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Bunte Farben, weißer Schnee

My endless sorrow >.<
von

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Bunte Schneeflocken

Bunte Schneeflocken
 

~*für Eri
 

Verflucht. Mist. Verdammte Scheiße. Herrgott nochmal. Fuck.

Langsam gehen mir die Schimpfwörter aus. Ich schreibe sie schon alle auf, damit ich zu gegebenen Zeitpunkt alle aus mir herausschreien. Hab schon eine ganze Liste voll. Fallen mir noch mehr ein?

Merde.

Oh, das ist gut! Französisch schimpfen für Japaner. Wie man das wohl ausspricht??? Merude oder so? Na egal. Das muss ich mir mal merken und auf die Liste schreiben.

Okay, ich weiß, es ist komisch, mitten in einer wichtigen Bandprobe nur daran zu denken, welche Schimpfwörter ich noch nicht aufgeschrieben habe. Aber es beruhigt mich ungemein!! Im Moment befinde ich mich in einer total blöden Situation, und deswegen brauche ich etwas Ablenkung. Vulgäres Lexikon erstellen ist meine momentane Lebensaufgabe.

„Hey, Intetsu, schlaf nicht!“

Die Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Ich sehe auf, direkt in das Gesicht unseres Sängers Aoi. Er schaut mich mit einer Mischung aus Belustigung und Verwunderung an. Bestimmt fragt er sich, was mit mir los ist.

„Was ist denn los mit dir?“

Oh, Bingo! Das macht hundertzwei Punkte für mich! Siegespose, Victory, I’m the champ-!

“Intetsu???”

“Hu?”

Erst jetzt bemerke ich, dass ich mich wirklich in eine Siegespose geworfen habe, ich stehe mit einem Fuß auf einem Stuhl im Proberaum, einen Arm samt Gitarre in die Luft gestreckt und zwei Finger zum „V“ gespreizt. Ups.

Schnell stelle ich mich wieder normal hin und lächle die anderen vier Bandmembers entschuldigend an, die jetzt lauthals loslachen.

Ja, lacht nur, denke ich mir verbittert. Sie lachen über mich, aber insgeheim lachen sie mich aus. Das weiß ich ganz genau. Ich habe es auch schon rausbekommen, was sie seit einiger Zeit planen. Alle vier, gemeinsam mit einer unbekannten Anzahl an Mitverschwörern. Sie wollen mich stürzen. Ihren Anführer, der sie stets auf rechtem Wege leitet und an frischem Wasser tränkt… oder so… Ähm, ich bin zwar nicht Mose, aber immerhin Intetsu, der Leader von Ayabie, das ist doch auch mal was, oder? Aber die anderen vier scheinen meine Unersetzbarkeit nicht zu akzeptieren – und wollen mich aus der Band drängen. Sie sagen es nicht offen, aber ich spüre es ganz genau. Ich denke, ich nerve sie. Sie wollen mich nicht mehr bei sich haben, behalten mich nur, solange sie keinen anderen Bassisten gefunden haben. Es gibt viele Situationen, in denen das auffällig ist. Ich habe zum Beispiel einmal Kenzo und Takehito belauscht, wie sie heimlich über mich geredet haben. Ist noch nicht sehr lange her, Yumehito war gerade zu uns gekommen…

Damals lief das so ab…
 

„Meinst du das ernst, Kenzo?“ Leise Flüsterstimme. Unsicher.

„Aber natürlich. Wir müssen es so machen. Es gibt keine andere Möglichkeit!“ Bestimmt und sicher.

„Okay. Dann gebe ich Aoi den Schlüssel, und am Samstag treffen wir uns bei mir.“

„Wir drei? Und Yumehito!“

„Ja, natürlich auch Yum-chan!“

„Also gut, dann besorge ich für den Abend Pizza für vier!“

„Ach, soviel essen werden wir nicht, es gibt wichtiges zu besprechen!“

„Stimmt!“

Dann lachten beide. In meinen Ohren klang es hämisch, es hallte in meinem Kopf wieder. Ich sank außen an der geschlossenen Tür unseres Proberaumes, in dem die beiden waren, hinunter und fühlte mich einfach nur kalt, leer und einsam.
 

So war das. Die vier hatten sich ohne mich getroffen. Hatten die ganze Woche noch ein Trara um diesen Samstag gemacht und waren am Montag alle müde. Und ich? Mich haben sie gar nicht weiter beachtet. Und das geht jedes Mal so. Sie treffen sich heimlich oder sind nicht zu erreichen oder ähnliches und wenn ich sie darauf anspreche, weichen sie mir aus. Warum nur? Was habe ich falsch gemacht? Ist es, weil Ryohei jetzt weg ist? Geben sie etwa mir die Schuld daran, weil ich ihn öfters wütend angegiftet habe? Eigentlich bin ich ja die Ruhe in Person, aber es gab halt öfters Streit mit Ryohei, weil er aussteigen wollte. Aber… auch die anderen hatten Streit mit ihm! Und letztendlich haben wir alle eingesehen, dass es auch musikalisch Differenzen gibt und Ryohei verabschiedet. Uns verbindet noch eine leichte Freundschaft und Yumehito ist doch ein guter Ersatz, also wieso sollten sie böse auf mich sein? Und warum sprechen sie mich nicht direkt darauf an?

„Also Intetsu, nachdem du heute anscheinend schon wieder einen verträumten Tag hast, beenden wir mal lieber die Probe!“, ruft plötzlich jemand neben mir. Ich zucke zusammen und sehe mich um. Yumehito grinst mich ein Stück entfernt frech an. Bevor ich etwas erwidern kann, haben Takehito und er schon ihre Gitarren abgelegt und aufgeräumt. Moment mal! Ich bin der Leader, ich beende die Probe doch!

„Ich… äh…“, fange ich etwas verwirrt an und stehe etwas verloren mitten im Raum.

„Ach, Intetsuuu! Was ist nur los? Immer bist du so verträumt und spielst nicht ordentlich!“, sagt auf einmal Aoi, der gerade sein Hütchen genauer betrachtet. Ganz nebenbei sagt er das!

„Genau! Immer spielst du so schräg daher! Sonst bist du doch auch nicht so schlampig, wenn’s ums Proben geht!“, meckert jetzt auch Takehito los und sieht mich etwas beleidigt an.

„Aber echt! Da stimme ich Ta-chan voll zu! Es ist doch nervig für uns alle, wenn wir immer und immer wieder von vorne anfangen müssen, weil du so falsch spielst, dass wir alle rauskommen!“, stimmt Kenzo zu und steht auf.

Ich schlucke. Herrje. Sie haben Recht, in letzter Zeit spiele ich häufig schlecht, weil ich ganz in Gedanken versunken bin, anstatt mich zu konzentrieren. Aber das ist doch nur, weil ich Angst habe, dass sie mich aus der Band drängen wollen, weil ich nerve und schlecht spiele… verdammt, das ist ja ein Teufelskreis!!

„Hm, hast du vielleicht irgendein Problem? Oder Sorgen?“, fragt mich plötzlich Aoi etwas besorgt. Er schaut mich sogar ganz ernst an, ohne zu grinsen. Ich überlege kurz, was ich antworten soll, während ich meinen Bass aufräume. Die anderen vier sehen mir schweigend dabei zu. Diese Stille erdrückt mich fast, sodass es schließlich einfach aus mir herausplatzt.

“Natürlich habe ich Sorgen. Aber das müsstet ihr doch am besten wissen!“, schreie ich sie an und werfe ihnen zutiefst beleidigte Blicke zu. Sie erwidern den Blick verständnislos und überrascht. Gute Schauspieler.

Ich seufze, drehe mich um und stürme aus dem Zimmer. Die anderen rufen mir nach, aber ich höre nicht zu. Stattdessen schnappe ich mir hastig meinen Mantel und verlasse so schnell wie möglich das Gebäude.

Außen schlägt mir zuerst der kalte Wind entgegen. Es ist schon dunkel, kein Wunder, es ist Winter. Die Straßenlaternen tauchen den Weg in ein schummrig-gelbes Licht, in den Häusern leuchten auch einsame Lichter. Die blätterlosen Bäume am Straßenrand sind nur als dunkle Silhouetten zu erkennen. Ich schlinge die Arme um meinen Oberkörper, um mich etwas zu wärmen, während der kalte Wind meine Haare zerzaust. So schnell wie möglich gehe ich Richtung traute Heimat, meine Wohnung. Leider habe ich keinen Schirm dabei und der dunkle Himmel, voller schwarzer Wolken, die den Mond verdecken, sieht verdächtig nach Regen oder gar Schneeregen aus. Zum Glück komme ich trocken zu Hause an, wo ich sofort ins Wohnzimmer tapse und mich auf’s Sofa fallen lasse. Das Telefon blinkt, neue Nachrichten. Bestimmt meine geliebten Bandmembers. Die können mir gestohlen bleiben! Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch schlafe ich schließlich in meiner Straßenkleidung auf dem Sofa ein, obwohl es erst acht Uhr abends ist…
 

Reis… Nudeln… Waschpulver… Gut, ich müsste alles haben!

Ich gehe noch einmal meine Einkaufsliste durch und kontrolliere die Sachen, bevor ich mich Richtung Kasse bewege. Man, freitags ist der Laden mal wieder komplett überlaufen. Obwohl er 24 Stunden offen hat, gehen viele Leute nachmittags einkaufen, warum auch immer. Dass die nicht alle arbeiten müssen?!

Plötzlich halte ich inne. Da vorne… das ist doch Yumehito!! Was macht der denn hier im Laden?! Einkaufen natürlich, ja, aber…

Ich habe die anderen seit Montag, unserer katastrophalen Bandprobe, nicht mehr gesehen und auch nichts von ihnen gehört. Das nenne ich mal gute Freunde. Alle Anrufe und Nachrichten auf dem Anrufbeantworter waren immer nur von der Telefongesellschaft und ein paar Bekannten, nichts wichtiges.

Wie von selbst bewege ich mich auf Yumehito zu, der anscheinend ein paar Backzutaten durchsucht. Er hat auch einen Zettel in der Hand und kramt in einem Regal herum.

„Hi, Yumehito!“, sage ich, als ich hinter ihm stehe. Er zuckt zusammen, als hätte ihm ein Indianer einen Giftfrosch in den Kragen gestopft, um ihn zu ärgern. Dabei gibt’s hier doch gar keine Indianer. Nur freilaufende Bandleaders, mindestens genauso gefährlich. Yumehito dreht sich langsam um.

„Ah… ha-…hallo, Intetsu…“, stammelt er und setzt ein falsches Lächeln auf. Ich sehe genau, dass ich ihn ertappt habe, bei was, weiß ich nicht so genau. Vielleicht sind das ja keine Backwaren sondern Porno-DVDs. Dunkle Geheimnisse unseres Chibis. Er schaut Pornos. Am besten noch Schwulen-

„Also, ähm, ich hoffe, dir geht’s auch soweit gut, ich hab’s leider seeehr eilig, weil, äh, meine Mutter morgen kommt, deswegen kann ich nicht soviel reden, sorry! Bis bald!“

Und schon drängt er sich an mir vorbei und stürmt Hals über Kopf Richtung Ausgang, rennt dabei noch zwei alte Frauen und ein Marsmännchen über den Haufen, ach ne, das war kein Marsmännchen, bloß ein hässlicher Hip Hoper, der über seine Hose gestolpert ist…

Ich sehe Yumehito, der übrigens nur eine Packung Mehl in der Hand hatte, nach und schüttle dann resigniert den Kopf. Schon wieder. Immer diese vollkommen idiotischen Ausreden, bloß um ja nicht zuviel Zeit an mir verschwenden zu müssen. Wie gemein!! Beleidigt stapfe ich auch zur Kasse, bezahle meine Sachen und fahre nach Hause. Jedenfalls will ich nach Hause fahren. Unterwegs aber gibt mein Auto den Geist auf. Darf doch nicht wahr sein!!

Ich raufe mir die blonden Haare, steige aus und laufe um das Auto herum. Hm…

Blöd nur, dass ich nicht die geringste Ahnung von Autos habe… Bei uns ist Takehito dafür Fachmann! Ich entschließe mich, ihn anzurufen…

„…Tuuut…. Tuuut…

Guten Tag. Leider ist Meister Takehito ausgeflogen. Er treibt sich entweder im Auto irgendwo herum oder hat einfach keinen Bock, jetzt ihre dumme Stimme zu hören. Wenn Sie Glück haben, hört er den Anrufbeantworter vielleicht ab, wenn er Zeit hat.“

Mal wieder das Übliche bei Takehito. Ich warte, bis der Anrufbeantworter fertig ist, da Takehito oft zu spät abhebt. Aber zu meiner Verwunderung geht es noch weiter, der Anrufbeantworter labert und labert…

„…und wenn du es bist, Aoi, dann sag ich dir jetzt zum fünfhunderttausendsten Mal: ich hab deinen dummen Teddy nicht, klar?! Und Yumehito, nerv mich nicht wieder damit, dass deine Gitarre einen Staubkornfleck hat, sondern üb ordentlich und guck dir die Gitarre nicht so genau an. Kenzo, du kannst von mir aus wieder die ganzen 16 Minuten Aufnahmezeit volllabern, das höre ich mir eh nicht an. Und Ryohei, es interessiert mich nicht, ich wiederhole, NICHT, dass deine Haare um 0,00001 mm gewachsen sind. So. PIEP!“

Ich stehe ganz erstarrt da. Alle, selbst Ryohei, wurden genannt, alle. Außer mir. Auch, wenn er etwas böse Sachen zu ihnen sagt… So ist er manchmal. Er meint es oft nicht böse, viel mehr will er dadurch, dass er Menschen frech oder unhöflich anspricht, zeigen, dass er sie akzeptiert und sie schon zu seinem engeren Freundeskreis gehören. Und ich…

Ich zucke zusammen, als plötzlich ein lautes Hupen zu hören ist. Stimmt ja, ich habe hier eine Fahrzeugpanne und versperre die Fahrbahn. Zum Glück ist das keine stark befahrene Straße, nur gerade eben kommt ein Auto vorbei. Darin sitzt ein dicker Typ, der das Fenster runterkurbelt und mich mit einem schrecklichen Dialekt ankeift.

„Sag amol, spinnst du total?! Was breitste’ dich hier mittn auf der Fahrbahn aus, du Esel?! Beweg deinen Arsch samt Pferdekutschn schleunigst aus’m Wech, sonst gibt’s a gscheite Schelln, dann hoal I nu mein Kumpl Felsli mit der Heugabln und dann bisd du a hoakbratn!!“

Dann braust er davon. Ich schüttle nur resigniert den Kopf. Ja, ja, liebe Welt, schick alle deine Untertanen nur her, sie alle sollen mich fertig machen. Jaaa genau, lasst es alle raus! Ich bin’s, Intetsu der Sündenbock, an allem Schuld, für alles verantwortlich und immer-

DUMDUDIDLDIDUM~

Mein Handy bimmelt so laut los, dass ich es vor Schreck fast fallen lasse. Ich werfe einen Blick auf den Display…Kenzo!

„Hallo?“

„Intetsu?“

„Ja?“

„Gut. Hör zu, du hast doch noch daheim eine lange Schnur, nicht wahr?“

„Häää?“

„Na du weißt schon, so eine ganz lange weiße Schnur, die aus irgendeinem reißfesten Material ist! Die, die du mal bei der Straßentombola gewonnen hast!“

„Ähm… ach so, DIE meinst du! Ja, die hab ich! Aber…“

„Sehr gut! Bring die am Dienstag zur Bandprobe mit!“

„Hä? Ähm, ja gut, aber… WAS?! Moment mal, seit wann ist Dienstag Probe?!?“

„Na dann, vergiss sie ja nicht!!! Die brauchen wir-äääh, ICH ganz, ganz dringend! Du bekommst sie auch in zwei Wochen wieder!“

„Für was-…“

„Okay?“

„Ich… ja, ja, aber jetzt hör mal zu, ich habe…“

„Dann bis Dienstag, ne? Tschau!“

„…hier ein kleines Problem mit dem Auto…ach verdammt, schon aufgelegt…“

Knurrend betrachte ich den Handy-Display, der den Schriftzug unserer Band und die Uhrzeit anzeigt, dann stecke ich das kleine Mobiltelefon in die Jackentasche. Man! Was soll denn das?! Nie lassen die anderen einen ausreden!

„AAAARGH!“

Ich schreie mehrmals, so laut ich kann… danach geht es mir besser. Ich darf jetzt nicht durchdrehen, immer schön ruhig bleiben. Zuerst das Problem mit meinem Auto. Genau. Ich hole mein Handy wieder raus und wähle die eingespeicherte Nummer der Pannenhilfe.

Auf die kann man sich ja wohl wenigstens verlassen!
 

Ich liege daheim in meinem Bett und verstehe einfach die Welt nicht mehr.

Ja, so könnte man meine momentane Stimmung am besten beschreiben. Meine vier besten Freunde – oder wohl eher EHEMALIGE beste Freunde – behandeln mich wie ein ausgekauter Kaugummi, der an ihrem Stuhl klebt. Na super. Ich vergrabe meinen Kopf im Kissen und seufze ganz melodramatisch. Hach. Weh und Ach. Immer ich.

Außen hat es angefangen zu schneien. Immerhin etwas. Ich mag Schnee. Es ist Ende Januar, ich hätte nicht gedacht, dass es noch schneit!

Plötzlich klingelt mein Handy kurz. Ich taste mit einer Hand mein Fensterbrett ab, bis ich es zu fassen kriege. Eine SMS…

„Hi Intetsu! Hättest du Lust, morgen spontan zu mir zu kommen? ^^ Aoi“

Diese wenigen Worte treiben mir die Tränen in die Augen. Herrje, ist das schööön… jemand denkt noch an mich… Mit einem seligen Lächeln antworte ich auf die SMS. („Klar! Ich komme um 14 Uhr vorbei!“)
 

Am nächsten Tag stehe ich punkt 13.53 Uhr vor Aois Wohnungstür, doch bevor ich klingle, lausche ich kurz. Der Kleine ist immer etwas verplant, kann gut sein, dass er gerade erst aufgestanden ist und panisch durch die Wohnung flitzt, um noch einigermaßen aufzuräumen. Hm… ich höre nichts… ist er überhaupt da?

Da plötzlich ist innen das Klacken einer Tür zu hören, begleitet von Aois Stimme. Telefoniert er?

„…genau, weil ich ja nicht weiß, welcher Bass für ihn passend ist!“

Hm? Bass? Ich bin doch Bassist? Aber…

Kurze Pause, dann wieder Aois Stimme…

„Nein, ich meine, er muss ja schon zu uns passen! Unsere Band hat ja schließlich auch einen gewissen Wiedererkennungswert, da können wir jetzt keine so großen Veränderungen machen!“

Ich zucke zusammen. Veränderungen?!

„Na ja, die Fans müssen sich ja auch erst ganz daran gewöhnen, dass Yumehito neu dabei ist, da können wir nicht auch noch so eine wichtige Änderung durchführen… jedenfalls noch nicht jetzt!“

Aois Stimme klingt etwas besorgt. Inzwischen laufen meine Gehirnzellen auf Hochtour. Änderung?! Was meint er damit?! Etwa… dass ich… ersetzt werden soll?!

„Aber du weißt doch nicht, ob Intetsu damit einverstanden ist…Hä? Was heißt da, er wird schon nachgeben?...Ja, schon! Aber ich denke, er hat auch ein kleines Wörtchen mitzureden…Hahahahaha! Wie frech! Der arme Intetsu, der weiß ja noch gar nicht, was ihn erwartet! … achso? Na gut, aber DU bringst es ihm bei! Und bitte schonend! Wir wollen ja hier nicht für einen Suizid verantwortlich sein! … Hahahaha! Nee, das war eher ein Scherz! Keine Ahnung, vielleicht würde er ja zu einer anderen Band wechseln...“

Jetzt reicht es. Genug gehört. Diese… diese… mir fällt einfach nichts mehr ein! Sie wollen mich also rausschmeißen. Müssen also nur noch warten, bis sie einen neuen, viiiel besseren Bassisten gefunden haben und sich auch ja alle Fans an Yumehito gewöhnt haben. Tja. Da sage ich nur DANKE. Ihr mistigen kleinen… ARGH!

Ich stampfe zeternd und kreischend die Treppe hinunter, gehe aus dem Haus und nach Hause, wo ich mich nur auf’s Sofa werfe und wütend ein Kissen massakriere, bis es zerreißt und die Füllung herausquillt. Scheiß Leben aber auch.

Später erhalte ich noch eine SMS von meinem Schätzchen Aoi, dem süßen unschuldigen Engel. Herrje, mir trieft der Sarkasmus ja schon aus den Ohren raus.

„Hey, Tetsu-chan, wo warst du?? Ich hab ewig gewartet! Hast du vergessen, dass du vorbeikommen wolltest? Ich hatte mich doch sooo gefreut!!!! >< Aoi“

Ich schmeiße das Handy gegen die Wand, wo es in seine Einzelteile zerspringt und klappernd und klirrend auf den Boden fällt.
 

Ich will nicht aus der Band fliegen. Nein! Ayabie… ist doch… mein ganzer Lebensinhalt… ohne Musik würde ich mich so entsetzlich leer fühlen! Deswegen spiele ich täglich entweder Klavier oder übe mit meinem Bass. Oder ich komponiere ein Lied. Es macht mir Spaß, Musik zu machen oder zu hören. Die Musikanlage läuft eigentlich ständig bei mir. Es gibt keine Musik, die ich wirklich überhaupt nicht mag, jeder Mensch, der sich durch Musik ausdrücken möchte, hat meinen Respekt und meine Anerkennung. Selbst wenn es nur ein Schimpanse ist, der auf einem Steinchen rumklopft. Musik ist Musik. Sie klingt nur immer anders. Doch im Grunde ist sie das, was alle Menschen auf der Welt zusammenhält – was meine gesamte kleine Welt zusammenhält! Und dieses wichtige Element meines Lebens soll mir nun einfach genommen werden?! Ich kann mir kaum vorstellen, in irgendeiner anderen Band zu spielen… ich weiß nicht, ob ich mich überhaupt mit irgendjemandem so gut verstehen könnte wie mit den anderen von Ayabie… jedenfalls bis vor kurzem, als wir alle noch so gut befreundet waren und keine dummen Geheimnisse hatten! Ich finde es einfach nur unfair mir gegenüber, dass ich nicht einmal darauf angesprochen werde, dass sie mich nicht mehr haben wollen.

Aber warum denn eigentlich nicht??? Diese Frage lässt sich einfach nicht beantworten, egal, wie ich alles auch drehe und wende.

Habe ich etwas falsch gemacht??

Ich habe Ryohei doch nicht vertrieben! Ich habe mich auch nie schlecht benommen, jedenfalls soweit ich es selbst bemerkt habe nicht… Ich bin eigentlich der Gelassene unter uns. Der Ruhepol der Band. Etwas schüchtern, trotzdem humorvoll und höflich. Außerdem sehr verantwortungsbewusst und nachdenklich. Deswegen, dachte ich, haben mich auch alle anderen einstimmig zum Leader erklärt, nachdem Ryohei weg war. Und diese Aufgabe habe ich auch sehr ernst genommen!! Ich habe doch gar keine Fehler gemacht! Schließlich bedeutet mir diese Band so viel, ich habe alles investiert, damit die Band gut vorankommt! Habe alles gegeben! Reicht es ihnen nicht?

Ob ich einfach zu schlecht Bass spiele?! Nein, das kann nicht sein!! Ich übe doch so oft, bin fast immer hochkonzentriert… na ja… in letzter Zeit eher nicht… aber…

Ach, ich weiß nicht. Egal, welchen Grund ich nehme, keiner erscheint mir überzeugend. Ein Grund, auf den sie mich nicht ansprechen, der aber stark genug ist, mich einfach rauszuschmeißen… was ist das nur????
 

Die nächsten Tage verbringe ich in einem Zustand der absoluten Dominanz meines persönlichen Invidiums – sprich ich ziehe mich von der Außenwelt zurück. Mein erster genialer Schachzug hierfür ist, dass ich mein Telefon ausstöpsle. Das finde ich so dermaßen genial und einfallsreich, dass ich erstmal drei Stunden stolz auf mich bin. Auf was für kluge Ideen ich nur immer komme!!! Dann verrammle ich die Balkontür, dass auch ja kein Lufthauch der bösen, bösen Welt da außen hier hereinkommt. Ich kontrolliere, ob mein Vorratsschrank mit Verpflegung für mindestens drei Wochen gut gefüllt ist. Dann lasse ich an allen Fenster die Jalousie hinunter und knipse die Lampen an. Sehr gut. Noch das „Ich bin verreist. Versuchen Sie erst gar nicht, hier ewig zu klingeln. Hauen Sie einfach wieder ab.“-Schild an meine Wohnungstür. Einfach genial!! So. Und jetzt habe ich meine Ruhe, bis… ja… bis…

Unser Manager vor der Tür steht. Na DER hat mir gerade noch gefehlt. Er klingelt Sturm, hämmert gegen die Tür und scheint einen Aufstand da außen zu planen.

„Intetsu-san!! Bitte aufmachen!! Hallo?? Ich weiß doch, dass Sie zu Hause sind!! Sie erscheinen seid Tagen nicht mehr bei Proben, sind weder auf dem Handy noch durch Telefon erreichbar und überhaupt…kein Lebenszeichen mehr von Ihnen!!“

Na und?! Bin ich halt tot! Pfh!

„Sie sind auch nicht verreist! Ich höre doch die Waschmaschine laufen!!“

…Scheiße.

Das meine ich ernst! Verdammt!! Daran habe ich ja gar nicht gedacht! Blödes Gerät, was muss das auch so laut sein? Ich selbst habe mich auf dem Sofa in eine Decke gewickelt und luge nun unter der Decke hervor. Wann haut der Kerl endlich wieder ab?!

„Ach… nun gut. Ich möchte Sie bitten, wenigstens morgen wieder aufzutauchen, alle ihre Freunde vermissen Sie sehr! Sie möchten ihnen etwas wichtiges sagen!“

Es herrscht kurz Stille. Erwartet der, dass ich jetzt irgendwie darauf antworte?!
 

„Na dann. Also… kommen Sie bitte morgen wieder. Sie werden es nicht bereuen! Ich weiß ja, um was es geht, und ich muss sagen, sie werden sicherlich überrascht sein!“

Ach. Den Manager haben sie alle also auch schon eingeweiht. Dann steht es also wirklich schon fest: Ich fliege raus. Toll. Da können sie ja gleich ein Riesen-Plakat schreiben:

INTETSU FLIEGT RAUS

Und das hängen sie dann überall in der Stadt auf, damit auch ja jeder außer mir Bescheid weiß…

„Es ist wirklich eine ganz wichtige Sache! Sie werden danach wie ausgewechselt sein!!“

Und dann geht er.

Dieser letzte Satz. Das ist die blanke…Ironie. Wie ausgewechselt. Ausgewechselt. AUSGEWECHSELT! NEIN! Das will ich doch nicht!! Ich will… bei Ayabie… bleiben!!!

Ich warte kurz. Kneife die Augen zu. Wieder auf. Wieder zu. Und schreie los.
 

In den Tagen bis Dienstag erscheinen die anderen immer wieder bei mir. Das heißt, sie stehen vor meiner Tür, rufen nach mir, fragen ob ich da bin und was mit mir los ist. Sie wollen, dass ich auf jeden Fall am Dienstag komme, es ist sehr, sehr wichtig.

Ich reagiere nicht.
 

Hmpf. Ich verstehe selbst nicht, wieso ich jetzt hier bin. Ich habe tatsächlich den Schutz meiner trauten Heimat verlassen und mich ins Feindesland begeben. Dienstag, kurz nach 15 Uhr. Nun sitze ich hier im Proberaum, den ich schon so oft gesehen habe, dass mir fast schlecht wird. Vor allem jetzt, wo ich nur darauf warte, dass sie alle mir jetzt freundlicherweise erklären, dass ich ab heute nach einer neuen Band Ausschau halten kann. Ich schlucke, versuche die Tränen zurückzuhalten. Es stimmt mich einfach traurig. Ich hatte in all den Jahren so viel Spaß bei Ayabie, habe die anderen alle ins Herz geschlossen… ich will nicht gehen…

Ich streiche mir ein paar blonde Strähnen aus dem Gesicht. Ich habe mich nicht sonderlich herausgeputzt. Ganz normale Klamotten, nur dezent geschminkt und die Haare mit ein wenig Spray gefestigt. Schließlich will ich ja nicht als Penner meinen Rauswurf anhören müssen. Erst wollte ich mich so richtig aufstylen, damit die anderen sehen, welche glanzvolle Person sie hier einfach… wegwerfen wie überflüssiger Müll. Aber dann dachte ich mir, ich sollte nicht zu offensichtlich zeigen, wie viel mir das alles bedeutet. Nein, ich werde ganz dezent meinen Abgang hinnehmen, immer die Ruhe bewahren, verständnisvoll sein und ihnen noch weiterhin viel Glück wünschen. Genau. Und dann total eingeschnappt nach Hause gehen… und dann… hmm… mich heulend im Bett verkriechen…

Seufzend stehe ich auf. Ich sitze nun schon seit fast einer halben Stunde hier im Proberaum. Die anderen sind auch gekommen, doch sie hatten alle soooo viel zu tun, anscheinend bereiten sie gerade meine Abschlussrede vor oder ähnliches. Oder warten darauf, dass der neue Bassist hier eintrifft, damit ich gleich sehe, wer hier soviel besser ist als ich.

„Bleib du bitte im Probenraum, Intetsu, wir holen dich, sobald wir fertig sind. Warte bitte solange!“, haben sie gesagt. Ganz höflich. Tja. Anscheinend wollen sie es wenigstens schmerzlos über die Bühne bringen. Jetzt wuseln sie seit einiger Zeit da außen herum, scheinen in einem Zimmer etwas fertig zu machen, ich höre ihre Stimmen und die anderen Geräusche nur sehr leise und gedämpft, da die Tür zu unserem Proberaum, in dem ich mich befinde, schalldicht ist. Die dreisten Kerlchen haben die Tür sogar abgesperrt, glaube ich. Na egal. Ich tigere ruhelos im Zimmer herum. Wie lange soll ich denn noch warten?? Ich will nach Hause… ich halte es nicht mehr lange aus!! Sonst… fange ich noch an zu heulen… das darf nicht sein!

Mein Blick schweift zum Klavier, das in der Ecke steht. Nur ein kleines, billiges Model. Aber egal. Es könnte das letzte Mal sein, dass ich es sehe. Ich setzte mich davor und lege einen Finger auf die Taste. Ein tiefer Ton erklingt. Nochmal… Hmm…

Ich fange an zu spielen. Virgin Snow Colour. Ich mag dieses Lied sehr!!

Es passt zu uns, zu unserer Band… es ist ein etwas verspieltes Lied, fröhlich und traurig zugleich. Wenn ich es höre, stelle ich mir immer vor, wie kleine Schneeflocken vom Himmel tanzen, ganze leise, und die Welt leise einhüllen. Eine nach der anderen. Sie bedecken alles, was einem so vertraut war, unter einer weißen Schicht. Ich liebe verschneite Landschaften. Wenn die Sonne auf den ersten Schnee scheint…

Still und doch so ausdrucksstark…

Aoi hat das ganze mehr mit einem Liebeslied in Verbindung gebracht. Für mich steht das Lied eher allgemein für einen ganz neuen Anfang, so, also ob die Welt am Anfang sozusagen weiß und leer ist, und mit der Zeit färbt man sie sich selbst in bunten Farben. Jeder Mensch färbt seine Welt anders, deswegen sind wir alle verschieden. Jede Farbe hat dabei eine Bedeutung… zum Beispiel könnte grün für etwas angenehmes, schönes stehen, wenn es hell ist… dunkleres Grün eher für etwas schon lange bekanntes, langweiliges… gelb für etwas fröhliches… hellblau vielleicht für etwas schönes, aufheiterndes und rosa für etwas, was man mit Kindheit oder niedlich verbindet… schwarz für etwas verhasstes…

Und so wird die weiße Welt farbig.

Dieses Lied zeigt, dass auch eines Tages der Schnee fallen kann und die bunte Welt einfach wieder ganz weiß macht, so wie am Anfang. Damit man noch einmal ganz neu anfangen kann…

Ich bin so vertieft im Spielen, dass ich gar nicht merke, wie die Tür aufgeht.
 

„Hey, schaut mal, wie konzentriert er spielt!“, flüstert Aoi leise und lächelt.

„Ja, richtig putzig! Und jetzt müssen wir ihn aus seinem schönen Spiel reißen, eigentlich fast schade!“, fügt Kenzo hinzu.

„Schon… hm… aber er wirkt auch ein wenig traurig, seht ihr?“, murmelt Yumehito leise, der sich gerade zwischen Aoi und Takehito drängt. Die vier stehen nun im Proberaum.

„Irgendetwas bedrückt ihn seit einiger Zeit…“, meint Aoi etwas nachdenklich.

„Na egal, jetzt wird er erstmal etwas Ablenkung haben! HEY, INTETSU!!“, ruft Takehito.
 

Ich schrecke auf. Herrje, muss der so laut schreien?! Ich wäre ja fast vom Hocker geflogen! Ich drehe mich zu den anderen um, die nun lächelnd auf mich zukommen.

„Oh… seid ihr fertig?“

„Jep! Komm mit!!“, trällert Yumehito fröhlich und zieht mich am Arm hoch. Etwas genervt stehe ich auf. Können die mich nicht sitzen lassen…?

„Hm, mach die Augen zu!“, befiehlt Aoi und strahlt mich an.

Was soll denn das jetzt?! Augen zu?? Und warum strahlt der Knirps so??

Da ich meine Augen nicht schließe, hält Takehito sie mir frecherweise einfach zu. Kenzo und Yumehito nehmen jeweils eine Hand von mir und führen mich aus dem Zimmer, Aoi scheint vor uns her zu gehen und die Türen aufzuhalten. Wo gehen wir hin? Den Gang entlang… um die Ecke… da hinten müssten irgendwelche Abstellräume oder so sein… und Konferenzräume, wenn mich nicht alles täuscht…

„So! Wir sind da!!“, quietscht Aoi. Er scheint vor Vorfreude fast zu platzen. Ich spüre, wie Takehito seine Hände von meinen Augen nimmt.

Langsam öffne ich sie einen Spalt. Was mich wohl erwartet…?

Das erste, was ich sehe, sind die vier grinsenden Gesichter meiner Bandmembers… dahinter stehen etliche Leute… in einem großen Raum… überall hängen bunte Sachen… beim näheren Hinschauen erkenne ich, dass es Luftballons, Luftschlangen und Girlanden sind!

„Was zum…?????“, flüstere ich komplett überrascht.

Die anderen sehen mich erwartungsvoll und breit lächelnd an. Anscheinend erwarten sie, dass ich etwas mache. Aber ich starre sie nur verständnislos an.

„Hm? Also wirklich, Intetsu, welches Datum haben wir?“, fragt mich Kenzo mit einem etwas schiefen Grinsen. Ich starre ihn nur noch verwirrter an.

„Intetsu?“, fragt mich Aoi etwas unsicher. Sein Grinsen weicht einem etwas enttäuschten Blick. Anscheinend wird von mir erwartet, dass ich nicht nur steif dastehe und miesmutig dreinschaue, weil mir das heutige Datum irgendwie entfallen ist. Irgendwas mit Ende Januar oder so…? Warum interessiert das überhaupt?!

„Ahaha, ich glaube, Intetsu steht bloß total auf’m Schlauch!“, lacht Takehito los. Langsam erkenne ich, dass da viele Leute da sind, unter anderen der Manager, Ryohei (?!), einige Freunde und Bekannte… und da auf dem Tisch ist eine riesige Torte! Ich…

Was ist denn das für eine Verabschiedung?! Abschlussparty für scheidende Bassisten?!

Mein Blick wandert hinauf zu einem riesigen Schriftzug auf einem Spruchband, das an der Decke hängt.

„HAPPY BIRTHDAY INTETSU!“

HÄ???

Jetzt fangen alle an zu lachen. Anscheinend habe ich das „HÄ?“ sehr laut ausgesprochen… Ich schaue sie nur etwas perplex und mit offenem Mund an.

„Na, das haut dich jetzt um, was?“, fragt Yumehito lachend.

„Hahaha! Hast du das denn total vergessen?!“, presst Aoi zwischen einigen Lachanfällen hervor.

„Vergessen…?“ ich blinzle.

„Heute ist der erste Februar, du Döskopf!!“, ruft Takehito und haut mir scherzhaft auf den Kopf.

Und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. STIMMT! Heute ist der 1. Februar – mein Geburtstag!!!!

„Aber… wao!!“, flüstere ich ganz benommen und lasse mit großen Augen den Blick durch das Zimmer schweifen. Ich sehe meine tolle, reißfeste Leine aufgespannt an der Wand hängen, daran sind lauter bunte Luftschlangen und Luftballons befestigt. Überall liegt Konfetti herum und einige Geschenke stehen auf einem Tisch in der Nähe.

„Ich… weiß gar nicht, was ich sagen soll!!!“, sage ich etwas lauter.

„Na ja, ein danke wär schon drin…“, entgegnet Takehito frech und erntet sich Seitenhiebe von den anderen.

„Hör gar nicht auf ihn! Immerhin war das zum großen Teil seine Idee!“, erklärt mir Kenzo mit einem verschmilzten Lächeln.

„Ihr…ihr wollt mich also… nicht aus der Band werfen?“, frage ich vorsichtig.

„Hää? Was?! Wieso willst du aus der Band?!“, fragt mich Aoi ganz erschrocken.

„Was?! Intetsu will gehen???“, fragt nun auch Takehito ganz entsetzt.

„Ach was, er hat doch bloß einen Scherz gemacht, oder?“ Kenzo springt schnell ein!

„Ich… ja…JA! Es war nur ein kleiner Scherz!!“, sage ich ganz schnell und lächle. Dann… habe ich mir das alles in letzter Zeit nur vorgemacht??

„Alles Gute zum Geburtstag!!!“, trällert Aoi fröhlich und umarmt mich stürmisch. Ich erstarre kurz – dann breitet sich ein strahlendes in meinem Gesicht aus. Sie wollten also… nur meinen Geburtstag vorbereiten!!! Herrje!!!! Warum bin ich nicht darauf gekommen?!

Ich darf dann noch lauter Kerzen auspusten und dann wird mir ein großes Geschenk überreicht: Ein großer neuer Bass! Ganz in grün!

„Waooooo!“, staune ich.

„Gefällt der dir? Wir wussten nicht so recht, ob der dir gefällt! Wir haben nämlich beschlossen, unseren Style etwas abzuändern, wir wollten mehr knallige, grelle Farben, auch wenn dir das sicher nicht passt…“, erklärt Kenzo immer noch lächelnd.

„Ja, ich habe mir gedacht, wir warten noch ein bisschen, bis wir das machen! Dein neuer Bass ist zwar schon grün, aber wir wollen unseren alten Stil schon noch behalten, also jedenfalls für’s erste! Weil du mit KNALLIG und so bestimmt nicht einverstanden wärst… bei so großen Veränderungen tickst du schnell aus…Also lassen wir für’s erste mal alles so, wie immer…“, fügt Aoi hinzu.

„Na ja, ich denke, das ist auch gut so!“, sagte Yumehito.

„Ach, duu! DU willst auch bloß wieder keine Veränderung! Wir können doch auch nicht immer gleich bleiben! Stilwechsel ist angesagt!“, kontert Takehito frech. Die anderen fangen an, darüber zu diskutieren, ob das überhaupt eine gute Entscheidung ist und so weiter, ich höre kaum noch zu. Ich bin so unendlich erleichtert!!

Erst jetzt realisiere ich langsam, wie viel Mühe sie in diese Feier gesteckt haben. Ein immenser Aufwand, alles so vorzubereiten… Aoi hält sogar eine kleine Rede, in der er sagt, dieses Mal wird mein Geburtstag so groß gefeiert, weil es auch gleichzeitig die Feier für meine Ernennung zum Bandleader ist. Ich freue mich so sehr, dass mir die Tränen kommen.

„Hach, Intetsu ist ja ganz gerührt!“, ruft Yumehito und Kenzo schießt gleich ein Foto. Ich grinse einfach nur und lasse mich dann auf einen Stuhl fallen. Es sind etliche Gäste da, alle gratulieren mir, wechseln ein paar Worte mit mir… einige von ihnen habe ich schon länger nicht mehr gesehen. Es ist schön, alle mal wieder um sich herum zu haben. Irgendwann kommt Takehito mit einigen Sektflaschen an, Kenzo schaltet Musik ein und die Stimmung wird etwas ausgelassener. Doch ich bleibe erstmal auf meinem Platz sitzen und verarbeite das ganze Geschehen.

„Hey, Intetsu…“, sagt plötzlich Aoi neben mir. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er sich neben mich gesetzt hat!

„Du bist heute wieder so wie früher… aber was war in letzter Zeit los mit dir?“, fragt er leise und ernst. Zuerst antworte ich nicht, sondern schüttle nur den Kopf, meine, nichts war, aber Aoi lässt nicht locker. Irgendwann gebe ich nach.

„Ich… also… ich dachte, ihr… wollt mich irgendwie loshaben… weil ihr immer nur zu viert etwas gemacht habt und mir immer ausgewichen seid…Und ich einiges gehört hatte…“

„Echt?? … Also, diese Treffen zu viert waren nur, weil wir deine Feier geplant haben! Wir wollten eigentlich, dass du überhaupt nichts davon mitbekommst! Wer hat dir denn erzählt, dass wir uns treffen?“

„Ich…also, ich habe es nur so nebenbei gehört…“, weiche ich aus. Ich kann ihm ja schlecht sagen, dass ich sie belauscht habe.

„Achso… nein, nein, keine Panik! Ohne dich war es ja eh so chaotisch! Die Planung ging kaum voran, weil keiner von uns so wie du immer für Ordnung gesorgt hat und planvoll vorgegangen ist. Ohne dich… ist es verdammt schwer, etwas zu organisieren!“, sagt der Kleine und lächelt. Er hat sich falsch herum auf den Stuhl gesetzt und die Arme auf die Lehne gelegt. Jetzt legt er den Kopf auf die verschränkten Arme und grinst mich an.

„Echt? Aber… ihr habt das doch echt super gemacht…“, murmele ich und lächele zurück.

„Na ja, das ging aber auch nur, weil wir alle zusammengearbeitet haben und schon lange vorher mit der Planung begonnen haben! Yumehito hat erzählt, du hast ihn mal beim Einkaufen erwischt und er konnte sich nur mühsam herauswinden… du kennst ihn ja, er kann schlecht lügen. Er hat kaum dicht halten können! Aber du scheinst ja wirklich nichts gemerkt zu haben! Sehr gut! Eine richtig tolle Überraschung, oder?“

„Ja, das war wirklich eine Überraschung…“, antworte ich und sehe mich noch einmal im Raum um. Wirklich toll, was die anderen da auf die Beine gestellt haben! Und ich habe sie die ganze Zeit über ungerecht verdächtigt!

„Na ja, dann hat sich doch jetzt alles geklärt, oder?“, fragt Aoi nach. Ich nicke nur. Er steht auf, streicht mir kurz über den Kopf und geht dann wieder zu den anderen. Ich bin einfach glücklich, dass alles so gut ausgegangen ist!

Vielleicht sollte ich auch in Zukunft nicht immer irgendwo lauschen und mir dann selbst einen Zusammenhang einreden…

Und ich sollte wirklich mehr Vertrauen in meine Freunde haben!

Aber das ist jetzt alles für’s erste vergeben und vergessen. Ich habe bis spät in die Nacht meinen Spaß und ab da läuft auch bei der Bandprobe alles bestens. Ich spiele wieder hochkonzentriert und der neue Bass lässt sich wirklich wunderbar spielen. Ob das nur daran liegt, dass er neu ist? So neu wie die Welt nach dem ersten Schneefall erscheint…
 

*~~~~*~~~~*~~~~*~~~~*~~~~*~~~~ ENDE ~~~~*~~~~*~~~~*~~~~*~~~~*~~~~*
 

~*Ich hoffe, die Fanfic hat dir gefallen!
 

Alles Gute zum Geburtstag!! ^^

Ich freue mich schon jetzt drauf, wenn wir uns wieder treffen, Tee trinken und Witze machen! ^^ Hab dich ganz doll lieb!! *knuddl*

Deine Sol~
 


 

An alle anderen:
 

DANKE
 

*~dass du die FF gelesen hast
 

Meine große Hoffnung:
 

*~dass du eventuell ein Kommi schreibst *liiiiieb guck*

*~die vielleicht zu deinen Favoriten packst ^^

*~dass du auch das 2.Kapitel liest!
 

*verneig* Ohne meine Leser, die mich immer aufheitern, Ideen beisteuern, mich mit Kommentaren versorgen und dadurch total nyappy machen, würde FF schreiben nicht mal ein zehntel so viel Spaß machen!
 

--------------------------DANKE-----------------------------



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Miru-chan
2009-08-07T09:02:35+00:00 07.08.2009 11:02
wah, wie toll!!! och, u. der arme intetsu steigert sich da in was rein... iwie hat er mir total leid getan.

am bestn fand ich den dicken typ im dialekt, der mit dem auto angefahren kommt x'D. das war das erste mal wo ich so richtig losprusten musste. nachdem musst ich dann ständig lachen ... vor allem auf sein "Hä?" als reaktion auf "happy birthday!" ich werd jetzt gleich das 2. kapi lesen u. zu meinen favos kommts auch ganz sicher.

Dein Schreibstil ist genial!

glg, Miru-chan
Von: abgemeldet
2007-08-25T11:40:51+00:00 25.08.2007 13:40
die story ist sowas von kackens geil (sry für den ausdruck ,aber es ist meine art dir damit zu sagen dass diese ff eine der besten ffs ist die ich je gelsen hatte!!!)mir gefällt der humor sehr...vor allem die laufende waschmaschine xDDD und ich werde mich auch sofort daran machen die 2kapitel zu lesen !!!
Von: abgemeldet
2007-08-03T16:04:10+00:00 03.08.2007 18:04
wie schöööön *taschentuch hol*
der anfang war ja etwas traurig...
aber am ende war ist es schön geworden ^.^
so auf an das zweite kapi xD
Von:  Eri-chama
2007-08-02T22:41:41+00:00 03.08.2007 00:41
vielen, vielen, vielen dank für die FF *dich ganz doll durchknuddel*
die war ja am Ende sowas von süß^.^
du hast es sogar geschafft mich zum heulen zu bringen... na gut X Japan haben auch ihren Beitrag geleistet... warum muss auch ausgerechnet Forever Love laufen, wenn ich immer sowas trauriges lese... ich bin einfach zu nah am Wasser gebaut
aber der Auftritt von Dr.D war ja genial XD
werd jetzt gleich das 2. Kapitel verschlingen

Eri
Von: abgemeldet
2007-08-02T19:29:40+00:00 02.08.2007 21:29
wie toll... die geschichte is voll süß...
Von:  Hine-Himeko
2007-08-02T19:06:34+00:00 02.08.2007 21:06
Wie süß! Die Ayabie- Knuffies planen eine Burzeltagsparty!
Die Geschichte ist toll geworden.


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