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Future Prospects

von

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Hopefully

Der Mensch verzweifelt leicht, aber im Hoffen ist er doch noch größer.

(Theodor Fontane)
 

~*~
 

„Sakura… Überleg doch mal. Es bringt dir keine Vorteile, dort aufgenommen zu werden.“
 

Natürlich. Es ging alles immer nur um Vor- und Nachteile. Jedes Mal.
 

„Viel eher solltest du dich auf eine normale Arbeit einstellen, du wirst schließlich irgendwann heiraten und eine Hausfrau sein. Du musst für deinen Mann da sein, wenn er dich braucht.“ Mein Vater sah mich streng an.
 

Es war nicht so, dass ich das alles nicht gewusst habe. Ich hätte dieses Gespräch kommen sehen müssen.
 

„Du wirst diese Akademie nicht besuchen. Ninja zu sein ist viel zu gefährlich. Deine Gesundheit steht auf dem Spiel und du wirst irgendwann Mutter. Kämpfen ist Männersache.“
 

Irgendwann werde ich das, was meine Eltern mich werden lassen wollen. Nach meiner Meinung wurde nie gefragt. Aber natürlich, alles musste strikt nach Männern und Frauen getrennt sein.
 

„Du willst uns doch nicht enttäuschen?“
 

Nein, ich durfte euch nicht enttäuschen. Euch, meine Eltern. Und meine Mutter stand nur stumm neben meinem Vater, weder ihm zustimmend noch mich unterstützend.
 

„Deine Mutter und ich, wir wollen nur das Beste für dich.“
 

Es reichte. Ich konnte dieses Geschwätz nicht mehr ertragen. Mit Tränen in den Augen drehte ich mich um, ging aus dem Haus und rannte los.
 

Es war mir egal, ganz egal, dass meine Mutter meinen Namen rief. Es war mir auch egal, dass mein Vater Anstalten machte, mir zu folgen und es war mir egal, dass meine Mutter ihn zurückhielt und sagte, ich bräuchte nur etwas Zeit zum Nachdenken.
 

Das stimmte nicht. Ich brauchte nicht darüber nachzudenken. Ich wollte nur weg. Weg von diesem Haus und diese strikten Regeln, die noch nie jemand gebrochen hatte. Ich wollte nicht darüber nachdenken.

Jedenfalls versuchte ich es, aber meine Gedanken kreisten immer und immer wieder um das ausdrückliche Verbot, eine Ninja zu werden.
 

»Du wirst diese Akademie nicht besuchen.«
 

Meine Lungen füllten sich mit frischer Morgenluft und ich war bereits im Wald, an einer kleinen Lichtung, bis ich schließlich stehen blieb und mich an einem Baum abstützte.
 

Meine Beine fühlten sich so schwer an, als wären sie aus Blei. Selbst, wenn ich wollte, würde ich mich keinen Millimeter mehr bewegen können.

Schwer atmend ließ ich mich am Baum sinken, lehnte meinen Kopf gegen den Stamm und schloss die Augen.
 

»Kämpfen ist Männersache«
 

Männersache. Ich lachte bitter. Männer konnten alles tun, wozu sie Lust hatten. Männer hatten es so leicht. Sie mussten sich nicht anhören, eine Hausfrau werden zu müssen und das ganze Leben vor dem Herd herumzustehen.

Warum hatten Männer es so viel leichter? Warum erkannte man in meiner Familie nicht auch die Frauen an? Frauen konnten auch kämpfen, sie hatten auch ihre Stärken.
 

Aber meine Eltern waren schon immer streng und traditionell. Für meinen Vater hatte eine Frau immer als Hausfrau zu enden – ohne Ausnahme.
 

Ja, ich hatte Angst um meine Zukunft. Darum, dass ich vielleicht gar keine Zukunft haben könnte. Normalerweise schauten Kinder in meinem Alter nicht so weit in die Zukunft. Und schon gar nicht auf den Weg, den sie gehen mussten. Sie vergnügten sich mit ihren Träumen, die fast alle irgendwann wie Seifenblasen zerplatzten. Ich allerdings tat es. Weil meine Eltern mir von klein auf eingetrichtert hatten. Sie hatten es so oft wiederholt, mir so oft gesagt, dass ich irgendwann aufgegeben habe, auf meine eigene Zukunft zu hoffen.
 

Denn das war die Norm. Darin bestand keine Gefahr, kein Risiko.
 

Aber ich wollte nicht den ganzen Tag im Haus hocken, aufräumen, putzen und kochen. Ich wollte auch mal Risiken auf mich nehmen, Verantwortung tragen und dem Dorf von Nutzen sein, so wie viele andere es auch taten.
 

Ich wollte meinen Weg gehen, nicht den meiner Eltern, aber ich konnte nicht. Ich war zu feige, ihnen zu widersprechen oder mich zu widersetzen.
 

»Du willst uns doch nicht enttäuschen?«
 

Nein, das wollte ich wirklich nicht, stellte ich traurig lächelnd fest. Die ersten Tränen liefen schon meine Wangen hinunter. Ich schluchzte leise.

Ich wollte, dass meine Eltern stolz auf mich waren, ich wollte, dass sie zu mir sagen konnten ‚Du bist großartig‘ und ich wollte, dass sie es zu mir sagten, egal für welchen Weg ich mich entschied.
 

Ich wollte einfach, dass sie mich liebten, für das, was ich war.

Zitternd vergrub ich mein Gesicht in den Händen und weinte und schluchzte hemmungslos.
 

»Du wirst diese Akademie nicht besuchen.«
 

Dieser Satz kreiste in meinem Kopf herum und ich bekam ihn nicht aus meinen Gedanken. Deutlich machte es mir klar, dass ich nie das sein konnte, was ich wirklich sein wollte.
 

»Du wirst diese Akademie nicht besuchen.«
 

Es war, als hätte mein Vater mir meine Zukunft entrissen. Sie in die Hand genommen und wie ein Stück Papier zerknüllt und in den Mülleimer geworfen.

Ich wollte schreien, aber nur ein einsames, lautes Schluchzen verließ meinen Mund.
 

»Deine Mutter und ich, wir wollen nur das Beste für dich.“
 

Für mich? Für sich selbst und nicht für mich. Woher wollten sie denn wissen, was das Beste für mich war? Sie konnten doch nicht alles für mich entscheiden. Sie entschieden auch nicht, dass Blau meine Lieblingsfarbe war, obwohl ich Rot lieber mochte. Sie entschieden auch nicht darüber, dass ich lieber Äpfel als Birnen aß. Nur weil ich nicht in ihr Schema passte, wollten sie mich hineinzwängen.
 

Ich hasste es.

Ich hasste dieses Schema, diese Tradition und diese Verleumdung, wer ich wirklich war.

Ich hatte nun mal Chakra, nicht so wie meine Eltern. Ich war etwas Besonderes in dieser Familie. Warum wollten sie es nicht akzeptieren?
 

„Wie lange hast du noch vor, hier rumzuflennen?“
 

Erschrocken sah ich in das Gesicht von Ino, die sich lässig an einen Baum mir gegenüber gelehnt hatte.
 

„Ino…“
 

Sie stieß sich wie beiläufig ab und ließ sich neben mir nieder. Ihre Schultern streiften meine, als sie zum Sitzen kam.
 

„Was haben sie dieses Mal gesagt?“, fragte sie nach längerem Schweigen, das nur durch meine nun leiseren Schluchzer unterbrochen wurde.
 

Ino wusste, dass es um meine Eltern ging. Es war nicht das erste Mal, dass ich von zu Hause geflüchtet bin.

Ino wusste immer sofort, was mich beschäftigte. Und sie tauchte ebenso oft in meiner Nähe auf, wenn es mir nicht gut ging.

Manchmal habe ich mir gewünscht, sie würde es nicht tun, doch dann wüsste ich nicht, wie ich all diese Zeiten überstanden hätte, ohne einen Knacks zurückzubehalten.
 

„Ich… ich werde keine Ninja“, erwiderte ich zwischen zwei Schluchzern. Ich hatte Mühe, meine Tränen zurückzuhalten.
 

Ino sah mich mit erhobenen Augenbrauen an. „Natürlich wirst du das, Dummchen“

Sie verpasste mir lächelnd eine leichte Kopfnuss und plötzlich stellte ich fest, dass das alles gar nicht so schlimm war. Sie hatte Recht. Ich würde Ninja werden, irgendwie.
 

„Na los, steh auf“, forderte sie mich auf und hielt mir ihre Hand hin, da sie schon aufgestanden war.

Ich ergriff sie. Ein kleines Lächeln schenkte ich Ino, bevor sie mich mit sich zog.
 

Ich war wie verzaubert. Die Trauer, die Tränen und sogar die Angst waren verschwunden, während ich die warme Hand Inos in meiner spürte.

Auf den Weg achtete ich nicht, sondern nur auf das Gefühl der Gleichgültigkeit und der Erleichterung, doch das sollte sich als Fehler entpuppen.

Wir hielten vor meinem Haus und der Zauber war vorüber. Die Angst kam schleichend zurück und hätte Ino meine Hand nicht festgehalten, wäre ich erneut davongerannt.
 

„Na los, oder willst du ewig darauf warten, Ninja werden zu dürfen?“
 

Ino sah mich herausfordernd und aufmunternd an und ich zögerte nur kurz, an der Tür zu klopfen.
 

Und als mein Vater die Tür öffnete, mich besorgt ansah und als Ino sanft meine Hand drückte, fing ich wieder an, zu hoffen. Ich hoffte, dass ich der Tradition meiner Familie entkommen konnte.
 

Denn das zerknüllte Papier kann man aus dem Mülleimer holen, auseinanderfalten und glätten. Und einen neuen Versuch starten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: Arianrhod-
2007-05-23T16:44:53+00:00 23.05.2007 18:44
So~ Ich bin endlich dazu gekommen und hab das ganze gleich noch ein zweites Mal gelesen. Bin grad sowieso auf dem InoSaku-Tripp. Wert war es auf jeden Fall. u__û

Ich fand den OneShot toll. Schön geschrieben und auch der Inhalt war 1a. u_u
Der Vater und die Mutter, die nur das Beste für die Tochter wollen und dabei ganz übersehen, dass das Beste für sie nicht das Beste für die Tochter ist.
Und Sakura, die beinahe daran verzweifelt. Zum Glück gibt's Ino. ^^ Ino weiß, wie sie ihre Freunding am besten wieder aufbauen kann. Das fand ich schön dargestellt.

Was ich schön fand, war die Wiederholung dieses einen Satzes. Das zeigt Sakuras Verzweiflung, die sich an der Ablehnung der Eltern aufhängt.

Bei diesem einen Satz kann ich jadeprinzessin nur zustimmen. ^^ Den find ich auch sehr bezeichnend, gerade weil Sakura auch eine Person ist, den den Erwartungen der anderen - und vor allem denen, die ihr lieb sind - entsprechen und sie nicht enttäuschen will.

Der Spruch von Theodor Fontane am Anfang hat mir gefallen und war schön tonangebend für die FF. *o*

Auszusetzen hab ich eigentlich nix... Oò Die FF war klasse.
Bis dann ^^
Sorca~
Von:  Hobbit
2007-05-17T15:33:50+00:00 17.05.2007 17:33
Super, wie Ino Sakura hilft. Die beiden sind wirklich süß. Jeweils allein mag ich weder Ino noch Sakura besonders gern, aber zusammen sind sie toll (ob nun freundschaftlich, als Rivalinnen oder als Liebende, völlig egal^^).
Ich finde das Thema schön umgesetzt. Ein Satz, "Du willst uns doch nicht enttäuschen?", hat sich mir besonders eingeprägt. Nein, ich denke nicht, dass Sakura das will, aber deswegen würde sie nicht aufgeben, sondern immer ihr Allerbestes geben, damit ihre Eltern auch stolz sein könnten, mit dem Weg, den sie für sich selbst gewählt hat.
Von: abgemeldet
2007-05-08T17:53:44+00:00 08.05.2007 19:53
Hey, tolles Kapi, auch wenn ich Ino nicht leiden kann ^^ mach bitte weiter!!!

LG 33Becci33


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