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Tanz aus der Reihe

Eine Naruto-OS-Sammlung
von

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Fluch

Es war ein schöner Sommertag, beinahe als wäre er einem Bilderbuch entsprungen. Keine einzige graue Wolke trübte den blauen Himmel, der nur noch von der Sonne übertroffen wurde. Warme Strahlen kitzelten seine Haut, während der Wind sein zu einem Zopf gebundenes, langes Haar in Bewegung brachte. Er strich sich die verirrten, dunklen Strähnen aus dem Gesicht, richtete seinen Blick wieder auf den Fluss, an welchem er saß. Das Gras unter ihm war weich und er durchstreifte es mit den zierlichen Fingern, spürte die dünnen Halme daran vorbei gleiten. Schwarze Iriden begegneten ihm, als er in das ruhige, klare Wasser des Naka no Kawa schaute, sich dabei etwas vorbeugen musste. Ob es normal war, dass einem das eigene Gesicht derart fremd vorkam? Der Ausdruck in den schwarzen Augen, die ihn aus dem Fluss heraus anstarrten, wurden noch eine Spur trauriger…und es missfiel ihm. Vorsichtig und ohne den Blick abzuwenden, tastete er durch das Gras, fand schon bald einen kleinen Stein und ohne zu zögern, warf er diesen hinein, beobachtete, wie das Wasser in Aufruhr geriet. Sein Spiegelbild verschwamm dabei und er wusste nicht, warum er solch eine Erleichterung fühlte…es erschien ihm alles so falsch.
 

Er hob den Kopf ein wenig, als ein entferntes Lachen an seine Ohren drang und als er aufschaute, erkannte er zwei Mädchen, die sich an dem Geländer der hölzernen Brücke festhielten. Die Blonde hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt und blickte nun grinsend zu ihm herunter, während die Rosahaarige lieber im Hintergrund blieb. Yamanaka Ino und Haruno Sakura…Klassenkameradinnen seines Bruders, soweit er sich erinnerte. Ihm entging nicht, wie die Blonde die Hand hob und ihm zuwinkte, doch er erwiderte die Geste nicht, schaute wieder in den Fluss…gerade eben war ihm nun wirklich nicht danach, sich mit den beiden zu beschäftigen. Mit dieser Reaktion hatte er Ino wohl beleidigt, denn er hörte ihr Schimpfen und ebenso die beschwichtigenden Versuche ihrer Freundin…mit denen sie nicht das Geringste erreichte. Als er aus den Augenwinkeln noch einmal zu ihnen herüber sah, streckte ihm die Yamanaka frech die Zunge raus, ehe sie die andere bei der Hand nahm und mit ihr wegrannte. Er hob eine Braue, blickte ihnen jedoch nur schweigend nach; warum hätte er sich auch darüber ärgern sollen? Wo es doch geradezu beneidenswert war, wie unbeschwert die beiden sein konnten…er seufzte leise, stützte das Kinn auf die angewinkelten Knie und schaute zum gegenüberliegenden Ufer, ohne dort etwas Bestimmtes zu sehen.
 

„Du machst mir langsam Sorgen, Cousin.“

Itachi zuckte augenblicklich zusammen, schaute zu der Person auf, welche hinter ihm stand und sich ein Stück über ihn gebeugt hatte. Braue Augen begegneten ihm, als sich ihre Blicke trafen und Itachis Herz machte einen Satz. Der Ältere runzelte die Stirn, während er ihn prüfend musterte, beinahe so als suche er etwas.

„Ehrlich, Itachi…es ist strahlender Sonnenschein und was machst du?“

Er war erleichtert, als sich der andere neben ihn setzte, ihn nicht mehr allzu sehr mit seinen durchbohrenden Blicken fixierte.

„Sitzt hier rum und starrst mit dieser Trauermiene ins Wasser…kein Wunder, dass niemand mit dir spielen will.“

Sein Cousin blies sich beiläufig eine seiner Locken aus der Stirn, während er auf ihn einredete, doch Itachi äußerte sich nicht dazu.

„Hast du keine Mission, Shisui?“, lenkte er stattdessen vom Thema ab und schaute wieder in den Fluss.

Shisui grummelte leise, war wohl nicht sehr begeistert davon, dass der Jüngere ihm auswich. Seufzend lehnte er sich nach hinten, wobei er sich mit den Ellenbogen im Gras abstützte.

„Nein. Heute nicht. Kannst dich freuen, du hast oberste Priorität!“

Es sollte wohl als Spaß gemeint sein, doch Itachis Miene wurde nur noch steinerner. Ein bitterer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus und am liebsten wäre er einfach aufgestanden und gegangen. Er tat es nicht.
 

„Jetzt zieh nicht schon wieder so ein Gesicht…lächele lieber mal! Kein Wunder, dass du keine Freundin hast. Mit der Miene verschreckst du ja jedes Mädchen!“

Itachi entging dieser Peinlichkeit, indem er rasch konterte – Shisui brachte ihn viel zu oft in Verlegenheit.

„Du hast doch selbst keine Freundin.“

Sein Cousin hatte wohl damit gerechnet, dass er nur wieder erröten würde, denn er starrte ihn verdutzt an. Dann jedoch legte sich ein breites Grinsen auf seine Lippen und er setzte sich wieder auf, funkelte ihn amüsiert an.

„Ich bin aber Single aus Überzeugung, mein Lieber! Wenn ich wollte, dann könnte ich jedes Mädchen haben!“

Das schalkhafte Zwinkern strafte Shisuis Behauptung nicht unbedingt Lügen, denn er war wirklich ziemlich attraktiv. Die braunen, zerzausten Haare umrahmten ein jugendliches Gesicht, mit weichen Zügen und mandelförmigen, ausdrucksstarken Augen. Er war nicht herausragend groß oder muskulös, aber durchtrainiert und vor allem sehr schnell. Außerdem hatte er einen guten Ruf als Shinobi…Shunshin no Shisui…jeder in ganz Konoha kannte seinen Namen. Das machte zumindest das vorlaute Mundwerk wieder wett. Itachi versteifte sich, als sein Cousin den Arm um seine Schultern legte, ihn zu sich zog – nur um ihm grob durch das lange Haar zu wuscheln.

„Du bist kindisch“, murrte der Jüngere und streckte die Hand nach seinem Zopfband aus, welches Shisui ihm soeben abgenommen hatte.

Dieser grinste nur und schob es dreist in seine Hosentasche, ehe er wieder zu ihm blickte.

„Einer muss ja deine verlorene Kindheit ausleben“, neckte er ihn und schnippte ihm leicht gegen die Stirn – so wie Itachi es oftmals bei Sasuke tat.

Dieser fand das weniger witzig, doch er sagte nichts dazu, sondern erhob sich kurzerhand. Ohne auf den Älteren zu achten, strich er sein Haar wieder glatt und ging dann einfach…jedenfalls wollte er gehen, denn schon hatten sich vertraute Finger um sein Fußgelenk geschlossen, hielten es in letzter Sekunde fest.
 

Schalkhaft schauten ihn die braunen Iriden an, doch kaum dass Itachi den Mund aufgemacht hatte, um ihn zurechtzuweisen, zog Shisui ruckartig an seinem Fuß. Der Jüngere verlor prompt das Gleichgewicht und…landete direkt auf seinem Cousin, welcher ihn zufrieden angrinste.

„Nicht so stürmisch, Itachi!“, tadelte er ihn belustigt.

Der Angesprochene konnte darüber nicht lachen, fühlte sich in seiner Lage wie paralysiert. Seine schlanken Finger hatten sich in Shisuis Hose gekrallt, fanden dort notgedrungen Halt, während sein Gesicht nur wenige Zentimeter vor dem des Älteren schwebte. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt, als er seinem Cousin so nahe war…und er wünschte sich, der Erdboden möge ihn endlich verschlingen.

„Itachi? Alles in Ordnung? Hey!“

Eine warme, vertraute Hand legte sich an seine Wange, strich sanft darüber…und Itachi spürte, wie er rot wurde.

„Fass mich nicht an!“

Bevor er sein rasendes Herz zur Ruhe bringen konnte, schlug er die Hand beiseite, stemmte sich rasch hoch und ging auf Abstand. Viel Abstand und er blickte Shisui so zornig wie nur möglich an. Verwirrt erwiderte der andere den Blick, wusste anscheinend nicht, weshalb Itachi so aus der Haut fuhr – es sah ihm auch nicht wirklich ähnlich. Normalerweise war Itachi in jeder Situation sehr besonnen und still…das hier, das war nicht er. Shisuis Mund öffnete sich, doch bevor auch nur ein einziges Wort entweichen konnte, hatte sich der Jüngere umgedreht und war davongerannt. Weil er nicht hören wollte, was Shisui sagen wollte…und weil er wusste, dass sein Cousin zu klug war, um sein Verhalten als pubertäre Phase abzustempeln. Wie er diese Gewissheit doch hasste.
 

Natürlich wusste er auch, dass Shisui hartnäckig war und ihn früher oder später ohnehin zur Rede stellen würde. Das Schlimme war, dass er keine Antwort für ihn haben würde. Er konnte vielleicht nicht ewig weglaufen, aber er konnte sich für eine Weile in seinem Zimmer verbarrikadieren und ja…ihm war klar, dass er sich gerade wie ein störrisches Balg aufführte. Shisui sagte ja immer, er sei noch ein Kind, aber damit hatte er Unrecht. Eigentlich konnte sein Cousin gar nicht wissen, wie sehr er damit falsch lag.

Itachi schaffte es in sein Zimmer, ohne dass er einem Familienmitglied begegnete…und es erleichterte ihn. Seine Mutter hatte stets die Angewohnheit, ihm seine Sorgen anzusehen und mit ihm darüber reden zu wollen. Hätte sie gewusst, was sich in seinem Kopf täglich abspielte…nein, es war gut, dass sie es nicht wusste. Ein leises Seufzen entwich seinen Lippen, kaum dass er sich auf seinem Bett niedergelassen hatte…die Stille betäubte das mulmige Gefühl in seiner Magengegend ein wenig. Trotzdem hatte sich Shisuis Blick in sein Gedächtnis gebrannt…vielleicht hatte er herausgefunden, was nicht mit ihm stimmte. Er schluckte hart, wollte nicht mal daran denken, was dann wäre…und das wäre nur einer von vielen Konflikten, die er heimlich in seinem Inneren austrug.
 

Itachi mochte dreizehn Jahre alt sein, körperlich noch als Kind gelten…aber er fühlte sich nicht wie eins. Seit er vier war, sah er die Welt mit den Augen eines Erwachsenen und das Blut, das bereits jetzt, in seinem zarten Alter, an seinen Händen klebte, hatte den letzten Rest seiner Kindheit verdorben. Das Tragische daran war, dass ihm niemand die schwere Last von den Schultern nehmen konnte…dass er sich niemandem anvertrauen konnte. Das Geheimnis, das er seit einer Weile mit sich herumtrug, belastete ihn immens...und jetzt diese Sache mit Shisui.

Mit starrem Blick fixierte Itachi die kalkweiße Wand, während er sich selbst zu beruhigen versuchte; der Druck wurde langsam unerträglich. Wie viel ein Mensch wohl ertragen konnte, bis er brach? Und er stand erst am Anfang…die bittere Realität würde ihn schnell genug einholen und danach würde er sich vermutlich nie wieder wie ein Mensch fühlen können. Wenn er den letzten Faden durchtrennte…dann würde es für immer zu spät für ihn sein. Er vergrub das Gesicht in den Händen, atmete gezwungen beherrscht durch; in solchen Momenten überkam ihn manchmal die Verzweiflung. Der Abgrund war so nahe…es genügte ein Schritt, um in der Finsternis zu versinken und das machte ihm Angst. Unkontrolliert begannen seine Schultern zu beben, während er allein da saß und nach einem imaginären Strohhalm zu greifen versuchte – ein Griff ins Leere. Es war keiner da, vor dem er sich eine Blöße geben konnte…also ließ er sich fallen.
 

Als Itachi ein paar Stunden später wach wurde, dämmerte es draußen bereits und er erkannte, dass er wohl eingeschlafen sein musste. Flüchtig wischte er sich übers Gesicht, hoffte, dass die verräterischen Flecken vollständig verschwunden waren. Immer noch war es völlig still im Haus…und er war dankbar dafür.

Nachdem er sich etwas gesammelt hatte, erhob er sich, streckte ein wenig seine Glieder. Seine dunklen Iriden glitten zum Fenster, blieben an der untergehenden Sonne hängen…und er haderte mit sich, ob er nicht doch noch einmal rausgehen sollte. Schlafen konnte er jetzt sowieso nicht mehr und wenn er sich auf dem Trainingsplatz abreagierte, würden auch die trüben Gedanken verblassen…wenigstens für eine Weile.

Leise öffnete er die Tür, nachdem er diese aufgeschlossen hatte, und ging vorsichtig, damit der Holzboden ja keinen Laut von sich gab, durch den Flur. Vermutlich war sein Vater noch auf der Polizeistation…und Sasuke kam seit einer Weile sowieso immer im Dunkeln nach Hause, auch wenn Mikoto das nicht guthieß.

„Itachi?“

Er hielt in seiner Bewegung inne, als er die Stimme seiner Mutter vernahm. Einen Moment lang dachte er darüber nach, einfach wegzulaufen, um ihr so zu entgehen, doch dann verwarf er diesen Gedanken wieder, wandte sich zu ihr um. Ihr Blick war kritisch und sie musterte ihn von Kopf bis Fuß, ehe sie ihn erneut ansprach.

„Ich wollte dir vorhin etwas zu essen bringen…aber du hattest abgeschlossen. Ist alles in Ordnung?“

Seine Mimik blieb unbewegt, während er die geheuchelte Antwort wiedergab.

„Ich war nur müde…das ist alles.“

Sie glaubte ihm nicht, das war ihm bewusst, doch ebenso würde sie nicht weiter nachfragen – es wäre ohnehin sinnlos. Schließlich seufzte sie nur und schüttelte den Kopf über sein Verhalten.

„Du solltest etwas essen…ich kann es aufwärmen, hm?“

Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, doch er durchschaute das wachsende Misstrauen dahinter, ebenso wie den verzweifelten Versuch, die Fassade aufrecht zu erhalten. Er tat es ihr gleich.

„Vielleicht später…ich habe keinen Hunger. Trotzdem danke.“

Mikoto schwieg zunächst, nickte dann jedoch, wissend, dass sie ihn nicht umstimmen konnte.

„Komm nicht allzu spät wieder…ja? Dein Bruder eifert dir schon genug nach…“

Ein stummes Nicken seinerseits, ehe er ihr wieder den Rücken kehrte, froh, dass sie nicht weiter nachbohrte. Es lagen jede Menge unausgesprochene Worte zwischen ihnen und Itachi fragte sich, wann er aufgehört hatte, ihr sein Vertrauen entgegen zu bringen. Wann hatte er den Glauben an seine Familie…an den Clan verloren?
 

Der Übungsplatz war wie erwartet vollkommen leer und Itachi griff in seine Tasche, zog ein paar Kunai hervor. Eine kühle Brise fuhr ihm durch das lange Haar, blies ihm ein paar Strähnen ins Gesicht. Seine Züge spiegelten sich in der glatten Klinge, auf welche er seinen Blick geheftet hatte und das, was er sah, empfand er einfach nur als armselig. Wütend schleuderte er die Kunai von sich, traf die Zielscheiben an den umstehenden Bäumen – Sasuke hätte ihn für seine Zielsicherheit bewundert. Itachi dagegen fühlte nichts…die Taubheit in seinem Herzen war mittlerweile nichts Neues mehr. Mit langsamen Schritten begab er sich zu den Zielscheiben, machte sich daran, die Waffen wieder einzusammeln. Im gleichen Moment zuckte er zusammen, fuhr herum und holte mit dem Kunai in seiner Hand aus. Es war eine reflexartige Bewegung, doch als Itachi erkannte, wer sich da an ihn herangeschlichen hatte, durchfuhr ihn ein kalter Schauer. Die sonst so warmen Augen seines Gegenübers musterten ihn abschätzend, während die Klinge an seinem Hals lag; Itachi zitterte unkontrolliert. Die Stille hatte etwas Erdrückendes an sich und der Jüngere wusste nicht, ob es richtig war, die Hand sinken zu lassen.

„…willst du mich umbringen, Itachi?“

Die Frage ging ihm durch Mark und Bein, ließ etwas in ihm zu Eis gefrieren. Nie zuvor hatte sich Itachi so bedroht gefühlt…nicht von dieser Person. Umso irritierter war er, als sein Cousin plötzlich ein Lächeln aufsetzte und das Kunai mit zwei Fingern von seinem Hals wegdrückte.

„Ich hab nur Spaß gemacht.“

Itachi fand das alles andere als lustig und er wusste auch nicht, wie er darauf reagieren sollte. Was war das eben gewesen? Dieser eisige Ausdruck auf Shisuis Zügen…den hatte er sich nicht eingebildet. Er zuckte zusammen, ließ vor Schreck das Kunai fallen, als sich starke Finger um sein Handgelenk schlossen. Der Druck war fast schon schmerzhaft, aber Itachi presste nur die Lippen zusammen.

„Du doch auch oder?“

Shisuis Stimme barg einen Unterton, der ihm gleichzeitig heiß und kalt werden ließ. Was passierte hier eigentlich? Vergeblich versuchte er, das Zittern unter Kontrolle zu bekommen, doch lediglich seine Mimik ließ sich wieder glätten, erlaubte ihm ein stummes Nicken.

„Ich hab mir Sorgen um dich gemacht…du bist heute Nachmittag so schnell verschwunden.“

Die freie Hand fand ihren Platz an seiner Wange, streichelte zart darüber…und am liebsten hätte er sich darin verloren. Der Griff lockerte sich nicht im Geringsten, hielt ihn in der Realität.

„Was ist los mit dir, hm? Du bist in letzter Zeit noch stiller als sonst…schläfst kaum, isst kaum.“

Itachi fragte sich, ob diese Sorge tatsächlich echt war…es fiel ihm schwer, das zu glauben. Wahrscheinlich sorgte sich Shisui wie auch der Rest des Clans mehr um die Sicherheit ihres Plans. Er war nur ein Störfaktor auf diesem Wege.

„Möchtest du dir nichts von der Seele reden?“

Da war es wieder…dieses kalte Leuchten…und Shisuis Iriden färbten sich mit einem Mal glutrot. Itachi reagierte schnell, aktivierte ebenfalls sein Bluterbe – er war sich Shisuis Fähigkeiten sehr wohl bewusst und hatte nicht vor, sich von dessen Worten einwickeln zu lassen.

„Itachi…“

„Es gibt nichts, worüber ich reden will“, gab er steif zurück und Shisui verengte ein wenig die Augen.

Die Finger an seiner Wange wanderten in seinen Nacken, spielten mit seinen Haaren, während er von den Sharingan fixiert wurde.

„Tatsächlich…“, murmelte sein Cousin fast schon niedergeschlagen, seufzte dann tief. „Ich wünschte wirklich, du würdest mir vertrauen.“

Itachi öffnete den Mund, doch es drang kein Laut hervor, drückten sich doch mit einem Mal fremde Lippen auf die seinen. Er japste auf, krallte sich in Shisuis Schulter, während er immer noch festgehalten wurde. Die Nägel des anderen bohrten sich in seinen Nacken, das Lippenpaar raubte ihm die Luft und er war nicht fähig, die Augen zu schließen. Aufgrund seiner verworrenen Gefühle hatte er damit gerechnet, solch eine Berührung zu genießen…gerade mit Shisui. Das hier…das war einfach nur furchtbar. Verzweifelt versuchte er Abstand zu gewinnen, aber sein Cousin ließ nicht von ihm ab, starrte ihn mit diesem wissenden Blick an…Itachi wurde übel.
 

Als Shisui endlich von ihm ließ, war Itachi klar, dass das soeben nichts weiter als kalte Berechnung gewesen war. Der Kloß in seinem Hals verhinderte, dass er auch nur ein Wort hervor bringen konnte. Das Zittern hatte nicht abgenommen und seine Knie waren weich wie Butter, schienen ihn nicht mehr lange tragen zu wollen. Er fühlte sich schäbig.

„Ich liebe dich, Itachi.“

Der Satz gab ihm den Rest und er fand sich auf dem Boden wieder, stützte sich mit den Händen ab. Sein Herz raste, begriff, was sein Verstand nicht wahrhaben wollte…es schmerzte. Er zuckte instinktiv zurück, als sich Shisui vor ihn kniete – die Sharingan waren nicht länger aktiv. Itachi wollte gern glauben, dass die Sorge in den braunen Augen, die er so sehr liebte, echt war…aber er kannte die Wahrheit. Mühsam riss er sich zusammen, ließ zu, dass Shisui ihm durchs Haar streichelte wie einem Kind, das Trost brauchte…wie passend.

„Und ich werde nicht zulassen, dass du etwas tust, das du nachher bereust.“

Bestimmt wurde sein Kinn angehoben und er wehrte sich nicht dagegen, erwiderte den Blick des Älteren mit plötzlich einkehrender Monotonie. Sein Herz beruhigte sich allmählich, sein Verstand klärte sich…Shinobi sollten sich niemals von Gefühlen leiten lassen. Die Taubheit in seiner Brust empfand er fast schon angenehm…sie unterdrückte den Schmerz zumindest ein bisschen.

„Zerbrich dir nicht meinen Kopf.“

Er zitterte nicht mehr, als er Shisuis Hand beiseite wischte und sich erhob – selbst in seinen eigenen Ohren hörte sich seine Stimme fremd an. Sein Cousin blinzelte irritiert, schaute zu ihm hoch, ehe er es ihm gleich tat und sich aufrichtete.

„Ich kann auf mich selbst aufpassen, Shisui.“

Der Angesprochene öffnete den Mund…nur um ihn wieder zu schließen, begreifend, dass Itachi gerade ein Band kappte, das ihnen beiden das Wichtigste gewesen war. Dass der ältere Uchiha keinen Protest einlegte, bestärkte ihn nur darin, dass es so richtig war. Vielleicht…war diese Szene heute Abend notwendig gewesen, um seine Entscheidung vollwertig zu machen. Wenn er sich an diesen dunklen Fleck in seinem Herzen klammerte, dann würde er vielleicht endlich fähig sein, den einen Schritt zu machen. Es war ihm immer wie ein Fluch vorgekommen, so tiefe Gefühle für seinen eigenen Cousin zu hegen…aber nun war dieser Fluch vermutlich das größte Geschenk.
 

Drei Tage später wurde Uchiha Shisui, auch bekannt als Shunshin no Shisui, tot im Naka no Kawa aufgefunden. Itachi verschwendete am Tag der Beerdigung nicht eine Träne…er hatte bereits zu viele blutige vergossen, als er seinen Cousin so lange unter Wasser gedrückt hatte, bis das Leben aus ihm gewichen war.
 

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So, mein erster Shisui/Itachi-OS! Und er ist wieder sehr düster gehalten...ich habe einfach eine Neigung zu Dramen. -.-°

Der OS hat sich eigentlich recht selbstständig gemacht...ich mag den Kontrast von Shisuis Persönlichkeit. Anfangs war er ja recht sympathisch, ein richtiger Sunny-Boy...aber ich finde, gerade weil wir so wenig über ihn wissen, kann man seinen Charakter gut ausbauen.

Ich stelle mir Shisui auch genau so vor...ein lieber Kerl nach außen hin, sehr zielstrebig, seiner Familie gegenüber loyal...seine Gefühle gegenüber Itachi.

Ihr könnt gern selbst interpretieren, ob Shisuis Gefühle nun echt waren...oder er Itachi nur manipulieren wollte. ;)

Hoffe, dieser OS gefällt jemandem - freue mich über Feedback!!

lg

Pia



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  klene-Nachtelfe
2011-06-26T15:20:16+00:00 26.06.2011 17:20
Oha...das war traurig, düster, dramatisch!!!
Aber unglaubich fesselnd!!!
Wirklich genial!
LG -^.^-
Von:  Al
2011-04-17T21:31:02+00:00 17.04.2011 23:31
Oh ja, dieser OS ließ mal wieder mein Herz bluten.
Ich, als eingefleischter Itachi-Fan, hab so mitgelitten während des ganzen OS.
Die tiefe Zerrissenheit in Itachis Innerem, seine Hilflosigkeit und der anhaltende Schmerz hast du sehr schön verpackt in deiner kleinen Geschichte.
Sehr interessant war es, wie du Shisuis Charakter gestaltet hattest.
Dem Clan bis zuletzt loyal gegenüber, ohne Wenn und Aber.
Auch wenn es bedeutet, einen kleinen Jungen, zu dem man immer ein sehr gutes Verhältnis hatte, emotional zu knebeln, unter Druck zu setzen.
Tja, hat wohl doch nicht so geklappt, wie Shisui sich das ausgedacht hatte...
Wie gesagt, ich finde den Shisui in deinem OS toll, und ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich mehr für Itachi empfunden hat, oder nicht.

Bitter fand ich die beiden Sequenzen, als Itachi alleine in seinem Bett liegt und seinen Tränen, seiner Verzweiflung freien lauf lässt und als er seiner Mutter begegnet. Beide wissend, dass sie sich immer weiter voneinander entfernen, aber nichts dagegen tun können.
Ich habe rausgelesen, dass Mikoto wohl eine Ahnung hatte, was mit Itachi war, dass er nicht geschlossen hinter dem Plan der Uchiha stand, dass er eigentlich eine Bedrohung war. Warum sie nichts dagegen getan hat? Sie ist halt eine Mutter, die ihren Sohn über alles liebt.
Aber das ist nur reine Spekulation meinerseits ^^

Nochmal ganz großes Lob!
Von: abgemeldet
2011-04-10T21:22:15+00:00 10.04.2011 23:22
Hey,

ich habe deine FF schon etwas länger auf meiner Favoliste, habe aber leider bis jetzt nur drei Ome Shots gelesen (dieses Kapitel eingeschlossen). Die bereits Gelesenen werde ich bestimmt auch nochmal kommentieren. So, jetzt aber los ...^^

Das, was für mich persönlich das beste an deinen One Shots ist, ist dein Schreibstil. Er ist sehr detailliert, gefühlvoll und klingt einfach nur schön und hin und wieder sogar sehr poetisch. Ein Schreibstil zum Träumen. Wirklich wunderschön.

Die deutsche Rechtschreibung und Grammatik hast du sehr gut drauf, was für mich selbst immer sehr wichtig ist, weil ein zu fehlerhafter Text lange nicht so zu genießen ist, wie einer, der nur vereinzelt Fehler aufweist. Nur eine Sache hat mir nicht unbedingt gefallen und zwar, dass du oftmals drei Punkte setzt. An manchen Stellen hätte ich es sicher auch gemacht, aber an den meisten war es meines Erachtens nach überflüssig. Vielleicht solltest du darauf achten, dass nicht zu häufig zu verwenden, denn so verliert es einfach an Bedeutung (Ich hoffe, du verstehst, was ich damit sagen will).

Was die Charaktere betrifft, so finde ich, dass man dir anmerkt, dass du dich mit ihnen auseinander gesetzt hast. Wie es mir scheint, schreibst du bevorzugt über Itachi und den bringst du sehr authentisch rüber. Du lässt sehr tief in sein Inneres blicken und zeigst damit, wie er sich gefühlt haben könnte. Vor allem der Schluss, als er auf der Beerdigung keine Tränen mehr vergießen konnte, klang einfach sehr nach ihm. An einigen Stellen wirkte er etwas fremd auf mich, was vermutlich mit der Tatsache zusammenhängt, dass es ein Slash- OS ist, wo die Charakere- meiner Meinung nach- grundsätzlich etwas aus ihrer Rollen fallen müssen. Davon abgesehen finde ich, dass du in dieser Hinsicht einen hervorragenden Job machst.

Die Atmosphäre in diesem OS hast du sehr gut rübergebracht. Sie war düster und somit sehr passend in Bezug auf Itachi. Das ist ein wichtiger Punkt, finde ich, um das ganze Gefühl der Geschichte und die der Charaktere an den Leser zu bringen. Wie gesagt, das hast du toll gemacht!

Ich habe noch etwas Allgemeines zu sagen und zwar: Ich finde es sehr schön, wie du deine FF gestaltet hast. Die einzelnen Bilder zu jedem Kapitel und dann noch ein passender Spruch ... Das ist nicht nur sehr übersichtlich, sondern sieht auch sehr schön aus. Die Bilder hast du toll ausgesucht und die Sprüche klingen oftmals sehr weise und regen zum Nachdenken an. Das gefällt mir wirklich außerordentlich gut.

So, ich muss morgen sehr früh raus, deswegen sollte ich jetzt vielleicht zu einem Ende kommen^^

Also, ich bin wirklich kein Fan von Slash- FFs, aber du schreibst einfach so toll, dass ich von Zeit zu Zeit bestimmt immer mal wieder ein Kapitel lesen werde und das dann auch kommentiere- versprochen =)

So, dir noch eine gute Nacht!

Liebe Grüße
Justice

Von:  Angmar
2011-04-10T16:08:04+00:00 10.04.2011 18:08
Hrrr~
Ich Liebe dieses pairing.<3~
Und auch wie du es beschrieben hast. <3~
*Shisui mir selber ja so vorstell*
xD"


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