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Was wäre, wenn...

... Floréan plötzlich die Chance hätte, alle seine Schulden auf ein mal los zu werden?
von

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Eine einmalige Gelegenheit

Hallo miteinander.
 

Das hier habe ich schon länger im Kopf. Endlich habe ich jetzt mal Zeit und Lust gefunden, meine Ideen in Worte zu fassen.
 

Ich weiß, dass Gorgeous Carat im Moment nicht gerade aktuell ist, zumal Galaxy ja schon vor 'ner Weile rauskam, allerdings hoffe ich, dass sich trotzdem ein paar Leser finden und mir auch ein oder zwei Kommis da lassen.
 

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.
 

****************
 

Was wäre, wenn…
 

… Floréan plötzlich die Chance hätte, alle seine Schulden auf einmal los zu werden?
 

Floréan saß in einem Cafe und blickte verträumt nach draußen. Paris, die Stadt der tausend Lichter, erstreckte sich vor ihm. Nur, dass von den Lichtern noch nicht viel zu sehen war, war es doch erst Nachmittag. Puh, einkaufen mit Laila war ganz schön anstrengend. Zumal, wenn man als Mann ja schon fast die Pflicht hatte, alles zu tragen. Da hieß es dann hier: "Halt mal!" und dann da: "Und halt mal das da!" und ehe man sich versah, hatte man einen riesigen Stapel mit völlig nutzlosen Dingen auf dem Arm. Typisch Frau eben. Frustriert stöhnte er auf. Hätte Noir, dieser Mistkerl, ihnen nicht wenigstens das Auto zur Verfügung stellen können? Nein, sie mussten zu Fuß gehen. Kein Problem, zumindest, was den Hinweg betraf. Doch im Hinblick auf den Rückweg und die ganzen Tüten und Schachteln, die neben ihm auf dem Boden standen, wurde Floréan ganz anders. Laila war sich eben kurz frisch machen gegangen. Toll. Eigentlich war er derjenige, der eine Erfrischung gut gebrauchen konnte.
 

"Nanu! Floréan? Floréan Rochefort?", sprach ihn plötzlich eine Frauenstimme an.

"Wer will das wissen?", fragte er zurück und drehte sich der Stimme zu. Vor ihm stand eine Frau mittleren Alters. Ihre dunklen Locken waren zu einer eleganten Frisur gesteckt und ein schicker Hut prangte auf dieser Mähne. Ein Kleid aus hellblauer, braun geblümter Seide umfloss ihren schlanken Körper. Ihre hellblauen Augen blickten ihn freundlich an.

"Kennst du mich nicht mehr?", fragte sie und ihr Lächeln wurde noch etwas breiter, wobei sich kleine Lachfältchen um ihre Augen und ihren Mund zeigten. "Ich bin die Comtesse de Villepin."
 

Plötzliches Verstehen erschien ihn Floréans Gesicht. "Natürlich, Comtesse Véronique de Villepin, die alte Freundin meiner Mutter!", rief er aus. Er stand auf und verneigte sich leicht vor der Dame. "Verzeiht meine Unhöflichkeit, Madame, ich hatte Euch nicht erkannt."

"Ist schon gut, Junge, immerhin haben wir uns zehn Jahre nicht mehr gesehen. Darf ich mich zu dir setzen? Oder bist du etwa mit deiner Liebsten hier und ich störe nur?", fragte die Comtesse.

"Nein, nein, Ihr stört überhaupt nicht. Bitte, nehmt Platz", sagte Floréan und deutete auf den Stuhl sich gegenüber.
 

"Na sowas, wie das Leben so spielt", meinte Comtesse de Villepin während sie sich setzte und schaute ihn fest an. "Da gehe ich nur mal eben einkaufen, und schon laufe ich dem Sohn meiner guten Freundin über den Weg. Meine Güte, bist du groß geworden. Würdest du nicht genauso aussehen wie dein Vater in dem Alter, ich hätte dich nicht erkannt. Ach ja, ich erinnere mich noch gut, als ich dich als Kind auf dem Schoß hatte. Du wolltest nie stillsitzen. Ein stattlicher junger Mann ist aus dir geworden."

"Vielen Dank, Madame", meinte der junge Mann und wurde leicht rot. "Ihr wart im Ausland, nicht wahr? Mutter hat noch versucht, mit Euch Kontakt aufzunehmen, doch sie konnte Eure neue Adresse nicht herausfinden."

"Oh, hätte ich das nur gewusst, ich wäre sofort zu ihr geeilt. Aber weißt du, im Dschungel von Sumatra ist man doch etwas ab vom Schuss. Ich wünschte, ich hätte ihr beistehen können. Vielleicht wäre sie dann noch am Leben. Ich habe alles bei meiner Rückkehr vor einem Monat aus der Bohème erfahren", stöhnte Véronique.

"Macht Euch doch bitte deshalb keine Vorwürfe, Madame. Wahrscheinlich hätte Euer Hiersein nichts geändert an der Gesamtsituation", wollte Floréan sie beruhigen.
 

Plötzlich sah ihm die Comtesse fest in die Augen und nahm seine Hände. "Junge", sagte sie leise und bedrohlich, "ich habe unschöne Gerüchte über dich gehört…"

"Ach nein", meinte Floréan und ihm schwante schon, in welche Richtung diese Gerüchte gehen würden.

"Oh ja. Man sagt sich, dass… Ach, mein lieber Floréan, ich will es gar nicht aussprechen…" Sie schluckte. Dann fuhr sie fort: "Man sagt, dass dich ein Araber gekauft hat und dich als seinen", wieder ein lautes Schlucken, "Liebessklaven benutzt."

Floréan lachte laut auf. "Also wenn ich ja alles bin, aber garantiert nicht sein Liebessklave. Gut, wenn er schlechte Laune hat, dann lande ich schon mal an den Ketten im Keller und er holt die Peitsche raus, aber sonst…"

Comtesse de Villepin zog scharf den Atem ein. "Wie grässlich", wisperte sie atemlos und schlug die Hände vor den Mund.

"Verzeiht mir, Madame, das mit den Ketten war nur ein Witz", erklärte er schmunzelnd, wobei er in Gedanken hinzufügte: 'Na ja, beinahe.'
 

"Puh, tu doch einer alten Frau so etwas nicht an, mein Lieber", tadelte sie ihn aufatmend und griff sich theatralisch ans Herz. "Aber dann ist es also wenigstens teilweise wahr, ja?", fragte sie misstrauisch.

"Nun ja, es stimmt. Ray Balzac Courlande hat mich gekauft damit meine Mutter einen Kredit bei ihm bekam. Mittlerweile habe ich einen Schuldenstand bei ihm, der bis in die Steinzeit zurückreicht", sagte Floréan und verdrehte dabei leicht genervt die Augen.

"Oh, was für ein grässlicher Mensch. So die Notlage anderer auszunutzen und einen anständigen jungen Adeligen so in die Bredouille zu bringen. Also wirklich, dem würde ich was erzählen, wenn er hier wäre", empörte sich Véronique.

"Es ist nicht so schlimm, wie Ihr denkt, Madame", lenkte der blonde Mann schnell ein und sein Blick wurde, während er sprach, fast sanft. "Wenn er guter Stimmung ist, dann kann er ganz in Ordnung sein, schon fast liebenswert. Er ist zwar etwas mürrisch, aber wenn er sich dann wieder über irgendetwas freut, dann ist es, wie mit einem kleinen Kind an Weihnachten. Wie ein Lausbub kommt er einem vor. Und er kümmert sich so liebevoll um mich, wenn es mir schlecht geht. Das einzige, das man ihm vorwerfen kann, ist, dass er Pfandleiher und Wucherer ist." 'Na ja, und der Dieb Noir, aber das muss ja nicht jeder wissen.' "Wirklich, er hat das Herz auf dem rechten Fleck."

"Hm, wenn man dich so hört, könnte man fast meinen, du wärst in diesen… wie hieß er gleich, Courlande, nicht wahr, verliebt." Ihr Blick schien ihn förmlich zu durchbohren und er fühlte sich ertappt.

"Ach was, überhaupt nicht!", widersprach er und hob dabei abwehrend die Hände. Für die Comtesse anscheinend etwas zu schnell, denn sie sagte: "Wohl eher doch, deiner Reaktion nach zu schließen. Und, wie sieht es auf seiner Seite aus?"
 

Floréan seufzte ergeben. Vor der Frau konnte man anscheinend nichts verbergen. Das war schon früher so gewesen. "Nicht so toll. Erstens sagt er immer, dass er mich erst dann gehen lässt, wenn ich mich für ihn rentiert habe, sprich, wenn ich meine Schulden abbezahlt hab. Dann wiederum ist er bereit, für mich zu sterben, wobei er mich im selben Atemzug auf Punkt eins meiner Aufzählung hinweist. Ich werde nicht schlau aus ihm." Er seufzte erneut.

"Hast du ihn schon einmal danach gefragt?", wollte Madame de Villepin wissen.

"Was? Niemals, da eher sterbe ich. Auch noch zugeben, dass ich etwas für ihn empfinde, soweit kommt's noch. Nie im Leben!", fuhr Floréan empört hoch.

"Ist ja schon gut, setz dich wieder", forderte ihn Véronique auf und zog ihn am Arm zurück auf seinen Stuhl. "Ich habe verstanden. Also gut, dann eben nicht. Aber wie willst du dann jemals wissen, ob eure Beziehung wirklich nur auf einem Schuldschein basiert?"

"Weiß nicht", gab er kleinlaut zu.

"Na siehst du. Aber ich glaube, ich habe da so eine Idee…", grübelte die Comtesse.
 

In dem Moment tauchte Laila am anderen Ende des Lokals auf und kam zu ihnen herüber.

"Meine Begleitung kommt", erklärte Floréan.

"Ach so. Hör mal, bist du eigentlich frei, dahin zu gehen, wohin du willst?", fragte Véronique.

"Größtenteils, warum?", wollte er wissen.

"Komm morgen zu mir. Ich werde den ganzen Tag zu Hause sein. Dann erkläre ich dir, was ich vorhabe", sagte sie.

"Ich weiß nicht. Er sieht es nicht gern, wenn ich…", begann Floréan, doch die Comtesse unterbrach ihn.

"Ist schon gut", sagte sie. "Darfst du denn wenigstens ins Cafe gehen? Denn dann treffen wir uns einfach wieder hier."

"Das dürfte gehen…", überlegte der junge Adelige.
 

"Was dürfte gehen?", fragte Laila und beäugte misstrauisch die elegante Dame, die mit Floréan am Tisch saß.

"Laila, darf ich dir die Comtesse de Villepin vorstellen? Comtesse, das ist Laila, eine gute Freundin von mir", stellte Floréan die beiden einander vor.

"Sehr erfreut, junge Dame", sagte die Comtesse und reichte Laila die Hand. Diese war über die freundliche Geste ziemlich überrascht.

"Weißt du", erklärte Floréan, "sie ist eine alte Freundin meiner Mutter und wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Es gibt noch so viel, worüber wir gerne reden würden, deswegen möchte ich morgen noch einmal hierher kommen."
 

"Na, ich weiß nicht, ob Ray das zulässt…", überlegte Laila.

"Ach was, papperlapapp", meinte Véronique. "Von einer alten Frau wie mir droht bestimmt keine Gefahr. Das kannst du ihm von mir bestellen, falls er meint, Mätzchen machen zu müssen. Im Übrigen habe ich mich sehr gefreut, dich wiederzusehen, mein lieber Junge, und ebenso, die Bekanntschaft dieser hübschen jungen Dame zu machen. Also, wir sehen uns morgen." Damit erhob sie sich und schritt mit eleganten Bewegungen aus dem Cafe.
 

"Komische Frau…", meinte Laila, während sie ihr nachsahen.

"Ja, da hast du irgendwie Recht", gab Floréan zu.
 

~~~~~
 

Nervös schaute sich Floréan in dem Cafe um. Hoffentlich hatte sie ihn nicht versetzt. Er war einfach zu neugierig, zu erfahren, was ihm Madame de Villepin zu sagen hatte. Ein leises Seufzen verließ seine Kehle. Seine Erinnerungen schweiften zurück zu gestern Abend.

_____Flashback_____
 

"Du, Noir", hatte er vorsichtig angefragt.

"Ja, Floréan?", war die Antwort gekommen. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Kopf zu heben, sondern war in seine Dokumente vertieft geblieben.

"Ich möchte morgen nochmal in das Cafe in dem wir heute waren."

"Ach ja? War der Kuchen so gut, oder was?", kam die leicht schnippische Antwort zurück.

"Ja." 'Eiskalt gelogen. Macht nichts. Er muss nicht alles wissen.'

"Gut, dann nimm doch die kleine Nervensäge mit, dann hält er vielleicht mal den Schnabel", meinte Noir und verdrehte die Augen. "Man kann nicht ruhig arbeiten, wenn er im Haus rumspringt und laut singt."

'Er hat mich schon wieder nicht angesehen.' "Ist gut, ich nehm Noël mit. Also, dann wünsch ich dir eine gute Nacht."

"Nacht. Schlaf schön." Ein tiefer Zug an seiner Zigarre war der einzige weitere Kommentar gewesen.
 

_____Flashback Ende_____


 

'Er hat mich einfach ignoriert. Nicht mal angesehen hat er mich. Und er lässt mich einfach so gehen. Was hat das zu bedeuten? Bin ich ihm egal geworden?' Irgendwie quälte ihn der Gedanke. Warum nur schnürte es ihm die Brust zu, wenn er darüber nachdachte, dass Noir ihn nicht mehr mögen könnte?

"Du, Floréan?", fragte Noël und zupfte an seinem Ärmel.

"Was denn?", erkundigte sich der Blonde und schaute den Jungen leicht weggetreten an.

"Warum schnaufst du so? Bist du traurig?"

"Nein. Entschuldige bitte, ich war nur in Gedanken", erklärte er lächelnd.

"Dann ist ja gut", meinte Noël und lutschte weiter an seiner Waffel.
 

"Ah, Floréan, da bist du ja!", rief die Comtesse und kam strahlend auf sie zu. Heute trug sie zur Abwechslung ein gewagtes Kleid aus rosa Seide mit grünen Streifen welches dem des gestrigen Tages in nichts nachstand.

"Oh, wer ist das denn?", fragte sie und wuschelte Noël durchs Haar.

"Das ist Noël. Er lebt bei Graf Courlande und mir. Zumindest, bis sein Vater wieder für ihn da sein kann", erklärte Floréan.

"Ach nein. Ihr könnt kein eigenes haben, also müsst ihr eines in Pflege nehmen…", schmunzelte Madame.

"Nein, nein, nein, so ist es nicht, Madame!", rief der junge Mann und wurde leicht rot. "Er lebt nur kurz bei uns weil sein Vater in Schwierigkeiten steckt und sich derzeit nicht um ihn kümmern kann."

"Na, solange er nicht im Gefängnis sitzt", meinte sie leichthin und nahm neben Noël Platz. "Guten Tag, junger Mann. Ich bin Véronique de Villepin", stellte sie sich vor.

Noël schaute sie groß an, dann lächelte er breit und sagte: "Hallo, ich bin Petit Noël. Freut mich." Ein bisschen Sahne hing in seinem Mundwinkel, was Véronique gleich zum Anlass nahm, um ihm mit einem Taschentuch über den Mund zu wischen.

"So, viel besser", stellte sie fest und lächelte, wobei Noël schmollte. "Kommen wir zum Geschäft."

Aus ihrer Tasche zog sie einen in mehrere Stofftücher eingehüllten Gegenstand. Bevor sie ihn enthüllte, sah sie sich noch einmal gründlich um. Dann nahm sie die Tücher weg.
 

"Aber das ist doch so ein Stein wie ich ihn auch habe!", entfuhr es Floréan.

Die Comtesse blickte ihn kurz zweifelnd an. "Tatsächlich…", sagte sie.

"Ja. Ich hab ihn bei einem 'kleinen Ausflug' gefunden. Courlande sagte, er sei nicht viel wert."

"Nun, ich weiß ja nicht, was ihr für Ausflüge macht, mein Junge, aber wenn du tatsächlich so einen Stein hast, dann hat Courlande entweder keine Ahnung – wovon ich nicht ausgehe – oder er will dich behalten. Weißt du, was das ist?", fragte Comtesse de Villepin skeptisch.

Floréan schüttelte verwirrt den Kopf. "Das da", erklärte sie, "ist ein lupenreiner blauer Diamant. Eigentlich unbezahlbar, zumal in der Größe. Ich fand ihn in Sumatra. Ein sehr seltenes Exemplar."

Floréan erstarrte. "Wenn er das gewusst hat, dann…", stammelte er.

"Genau das", grinste die Comtesse. "Er will nicht, dass du gehst. Einen anderen Grund kann ich mir kaum vorstellen."

"Oh, Noir", murmelte Floréan leise.

"Was sagtest du gerade, mein Lieber?", hakte Véronique nach.

"Ach, nichts Besonderes. Was waren denn nun eigentlich Eure Pläne mit dem Stein?", erkundigte er sich um abzulenken, dass er Noir gerade mit seinem Namen als Dieb angesprochen hatte.
 

"Nun, ich wollte ihm einen Tausch vorschlagen. Von Comtesse zu Graf. Der Stein gegen dich. Jetzt, wo ich das von deinem Diamanten weiß, bin ich mir ziemlich sicher, dass meine Aktion Erfolg haben sollte. Ich werde zu ihm gehen und ihm meinen Schatz anbieten, im Gegenzug für seinen Schatz, sozusagen."

"Eine gute Idee", stimmte Floréan zu. "Wann wollt Ihr das denn durchziehen?"

"So bald wie möglich. Wahrscheinlich sogar noch heute. Ich denke, für dich und den Kleinen ist es besser, wenn ihr erst einmal vor geht. Ich komme dann heute Abend nach und werde ihm ein Angebot machen, das er unmöglich ablehnen kann (Der Pate, huahähä), es sei denn, er liebt dich ebenso, wie du ihn."

"Wie Ihr meint, Madame", stimmte der junge Mann zu. 'Im Gegensatz zu Euch bin ich allerdings gar nicht sicher…", dachte er zweifelnd.

"Gut, dann sehen wir uns heute Abend. Bis dann, ihr beiden Hübschen", schloss Véronique das Gespräch und verließ das Cafe, nicht jedoch ohne noch einmal über Noëls Haar gestreichelt zu haben.
 

"Du, Floréan? Was habt ihr zwei, du und die Tante, vor?", fragte Noël neugierig, weil er die Konversation nicht ganz verstanden hatte.

"Nichts Besonderes. Das ist etwas, das nur wir Erwachsenen untereinander klären können", erklärte der Blonde.

"Erwachsene sind doof. Die sind immer so umständlich und machen sich alles immer so schwer", maulte der Kleine und verputzte den letzten Waffelrest.

"Du, Noël", raunte Floréan dem Jungen zu und lehnte sich zu ihm hinüber, "würdest du mir einen Gefallen tun und für dich behalten, dass wir uns hier mit der 'Tante' getroffen haben?"

Der Kleine glotzte ihn kurz an. "Ein Geheimnis zwischen dir und mir?", flüsterte er aufgeregt. "Also gut. Ich bin dabei."
 

*****
 

Als sie wieder nach Hause kamen, stand Laila in der Eingangshalle und wartete auf sie. "Du warst bei dieser Adeligen, nicht wahr?", fragte sie ohne Umschweife.

"Ja. Ich hatte noch einiges mit ihr zu besprechen. Überwiegend haben wir Erinnerungen an meine Mutter ausgetauscht", erklärte Floréan, wobei er Noël einen verschwörerischen Blick zuwarf, der Laila, Gott sei Dank, entging.

"So, so…", meinte Laila nur. Irgendwie glaubte sie dem blonden jungen Mann nicht so recht. Er verheimlichte etwas, das sah man ihm ganz deutlich an.
 

Noir saß in seinem Büro und grübelte über diversen Dokumenten, aber er konnte sich nicht richtig konzentrieren. In letzter Zeit hatte er ständig Schwierigkeiten, länger über irgendetwas ernsthaft nachzudenken, es sei denn, dieses etwas hatte blondes Haar, ein engelsgleiches Gesicht und leuchtende violette Augen. Er war verunsichert. Und er hasste es, verunsichert zu sein, zumal er es nicht einmal mehr schaffte, mit Floréan Blickkontakt herzustellen. Jedesmal, wenn er in seine wunderschöne Augen sah, konnte er nicht anders, als an Dinge zu denken, die anderen mit Sicherheit die Schamesröte ins Gesicht treiben würden. Aber das war noch nicht einmal das Schlimmste.

Längst sah er in dem hübschen jungen Mann keinen Sklaven oder nur ein schönes Schmuckstück mehr. Spätestens bei der Sache mit seiner Cousine wäre er für ihn gestorben und Floréan wusste das. Dennoch blieb der andere ihm gegenüber so kühl und distanziert wie immer.

'Merkst du es nicht, Floréan? Willst du nicht sehen, welche Gefühle ich dir entgegenbringe? Wenn ich deine Amethyste sehe, die nichts von ihrem stolzen Glanz verloren haben, dann weiß ich, dass du mich früher oder später verlassen wirst. Aber will ich das?'
 

Es klopfte an der Tür, was ihn unsanft aus seinen Gedanken riss. "Herein", rief er leicht verstimmt.

Ein Diener trat ein und verkündete: "Da ist eine Comtesse de Villepin, die Euch sprechen möchte."

"De Villepin? Eine alte, wohlhabende Familie. Sind die jetzt auch schon in Schwierigkeiten oder was? Na gut, schick sie rein", antwortete er, woraufhin der Diener nickte und kurz darauf einer elegant gekleideten Dame mit einem extravaganten Hut Platz machte.
 

"Graf Courlande? Ich bin Véronique de Villepin, es freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen", begann die Comtesse ohne Umschweife.

"Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, Comtesse", erwiderte Noir. " Bitte, setzen Sie sich. Womit kann ich Ihnen behilflich sein?", sagte er und deutete auf den Stuhl sich gegenüber.

Sie setzte sich und schaute ihm fest in die Augen. Ihr Blick erinnerte ihn an ein Raubtier und irgendwie fand er sie unheimlich. "Ich möchte, wenn es Ihnen nichts ausmacht, Graf Courlande, gleich zum Geschäft kommen", erklärte sie ohne Federlesen.

"Oh, eine Frau mit Prinzipien. Das gefällt mir. Also gut, wie hoch ist die Summe?", fragte Noir und ließ sich gemütlich in seinem Sessel zurücksinken. In dem Punkt waren sie alle gleich. Genüsslich zog er an seiner Zigarre.

"Ich glaube, Sie missverstehen mich", meinte die Comtesse. "Ich habe nicht vor, mir Geld zu leihen. Viel eher möchte ich etwas käuflich erwerben, das sich in Ihrem Besitz befindet."

"Ach ja? Und worum handelt es sich dabei?" Sein Gesicht zeigte keine Regung, doch so langsam bekam er den Eindruck, dass diese Frau ärger bedeuten konnte.

"Floréan de Rochefort."
 

Wums! Das hatte gesessen. Ray verschluckte sich und ließ dabei fast die Zigarre fallen. "Sie wollen Floréan?", fragte er fassungslos.

"So ist es. Wissen Sie, er ist der Sohn einer sehr guten Freundin von mir. Als ich hörte, dass er hier wie ein Sklave gehalten wird, konnte ich das unmöglich zulassen. Sehen Sie, wie Sie bereits so schön feststellten, bin ich eine Frau mit Prinzipien. Es widerstrebt mir doch sehr zu sehen, dass ein anständiger junger Adeliger in Floréans Position einen derartigen Stand einnimmt. Ich habe vor, ihn mit mir zu nehmen, allerdings als freier Mann. Das heißt, ich zahle seine Schulden, bis auf den letzten Franc."
 

Noir starrte die Frau fassungslos an. Er hatte es geahnt. Der Ärger hatte schon lange in der Luft gelegen und jetzt war er da. Gott sei Dank war Floréans Schuldenberg schon so hoch, ansonsten hätte er sich jetzt ernsthaft Sorgen gemacht. So setzte er nur einen überheblichen Blick auf und meinte gelassen: "Ich fürchte, das wird nicht billig."

"Das macht nichts. Ich werde Ihnen den vollen Preis bezahlen", antwortete die Dame selbstsicher.

'Mein Gott, sie blufft verdammt gut, das muss man ihr lassen', räumte Noir in Gedanken ein. Er griff in eine der Schubladen an seinem Schreibtisch und suchte den fraglichen Schuldschein hervor. Diesen reichte er ihr mit einem leicht hämischen Grinsen. "Ich bin sehr gespannt, wie Sie diesen Betrag aufbringen wollen", meinte er.

Véronique besah sich den Schein eingehend. Dann nickte sie und sagte: "Kein Problem." Sie holte ihre Handtasche hervor und holte etwas heraus. Vorsichtig befreite sie den kleinen Gegenstand aus seiner Umhüllung und reichte ihn ihrem Gegenüber. "Bitte, überprüfen Sie ihn ruhig. Sie werden feststellen, dass er echt ist. Darüber hinaus ist er noch weitaus mehr wert als der Betrag auf dem Schuldschein."
 

Das glaubte ihr Noir ungesehen. Der Stein war echt, das sah der Meisterdieb auf den ersten Blick. Und er war ein Vermögen wert. Eigentlich war er unbezahlbar, genau wie Floréan. Mist, jetzt saß er in der Falle.

"Nun, was meinen Sie?", fragte die Comtesse ungeduldig.

"Ein interessantes Angebot, in der Tat. Dennoch ist es nicht nur meine Entscheidung", antwortete er und rief nach Laila. Diese steckte fast sofort ihren Kopf durch die Tür und fragte: "Ja, was ist denn?"

"Hol Floréan her", befahl er mit strenger Stimme. 'War ja klar, dass sie gelauscht hat.'
 

'Nanu, er ruft den Jungen hierher? Das war aber so nicht geplant…', grübelte Véronique.

Es dauerte nicht lange, da öffnete sich die Tür und ein verwirrt dreinblickender Floréan betrat das Büro.

"Du hast mich rufen lassen?", fragte er unbehaglich.

"So ist es. Ich habe von dieser netten Dame hier ein unerhört gutes Angebot bekommen. Deine Freiheit im Gegenzug für diesen einmaligen blauen Diamanten. Was meinst du dazu? Soll ich es annehmen?", fragte Noir mit unbewegter Miene. 'Bitte, sag mir, dass ich es ablehnen soll', bettelte er förmlich in Gedanken. 'Aber ich kenne ja deinen Stolz. Und ich weiß, wie sehr du deine Freiheit liebst. Du bist nur wegen deinem Schuldschein hier. Wenn du jetzt gehst, dann behalte ich wenigstens einen kleinen Trost. Doch es wird wehtun, also bitte, bitte, sag, dass ich es ablehnen soll.'
 

Das war so ungerecht! Wieso wälzte Noir, dieser Mistkerl, die Entscheidung jetzt auf ihn ab? Sollte das heißen, er wollte ihn nicht mehr? Ein heißer Zorn durchfuhr ihn. Warum auf einmal? Sein Herz schmerzte und ihm blieb fast die Luft zum Atmen weg. "Ich… weiß nicht, was ich sagen soll…", sagte er leise.

"Es wäre deine endgültige Freiheit", erklärte Noir. "Ich wäre für immer aus deinem Leben verschwunden. Möchtest du denn nicht frei sein? Sag es mir und ich werde dich gehen lassen. Ein Wort genügt."
 

'So, er lässt mich also gehen. Dann will er mich also wirklich nicht mehr haben. Wann bin ich so uninteressant für ihn geworden? Aber ich kann doch nicht an deiner Seite bleiben. Das lässt mein Stolz nicht zu. Ich wäre ja doch nur ein lästiges Anhängsel für dich. Nein, Noir. Du weißt nicht, was du willst. Oder besser, du weißt genau, was du nicht willst. Mich.'

"Ich will meine Freiheit", murmelte Floréan schließlich.
 

"Gut, schön, wie du willst", meinte Noir achselzuckend und nahm den Schuldschein wieder an sich. Vor den ungläubigen Augen Floréans und Véroniques zerriss er ihn in kleine Stücke. "Du bist von deinen Schulden befreit. Das heißt, du hast keinen Grund mehr, hier zu bleiben. Also pack deine Sachen und verschwinde so schnell wie möglich. Ich möchte, dass du noch heute Abend verschwunden bist." Er wandte sich von den beiden ab und schaute aus dem Fenster.
 

'Oh nein, irgendetwas ist da schief gelaufen', dachte Véronique. Besorgt schaute sie auf Floréan. Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt und er kämpfte ganz offensichtlich mit den Tränen. Zögernd griff sie nach seiner Hand und sagte: "Komm, Junge, wir gehen." Damit drehte sie sich um und verließ, den verstörten jungen Mann hinter sich herziehend, den Raum.
 

Innerhalb kürzester Zeit hatte Floréan seine Sachen gepackt. Noël beobachtete ihn misstrauisch dabei. "Was machst du da?", fragte er.

"Ich gehe weg", antwortete Floréan mit schonungsloser Ehrlichkeit.

"Aber du… du kommst doch wieder, oder?", wollte der kleine Junge wissen.

"Es sieht nicht so aus", gab der junge Mann zurück.

"Aber warum? Hast du mich nicht mehr lieb? Und Laila und Noir? Hast du die auch nicht mehr lieb?" Noël kämpfte mit den Tränen und er tat Floréan unheimlich Leid. Er drehte sich um, setzte sich auf sein Bett und schob sich die Haare aus dem Gesicht. "Weißt du, Noël, es ist eher so, dass Noir mich nicht mehr lieb hat. Ich weiß nicht, warum, aber es ist so. Die Tante, die wir im Cafe gesehen haben, hat meine Schulden bezahlt und ich gehe mit ihr. Vielleicht ist es besser so", erklärte er. 'Toll. Belüg den Jungen und belüg dich selber, aber das macht es nicht besser, Idiot', schalt er sich selbst.

"Stimmt nicht", weinte Noël. "Er muss dich lieb haben. Du kannst doch nicht einfach so gehen. Vielleicht ist er ja nur böse auf dich, aber das geht doch bestimmt wieder weg." Er krabbelte auf Floréans Schoß und klammerte sich an ihm fest.

"Nein, leider nicht. Was hast du heute gesagt? Erwachsene sind doof und umständlich? Da hast du absolut Recht. Es tut mir Leid." Er seufzte tief und streichelte dem Jungen übers Haar. Er wusste nicht, ob er damit ihn oder sich selbst trösten wollte.

"Nimmst du mich mit?", bettelte der Kleine.

"Oh, Noël, ich wünschte, ich könnte es. Aber ich bin alleine, weißt du? Ich habe keinen Ort, an den ich gehen könnte, keinen Menschen, der mich aufnehmen würde. Die Comtesse gewährt mir Obdach, bis ich mir ein eigenes Leben aufgebaut habe. Ich kann nicht auch noch von ihr verlangen, dass sie sich um dich kümmert, verstehst du?"

Das Kind in seinem Arm zitterte jetzt heftig vom vielen Weinen. "Nein, das verstehe ich nicht", flennte er.

"Sei brav und ärger Noir und Laila nicht so viel, wenn ich weg bin, ja?", bat Floréan, nahm den Jungen von seinem Schoß und setzte ihn aufs Bett. Dann nahm er seinen Koffer und schleppte ihn nach unten. Noëls Weinen verfolgte ihn noch den ganzen Weg die Treppe hinunter.
 

In der Halle standen die Diener, Laila und Noir. Auch Véronique stand da und erwartete ihn.

Laila flog ihm um den Hals und drückte ihn fest. "Ich wünsche dir alles Gute", flüsterte sie und Floréan konnte an ihren Augen sehen, dass sie geweint hatte.

"Also dann, leb wohl", meinte Noir nur mit absolut unbewegter Miene. Hätte Floréan genauer hingesehen, er hätte erkannt, dass auch seine Augen leicht gerötet waren. So aber sagte er nur: "Ja, du auch", wandte sich ab, ging durch die geöffnete Tür hinaus in die kalte Nachtluft und wuchtete den Koffer in die wartende Kutsche der Comtesse.
 

Véronique folgte ihm nach wenigen Augenblicken. "So hatte ich mir das nicht vorgestellt", sagte sie, als die Tür der Kutsche hinter ihr zuschlug und sich das Gefährt schaukelnd in Bewegung setzte.

"Ich auch nicht", presste Floréan hervor. Und jetzt, in dem Moment, in dem er niemandem mehr etwas beweisen musste, brach alles über ihm zusammen. Der Schmerz, die Wut, die Trauer, einfach alles. Hemmungslos fing er an, zu weinen. Tröstend nahm die Comtesse seinen Kopf und lehnte ihn an ihre Schulter. Sanft streichelte sie über seinen Arm.

"Und ich dachte, der Mistkerl würde mich lieben", murmelte der junge Mann heiser.
 

****************
 

Soll hier Schluss sein? Ich weiß nicht. Es würde sich anbieten, aber na ja... Wenn jemand will, dass ich noch ein bisschen drüber nachdenke, dann wäre ich über Mitteilung ebendieser Meinung in schriftlicher Form sehr dankbar. (Mein Gott, ich muss aus diesem Bürostil raus. Ist ja grässlich. *drop*)
 

Vielleicht auf bald.
 

Andrea



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  silvermoonstini
2008-03-10T00:57:48+00:00 10.03.2008 01:57
Ehrlich gesagt wäre ich dir böse gewesen, wenn du an dieser Stelle aufgehört hättest!*g*
Ich find deinen Schreibstil echt gut und auch wie du die Charaktere agieren lässt, ich würde mich freuen wenn es von dir noch mehr zu Gorgeous Carat gibt!

urs silvermoonstini
Von: abgemeldet
2008-01-12T13:14:00+00:00 12.01.2008 14:14
des ist echt genial *.*
muss sofort weiterlesen ^.^
Von:  AngelYuki
2007-11-05T16:03:13+00:00 05.11.2007 17:03
bitttööö weitermacheeeen!!!!
ich finde deine story richtig klasse!!!
*_______*
Von:  Aki-chan91
2007-06-02T21:23:18+00:00 02.06.2007 23:23
NEIN! Du kannst doch hier nicht aufhören!
Das wäre doch schade um die schöne story!
*mitfieder*
also ich bin der meinung, wenn du schonmal daran gedacht hast es weiter zu schreiben das ruhig tun kannst. dein stile ist gut und die idee ist klasse!
Bitte mach weiter.
Von:  Ryuichi-Sakuma-
2007-05-31T00:41:41+00:00 31.05.2007 02:41
uuhhh *flehn* ist das traurig du sollst auf alle fälle weiter schreiben so geht das ja nicht die 2 Hübschen brauchen ein anstendiges happy end BBBIIIITTEEE SCHREIB WEITER *hunde blick auf setzt*
*knuddel*
Von:  Yujiro85
2007-05-30T17:45:46+00:00 30.05.2007 19:45
Tolles Kapi.
Noir und Florean sind blind. Also ehrlich, aber Noir könnte sich auch mehr anstrengen.
Schöner Schreibstil.
Schreib bitte schnell weiter.


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