und sie betrachtete den großen Hund.

Das Mädchen hatte noch gerade gesehen, was passiert war.

Sie blickte kurz zu Malfoy, war doch überrascht, dass dieser, nun ja, sein Leben hatte er wohl nicht aufs Spiel gesetzt, jedoch schwere Wunden billigend in Kauf genommen, für Harry.

„Lass Harry los!“ meinte sie dann zu Malfoy gewandt.

„Aber…“, wollte Malfoy protestieren, wurde aber unterbrochen.

„Nun mach schon!“ schnitt die Brünette ihm scharf das Wort ab.

Widerwillig folgte Malfoy ihrer Anweisung, zumal der Kater nun kläglich miaute.

Der Hund schritt abermals auf den sitzenden Kater zu, doch Malfoy wich ihm keinen Deut von der Seite.

Sorgevoll sah er zu, wie sich die große Hundeschnauze erneut öffnete und er spannte sich an, um doch noch eingreifen zu können.

Jedoch ließ der Hund nur eine große rosafarbene Zunge herausschnellen und leckte damit dem Kater mehrfach über den Kopf und den ganzen Körper.

Malfoy sog überrascht die Luft ein, hatte er doch mit allem gerechnet, nur damit nicht.

Er hatte wirklich geglaubt, der Hund wolle seine Reißzähne in das kleine Kätzchen schlagen.

‚Aber seit wann essen auch Hunde Katzen?’ schalt er sich in Gedanken einen Narren.

Als er nun hoch sah, kam Hermine mit einem sanften Lächeln auf sie zu, das wohl den beiden Tieren galt.

Gerade, als sie ihre Hand nach dem Hund ausstrecken wollte, hob der lauschend den Kopf.

Bereits kurze Zeit später stand Snape am oberen Treppenabsatz.

„Miss Granger, Mister Malfoy, wieso sind Sie nicht in Ihrem Unterricht?“ Seine Stimme tropfte vor Fett genauso wie seine Haare.

Malfoy konnte beobachten, wie der Hund sich setzte und sich das kleine Kätzchen fast unter ihm verkroch.

Es sah so aus, als wollte Harry sich regelrecht unter den großen Köper schieben.

Er wandte dem Lehrer seine Aufmerksamkeit zu, denn Hermine hatte erstaunlicherweise noch nicht geantwortet.

„Besondere Umstände“, nuschelte er erklärend, glaubte aber nicht, dass Snape das durchgehen ließ.

„Besondere Umstände?“ wiederholte der Lehrer kalt und musterte den Slytherin eingehend.

Dann wandte er sein Interesse der Brünetten zu. „Sie werden beide eine Strafarbeit erhalten.“

Er ließ seinen Blick zu den beiden Tieren schweifen und betrat dann einen der Gänge außerhalb der Sichtweite der anderen Anwesenden.

„Wir sollten uns einen leeren Klassenraum suchen“, murmelte Hermine leise.

Malfoy zog erstaunt eine Augenbraue hoch.

Er hatte jetzt angenommen, die Streberin würde nun sofort zum Unterricht zurückstürmen.

Es hatte ihn sowieso verwundert, dass sie ihm gefolgt war und hoffte nun, den Grund zu erfahren.

Der Blonde sah, dass der Hund aufstand und das Kätzchen mit den Zähnen im Nackenfell packte.

So konnte er das kleine Tier bequem transportieren.

Er setzte sich in Bewegung und folgte Hermine, Malfoy schloss sich kurz darauf ebenfalls an.

Die Brünette hatte schnell einen leer stehenden Klassensaal gefunden und dirigierte den Rest der Gruppe hinein, bevor sie die Tür wieder hinter sich schloss.

Gerade wollte Malfoy den Mund öffnen, um nachzufragen, was hier vor sich ging, als er bemerkte, dass der Hund kein Hund mehr war und stattdessen ein Zauberer mit langen schwarzen Haaren vor ihnen stand, der den Kater auf einer Hand trug.

„Was hast du nur angestellt, Harry?“ Er musterte das Kätzchen ausgiebig aus seinen blauen Augen.

„Ein missglückter Animagus-Zauber“, klärte Hermine ihn auf, woraufhin Sirius bedächtig nickte.

„Sieht so aus.“ Der Ältere richtete seinen Blick auf die Brünette. „Als wir davon erfahren haben, mussten wir uns einfach vergewissern, wie es ihm geht.“

Er wandte den Blick wieder auf den Kater. „Aber anscheinend ja ganz gut.“

Der Zauberer kraulte sein Patenkind hinter den Ohren und erntete wohliges Schnurren.

„Wir?“ hakte Hermine nach.

„Öhm…“ Sirius sah betreten drein.

„Danke, dass du mich verraten hast“, war nun eine sarkastische Stimme aus dem Nichts zu vernehmen.

„’Tschuldige“, murmelte Sirius schuldbewusst.

Ein Seufzen erklang und plötzlich stand Remus Lupin mitten im Raum.

Er legte sich den Tarnumhang über den Arm und wandte sich lächelnd an Hermine. „Hallo, Hermine.“

„Professor Lupin!“ kam es nun überrascht von Malfoy.

Es war das erste Mal seit langem, dass er das Wort ergriff; was bisher geschehen war, hatte ihm die Sprache verschlagen.

„Ich bin hier kein Lehrer mehr, Mister Malfoy. Mister Lupin genügt vollkommen“, lächelte Remus auch den Blonden freundlich an, während Sirius’ Gesichtsausdruck eher grimmig erschien.

Zu gut kannte er Lucius Malfoy und war sich sicher, dass der Spross nicht wesentlich anders war.

Dennoch sagte er nichts, beschäftigte sich nur mit seinem Patenkind.

„Wieso der Tarnumhang und die Verwandlung?“ fragte das einzige Mädchen nun neugierig.

Abermals seufzte Remus. „Ich bin ein schwarzmagisches Wesen. Alle Zauberer denken, dass diese automatisch die Bösen sind und zu Voldemort gehören.“

Sirius zuckte mit den Achseln. „Ich werde noch immer als angeblicher Mörder vom Zaubereiministerium gesucht.“

Er warf wie beiläufig einen forschenden Blick zu Malfoy.

Es würde sich noch herausstellen, ob der Blonde sie verraten würde.

Plötzlich flog die Tür auf und die Anwesenden herum, doch es war nur Ron, der in der Tür stand.

„Ich soll dir von Madame Pomfrey sagen, dass der Trank bereits heute fertig ist!“ erklärte der Rothaarige.

Eigentlich sollte es erst in zwei Tagen soweit sein, aber je früher, desto besser, wie Harry fand.

Sirius fragte sich sogleich misstrauisch, weshalb der Weasley-Spross nicht überrascht war, sie hier alle zu sehen, doch dann fiel sein Blick auf ein Stück Pergament in der Hand des Sommersprossigen, das auch erklärte, wie er sie gefunden hatte: die Karte der Herumtreiber.

„Wer hat ihn gebraut?“ erkundigte Sirius sich argwöhnisch.

Er traute Snape keinen Schritt, doch er wusste ja, dass dieser hier Zaubertränkeunterricht gab.

„Professor Slughorn, der neue Lehrer für Zaubertränke. Snape unterrichtet jetzt Verteidigung gegen die dunklen Künste“, klärte Ron ihn auf.

„Aha“, brummte Sirius.

War es nun wirklich besser oder eher schlechter, dass Snape nun VgddK unterrichtete?

„OK, dann auf!“ rief Hermine, die sichtlich froh war, dass Harry bald wieder seine normale Gestalt annehmen würde, wohingegen Malfoy dem eher mit gemischten Gefühlen entgegen sah.

Immerhin hatte er Potter ziemlich viel aus seiner Gefühlswelt erzählt, wohingegen von diesem erst noch eine Reaktion darauf folgen musste.

Sirius und Remus tauschten einen kurzen Blick.

„Wir werden hier warten“, erklärte Remus dann.

„Aber lasst uns die Karte da, damit wir wissen, wenn jemand hierher kommt“, fügte Sirius hinzu, wonach Ron ihm besagte Karte überreichte.
 


 

Die vier machten sich also alleine auf den Weg zum Krankenflügel, der Kater trottete neben ihnen her.

Er freute sich ungemein darüber, endlich seinen menschlichen Körper zurückzuerhalten, die ganzen Mädchen hatten ihm das Katzendasein wahrlich zur Hölle gemacht.

Dem Einzigen, dem er vielleicht etwas nachtrauern würde, wären wohl Malfoys Streicheleinheiten.

Dieser Gedanken überraschte ihn, aber er stellte fest, dass das wohl die Wahrheit war.

Kurz vor dem Eingang zum Krankensaal strich er noch ein letztes Mal um Malfoys Beine, der ihn auch prompt auf den Arm nahm und noch einmal drückte, während Ron die Tür öffnete und die beiden Gryffindors bereits den weitläufigen Saal betraten.

Malfoy folgte den beiden in einigem Abstand.

Ihm war irgendwie mulmig in der Magengegend, es war, als müsse er seinen einzigen Freund hergeben, aber er wusste, dass es besser sein würde.

Besser für Harry zumindest.

Den Blonden hingegen ergriff eine Art Melancholie und dennoch bewegten sich seine Beine automatisch zu Madame Pomfrey, die sie schon zu erwarten schien.

Die Krankenschwester füllte ein kleines Schälchen mit einer roten, bläulich schimmernden Flüssigkeit und setzte diese auf dem Boden ab.

Harry sah Malfoy noch einmal aus seinen grünen Katzenaugen an, bevor dieser ihn neben dem Schüsselchen absetzte.

Dann wandte er seine komplette Aufmerksamkeit dem Gebräu zu.

Er tauchte seine Zunge hinein und spürte sofort ein Kribbeln darauf.

Hastig trank er weiter und stellte fest, dass dies endlich mal ein Zaubertrank war, der auch halbwegs schmeckte.

In seiner Zaubererlaufbahn hatte er ja schon genug Erfahrung mit allerlei Heiltränken gemacht, so dass er dies beurteilen konnte.

Nachdem die Schale geleert war, geschah erst einmal nichts und Draco fragte sich schon besorgt, ob es nicht wirkte.

Doch mit einem Mal saß Harry wieder vor ihnen.

Er trug Teile seiner Schuluniform und machte ein etwas verwirrtes Gesicht, ob seiner seltsamen Sitzposition, denn er hatte beide Beine nach außen angewinkelt neben sich liegen, was sehr unangenehm war.

„Du hast noch deine Katzenohren“, flüsterte Hermine leise und jetzt erst fiel es auch Malfoy auf.

„Und deinen Katzenschwanz“, fügte Ron leise hinzu.

Harry hob beide Hände zu seinem Kopf und tastete nach seinen Ohren.

Als er die fellbewachsenen spitzen Objekte berührte, wurde sein Blick noch verwirrter und etwas entsetzt.

„Tja, ich kann dir noch etwas von dem Trank bringen, aber nicht zu viel, sonst schadet dir das“, mischte sich nun Madame Pomfrey ein.

„Ich…“ begann Harry, doch seine Stimme war nur ein einziges Krächzen, was ihn sofort abbrechen ließ.

Draco ging vor Harry in die Hocke und beugte sich zu ihm.

Er hatte etwas gesehen, als Harry sprechen wollte, was er nun überprüfen wollte.

Langsam hob er die Hand, legte sie an Harrys Kopf, der ihn sofort verwundert ansah und öffnete mit dem Daumen dessen Lippen.

Der Blonde zuckte zurück, als Harry ihn so ansah und wandte verlegen den Blick ab.

„Die Reißzähne hat er auch noch“, erklärte er schließlich.

Der Jüngere ließ seine Zunge über seine Zähne gleiten, nur um festzustellen, dass Malfoy tatsächlich Recht hatte.

„Hier ist noch ein wenig des Trankes.“ Madame Pomfrey stand plötzlich wieder neben Harry und reichte ihm eine kleine Glasphiole hinab.

Der nahm sie entgegen und leerte sie in einem Zug.

Während sie gespannt auf eine Wirkung warteten, versuchte Harry, in eine bequemere Sitzposition zu finden, doch er hatte Mühe, überhaupt seine Beine dorthin zu bekommen, wo er sie hinhaben wollte.

„Komm, ich helfe dir hoch.“ Draco war wieder aufgestanden und hielt dem Sitzenden nun leicht lächelnd seine Hand entgegen.

Harry sah so hilflos aus, als er erfolglos versuchte, aufzustehen.

Der Schwarzhaarige griff nach kurzem Zögern danach und Draco zog ihn hoch.

Als der Gryffindor schließlich stand, waren sich ihre Gesichter ziemlich nahe, so dass sie sich schnell voneinander trennten, nicht ohne dem anderen noch tief in die Augen zu sehen.

Auch nach einiger Zeit trat keine Wirkung der zweiten Dosis Medizin ein.

„Sieht so aus, als wäre an deinem Aussehen nichts mehr zu ändern“, meinte Madame Pomfrey nachdenklich. „Ich werde mit Dumbledore reden müssen.“

Damit verschwand sie dann auch schon wieder in ihrem Büro.

„Naja“, grummelte Harry daraufhin nur, empfand den Ärmel seines weißen Hemdes aber momentan viel interessanter.

„Dann können wir ja jetzt gehen!“ erklärte Ron fröhlich.

Hermine zog den Rothaarigen mit sich. „Wir müssen noch Hausaufgaben machen!“

„Aber…!“ begann Ron zu protestieren, erhielt aber einen unauffälligen Stoß von Hermines Ellbogen in die Seite, so dass er nicht weiter sprach sondern sich aufs Fluchen verlagerte.

„Ich geh nur kurz zu Sirius und Remus!“ erklärte Harry an seine Freunde gewandt.

Hermine nickte lächelnd.

Die beiden Gryffindor stiegen die Treppe hinauf, während Harry und Draco die Treppen hinab stiegen.

Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her.

„Was wird jetzt aus uns, Harry?“ durchbrach Malfoy schließlich leise die Stille. „Sind wir noch immer Feinde?“

„Ich weiß nicht“, zuckte Harry mit den Achseln, woraufhin er einen irritierten Blick erntete.

„Wie meinst du das?“ hakte Malfoy verwundert nach.

„Es hängt ganz von dir ab.“ Harry wandte den Kopf und sah den Blonden aufmerksam an.

„Kannst du dich an unser erstes Treffen erinnern?“ Malfoy nickte.

„Und dann das, was du mir neulich in deinem Bett erzählt hast?“ Abermaliges Nicken folgte.

„Du hast mich zu deinem Feind gemacht. Ich wollte nie dein Feind sein“, erklärte Harry nun. „Ich wollte mir lediglich meine Freunde selbst aussuchen und Ron war einer davon. Du wolltest das aber nicht akzeptieren und hast mich vor die Wahl gestellt. Ich wollte nicht mit jemandem befreundet sein, dem ich alleine gehören sollte und der keine anderen Freunde an meiner Seite dulden wollte. Nur deshalb habe ich ausgeschlagen. Also sag du mir: Sind wir noch Feinde?“

Malfoy schluckte.

Da hatte er sich damals wohl was eingebrockt.

„Harry!“ Malfoy griff nach dessen Hand und riss ihn zu sich herum, weil dieser sich mittlerweile wieder von ihm abgewandt hatte.

Er sah fest in die grünen Augen seines Gegenübers. „Ich will nicht, dass wir Feinde sind.“

Harry lächelte. „Gut. Freunde?“

Zu seiner Überraschung schüttelte Malfoy den Kopf. „Nein. Mehr.“

Er zog den Jüngeren zu sich heran und küsste ihn einfach auf die Lippen.

Doch der Kleinere schob ihn von sich. „Lass das! Du kannst nicht von Null auf Hundert gehen und alles dazwischen auslassen!“

„Harry, ich liebe dich!“ schwor Draco und sah sein Gegenüber eindringlich an.

„Lass uns erst mit einer normalen Freundschaft anfangen, OK, Draco?“ Harry sah den Blonden bittend an.

So schwer es Draco auch fiel, er musste zustimmen, wenn er Harry nicht wieder vollkommen verlieren wollte.

Aber ihm war aufgefallen, dass Harry ihn zum ersten Mal beim Vornamen genannt hatte und es klang wirklich schön, was ihn leicht lächeln ließ.

Und außerdem hatte Harry eine Beziehung ja nicht von vorneherein abgelehnt.

Kurz danach erreichten sie den Klassensaal, in dem sie die beiden Älteren zurückgelassen hatten.

Der Schwarzhaarige riss überschwänglich die Tür auf.

Was er dahinter sah, ließ ihn ein wenig stutzig werden, denn sein Pate und dessen bester Freund waren in einen innigen Kuss vertieft.

Der Junge räusperte sich, woraufhin die beiden ertappt auseinander flogen und sich ein leichter Rotschimmer auf Remus’ Wangen legte.

„Ich will euch ja nicht stören“, grinste er frech und auch Malfoy hinter ihm musste grinsen. „Aber ich dachte, euch interessiert vielleicht das Ergebnis meiner Rückverwandlung.“

Sirius hingegen war ganz gelassen und musterte sein Patenkind.

„Scheint nicht ganz geklappt zu haben“, stellte er fest.

Harry zuckte mit den Schultern. „Ich kann damit leben.“

„Du hättest mich doch fragen können, wie der Animagus-Zauber richtig funktioniert“, tadelte Sirius ihn.

Harry zog eine Augenbraue hoch. „Ach, und du glaubst, du hättest noch gewusst, wie es funktioniert?“

Diese Frage stimmte Sirius nachdenklich.

Hätte er es tatsächlich noch gewusst?

Damals hatten James und er den Trank gemeinsam ausgeheckt und es war an die 20 Jahre her, als sie zu ihren Tierformen wurden.

Er zuckte also mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht“, gab er dann ehrlich zu.

„Siehst du! Hätte mit deiner Hilfe auch schlimmer enden können!“ erklärte Harry triumphierend, woraufhin sein Pate einen gespielten Schmollmund zog.

Remus lachte leise, schien sich köstlich zu amüsieren.

„Und ihr zwei seid jetzt ein Paar?“ erkundigte Harry sich neugierig bei seinem Paten.

Remus wandte sich etwas verlegen Sirius zu, doch dieser schien keine Geheimnisse vor seinem Patenkind haben zu wollen.

„Was heißt hier jetzt?“ meinte der lapidar.

„Wir waren schon in unserer Schulzeit zusammen. Nur Askaban hat uns dreizehn Jahre lang getrennt. Aber es war ja klar, dass du es herausfindest. Du bist eben genauso neugierig, wie dein Vater“, zwinkerte er Harry zu und ignorierte, dass es ihr eigenes Verschulden war, dass er sie erwischt hatte, denn sie hätten die Karte der Herumtreiber beobachten können.

„Was, und das sagt ihr mir erst jetzt?“ Harry tat empört.

„Naja, jetzt bist du jedenfalls alt genug, um es zu verstehen“, erklärte Sirius nur.

Dann wechselte er das Thema. „Du kommst jetzt gut mit Malfoy aus?“

Harry drehte sich etwas zu dem Blonden. „Wir sind jetzt Freunde.“

Dann wandte er sich wieder seinem Paten zu. „Was dagegen?“

„Nein.“ Diese Antwort überraschte Harry. „Du bist alt genug, um dir deine Freunde selbst auszusuchen.“

„Du bist nicht sauer?“ hakte Harry verwundert nach.

„Weshalb sollte ich? Du musst wissen, was du tust. Ich kenne nur seinen Vater. Wenn ich von ihm auf sein Fleisch und Blut schließen würde, müsste ich sehr besorgt sein. Und eigentlich heißt es ja auch ‚Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm’“, meinte Sirius und musterte die beiden Jungen.

„Sirius…“ wollte Remus seinen Liebsten beschwichtigen, wurde aber unterbrochen.

„Ja, Papa, ich werde vorsichtig sein und Mama, du brauchst nicht einzugreifen.“ Während dieser Worte versuchte Harry, ernst zu bleiben, was ihm angesichts der Gesichter der Erwachsenen mehr als nur schwer fiel.

Schließlich konnte er nicht mehr anders und prustete los.

Die verwirrten und erstaunten Gesichter der beiden waren einfach ein Anblick für die Götter.

Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, wurde er wieder ganz ernst.

„Ihr seid doch meine Ersatzeltern, oder?“ fragte er leise.

Remus lächelte leicht und winkte den Jungen zu sich heran.

Dann vergrub er eine Hand in Harrys strubbeligem Haar. „Natürlich, Harry.“

Er gab Angesprochenem einen kleinen Kuss auf die Stirn und auch Sirius drückte Harry an sich.

„Kann ich dann in den Ferien bei euch wohnen?“ wollte Harry leise wissen.

„Harry, du weißt, dass du bis zu deiner Volljährigkeit bei deiner Muggelverwandtschaft bleiben sollst“, erklärte Remus sanft. „Aber diesmal wird es ja nur ein Monat sein, dann hast du ja Geburtstag.“

Malfoy beobachtete die ganze Szene von der Tür aus, an der er noch immer stand.

Es versetzte ihm einen kleinen Stich ins Herz.

Er hatte keine Familie mehr.

Aber immerhin hatte er jetzt wieder einen Freund.

Und vielleicht würde eines Tages mehr aus ihnen werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SoraConstantin
2010-04-02T20:45:18+00:00 02.04.2010 22:45
ein sehr süßes Kapitel, bin gespannt, wie es weiter geht, das mit den Ohren und dem Schwanz find ich cool, das sollte nicht mehr weggehen!^^

GLVG _Hermosura_
Von: abgemeldet
2007-10-25T13:00:18+00:00 25.10.2007 15:00
Boah, wie süüüüüüüß!!!!!!!! (O-Ton meine Freundin^^)
Unbedingt weiterschreiben, du schreibst echt super!
Johnathan
Von: abgemeldet
2007-09-05T13:17:38+00:00 05.09.2007 15:17
Großes Kompliment :-) Die Geschichte ist echt Süß und eine Fortsetzung wäre echt schön.
Von:  Luci-Maus
2007-09-01T18:49:29+00:00 01.09.2007 20:49
Die Story ist echt süüüß! ^^
Harry als Samtpfote *schwärm*schnurr*
Schade das schon alles zu ende ist, ich wäre für eine Fortsetzung *hundeaugenbettelblick* °.°
Falls du dichfür eine Fortsetzung entscheidest würde ich mich RIESIG über eine ENS freuen. *glitzerfunkelaugen* ^.^

Bye, Luci

Von: abgemeldet
2007-08-26T01:37:03+00:00 26.08.2007 03:37
Ich bin auch für Fortsetzung!!

Hast du wirklich zuckersüß beschrieben, und es muss tatsächlich die Hölle für Harry gewesen sein mit den ganzen Mädchen, denn ich wäre wohl nicht besser gewesen ^^"
*zu Kater auf meine Bett schiel*
*genervten Blick kassier*

Aber vorallem find ich gut, dass Harry nicht ganz auf Draco eingegangen ist, aber ne Beziehung auch nicht verneint hat.
Ach, dennoch war die Szene, wo sich Draco Harry anvertraut, endschön. Und so toll verbildlicht =)

Fortsetzung ;)
Von: abgemeldet
2007-08-09T21:26:36+00:00 09.08.2007 23:26
hey!!
deine FF gefällt mir echt sehr!!!
und harry als kater finde ich echt klasse!!
schreibst du bald eine fortsetzung??
wenn ja, schickst du mir dann eine ENS???
würde mich freuen!!
Von: BlaiseZabini
2007-08-09T01:44:53+00:00 09.08.2007 03:44
hy!
die story ist ja echt süß!
Harry als Kätzchen gefällt mir!
schreibst du ne Fortsetzung??
ich würde mich riesig darüber freuen, weil noch so viele fragen offen sind!
also bitte schreib weiter!
lg cherrri
Von:  Shadow73
2007-08-08T19:27:59+00:00 08.08.2007 21:27
Eine wirklich süße Story...allerdings schreit sie förmlich nach einer Fortsetzung, da doch einige Sachen offen bleiben.
Zum Beispiel würde mich schon die Reaktion der anderen Schüler auf Harrys neues Aussehen interessieren...und dann kann Harry doch unmöglich mit den Katzenohren und dem Schwanz zu seinen Verwandten *grübel* die Dursleys würden doch durchdrehen *smile* ...wird Sirius sich überwinden können und Draco auch irgendwann in der Familie willkommen heißen...und nicht zu vergessen, bleibt immer noch die große Frage wie sich das Verhältnis zwischen Draco und Harry weiterentwickeln wird, ob irgendwann wirklich mehr als Freundschaft daraus wird...

Also du siehst, es gibt noch genügend Fragen die in einer Fortsetzung auf eine Beantwortung warten...und auch sonst würde ich gerne noch mehr von dem niedlichen Kätzchen lesen *smile*
Liebe Grüße

Von:  Chiron
2007-08-08T18:10:22+00:00 08.08.2007 20:10
Hey..
Wundervoller OneShot..
Schade das es nicht weitergeht..
Aber wie soll Harry zu seinen Verwandten mit den Katzenohren und dem Schwanz..^^
War aber wirklich schön zu lesen..^^
Von:  AngelHB
2007-08-08T10:46:03+00:00 08.08.2007 12:46
Hi!

Ne super Story. Find Harry echt süß. Find du könntest auch noch ne vortsetzung schreiben. Würd mich freuen. Kannst ja ma per ENS bescheid sagen wenn was neues von dir on is.

LG Angel


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