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Wenn Legenden wahr werden...

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2. Das Erwachen

Als ich zu mir kam, dauerte es eine geräumige Zeit, bis ich eine Antwort auf die Frage gefunden habe, was denn überhaupt passiert sei. Als die Erinnerung zwar langsam aber dafür umso deutlicher meinen Kopf wieder mit Bildern versorgte, machte ich die Augen in blitzschnelle auf, bereit alles zu sehen......nur nicht das, was sich meinem Blick bot. Ich war bei mir zu Hause. Wie unrealistisch mir diese Tatsache auch erschien, es ließ sich nicht leugnen. Ich war eindeutig bei mir zu Hause, in meiner eigenen Wohnung, so wie ich sie auch zuletzt in Erinnerung hatte (was nicht länger als 24 Stunden zurücklag). Ich lag auf der Couch im Wohnzimmer, das in ein angenehmes Halbdunkel getaucht war. Jemand muss die Jalousie runter gelassen haben. Moment mal...Jemand? Abrupt setzte ich mich auf, wogegen mindestens 2/3 meines Körpers sogleich lautstark protestierten. Der höllische Schmerz, der mich daran erinnerte, dass ich einen Kopf besaß, ließ mich an der Glaubwürdigkeit meiner Erinnerung keinen Zweifel mehr hegen. Zögernd erhob ich mich und torkelte ins Badezimmer, um mir zumindest einen Eindruck von meinem Zustand zu machen. Wie kam ich denn bitte schön hierher? Das einzige, woran ich mich noch halbwegs deutlich erinnerte, war als dieser Unbekannte auf mich zukam. Dann muss ich wohl das Bewusstsein verloren haben. Die Tatsache, dass ich bewusstlos einem merkwürdigen Fremden, der, soweit mein Gedächtnis mich nicht trog, kurz davor einen Menschen ermordet hat (dass der Mann tot war, daran hatte ich keine Zweifel), ausgeliefert war, war mir alles andere als behaglich. Und trotzdem befand ich mich gerade hier, müde – ja, angeschlagen – und wie, mit dem Gefühl, dass auf mir mindestens ein Dutzend Elefanten rumgetrampelt hat – ja, aber immer noch am Leben und soweit ich das beurteilen konnte, nicht ernsthaft verletzt. Skeptisch betrachtete ich mein Spiegelbild und erwog die Notwendigkeit, ein Krankenhaus aufzusuchen. Es handelte sich wohl um eine Platzwunde, die aber nicht unbedingt lebensgefährlich aussah. So ließ ich meine natürliche Abneigung gegen aller Art von Ärzten und Medizin überwiegen und entschied mich für Selbstversorgung. Außer noch ein Paar blauen Flecken schien ich soweit in einem Stück unverletzt zu sein......sowohl körperlich als auch seelisch. Was ich nicht zuletzt meinem geheimnisvollen Retter zu verdanken hatte. Jetzt, in meiner gemütlichen hellen Wohnung kamen mir die Geschehnisse der letzten Nacht schemenhaft und halb unwirklich vor und nur die Schmerzen erinnerten mich daran, dass es sich nicht nur um eine Einbildung handelt.

Immer noch in Gedanken ging ich wieder ins Wohnzimmer und holte dann aus meinem Schlafzimmer frische Sachen (mein T-Shirt war eindeutig im Eimer und ich versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass mich jemand SO nach Hause gebracht hat). Eine schöne warme Dusche, das ist es, was ich jetzt gebrauchen kann. Ein dunkler Schauer überfiel mich, als ich an den Typen von Gestern dachte. Ich versuchte das aufsteigende Ekelgefühl zu unterdrücken...ich hatte dem Fremden mehr zu verdanken, als nur mein Leben...

Während das angenehme Wasser sanft meinen Körper umfloss, beschäftigte der Unbekannte mich immer mehr. Wer war er? Wieso hat er den Typen umgebracht? Nicht dass ich nach meiner Bekanntschaft mit dem Mann zur Mitleid fähig war, aber trotzdem......Die Tatsache, WIE er das getan hat, gab mir zu denken. Und dann schließlich, wie zum Teufel kam ich zu mir nach Hause?

Immer noch in Gedanken aber wenigstens erfrischt und sauber (was psychisch vielleicht sogar eine bessere Wirkung hatte) ging ich wieder ins Wohnzimmer und schaltete automatisch den Fernseher an. Ohne auf die Ansagen des Nachrichtensprechers zu achten, brachte ich meine Sachen weg, öffnete die Fenster. Etwas im Nachrichtenbericht ließ mich plötzlich aufhorchen. Ich wendete mich dem Fernseher zu, wo gerade eine aktuelle Meldung berichtet wurde: „......wurde heute Morgen eine Leiche gefunden. Bei dem Toten handelt es sich um den 41jährigen Richter Morgenstedt, der im städtischen Landgericht tätig war...“ Ich zuckte zusammen. Es war eindeutig die Straßenecke, in die ich gestern zum eigenen Übel einbog, da bestand kein Zweifel. Und der Tote...... „Es konnten keine Spuren von Gewalt gefunden werden. Auch die genaue Todesursache konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden. Auffallend war jedoch der physische Zustand des Opfers. Nach den bisherigen Meldungen der Polizei befand sich „Zitat: nicht ein Tropfen Blut“ im Körper des Toten. Man......“ Ich ließ mich auf das Sofa fallen (wieder eine viel zu hektische Bewegung, für die mir mein Körper alles andere als dankbar war). Das bekannte Gefühl des Ekels stieg in mir wieder hoch. Ein Richter! Und ausgerechnet ich hatte vor, Jura zu studieren! So was nennt sich wohl Ironie des Schicksals. Aber zurück zur Gegenwart. Was haben sie gesagt, es konnte keine Todesursache festgestellt werden? Aber.....Die ganze Situation wurde mir immer unbehaglicher. Immer deutlicher wurde vor meinem geistigen Auge das Gesicht des jungen Fremden, wie ich es noch kurz vor der Ohnmacht gesehen habe. Was habe ich da gesehen? Was ist dieser Nacht wirklich passiert? So langsam fing ich an mich zu fragen, was von den ganzen Bildern in meinem Kopf vielleicht einem Traum entsprang. Auf jedem Fall war ich jetzt fest entschlossen, nicht zur Polizei zu gehen. Ich glaube, die Geschichte mit dem sich-an-nichts-mehr-erinnern-und-plötzlich-bei-sich-zu-hause-aufwach würden sie mir nicht so einfach abkaufen. Gedankenverloren hob ich meine Jacke vom Boden, die ich beim aufstehen wohl runter geworfen habe. Da erblickte ich einen kleinen Gegenstand auf dem Teppich, den ich bis jetzt übersehen habe. Wahrscheinlich war er auch unter dem Kleidungsstück verborgen. Ich hob ihn auf und trat ans Fenster, um ihn besser zu betrachten. Es handelte sich um einen Anhänger an einer Kette, die offensichtlich gerissen ist. Er war sehr kunstvoll angefertigt, das Material erinnerte stark an antikes Silber. In bizarren Verflechtungen bildete sich ein unbekanntes Muster, dessen Anblick mich jedoch faszinierte. An drei Stellen war der Anhänger mit Rubinen besetzt (soweit mich meine Kenntnisse auf dem Bereich Edelsteine nicht trügen), die wie lebendiges Feuer aufloderten, als ein Sonnenstrahl darauf fiel. Mit steigender Bewunderung betrachtete ich das Schmuckstück. Doch wo kam er denn plötzlich her? Ein Verdacht rührte sich in meinem Inneren wie ein Stück Eis im Magen. Der Anhänger muss dem Unbekannten gehören. Die langsam immer fester werdende Gewissheit, dass eine mir völlig fremde und ziemlich unheimliche Person sich direkt hier in meiner Wohnung befand (und das ohne mein Wissen) ließ einen kalten Schauer über meinen Rücken laufen. Auch wenn ich dieser Person zu verdanken hatte, dass ich heute in der besagten Wohnung aufwachte und nicht irgendwo in einer Gasse die letzten Sekunden meiner Existenz zählte. Tatsache war, dass dieser Wer-auch-immer mich gerettet hat und dafür gesorgt hatte, dass ich die Nacht auch weiterhin überstanden habe. Anders konnte ich mir meine geheimnisvolle Teleportation hierher nicht erklären. Die Frage, woher er wusste, wohin er mich „teleportieren“ sollte, schob ich erstmal beiseite.

Ich warf noch mal einen Blick auf den Anhänger. Auch ohne besondere Kenntnisse war zu sehen, dass er ziemlich wertvoll sein musste. Was mich wiederum vermuten ließ, dass mein Retter ihn wohl wiederhaben wollen wird. Na ja, vielleicht könnte ich mich dann bei Gelegenheit bedanken. Höfflichkeit muss sein, auch wenn es bei deinem Gegenüber um einen unheimlichen nächtlichen Herumtreiber handelt.

Ich ging auf den Balkon und schaute nach draußen. Das Wetter schien sich erheblich verbessert zu haben. In Gedanken überlegte ich mir, dass ich wohl über die Hälfte des Tages geschlafen habe, oder wie auch immer ich meinen ohnmächtigen Zustand sonst bezeichnen soll. Der Nachmittag war angenehm warm ohne jedoch die erdrückende Hitze, die mir meistens so zu schaffen machte. Die Straße unten schien mich zu einem Spaziergang buchstäblich einzuladen, aber schon der Gedanke daran alarmierte meinen Körper und erinnerte mich freundlich daran, dass ich nicht mal daran denken sollte, ausgiebige Anstrengungen zu unternehmen. Seufzend begab ich mich wieder in das Innere der Wohnung und beschloss den Rest des Tages mit einem schönen Essen, einem Film oder auch einem Buch zu verbringen. Auf jedem Fall alles, wobei ich mich so wenig wie möglich bewegen muss.



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