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Dies ist meine Geschichte....

äh...ja, der Titel ist seltsam, ich weiß, aber noch hab ich keinen Besseren ^^
von

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Nathy

Noch ein kleines Stück, dann hatte sie es geschafft! Mühsam zog sich das kleine Mädchen an dem letzten Ast hoch der gerade noch in der Lage war ihr Gewicht zu halten. Zufrieden setzte sie sich bequem hin und lehnte den Kopf gegen den Stamm. Mit einer Hand strich sie sich eine ihrer türkisenen Haarsträhnen aus der Stirn, die andere schnappte zielsicher nach einem Apfel, der über ihr baumelte. Genüsslich biss sie hinein und genoss den lauen Wind, der mit ihren Haaren spielte und sie zerzauste. Sie mochte den Anblick, wenn ihre Haarsträhnen sich mischten und das Licht der Sonne einfingen. Es was schließlich vor allem ihr Haar das sie zu etwas besonderem machte. Vorne war es weißlich türkis schimmernd, und fiel wie ein seidener Schaal, galt und fliesend bis zur Hüfte, wie sei der Ahnenherrin. Ab den Ohren aber war es dicht, dunkel braun und reichte ihr in einer unzähmbaren Lockenflut bis fast zu den Kniekehlen.

Plötzlich störten Stimmen die himmlische Ruhe auf dem Baum und sie kannte diese Stimmen nur allzu genau. Es war ihrem Magister also mittlerweile aufgefallen, dass ihm eine seiner Schülerinnen abhanden gekommen war. Zu allem Überfluss was er nicht alleine in den Schlosshof gekommen. Ihr Vater stand an seiner Seite und seinem Gesicht nach zu urteilen war er gerade über das Verhalten seiner jüngsten Tochter Nathrellda aufgeklärt worden. Leise und äußerst vorsichtig drückte sie sich weiter nach oben und verharrte regungslos an den Baumstamm gedrängt. Und sie hatte Glück, die beiden Männer schienen an ihr vorüber zu geh ohne sie zu bemerken. Erleichtert atmete sie aus, welch ein Fehler, denn eh sie sich versah rutschte ihr rechter Fuß vom Ast und sie segelte dem Erdboden entgegen. Als wäre das noch nicht genug gewesen aktivierte sich ihr angeborener Schutzmechanismus und anstatt zwar recht unsanft, doch vielleicht leise genug um nicht entdeckt zu werden auf dem Boden zu landen, trugen sie ihre Flügel ein Stück in die Lüfte und setzten sie vorsichtig im Gras ab. So ganz ohne jegliche Deckung durch den Baum sah sie ihr Vater, der große König Avonis natürlich sofort. Oh je, das würde Ärger geben, war es ihr doch verboten ihre Flügel zu zeigen, wenn andere anwesend waren. Sie hörte wie ihr Vater den Lehrer wegschickte und ihm versicherte, er würde dafür sorgen, dass die Prinzessin den Unterricht nicht mehr unerlaubt verlassen würde. Das war vollkommen überflüssig, denn sie wusste genau es würde eine Strafpredigt geben, doch mehr würde ihr wohl kaum passieren, dazu war ihr Vater zu einfach gutmütig und seiner Jüngsten lies er so ziemlich alles durchgehen. „Nathrellda Morgana Angelina, komm hierüber und erklär mir bitte was du die dabei gedacht hast…..“ Bla, bla, bla… das übliche: große Demütigung, Vorbildfunktion, absolut nicht standesgemäß. Doch Nathy wusste genau wie sie ihren Vater um den kleinen Finger wickeln konnte. Sie setzte ihren süßesten Schmollmund auf, in ihren großen grünen Augen glitzerten Tränen und sie blickte so schuldbewusst zu Boden, dass es unmöglich war ihr länger böse zu sein, egal wie viele Regeln sie diesmal wieder gebrochen hatte. Auch diesmal verfehlten ihre kleinen Tricks ihre Wirkung nicht und die Stimme ihres Vaters wurde fast augenblicklich milder. „Es tut mir leid mein Engelchen, aber ich werde mit deiner Mutter über die Sache sprechen müssen!“ Da waren die Wort, die sie so gefürchtet hatte. Ihre Mutter würde es nicht bei einem Vortrag über gutes Benehmen belassen sondern sich eine Strafe ausdenken Welche das Prinzesschen tief treffen würde. Königin Serena erwischte sie mit ihren Strafen immer an einem wunden Punkt, denn sie kannte ihre Kleine nur allzu gut. Mit hängendem Kopf machte sich Nathrellda auf den Weg in ihre Gemächer, denn der Unterricht war mittlerweile eh vorbei und sie wusste, es würde ihre Chancen auf Milde nicht verbessern, wenn ihre Mutter sie in dieser Aufmachung zu Gesicht bekam. Ihr hellblaues Sommerkleid wies deutliche Spuren ihres Ausflugs auf, es hatte Gras- und Erdflecken und der Saum war an mehreren Stellen herunter getreten. Sie hatte Dreck im Gesicht und an den Händen und die Bänder die ihr die Amme in der früh so mühevoll ins Haar geflochten hatte, waren schon lange gelöst, denn Nathy konnte sie einfach nicht leiden. Als sie in ihren Räumen ankam und das ohne irgendwem zu begegnen, obwohl sie das mehrere Umwege gekostet hatte, lies sie sich erst einmal aufs Bett fallen. Da sie niemand so gesehen hatte, der Magister sicher schon längst über irgendwelchen langweiligen Experimenten, oder noch langweiligeren Büchern saß und der Vater ihre Mutter sicher nicht sofort aufsuchen würde hatte sie gute Chancen sich umzuziehen und herzurichten eh sie die Königin zu sich bestellen würde. Sie warf die Schuhe in eine Ecke des Zimmers und verstaute gerade das Kleid in vorsichtshalber unterm Bett, als es klopfte. Nathrellda schreckte hoch, in der Angst es sei ein offizieller Besucher, doch das Klopfen kam aus dem großen Eichenschrank und das hieß es war jemand im Geheimgang, den nur Freunde benutzten. In diesem Fall war es ihre große Schwester Selene. Wie immer war sie das perfekte Ebenbild der Mutter, schlank, fast zierlich, perfekt gekleidet in ein weißes Spitzenkleid, die Haare kunstvoll hochgesteckt, zart geschminkt. Also Kurz gesagt eine wahre Prinzessin und wahrlich das Gegenteil von Nathy. Sie war fast fünfzehn Jahre älter als ihre Schwester und seit längerem verlobt, trotz alledem verstanden sich die Beiden recht gut, auch wenn Selene die Jüngre oft bemutterte. „Du hast wohl wieder mal so richtig was ausgefressen, wenn man dem ehrenwerten Herrn Magister glauben darf!“ „Dann glaub ihm mal lieber nicht“ nuschelte die kleine Prinzessin. Ein vorwurfsvoller Blick streifte sie. „ Also doch! Na dann sei mal froh, dass Mutter es noch nicht weis! Zieh dich erstmal an und dann lass mich deine Haare machen!“ Leich mürrisch, doch froh über die Hilfe nahm Nathy ihr fliederfarbenes Lieblingskleid aus dem Schrank und stopfte es gleich wieder zurück, als sie Selenes Blick bemerkte. So viel ihre Wahl auf ein Kleid aus fliesendem, hellgrünem Seidenstoff, das nicht so ramponiert war wie das Fliederfarbene. Als sie sich hingesetzt hatte um sich die Haare von der Schwester entwirren zu lassen hörte sie das Quietschen des Fensters, im Vorraum, welches immeroffen stand, da es der Zugang zu den Gemächern war, den Diana, ihre Katze bevorzugte. Selene hatte das Geräusch ebenfalls erkannt und reagierte sofort, indem sie das klein, weiße etwas, das auf sie zugeschossen kam zielsicher am Nacken packte. Die kleine Katze hatte nämlich ähnliche Vorlieben, wie ihre Herrin und war deswegen meistens eher schlammig braun als weiß. „Tu ihr nicht weh!“ kam von Stuhl sofort ein Aufschrei, auch wenn Nathy genau wusste das ihre Schwester nichts der gleichen tun würde! „Gib sie mir lieber, du machst ihr Angst!“ „Nichts da, sie ist total verdreckt, und wird dir nur das frische Kleid ruinieren!“ kam es mit strenger Stimme zurück, und mit einer schnellen Handbewegung wurde Diana in das nächste Zimmer befördert und die Tür geschlossen. „So, und jetzt lass mich deine Haare machen, wir wollen Mutter schließlich gnädig stimmen, oder?“ und damit fing sie wieder damit an das lockige braune Haar zu dünnen Zöpfen zu flechten und am Hinterkopf fest zu stecken.
 

Zur selben Zeit lies sich in einem anderen Teil des Schlosses Großkönig Avonis in seinen Lieblingssessel aus dunkelrotem Leder fallen. Durch einen Wink mit dem Zeigefinger lies er einen kleinen weichen Hocker unter seine Beine huschen und schloss mit einem Seufzer die Augen. „ Na, war dein Tag so anstrengend?“ die Stimme der Königin ließ ihn aufwachen. Als er die Augen öffnete sah er in die kornblumenblauen Augen seiner geliebten Serena, die wie Sterne in der Dunkelheit aufblitzten. „Hab ich dich etwa auf geweckt? Das tut mir ja fast leid!“ Ihr rot geschminkter Mund verzog sich spöttisch. „Mylady was erlaubt ihr euch“ flüsterte Avonis während er seine Hände um Serenas Hüften legte und sie zu sich in den Sessel zog. Behutsam küsste er sich auf die Stirn. „Sie hat sich kein bisschen verändert in all den Jahren“ dachte er, als er seine Blick über seine Frau schweifen lies. Ihr Haar was cremig weiß, ein leichter goldener Schimmer war noch zu erkennen wenn das Licht darauf viel. Die großen blauen Augen, die trotz der leichten Falten noch oft spitzbübisch glänzten, ihr schmaler Mund immer leicht geschminkt, doch auch um ihn hatte das Alter doch Spuren hinterlassen. Ein perlenbesticktes Band hing ihr in die Stirn, und er wusste genau, dass sie die sichelförmige Narbe verdeckten die Serena seit ihrer Priesterinnenweihe trug, denn als Großkönigin war es ihre Pflicht sich um den Orden und die Schwesternschaft zu kümmern! Bruchstücke von Erinnerungen als es diese Narbe und die viele andere Sorgen noch nicht gab kamen ihn in den Sinn. Es war unglaublich, was er und diese Frau schon zusammen durch gestanden hatten. „Woran denkst du nur? Du machst ein Gesicht als würde die Welt jeden Augenblick untergehen“ diese Worte holten ihn zurück aus seinen Grübeleien. „Deine Tochter hat sich heute aus dem Unterricht gestohlen. Sie hat sich in den Obstgarten verzogen und Äpfel geklaut und dann ist sie mir fast vor die Füße gefallen. Sie ist so ein Wildfang, kaum zu glauben das Selene und sie tatsächlich Schwestern sind.“ Serena unterdrückte ein Lachen. „Du wunderst dich tatsächlich, dass sie ungestüm und impulsiv ist? Erinnere dich an deine Jugend! Und Selene, sie musste schnell erwachse werden damals. Der Krieg hat sie verändert, wie sollte er auch nicht!“ Eine Träne bahnte sich den Weg über ihre Wangen. „Es fängt wieder an, ich spüre es. Eh der Monat vorbei ist wird es Krieg geben!“ „Sag doch so was nicht Serena. Es kann nicht sein, an den Grenzen ist alles so ruhig wie schon seit langem nicht mehr. Wir haben nichts zu befürchten.“ Avonis war sichtlich erschrocken, denn mit großer Wahrscheinlichkeit trafen die Prophezeiungen seiner Frau ein, doch diesmal musste sie sich einfach irren. Die Königin war ans Fenster getreten und hatte sich vorgelehnt um den Abendhimmel zu beobachten. Glühwürmchen tanzten auf dem Wasser des kleinen Sees, Grillen zirpten, irgendwo in der Ferne blökten Schafe, die ersten Sterne funkelten am Firmament. Ja, es war ruhig, fast zu ruhig. „Es ist die Ruhe vor dem Sturm, flüsterte sie in den lauen Abendwind, „ doch der Sturm wird kommen und die Spur der Verwüstung die er nach sich zieht wird grenzenlos sein!“
 

Ihre Mutter hatte sie an diesem Abend gar nicht mehr zu sich beordert, das verwunderte Nathrellda etwas. Normalerweise folgten ihre Bestrafungen möglichst auf dem Fuße. Doch es beunruhigte sie nicht weiter, vielleicht hatte sie auch Glück gehabt und der Vater hatte noch einmal gnade vor recht ergehen lassen. Mit Diana auf dem Schoss saß sie im Nachtgewand auf den Fenstersims ihres Lieblings versteck hoch oben im alten Südturm, der in frühere Zeit als Ausblickshorst verwendet worden war, doch seit der direkte Zugang eingebrochen war scherte sich niemand mehr um ihn. Niemand, bis auf ein kleines abendteuerlustiges Mädchen und ihre Katze, die auf ihren ewigen Streifzügen doch das Schloss einen völlig unversehrten Schacht gefunden hatten, der im Untergeschoss des Turms endete. Da die steinerne Wendeltreppe noch in gutem Zustand war mussten nur ein paar Trümmer und Steine weggeschafft werden und schon war der Weg in eines der herrlichsten Verstecke überhaupt bereit erforscht zu werden. Seitdem verbrachte Nathy viel Zeit hier oben, wenn sie nicht grade auf Entdeckungstour ging. Die Aussicht war einfach wunderschön und man bekam alles mit, was im Hof vor sich ging. Außerdem war der Turm über das Netz aus Geheimgängen die das Schloss durchzogen von ihren Räumen aus recht gut zu erreichen ohne gesehen zu werden. Man musste nur Acht geben, dass man nicht einschlief, sonst war es immer schwer zu erklären wieso man nicht im Bett gewesen war, als die Amme einen hatte wecken wollen. Und die Verlockung einzuschlafen war groß, den Nathrellda hatte Kissen, Decken und Stroh in den Turm geschleppt. Zwar hatten sich einige Dienstmägde über das verschwundene Bettzeug gewundert doch wirklich aufgefallen war es niemandem. An diesem Abend saßen sie und Diana auf dem Sims von dem aus man das Haupttor und den Marktplatz sehen konnte. Das war heute am interessantesten, denn es war Markttag gewesen und die letzten Händler, Marktschreier und Kaufleute packten gerade die nicht verkauften Waren in ihre Karren um die Stadt noch vor Torschluss zu verlassen, oder sich innerhalb der Festungsmauern ein Quartier für die Nacht zu suchen. Das bunte Treiben faszinierte Nathy jedes Mal von neuem. Leider erlaubten ihre Eltern nur selten, dass sie auf den Markt ging und wenn dann höchstens in Begleitung einer Amme und wenn wirklich mal was los war, an Festtagen zum Beispiel, dann wurden ihr auch noch Wachleute als Begleitschutz mitgeschickt. Der Amme konnte man ab und zu mal noch entwischen, aber die Wachen waren unerbittlich. Darum saß die kleine Prinzessin an Markttagen am liebsten in ihrem Turm und sah dem Trubel von hier oben zu. Langsam wurden Fackeln angezündet und der Platz leerte sich. Nathy verfolgte die letzten Reisenden, die in der Stadt nächtigten, mit den Augen als sie durch das Tor und die Hauptstrasse entlang zogen. Nicht mehr lange und die Tore würden über die Nacht geschlossen. Als die Händlerkarawane schon fast den Wald erreicht hatte, der am Horizont gerade noch zu erkennen war, geriet sie plötzlich ins stocken. Dass war merkwürdig, denn normalerweise konnten die Händler gar nicht schnell genug in den Wald, beziehungsweise auf der anderen Seite wieder hinaus kommen. Noch merkwürdiger war, das es so aussah als würden sie wieder zurück kommen, was irrsinnig was, denn gerade waren die Seitenportale geschlossen worden und auch das Haupttor würde nicht mehr lange offen sein. Eigentlich, das war Nathy klar, müsste sie sich langsam in Richtung Bett aufmachen, doch was dort unten ablief war einfach zu interessant. Der Zug der Händler war inzwischen fast wieder am Tor angekommen, doch gerade schloss der Hauptmann der Stadtwache persönlich die Pforte. Normalerweise gab es jetzt keine Möglichkeit mehr die Stadt zu betreten, allerhöchstens gegen eine nicht unerhebliche Summe an klingenden Goldmünzen. Doch heute war einfach ein seltsamer Tag. Erst gab es keine Bestrafung, dann lies der Wachmann heute allem Anschein nach tatsächlich mit sich reden, denn nach anfänglichen Diskussionen wurde die Menschenansammlung in die Stadt eingelassen und plötzlich herrschte wieder ein reges Treiben auf dem Platz. Lautes Geschrei und hektisches Gerenne riefen die Palastwache und letztendlich auch Mitglieder des Hohen Rates auf den Plan. Nathrellda sah wie Ratsmitglieder in Richtung Schloss rannten. Das war nun wirklich sehr seltsam, denn Räte rannten nicht. Und welche die im Hohen Rat saßen erst recht nicht. Da war etwas faul, aber zum Glück war es für Nathy nicht so schwer heraus zu bekommen was im Schloss so vor sich ging. Durch das Labyrinth aus geheimen Gängen schaffte sie unbemerkt zu einer Nische in der Wand des Thronsaals, welche von einem der purpurnen Vorhängen so verdeckt wurde, dass man wunderbar belausche konnte was drinnen gesprochen wurde. Im Saal waren außer den Weisen die herein gerannt waren König Avonis, mehrere Männer der Stadtwache, einige der Händler und drei verschmutzte Gestalten. Alle redeten wirr durcheinander, so dass die kleine Spionin kaum ein Wort verstehen konnte. Erst als die Königin eintrat herrschte Ruhe. Serena trug nur ein dünnes Nachtkleid und einen Mantel darüber. Ihr Haar war schon gelöst und hing ihr in seidigen Strähnen über die Schultern. Sie sprach leise, aber so bestimmt, dass jeder im Raum an ihren Lippen hing.“ Es ist also wieder einmal soweit gekommen. Wieder einmal steht uns der Krieg bevor, den schon unsere Urahnen auszutragen hatten. Ich hatte gehofft er würde nicht so bald Einzug halten. Doch lasst uns hören was die Boten uns zu berichten haben, damit wir uns ein Bild von der Situation machen können.“ Die drei Lumpengestallten begannen zu erzählen. Sie erzählten von den Gegenden in aus denen sie kamen und von den schrecklichen Vorkommnissen. Viele Wörter sagten Nathy nichts, sie hatte sie noch nie gehört, doch sie hatte soweit verstanden als das etwas Furchtbares geschehen war, worüber sich alle Sorgen machten. Darum waren auch die Kaufleute zurückgekommen, weil sie Angst vor dem Krieg hatten. Nathrellda war schrecklich müde und Gähnte in ihrem Versteck herzhaft bevor sie beschloss, diese Angelegenheiten den Erwachsenen zu überlassen. Allerdings nahm sie sich fest vor ihre Schwester morgen über all das was sie gehört hatte auszuhorchen und sie nach Worterklärungen zu fragen.
 

Während sich das kleine Mädchen auf den Weg ins Bett machte gingen die Diskussionen im Saal weiter. Die Dämonen, welche sich seit nunmehr sieben Jahren bis auf vereinzelte Überfälle im Grenzgebiet ruhig verhallten hatten schienen sich zu einem Heer zusammen zu rotte. Sie hatten mehrere Grenzposten überlaufen und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Am beunruhigendsten war die Tatsache, dass die Attacken sehr gezielt und geplant wirkten, was laut dem Befehlshaber der Außenstreitkräfte, für Dämonen eher unüblich war, da zuminderst den unteren von ihnen dazu schlichtweg der Verstand fehle. Es bestehe also der dringende Verdacht, so der Kriegsveteran Finwár, welcher in seiner langen Dienstzeit oft gegen die dunkle Seite ins Feld gezogen war, dass hinter den Angriffen eine lenkende Macht stand, die womöglich ihr frisch aufgestelltes Heer an den Außenposten erprobt hatte. Dafür sprach auch, dass die Überfälle sich nie weiter ins Landesinnere erstreckten, sondern immer in entlang der Grenze stattfanden. „Schlimmstenfalls ist es tatsächlich Lucian, der seine Macht wieder soweit gefestigt hat, dass sein Herrschaftsanspruch ihm wieder auf den Thron verholfen hat und es ihm tatsächlich gelungen ist die einzelne Fürstentümer seines ehemaligen Reichs wieder unter seinem Banner zu vereinen.“ endete der alte Mann seine Ansprache. Eine angsterfüllte Stille erfüllte den Raum. „Sollte diese Vermutung sich tatsächlich als war erweisen, wäre dass das Ende des Friedens.“ brach Eria, eines der ältesten Ratsmitglieder mit belegter Stimme das Schweigen. Serena war sichtlich mit den Nerven am Ende. Ihr wurde schlecht und alles um sie herum begann sich zu drehen. Erschöpft sank sie auf den Thronsessel und bemerkte die besorgten Gesichter der Anwesenden. Eria kam zu ihr herüber und nahm sie in den Arm, was einige der Jüngeren recht verwunderte. Doch all jene, die zur Zeit des letzten Krieg gegen Lucias Armeen schon in den Diensten des Königs gestanden hatten, wussten um die Gefühle die in Serena gerade hervor krochen aus den tiefen Abgründen ihres Bewusstseins in die sie selbige verbannt hatte. Fast alle von ihnen hatten Freund, Familienmitglieder oder einen Gefährten verloren als Lucians Krieger das Land verwüsteten. Die Königin hatte damals ihre Zwillingsschwester verloren. Sie starb in Serenas Armen, knapp eine Woche nach Nathrelldas Geburt, an dem Gift mehrerer Pfeile, die sie für ihre Schwester abgefangen hatte. „wir alle haben schmerzhafte Erinnerungen an damals und sollte hier wirklich der Großkönig der Unterwelt die Fäden ziehen müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen. Doch noch sind das alles nur Spekulationen. Lucians Autorität ist damals in sich zusammen gebrochen. Es erscheint mir fast unmöglich, dass er seine Frühere Macht zurückerlangt hat. Wir werden Späher aussenden um uns Klarheit über die tatsächliche Sachlage zu beschaffen.“ ergriff des König das Wort. „An wen hattet ihr gedacht euere Hoheit? Diese Aufgabe sollte man nicht einem unerfahrenen Jungen anvertrauen, doch alle die sich im Grenzgebiet und die dahinter liegenden Gebiete auskennen sind zu alt um diese gefährliche Reise zu bewältigen.“ bemängelte Oberst Ewerro, der Oberkommandierende der königlichen Streitmächte, welcher die Soldaten lieber gemütlich von seinem Landhaus am Meer befehligte. „Oder aber, “ fügte Finwár Seitenblick auf den Oberst hinzu „er ist zu träge und zu fett geworden um seiner Pflicht nach zu kommen.“ Ein junger Leutnant mühte sich sichtlich ein Lachen durch einen Hustenanfall zu vertuschen und auch dir anderen Anwesenden entfleuchte ein Grinsen, während Ewerro rot anlief und aussah wie ein Vulkan, der kurz vorm Ausbruch stand. „Ich wüsste jemanden, doch es wird euch nicht gefallen.“ Alle Augen waren auf die Königin gerichtet. „Endymion!“
 

Als Nathrellda früh am nächsten Tag erwachte hatte sie die seltsamen Ereignisse der letzten Nacht schon fast vergessen, doch die allgemeine Unruhe, die fast greifbar in den Gängen des Schlosses hing rief die Erinnerung schnell wieder wach. Es war ungemein irritierend, dass sich niemand um sie zu kümmern schien, obwohl sie ihr fliederfarbenes Lieblingskleid trug und die Haare nur flüchtig mit einem Band zusammen gebunden waren. Normalerweise wäre sie in diesem Aufzug kaum aus ihren Räumen gekommen, geschweige denn bis in die Küche, in der sie jetzt stand um sich ein Honigbrot zu stibitzen. Um sie herum rannten alle wie aufgescheuchte Hühner umher und verrichteten ihre Arbeit in Windeseile. Selbst hier in der Küche, die sonst so früh am morgen ein Hort des Friedens und der Ruhe war schienen alle verrückt geworden zu sein. Ja nicht einmal der alte Samuel, der sonst gemütlich auf seiner Bank saß, sein Pfeifchen rauchte und einem, wenn man nur lange genug bettelte die herrlichsten Geschichten erzählte, ja nicht einmal der hatte auch nur einen kleinen Moment zeit, denn er war damit beschäftigt allerlei Proviant in braune Leinen Säcke zu füllen. Der Trubel in der Küche wurde Nathy bald zu viel und sie beschloss sich liebe im restlichen Schloss umzuhören, was denn eigentlich in alle gefahren war. Das stellte sich als schwieriger heraus als zunächst angenommen, denn niemand schien Zeit zu haben sich auch nur kurz mit ihr zu befassen. Darum beschloss sie sich wieder in die Nische beim Thronsaal zu klettern, was allerdings unmöglich war, da in den Gängen viel zu viel Menschen umher rannten, als dass sie ungesehen in das Versteck gelangen konnte. Der Thronsaal selbst war so voll wie die Kleine ihn noch nie gesehen hatte. Sie hatte keinerlei Chance hinein zu gelangen, da allem Anschein nach jeder wenigstens ansatzweise mitbekommen wollte, was drin gesprochen wurde. Das alles machte die Sache für Nathrellda nur noch spannender. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Es war Selene. „Was tust du denn hier?“ Welch nette Begrüßung, Nathys Stirn legte sich in tiefe Falten. „Sind denn eigentlich alle verrückt geworden? Alle rennen panisch durch die Gegend als könnte ich ihnen jeden Augenblick der Himmel auf den Kopf fallen, sie ignorieren mich total, rennen mich sogar um, und du..“ Selene hatte sich die Kleine gepackt und zog sie raus ins Freie zu den Pferdeställen, während diese laut vor sich hin schimpfte und sich aus dem Griff der Schwester zu befreien versuchte. „Lass mich…“ die ältere blieb so plötzlich stehen, dass Nathy fast den Halt verloren hätte. Im Vorhof standen mindestens zehn fertig aufgezäumte Pferde, von denen die meisten schon Gepäck für eine längere Reise aufgeladen hatten. „Es gibt Probleme in den Grenzgebieten. Weil aber niemand genaueres weis will Vater ein paar Leute ausschicken um nachzusehen. Darum sind alle so hektisch, weil sie die Abreise vorbereiten und dass muss schnell gehen. Hast du es jetzt verstanden?“ fragte Selene fast gereizt, was sonst eigentlich nicht ihre Art war. Selene war sonst immer ruhig, besonnen, ausgeglichen und regte sich selten wirklich über etwas auf. Nathy war diejenige, die für ihre Gefühlsausbrüche berüchtigt war, egal welcher Art die Gefühle waren, sie platzten Explosionsartig aus ihr hervor. Es war wirklich alles heute sehr merkwürdig. „Ist ja gut, ich hab’s verstanden.“ Kam es kleinlaut zurück. „Ist das da nicht Endymions Pferd? Geht er auch mit?“ „Ja“ lautete die knappe Antwort, bevor sich die Ältere umdrehte und ihre Schwester alleine Draußen stehen lies. Aha, das war also das Problem. Selenes Verlobter ging weg, darum war sie gar so schlecht drauf. Die Beiden hielten es nie allzu langen ohne einander aus. Seit Nathy denken konnte gab es einen Endymion an Selenes Seite. Sie mochte ihn recht gerne, vor allem weil er, wenn er gerade nicht viel zu tun hatte der kleinen Prinzessin den Umgang mit verschiedenen Waffen beibrachte. Er hatte ihr sogar einen kleinen Dolch geschenkt, den sie immer am Gürtel trug, getarnt durch einen mit Blumen betickte Beutel, an dessen Innenseite eine Halterung für den Dolch war. Dank Endymions Unterricht konnte Nathrellda mit ihren acht Jahren gut mit einem Kurzbogen umgehen und sich mit dem Dolch halbwegs verteidigen. Nur das Schwert war ihr einfach noch viel zu schwer und sie verlor oft das Gleichgewicht, bei dem versuch es zu schwingen und landete dann unsanft in Gras. Allerdings hatten die Jungen im Schloss allesamt Respekt vor dem Mädchen, den sie hatte schon manchem ein blaues Auge verpasst auch wenn er größer gewesen war als sie selbst. Darum war sie auch traurig darüber, dass ihr Lehrmeister anscheinend für längere Zeit weg sein würde. Aber allem Anschein nach war dieser Auftrag sehr wichtig, denn so aufgeregt hatte Nathy die Leute in der Stadt noch nie gesehen und der Trubel im Schloss war auch recht ungewöhnlich.

Der Spähertrupp reiste am späten Nachmittag ab, und die Situation entspannte sich etwas, trotzdem war die Stimmung im Schloss ungewohnt bedrückend. Die Prinzessin verfolgte die Gruppe von ihrem Turm aus mit den Augen, bis sie vom Wald verschluckt wurden. Sie war sich sicher, dass Selene jetzt auch irgendwo stand und den Waldrand anstarrte, bis ihr klar werden würde, dass das ihren Liebsten auch nicht zurückbringen würde, bevor sein Auftrag erledigt sein würde. Also machte sie sich auf die Suche nach ihre Schwester um sie ein wenig zu trösten und aufzuheitern. Sie fand Selene in Gedanken verloren auf einer Bank im Schlossgarten, Diana auf dem Schoss. Still rannen ihr Tränen über die Wangen. Nathy verstand nicht, was so schrecklich war, immerhin war es nicht das erste Mal, dass sie von ihm getrennt war und sonst war sie auch nie so schrecklich niedergeschlagen gewesen. Nachdem die beiden Schwestern eine Weile schweigend nebeneinander gesessen hatten und einander umarmt hatten brach die Ältere das schweigen. „Danke. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm sein würde wenn er geht.“ Sie wischte sich eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel. „Schon gut, er kommt ja wieder, deshalb versteh ich auch die ganze Aufregung nicht. Immerhin sind schon oft Leute ins Grenzgebiet gegangen um es zu erkunden, oder?“ fragte das Mädchen mit unschuldiger Stimme „Diesmal ist vieles anders. Aber damit du es wirklich verstehen kannst muss ich dir eine Geschichte erzählen. Das kann dauern, hast du Zeit?“ ein hälftiges Kopfnicken. „Du kennst ja die Legenden um unsere Ahnenherrin“, wieder ein Nicken, „Gut, dann weist du, dass es unsere Pflicht ist die Teufel und Dämonen von unserem Reich fern zu halten. Und vor deiner Geburt hatten unsere Feinde so wie wir einen obersten König, der sie befehligte. Diese Könige stammten in direkter Blutslinie vom Bösen persönlich ab.“ „Also von Luzifer, richtig? Das ist ja wirklich wie bei uns, wir stammen ja auch von der Ahnenherrin in direkter Linie ab.“ „Naja, fast. Aber du kannst Angela doch nicht mit einem Teufel vergleichen, Nathy! Und jetzt weiter… Der letzte Großkönig war Lucian. Autsch…“ Diana hatte einen Schmetterling entdeckt, war ihm hinterher gesprungen und hatte dabei Selene gekratzt. „Also wirklich, wie soll ich denn so meine Geschichte erzählen? Am besten fang ich noch mal von vorne an.“



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