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Raftel (1)

When Spirits Are Calling My Name ...
von

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3 - Entscheidungen

Der Morgen brachte leichten Wind, aber auch Sonnenschein, der Chopper in der Nase kitzelte und weckte. Er gähnte und streckte sich. Blinzelnd betrachtet er seine Umgebung und sah aus dem Fenster. Das Dorf schien noch nicht erwacht zu sein, denn es war noch wie leergefegt. Er sah sich den Marktplatz genauer an. Sein Blick blieb an einer dunkelhaarigen, übermüdet wirkenden Frau hängen, die gerade einem Dutzend Marinesoldaten irgendwelche Aufgaben anwies und sie dann wegschickte. Plötzlich war er hellwach und starrte geschockt mit weitaufgerissenen Augen auf sie. Wie von der Tarantel gestochen raste er in Panik auf den noch schlafenden Zoro zu und schrie: „Sie ist da! Sie ist da!“

„Wer ist...?“ Weiter kam Zoro nicht, denn Chopper pflegte in Panikattacken sich an Zoros Kopf fest zu klammern.

„Lass los, du Idiot!“ brüllte nun Zoro sichtlich in Wut. „Wer ist da?“

„Das willst du gar nicht wissen! Wir müssen sofort weg!“ plapperte Chopper zitternd.

„Lass endlich los!“ Er schaffte es nun doch, sich aus dem Klammergriff des kleinen Rentieres zu befreien, um selbst einmal ein Blick über das Szenario streifen zu lassen. Doch der Marktplatz war wie leer gefegt. Lediglich zwei Marinesoldaten standen gelangweilt an einer Hauswand redeten laut lachend über irgend etwas. Das große Aufgebot von gestern war abgezogen. Verständnislos blickte er das Rentier an, das sich noch nicht ganz beruhigt hatte, hastig seine sieben Sachen in den pinkfarbenen Rucksack stopfte und jegliche Geistererscheinungen und bösen Träume vehement abstritt.

Zoro brummelt dennoch etwas, schnappte sich seinen Regenponcho und trat aus dem Lagerhaus nicht ohne sich vorher noch schnell im Regal an den dort stehenden Essensvorräten zu vergreifen, welche auch sofort den Weg in seinen Magen fand. Als die Luft rein schien, schlenderte er mampfend mit einem letzten Apfel in der Hand die enge Gasse entlang Richtung Waldesrand dicht gefolgt von Chopper, der sich unsicher umsah. Zoro wollte gerade Chopper einen bissigen Kommentar übers ein Verhalten an den Kopf verwerfen, als er am Ende der Gasse abrupt stehen blieb. Gerade noch rechtzeitig konnte er seinen Kopf zurückziehen, als ein Katana haarscharf durch die Luft an ihm vorbeischnitt und seinen Apfel in der Hand teilte. Die obere Hälfte des Apfels flog mit einem „Plop“ in den Dreck der Straße.

„Bist du besch...!?“ Weiter kam Zoro nicht als er in das verfinsterte Gesicht einer Frau blickte. Die dunklen, tiefen Augen hinter den Brillengläsern waren vom Zorn erfüllt und kampflustig. Das Katana war nun auf seinen Hals gerichtet. Wie durch ein Medusengesicht zur Salzsäule erstarrt, stand er ihr immer noch angewurzelt gegenüber. Chopper kannte das Problem. Lange konnte er sich keinen Reim darauf machen, warum ausgerechnet diese Frau dort bei jedem Zusammentreffen so ein theatralisches Drama heraufbeschwören und Zoro so aus der Fassung bringen konnte, bis er ihn so lange genervt hatte, dass dieser in seiner üblichen Einsilbigkeit unbereitwillig zur Auskunft bereit war.

„Siehst du?“ flüsterte Chopper ängstlich und versteckte sich hinter Zoro. Zoro erwachte wieder aus seiner Starre. Er grinste den Marinefähnrich an: „Schau nicht so ernst, Süße! Das steht dir nicht!“ Krampfhaft versuchte er, sie nicht noch einmal anzusehen.

„Diesmal...“, sie wollte schon in seinen Hals zustechen, Chopper wollte schon in Panik schreien und tot umfallen, als Zoro mühelos mit seinem Katana abwerte. „Nein, nicht diesmal... niemals, Tashigi!“, antwortete er, „Gib es doch einfach auf!“ In dem letzten Satz schwappte ein Hauch Mitleid mit. Er steckte das Kitetsu wieder weg und wandte sich von ihr ab. Tashigi war durch den Abwehrhieb nach hinten gefallen, hatte aber ihr Shigure noch fest in der Hand. Sie rollte sich auf dem Boden mehr oder weniger gut ab und war schnell wieder auf den Füßen, als sie erkannte, dass Zoro und Chopper sich klammheimlich aus dem Staub machen wollten. Sie rannte los. Es war ihr in dem Moment egal, ob sie ihm Shigure unehrenhaft in den Rücken rammen würde. Jeden Tag hatte sie hart und härter trainiert und bei jedem Treffen mit ihm war sie besser geworden. Doch den von ihr verlangten Kampf war er nie nachgekommen. Absolut inakzeptabel! So leicht ließ sie sich nicht abservieren. „Tot oder lebendig“ stand auf seinem Steckbrief und wenn er nicht kämpfen wollte, dann solle er heute als ihr lebensausfüllendes Problem endlich beseitigt werden. Seit ihrem ersten Treffen in Loguetown war sie ihm und den restlichen Strohhüten mit Flottillenadmiral Smoker hinterher gezogen. Als Tashigi wieder einmal verloren hatte und sich ihre bösen Ausflüchte über Zoro ins maßlose steigerten, begann eines Tages Smoker schon zu spotten, dass es wohl stimme: Jäger und Gejagte würden eine besondere Beziehung miteinander eingehen. Daraufhin war sie nur wutentbrannt aus dem Zimmer gerannt, hatte mit den drohenden Worten Verbesserung gelobt und die Tür geknallt. Smoker hatte nur gebrüllt vor Lachen, aber sie wusste, dass er irgendwie recht hatte. Sie war schon regelrecht fixiert darauf, Zoro irgendwann nicht nur zu stellen, sondern ihn auch zu besiegen. So eine Arroganz und Hochnäsigkeit seinerseits musste einfach bestraft werden. Akribisch hatte sie alle Meldungen der Strohhüte verfolgt und jeden Steckbrief von Zoro aufbewahrt. Sie hatte nicht schlecht gestaunt, als sein Kopfgeld damals die 100-Millionen-Marke geknackt und auf 120 Millionen Berri geklettert war. Neidvoll konnte sie seitdem an eine gewisse Faszination nicht mehr abstreiten. Sie ertappte sich sogar dabei, dass sie ihm gern doch mal die ein oder andere Frage stellen würde. Vielleicht könne man doch das ein oder andere lernen? Irgendwann... Diesmal!

Zorn und Wut versuchten gegenseitig in ihr die Oberhand zu gewinnen, als sie mit Shigure in der Hand auf ihn zustürmte. Jetzt oder nie! Zoro hörte die herannahenden Schritte. Während der Drehung zog er zwei seiner Schwerter und stoppte ihren Schlag über ihren Köpfen in der Luft.

„Ich habe NEIN gesagt. Was verstehst du an dem Wort NEIN nicht? Nein, no, non, njet, en ei ole, iie,...“, Zoro überlegt, welche Sprache ihm spontan noch einfiel. Vielleicht würde sie ihn dann verstehen. Es war ungewöhnlich, dass Tashigi so lange schweigsam gewesen war. Normalerweise hätte sie ihm schon einiges an übelsten Beschimpfungen an den Kopf geknallt. Sie brach nun ihr Schweigen mit trotziger Stimme: „Das akzeptiere ich aber nicht!“

Zoro seufzte innerlich und trieb sie mit geschickten Schlägen langsam aber zielgerichtet an eine Hauswand. Es sah wahrlich gefährlich aus. Chopper jedoch wusste von Zoros Erklärungen, dass es bei seinen Schwertern eine scharfe und eine stumpfe Seite gab. Und hier schlug er nach Choppers unfachmännischer Beobachtung nur mit der stumpfen Seite. Er wusste aber auch, dass dies schon genug Schaden, wenn nicht gar den Tod des Gegners bedeuten konnte. Er konnte auch erkennen, dass dieses Spielchen zwischen beiden bei jedem Mal etwas länger dauerte. Tashigi musste wohl tatsächlich wie eine Besessene geübt haben. Oder Zoro verlor einfach nur von Mal zu Mal mehr die Lust. Das konnte das Rentier nicht beurteilen, tippte aber auf Letzteres.

Scheppernd viel Shigure aus Tashigis Händen zu Boden. Mit dem Rücken an der Wand und dem Wadôichimonji am Hals starrte sie Zoro an. Angst wie früher hatte sie nicht mehr, denn sie kam jedes Mal mit dem Leben davon, was sie zu tiefst in ihrem Stolz kränkt. Ihr Hass wuchs dadurch nur jedes Mal ein Stück mehr.

Plötzlich ging alles ganz schnell. Zwei Marinesoldaten hatten das Schauspiel entdeckt und wollten ihrer Vorgesetzen zur Hilfe eilen. Sie zogen ihre Schusswaffen. Chopper reagierte blitzschnell, warf sich einen RumbleBall ein und besiegte sie im ersten Anlauf. Sofort kamen weitere Soldaten um die Ecke. Ein Schuss fiel und schlug nahe Zoros Kopf in die Hauswand ein. Die nachfolgende Entscheidung würde sein Leben verändern. Seine innere Stimme warnte ihn heftig. Er würde die Entscheidung bitter bereuen. Später konnte er nicht mehr sagen, warum er eben genau diese Entscheidung trotz aller Warnungen traf. Er zog Tashigi von der Hauswand weg, drehte ihr den Arm auf den Rücken und hielt ihr das Schwert an den Hals. Tashigi begann nun zu zetern und zu schimpfen. Dabei versuchte sie, Zoro auf die Füße zu treten.

„Lass mich los, verdammt! Das ist Geiselnahme! Roronoa, du bist echt das Allerletzte! Ich hasse dich! Loslassen!“

„Komm her, Chopper!“ rief Zoro und flüsterte zu Tashigi: „Und du hältst still, sonst verletzt du dumme Nuss dich noch.“ Im Bruchteil von Sekunden standen die beiden im Mittelpunkt des Geschehens. Niemand wagte, sich zu bewegen. Die Soldaten waren unfähig und überfordert. Chopper fragte sich nur fassungslos, ob bei Zoro nun der letzte Funke Verstand erloschen sei. Geiselnahme? Die Marine würde ihnen doch nun ohne Ende auf den Fersen sein. Tashigi hatte alle Gegenwehr aufgeben. Nicht nur, dass sie eh keine Chance gehabt hätte, der Satz hatte sie perplex gemacht. Wieso interessiert den Kerl denn so was, ob sie sich verletzten würde? Langsam ging Zoro rückwärts mit Tashigi zum Waldrand. Er wollte sie planmäßig gleich an der nächsten Ecke loslassen.

Doch es kam anders. Einer der Marinesoldaten verlor die Nerven. Er schoss auf Zoro und Tashigi. Der Schuss traf sie am Oberarm. Mit einem lauten Aufschrei starrte sie auf das viele Blut und sackte vor Schmerz in sich zusammen. Zoro wünschte sich in diesem Moment, die Erde möge sich sofort auftun und ihn ganz tief verschlingen. Er packte Tashigi und rannte los in den Wald. Chopper reagierte ebenfalls. Er warf die Soldaten mit einem Stoß seines Geweihes aus der Bahn und folgte den beiden mit der Marine dicht im Nacken.

Erst als Zoro sich sicher war, dass ihm kein Feind mehr verfolgte, hielt er inne. Er sah Tashigi an. Sie hatte einiges an Blut verloren und war ohnmächtig geworden. Sein Gewissen sprach böse Worte, dass er sie nun nicht auch noch einfach so im Wald abladen konnte. In der Ferne durch das Dickicht erblickte er ein kleines Bächlein, welches durch große flache Steine seinen Weg im Sonnenschein suchte. Er merkte, dass Farbe und Wärme langsam aus ihrem Körper wichen. Ihr Blut klebte überall in seiner Kleidung. Er trug sie zu einem der großen flachen Steine, legte sie in seinen Poncho gewickelt auf einen der Steine in die Sonne. Da sein Shirt eh Blut verschmiert war, zog er es aus, um damit die blutende Wunde zu stoppen. Das gelang ihm sogar. Er zog sich ein frisches Hemd an und setze sich neben Tashigi. Er betrachtet sie. Ob Kuina wohl auch so hübsch aussehen würde, wenn sie noch leben würde? Er atmete tief durch und verwarf solche Ideen. Vergangen war vergangen. Es blieb ihm nichts weiter übrig, als zu hoffen, dass Choppers Nase die Fährte zu ihm aufnehmen würde.

Chopper hatte seine Verfolger schnell abschütteln können. Als Rentier war er in diesem Gelände einfach klar im Vorteil. Doch wo war Zoro? Was war mit Tashigi? Er hielt seine Nase in den Wind und dann wieder auf den Boden. Da roch etwas seltsam. Blut? Ja, Blut von Tashigi! Mit der Nase auf dem Boden wie ein Hund folgte er schnell der Spur. Schon bald konnte er die beiden ausmachen. Er untersuchte bei seiner Ankunft sofort Tashigi. Es war nur ein Streifschuss. Zum Glück hatte sie weniger Blut verloren als angenommen und der Puls war auch stabil. Die Wunde war schnell und perfekt vernäht. Der kleine Rentierarzt gab ihr noch ein kreislaufstabilisierendes Mittel und noch eines gegen die Schmerzen. Sie würde sicher bald aufwachen. Zoro war umgehend dafür, sie einfach allein zu lassen. Chopper hingegen wollte ihr eine Chance geben und sie bis zum nächsten Dorf mitnehmen. Sie konnten sich nicht einigen und beschlossen abzuwarten, denn Tashigi würde sicherlich auch eine Meinung dazu haben. Zudem wollten sie schauen, wo sie für die Nacht unterkommen würden.

Das Gelände war unwegsam und so trug Chopper die meiste Zeit Tashigi. Er witterte den Fluss. Gegen Spätnachmittag erreichten sie dessen Ufer und folgten auf einem breiten Pfad dem Fluss stromaufwärts. Gelegentlich entdeckten sie ein verfallenes Gebäude. Doch keines war geeignet, drei Personen für eine Nacht zu beherbergen, bis plötzlich doch noch eine passende Hütte gefunden wurde. Sie schien bis vor kurzem noch bewohnt gewesen zu sein, denn sogar ein alter Kessel hing noch über der Feuerstelle und in einer Ecke lagen verstaubte Matten und Decken.

Schnell war ein Feuer entzündet und die Decken ausgeklopft. Tashigi lag nun in der Nähe des wärmenden Feuers auf einer der Matten in eine Decke gerollt. Chopper wies darauf hin, dass das Schmerzmittel leicht benebelnd wirken würde. Vermutlich würde sie auch einen Aufstand machen, da sie ja erst mal nicht wisse, wo sie sei. Zoro entgegnete nur gehässig, dass Aufstände bei ihr ein Normalzustand wären. Kaum gesagt, begann Tashigi sich zu regen. Sie blinzelte umher. Ihr Kopf hämmerte wie ein Presslufthammer. Sie fasste sich an den Arm und bemerkte den Verband. Sofort war Chopper an ihrer Seite und erkundigte sich nach ihrem Zustand. Sie gab Kopfschmerzen und leichtes Schwindelgefühl an. Natürlich wollte sie wissen, was passiert war. Chopper erzählte ihr alles. Ungläubig hörte sie zu. Noch bevor sich Tashigi darüber Gedanken machen konnte, lenkte sie Chopper ab. Er riet ihr sich auszuruhen. Sie aber bedankte sich erst einmal ausführlich bei dem kleinen Arzt und umarmte ihn. Er wurde knallrot im Gesicht und als Tashigi kurz durch sein struppiges Fell am Rücken kraulte, waren sie schon fast Freunde. Erst nun bemerkte sie Zoro. Er hatte die ganze Zeit schweigend und schlecht gelaunt im Hintergrund gesessen. Abfällig schnaubend stand er auf und ging nach draußen. Betreten sah sie zu Boden. Chopper bemerkte dies. Das würde mit den beiden noch eine harte Zeit werden, dachte er im Stillen bei sich und riet Tashigi ein weiteres Mal, sich gründlich auszuschlafen. Morgen früh könne sie sicher auch wieder eine Kleinigkeit essen. Schnell war sie eingeschlafen.

Chopper ging nach draußen. Von Zoro fehlte jede Spur. „Was macht der Idiot jetzt schon wieder?“ sprach Chopper verzweifelt zu sich selbst.

Zoro war in Gedanken den Fluss wieder stromabwärts gewandert. Er war schon die halbe Nacht unterwegs, da entdeckte er in der Ferne das Dorf, aus welchem sie heute früh geflohen haben. Der Ort, wo das Grauen begann. Zoro musste bei diesem Satz über sich selbst grinsen. Was war da mal wieder in ihn gefahren? Vermutlich war er einfach in manchen Dingen zu nett, stellte er über sich selber fest und seufzte. Er machte sich auf in Richtung Marinegebäude. Um der Beruhigung des schlechten Gewissens Willen, wollte er wenigstens Tashigis Katana holen. Andernfalls würde sie vielleicht die ganze Zeit Jammern, dass es seine Schuld sei, wenn es verschollen sein würde. Er ging um das kleine Haus herum und spähte durch die Fenster. Immer wieder musste er Deckung suchen, da Marinesoldaten patroulierten. Das half ihnen jedoch nichts, denn ihre Dämlichkeit lag dann letztendlich doch darin, das Haus offen wie ein Scheunentor zu lassen und zu allem Überfluss nur von einem Soldaten bewacht. Zoro schlüpfte in das Haus durch ein offenes Fenster. Tatsächlich! Da war es. Er zog Shigure aus der Saya und betrachtete es. Er hatte im Gegensatz zu Tashigi keine Ahnung, zu welcher Klasse es gehört, geschweige denn wie es hieß. Es war im egal, solange er spüren konnte, ob es gut oder schlecht zu seinem Besitzer war. Dies hier war gütlich, hatte einen guten Schwerpunkt und ließ sich leicht führen. Na, das passte zu ihrer Tollpatschigkeit. Ihr Stil war gut trainiert, das stand außer Frage, aber mit ihren zwei linken Händen und ihrer schnell auffahrenden Art würde sie im Schwertkampf stets den kürzeren ziehen. Er steckte das Schwert zurück. Und was war das? Ein Rucksack? Wie praktisch, dass bei der Marine alles akribisch nummeriert und beschriftet war. Er dachte an Tashigis Blut beschmierte Kleidungsstücke und beschloss, den Rucksack mitzunehmen. Was auch immer darin sein würde. Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, als er etwas noch etwas sah. Noch ein Katana? Das hatte er bei Tashigi zuvor nie gesehen. Er betrachtete es ebenfalls und versuchte zu spüren, was ihm das Schwert sagen wollte. Es schien besser zu sein als das Shigure, hatte einen geschwungenen Wellenschliff und schien dem Yubashiri, welches er einst aus Loguetown Geschenk bekam, sehr ähnlich. Er musste kurz grinsen bei der Erinnerung an den Laden. Lang war es her. Mit diesem Schwert würde Tashigi wohl Ärger bekommen. Es war zwar aufopfernd, aber bockig und stur. Mit seinen Fundsachen in der Hand überprüfte er noch mal die Lage. Niemand hatte hier sein Treiben bemerkt. Ebenso schnell, wie er aufgetaucht war, verschwand er auch wieder aus Haus und Dorf und ging zurück. Trotz zahlloser Umwege gelang das für seine Verhältnisse sogar recht zügig. Frankie hatte sich wie alle anderen über seinen nicht vorhandenen Orientierungssinn zwar lustig gemacht, aber ihm wenigstens einen wertvollen Tipp gegeben: „Nimm Kreide mit!“ Seitdem zierten Kreidemarkierungen Zoros Weg. Jedoch hatten sie den Nachteil, dass auch Verfolger den Kreidemarkierungen folgten. Egal, was er machte, es wäre wohl nie richtig. Bei dem Unterschlupf angekommen stellte er fest, dass Chopper und Tashigi schon tief im Land der Träume waren. Er legte die Sachen alle sorgfältig an der Hüttenwand ab und machte es sich dann ebenso wie die beiden mit einer Decke zum Schlafen bequem. In der Ferne brach bereits dämmernd der neue Tag an.
 

Weit entfernt im East Blue wusste man von alle dem nichts. Die Probleme, welche die restlichen Strohhüte bewältigen mussten, schienen wie Wolkenkratzer ihnen über den Kopf zu wachsen. Das Wetter war konstant schlecht wie die ganzen letzten Tage. Frankie und Robin hatten gut über die „Thousand Sunny“ gewacht. Allerdings konnten sie keine guten Nachrichten überbringen. Das Marineaufgebot war stärker geworden. Sicher würde das Schiff bald entdeckt werden. Wenn es der Marine nicht in die Hände fallen sollte, dann müsste es jetzt in den nächsten Tagen aus Loguetown weggebracht werden. Robin musste zudem gestehen, dass diese neue Geheimwaffe der Marine zwar nicht fertig schien, aber dennoch wirken würde. Robin wurde von Tag zu Tag schwächer und ihre Teufelskräfte konnte sie schon gar nicht mehr aktivieren. Allein war sie schutzlos. Die Stimmung der restlichen Strohhüte war am Boden. Nami wartete tagtäglich auf die Postmöwe und einer positive Nachricht von Zoro. Sie wurde immer stiller und starrte mit leeren Augen in den Himmel. Die Sache mit Luffy ging ihr extrem nah an die seelische Substanz. Fünf Tage hatte sie gewartet, bis die Möwe wieder zurück war. Sie wollte ihr Enttäuschung vor den anderen Verbergen, aber jeder einzelne sah ihre feuchten Augen und als Sanji ihr nachging, um sie zu trösten, weinte sie hemmungslos. Sie war verzweifelt und verstand die Welt nicht mehr.

„Ich verstehe das nicht, Sanji... Er war doch Luffys erstes Crewmitglied? ... Wieso macht er das? ... Er hat so was nie gemacht...“ Sanji wusste keine Antwort. Ihm war damals Zoros Verkündung aus der Crew auszusteigen wie ein schlechter Witz vorgekommen. Er erinnerte sich daran als sei es eben erst passiert. Es war genau ein Tag, nachdem Luffy Chopper sagte, er müsse gehen. Am nächsten Morgen saßen alle beim Frühstück. Und dann sprach Zoro: „Ihr wisst, dass ich einmal gesagt hatte, wenn ich Luffy nicht mehr vertrauen könne, dann würde ich gehen.“ Totenstille. „Das ist jetzt! Ich wünsche euch eine gute Reise!“ Er stand auf und ging. Einfach so. Und weg war. Noch zum Mittag waren sie weiter gesegelt zur letzten Insel der Grandline, Raftel. Doch als sie dort nach vielen Irrwegen endlich ankamen, war dort nichts als spiegelglattes Wasser. Kein Wind, keine Strömung. In großen Abständen ragten ringförmig von Korallenriffs Porneglyphen aus dem Meer. Man konnte fast alle gar nicht mit dem Auge erfassen, soweit waren sie auseinander. Sie waren alle Porneglyphen der Reihe nach abgefahren und Robin hatte ihnen von allen immer nur wieder den einen Satz vorgelesen: „Brenne, brenne weiter oder brenne, brenne nieder!“ Robin war maßlos enttäuscht. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Ihr Traum, die wahre Geschichte zu finden, war für sie in diesem Moment zerplatzt. Stundenlang wälzte sie Bücher und Aufzeichnungen. Sie fand einfach keine Lösung. Mit dem Mini-U-Boot waren sie hinuntergetauscht. Es war einfach keine Insel zu finden. Auch das Meer war an diesem Ort merkwürdig: Es war trübe, dreckig und kein einziger Fisch oder weiterer Meeresbewohner war auszumachen. Irgendetwas hatten sie übersehen. Nach einer Woche waren sie weitergesegelt und nach zwei weiteren Monaten sahen sie den Rivers Mountain. Niemand anderes als die Marine wartete aus sie. Bei der Schlacht fiel Luffy bei seiner Gear 2-Attacke ins Wasser. Sanji konnte immer noch Luffys Stimme hören: „Fahrt weiter, verdammt! Fahrt weiter!“ Das war das Ende der gemeinsamen Fahrt. Sie waren ohne Luffy entkommen und trieben einige Tage im North Blue. Als sie dann durch die Zeitung hörten, dass sie Luffy nach Loguetown bringen würden, machten sie sich über den Riverse Mountain und den Calm Belt auf in den East Blue. Den Seesteintrick beherrschte die „Sunny“ dank Frankies meisterhafter Arbeit perfekt.

Es half nichts. Es musste ein Entschluss gefasst werden. Robin und Frankie versprachen die „Sunny“ an der Redline zu verstecken und gut auf sie zu achten. Frankie war zuversichtlich, dass Robin mit ihren Teufelskräften das Schiff sicher gut allein mit ihm zusammen zur Redline bringen könnten, wenn sie erst mal aus Loguetown raus wären. Noch am Abend brachen sie auf. Zurück in Loguetown blieben Sanji, Nami und Usopp, um die Lage zu beobachten. Die drei standen an der Küste und blickten der Sunny hinterher, bis sie hinter dem Horizont verschwand. Erst dann wandten sie sich zum Gehen zurück zur Stadt. Sie überquerten dazu einen freien Hügel, dem zu Fuße die Stadt lag. Sanji hielt inne und die anderen sahen ihn fragend an. Es war langsam dunkel geworden und ein klarer Sternenhimmel funkelte mit den kleinen Straßenlaternen der Stadt um die Wette. Sanji zog an seiner Zigarette und blickte auf das Häusermeer.

„Idyllisch. Irgendwie haben wir wegen den ganzen Problemen den Blick für das Kleine und Wesentliche verloren. Ist es nicht so?“ Sanji blies eine Tabakwolke in die Luft und sah ihr nach wie sie sich im Himmel auflöste. „Lasst uns mal wieder unters Volk mischen! Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Ich will den Kopf freibekommen. Also, was ist?“

Erst sahen Nami und Usopp ihren Koch etwas entgeistert an, aber als Usopp einwilligte, ließ sich auch Nami überreden. Sanji hatte recht. Sie brauchten dringend mal andere Gedanken und Neuigkeiten. An ihrer Situation konnten sie eh nichts ändern. Sie schlenderten auf die Stadt zu, um nach einem gemütlichen Lokal Ausschau zu halten, in dem sich kein Feind oder Spion aufhielt. Zeit hatten sie genug.



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Kommentare zu diesem Kapitel (0)

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Von:  sakemaki
2015-06-27T19:42:50+00:00 27.06.2015 21:42
von: Illuminate - 13.09.2007 00:30:19
Kapitel: 3 - Entscheidungen
Wieder ein großes Lob. Du hast Zoro echt gut getroffen. Vor allem fand ich die Stelle wirklich genial, als Chopper vermutet, dass Zoro eher die Lust am Kampf fehlt. Das verlieh der Kampfszene eine besondere Stimmung.
Bin gespannt auf die nächsten Kapitel...

Viele liebe Grüße
die Illu

von: Leeloo88 - 07.08.2007 10:12:01
Kapitel: 3 - Entscheidungen
Wow, echt heftig!
Es scheint j aganz schön düster für Ruffy auszusehen. Aber seine Freunde können ihn doch nicht im Stich lassen? Ich hoffe Zorro kommt noch und hilft, obwohl sich ja anscheinend was zwischen ihm und Tashigi anbahnt. Ich bin gespannt!!

Weiter so, deine Geschichte gefällt mir immer besser(auch wenn sie momentan sehr traurig ist*schnief*)!!!

Liebe Grüße
deine Lee

von: WushuHaeschen - 06.07.2007 18:14:13
Kapitel: 3 - Entscheidungen
war spannend!

von: fanfic-fan - 03.05.2007 22:11:04
Kapitel: 3 - Entscheidungen
zu dem kapitel kann ich nur eins sagen
GENIAL!
wenns so weiter geht wird das eine echt hammer ff.
mach weiter so!


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