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Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

JackxElizabeth
von

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Hinterhalt

Fluch der Karibik 4: Der Quell des ewigen Lebens

Kapitel 2 - Hinterhalt -
 

Nachdem sich Elizabeth wieder gefasst hatte und sich selbst noch ein Glas Rum einschenkte, schaute sie ihren Cousin ernst an: „Warum ich hier bin kann ich dir sagen Thomas, doch was geschehen ist…“ Sie schaute zu Boden und lehrte das Glas, bevor sie weiter redete. Sie blickte Thomas mit ihren rehbraunen Augen an, an denen immer noch Teile ihrer Tränen klebten, und sprach: „Es sind Dinge vorgefallen, die mich veranlasst haben England endgültig hinter mir zu lassen. Ich wollte nicht das es so endet, doch ich konnte es nicht verhindern.“

Fragend schaute Thomas zu seiner Cousine: „Ich weiß nicht wovon du redest Elizabeth? Du sprichst in Rätseln. Ist etwas mit deinem Sohn oder deinem Mann geschehen?“

Er rückte näher an sie heran, um sie zu trösten, doch sie stoppte ihn mit einer Handbewegung. Traurig schaute sie auf: „Das muss ich mit mir selbst klären, du kannst mir leider nicht helfen und dein Trost würde es nur schlimmer machen. Ich kann dir nur sagen, was ich bereits gesagt habe. In England gibt es nichts mehr von Bedeutung für mich, NICHTS.“

Wieder rollten die Tränen, denn es war die Wahrheit, es gab nichts mehr in ihrem Leben, nicht in England, deswegen war sie hier. Doch wie sollte sie es ihrem Cousin erklären, er würde sie genauso verurteilen wie William. Noch konnte sie es nicht erzählen, nicht ihrer Familie.

„Lass mich dir wenigstens ein Taschentuch reichen, Elizabeth“, sagte Thomas mitfühlend.

Nachdem sie sich die Tränen weggewischt hatte, nahm sie einen Schluck Tee, der bereit in einer Tasse vor ihr auf dem Tisch stand.

Er wärmte sie innerlich, was ihr unendlich gut tat. Nachdem Lizzy fertig war und die Tasse wieder auf dem Tisch stand, versuchte Thomas erneut seine Cousine zum Sprechen zu bewegen: „Lizzy, hör mir zu, egal was geschehen sein mag, ich werde zu dir stehen. Hörst du….“

Ihre Augen waren immer noch feucht als sie sprach: „Ich möchte dir gerne glauben, doch im Moment gibt es nur einen Menschen, der mir dafür nicht den Kopf abschlagen würde, und das bist nicht du und auch nicht William, keiner von euch….“

Thomas lehnte sich zurück und seufzte: „Na gut Lizzy, wenn du es erzählen kannst, irgendwann, dann komm zu mir, in Ordnung?“

Beim letzten Wort beugte er sich zu ihr und strich ihr sanft übers Haar.

Mit einem schwachen Lächeln sagte Elizabeth: „Danke Thomas…“

Nachdem sie sich einen weiteren Schluck aus der Tasse gönnte, sprach sie wieder ein wenig ernster: „Ich bin hier um mein Erbe anzutreten, welches mir mein Vater hinterlassen hat.“

Nachdenklich rutschte Thomas ein Stück näher und strich mit seiner Hand über sein Kinn: „Du willst mich also als Gouvaneur absetzten und selbst hier regieren?“

Sie drehte sich zu ihm und sprach etwas belustigt: „Nein, ich werde dich nicht absetzten, du sollst hier weiter regieren, das hast du die letzten Jahre eigentlich ganz gut hinbekommen.“

Nach einer kurzen Pause redete sie weiter: „Ich möchte nur einen Teil des Vermögens ausgezahlt bekommen. Außerdem möchte ich, dass du mir immer ein Zimmer freihältst, falls ich vorbeikomme, hier im Herrenhaus und auch auf den anderen Inseln die du regierst. Ich denke das ist nicht zuviel verlangt.“

Thomas überlegte und sagte dann: „Nein ist es nicht, ich werde ein Dokument anfertigen, welches dir in jeder Gaststätte mit Schlafmöglichkeit in meinem Herrschaftsgebiet freies Wohnen und Essen garantiert. Weiter… an wie viel des Vermögens dachtest du denn?“

Elizabeth überlegte, der Familienbesitz ihres Vaters umfasste viele Gebäude und Bargeld.

Nachdem sie gründlich überlegt hatte sagte sie schließlich: „Heute werde ich einen kleinen Beutel mit Goldmünzen, Silbermünzen und Schillingen mitnehmen, das dürfte fürs erste reichen. Danach möchte ich, dass du monatlich 100 Gold-, 200 Silbermünzen und 150 Schillinge zusammen in einem Beutel zu einem vereinbarten Treffpunkt bringen lassen, welchen ich dir frühzeitig mitteilen werde. Sollte ich einmal keine Nachricht ankommen oder verloren gehen, bringt das Geld nach Tortuga, zu einem Mann namens Hackler. Er wird es für mich verwahren.“

Ihr Cousin war stutzig geworden, doch warum sollte er nicht, es war gefährlich in Tortuga mit viel Geld umher zu spazieren. Hackler wurde ihr von Mr. Gibbs empfohlen, der ihr diesen Tipp kurz vor der Abreise der Black Pearl aus Tortuga gegeben hatte. Noch am selben Tag hatte sie Hackler ausfindig gemacht und ihn vorsichtshalber darauf hingewiesen, dass sie vielleicht mal seine Hilfe beanspruchen müsse. Er würde sich jederzeit Zeit für die Lady nehmen, hatte er gesagt. Ein schmieriger, ekliger Kerl, aber ehrbar und geschäftstüchtig.

Bei ihm war jedes Geld sicher.

Thomas hatte noch immer die Stirn gerunzelt: „Was hast du vor Elizabeth…“

Sie seufzte und senkte den Blick auf ihre Knie: „Ich weiß es noch selbst nicht genau, erst einmal werde ich mir ein Schiff suchen was mich nach Tortuga bringt, mit einem Beutel voller Münzen ist das nicht allzu schwer.“

Danach erhob sie sich, straffte ihren Rücken und reckte sich, bevor ihr Blick wieder zu Thomas fiel: „Wenn du damit nicht einverstanden bist, kannst du es mir sagen, doch der Besitz meines Vaters war nicht klein Thomas und ich überlasse dir die Herrschaft und die Gebäude und Ländereien, ich denke es ist ein faires Angebot.“

Nun stand sie vor dem Sofa und blickte Thomas erwartungsvoll und ernst an: „Nun…“

Thomas konnte sich nicht helfen irgendetwas stimmte bei dieser Sache nicht, doch seiner Cousine vertraute er. Er erhob sich nicht sondern schloss kurz die Augen und sagte mit einem ernsten Blick: „Ich hoffe du tust das Richtige, Lizzy. Ich werde deinen Vorschlag so entgegen nehmen. Wir haben jetzt den zwanzigsten des achten Monats, wann gibst du Bescheid?“

„Das erste Geld kannst du nach Hackler bringen, ich werde ihm Bescheid geben das ihr kommen werdet. Am besten kommt ihr in zehn Tagen, die Überfahrt dauert ungefähr fünf Tage. Ich werde morgen früh abreisen. Zieh den Beutel von heute vom restlichen Betrag für den Monat ab.“

Thomas erhob sich: „In Ordnung, ich werde dir jetzt das Dokument ausstellen und dir den gewünschten Betrag auszahlen.“

Zum Glück gab es im vorderen Salon auch einen Arbeitsschreibtisch, in dem er alles Nötige finden würde. Er ging hinter den Schreibtisch und machte sich daran das Dokument anzufertigen. Nachdem er seinen Stempel, sein Siegel und seinen Namen darunter gesetzt hatte, übergab er es Elizabeth wortlos in einer ledernen Hülle, die vor dem Schreibtisch ungeduldig stand. „Dürfte ich mir noch ein Glas Rum einschenken, Thomas?“ Er nickte nur. Der Rum beruhigte sie immer ein wenig, langsam verstand sie warum die Männer dieses Getränk so liebten. Langsam lehrte sie ihr Glas, schmeckte den brennenden Alkohol und fühlte die wohlige Wärme in ihrem Bauch, ihr kam der Rum nicht mehr ganz so scheußlich vor wie vor etlichen Jahren. Das war jetzt ihr drittes Glas und ihr war schon ein wenig anders zu mute. Ein leichtes Grinsen war auf ihren Lippen, alles änderte sich. Mittlerweile trank sie Rum recht gern, wenn auch nicht so häufig wie die meisten Männer.

„100 Münzen, 30 Goldene, 40 Silberne und den Rest in Schillingen, das müsste reichen.“, sagte Elizabeth während sie das Schriftstück durchsah. Dann machte sich ihr Cousin daran, das Geld abzuzählen. Nachdenklich schaute er Elizabeth an als sie auf dem Weg zur Tür war.

Kurz bevor sie hindurchschlüpfte, sagte sie noch: „Danke Thomas, wir sehen uns bestimmt wieder. Bis bald…“ „Danke ich finde den Weg selbst.“, sagte sie etwas gereizt zum Hausmädchen, welches schon an der Zimmertür stand und auf sie wartete.

Ohne ein Wort des Abschiedes saß der Gouvaneur von Port Royal immer noch hinter seinem Schreibtisch und dachte daran was sich gerade im Salon abgespielt hatte.

Seine kleine Cousine hatte sich sehr verändert, sie war keine Hofdame, war sie nie gewesen, das wusste er. Ein Anflug eines Lächelns war in seinem Gesicht zu erkennen, sie war nun das was sie immer sein wollte. Doch irgendwie war ihm nicht wohl bei der ganzen Sache. Er würde genau aufpassen was in seinen Regentschaftsgebiet abspielte. Einer musste ja auch sie aufpassen. Seufzend erhob sich Thomas Bhermoore und verließ den vorderen Salon. Sofort kam Bella auf ihn zugetürmt verbeugte sich tief und fragte: „Sir, ihre Gemahlin wünscht sie zum Mittagstisch im ersten Stock.“

Ein mildes Lächeln lag auf seinen Lippen: „Sag ihr, ich bin alsbald bei ihr.“

Mit einem Knicks verabschiedete sich Bella und eilte die Treppe hinauf.

Bevor er zu seiner Geliebten konnte musste er noch etwas erledigen und verschwand schnell über eine kleinere Treppe im Untergeschoss.
 

Für den Rückweg zur Hafenstadt wählte Elizabeth eine andere Strecke, sie hatte keine Lust auf das Getuschel der Aristokraten. Sie hatte was sie wollte, Geld und das besagte Schriftstück. Seufzend kämpfte sie sich durch das Gebüsch des Gartens der sich hinter dem Herrenhaus erstreckte. Diesen Weg war sie früher als kleines Mädchen immer gegangen, wenn sie unbemerkt in die Hafenstadt gelangen wollte. Gerade als sie den schmiedeeisernen hohen Zaun erreichte, stieß ihr etwas gegen die Beine. Etwas erschrocken sprang sie zurück und zückte aus Gewohnheit den Säbel. Etwas erstaunt starrte sie auf den kleinen Jungen der vor ihr stand. Er hatte zerzauste schwarze Haare und seine Kleidung zeigte ihr, dass er hier zum Herrenhaus gehören musste, allerdings waren seine Kleider zerrissen und dreckig.

Furchtlos starrte er sie an: „Du bist ein Pirat nicht wahr?“

Grinsend senkte Elizabeth ihre Waffe: „Ja bin ich, und wer bist du?“

Der Junge verschränkte die Arme, er mochte zehn oder neun Jahre alt sein, wie ihr Sohn: „Ich, ich bin der Sohn des Gouvaneurs, also wenn du mir was tust, bist du so gut wie tot.“

Elizabeth stieß ein Lachen aus: „Ich werde doch wohl nicht das Kind meines Cousins töten wollen, oder willst du das unbedingt?“

Misstrauisch beäugte der Junge sie: „Du bist Elizabeth Swann? Oh man wie toll, du bist echt Pirat?“

Das Leuchten ins seinen Augen war kaum zu übersehen. Elizabeth lächelte nachsichtig: „Ja bin ich, und du benutzt gerade meinen Schleichweg, den ich als Kind immer gegangen bin um in die Hafenstadt zu gelangen. Also du kleiner Rumtreiber, mach deinen Eltern keinen Kummer, geh rein und zieh dich um. Ansonsten merken sie das du weg warst, also los!“

Mit leichtem Entsetzen in seinen Augen blieb er wo er war: „Werden wir uns noch einmal wieder sehen?“ Mit einem leicht traurigen Lächeln sagte sie: „Bestimmt, doch nicht allzu bald. Also los kleiner Pirat, ab nach Hause.“ Mit diesen Worten schob sie ihn in Richtung Herrenhaus. Widerstrebend machte sich der Junge auf den Weg, und winkte zum Abschied noch einmal. Als er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, machte sie sich weiter auf den Weg, während sie sich durch die etwas verbogenen Eisenstangen zwängte, musste sie an ihren Sohn denken, die beiden wären gut miteinander klar gekommen. Doch der junge Bhermoore würde ihren Sohn niemals kennen lernen.

Etwas bedrückt machte sie sich auf den Weg zum Hafen, gerade jetzt wäre ein Glas Rum nicht verkehrt gewesen, dann wäre sie auf andere Gedanken gekommen. Doch der steile Abstieg nahm sie soweit in Anspruch, so dass sie keinen anderen Gedanken nachhängen konnte. Nach der kleinen Klettertour kam sie zwischen zwei kleinen Gärten raus, die den Pfad mit Büschen und Bäumen gut verbargen. Manche Dinge ändern sich eben nie.

Schnell ging sie den staubigen Sandweg entlang um sich eine kleine Herberge für die Nacht zu suchen. Doch vorher musste sie sich unbedingt neue Sachen zum wechseln kaufen, da ihre alt und durchnässt waren. Der Geldbeutel hing schwer hinter ihrem Stoffgürtel und war gut an den darunter liegenden Ledergürtel befestigt. Von außen sah niemand, dass dort Geld zu holen war. Sie klopfte auf die Stelle, wo der Geldbeutel war und sagte so zu sich: „Na dann, auf ins Getümmel…“ Doch irgendwie war ihr nicht wohl, sich in den Massen an Menschen zu bewegen. Sie wäre froh, wenn sie den Einkauf schon hinter sich hätte und in einem bequemen Bett einschlafen könnte. Sie seufzte, bis dahin war noch viel Zeit, mindestens ein halber Tag.

So schlenderte Elizabeth durch die Straßen des Hafens von Port Royal auf der Suche nach einer Herberge. Es war Mittagszeit und viele Bedienstete hasteten die Straßen entlang, um schnellstmöglich zu Zutaten für das anstehende Mittagsmahl zu besorgen. Marktstand reihte sich an Marktstand und viele boten ein üppiges Angebot an Obst, Gemüse, frischem Fisch, anderem Fleisch, Gewürze und sogar Kleidungshändler hatten geöffnet.

Nachdem sich Elizabeth einen Apfel gegönnt hatte und nun kauend weiterging, fiel ihr Blick alsbald auf ein Geschäft, welches auch vor dem Gebäude seine Waren feilbot. Hier würde sie unter Garantie neue Kleidung finden. Das Kerngehäuse ihres Apfels ließ sie unauffällig unter einem Marktstand mit Gemüse verschwinden und ging nun auf die Auslagen des Kleidungsgeschäftes zu.

Nach einem kurzen Blick in die Auslagen war ihr klar, dass sie hier nichts finden würde. Nur edle Kleider und fein geschneiderte Anzüge würde sie drinnen finden.

Elizabeth seufzte und betrat trotzdem das Geschäft, vielleicht gab es drinnen noch andere Ware. Außerdem konnte sie den Besitzer nach weiteren Geschäften fragen.

Die Sonne stand hoch am Himmel und die Temperatur stieg zusehends, somit war Elizabeth froh, dass es im Gebäude selber recht kühl und angenehm war.

Nur wenige Menschen waren im Geschäft zu sehen und die die dort waren, sahen nicht sehr nach der höheren Gesellschaftsschicht aus. Auch die Auswahl an Kleidung unterschied sich sehr von den Auslagen vor dem Geschäft. Aber wenn Elizabeth es sich recht überlegte, würde auch keiner der Aristokraten hier unten im Hafen einkaufen kommen. Also waren die hübschen edlen Auslagen nur Tarnung für irgendetwas anderes. Sie musste auf der Hut sein, deshalb legte sie vorsichtig die Hand auf den Griff ihres Säbels und ging weiter unauffällig durch das Geschäft.

Auf mehren Regalen sah sie schon was sie suchte, einen braunen Mantel, Stiefel, in allen möglichen Größen und Formen, Hüte, Hosen aus Leinen oder grober Baumwolle, verschiedene Gürtel und Hemden.

Schnell suchte sie sich etwas zusammen ging an den Tresen und bezahlte.

Der Ladenbesitzer war freundlich aber auf der Hut, das verrieten seine Blicke. Nachdem er alles mit einer Schnur umwickelte und fest verschnürte, machte sich Elizabeth wieder auf den Weg nach draußen. Doch sie ging nicht allein, zwei schmierige Seemänner folgten ihr hinaus. Elizabeth hatte sie bemerkt und verschwand so schnell wie nur möglich zwischen den Menschenmassen in der Straße. Doch die beiden ließen sich nicht abschütteln. Mit leichter Aufregung überlegte sie, wie sie die beiden abhängen konnte. Schnell huschte sie durch die Nebenstraßen, bis sie einen guten Vorsprung erzielt hatte. Noch einmal hastete sie in eine kleine Gasse, die, wie sie wusste, in einem hohen Zaun endete. Doch behände kletterte sie hinauf und verschwand auf das niedrige Dach, eines anliegenden Hauses. Dort versteckt wartete sie auf ihre Verfolger, eine der neu gekauften Pistolen geladen und bereit auf den Eingang der Gasse gerichtet. Was wollten diese Typen von ihr? Hatten sie mitgekommen das sie Geld hatte?

Für weitere Fragen war keine Zeit, denn die beiden Männer tauschten schon am Eingang der Gasse auf. Elizabeth kroch leise noch ein Stück nach hinten, um sicherzugehen nicht gesehen zu werden.

Vorsichtig zogen beide ihren Säbel und gingen langsam in die Gasse hinein. Schritt für Schritt kamen die beiden näher, Elizabeth konnte ihr Gemurmel jetzt auch verstehen.

Der eine der beiden Männer war groß und Muskel bepackt, der andere eher klein und schmächtig, doch meistens waren diese Männer gefährlicher als sie aussahen.

Der Schmächtige hatte seine fettigen Haare nach hinten gekämmt und sein dünner Oberlippenbart verriet sein verräterisches Wesen. Der Große hingegen trug seine blonden Haare sehr kurz und hatte ein Kopftuch auf, wahrscheinlich wegen der Mittagshitze. Genervt kamen beide näher. „Wo ist dieser junge Bursche abgeblieben? Er ist doch hier reingelaufen…“, sagte der Kleinere wütend.

„Ja ist er auch, ich hab ihn doch gesehen Slice.“, meinte der andere.

Sie waren am Ende der Gasse angekommen und blickten sich um. Sichtlich ärgerlich trat der Mann namens Slice gegen den Zaun.

„Verdammt Brian! Wie sollen wir jetzt die Belohnung kassieren? Mann wir brauchen das Geld, verstehst du?!“

Elizabeth wurde hellhörig, wer könnte diese beiden angeheuert haben um sie umzubringen? Vielleicht erzählten die beiden ja noch mehr. Gespannt horchte sie weiter.

Der Mann namens Brian zuckte nur mit den Schultern: „Vielleicht ist er über den Zaun?“

Slice hatte einen fiesen Ausdruck auf seinen Gesicht: „Du könntest recht haben, das Bürschchen war sehr agil. Heb mich hoch, ich schaue nach.“ Während der große Brian Slice hochhob, lud der seine Pistole. Als Slice über den Zaun schauen konnte schoss er ohne Vorwarnung und fluchte sofort: „Verdammter Huresohn! Da ist niemand, der Typ ist weg!“

Noch während Brian Slice herunterhob, erhob sich Elizabeth, nun mit jeweils einer Pistole in jeder Hand und ging leise zum Rand des Daches. Da die beiden Kerle sich in den Haaren hatten und dieser Slice nach unten schaute um nicht herunterzufallen, bemerkten sie es nicht.

Da Brian anscheinend Probleme hatte den wütenden Slice von seinen Schultern zu heben, überlegte Elizabeth nicht lange, sprang auf den ohnehin schon gebeugten Rücken von Brian und von dort schnell auf den Boden der Gasse zurück. Durch die Wucht des Sprungs hatte Brian das Gleichgewicht verloren und war samt Slice nach vorne gegen den Zaun gedonnert. Slice donnerte mit vollem Schwung mit seinen Knien gegen das Holz und schrie auf. Auch sein Kopf hatte etwas abbekommen, wahrscheinlich nur eine Platzwunde. Brian stolperte so unglücklich, dass er sich den Fuß verdrehte und es laut knackste. Elizabeth hatte sich aus ihrer Hockposition erhoben und stand nun wenige Meter vor den beiden Männern und zielte mit ihren Pistolen auf sie. Noch bevor die beiden sich richtig aufraffen konnten, hallte Elizabeths Stimme bedrohlich ruhig durch die Gasse: „An eurer Stelle würde ich mich nicht zu schnell bewegen. Los schmeißt eure Waffen nach vorne zu mir und keine faulen Trick, meine Pistolen sind geladen.“

Immer noch ein wenig verwirrt realisierten die Typen, was soeben geschehen war.

Slice hatte sich langsam aufgerichtet und hielt sich sein rechtes Knie, von seinem Kopf tropfte Blut herab. Er schaute sie an und leckte mit einem Grinsen das Blut von seinem Mundwinkel: „ Ein Weib…schau an.“

„Komm nimm die Waffen runter Missy, du weißt doch eh nichts damit anzufangen.“, sagte der Typ namens Slice in einem verhöhnenden Tonfall. Mit einem erregten Gesichtsausdruck fügte er noch hinzu: „Ich weiß mit welcher langen Waffe du umgehen kannst Schätzchen.“ Danach griff er sich in den Schritt und schaute sie vulgär an.

Grimmig schaute Elizabeth zu ihm rüber und schoss. Das Loch im Zaun, war knapp neben Slice Kopf zu sehen, der wütend zu ihr starrte.

Elizabeth setzte ein süffisantes Grinsen auf und sprach: „ Glaubt nicht ich könnte nicht mit Waffen umgehen, deine scheint anscheinend zu lang zu sein, soll ich sie dir ein wenig kürzen?“ Bei ihren letzten Worten zog sie schnell den Dolch aus ihrem Ärmel hervor und ließ ihn genauso schnell wieder verschwinden. Doch es hatte seine Wirkung nicht verfehlt, Slice Blick wurde noch wütender, wobei Brian die Augen aufriss und sich anscheinend schon das Schlimmste ausmalte.

Elizabeth schoss noch einmal, diesmal direkt vor den Schritt von Slice, sodass diesem der aufgewühlte Dreck ins Gesicht flog.

Sein Kopf war mittlerweile hochrot, doch er warf seinen Säbel und seine Waffen nach vorne und verkniff sich sein Kommentar. Auch Brian legte bereitwillig alle Waffen ab. Doch Elizabeth wusste nur zu gut, dass dies nicht alle Waffen waren, Slice hatte unter Garantie noch irgendwo Dolche versteckt.

Die Waffen der beiden Männer lagen weit genug bei ihr, sodass sie beruhigt ihr Verhör starten konnte. Sie hatte ihre Pistolen neu geladen und sprach nun ernst: „Wer hat euch beauftragt mich umzubringen?“

Brian sagte nichts, wobei Slice dreckig lächelte und vor ihr in den Sand spuckte: „Wir werden dir nichts erzählen Schätzchen.“ In der Gasse war es nun ruhig, nur Elizabeth Schritte machten gedämpfte Geräusche auf dem sandigen Boden.

Sie stellte noch etliche Fragen, die Zeit verging, doch es war immer dasselbe Spiel, Brian antwortete nicht und Slice ließ nur dumme Sprüche von sich. Mittlerweile stand die Sonne über ihnen und Elizabeth konnte sich immer schlechter konzentrieren. Sie ging auf und ab und versuchte die Typen nicht aus den Augen zu verlieren, doch dann geschah es. Ein unaufmerksamer Moment genügte, Slice sprang nach vorne und hatte schon den Dolch wurfbereit in der Hand. Schnell warf er ihn auf Elizabeth. Im allerletzten Moment konnte sie ausweichen, indem sie zur Seite hechtete. Ohne weiter zu überlegen, jagte sie Slice einen Schuss in den Bauch und einen in die Brust und zog danach ihren Säbel. Er lag links neben ihr, wütend raffte sie sich auf, packte ihn an den Haaren und hielt im die Klinge an den Hals: „So du dreckiger Mistkerl, entweder du redest jetzt oder ich schneide dir die Kehle durch!“

Doch Slice Augen waren nur noch halb offen und aus seinem Mund troff Blut, er war bereits tot.

Sie ließ den Kopf auf den Boden fallen und wandte sich Brian zu, dieser saß grimmig am Zaun und starrte sie an.

Sie hatte keine Lust ihre Pistolen neu zu laden, deswegen ging sie mit ihrem Säbel auf ihn zu und hielt ihm die Spitze an den Hals: „Sag mir den Namen.“

Er hielt ihrem Blick stand: „Wir hatten keinen Namen, nur einen Treffpunkt.“

„Und der wäre?“, sagte Elizabeth genervt, obwohl sie sich schon denken konnte, was er sagen würde.

„Tortuga…“

„Wie lautete euer genauer Auftrag?“, fragte sie weiter.

„Wir sollten nach Port Royal fahren und dort sollte ein schmächtiger Jüngling mit langem Haar in asiatischer Piratenmontur herumlaufen, wir sollten ihn töten.“

Wütend schnaufte Elizabeth, nun gut, sie wollte sowieso nach Tortuga.

Sie schaute auf Brians Bein und tippte mit ihrem Säbel dagegen: „Da dein Bein wahrscheinlich gebrochen ist, wirst du mir eh nicht folgen können und das rate ich dir auch. Such dir einen Arzt und lass dich behandeln.“ Ungläubig schaute er auf das blinkende Etwas das nun vor seinen Füßen lag.

Mit diesen Worten verschwand sie aus der Gasse und stürzte sich wieder in die Menschenmasse. Sie hatte ihm ein Goldstück dagelassen, da sie wusste, dass er den Arzt sonst nicht bezahlen konnte. Irgendwie wusste sie, dass Brian eigentlich ein anständiger Kerl war. Außerdem war er mit einem gebrochenen Bein mehrere Monate nicht fähig richtig zu laufen, wie sollte er sie dann verfolgen. Ein Schiff würde er für die nächste Zeit nicht betreten.

Ein leises Seufzen entfleuchte ihr, sie war durchgeschwitzt, hatte Hunger und wollte nur noch schlafen. Sie betrat die nächst beste Herberge zeigte das Dokument vor und suchte ihr Zimmer auf. Schnell wusch sie sich und nahm im Speiseraum eine ausgiebige Mahlzeit zu sich, bevor sie sich am späten Nachmittag in ihr Zimmer verzog und sich ins Bett legte, um zu schlafen. Lange lag sie noch wach, da sie nicht wusste, was sie von den letzten Ereignissen des heutigen Tages halten sollte. Wer hatte es auf sie abgesehen? Jetzt würde sie die Antworten nicht finden, aber in Tortuga, dachte sie so während sie in den Schlaf hinüberglitt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  PuneM699
2009-04-07T21:57:48+00:00 07.04.2009 23:57
Das zweite Kapitel ist auch mal wieder richtig spannend^^
Mqach weiter so ^^
Von:  Aziraphale
2007-07-26T09:36:47+00:00 26.07.2007 11:36
aaaaahhh ich schussel-dussel hatte es doch glatt vergessen *tze* dabei hab cihs gestern schon gelesen ^^°
also ich finde den anfang schon mal ziemlich gut... so dass liz sagt dass sie will geliebt hat und zum teil vllt immer noch tut und so... ich bin ja auch für jackxliz, aber ein guter übergang muss da schon her *nodnod*
ich frage mich nur wo das kind hin is, was sie ja eigtl haben müsste, oder kommt der später bzw hast du ihn nciht eingeplant? *jetzt schon doofe fragen stellt-.-*
dein schreibstil ist super und du kannst gut beschreiben... das gefällt mir wirklich gut^^
xxxaysa


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