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Harry Potter und das Medaillon der Vampire

Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix"
von

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Das Kleptorus-Ritual

WARNUNG: Dieses Kapitel ist nichts für zart besaitete. Character-Death!
 

Das Kleptorus-Ritual
 

Simon schrie ein weiteres Mal um Hilfe. Voldemort und die vier auserwählten Todesser standen im Kreis um ihn herum und murmelten eine Beschwörungsformel.

"Harry, beeilt euch, lange kann ich nicht mehr dagegen ankämpfen, meine Gabe schwindet… Sie…" Simons schwache Stimme ging in einen schmerzhaften, unmenschlichen Schrei über, der Harry gefrieren ließ. Voldemorts Blick glitt über Simons Körper und blieb an dem Gesicht hängen. Es war nur ein kleines Detail, aber es war erschreckend. Simons Augen hatten ihre Farbe geändert. Sie strahlten nicht mehr in dem ungewöhnlichen blassen blau sondern wirkten nun dunkler und, um ehrlich zu sein, natürlicher. Simon versuchte erneut sich aufzubäumen, brachte noch ein hilfloses "Harry… ich… ich…" zustande, dann verstummte seine Legilimentik.

Dumbledore nahm diese Information mit Erschrecken entgegen und gab den Befehl zum sofortigen Aufbruch zum Friedhof in Little Hangleton.

Sobald Harry wieder festen Boden unter den Füßen hatte, zuckte er unwillkürlich zusammen, als ihm die Erinnerung von vor drei Jahren durch den Kopf ging. Unweit von seinem jetzigen Standort hatte er Voldemorts Wiedergeburt mit ansehen müssen. Doch jetzt wirkte der Friedhof anders. Jetzt war er voller Menschen, die sich hier versammelt hatten. Neben ihm stand Dumbledore, der sich ebenfalls überrascht umsah. Ginny und Ron hatten die gesamte DA zur Verstärkung mitgebracht, ebenso waren Tonks mit Shaklebold und einer handvoll Auroren vor Ort, als die Mitglieder des Ordens nach und nach eintrafen. Lupin stand unweit mit den Weasleys und einigen anderen Zauberern zusammen, die Harry allesamt dem Orden zuordnen konnte.

"Harry, ich dachte schon du schaffst es nicht bis hierher", begrüßte Ginny ihn. Sie wirkte überaus besorgt.

"Sag mal", damit richtete er sich auch ebenfalls an Ron, "Habt ihr die DA zusammen gerufen?" Es war ihm anzusehen, dass ihm das missfiel, aber er musste sich auch eingestehen, dass das ihre Chancen erhöhte. Immer mehr Ordensmitglieder apparierten auf das Friedhofsgelände und Dora und die anderen Jungvampire, vervollständigten letztendlich die Kampftruppe.

Dumbledore hastete von einem zum anderen, verteilte Aufgaben, oder teilte sie in kleinere Gruppen ein, die sofort disapparierten. Erst als ein großer Teil der Gruppe das Friedhofsgelände verlassen hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf die DA und insbesondere auf Harry.

"Ihr bildet die Nachhut!", sagte er.

"Die Nachhut?" protestierte Harry.

"Ja, ihr werdet zu Fuß den Berg erklimmen. Ich hoffe, dass der Orden und die Auroren bereits den Weg für euch frei gemacht haben und das Ritual verhindert ist. Nur wenn das nicht der Fall ist, greift ihr ein. Denk an dein Versprechen, Harry, ich möchte nicht, dass du dich zu sehr in Gefahr bringst."

"Aber… Professor… wir brauchen mindestens eine halbe Stunde bis wir da oben sind… bis dahin kann Simon längst tot sein… und wie sollen wir in der Finsternis den Weg durch den Wald finden? Können wir nicht direkt an den Rand der Lichtung apparieren?"

"Miss Moon und Mr. Sloper werden euch begleiten. Sie können euch sicher durch den Wald führen und euch vor möglichen Gefahren warnen." Harry wollte sich noch immer nicht damit zufrieden geben, doch schließlich nickte er gequält und wandte sich den anderen zu. Innerhalb von Augenblicken setzte sich die Gruppe in Bewegung. Schweigend überquerten sie zwei Straßen und bogen schließlich in einen dunklen Waldweg ein, der sich serpentinenartig immer weiter auf den Berg hinaufschlängelte. Von dort an übernahmen Dora Moon und Jack Sloper die Führung und dicht hintereinander gedrängt, folgten die Schüler. Von weiter oben waren gelegentlich Stimmen zu hören, manchmal sah man durch das Dickicht farbige Blitze von Zauberstäben, doch Jack konnte versichern, dass die Kämpfe weit weg waren und hier unten keine unmittelbare Gefahr bestand.

Harry ging dicht gedrängt hinter Ginny. Er hatte es schon länger vermieden nach seinem Feind zu sehen. Noch war das Ritual im Gange und er spürte nach wie vor, dass Voldemort sich voll und ganz auf dessen Ablauf konzentrierte. Aus Angst vor dem, was er sehen könnte, wollte er seiner Neugier nicht nachgeben. Er musste einen klaren Kopf behalten und nicht vor seinem inneren Auge panisch werden. Automatisch erhöhte er das Tempo, doch in Anbetracht der absoluten Dunkelheit und der Achtsamkeit der Vampire musste er sich wieder anpassen.

Es war ein Schrei, so unmenschlich und grausam, dass er Harry die Haare zu Berge stehen ließ. Auch Dora und Jack waren erschrocken stehen geblieben, doch die anderen Schüler aus der DA schienen ihn nicht wahrgenommen zu haben und liefen glatt in die drei hinein. Harry horchte in sich hinein und erschauderte. Voldemort kniete vor Simon. Seine langen dürren Finger strichen erfreut über das von Schmerzen geplagte Gesicht. Simons blaue Augen waren mit Tränen gefüllt und er atmete schwer. Auf seiner Brust klaffte eine tiefe Wunde.

"Ja, das tut weh", flüsterte der Lord, "aber keine Sorge gleich ist es geschafft." Einer der Todesser trieb erneut das Messer in Simons Körper, immer bedacht das Herz nicht zu verletzen. Simon versuchte seinen Körper aufzubäumen sich gegen den Schmerz zu wehren und ein weiterer Schrei, sehr viel schwächer als der erste, entfuhr ihm "Du wünscht dir den Tod, ich weiß! Nicht einmal eine Ohnmacht ist dir gewehrt… Halte nur noch ein paar Minuten durch, dann ist es vollbracht!" Das Grinsen auf Voldemorts Gesicht war teuflisch und siegesgewiss.

Mit Mühe riss Harry sich von dem Anblick los. Voldemort hatte selbst gesagt, dass sie nur noch ganz wenig Zeit hatten, Simon zu retten. Ein Stoß in Harrys Seite ließ ihn zusammenfahren und er blickte in das besorgte Gesicht seiner Freundin.

"Wir haben keine Zeit mehr", sagte Harry alarmiert, "Wir apparieren zur Lichtung…"

"Harry was…?" stieß Ron hervor.

"Keine Zeit für Erklärungen: Wir müssen sofort eingreifen, sonst war alles umsonst!"

"Aber… aber die Todesser… Sie…" Harry umklammerte bereits seinen Zauberstab und richtete ihn auf sich selbst: "Das ist egal. Das Ritual ist fast beendet. Wir müssen eingreifen. SOFORT!" Er sah noch wie einige erschrocken zusammen zuckten, doch dann folgten sie Harrys Beispiel und innerhalb von Sekunden erreichten sie den Rand der Lichtung.

Eine Art Bann lag um die Lichtung und als Harry versuchte sie zu betreten wurde er sofort von einem fürchterlich, quälenden Schmerz durchflutet, der ihn erschrocken zurückspringen ließ. Die Lichtung war mit mehreren Fackeln beleuchtet und man konnte nur zu genau das Grauen darin erkennen. Simon lag noch immer, sich windend, in dem hell erleuchteten Kreis. Blut quoll aus der Wunde und färbte den Oberkörper dunkelrot. Über der Wunde sammelte sich ein blau weißer Schimmer der sich langsam aber unaufhörlich über dem noch schlagenden Herz verdichtete und anscheinend in Simons Körper drang. Währenddessen standen die Todesser und Voldemort an den fünf Spitzen des Pentagramms und murmelten erneut eine Beschwörung in einer fremd und unheimlich klingenden Sprache.

"Hat jemand eine Idee wie wir auf die Lichtung kommen?" fragte Ginny, doch keiner antwortete.

"Vorsicht", schrie Dora in das betretene Schweigen, "Wir kriegen Gesellschaft!" Die DA bildete automatisch und ohne Absprachen einen Halbkreis, den Rücken zur Lichtung gewandt und jeder starrte alarmiert mit erhobenem Zauberstab in die Dunkelheit des Waldes. Ein Fluch schoss wie der Blitz aus der Dunkelheit hervor. Neville gab einen quietschenden Laut von sich, als er beiseite Sprang um dem grellen Lichtstrahl auszuweichen. Mehrere schwarzgewandete Todesser verließen das Dickicht und eröffneten sofort das Feuer auf die Hogwartsschüler. Die DA stob auseinander und versuchte die Flüche abzuwehren, die nicht selten tödlich gewesen wären. Immer wieder feuerten sie Flüche zurück, doch auch wenn sie jemanden trafen, die Anzahl der Todesser schien sich immer mehr zu vergrößern, als wäre irgendwo ein Nest.

Harry, Ginny, Ron, Neville und Luna hatten sich in ihrer Flucht immer weiter von der Lichtung entfernt, und schließlich waren sie von den Todessern fast eingekesselt. Mir Erschrecken musste er mit ansehen, wie Luna von einem Lähmfluch getroffen zu Boden stürzte. Harry schickte ohne Rücksicht mehrere Flüche in alle Richtungen, doch ohne Erfolg. Der Kreis um die Schüler zog sich immer enger und es war keine Fluchtmöglichkeit mehr in Sicht. Harry sah sich hektisch um, aber eine Rettung schien nicht in Sicht. Ginny, Ron und Neville ließen immer wieder Flüche auf die Angreifer niedersausen, doch diese wurden gekonnt abgeschmettert.

Harry warf sorgenvoll einen Blick auf die Lichtung. Sie waren zu weit entfernt um erkennen zu können, was sich gerade abspielte und er wagte es nicht in sich zu gehen und nach Voldemort zu suchen. Erstmals musste er daran denken, wie es sich wohl anfühlt wenn der Geist aus dem Körper gezogen wird, um sich danach gänzlich in einem fremden Kopf für immer zu verlieren. Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken und er umklammerte seinen Zauberstab. Blitze preschten erneut aus der Dunkelheit. Völlig unerwartet stoben die Todesser kreischend an die Seite.

"Lauft", schrie eine bekannte Stimme und im Halbdunkeln erkannte er Tonks in Begleitung mehrerer Ordensmitglieder, die sich innerhalb von wenigen Augenblicken heiße Duelle mit den Todessern lieferten.

Harry duckte sich unter einem Fluch hinweg und gefolgt von den anderen rannten sie ein gutes Stück an der Lichtung entlang, bis sie auf die anderen der DA trafen, die mit Bill Weasley vor der unsichtbaren Wand standen. Bill hatte seinen Zauberstab auf die Barriere gerichtet und murmelte konzentriert irgendwelche Zauber, die aber alle erfolglos blieben.

"Der Bann ist stark", seufzte Bill, "zu stark um ihn allein brechen zu können. Aber vielleicht sind wir alle zusammen stark genug." Er wies die anwesenden Schüler auf, sich in einer Reihe aufzustellen und beschrieb ihnen, was sie zu tun hatten. Harry jedoch konnte den Ausführungen Bills nicht folgen. Zu sehr zog ihn der Anblick auf der Lichtung in seinen Bann. Sein inneres Auge, die enge Verbindung zu Voldemort machte es ihm unmöglich seinen Blick abzuwenden. Voldemort stand noch immer an Simons Kopfende, doch die beiden Todesser zu beiden Seiten der Arme knieten direkt neben dem Körper des Vampirs. Simon war noch immer bei vollem Bewusstsein und sein Blick wanderte panisch von Draco zu Rodolphus und wieder zurück. Draco hielt eine Schale bereit, in der sich eine klare Flüssigkeit befand, während Rodolphus Lestrange, Simons eigener Vater, in Begriff befand mit beiden Händen nach dem noch schlagenden Herzen zu greifen. Zur gleichen Zeit und beinahe synchron hoben die Schüler der DA ihre Zauberstäbe und sprachen den Zauber gemeinsam aus. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich ein lila Blitz der rasend schnell über die unsichtbare Barriere, die sich schließlich in weißen Nebel auflöste.

Es war keine Zeit irgendwelche Absprachen zu treffen und so stürmten sie blind auf die Lichtung, die Zauberstäbe auf Voldemort und die vier Todesser gerichtet. Rodolphus griff gerade nach einem Messer, als die anderen Todesser beiseite sprangen, um den Flüchen auszuweichen, doch auch Rodolphus konnte sein Vorhaben nicht mehr ausführen. Von allen Seiten betraten nun mehrere Zauberer die Lichtung. Todesser, die die unliebsamen Eindringlinge vertreiben wollten, dicht gefolgt von den Ordensmitgliedern und Auroren. Innerhalb von Sekunden füllte sich die Lichtung und von überall her zuckten die Blitze von Flüchen auf die Gegner. Harry selbst hatte Voldemort nicht aus den Augen verloren. Unfähig von dieser Lichtung zu Disapparieren kämpfte sich der dunkle Lord durch die Menge, bis sich Dumbledore ihm in den Weg stellte.

Harry spürte den Hass auf den Schulleiter, spürte, dass Voldemort fest entschlossen war seinen Gegner zu töten und doch wusste Dumbledore sich immer wieder zu verteidigen, was in Voldemort zu einem Aufstauen von Wut und noch mehr Hass und Zerstörungswillen führte.

Harry spürte beinahe, wie er anfing, durch die emotionale und gedankliche Verkettung mit Voldemorts Geist, für seinen eigenen Feind Partei zu ergreifen, als ihn jemand fest an der Schulter packte und ihn so weit herum riss, dass er seinen Blick von den beiden abwenden musste. Harry hatte sicher mit allem gerechnet und instinktiv seinen Zauberstab erhoben, doch plötzlich taumelte er erschrocken zurück. Es war Simon.

Simon war blass, die blauen Augen, die noch immer nicht wie die seinen aussahen, blickten ihm noch immer vom Schmerz geplagt entgegen. Mit Erstaunen musste Harry feststellen, dass die klaffende Wunde fast gänzlich geschlossen war. An seinen Lippen klebte frisches Blut, welches sicher nicht sein eigenes war und ein schweifender Blick über die unmittelbare Umgebung zeigte ihm Simons Opfer: Rodolphus Lestrange.

"Harry, du darfst dich nicht von den Gefühlen des dunklen Lords leiten lassen. Du hattest noch nie eine bessere Chance, ihn zu besiegen. Du weißt, was auf dem Spiel steht. Geh! Beende es… und denk an die, die dir im Kampf beiseite stehen…"

"Simon, aber…" Simon senkte seinen Kopf und biss sich auf die Lippen.

"Den letzten Schritt musst du alleine gehen. Ich kann dir nicht helfen… Ich wünschte ich könnte dir mehr sagen, aber ich… ich darf es nicht." Simons Lippen umspielte ein schwaches, aber aufmunterndes Lächeln, "Ich muss zu Hermine…" Mit diesen Worten ließ der Vampir Harry stehen. Der junge Slytherin sah Simon noch hinterher, wie er raschen Schrittes und sich unter mehreren Flüchen hinwegduckend immer näher an den Rand der Lichtung hastete. Schweren Herzens drehte Harry sich um und warf einen Blick auf Voldemort. Sofort spürte er den Hass erneut aufflammen, doch er kämpfte dagegen an und umklammerte seinen Zauberstab noch fester.
 

***** Ron Wesley *****
 

Ron hatte auf der Lichtung schon längst den Überblick verloren. Kurz nachdem er, zusammen mit seiner Schwester und Neville, Simon von den Fesseln befreit hatten, waren sie von einer Steinsäule zur nächsten gehastet, um die Geiseln zu befreien. Zwischendurch mussten sie immer wieder den duellierenden Zauberern ausweichen und waren mehr als einmal selbst in einen Kampf verwickelt worden. Wie auch immer, es schien eine Verkettung glücklicher Zufälle zu sein, dass sie letztendlich heil bei Hermine, der letzten Geisel, ankamen.

Die Phönixhausschülerin befand sich in einem erbärmlichen Zustand. Sie zitterte am ganzen Körper und starrte, vom Schock getroffen, geistesabwesend auf das inzwischen leere Pentagramm unweit vor ihr. Sobald Ron den Fesselfluch von ihr genommen hatte, brach sie stöhnend zusammen. Ron kniete neben ihr nieder, zog sie zu sich und legte ihren Kopf auf seinen Schoß. Ihre Augen waren halb geöffnet, doch er war sich nicht sicher, ob sie realisierte, wen sie vor sich hatte. Erschöpft schloss sie ihre Augen.

"Hermine, bitte… Wir können nicht hier bleiben", wisperte er, "Du musst mitkommen… in Sicherheit." Doch sie rührte sich nicht. Hilflos sah Ron zu Ginny und Neville auf, die achtsam ihre Blicke über die Lichtung schweifen ließen, um sich rechtzeitig gegen eventuelle Angreifer verteidigen zu können. Keiner von ihnen konnte sich zusätzlich mit Hermines Körper belasten und gleichzeitig fliehen.

"Wie geht es ihr?", fragte eine Stimme vorsichtig. Sie war heiser und kaum lauter als ein Flüstern. Ron sah unwillkürlich und mit aufglimmender Eifersucht zu Simon auf. Er sparte sich eine Antwort, denn Simon war, kaum dass Rons Augen der Bewegung des Vampirs folgen konnten, neben ihm und Hermine nieder gekniet und strich ihr durch das strähnige, zerzauste Haar. Es war erstaunlich, wie schnell Simon sich von dem Ritual erholt hatte, auch wenn Simons Augen noch immer nicht ihr unnatürliches blassblau angenommen hatten, schien die Wunde auf seiner Brust bereits vollständig geheilt.

Ron rutschte ein Stück von Simon weg. Er mochte ihn nicht, egal auf wessen Seite er nun stand, doch er wusste sehr wohl, dass sie jetzt auf seine Hilfe angewiesen waren, wenn sie hier heil rauskommen wollten. Hermine öffnete für einen kurzen Moment ihre Augen, selbst Ron konnte an ihrem Ausdruck erkennen, dass sie unter Schmerzen litt. Simon biss sich gequält auf seine Lippen, doch auf eine Nachfrage, was nun mit Hermine sei, antwortete er lediglich, dass er nichts in Erfahrung bringen konnte. Seine Gabe hatte scheinbar stärker unter dem Ritual gelitten, als sein Körper.

"Gib mir deinen Zauberstab!" forderte Simon plötzlich, nach wie vor mit heiserer Stimme. Alles in Ron sträubte sich, dieser Aufforderung nachzukommen, doch zögernd streckte er ihm seine Hand entgegen. Simon richtete den Zauberstab auf Hermine und murmelte unverständliche Worte. Hermine keuchte und riss erschrocken ihre Augen auf, allerdings erholte sie sich binnen von Sekunden und Simon gab den Zauberstab unaufgefordert zurück.

"Was? Wie?… Simon?" stotterte Hermine verwirrt, "Du müsstest tot sein… du…"

"Ganz ruhig!", flüsterte Simon, "Das Ritual ist unterbrochen worden. Steh auf, wir müssen von hier weg." Damit stand Simon auf und zog Hermine zu sich hoch. "Kannst du laufen?" Hermines Beine zitterten und ihr Stand war unsicher, so dass sich eine Antwort erübrigte. Mit einem Satz war Ron bei ihnen. Einen Moment trafen sich ihre Blicke. Hermine schien überrascht zu sein, Ron hier zu sehen, aber sie schenkte ihm lediglich ein verwirrtes Lächeln.

"Lasst uns gehen!", sagte Ginny nervös, "Wir sollten uns hier nicht zu lange aufhalten." Ron nickte zustimmend. Er stützte Hermine von einer Seite, Simon von der anderen. Hermines Schritte waren noch sehr wackelig, doch mit Hilfe der beiden kam sie langsam vorwärts und die kleine Gruppe erreichte schon bald einen schmalen Pfad, der durch den Wald hinab ins Tal führte. Hier am Rande der Lichtung trafen sie auf Susan Bones und Ernie MacMillan, die sich ängstlich im Gebüsch zusammenkauerten, sich aber nun der Gruppe anschlossen.

Schon nach wenigen Metern hatte die Dunkelheit des Waldes das schmähliche Licht des Mondes gänzlich verschluckt und die Schüler tasteten sich nur noch schrittweise vorwärts. Simon gab gelegentlich flüsternd Anweisungen oder Warnungen, doch erst nach einer ganzen Weile absoluter Dunkelheit stießen sie auf einen schlammigen Forstweg, der breit genug war, das bisschen Mondlicht durch die Schneise scheinen zu lassen. Ein gutes Stück über ihnen war noch immer das Getöse der Kämpfe zu hören. Über den Baumwipfeln konnte man magisches Licht sehen, welches die Lichtung zu überfluten schien. Mit Unbehagen dachte Ron an Harry und an die Prophezeiung und er hatte erstmals das Gefühl, dass Harry vielleicht jetzt gerade ihre Hilfe brauchte. Was wenn er in diesem Augenblick dem dunklen Lord gegenüberstand? In dem Zustand würde Voldemort ihn töten und seine Freunde waren hier unten und retteten Hermine und Simon.

Simon stoppte plötzlich und riss Ron aus seinen Gedanken. Im schwachen Licht, sah er wie der Vampir in die Nacht lauschte. Ron konnte zwar nichts Außergewöhnliches hören, hob aber alarmiert seinen Zauberstab. Nichts geschah, zumindest nichts was Ron sehen oder hören konnte, doch der Ausdruck auf Simons Gesicht blieb unverändert. Wie lange sie nun schon reglos dastanden, wusste Ron nicht, aber als die sieben schwarzgewandten Personen sichtbar wurden, waren sie erschreckend nah.

"Hallo Simon!", begrüßte ihn eine Stimme, die Ron nicht zuordnen konnte. Ron hatte Hermine losgelassen und war wie die anderen DA-Mitglieder auseinander gestoben und begann die Todesser anzugreifen. Ron hatte sich wagemutig auf Draco gestürzt, der aber jeden seiner Flüche geschickt abwies.

"Weasley", Draco grinste hämisch als er einen weiteren Schockzauber von Ron abwehrte und sofort einen Fluch abfeuerte, "Blutsverräter, Vampir und Schlammblut glücklich vereint, wie herzzerreißend. Weasley - dein Mut in allen Ehren, aber wann lernst du endlich, dass du mit deinem Secondhand-Zauberstab nicht die geringste Chance gegen deinen Gegner hast. Ich hätte dir nicht einmal zugetraut, in einem Stück von der Lichtung zu entkommen. Was ist passiert, hast du dich heroisch unter Dumbledores Rockzipfel versteckt?"

Draco feuerte einen Todesfluch auf den Phönixhausschüler. Ron konnte dem grünen Lichtstrahl zwar mit einem Sprung zur Seite ausweichen, landete aber der Länge nach im Schlamm. Draco näherte sich langsam und fuhr währenddessen mit seiner Rede über die Wertlosigkeit seines Gegners fort, als Ron erneut einen Schockzauber abschoss. Draco fiel mit einem dumpfen Schlag rücklings auf den Boden und blieb bewusstlos liegen.

Ron atmete tief durch und erhob sich. Der Schlamm hatte sich einen Weg durch seine Kleidung gesucht und er war klitschnass, doch das war ihm egal. Er bemerkte mit Erschrecken, dass das magische Licht über der Lichtung erloschen war. Die schwarzen Baumkronen hoben sich nun kaum noch vom Himmel ab, doch Ron hatte keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn der Todesser, der vor Simon stand zog nun seine ganze Aufmerksamkeit auf sich.

"Du sagst immer, ich sei ein Versager… Nein, mit dir konnte man sich auch nie messen, aber ich habe in den letzten Monaten viel dazu gelernt." Nur schemenhaft konnte Ron die Gestalt erkennen, die einige Meter von Simon entfernt stand. Es war Fréderic Montague, Simons damaliger Freund und nun ebenfalls ein Todesser. Etwas Silbernes blitzte in seiner Hand auf: ein Messer, ein Dolch oder was auch immer. Simon hatte Hermine abgesetzt, um notfalls einem Angriff auszuweichen, doch er war unbewaffnet.

"Um mich zu töten, musst du erst mal nah genug an mich herankommen", zischte Simon Montague bedrohlich zu, "du beherrscht den Flammenfluch nicht und mit einem Avada Kedavra kannst du mich nicht töten. Greifst du mich an, werde ich mich garantiert wehren, also sieh zu, dass du verschwindest, denn einen Versuch mich zu töten, wirst du mit dem Leben bezahlen." Ron erwartete, dass Fréderic einen Angriff wagen würde, doch dieser blieb reglos stehen und drehte anscheinend unschlüssig den Dolch in seinen Händen, der im Mondlicht mehrmals gefährlich aufblitzte. Simon hatte ihm das Angebot zur Flucht gemacht und so verharrte Ron, ohne näher an die beiden heranzutreten.

"Du bist nicht, wie ich dich in Erinnerung hatte, seit wann sorgst du dich um alte Freunde?", brachte Fréderic hervor und ohne jede Vorwarnung schleuderte er den Dolch auf Simon und schrie: "Pugionis Coriacere." Simon sprang blitzschnell zur Seite und im zweiten Zug auf Fréderic zu, doch das Unheil bringende Wurfgeschoss ließ sich nicht beirren und durchstieß trotz des Ausweichmanövers zielsicher und mit voller Wucht Simons Brust. Der Vampir stieß einen Schmerzensschrei aus und ging zu Boden.

Ron reagierte etwas langsamer als Simon, doch noch ehe ihm bewusst wurde, was passiert war, stürmte er auf Fréderic zu und überhäufte ihn mit Schockzaubern. Erst als der Todesser unter mehreren Treffern bewusstlos zusammengesunken war, drehte er sich zu Simon um. Jede Faser seines Körpers sträubte sich gegen den Befehl aus Angst vor dem, was er erblicken würde.

Der Dolch ragte noch immer aus Simons Brust. Seine Augen jedoch waren tot und dunkles, zähes Blut floss aus unzähligen Rissen, die sich in der Haut auftaten. Innerhalb von Augenblicken, in denen Ron gegen seine Übelkeit ankämpfend, reglos dagestanden hatte, zerfiel Simons Körper. Nur vage drangen Hermines Schreie zu ihm vor, doch erst als sie auf Simons Überreste zu kroch, konnte er sich aus der Starre lösen. Er hastete zu ihr und zog sie in seine Arme. Hermine schrie und wehrte sich gegen seinen Griff, aber das war ihm egal. Mit aller Kraft hielt er sie fest und als ihre Gegenwehr in ein verzweifeltes Schluchzen überging, legte sie erschöpft ihren Kopf auf seine Schulter und wiegte ihren Oberkörper hin und her. Ron streichelte ihr sanft über die Haare, starrte aber immer noch geistesabwesend auf die Stelle, an der Simon gestorben war. Ein Rest seiner Robe war noch zurückgeblieben, doch der Staub wurde vom schwachen Wind verweht und ließ sich letztendlich kaum noch von dem matschigen Waldboden unterscheiden.
 

to be continued



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-04-17T16:28:27+00:00 17.04.2008 18:28
Hi,

Oh man, ich bin immer noch gefesselt von der Schlacht und der Befreiung von Hermine. Ich finde es nur sehr Schade, das Simon jetzt tot ist. Er ist mir schon langsam ans Herz gewachsen. Aber allerdings hat es auch was gutes, so kann Voldi ihn wenigstens nicht mehr für seine Zwecke mißbrauchen, sollte er denn den Kampf überlebt haben.
Ich bin schon sehr gespannt, wie das Ende wohl ausgegangen sein mag.

LG
Puschelcat

PS: Hast Du mal über meinen Vorschlag nachgedacht?? Siehe E-Mail
Von:  devillady
2008-04-15T20:41:41+00:00 15.04.2008 22:41
wow ...ich..ich bin sprachlos....geschockt...ka...hin und weg...O.O
also..ähm..ja...die kapis waren gut...sehr gut...sogar..
simon ist tot O.O *fassungslos* irgendwie merkwürdig..

lg devi


PS: ja der urlaub war sehr schön...es war angenehm warm...man hat ins meer können herlich....nicht so trist wie bei uns


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