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Prisoners of the night

BakuraxYami SetoxJoey
von

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Sethos Vermächtnis

30. Sethos Vermächtnis
 

„SETH!!!“ wie von der Tarantel gestochen setzte der Gerufene sich in dem Bett auf und war hellwach. Ebenso, wie der Rest des Schlosses, denn den Rufen folgte lautes Türen schlagen. „SETH!! KOMM RAUS, DU BASTARD!!“ erschrocken setzte sich nun auch Ishizu auf und bedeckte ihren Oberkörper mit der Bettdecke, ehe sie ihren Lord fragend ansah.

„Wer ist das?“ wollte sie wissen. Ihr Clan war zwar groß, dennoch kannte sie jeden einzelnen der Vampire, aber diese Stimme konnte sie beim besten Willen nicht zuordnen. Seth anscheinend ebenso wenig. Aus dem Bett steigend zog er sich hastig seine Sachen wieder an und war fast fertig, als die Tür zu Ishizus Zimmer aufstob und ein vor Wut kochender Yami im Türrahmen stand, eine gewaltige Aura mit sich bringend, welche die Schwarzhaarige dazu veranlasste verängstigt die Luft einzuziehen und ihren Lord erstarren ließ.

Die violetten Augen funkelten gefährlich und ihr Besitzer nahm zwei große Schritte, um Seth zu erreichen. Yami packte die Kehle des Braunhaarigen und drückte ihn mit den Rücken an die Wand, begann langsam zuzudrücken und dem Vampir somit die Luft abzuschnüren. „Nenn mir nur einen guten Grund, dich nicht auf der Stelle zu töten!!“ schrie er den Älteren an.

Seths Hände lagen auf den Handgelenken Yamis, versuchten diesen so von sich zu drücken, doch der Dämon besaß eine so immense Kraft, dass es ihm nicht mal gelang einen Finger von seinem Hals zu drücken. Saphire starrten in Amethyste, in denen Wut, Zorn und Hass loderten. Doch auch der Schmerz, die Trauer und der Selbsthass, wegen des Verlustes eines guten Freundes war in ihnen zu sehen.

Seth erzitterte, doch nicht nur auf Grund des Luftmangels, sondern auch wegen eines anderen Gefühls, welches er seit Jahren nicht mehr gespürt hatte und ihm nun zu deutlich in den Augen geschrieben stand:

Angst

„Was soll das?“ tat Seth unschuldig und versuchte sich seine Furcht nicht allzu sehr anmerken zu lassen. „Wenn du mir nicht gehorchst gibt es kein Blut mehr für dich.“

Yami lächelte jedoch nur kühl und drückte fester zu, bohrte seine Nägel dabei in die weiche Haut des Halses. „Der fehlende Sauerstoff scheint dir das Hirn zu vernebeln. Du hast keine Kontrolle mehr über mich!“

Auf die Lippen des Braunhaarigen stahl sich ein kleines Grinsen, als sich eine Hand von Yamis Arm löste und in seinen Mantel griff. /Wir werden ja sehen, wer hier die Kontrolle über wem hat!/ drohte er stumm und betätigte den Knopf für die Metallringe, welche er dem Dämon angelegt hatte. Doch sein Gegenüber zeigte keinerlei Reaktion und verwirrt wanderte sein Blick zu dem Hals Yamis, von welchem der Metallreifen verschwunden war.

Eine der schwarzen Augenbrauen hob sich fragend, ehe ihr Besitzer Seths Blick folgte und dann den Kopf schüttelte, als hätte der Braunhaarige eine dumme und naive Tat begangen. „Denkst du ich lasse mich noch einmal an die Leine legen?“ wollte Yami zischend wissen und fuhr Seth mit seinen Nägeln durchs Gesicht, sodass sich drei blutige Striemen quer über Wange, Nase und Auge zogen. „Und du hast mir noch immer meine Frage nicht beantwortet! Warum sollte ich dich nicht auf der Stelle töten??“

Seth schloss für einen Moment die Augen und versuchte gleichmäßig und ruhig zu atmen, ehe er Yami wieder mit einem überlegenen Lächeln bedachte. „Weil ich nicht für deine Situation verantwortlich bin,“ sagte er kühl und Yami glaubte nicht, was er da hörte.

„Wie bitte????“ fauchte er und drückte fester zu, woraufhin Seth ein kurzes Röcheln von sich gab, ehe er fortfuhr.

„Es mag sein, dass ich dich gezwungen habe Bakura zu töten, doch wenn dein Vater nicht gewesen wäre, dann wirst du dem Blut gar nicht erst verfallen.“

Yami erstarrte und seine Augen weiteten sich unweigerlich, als er sich daran erinnerte, dass auch Bakura ihn damit konfrontiert hatte:
 

‚Ach ja?? Dann sag mir doch mal was du tun würdest, wenn dein Vater für deine Situation verantwortlich wäre?? Wenn er Schuld daran hätte, dass du ständig in Blutrausch gerätst und Vampire und Werwölfe Jagt auf dich machen??’
 

Dann war es also doch wahr? Damals mochte er es verdrängt haben, da noch so viel anderer Trubel geherrscht hatte doch nun, wo er zum zweiten Mal mit dieser Aussage konfrontiert wurde, begann er sich mit ihr auseinander zu setzen und ein Zittern ging durch seinen Körper. Er besaß nicht mehr viele Erinnerungen an seinen Vater, doch war er immer freundlich gewesen und hatte sich mit seinem Sohn beschäftigt, wann immer er Zeit dazu hatte. Nie hatte Yami ihn aggressiv, oder blutrünstig erlebt und Seth war immerhin sein Feind und somit sicherlich daran interessiert ihm eine Lüge aufzutischen.

Und sicherlich hätte Yami es auch als solche abgetan, wenn da nicht noch Bakuras Worte gewesen wären, die in seinem Kopf widerhallten. „Das...ist nicht...wahr,“ brachte er stockend hervor und sein Griff begann sich zu lockern, woraufhin Seth gierig frische Luft in seine Lungen pumpte. „Du lügst!!“ beharrte Yami und funkelte den Blauäugigen wütend an, dennoch schwang Unsicherheit und Zweifel in seiner Stimme mit, welche Seth durchaus bemerkte und gehässig in sich hinein grinste.

„Ich und Osiris waren einst Freunde,“ sagte der Braunhaarige mit ruhiger Stimme. „Wir suchten beide nach den Dämonen und wie du siehst bin ich keiner, da ich über den Kontrollverlust bescheid wusste. Aber dein Vater...“ er senkte seine Stimme und gab ihr einen abfälligen Unterton. „....nun ihm schien ein blutrünstiges Monster lieber zu sein, als sich mit den Werwölfen auf einen Pakt zu einigen. Ich hatte mit deiner Kontrolle nur Gutes im Sinn.“

„Nein!!“ rief Yami und ließ von dem Älteren ab. „Du lügst, so was hätte mein Vater niemals getan! Und du bist keineswegs gut!! Auch wenn ich von meinem Wahn kontrolliert wurde habe ich alles um mich herum mitbekommen!! Dir geht es nur um Macht und um sonst nichts!!! Ich weiß zwar nicht, warum du nicht selber einen Dämon erschaffen hast, aber du hattest niemals gute Absichten!!“

Seths Miene verfinsterte sich und seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Was weißt du denn schon über mich? Dämon! Einen Dreck weißt du!!“ fauchte der Braunhaarige und seine Augen begannen nun ebenso wütend zu funkeln, wie die Yamis. Das sich Ishizu immer noch mit ihnen in einem Raum befand nahm keiner von ihnen zur Kenntnis. „Der Anubis Clan war immer friedlich und gerecht. Ganz im Gegensatz zum Atemu Clan!! Dein Clan suchte schon immer den Krieg! Ihr habt nach Macht gestrebt und nicht wir!!“

„HALT DEN MUND!!“ schrie Yami und entblößte seine Fangzähne. Wie konnte Seth nur so von seinen Vorfahren reden? „Du hast doch gar keine Ahnung über unseren Clan!“

„Aber du, ja??“ stellte Seth die Gegenfrage. „Du hast dich jahrelang unter Menschen versteckt, wie willst du etwas über deinem Clan wissen?? Ich kann dir mehr als genug Beweise für die Grausamkeiten deiner Vorfahren liefern!! Ich kann dir sogar den Bericht eines Augenzeugen liefern, dafür, dass dein Clan Schuld daran hat, dass die Werwölfe uns am liebsten alle vernichten wollen!!“

„Ach ja??“ fauchte Yami zurück. „Dann zeig mir diesen Beweis doch!! Beweise mir, dass mein Clan einen Krieg heraufbeschworen hat!!“ verlangte er herausfordernd, denn er schenkte den Worten des Braunhaarigen nicht den geringsten Glauben. Sein Clan sollte schuld an Verbrechen dieser Größe sein? Und sein Vater soll ein grausamer Tyrann gewesen sein? Niemals!!

Doch Seths entschlossener und fester Blick, ließ ihn zweifeln, auch wenn er sich das äußerlich noch nicht anmerken ließ. Was war das für ein Beweis, den der Vampir ihm liefern wollte? „Wie du willst. Komm mit!“ damit wand Seth sich um und verließ das Zimmer. Yami zögerte erst, schließlich konnte der Älterer ihn genauso gut in eine Falle locken, doch der Reiz die Wahrheit herauszufinden war zu groß. Schnell schloss er zu Seth auf und ließ sich von ihm durchs Schloss führen, dessen dunkler und bedrückender Schleier noch dichter zu sein schien, als noch zuvor und Yami glaubte eine kalte Hand zu spüren, die sich um sein Herz schloss.

Es schien ganz so, als würde eine Stimme nach ihm rufen und je näher sie ihrem Ziel zu kommen schienen, desto lauter hallte sie in seinem Kopf wider. War dies ein Trick seitens Seth? Vielleicht war es besser umzukehren, bevor es zu spät war. Doch wenn es keine Falle war würde er niemals erfahren, welchen Beweis der Braunhaarige für seine absurde These besaß.
 

Der empörte Schrei der Falkendame vermischte sich mit dem Rauschen der Fluten, als Joey den Umhang, mit dem darin eingewickelten Vampir, zu fest an sich drückte. „Jetzt stell dich nicht so an!“ fauchte der Blonde, der sich an der Wurzel eines Baumes festhielt und versuchte seine Füße wieder auf einigermaßen festen Boden zu bringen. Der Pass war unbegehbarer, als er anfangs angenommen hatte, sodass er teilweise bis zu den Knien durchs Wasser waten und darauf achten musste, dass er der Strömung nicht zu nahe kam.

Und das, wo er Wasser hasste! Das nasse Element war ihm noch nie sonderlich geheuer gewesen und das er sich nicht mal richtig irgendwo festhalten konnte, weil er Kisara im Arm trug, erleichterte ihm die Sache nicht wirklich.

Endlich gelang es ihm die Fersen in den Schlamm zu bohren und langsam richtete er sich wieder auf, ehe er die haltende Wurzel losließ. Langsam machte er einen Schritt nach dem anderen und tastete dabei mit den Füßen immer erst vor, damit er nicht plötzlich in eine Vertiefung trat, abrutschte und die Strömung sie beide davon trieb.

Besorgt wanderten die braunen Augen zum Himmel. Noch immer war es Tag, doch für wie lange würde das Rudel rasten? Zwar kannte er Zork nicht, doch war er sich sicher, dass sie spätestens zur Mittagsstunde weiterziehen würden. /Und wenn das so weiter geht bin ich morgen noch immer nicht am Ziel!! Verdammt!/ Es war zum Haare ausreißen! Joey hatte kaum die Hälfte der Strecke geschafft und es kam ihm so vor, als würde er schon seit Stunden unterwegs sein.

Zudem wurde seine Füße allmählich taub, denn es mochten zwar oben rum angenehme 36° sein, doch durch die stetige Strömung hatte das Wasser nicht wirklich Zeit, um die Wärme zu speichern und war dementsprechend kalt. Der Blonde betrachtete die Klippen zu seiner Rechten. Er hatte schon überlegt, ob er nicht besser hochklettern und sich von dort oben einen Weg suchen sollte, doch mit Kisara im Gepäck ging das schlecht. Sie würde ihm runter fallen, oder mit Sonnenlicht in Berührung kommen.

/Ob sie Yami wohl schon getötet haben? Oder haben sie vielleicht doch noch einen Weg gefunden? Und wehe dir Seto, wenn du nicht im Schloss geblieben bist!! In die Behausung der Vampire einzudringen, die auch noch bald Besuch von den Werwölfen bekommen werden, ist tödlich für einen Menschen!/

Hastig schüttelte Joey den Kopf. Er sollte sich nicht allzu große Sorgen um den Eisdrachen machen, sondern sich besser auf den Weg konzentrieren, damit er nicht wieder abrutschte, vor allem da dann sicherlich nicht wieder eine rettende Wurzel in der Nähe sein würde.
 

Doch was Joey nicht wusste war, dass sich die Werwölfe bereits wieder auf den Weg gemacht hatten. Zork gab einen schnellen Marsch vor, trotz, dass die meisten des Rudels sich noch im Halbschlaf befanden, denn er wollte das Schloss des Anubis Clans noch vor Einbruch der Nacht erreichen. Dann konnten sie sich bis zum Sonnenuntergang noch ausruhen und hatten den Überraschungseffekt auf ihrer Seite.

Zork strich sich die langen schwarzen Haare aus dem Gesicht und grinste gehässig vor sich hin. Er wollte Macht, wollte, dass jeder ihn fürchtete und schon sehr bald würde es soweit sein. „Schneller!“ rief er über die Schulter hinweg. „Lauft Wölfe, denkt immer daran, was bald uns gehören wird!“ die Unzufriedenheit über das ehemalige Leittier war ihm nur zurecht gekommen, denn so hatte er sich die Finger nicht selber schmutzig machen müssen, auch wenn er Joey mit Leichtigkeit von seinem Thorn hätte stoßen können....aber wo bliebe da dann der Spaß?

Vor allem, wo er doch so gerne intrigierte. Aus dem Hinterhalt heraus hatte er den Unmut der Werwölfe noch ein wenig angeheizt und sie somit zu dem Verrat provoziert, auch wenn sich die meisten dessen gar nicht wirklich bewusst waren. /Und sind die Vampire erst mal besiegt, nehme ich mir den Rest der Welt vor!/
 

Yami bekam ein mulmiges Gefühl im Bauch, als Seth ihn in den Raum führte, in welchem er mit Bakura gekämpft und ihn letztendlich umgebracht hatte. Sein Blick hing wie hypnotisiert an dem Dolch, an dessen Klinge noch das Blut klebte. In Yami zog sich alles zusammen und ohne, dass er es aufhalten konnte, fanden erneute Tränen den Weg aus seinen Augen, ließen die Sicht verschwimmen. Er hatte ihn getötet. Hatte Bakura getötet, weil er sich nicht in den Griff bekommen hatte.

„Warum hast du mich hierher gebracht?“ verlangte der Schwarzhaarige zu wissen und es war ihm egal, dass ein Zittern seine Stimme begleitete. „Was ist das für ein Raum?“

„Ein Mausoleum,“ sagte Seth kühl und ging weiter in die Mitte der Grabstätte, wirbelte jedoch herum, als das Geräusch, wenn ein Schwert aus seiner Scheide gezogen wurde, die Stille durchbrach.

Yami hielt ihm mit wütendem Blick die Klinge an die Kehle. „Machst du dich lustig über mich??“ fauchte er, da er die Bemerkung, dass es sich um ein Mausoleum handelte, darauf bezog, dass er Bakura hier getötet hatte. „Wenn du willst dann kann ich diesen Ort auch gerne zu DEINEM Grab machen!“

Seth hob jedoch nur eine Augenbraue hoch, ehe er sich kühl abwandte. „Ich weiß nicht, wovon du redest, aber das hier ist das Grab von Atem, deinem Vorfahren. Erbaut von Sethos, meinem Urgroßvater.“

„W-was?“ fragte Yami verwirrt und wischte sich über die Augen, um wieder klarer sehen zu können und nahm nun seine Umgebung genauer in Augenschein. Das Mausoleum war rund und besaß eine kuppelförmige Decke. Der weiße Putz war hier und da vom Ruß der Fackeln geschwärzt, doch die goldenen Verzierungen waren noch immer gut zu erkennen. An den Säulen schien man Texte hingeschrieben zu haben, doch Yami konnte ihre Sprache nicht verstehen.

Den Mittelpunkt des Raumes bildete ein Sarg, welcher einem ägyptischen Sarkophag nachempfunden worden war. Zwar war er aus schwerem Stein gefertigt worden, dennoch schien es jemanden gelungen zu sein den Deckel zu Boden zu stoßen, wo er zerbrochen war. Um den Sarg herum befanden sich die vertrockneten Überreste von ernst sicherlich wunderschönen Rosen. Und an diesem Ort sollte einer seiner Vorfahren gelegen haben? Aber wieso? Wieso nicht auf Atemu Castle? Und warum war dann der Sarg, bis auf eine schwarze Schriftrolle, leer?

„Du lügst,“ behauptete Yami und steckte sein Schwert wieder weg. „Warum sollte einer meiner Vorfahren in DEINEM Schloss begraben liegen?“

„Weil Sethos Atem geliebt hat,“ erklärte der Braunhaarige und ging dabei auf den Totenschrein zu, um ihm die schwarze Schriftrolle zu entnehmen. „Zumindest lassen all die Liebesgedichte darauf schließen, die er an die Säulen gemalt hat.“

„Da kannst du mir viel erzählen!“ sagte Yami und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Ich habe diese Schrift noch nie gesehen!“

„Es ist eine sehr alte Schrift, welche die Vampire nutzten, als sie von den Menschen verfolgt wurden. So konnten sie sich untereinander verständigen. Du kannst mir gerne jeden Vampir danach fragen, wenn du mir nicht glaubst.“

Yami nickte, doch so leicht ließ er sich nicht überzeugen. „Also schön, nehmen wir einfach mal an, dass du recht damit hast und Sethos Atem geliebt hat. Aber das beweist noch lange nicht, dass mein Clan nach Macht dürstete!“

„Oh doch,“ sagte Seth ruhig und blickte Yami so anklagend in die Augen, dass dieser unweigerlich schlucken musste. „Sethos hat alles in Gedichten niedergeschrieben. Ich hab dir doch gesagt, dass ich sein Urenkel bin, nicht wahr? Demnach bin ich im Besitz all seiner geschriebenen Werke. Wenn du mir in mein Zimmer folgen möchtest zeige ich sie dir gerne.“ Der Violettäugige zögerte erst, denn Seth schien sich seiner Sache wirklich sicher zu sein, doch wollte er auch wissen ob es stimmte, was dieser von seinem Vater behauptete. Also nickte er und ließ sich von dem Älteren in dessen Zimmer führen, aus dessen Mariku und Rafael bereits geflüchtet waren, nachdem sie wieder zu sich gekommen waren und nun nach Mahado und Mana suchten.

Seth bedachte das leere Zimmer mit einem zufriedenen Lächeln, denn natürlich war er der Ansicht, dass seine beiden Wächter die Feinde besiegt und eingesperrt hatten. Yami einen Seitenblick zuwerfend, der sich jedoch nichts anmerken ließ, ging er auf einen Schrank zu und holte dort einen Packen Pergament hervor, welchen er dann auf dem Schreibtisch ablud.

„Atem ging den Weg der Dämonen, um Ruhm und Macht zu erlangen,“ begann Seth zu erzählen, reichte Yami eines der Gedichte und deutete auf die genannte Stelle. „Er wollte seinen Vater beeindrucken,“ fügte er verächtlich hinzu.

Die Amethyste wanderten über die Zeilen und Yami konnte es nicht fassen. Hatten seine Vorfahren das wirklich nur getan, um Macht zu erlangen und irgendwelche Familienfehden zu beenden?? Er schluckte schwer und legte das Blatt wieder auf den Stapel zurück. „Was ist das, was du mitgenommen hast?“ verlangte Yami zu wissen, auch um Seth nicht Rede und Antwort stehen zu müssen.

„Das Föddes han Ondska. Geburt des Dämons,“ sagte der Braunhaarige und reichte seinem Gegenüber die schwarze Schriftrolle.

„Geburt des Dämons?“ fragte Yami verwirrt und rollte das Pergament aus, auf welchem die selben merkwürdigen Schriftzeichen, wie auf den Säulen des Mausoleums zu sehen waren, nur waren sie diesmal silbern.

Seth nickte, ehe er antwortete. „Wie der Name verrät handelt es sich sicherlich um eine genaue Beschreibung der Dämonenentstehung und vielleicht auch, wie man sie bekämpft.“

Eine Augenbraue anhebend blickte Yami den Älteren kritisch an. „Wieso sicherlich und vielleicht? Ich denke du kannst das lesen!“

„Kann ich,“ beharrte Seth. „Aber siehst du das Ende? Jemand hat es abgebrannt. Das Föddes Han Ondska beginnt mit einem Totengedicht an Atem und ein Satz leitet dann die Sache mit den Dämonen ein, doch ab dann fehlt der Rest. Aber es war hundertprozentig Amun, Atems Vater!“

„Und wie willst du diese Unterstellung beweisen?“ wollte Yami wissen, noch immer darauf bedacht zu beweisen, dass nicht alle aus seinem Clan grundlegend schlecht und machtsüchtig waren.

„Durch diesen begonnenen Brief.“ Damit wurde Yami ein weiteres Pergament gereicht, welches sogar in seiner Sprache geschrieben worden war.
 

Amun, Lord der Atemus,

warum hast du Atems Grab geschändet? Warum verbrannt, was die Wahrheit und wichtig für die Nachwelt wahr? Waru.....
 

Das begonnene Wort endete mit einem langen Tintenstrich, wie wenn man jemanden beim Schreiben störte. Anscheinend hatte man Sethos angegriffen, denn Blut befleckte das Papier. „Das beweist nicht, dass es Amun war!“ wand Yami ein und legte den Brief nun ebenfalls zurück.

Die blauen Augen verfinsterten sich. „Du kannst es leugnen so viel du willst, aber dein Clan war schon immer Machtdurstig! Warum sollte jemand des Anubis Clans das Föddes Han Ondska zerstört haben? Es kann nur jemand aus deinem Clan gewesen sein, einer der nicht wollte, dass die Macht eines Dämons in fremde Hände gerät. Ich mochte zwar nicht wissen, wie man einen Dämonen erschafft, aber Sethos Gedichte zeigen deutlich, dass ein Dämon nie genug vom Blut bekommt! Die einzige Schwäche eines Dämons, warum ist es dir gelungen ihr zu widerstehen? Ich hatte dich doch perfekt in meiner Hand!“

„Weil ich niemals einen meiner Freunde getötet hätte, um mein Leben zu retten. Schon gar nicht, wenn mir die Person so viel bedeutet...“ die Stimme des Schwarzhaarigen war zum Schluss hin immer leiser geworden und wieder musste er blinzeln, damit ihm die Sicht nicht verschwamm. Er hatte diesen Jungen getötet, hatte fast Yugi getötet, doch sie hatten ihm beide nicht so nahe gestanden, wie Bakura. Yami war sich sicher, wäre der Weißhaarige ihm ab sofort ehrlich gegenüber getreten, er hätte sich sicherlich in ihn verlieben können, war er doch eigentlich auch sehr attraktiv. Doch nun war es zu spät.

Er wand sich von Seth ab und begann eines der vielen Gedichte zu lesen. „Wie auch immer. Du hast deinen Willen doch bekommen. Bakura ist tot.....da fällt mir ein...,“ er drehte sich dem Älteren wieder zu. „...du redest die ganze Zeit davon, wie machthungrig mein Clan ist, aber was ist mit dir? Du wolltest mich, um einen Krieg gegen die Werwölfe gewinnen zu können. Eine ganze Art zu vernichten, nennst du das etwa friedfertig? Und das Bakura gekommen ist um mich zu töten, beweist das nicht, dass nicht alle Atemus machthungrig sind??“

„Versuch nicht dich herauszureden,“ zischte Seth. „Bakura ist kein Lord, wie du es bist, wie es dein Vater und Amun waren!“ Yami wand sich daraufhin wieder ab. Er war sich sicher, dass Seth log. Und wenn nicht mit der Tatsache, dass aus seinem Clan Dämonen hervorgegangen waren, dann mit der, dass seine Vorfahren und auch in erste Linie sein Vater machthungrig waren! Vielleicht lag es auch nur daran, dass er es nicht wahrhaben wollte, doch er hatte seinen Vater gekannt und das sicherlich besser, als Seth. Und was Amun und Atem anging – Seth besaß nur Sethos Gedichte als Beweis. Somit konnte auch er nicht genau nachweisen, was damals geschah.

„Das war keine Antwort auf meine Frage,“ sagte Yami, den Rücken noch immer dem Blauäugigen zugedreht. „Wenn du die Werwölfe auslöschen willst bist du genauso ein Verbrecher, wie es, deinen Worten zu Folge, mein Clan ist.“

„Die Werwölfe müssen vernichtet werden, wenn endlich Frieden herrschen und wir frei sein wollen! Die Flohfänger unterdrücken uns und sind zu stark! Es braucht einen Dämonen, um sie auszulöschen!“

Yami wirbelte herum, funkelte den Älteren wütend an. „Glaubst du damit wäre das Problem gelöst?? Gewalt ruft immer nur noch mehr Gewalt hervor! Was wenn einer der Werwölfe überlebt, weil es ihm gelingt zu entkommen? Was wenn er ein neues Rudel gründet und dieses dann in eine erneute Schlacht führt? Und wenn es dann keinen Dämonen gibt werden die Vampire vernichtet! Ist es das was du willst??“

„Halt den Mund!“ fauchte Seth und ließ seine Fangzähne aufblitzen. „Was weißt du denn schon von unserem Leid?“

„Leid??“ wollte Yami verächtlich wissen. „Ich hatte den Eindruck, dass es dir sehr gut hier geht! Es machte nicht den Anschein, als ob man dich unterdrücken würde. Du willst doch nur Macht haben!“ Seth zog sein Schwert, ebenso wie Yami. „Hör auf andere zur Rechenschaft zu ziehen, wenn du selbst nicht besser bist!“ Der Braunhaarige schwang sein Schwert, doch der Dämon parierte diesen mit Leichtigkeit und es dauerte zwei weitere Schläge, ehe er Seth entwaffnet hatte und die Schwertspitze an dessen Kehle hielt. „Du hast selbst gesagt, dass ein Dämon nicht von einem gewöhnlichen Vampir besiegt werden kann. Warum versuchst du es dann?“

Als Yami keine Antwort erhielt ließ er sein Schwert sinken und machte Anstalten den Raum zu verlassen. „Warum lässt du mich am Leben? Hast du mir vorhin nicht noch den Tod angedroht?“ fauchte Seth verärgert über diese Demütigung.

Der Schwarzhaarige hielt inne, drehte sich jedoch nicht um. „Mein Wunsch hat sich nicht geändert. Nichts würde mir mehr Freude bereiten, als dich tot zu sehen. Aber dann wäre ich nicht besser, als du.“ Mit diesen Worten verschwand er aus dem Schlafzimmer und ließ einen vor Wut schnaubenden Seth zurück.
 

Obwohl es noch immer Tag war, war das Schloss des Anubis Clans nicht ganz so unbewacht, wie es Zork gerne gehabt hätte. Auf einem der höchsten Türme hockte ein Wächter und wie jeder seines Clans hasste er diese risikoreiche Arbeit, da man jederzeit von einem Sonnenstrahl erwischt werden konnte.

Sorgfältig in lichtundurchlässige schwarze Gewänder gehüllt wanderten die grünen Vampiraugen über das Gelände und verengten sich ein wenig, um sich zu vergewissern, dass das eben keine Einbildung gewesen war. Doch tatsächlich: Eine Menschenmasse bahnte sich ihren Weg durch den Wald, so schien es jedenfalls auf den ersten Blick, doch die Kleidung war unverkennbar. Werwölfe!!

/Verdammt!/ der Wächter sprang auf und stürmte ins Innere des Schlosses. „WERWÖLFE!!“ rief er immer wieder. „WERWÖLFE!! EIN GANZES RUDEL NÄHERT SICH DEM SCHLOSS!! MY LORD, WERWÖLFE UMZINGELN UNS!!“
 

Yami erstarrte, als er den Ruf hörte. Was wollten die Werwölfe hier? Seth schien darauf eine Antwort zu haben, denn im Vorbeigehen sagte er: „Sieht ganz so aus, als wären sie es nun, die den Krieg beginnen.“



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