Dein Parfum
Nun habe ich es so weit geschafft. Und dennoch ist es vorbei. Ich hatte so lange durchgehalten, war so weit gerannt, doch du hast mich eingeholt. Und nun stehe ich in einer Sackgasse. Vor mir dein Gesicht – hinter mir die Wand. Noch einen letzten Schritt trete ich zurück, dann stoße ich mit dem Rücken an sie. Das war es, hier geht es nicht weiter.
Ich schaffe es noch, den Gedanken an eine Flucht geradewegs an dir vorbei zu beenden, da packst du meine Oberarme. Beugst dich zu mir herunter und hauchst mir grinsend ins Gesicht, dass ich nie wieder fliehen sollte. Dein Atem stinkt so widerlich nach Blut, dass ich würgen muss, du bist mir so nahe, dass ich jede deiner Poren zählen kann.
Du beugst dich weiter hinab und ich versuche, mich auf den Schmerz vorzubereiten, doch es geht nicht. Es ist einfach nicht möglich. Wie immer überrumpelt er mich. Ich zucke zusammen und trete dir instinktiv mit dem Knie in den Bauch.
Mit einer schmerzhaft schnellen Bewegung reißt du deinen Kopf wieder hoch.
Gezischte Worte von Verboten dringen an meine Ohren, bevor du erneut zubeißt.
Diesmal ist es heftiger. Heftiger als je zuvor. Ja, ich habe sogar den Eindruck, dass du kaust. Dass du auf meinem Hals kaust wie ein Hund auf seinem Knochen.
Und du trinkst langsamer. Mit quälender Geduld ziehst du das Blut aus meinen Adern.
Diesmal nehme ich so viel mehr wahr.
Speichel an deinen Lippen, an meinem Hals.
Jeden einzelnen Muskel deiner Finger, die meine Oberarme so fest umklammern, dass meine Schulterknochen drohen, zu bersten.
Schuppen in deinem fettigen Haar, auf den Schultern deines Mantels.
Du riechst nach Tod.
Schwach sinke ich in mich zusammen, hänge in deinen Händen, lehne den Kopf an die Wand. Wie immer hoffe ich, dass es erlösend sein wird, wenn du deine Zähne wieder aus mir zurückziehst, und wie immer ist dem nicht so. Es ändert nichts an diesem widerlichen Gefühl der Leere. Gähnende Leere in meinen Adern. In meinem Kopf.
Breit grinsend siehst du mich an. Winzige Reste meines Blutes kleben an deinen Zähnen.
Gib es wieder her…
Du fragst mich, ob ich etwas daraus gelernt habe.
Ich nehme all meine letzten Kraftreserven zusammen und spucke dir mitten in dein fauliges, verhasstes Gesicht.
Das gefällt dir nicht. Hätte ich noch die Kraft meine Mundwinkel zu heben, würde ich jetzt lachen.
Angeekelt lässt du mich fallen, ich sinke zu Boden und bleibe seitlich liegen, während du dir mit dem Ärmel meinen Speichel von der Haut wischst.
Ja, Herr, ich habe etwas daraus gelernt. Ich werde mich weiterhin widersetzen. Bloß, um zu sehen, wie sehr Euch das anwidert.
Wortlos packst du mein Handgelenk und schleifst mich über den Boden. Den ganzen Weg zurück in deine Kerker.
Dort schlägt es mir entgegen wie eine Faust. Dein Parfum. Deine Marke.
Du riechst nach Tod.