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Dear Tagebuch

Ein anderer 4. Band
von

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Tag 7 - Mit nachgeholter Anmache, einem kulturlosem Völkchen und einen Nachmittag im Hotel

Tag 7 - Mit nachgeholter Anmache, einem kulturlosem Völkchen und einen Nachmittag im Hotel
 

Dear Tagebuch
 

Ich mache jetzt einmal da weiter wo ich vorher aufgehört habe:

Eigentlich sollten wir alle todmüde ins Bett fallen, doch den Gefallen wollten wir beide niemandem tun, und schon gar nicht Silvar. Das Silvar wusste, dass unsere Nacht kurz sein würde, fanden wir erst beim Frühstück heraus, wo er sich verplapperte und uns mitteilte, dass die Mädchen doch nicht so sehr vertieft gewesen waren.

Aber zurück zum Wesentlichem:

Während Gabriel sich vergewisserte, dass alles da war wo es sein sollte, duschte ich mich. Dann tauschten wir, also zumindest soweit, dass Gabriel duschen ging und ich im Zimmer war. Geduldig wartete ich auf ihn und spielte mit zwei verpackten Kondomen. Was Gabriel die Röte ins Gesicht steigen ließ, als er sah, was ich da mit den kleinen Schwarzen tat. Ich grinste nur und packte sie wieder weg und winkte Gabriel zu mir. Er hatte etwas mehr an als ich, da er eine Boxer und ich nur ein Handtuch um die Hüfte trug.

Mit immer noch leicht rosa Wangen kam er zu mir ans Bett und drückte mich runter, wobei ich mich nicht wehrte. Es war zwar nicht die feine englische Art, aber es war eben Gabriel.

Langsam löste er den Knoten des Handtuches und zog es unter mir weg und ich zupfte an seiner Boxer, von welcher er sich ebenfalls entledigte.

Fassen wir’s kurz: Unser Schalfanteil der Nacht betrug ungefähr 3 Stunden wenn’s hoch kommt. Innerhalb dieser Zeit sind wir, glaub ich, 4- oder 5-mal gekommen.

Auf zum nächsten Morgen!

Zum dritten Mal in dieser Woche musste Silvar aufschließen, da ihm keiner die Tür aufmachte.

Wir lagen kuschelnd im Bett und waren mit uns mehr als nur zufrieden. Erst das Klicken der Kamera weckte mich und ich sah hoch.

„Du siehst noch zerzauster aus als sonst“, kicherte Silvar.

Ich streckte ihm nur dir Zunge raus und warf ihm halbherzig ein Kissen entgegen. Er fing es grinsend und kam zum Bett.

Silvar half mir über Gabriel hinweg und aus dem Bett. Gähnend und etwas schwankend tapste ich ins Bad und versuchte den Schmerz zu unterdrücken, den mein Hintern aufwies.

Als ich nach 20 Minuten, mit einem neuen Handtuch um die Hüfte wieder kam, war ich einigermaßen wach. Mit einem kleinen Kuss ging Gabriel ins Bad und ließ uns allein.

„Guten Morgen“, sagte Silvar amüsiert und wartete darauf, dass ich ihm den Papierkorb zu kickte, was ich auch tat.

„Morgen. Du bist natürlich schon wieder lange wach und hast sicher schon wieder ´ne Menge Unruhe gestiftet“, murrte ich, während ich mir Sachen suchte.

„Ich stifte doch keine Unruhe“, meinte er sarkastisch und sah unschuldig drein. „Passend zum Thema, fast im Partnerlook“, meinte er weiter und sah auf das, was ich für Gabriel und mir raus legte.

„Ja, wenn man davon absieht, dass Gabriel grundsätzlich nur blau trägt und ich das, was du anhast in dunkelrot-silber tragen werde.“

„Cassy, wird genau dasselbe Oberteil, aber in Mädchenfarbe mit Rock tragen.“

„Es ist entwürdigend solch eine edle Arbeit in Pink zu tragen. Ihres würde ehr eine aufreizende Schuluniform oder ein Kimono passen.“

„Setze es ihr doch mal vor.“

„Wir fahren nach Little Tokio, glaubst du nicht, dass ich da einkaufen gehen werde? Und Cassy wird mir sicher wieder auf Schritt und Tritt folgen.“

„Und Gabriel auch“

„Ohne den eh nicht und die Zwillinge werden sicher auch an uns hängen…“

„Sag mal, was ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte, hast du deine Waffe mit?“

„Sag mal, für wie bescheuert hältst du mich, dass ich sie mir weg nehmen lasse?“ gab ich giftig-sarkastisch zurück und sah ihn an.

„Natürlich habe ich sie nicht mit, auch wenn man sie in ihrer Schachtel nicht entdecken würde.“

„Hast du sie auch in der Schule mit?“

„Ja, aber sicher verwart, wo keiner sie finden kann.“

“Wer hat sie?“

„Du nicht.“

„Ach he, würde ich sonst fragen?“

„Sie liegt im Chemievorbereitungsraum, zwischen dem Arsen, dem Zyankali und dem Strychnin. Ja richtig gehört, Strychnin.“

„Was hat das in einer Schule verloren?“

„Keine Ahnung. Mir wurde nur gesagt, dass das hier steht als Anschauungsmaterial.“

„Sagen wir nichts dazu. Warum trägst du sie nicht am Mann?“

„Weil unser Hausmeister ´ne Macke hat. Ich hab schon Schwierigkeiten in den Chemieraum zu kommen, bevor er mich durchsuchen kann. Wenn er sie findet, fliege ich hochkant von der Schule, ausser mir fällt ganz schnell ´ne Ausrede ein.“

„Du hast doch immer eine.“

„Ja, aber du hast dich nicht gleich am ersten Tag mit deinem Direx angelegt und ihn unwohl auf sich gestimmt.“

„Stimmt, ich hab mich am Zweiten mit ihm angelegt.“

„Du hast aber den Lehrerbonus.“

„Und du den „Bester- Schüler- des- Jahres“ - Bonus.“

„Der zählt nicht.“

„Du hast einen Durchschnitt von 1,25.“

„Ich habe „Ferien“, also hör auf, von Noten zu reden. Ich kenne meinen Durchschnitt und meine Mathenote versaut mir meine 1,0, danke“, knurrte ich und sah um die Ecke.

„Soll ich dir helfen?“

„Hast du mal ´ne Ausbildung zum Kosmetiker angefangen?“

„Nein, aber ich habe ein Talent dafür, weil ich meiner Schwester immer helfen musste.“

„Was soll´s“, seufzte ich und gab ihm alles.

Wir waren fertig, als auch Gabriel fertig aus dem Bad kam.

„Sag mir wozu er mehr Zeit als ich im Bad braucht!“ flüsterte ich Silvar zu.

„Woher soll ich das wissen?“

„Du wohnst mit ihm zusammen.“

„Was weiß ich, vielleicht holt er sich Einen runter.“

„Keiner kann das stumm.“

„Woher weißt du denn das?“

„Silvar!“

„Is´ ja gut. Ich weiß es wirklich nicht.“

„Was flüstert ihr da?“ fragte Gabriel, der schon dabei war, sich an zu ziehen.

„Nichts, Schatz“, lächelte ich und stand auf, als Silvar fertig war.

Er brachte alles ins Bad und meinte: „In 30 Minuten seid ihr unten“, dann verschwand er.

Wir halfen uns gegenseitig beim anziehen und gingen dann runter.

„Weißt du was witzig ist?“ kicherte Gabriel.

„Nein, aber du wirst es mir sicher gleich sagen.“

„Wir drei haben alle dasselbe Oberteil, nur in verschiedenen Farben.“

„Cassy trägt es in Rosa, also sind wir sogar vier. Und wir haben alle dasselbe, weil wir sie zusammen eingekauft haben“, meinte ich mit extremen Sarkasmus und hielt ihm die Tür auf.

„Oh. Kann mich gar nicht erinnern.“

„Bei deinem schlechten Langzeitgedächtnis und deinem noch schlechteren Kurzzeit-gedächtnisses wundert mich das gar nicht.“

„Fiesling!“ fiepste er und boxte mich in die Schulter.

Ich lachte nur und die anderen sahen zu uns.

Mit vorgeschobener Unterlippe schmollte Gabriel und holte sich sein Frühstück. Nun grinsten auch die anderen etwas.

Natürlich konnten es sich die ein oder anderen nicht entgehen lassen, uns, wie jeden Morgen, in den Hintern zu zwicken (warum auch immer), als wir an ihren Tischen vorbei kamen. Heute fand ich das allerdings alles andere als witzig, denn mein Hintern tat wieder unheimlich weh, trotzdem lächelte ich und setzte mich dann zu Cassy und Silvar.

„Warum zwicken sie euch?“ fragte Silvar.

„Wenn ich das wüsste, wäre ich auch schon schlauer.“

Wir blickten zu Cassy.

„Was schaut ihr mich so an?“

„Das ist deine Klasse, Liebes.“

„Sie machen das mit jedem, der vorbei kommt. Es ist einfach nur ein Spaß. Bis jetzt hat es noch niemanden gestört. Sie haben auch schon mit Lehrern gemacht, haben aber vorher gefragt“, rette unser Klassenlehrer Cassy, der sich wieder zu uns setzte, da kein anderer Tisch mehr frei war.

„Ok, jetzt bin ich wieder etwas schlauer. Dürfen wir das auch mit dir machen?“ fragte ich Silvar mit großen Augen.

„Es machen nur die Jungen“, meinte unser Lehrer und sah Silvar an.

Mit hochgezogenen Augenbraun betrachtete er mich und nickte dann resignierend.

„Du weißt hoffentlich was du mir damit antust?“

„Ich habe es nicht vergessen, leider.“

„Schön, dann kündige wir jetzt mal den Tag an“, sagte er und stand auf.

„So meine Lieben auch an einem Sonntag ist ein Ausflug geplant. Heute begeben mir und nach Westen über den Pazifik auf einen anderen Kontinenten. Unser heutiger Ausflug führt uns nach Little Tokio und ich möchte euch kulturloses Völkchen doch bitten euch einigermaßen zu benehmen. Hört mir jetzt genau zu. Nach dem der Bus uns am Rande abgesetzt hat, werden wir eine Führung durch den Stadtteil machen. Um 13 Uhr habe ich dann einen Mittagstisch für die ganze Klasse reserviert. Ich sage euch gleich, dass es keine Gabeln geben wird, mit denen ihr essen könnt. Nach dem Essen habt ihr noch mal etwa ein bis eineinhalb Stunden Freizeit, in der die, die noch Geld haben einkaufen gehen können, ansonsten wird sich an mich gehalten. Den Nachmittag verbringen wir hier im Hotel. Ihr habt die Möglichkeit euch in der Umgebung auf zu halten, vorher wird sich aber bei mir abgemeldet und Gnade dem Gott, der das nicht tut. Für diese Zeit gebe ich euch eure Handys zurück, danach werde ich sie wieder bekommen, ich weiß von wem ich es bekomme. Des Weiteren habe ich bei der Verwaltung nachgefragt, zu eurem Wohl, ob es möglich wäre eine Party steigen zu lassen. Ich habe die Zusage bekommen, also wer diese Party bestreiten möchte, möge doch bitte etwas Süßes oder Herbes und etwas zu Trinken beisteuern. Um 20 Uhr beginnt sie und wird voraussichtlich erst nach Mitternacht beendet sein. Wann sie beendet ist, werde ich bestimmen, also denkt gar nicht erst daran, etwas Dummes zu tun. Und natürlich kein Alkohol und keine Alkopops und auch sonst keine verbotenen Getränke, Phillip. Für Musik wird grundsätzlich gesorgt, wer Wünsche hat, soll CDs mitbringen oder seine Wünsche beim DJ äußern. Ich werde als Aufsichtsperson natürlich da sein. So nun zu den Regeln unseres Ausfluges: Keiner entfernt sich von der Truppe, alle bekommen eine Aufgabe die ihr während der Führung lösen werdet und lösen könnt. Wer sich daneben benimmt, den nehme ich an die Hand und er wird sich wünschen mich nie kennen gelernt zu haben, wenn ich mit ihm danach fertig bin. Keine Tiere, euer Goldfisch reicht vollkommen, keine Dinge die von der Ausfuhr verboten sind, ich kontrolliere, wem ich nicht vertraue. Vor Ort werde ich entscheiden, wie lange ihr Ausgang habt. Gut, das war alles. In 20 Minuten beim Bus“, erläuterte er uns heute. Dann brachte er sein Geschirr weg und ging.

Auch ich verließ kurz nach ihm den Raum. Und natürlich wartete er draußen wieder auf mich.

„Meinst du sie sind so schlimm?“ fragte ich ihn.

„Natürlich. Die wenigsten werden sich benehmen können. Werdet ihr an der Party teilnehmen?“

„Wenn ich Cassies Grinsen gedeutet habe.“

„Du ahnst wieder Schlimmes.“

„Würdest du das bei Cassy nicht?“

„Natürlich.“

„Na also. Erstmal aber müssen wir uns mit, wie nanntest du es, „einem kulturloses Völkchen“, rumschlagen.“

„Wir schaffen das schon.“

„Die werden richtig neidisch sein, wenn sie sehn wie schnell wir mit Stäbchen essen.“

„Ich habe vorher noch gefragt, ob wir nicht ein Lehrstündchen haben können, damit sie nicht ganz so schlecht dran sind.“

„Du denkst echt an alles. Ohne dich, wer hier sicher ein heilloses Chaos.“

„Du hättest das schon gemacht, auch ohne mich hast du anscheinend großen Einfluss.“

„Hab ja erzählt was aus der Klasse geworden ist, seit du auf der Schule bist.“

„Fast brave kleine Schäfchens“, lächelte er.

Ich nickte und schloss meine Zimmertür auf. Drinnen packte ich einen Rucksack und ging mit Silvar zusammen raus.

„Einige scheinen das Rauchen aufgegeben zu haben.“

„Sie haben Angst vor dir und sie können nicht wissen, wer deine Spitzel sind, wobei ich es auch nicht weiß.“

„Solange du lieb bist, wirst du sie auch nicht kennen lernen, aber solange alle denken ihr seit es…“

„Egoist.“

„Erkläre den Begriff.“

„Ein Egoist ist ein Mensch, der meist als erstes an sich denkt und möglichst nur so handelt, dass dieser einen möglichst großen Eigennutz daraus zieht.“

„Schön, also bin ich ein Egoist?“

„JA! Was ist das für eine Frage? Du nutzt mich und Gabriel aus, um den Nutzen daraus zu ziehen, gefürchteter zu sein, als du es von dir selbst aus bist.“

„Hast mich geschlagen. Geh schon mal, ich muss noch meine Tasche holen.“

Ich nickte und holte Gabriel vor dem Speisesaal ab und ging dann mit ihm raus. Unten standen schon Mengen von Jungen, wo ich anmerken ließ, dass Silvar damit einverstanden wäre, sich zwicken zu lassen. Sie waren natürlich hell auf begeistert und fielen mir um den Hals, was Gabriel zum kochen brachte und er sie fauchend vertrieb.

Darauf mussten wir alle lachen.

Dann kam Silvar und wir stiegen ein.

Der Bus fuhr uns an den Rand von Little Tokio und schmiss uns raus. Gerade als ich ausgestiegen war klingelte mein Handy und Silvar sah mich von der Seite finster an. Ich sah auf die Anzeige und formte mit meinen Lippen die das Wort „Kain“. Er meinte ich hätte 10 Minuten.

Seufzend bewegte ich mich ein paar Schritte weg und ging ran.

„Dad?“

„ICH HASSE DICH!“ schrie er in den Hörer, dass ich ihn sofort eine Armlänge von mir weg hielt.

„Guten Morgen“, meinte ich ruhig und nahm das Handy wieder an mein Ohr.

Kain keuchte am anderen Ende.

„Warum tust du mir das an? Hasst du mich wirklich so sehr?“

„Ich, kann deine Wut gerade nicht wirklich einordnen, sorry.“

„Die Schaummäuse!!

„Ach, jetzt erinnere ich mich wieder. Die hab ich am Montag abgeschickt.“

„Wie sehr hasst du mich, dass du mir das antun musst?“

„Das war doch nicht böse gemeint, also nicht nur. Diese Marshmallowmäuse sind die besten in ganz Amerika und du liebst doch Marshmallows.“

„Ja, Marshmallows, nicht Marshmallowmäuse!“

„Schon gut schrei nicht so, mein armes Gehör.“

„Verzeih, aber der Scherz war nicht besonders angenehm. Als Luca sie mir im Büro auf den Tisch gestellt und gegrinst hat, hatte ich schon schlimme Befürchtungen, aber als ich es aufgemacht habe, bin ich an die Decke gegangen, vor allem weil das ein Quiekmechanismus war, wenn man den Deckel öffnete.“

„Warum im Büro?“

„Luca meinte, Mel habe es ihm gegeben und der hat auch schon gegrinst.“

„Ja, ich hatte einen Brief beigelegt.“

„Du hinterhältiges kleines abscheuliches BIEST!“

„Danke, ich hab dich auch lieb!“

„Arg!“ gab er von sich und noch ein paar andere undefinierbare Begriffe.

„Ok, du regst dich jetzt mal ab. Isst deine Mäuse zur Beruhigung und wir sprechen uns nach einer Schachtel Beruhigungstabletten wieder“, damit legte ich auf und schaltete mein Handy aus.

„Was ist los?“ wollte Silvar wissen.

„Erzähl ich dir später im Hotel.“

„Ok, dann lasst uns jetzt gehen. Alle Stift und Zettel bereit? Hier kommt eure Aufgabe“, er diktierte sie uns und ging dann los. Denn ganz Vormittag stapften wir durch das Viertel, bis es Zeit wurde unsere Lehrstunde an zu treten. Die wenigsten waren nach dieser Stunde in der Lage mit Stäbchen zu essen, aber das war uns egal. Wir bestellten á la carde und ließen uns Zeit.

Nach dem Essen durften wir noch zwei Stunden allein raus und wollten uns dann wieder vor dem Restaurant treffen. Wie besprochen gab Silvar mir Geld und ich ging mit Gabriel und den Mädchen einkaufen. Pünktlich waren wir mit einem prallgefüllten Beutel wieder zurück. Darin waren natürlich nicht nur Klamotten für Gabriel und mich, sondern auch für die Damen und Schmuck war ebenfalls dabei. Gemeinsam gingen wir zurück zum Bus und fuhren zum Hotel. Bevor wir jedoch alle in unsere Zimmer verschwanden hielt Cassy Gabriel und mich auf und natürlich blieben die anderen auch stehn, was mir nicht besonders behagte, Cassy aber nicht zu stören schien. Aus ihrem Rucksack holte sie eine Schachtel heraus, die mit hellblauem Papier umwickelt war und versiegelt mit einer rosa Schleife. Unter Gabriel ängstlichen und meinem besorgten Blick öffnete ich die Schachtel und fiel fast in Ohnmacht.

Ganz nach Silvar Vorbild, hatte sie uns diverse Dinge geschenkt. Ich meine Silvar war noch harmlos, der hatte nur Kondome und Gleitcreme gesponsert, aber Cassy war noch einen Schritt weiter gegangen. Ich konnte förmlich sehen, dass die beiden unter einer Decke steckten, doch ließen sie sich nichts anmerken. Vorsichtig begutachtete ich was in der Schachtel war. Die ersten Sachen waren noch ganz relaxt. Es gab von jeder Sorte mindestens zwei Kondome. Als nächstes Sahne und verschiedene Cremes. Darunter trennte eine CD mit rhythmischen Melodien den perfideren Teil ab. Davon erzähle ich lieber nicht.

„Du weißt, das du gleich ziemlich tot sein wirst, nicht?“

„Ja.“

„Gut, dann verschwinde bevor ich dich fangen kann!“

Sie düste davon und der Rest sah ihr nach, dann inspizierten sie den Inhalt der Schachtel. Auch Silvar war äußerst interessiert. Als wir dann alles ausgewertet und erklärt hatten gingen wir zurück ins Hotel und auf unsere Zimmer.

„Jetzt nimm es nicht so schwer, es ist doch nur ein Scherz und lieb gemeint.“

„Du bist doch sonst der prüdere von uns beiden“, meinte ich während ich mir was anderes anzog.

„Schon, aber das finde ich witzig.“

„Aus dir soll einer schlau werden“, seufzte ich und machte die Tür auf, als es klopfte.

Ich stand in Unterhosen da und ein paar Hühner gackerten, die gerade vorbeiliefen.

Silvar kam rein und lächelte.

„Willst du dich jetzt bei uns niederlassen?“

„Du hast ja richtig gute Laune. Akzeptiert ihr mich für ein Weilchen?“ fragte er lieb.

„Aber führ dich anständig.“

„Ich doch immer“, schnurrte er und setzte sich auf die Couch.

Ich zog mich fertig an und packte dann den Einkauf weg.

„Also, erzähl mal von deinem Anruf. Was wollte Kain?“

„Mich killen, das wollte er.“

„Und was hast du angestellt?“

„Ich hab letzten Sonntag in einem Süßigkeitengeschäft verschiedenen Marshmallows gekauft und am Montag nach Hause geschickt.“

„Wie kommst du gerade auf Marshmallows?“

„Frag mich nicht, wie ein Mensch, der noch einigermaßen Verstand hat, Marshmallows mögen kann, aber Kain tut es, sehr sogar. Und da es solch ein Laden bei uns in Boston nicht gibt, aber hier in LA, habe ich mir gedacht ihm eine Freude zu machen und ihm welche zu schicken. Das habe ich auch getan, allerdings waren da u. a. auch Marshmallowmäuse drin und wie Kain zu weißen Mäusen steht, habt ihr ja kennen gelernt.“

Sie nickten.

„Eigentlich hatte ich gehofft, dass er sie zu Hause aufmacht und dort an die Decke geht, aber anstatt mir diesen Gefallen zu tun, hat Mel Luca das Päckchen in die Hand gedrückt und der hat es Kain im Büro gegeben. Vor einer Weile hatte ich mal das Todesquieken von Exavias Futter aufgenommen und in den Deckel ein Mechanismus eingebaut, der das Quieken abspielt, wenn man den Deckel öffnet. Als er das getan hat ist er natürlich im Büro an die Decke gegangen, da man ihm den Brief vorenthalten hatte, was nicht meine Absicht war, meine Absicht war es nur ihn mit dem Quieken und den Marshmallowmäusen zu schocken.“

„Du bist echt fies.“

„Es war ein Spaß, den ich mir erlaubt habe, und?“

„Jeder wird mit der Erklärung zufrieden sein, dass es ein Spaß seines Sohnes war. Es war nicht mal Herzinfarktreif, denn er konnte mich noch anschreien.“

„Wäre es dir lieber, wenn er einen gehabt hätte?“

„Ich liebe meinen Vater, aber ich liebes es auch ihm den ein oder anderen Schrecken ein zu jagen und mit Mitte 30 schafft das noch lange kein quieken einer Maus. Schatz, kannst du mal bitte Schokolade von unten holen? Und lass dir Zeit“, meinte ich zu Gabriel und reichte ihm ein paar Dollar.

Er nickte und ging.

Silvar sah ihm nach und sah dann zu mir.

„Gabriel hat in 2 Wochen Geburtstag, habt ihr was geplant?“

„Wir haben uns überlegt mit ihm irgendwo hin zu fahren, aber Disneyland ist ja nu futsch.“

„Fahrt mit ihm nach NY und ich häng mich hinten dran.“

„Er hat dort drei Jahre gelebt.“

„Es ist Hochsommer, warum fahrt ihr nicht mit ihm und Freunden, sprich Cassy und ich, an die Großen Seen? Von den Niagarafällen kann man wenigsten den Blick auf NY genießen…“

„Das is ´ne Idee und ein Ausflug nach Chicago.“

„Wenn’s sein muss.“

„Wenn du deinen Reisepass mit nimmst können wir auch mal nach Kanada hoch. Was wirst du ihm schenken?“

„Da bin ich genauso ratlos, wie du vor zwei Minuten. Fürs Sunday Pardaise sind wir leider noch zu jung, auch wenn er jetzt 16 wird. Schwer, ihm was zu schenken, was seinem Alter angemessen ist. Obwohl, wickel ich mir etwas Geschenkband um den Körper und setz ´ne Schleife auf den Kopf?“

„Das ist doch mal ein cooles Geschenk.“

„In entsprechend wenig Kleidung versteht sich“

„Du kleiner Tiger“, meinte er auf oberschwuchtelig und krallte nach mir.

Ich lachte und Gabriel kam wieder.

„Hab ich was verpasst?“ fragte er und gab mir mein Rückgeld.

„Nein. Danke“, sagte ich und legte alles auf den Tisch.

„Du wirst gesucht, Mama.“

„Sie werden mich schon finden, wenn sie was wollen“, erwiderte er und prompt klopfte es an der Tür.

Ich ging hin und öffnete sie.

„Ist Silvar hier?“ fragte einer der Jungen und sah mich an.

„Ihr könnt auch mit mir reden. Wo wollt ihr hin und wie lange gedenket ihr weg zu bleiben?“

„Wir wollen zum Supermarkt um die Ecke und bleiben vielleicht 40 bis 50 Minuten weg.“

„Keine Zigaretten unterwegs rauchen und keinen Alkohol mitbringen.“

„Wo denkst du hin? Wir sind die Antirauchergemeinschaft und die Antialkoholiker.“

„Dass ich nicht lache!“ meinte ich und sah sie an.

„Wie gesagt, meldet euch wieder bei mir, wenn ihr zurück seid“, damit schloss ich die Tür und ging zurück zu den anderen beiden zurück.

„Du solltest Lehrer werden.“

„Vergiss es. Mein Beruf steht schon seit Jahren fest.“

„Ich weiß, aber überdenken kannst du es ruhig noch mal.“

Für kurze Zeit schwieg ich.

„So überdacht und NEIN, ich werde kein Lehrer!“

„Schon gut. Kann ich was von der Schokolade haben?“

Ich gab ihm ein paar Stücke und warf mich dann zu Gabriel aufs Bett.

„Tut dein Hintern noch sehr weh, Schatz?“

„Es geht einigermaßen.“

„Morgen könnt ihr eine Stunde länger schlafen.“

„Wie kommst?“

„Morgen sind nur der History District und Museen dran.“

„Dürfen wir die Museen schwänzen? Ich will mich wieder in die Sonne legen.“

Beide sahen mich mit großen Augen und offenen Mündern an.

„D…du willst was?“ fiepste Gabriel, der seine Stimme zu erst wieder fand.

„Mich mit dir in die Sonne legen. Aller guten Dinge sind drei, vielleicht treffen wir diese Oberpfeifen wieder.“

„Also wenn du freiwillig in die Sonne willst, dann lasse ich dich auch gehen“, meinte Silvar der mich immer noch mit großen Augen ansah.

„Zu liebenswert. So müssen wir uns nur etwas Geschichte rein ziehen. Da fällt mir was ein“, fiepste ich sprang auf und zog Silvar aus dem Zimmer.

„Wow, was hast du?“

„Als wir gestern shoppen waren und ich mit Gabriel zwei Stunden blau gemacht habe, habe ich ihm gesagt, das ich ihn zu einem richtigen Rendezvous einlade, wenn wir wieder zu Hause sind. Eigentlich könnte ich das doch auch zu seinem Geburtstag machen, nicht? Oder habt ihr was dagegen, wenn ich ihn an seinem großen Tag entführe?“

„Kein Problem damit und was genau hast du dir unter einem „perfekten Rendezvous“ vorgestellt?“

„Na ja ein schönes Essen zu zweit, vielleicht ein Theaterbesuch, wenn’s sein muss auch ein Kinobesuch und vielleicht ein Spaziergang am Strand oder ein Picknick in der Nacht anstatt des Essens.“

„Bis auf den Kinobesuch würde ich dir alles empfehlen. Am besten ihr geht erst schön essen, dann ins Theater und macht dann ein Picknick bei Nacht oder ihr geht essen, macht dann einen kleinen Spaziergang und schaut euch den Sonnenuntergang mit einem Picknick an. Ich leih euch auch eine Limo.“

„Dein Lexus ist doch ein 5sitzer, kannst du uns nicht in dem fahren?“

„Limo oder Bus.“

„Ok, die Limo.“

„Lass uns darüber unbedingt noch mal sprechen.“

„Du müsstest eh mit ihm einkaufen gehen, denn so weit ich weiß hat er keinen einzigen Anzug.“

„Das ist richtig, aus allen ist er mittlerweile raus gewachsen. Aber darüber lass uns noch mal sprechen.“

Ich nickte und klopfte.

Gabriel machte auf und sah uns an.

„-.- alles geklärt oder rennt ihr noch mal raus?“

„Im Moment ist alles geklärt“, lächelte ich und wir gingen wieder rein.

Gabriel und ich, wir machten es uns auf dem Bett wieder bequem und Silvar saß wieder auf dem Sofa. Nach einer Weile meinte Gabriel: „Ich hab’s Trinken vergessen. Silvar spendierst du uns ´ne Flasche Wein?“

„Mein eigener Sohn fragt mich, ob ich ihm Wein spendiere?“

„Ja, aus dem einfachen Grund, weil du es am Strand getan hast, auf dem Hollywood Bowl und weil du niemals so kaltherzig sein wirst, es mir zu verbieten.“

Geschlagen stand Silvar auf und ging runter. Mit drei Gläsern und einer Flasche kam er wieder.

„Du diskutierst mich zu Grunde und du spielst auf mein Mamagen an. Ihr seid ein fieses kleines Völkchen“, murrte er und reichte uns zwei volle Gläser.

„Wir wissen eben wie“, lächelte ich und machte es mir in Gabriels Arm gemütlich.
 

Immer wieder kamen Schüler, die etwas von Silvar wollten und unsere Unterhaltungen störten. Kurz vor 20 Uhr verabschiedete sich Silvar von uns und verschwand zu der Party, die unter uns tobte und nicht zu überhören war. Wir beide machten uns einfach einen schönen Abend zu zweit und kuschelten eine Zeit.

„Die anderen zu Hause werden sicher schon schlafen. Denn wenn Kain heut morgen wach war, hat er keine Nachtschicht.“

„Heut morgen nach unserer Uhrzeit, du musst bedenken, dass es bei ihnen 6 Stunden später ist.“

„Dann war es Mittag, da hat er trotzdem keine Nachtschicht.“

„Ich glaub dir mal, da ich mich mit den Zeiten eh nicht so auskenne. Aber sag mal, wollen wir nicht was von Cassies Kiste ausprobieren?“

„Nicht heute, mein Hintern braucht Schonung.“

„Wer hat gesagt, dass ich deinem Hintern was antun muss? Schokocreme kann man auch ohne Sex genießen.“

„Ich weiß, mag aber trotzdem nicht. Am Dienstag vielleicht, Mittwoch ist eh nicht viel los.“

„Es wird mir schwer fallen zu warten, aber ich werde es versuchen. Wollen wir mal runter schauen?“

„Ne, das ist mir zu laut. Hier oben bei uns ist es schon fast normal laut. Du kannst gern gehen, aber ich halte mich fern.“

„Allein mag ich nicht gehen, also bleiben wir hier.“

„Lust auf einen kleinen Spaziergang?“

„Aber Silvar?“

„Bis die fertig sind, sind wir längst wieder da.“

„Ok.“

Wir standen auf und zogen uns etwas an. Ich steckte zur Sicherheit das Messer ein, welches ich mir gekauft hatte und zusammen gingen wir raus. Unseren Schlüssel gaben wir ab und verließen das Gebäude. Hand in Hand schlenderten wir vom Hotel weg, durch den Park der direkt dahinter lag.

„Ich fange an, Gefallen an dieser Stadt zu finden.“

„Wirklich? Woran liegt’s?“

„An dir“, schnurrte ich und nahm ihn in den Arm. „Nur an dir.“

„Sollte ich mich jetzt geehrt fühlen oder mir Sorgen machen?“

„Du solltest dich geehrt fühlen, aber bitte auch gleich deine Fäuste auspacken, denn wir bekommen Besuch.“

„Oh ´ne, nicht jetzt wo’s so schön ist“, seufzte er missmutig, aber gleichzeitig sauer und sah sich um. Von allen Seiten kamen ältere größere und stärkere Gegner auf uns zu.

„Wenn die mir die Klassenfahrt versaun, kill ich sie“, knurrte ich.

„Du wirst das Messer nicht ziehen. Ich bin genauso wenig begeistert wie du“, gab Gabriel zurück, der mit dem Rücken zu mir stand.

„Natürlich ziehe ich es nicht sofort. Was wollt ihr? Kann man nicht mal in Ruhe spazieren gehen?“

„Ihr habt unsere Brüder in den Knast gebracht!“ sagte einer der Anderen.

„Sie hatten es verdient.“

„Und deswegen habt ihr es jetzt verdient von uns platt gemacht zu werden, ihr Schwuchteln!“

„Oh Leute, langsam geht mir dieses Vorurteil auf die Nerven“, meinte ich vorwurfsvoll und seufzte. „Könnt ihr euch nicht endlich mal einen anderen Grund suchen uns anzugreifen?“

„Wir haben doch einen, ihr habt unsere Brüder in den Knast gebracht.“

„Das sagtest du schon, also bitte, dann kommt“, sagte ich grinsend und winkte sie heran.

„Eins…Zwei… DREI!“ schrie Gabriel und wir sprangen beide in die Luft, was uns den Überraschungsmoment brachte und wir gleich jeder Zwei ins Genick treten konnten, wovon drei sofort umfielen.

„Mist hab einen verfehlt“, meinte Gabriel, als wir außerhalb der Meute landeten.

„Macht nix, hast noch ein paar Versuche!“ rief ich ihm zu und grinste weiter. Wieder stürzten sich zwei auf mich, dieses Mal mit Messern.

„Was soll ich jetzt machen?“ fragte Gabriel, der nicht besonders gut im Nahkampf war, wenn er allein da stand.

„Setz deinen Kopf ein!“

Er nahm es natürlich wörtlich, duckte sich und rannte die beiden Fäusten voraus auf sie zu und genau in ihre Mägen.

„Du solltest nicht Herkules mimen.“

„Hast du nicht gesagt“, lachte er und trat einem das Messer aus der Hand und machte ihn platt. Eines konnte Gabriel wirklich gut und das waren Druckpunkte, womit er einen nach dem anderen platt machte. Ich trat den meisten meiner Gegner die Waffen weg und knüppelte diese mit Schlägen und Tritten nieder. Der Typ, der der Anführer dieser kläglichen Bande zu sein schien hatte zwei Waffen in der Hand, als nur noch wenige von ihnen standen. Eine war auf mich gerichtet und eine auf Gabriel.

„Ganz ruhig“, meinte ich zu Gabriel, der nicht besonders begeistert von der Waffe war.

„Du wirst nicht schießen, weil du nicht schneller bist als ich“, sagte ich.

Im nur leicht schimmernden Licht einer weit entfernten Laterne, sah mein Messer meiner Waffe zum verwechseln ähnlich, nur konnte mein Gegner nicht wissen, dass es nur ein Messer war.

„Ein kleiner Junge wie du will mich erschießen?“

„Hast du mich gerade einen kleinen Jungen genannt?“, knurrte ich ihn an. „Erschießen? Nein, ich wasche meine Hände in Unschuld“, erwiderte ich eiskalt, nun hatte er mich in Rage gebracht. Man nannte mich nicht ungestraft einen kleinen Jungen.

Unser Gegner löste den Schutz und sah von einem zum anderen. Gabriel zitterte am ganzen Körper und hatte schon Tränen in den Augen. Schnell warf ich mein Messer und traf den anderen im Obershenkel, was allerdings nicht das erzielte was ich wollte, denn er drückte den Abzug der Waffen.

„GABRIEL!“ schrie ich, doch zum Glück war er soweit aus der Schusslinie, das die Kugel ihn nur streifen konnte. Fiepsend sank er zu Boden.

Bevor der andere sich aufrappeln konnte, hatte ich ihm schon die Waffen aus den Händen geschlagen, mein Messer aus ihm raus gezogen und hielt es ihm an die Kehle. Die wenigen die von dem Gegner noch standen waren stocksteif.

„Du hast meinen Freund verletzt!“ knurrte ich mit funkelnden Augen. Der Mann unter mir wimmerte.

Und zum zweiten Mal in zwei Tagen hatte ich mehr als nur Glück, dass gerade die Polizei in der Nähe war. Ein Wachtrupp, der durch den Park lief, hatte den Schuss gehört und war zu uns geeilt.

„Du bist es nicht wert, dass ich mein Gelöbnis breche“, fauchte ich und trat mit voller Wucht, mit meinem Absatz auf sein Brustbein und zertrümmerte es.

Dann eilte ich zu Gabriel und sah mir den Kratzer an.

„Dein schöner Arm und dein schönes Gesicht!“ stellte ich fest und hielt ihn im Arm.

„Das verheilt wieder und vielleicht bekomme ich so eine schmucke Narbe wie du“, lächelte er bitter.

„Mit so was macht man keine Scherze“, meinte ich, lächelte aber trotzdem und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht.

„Nicht weinen, Liebster.“

„Ich weine nicht, ich hab nur was ins Auge bekommen“, meinte ich und wischte noch eine Träne weg.

„Alles in Ordnung mit euch beiden?“, fragte der Officer und kniete sich neben uns.

„Ja, nur ein paar Schrammen und der Streifschuss“, antworte ich ihm.

„Wir haben einen Krankenwagen gerufen.“

„Nein, bloß nicht, wir müssen wieder zurück ins Hotel.“

„Ah, ihr seid nur zu Besuch hier.“

„Ja auf Klassenfahrt.“

„Last wenigstens eure Wunden versorgen oder ist es so dringend, dass ihr zurück müsst?“

„Wie spät ist es?“

„Kurz vor Mitternacht.“

„Die Party geht bis nach Mitternacht und Silvar wird seinen Platz nicht verlassen… Ist ok.“

Er lächelte und sagte: „Wisst ihr wen ihr da patt gemacht habt?“

„Einen Teil der berühmt berüchtigten Grabscherbande!?“

„Ja, woher weißt du das?“

„Erst gestern haben wir sie auf frischer Tat gestellt, als sie unseren Mädchen etwas tun wollten, es waren auch welche von ihrem PD in der Nähe die uns geholfen haben.“

„Dann seit ihr zwei von denen, die die Ehrenmedaillen um das Wohl der Stadt am Dienstag erhalten.“

„Ja, eigentlich sind wir DIE Grundretter“, warf Gabriel ein.

„Ja, wir haben die Mädchen gesehen und sind ihnen zu Hilfe geeilt. Aber die anderen Jungen haben auch geholfen.“

„Ich werde dem Chef sagen, dass ihr schon wieder Heldentaten vollbracht habt und das auch noch nur zu zweit, gegen Messer und zwei Schusswaffen.“

„Wir werden langsam zu Legenden. Sagen sie, wissen sie wann Officer Parker und Officer Kerett Dienst haben?“

„Morgen Nachmittag glaub ich. Sie sind in der Innenstadt.“

„Ist ihr Streifgang der Exposition Garden?“

„Ja, woher weißt du das alles?“

Gabriel kicherte.

„Die beiden haben uns gestern geholfen und wir sind ihnen an unserem ersten Tag hier in LA begegnet und da wir Morgen wieder dort sind, hoffen wir natürlich die beiden zu sehn.“

„Kommt uns doch mal besuchen im PD.“

„Ich zweifle an, dass wir dafür Zeit haben, aber am Dienstag werden wir sie sicher sehn, sie haben uns immerhin geholfen.“

„Das ist richtig.“

Das Geräusch eines Krankenwagens kam näher und wenige Minuten später hielt er auf dem Kiesweg.

Wir gingen hin und ließen uns behandeln. Ein paar Kratzer hatten wir natürlich abbekommen. Durch eine Unvorsichtigkeit meinerseits, hatte mich ein Messer an der Seite gestreift, was hieß, dass ich mich ausziehen musste.

„Sagt mal, wo habt ihr gelernt gegen so viele zu kämpfen?“

„Das meiste haben wir uns selbst antrainiert, wir sind im nicht gerade besten Teil von Boston aufgewachsen.“

„Ah, ihr kommt von der anderen Seite. Dort würde ich auch mal gern hinreisen.“

„Wenn sie dort sind, kommen sie uns besuchen, Officer…?“

„Officer Alexander Tiger“, lächelte er und gab uns die Hand.

„Mein Lieblingstier und ein Teil meines Namens“, kicherte ich und schüttelte sie ihm.

„Warte kurz. Yue Alexander Walker, richtig?“

„Ja.“

„Und du musst Gabriel Dalavar sein. Dein Name kommt mir auch bekannt vor.“

„Dalavar Corporation. Ich bin der Sohn von Silvar Dalavar.“

„Ja genau, mein Sohn arbeitet dort als technischer Zeichner.“

„Wenn ich ihn treffe werde ich ihm sage, dass sein Vater mein Lebensretter war.“

„Na ja, Lebensretter ist übertrieben“, meinte er geschmeichelt.

Als man mit uns fertig war, bekamen wir noch einen Tee, weil es ja nicht schon warm genug war und verabschiedeten uns dann.

„Es war nicht ganz die Nacht die ich mir erhofft hatte, aber was soll’s. Wenn Silvar morgen die Zeitung liest, köpft er uns“, meinte ich seufzend.

„Mich wunderst, dass Kain heute nichts wegen gestern gesagt hatte.“

„Vielleicht kam es nicht in den Nachrichten, aber am Dienstag werden es alle sicher sehen, denn solche Verleihungen gehen definitiv durch die Presse“, sage Gabriel und ließ sich den Schlüssel geben.

„Ich will im mein Bett und nicht mehr darüber nachdenken“, murmelte ich und lehnte mich an Gabriels unverletzten Arm bzw. Schulter mit unverletztem Arm.

Oben machte ich die unwichtigen großen Pflaster ab und ersetzte sie durch kleine, mit leichten Ausreden. Dann zog ich mich um und verschwand ins Bett.

~~~

Den Eintrag habe ich natürlich noch vor dem Schlafen gehen geschrieben und mache jetzt hier Schluss.

Morgen wird wieder ein besserer Tag hoffe ich, nach dem Silvar uns den Kopf abgerissen hat…

Dein dich über alles liebender,

Mond.



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