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Purpur-Drachen Clan - Chroniken

A Call Of Demon
von

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Verlust des alten Lebens

Viele Jahre gingen ins Land und Saruka wuchs heran. Auch er wurde Mitglied der Blauen Drachen und erhielt die Ausbildung. Als er alt genug war, begab er sich auf eine Pilgerreise zum Kaiser, um ihm als Samurai des Blauen Drachen zu dienen. Bei der Heimkehr aber erwartete ihn eine böse Überraschung. Das Anwesen der Hideyoshis, an dem vor der Abreise Arbeiten durchgeführt wurden, existierte nicht mehr. Die Gebäude, in denen er aufgewachsen war, bestanden nicht mehr, zeigten sich nur als verkohlte, qualmende Überreste. Fassungslos starrte er auf den alten Hausdiener, der ihm den Vater vertrat, wenn dieser nicht im Reich war. Der Alte kniete in der Asche und zog gerade einen der Töpfe hervor.

„Das glaube ich einfach nicht…“ brachte Saruka Hideyoshi, Samurai des Blauen Drachen, hervor. Der Hausdiener hob den Kopf und sah ihn an.

„Junger Herr, willkommen zurück.“ sagte er freundlich mit alter, zittriger Stimme. „Bitte entschuldigt den Empfang, es ist noch nicht aufgeräumt.“

Diese Gelassenheit und das offensichtliche Ignorieren der Katastrophe regten den jungen Hausherrn auf. Mit einem Schrei ließ er seinen Ärger ab.
 

Als Saruka erwachte, kitzelte die Sonne seine Nase. Er wälzte sich im Halbschlaf herum.

„Hm…. Will noch nicht aufstehen…“ murmelte er schlaftrunken, ohne die Augen zu öffnen. Dann stieg ein verkohlter Geruch in seine Nase. Sofort war er hellwach und war mit einem Satz alarmiert aufgesprungen. Er griff nach dem Kreuzspeer, dessen blaues Band am Schaft in der aschegeschwängerten Luft schlaff herunterhing. Noch bevor seine Hand den hölzernen Schaft umschließen konnte, hatte er erkannt, was diesen Geruch der Zerstörung verursachte. Es war sein bis auf die Grundfesten abgebranntes Anwesen. Doch war nicht auch der Gestank verkohlten Fleisches in der Luft? Als er sich noch etwas umsah, erkannte er auch die Ursache dafür: Der alte Hausdiener versuchte vergeblich, etwas Fleisch zum Frühstück zu braten. Resigniert brummte der junge Krieger, ließ sich in den Schneidersitz fallen und schloss noch einmal die Augen. Nach einer Weile öffnete er sie wieder, denn ein seltsames Gefühl des Beobachtetwerdens beschlich ihn. Er schreckte zurück, denn ein Mädchen war seinem Gesicht so nahe, dass sich fast die Nasenspitzen berührten. Sie blickte ihn aus eisblauen Augen an und lächelte, als er zurückwich. Zwei silberne Pailletten funkelten unter jedem ihrer Augen.

„Wa… wer bist du?“ fragte Saruka verwirrt.

„Hab keine Angst, junger Krieger, ich werde dir nichts tun. Noch nicht.“

Sie lächelte ihn weiterhin an. Sie beugte sich wieder vor und ihre vollen Lippen kamen den seinen immer näher. Saruka wich noch weiter zurück und sah sie verdutzt an.

„Was soll das heißen, noch nicht? Wer bist du eigentlich?“ brachte er hervor.

Das Mädchen lächelte geheimnisvoll und beugte sich dann blitzschnell vor, um ihn zu küssen. Saruka riss die Augen auf und starrte sie an. Wer war dieses Mädchen, dass sie es wagte, ihn einfach so zu küssen, ihn, einen der Samurai des Kaisers?

„Mein Name lautet Mirokira.“ erwiderte sie schlicht, jedoch mit einem verführerischen Lächeln. Sie richtete den Oberkörper wieder auf und ließ den Blick ihrer kühlen Augen sanft auf ihm ruhen.

Dunkles Haar umrahmte ihr hübsches Gesicht und ließ sie Saruka wunderschön erscheinen.

Dann zog sie einen Teil ihres grünen Kimonos zurück. Saruka machte noch größere Augen. Er wandte den Blick ab.

„Warum siehst du weg, junger Krieger? Hast du Angst, dir könnte nicht gefallen, was du siehst?“

Sie legte eine Schulter bloß und zeigte ihm eine Tätowierung. Sie zeigte einen purpurnen Drachen, der einer Kugel gleich das Symbol des Feuers umschloss, mit Schweif und Flügeln. Saruka kam näher und starrte die Tätowierung an. Seine Scheu dem Mädchen gegenüber vergaß er dabei vollkommen.

„Das ist das Mal der Purpur-Drachen… Der legendäre Krieger-Clan… Wie bist du dazu gekommen?“ fragte er, den Blick unverwandt auf ihrer Schulter.

Mirokira lächelte und zog den Kimono etwas weiter hinunter. Sarukas Blick wanderte unwillkürlich mit, zu den Ansätzen ihrer Brüste. Verlegen blickte er sogleich wieder hoch. Ziel war die Schulter gewesen, doch stattdessen sah er ihr in die eisblauen Augen.

„Dieses Mal ist mein Zeichen, junger Krieger. Ich bin die Führerin der Purpur-Drachen. Und mein Clan benötigt neue Mitglieder. Willensstarke Mitglieder, die sich nicht durch äußere Einflüsse von ihrer Aufgabe abhalten lassen, wie auch immer sie sein mag.“

Sie zog den Kimono noch etwas weiter nach unten, doch diesmal blieb Sarukas Blick auf ihren Augen, die so tief und kühl waren wie das Meer. Er versank förmlich darin. Er kam ihrem Gesicht immer näher, völlig versunken in ihre Augen. Ohne, dass es ihm ins Bewusstsein stieg, näherten sich seine Lippen wieder den ihren. Die Anführerin der legendären Purpur-Drachen. Deshalb hatte sie ihn ohne Furcht küssen können. Viel über diesen Clan hatte er von Freunden und Bekannten gehört. Unter anderem sollte die legendäre Anführerin so schön sein, dass selbst die ungestümen Vulash von ihr entzückt innegehalten hätten. Nun, da Saruka sie mit eigenen Augen sah, seine Nase ihren zarten Duft nach Vanille wahrnahm, konnte er die Vulash nur zu gut verstehen.

Tief in ihm begann ein kribbelndes Gefühl zu lodern, als er ihren sachten Atem auf den Lippen spürte. Dann zerstörte ein Geräusch den kurzen Moment. Jemand befreite seine Kehle mit einem Räuspern. Saruka zuckte zusammen und blickte in Richtung des Räusperns. Damit sah er dorthin, worauf Mirokira ihr Augenmerk gerichtet hatte. Es war der alte Hausdiener, der sich für sein Alter erstaunlich leise heranbewegt hatte und jetzt Mirokira anstarrte. Besser gesagt, er gaffte, und dies tat er unverhohlen und eindeutig lüstern. Wie Saruka kurz darauf feststellte, mit gutem Grund. Die wohlgeformten Brüste der Clanführerin waren soweit freigelegt, dass ein mattbrauner Halbkreis am Saum des Kimonos sichtbar war.

„Wie schön…“ hauchte der alte Mann mit einem fast seligen Lächeln.

Auch auf Sarukas Gesicht hoben sich die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen.

„Mach die Augen zu, du Lustgreis.“ sagte er, halb verärgert, halb amüsiert. Er wusste, der Alte war in seiner Jugend erfolgreich jedem Rock nachgestellt, bis er dafür zu alt wurde. Geheiratet hatte er nie, Kinder besaß er seinem Wissen nach auch nicht. Scheinbar hatte ein Teil der alten Lust des Dieners die Zeiten überlebt, im Gegensatz zu seiner Schnelligkeit und seinem guten Aussehen.

„Seht doch nur, wie angenehm sich das anfühlt, junger Herr.“ seufzte der Alte und streckte eine Hand nach den Brüsten Mirokiras aus. Diese murmelte ein Wort und sah Saruka fast flehend an. Seine braunen Augen wurden schlagartig von einem roten Glühen überlagert und er erhob sich.

„Ich sagte, du sollst die Augen schließen. Oder möchtest du, dass ich es für dich tue?“

Bei diesen seltsam zweistimmig klingenden Worten begann Mirokira in einer seltsamen Mischung aus Triumph und Sorge zu lächeln. Sie zog den Kimono wieder hoch und sah zu, wie Saruka dem verdutzten Mann einen Dolch in die Augen stach. Mit einem Schmerzensschrei fiel der alte Mann auf die Knie und hielt sich die Hände vor die blutenden Augenhöhlen.

„Ja… winsele um Gnade, bettle Saruka Hideyoshi an, dein Leben zu verschonen.“ erklang seine fremdartig verzerrte, kühle Stimme, als er sich fast wie mitleidig vor den Alten hockte. Doch dieser wimmerte nur unartikuliert vor sich hin.

„Du hattest die Möglichkeit. Stirb.“ sagte der Samurai kühl, gleichgültig und gnadenlos zugleich. Dann schnitt er dem Alten die Kleidung auf, ohne darauf zu achten, ob er Fleisch traf oder nicht. Anschließend stach er tiefe, stark blutende Wunden hinein. Nach und nach verstümmelte er so den Körper des zuckenden Dieners, der seltsamerweise lebendig blieb und wimmerte. Zum Schreien fehlte ihm die Kraft und nach einem langsamen Schnitt auch die Luft. Angesichts dieser Grausamkeit war das Lächeln der jungen Frau verblasst. Was gerade passiert war, hatte nicht in ihrer Absicht gelegen.

„Es ist genug!“ forderte sie mit ruhiger, Befehle gewohnter Stimme. Saruka blickte von seinem Opfer auf und richtete seine roten Augen auf Mirokira.

„Genug?“ fragte er drohend, langsam. Bevor er sich erhob, schnitt er dem alten Mann mit einer fast beiläufigen Bewegung den Kehlkopf heraus. Röchelnd schwand das Leben aus dem alten Körper, während der Dieb dieser Lebenskraft auf Mirokira zuging.

Die Frau in dem grünen Kimono erhob sich, als wäre sie bereit, gegen den Samurai anzutreten. Doch kaum stand sie, hielt der Krieger inne. Das rote Glühen verblasste mit jedem Schritt, den Mirokira auf ihn zuging. Als sie ihn erreichte, standen seine nussbraunen Augen unter Tränen. Er zuckte eine Schulter zurück, die sie leicht berührte. Seine Stimme war seltsam ruhig und gehörte nur noch ihm.

„Warum habe ich das getan…?“ Ein kurzes Blinzeln und zwei Tropfen bahnten sich ihren Weg über sein Gesicht. Er ruckte den Kopf ein Stück empor und starrte sie an.

„Er war für mich wie ein Vater. Warum hast du mich ihn töten lassen!!“

Die letzten Worte schrie er. Doch Mirokira zeigte keine Betroffenheit. Ihre Stimme war kühl, als sie erwiderte:

„Ich trage an seinem Tod keinerlei Schuld, Saruka Hideyoshi. Doch jetzt weiß ich: Du bist wie dein Vater.“

Sie spie ihm das Wort ‚Vater’ regelrecht vor die Füße.

Saruka antwortete nicht. Für einen Moment schien es, als atme er nicht einmal. Wie sein Vater? Wie Tomoe, der Held der Großen Wanderung? Er hatte soeben auf grausame Weise jemanden ermordet und diese Frau beschuldigte seinen Vater der gleichen Grausamkeit! Seine Hände ballten sich zu Fäusten und seine Lippen begannen zu zittern. Zorn stieg in ihm auf.

„Mein Vater ist ein ehrenwerter…“

„Dein Vater ist Abschaum!“ fiel ihm Mirokira ins Wort.

„Du sprichst von Tomoe Hideyoshi, Weib!“ gab er erzürnt zurück. Zu seinem Erstaunen senkte Mirokira den Kopf und ihre Schultern fingen an zu beben.

„Wenigstens schämst du dich für deine Verleumdung.“ meinte er, mit immer noch zitternder Stimme. Doch dies entsprach nicht der Wahrheit. Die junge Frau warf den Kopf in den Nacken und nun wurde offenkundig, dass sie nicht weinte, sondern lachte. Saruka konnte es nicht fassen. Diese Verrückte lachte!

„Nein, unbeherrschter Krieger. Ich spreche nicht von Tomoe Hideyoshi. Ich spreche von dem Herrn der Intrige, von dem dämonischen Urfürsten Hadradar.“ Ihre Stimme trug meterdicken Sarkasmus, der ihre ehrfürchtigen Worte ins Lächerliche zog. Nach dem Namen spie sie aus, wieder direkt vor Sarukas Füße.

„Hadradar? Das ist nicht mein Vater. Ich kenne nicht einmal einen Hadradar!“

Das Lachen Mirokiras verklang und sie senkte den Kopf wieder, um ihn ernst anzublicken.

„Schätze dich dessen glücklich.“ riet sie ihm voll Bitterkeit, bevor sie sich zusammenkrampfte.

Saruka machte erschrocken einen Schritt auf sie zu, doch da stand sie bereits wieder aufrecht. Als wäre nichts vorher gewesen, lächelte sie ihn zuckersüß an.

„Ich habe eine Aufgabe für dich, Saruka Hideyoshi. Ich möchte, dass du für die Purpur-Drachen nach Nihan gehst. Dort erwarten dich weitere Instruktionen.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, wollte sich die junge Frau umwenden und gehen.

„Warte! Wie kommst du auf die Idee, dass ich tue, was du mir sagst?“ warf Saruka leicht aufgebracht ein. Mit einem kecken Lächeln, das die vorherigen Ereignisse als Albtraum abtat, drehte Mirokira den Kopf zu Saruka. Dann deutete sie auf einen Punkt und Saruka folgte ihrem Fingerzeig. Ein schwarzes Rechteck stand wie eine Tür mitten auf der Wiese.

„Weil du sonst dort drinnen überzeugt wirst.“ Ihre kalte Stimme strafte ihr sanftes Lächeln Lügen.

Saruka holte tief Luft und runzelte die Stirn. Diese Tür war ein eindeutiges Zeichen von Magie. Was ihn dahinter erwarten würde, vermochte er sich nicht auszumalen, doch er war sich sicher, dass er es nicht herausfinden wollte. Er schlug die Augen nieder, nur um Sekunden später den Blick wieder zu heben. Eine warme, sanfte Hand hatte sich auf seine Schulter gelegt. Sie gehörte Mirokira, die herangetreten war und ihn nun innig umarmte. Er zögerte etwas, überrascht, dann erwiderte er die Umarmung.

„Etwas in dir lässt mich dir dennoch vertrauen, Saruka. Es ist deine Mutter. Miseriel.“ hauchte sie wie eine Liebeserklärung in sein Ohr.

Saruka weitete überrascht die Augen. Miseriel kannte er. Sie war eine Archangel, eine der himmlischen Kriegerinnen. Zum weiteren Nachdenken kam er nicht, denn ein Kribbeln entsprang seinem Nacken und überwältigte ihn binnen einer Sekunde. Das Letzte, was er sah und hörte, bevor ihm die Sinne schwanden, war Mirokiras süffisantes Lächeln und ihre Stimme, die wie ein weit entferntes Flüstern klang.

„Du bist die Hoffnung…“



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