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Es war einmal ...

Nicht nur Worte erzählen von Vergangenem
von

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Eine Wand wirkt ohne Bilder leer, so nackt und man traut sich kaum, den Blick auf sie zu richten.

Und dennoch hängen die Gedanken ständig bei ihr, dieser leeren Wand, die man so gerne füllen möchte mit Bildern, Farben, Regalen, irgendwas.

Ihr nur irgendwie Leben einhauchen.

Es ist nicht schwer, diese Wand „anzuziehen“; man hätte so viel, damit sie endlich nicht mehr nackt ist, das nötige Leben hat. Damit die Blicke auf ihr kleben bleiben und nicht, wenn man an ihr vorbeigegangen ist, die Gedanken, die sich wundern, warum diese Wand so kahl ist.

Nicht einmal Farbe hat.

Diese Entscheidung ist eine schwere, keine einfache und verlangt Zeit, manchmal mehr, manchmal weniger.

Und Liebe.

Eine Menge sogar.

Eine lieblose Wand wirkt genauso kalt und leblos wie eine kahle Wand.
 

Und genau deswegen, weil sie nicht will, dass diese eine Wand eine lieblose ist und weil es ihm egal ist, gibt sie sich eine Menge Mühe damit, lässt sich Zeit.

Der ganze Boden des Zimmers, in dem eben jene Wand ist, ist bedeckt mit Bildern; von ihr, von ihm, von Familie, von Freunden und Bekannten, von irgendjemand. Es sind schöne Bilder, alte und neue, irgendwelche. Manche hat sie noch nie in ihrem Leben gesehen und jetzt lacht sie umso mehr über sie, als sie ihr jetzt in die Hände fallen.

Sie sortiert die Fotos, legt die, die sie unbedingt aufhängen will, auf einen Stapel, die, bei denen sie sich nicht sicher ist, auf einen anderen und auf einen komplett anderen solche, die für ein Fotoalbum gut genug sind, aber nicht für die Wand, die sie schmücken will.

Es dauert lange, genauso, wie sie es sich gedacht hatte.
 

Draußen wird es immer dunkler. Die Stunden streichen dahin. Die Stapel um sie herum werden größer, der unsortierte Rest wird weniger, und auch wenn sie es nur unbewusst merkt, dauert es immer länger, bis sie zum nächsten Bild kommt. Sie starrt immer länger auf das gleiche, lacht länger darüber und denkt länger.

Zum Beispiel das, was sie gerade in ihren Händen hält.

Es ist ein Bild von ihm, ein schönes Bild. Damals kannte sie ihn noch nicht so genau, sie hatte ihn zwischendurch nur mal gesehen und ständig an jeder Ecke irgendwas von ihm gehört. Jeder war und ist immer noch von ihm begeistert. Er hatte schon immer die Erwartungen anderer erfüllt, genauso wie man es von ihm sehen wollte. Und er hatte nie jemanden enttäuscht.

Dieses Foto passte perfekt in dieses Bild, das andere formten und bemalten; es zeigte ihn, noch ziemlich jung, nicht älter als acht zarte Jahre, in seinen besten Klamotten. Ein schwarzer Anzug, der Kragen seines weißen Hemdes ziert seinen kleinen Hals, leicht verdeckt von seinen schwarzen Haaren, um seinen Hals eine bläuliche Krawatte; garantiert hatte seine Mutter die Krawatte liebevoll umgebunden, mit einem stolzen Lächeln auf dem Gesicht.

Das Lächeln von diesen jungen Lippen ist sicherlich erzwungen, auch wenn man es dem Jungen nicht ansieht. Er hatte in diesem Alter nie freiwillig gelächelt.

Heute macht er es dafür umso öfter.

Weil er weiß, dass es sie glücklich macht.

Jetzt lächelt auch sie, legt das Foto, das sich bereits in einem schlichten Rahmen befindet, auf den Stapel mit den Bildern, die sie aufhängen will. Es wird ihm nicht gefallen, vermutlich nicht deswegen, weil es einfach nur ein Bild von ihm aus Kindertagen ist, sondern weil sein Bruder hinter ihm steht, die Hände auf seine Schultern gelegt.

Er hasst seinen Bruder nicht, er versteht ihn nur nicht und deswegen sieht er ihn nicht gerne an.

Sie hofft, dass er nicht wütend auf sie sein wird, wenn er morgen früh wieder kommt und dieses Bild sieht.

Dabei ist es ein so wunderschönes Foto.

Und dieses hier auch.

Sie greift zum nächsten.

Auf diesem sind sie und er zu sehen, Arm in Arm und sich verträumt in die Augen sehend. Ihre beste Freundin hatte darauf bestanden ein solches Bild zu machen, eines mit einer liebevollen Geste, das den Jungen, der seit dem Foto, das sie auf den einen Stapel gelegt hatte, zu einer gefühlskargen Person hatte werden lassen, die nur langsam ihre Gefühle wieder ausgrub.

Und dieses hier ist das Ergebnis der Idee jener besten Freundin.

Es konnte sich wirklich sehen lassen.

Dieses Lächeln ist genauso liebevoll wie das auf dem anderen Foto, doch es wirkt ehrlicher. Der verliebte Ausdruck in seinen Augen lässt jegliche Erinnerung an den gefühlslosen Jungen ohne Eltern verschwinden.

Sie blickt noch einige Augenblicke lang auf ihn, bevor sie auch dieses Foto auf den Stapel mit denen legt, die sie aufhängen will.

Greift zum nächsten.
 


 

Als er das Zimmer betritt, wird es gerade etwas durch das schwache Sonnenlicht erhellt. Es erstrahlt in einem zarten Rot, leuchtet in goldenen Farben und lässt ihre Haut lieblich schimmern.

Er liebt diesen Anblick.

Und er verliebte sich jeden Morgen aufs Neue ihn.

Wenn er neben ihr aufwacht, in ihr verschlafenes Gesicht sieht und ihr eine Strähne ihres weichen Haares aus dem Gesicht streicht. Die Sonnenstrahlen, die auf ihrem Gesicht und ihrer nackten Schulter tanzen.

Heute ist er nicht neben ihr aufgewacht. Er war die ganze Nacht unterwegs, durch den Wald um ihr Dorf gejagt und seine Aufträge erfolgreich erfüllt – genauso wie man es sich von ihm wünscht und schon immer gewünscht hat.

Er macht es schon immer so.

Und trotzdem erwachen in seinem Bauch diese unzähligen vielen Schmetterlinge, die er jeden Morgen in sich fühlt. Wie sie ihre Purzelbäume schlagen, ihn mit ihren zarten Flügeln berühren und diese angenehme Gänsehaut wecken, die man immer dann bekommt, wenn jemand nur mit den Fingerspitzen über empfindliche Stellen streicht.

Er liebt solche Momente.

Er liebt sie.

Wie sie auf dem Sofa liegt, die Augen geschlossen, tief und fest schlafend.

Um sie herum sind unzählige Fotos verteilt, solche, die er noch nie gesehen hat und solche, an die er sich auf einmal wieder erinnert, nun, da er sie sieht.

Hatte sie ihre „Drohung“ wahr gemacht?

Vorgestern, bevor er gegangen war, um seine Arbeit zu erledigen, hatte sie ihm gesagt, dass sie etwas gegen diese kahle Wand im Wohnzimmer machen wolle. Es sei grauenhaft, ständig diese leblose Wand anstarren zu müssen, die ohne Bilder und Fotos so völlig leblos wirke.

Seine Augen wandern über den Boden, der nicht anders aussieht als die Umgebung des Sofas; der größte Teil der Bilder ist jedoch geordnet in zwei Stapel.

Er lacht leise.

Sie und ihr Drang zur Ordnung, ihre Sucht nach einem System, einer Grundidee für alles, was sie tut.

Vermutlich hat sie die Bilder nach denen sortiert, die sie aufhängen wollte, nach solchen, bei denen sie sich nicht sicher war, und schließlich nach den Fotos, die höchstens für ein Fotoalbum reichten.

Sie müssten sich wohl eine Menge von den Alben anschaffen, wenn der größere der beiden Fotostapel für diese gedacht ist.

Schlussendlich sieht er auch die Wand, die noch so kahl gewesen war, als er das Haus vorgestern verlassen hatte.

Seine Augen weiten sich vor Überraschung, als er auf die Wand sieht.

Er hat es nie gemocht, sie anzusehen; sie war so leer gewesen. Sie hat Recht gehabt. Es war eine gute Idee, ihr endlich Leben einzuhauchen.

Er hat sich das Werk seiner Lieben noch nicht einmal richtig angesehen und er ist bereits begeistert davon.

In der Mitte, dem eindeutigen Zentrum, auf das sein Blick sofort gefallen ist, ist ihr Hochzeitsbild, ein so wunderschönes Bild, an dem er sich einfach nicht satt sehen konnte. Das Strahlen ihrer Augen, das Leuchten ihres Lächelns, dieses bezaubernde Wesen an sich kann er einfach nicht aus seinem Gedächtnis verbannen, nie vergessen.

Es ist einfach eine Wohltat fürs Auge, immer und immer wieder.
 

Diese Wand erzählt seine Lebensgeschichte und es erzählt ihre Geschichte.

Und dann noch ihre gemeinsame.

Der schönste Abschnitt dieser beiden Geschichten.
 

Er wendet sich ab, setzt sich neben seine Liebe auf das Sofa, beugt sich zu ihr herunter.

Küsst auf ihre Wange, die bisher das Sonnenlicht streichelte.

„Guten Morgen, mein Schatz“, flüstert er, obwohl er weiß, dass sie nicht aufwachen wird. Sie schläft noch nicht lange, und seine leise Stimme kann sie nicht wecken; sie ist sicherlich viel zu erschöpft, viel zu glücklich, als dass sie eine solch kleine Störung wecken kann.

Dieser zufriedene Ausdruck in ihren Augen beweist ihm, dass sie glücklich ist.

Sie ist stolz auf ihr Werk.

Zu Recht.

Vorsichtig hebt er sie hoch, will sie zu Bett bringen.

Achtet dabei darauf, auf keines der Bilder zu treten, die noch auf dem Boden liegen.

Kurz bevor er den Raum verlässt, bleibt er stehen, sieht noch einmal auf die Wand, auf die Geschichten, die sie erzählt.

Sein Blick fällt auf ein Bild von sich, als er gerade acht Jahre alt gewesen ist. Er hat sich dafür extra fein herausputzen lassen, seiner Mutter und seiner Vater zu Liebe; außerdem hat er unbedingt ein Foto mit seinen Bruder haben wollen. Damals war er so stolz auf ihn, hat den großen Wunsch, genauso zu sein wie er, genauso beachtet zu werden wie er.

Und heute blickt er ihn an und versteht ihn nicht.

Sie weiß es, weiß, wie er über seinen Bruder denkt und dennoch hat sie das Foto an die Wand gehängt. Am liebsten würde er es abnehmen, damit er ihn nicht mehr sehen muss. Doch er macht es nicht, schüttelt nur den Kopf und lächelt.

Er kann ihr nicht böse sein.

Ein letztes Mal, bevor er seine Liebe ins Bett legen will, sieht er auf das Bild in der Mitte.

Ihr Hochzeitsbild.

Der golden schimmernde Rahmen erstrahlt geradezu in dem gold-roten Licht der Sonne, lässt seine schönste Frau auf Erden noch engelsgleicher wirken.

Sein Lächeln wird breiter.

Er sieht auf die Namen, die den Rahmen zieren, in verschnörkelter Schrift geschrieben.

Er geht ins Schlafzimmer.

Sie macht alles wieder wett, den ganzen Schmerz, all das, was er in seinem Leben am liebsten nie gefühlt und gesehen hätte.
 

Sakura und Sasuke Uchiha



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Kommentare zu diesem Kapitel (16)
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Von:  Risa
2010-12-01T16:41:47+00:00 01.12.2010 17:41
und wieder eine deiner FFs durch und wieder bin ich begeistert! Ich such mir gleich die nächste raus!
Von:  bells-mannequin
2009-08-17T16:34:06+00:00 17.08.2009 18:34
Sehr wunderschön und romantisch und süß und... perfekt. Ich mags einfach; es ist dieses Leichte in deiner Art zu schreiben... das ist schön <3

bells (die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alles, was auf ihrer Favoritenliste ist, zu berievewen)
Von: abgemeldet
2009-04-13T15:49:25+00:00 13.04.2009 17:49
Totalllll süßß ^^
Suppi OS ^___________________^
Von:  Sakura-Jeanne
2009-03-04T19:14:12+00:00 04.03.2009 20:14
ein sehr schönenr os

Von: abgemeldet
2008-12-01T14:52:58+00:00 01.12.2008 15:52
^^ aaaaaww, sasuke kann ja so süß sein, wenn er verliebt ist :D
ich mag deinen schreibstil, auch wenn ich zu denjenigen gehöre, die Präteritum bevorzugen (frag mich nich wieso, ich mags halt xD)
*gg* du hättest sie auch ruhig aufwachen lassen können ;)

glg, Krea
Von:  dannysahne
2008-11-25T11:47:11+00:00 25.11.2008 12:47
>.<
Einfach tolle FF!
Klasse beschrieben und sehr schön!!!

LG
Von:  Animegirl-4_Ever
2008-10-21T18:03:15+00:00 21.10.2008 20:03
wie süß!!!!
das ist so niedlich!!!
Der Os war echt schön!!!
LG Animegirl
Von: abgemeldet
2008-09-21T20:41:38+00:00 21.09.2008 22:41
Kawaii~

Ich liebe es!
Ich habe es direkt zweimal gelesen, und jetzt kommt es ab auf meine Favoliste!

Lg
Lyra
Von:  Spielkind
2008-08-21T21:01:22+00:00 21.08.2008 23:01
Oh, wie süß!^^

Ich liebe den OS, sofort auf die Favo-Liste!^^
Von:  chibivivisan
2008-04-04T20:11:04+00:00 04.04.2008 22:11
och da sis so schön.- ich liebe diese pairing. ich mag deinen stil total.... und süß is es auch wie du sasukes und sakuras gedanken beschreibst. ich glaube ich solt eauhc ein paar fotos bei mir aufhängen ^^


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