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Globetrotter

Wir brauchen keine Chemie, keinen Kompass, keinen Reiseführer, keine Landkarte... und kein Viagra!
von

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Influenca - 1

Was zum-... ?!

Ich hatte mich überrascht umgedreht und konnte gerade noch verhindern, dass er weiter abstürzte, indem ich ihn packte, nachdem er mit einem schmerzhaft klingendem Geräusch neben mir aufschlug. Fast hätte er mich mit umgerissen...

"Verdammt... können Sie nicht aufpassen?", fluchte ich, allerdings schien er nicht in der Lage zu sein, mir antworten zu können. Offensichtlich hatte er sich den Kopf angeschlagen.

Ich fühlte nach seinem Puls, der vorhanden war. Verletzt schien er auch nicht zu sein – bis auf die Kratzer und Schrammen. Die erinnerten mich an meine Kratzer und Schrammen...

Ich sah nach oben, um den Grund für seinen Sturz herauszufinden. Der kam auch gerade hastig und rollend und hüpfend den Berg herunter gekugelt. Allerdings schien das die normale Fortbewegungsart zu sein, denn es wirkte auf seltsame Weise koordiniert.

Was war denn das schon wieder für ein Vieh?! So langsam hatte ich aber echt genug von merkwürdigen Wesen.

"Doloroso! Doloroso!!", fing das pelzige Ding an zu krächzen und danach erst mal zu husten. "Entschuldigung, molto, molto!! Das habe ich nicht gewollt! Ehrlich! O mio!!! Ist es schlimm? Ist er tot!? OHH, ICH HABE IHN UMGEBRACHT!"

Das Vieh sprang völlig verstört auf und ab und jammerte etwas von 'Fine, Fine, Fine', während ich eine Weile viel zu perplex war, um irgendwas zu tun.

"Moment, Moment....", sagte ich dann und das Wesen sah mich völlig aufgelöst an.

"O Mio! Bitte nichts tun! Es tut mir sehr leid!! Fortefortissimo! Espressivio!"

"Verdammt... er ist nicht tot!" , sagte ich, etwas barsch, aber nur, damit das Vieh aufhörte, hier herumzuheulen und zu jammern. Und eigentlich war ich sogar erleichtert, dass der Arzt nicht den Löffel abgegeben hatte.

Das Pelzvieh stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. "Im Ernst? Grave? Ohhh... Grandioso! Ich bin ja so froh....Er ist auf mich drauf gelatscht, subito, und ich habe mich tanto erschreckt und bewegt und er gefallen prestissimo... ohhh ... Schrecklich!! Stesso, immer dasselbe..."

Von dem Gejaule bekam man ja Kopfschmerzen. Ich schnaufte genervt.

"Oh... ich werde helfen! Tutta la forza!", meinte das Vieh dann und fing wieder an zu husten. Wäre ich Arzt, würde ich sagen, dass sich das nicht gut anhörte. Und außerdem klang das Vieh ein wenig verschnupft...

"Was zum Teufel bist du eigentlich?", wollte ich erst mal wissen.

"Ah! Kalliwoda!"

"Was?", fragte ich.

"Kalliwoda! Mein Name!", wiederholte er. "Ich bin ein Uhgl Buhgl. Ich bin hier gaaanz allein, solo! Weit weg, molto, molto weit von zu Hause!"

"Aha", machte ich. Das waren wir auch. "Und warum?"

Anscheinend hätte ich nicht mal fragen brauchen. Er holte Luft, um etwas zu sagen und hielt dann verwirrt inne.

"Ich habe es vergessen. O Mio!! Ich weiß es nicht mehr!"

"Vielleicht verlaufen?", knurrte ich.

"Oh! Das war es, genau! Ossio...hm...Ich bin mir nicht sicher. O Mio!!"

Wieder fing das Vieh auf und ab zu hüpfen und schien verwirrt zu sein. Anscheinend schien es ein chronisch verwirrtes Wesen zu sein... Ughl Bughl... was für ein Name. Verrückt.

Da mein Begleiter immer noch keine Anstalten machte, wieder ins Reich der geistig Anwesenden zurückzukehren, ich aber nicht weiter hier herumhocken wollte, schulterte ich ihn kurzerhand und erhob mich. Der Ughl Bughl merkte auf.

"Was ist? Was tun Sie?", fragte er irritiert.

"Wonach sieht es denn aus, he?", gab ich unfreundlich zurück.

"Gehen?", kam es zögernd zurück.

"Genau das." Ich setzte mich in Bewegung und hatte jetzt ein Problem mehr, das Gleichgewicht zu halten, um nicht auch zu fallen.

"Ich komme mit!"

Jetzt fiel ich trotzdem fast – vor Überraschung. "Auf keinen Fall!"

"Aber! Ich hab mich verirrt. Ich weiß den Weg nicht mehr und überhaupt, ich bin Schuld und O Mio!!"

"Willst du denn überhaupt nach Uranoke Sho?!", wollte ich wissen. "Wenn nicht, musst du woanders lang."

"Ja, da will ich hin", ereiferte sich das Pelztier – und hüpfte mir nach.

Wieso hatte ich das gesagt?! Jetzt hatte ich so ein komisches verrücktes Pelzknäuel am Hals...

"Was willst du denn da?"

"Das hab ich auch vergessen, aber es fällt mir sicher wieder ein, wenn ich da bin!"

Ich seufzte bloß. Das konnte ja was werden...
 

Hmhhhh. Schaukel-... schaukeldischaukeldischaukeldi-...

"Und Sie sind sich absolutissimo sicher, dass er nicht totgegangen ist? Moriendo, moriendo?"

Angenehme Schwärze. Ein genervtes Knurren, direkt neben meiner linken Wange. Schädelweh. Au, au, au-...

"Nichts moriendo, und jetzt halt die Klappe!!"

"Sie sind aber fortefortissimo unhöflich, signore, pesante al fine!"

"Halt jetzt endlich die Klappe, oder ich verpass dir gleich eine Backpfeifissimo direkt in die Fressissimo!!", keifte eine mir wohlbekannte Stimme, sodass es mir in den Ohren klingelte.

Ich strengte meine Augen an, und langsam begannen sich die schwarzen Schleier, die sich bis vor wenigen Minuten noch in seliger Dahin-Duselei um mein Gesicht gelegt hatten, zu lüften. Sie schwanden so gepflegt dahin wie ein Hefepilzgeflecht und gaben den Blick frei auf-... Moment mal. Sie gaben erst einmal den Blick auf gar nichts frei. Es war sogar fast genauso schwarz wie zuvor. Außerdem hatte ich Haare im Mund. Sehr zottelige, durchdringend nach billigem Druckerpapier und Thymian stinkende Haare.

Und bei näherer Betrachtung musste ich feststellen, dass sie mir nicht nur in den Mund hingen, sondern auch in Augen, Ohren und alle Öffnungen, die mein Gesicht sonst noch zu bieten hatte. Ich keuchte.

"Ohhh Mio!!", kreischte die fremde Stimme von vorhin hustend an meinem Gesicht, "Hören Sie das? Er ist bereits im Todeskampf! Finale furioso! Finale totalissimo! Finito, tutto finito!"

"Zotteliger Schwachmat! Geh einfach von seinem Gesicht runter, und schon war's das mit Finale Furioso!"

Ein schriller Schrei ertönte, als das zottelige, thymianduftverströmende Etwas über meinem Gesicht mit einem groben Ruck bei den verfilzten Haaren gepackt und in die Luft gerissen wurde. Stöhnend spuckte ich einen Mund voller Haare aus und wartete vergeblich darauf, dass ich aufhörte, mich auf diese dubiose, schaukelnde Weise fortzubewegen, ohne dabei meine Füße zu gebrauchen.

"Kuroooo-muneee...", lallte ich hilflos und hielt meinen Kopf, in dem soeben ein schmerzliches Summen eingesetzt hatte, "Woooo sind Siiieee-... menno, Sie wollten doch nicht kühündihigen-..."

"KLAPPE HALTEN!! Ich bin gerade damit beschäftigt, Ihre schlaffe Figur durch die Gegend zu bugsieren, also jammern Sie nicht rum! Dieses kreuzverfluchte Pelzknäuel da beansprucht meine Nerven schon genug!!"

"Pelzknäuel?" Ich hob mühsam meinen Kopf und zuckte sofort perplex zurück, als sich plötzlich eine riesige, feuchte Knollennase in mein Gesichtsfeld drängte und zwei irisierend glänzende Knopfaugen mich unter lautem, brummendem Schnurren auf das Mitleidigste anstarrten. "O Mio! Signore, grazioso signore mio! Geht es Ihnen schon besser? Sie sind nicht tot, nein?"

"Ahm-... ich glaube nicht", erwiderte ich höflich und kniff meine Augen zusammen, um die bepelzte Gestalt knapp überhalb meines Gesichts besser zu erkennen. Sie wirkte ein wenig gedrungen und trug einen großen, moosfarbenen Schlapphut.

Augenblicklich machte es klick.

"Ah!", rief ich überrascht aus, "Dieser Schlapphut! Die Nase! Bist du-... bist du etwa ein Uhgl Buhgl?"

"O fabuloso! Sie erkennen es ja tatsächlich ganz solo, solo, solo!", entzückte sich das drollige Wesen, das sich auf Kuroganes linker Schulter niedergelassen hatte, "Dieser entsetzliche grobissimo Kerl da, auf dem ich gerade sitze, obwohl ich ihn nicht die Spurissimo kenne, wusste es nicht! Mein Name ist übrigens Kalliwoda, molto lieto!"

"Kalliwoda? Hmhh", überlegte ich, "Wie wäre es dann mit Kalli-kun? Das ist nicht so furchtbar lang."

"Von mir aus gerne, liberissimo, aber nur, wenn Sie mir, per favore, auch Ihre Namen verraten!"

"Ich bin Fye de Flourite", stellte ich mich vor, "Sag ruhig Fye zu mir. Und der Kerl, der mich hier gerade durch die Gegend trägt, heißt Kurogane Koimihari, aber er bevorzugt es, Kuro-myu genannt zu we-..."

"FRESSE DA HINTEN!!", explodierte mein Leibwächter augenblicklich, "Hör zu, Pelzkugel, es heißt KU-RO-GA-NE, und wenn du dir was anderes erlaubst, wird es für dich das dreckigste Finale Furioso, von dem du je gehört hast!!"

"Finale Furioso? Was denn für ein Finale Furioso?"

"ARGH!! Sag mal, bist du senil?!!"

"Oooohh Mio!", schluchzte Kalliwoda todunglücklich, "Wie garstig sich dieser Grobian meiner musischen Seel' bemächtiget! Vivacissimo, tutto no scherzo, oooh und Mio!"

"Sachte, sachte, ihr beiden", fiel ich beruhigend ein, "Sag mal, Kalli-kun, was ist überhaupt dein Reiseziel, dass du dich hier am Moridiyama-Gebirge herumtreibst?"

"Genau das ist ja der Punkt! Er weiß es nicht mehr!", keifte Kurogane, "Er hat sich einfach ohne zu fragen an mich drangehängt, und das Schlimme ist, er quatscht fast genauso viel wie Sie-..."

"Großer Gott!", mimte ich den fassungslos Erstaunten, "Ist das denn möglich??"

"Ach, halten Sie lieber die Klappe und erklären Sie mir, was ein Uhgl Buhgl ist!"

"Uhgl Buhgls- in der Fachsprache als Pellicula Fungina verzeichnet, wörtlich übersetzt 'pilzähnliches Pelztier'- sind ein Zwischenglied in der Gattung des Gemeinen Sporenbovisten, der Waldohreule und des Feldhasen", erzählte ich, "Hier in Kongoseki Oka sind sie sehr selten, und der volkstümliche Name 'Uhgl Buhgl' kommt von ihrem gattungstypischen Lockruf in der Paarungszeit!"

"Uuuuuuuhgl! Buuuuuuhgl! Ich weiß gar nicht, was Sie meinen!", tönte Kalliwoda, und ich lachte.

"Uhgl Buhgls zeichnen sich oft durch ein gedrungenes, mit dichtem Pelz überwachsenes Äußeres, ein voluminöses Geruchsorgan und einer ganz eigenen Meinung von Hutmode aus. Ihre Verwandtschaftsbeziehungen zum Gemeinen Sporenbovisten sind hauptverantwortlich für die ganz besondere Eigenschaft, die jeder Pellicula Fungina besitzt- die Absonderung von Sporen! Allerdings sind es nicht nur irgendwelche Sporen- es sind stark duftende, ätherische Substanzen, die beim Einatmen angenehme Halluzinationen und Sinnestäuschungen verursachen. Diese Eigenschaft haben übrigens auch andere Rassen, wenn auch in etwas abgewandelter Form- zum Beispiel die Familie der Engel- Angeli, die venezianischen Medusenfische- Venecia Meduseldi, der Vampire- Lamiae, und noch einige andere."

"Wandelndes Lexikon, was?", erwiderte mein Leibwächter lahm über seine Schulter. Kalliwoda jedoch war zu Tränen gerührt.

"Ooooh Mio, signore, das war die bellissimo Erklärung meines Stammes, die ich je gehört habe! Oooh preguicoso! Dulcissimo! Sie sind ein Genie, ein wahres Genie, fortefortissimo, dal segno al fine!"

"Na, na, nicht doch", wehrte ich bescheiden ab, "Ich bin Arzt, das ist schon alles. Du klingst auch nicht sonderlich gesund, mal ganz nebenbei. Vielleicht sollten wir uns heute abend ja doch mal probeweise nach einem Dorf zum Übernachten umsehen. Und du weißt wirklich nicht, wo du hinwillst?"

"Oh nein, signore, leider bin ich ganz terribelissimo vergesslich. Schon seit ich denken kann! Infernalissimo! Alles, was ich im Kopf behalten kann, ohne es wieder zu vergessen, sind Gesänge und Musik! Deswegen bin ich in meinem Dorf auch der Barde!"

"Du bist Barde?", sagte ich ganz begeistert, "Wow! Von singenden Uhgl Buhgls habe ich noch nie etwas gehört!"

Kalliwoda stieß ein kleines, bekümmertes Seufzen aus und rückte mit einem Nasenzucken seinen Schlapphut gerade.

"Oh, signore, es wäre auch besser, Sie würden nicht davon hören. In meinem Dorf bin ich der Trottel- molto stulto, grave al dente! Und das nur, weil ich klassische Musik mag. Ah, wie gerne würde ich eines Tages vor versammeltem Publikum singen oder Lieder komponieren! Ich habe sogar schon eine Oper geschrieben, Das Leben des Uhgl Buhgl, aber ich habe solche Angst, dass niemand sie mag! O Mio, Mio, Mio! Dabei wäre ich so gerne ein Künstler! Komponist- Virtuoso- bellissimo!"

"Nun hör schon auf zu jammern", seufzte Kurogane entnervt. Ich warf ihm einen tadelnden Blick zu.

"Kopf hoch, Kalli-kun. Was unerfüllte Träume anbelangt, kann wohl jeder sein kleines Liedchen singen, glaube ich. Wie wär's, wenn du ganz einfach mit uns mitkommst, bis dir wieder einfällt, wo genau du hinwillst?"

"Diese Idee hatte ich auch schon, signore, ich hatte nur tanto Angst, dass mich dieser grobissimo Riese zu Pappasbrei zerschlägt-..."

"Ach, das will er mit mir auch ständig tun. Bei uns ist jedenfalls immer jeder herzlich willkommen!", rundete ich meine Rede mit einem breiten Honigkuchenpferd-Lächeln ab, für das mein Leibwächter nur ein entnervtes Knurren übrig hatte.

"Oooh Mio! Signori sind so gut zu mir!", heulte Kalliwoda ganz überwältigt, "Sobald meine Stimme wieder in melioro Qualität ist, singe ich euch die grandiosissimo Arie, die ich je hervorgebracht habe!"

"Verschon uns", fauchte Kurogane nur, "Halten wir lieber nach einem Dorf Ausschau!"

"Eine treffliche Idee! Hüh, mein Kuro-Pferdchen!", feuerte ich den Schwarzhaarigen an, was allerdings nur zur Folge hatte, dass ich auf schmerzhafteste Weise wieder mit dem Erdboden Bekanntschaft machte.

"Auuuuuuuuuuaaaa", jammerte ich, "Sie sind so fies zu mir! Dabei sind Sie doch mein Angestellter!"

"Sagen Sie nie wieder 'Angestellter' zu mir!!", bellte er als Antwort, "Oder,-... oder, oder--..."

Vor lauter Wut schienen ihm offenbar nicht die passenden Worte einzufallen. Eine bedrohliche Stille trat ein.

"Ahm-... oder Finale Furioso?", schlug Kalliwoda schließlich zögernd vor. Kurogane nickte.

"Ganz genau. Oder Finale Furioso. Und jetzt Marsch!"
 

"Waaaaaaaaas?", hörte ich den Arzt bis auf die Straße – dort stand ich nämlich, genauer gesagt, auf der Hafenstraße, direkt vor dem Hotel Grande. "Aber Herr Yaki-Yuki, das können Sie mir doch nicht antun!"

"Und wie ich das kann! Sie haben kein Geld, also können Sie Ihre Rechnung nicht zahlen – also auch kein Zimmer! Raus!"

Ich hörte ihn noch ein wenig herumjammern, was dann aber von dem nervigen Pelzvieh übertönt wurde.

"O Mio! Was für eine wunderbare Stadt! Diese Kulisse, bellissimo!! Amabile!"

Es sprang völlig hin und weg auf und ab, sodass es fast seinen Hut verlor.

"Perfetto! Grandioso! O Mio – an genau so einem Orte müsste meine Oper aufgeführt werden!"

"Klappe halten", knurrte ich genervt. Die ganze Nacht hatte er Vorträge gehalten, wie ach-so-schön-belissimo-grandioso es doch wäre, die Oper vor einem tausendköpfigen Publikum aufführen zu können. Und den halben Tag bis hier her auch. Jetzt war ich müde, völlig mit den Nerven herunter und außerdem sehr gereizt.

"Scusi!", sagte er sofort hastig und hörte damit auf, alles und jeden anzuschwärmen. Allerdings hüpfte er immer noch wie ein wildgewordener Flummi. Und leider blieb mir auch keine Zeit, darauf zu hoffen, dass er vielleicht über den Haufen gerannt wurde. Ich fragte mich, warum ich nicht längst nach Hause gegangen war und mich schlafen gelegt hatte.

"Kuro-ne! Aufgepasst!!"

Ich hörte hinter mir ein Rumpeln und wurde fast von einem Koffer erschlagen, der an mir vorbeiflog. Danach landeten noch einige andere Sachen neben mir und letztlich auch Fye.

"Ist das zu fassen?! Er hat mich rausgeworfen!", beschwerte der Arzt sich und rappelte sich vom Boden auf.

"Das habe ich gesehen", gab ich zurück.

"O Mio, wie unhöflich!", ließ der Ughl Bughl vernehmen und sprang dem Blonden auf die Schulter. "Alles in Ordnung, signore?"

"Aber ja... außer, dass mein Gepäck in der Gegend herumliegt und ich jetzt auf der Straße stehe! Kuro-nyan! Warum haben Sie den Koffer nicht gefangen?"

"Weil es Ihr Koffer ist und nicht meiner!", fauchte ich zurück, "Außerdem gehe ich jetzt nach Hause, ich hab die Schnauze voll!“

"Gute Idee. Könnten Sie mir das denn dann abnehmen?", fragte er und versuchte, mir eine Reisetasche in die Hand zu drücken.

"Wieso sollte ich?", fragte ich.

"Ich komme mit! Sie haben doch sicher noch Platz für mich, oder?“

"Und, für mio auch, si?"

"NEIN!“, fuhr ich die beiden lauthals an. Auf gar keinen Fall! Es reichte ja, wenn ich ihn auf den Reisen aushalten musste – es kam gar nicht in Frage, dass er auch noch bei mir einzog. Und der Uhgl Buhgl schon gar nicht.

"Aber..., ja aber, ich kann doch nicht auf der Straße schlafen und ein Hotel kann ich mir nicht leisten!", protestierte er soeben wehleidig.

"Sie haben das Geld an die Vogelviecher verschenkt, schon vergessen?!“, gab ich ungerührt zurück. Schließlich hatte ich immer noch kein Gehalt bekommen und das würde sich wohl bisher auch nicht ändern.

"Nur für die nächste Nacht, ich bin mir sicher, dass uns schon morgen ein Auftrag entgegenwinkt!", versuchte er es weiter.

"Oooooooooooooo Mio!!", kreischte Kalliwoda plötzlich auf.

"Was denn?" Fye schien etwas ernstes zu befürchten – ich auch.

"Mir ist es wieder eingefallen! Subito!"

"Was du in Uranoke Sho wolltest?", fragte Fye sofort begeistert.

"Si, si signore! Giusto!", antwortete das Viech mit dem Schlapphut in Feuereifer, "Einen Arzt! Meine Mit-Uhgls sind nämlich molto, molto krank, si! Und deshalb ich wollte durch die Berge, nach Uranoke Sho, um einen dottore zu finden, damit dottore uns hilft!"

Ich patschte mir mit einem lauten Aufstöhnen die Hand vors Gesicht.

"ER ist Arzt, zum Teufel noch mal! Wieso fällt dir das denn jetzt erst ein, du-... duuu...."

"Sachte, sachte!", ging Fye dazwischen, bevor mir etwas passendes einfiel, "Er ist halt etwas vergesslich! Und das ist doch gar nicht schlimm, sehen Sie, das beschert uns nämlich schon den nächsten Auftrag! Das heißt, Kalli-kun, wenn du uns engagierst."

"Si, naturalmente!", nickte das haarige Wesen, nachdem es hinter Fye vorsorglich in Deckung gegangen war. "Mio! Ich habe einen dottore gefunden! Grandioso! Nun müssen wir aber zu den anderen zurück!"

"Sicher – wohin soll's denn gehen?"

"Ah... Mio ...Ko... Kosumoni!!", meinte das Pelzwesen. "Dort wohne ich schon, seit ich denken kann! Ich hab's mir gemerkt!" Darauf war es anscheinend sehr stolz.

Sumoni. Soweit ich wusste, lag das Dorf östlich von hier - und in der Richtung aus der wir gerade gekommen waren. Genau genommen, wären es keine zehn Kilometer von dem Punkt aus gewesen, an dem ein gewisser Blonder Arzt über ein gewisses Tier mit Hut gestolpert war. Ich knurrte, sodass sogar Fye mich etwas verwirrt ansah.

"WAS?! Da kommen wir doch gerade her!!", fuhr ich den Ughl Bughl an.

"O Mio! Wieso haben Sie das nicht eher gesagt?", wollte Kalliwoda ganz schockiert wissen.

"Weil du kein Wort davon erwähnt hast!", zischte ich zurück, "Nein, da mach ich nicht mit! Nur über meine Leiche!"

"Ahhh! Kuro-mune, Sie müsseeeeeen! Schon vergessen? Sie können nicht kündigen!", flötete der Bonde, während er meine tödlichen Blicke gekonnt ignorierte, "Ich räume zwar durchaus ein, dass es ein wenig ungünstig gelaufen ist, aber ich kann es nun einmal nicht mehr ändern! Kalli-kun, ist es nötig, sofort aufzubrechen, oder kann das bis morgen warten?", fragte er dann.

"Ah – ich glaube so molto dringend ist es nicht. Erkältung, das ist alles – glaube ich. Da kenne ich mich nicht wirklich aus. Affrettando, no, signore!", meinte das Vieh und Fye nickte.

"Sehr schön. Dann können wir uns ja noch ausruhen und vorbereiten. Ah – und uns selbst verarzten..."

Er drehte sich schwungvoll zu mir um.

"Also, wo wohnen Sie?"

"Das werde ich Ihnen nicht sagen, ich bin ja nicht lebensmüde!"
 

"Oooch, Kuroooo-piiiii!", startete ich sofort den flehentlichsten Betteltonfall, den ich jemals aufgesetzt hatte, untermalt von einem Hundeblick, der wohl jede alte Dame widerstandslos in die Knie gezwungen hätte, denn es reizte mich nicht wirklich, die heutige Nacht auf der Straße zwischen Pappkartons und Taubenscheiße zu verbringen, "Kommen Sie schoooooon! Nur so lange, bis ich eine neue Wohngelegenheit gefunden habe!"

"Neue Wohngelegenheit? Mit dem Spruch können Sie Ihrer Oma kommen!" war die bittere Antwort, "Sie haben nicht einmal die nötigen Piepen, um mich zu bezahlen! Vergessen Sie's!"

Ich warf einen verzweifelten Blick zu Kalliwoda, der jedoch, anstatt mir zur Seite zu stehen, in ein lautstarkes, brummendes Schnurren verfallen war. "O Mio, ist signore vielleicht gemein zu signore! Das ist absolutissimo nicht zu ve--"

"DU MISCH DICH NICHT EIN!!", brüllte Kurogane mit bedrohlich geschwollener Zornesader, sodass sich der Uhgl Buhgl mit einem hysterischen Aufkreischen hinter seinem Schlapphut versteckte und dort in seinem eigenartigen Schnurren fortfuhr.

Es war eindeutig ein risikoreiches Unternehmen, den Schwarzhaarigen zu irgendetwas überreden zu wollen.

"Was haben Sie denn bloß dagegen, dass ich einmal bei Ihnen schlafe?", erkundigte ich mich gekränkt, "Ich bin weder mondsüchtig noch schnarche ich! Oder ist Ihr Haus etwa derartig hässlich, dass Sie es niemandem zeigen wollen?"

"Mein Haus ist nicht hässlich", zischte Kurogane so brandgefährlich, dass ich unwillkürlich einige Schritte zurückzuckte und es dabei fast schaffte, auf einer herumliegenden Zeitung auszurutschen, "Und gerade, weil es nicht hässlich ist, will ich Sie da nicht drin haben! Ich kann es nicht brauchen, dass mein Haus in die Luft fliegt, abbrennt oder irgendeinem anderen von Ihnen verursachten Attentat zum Opfer fällt! Sonst kann ich gleich auf die Straße gehen! Verstanden?!!"

"Was, steht Ihr Haus etwa vor der Pfändung?", fragte ich ahnungslos und musste mich schon im nächsten Moment vor einer ganzen Salve gepfefferter Faustschläge ducken. Mann! Dieser Kerl war ja reizbarer als ein Magengeschwür!

"Ooooooo MIO!! Er wird ihn umbringen!", kreischte Kalliwoda entgeistert und begann, offenbar vor Furcht, wie besessen sein verfilztes Fell zu schütteln. Was benahm sich der Uhgl Buhgl auf einmal so komisch?

"NEHMEN SIE DAS ZURÜCK!! Wenn Sie das mit der Pfändung nicht augenblicklich zurücknehmen, vergesse ich mich!!"

"Ist ja gut, ist ja gut...", jammerte ich beleidigt, "Wollen Sie mich also wirklich nicht bei Ihnen übernachten lassen?"

"NEIN!! Wie oft denn noch?"

Der Schwarzhaarige merkte überrumpelt auf, als Kalliwoda unerwarteterweise auf dessen Schulter sprang und von dort aus darin fortfuhr, seine Zotteln zu schütteln, als wolle er einen internationalen Wettbewerb für indischen Bauchtanz gewinnen.

"Wollen Sie wirklich nicht, signore?"

Mein Leibwächter schwankte plötzlich, als hätte ihn eine zwanzig-Kilo-Keule auf den Hinterkopf getroffen.

"Was geht dich das an, du bepelzter Suppenklops...", stöhnte er in einem Tonfall, der mich wie von einem elektrischen Schlag getroffen zusammenfahren ließ. Was war denn auf einmal mit DEM los?!

Den Uhgl Buhgl schien Kuroganes eigenartiges Verhaltensmuster allerdings nicht wirklich zu überraschen.

"Einiges! Veramente più, als Sie denken!", erklärte er und zog seine verstopfte Nase geräuschvoll hoch, "Aaalso... überlegen Sie es sich nochmal... prego... per favore, signore! Wollen Sie wirklich nicht?"

Skeptisch beobachtete ich das Gesicht meines Angestellten. Seine Nasenflügel weiteten sich wie aufgehende Blüten, und seine Augen waren auf einmal so glasig, als ob er sich letzte Nacht den Verstand mitsamt Gehirn aus dem Kopf gesoffen hätte.

"Ich-... ich weiß nicht-... ob ich das will..."

"Signoooooooore", schnurrte der Uhgl Buhgl behaglich zottelschüttelnd, "Überlegen Sie doch nur, was für einen Gefallen Sie dem Herrn Dottore und mir damit tun würden!"

"Ähm-... genau!", fiel ich zögernd ein. Mein Leibwächter ächzte wieder und sog mit geweiteter Brust Atemluft ein.

"Ich-... habe aber... nicht aufgeräumt", seufzte er und blähte abermals die Nasenflügel wie ein angesetzter Bluthund.

Und als Kalliwoda zum wiederholten Mal seinen Pelz schüttelte, begriff ich endlich, woher diese plötzliche Fügsamkeit meines Leibwächters quasi wie aus dem Nichts erschienen war. Ah-...

"Ach, das macht doch überhaupt nichts", erklärte ich daher mit meinem breitesten Na also, geht doch -Lächeln, "Dann räumen wir eben gemeinsam auf! Wir sind doch Partner, Kuro-pyon!"

"Hhhhiiiich-... weiß", war die besoffen geächzte Antwort.

Kalliwoda kicherte und schüttelte fleißig weiter seinen Pelz, als der Schwarzhaarige sich schwankend in Bewegung setzte.

"Toller Schachzug!", flüsterte ich ihm über Kuroganes Schulter hinweg zu, "Daran hätte ich nie gedacht!"

"Da sehen Sie mal!"

"Das mit den Sporen war allerdings ziemlich gemein!"

"Signore, ich bin schließlich ein Pellicula fungina!", kiekste der Uhgl Buhgl amüsiert, "Das sind meine Pilzgene! Jetzt bin ich aber mal gespannt, wo Ihr grobissimo Begleiter wohnt!"

Ich nickte und stieß ein kleines Seufzen aus, das zwischen Kichern und Ächzen schwankte.

"Ich frage mich nur, was er mit mir anstellen wird, wenn er erst aus dem Sporenrausch aufgewacht ist."
 

"... Und dann... habe ich das Telegramm eben verschluckt! Das machen wir Uhgl Buhgls immer so, wenn wir was transportieren müssen! Mi scusi, signore, mi tuttamente scusi, dass ich es vergessen habe!"

"Ach, das ist kein Problem. Hauptsache, es ist dir wieder eingefallen!"

Gedankenverloren nahm ich das besabbelte Telegramm zur Hand, das mir Kalliwoda vor knappen zehn Minuten unter einigen Beschwerden vor die Füße gespuckt hatte und las es mir nochmal durch.

KRANKHEITSFALL IN KOSUMONI stop Seltsamerweise nur Uhgl Buhgls befallen stop Krankheitsanzeichen geschwollener Rachen Husten Müdigkeit Atembeschwerden Schnupfen Gliederschmerzen stop Krankheit hält sich ausschließlich an Uhgl Buhgls stop Bezahlung je nach Behandlungsgebühr stop ABSENDER Uhgl Buhgl Markel aus KOSUMONI

"Ist dieser Markel der derzeitige Häuptling bei euch in Kosumoni?", erkundigte ich mich bei Kalliwoda, welcher lebhaft den Kopf schüttelte und zum wiederholten Male seine Nase hochzog.

"Aaahh, nein, signore, Markel ist bei uns für die Post zuständig", erklärte er, "Bei uns ist zurzeit eine fleißigissimo Waldwachtel namens Petjula die Bürgermeisterin! Es leben viele verschiedene Wesen in Kosumoni, wissen Sie?"

"Ja. Im vorletzten April war ich dort, um Anis auf den Berghängen zu pflücken", erzählte ich dem bepelzten Geschöpf, welches hingerissen meinen Worten lauschte. Eine Waldwachtel war also dort zurzeit der Bürgermeister... das sagte zumindest aus, dass es in Kosumoni einigermaßen geordnet zuging. Waldwachteln- in der Fachsprache Coturnix Nemoricultrix Phasianida, wörtlich übersetzt 'fasanenartige, den Wald bewohnende Großwachtel'- zeichneten sich nämlich durch ein stets fleißiges und bestrebsames Wesen aus, auch wenn sie gerne zur Übernervosität neigten. Sie hatten Verwandtschaftsverhältnisse zum Großfasan, dem Uhu, und natürlich der Gemeinen Wachtel, was auch ihre Gewohnheit erklärte, sich in waldigen Gegenden anzusiedeln und fortzupflanzen. Im Durchschnitt erlangten Waldwachteln eine Größe von einhundertvierzig Zentimetern. Sie waren zwar durch ihre enorme Körperpräsenz flugunfähig, jedoch auf hohem Niveau sprachbegabt und in größeren Städten für ihre Fähigkeit bekannt, stilvolle Parties auf das Trefflichste zu arrangieren. Ich hatte bisher seltener mit Waldwachteln zu tun gehabt, aber jetzt würde ich ja demnächst die Gelegenheit bekommen.

"Petjula hat den Vorschlag gemacht, das Telegramm zu schicken", erklärte Kalliwoda eifrig, offenbar war er ihr sehr zugetan.

"Vernünftig von ihr. Hat Kosumoni immer noch diesen hübschen Wasserfall an den Berghängen? Und die grünen Häuser?"

"Si, si, signore! Das bellissimo Dorf, das es hier in Kongoseki Oka gibt! Hat es Ihnen letztes Mal dort gefallen?"

Ich wollte gerade Antwort geben, als plötzlich eine Schiebewand mit ohrenbetäubendem Knallen aufgerissen wurde.

"AUFSTEHEN, ABER DALLI!!"

Ich verdrehte die Augen und wälzte mich auf den angenehm kühlen, nach Reisstroh duftenden Tatami-Matten herum, auf denen ich bis eben gelegen hatte und sah zur Decke von Kuroganes Zimmer empor, bis sich ein vor Wut schier kochender, schwarzbehaarter Kopf in mein Blickfeld schob.

"Was soll das, häh?!! Warum liegen Sie auf meinem Fußboden herum?!! Ich sagte doch AUFSTEHEN!!"

"Aber er ist soooooooo bequem!"

"Si, bequemissimo, signore!"

"Aufstehen!!!"

"Du liebes bisschen, Kuro-ne, jetzt beruhigen Sie sich doch!", versuchte ich erfolglos, die grenzenlose Wut meines Leibwächters über meinen letztlich doch erfolgreichen Einzug einzudämmen, "Ich weiß gar nicht, was Sie überhaupt haben! Mein Gepäck nimmt doch kaum Platz weg, mit Ihrem Gerichtsvollzieher haben wir alles geregelt, die berühmt-berüchtigte 'Grenze' haben wir auch schon gezogen... wobei ich es allerdings nicht nett finde, dass Kalli-kun und ich nur die linke hintere Ecke bekommen!"

"Dann finden Sie es ruhig weiter nicht nett!", fauchte Kurogane und beförderte einen meiner Koffer mit einem Fußtritt in meinen Teil des Zimmers, "Denn letztlich ist es ja nur Ihre Schuld, dass Sie den restlichen Abend und auch die Nacht in dieser linken hinteren Ecke verbringen müssen! Sie stiften dieses kreuzverfluchte Vieh einfach dazu an, seine bekloppten Sporen auszuschütten, damit ich mich von Ihnen besser weichklopfen lasse, und dann wollen Sie sich auch noch in meinem Haus breitmachen, als ob es das Natürlichste der Welt wäre! Nicht- mit- mir, verstanden?!!"

"Erstens habe ich Kalli-kun nicht dazu angestiftet, Sporen auszustoßen", erklärte ich möglichst sachlich, "Zweitens war das noch eine sehr harmlose Form von irisierenden Sporen- es gibt einige Gattungen, die noch viel stärkere Duftstoffe freisetzen können, und die würden auch wesentlich mehr bewirken- und drittens werde ich Ihr Haus schon nicht niederbrennen. Ich finde es sogar richtig hübsch! Ein traditionell japanisches Haus, nicht?"

"Ja, stellen Sie sich vor", war die gemotzte Antwort meines Reisebegleiters. Offenbar nahm er mir die Sache mit der Pfändung immer noch krumm. Dass das sogar stimmte, hatte ich nicht gewusst. Es war gewiss nicht leicht, sich ständig mit kleinbürgerlichen Mietern und einem arroganten Schleimkopf von Gerichtsvollzieher rumschlagen zu müssen. Kein Wunder, dass Kurogane schon bei den kleinsten Kinkerlitzchen derartig der Hals schwoll.

Ich warf einen Blick zum Fenster hinaus und betrachtete nachdenklich den nächtlichen Himmel.

"Hey, Kurogane-... Kopf hoch", versuchte ich es schließlich, "Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihnen keinen Ärger bereiten werde, solange ich hier wohne!"

"Ja, ja, sicher, und die Erde ist eine Scheibe!", keifte er zurück, "Sobald Sie eine neue Wohnung gefunden haben, und sei es nur eine Mülltonne, ziehen Sie aus, kapiert?! Meine Nerven explodieren, ich spüre es ja jetzt schon!!"

"Ich versprech es Ihnen. Außerdem haben wir für den morgigen Auftrag schon eine ungeheure Menge an Vorteilen auf unserer Seite! Und dazu kennen wir schon den Weg! Das wird leichter als eine Gastritis Vulgaris!"

"Wir kennen den halben Weg", berichtigte der Schwarzhaarige bitter, "Dieser Markel war sich ja offenbar zu fein, um uns eine Wegbeschreibung anzugeben."

"Markel hat vivacissimo al dente viel zu tun", erklärte Kalliwoda, "Telegrammschreiben ist nicht so seine Sache, veramente nicht."

"Schon gut", seufzte mein Leibwächter genervt, "Schlafen wir lieber. Und die Grenze wird nicht überschritten, klar? Sie bleiben in Ihrem Teil des Zimmers und ich in meinem! Und basta!"

"Jaaaaaa", sagte ich folgsam und kauerte mich in meinen bescheidenen Winkel, den mir mein Begleiter nach unserer Ankunft zugeteilt und mit dem Kabel seines Küchenmixers sorgfältig abgegrenzt hatte. Kalliwoda legte seinen Hut auf den Boden und rollte sich darin zusammen wie ein Kätzchen in seinem Korb. Kurogane bildete den Schluss, indem er die Lampe ausknipste und sich mit einem Ächzen auf dem Futon am anderen Ende des Raumes sinken ließ. Ein langes Schweigen verging.

"Morgen sollten wir möglichst früh los", schlug ich schließlich vor, "Dann können wir sogar eine Mittagspause einlegen! Bis morgen hab ich sicher auch schon ein paar Optionen gefunden, um was für eine Krankheit es sich handeln könnte."

"Von mir aus", brummte Kurogane und wälzte sich auf die andere Seite, um mir den Rücken zuzudrehen.

"Das wird schon unserer zweiter glorreicher Auftrag! Wieso freuen Sie sich nicht?"

"Weil ich müde bin und schlafen will!!", fauchte mein Leibwächter fast schon raubtierhaft, "Mann, Sie rauben mir den letzten Nerv! Wenn ich nicht so verflucht menschenfreundlich wäre, würde ich sagen, Sie machen mich krank!"

Ich wusste nicht warum, aber irgendwie brachte mich sein Tonfall zum Lachen.

"Und ich würde sagen, Sie sind leicht gefährlich, Kurogane", gab ich mit einem Kichern zurück, "Sie haben diesen Killerinstinkt, der macht mich richtiggehend fertig."

"Passen Sie auf, sonst erhänge ich Sie an meiner Krawatte!", war die dumpfe Antwort.

"Haben Sie denn eine?"

"Dann besorg ich mir halt eine!", gab er trotzig zurück. Ein markerschütterndes Schnarchen von Kalliwoda unterbrach unseren zweifelhaften Disput und erinnerte uns beide daran, was wir eigentlich vorgehabt hatten.

"Ahm-... gute Nacht!"

"Nacht", motzte mein Begleiter und vergrub seinen Kopf nachdrücklich ins Kissen.

"Bis morgen!"

"Bis morgen."

"... Bis morgen!"

"BIS MORGEN, VERDAMMT NOCHMAL!!"

Ich unterdrückte ein weiteres Kichern und merkte, dass ich irgendwie noch gar keine rechte Lust zum Schlafen hatte.

Naja, dann musste ich mich wohl überreden. An einer Krawatte erhängt zu werden war sicher kein allzu schöner Tod.

"Schlafen Sie gut."



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2007-05-31T17:16:47+00:00 31.05.2007 19:16
Und schon ein neuer Auftrag~hört sich interessant an ^^
Und dieses Viech is ja mal zu genial XD
Na, hoffen wir mal, dass Kurogane es noch eine Weile ausält *lach*
Von: abgemeldet
2007-05-28T19:44:51+00:00 28.05.2007 21:44
XDDD wasn das für eine Kreatur? Und redet auch noch die ganze Zeit Italienisch XD machen das alle Uhgl Buhgl?
Das Kappi war echt toll! Und wieder total lustig ^^
Bitte schreibt schnell weiter!!!!
(und für den Fall, dass ich es noch nicht erwähnt hab, ich hab meinen Nick geändert...war vorher Thayend)
Von: abgemeldet
2007-05-28T12:07:01+00:00 28.05.2007 14:07
dieser Uhgl Buhgl ist ja einfach zu putzig ^__^
und kurogane hat jetzt zwei quasselstrippen an der backe. hehe
es ist ein tolles neues kapi!
yeah


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