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Die Blutfehde der Youkaifürsten

von

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Das Rudel

Damals...
 

„Jetzt mach schon! Klettere endlich weiter, verdammt noch mal!“ Wütend hallt der Schrei an der steilen Felswand entlang. Der Junge dem diese Ruf gilt, zuckt ängstlich zusammen, während er verzweifelt versucht mit seinen Fingern und Zehen einen Halt zu finden an dem glatten Stein. Wie eine Spinne presst er sich an den Felsen und flüstert innerlich wohl zum tausendsten Mal: Bloß nicht runterschauen! Die Tatsache, dass sie sich in schwindelnder Höhe befinden und die Bäume, die tief unter ihnen emporragen, schon nicht mehr von hieraus zu unterscheiden sind, macht die Situation in keinster Weise leichter. So vorsichtig wie möglich streckt er seinen Arm nach dem nächsten winzigen Vorsprung aus. Nur noch ein paar Zentimeter!

Da, endlich hat er ihn erreicht. So behutsam wie möglich prüft er die Festigkeit. Es scheint zu halten. Vorsichtig verlagert er sein Gewicht auf den Vorsprung. Doch in genau diesem Moment bricht der Fels weg und löst eine kleine Steinlawine aus. Reflexartig schnell gelingt es ihm seine Hand wieder zurückzuziehen, so dass sie nicht ins Leere greift sondern wieder Halt findet. Sein Herz schlägt bis zum Hals und sein Gesicht ist bleich.

Augenblicke später hört er ein schmerzhaftes Aufschreien unter ihm. „Aua, verdammt! Tenmaru, du kleiner Bastard“, das ist Katsubous Stimme, „Wenn ich dich zu fassen kriege, bist du fällig!“ Tenmarus Herz sinkt ihm in seine Fußsohlen und es läuft ihm kalt den Rücken runter. „Pass doch auf! Du Volltrottel!“, er muss nicht erst hinsehen um zu wissen, dass das Samushi ist, „Sieh gefälligst zu, dass du da rauf kommst, klar? Ich hab keinen Bock, den ganzen Tag hier rumzuhängen, als wäre ich eine verdammte Eidechse!“

Zitternd klammert Tenmaru sich an dem Vorsprung unter seinen Fingern fest. Sein Gesicht ist fast so grau wie der Felsen. Er würde ja gerne, doch er kann einfach nicht so flink klettern wie seine Reisegefährten. Ihm ist schleierhaft wie sie das machen. Schon sieht er aus den Augenwinkeln wie zunächst Katsubou und dann Samushi an ihm vorbeiklettern und ihm einen giftigen Blick zuwerfen.

Verzweifelt blickt er sich um. Hier sind einfach keine Vorsprünge in seiner Reichweite. Schon sieht er wie nun Raiuko und Raihone an ihm vorbeiklettern und ihm eine hämische Grimasse schneiden.

„Beeil dich! Du hältst alle auf!, vernimmt er nun die vertraute, strenge Stimme auf seiner anderen Seite. Er wendet den Kopf und sieht neben sich Yaeba an der Felswand hängen als wäre es die einfachste Sache der Welt. „Aber ich komme so schlecht an die Vorsprünge heran" Doch die Mine des kräftigen Youkais zeigt keinerlei Mitgefühl. Stattdessen legt sich ärgerlich seine Stirn in Falten: „Du bist ein Youkai. Mach dir welche!“ Mit diesen Worten streckt er sich und klettert weiter. Erst jetzt bemerkt Tenmaru, dass der Youkai, ebenso wie die anderen, seine Klauen und seine Füße kräftig in die Felswand schlägt und sich dann an den selbstgeschaffenen Vorsprüngen in die Höhe zieht.

Tenmarus Augen weiten sich. Warum ist ihm das bloß nicht früher aufgefallen? Soll er es einmal versuchen? So stark er sich traut, rammt er seine Hand in den Felsen. Wie er nun feststellt, leistet sie weit weniger Wiederstand als er bisher angenommen hat. Erfreut hellt sich seine Mine auf. Das ist ja gar nicht so schwer! Aufgeregt versucht er es weiter. Er braucht zwar noch ein wenig für die richtige Kraftdosierung, doch er hat den Dreh ziemlich rasch heraus und nun bereitet ihm das Klettern keine weiteren Probleme mehr. Es dauert nicht lange und er hat den oberen Rand des Felsens erreicht.

Erleichtert schiebt er sich über die Felskante. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Doch die Freude verfliegt augenblicklich aus seinem Gesicht, als er die sechs Augenpaare bemerkt, die ihn mit eiskalten Blicken durchbohren. Sofort verschwindet alle Farbe aus seinem Gesicht; er ahnt schon was ihm jetzt blüht.

„Wurde ja auch verdammt mal Zeit!“, brummt Kegawa, ein weißhaariger Youkai mit Zopf und Pelzkleidung. „Ich schwöre euch, das Balg raubt mir den letzten Nerv!“, grollt Samushi und lässt die Knöchel seiner Klauen knacken. Er trägt ähnliche Kleidung wie Kegawa, aber ist von der Statur her etwas schlanker. Seine hellblauen Augen funkeln grimmig.

„Ist ja nicht verwunderlich, Samushi“, bemerkt nun ein kleiner, zierlicher Youkai mit magentafarbenen Augen, grauschwarzen Zotteln und einem spitzbübischen Gesicht. Er sitzt im Schneidersitz bei den anderen auf der Erde und stützt sich mit einem Ellenbogen auf seinem Knie auf. „Der ist schließlich auch zum Klettern zu blöd!“ Tenmaru lässt den Kopf hängen.

„Hat man gemerkt“, brummt Katsubou, „Und so was will ein Youkai sein!“ „Ich meine, wie blöd muss man sein, um in diesem Schneckentempo eine Felswand hochzuklettern?“, bemerkt jetzt ein anderer Youkai mit magentafarbenen Augen und grauschwarzem, langen Zopf. Er steht hinter dem kleineren und hat die Arme verschränkt. „Ziemlich blöd, nicht wahr Raihone!“, beantwortet der Kleine zu seinen Füßen. „Richtig, Raiuko, ich würde sogar sagen unheimlich blöd!“, grinst der andere hinter ihm. „Wolfsblöd!“, ergänzt Raiuko hämisch. „Menschenblöd!“, setzt Raihone noch einen drauf. „Hanyoublöd!“, kichert Raiuko boshaft und kippt lachend nach hinten um.

Tenmarus Gesichtsfarbe wechselt von kalkweiß zu Schamesröte. Warum müssen sie das immer wieder machen? „Hört auf damit!“, schreit er, doch wirklich überzeugend klingt es nicht. Doch nun ragt auf einmal ein anderer Youkai direkt vor ihm auf und starrt mit kaltgoldenen Augen auf ihn herab. „Nein, du hörst auf damit!“ Tenmaru bringt kein weiteres Wort mehr heraus. Mit Kossoridoku legt man sich nicht an, wenn einem das Leben lieb ist. Er ist ein großer, schlanker Youkai mit langen blaugrauen Haaren und einem kantigen Gesicht. Tenmaru kann sich nicht helfen aber mit den gelben Augen und der purpurnen Wangenzeichnung wirkt er fast schon etwas katzenhaft, doch es würde ihm im Traum nicht einfallen ihm das zu sagen, denn so kalt sein Blick ist, so grausam kann er auch sein.

Nun steht er vor ihm in seinem feinverarbeiteten Gewändern und sein offensichtlicher Ärger ist direkt auf ihn gerichtet. „Ständig müssen wir auf dich warten, du kleine Pest“, grollt der Westyoukai, „Das ist nicht nur lästig sondern auch gefährlich. Mit zehn Jahren hast du immer noch nicht kapiert wie sich ein Youkai zu verhalten hat? Das ist inakzeptabel!“

Tenmaru schluckt mit aller Kraft die Tränen herunter die in ihm aufsteigen. Doch es gelingt ihm nicht völlig. „Heulst du jetzt etwa?“, kräht Raiuko höhnisch zu ihm hinüber, „Guck mal, Raihone, der heult ja!“ „Tatsächlich, er heult der kleine Welpe!“, funkelt Raihone boshaft. Tenmaru starrt vor sich zu Boden und verkrallt seine Klauen mit aller Kraft in den Boden. Er zittert am ganzen Körper vor Wut und Scham. Immer das selbe! Diese beiden! Immer müssen sie sich über ihn lustig machen. Warum? Warum hacken sie immer auf ihm herum? Was hat er ihnen denn getan? Sie sollen damit aufhören! Verdammt, sie sollen damit aufhören!

Mit einem wütenden Schrei springt Tenmaru auf und stürmt in blinder Wut auf die beiden lachenden Ostyoukai zu. Mit seinen eigenen beiden Klauen wird er ihnen das Lachen aus dem Gesicht reißen!

Doch soweit kommt es erst gar nicht. Ein wuchtiger Hieb von Kossoridoku in die Magengrube lässt Tenmaru zusammenknicken wie einen gefällten Baum. Schlagartig bleibt ihm die Luft weg und er spuckt Blut. Unsanft schlägt er auf dem Boden auf und krümmt sich vor Schmerzen. „Ich bin noch nicht fertig mit dir, du jämmerliche, kleine Brut!“, zischt der Westyoukai. Unerbittlich umschließen seine kräftigen Klauen den Hals des jungen Youkai und heben ihn am ausgestreckten Arm in die Höhe; direkt über den Rand der Schlucht. „Ich glaube es wird Zeit, an dir mal ein Exempel zu statuieren, was mit Leuten passiert, die nicht mithalten können und die ganze Gruppe aufhalten!“

Kossoridoku!“, ertönt es auf einmal scharf hinter ihm, „Das reicht!“ Die Augen des Westyoukais werden schmal, doch sonst rührt er sich keinen Millimeter. Tenmaru ringt noch immer verzweifelt nach Luft unter dem stählernen Griff des Youkais, doch er hat Yaebas Stimme erkannt. Das gibt ihm ein wenig Hoffnung.

Grimmig kommt der kräftige Ostyoukai auf den hochgewachsenen Westler zu. „Du gehst zu weit, Kossoridoku!“, sagt er ermahnend. Dann wirft er einen Blick in die Runde: „Ihr solltet euch schämen! Er hat euch nichts entgegenzusetzen und wie verhaltet ihr euch?“ „Er hat es verdient!“, grollt Kegawa, „Ständig ist er nur im Weg“ „Und das gibt euch das Recht ihn wie Dreck zu behandeln?“, gibt Yaeba scharf zurück, „Er ist Teil dieses Rudels wie ihr alle auch, klar? Wenn ihr das nicht kapiert, lernt ihr mich kennen!“

Ärgerlich schaut Kossoridoku zu ihm hinüber. „Sentimentaler Narr!“, quetscht er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Yaebas Augen funkeln gefährlich: „Was hast du gesagt?“

Yaeba! Hör auf!“, scharf fliegt die helle Stimme über den Platz; sie lässt keinerlei Widerspruch zu. Yaeba hält inne und wendet sich um. Am Rand des Plateaus der an den nahem Wald angrenzt, sitzt eine geschmeidige Gestalt auf einem Felsbrocken und schaut mit glühend purpurfarbenen Augen zu ihm hinüber. Ihre perlmuttfarbener Teint weist keine Unebenheit auf, doch die Mine in ihrem wohlproportionierten Gesicht mit den hohen Wangenknochen ist eisig.

Für einen kurzen Moment scheinen alle Umstehenden den Atem anzuhalten, doch dann wendet sie sich erneut an Yaeba: „Misch dich nicht ein!“ Irritiert schaut Yaeba sie an: „Chutaisho (Hauptmann)! Aber...“ „Keine Wiederrede!“, schnappt sie streng, „Wenn der Junge nicht mithalten kann, muss er die Konsequenzen tragen. Wie du schon sagtest, gehört er zum Rudel dazu, also muss er sich seinen Platz behaupten wie jeder andere auch. Keine Sonderbehandlungen, verstanden?“ Fast schon will Yaeba etwas erwidern, doch im letzten Moment verkneift er es sich und schlägt die Augen nieder.

Tenmaru wird heiß und kalt als er das hört. Das kann nicht wahr sein! Warum? Keiner wird ihm helfen? Nun ist er dem erbarmungslosen Griff von Kossoridoku hoffnungslos ausgeliefert, der ihn noch immer nach Luft schnappend über dem Abgrund baumeln lässt als wäre er eine Stoffpuppe.

Ein boshaftes Lächeln legt sich um Kossoridokus Mundwinkel während seine gelben Augen ihn mit Hass durchbohren. „Du hast es gehört, Kleiner!“, murmelt er hämisch, „Niemand wird dir hier helfen. Du bist hier nicht erwünscht!“ Tenmarus Augen weiten sich. Er wird doch nicht...! Doch die Augen des Westyoukais sprechen eine andere Sprache: „Wenn du klug bist, kommst du gar nicht erst wieder. Guten Flug!“ Und mit diesen Worten öffnet er seine Klaue. Fassungslos starrt Tenmaru ihn an. Er will schreien, doch kein Laut kommt über seine Lippen. Kaum einen Sekundenbruchteil später spürt er wie er gänzlich den Boden unter seinen Füßen verliert und mit weitaufgerissenen Augen, die Hände nach irgendeiner helfenden Hand ausgestreckt, stürzt er in die Tiefe. Das letzte was er sieht ist Yaeba der sich abwendet und alles was er noch hört ist das schallende Gelächter von Raiuko und Raihone und dann fällt er und fällt und dann spürt er einen heftigen Aufschlag durch seinen Körper gehen, eine Welle des Schmerzes überflutet ihn und dann wird alles finster.
 

Als Tenmaru seine Augen wieder öffnet ist das erste was er sieht ein Loch im Blätterdach über dem langsam die Abenddämmerung hereinbricht und die ersten Sterne langsam zum Vorschein kommen. Er spürt einige Blätter in seinem Gesicht und schmeckt einen eisenhaltigen Geschmack in seinem Mund. Langsam stellt er fest, dass er mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem Rücken liegt und sich ein unangenehmes Pochen durch seinen gesamten Körper zieht. Er atmet ruhig.

Schweigend blickt er hinauf zum Himmel. Außer den üblichen Geräuschen des Waldes ist nichts zu hören. Er hat mich fallen gelassen! Er hat mich wirklich fallen gelassen! Tenmaru kann es kaum glauben. Warum hassen sie mich so sehr? Warum nur? Ich habe ihnen doch nichts getan. Und du, Yaeba? Warum hast du mir nicht geholfen? Warum hast du mich so im Stich gelassen?

Ohne dass er es verhindern kann, werden seine Augen feucht. Weil Sie es verboten hat? Warum? Warum bloß hat sie...? Tränen laufen ihm still über das Gesicht. Der pochende Schmerz in seinen Gliedern ist nichts gegen den eisernen Klumpen in seinem Magen. Kossoridoku sagte er wäre dort unerwünscht. Wahrscheinlich stimmt das wirklich. Vielleicht wäre es wirklich besser wenn er dort niemals wieder auftaucht. Bei diesem Gedanken krampft sich ihm schlagartig das Herz zusammen. Sein Atem geht stoßweise und ihm ist schlecht.

Nein! Nein, das geht nicht! Ich kann nicht weg von ihnen! Tenmaru kneift die Augen zusammen. „Ich kann einfach nicht“, flüstert er, „Yaeba..., Chutaisho (Hauptmann)... ich hab doch nur euch!“

Langsam und mit zittrigen Bewegungen setzt er sich auf, dann reibt er sich die Tränen aus dem Gesicht. Sein Blick geht erneut hoch zu der Klippe und seine Kiefer beißen hart aufeinander. Nein, das nehme ich nicht hin! Sie werden es nicht schaffen mich zu vertreiben. Egal was sie versuchen, ich gebe nicht auf! Ganz gleich was sie mit mir anstellen, ganz gleich was es mich kostet. Ich gebe nicht auf! Ich werde sie zwingen mich anzuerkennen! Und wenn es mich auch Jahrhunderte kostet! Ich werde ein vorbildliches Rudelmitglied, an dem niemand etwas auszusetzen hat. Ich werde alles tun was sie sagen! Chutaisho, ich sorge dafür, dass du stolz auf mich bist!

Ein wenig steif kommt er auf die Füße. Seine Wunden sind verheilt aber der Schmerz durch den Aufschlag ebbt noch ein wenig in seinem Körper nach. Doch darauf kann er jetzt keine Rücksicht nehmen. Es gilt eine Felswand zu erklettern.
 

Die Nacht hat ihr sternenbesetztes Firmament über dem Himmel ausgebreitet als er endlich wieder die Spitze der Feldwand erreicht. Zitternd hievt er sich über den Rand und atmet erst einmal tief durch. Bis auf den blassen Mond und die Sterne ist es vollkommen finster um ihn herum, doch das stört ihn nicht weiter, seine Augen durchdringen auch noch die tiefste Finsternis. Keiner von den anderen ist zu sehen. Sie müssen längst weitergezogen sein. Sein Mut sinkt. Wie dumm anzunehmen, dass sie auf ihn gewartet haben. Wie soll er sie denn nun wiederfinden?

Da plötzlich löst sich eine Gestalt aus den Schatten. „Da bist du ja endlich!“, mit verschränkten Armen steht Yaeba neben einem der Bäume, doch in seinen Worten liegt kein Ärger. „Yaeba!“, ruft Tenmaru überrascht aus. Der Youkai nickt. „Hätte gedacht du bist schneller!“ Tenmaru lässt den Blick sinken. „Es tut mir leid!“

Einen langen Moment sagt Yaeba kein Wort sondern betrachtet den jungen Youkai vor sich nur. Schließlich meint er: „Wir sollten die anderen nicht länger warten lassen.“ Tenmarus Kopf sinkt weiter: „Als wenn sie auf mich warten würden. Denen wäre es doch nur recht wenn ich nie wieder auftauchen würde.“ Yaebas Gesicht zeigt keine Regung. Dann sagt er: „Mag sein, aber du bist trotz allem Teil des Rudels. Also müssen sie irgendwie mit dir klarkommen.“

Tenmarus Augen fliegen auf. Überraschung und Verzweiflung mischt sich in seinem Gesicht. „Aber...“, hastig springt er auf, „Wie kann ich zum Rudel gehören, wenn selbst Chutaisho... wenn sogar sie...?“, er bricht ab. Schmerzhaft ballt er die Fäuste zusammen. Ruhig beobachtet Yaeba ihn. „Für sie bist du ein Rudelmitglied wie jedes andere auch. Sie sagte mir, ich solle hier auf dich warten. Sie rechnete damit, dass du wiederkommst.“

„Aber...“, Tenmaru kämpft mit aller Gewalt die Tränen nieder, „Aber... ich verstehe das nicht. Warum hat sie dann...? Warum hat sie das zugelassen? Warum?“

Es hat keinen Sinn, die Tränen laufen über seine Wange. Alles was ihm bleibt ist mit gesenktem Kopf dort zu stehen in der Hoffnung, dass Yaeba es nicht bemerkt. Es ist ihm peinlich. Es lässt ihn schwach aussehen, nachdem er sich doch so sehr vorgenommen hatte, stärker zu werden.

Da plötzlich tritt Yaeba in sein Blickfeld und baut sich vor ihm auf. Langsam hebt er den Kopf und schaut mit feuchten Augen in das Gesicht des großen Ostyoukais. Was er sieht, überrascht ihn doch ein wenig. Yaebas sonst so ernste Mine ist weich geworden. Mild schaut er auf ihn herab.

„Sie möchte, dass du stark wirst! Du musst lernen dich alleine durchzusetzen. Sie ist unser Hauptmann. Sie ist für unser aller Schutz verantwortlich und im Gegenzug haben wir uns alle ihr unterordnen. Aber dafür müssen wir sie alle respektieren. Deswegen muss sie alle gleich behandeln. Sie darf niemanden bevorzugen.“ Betrübt blickt Tenmaru zu Boden: „Aber ich bin doch...“ „Das spielt keine Rolle!“, unterbricht Yaeba ihn scharf, „Weder das Alter, noch die Herkunft. Wir alle kommen aus unterschiedlichen Clans und sind völlig verschiedene Typen mit ursprünglich völlig unterschiedlichem Rang. Aber wer diesem Rudel beitritt, lässt das alles hinter sich um sich unter ihrer Führung zu einer Gruppe zu vereinen. Hier zählt nicht was du bist sondern wie du dich bewährst. Und das gilt auch für sie. Sie musste sich den Respekt hart erkämpfen. Respekt kann man nicht einfordern, man muss etwas dafür tun. Verstehst du?“

Groß schaut Tenmaru zu ihm auf. Einen langen Moment schweigt er, doch dann sagt er: „Ich... ich glaube ja.“ Ein sanftes Lächeln legt sich auf Yaebas Gesicht. „Du bist stärker als es den Anschein hat. Irgendwann wirst du deinen wahren Wert allen beweisen.“ „Glaubst du wirklich?“, hoffnungsvoll blickt Tenmaru ihn an. „Davon bin ich vollkommen überzeugt!“, nickt Yaeba. Tenmarus Gesicht beginnt zu strahlen.

„So, nun aber Schluss damit! Lass uns zum Lager gehen“, Yaeba wendet sich zum Gehen. „Ok!“, hastig folgt Tenmaru ihm, „Erzählst du mir nachher noch eine Geschichte? Vom Süd-Clan, ja?“ „Die hast du doch schon hundert Mal gehört.“ „Ist doch egal, ich will sie noch mal hören!“ „Wird dir das nicht langweilig?“ „Nee, die kann ich immer wieder hören? Sind die wirklich so grausig?“ „Tenmaru!“ „Sind sie? Sind sie?“ „...“ „Sag schon!“ „Sie sind nicht grausig, sie sind monströs! Sie können dir das Blut in den Adern stocken lassen nur indem sie an dich denken!“ „Ehrlich?“ „Ja, und das soll schon passiert sein, wenn man nur von ihnen spricht!“ „Da bist du aber jetzt mutig!“ „Das kannst du aber laut sagen!“

Allmählich verebbt das Gespräch und die beiden Youkais verschwinden zwischen den Bäumen. Alles was übrigbleibt ist die kühle Nacht unter dem sternenüberstrahlten Himmel, die den beiden Ruhestörern keinerlei Beachtung geschenkt hat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Yvibel
2014-01-07T16:24:49+00:00 07.01.2014 17:24
Hach...wieder so eine schöne Rückblende. Die war auch toll, wenn auch gemein aber das is ja meistens so. Die Schwächsten werden immer gehänselt und meist am härtesten behandelt damit sie lernen sich zu behaupten. Am Ende des letzten Kapitels hab ich mich schon gefragt, was da wohl früher war und schwupps...jetzt weiß ich´s.^^
Das Ende war dann auch wieder süß. Erst das Schlimme weg stecken und dann gibts ne schöne Geschichte und alles ist fast schon wieder gut. Wie das bei Kindern meist so ist, denk ich. *g*
Na dann...mal sehen was noch so kommen mag.^^
Yvi
Von:  Lyndis
2013-01-31T09:40:53+00:00 31.01.2013 10:40
Kapitel 14:

Warum nur hab ich das Gefühl das Tenmaru entweder adlig ist oder der sohn des hauptmanns?
irgendwas is doch mit dem...
ich bin mir sicher dass er nciht sagen wollte 'aber ich bin doch noch ein kind'
hmmm...
ich bin gespannt was da ncoh rauskommt...
ich bin ehct am grübeln was es ist..
vielleicht ist er ja sogar der sohn von Yaeba? Oder der von Sesshoumaru und Hanaki?
und am ende bilde ich mri das nur ein XD
na ja, mal sehen wie es weiter geht^^
Von: abgemeldet
2010-10-16T12:40:54+00:00 16.10.2010 14:40
Also am Anfang war mein erster Gedanke: 'Woah, wie herzlos'
Ich hatte echt Mitleid, mit dem armen Kleinen ;___;. Ich fand es doch etwas übertrieben, ihn den Abhang da runterzuwerfen, ich meine klar hat ein Youkai so eine natürliche Widerstandsfähigkeit, aber gemein ist das trotzdem ._.
Ich konnte mir die Szene mit dem Sturz echt super vorstellen, das lief alles, wie ein Film vor meinem inneren Auge ab *~*
Was ich hingegen dann wieder rührend fand, als rauskam, dass sie dann doch gewartet haben, dass man davon ausging, dass er es alleine schafft und sie ihn nicht einfach zurückgelassen haben...
Mensch du schaffst es echt so super, deine Eigencharas sympathisch zu gestalten, ich bin ganz neidisch >.<
Aber auch wieder hier würde ich den Text kursiv setzen...
Von: Kupferschweif
2010-06-25T14:24:47+00:00 25.06.2010 16:24
Ich weiß ja, dass es einige gemeine Eltern gibt, die ihren Kindern das Schwimmen beibringen, indem sie sie ins Wasser werfen, aber dass man Kindern beibringt, stärker zu werden, indem man sie von Klippen schmeißt ist mir neu. Immerhin lebt er noch.
Die anderen Rudelmitglieder sind aber auch gemein. Sie hätten ihm ihre Klettertechnik ja auch mal ein bisschen früher erklären können. Wobei sie sich dann wahrscheinlich einen anderen Grund gesucht hätten, um Tenmaru zu ärgern.
Jetzt weiß man, warum Tenmaru so wild entschlossen ist zu beweisen, dass er etwas wert ist. Bei der Kindheit nicht weiter verwunderlich.
Bleibt nur noch die Frage, warum Sesshoumaru so gereizt auf die Streuner reagiert, aber sie nicht tötet.
Wenn ich jetzt wieder schreibe, dass ich gespannt darauf bin, wie es weiter geht, bekommt es langsam den Anschein, dass ich einen extrem begrenzten Wortschatz habe. Egal, ich bin trotzdem gespannt. ^^
Bis denne
Jenny
Von:  Vanilla_Coffee
2010-01-25T13:42:30+00:00 25.01.2010 14:42
Oh man Tenmaru hats ja schon immer echt schwer gehabt :( Wie kannst du deine Charas nur so quälen XD Du bist echt fies^^
Aber schön, dass man nun auch mal was von Tenmarus Vergangenheit weiss^^
LG Mila
Von:  KilluahZaoldyek
2009-11-22T17:18:22+00:00 22.11.2009 18:18
Na da hatte es Tenmaru ja nicht sonderlich leicht in dem Rudel. Aber wenigstens hat er Yaeba. Bin gespannt, ob man noch mehr über Chutaishu erfahren wird, bzw. was man über sie erfahren wird. ^-^
LG
Von:  astala7
2008-10-18T05:56:20+00:00 18.10.2008 07:56
Tja, Tenmaru hatte e nicht so leicht. Aber wie war das egentlich mit Chutaishu? Irre ich mich oder wurde irgendwann mal erwähnt, dass sie was mit Sesshoumaru zu tun hat?
Ich habe mir schon beim Lesen gedacht, dass das mit dem Fallenlassen eine Art Test, eine Lektion war. Sie wollten ihn nicht wirklich loswwerden. Doch mir scheint auch, durh Yaebas "sanfte" worte ht er dieen verbisenen Wunsch stärker zu werden, irgendie untergraben.
Von:  Hotepneith
2008-10-16T12:50:15+00:00 16.10.2008 14:50
Hm..erwähnte ich schon, dass er nicht gerade von den anderen zu einem Preis vorgeschlagen wird...?
Rauhe Sitten da im Rudel, das muss man schon sagen. Fragt sich, was die anderen für eine Vergangenheit hinter sich hatten, ehe sie dort gelandet sind. Der Hauptmann natürlich zuerst.
Und, wie das alles auf die Gegenwart wirkt.

Du hast allerdings recht...so langsam sollte die Hauptgeschichte weitergehen - oder zumindest deutlicher werden,was da alles miteinander zu tun hat.

bye

hotep
Von: abgemeldet
2008-10-16T12:17:52+00:00 16.10.2008 14:17
Also wissen wir nun etwas über seine Vergangenheit. Sehr schön.
Schön geschrieben, das Kapitel.
JLP
PS: Sag bitte das nächste Mal Bescheid, wenns weitergeht.


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