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Die Blutfehde der Youkaifürsten

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Nachtlager

Während der nächsten Tage herrscht unter den unfreiwilligen Reisegefährten eine recht frostige Stimmung. Inu Yasha reagiert zunehmend gereizt wenn seine Freunde ihn ansprechen. Grund dafür ist der Mangel an Schlaf, denn in Gegenwart seines Bruders wagt er kaum ein Auge zuzumachen. Doch das ist nicht weiter verwunderlich, denn der weißhaarige Youkaifürst scheint eigentlich überhaupt nicht zu schlafen. Dafür gibt er aber auch während der ganzen Reise kein Sterbenswörtchen von sich, man hat nur den Eindruck als würde er Inu Yasha und seine Gefährten ständig aus den Augenwinkeln beobachten.

„Das ist ja auch kein Wunder“, meint Sango mit gedämpfter Stimme abends am Lagerfeuer als Kagome diese Vermutung ihren Freunden gegenüber erwähnt. „Sesshomaru wird es nicht viel anders gehen als uns. Er traut uns genau so wenig wie wir ihm und er muss ebenfalls jederzeit mit einem möglichen Überraschungsangriff rechnen. Er hat schließlich niemanden der für ihn die Wache übernehmen kann.“

„Ich frage mich wie lange so ein wahrer Youkai ohne Schlaf auskommen kann“, murmelt Miroku. Sango zuckt leicht die Achseln: „Das kann man nicht mit Sicherheit sagen. Aber ein Daiyoukai wie Sesshomaru mit Sicherheit ein paar Wochen, wenn ihm nichts anderes übrig bleibt; wenn nicht sogar Monate.“ Kagome schnauft erschrocken aus: „So lange? Bis dahin sind wir ja schon völlig fix und alle. So was kann doch nicht gesund sein!“ „Na ja, angenehm ist es sicher nicht für ihn, aber du kennst doch Sesshomaru. Der ist ziemlich zäh, und nebenbei mindestens so stur wie Inu Yasha.“

Ein paar Schritt entfernt, gelehnt an einen Felsen, muss Inu Yasha auf einmal heftig niesen. „Hatschuaa!!! Sagt mal hab ich da grad wieder meine Namen gehört?“ „Wir haben nur gerade festgestellt, dass du unglaublich stur bist“, informiert Kagome ihn, „Du solltest dich wirklich endlich schlafen legen!“ „Schlafen?“, meint Inu Yasha trocken, „Vergiss es!“ Sein misstrauischer Blick geht zu seinem Bruder hinüber, der ein Stück entfernt am zweiten Lagerfeuer sitzt und unverwandt in die Flammen blickt. Mit keiner Regung zeigt er an, dass er seinen Halbbruder irgendwie beachtet.

Auf der anderen Seite des Feuers liegt Rin und schläft friedlich; den Kopf auf Kiraras flauschigen Rücken gebettet. Die kleine Katzendämonin schnurrt leise vor sich hin, aber ihre Augen sind einen winzigen Spalt breit geöffnet. Aus irgendeinem Grund scheint der mächtige Hundeyoukai sie dort zu tolerieren.

Kagome seufzt. Schon seit Tagen hat sie nicht mehr richtig geschlafen. Sie fühlt sich steif und geschunden. Diese ständige Anspannung schlägt ihr allmählich aufs Gemüt, und nicht nur ihr. Alle ihre Freunde sind gereizt und schlecht gelaunt. Immer wieder haben sie Inu Yasha angeboten, die Wache zu übernehmen, doch er will nichts davon wissen. Der Einzige der die ganze Angelegenheit anscheinend teilnahmslos verfolgt, ist wohl der grauhaarige Streuner. Zumindest in einem Punkt sind sich die beiden Voll-Youkais ähnlich, stellt Kagome fest: sie sind beide nicht sehr gesprächig.

Tenmaru sitzt reglos auf dem Felsen an dem Inu Yasha lehnt und seine tiefvioletten Augen durchforschen ziellos das Dunkel des Waldes. Schon lange haben die anderen den Versuch aufgegeben, aus dem Youkai etwas herauszubekommen. Zwar tut er folgsam was immer ihm Inu Yasha sagt, aber darüber hinaus macht er keine Anstalten, zu einem von ihnen einen näheren Kontakt aufzubauen. So sitzt er also allein für sich und die Einzigen die ihm Gesellschaft leisten sind seine Gedanken.

Die Nacht rückt immer weiter vor und Kagome und die anderen beschließen, schlafen zu gehen. Nur Inu Yasha bleibt eisern. Er sitzt noch immer wach an seinem Felsen als seine Freunde schon längst schlafen. Doch allmählich fordert die Müdigkeit immer mehr ihren Tribut. Immer schwerer fällt es ihm die Augen offen zu halten, immer öfter fallen ihm um ein Haar die Lider zu. Der Kampf, den er still liefert, ist lang doch letztendlich aussichtslos. Sein menschliches Erbe fordert sein Recht und als seine Konzentration für einen Moment lang nachlässt, sinkt ihm das Kinn auf die Brust und er ist eingeschlafen; die Hand noch immer um den Schwertgriff geschlossen.

Langsam hebt Sesshomaru den Kopf und schaut auf. Im Feuerschein funkeln seine Augen wie flüssiges Gold. Er regt keinen Muskel als ihn der Blick des Streuners trifft. Tenmarus Blick, der bisher teilnahmslos umhergewandert ist, hat nun eine fast schneidende Schärfe angenommen und seine Augen leuchten im Licht der nahen Flammen in einem glühenden Purpur.

Wahrscheinlich ist es nur dem Flackern des Feuers zu verdanken, dass man den Eindruck bekommt, Sesshomaru würde leicht lächeln. Der Youkai-Fürst verzieht keine Miene. „Er ist eingeschlafen“, sagt er ruhig. „Ja“, ist die kurze Antwort. „Aber du wachst über ihn?“, die Worte klingen genau so ruhig wie eben, doch ein leichter Hauch von Ironie klingt in ihnen mit. Langsam senkt Tenmaru den Blick. „Ja“, sagt er.

„Wie erbärmlich!“, Sesshomarus Worte verstecken nun ihre Abscheu nicht länger. Tenmaru schweigt. Zunächst schweigt Sesshomaru ebenfalls, dann sagt er: „Weck ihn besser! Er wird es dir sonst nicht danken.“ Tenmaru beißt die Kiefer aufeinander: „Was kümmert es euch, ob er es mir dankt? Er nahm meine Dienste in Anspruch und ich bin ihm verpflichtet. Versucht ruhig ihn zu attackieren und testet meine Entschlossenheit! Ihr werdet nichts daran auszusetzen haben!“ Unerbittlich hält er dem Blick des Youkai-Fürsten stand.

Nun legt sich Ärger über Sesshomarus Gesicht und er fletscht leicht die Zähne. „Du vergisst deine Stellung, Streuner!“, zischt er gefährlich, „Achte gefälligst auf deinen Ton!“ Unwillkürlich senkt Tenmaru den Blick. Noch immer beißt er hart die Kiefer aufeinander, doch er meidet Sesshomarus Augen. „Verzeiht, mein Fürst, es steht mir nicht zu, so mit euch zu sprechen.“

Verächtlich schnaubt Sesshomaru aus: „Ich bin nicht dein Fürst. Du hast deinen Fürsten. Bist du etwa nicht zufrieden mit dem was du hast? Du solltest froh sein über jeden Schutz den du kriegen kannst“, er schaut zu Inu Yasha hinüber, „Wäre seine Kooperation nicht nötig, ich würde ihn töten“, er blickt wieder auf, „und dich gleich darauf!“

Tenmarus Miene ist steinern. Er meidet den direkten Blick des Youkai und schluckt einmal hart. Schließlich murmelt er: „Hasst ihr mich so sehr?“ Sesshomarus Blick wird hart: „Ja, ich hasse dich, Streuner! Ich hasse alles was du bist. Deine ganze Sippe hat es nicht verdient zu leben. Ihr lebt in dem törichten Glauben, so etwas wie Gerechtigkeit würde existieren. Ihr glaubt, dass ihr euch euren Respekt verdienen könnt und gleichzeitig hängt ihr an solchen lächerlichen Idealen wie Loyalität fest. Wie weit würdet ihr gehen um euch euren Rang zurückzukaufen?“

Tenmaru schüttelt den Kopf: „Ich will keinen Rang, ich möchte nur einen Platz.“ Sesshomaru hebt leicht die Brauen: „So? Das glaube ich dir nicht! Was wäre wohl, wenn ich dir anbieten würde, in meine Dienste zu treten?“ Tenmaru hebt ruckartig den Kopf. Durchdringend starrt er den hellhaarigen Youkai an. Sesshomarus Miene wird hart. „Siehst du, du bist genau so, denn das ist es doch, was du wirklich willst, nicht wahr? Es muss dich doch anwidern solch einem abscheulichen Hanyou zu dienen. Empfindest du es nicht als maßlose Kränkung des letzten Bisschens was dir von deiner Youkaiwürde geblieben ist? Macht es dich nicht krank, diesem Halbblut die Verfügungsgewalt über dein Leben zu überlassen?“

Tenmaru senkt den Kopf. Kein Wort kommt über seine Lippen. Leise spricht Sesshomaru weiter: „Ist es nicht schrecklich erniedrigend? Doch im Grunde kann jemand wie du gar nicht mehr tiefer sinken. Da wäre es doch verlockend zu einem Youkai-Fürsten zu gehören und etwas von dem verlorenen Rang zurück zu gewinnen, nicht wahr. Was würdest du dafür tun wenn ich dir diese Chance gebe?“

Ärgerlich blitzt Tenmaru ihn an: „Warum versucht ihr mich mit falschen Angeboten zu demütigen?“ „Oh, das war keineswegs ein falsches Angebot“, erwidert Sesshomaru ruhig. „Nicht?“, blickt Tenmaru überrascht auf, „Ihr meint dieses Angebot ernst? Ich könnte in eure Dienste treten?“ Sein Herz klopft ihm bis zum Hals. „Ja!“, antwortet Sesshomaru, „Doch ich brauche natürlich einen Beweis deiner Loyalität.“ „Welchen denn?“, fragt Tenmaru erwartungsvoll. Er ist so aufgeregt, dass er leicht zittert. Erfüllt sich hier sein sehnlichster Wunsch am Ende doch? „Was soll ich tun?“ Das Gesicht des Youkaifürsten gleicht im Feuerschein einer reglosen Porzellanmaske. „Töte Inu Yasha!“

Erschrocken reißt Tenmaru die Augen auf. Zunächst bringt er kein Wort hervor. Die Tragweite dieser Forderung erschüttert ihn bis in die Grundfesten. Seine Stimme zittert ein wenig als er seine Sprache wiedergefunden hat. „Mein... mein Fürst?“ Doch Sesshomarus Blick ist kühl und unerbittlich: „Du hast mich schon verstanden. Töte ihn!“

Tenmaru wird abwechselnd heiß und kalt. Krampfhaft sucht er nach einer Erwiderung, die nicht schwach oder respektlos klingt. „Aber, mein Fürst... Ihr sagtet doch, dass ihr ihn noch benötigt“, versucht er es zögernd. „Ich habe meine Meinung geändert!“, erklärt Sesshomaru kurzum, als sei das Erklärung genug. „Aber... aber...“, er sucht nach den richtigen Worten und versucht dabei rasch seine Fassung wiederzufinden, „Er ist doch euer Bruder! Bedeutet euch das gar nichts?“

Sesshomarus Augen glühen leise im Licht der Flammen vor sich hin. Dann sagt er ruhig: „Nein! Was glaubst du denn? Was sollte mir denn meine Familie bedeuten? Er ist nur ein lästiges, ehr- und würdeloses Ärgernis und ich kann es nicht erwarten ihn endlich in der Hölle zu wissen!“ Tenmaru schluckt schwer. Ein gewaltiger Kloß hat sich in seiner Brust festgesetzt. „Wie könnt ihr so etwas sagen?“, stößt er unwillkürlich hervor, „Er ist euer Bruder! Er ist ein Fürst. Ihr habt das selbe Fürstenblut in euch. Wie... wie... wie könnt ihr eine solch ungeheuerliche Tat von mir verlangen?“

Sesshomarus Blick wird kühl. „Achte auf deinen Ton, Köter! Du weißt genau, warum ich das fordern kann! Du selbst sagtest, du hättest meiner Fürstenfamilie Treue geschworen. Du wolltest in meine Dienste treten, sagtest du. Mein Wort sei dir Gesetz. Mach mir nichts vor. Du wünschtest dir dies so verzweifelt, dass du immer wieder bei mir angekrochen kamst. Selbst die Todesgefahr hielt dich davon nicht ab. Das ist doch alles was für dich zählt, von mir anerkannt zu werden, hab ich nicht recht? Was ist nun mit diesem Schwur? Gib doch zu, dass du ebenso wenig von wahrem Ehrgefühl verstehst wie das restliche Pack von dem du stammst.

„Lausiger Köter! Du bist verachtenswürdig! Du würdest alles tun um dir mein Vertrauen zu erschleichen. Kneifst du jetzt den Schwanz ein, wo es ein wenig heikel wird? Ich stehe zu meinem Wort. Leiste mir diesen Dienst und ich nehme dich in meine Dienste. Du erhältst den Schutz den du suchst. Töte nur diesen Hanyou und du hast dein Ziel erreicht.“

Tenmaru hat wie erstarrt den Worten zugehört. Der Kloß in seinem Hals wird immer dicker. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickt er zu dem würdevollen Youkai hinüber. Unwillkürlich sieht er auf seine Hände hinab und stellt fest, dass sie zittern. Dann geht sein Blick hinüber zu Inu Yasha, der noch immer tief und fest an seinem Felsen schläft Wieder blickt er auf seine klauenbewehrte Hand. Er wäre keine große Sache, es zu beenden. Sein Opfer wäre ihm hilflos ausgeliefert und dadurch würde er sich endlich die ersehnte Anerkennung verdienen. Keine große Sache... wirklich nicht.

Einen langen Augenblick ringt er mit sich, doch dann ballt er seine Hand entschlossen zur Faust. Sein Herz klopft ihm bis hinauf zur Kehle. Was, wenn dies die einzige Chance wäre? Was wenn niemals wieder eine solche Gelegenheit käme? Oh, Yaeba, was soll ich tun? Was soll ich nur tun? Und dann trifft ihn die Antwort so unvermutet mitten ins Herz, dass er leicht zusammenzuckt.

Langsam erhebt Tenmaru sich. Ein wenig unbeholfen springt er von seinem Wachposten herunter und tritt dann auf Sesshomaru zu. Der schlanke Youkai steht direkt vor dem Fürsten des Westens und er zittert leicht am ganzen Körper. Doch dann fällt er vor dessen Augen auf die Knie herab und senkt den Kopf. „Verzeiht mir, mein höchstgeschätzter Fürst, doch ich kann das nicht tun!“

Sesshomarus Augen werden schmal: „Du wiedersetzt dich meinem Befehl? Du verleugnest deinen Schwur?“ Tenmarus Stirn strebt noch weiter gen Boden: „Vergebt mir, mein Fürst, aber gerade wegen meines Schwures, kann ich es nicht tun. Inu Yasha ist euer Bruder, mein... Fürst! Ich kann ihn nicht töten!“

Ruckartig springt Sesshomaru auf und eine Sekunde später ist er bei ihm. Mit einer groben Handbewegung reißt er den Knienden an seinen Haaren auf Augenhöhe hoch und funkelt ihn wütend an. „Er ist ein Hanyou, verdammt!“, zischt er wütend, wenn auch so leise, dass es die Schlafenden nicht weckt, „Wie kannst du so etwas nur verteidigen? Willst du wirklich für alle Zeiten in seinen Diensten bleiben? Willst du das? Willst du dich wirklich Ihm unterordnen? Durch ihn kommst du niemals zu Ansehen. Ich bin derjenige den du willst, ist es nicht so? Glaubst du, ich durchschaue dich nicht? Was haben sie dir erzählt? Dass du dich mir als würdig erweisen müsstest? Dass ich Streuner in meine Dienste aufnehmen würde? Dass du nur starrköpfig genug sein müsstest? Was willst du eigentlich? Da biete ich dir die Gelegenheit, deine Ziele ohne weitere Probleme zu erreichen und du lehnst meinen Befehl ab! Du bist verachtenswürdig! Du ehrloses Stück Dreck! Du bist meiner nicht würdig!“ Mit diesen Worten lässt Sesshomaru ihn wieder zu Boden plumpsen.

Tenmaru bebt noch immer am ganzen Leib. „Sieh dich nur an! Du bist wirklich erbärmlich, Köter!“, zischt der Youkaifürst noch, dann wendet er sich wieder um und geht zu seinem Lager zurück. Doch Tenmarus plötzliche Stimme lässt ihn innehalten: „Glaubt was ihr wollt, mein Fürst, doch ich werde mein Versprechen nicht brechen!“ Sesshomaru dreht sich erneut um. Tenmaru hat den Kopf gehoben. Aus seinen Augen sprüht bitterste Entschlossenheit, doch sein Gesicht ist bleich.

„Ihr habt recht!“, sagt er, „Ich habe euch und eurer Familie Treue geschworen. Doch ihr habt meine Loyalität nicht anerkannt. Doch euer Bruder tat es. Er nahm mich in seine Dienste. Und selbst wenn ihm nicht bewusst ist, was das bedeutet, so bin ich mir dessen um so mehr bewusst! Ich stehe unter seinem Schutz und ich werde dafür alles tun, um ihn zu beschützen.

Vielleicht gefällt mir das nicht, vielleicht verachte ich ihn sogar. Vielleicht macht es mich tatsächlich krank, mein Leben in seinen Händen zu wissen, aber er hat mir schon mehrfach das Leben gerettet und ich gab das Versprechen, ihm das Gleiche zu tun. Ganz gleich was es mich kostet. Ob mein Leben, meine Glaubwürdigkeit, meinen Rang oder... eure Anerkennung. Völlig gleich! Das einzige was ich ohnehin noch besitze ist meine Ehre und die werde ich verteidigen, ganz gleich... wie unerträglich die Konsequenzen auch sein mögen.“ An dieser Stelle verstummt er und lässt den Kopf sinken. Ein tiefer Seufzer der Verzweiflung entfährt ihm, doch sogleich fasst er sich wieder.

Sesshomaru hat seine Worte schweigend mit angehört. Seine Nasenflügel heben und senken sich. Unverhehlter Hass springt ihm aus den Augen. „Jämmerlicher Wurm!“, knurrt er leise, „Du wagst es tatsächlich mir das zu sagen? Wenn das deine Entscheidung ist, bist du noch dümmer als ich angenommen hatte! Wenn das deine Wahl ist, komm nur ja nie wieder bei mir angekrochen, verstanden? Jemanden wie dich kann ich nicht brauchen, damit das klar ist. Du wärst mir zu nichts nütze. Du bist wertlos und du wirst auch ewig wertlos bleiben! Das ist es was du heute gewählt hast. Lebe damit, Streuner!“

Mit diesen Worten dreht Sesshomaru sich wieder um und schreitet erhobenen Hauptes zu seinem Lager zurück. Wie betäubt hat Tenmaru seinen Worten gelauscht. Sein Gesicht ist regungslos, doch er ist bleich und hat die Lippen fest aufeinander gepresst. Einen ganzen Momentlang ist er unfähig einen Muskel zu rühren. Es ist vorbei! Er hat versagt! Seine letzte Chance hat er vertan. Der Fürst hat unmissverständlich klar gemacht, dass er ihn niemals in seine Dienste nehmen wird. Wie konnte es nur soweit kommen? Er hatte es gewagt und alles auf eine Karte gesetzt, doch die Entscheidung die er getroffen hatte, war die falsche. Und nun? Was soll nun geschehen? Jetzt, da alle Hoffnung verloren ist?

Sein Blick geht hinüber zu dem noch immer friedlich schlafenden Inu-Yasha. Er seufzt innerlich schwer. Ist das nun mein Los? Bin ich nun für alle Zeit an ihn gebunden? Langsam kommt er wieder auf die Füße, auch wenn er das Gefühl hat, dass eine zentnerschwere Last versucht ihn wieder hinunter zu ziehen. Er beißt die Zähne zusammen. Nein, ein Youkai zeigt seine Gefühle nicht so deutlich, das würde Schwäche bedeuten.

Nun richtet er sich wieder auf und hebt den Kopf. Ein letztes Mal atmet er tief durch, dann geht er geradewegs auf Inu Yasha zu. Direkt vor ihm bleibt er stehen und schaut auf den schlafenden Hanyou herab. Noch immer schläft er friedlich; von dem ganzen Disput hat er nicht das Geringste mitbekommen. Wie nachlässig! Er hätte schon längst tot sein können. Erstaunt ertappt er sich dabei, dass er mit dem Gedanken spielt seine Klauenhand um die Kehle des Schlafenden zu legen und einmal kurz und heftig zuzudrücken.

Doch im gleichen Moment wo er zaghaft seine Hand nach ihm ausstreckt, zuckt er unwillkürlich zusammen. Innerlich schüttelt er sich. Diese schmerzhaften Gefühle dürfen ihn nicht beherrschen. Er hat sich entschieden seinem Schwur treu zu bleiben, ungeachtet der Konsequenzen. Und das wird er auch! Yaeba soll stolz auf ihn sein. Nicht umsonst hat er ihm das Gefühl für Ehre und Loyalität all die Jahre eingeprügelt. Nein, Yaeba, ich werde dich nicht enttäuschen und ich werde die Konsequenzen für mein Handeln tragen, auch wenn mein Auftrag gescheitert ist.

Er hebt die Hand erneut, doch diesmal geht sie nicht zu Inu Yashas Kehle, sondern versetzt sie ihm nur einen mittelkräftigen Stups an der Schulter, woraufhin der Hanyou unvermittelt hochschreckt und sogleich sein Schwert nach dem plötzlichen Störenfried ausstreckt. „Was soll das!“, faucht der Halbdämon aufgebracht und packt Tenmaru unsanft am Arm.

Für einen kurzen Moment treffen sich ihre Augen. Der Youkai wirft dem Hanyou einen solch stechenden Blick zu, dass Inu Yasha für einen Moment zögernd innehält. Doch nur einen kurzen Augenblick später entspannt sich Tenmarus Gesicht wieder. „Ihr solltet nicht so leichtfertig schlafen, mein Fürst!“, sagt er ruhig, dann wendet er sich von Inu Yasha ab und mit einem leichten Sprung nimmt er wieder auf dem Felsen Platz, der ihm als Beobachtungsposten dient.

Einen kurzen Moment ist Inu Yasha irritiert, doch dann reibt er sich brummig die Augen und setzt nun seinerseits seine selbstauferlegte Wache fort. Auf der Lichtung kehrt langsam wieder Ruhe ein. Kein weiteres Wort fällt, und die Youkais beschränken sich weiter darauf sich gegenseitig zu beobachten, beziehungsweise zu ignorieren.

Im gleichen Maße wie die Ruhe wieder einkehrt, lässt auch allmählich Kagomes Zittern nach. Bis eben hat sie noch am ganzen Körper wie Espenlaub gebebt und innerlich wohl an die tausendmal gebetet, dass die beiden aufgebrachten Youkais nicht mitbekommen mögen, dass sie wach ist und jedes einzige Wort mitgehört hat. Was Inu Yasha wohl tun würde, wenn er herausbekommt, dass gerade um sein Leben geschachert wurde und wie dicht er gerade dem Tod entgangen ist? Wahrscheinlich ist es für alle besser, wenn er von dem Gespräch eben nichts erfährt und davon, was sein Schützling wirklich von ihm hält.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Yvibel
2013-12-28T14:59:43+00:00 28.12.2013 15:59
Uihh na da sind ja eben, wenn auch hauptsächlich verbal ganz schön die Fetzen geflogen! Gut beschrieben, da bekomm ich leichte Gänsehaut...
Armer Inuyasha...wenn der wüsste. Naja Kagome weiß bescheid und ich schätze, irgendwann und irgendwie wird ihr Wissen ja doch ans Tageslicht kommen. Und dann gehts wahrscheinlich erst recht rund.
Aber...irgendwie hab ich, wa sdie beiden Dämonen angeht, gerade ein ganz merkwürdiges Gefühl. Mal sehen wo das noch hinführt. Das muss ich jetzt wohl einfach abwarten.^^
Yvi
Von:  Lyndis
2013-01-29T11:48:12+00:00 29.01.2013 12:48
Huh, ich hätte wetten können, dass sesshoumaru das angebot wirklich nur zum test ausgesprochen hat. Schließlich hat Tenmaru enormes Ehrgefühl damit gezeigt.
Man merkt dass Sesshoumaru hier noch immer rehct jugendlich ist. Sehr aufbrausend und ein wenig uneinschtig. Immerhin hat Tenmaru doch genau das revidiert was Sess ihm vorgeworfen hat, nämlcih dass er alles dafür tun würde um im Stand aufzusteigen.

ansonsten bin cih ziemlcih stolz auf Tenmaru, dass er Inu in ruhe gelassen hat und an seinem Schwur fetsgehalten hat^^

Ich bin gespannt wie sich das weiter entwickelt^^
Das Kapitel hat mcih wirklcih mehr als gefesselt^^ Auch wenn man ahnt, dass Inu hier nciht sterben wird, so war doch der spannungsaspekt hier ganz klar allein auf der Entscheidung von Tenmaru.
Huh, das war echt klasse^^
Ich bin gerade spontan richtig begeitsert^^
Von: abgemeldet
2010-10-16T10:34:17+00:00 16.10.2010 12:34
So, ich muss einiges an Kommentaren nachholen, also freu dich XDD
Das Problem ist, dass ich bei deinen Kappis meistens nicht so wirklich weiß, was ich schreiben soll >.<

Ich möchte es nochmal zur Sicherheit erwähnen, aber es wäre besser, nach jeder wörtlichen rede eine neue Zeile zu beginnen, damit der Text übersichtlicher wirkt...
Tenmmaru wagt sich echt Einiges, sich mit Sessy anzulegen... und kuscht auch im nchsten Momnt schon, so ists recht >D
Boah, Sessy, bist du fies >D
Mensch, der Herr weiß es echt zu manipulieren, was =3
Boah, was für ein Ultimatum, das geht ja auf keine Kuhhaut mehr >___<
Sessy kann manchmal wirklich ein Miststück sein
Das Kapitel hat mir insgesamt wirklich sehr gut gefallen... Vor allem zeigt es mal wieder wie verbittert, Sesshômaru ist, wie verzweifelt er hasst... Hach... er kann einem fast Leid tun, in seinem Hass...
Von: Kupferschweif
2010-06-24T15:37:58+00:00 24.06.2010 17:37
Sesshoumaru war wirklich fies. Wobei ich zugeben muss, dass ich nicht ganz verstehe, warum er Tenmaru auf einmal so ein Angebot macht, wo er immer gesagt hat, dass er Inu Yasha selbst töten will. Und einen Schlafenden umzubringen zeugt auch nicht gerade von Ehre.
Aber trotzdem fand ich das Kapitel klasse. Ich mag deinen Schreibstil wirklich gerne und mittlerweile irritiert mich die Gegenwart auch nicht mehr. ^^
Bin aufs nächste Kappi gespannt.
Bis denne
Jenny

Von:  Pei-Pei
2010-04-16T18:33:32+00:00 16.04.2010 20:33
Sesshomaru war ja ziemlich redselig für einen Yokai, der gewöhnlich nicht mehr als drei oder vier Sätze hintereinander von sich gibt.

Durch das Kapitel hat man wieder einges in Erfahrung gebracht. Tenmarus Zögern war wirklich sehr gut beschrieben. Ich muss zugeben, dass ich die ganze Zeit darauf gewartet hab, dass Inu Yasha wieder wach wird. Dann wäre das Disaster, das sich da abgespielt hat, wirklich perfekt gewesen.
Dass jedoch Kagome alles mitbekommt, dasmit hab ich jetzt ganz und gar nicht gerechnet. Jetzt frage ich mich natürlich wie sich ihr Wissen auf das noch Bevorstehende auswirken wird.

Liebe Grüße
Pei-Pei

Von:  Vanilla_Coffee
2010-01-24T20:42:11+00:00 24.01.2010 21:42
Oh man der arme Tenmaru :( Da darf er schon in Sesshomarus Dienste treten aber nur wenn er Inu Yasha tötet? Aner toll das er Sesshomaru wiedersprochen hat und Inu Yasha das Leben gerettet hat^^
Und Kagome hat sogar noch alles mitbekommen! Oh man na dass kann ja noch was werden!
LG Mila
Von:  WolfsDream
2009-11-26T00:14:34+00:00 26.11.2009 01:14
Oo So kenn ich Sesshoumaru ja gar nicht! Vielleicht hat Carcajou ja unrecht und nicht Inu Yasha ist derjenige der auf dieser Reise etwas lernen wird/muss?

Im Moment verhalten sich der wertlose Streuner und der verachtungswürdige Bastard jeden Falls ehrenhafter und verantwortungsbewusster als der einzig anwesende vollblütige Youkaifürst (welcher sie eben noch für das Fehlen dieser Dinge töten wollte.)
Von:  astala7
2007-10-03T11:02:55+00:00 03.10.2007 13:02
oh kami, das war ja vielleicht ein Kapitel!
Sesshoumaru ist wirklich grausam. Verständlich ist das schon irgendwie, aber trotzdem ist es grausam. Tenmaru tut mir richtig leid. Bin gespannt was weiterhin passiert.
Kannst du mir eine ENS schicken, wenn du weiterschreibst? Die letzten Kappis hab ich ja erst jetzt entdeckt.
Von:  chaska
2007-09-16T20:33:12+00:00 16.09.2007 22:33
Also in meinen Augen hat dieser Yaeba oder in diesem Fall Tenmaru mehr Ehrgefühl, als in diesen dunklen Nachstunden der Lord des Westens. Es ist eine Sache, sein Disput mit Inu Yasha,doch die verzweifelten Wünsche eines gejagten Youkai für sich ausnutzen zu wollen... das schlägt fast dem Fass den Boden aus. Sesshomaru sollte mal schnell ein wenig nachdneken über Loyalität, Treue und Versprechen . Und außerdem, selbst wenn man nicht zu einen der mächtigen Clans gehört, kann man doch ehrenvoll leben. Oder war da vielleicht mehr in der Vergangenheit von Sesshomaru zu finden, das er so heftig auf die Streuner reagiert?
Ich freue mich auf jeden Fall jetzt schon auf die Fortsetzung.
Liebe Grüße
chaska
Von:  Hotepneith
2007-09-16T18:24:06+00:00 16.09.2007 20:24
Sesshoumaru ist sehr emotionell, für jemanden, der gewöhnlich Leute schon deswegen mit einer Handbewegung umbringt, weil sie ihm im Weg stehen. Was war zwischen ihm und den Streunern in der Vergangenheit, dass er geradezu redselig wird? Und jemanden quasi ermuntert, sienen Halbbruder umzulegen...etwas, was er sich bis dato ja selbst vorbehalten hat? Die Exkursionen in die Vergangenheit werden siche noch sehr interessant werden .

Oh, falls du es noch nicht gesehen hast: lizard ist ziemlich offline. Wennsie es schafft, dir einen Kommi zu hinterlassen, fein..aber wenn nciht...sorry.

bye

hotep


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