~ Only Chapter ~
"He, Prop!" rief eine ältere Frau, welche sich die Hände an einer Schürze wischte und die Treppe heraufsah. Kaum zwei Minuten später kam ein gut 17- jähriger Junge von oben herunter gelaufen. Er trug eine normale Beggy, allerdings kein Shirt- wie immer im Sommer, wenn es in Venedig warm war.
"Tschuldigung, ich musste noch für eine Arbeit lernen!" rief er abgehetzt und raste an der Frau vorbei "Ich bring schnell den Müll raus!" und schon war er in Richtung Küche verschwunden.
Dort saß der nun 8 jährige Blondschopf Bo mit Victor über einem Heft. Der Detektiv raufte sich die Haare und murmelte leise vor sich hin "ach, das ist ja kompliziert!"
"Hey, alles okay?" grinste Prosper und nahm die Mülltüten hoch.
"Ach ja, ich verstehe nur diese Aufgabe nicht!" murmelte Viktor und zermaterte sich weiterhin das Hirn, während Bo aufsprang und seinen Bruder mit glänzenden Augen ansah "Du kannst das doch bestimmt Prop, du kannst doch immer alles. Hilfst du uns? Biiiiiitteeeee!"
"Klar", der ältere strubbelte dem jüngerem Bruder durch die Haare "ich bring nur eben den Müll raus!"
"Jap!"
Prosper lachte leise und trat dann in den Hof, um den Müll in die für ihn vorgesehenen Tonnen zu werfen. Dann streckte er sich und automatisch wanderte sein Blick zu einem großen Baum. An diesem hatte er sich damals von Scipio verabschieden müssen, da dieser für einige Zeit verdeckt ermitteln sollte, bzw. wollte- schließlich war er, nach seiner Kariere als Herr der Diebe in den Beruf der Detektei eingetreten und der Lehrling des alten Detetkivs geworden.
Und damals, das ganze war nun schon zwei Monate her, hatte Scip ihm versprochen irgendwann wieder auf diesem Baum zu sitzen und zu warten, bis Prop ihn abholte.
Doch mittlerweile hatte er die Hoffnung fast ganz aufgegeben, dass dort jemals der 22-jährige Mann saß und ihm mit einem Grinsen erklärte, dass er leider verhindert gewesen sei und sich dafür entschuldigte, dass Prosper so lange hatte warten müssen.
Aber auch diesmal war der Baum unbesetzt, bis auf ein paar Vögel und vielleicht das ein oder andere Eichhörnchen.
"PROP! PROOOOOOP!" der kleine Bo kam aufgeregt schreiend und wild mit den Armen gestikulierend auf seinen Bruder zugelaufen, packte ihn an der Hand und zog ihn hektisch mit ins Haus "Schnell, Viktor will meine Hausaufgaben in den Kamin schmeißen, weil er sie nicht versteht. Prop, beeil dich!"
Der Ältere lachte, aus seinen finsteren Gedanken gerissen, auf und lief mit seinem Bruder ins Haus um Viktor von der böööösen Tat abzubringen.
Keiner der beiden Brüder bekam mit, dass sie von schwarzen Augen beobachtet wurden.
~~~Am nächsten Morgen~~~
"Guten morgen..." verschlafen trat Bo in die Küche, nur mit Boxershorts bekleidet, und rieb sich die müden Augen "Prop... was bist du denn schon so früh wach? Es ist doch erst 6 Uhr!"
"Hey, Kleiner!" lächelte der Angesprochene und schlüpfte in seine Schuhe "Es ist doch Sonntag und da..."
"eben!" unterbrach Bo und ließ sich auf einen der Stühle plumpsen "es ist Sonntag! Prop wie kannst du da nur schon so früh wach sein?"
"Ganz einfach: Ich helfe Lucia ein bisschen. Die Arme muss jeden Tag früh aufstehen um uns Frühstück zu machen und um einzukaufen. Deswegen habe ich ihr, als wir hier eingezogen sind, angeboten, dass sie Sonntags aussschläft und ich Brot hole, einkaufen gehe und so weiter. Dafür macht sie mir immer einen Einkaufszettel mit Anweisungen. Hier..." grinsend schob der braunhaarige dem Blonden eine etwas längere Liste zu, worauf Bo große Augen bekam "Und das macht sie jeden morgen?"
"Na ja, fast jeden Morgen. Großeinkaufen geht sie eigentlich nur Sonntags, aber sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste. Also mache ich das. Aber in der Woche fehlt auch andauernd was. Dann muss sie morgens auch immer noch mal los!"
Während er redete war Prop zur Tür gegangen und warf sich seinen Mantel über, war es doch, trotz mittaglichem super-warmen-Sommerwetter morgens recht frisch. Dann angelte er sich die Hundeleine vom Haken und stieß einen Pfiff aus, worauf zwei Hunde angelaufen kamen und sich widertandslos an die Zwei-Hunde-Leine ketten ließen.
"OKay, ich bin jetzt weg. Bis später Bo" Prop nahm die Liste vom Tisch und drückte seinen Bruder, wie üblich einen Kuss auf die Wange- denn wenn er dies nicht tat, wenn er sich von dem kleinerem Bruder verabschiedete, machte dieser ein heiden Theater! "Geh noch mal ins Bett, okay? Ich weck dich zum Frühstück. Versprochen!"
"Na gut... Du, Prop, kannst du meinen Katzen Fisch mitbringen?" "Klar, mach ich! Bis nachher Bo!"
Es war kalt in den Straßen Venedigs und so zog Prosper seinen Mantel enger um sich. Früher hatte er diese sonntäglichen Einkäufe gelegentlich zusammen mit Scipio gemacht, aber der war ja jetzt seid längerer Zeit weg und einmal mehr fragte sich der Junge, ob er seinen erwachsenen Freund jemals wiedersehen würde.
Es war so komisch ohne den Größeren- auch noch nach zwei Monaten. Natürlich war es im Hause Spavento immer lustig und meistens- vor allem wenn Mosca und Riccio zu Besuch waren, ziemlich laut und turbulent, trotzdem war es einfach nicht das Gleiche ohne Scipio.
Er war ein wichtiger Teil in Props Leben gewesen, und dann war er urplötzlich weg. Von einer Sekunde auf die andere... wie ein Licht, das erst im Wind flackerte, bevor es endgültig erlosch.
Prosper schüttelte energisch den Kopf und strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Was waren das denn wieder für Gedanken? Er benahm sich ja beinahe wie ein im Stich gelassenes Mädchen aus irgeneiner dieser Soaps, wie Ida sie manchmal abends im Fernsehn sah, die ihrem Geliebten hinterher trauerte und ohne Unterlass auf seine Wiederkehr wartete, bis sie schließlich alt und einsam starb.
Und das war Prop definitiv nicht. Er war im Gegenteil ein sehr beliebter und netter Junge. In seiner Schule war er so was wie der Schulschwarm und er bekam fast täglich ein halbes dutzend Liebesbriefe. Er war sportlich, dadurch gut gebaut, hatte lockiges braunes Haar, strahlende Augen und war zu jedem nett, was ihn nicht nur bei den anderen Jugendlichen, sondern auch bei den Erwachsenen zu einem beliebten Jungen machte. Außerdem kümmerte er sich gut um seinen Bruder und wenn die beiden irgendwo zusammen aufkreuzten ging sowieso das große Tuscheln los.
Trotz allem hatte er noch keine feste Freundin gehabt und die einzige weibliche Person zu der er sich hingezogen fühlte war, neben Ida und Lucia natürlich, Wespe. Und auch diese Gefühle für das Mädchen waren keine Liebe, sondern eher von beiden Seiten aus das Gefühl der tiefen Verbundenheit, wie nur Geschwister sie haben konnten. Also war es das gleiche Bedürfnis sie zu beschützen und ihr zur Seite zu stehen wie bei Bo. Nun, vielleicht war es Liebe. Aber nicht diese Jugendfreundin-Frau-Kinder-krieg Liebe, sondern eine Geschwisterliebe, welche viel tiefer war als alles andere.
Es war einfach so, wie es war! Wespe war in der Zeit für Bo und Prop eine Schwester geworden, und das Mädchen empfand genauso. Und da sie alle drei Idas Nachnamen Spavento angenommen hatten, waren sie rechtlich gesehen ja auch Geschwister.
"Prosper, Prooooooospeeeeeeer!" der Junge blickte auf und sah ein 7-jähriges Mädchen auf sich zulaufen. Kurz vor ihm blieb sie stehen und strahlte Prop an "Hiiii! Wie geht es dir Prosper?"
"Gut, und dir Claire?"
"Mir geht es auch gut! Du Prosper, ich habe für euch ganz tolle Fische zur Seite gelegt. Na ja, eigentlich hat Papa das gemacht. Aber wir waren ja gestern angeln und da habe ich einen gaaaaanz großen Fisch gefangen. Und ich hab Papa gefragt, ob ich ihn behalten darf und er hat ja gesagt. Weißt du," das Mädchen lief etwas rot an "der... der ist für... aber sags niemanden! Der ist für Bos Katzen... er hat mir erzählt, dass eine Katze bald Babys bekommt und da hab ich gedacht... naja, ich dachte da braucht sie bestimmt gutes Essen, damit die Babys auch nicht krank werden, oder sie selber... nicht?"
"Du hast Recht!" Prop lächelte eines seiner liebenswürdigen Lächeln "Da hast du toll mitgedacht. Bo wird sich bestimmt freuen! Ich hole die Fische nachher ab, okay?"
"Ja!" die kleine fing an zu strahlen "bis gleich dann. Und grüß mir nachher Bo... äh... und die anderen natürlich! Und du solltest auf dich aufpassen. Mama hat gesagt dass du in letzter Zeit ganz blass bist und ich finde das auch. Also pass auf dich auf, ja?" und schon war die Kleine wieder in Richtung Fischmarkt verschwunden.
~~~
Um 9 Uhr roch es im ganzen Hause Spavento nach frischen, selbstgebackenen Brötchen und nach Ei mit Speck, was nach und nach alle Mitbewohner aus den Betten und schließlich in die Küche lockte. Der erste allerdings, der vom Geruch des Essens angelockt kam war, nach den Katzen und den Hunden, Bo, welcher Prop stolz erklärte, dass er schon vor einer Stunde wieder wach gewesen sei und seine Hausaufgaben dann ganz alleine hingekriegt habe.
"Ach, Prosper, du bist so ein guter Junge!" mit diesen Worten kam die alte, dickliche Lucia auf Prop zugelaufen und drückte ihm Oma-Like einen Kuss auf die Wange "du bist ein wahrer Engel"
"Dann fehlten ihm aber die Flügel... und das gute Benehmen!" neckte Bo und zwickte seinen Bruder in die Seite, worauf dieser ihn ein paar mal spaßeshalber durch die Küche jagte.
Darauf stellte er die von ihm Vorbereiteten "Delikatessen" auf den Tisch und nachdem auch die letzte- Ida - eingetrudelt war fingen sie mit dem Frühstück an.
"Victor, Victor, ich hab den Rest meiner Hausaufgaben ganz alleine hinbekommen!"
"Prosper hat dir ja auch gestern erklärt wie es geht!"
"Na uuuuund?"
"Das zählt ja dann nicht!"
"Zählt es wohl Victor!"
"Und wieso Wespe?"
"Na, den Rest hat er alleine gemacht, das heißt, dass er die Aufgaben verstanden hat!"
"wen interessierts?!"
"Sag nicht du hast das gestern nicht verstanden?!"
"Ich bin besser als Victor, ich bin besser als Victor!"
Ida, Lucia und Prop sahen dem Gespräch der drei lächelnd zu. Dann wandte sich die Hausherrin an Prop "Also Prosper, hast du heute etwas besonderes vor?"
"Nein, eigentlich nicht. Ich wollte vielleicht noch etwas lernen. Und nachher eventuell nochmal kurz zu Barbarossas Geschäft"
"Der hat übrigens geschrieben!" fiel es Lucia plötzlich ein und sie zog einen Brief aus ihrer Schürzentasche "Tut mir Leid, der Brief ist gestern schon angekommen, aber ich habe ihn vergessen!"
"Nicht so schlimm!" Prop lächelte, nahm den Brief und öffnete ihn. Noch während er las wurde sein Grinsen immer breiter und schließlich gluckste er leise
"Barbarossa schreibt dass er bald zur Kommunion darf! Und... und dass ..... ich würds nicht glauben, aber hier steht es schwarz auf weiß! Er hat sich verliebt!"
in der Küche wurde es still- auch die zänkisch-neckischen Streithähne und alle sahen Prop an, welcher nun laut vorlas.
"An Prosper, Bo und die anderen Langhalsaffen!
Wie geht es meinem Laden? Ich hoffe für euch gut, denn wenn ich nicht weiter Monatlich mein Geld kriege wird das für euch schwere Folgen haben. Für euch!
Ich habe meine Mittelchen! Glaubt mir das ruhig"
"Na ich bin gespannt was der Kleine Gewindewurm für Connections hat. Der ist doch ein Kleinkind!" lachte Wespe "Lies weiter!"
"ähm... Nun gut... ich bin wohl gezwungen euch zu vertrauen.
Jedenfalls brauche ich doch tatsächlich eure Hilfe! Nein, deine Hilfe du Geldeintreibender Bengel du.-ich glaube der meint damit mich-
Da gibt es ein Gör die mich einfach nicht beachtet. Und ich mag es nicht, nicht beachtet zu werden. Nun, sie ist hübsch und.. jedenfalls will ich Aufmerksamkeit, von allen, von ausnahmslosallen und vor allem von ihr... also gib mir gefälligst Tipps, das bist du mir schuldig.
Im übigen heiße ich nun Herr der Diebe. Ich bin der Schrecken aller Lehrer hier auf dem Internat, auf das deine verdammten Paten mich geschickt haben. Die haben ja wohl ein Rad ab, mich einfach hier hin zu schicken!..."
es folgte eine lange Reihe wüster Beschimpfungen über Props und Bos Tante und Onkel, die Prosper an einigen Stellen zensierte, fand er doch, dass diese Ausdrücke nichts für Kinder- Bos Ohren waren!
Nun fing das Große Lästern über Barbarossa an, welches eigentlich den ganzen Tag über anhielt: beim Frühstück, wenn sie beieinander saßen, beim Mittagessen, beim Kuchen, beim Abendessen und sogar während Prosper lernte redete Bo über den alten Quacksalver.
Und irgendwie hatte Prop es dann doch nicht mehr geschafft zu dessen Laden zu gehen... irgendwie waren ihm die Lästereien andauernd im Weg gewesen. Außerdem hatten sie sie von seinen ständigen besorgten Gedanken über Scipio abgehalten.
Nun aber, wo er auf der Seite auf seinem Bett lag; es in seinem Zimmer dunkel wie die Nacht selber und er alleine war, wanderten seine Gedanken schnurstracks zurück zu Scipio und er seufzte leise. Seid geschlagenen 3 Stunden hatte er nun wieder an diesen Idioten gedacht und hatte ihn wie immer stark vermisst.
Niemals hatte er gedacht, könnte er sich so alleine fühlen, doch es war nun einmal so. Er fühlte sich alleine! Und wann immer er für sich alleine war schien die Trauer, die Ungewissheit und vor allem die Sehnsucht nach Scipio über ihn hereinzubrechen und ihn in ein tiefes Loch zu stürzen.
Das alles war Prosper schon vorher aufgefallen: dass er sich etwas allein fühlte wenn Scipio gerade nicht da war und wie gut es ihm ging, wenn er mit dem Älteren etwas unternahm. Dann fühlte er sich so wohl. Ja, er liebte es mit ihm zusammen zu sein. Jede Sekunde war für ihn wunderschön und unersetzlich gewesen. Wenn sie zusammen gelacht hatten, wenn sie zusammen im Kino waren, wenn sie lästerten oder einfach nur nebeneinander auf der Coach saßen und sich irgendeinen alten Film in der Glotze ansahen.
All diese Momente waren so voller Freundschaft und so wunder, wunderschön gewesen. Es war toll jemanden zu haben, der mit einem lachte, der einem zeigte dass das Leben lebenswert war, wie es war, dass auch die schlechten Momente wichtig, vielleicht sogar wichtiger als die schönen Momente waren, dass die Erinnerung einen am Leben hält und das es immer irgendwo einen Menschen gibt der dich so mag und liebt wie du bist, wie du selber bist, jemand der dich einfach so annimmt, der nicht dauernd an einem rummäckert, der einfach jede Faser, jede Vene an einem liebt. Jemand der Sachen an einem mag, die man selbst nicht leiden kann, jemand dem Eigentschaften an einem auffalllen, die man selbst unter Verschluss hält, jemand der lieb über etwas lacht, was man selbst lustig oder peinlich findet, jemand der einfach ein Freund ist, jemand der einem zum lachen bringt wenn man weint, jemand den man zum lachen bringen will wenn er weint, jemand mit dem man Freud und Leid teilen konnte, jemand dem man alles sagen konnte, jemand den man selbst so sehr liebte das es weh tat.
Dieser Jemand war für Prosper ganz eindeutig Scipio.
Doch der war jetzt nicht da, war seid zwei Monaten einfach verschwunden. Er hatte weder angerufen, noch eine Karte geschickt; hatte kein einziges Lebenszeichen von sich gegeben; nicht gesagt wohin er ging und nicht wann er wiederkommt.
Es war, als wäre er urplötzlich verschwunden... aus diesem Haus, aus dieser Straße, aus dieser Stadt, aus diesem Land, aus dieser Welt, aus Prosper Leben... wie ausradiert.
Und trotzdem fühlte er Scipio tief in sich drinnen. In seinem Herzen.
Er wusste nichts mehr.
Ob er noch lebte?
Ob er tot in einer Gosse lag?
Ob er lachte?
Ob er weinte?
Ob er ihn vermisste, so wie Prop IHN vermisste?
Ob er überhaupt noch an Prosper dachte?
Ob Scipio Prosper so liebte wie er IHN?
Ob er Prosper brauchte?
Oder ob er Prosper hasste? Ihn nie wieder sehen wollte und deshalb einfach gegangen war?
Dieser Gedanke schnürte dem Jungen beinahe das Herz zusammen und die Tränen traten ihn in die Augen.
Wahrscheinlich war es das gewesen! Er hatte irgendetwas falsch gemacht und deshalb wollte Scipio nicht mehr mit ihm befreundet sein, deshalb war er einfach abgehauen ohne ein Wort zu sagen. Deswegen hatte er ihn einfach alleine gelassen, mit nichts als der Gewissheit dass er weg war... weg...
~~~
Am nächsten Morgen fühlte Prosper sich nicht gut. Er war müde und wollte einfach nur noch liegen bleiben. Trotzdem stieg er aus dem Bett und machte sich fertig.
Doch auch nach einer Dusche ging es ihm nicht besser. Noch immer war sein Körper wie betäubt, er sah beinahe nur verschwommen und er war blass wie eine Kalkwand.
"HEILIGER HERR GOTT, PROPSER WIE SIEHST DU DENN AUS?" rief Lucia entsetzt aus, als sie erst mit ansehen musste wie der Junge beinahe die Treppe runterfiel und dann wie ein Toter aussehend in die Küche schlich.
"Ich hab nur... schlecht geschlafen" krächzte er heiser und fing an kräftig zu husten "geht.... schon wieder...."
"SCHLECHT GESCHLAFEN?" nun war die Haushälterin regelrecht empört und Prop lehnte sich erschöpft an den Türrahmen, nicht fähig etwas zu sagen. "NEIN, NEIN. ICH MAG ZWAR ALT SEIN, ABER DÄMLICH BIN ICH NICHT! Du wirst schon seid Wochen immer blasser. Du denkst vielleicht das mag mir nicht aufgefallen sein, aber ich sehe das"
Plötzlich betraten auch die anderen, sprich Bo, Wespe, Ida und Victor, von Lucias Geschrei angelogt, die Küche und starrten Prop entsetzt an.
"Nein, nicht Wochen! Ich glaube es sind schon fast Monate!" Lucia empörte sich regelrecht und stemmte die Hände an die Hüften "und ich dumme Gans lasse dich morgens auch noch bei dieser Kälte einkaufen gehen. Nein, Prosper, mach dass du wieder in dein Bett kommst. So lasse ich dich nicht vor die Tür!"
"Lucia...." krächzte Propser wieder "Ich brauche... Ablenkung..."
"Ja, und die kriegst du in deinem Bett! Und da kommst du erst wieder raus wenn du gesund bist, also mach endlich dass du hoch ko... OH MEIN GOTT, PROSPER!"
Der braunharige Junge war plötzlich in sich zusammengesunken und lag nun bewusstlos am Boden.
"Heiliger Herr Gott!" rief Ida entsetzt "Victor, trag ihn in sein Bett, sofort. Lucia, du mach ein Tuch bereit und Fieberumschläge. Ich rufe den Arzt an und Wespe, du und Bo geht bitte nach draußen irgendwohin was spielen"
Alle befolgte widerstandslos Idas Befehlen, nur Bo weigerte sich mit Wespe zu kommen, bis diese ihm etwas ins Ohr flüsterte und Bo beinahe augenblicklich mit ihr aus dem Haus und zu Idas Boot liefen.
~~~
"Mh... nun, das ist etwas kompliziert!" der Arzt rieb sich sein Kinn und sah dann zu den drei Erwachsenen.
"Was hat er nur? Er war doch immer so gesund und fröhlich und heute morgen..." Lucia brach in lautes Schluchzen aus und musste erst von Ida beruhigt werden, bevor der Arzt fortfahren konnte. "Nun, ich schätze das auf.. wie soll ich sagen... also,... ich denke er hatte starken seelischen Stress. Er fiebert ein wenig vor sich hin, ist blass, hat glasige Augen und ich denke er wollte entweder durchgehend alleine sein oder aber er versuchte sich so viel wie möglich abzulenken... ist ihnen etwas dergleichen aufgefallen?"
"Ja!" nickte Victor und sah plötzlich älter aus als er war. Die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben "Er war seid ein bis zwei Monaten noch viel mehr unter Leuten, hat sich in die Schularbeit vertieft und geholfen wo es nur ging. Natürlich, das machte er sonst auch, aber in den letzten zwei Monaten war er noch mehr darauf fixiert nicht alleine zu sein. Manchmal aber, da war er ganz still und hat nur zu dem Baum im Garten oder aus dem Fenster in den Himmel geschaut..."
"Nun, dann tendiere ich wirlich auf seelischen und psychisches Stress. Ich denke ihrem Sohn ist vor ung. zwei Monaten, wo diese Phase angefangen hat, etwas geschehen oder passiert, ein Ereigniss, das ihm schwer zu schaffen macht. Vielleicht hat er heftigen Streit mit seinem besten Freund, ein Mädchen hat ihn verlassen oder hier im Haus ist irgendetwas. Wüssten sie, was der passiert sein könnte?"
Ida war, während der Doktor sie aufgeklärt hatte immer blasser geworden... und dann...
"SCIPIO!"
Zeitgleich mit Ida rief Wespe diesen Namen aus, nur waren sie und Bo an einem völlig anderem Ort. Die beiden befanden sich in einer alten Lagerhalle im Castello- im Armenviertel der Stadt.
"Riccio, Moska, wo zum Henker ist Scipio?" fauchte das Mädchen die beiden verdutzten Jungen an, welche im Moment einfach zu sprachlos waren um zu antworten.
"Bitte, sagt uns wo Scip ist!" flehte Bo den Tränen nahe, musste er doch mit ansehen wie sein sonst so starker, toller Bruder einfach umgekippt und reglos am Boden liegen geblieben war.
"SCIPIO, KOMM SOFORT HER!" schrie Wespe wieder in die Halle "SCIPIO!"
"Meine Güte, Wespe... was ist denn passiert dass ihr so aufgebracht seid?!" Moska versuchte den aufgelösten Bo zu beruhigen, doch dieser heulte sich nun beinahe die Augen aus und konnte gar nichts mehr sagen.
"Gleich, wo ist dieser verdammte Herr der Diebe wenn man ihn wirklich dringendst braucht? SCIPIO!"
"Was ist denn los?" ein leicht lächelnder Scipio kam von wo auch immer herangetrabt "was machst du denn für einen Lärm?"
"Scip, na endlich! Es ist wegen Prop..."
"weiß er dass ich hier bin? Jetzt sagt nicht, dass ihr mich verraten habt?!" entsetzt sah der 22-jährige zwischen dem heulendem Bo und der aufgedrehten Wespe hin und her.
"Nein, aber ich hätte es ihm an liebsten gesagt! Verdammt Scip, du musst sofort mitkommen! Es ist was mit Prop. Seid du weg bist war er komisch. Er hat es nach außen hin nicht gezeigt. Es hat ihn voll mitgenommen, dass du auf einmal nicht mehr da warst. Du warst sein bester Freund und du hast ihm versprochen dass du wiederkommst. Das ist jetzt schon zwei Monate her!"
Scipios Miene war auf einmal wie versteinert "Er wird drüber hinwegkommen! Ich wäre nur eine Gefahr für ihn. Ihr wisst doch wieso..."
"Das Glaube ich nicht! Scip, verdammt ich glaube deine Abwesenheit bringt ihn um! Du hättest euch beide sehen müssen. Es war einfach zu süß. Ihr habt euch immer so gut verstanden und wir alle hier, wir alle vier, sogar Bo. Wir hatten immer das Gefühl dass ihr einfach zueinander passt. Nimm Riccio, eigentlich hat er doch was gegen Homosexuelle, aber bei euch war er sogar der erste der grinsend gesagt hat dass das zwischen euch was ernstes werden könnte. Scheiße, Scip! Du hättest ihn sehen müssen!" Wespe war völlig ausser sich und schrie Scipio beinahe an, doch er regte dich nicht "Scip er ist immer blasser geworden und hat immer mehr die Gesellschaft gesucht. So etwas fällt nicht jedem auf, selbst ich habe das erst bemerkt als Bo mich gefragt hat ob ich wüsste was mit ihm los sei" dem Mädchen liefen die Tränen über die Augen "und heute morgen... heute morgen war er weiß wie eine... wie eine Kalkwand... seine Augen waren rot geweint... er hat gezittert... und ....und konnte sich kaum bewegen....dann.... dann ist er einfach umgekippt... einfach so... er ist in sich zusammen gesunken .... und jetzt erzähl mir nichts! ... das ist deine Schuld und das wissen wir beide... nur weil du Angst vor deinen Gefühlen hattest.... Prop wartet auf dich... er hat zwei Monate auf dich gewartet ...wir wussten wo du bist... aber wir durften nichs sagen... auch heute nicht...und jetzt ist er einfach so umgekippt... weder bo noch ich wissen was er hat... nur, er wird sterben scip! das fühle ich... er ist wie ein Bruder für mich... und ich kenne ihn... er hält das nicht mehr lange durch Scip!... es frisst ihn von innen auf dass du nicht da bist.....!"
Scipio sah das Mädchen versteinert an und war unfähig sich zu bewegen. Er als Wespe ihm ein verzweifelt entgegengeschrieenes "BEWEG DEINEN ARSCH GEFÄLLIGST ZU IHM!" an den Kopf warf kam Leben in ihn. Ohne wirklich zu wissen was er tat lief er zu seinem eigenem Boot, startete den Motor und war schon auf dem Weg zum Hause Spavento.
~~~
"Es liegt also an Scipio..." murmelte Lucia wie betäubt und goss Tee in drei Tassen.
Ida nickte, unfähig etwas zu sagen. Sie hatte immer gespührt wie tief Scip und Prop verbunden gewesen waren, doch nachdem der Herr der Diebe gegangen war hatte ihr "Sohn" seine Rolle so perfekt gespielt, dass sie nichts gemerkt hattte... bis heute.
"Wir müssen ihn...." just in diesem Moment knallte die Küchentür auf und Scipio kam in die Küche gestürzt
"Wo ist Prop?"rief er abgehetzt und sah von einem zum anderen.
Ida war die erste die ihre Fassung wieder erlangte und nun das erste Mal, seid dem Arztbesuch wieder ein Wort sagte "in seinem Zimmer!"
Als sie den jungen Erwachsenen kurz darauf die Treppe raufstürmen hörte atmete sie erleichtert aus. "Na endlich!"
Nach zwei Sekunden verschwand ihr Lächeln jedoch wieder als sie erneut jemanden auf der Treppe hörte und Scipio wieder in die Küche kam "Er ist nicht da!" rief er entsetzt "er ist nicht in seinem Zimmer!"
"Was?" Ida sprang auf "vielleicht ist er im Badezimmer..." schon waren die drei richtigen Erwachsenen aus der Küche verschwunden und auf dem Weg nach oben.
Dann war es still, was Scip zur Sorge brachte und er wieder nach oben lief.
Victor trug gerade traurig blickend einen Jungen in den Armen zurück in dessen Zimmer.
Prospers Gesichtsfarbe war weiß wie Schnee und er wirkte wie ein schlafende Engel... oder wie ein sterender Engel, waren sein schlaff herabhängender Arm, sein regloses Gesicht, leicht geöffneter Mund und die geschlossenen Lieder eines Toten ähnlich.
"Er war in deinem alten Zimmer" schluchzte Ida neben ihm und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. Dann drehte sie sich um und taumelte langsam mit einer ebenfalls besorgt und traurig wirkenden Lucia die Treppe runter.
Als Victor wieder aus dem Zimmer kam und ebenfalls verschwand fasste der Herr der Diebe - im Moment wohl eher Herr der unwohl-fühlenden sich ein Herz und ging langsam durch die Tür, nur um sich kurz darauf vor Props Bett zu knien.
Der Junge lag ganz still da. Er war blass und wirkte schwach und kränklich. Und trotzdem wirkte er auf Scipio so unwahrscheinlich schön wie eh und je, wenn nicht sogar noch schöner.
Langsam und zitternd hob er eine Hand und strich dem Jüngeren über die Wange "es tut mir so leid..." flüsterte er leise und eine Träne rollte ihm über die Wange "so unendlich leid!" eine zweite Träne folgte der ersten "kannst du mir das jemals vergeben?" seine Stimme war nicht mehr als ein Hauch und trotzdem steckten all seine Emotionen in ihr. Seine Stimme verriet ganz genau, wie elend er sich fühlte.
Leise, sowie langsam stand er auf und betrachtete die nun schlafende Gestalt ehrfürchtig. Ohne es zu merken hatte er Prosper trotzdem weiter über die Wange gestrichen und beugte sich nun langsam zu ihm hinunter, bis sich seine Lippen hauchzart auf die anderen legten. Schon durchfuhr es ihn wie ein Blitz. Sein Körper fing mit jeder Pore an zu kribbeln und vor allem seine Lippen brannten wie lauwarmes, angenehmes Feuer.
Es waren nur ein paar Sekunden, dann stellte er sich abrupt wieder auf. Das durfte er nicht tun! Das hätte er nicht tun dürfen- nie!
Er war weggegangen, weil er Angst vor diesen Gefühlen für Prosper hatte. Angst davor, dass Prosper ihn dafür hasste.
Und jetzt hatte er ihn einfach geküsst. Der kleinere mochte das zwar nicht mitbekommen haben, doch wie sollte er ihm jemals wieder in die Augen schauen können, ohne sich schuldig zu fühlen, seinem heimlichen Geliebten einen Kuss geraubt zu haben?
Wie von der Tarantel gestochen drehte er sich um und lief beinahe richtung Tür. Er musste hier weg. Er selbst war eine Gefahr für Prosper und das wusste er ganz genau.
Scipio wollte gerade zur Türklinge greifen, als er ein leises Rascheln vernahm und eine noch leisere Stimme an sein Ohr drang "Scip? Scipio?"
Wie betäubt drehte sich der angesprochene langsam um und sah zum Bett. Dort versuchte sich Prosper aufzusetzen, doch er fiel beinahe wieder rücklinks in die Kissen. Urplötzlich stand der Herr der Diebe wieder neben ihm und stützte ihn "Du solltest liegen bleiben, du bist zu schwach um dich hinzusetzen!"
Doch der Jüngere der beiden hörte nicht auf ihn, sondern sah Scip mit seinen wunderschönen schokibraunen Augen an. Dann legte er seine Arme um den Hals des Älteren und versteckte seinen Kopf an seinem Arm "Ich hab dich so vermisst Scip!" hauchte er leise und fing wieder an zu zittern.
"Ich hab dich auch vermisst..." flüsterte Scipio und hörte endlich auf sein Herz und nicht länger auf seinen Verstand, legte seine Arme um Prop und drückte ihn so sanft und gleichzeitig eng wie möglich an sich.
Vorsichtig erhob sich Scipio und setzte sich mit aufs Bett, nur um Prosper dort auf seinen Schoß zu ziehen.
"Bitte Scip...versprich mir... dass du nicht mehr weggehst!"
Scipio konnte nicht antworten. Er wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Einerseits wollte er nie mehr von Prosper getrennt sein, andererseits wusste er nicht, ob dieser ebenso empfand wie er selbst.
Prosper löste sich von Scip und sah ihn aus tränenvollen Augen an "Scip! Antworte mir... bitte" seine Stimme war so und verzweifelt, dass es Scipio beinahe das Herz brach seinen kleinen Engel so zu hören- und zu sehen.
"Nein..." lächelte er deshalb leicht und strich Prosper die Tränen weg "Ich gehe nicht mehr weg!"
Er hatte sich entschieden. Er hatte doch eh nur zwei Möglichkeiten: entweder, er war mit Prosper zusammen und genoss die gemeinsamen Stunden mit diesem und würde langsam daran sterben ihm nicht noch näher sein zu können. Oder er ging zurück und starb dort ohne Prosper, ganz alleine, vor Sehnsucht nach diesem.
Die Hände des Braunhaarigen lagen nun auf Scips Brust und er sah in die schwarzen tiefen Augen Scipios. Wie sehr hatte er es doch vermisst diese sehen zu können. Dieses schwarz war es, dass ihn so sehr verzaubert hatte. Diese schwarzen Augen, mit dem dunkel blauen Schimmer.
Ohne das Scipio es bemerkt hatte, war er Prospers Kopf immer näher gekommen und schließlich stellte er beinahe erschrocken fest, dass seine Lippen die des kleineren beinahe berührten.
Prosper spührte Scips warmen Atem auf seinem Gesicht und sah direkt in dessen Augen. Er wartete darauf, endlich Scips Lippen zu spühren, doch der andere stockte kurz vorher. Ob er sich unsicher war?
Nein! Der jüngere wollte nicht mehr warten. Langsam bewegte auch er seinen Kopf nach vorne und schloss, kurz bevor sich die Lippen der beiden trafen, die Augen und genoss für den Moment einfach das wundervolle Kribbeln, welches sich von seinen eigenen Lippen über durch seinen ganzen Körper ausbreitete.
Nach kurzer Zeit spürte er Scipios Zunge, welche um Einlass bettelte und gewährte diesen fast sofort. Aber eben nur fast, wollte er sich doch noch ein bisschen an Scip rächen, dass er ihn so lange hatte warten lassen.
Eine schier endlose Zeit schien vergangen als Scip den Kuss dann doch löste, nur um in Prospers nun wieder strahlende Augen zu sehen und um diesen dann sanft mit der Hand über die Wange zu streichen, worauf sein Gegenüber erneut entspannt die Augen schloss, nun mit einer leichten röte auf den Wangen und überhaupt nicht mehr blass.
"Du Prosper?"
"Mh?"
Der Herr der Diebe beugte sich vor und hauchte dem Jüngeren einen Kuss auf "Ich liebe dich!"
Prosper öffnete überglücklich die Augen wieder und strahlte Scip an, wie er noch nie jmanden angesehen hatte "UNd weißt du wen ich liebe?"
Scipios verdutzten Blick ließ ihn nur noch mehr lächeln "meinen(!!!!) Herrn der Diebe!"
Und wieder versanken die beiden in einen schier nie endenden Kuss, glücklich sich endlich gefunden zu haben und nicht wissend, dass unten in der Küche sieben Leute saßen, die allesamt wissen wollten was da oben denn jetzt von statten ging.
Ach, und hätten sie es gewusst, dann wären sie nicht nur knallerot sondern hätten auch noch Nasenbluten ^.~
~~OWARI~~
Was soll ich tun? Ich bin halt verrückt! Aber ich LIEBE Herr der Diebe und seid ich den Film gesehen hab bin ich noch Verrückter ^.~
...mh... ich hab die Ff vor EWIGKEITEN geschrieben und sie jetzt wieder ausgegraben. Und iwie hab ich Lust ne Fortsetzung zu schreiben ^^° fragt sich nur, ob ich die wirklich schreiben soll? Was meint ihr?
