Zum Inhalt der Seite

Frozen Sky

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ohe-Shot

Titel: "Frozen Sky"

Autorin: S_ACD

Genre: Keine Ahnung, ganz ehrlich. Etwas Drama, etwas Real-Life und... ach, was weiß denn ich.

Warnungen: Keine. Gibt ja schließlich ein Happy End. ^^
 

Ach ja... dass man von den Protagonisten weder Name, Alter oder sonstige Details erfährt, ist Absicht.
 

~*~*~*~*~*~
 

Kalt…

Die Kälte dringt durch seine nassen Sachen, kriecht langsam durch seine Haut, immer tiefer und tiefer. Durchdringt ihn.

Lähmt seinen Körper, deckt ihn von außen zu und breitet sich in seinem Inneren aus.

Es ist hell. Er schließt die Augen, aber das leuchtende Weiß schimmert immer noch durch.
 

Blendet.

Aufdringlich.

Er hat genug. Er will nicht mehr.

Kneift die Augen zusammen, so fest er noch kann.

Viel hilft es nicht.

Weiß, kalt, nass.

Beißend, schneidend.

Er will seine Ruhe haben.
 

Jemandem, der erfriert, ist warm bevor er stirbt. Das hat er irgendwo einmal gelesen.

Irgendwann. Oder gehört. Vielleicht auch beides.

Im Prinzip ist es jetzt ja egal. Alles ist jetzt egal.

Obwohl… ihm ist kalt. Er friert. Er friert so stark, dass es wehtut.

Das heißt wohl, es wird noch dauern. Es wird noch dauern, bis er erfriert.

Denn dass er erfriert, das weiß er sicher.

Daran lässt sich nichts mehr ändern, jetzt. Dafür ist es zu spät.
 

Aber will er das überhaupt?

Es ändern? Es verhindern?

Nein. Er wird erfrieren. Er wird sterben.

Nicht freiwillig. Aber er hat sich damit abgefunden.

Eigentlich ist es die beste Lösung. Oder zumindest die bequemste Lösung.

Die einfachste Lösung. Für ihn. Aber auch für andere.

Wie lange liegt er schon hier?

Minuten, Stunden? Tage? Nein, Tage wohl nicht.

Dann wäre er schon lange tot. Und ihm wäre warm.
 

Warm… warm war ihm in seinem ganzen Leben selten.

Das lag nicht an ihm. Und auch nicht am Klima.

Es lag hauptsächlich an den Anderen.

Selten, dass jemand gemein zu ihm war.

Selten, dass ihn jemand schlug, hänselte oder sonst irgendwie etwas antat.

Selten, dass überhaupt jemand Notiz von ihm nahm.

Gehänselt wurden immer nur die, die auch sichtbar waren.

Die eine Persönlichkeit hatten. Die da waren.
 

Nicht er.

Er existierte nicht.

Nicht für die anderen und irgendwann auch nicht mehr für sich selbst.

Er war kein Verlierer, kein Loser. Kein Schuhabtreter.

Er war noch weniger. Er war ein Niemand. Noch weiter unten. Ein Nichts.

Seltsam, dass ihm trotzdem so kalt ist.
 

Wenn jemand nicht da ist, kann ihm doch eigentlich nicht kalt sein?

Andererseits… einem Nichts kann gar nichts wehtun. Jemand, den es nicht gibt, kann keine Schmerzen fühlen. Dabei hat ihm Zeit seines Lebens etwas wehgetan.

Dauernd. Immer hat er gelitten.

Heißt das, es gibt ihn doch? Bedeutet es, dass er so etwas wie eine Seele hat?

Eine Seele, die ihm wehtut? Ist das ein Beweis?
 

Und wenn schon… Was nutzt es ihm, einen Beweis für sich selbst gefunden zu haben?

Wenn niemand davon weiß? Was nutzt es ihm, für sich selbst zu wissen, dass es ihn gibt, dass er etwas wert ist, wenn alle anderen das nicht wissen?

Gar nichts.
 

Kalt…

Plötzlich ist ihm, als müsse er schreien.

Als müsse er den Mund weit aufmachen und in die Welt hinausschreien.

Es gibt mich! Ich bin da!

Ihr müsst mich sehen! Ihr könnt mich nicht beiseite schieben!

Dazu habt ihr kein Recht!
 

Seht mich! Seht mich an! Verdammt noch mal, hier bin ich!

Es gibt mich! Seht mich gefälligst an!

Er will aufspringen. Er will es hinausbrüllen.

Alle sollen es hören. Alle.

Die anderen. Aber vor allem er selbst.

Wenn er es laut hinausschreit, dann ist es real.

Dann ist es passiert. Dann ist es gewesen. Eine Tatsache.
 

Etwas, dass man nicht ignorieren kann. Nicht überhören, nicht übersehen.

Niemand hat ihn je gesehen.

Oder… niemand wollte ihn je sehen. Ihn ansehen.

Macht das einen Unterschied? Für ihn nicht. Beides tut gleich weh.
 

Kalt…

Er will gefälligst sterben! Er will seine Ruhe.

Hell und aufdringlich. Etwas, das er nie gewesen ist.

Vielleicht war das sein Fehler. Er hätte laut sein müssen.

Hätte alle auf sich aufmerksam machen müssen. Hätte allen zeigen müssen, dass er auch noch da ist.

Zu spät…
 

Wieder etwas, dass ihm erst zu spät einfällt.

Aber woher hätte er das auch wissen sollen?

Niemand hat ihm je etwas erklärt. Etwas gezeigt.

Ihn auf etwas aufmerksam gemacht, ihn etwas gelehrt.

Es war ja niemand da.

Zumindest bis vor kurzem.
 

Dann tauchte jemand auf. Plötzlich, ohne Vorwarnung.

Von einem Moment auf den anderen. War auf einmal da.

Wie aus dem Nichts aufgetaucht. Stellte sich mitten in seine Welt.

Sah ihn an. Wusste, dass er da war.
 

Zuerst war er überrascht. Hatte Angst.

Aber nicht lange.
 

Wenn es irgendjemanden gäbe, der traurig über seinen Tod wäre… dann nur einer.

Vielleicht ist sein Tod sogar ein paar Tränen wert. Vielleicht…

Er wünscht es sich. Aber er kann sich nicht sicher sein.

Schließlich ist er im Streit gegangen.
 

Er wünscht es sich von ganzem Herzen.

Wünscht sich, dass über seinen Tod Tränen vergossen werden.

Es müssen nicht viele Tränen sein. Und es müssen nicht viele Leute weinen.

Ein paar Tränen… von einer einzigen Person.
 

Das ist alles.

Er hat sich in seinem ganzen Leben schon viel gewünscht.

Nichts davon ist in Erfüllung gegangen. Ein letzter Wunsch…

Jeder zum Tode Verurteilte hat einen letzten Wunsch frei. Jeder wird gefragt.

Er hat sich selbst verurteilt und ihn fragt auch niemand.

Aber er wünscht es sich trotzdem.
 

Bitte…

Vor seinen Augen wird es dunkel. In seinem Kopf steigen Nebel auf.

Tief und schwarz. Undurchdringlich. Aber unaufdringlich.

Er lässt sich fallen. Warm ist ihm immer noch nicht.

Aber vielleicht kommt das noch.

Bestimmt.
 

Es ist nicht unangenehm. Es ist eine Erleichterung.

Keine Gedanken mehr.

Nichts.

Nur noch schwarze Dunkelheit.

Sanfte Schleier, die ihn umgeben, Rauch, der ihn einhüllt.

Er lässt sich fallen… fällt und fällt und fällt…
 

Warm…

Ist er tot? Warm… weich und warm.

Hell… aber angenehm hell. Er liegt ganz still.

Ist sich nicht sicher, ob er sich bewegen kann. Ob er sich bewegen darf.

Dürfen sich Tote bewegen? Er lauscht. Gedämpfte Geräusche…

Gespräche. Schritte. Weiter weg. Aber in Reichweite.
 

Reden Tote miteinander? Vielleicht unterhalten sie sich ja in ihren Särgen.

Er horcht angestrengt. Ist im Himmel die Rede von Blutdruck und Antibiotika?

Er weiß es nicht. Woher soll er denn bitteschön wissen, was für Gesprächsthemen Engel haben? Noch ein Geräusch. In der Nähe. Ganz nah.

Er hält den Atem an. Dieser Duft… er kommt ihm bekannt vor.
 

Eines der wenigen Dinge, die ihm bekannt vorkommen und gute Gefühle in ihm wachrufen.

Das Meiste, das ihm bekannt vorkommt, tut weh oder hat einen farblosen, faden Nachgeschmack.

Hier ist es anderes. Sein Herz klopft.

Er weiß, zu wem dieser Duft gehört. Er weiß, wer da ist.

Jetzt weiß er, dass alles gut ist.

Egal, wo er ist. Egal, was passiert ist.
 

Er öffnet ein Auge. Es tut weh. Will den Mund aufmachen und etwas sagen.

Es geht nicht. Er versucht es noch einmal, erfolglos.

Aber er hat immerhin ein Auge offen. Er sieht die Person, die auf einem Stuhl sitzt.

Neben dem Bett, in dem er liegt. Rundherum ist alles weiß. Schon wieder.

Aber diesmal macht es ihm nichts aus.
 

Die Person auf dem Stuhl sieht ihn nicht an. Sie betrachtet die Wand.

Die Augen halb geschlossen, müde.

In dem Moment überfällt ihn Panik.

Was, wenn sie ihn auf einmal nicht mehr sehen kann?
 

Nicht mehr sehen will?

Er ist im Streit fortgerannt. Hat Sachen gesagt, die er nicht sagen wollte.

Dinge, die er nicht ernst gemeint hat.

Und jetzt kann er sich nicht entschuldigen.
 

Kann nichts erklären, nichts richtig stellen. Kann sich nicht verteidigen.

Was, wenn sie ihn nicht mehr sieht?

Wenn er ab jetzt unsichtbar ist?

Entsetzten kriecht seinen Rücken hoch, mit einem Schlag ist ihm wieder kalt.

Er fröstelt. Will unbedingt etwas sagen, will sich entschuldigen.

Irgendetwas sagen.
 

Er öffnet den Mund, schafft es wieder nicht, einen Satz herauszubringen.

Alles, was er schafft, ist ein Wimmern.

Es klingt erbärmlich. Doch im Moment fühlt er sich genau so.

Erbärmlich.

Er wimmert, es klingt wie bei einem kleinen Kind.

Nicht laut. Aber laut genug.
 

Die Person hebt den Kopf.

Sieht ihn an. Sieht ihn mit beiden Augen an, direkt in sein offenes Auge.

Sieht ihn.

Und im nächsten Moment sitzt ein schweres Gewicht auf seiner Bettkante.

Schlingen sich Arme um seine Schultern, ziehen ihn in die Höhe.

Drücken ihn gegen etwas Warmes, Lebendiges.
 

Und dann… benetzen heiße, salzige Tropfen seine Wangen. Sein Gesicht.

Wie Regen. Warmer Sommerregen. Sommerregen, der schmeckt wie Meerwasser.

Er schließt die Augen wieder.

Lässt sich erneut fallen in die schwarzen Nebel, die ihn in die Tiefen der Ohnmacht ziehen.

Es macht ihm nichts aus. Er weiß, dass er wieder aufwachen wird.

Dass er bald wieder aufwachen wird.
 

Und er weiß, dass dann jemand auf ihn warten wird.

Nichts muss mehr gut werden, weil alles schon gut ist.

Sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Dabei war es gar nicht sein letzter Wunsch.

Immerhin lebt er ja noch. Obwohl… vielleicht war es doch sein letzter Wunsch.

Denn jetzt muss er sich nichts mehr wünschen.

Jetzt hat er alles.

Und ihm ist endlich warm.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hoellenhund
2007-05-20T10:45:24+00:00 20.05.2007 12:45
Ich bin gerade etwas verwirrt xD Ich hatte eigentlich eher eine Prosaform erwartet, da es sich ja um eine One-Shot handelt. Das hätte ich persönlich jetzt viel eher als Lyrik eingeordnet... Aber wie sagte meine Deutschlehrerin einst so schön? "Ein Text wird zum Gedicht, wenn der Autor es als solches deffiniert". Scheint für Prosa wohl auch zu gelten.

Abgesehen von der Verwirrung hat mir die Story wirklich sehr gut gefallen =) Ist vermutlich auch durch die Prosaform sehr ergreifend. Ich mag es sehr^^ Vor allem, da das Präsens auch meine liebste Form zu erzählen ist =D Scheint momentan ja echt "in Mode" zu kommen xD

MAch weiter so! -^.^-
Von:  Black-Prophet
2007-05-18T21:13:08+00:00 18.05.2007 23:13
ich weiss nicht ob es dir Recht ist das ich mich hier mit dem ersten Kommentar verewige, aber ich gehe einfach mal davon aus das du dich über jede Meinung freust.

Es war am Anfang ein wenig seltsam sich einzulesen, da ich nicht an den Stil gewöhnt bin, die vielen Wiederholungen, etc., aber nachdem ich mich eingelesen hatte muss ich sagen es ist gut geworden. vielleicht gefällt es mir deshalb da es vieles von dem wiederspiegelt was ich selbst empfunden und gedacht habe...vielleicht zum teil auch noch etwas von dem was ich noch immer denke und fühle...mit dem kleinen Unterschied das meine Geschichte wohl kein Happy End hat...

aber gut, ich drifte vom Thema ab. Wenn man sich auf den Stil einstellen kann ist es auf jedenfall lesenswert, auch für leute die nicht in am Abgrund stehen.

lg

b-p


Zurück