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Ren'Ai Ka Hitsugi Sakito

forever LoVe
von

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Überraschung

Sakito hatte schon beim Abschied ein schlechtes Gefühl. Nein, er wollte ihn beim besten Willen nicht gehen lassen und spielte sogar schon mit dem Gedanken, sich schnell eine Ausrede einfallen zu lassen, damit Hitsugi morgen zu Hause bleiben musste.

Aber das wäre seinen Eltern gegenüber ungerecht und noch dazu wäre so ein Verhalten mehr als nur lächerlich. Einen Tag würde er doch wohl ohne ihn aushalten, ohne dabei gleich durchzudrehen. So dachte er zumindest. Wie er es schon befürchtet hatte, kam es jedoch ganz anders und Sakito wusste sich den nächsten Tag über nicht recht zu beschäftigen. Er musste sich irgendwie von seinem Katerchen ablenken und je später es wurde, desto größer wurde das Verlangen nach ihm. In so einer Situation würde Saki sonst sofort bei ihm anrufen, dass er vorbei kommen sollte. Meist brauchte es das erst gar nicht, weil sie sich sowieso fast schon täglich trafen, ohne dass sie sich dabei groß verabreden mussten. Ihre kleinen Treffen waren schon zu etwas Selbstverständlichem geworden, umso quälender war das heutige Fernbleiben von Hitsugi für ihn. Von Minute zu Minute begann er sein Katerchen immer mehr zu vermissen, es machte ihn wahrhaftig schon hibbelig und er musste einfach raus und etwas dagegen tun. In einer Bar angekommen machte er sich schon einmal über ein paar alkoholische Getränke her, aber er hielt es im Rahmen, außerdem hatte er nicht die Absicht, sich zu betrinken. Auch wenn ihm danach wohl gerade am liebsten wäre.

Er bekam Hitsugi einfach nicht aus seinem Kopf raus. Er wollte ihn jetzt sofort bei sich haben. Er wollte mit ihm schlafen, ihn streicheln ihn berühren, ihn küssen. Diese Gedanken machten ihn einfach rasend. Neben Saki setzte sich dann ein junges Mädchen, das ihn sofort ansprach und deutlich Interesse an ihm zeigte. Nach einer kurzen Unterhaltung wurde es relativ klar, wo dieser Abend für die Beiden heute enden würde. Das Mädchen hatte auch etwas an sich, das Sakito gefiel und doch war die Situation sehr seltsam für ihn. Immerhin hatte er in der letzten Zeit nur mit Hitsugi geschlafen. Aber was soll’s. Hitsugi war eben nicht da, also konnte er sich auch mal mit jemand anderem vergnügen. Immerhin waren sie auch nicht zusammen. Er war ihm zu keinerlei Rechenschaft verpflichtet. Keine Gefühle, keine Beziehung. Nichts.

Das Mädel schleppte er dann mit nach Hause, wo sie in seinem Bett auch schon ordentlich zu Gange waren. Es fehlte jedoch total an Leidenschaft und Spaß machte es Sakito ganz und gar nicht. Mit seinem Katerchen war es einfach völlig anders. Er vermied es auch, das Mädchen zu küssen. Seine Lippen gehörten insgeheim ja doch nur einem.

Dass die anderen bereits unten auf ihn warteten und Hitsugi noch dazu, gerade auf dem Weg war und gleich reinplatzen würde, um ihn zu 'überraschen', davon hatte er nicht die geringste Ahnung. Aber er würde sich noch wünschen, er hätte sie.
 

Freudestrahlend bog Hitsugi um die Ecke, schnurstracks zu Sakitos Appartement. Einen Schlüssel hatte er ja und ließ keine Zeit verstreichen, da rannte er in die Wohnung und stockte. Diese Geräusche durften nicht wahr sein. Wieso konnte er Sakito stöhnen hören und... eine andere weibliche Stimme... nicht seine Stimme.

Mit zittrigen Schritten bewegte sich Hitsugi zu dem Schlafzimmer. Wollte er das jetzt wirklich sehen? Musste er sich das wirklich antun und noch mal optisch beweisen, dass er Sakito total egal war? Jetzt? Wo er ihm seine Liebe gestehen wollte?

Hitsugi schluckte und öffnete die Tür. Schlagartig spürte er, wie ihm der Körper versagte, schlotterte und ihn nur noch kehrt machen ließ. Sein Blick trübte sich von Tränen und einer aufsteigenden Schwärze. Dennoch konnte beides nicht dieses Bild überdecken. Sein Sakito, Sakito, den er liebte, wie er sich in einen fremden Körper trieb. Bewies, was Hitsugi nie wahrhaben wollte.

//Er liebt mich nicht... ich bin ihm egal... ich bin... austauschbar...//

Wankend kam Hitsugi wieder bei der Treppe an. Er griff zum Geländer, zumindest glaubte er das, doch seine Hand fasste ins Leere. Alles drehte sich und sein Blick wurde ganz schwarz. Ihm war übel und Yomis schockierter Aufschrei kam nur noch gedämpft zu ihm durch.

Und dann spürte er es. Er schlug auf. Doch da waren keine Schmerzen. Gar nichts. Nur Schwarz und Kälte, die seinen Körper umhüllten und ihn verschlangen und all seine Gefühle wie Trauer und Verzweiflung gleich mit.
 

Hitsugi kam schließlich zu den anderen zurück, jedoch ohne Sakito. Yomi fragte sich, was das nun wieder zu bedeuten hatte. Der geschockte Gesichtsausdruck des Katerchens verriet es doch sofort, dass etwas nicht stimmen konnte. Yomi wollte noch schnell zu ihm eilen, als der Größere schon zu schwanken begann. Dafür war es aber leider schon zu spät und Hitsugi knallte die Treppen runter. „HITSUGI!!!“

Die Drei sprangen zu dem Gefallenen und versuchten ihn irgendwie wieder wach zu bekommen, aber er rührte sich einfach nicht.

Ni~ya rief daraufhin gleich einen Krankenwagen.

Yomi musste schwer mit der Fassung kämpfen, dass er nicht gleich die Beherrschung verlor und losheulte. Immerhin gab sein bester Freund gerade kein Lebenszeichen mehr von sich. Die Hilfe würde jeden Moment eintreffen und Ruka fand es noch für richtig, Sakito zu holen. Außerdem ahnte er, dass an der Sache was faul war. Hitsugi flog doch nicht umsonst so plötzlich ohne einen Grund die Treppen runter. Ruka eilte zu Sakitos Appartement und je näher er dem Schlafzimmer kam, desto lauter wurden die Geräusche. Jetzt war für ihn die Angelegenheit klar und als er die Tür öffnete, hatte er auch schon die Bestätigung seiner Vermutung vor sich. Sakito schien weder ihn noch Hitsugi vorhin bemerkt zu haben und vergnügte sich munter weiter mit dem fremden Mädchen. Erst als Ruka ihm dreist ein "Darf man dich vielleicht mal stören?!" entgegen warf, horchte der Gitarrist auf und blickte nicht wenig irritiert, wenn nicht entsetzt zu dem Größeren hinüber.

"Was zum... was hast du denn hier verloren?!" Sakito hatte absolut keine Lust wegen Ruka seine 'Beschäftigung' abzubrechen und überhaupt, wie war der eigentlich in seine Wohnung gekommen?? Nur Hitsugi hatte schließlich einen Schlüssel.

"Die Tür war... noch offen. Ich dachte, du willst vielleicht mitkommen. Wir bringen Hitsugi ins Krankenhaus." Der Drummer sprach so ruhig und gefasst, dass es schon wieder Angst machen konnte und er vermied seinen festen Blick nicht. Ihm war die Situation nicht peinlich, aber sie schmerzte auch ihn. Sie alle hatten mitgekriegt, was zwischen den Gitarristen passiert war.

Sakito zuckte bei Rukas Worten sofort zusammen und sein Herz setzte einen Moment lang aus. Was meinte er denn damit, 'sie bringen Hitsugi ins Krankenhaus'?

Er verstand gerade gar nichts mehr. Aber es musste etwas Schlimmes passiert sein. Sakito überkam sofort die Angst und er begann leicht zu zittern "Was ist denn passiert?", fragte er, als er schon aufsprang und sich dran machte sich anzuziehen. Er musste auf der Stelle zu ihm. Das Mädchen war von einer Sekunde auf die andere vergessen, sozusagen zu Luft geworden, was sie eigentlich die ganze Zeit schon über war.

"War was mit seinen Eltern?"

//Die Tür war also offen? Hatte ich etwa echt vergessen abzuschließen?// Das allerdings konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.

"Er liegt unten an der Treppe. Er ist gefallen oder hat sich gestürzt. Ich weiß es nicht so genau. Jedenfalls ist er bewusstlos und nicht mehr ansprechbar. ich denke...", Ruka stockte, "Es liegt an... dem hier." Ein Nicken Richtung Bett sollte verständlich machen, was Ruka damit meinte.

Und die Andeutung war für Sakito mehr als verständlich. Hitsugi hatte sie also dabei gesehen. Er hatte ihn dabei erwischt, wie er sich mit jemand anderes vergnügte als mit ihm. Sakito wurde schlecht bei diesem Gedanken. Aber was Ruka sagte, verwirrte ihn noch mehr. "Tja... wahrscheinlich hatte er sich einfach nur erschreckt... und ist dann dumm gestürzt..." Dass es doch an etwas Anderem liegen könnte, stand für Sakito außer Frage.

"Wenn du meinst?" Ruka zuckte mit den Schultern. Wenn Sakito die Möglichkeit verdrängen wollte, sollte er es doch versuchen. Er hatte Hitsugi noch nicht halb tot und mit blutender Stirn am Boden liegen sehen. Und er hatte auch nicht den Blick Hitsugis vorher vor sich gehabt. Ruka schon. Schon sehr oft.

Die Blicke des Katerchens waren immer schon eindeutig gewesen und manchmal hatten sich die anderen Drei sogar einen Spaß daraus gemacht, Hitsugi nach zu äffen, wie er den Leader anhimmelte. Aber dass er ihn liebte, war für die anderen schon immer klar erkennbar gewesen.

Nur dieser Blick danach. das Wanken und diese enttäuschten, tief traurigen Augen. Alles hatte Sakito nicht gesehen. "Kommst du endlich?"

"Ich komm doch schon!" Sakito war mittlerweile fertig angezogen und folgte Ruka mit nach draußen. Das Mädchen, das noch immer mit einem verwirrt Blick im Bett saß, hatte Saki gerade total vergessen. Seit Ruka ihm sagte, dass Hitsugi bewusstlos war, setzte bei ihm komplett das Gehirn aus. Innerlich machte er sich schreckliche Sorgen um sein Katerchen.

"Es wird schon nicht so schlimm sein...", murmelte er noch. Ruka dürfte ihm das nicht anmerken, wie er sich gerade wirklich fühlte. Niemand bräuchte das wissen.

Auch stiegen in ihm Schuldgefühle auf, die für ihn jedoch unerklärlich und unberechtigt waren. Er war schließlich nicht mit Hitsugi zusammen. Den bräuchte es nicht zu interessieren, mit wem er in die Kiste sprang. So war es auch abgemacht. Doch bei Hitsu und den anderen angekommen, flog Sakito beim Anblick des Verletzten regelrecht das Herz in die Hose und er blieb wie erstarrt am Fleck stehen.

"Sakito??!! Was war denn los gewesen? Was hast du mit Hitsugi angestellt?", fiepte ein aufgebrachter Yomi Leader-sama entgegen. Der Krankenwagen würde jeden Moment eintreffen und Sakis kleine 'Affäre' war den beiden schon am Nachlaufen. Außerdem musste sie noch klarstellen, dass sie Sakito wieder sehen wollte.

Mit einem Küsschen auf die Wange sah sie zu ihm auf. "Kann ich deine Nummer haben? Ist ja schade, dass es nun so enden musste." Nur kurz sah sie zu dem Verletzten und einem geschockten Vokal, der hilflos neben Hitsugi saß.

Yomi ließ seinen Blick zuerst zu Saki und der Tussi schweifen, dann guckte er Hitsugi an. Langsam ergab für ihn das Ganze einen Sinn. Dieses Weib hatte also die Schuld an Hitsus Sturz. Immerhin war Yomi nicht so begriffsstützig und naiv, wie er manchmal wirken mag, denn wie die anderen hatte auch er schon längst bemerkt, dass etwas zwischen den beiden lief.

"Sag bloß du hast was mit DER?!", bei der Frage deutete er zu dem Weib. "Wie konntest du Hitsugi nur betrügen?! Das ist doch das Letzte!"

Sakito aber fühlte sich keiner Schuld bewusst und verstand nicht, wieso sich Yomi gerade so aufregte. "Hab ich etwa jemals behauptet, ich wäre mit ihm zusammen?? Ich kann machen, was ich will!" Yomi machte daraufhin einen Gesichtsausdruck, also würde er gleich platzen.

"Ihr ward nicht zusammen?", schaltete sich nun auch Ni~ya ein. "Uns kam es schon so vor, als hättet ihr jeden Tag etwas miteinander." Der Bassist ließ seinen Blick immer wieder nach draußen schweifen. Er erhoffte sich ein Krankenwagen zu sehen, aber ohne Sirenen war es sinnlos. Normalerweise brauchten diese Rettungskräfte doch nur 10 Minuten. Waren die etwa so lang oder kamen sie diesmal später?! Innerlich wurde Ni~ya panisch. Er wusste, wie gefährlich so ein Sturz sein konnte und nicht ohne Grund durfte Hitsugi niemand mehr bewegen. Hatte er sich die Wirbelsäule angeknackst oder ein Gerinnsel im Kopf bekommen, so könnte er die längste Zeit ihr Bandkaterchen gewesen sein.

"Kann man denn nicht trotzdem jeden Tag was miteinander haben, auch wenn man nicht zusammen ist? Ist euch so was nicht bekannt?!", fragte Sakito mit ruhiger Stimme. Er wusste beim besten Willen nicht, wieso sich alle gerade so aufregen mussten. Noch bevor er drüber nachdenken konnte, stupste ihn das Mädel von der Seite genervt an. Sie wollte ja immerhin noch eine Antwort auf ihre Frage haben. Sakito schielte kurz zu dem noch immer am Boden liegenden Hitsugi und ihm wurde schwerer ums Herz als eh schon. "Nein… wir werden uns nicht wieder sehen!"

Sie schnaubte daraufhin wütend und ging. Ein Problem gelöst. Das Andere musterte Sakito noch immer, als würde er ihn fressen wollen. "Hitsugi ist DEINETWEGEN die Treppen gefallen! Dir ist das wohl total egal, was?!" Yomi war noch nie so enttäuscht von ihrem Leader gewesen. Er hoffte nur, dieser verdammte Krankenwagen würde endlich kommen. Hitsu regte sich einfach nicht mehr.

Ni~ya zuckte. Er hörte eine Sirene und stand augenblicklich halb in der Tür nach draußen. "Und wir hätten schwören können, dass ihr euch liebt, so wie Hitsugi immer geguckt hatte.", meinte er noch, während er schon raus rannte. Dieser Krankenwagen sollte nicht eine Sekunde damit verschwenden, sie zu suchen, also wies ihm Ni~ya den Weg.

Bei Ni~yas Worten fuhr es Sakito eiskalt den Rücken runter. Könnte er denn Recht haben? Hatte Sakito einfach die ganze Zeit über nicht bemerkt, dass Hitsugi doch mehr für ihn empfinden könnte? Aber warum hatte das Katerchen dann nie etwas gesagt. Darüber könnte er sich später noch ausreichend Gedanken machen. Hitsugi musste jetzt so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht werden. Das war im Moment das Wichtigste.

Zu viert beobachteten sie hilflos, wie der Bewusstlose untersuchte wurde, bevor man ihn auf eine Liege hievte und in den Wagen schob. Yomi ließ es sich auch nicht nehmen mitzufahren und funkelte seinen Leader mit einem letzten bösen Blick an.

"Wir fahren hinterher. Ich wohne nicht weit weg. Wir nehmen mein Auto.", sprach Ruka noch immer in seinem ruhigen Ton. Auch wenn es ihn genauso zerfraß. Allein der Gedanke: Was jetzt? Aber den ließ er erst gar nicht hochkommen, versuchte Schritt für Schritt rational zu bleiben.
 

Die Fahrt war mehr als nur schweigsam. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, was jetzt nur passieren würde und was genau Hitsugi fehlte. Sakito begann sich wieder Vorwürfe zu machen. Das hätte er nicht tun sollen. Aber dafür war es jetzt auch schon zu spät. Es war nun mal geschehen. Wieder hallten Ni~yas Worte in seinem Kopf. Der Kleinere liebte ihn doch nicht, dann hätte er doch niemals die letzte Zeit so lange mitgemacht. Im Krankenhaus angekommen fanden sie einen schniefenden Yomi im Wartezimmer vor. Der Arzt war noch immer bei Hitsugi und der Kleine war überglücklich, als die anderen endlich eintrafen.

So ganz alleine war er schon am Durchdrehen.

Ruka schloss ihn gleich in seine Arme und gemeinsam nahmen sie im Warteraum Platz. es dauerte nicht lange und der Arzt im weißen Kittel kam wieder zu ihnen. Sein Blick wirkte etwas verwirrt oder verunsichert und das verunsicherte die Truppe.

"Jaaa...", druckste er. "Er ist stabil. Aber..."

Sakito sprang augenblicklich von seinem Stuhl auf, als er den Arzt kommen sah. Yomi der sich schniefend an den Drummer gekuschelt hatte, blickte den Doktor traurig an. "Aber..? Was genau fehlt ihm denn? Ist er schon wieder aufgewacht?"

Das nämlich hofften sie alle inständig.

"Nein.", antwortete der. "Und ich weiß auch nicht, wann er das tut. Er ist außer einiger Prellungen und einer schwereren Gehirnerschütterung soweit in Ordnung. Das ist seltsam..." Nervös knibbelte sich der junge Arzt an den Fingern und man merkte ihm seine Ratlosigkeit an. "Haben sie ihn wenigstens untersucht auf Blutgerinnsel im Gehirn?", fragte Ni~ya nach. Immerhin kriegte man so was ja häufig mit. Nicht zu letzt bei Kami-Sama.

"Nein..."

Sakito verstand bei dem ganzen Gerede nur eines: Hitsugi ging es ganz und gar nicht gut. Noch dazu war es alleine seine Schuld gewesen.

Yomi machte sich immer dollere Sorgen um seinen Freund, wenn das überhaupt noch steigerbar war.

"Und was heißt das jetzt alles? Was wollen Sie damit sagen, 'sie wissen noch nicht, wann er wieder aufwacht', so was muss man doch wissen als Arzt!" Der Kleine war außer sich und krallte sich an Rukas Arm fest. "Dann… bleibt uns wohl nichts Anderes übrig... als zu warten...", sprach Sakito leise.

"Wann können wir denn zu ihm?", fragte Yomi noch schnell.

"Jetzt gleich... wenn sie sich ruhig verhalten. Wir wissen nicht, warum er nicht schon wach ist. Etwas Gefährliches scheint er nicht zu haben, aber Genaues wissen wir nicht."

"Dann gehen wir gleich zu ihm!", sagte Yomi aufgewühlt. Er wartete auch nicht mehr länger und zog Ruka mit zum Zimmer, Ni~ya und Sakito folgte den beiden. Saki hingegen eher langsam. Auch im Zimmer angekommen blieb er hinter den anderen stehen. Er schielte nur ganz leicht zu Hitsu und schon alleine bei diesem kurzen Anblick begann sein Herz wieder so schmerzvoll zu stechen. Es war unerträglich.

"Hitsu... wach doch auf…", nuschelte Yomi mit Tränen in den Augen und streichelte dem Liegenden zitternd über die Wange.

Aber der regte sich nach wie vor nicht. Er war in seinen Schlaf gefallen, der ihn vor den Gefühlen schützte, die ihn sonst zerstören würden.

Ruka zog Yomi wieder etwas an sich und hielt ihn fest in seinen Armen geschlossen. "Das wird schon Kleiner. Du hast doch gehört, ihm fehlt nichts. Er muss nur noch aufwachen."

"Aber wann… er das wird… hat der Arzt nicht gesagt!" Yomi schluckte einmal kräftig und klammerte sich dann an Ruka fest. Er hatte so eine Wut auf Sakito. Ohne ihn und seine dumme Aktion, wäre das niemals passiert und Hitsugi würde hier nicht liegen. Dann würden sie jetzt in einer Bar rumalbern und Hitsugi grinsend beobachten können, wie er Sakito heimliche Blicke zuwarf. Und nun waren sie hier gelandet.

Saki ging langsam etwas näher zum Bett und musterte das Katerchen kurz. Es sah wirklich so aus, als würde er nur schlafen.

Sakito könnte ebenfalls nur noch heulen wie Yomi, aber das war nun mal nicht seine Art und schon gar nicht vor den anderen. Er musste einfach raus aus diesem Zimmer und wenn er dabei nicht mehr war als ein kleiner Feigling. Sakito ertrug es nicht länger in seiner Nähe zu sein und rannte aus dem Raum.

Der Drummer überließ das kleine Wrack Ni~yas Armen und ging dem Leader hinterher. Der sollte jetzt auch nicht allein sein. keiner von ihnen und da Ruka noch der Klardenkenste war, würde er wie immer die Rolle des Trösters übernehmen.

Ohne ein Wort legte er ihm die Hand auf die Schulter. Hauptsache Sakito wusste, dass er gerade nicht allein war.

Das Gesicht in den Händen vergraben saß Sakito auf dem Sofa im Wartesaal. Er hätte nicht weglaufen dürfen, das wusste er, aber anders hielt er es nicht mehr aus. "Tut mir Leid... dass ich euch da drinnen gerade alleine gelassen habe...", nuschelte er und blickte Ruka dann an. Er war froh darüber, Ruka gerade neben sich zu haben. "Ich begreif das Alles einfach nicht."

"Was begreifst du nicht?"

Ruka setzte sich neben ihn und sah zu Boden. Gerade brauchten sie keinen Augenkontakt. Keiner konnte so gut schauspielern, dass er seine traurigen und ängstlichen Augen verstecken konnte.

"Wie das nur passieren konnte?! Die Tatsache, dass wir jetzt hier sind, wie es nur dazu kommen konnte... Gott… es war doch die ganze Zeit nur Sex.." Sakito knabberte nervös auf seiner Unterlippe rum. "Es sollte ihm eigentlich doch so egal sein... was ich mit anderen mache… es sollte ihn kalt lassen…"

"Vielleicht ist er gestolpert..." Glauben tat Ruka daran nicht.

"Ja… vielleicht..." Sakito war durch und durch verunsichert. Natürlich könnte es auch so gewesen sein, dass Hitsu einfach nur die Treppe runter gestolpert war. Vielleicht wollte er die beiden nicht stören und war deswegen ganz schnell weg und hatte nur nicht aufgepasst. Aber dann fielen ihm wieder Ni~yas Worte ein, das verwirrte ihn am meisten.

Ruka nickte. Seinen Kopf zog er zurück an die Wand und seufzte schwer auf. Oh Gott Hitsugis Anblick war schrecklich gewesen. Sein Gesicht, seine Augen, bevor er... Nein er war nicht gestolpert.

"Glaubst du an Ni~yas Worten ist was dran?", fragte Sakito dann leise. Wenn Ni~ya was bemerkt hatte, dann auch ganz bestimmt Ruka. Wenn sich das überhaupt nicht schon seit einer langen Zeit bei ihnen rumgesprochen hat.

Ruka nickte wieder. "Wir haben es alle mitgekriegt... naja... es war ja auffällig und... nicht gerade selten." Sprach er ruhig und gesetzt.

"War es das?", fragte Saki seufzend. Er selbst hatte ja rein gar nichts davon mitbekommen. Alle anderen hatten was bemerkt und nur er nicht? "Ich weiß nicht... vielleicht irrt ihr euch ja doch?" Hitsugi hätte es gesagt, das würde doch sonst kein Mensch mitmachen können. Nie und nimmer.

"Vielleicht... Aber so wie er bei jedem bisschen geleuchtet hatte, was mit dir zu tun hatte... hmmm also das kenne ich sonst nur von Verliebten."

Rukas Worte stimmten ihn nur noch nachdenklicher. "Hat er das? Weißt du, ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Dann hätte er mir das doch schon längst gesagt." Er war total verunsichert. "Wenn es wirklich stimmt, dann versteh ich es nicht, wieso er immer den Mund gehalten hat?!"

//Dann hätte ich mich doch anders verhalten...//

"Wie soll ich dir das sagen?" Dazu fühlte sich Ruka nicht mehr im Stande. Wie wollte er auf eine Frage antworten, auf die nur Hitsugi eine Antwort hatte?!

"Weiß nicht... ich bin nur gerade... ein wenig ratlos… weißt du?", meinte Sakito seufzend. Aber Ruka hatte wohl ganz Recht. Nur Hitsugi könnte ihm darauf eine Antwort geben. Außerdem war es auch nur eine Vermutung der anderen. Also wieso sich unnötig den Kopf zerbrechen?!

"Hmmm..." Ruka sah wieder Richtung Tür. "Weißt du überhaupt, warum er heute da war?"

"Nein, ich dachte ja den ganzen Tag über, er wäre bei seinen Eltern. Deswegen hätte ich es mir nicht gerade erwartet, dass er jeden Moment die Tür reinplatzt!"

Ein kleines Lächeln zog auf Rukas Gesicht, doch er sah noch immer nicht auf. "Er wollte dich überraschen."

"Tja, das ist ihm gelungen!", meinte Sakito ebenfalls leicht lächelnd.

Nachdenklich blickte er dann zur Decke hoch.

"Das hätte… einfach nicht passieren dürfen..."

"Zu spät....", brummte Ruka und schloss die Augen. Dass alles konnte doch nicht wahr sein.

"Denkst du etwa, das wüsste ich nicht selbst auch?!" Aber Ruka hatte schon Recht. Es brachte nichts mehr. Was passiert war, war passiert. Jetzt war es nur mehr wichtig raus zu finden, was das Alles genau zu bedeuten hatte. Der Einzige, der eine Antwort auf Sakitos Fragen hatte, war Hitsugi selbst, nur konnte er ihn gerade sehr schlecht zur Rede stellen.

"Wenn er doch nur wieder aufwachen würde...", meinte Sakito leise in seine Hände reinnuschelnd.

Ruka nickte. "Ich gehe jetzt Yomi holen. Heute können wir hier nichts mehr ausrichten und dann gehen wir los. Okay?" Und schon verschwand der Drummer zur Tür und rein zu dem Kranken. Er brauchte lange. Yomi weigerte sich strickt, das Katerchen allein zu lassen und lange musste Ruka ihm zureden, dass er dort sicher sei, sie hier schon auf ihn aufpassen würden.

Eine ganze halbe Stunde später kam Ruka mit dem Bassisten und dem noch immer schniefenden Vocal zurück. "können wir dann?"

"Ja, ihr könnt, gute Nacht dann?" Sakito würde sich keinen Fleck von hier wegbewegen. Immerhin war auch er an der ganzen Misere schuld. Er würde es nicht wagen, jetzt ab zu hauen. Außerdem könnte Hitsugi jeden Moment aufwachen und dann wollte er bei ihm sein. Und wenn dies noch Tage dauern würde, er würde bei ihm bleiben und da könnten ihn die anderen auch versuchen aus dem Krankenhaus rauszuzerren. "Wir sehen uns dann morgen? Naja… kommt gut Heim...", meinte er dann schon etwas verschlafener. Das Alles machte ihn total fertig. Es war auch besser, dass die anderen endlich gingen. So musste er sich nicht mehr verstellen und konnte offen zeigen, dass es ihm alles andere als gut ging und er von Sorgen fast zerfressen war.

Ruka wollte schon widersprechen, noch einmal die gleiche Diskussion führen wie mit Yomi, doch er ließ es. Was den Kleinen auch sofort zum Protest veranlasste, aber bei ihm ließ Ruka nicht mit sich reden. Er musste mit. "... bis morgen..."

Widersprüche waren in dieser Situation auch total sinnlos und für nichts gewesen. Sakito wäre nicht gegangen, egal was Ruka gesagt hätte. "Bis morgen...", sagte er noch leise und blickte seinen Freunden nach, wie sie das Hotel verließen.

Kaum waren sie weg, machte Sakito sich schon auf dem Weg in Hitsus Zimmer. Mit Herzklopfen betrat er es und setzte sich dann neben ihn auf einen Stuhl. Seufzend und mit Tränen in den Augen, beobachtete er den Kleineren eine Weile und begann sich wieder den Kopf zu zerbrechen, bis er schließlich gegen seinen Willen in den Schlaf fiel. In seinen Träumen wurde er weiter von diesem schrecklichen Tag verfolgt.
 

Hitsugi war am nächsten Morgen noch immer nicht wach und Sakito war mehr als am verzweifeln. Die anderen, die erst kürzlich eintrafen, machten sich auch immer mehr Sorgen um ihn. Was war nur mit dem Katerchen los, warum wachte es nicht endlich auf?

Auch ein Gespräch mit dem Arzt brachte nichts, denn der war genauso ratlos. Sakito schien wie weggetreten und starrte auf dem Liegenden vor sich. "Gott... bitte... tu uns das doch nicht an... und mach deine Augen endlich wieder auf...", sagte er leise. Er war gerade alleine bei ihm. Hitsugi konnte ihn ja doch nicht hören. Aber vielleicht...

Er wusste sich ohnehin nicht mehr zu helfen.

"Morgen...", Ruka stand in der Tür, Yomi rannte auch sofort ans Bett. "Noch immer nichts?", fragte er sicherheitshalber nach, auch wenn man die Antwort vor sich sehen konnte.

Sakito schüttelte nur leicht seinen Kopf. Er war gerade unfähig, etwas zu sagen. Er hatte Angst, dass er noch in Schluchzen ausbrechen würde. Früher oder später wäre dies sowieso unvermeidlich, noch hielt er sich mehr als zurück, aber dann nicht vor den anderen.

"Du wirkst so, als wäre dir das scheiß egal! Es ist immerhin deine Schuld und dann... Mensch Sakito… was ist nur in dich gefahren?!", brüllte der Kleinste ihren Leader an. Ruka pattete sanft Yomis Kopf. "Lass ihn!" Er wusste ja, dass Sakito nur so tat, Yomi durchschaute das allerdings nicht.

"Wir wollten nur erstmal schauen, ob sich was verändert hat.", sprach Ruka weiter und sah abwesend auf den leblosen Körper. "Wir sind gleich hergefahren und wollen jetzt was essen gehen. Kommst du mit?" Irgendwie wusste Ruka die Antwort.

"Tja wie ihr seht, hat sich nicht wirklich etwas verändert und das kann auch noch dauern...", versuchte Sakito so ruhig wie nur möglich zu sagen. "Und nein, ich komme nicht mit, ich habe nicht wirklich Appetit, also geht...", sagte er leise weiterhin zu Hitsugi blickend.

"hmmm..." //Absehbar...// Yomi schiebend verließ er mit Ni~ya den kleinen Raum.

Kaum war die Tür ins Schloss gefallen und seine Freunde gegangen, rutschte Sakito mit seinem Stuhl näher zum Bett, zu dem Schlafenden und betrachtete ihn mit traurigen Augen. Er könnte sich dafür schlagen, er könnte losschreien, aber das hätte doch auch keinen Sinn. Sakito war verzweifelt. Hitsugi wollte einfach nicht aufwachen, er könnte auch nie wieder aufwachen, niemals. Was wenn er ihn für immer verloren hatte? Sakito versuchte sich schon mal mit dem Gedanken abzufinden, wie es wäre, Hitsugi für immer verloren zu haben, aber diesen verdrängte er jedoch schnell wieder. Es war einfach zu schmerzvoll und Sakito wusste, er konnte und wollte nicht ohne Hitsugi sein.

Obwohl das eigentlich nicht erlaubt ist, setzte sich Sakito neben Hitsugi aufs Bett und beugte sich näher zu seinem Gesicht runter. "Wach doch wieder auf... bitte...", flüsterte er. "Wir brauchen dich doch... ich… brauche dich..." Zitternd streichelte er über seine Wange. "Du kannst uns nicht einfach alleine lassen... verdammter Idiot..." //Warum hast du nur nie etwas gesagt?// Eine Träne fand ihren Weg und kullerte über Sakis Wange. "Du fehlst mir so…"

Doch der Kleinere wollte nicht. Es war, als hätte er aufgegeben, wieder zu erwachen. Wofür auch. Er hatte seinen Sinn verloren. Das klang vielleicht hart, aber schon lange hatte er sich für einen Menschen entschieden, dem er so nah sein durfte, aber gleichzeitig auch so fern. Denn für Hitsugi war es jetzt klar. Er bedeutete Sakito nichts. Gar nichts.

"Wenn du doch… nur wieder aufwachen würdest...ich vermiss dich so..." Sakito konnte die Tränen, die ihm übers Gesicht liefen, nicht aufhalten. Aber das war ihm auch egal, immerhin sah ihn keiner dabei, also konnte er seinem Schmerz freien Lauf lassen. Er streichelte weiterhin über Hitsugis weiche Haut und fuhr dann mit dem Daumen über seine Unterlippe.

Erst neulich war es doch noch so schön gewesen und nun… er hatte alles kaputt gemacht.

Der Drang Hitsugis Lippen zu kosten wurde immer stärker und sein Verstand musste wohl total aussetzen, als er seine Lippen sanft auf die seines Katerchens legte. Sakitos Körper wurde augenblicklich von einem berauschenenden Gefühl durchflutet. Es war das gleiche wie bei ihrer letzten gemeinsamen Nacht.
 

Der Kleinere zuckte ganz leicht. Genau davon hatte er geträumt. Von einer kleinen heilen Welt, in der seine Gefühle erwidert wurden. Vorsichtig kam er dem Kuss entgegen und bewegte seine Lippen, als in Bruchteilen einer Sekunde alles hochkam und seine Gefühlswelt umschlug. Er erhob die Hand und während die andere Sakito von sich schubste, feuerte die Rechte ihm eine Ohrfeige, die laut durch den Raum schallte.

"Küss mich nie wieder...", fauchte Hitsugi mit kratziger Stimme.

Sofort brodelte sein Inneres. Sakito liebte ihn nicht, das musste er akzeptieren. Dem war es egal, ob Hitsugi sich ihm ergab oder irgendeine Unbekannte, aber jetzt hier sitzen und ihn küssen? Das ging zu weit. Wie sehr wollte er das Katerchen denn noch verarschen und verletzten?!
 

Sakito glaubte, er würde jetzt vollkommen den Verstand verlieren, als sich Hitsugis Lippen sich ihm entgegen bewegten. Wahrscheinlich nur Einbildung, eine Wunschvorstellung. Aber wieso wurde es dann immer realer? Das konnte nur bedeuten, dass Hitsugi wach wurde. Sakitos Herz machte mehr als einen Luftsprung und er glaubte er müsse losheulen, diesmal vor Freude. Das Glücksgefühl, das ihn eben erst ergriffen hatte, verschwand augenblicklich wieder, als das Katerchen ihn von sich weg schubste. Die heftige Ohrfeige folgte zugleich.

Irritiert blickte er in die Augen seines Gegenübers, fand jedoch keine Antwort darin.

"Wieso... hast du..." Sakito war nicht wirklich in der Lage, einen vernünftigen Satz zu Stande zu bringen. Hatte er diese Ohrfeige verdient? Ja! Aber was sollte dann dieses 'Küss mich nie wieder'?

Noch etwas benommen blinzelte Hitsugi. Seine Augen mussten sich an das grelle Krankenhauslicht gewöhnen und die Schläuche im Arm schockierten ihn. Er musste erstmal auf die Reihe bekommen, was geschehen war und sah wieder zu Sakito auf.

Er war also wirklich da und hatte ihn gerade geküsst. Er hatte auch wirklich mit dieser...

"Was machst du hier?", knurrte Hitsugi.

"Naja... ich... war eben... besorgt um dich... die anderen waren auch noch vorhin hier...", meinte Sakito stotternd. Warum war Hitsugi plötzlich so sauer? Er konnte es sich doch eh denken, woran es lag und bei diesem Gedanken musste er wieder an Ni~yas Worte denken. //Ob er mich wirklich...// Aber warum auch sollte Hitsugi dann jetzt so wütend sein?! Sakito war total durch den Wind. Sicherheitshalber rutschte er von dem Bett runter und setzte sich dann wieder auf den Stuhl. Der andere Gitarrist schien ja nicht gerade über diese Nähe erfreut zu sein.

"Wo sind sie?" Ja sie interessierten ihn. Sakito konnte Hitsugi gerade sehr gestohlen bleiben.

"Sie sind gerade was essen...ich wollte hier bleiben... bei dir… falls du wieder wach wirst..." Da fiel es ihm wieder ein. Eigentlich sollte Sakito ja sofort den Ärzten Bescheid sagen, wenn sich bei Hitsugi was regte. Aber gerade wollte er einfach nicht weg.

"Hmmm..." Hitsugi drehte den Kopf von ihm weg und sah zum Fenster raus. Wie gerne würde er die Arme verschränken, aber die Katheter machten es ihm unmöglich und es war schon ein Wunder, dass er sie vorhin nicht bei der hastigen Bewegung rausgerissen hatte.

"Ich kann sie auch anrufen, wenn du möchtest und ihnen sagen, dass du aufgewacht bist..." Ja das sollte Sakito wohl besser machen. So ganz alleine mit ihm fühlte er sich unwohl und Hitsugi ging es wohl gleich.

//Jetzt sag doch irgendwas....//

Doch Hitsugi reagierte nicht. kein Nicken, kein Kopfschütteln, einfach weiter stur von ihm weg schauen. Die Wut im Bauch kochte, aber er hatte sich schlagartig so wertlos gefühlt, dass er das erstmal verarbeiten musste.

//Verdammt… jetzt mach’s mir doch nicht so schwer...// Wenn Sakito etwas hasste, dann war es dieses vor sich hin Schweigen. Wenn man ein Problem mit ihm hatte, dann wollte er das auch hören und darüber reden. Es gab wahrscheinlich nichts, was er mehr hasste als dieses Totschweigen und wenn Hitsugi ihn auch anschreien würde, so war ihm das 1000-mal lieber.

"Ich kann verstehen, dass du wütend bist... //auch wenn ich den Grund dafür nicht verstehe...// aber willst du nie wieder mit mir reden? Hältst du das für klug?"

Hitsugis Augen verengten sich, er biss die Zähne zusammen und krallte sich in seine weiße Decke. "Wann kann ich hier raus?"

"Das... keine Ahnung..." Sakito versuchte schwer die Fassung zu bewahren, dass nicht er es war, der gleich losbrüllte.

"Musst du mit dem Arzt drüber sprechen."

"Gut, dann hol einen!" Hitsugi hatte genauso mit seiner Beherrschung zu tun, aber er wollte nicht vor ihm heulen, nicht vor Sakito.

Sakito biss sich leicht auf die Unterlippe. Er kämpfte gerade wirklich sehr mit seiner Beherrschung, aber dann tat er das, was Hitsugi von ihm verlangt hatte und holte einen Arzt.

Hitsugi interessierte dabei nur eins, auch wenn der Doc ihn ansah, als wäre er eine Begegnung der Dritten Art.

"Wann?"

"Morgen... Wir wollen Sie noch einen Tag zur Beobachtung da behalten. Sie haben außer der Gehirnerschütterung und vieler blauer Flecken ja nichts Ernstes." Hitsugi setzte sich etwas auf und zog die Decke zu Recht. "Gut."

Der Arzt ging wieder und wie zuvor, war Sakito ganz alleine mit ihm im Zimmer. Hitsugi schwieg weiterhin und das machte ihn noch irre. Als es ihm nach ein paar Minuten zu blöd wurde, ein Gespräch mit ihm anzufangen, klingelte jedoch Sakitos Telefon und kein Geringerer als ein aufgebrachter Yomi war dran, der wissen wollte wie es Hitsugi ging.

Sakito erklärte ihm dem Zustand des anderen und Yomi quietschte daraufhin sauer ins Telefon, warum er ihn nicht gleich angerufen hatte und legte dann auf.

"Die anderen... sind auf dem Weg hier her... können wir in der Zwischenzeit reden? Oder ziehst du es lieber vor, weiter zu schweigen?"

"Was willst du hören?", fragte Hitsugi mit kalter Stimme. Ihm war noch leicht schwindelig und sein Magen bemerkte auch ganz sachlich, dass er seit über 24 Stunden nichts bekommen hatte. Klasse Vorraussetzung.

"Ich will wissen, wie DAS passiert ist! Du bist also über die Treppe gestolpert? Soso... hat dich das, was du gesehen hast, denn so derartig erschreckt?"

//Sag endlich die Wahrheit...//

"Ja."

Das erstaunte ihn dann doch sehr. Eines stand schon mal fest. Er war also nicht nur gestolpert. "Und wieso... hat es dich… so erschreckt?", fragte Sakito dann etwas leiser.

"Das... das fragst du nicht ernsthaft?!" Hitsugi war immer mehr zum Heulen zu mute, doch nicht vor ihm. Er könnte schreien und sich die Augen ausweinen. Wieso war er ihm nur so egal? Wieso war da nicht mal ein wenig Gefühl? Sie waren doch immerhin mal beste Freunde gewesen?! Zählte das nichts?

"Weil mir einiges klar geworden ist...", presste Hitsugi zwischen seinen Zähnen hervor. Er zitterte. Wie konnte er sich nur in Sakito verlieben?

"Und was... ist dir so klar geworden?" Diese Frage war absolut unnötig, es war doch recht offensichtlich, was Hitsugi meinte.

Aber Sakito wollte es hören. Er hätte sich doch dann die ganze Zeit über anders verhalten. Aber es war nun mal passiert und das Einzige, was noch zu ändern war, war das Hier und Jetzt und die Zukunft.

//Ich wollte dich doch nie verletzten... wieso hast du das nur zugelassen?//

"Dass du nicht der bist, der ich dachte, dass du es bist..."

Gleich würden die Tränen durchbrachen. Hitsugi schluckte immer schwerer. Wieso zwang Sakito ihn nur, das noch mal vor Augen zu haben? warum verhielt er sich so gleichgültig, als wäre es das normalste gewesen, dass man hätte tun können, wenn man seit Monaten mit einem seiner besten Freunde REGELMÄßIG schlief…

Sakito schluckte schwer. "Was dachtest du denn? Was hast du dir denn erwartet?", fragte er mit zittender Stimme. Er sah es Hitsugi nur zu deutlich an, dass er gleich losweinte. Wie gerne würde er ihn jetzt einfach nur in den Armen halten und sagen, dass alles wieder gut werden würde, aber Hitsugi würde ihn sofort von sich wegtsoßen, er hatte es auch schließlich nicht anders verdient.

Hitsugi zuckte mit den Schultern. //Dass du nicht der bist, der mich liebt...//

Schon rollte eine Träne, aber sie wurde sofort von Hitsugi weggewischt. //Dass selbst ohne Gefühl ich dir nicht wichtig genug war, es nicht einfach mit anderen zu treiben...//

Wie er es schon vermutet hatte, kam die erste Träne und Sakito spürte einen schweren Kloß im Hals.

Auch mit dem Wissen, Hitsu könnte ihn sofort wieder wegstoßen, setzte er sich zu ihm aufs Bett und beugte sich näher zu ihm.

"Warum hast du denn... nie etwas gesagt?", fragte er leise.

Die nächste Träne, die folgte, streichelte er dem Katerchen sanft aus dem Augenwinkel.

"Fass mich nicht an...", zischte Hitsugi wieder und wischte schnell selbst. "Was hätte ich denn sagen sollen hm?"

Sakito zog daraufhin wieder seinen Arm zurück. Es war verständlich, dass Hitsugi jetzt nicht mehr von ihm berührt werden wollte. Was hatte er nur angerichtet…

"Na irgendwas... damit ich gewusst hätte, was los ist… dann wäre es bestimmt niemals so weit gekommen, wie jetzt…"

//Das hätte ich nicht zugelassen...//

"Was war denn los?", zischte Hitsugi hinterher. So langsam erahnte er, dass Sakito Bescheid wusste. Aber warum? Woher? Er selbst hatte das doch nie gemerkt. Oder doch? Und dann ist er trotzdem mit diesem Mädchen...? Hitsugi wurde immer schlechter.

"Das fragst du mich? Sag du es mir doch! Ich dachte die ganze Zeit über, es würde dir bei dem Ganzen wie mir, nur um eine Sexbeziehung gehen. Aber wenn dies wirklich der Fall wäre, dann wärst du ja kaum hier, oder? Warum hast du nie den Mund aufgemacht?!"

//..und warum habe ich verdammter Idiot nie etwas bemerkt…//

"RAUS!"

Gott es tat so weh, es so hart zu hören. Immer mehr Tränen flossen. "HAU AB!!! GEH!"

Hitsugi konnte es nicht länger ertragen. er wusste doch selbst gut genug, dass er sich nur Illusionen gemacht hatte, aber musste er das jetzt auch noch um die Ohren geschlagen bekommen?!

"GEEEEH~!"

Sakito wollte noch etwas sagen, aber er ließ es besser sein. Hitsugi würde ihm jetzt bestimmt nicht zuhören.

Er ließ ihn besser in Ruhe, das brauchte er jetzt auch. Einen Moment zum Nachdenken.

Sich fest auf die Unterlippe beißend verließ er dann das Zimmer und blieb vor der Tür stehen.

Was er zu ihm gesagt hatte, er meinte es doch nicht wirklich so. Mit zittrigen Fingern zündete sich Sakito eine Zigarette an, war ihm auch schon egal, dass man in einem Krankenhaus nicht rauchen durfte, er hatte gerade andere Sorgen.

//Warum hab ich das nur gesagt...?// Weil es so vereinbart war? Eine Sexbeziehung und nicht mehr, aber warum fühlte er sich jetzt so schäbig dabei. Umso glücklicher war er, als er die anderen kommen sah. Noch nie war er so froh darüber gewesen, sie zu sehen. "Ihr könnt rein..."

Ruka sah noch einmal genauer zu ihm hin. Sakito machte einen geknickten Eindruck, als hatte er tierisch zu tun, nicht zu weinen. dann folgte er dem Kleinen mit Ni~ya ins Krankenzimmer und dort bestätigte sich nur noch mehr Rukas Vermutung. Hitsugi heulte aus den Vollen.

Yomi wollte Hitsugi beim Reinkommen vor Freude am liebsten um den Hals springen. Immerhin war das Katerchen endlich wieder wach geworden. Als er aber die Tränen sah, hielt er sich lieber zurück und näherte sich nur langsam dem Anderen.

"Warum weinst du denn?" Irgendwie hatte er das Gefühl, Sakito könnte Schuld sein. Der sah ja vorhin auch nicht gerade happy aus.

Sofort schluckte Hitsugi schwer, drückte das Heulbedürfniss tief in sein Inneres und sah mit geröteten Augen auf. Lächelte oder versuchte es zumindest. "Ach geht schon… Und ihr? Tut mir Leid, dass ich euch Sorgen gemacht habe..."

"Ach..lass mal... wir haben dich doch schließlich alle lieb...", nuschelte der Kleinste und setzte sich dann neben Hitsu aufs Bett. "Nicht weinen, ja? Sakito ist keine Träne wert... nachdem… was er dir angetan hat!"

Wieder zuckte Hitsugi mit den Schultern. Die Anderen schienen ja sehr gut Bescheid zu wissen. Ob Sakito geredet hatte? "Schon gut...", wunk Hitsugi ab.

"Ist gar nicht gut…", seufzte Yomi. Hitsugi konnte ihm das doch nicht verzeihen. Im selben Moment kam die Krankenschwester mit etwas Essbaren rein. Der Patient brauchte schließlich nach seinem langen Schlaf auch mal etwas zu essen.

Hitsugi nahm die Nahrung nur sehr vorsichtig auf. Sein Körper fühlte sich noch so geschwächt. Auch weiterhin vermied er das Thema Sakito und ließ sich lieber über die nächsten Pläne der Band aufklären. Sie hatten ein paar Termine verpasst und würde noch mehr verpassen, denn so schnell wollten die Anderen Hitsugi nicht wieder arbeiten lassen, auch wenn es ihm egal gewesen wäre. Er hätte es getan. Gearbeitet und geschluckt. Hitsugi verschwieg auch, wann er entlassen wurde, schlimm genug, dass Sakito das wusste. Er brauchte dringend Zeit für sich. Er musste sich neu ordnen. Alles in ihm war so schrecklich durcheinander.

"Ich will alleine sein...", brummelte Hitsugi letztendlich. Er war zwar nicht müde, kuschelte sich nur als ob zu Recht, damit die Anderen kein schlechtes Gewissen haben mussten, wenn sie gingen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  kodomo
2007-06-23T21:56:22+00:00 23.06.2007 23:56
Ich bin nicht wirklich gut im Kommis schreiben, aber mir gefällt die FF auf jeden Fall sehr gut ^.^
Der arme Hitsu *knuddel*
Kein Wunder, dass der die Treppe runterkippt
Aber mir gefällt die Darstellung von Sakito irgendwie, auch wenn ich mir die ganze Zeit denke "kannst du nicht einfach...*grummel*" etc. und bin kurz davor in den PC zu springen und dem einfach mal die Gefühlsregungen aus der Nase zu ziehen oder so, aber irgendwie machts das noch sehr viel interessanter ^.^
Von:  Nessera_Noire
2007-06-19T16:58:17+00:00 19.06.2007 18:58
das war EXAKT das, was ich voraus geahnt hatte....dass hitsugi sakito mit jemand anderem erwischt *umkippz*
meine beste freundin würde jetzt wieder behaupten, ich hätte hellseherische kräfte °___°;;;

das mädel tut mir leid XD da kriegt man schon mal jemanden wie SAKITO ins bett und dann sowas *lach*

nya, ein süßes kapitel jedenfalls...sehr traurig .___.
allerdings hab ich am ende jeden moment damit gerechnet, dass saki heulend an hitsus bett zusammenbricht...oder zumindest hab ich mir das gewünscht XD

ich bin weiterhin sehr gespannt. ^_^
und mach aus saki nichts so ein kaltes arschloch, bitte, das verkrafte ich nicht. XD


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