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Die Blutfehde der Youkaifürsten

von

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Yarinuyuki

Wachsam bewegt sich Yaeba zwischen den Bäumen hindurch. Seine Sinne sind auf das Äußerste gespannt. Bei jedem noch so leisen Knacken im Gebüsch, fährt sein Kopf ruckartig herum und sein tiefviolettes Auge durchforsten die Nacht. Wie weit kann er in dieser kurzen Zeit gekommen sein? Sein Vorsprung kann unmöglich schon so groß sein, völlig egal wie schnell er ist.

Einmal mehr verflucht Yaeba innerlich den zierlichen Ostyoukai aus seinem Rudel und seine Fähigkeit sich lautlos und völlig unbemerkt durch die Wälder zu bewegen. Er hat immer gewusst, dass Raiuko sehr an seinem Bruder hängt und sein Tod muss ein schwerer Schlag für ihn gewesen sein. Aber dass er so völlig übertrieben handeln würde, damit hat er nicht gerechnet. Zugegeben, der schmächtige Youkai ist sehr impulsiv und neigt zu Kurzschlussreaktionen, aber er ist nicht dumm! Warum sollte er seinen Tod und den Schutz der anderen riskieren nur um seine Gelüste nach Rache zu befriedigen, wenn er doch sicher auch später noch dazu Gelegenheit hat?

Yaeba sucht weiter. Es gibt nur eine Sache, die ihn etwas beruhigt. Bisher ist er schon an mehreren Lagern der Nordyoukais vorbeigekommen, alle unversehrt. Das kann nur bedeuten, dass Raiuko es auf ein paar bestimmte Youkais abgesehen hat und das wiederum lässt hoffen, dass er nicht vollkommen unüberlegt handelt. Vielleicht kann er ihn wieder zur Vernunft bringen, wenn er ihn findet.

Aufmerksam zieht Yaeba seine Nase zurate. Ganz schwach ist die Spur zu erkennen. Rasch folgt er dem flüchtigen Geruch durch die Nacht. Bisher hat sein Untergebener sein Ziel wohl noch nicht erreicht. Wäre dem so, würde er bestimmt rasch Kenntnis davon bekommen. So unauffällig wie möglich schleicht sich Yaeba zwischen den vereinzelten Grüppchen von Nordyoukais hindurch. Raiuko, ich schwöre dir, das wird ein Nachspiel haben!
 

Als würde er mit den Schatten verschmelzen, weicht Raiuko in das Dunkel der Bäume zurück. Nein, er wird sich nicht zu erkennen geben! Wenn Yaeba ihn in die Hände bekommt, dann kann er seine kleine Racheaktion vergessen. Zum Glück wird Ostyoukais schon von frühster Kindheit an beigebracht, ihre Aura so zu unterdrücken, und sich so zu verbergen, dass sie für unliebsame Ohren und Augen praktisch unauffindbar bleiben. Er war darin stets exzellent! Nein, Yaeba, du wirst mir nicht dazwischenfunken! Diese miesen Kita-aitsu werden bekommen, was sie verdienen! Vielleicht kann er es nicht mit ihnen allen aufnehmen, aber zumindest kann er den Anführer der Jagdgruppe, die seinen Bruder und ihn eingekreist hat und für Raihones Tod verantwortlich ist, mit sich in die Hölle nehmen!

Der Hanyou wird sie nicht mehr lange schützen können und er riskiert lieber seinen eigenen Tod bei diesem Unterfangen, als nichts unternommen zu haben, um seinen Bruder zu rächen. Ehrwürdiger Hankou-sama, das wäre nicht in Eurem Sinne, so kampflos zu sterben! Yaeba kann das nicht verstehen, er stammt nicht von Euch ab! Aber wir, Eure Nachkommen, leben für den Kampf! Ich lasse nicht zu, dass mein Bruder getötet und dann auch noch geschmäht wird! Diesen Kita-aitsu fehlt jeglicher Sinn für Ehre! Gleich drei von ihnen haben ihn niedergerungen und dann hat dieser elende Kerl seine Brust durchbohrt! Und ich konnte nichts tun! Ich konnte nicht tun! Das wird sich jetzt ändern! Ich werde das Lager dieser dreckigen Feiglinge finden und dann werden sie einen langsamen und qualvollen Tod sterben!

Leise löst er sich von dem Baum der ihm als Deckung dient und geräuschlos setzt er seine Suche fort.
 

Schwer atmend, ihr langes, schmales Schwert, dessen Klinge wie ein Eiskristall schimmert, vor sich ausgestreckt, steht Yarinuyuki da. Es reicht noch nicht! Es reicht immer noch nicht! Sie bekommt noch immer Luft! Dabei hat sie in den vergangenen Stunden sämtliche Schwertkatas durchgefochten die ihr nur in den Sinn gekommen sind. Aber sie ist immer noch nicht erschöpft genug, um zu vergessen, was passiert ist.

Hart pressen ihre Hände den Griff ihres Schwertes zusammen. Wie konnte mir das bloß passieren? Ich habe mich vor den anderen Fürsten komplett lächerlich gemacht! Wütend startet sie die nächste Kata; sie wird sie zwanzig Mal in Folge wiederholen. Warum hat mein Vater mir nie gesagt, wie kompliziert Politik ist? Ich dachte immer, man muss nur stark sein, um als Fürst anerkannt zu werden. Ich habe mich ganz offenbar getäuscht! Diese beiden Kerle amüsieren sich bestimmt köstlich über meine Unbeholfenheit! Aber ich lasse mich nicht herabsetzen! Sie stößt einen wütenden Kampfschrei aus, als sie die nächste Endpose erreicht.

Aus einiger Entfernung wird sie von ihren Untergebenen besorgt beobachtet. Keiner von ihnen ist so lebensmüde, sich gerade jetzt in ihre Nähe zu wagen. Ihre Fürstin hat zwar nur wenig erzählt von den Ereignissen auf dem Rat, doch offensichtlich laufen die Verhandlungen nicht gut.

Wütend drischt Yarinuyuki auf ein paar umstehende Bäume ein. Fast als würde ihre Klinge auf keinerlei Widerstand stoßen, dringt das Schwertblatt durch die massiven Holzsäulen und lassen sie in einem Schauer aus wirbelnden Eiskristallen in sich zusammenfallen. Es reicht noch immer nicht! Wie kann das sein? Wie konnte mein Vater unterliegen? Gegen ein paar ranglose Youkais! Das ist unmöglich! War diese miese Schlampe wirklich so stark? Hat sie ihn derartig erschöpft, dass er sich nicht einmal mehr wehren konnte?

Sie schüttelt hart den Kopf. Nein, das kann unmöglich sein! Wir sind Nordyoukais! Wir haben das Erbe der Ausdauer! Ein Ostyoukai kann einfach nicht stärker sein! Diese feigen Hunde! Diese elenden Streuner! Diese selbstgefälligen Fürsten! Ein wilder Wutschrei dringt aus ihrer Brust und sie beginnt wieder von vorne mit ihrem Kata-Sortiment.

Da ist es wieder! Das Gesicht! Verdammt, denk an was anderes! Dieser Geruch! Verdammt, nicht daran denken! Was ist das gewesen? Dieser Streuner war mehr als nur anziehend. Er war über alle Maßen faszinierend und sein Geruch war, atemberaubend! Sie schüttelt sich wütend. Schon wieder krampft sich ihr der Magen zusammen, wenn sie an ihn denkt. Was hat er mit mir gemacht? Das ist doch nicht normal! Und dennoch sieht sie sich selbst vor ihrem inneren Auge, wie sie den jungen Streuner umkreist, spürt erneut wie ihre Fingerspitzen über seine Haut streifen. Spürt die aufsteigende Wärme in ihren Wangen. Schmeckt seine Witterung auf ihrer Zunge. Empfindet wieder den elektrischen Schlag der sie durchzuckt hat, als sie ihn berührte.

Wie wäre es wohl gewesen, wenn sie es nicht bei dieser Berührung belassen hätte? Wenn ihre Hände über den muskulösen Rücken gefahren wären, wenn ihre Lippen die seinen gefunden hätten, wenn er sie berührt hätte, wenn er... Sie kneift die Augen zusammen. Ein tiefes Grollen entfährt ihr. „Nein!“, schreit sie wütend, „Das lasse ich nicht zu!“ Ich muss an etwas anderes denken! Aber... ich kann nicht! Wieder ist eine Kata beendet. Ablenkung, ich brauche mehr Ablenkung!

Rasch sucht sie sich die komplizierteste Kata aus, die ihr einfällt. Warum habe ich gesagt, ich würde auf meine Rache an den anderen verzichten? Weil er der erste war, der sich auf meinen Vater gestürzt hat? Nein, ich weiß es besser! Weil er in dem Moment das Einzige war, an das ich denken konnte! Sie schnaubt verächtlich auf. Sie mussten mich schlagen! Ich hätte den kleinen Hanyou sonst ohne zu zögern gemeuchelt! Welche Schande! Warum sollte mich ein Hanyou so völlig aus der Fassung bringen? Das habe ich gar nicht nötig!

Sie wiederholt die Kata zum dritten Mal. Der Hanyou interessiert mich nicht! Soll mir doch nur recht sein, wenn er ein paar Leute von diesem Schleimer ins Nirwana schickt. Aber ich will diesen Streuner! Ich will ihn immer noch! Und ich gebe nicht wieder her, was ich will! Sie stößt erneut einen Kampfschrei aus. Ob die beiden gewusst haben, was passieren würde? Es hatte fast den Anschein! Wahrscheinlich glauben die beiden immer noch, ich hätte nicht mitbekommen worüber sie geredet haben. Ich wüsste gerne, wovor Sesshomaru mich warnen sollte. Hat er schon vorher gewusst, wie ich reagieren würde? Das schmeckt mir gar nicht, so durchschaubar zu sein! Was verheimlichen die beiden mir?

Sie hält inne. Hat es etwas mit meinem Vater zu tun? Ist es möglich, dass...? Yarinuyuki reißt die Augen auf. Nein, das kann nicht sein! Mein Vater hat sich niemals so für Frauen interessiert! Sogar meine Mutter hat er getötet, nur weil sie ihm keinen männlichen Nachfolger schenken konnte! Ein tiefes, kehliges Grollen entfährt ihr. Auch wenn er mich wie einen Jungen erzogen hat, wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre ich niemals Fürstin geworden! Es kann einfach nicht sein, dass er so vernarrt in eine Frau war, schon gar nicht in eine Ostyoukai und erst recht keine Streunerin!

Eine Gänsehaut kriecht ihr über den Rücken. Aber ist Er nicht auch ein Streuner? Und noch immer fällt es ihr schwer, ihn aus ihren Gedanken zu vertreiben. Es ist, als würde der Geruch sie noch immer umwehen. Grimmig schließen sich ihre Hände um ihr Schwert. Er ist ein Streuner, verdammt! Ein mieser, kleiner Streuner und ein Mörder! Ich sollte ihn bei der nächsten Gelegenheit ein für allemal töten! Ich sollte wirklich!

Mit heftigen Schlägen geht ihr Schwert hernieder. Chichi-ue (Ehrenwerter Vater)ich habe geschworen Euren Tod zu rächen! Ich werde nicht wortbrüchig werden! Ich gebe Euch keinen Anlass, zu bedauern, dass ich Eure Nachfolge angetreten habe! Der Norden wird nicht hinter den anderen Reichen zurückstehen, solange noch ein Funken Leben in mir ist! Ich habe vielleicht nicht die diplomatische Erfahrung der anderen beiden, aber wenn Sesshomaru sich auf die Seite seines Bruders stellt, kommt es zum Kampf und dann werden wir nicht unterliegen! Arashitsumes Armee ist kaum der Rede wert und Sesshomaru ist alleine. Das wird ein Kinderspiel werden! Der Hanyou gehört bald der Geschichte an, und dann steht niemand mehr zwischen mir und diesem Streuner! Ich werde mir einige nette Sachen für ihn überlegen!

Gerade will sie ihre nächste Kata beginnen, als sie urplötzlich zusammenfährt. Wie erstarrt und mit weitaufgerissenen Augen steht sie da. Das kann nicht sein! Er ist es! Er kommt hierher! Augenblicklich verdoppelt sich ihr Herzschlag und beinah wäre ihr das Schwert aus der Hand gefallen. Zum Teufel auch! Sie hatte sich schon eingeredet, dass dieser Geruch in Zukunft keine so verheerende Wirkung auf sie haben würde. Doch schon spürt sie wieder, wie ihr das Blut in die Wangen schießt. Heftig muss sie keuchen, und ihr scheint es als würden sich ihre sämtlichen Innereien zusammenballen. Was ihr Training nicht geschafft hat, gelingt Ihm innerhalb weniger Augenblicke. Yarinuyuki sinkt auf ein Knie hinab und ringt nach Luft.

„Yarinuyuki-hime, stimmt etwas nicht?“, kommt nun die zögerliche Frage von einem der Nordyoukais, der behutsam an seine Fürstin herangetreten ist. Die Krieger kennen ihre Herrin gut genug, dass dieser feine Unterschied in ihrem Verhalten bereits auffällig ist. Heftig atmet Yarinuyuki ein und aus und es kostet sie all ihre Selbstbeherrschung, diesen Störenfried nicht augenblicklich mit einem Hieb ihres Schwertes zu zerteilen. Unter zusammengebissenen Zähnen zischt sie: „Wenn dir dein Leben lieb ist, Itakouri, dann sprich mich auf keinen Fall noch einmal an!“ Wachsam aber gehorsam weicht der Krieger ein Stück zurück.

Mit steifen Bewegungen kommt Yarinuyuki wieder auf ihre Füße. Ihre Hände zittern und das Denken fällt ihr immer schwerer. Er ist schon ganz nah! Wer weiß, wie sich diese Witterung auf ihre Männer auswirken wird. Wenn es nur annähernd so verheerend ist wie bei ihr, dann wird die gesamte Kampfstärke ihres Heeren augenblicklich zunichte gemacht. Ihre Gedanken verwandeln sich immer mehr in Watte, sie muss schnell handeln.

„Itakouri!“, presst sie mühsam beherrscht hervor, „Du übernimmst die Führung des Heeres solange ich fort bin! Keiner von euch darf mir folgen! Wer sich auch nur in die Richtung wagt, in die ich gegangen bin, wird sofort getötet! Verstanden?“ Zwar blickt der Befehlshaber etwas verständnislos drein, doch dann senkt er gehorsam den Kopf und sagt: „Jawohl, Yarinuyuki-hime!“ Nun wendet sich die Fürstin um und mit raschen Schritten verschwindet sie zwischen den Bäumen.
 

Mit flinken Schritten läuft Inu Yasha durch den nächtlichen Wald. Seine goldenen Augen erkennen dennoch jede Kleinigkeit sehr gut. Auf seinem Rücken trägt er Kagome und in leichtem Abstand folgen ihnen Miroku, Sango und Shippo auf Kirara. Um sie her herrscht Finsternis. „Sind wir hier auch richtig?“, meint Shippo besorgt, „Von den Nordyoukais ist noch keine Spur zu sehen.“ „Bestimmt versuchen sie unauffällig zu bleiben“, meint Sango, „Sie können im Dunkeln sicher mindestens so gut sehen wie Inu Yasha und ich denke nicht, dass sie Lagerfeuer benötigen. Sie könnten hier praktisch überall sein.“

Der kleine Fuchs bekommt eine Gänsehaut: „Heißt das, wir sind vielleicht schon ganz in der Nähe?“ „Nein, noch nicht!“, ruft Inu Yasha halblaut, „Ich würde sie riechen, wenn sie in der Nähe wären.“ „Kannst du denn auch erkennen wo Yaeba und Raiuko sind?“, fragt Miroku zurück. Inu Yasha prüft kurz die Luft. „Raiukos Witterung ist kaum wahrzunehmen aber Yaeba ist in diese Richtung gelaufen!“ Hastig laufen sie weiter.

„Warum uns Yaeba wohl nicht Bescheid gesagt hat, was er vorhat“, wundert sich Kagome. „Vielleicht war die Zeit zu knapp“, vermutet Inu Yasha. „Aber glaubst du, dass wir diesem Kossoridoku trauen können?“, fragt sie zurück. „Tatsache ist, ohne ihn hätten wir gar nicht davon erfahren!“, meint Inu Yasha, „Wenn es stimmt, dass ich der einzige bin, der die beiden zurückholen kann, dann bleibt uns gar keine andere Wahl! Außerdem ist alles besser als in diesem elenden Zimmer zu hocken und Däumchen zu drehen!“

„Bestimmt wird Sesshomaru unheimlich sauer auf dich!“, meint Kagome besorgt, „Immerhin hast du ihm dein Wort gegeben.“ Inu Yasha beißt die Zähne zusammen: „Ja, das weiß ich! Und es kotzt mich selbst an, dass er diesmal damit auch recht hat! Aber wenn er mir diesen Zimmerarrest nicht aufgebrummt hätte, wäre das gar nicht nötig gewesen. Wenn er mir nur einmal vertrauen würde, hätte er sich jetzt viele Probleme erspart. Aber er will mich ja immer noch nicht in alles einweihen. Wenn er nicht ständig etwas vor mir verheimlichen würde, dann würde es uns wesentlich leichter fallen...“, er bricht ab. „Zusammenzuarbeiten?“, hilft Kagome aus. „Diese Angelegenheit hinter uns zu bringen!“, behauptet Inu Yasha energisch.

„Ah, verstehe schon!“, meint Kagome, „Da hast du sicher recht. Aber so ist er nun mal, du kennst ihn doch!“ „Das dachte ich auch, bis vor einer Weile“, brummt Inu Yasha, „Aber im Augenblick ist er irgendwie... ich weiß nicht... anders! Ich kann es nicht recht beschreiben. Aber er hat noch keinem von uns etwas getan, nicht mal den Streunern. Er hat mich aus diesem Kerker rausgeholt. Indirekt versteht sich. Kagome, er weiß über dich Bescheid und er hat es so eingefädelt, dass du Myoga begleitest. Er hat mich vor dem Rat verteidigt und er hat mich sogar gelobt. Das will mir einfach nicht in den Kopf! Was zum Teufel ist bloß los mit ihm?“

„Glaubst du die Situation ist so ernst, dass er lieber gemeinsame Sache mit dir macht, als sich den anderen Fürsten zu stellen?“, fragt Kagome. „Will ich mal nicht hoffen! Mir ist es tausendmal lieber, wenn er mich wieder wie Dreck behandelt, als dass hier ein ausgewachsener Youkaikrieg tobt! Diesmal bin ich sogar seiner Meinung, dass es besser wäre, das zu vermeiden. Du hast Myoga nicht gehört. Das was er über den letzten großen Krieg erzählt hat, war alles andere als feierlich!“ „Die Frage ist, ob wir hier gerade im Moment einen Krieg verhindern oder ihn auslösen!“, überlegt Kagome. Inu Yasha zuckt zusammen: „Immer hast du solche Schauergeschichten auf Lager! Versuch doch mal die Sache positiv zu sehen, ok?“

Auf einmal hält er inne. Aufmerksam zieht er seine Nase zurate. „Verdammt noch mal!“, murmelt er, „Was hat der jetzt auch noch hier zu suchen?“ „Was ist los?“, fragt Kagome verwundert. „Tenmaru!“, meint Inu Yasha als Antwort, „Ich kann ihn riechen, er ist vor kurzem erst hier vorbeigekommen.“ „Aber was kann er denn hier draußen wollen?“, wundert sich Kagome. „Wenn ich das wüsste!“, antwortet Inu Yasha. Noch einmal zieht er die Nachtluft ein und sein Blick wird finster: „Aber mir passt gar nicht wohin er unterwegs ist!“

Für einen kurzen Moment scheint er mit sich zu ringen, dann wendet er sich zu den anderen um: „Miroku, Sango, versucht weiter, die beiden anderen Streuner zu finden. Ich folge Tenmaru!“ „Was hast du vor, Inu Yasha?“, ruft Sango ihm nach, doch mit einem geschmeidigen Satz ist er auch schon in den Büschen verschwunden. „Dieser unverbesserliche Hitzkopf!“, seufzt Sango kopfschüttelnd, „Als wenn er sich was abbricht, wenn er uns auch mal etwas erzählt!“

Plötzlich richtet sich Miroku auf. „Sango ich denke wir sollte einmal in dieser Richtung dort nachsehen.“ „Aber Inu Yasha sagte, sie wäre in diese Richtung gelaufen.“ Doch das Gesicht des jungen Mönchs ist ernst geworden. „Das mag sein, doch ich halte es für wichtig, wenn wir dort einmal nach dem rechten sehen. Ich spüre eine starke, düstere Aura aus dieser Richtung!“ „Youkais?“, fragt Sango argwöhnisch. Miroku verzieht keine Miene: „Eben nicht!“
 

Lautlos schleicht Raiuko durch das Gebüsch. Er prüft die Luft, späht durch die Finsternis, lauscht auf jedes Geräusch. Immer wieder passiert er Grüppchen von Kriegern des Nordens. Oh, diese Ahnungslosen! Er muss unwillkürlich grinsen. Der widerliche Geruch der Nordyoukais verpestet hier überall die Luft. Soll dieses Geschmeiß ruhig dahin zurückkehren woher es gekrochen kam! Nicht jedoch, bevor er es gehörig dezimiert hat! Immer mit der Ruhe, ihr kommt alle noch dran! Aber zuerst knöpfe ich mir den Typen vor, der meinem Bruder das Herz herausgerissen hat, und wenn es das Letzte ist, was ich tue!

Wahrscheinlich könnte es tatsächlich das Letzte sein. Aber sollte er widererwartend überleben, dann wird er ein für allemal unter den Kita-aitsu aufräumen! Ich werde ihnen zeigen, aus wessen Linie ich komme! Hankou-samas Abkömmlinge sind zum Kampf geboren! Nur dafür wurden wir erschaffen! Wir sind das Schwert des Ostens! Der Norden hat nicht die einzigen fähigen Kämpfer! Ich mag zwar ausgestoßen sein, doch ich werde sicher nicht vergessen woher ich stamme und was meine Bestimmung ist! Ich werde sie niedermetzeln, einen nach dem anderen, bis diese verlausten Köter es nie wieder wagen werden, über die Krieger des Ostens zu spotten!

Einmal mehr prüft er die Luft und urplötzlich verfinstert sich seine Miene zu einer Maske grimmiger Wut! Da ist er! Kein Zweifel besteht! Da ist der Geruch den er sucht! Ein kaum wahrnembares Grollen entfährt ihm und seine Augen beginnen gefährlich zu leuchten. Geschmeidig wendet er sich der gesuchten Witterung zu. Wie ein Raubtier auf der Jagd bewegt er sich trittsicher durch das Unterholz des Waldes. Ein genüssliches Kampfgrinsen legt sich um seine Lippen und noch während er läuft, verzerren sich seine Züge und an Stelle des schmächtigen Ostyoukais tritt seine wahre Natur.
 

So schnell sie ihre Füße tragen, läuft Yarinuyuki durch den Wald. Die berauschende Witterung führt sie. Schließlich tritt sie aus dem Wald heraus auf eine große grasbewachsene Ebene die von Bäumen und Felsen gesäumt ist. Darüber steht die zunehmende Sichel des Mondes groß am Himmel. Mitten auf dieser Wiese steht eine einzelne Person und ihre schlanke Silhouette zeichnet sich deutlich vor dem Licht am Himmel ab. Yarinuyuki bleibt stehen. Sie muss einmal schwer schlucken. Schon jetzt ist dieser betörende Duft so intensiv, dass es ihr die Sinne benebelt. Tief nimmt sie einen weiteren Zug und dann kommt sie näher. Dieses Mal muss sie zumindest versuchen, sich ihre Würde zu bewahren. Aber der Kleine riecht einfach so verdammt lecker!

Erhobenen Hauptes aber tief ein und ausatmend überquert sie die Wiese. Der junge Streuner blickt ihr nur wortlos entgegen. Im hellen Gegenlicht des Mondes ist sein Gesicht kaum zu erkennen, nur zwei hypnotische, violette Augen funkeln in der Dunkelheit.

Mit leichten Schritten tritt sie auf ihn zu und als sie nur noch fünf Meter von ihm entfernt ist, fällt der junge Streuner auf die Knie und senkt den Kopf. Yarinuyuki versucht, sich einen klaren Gedanken zu bewahren, was ihr nun mit jedem Schritt schwerer fällt. Mehrmals lässt sie die Knöchel ihrer Hand knacken und sie bemüht sich nach Kräften, sich an ihren Hass auf ihn zu erinnern.

Schließlich steht sie direkt vor ihm. Das Atmen fällt ihr schwer und ihre Adrenalinproduktion schiebt Überstunden. Heftig trommelt ihr Herz gegen ihre Brust und ihr Magen verkrampft sich. Mühsam versucht sie ihre Lippen wieder unter Kontrolle zu bringen. „Ich möchte gerne glauben, dass du nur durch Zufall hier bist, doch dem ist nicht so!“ Es ist eine Feststellung. Noch ehe sie recht bemerkt wie ihr geschieht, beginnt sie ihn mit federnden Schritten zu umrunden und ihre Fingerspitzen fahren spielerisch durch einige Strähnen seines Zopfes. Yarinuyuki erschaudert. Tenmaru erstarrt. Schlanke aber kräftige Finger graben sich nun in seinen Schopf und befördern den Streuner auf ihre Augenhöhe. Ihr Gesicht ist nun dicht neben dem seinen. „Das bringt mich zu der Frage, was du hier willst!“, haucht sie und ihre Pupillen sind stark geweitet.

Tenmaru versucht ihrem Blick auszuweichen. Sein Gesicht ist starr. „Ich kam, um Euch einen Handel anzubieten, edle Fürstin.“ Belustigt schaut sie ihn an; dabei fährt ihr Handrücken wie beiläufig über seine Wange. „Einen Handel?“ Sie nimmt einen weiteren Zug seiner Witterung. Nun tritt sie hinter ihn und ihre Finger fahren sanft über seinen Nacken. Tenmaru verkrampft sich ein wenig. „Wie interessant!“, ein behagliches Brummen entfährt ihr.

Nun legen sich ihre Hände von hinten behutsam auf seine Schultern. Er spürt ihren warmen Atem an seinem Ohr und wieder erstarrt er. „Was verlangst du denn?“, vernimmt er ihre warme Altstimme. Tenmaru ballt die Fäuste. „Ich bitte Euch, verzichtet darauf, Inu Yasha schuldig zu sprechen!“ Ihre Hände, die bis eben an seinem Rücken hinuntergewandert sind, halten bei seiner Taille inne. „Und warum sollte ich das tun? Was bekomme ich denn als Gegenleistung?“ Tenmaru schließt müde die Augen und atmet einmal schwach durch. „Ihr bekommt mich!“

„Sieh mal einer an!“ Ihre Hände greifen nun kraftvoll in seine Seite. Tenmaru beißt die Zähne zusammen. Nun vernimmt er wieder ihre Stimme direkt neben seinem Ohr als sie flüstert: „Aber dich habe ich doch bereits!“ Er bemerkt wie sich ihre Arme um seinen Körper schließen und spürt nun ihren Körper eng an den seinen gepresst. Ein Schauer läuft über seinen Rücken, als er ihren heißen Atem in seinem Nacken spürt. Schmerzhaft beißt er sich auf die Lippen.

„Dann gibt es doch für Euch keinen Grund mehr, Inu Yasha zu verurteilen“, versucht er es erneut. Ihre Hände wandern langsam zu seinem Oberkörper hinauf. „Was interessiert dich der Hanyou?“, fragt sie leicht verstimmt, „Wenn du den Dienst für ihn ernst nehmen würdest, wärst du nicht hier!“ Sanft fahren ihre Finger über seine Brust. „Ich stehe nicht mehr in seinem Dienst!“, sagt Tenmaru leise und wieder muss er schwer schlucken. Erneut halten ihre Finger inne. „Dann verstehe ich nicht, warum du das tun willst.“ Tenmaru hebt den Kopf und blickt hinauf in den klaren Sternenhimmel. „Weil ich mich so entschieden habe!“

Nun vernimmt er ein leichtes, belustigtes Lachen. „Aber du entscheidest hier gar nichts, Kleiner! Du bist ein Streuner! Du hast keine Wahl!“ Tenmarus Miene wird starr. „Man hat immer eine Wahl! Jeder hat das! Auch Ihr habt sie, so wie Euer Vater oder meine Mutter!“

Nun spürt er wie sich ihre Arme widerstrebend von ihm lösen und dann schließt sich eine Klaue schmerzhaft um seinen Oberarm. Unsanft dreht sie ihn zu sich um. Hell glühen ihre eisblauen Augen durch die Dunkelheit und nageln ihn mit einem finsteren Blick fest. „Was weißt du über meinen Vater, Streuner?“ Nun klingt in ihrer Stimme wieder ein dunkles Grollen mit. Tenmarus Augen schimmern in einem warmen Violett. „Ich weiß, dass er nicht hätte sterben brauchen, wenn er sich anders entschieden hätte.“

Ein tiefes Grollen entfährt ihrer Kehle. „Beleidige nicht das Andenken meines Vaters!“, faucht sie, „Du warst es, der ihn umgebracht hat und dafür wirst du mir bezahlen!“ Tenmarus Miene ist ausdruckslos. „Nur zu! Haltet Euch nicht zurück! Glaubt mir, es spielt keine Rolle mehr für mich. Ich bitte Euch lediglich, es mit der Rache an mir genug sein zu lassen! Ich war es, der sich über Ihren Befehl hinwegsetzte. Die anderen trifft keine Schuld, genau so wenig wie Inu Yasha! Lasst nicht sie für meinen Fehler bezahlen! Tötet mich oder tut mit mir, was immer Ihr wollt, doch bitte verschont meine Freunde!“

Yarinuyukis Augen werden schmal. „Du bietest mir dein Leben und deinen Körper an, nur damit ihnen nichts geschieht? Warum?“ Nun blickt der junge Streuner auf. Klar schaut er sie an: „Manchmal muss man kämpfen für das was einem wichtig ist! Und manchmal muss man selbst das aufgeben, um etwas zu beschützen, das einem noch mehr bedeutet!“ Verächtlich blickt Yarinuyuki ihn an: „Für einen Haufen wertloser Streuner und einen Hanyou mit Stammbaum?“ Ernst ruht Tenmarus Blick auf ihr: „Für meine Familie!“

Yarinuyuki lacht auf: „Eine feine Familie!“ Wieder atmet sie tief ein und aus. Ihr Blick bekommt wieder etwas lüsternes. „Aber vielleicht kann ich mich mit diesem Gedanken anfreunden!“ Sie legt ihre Hände sanft auf seine Schultern und nun wandern ihre Finger sinnlich seinen Hals hinauf zu seinen Wangen. Tenmaru rührt keinen Muskel; er lässt es wortlos geschehen, doch er weicht ihrem Blick nicht länger aus. Ihr Gesicht ist nun direkt vor seinem und er spürt ihren warmen Atem in seinem Gesicht, kann sehen wie heftig sich ihre Brust hebt und senkt.

Immer näher kommen ihre Lippen den seinen und er spürt wie der Griff ihrer Klauen an seiner Wange fester wird. Tenmaru schließt die Augen. Er wird auch das ertragen, vielleicht wird es gar nicht so schrecklich wie er befürchtet hat.

Doch kurz bevor sich ihre Lippen berühren, ertönt auf einmal ein aufgeregter Schrei: „Tenmaru!“ Ruckartig fahren die beiden herum. Aus Yarinuyukis Kehle dringt nun ein grimmiges Knurren und sie hat die Zähne gefletscht, bereit, augenblicklich jeden aufzuschlitzen, der sie in diesem Moment stört. Tenmarus Augen weiten sich, als er sieht wer dort steht. „Inu Yasha-sama?“, fragt er ungläubig. Keine zehn Schritt entfernt befindet sich der weißhaarige Hanyou und neben ihm steht Kagome; ihren Bogen hat sie in der Hand.

„Was zum Teufel tust du hier?“, ruft Inu Yasha verärgert. „Hanyou!“, grollt Yarinuyuki tödlich und ihre Augen beginnen in einem eisigen Blau zu leuchten. Tenmaru bemerkt den Ernst der Lage sofort. „Geht zurück, Inu Yasha-sama!“, ruft er, „Hier gibt es nichts für Euch zu tun!“ „Ich hör wohl schlecht!“, meint Inu Yasha empört, „Sag du mir nicht, was ich zu tun oder zu lassen habe!“ „Tenmaru, was hast du vor?“, fragt nun auch Kagome besorgt.

Ernst blickt der Streuner zu den beiden hinüber: „Ich habe mich in Yarinuyuki-samas Dienste begeben!“ „Was?“, kommt der ungläubige Ausruf von Inu Yasha, „Spinnst du jetzt völlig?“ „Warum tust du das, Tenmaru?“, fragt nun auch Kagome, „Ich dachte du dienst Inu Yasha!“ Tenmaru senkt den Kopf. „Jetzt dient er mir!“, grollt Yarinuyuki gefährlich und schiebt sich vor den Streuner. „Tenmaru!“, versucht Kagome es noch mal, „Das sieht dir überhaupt nicht ähnlich! Du hast doch deinen Schwur so ernst genommen! Was ist denn passiert?“ Tenmaru beißt die Zähne aufeinander: „Du kennst mich eben überhaupt nicht! Seht zu, dass ihr verschwindet!“

„Das akzeptiere ich nicht!“, meint Kagome trotzig, „Ich will wissen, was du dir dabei gedacht hast!“ Nun ist ein tiefes Knurren von Yarinuyuki zu hören und mit einer geschmeidigen Bewegung zieht sie ihr Schwert. „Dieser Mensch fängt an mich zu nerven!“, zischt sie. Langsam setzt sie sich in Bewegung und ihre blauglühenden Augen sind direkt auf Kagome gewandt.

„Kagome, Vorsicht!“, ruft Inu Yasha. Auch er hat die Bewegung der Nordfürstin erkannt und im gleichen Moment zieht er Tessaiga. Groß leuchtet die Klinge auf. „Inu Yasha-sama! Nicht, sie wird Euch töten!“, versucht Tenmaru ihn zu warnen. „Halt den Mund!“, ruft Inu Yasha grimmig, „Ich lasse nicht zu, dass sie auch nur einen Finger an Kagome legt!“ Wachsam baut er sich zwischen Kagome und seiner herankommenden Gegnerin auf. Nur noch wenige Meter trennen sie. Yarinuyukis Blick ist kalt und berechnend. Nur noch drei Schritte und sie hat ihn erreicht. Inu Yasha greift seine Waffe fester. Blitzartig holt die Nordfürstin zum Schlag aus.

Nein!“, ertönt ein Schrei und dann keinen halben Augenblick später schiebt sich eine Gestalt zwischen Inu Yasha und das Schwertblatt der Nordfürstin. Yarinuyuki fletscht die Zähne und starrt mit bitterbösem Blick auf den Streuner, der mit dem Schneidblatt seiner Dolche den Hieb abgefangen hat. „Ihr dürft nicht kämpfen, Inu Yasha-sama!“, sagt Tenmaru ohne sich umzusehen. Inu Yasha knurrt wütend: „Du brauchst mich nicht beschützen, Kerl! Glaub nur nicht, ich wäre so schwach, dass ich immer wieder auf deine Hilfe angewiesen wäre!“

„Das meine ich nicht!“, ruft Tenmaru und mit einem kräftigen Stoß schiebt er die Fürstin des Nordens von sich weg. „Du kleiner Bastard!“, schnaubt sie wütend, „Geh auf der Stelle aus dem Weg!“ “Nein!“, stellt Tenmaru unbeirrt klar. „Was soll das heißen?“, ruft Inu Yasha nun wieder. „Ihr seid noch immer ein Fürst des Westens!“, erklärt Tenmaru während er Yarinuyuki wachsam im Auge behält, „Wenn Ihr die Klinge mit ihr kreuzt, ist das eine direkte Herausforderung des Nordens! Wenn ein Fürst einen anderen Fürsten angreift, gibt es Krieg, daran führt kein Weg vorbei!“

„Ich sagte: Aus dem Weg!“, schreit Yarinuyuki wutentbrannt!“ „Nein!“, wiederholt Tenmaru grimmig. „Dann lässt du mir keine Wahl!“, faucht sie tödlich. Eine eisblaue Aura beginnt ihr Schwert zu umgeben und dann hebt sie die Klinge. Sie scheint zu allem bereit. In geduckter Haltung hat sich Tenmaru vor ihr aufgebaut; in jeder Hand einen Dolch. Er lässt sie nicht aus den Augen. „Yarinuyuki-sama, entsinnt Euch!“, versucht er es noch mal, „Ihr wolltet sie verschonen, wenn ich mich Euch ausliefere! Tut nichts, was Ihr später bereut!“ Ein tiefes Knurren dringt aus ihrer Kehle und ihre Augen leuchten noch immer gefährlich. Doch sie scheint kurz zu zögern.

„Inu Yasha-sama, geht! Bringt Euch in Sicherheit und kümmert Euch nicht um mich!“, ruft Tenmaru nun den Blick unverwandt auf die Nordfürstin gerichtet, bereit jederzeit dazwischen zu gehen, sollte sie einen Angriff starten. Doch von dem Hanyou kommt keine Reaktion. „Was ist nun? Geht!“, ruft der Streuner erneut und es klingt ein wenig verzweifelt.

Nun hebt Inu Yasha den Kopf und seine Miene ist ernst. „Nein!“, sagt er, „Ich werde sicher nicht feige die Flucht ergreifen, wenn du bereit bist dein Leben für mich aufs Spiel zu setzen. Wenn ich zulassen würde, dass du unsere Sicherheit mit deinem Leben oder deiner Würde bezahlst, dann könnte ich mir nie wieder in die Augen sehen!“ „Inu Yasha-sama?“, verwundert riskiert Tenmaru einen flüchtigen Blick hinüber zu dem Hanyou. Doch Inu Yasha redet schon weiter: „Es ist ein feiner Zug von dir, dass du das tun willst, aber es ist einfach nicht mein Stil, mein Leben auf Kosten anderer zu retten!“ Nun meldet sich auch Kagome zu Wort: „Du musst uns vertrauen! Wir lassen unsere Freunde niemals im Stich!“

Sprachlos schaut sich Tenmaru zu ihnen um. Diesen Augenblick der Unachtsamkeit nutzt Yarinuyuki aus und wie von der Sehne geschossen, ist sie auch schon über ihn hinweggesprungen und mit einem wütenden Schrei fährt ihre Klinge auf Inu Yasha nieder. Doch wenige Zentimeter bevor ihr Schwert auf Tessaigas Schneide auftrifft, wird ihr Arm heftig zurückgerissen und nur wenige Augenblicke später findet sie sich nach einem unsanften Aufprall auf dem Boden wieder. Hoch aufgerichtet steht Tenmaru über ihr. Seine Miene spiegelt grimmige Entschlossenheit wieder. „Nein!“, wiederholt er einmal mehr, „Ihr werdet ihn nicht anrühren! Ich bin der den Ihr wollt! Richtet nicht Euch und Euer Volk zugrunde wegen einer unüberlegten Handlung!“

Noch immer sitzt sie auf der Erde. In ihrer Miene findet ein heftiges Wechselspiel der Gefühle statt. Unkontrollierte Wut wechselt sich ab mit zügellosem Verlangen und hilfloser Ratlosigkeit. Ihre Hände zittern und plötzlich bahnt sich ein tiefes Grollen aus ihrer Kehle seinen Weg und steigert sich zu einem markerschütternden, zornigen Wutschrei. Gefährliche blaue Auraschwaden umgeben sie nun und Inu Yasha, Kagome und Tenmaru haben alle Mühe, sich auf den Füßen zu halten.

Mit einem unkontrollierten Wutausbruch rammt sie eine ihrer Klauen in den Boden und durch die Wucht des Aufpralls entsteht ein regelrechter Krater auf der Wiese. Heftig atmet sie ein und aus. Und dabei verschluckt sie sich mehrmals selbst an ihrem Atem. Aus einiger Entfernung beobachten die drei das Geschehen mit wachsamen Mienen.

Nach einer ganzen Weile scheint sie sich wieder etwas beruhigt zu haben. Mit steifen Bewegungen erhebt sie sich wieder und man erkennt in ihrem Gesicht deutlich, welche immense Anstrengung dahinter stecken muss. Noch immer zucken ihre Finger und ihr Schwert hängt kraftlos herunter. Dann ganz langsam hebt sie den Kopf. Das Leuchten in ihren Augen ist verschwunden aber der Blick den sie nun Tenmaru zuwirft ist nicht weniger eisig.

„Sag mir, Streuner“, fragt sie leise, „Hatte auch deine Mutter einen solch betörenden Geruch? War Sie es, die mein Vater nicht aufgeben konnte?“ Nun senkt Tenmaru betrübt den Kopf: „Ja, auch meine Mutter Hanaki hatte diesen Fluch. Es war nie ihre Absicht, Euren werten Vater derartig in ihren Bann zu schlagen, doch es erging ihm wie Euch nun und er vermochte nicht mehr von ihr zu lassen.“ Für einen Moment zucken ihre Lider kurz, dann sagt sie leise: „Deine Mutter also, ich verstehe!“

„Moment mal!“, mischt sich nun Inu Yasha ein, „Was soll das heißen 'Mutter'?“ „Die Anführerin der Streuner war Tenmarus Mutter“, erklärt Kagome nun ihrem Freund, „Sie war die Schwester von Arashitsume.“ „Was? Und das erfahre ich erst jetzt?“, empört sich Inu Yasha, „Sag bloß, du hast davon gewusst und mir nichts davon gesagt!“ „Ich hatte bisher keine Gelegenheit!“, verteidigt sich Kagome. „Na toll!“, meint Inu Yasha ärgerlich, „Das wäre aber mal wichtig gewesen, meinst du nicht auch?“

„Dann wusste es Arashitsume also auch!“, vernimmt man nun Yarinuyukis Stimme, „Sehe ich das richtig?“ Tenmaru nickt bekümmert. „Und Sesshomaru?“ Tenmaru nickt wieder. „Ja, auch er weiß davon!“ Die Miene der Nordfürstin legt sich in Ärgerfalten: „Nur mir hat man das verheimlicht!“, sie fletscht die Zähne, „Das werden sie mir büßen, diese miesen Köter! Es wird ihnen noch bitterlich leidtun, dass sie mich nicht ernstgenommen haben!“

Tenmaru macht ein paar vorsichtige Schritte auf sie zu: „Was habt Ihr jetzt vor, edle Fürstin?“ Ihre Augen fliegen auf: „Halt!“, ruft sie scharf, „Keinen Schritt näher, Streuner!“ Erneut ballt sie die Hände zur Faust und ihre Lippen zucken unkontrolliert. „Es ist nicht...“, sie kneift die Augen zusammen, „Es ist nicht der geeignete Augenblick!“

In eben diesem Moment wird der Erdboden von einer leichten Erschütterung heimgesucht. Sämtliche Blicke gehen nun in die selbe Richtung. „Was war das?“, fragt Kagome besorgt. „Das kommt aus der Richtung in der ich die Nordyoukais rieche!“, stellt Inu Yasha fest. Yarinuyuki fletscht die Zähne. „Jemand greift unser Heer an! Das werde ich nicht dulden!“ Schon springt sie los. Doch noch im Laufen ruft sie Tenmaru zu: „Und wehe du wagst es, mir zu folgen!“, und dann ist sie auch schon zwischen den Bäumen verschwunden.

Irritiert schauen die anderen ihr hinterher. „Meinst du, das ist Raiuko?“, fragt Kagome ihren Freund besorgt. Inu Yasha zieht die Luft ein. „Oh ja!“, stellt er ernst fest, „Das ist er zweifellos!“ Erschrocken fährt Kagome zusammen: „Das heißt er hat die Nordyoukais gefunden!“ „Nicht nur“, meint Inu Yasha, „Ich rieche Blut!“ „Was hat Raiuko getan?“, Tenmarus Stimme ist ernst. „Er versucht den Tod seines Bruders zu rächen, so scheint es“, meint Inu Yasha, „Offenbar hat Yaeba ihn nicht rechtzeitig gefunden.“ Tenmaru ballt die Faust: „Dieser Idiot!“

Geschmeidig steckt er seine Dolche in ihre Scheiden zurück und dann setzt er sich in Bewegung. „Wo willst du jetzt wieder hin?“, fragt Inu Yasha ärgerlich, „Sie hat doch gesagt, du sollst von ihr fernbleiben und diesmal bin ich ihrer Meinung!“ „Tenmaru!“, ruft auch Kagome, „Bleib hier! Sie wird dich töten!“ „Mag sein!“, ruft Tenmaru zurück, „Aber vorher sorge ich dafür, dass ich der Einzige bleibe!“ Und dann ist auch er ihren Blicken entschwunden.

„Was hat der denn auf einmal?“, wundert Inu Yasha sich. Doch nun setzt sich auch Kagome in Bewegung und läuft auf den Wald zu. „Kagome!“, ruft Inu Yasha ihr nach, „Was soll das? Wo willst du jetzt auch wieder hin?“ „Na hinterher!“, antwortet sie im Laufen, „Oder wolltest du ihn etwa alleine gehen lassen?“ Inu Yasha beißt die Zähne zusammen: „Nein, wollte ich nicht, aber... ach verdammt!“ Sofort springt er ihr in großen Sätzen hinterher und mit einer geschmeidigen Bewegung schwingt er sie sich auf den Rücken und nur Augenblicke später kehrt wieder Ruhe auf der Ebene ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Yvibel
2014-12-30T12:19:30+00:00 30.12.2014 13:19
Na toll, jetzt is Inu also wieder mal ein Stück schlauer aber wirklich verbessern tut das die Lage ja auch nicht. *hmpf*
Keine Ruhe, keine Luft zum verschnaufen. Aber Hauptsache es gibt haufenweise Schwierigkeiten bei denen man irgendwann den Überblick verliert aber macht ja nix solange dann nur was zum drauf kloppen da ist. *grummel*
Wie bei der Hydra....schlägt man ihr einen Kopf ab, wachsen zwei neue nach....und weiter wird gekloppt, was bleibt einem auch schon übrig. Ich glaub ich mach mal Pause...und geh vermutlich selbst was verkloppen...*g*...*wow spielen geht*
Bis zum nächsten Kapi.
Yvi
Von: abgemeldet
2011-03-01T13:58:23+00:00 01.03.2011 14:58
*auf Kappi stürz*

Oh, die Gute ist ja ziemlich stolz .. Naja, gut, wer würde sich nicht schämen, wenn derart die Pferde mit ihm durchgegangen sind ^^

Unheimlich sauer halte ich noch für untertrieben *hüstl* Ich finde diese ganze Aktion immer noch hirnrissig -.-

>„Die Frage ist, ob wir hier gerade im Moment einen Krieg verhindern oder ihn auslösen!“

Das ist eine durchaus berechtigte Frage, Kags oo

Na komm, Tenmaru, welcher Mann beschwert sich bitte, wenn so eine hübsche sexy Frau einem den Hof macht >D
Du bist immerhin auch nur ein Kerl irgendwo, oder? Also stell dich nicht so an ^3^

So... jetzt muss ich zwar wieder warten, bis ich erfahre, was dann mit Sesshoumaru passiert, aber jetzt hab ich wenigstens etwas Vorfreude ^^
Vielleicht schreib ich auch mal ein paar Extrakommis, mal sehen, ob ich dazu in der Laune bin ^^

LG, Katze
Von: Kupferschweif
2010-12-19T16:59:54+00:00 19.12.2010 17:59
Da ist Tenmaru ja noch mal Yarinuyukis Klauen entkommen. Aber wer weiß, in welchen Schwierigkeiten er sich jetzt befindet. Und sein Kamerad erst, der jetzt auf die Nordarmee losgegangen ist.
Dieser Kossoridoku hat bestimmt auch nur behauptet, dass er gehört hat, wie sich jemand über Raiukos Bruder lustig gemacht hat, um den zu reizen. Ein böses Genie.
Bin gespannt, wie das ausgeht.
Bis denne
Jenny
Von:  Vanilla_Coffee
2010-02-01T17:52:13+00:00 01.02.2010 18:52
Ach ja ich mag Yarinuyuki^^ Das is echt der beste Chara den du je entwickelt hast XD Naja kennst mich ja XD
Aber sonst war wieder alles toll geschrieben^^

LG Mila
Von: abgemeldet
2009-12-19T17:14:41+00:00 19.12.2009 18:14
armer Inuyasha.
Auf gewisse weise wäre ich der Meinung Inuyasha sollte sie alle verkloppen.^^ Nicht ernst zu nehmen^^
Aber ich finde es traurig, wie alle, auch Kagome und Co alles vor Inu geheimalten. auf gewisse Weise dürfte er sich zu recht verraten fühlen.

Na ja

JLP
Von:  Hotepneith
2009-12-19T09:53:08+00:00 19.12.2009 10:53
Mir drängt sich der Verdacht auf, wenn sich alle schon vor langer Zeit bei einer Tasse Tee hingesetzt hätten und alle die Wahrheit gesagt hätten, wäre einiges nicht passiert und stünde jetzt auch kein Krieg ins Haus.
Tenmaru und Inuyahsa versuchen zwar ihn zu verhindern ( nun, Sesshoumaru auch), aber das wird ja mit jedem Kapitel schwerer. Übrigens dürfte bald allen klar sein, dass das Heer des Nordens mitdabei ist - was wohl kaum der notwendige Beitrag zu einer gewöhnlichen Ratsversammlung sein dürfte.


Ich hoffe, es gibt nicht zu viele Opfer...


bye

hotep
Von:  KilluahZaoldyek
2009-12-18T20:43:42+00:00 18.12.2009 21:43
Wow, das ging aber schnell mit dem nächsten Kapitel. \(^o^)/

Und jetzt geht die Aktion also richtig los.
Eine wirkliche Entscheidung bezüglich Tenmaru und Yarinuyuki ist jetzt aber nicht gefallen, oder? Sie scheint ja jetzt zu versuchen, sich seinem Geruch zu entziehen, was sicherlich nicht so einfach wird. Sie kann einem ja schon fast leid tun. Aber Tenmaru leidet wohl mehr darunter. ^-^;

Allerdings haben sie jetzt wohl alle ein anderes Problem, was sicherlich nicht besser wird, wenn Tenmaru ihr doch noch folgt. Ich bin gespannt, wie sich das alles entwickelt. Aber Tote kann man wohl nicht vermeiden. ^-^;

Was mich aber viel neugieriger macht ist Sesshomaru. *g* Und ob Miroku und Sango irgendetwas ausrichten können, da sie wie es sich anhört ebenfalls dort auftauchen werden. ^-^

Aber was ich auch interessant fand, waren Inuyashas Gedanken über Sesshomaru und die Tatsache, dass er sich so anders verhält. Hoffentlich bekommt Inuyasha da noch ein paar Erklärungen. =)

Freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Kill ^^


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