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Borderline

Ni~yaxSakito ^.^v
von

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Borderline

Borderline
 

Autorin: Nessera Noire

Kapitel: One-shot – 1/1

Fandom: Nightmare

Pairing: Ni~yaxSakito

Warnung: Kitschiger Schwachsinn

Disclaimer: Nightmare gehören nicht mir und ich kriege auch kein Geld für das Verzapfen von solchem Unsinn wie diesem. Und wirklich passiert ist das Ganze auch nie.

Danke an: Sareru Shu fürs Betalesen…auch wenns lange gedauert hat XD

Kommentar: Die Idee kam mir, als ich einmal morgens bei einem Wahnsinnssturm auf dem Weg zur Schule war und an einer Brücke vorbeikam, an der ein Baum umgestürzt war. In meiner Gegend stürmt es im Herbst und im Winter oft und heftig, weil es so nah am Meer ist. Und der Wind ist echt eisig kalt. Meine beste Freundin denkt bei einem solchen Sturm jedes Mal an die Apokalypse, ich verfluche nur meine langen Haare. XD Ehrlich gesagt mag ich solches Wetter sogar, ich finde diese gewaltige Kraft, die dahinter steckt, genauso faszinierend wie Sakito. Aber ich schau mir das Ganze lieber vom Fenster aus an als mich reinzustürzen. XD

An dieser Stelle also ein Gruß an das beschissene, regnerische, stürmische ostfriesische Wetter, haha. XDDDD
 

Ach ja….diese Story hat zwei Zeitstränge, nur so zur Erklärung, falls jemand verwirrt sein sollte. ^^’’’

Der kursiv geschriebene ist ein Flashback aus Sakitos Kindheit. Ich habe nirgendwo geschrieben, wie alt er und Ni~ya zu dem Zeitpunkt waren, ich weiß es nämlich selbst nicht. XD Auf jeden Fall sind sie noch Kinder. XD

Der normal geschriebene ist aus Sicht von Sakito in der Ich-Form und beschreibt die Gegenwart. Hier sind die beiden dann auch ein paar Jahre älter.

Ich hoffe, das Ganze fügt sich am Ende logisch zusammen, so wie ich mir das gedacht habe. ^_^’’’’’
 

~*~
 

„Ni~ya, schau mal nach draußen!“ Sakito saß am Fenster. „Ich würde gerne mal raus, wenn es so stürmt wie jetzt. Ich glaube, der Wind muss sich toll anfühlen, wenn er so stark weht wie jetzt.“

Ni~ya trat neben ihn. „Warum gehst du dann nicht einfach mal raus?“

„Ich darf nicht alleine. Und meine Eltern haben nie Lust. Sie sagen, ich sei verrückt, wenn ich bei so einem Mistwetter auch noch raus will. Und es ist gefährlich bei dem Sturm durch den Wald zu gehen.“

„Was soll schon passieren?“ Ni~ya zuckte mit den Schultern. „Sakito…“, sagte er langsam, „wollen wir zusammen rausgehen? Jetzt? Zum Meer?“

Sakito drehte sich mit leuchtenden Augen um. „Im Ernst?“

Ni~ya nickte.

„Gehen wir.“
 

~*~
 

Das Erste, was ich am Morgen mache, ist aus dem Fenster schauen. Ich springe aus dem Bett und laufe zum Fenster, ziehe die Vorhänge beiseite und sehe nach, was draußen für ein Wetter ist. Danach werfe ich mir den Morgenmantel über, schlüpfe in meine Pantoffeln und renne die Treppe hinunter, den Gürtel rasch im Gehen bindend. Erst an der Hautür mache ich Halt und atme ein paar Mal tief ein und aus, bevor ich schließlich ehrfurchtsvoll öffne und mir die Welt dahinter ansehe. Vielleicht fährt mir ein Windstoß durchs halblange braune Haar oder einige Regentropfen treffen mein Gesicht. Nur ein paar Minuten bleibe ich dort, erhasche ein flüchtiges Gefühl davon, wie sich das Wetter draußen anfühlt. Meine Füße bewegen sich während dieser Minuten nicht ein winziges Stück. Sie stehen parallel zueinander, die Fußspitzen vielleicht einige Zentimeter von der Türschwelle entfernt. Jeden Morgen denke ich beim Anblick dieser weiß gestrichenen, hölzernen Türschwelle erneut darüber nach, einfach einen Schritt nach vorn zu machen und sie wieder zu übertreten. Doch stattdessen mache ich diesen Schritt rückwärts und schließe die Tür. Dann gehe ich in mein Zimmer zurück, beginne meinen ganz normalen Alltag.

Dieses Ritual wiederholt sich jeden Morgen. Vermutlich werde ich die Schwelle nie wieder übertreten. Ich habe das Haus seit Jahren nicht mehr verlassen. Diese einfache weiße Türschwelle ist meine Grenze.
 

~*~
 

„Sakito, komm sofort zurück!“

Er hielt nicht an. Er hörte nicht auf die ängstliche, kreischende Stimme seiner Mutter, sondern ergriff die ihm angebotene Hand und lief. Er lief so schnell, dass er fast glaubte zu fliegen. Leichtfüßig trugen ihn seine Beine über das Gras, das in dem schnellen Lauf nur noch eine große grüne Masse bildete. Der Wind blies so stark in seinen Rücken, dass er ihn regelrecht vor sich her schob und ihm trotz des hohen Tempos die Haare ins Gesicht wehten, ihm neckend in die Augen schlugen und die Dinge in seinem Sichtfeld noch mehr verschwimmen ließ. Er war wie in einem Rausch.

Die Stimme seiner Mutter ging im Tosen des Sturms langsam unter und er fühlte sich mit jedem Schritt freier. Er genoss es: Den angenehmen Kontrast zwischen den schneidend kalten Windböen und Ni~yas warmer Hand in seiner; die sich in Farbkleckse auflösende Umgebung, die sich in seiner Fantasie zu einer neuen Welt zusammensetzte, auf eine Art und Weise, wie es nur im Kopf eines Kindes passieren konnte.

Er wäre ewig so weitergelaufen, hätte Ni~ya nicht nach einer Weile das Tempo gedrosselt, um schließlich schwer atmend stehen zu bleiben. Sakito stütze sich eine Weile mit den Händen auf seinen Knien ab, dann schaute er auf und ihm stockte der Atem.
 

Er und Ni~ya, sie standen auf einer Felsklippe. Einige Meter unter ihnen tobte schäumend das Meer auf den schmalen Strand zu, wo sich die hohen Wellen schließlich ihrem Schicksal hingaben und gluckernd brachen, bevor sie sich zurückzogen, einige Sekunden lang dunkle Spuren im Sand hinterlassend. Das wütende Brausen und Tosen der blauschwarzen Wassermassen überdeckte nahezu alle anderen Geräusche, so laut war es.

Am Horizont verdunkelten zusätzlich dunkle Wolkentürme das Bild, nur zeitweise erhellt durch zuckende Blitze, die gen Wasseroberfläche schossen.

Hinter ihm – so bemerkte Sakito – war die Klippe mit Büschen und hohen Bäumen bewachsen, zwischen denen er und Ni~ya hindurch gerannt waren und die im Sturm schwankten und bunte Blätter um sie herum wirbeln ließen.

„Das ist…überwältigend“, hauchte Sakito. Ni~ya nickte nur und nahm erneut seine Hand. Und so standen sie da, minutenlang, in einvernehmlichem Schweigen und betrachteten gebannt das Naturschauspiel, das sich ihnen bot. In diesen Minuten zeigte ihnen die Natur ihre geballte Kraft und ließ die beiden sich klein und unbedeutend fühlen.
 

Erst, als die ersten Regentropfen ihre Gesichter trafen, lösten Sakito und Ni~ya sich wieder aus ihrer Erstarrung und sahen sich erschrocken an. Die dunklen Wolkenmassen waren jetzt nicht mehr irgendwo am Horizont – das Gewitter war direkt über ihnen!
 

~*~
 

Es gibt nichts an diesem Tag, das mich annehmen lässt, er würde in irgendeiner Weise anders werden als jeder Tag in den letzten Jahren. Bis zum Mittag bleibt es still im Haus. Es ist Sonntag. Kein Privatlehrer, der versucht, mir Französisch oder Mathematik beizubringen, keine Hausangestellten, die mit Staubwedeln durchs Haus laufen und sich fröhlich unterhalten, während sie die Betten aufschütteln. Selbst wenn, die meiste Zeit lässt man mich eh in Ruhe. Außer Hausangestellten und Lehrern habe ich in den letzten Jahren nicht viele Menschen getroffen, doch ich will mit keinem von ihnen näher zu tun haben. Ich habe zu viel Angst, dass es wieder passiert. Dass ich erneut einen Menschen verliere, den ich so lieb gewonnen habe wie damals Ni~ya. Ich will nie wieder einen Menschen verlieren, der mir so wichtig ist, und vor allem will ich nicht wieder selbst daran Schuld sein. Da bleibe ich lieber für mich allein.

Und ich bleibe hier. Das war meine eigene Entscheidung. Ich will niemanden treffen, ich will nicht an den Unfall erinnert werden. Deshalb verkrieche ich mich im Haus. Man könnte auch sagen: Ich verstecke mich. Aber das ist mir egal. Eigentlich ist mir das Meiste egal. Ich fühle nicht viel mehr als diese entsetzliche Leere, die meinen Körper ausfüllt, seit Ni~ya gegangen ist.
 

Gegen Mittag klingt von unten Geschirrklappern herauf. Meine Eltern bekommen Besuch, wieder einmal. Wieder einmal werde ich mich nicht blicken lassen.

Irgendwann höre ich die Stimmen unten im Flur. Begrüßungen, meine Mutter, die etwas sagt wie „Bist du aber groß geworden, Yuuji!“. Eine tiefe Jungenstimme antwortet ihr etwas, was ich nicht verstehen kann. Ich horche auf, als auf einmal mein Name fällt, doch sie sprechen zu leise. Von meinem Zimmer aus kann ich nicht hören, was gesagt wird. Egal. Ich lasse mich zurück auf mein Bett fallen, überlege, womit ich mich beschäftigen kann, wenn ich schon nicht nach unten kann, weil ich dem Besuch aus dem Weg gehen will.
 

~*~
 

Ni~ya fasste sich als Erster wieder: „Sakito, schnell, zurück zum Haus!“

Er griff nach der Hand seines Freundes und zog ihn hinter sich her. Sie rannten den Weg zurück durch den Wald. Der Regen verwandelte sich innerhalb weniger Minuten zu einem wahren Wolkenbruch und peitschte in ihre Gesichter, durchnässte sie bis auf die Haut. Lange Blitze zuckten über den Himmel, nahezu unmittelbar gefolgt von ohrenbetäubenden Donnerschlägen.

Der Sturm wurde immer stärker und riss die beiden Jungen fast von den Beinen. Sakito bekam Angst, als direkt hinter ihm ein großer Ast von einem Baum brach, doch Ni~ya zog ihn erbarmungslos weiter. Sakito war schon völlig außer Atem, sodass er froh war, als Ni~ya plötzlich anhielt. Vor ihnen versperrte ein dicker, herunter gebrochener Ast den Weg.

Ni~ya strich sich das klatschnasse Haar aus der Stirn und griff dann mit beiden Händen in das Geäst.

„Schnell, Saki, hilf mir, ihn zur Seite zu ziehen! Nur ein kleines Stück, dann können wir vorbei!“

Rasch stapfte Sakito durch den Matsch zu Ni~ya und griff ebenfalls nach dem Ast. Gemeinsam zogen sie das schwere Holz schließlich ein Stück aus dem Weg. Schwer atmend ließen sie los, als das geschafft war. Ni~ya lächelte und hielt Sakito erneut seine Hand hin.

„Komm, wir sind bald da!“

Doch in dem Moment, als Sakito die ausgestreckte Hand ergriff, erhellte wieder ein Blitz ihre Umgebung. Fast unnatürlich hell leuchtete alles für einen Moment auf; Sakito konnte die Elektrizität beinahe körperlich spüren, es kribbelte auf seiner Haut. Erst als das Licht verschwand, der Donner nachfolgte und der getroffene, verkohlte Baum sich langsam zu ihnen hinunter neigte, reagierte er.

Er zog Ni~ya mit sich, als er einen Satz nach hinten machte, stürzte dabei in den Schlamm und schlug mit dem Kopf auf einen Stein. Dumpf dröhnte der Schmerz in seinem Kopf und in ihm drehte sich alles, dann wurde sein Kopf wieder klar und er richtete sich auf. Ni~yas und seine Hand waren noch immer miteinander verschränkt, doch war Sakito rechtzeitig zurückgesprungen, wohingegen der Baum den anderen unter sich begraben hatte.

„N-Ni~ya?“, fragte er mit zitternder Stimme.

„Hngh“, machte Angesprochener nur, doch er öffnete ein wenig die Augen. „Itai…verdammt“, stöhnte er mit schmerzverzerrtem Gesicht.

Sakito bekam langsam aber sicher Panik angesichts dieser Situation.

Er sprang auf, ließ Ni~yas Hand los und stemmte sich gegen den schwarz verkohlten Stamm, versuchte ihn mit aller Kraft von seinem Freund herunter zu rollen. Er strengte sich so sehr an, dass ihm der Schweiß ausbrach.

Endlich bewegte sich der schwere Baum ein Stück, doch sofort schrie Ni~ya schmerzerfüllt auf. Erschrocken ließ Sakito los. Ni~ya ballte vor Schmerz die Hände zu Fäusten und kniff die Augen zusammen. Doch dann entspannte sich sein Körper auf einmal.

Entsetzt kniete Sakito nieder und rüttelte vorsichtig an Ni~yas Schulter. Er reagierte nicht.
 

~*~
 

Die Besucher haben sich ins Esszimmer verzogen. Ich kann sie mit dem Besteck klappern hören und wie sie sich unterhalten. Doch irgendwann kommt eines der Hausmädchen die Treppe hoch. Ich erkenne sie an den Schritten. Sie klopft zaghaft an der Tür, bevor sie mein Zimmer betritt.

„Sakito-san…Baba Yuuji-san lässt fragen, ob er zu dir kommen darf“, erklärt sie mir ihr Kommen.

„Wer ist Baba Yuuji?“, frage ich erstaunt, während ich mich auf meinem Schreibtischstuhl aufrichte. Ich glaube nicht, dass ich diesen Namen kenne. Obwohl…sehr, sehr dunkel erinnere ich mich vielleicht an irgendwas. Ich bin mir nicht sicher.

„Der Sohn von dem Besuch deiner Eltern. Er ist in deinem Alter. Er meinte, er würde gern mit dir sprechen“, klärt mich das Mädchen weiter auf.

Ich zucke die Schultern. „Sag ihm, ich will niemanden sehen.“
 

Vergebens. Trotz meiner Absage kommen wenige Minuten später fremde Schritte die Treppe hoch. Dieser Kerl ist aufdringlich! bemerke ich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Er klopft an der Tür.

„Ich bin beschäftigt!“, rufe ich wütend. Doch diesem Yuuji ist das scheinbar egal, ich höre ihn die Tür öffnen. Aufgebracht drehe ich mich um. „Ich habe doch ausrichten lassen, dass ich niemanden sehen will!“

Der Eindringling blickt ziemlich erschrocken drein und hebt entschuldigend die Hände.

„Ganz ruhig, du brauchst mich nicht gleich so anzufahren, ich will mich nur unterhalten.“

Ich schnaube abfällig. Leider muss ich gegen meinen Willen feststellen, dass er eine angenehme Stimme hat und ganz und gar nicht schlecht aussieht, im Gegenteil: groß, schlank, durchtrainiert, ein hübsches Gesicht mit schönen dunklen Augen. Das Lippenpiercing wirkt ziemlich sexy. Seine Haare sind merkwürdig silbern gefärbt, aber es steht ihm. Trotzdem: Er soll mich in Ruhe lassen.

Mit verschränkten Armen sehe ich ihm dabei zu, wie er die Tür hinter sich schließt, mit eleganten Schritten durchs Zimmer geht und sich auf mein Bett setzt. Lächelnd dreht er seinen Kopf zu mir.

„Sieh mich nicht so wütend an, Sakito, das steht dir nicht.“

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Ist das alles, was du mir zu sagen hast?“

„Sakito….“ Er seufzt. „Jetzt sei doch nicht so…oder bist du sauer, weil ich mich so lange nicht hab blicken lassen?“

„Eh?“

„Heißt das ja?“, lacht er, „anou…ich wollte dich schon länger einmal wieder besuchen kommen, aber irgendwie waren unsere Eltern da wohl nicht so begeistert von…und dann sind wir weggezogen und ich bin bis heute nicht wieder in diese Gegend gekommen. Ich….“ Er kratzt sich verlegen am Kopf. „Ich hab oft an dich gedacht, Sakito.“

Verwirrt sehe ich ihn an. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich kenne diesen Menschen doch gar nicht!

„Ich…ich weiß nicht, was du meinst“, stammle ich hilflos. Er hebt überrascht den Kopf und sieht mich fragend an.

Ich schlucke trocken. „Ich glaube nicht, dass ich dich kenne. Ich erinnere mich nicht an einen Yuuji.“

Mein Gegenüber wird blass. „Sakito…“, haucht er, „Sakito, sag, dass das nicht wahr ist. Bitte…sag, dass du mich nicht vergessen hast.“ Seine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern. Ich weiß nicht, was ich zu ihm sagen soll, ich fühle mich plötzlich wie im falschen Film.
 

~*~
 

Was danach passiert war, daran sollte sich Sakito später nicht mehr ganz genau erinnern.

Jedenfalls rannte er nach dem ersten Schock zurück zum Haus, berichtete seinen und Ni~yas Eltern, die zu Besuch waren, unter Tränen, was passiert war und sah den beiden Vätern nach, wie sie in den Wald rannten. Ni~yas Mutter rief währenddessen einen Rettungswagen; seine eigene schälte ihn schimpfend aus den triefenden Klamotten und verpasste ihm ein heißes Bad.

In einem dicken Pullover und in eine Wolldecke eingewickelt, heißen Tee schlürfend, sah er vom Küchenfenster aus den Krankenwagen, in den das bewusstlose Bündel Mensch hineingetragen wurde.

Sakito stand so neben sich, dass er all diese Geschehnisse gar nicht richtig realisierte. Nur die schallende Ohrfeige, die sein Vater ihm später gab, war ihm lebhaft in Erinnerung geblieben.
 

Die nächste Zeit kamen Ni~ya und seine Eltern nicht mehr zu Besuch. Und Sakitos Mutter, jetzt noch besorgter als zuvor, behielt ihn im Haus und überwachte ihn in ihrer gluckenhaften Art rund um die Uhr. Beide Elternteile waren sehr streng mit ihm und ließen ihn spüren, dass er einen folgenschweren Fehler gemacht hatte, als er bei dem Sturm unerlaubt das Grundstück verlassen und so sich und Ni~ya in Gefahr gebracht hatte. Seine Eltern wussten, dass ihr kleiner Ausflug Sakitos Idee gewesen war.

Über den Unfall wurde allerdings nicht gesprochen. Kein einziges Wort verloren seine Eltern darüber und Sakito traute sich nicht nachzuhaken.

Als er eines Tages dennoch zaghaft nach seinem Freund fragte, erhielt er von seiner Mutter nur ein scharfes „Der kommt nicht mehr wieder!“ zur Antwort.

„Nie mehr?“, fragte er.

„Nein. Nie mehr. Und jetzt frag nicht mehr danach.“

Sakito hielt sich daran. Er sprach nie wieder von Ni~ya.

Und doch war für ihn eine Welt zusammengebrochen. Die Sache war eindeutig: Ni~ya war tot.

Weil er die Idee zu diesem gefährlichen und unerlaubten Ausflug hatte.

Weil er nicht schnell genug reagiert hatte und Ni~ya deshalb von dem Baum getroffen wurde.

Weil er den Stamm nicht zur Seite rollen konnte und weil Ni~ya erst schmerzgepeinigt zusammengebrochen war, als er es versuchte.

Es war seine Schuld gewesen. Er hatte Ni~ya umgebracht.
 

~*~
 

Zum Glück spricht Yuuji weiter, bevor ich etwas sagen kann. Seine Stimme klingt so traurig, dass ich das Bedürfnis habe, ihn in den Arm zu nehmen und zu trösten.

„Du weißt es wirklich nicht mehr…dabei haben wir als Kinder so viel Zeit miteinander verbracht, bis…bis ich diesen Unfall hatte…“

Unfall?

Mit einem Mal fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich kann mich einfach nicht irren mit dem, was ich gerade denke. Mit schockgeweiteten Augen springe ich von meinem Stuhl auf. Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern. „Das kann doch nicht…Ni~ya?“

Er schaut auf, nickt. „Ja.“

Ich habe das Gefühl, dass sich die Gedanken in meinem Kopf überschlagen. Das ist unmöglich! Ich weiß nicht, wie ich diese Information verarbeiten soll, dieses Puzzle fügt sich nirgendwo zusammen. In meinem Kopf dreht sich alles. Ich spüre, wie meine Beine unter mir nachgeben und ich zitternd auf die Knie sinke. Ich sitze einfach da, die Arme herunterhängend und starre ihn an, bin nicht mehr fähig, mich zu rühren.

„Aber…“, stottere ich letztendlich, „aber Ni~ya ist tot!“ Auf einmal sprudeln die Worte in meiner Fassungslosigkeit nur so aus mir heraus. „Ni~ya ist gestorben! Wegen mir! Ich hab ihn doch umgebracht…meine Eltern…sie haben es doch gesagt, dass er nie mehr wieder kommt…du kannst nicht Ni~ya sein! Hör auf, mich anzulügen!“

Ich breche in Tränen aus. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen und lasse einfach zu, wie mein Körper von Schluchzern geschüttelt wird.

Doch plötzlich ist er bei mir, geht in die Hocke und streicht mir mit einer Hand über die Wange. Mir fehlt die Kraft, mich dagegen zu wehren, in meinem Schock wiege ich nur noch meinen Oberkörper leicht vor und zurück, wispere dabei immer wieder „Ni~ya ist tot…meine Schuld…“.

„Sshhh“, macht er leise. Er versucht, mich zu beruhigen, rückt näher an mich heran und schließt vorsichtig die Arme um meine zitternde Gestalt. Vermutlich weiß er überhaupt nicht, was er von dieser ganzen Situation halten und wie er mein wirres Gerede einordnen soll, jedoch versucht er, sich das nicht anmerken zu lassen.

„Wer auch immer dir das erzählt hat, Sakito, wie du auch darauf gekommen sein magst, es stimmt nicht. Sakito, sieh mich an.“ Wie um seine Aufforderung zu verdeutlichen, nimmt er meinen Kopf in seine großen Hände, zwingt mich so dazu, ihm ins Gesicht zu sehen. Wie von selbst legen sich meine Hände an seine Oberarme.

„Sakito…du hattest keine Schuld an diesem Unfall. An einem Unfall hat keiner Schuld, er passiert einfach. Du hast immer so sehnsüchtig aus dem Fenster gestarrt, da konnte ich nicht anders, als dir vorzuschlagen, mit dir zu den Klippen zu gehen. Keiner von uns beiden konnte ahnen, dass das Gewitter so schlimm wird und ein Baum auf mich stürzt.“

„Aber…“

„Nichts aber, Saki. Ich wäre nicht mitgegangen, wenn ich es nicht selbst gewollt hätte.“ Liebevoll lächelt Ni~ya mich an, bevor er weiter spricht. „Nach dem Unfall habe ich mehrere Wochen im Krankenhaus gelegen…ich hatte schwere Verletzungen. Aber wie du siehst, ist alles wieder in Ordnung.“

Er lächelt weiterhin, lehnt sich dann ein Stückchen vor, sodass seine Stirn die meine berührt und wir uns direkt in die Augen sehen. Ich kann seinen Atem spüren, als er erneut anfängt zu sprechen.

„Ich hab mich so oft gefragt, wie es dir wohl geht, wie du heute aussiehst. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du so hübsch geworden bist.“ Er muss ein wenig lachen, als er sieht, wie ich rot werde. Ich würde jetzt ja gerne meinen Kopf wegdrehen, aber seine Hände liegen immer noch an meinen Wangen und hindern mich daran.

„Sakito…ich hab dich vermisst“, flüstert er, dann beugt er sich noch ein Stück weiter vor und küsst mich vorsichtig.

Erschrocken reiße ich einen Moment lang die Augen auf, doch schnell schließe ich selbige und beginne das Gefühl seiner weichen Lippen auf meinen zu genießen, kralle währenddessen meine Hände fester in seine Arme. Es ist ein unschuldiger, vorsichtiger Kuss, den wir in diesem Augenblick teilen, nur leicht und sanft bewegen sich unsere Lippen gegeneinander; zu viel Angst haben wir beide unnötigerweise davor, dass der andere einen doch noch zurückstößt.

Und während diesem Kuss fügt sich das Puzzle in meinem Kopf endlich zu einem vollständigen Bild zusammen. Schon als Kind war ich mir immer einem undefinierbaren Gefühl bewusst, welches ich in Ni~yas Gegenwart fühlte; jetzt breitet sich in meinem Körper eine überwältigende Wärme aus, als mir klar wird, was dieses Gefühl zu bedeuten hat: Ich liebe ihn. Ich habe Ni~ya all die Jahre geliebt. Er hat mir gefehlt, er war verantwortlich für die Leere, die die letzten Jahre mein Leben bestimmt hat.

„Ni~ya!“, keuche ich atemlos, löse mich von seinen Lippen. Ich muss es ihm einfach sagen.

„Ich…ich liebe dich.“

Ungläubig sieht er mich an, flüstert meinen Namen. Dann zieht er mich in seine Arme.

„Sakito…du hast keine Ahnung, wie sehr ich mir gewünscht habe, das von dir zu hören. Ich hab dich von Anfang an geliebt, Saki“, wispert er, bevor sich unsere Lippen nochmals zu einem Kuss treffen.

Plötzlich ist die Leere ausgefüllt, all meine Ängste sind verschwunden. Es fühlt sich so vollkommen an, etwas wiederzufinden, was man verloren glaubte.
 

Gemeinsam stehen wir vor der weißen, hölzernen Schwelle, die Tür bereits geöffnet. Langsam berühren sich unsere Hände, umfassen einander. Ni~ya gibt mir einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Er lächelt.

„Gehen wir.“
 

~*~
 

Es ist vollbracht. -___-

Diese Ff hat mich zwischenzeitlich so zur Verzweiflung getrieben, dass ich eines Abends im ICQ zu meiner Freundin sagte: „vielleicht sollte ich die ff umbenennen...wenn sie nicht mehr borderline heißt, bringt sie mich vielleicht auch nicht mehr an meine grenzen“



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Kommentare zu diesem Kapitel (21)
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Von:  -Kazu-
2009-04-16T13:49:27+00:00 16.04.2009 15:49
awww,ich bin grad fertig geworden mit lesen,ich muss sagen die ist echt schön geschrieben,es hat sich gelohnt mit den zwei zeiten schrieben<3
echt toll,total niedlich und alles,respekt♥
weiter so!!
lg kazu
Von:  -Kazu-
2009-04-16T13:48:12+00:00 16.04.2009 15:48
awww,ich bin grad fertig geworden mit lesen,ich muss sagen die ist echt schön geschrieben,es hat sich gelohnt mit den zwei zeiten schrieben<3
echt toll,total niedlich und alles,respekt♥
weiter so!!
lg kazu
Von:  Mucc
2008-07-13T19:27:15+00:00 13.07.2008 21:27
aw is das schön °__°)<3
Von: abgemeldet
2008-05-12T22:53:10+00:00 13.05.2008 00:53
Ich bin grad schockiert, dass ich diese ff so spät entdecke xDDDD
Dabei ist sie soo genial **, einer deiner besten FFs <3333
wunderbar, du hast mir den Abend gerettet mit der ff ^^
fayn
Von: abgemeldet
2008-04-15T19:44:34+00:00 15.04.2008 21:44
Ich hab fast geheult....ahhhh, gerade als ich das Schlimmste vermute steht ER plötzlich wieder da......
Von: abgemeldet
2008-04-11T07:35:18+00:00 11.04.2008 09:35
Also ich find das toll, dass du den Kampf gegen die FF aufgenommen hast ^___^ Sie ist nämlich total tollig geworden! Mir tut Saki irgendwie total leid wegen seinen Eltern. Aber ich schätze, dass Ni~Ya ihn da rausholt und ihm hilft. Weiter so^^
*dich flausch*
Von:  Kanoe
2007-12-28T11:57:23+00:00 28.12.2007 12:57
gefällt mri schön geschrieben
und da sieht man mal weider was ne falsche formulierung anrichten kann
Von: abgemeldet
2007-12-28T01:35:54+00:00 28.12.2007 02:35
hei sorry, das Kommi von ank-chan eben war ich *nick*
ist ein zweiter Nick, nicht wichtig, denk dir einfach Ganesa anstatt ank-chan *nick* danke
Von: abgemeldet
2007-12-28T01:30:27+00:00 28.12.2007 02:30
ahh da sit es wieder, eine deiner FF's die mich vollkommen umhaut. sie ist aber auch einfach nur toll.
ohh man Ni~ya war bestimmt immer scheiße zu schreiben wa. also mich nerven ja schon Namen wie Toshiya nach ner zeit aber Ni~ya. bäähh

aber die FF ist toll, so traurig und hat so ein schönes happy end *schnüff*
scheiß Eltern. bloss das mit dem anderen Namen hab ich nicht gerafft, könnte an der Uhrzeit liegen aber ich weiß nicht *Schulter zuck*
Ich kenn eine thematisch sehr ähnliche FF, die solltest du mal lesen, sie ist unter meinen Favos und heißt "schweben, fliegen, fallen" die ist sehr ähnlich und mindestens genauso geil.
doch deine hat ein wesentlich schöneres Ende.
verliebt desu
Von:  MikaChan88
2007-11-21T19:06:46+00:00 21.11.2007 20:06
total super.
war zwar traurig, aber das hat sich ja wieder gelegt. ^-^

cu,
MikaChan


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