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Raziels erste Liebe

oder: kann ein Vampir überhaupt lieben?
von

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Lernen, ein Vampir zu sein

Als Raziel und Marie in der dunklen Gasse nahe der Stadtmauern gelandet waren, spähte Raziel vorsichtig um die Ecke, um sicher zu gehen, das ihnen nicht noch ein Serafan entgegenkam. Glücklicherweise befanden sich fast alle vor den Stadtmauern. Und diese hatten Raziel und Marie bereits hinter sich gebracht.

Zufrieden schlenderte Raziel mit Marie durch die Stadt. Und obwohl es sich um eine Großstadt handelte, wandelten nur wenige Leute auf den dunklen Gassen. Zu sehr fürchteten sich die Menschen - trotz der aufmerksamen Serafan - das sie Opfer von Vampiren, wie Raziel und Marie, werden konnten. Eine Jagd würde sich also schwierig gestalten. Doch Raziel wäre nicht Raziel, wenn er nicht wüsste, wo sich selbst zu dieser späten Stunde noch unvorsichtige Sterbliche aufhielten.

Raziel nahm Marie selbstsicher an der Hand und führte sie ruhigen Gemütes und mit kaum hörbaren Schritten in die Nähe einer bekannten Kneipe. Raziel unterließ es aber, die müde heimtorkelnden Sterblichen anzugreifen. Denn diese besaßen zum Großteil sehr viel Alkohol im Blut, und das würde besonders Marie als jungem Vampir nicht gut bekommen. Es hieß also auf einen späten Besucher, der noch nüchtern war, zu warten.

Vom Schatten einer Hauswand vor Beobachtern geschützt verharrten Marie und Raziel geduldig einige Meter von der Kneipe entfernt. Marie nutzte die Zeit der Ruhe dazu, ihre Umgebung zu inspizieren. Als Mensch hatte sie sich wie viele nach Einbruch der Nacht nicht mehr aus dem Haus gewagt. Nach dem Tod ihrer Eltern durch die Vampire war sie sogar noch vorsichtiger geworden. Doch nun, als Vampir, brauchte sie sich weniger um ihre Sicherheit zu sorgen und konnte beruhigt die Schönheit der Stadt im Sternenlicht bewundern, und ihre neu erworbenen, vampirischen Sinne ließen sie weitaus mehr Details erkennen, als sie es als Mensch je vermocht hätte.

Ihr Blick ruhte auf dem reich funkelden Sternenzelt, als sie Raziels Hand auf ihrer Schulter spührte. Kaum sah sie zu ihrem Schöpfer, bedeutete dieser ihr mit einer kaum wahrnehmbaren Kopfbewegung in die Richtung einer Seitengasse zu blicken. Aus eben dieser hoben sich schon bald die schwachen Konturen eines jungen Mannes hervor. "lass mich sehen, wie du jagst, Marie. Ich werde mich im Hintergrund halten und dafür Sorgen, das er dir nicht entkommen kann und wir auch nicht von den Serafan bemerkt werden." flüsterte Raziel leise, während der Mann - unwissend, das er bereits dem Tode geweiht war - langsam aus der Seitengasse trat. Marie nickte und trat unsicher einige Schritte aus dem Schatten heraus. Dann jedoch zögerte sie und sah hilfesuchend zu Raziel. Es war ihr anzusehen, das ihre Unerfahrenheit sie verunsicherte. Aber Raziels aufmunterndes Lächeln ermutigte sie wieder, sodass sie sich - vorsichtig darauf bedacht, leise und unbemerkt zu bleiben - hinter den Mann schlich. Als sie direkt hinter ihm stand, sah sie erneut unsicher zu Raziel, welcher nur aufmunternd nickte. Darauf sprang Marie ihr männliches Opfer hinterrücks an und riss ihn durch die Wucht des starken Aufpralls zu Boden. Der Mann schien sich schnell von dem ersten Schock erholt zu haben, erkannte, was Marie war und versuchte sich panisch aus ihrem Griff zu befreien. Marie hielt ihn - wenn auch mit unsicheren Blick, da sie noch so unerfahren war - fest wie in einem Schraubstock. Als Maries Opfer erkannte, dass er sich nicht befreien konnte, versuchte er zu schreien. Raziel erkannte die Gefahr sofort und rief Marie hastig zu: "Beiß zu! Schnell!" Marie folgte Raziels Aufforderung und biss genau in dem Moment zu, als ihr Opfer schreien wollte. Durch den höllischen Schmerz ihres Bisses drang aus der Kehle des todgeweihten Mannes nun kein Schreien, sondern nur ein ersticktes Stöhnen. erneut versuchte er sich zu wehren, doch nun war es ohnehin zu spät. Mit jedem Tropfen Blut, das Marie aus ihrem Opfer saugte, wurde er schwächer. Raziel stand seelenruhig neben der gierig trinkenden Marie und schob Wache. Jedoch war ihm nicht entgangen, dass einige misstrauische Stimmen aus der Kneipe drangen. Raziel wurde langsam unsicher. Wenn die Sterblichen in der Kneipe den Angriff auf Maries Opfer gehört hatten, wurde es langsam brenzlig. Schließlich könnten sich auch einige Serafan im Gebäude befinden. Und wie auf ein stummes Kommando auf Raziels Gedankengänge vernahm er auch schon feste, entschlossene Schritte nahe des Eingangs. Raziel wandte sich zu Marie, die ihr mittlerweile bereits totes Opfer schon fast leergesaugt hatte. "Marie, wir sollten verschwinden. Wir haben scheinbar Aufsehen erregt." Obwohl Raziels gedämpfte Stimme ruhig klang, schreckte Marie sofort hoch und sprang geschmeidig auf ihre Beine. Raziel nickte kurz und sie beeilten sich, wieder in den schützenden Schatten der Häuser zu gelangen.

Keine Sekunde zu früh, denn in diesem Moment traten drei Serafan aus der Kneipe. Einen davon erkannte Raziel wieder: Serek, der Serafan, der Raziel damals aus dem Kerker der Serafan zur Guillotine am Hinrichtungsplatz geschleift hatte. Wut stieg in Raziel hoch. Er wollte diesen Serafan am liebsten in der Luft zerreißen, sich für die harte, unsanfte Behandlung im Kerker an ihm rächen. Doch mit der unerfahrenen, jungen und somit noch relativ wehrlosen Marie an seiner Seite war es zu riskant. Raziel nahm Marie an der Hand und verließ mit ihr lautlos den Ort des Geschehens. Marie spührte aber, das mit ihrem Schöpfer etwas nicht stimmte. Er war zu unruhig und wirkte auf sie merkwürdig gehetzt. Als sie in einem sicheren Ort in der Stadt stehen blieben, sah sie zu ihm. "Master, was ist los? Du wirkst so unruhig, Raziel, obwohl wir doch schon längst in Sicherheit sind." Raziel seufzte und holte tief Luft, ehe er sprach. "Einen der Serafan, die aus der Kneipe stürmten, habe ich wiedererkannt. Es war jener Serafan, der mich damals in dem Festungskerker zum Hinrichtungsplatz gezogen hat." Kaum hatte Raziel seine Erklärung beendet, bleckte auch Marie mit einem wütenden Fauchen ihre Fangzähne. "Warum sind wir nicht da geblieben und haben diesen jämmerlichen Serafan getötet?" fragte sie ihren Schöpfer. "Sie waren zu dritt, wir nur zu zweit. An für sich muss die zahlenmäßige Überlegenheit der Serafan nichts bedeuten. Ich hätte auch allein gegen sie bestehen können. Du aber, Marie, bist noch ein Neuling. Du bist unerfahren und kennst noch nicht all deinen Fähigkeiten. Ganz zu schweigen davon, dass du sie wahrscheinlich noch nicht richtig kontrollieren könntest. Ich hätte im Kampf auf deine Sicherheit achten müssen und hätte mir sicherlich viele unnötige Blößen gegeben." Mari nickte schwach. Nein, gefährden wollte sie ihren Schöpfer nicht. Dafür mochte sie ihn zu sehr.

Da Marie von dem Blut ihres Opfers gesättigt war, nahm Raziel sie wieder auf seinen Rücken, entfaltete seine starken, mächtigen Flügel und flog - wenn er sich auch Gedanken wegen dem Serafan aus der Kneipe Gedanken machte - mit Marie zurück zum Clan...



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